Der Wolf in mir von Momokolloi ================================================================================ Kapitel 38: Der verbotene Garten -------------------------------- „Was? Nein, nein, nein, wie konnte das nur passiern? Was ist hier los?“ Panik stieg in ihr auf und sie versuchte sich krampfhaft zu beruhigen. Doch das hielt nicht lange an. Immer wieder dachte sie, dass es nur ein Traum wäre und sie gleich aufwachen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Fassungslos starrte sie in den Spiegel und konnte sich nur vorstellen, wie ihr entsetztes Gesicht aussehen musste. „Okay Lindsey, denk nach.“ ermahnte sie sich selbst. „Was kann der Grund dafür sein, dass du nicht mehr in deinem Körper bist.“ Viele Möglichkeiten gab es nicht. Entweder ist es durch das Artefakt passiert, oder deswegen, was Tarek mit ihr gemacht hat – um sie zu retten. Doch sie hatte keine Zeit darüber zu philosophieren, sondern musste handeln. Mit schnellen Schritten war sie in dem Schlafzimmer und sah auf einmal sich selber. Sie sah sich selbst am Schrank gelehnt sitzen. Ihre Augen waren geschlossen und sie atmete gleichmäßig, aber man merkte sofort, das etwas nicht stimmte. Zögernd trat Lindsey auf sich selbst zu – ihren Körper – sie schluckte, als sie ihn berührte. Ihre Hände glitten einfach so durch ihren Körper hindurch. Also war es wahr. Irgendetwas hatte ihren Geist oder ihre Seele von ihrem Körper getrennt und sie musste herausfinden was, oder wenigstens, wie sie das alles wieder rückgängig machen kann. Sie ging auf das Artefakt zu und streckte ihre Hand danach aus. Sie konnte noch Sachen anfassen, also musste es auch bei dem Artefakt funktionieren. Mit einer Mischung aus Zweifel und Hoffnung berührte die Assassine das Artefakt und schüttelte die Zweifel erst ab, als sie sich wieder in der Geisterwelt wieder fand. „Tarek? Bist du da? Ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“ „Da bist du ja wieder.“ Erschrocken drehte sich die Assassine zu dem Geist um. „Hätte nicht gedacht, das du so schnell wieder kommst.“ „Ja, wenn ich nicht von meinem Körper getrennt worden wäre, hätte ich das bestimmt auch nicht nötig gehabt!“ konfrontierte sie ihn mit der Neuigkeit. „Ich bin nur noch ein Geist in meiner Welt!“ „Na dann passt du ja super hier her.“ witzelte Tarek. „Das ist nicht witzig! Ich muss wieder in meinen Körper, sonst kann ich meine Aufgabe nicht erfüllen und alle werden mich für tot halten.“ Panik überkam sie und vor ihren Augen bauten sich Szenen auf, was nach ihrem Tod alles passieren könnte. Schreckliche Dinge. Ihr Vater würde alle Teile bekommen und unendliche Macht erhalten. Was würde dann mit ihrer Mutter geschehen? Würde er sie immer noch bei sich behalten oder nur umbringen wollen? Und was würde aus den Leuten in der Siedlung werden? Dem alten Mann und.......Connor. Würde er sie vermissen, wenn sie nicht mehr wäre? „Um wieder in deinen Körper zurück zukehren, wird es nicht leicht.“ erzählte ihr Tarek. „Ich habe dies absichtlich gemacht, sonst wärst du hier gestorben. Diejenigen die im See leben und Fragen beantworten, lassen ihre Beute nicht gerne gehen.“ Also hat er mir das Leben gerettet. „Wenn du wieder eins mit deinem Körper sein willst, musst du von einer Frucht essen, die an einem Baum wächst, der im Verbotenen Garten steht.“ „Klingt gar nicht so schwer, also wo ist dieser Garten?“ fragte das Mädchen und sah schon in Gedanken, wie sie in ihrem Körper wieder aufwachen würde. „Der ganze Hacken an der Sache ist, das der Garten von einer hohen Mauer umgeben ist. Das einzige Tor, das es gibt wird bewacht und das immer. Du musst erst einen Weg hinein finden.