Ein Haus voller Geschichten von Yalene (Fairy Tail Drabbles) ================================================================================ Kapitel 6: Schimmer ------------------- „Nur magisch Dunkel allerenden schafft göttlichen Schimmer, gestaltet Legenden.“ Heinrich Vierordt (1855 - 1935), Karlsruher Schriftsteller und Heimatdichter ~ Mavis sah auf das große Steingebäude vor sich. Es war altmodisch, passte fast schon nicht mehr in dieses Jahrhundert und war gesäumt von Bauwerken, die es allesamt überragten. Und doch hatte es nichts von seinem Charme verloren. Die Gärten wurden noch immer gepflegt und das alte Gemäuer, nunmehr ein Museum, wurde gut in Schuss gehalten. Fast täglich kamen Leute, um es zu besuchen, durch die Hallen zu schlendern und die Atmosphäre zu spüren, in der vor vielen, so unglaublich vielen Jahren die Helden von Fairy Tail wohnten und weilten. Mavis lächelte. Auch wenn sie selbst schon lange tot war, hing doch ein Teil ihrer selbst noch immer an dieser Welt, verfolgte noch immer die Wege derer, die nach ihr kamen und ihren Willen weiter trugen. Mittlerweile waren die Nachkömmlinge und Schüler der glorreichen Generation um die Drachentöter in ein anderes Gebäude gezogen. Eines, was größer war und die Menge an Mitgliedern tragen konnte. Doch das alte Gildenhaus, welches die Zeit von Makarov und seinen Schützlingen miterlebt hatte, wurde von allen nachfolgenden Generationen geehrt. Schließlich waren es diese Magier und ihre Kameraden in anderen Gilden, die die Dunkelheit Zerefs endgültig gebannt hatten. Über das kindlich lächelnde Gesicht Mavis’ huschte ein Schatten. Zeref… Er war die tragische Figur eines Dramas ohne Ende. Zeit, Leben, Tod und er selbst hatten ihn nicht stoppen, hatten seine Dunkelheit nicht im Zaum halten können. Es bedurfte der Anstrengung der alten Helden um ihn aus seinem Schicksal zu erlösen und ihm endlich den Frieden zu geben, den er sich so sehnlich wünschte. Traurigkeit umfing Mavis. Sie hatte ihn nicht vor seinem langen Leidensweg bewahren können. All ihre Macht, ihr scharfer Verstand und ihr Einfühlungsvermögen waren nicht genug gewesen, um diesen Mann vor sich selbst zu retten. Umso stolzer war sie auf ihre Gildennachkommen, da sie dies vollbracht hatten. Mavis lebte nicht mehr und was von ihr in der Welt der Sterblichen noch übrig war, war ein Schatten ihrer Selbst, ein Nachhall der Größe und Herrlichkeit der alten Tage, ein Gespenst, von reiner Neugier in der Existenz gehalten. Vielleicht war es albern von ihr, so lange an der Welt der Sterblichen festzuhalten. Sie erinnerte sich an so viele Dinge und würde sie vermutlich niemandem mehr erzählen können – oder vielleicht doch im Leben, was danach kam. Wer wusste das schon? Vorläufig hatte sie noch etwas, was sie hier hielt. Sie schwebte durch die Hallen des alten Gemäuers und spürte die Wärme in sich aufsteigen. Hier wurde niemand vergessen, nicht einmal Zeref. Hier waren sie auf alle Zeit unsterblich. Das Licht und der Glanz ihrer Tage, ihrer Hoffnungen, ihrer Überzeugungen war fast greifbar. Deswegen kamen auch jetzt noch, so viele Jahre nach dem Ableben der letzten dieser Generation und ihrer Kindeskinder, Menschen zu dem Museum. Es spielte keine Rolle, ob sie Magier waren oder nicht. Sie alle spürten es. Diesen Schimmer, der die Zeit überdauert, der das Leben überlebt, der den Tod hinter sich zurück lässt. Es war das Gefühl der Hoffnung, der Glaube an das Gute, die Freude über das Dasein und das Vertrauen auf die Menschen – alles vereint in der schimmernden Aura von Fairy Tail. Und sie wurde weitergetragen von den neuen Generationen. Das war es, was Mavis an diese Welt noch band. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)