Ein Haus voller Geschichten von Yalene (Fairy Tail Drabbles) ================================================================================ Kapitel 8: Schreiben -------------------- „Denken und Schreiben, meine Wundsalbe. Schreiben und Denken, mein Lebenselixier.“ Alfred Selacher (*1945), Schweizer Lebenskünstler ~ Lucy starrte auf das Papier vor sich. Es war die Seite mit dem Schlusssatz, ihrer Widmung und Unterschrift. Sie lehnte sich zurück und atmete tief durch, den Blick fest auf das Blatt Papier geheftet. Sie hatte es geschafft. Das war es nun. Das war ihr erster vollständiger Roman. Lucy spürte ein leichtes Zittern. Sie rieb sich die Arme, aber das Zittern kam nicht von Kälte. Ihr Herz klopfte. In einer Stunde wollte Levy vorbei kommen und sich den Rest durchlesen. Danach würde sie das ganze Buch in einem Mal durcharbeiten und auf Fehler hin korrigieren. Bei Levys Tempo konnte dies nicht lange dauern. Lucy stand vom Tisch auf, besorgte sich ein paar frische Sachen und ging ins Bad. Während das Wasser in die Badewanne lief war ihr Geist bar jedes Gedankens. Sie zitterte noch immer, ihr Herz schlug so stark, dass Lucy es fühlen konnte, wenn sie die Hand auf ihre Brust legte. Sie hatte diesen Traum immer für unmöglich gehalten. Ihr Vater hatte nichts davon wissen wollen, hatte es sinnlosen Müßiggang genannt. Lucy fragte sich, was wohl ihre Mutter dazu gesagt hätte. Sie lächelte. Layla hätte sie vermutlich ermutigt. Das Wasser umfing sie wohlig warm, als sie in das nasse Gut glitt. Sofort fühlte Lucy, wie die Anspannung von ihr wich. Und natürlich war sie nervös. Es war ihr erstes Buch und bisher hatte nur Levy etwas davon gelesen. Aber jetzt sollte es veröffentlich werden. Den Vertrag hatte Lucy bereits unterzeichnet. Ihr neuer Verleger war davon begeistert gewesen, obwohl er nur Auszüge gelesen hatte. Es war immer noch ein bisschen unwirklich, dennoch fühlte Lucy Glück wie kleine Seifenblasen in sich aufsteigen, wenn sie an die ganze Sache dachte. Schließlich war das Schreiben neben Fairy Tail für sie das Wichtigste, was es gab. Es war ihr Kindheitstraum, ihre Leidenschaft. Wenn sie schrieb, konnte Lucy von allem loslassen. Sie konnte ihre Probleme vergessen, die letzte schwere Mission oder eine bevorstehende, die Gefahr versprach. Es war immer, als würde sie einen Schalter in ihrem Kopf umlegen, wenn sie den Stift in die Hand nahm und mit dem Schreiben anfing. Alles andere wurde dann ausgeblendet. So musste Levy sich fühlen, wenn sie ein Buch zu lesen begann. Aber das war in Ordnung so. Mehr als in Ordnung sogar. Jeder brauchte seinen Ausgleich zum alltäglichen Wahnsinn, seine kleine Nische der Geborgenheit. Für Lucy war dies das Schreiben. Es war für sie Heimat und Triebfeder zugleich. Und das Ergebnis von monatelanger Arbeit lag nun komplettiert auf ihrem Schreibtisch und bald würde es in vervielfältigter Form in den Regalen der Bücherläden Magnolias stehen, vielleicht sogar darüber hinaus. Lucy spürte ein Kribbeln und grinste. Die Nervosität verflog und übrig blieb Vorfreude. Sie stieg aus der Wanne und trocknete sich ab. Bald würde Levy kommen und sich über das letzte Kapitel hermachen. Lucy konnte es kaum erwarten. Mit einer fröhlichen Melodie hüpfte sie in die Küche um für sich und Levy Tee und Kekse bereit zu stellen. Und einige Male huschte ihr Blick verstohlen hinüber zum Schreibtisch. Dann musste sie jedes Mal lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)