“ „Scheint nicht das Problem zu sein, ich bin gut im Klettern.“ „Ich glaube nicht, dass du an einer Steinmauer hinauf kommst. Wenn du erwischt wirst, ist es aus mit dir. Gegen die Wächter des Gartens kommst du nicht an und sie bewachen den Garten nicht nur draußen, sondern auch drinnen.“ „Aha, okay ich fasse mal zusammen. Ich muss einen Garten finden, der von einer Mauer umgeben ist, nur einen Eingang hat, gut bewacht wird und ich nicht die geringst Chance gegen diese Typen habe.“ Sie blickte Tarek an, doch sein Blick verriet ihr, das es da noch einen weiteren Hacken gab. „Spuck's aus.“ meinte sie nur. Schlimmer kann es ja nicht mehr kommen. „Wenn du erstmal in dem Garten bist, musst du auch den richtigen Baum finden. Es stehen da sehr viele Bäume mit Früchten, die alle etwas anderes bewirken.“ klärte er sie auf. „Das ist doch wohl ein Scherz, oder?“ Doch ihr Gegenüber blickte sie fest an. Es war kein Scherz. „Wie soll ich denn da bitteschön die richtige Frucht finden?“ Frustriert fuhr sich die Assassine durch's Haar. Als sie Tarek wieder anblickte, schmunzelte dieser geheimnisvoll. „Was ist? Du verheimlichst mir etwas, oder? Gibt es noch eine andere Möglichkeit.“ „Also eins steht schon mal von vornherein fest,“ meinte er, „du bist nicht gerade die Hellste. Wenn du dich noch zurückerinnerst, habe ich damals versucht in deinen Körper zu kommen und was glaubst du wie ich das angestellt habe?“ Mit einem Mal hellte sich Lindseys Miene auf und sie verstand. „Du hast sie gefunden. Also weißt du welcher Baum der richtige ist?“ er nickte nur mit dem Kopf. Lindsey wäre ihm am liebsten um den Hals gesprungen, doch sie blieb sachlich. „Okay, also worauf warten wir noch? Je eher ich wieder in meinem Körper bin, desto besser.“ Die ersten Minuten verliefen recht schweigsam. Beide liefen still nebeneinander her und wechselten kaum ein Wort. Lindsey wusste nicht was sie ihm erzählen sollte. Die Sachen die sie in ihrem Leben erlebt hat, waren zwar teilweise spannend, doch konnte sie sich nicht vorstellen, das es Tarek interessieren würde. „Woher weißt du von dem Garten?“ platzte es plötzlich aus ihr heraus. Die Neugierde in ihr war einfach zu groß und sie konnte einfach nicht still vor sich her laufen. „Als mein Bruder und ich zu Geister wurden, verbrachten wir eine lange Zeit hier in dieser Welt.“ „Das heißt ihr seid gestorben?“ Doch Tarek schüttelte auf diese Frage nur den Kopf. „Nein, es ist ein bisschen anders. Ich glaube mir bleibt nichts anderes übrig, als dir die ganze Geschichte zu erzählen.“ meinte er mit einem Seufzer. „Alles fing an, als Trivian und ich einen Beutel in der Wüste gefunden hatten. Wir wollten Wasser holen, an einer bestimmten Stelle. Und als wir fast da waren, sahen wir einen Mann in unmittelbarer Nähe, neben dem Brunnen liegen. Sein abgemagerter Körper steckte in zerfetzten Kleidungen und er sah schon sehr alt aus. Erst dachten wir, das er versucht hatte Wasser zu bekommen, aber es entweder nicht geschafft oder der Brunnen ausgetrocknet war. Aber nichts von dem beiden war der Fall. Die Seilwinde funktionierte einwandfrei und das Wasser war frisch wie eh und je. Die Tatsache das etwas anderes den Mann umgebracht hat, machte mir ein wenig Angst, doch Trivian reizte es um so mehr. Er durchsuchte den Mann, da er meinte, wenn er schon hier verwesen würde, wir wenigstens ihn um seine Sachen erleichtern können, die er bei sich trug. Ich war zwar dagegen, da es meiner Meinung nach Diebstahl war, doch Trivian hörte nie auf mich. Außer einem Buch und ein paar vergilbten Seiten, fand er noch einen ledernen Beutel, in dem merkwürdige Gegenstände waren. Insgesamt waren es vier Stück. Sie hatten eine unsymmetrische Form und schienen irgendwie alle zusammen zu passen. Mein Bruder steckte alles ein, egal wie sehr ich ihm auch ins Gewissen redete. Wir hatten keine Ahnung was das für Gegenstände waren, geschweige denn wozu sie dienten oder fähig waren. