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Paradise Lost

Die Vergangenheit von Eustass 'Captain' Kid
von

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Teufelsbalg

Tjaa, ich hab mir da so einiges ausgedacht.

Natürlich alles frei erfunden.

Der Hauptcharakter gehört nicht mir und ich habe keine Rechte daran,

ich habe ihn mir quasi nur mal kurz für diese Story ausgeliehen :D
 

Also dann, viel Spaß beim Prolog!

Ich hoffe ihr mögt es!

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„Eustass! Nein! Hör auf auf ihn einzuschlagen! Teufelsbalg!“, brüllte die Aufseherin des Waisenhauses. Sie zerrte einen rothaarigen Burschen von einem Jungen weg, der bereits wimmernd auf dem Boden lag und sich die blutende Nase hielt.

„Was hat er dir überhaupt getan?“, fragte die Aufseherin und rüttelte den Rothaarigen am Arm, der jedoch nur bockig in eine andere Richtung starrte. „Er hat mich ausgelacht...“, brummte Eustass mit einem finsterem Blick. „Die Kinder so zu verdreschen, nur weil sie dich ausgelacht haben, ist kein Grund Eustass! Wenn du dich weiter so benimmst, wirst du irgendwann in der Gosse enden!“, zeterte die ältere Frau, deren Haare bereits mit grauen Strähnen versehen waren.

Nicht das er das zum ersten mal hörte. Eustass, ein Kind, das man damals einfach in einem Waisenhaus abgegeben hatte, hatte nicht zum ersten mal gehört, dass er, ein Niemand, es zu nichts bringen würde. Vor sieben Jahren hatte eine Frau mit einem Bündel vor den Toren des Waisenhauses gestanden und ein Kind ohne groß zu zögern abgegeben. Aus dem Säugling war ein Bursche heran gewachsen, der den meisten Erwachsenen unheimlich war.

In der Stadt war Eustass als das Teufelsbalg bekannt. Wegen den feuerrotem Haar und dem stets finsterem Gesicht mieden ihn die Leute in der Stadt, sahen ihn von der Seite an und tuschelten hinter seinem Rücken. Er hasste es, wenn sie das taten. Sie hielten ihn für einen Niemand, ein Nichts und der Rothaarige schwor sich, dass sie irgendwann anders über ihn denken würden. Sie würden ihn fürchten lernen, so wie es bereits die anderen Kinder in dem Waisenhaus taten, indem er aufgewachsen war. Da traute sich niemand mehr über ihn zu lachen, zu reden oder sonst irgendwas zu tun, was Eustass aufregen konnte. Sie bezahlten es gleich mit einer blutigen Nase, aufgesprungenen Lippen, Platzwunden am Kopf und ab und an sogar dem ein oder anderem gebrochenem Knochen.

Nachdem Eustass wiedermal zu einem Gespräch mit der Aufseherin gerufen worden war und ihm schon wieder der Ausgang auf dem Gelände des Waisenhauses verboten wurde, kletterte er zum vermehrtem male aus dem Fenster, um sich wie gewohnt zu verdrücken.

Sollte die alte Schachtel doch wieder an die Decke gehen. Ihm sollte es egal sein. Die interessierte sich doch sowieso nur dafür, dass er die Bewohner der Stadt in Ruhe ließ.

Der rothaarige Bursche schritt durch die Straßen, in seinen zerschlissenen Klamotten und versuchte zu ignorieren, dass man ihm auswich und über ihn tuschelte.

Dafür würden sie bezahlen, alle würden sie irgendwann dafür bezahlen.

„Seht nur! Da ist er!“

Eustass blieb stehen, als er die Stimme hörte. Wollten sie es etwa schon wieder versuchen?

Vier Jungen rannten auf ihn zu und blieben in einigem Abstand von ihm stehen.

„Hab ich es euch nicht gesagt? Er ist gar nicht so groß, wie alle immer sagen. Und er sieht auch nicht wirklich stark aus“, sagte der größte der Jungen und trat auf Eustass zu um sich bedrohlich vor ihm aufzubauen. Er überragte den Rothaarigen leicht, doch dieser hatte sich früher schon mit diesem Vollidioten auseinander gesetzt und hatte jetzt nur so ein großes Maul, weil er seine Kumpel dabei hatte, die ihm den Rücken stärkten.