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Mir gefiel die Sache gar nicht. Und mein Gefühl behielt Recht. Als wir vom Wasser holen wieder Zuhause ankamen, schloss sich mein Bruder sofort in sein Zimmer ein und ließ keinen zu sich. Nicht einmal ich durfte zu ihm. Von dem Tag an sah ich ihn kaum noch. Auch seine ganze Einstellung veränderte sich mir gegenüber. Als ich einmal in sein Zimmer ging und das merkwürdige Ding, welches er seine ganze Aufmerksamkeit schenkte, nur betrachtete, hatte er mich angeschrien und mir sogar gedroht mich zu töten, wenn ich nicht sofort hinaus gehen würde.“ „So schrecklich hat ihn das Artefakt verändert?“ unterbrach Lindsey den Geist in seiner Erzählung. „Ja und noch viel mehr.“ antwortete er darauf und wirkte ein wenig traurig. „Das tut mir sehr leid. Du musst mir auch nicht erzählen was damals passiert ist, wenn du nicht möchtest. Ich möchte nur wissen, ob Trivian so geblieben ist? Ich meine, auf mich wirkte er nicht so besessen.“ „Es ist schwer das Heute mit dem Vergangenem zu vergleichen. Ich kann dir aber sagen, dass dieses Ereignis Trivian sehr verändert hat. Ich weiß nicht ob er sich wieder zum Guten verändert hat, doch ich rate dir, das du ihm nicht zu viel vertraust.“ „Ich weiß nicht. Aber ich werde deinen Rat beherzigen.“ Plötzlich blieb Tarek stehen. „Was ist?“ „Wir sind da.“ Das was Lindsey da sah, war wohl das merkwürdigste, was sie je gesehen hatte. Es war so wie Tarek erzählt hat. Eine riesige runde Mauer, umschloss einen Garten. Das Eisentor, welches den einzigen Eingang darstellte, wurde von zwei Gestalten in Rüstungen bewacht. Sie sahen richtig riesig aus – größer als alles was die Assassine bisher gesehen hat. „Und es ist wirklich unmöglich an ihnen vorbei zu schleichen oder sie zu töten?“ Erneut schüttelte Tarek den Kopf. „Nein das würde nicht funktionieren. Es stecken keine menschlichen Wesen darin, so wie es in eurer Welt vor langer Zeit einst war. In diesen Rüstungen stecken Geister.“ „Ach wirklich? Was für eine Überraschung.“ antwortete das Mädchen sarkastisch. „Für Sarkasmus ist keine Zeit! Es sind keine gewöhnlichen Geister. Sie sind irgendwie mit der Rüstung verbunden. Für dich würde es so aussehen, als ob sie allein leben würde. Wenn du versuchst sie in Stücke zu schlagen, dann setzen sie sich einfach von alleine wieder zusammen.“ „Ist da Hexerei im Spiel?“ „Wir sind in einer Geisterwelt und du fragst ob Hexerei im Spiel ist?“ „Haha, sehr witzig, ein Punkt für dich. Also wie kommen wir jetzt rein? Durch das Tor bestimmt nicht, ich hab keine Lust als toter Geist zu enden.“ „Wir nehmen einen anderen Weg hinein. Komm mit.“ Das Mädchen folgte Tarek. Er schlich an der Mauer entlang zum hinteren Teil des Gartens. Erst glaubte sie, dass es hinten womöglich noch einen anderen Eingang gab, doch sie wurde jäh enttäuscht, als genau dieselbe Mauer vor ihr auftauchte. „Und wie sollen wir jetzt-“ Instinktiv wurde Lindsey der Mund zugehalten und sie wurde in ein Gebüsch gezerrt. Tarek presste seine Hand so fest auf ihren Mund, das sie glaubte – mal wieder – keine Luft mehr zu bekommen. Wieso versucht fast jeder mich zu ersticken? Doch als sie das Scheppern hörte, das sich mit jeder Sekunde, die sie in dem Gebüsch ausharrte, näherte, hielt selbst sie die Luft an. Um die Ecke trat einer der Rüstungstypen. Bei jedem Schritt den er machte, schepperte das ganze Metall an seinem Körper. Sein Scharnier war ein einzig schwarzer Strich. Es schien also wahr zu sein. In diesen Rüstungen stecken keine Körper. Der Gepanzerte blieb einige Meter neben dem Versteck der beiden stehen und blickte sich um. Es wirkte fast so, als ob er die Präsenz der beiden Ungebetenen spüren könnte. Als ob er ihre Angst riechen könnte. Mit angehaltenem Atem hockten Lindsey und Tarek in dem Busch und hörten ihre Herzen vor Aufregung rasen. Sie könnten jeden Moment entdeckt werden. Und dann? Was wäre wenn man sie entdeckt? Würde man sie töten? Einsperren? Oder schlimmeres mit ihnen machen? Das hier war die Geisterwelt. Sie ist soviel anders als die reale Welt aus der Lindsey stammt. Eine unendlich lange Stille senkte sich auf die Gegend und man vernahm nichts, außer das leise Klappern der Rüstung. Auf irgendwen oder irgendwas schien der Gepanzerte zu warten. Dann durchbrach ein anderes Geräusch die Stille. Ein weiteres Klappern. Und im nächsten Moment kam ein weiterer Gepanzerter um die Ecke. Beide standen sich kurz gegenüber und liefen dann aneinander vorbei. Anscheinend so etwas wie eine Ablösung, dachte sich Lindsey. Erst als alle beide nicht mehr zu sehen und zu hören waren, trauten sich beide aus dem Gebüsch heraus. „Und jetzt?“ fragte die Assassine ihren Begleiter. „Hier iss das.“ Tarek warf ihr eine merkwürdige Frucht zu, die Lindsey an eine Frucht erinnerte, die sie schon oft auf den Märkten in der Stadt gesehen hat. Sie war Hand groß und gelb-grünlich. „Was ist das?“ „Keine Zeit für Erklärungen. Iss das, schnell.“ Er selbst nahm einen großen Bissen von der Frucht und reichte sie ihr. Misstrauisch beäugte die Assassine die Frucht und fragte sich ob sie wohl schmecken würde. Doch kaum hatte sie hinein gebissen, verzog sie augenblicklich ihr Gesicht und hatte Mühe das Fruchtfleisch nicht gleich wieder auszuspucken. Widerwillig zwang sie es sich hinunter. „Ihhh...was ist das denn für eine Frucht? Die schmeckt total bitter.“ Doch eine Antwort bekam sie nicht. Stattdessen packte Tarek sie am Arm und zog sie hinter sich her. Er steuerte geradewegs auf die Mauer zu und ehe Lindsey ihn auf diese hinweisen konnte, standen sie beide schon in einem Garten mit lauter Bäumen die Früchte trugen. „Was? Aber wie.....wie hast du das gemacht?“ Sie erntete nur ein geheimnisvolles Grinsen von Tarek. „Los sag schon, was hast du gemacht?“ „Ich war das nicht. Es war die Frucht.“ „Die Frucht?“ „Ja.“ Tarek knabberte das restliche Fruchtfleisch ab, schluckte es aber nicht hinunter, sondern spuckt es wieder aus. „Es ist eine Frucht die deinem Körper ermöglicht, durch alles hindurch zu gehen, - für kurze Zeit – wenn man einen Bissen davon genommen hat. Isst man aber zu viel davon, kann es passieren, das man im Erdboden versinkt.“ Er grub ein kleines Loch in die Erde und vergrub den Kern der Frucht darin. „Was tust du da?“ „Ich vergrabe den Kern, damit ein neuer Baum entsteht.“ „Wieso?“ „Stell nicht so viele Fragen, sondern schau dich lieber nach der Frucht um, die dich wieder in deinen Körper zurückbringt.“ „Würde ich ja, wenn ich wüsste wie sie aussieht.“ erwiderte das wissbegierige Mädchen trotzig. „Ich komme gleich.“ meinte Tarek nur. „Warst du nicht derjenige gewesen, der gesagt hat, das wir uns beeilen müssen?“ „Wenn du nicht aufhörst so nervig zu sein, dann lasse ich dich hier stehen und du kommst nie wieder zurück in deinen Körper. Wie hört sich das an?“ „Schon, schon gut, ich halte die Klappe.