„Du willst also schon wieder ne Abreibung?“, fragte Eustass und drehte sich langsam zu den vier Burschen um. „Du solltest nicht so dein Maul aufreißen! Wir sind zu viert und du bist alleine, jetzt bekommst du die Packung für das letzte mal!“

Eustass grinste und obwohl es sich bei ihm um ein Kind von sieben Jahren handelte, hatte es etwas furchterregendes an sich. „Du meinst das letzte mal, als ich dich verdroschen habe und du heulend zu deiner Mutter gelaufen bist?“, konterte der Rothaarige.

„Wenigstens habe ich eine Mutter, im Gegensatz zu einer Missgeburt wie dir!“, brüllte ihm der Junge ins Gesicht.

Okay, genug war genug. Eustass zögerte keinen Moment länger und ging bereits auf den größten der Vier los. Er landete einen Schlag in den Magen und einen ins Gesicht, als man ihn auch schon an beiden Armen packte und zurück zog. Der Junge ihm gegenüber keuchte vor Schmerz wegen der Schläge, die er abbekommen hatte, bekam sich aber wieder recht schnell ein und blickte zu Eustass, der sich immer noch gegen den Griff der anderen beiden zur Wehr setzte.

„Jetzt hast du nicht mehr so eine große Klappe, was?!“, rief der Bursche und rammte Eustass nun die Faust in den Magen. Der Rothaarige sackte leicht zusammen, als es ihm die Luft aus dem Körper presste, doch er rappelte sich wieder auf. „Was für ein Mädchenschlag soll denn das gewesen sein“, sagte er, doch musste sofort danach wieder einstecken, als ihn ein Tritt ins Gesicht traf. Und so schlugen und traten sie zu zwei auf ihn ein, während die anderen beiden dafür sorgten, dass er sich nicht zur Wehr setzen konnte.

Das zahle ich euch heim..das zahle ich euch alles heim..., dachte Eustass während sie weiter auf ihn ein prügelten.

Er wusste nicht wie lange es gedauert hatte, als sie endlich von ihm abließen und ihm im Dreck liegen ließen.

Eustass lag auf dem Rücken und starrte in den Himmel, der grau und regnerisch aussah. Kaum hatte er daran gedacht, da fielen auch schon die ersten Tropfen auf ihn herab.

Er dachte gar nicht daran aufzustehen und zurück zu gehen. Da wo er hin sollte, wartete nur wieder diese alte Schachtel auf ihn um ihn dafür zu bestrafen, dass er abgehauen war.

Regen prasselte auf ihn nieder und kühlten die Prellungen und blauen Flecke. Sein linkes Auge war zugeschwollen, seine Lippe blutig, genau wie seine Nase und an Armen und Beinen hatte er mehrere Schrammen und Blutergüsse. Nichts was nicht verheilen würde, aber trotzdem sah der Rothaarige Bursche recht mitgenommen aus.

Eustass setzte sich langsam auf und strich sich durch das nasse rote Haar, als er einen Mann erblickte, der an einer Häuserwand lehnte und ihn beobachtete.

Eustass verzog das Gesicht zu einer wütenden Fratze und erwiderte den Blick giftig.

„Was gibt’s denn da zu glotzen, alter Knacker?“, fauchte der Junge den Mann an, doch der grinste ihn nur an und kam dann schließlich auf ihn zu.

„Vier gegen einen. Das ist alles andere als fair, findest du nicht auch?“, fragte der Mann.

Seine Stimme war tief und rau und ein gewisser ironischer Unterton schwang in jedem Wort mit.

Er war groß gewachsen, muskulös und seine Arme waren mit mehreren Narben überzogen. Seine Haare waren lang und grau aber zusammengebunden und sein Gesicht war markant und scharf geschnitten. Ein Drei-Tage-Bart bedeckte sein Kinn und er blickte Eustass aus stahlgrauen Augen an.

„Ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt, oder? Also verpiss' dich!“, keifte der rothaarige Bursche woraufhin der Mann jedoch nur lachte.

„Hätte auch nichts anderes von dem berühmtem Teufelsbalg erwartet. Steh auf und komm mit, damit ich mir deine Verletzungen mal ansehen kann“, sagte der Mann und anstatt darauf zu warten, dass sich Eustass erhob, packte er den Burschen und lud sich ihn, wie einen Sack Mehl, auf die Schulter.