“ Seufzend richtete sich Tarek auf und sah die Assassine mit einem mahnenden Blick an. Doch die grinste ihn nur frech an und deutete eine verbeugende Bewegung an, die einem Butler ähnelte. „Bitte nach euch, Sir.“ Der Geist gab nur ein Knurren und genervtes Augenrollen von sich und lief voraus. Er sah sich jeden Baum an, nahm sich ihre Früchte und roch an ihnen. Doch jedesmal schien es nicht der Richtige zu sein und er ging weiter. Nebenbei mussten sie auch noch auf die Gepanzerten Wächter achtgeben, bei denen es sich - zum Glück - nicht um sehr viele handelte, sodass man ihnen leicht unbemerkt aus dem Weg gehen konnte. Es gab viele verschiedene Bäume und jeder von ihnen trug andere Früchte. Früchte die Lindsey noch nie zuvor gesehen hatte. Sie fragte sich, was wohl jede einzelne von ihnen könne, doch ihr war es verboten zu reden. Tarek musste sich konzentrieren und die richtige Frucht finden, bevor es zu spät war. Plötzlich blieb er stehen und die Assassine wäre beinah in ihn hinein gerannt. „Woah, was ist?“ „Ich hab ihn gefunden.“ Beide blickten in die Krone eines Baumes, an dessen Enden seiner Äste die Ernte seiner Saat hingen. Es waren tiefrote runde Früchte. Sie ähnelten einem Apfel, nur waren sie kreisrund. Tarek pflückte einen von ihnen und warf ihn Lindsey zu. Misstrauisch begutachtete sie diesen. Ob er auch so bitter schmecken würde? „Was ist? Beiß schon rein. Oder willst du doch lieber hier bleiben?“ witzelte er. „Ich liebe deinen Humor Tarek, hab ich dir das schon mal gesagt?“ gab das Mädchen zurück und streckte ihm die Zunge raus. Er kann manchmal so unmöglich sein. Mit dem Daumen strich sie über die glatte Oberfläche der Frucht. Sie war so glatt und glänzte im Sonnenlicht, das Lindsey glaubte sich darin spiegeln zu können. Gerade wollte sie hinein beißen, als neben ihr im Baum, nur wenige Zentimeter von ihrem Kopf entfernt, etwas einschlug. „Verdammt sie haben uns entdeckt!“ fluchte Tarek und zog das Mädchen hinter sich her. „Was machen wir jetzt?“ fragte sie ihn. „Fürs erste würde ich sagen rennen wir.“ Erneut bohrte sich etwas in einen Baumstamm, nur knapp neben sie. Und als Lindsey einen schnellen Blick darauf warf, erkannte sie das es ein Messer war. Irgendjemand warf mit Messern nach ihnen. Doch wer? „Und vielleicht wäre Überleben auch noch ein Aspekt.“ hängte Tarek noch hinten dran. „Hast du überhaupt eine Idee wie wir hier wieder weg kommen? Ohne dabei umgebracht zu werden?“ „Wir müssen wieder durch die Mauer!“ Aber bis dahin sollten sie nicht kommen. Zehn Schritte von der Mauer, und ihrem rettenden Tor nach draußen, entfernt, versperrte ihnen ein paar Rüstungswächter den Weg. „Verdammt.“ fluchte Tarek und zog die Assassine schützend hinter sich. „Ich werde sie ablenken und wenn ein geeigneter Zeitpunkt gekommen ist, dann rennst du los.“ flüsterte er ihr zu. „Wenn ihr sie haben wollt, dann müsst ihr erst an mir vorbei!“ rief er den Blechbüchsen zu und zog sein Schwert – das Lindsey vorher noch gar nicht aufgefallen war.. Langsam und scheppernd kamen die Gepanzerten auf sie zu. In ihren Händen hielten sie alle Schwerter. Inzwischen waren mehr von ihnen gekommen und hatten die beiden Eindringlinge eingekesselt. Einer von ihnen trat aus der Reihe und schwang bedrohlich sein Schwert. Doch kaum hatte Tarek den Angriff des Gepanzerten pariert, griff ein weiterer von hinten an. In letzter Sekunde, bevor Tareks Kopf gespalten werden konnte, wurde das Schwert des Angreifers von abgefangen. Als der Gerettete über seine Schulter schaute, wusste er auch schon von wem. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich bereit halten zum fliehen!“ „Ich werde so oder so sterben! Ich lass dich nicht allein!“ Mit einer geschickten Bewegung gelang es dem Mädchen den Gepanzerten zu entwaffnen und ihm im Nachhinein den Kopf – besser gesagt Helm – abzuschlagen. Doch das brachte nicht viel, denn schon nach drei Sekunden kletterte der Metallhelm wieder zurück auf seinen ursprünglichen Platz. Es wirkte so, als würde ein unsichtbarer Faden oder eine Kraft, ihn wieder zurück setzten. „Ich habe dir gesagt, dass das nichts bringt.“ sagte Tarek zu ihr und wehrte einen erneuten Angriff ab. Wenn ihnen nicht bald etwas einfallen würde, werden sie bald tot sein und Lindsey gleich zweimal. Aber was konnte man schon gegen Rüstungen unternehmen, die man nicht töten konnte und die sich von alleine wieder zusammensetzen? „Pass auf!“ Bevor Lindsey richtig realisieren konnte, wurde sie hinten am Kragen gepackt und nach hinten gezogen. An der Stelle, wo sie eben gerade noch gestanden hatte, bohrte sich ein Schwert in den Boden. „Du musst weg von hier.“ beschloss Tarek und bahnte sich einen Weg durch die Gepanzerten, bis sie kurz vor der Mauer standen. „Ich verschaff dir einen Vorsprung. Verschwinde und iss die Frucht. Konzentrier' dich auf deinen Körper und du wirst wieder zurückkehren. Jetzt geh!“ Mit diesen letzten Anweisungen schubste Tarek die Assassine auf die Mauer zu. „Nein! Tarek!“ Doch das Schreien war vergebens. Lindsey bekam kaum mit, wie sie durch die Mauer fiel, doch dann versperrte ihr die die steinerne Wand die Sicht auf das Kampfgeschehen, das sie vor wenigen Sekunden noch gesehen hatte. Schnell rappelte sie sich wieder auf und wollte wieder in den Garten. Zurück zu Tarek und ihm helfen. Doch als sie ihre Hand ausstreckte und erwartete, das sie wieder durch die Wand aus Stein verschwinden würde, machte sie eine böse Entdeckung. Die Fähigkeiten der Frucht waren verwirkt und sie konnte nun nicht mehr zurück. Auf der anderen Seite hörte man Kampfgeräusche, das aufeinander Klirren von Stall, das Schreien von Tarek und das Scheppern der Rüstungen. Für einen Moment war Lindsey ganz erstarrt und wusste nicht was sie tun sollte. Doch dann fühlte sie die runde Frucht in ihrer Hand und ihr wurde bewusste, dass sie nun gehen musste. Ein paar Meter rannte die Assassine weg von der Mauer und versteckte sich in einem Gebüsch. Mit beiden Händen hielt sie ihre Fahrkarte, zurück in ihre Welt, fest und zögerte ein wenig. Sie hatte keine Ahnung was passieren würde, wenn sie es nicht schafft in ihren Körper zurück zu gelangen. Würde sie für immer ein Geist bleiben? Oder einfach verschwinden? Nein! Daran durfte sie nicht denken. Sie hatte noch eine Aufgabe. Schnell schüttelte das Mädchen ihre Zweifel ab und biss in die Frucht. Sie schmeckte sauer, doch war sie nicht so schwierig hinunterzuschlucken, wie die andere Frucht davor. Auf einmal fühlte sich Lindseys Körper so unglaublich leicht an. Ihre Sicht verschwamm und alles um sie herum wurde weiß. Als es endlich wieder abnahm und erträglicher für ihre Augen wurde, fand sich Lindsey in dem kleinen Haus von Cole wieder. Ihr Körper lag immer noch an den Schrank gelehnt und wüsste man nicht was geschehen wäre, dann hätte man vermutet, dass die Assassine womöglich schlief. Neben ihrem Körper lag der Geisterwolf Snow. „Na, hast du auch gut aufgepasst?“ fragte sie und kraulte ihn hinter den Ohren. „Jetzt brauchst du nicht mehr Wache zu halten. Es ist alles wieder in Ordnung.“ Der weiße Wolf stand auf und ging davon. Als er langsam ins weiße Licht verschwand flüsterte das Mädchen ihm nach: „Danke. Das werd' ich dir nie vergessen.“ Und damit meinte sie nicht nur Snow. 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