„Ey! Lass mich runter, du verfluchter Penner! Bist du auch noch taub oder was?“

„Halt still, Kid“, sagte der Mann ohne groß auf das Gezappel und Gezeter des Jungen einzugehen.

Eustass hielt kurz inne. „Ich bin kein Kind mehr!“, fauchte er den Grauhaarigen an.

„Ich sagte ja auch nicht Kind, sondern Kid“, erwiderte der Mann grinsend und bugsierte den Burschen weiter ins äußere Viertel der Stadt, wo er mit ihm verschwand.
 

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Das wars erstmal mit dem kleinem Kiddo.

Ich hoffe euch hats gefallen.

Für Kritik, Tipps und Lob bin ich natürlich immer gerne offen, also scheut euch nicht mir zu sagen, was euch gefallen hat und was nicht :)

Dann bis zum nächsten Kapitel

Taishen

Das nächste Kapitel^^

Es ist ein wenig länger geworden, als ich gedacht habe und deswegen hat es auch ein wenig länger gedauert, was ihr mir hoffentlich nachsehen könnt.

Ich verrate es gleich vorab, das wird das letzte Kapitel sein, indem man es mit Kid als Siebenjährigen zu tun hat aber mehr verrate ich nicht :P

Viel Spaß beim lesen ;)

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Der Weg hatte einige Zeit in Anspruch genommen. In diesem äußeren Vierteln hatte sich Eustass eher selten aufgehalten. Hier gab es nichts , dass wirklich sein Interesse erweckte, also hatte er sich von diesem Ort fern gehalten. Doch der alte Knacker schien andere Pläne mit ihm zu und trug ihn immer weiter in die unbekannte Umgebung hinein.

Inzwischen hatte der Rothaarige es aufgegeben sich gegen den Griff des alten Mannes zur Wehr zu setzen. Gelangweilt und mit einer mürrischen Miene, hing Eustass über der Schulter des Grauhaarigen und ließ sich verschleppen.

Irgendwann jedoch, inzwischen hatte der Regen sowohl ihn, als auch diesen Typen völlig durchnässt, kamen sie an einem Haus an, an dem der Mann stehen blieb und die Türe aufdrückte.

Es war ein ziemlich herunter gekommener Spielzeugladen, indem es vorwiegend mehrere Spielzeugroboter in verschiedenen Größen gab. Auf einer Theke lagen mehrere Werkzeuge und ein paar Metallteile herum, die wohl den nächsten Roboter bilden sollten.

Der Mann hielt auf die Theke zu, setzte Eustass dort ab, nahm sich einen Stuhl aus einer Ecke und setzte sich vor den Jungen.

„Also, lass mich das mal ansehen“, sagte der Grauhaarige und lehnte sich nach vorne um die Prellungen und Abschürfungen zu begutachten.

Nachdem er die Rippen abgetastet hatte um wenigstens festzustellen, ob nichts gebrochen war, die Arme untersucht hatte und Eustass' Kopf in alle Richtungen gedreht hatte, stand er auf und ging in einen anderen Raum.

Der kleine rothaarige Bursche saß da und nutzte die Gelegenheit sich einmal ausgiebig umzusehen. Der Laden war ziemlich düster und schien kaum besucht. Es hatte zum Teil sogar mehr Ähnlichkeit mit einer Werkstadt.

Eustass ließ seinen Blick umher schweifen, als der Mann auch schon zurück kam, in den Händen eine Schale Wasser, ein Lappen und einen Eisbeutel. Die Schale Wasser stellte er ab und dann drückte er Eustass den Eisbeutel auf das zugeschwollene Auge.

„Autsch! Hey!“, meckerte der Bursche, doch der Mann machte sich lediglich wieder an der Schale Wasser zu schaffen, als er das Tuch eintauchte.

„Sei nicht so ein Weichei, Kid“, sagte er. Eustass blickte ihn an.

„Warum nennst du mich eigentlich immer so?“, fragte der Rothaarige.

„Na wie sollte ich dich denn sonst nennen. Deinen Namen hast du mir noch nicht verraten“, erwiderte der Mann mit einem schiefen Grinsen im Gesicht.

„Mein Name ist Eustass“

Der Mann schien einen Augenblick darüber nachzudenken.

„Hm...Eustass...beschissener Name“, kommentierte er und der Rothaarige Bursche ging gleich wieder an die Decke.

„Wer hat dich überhaupt nach deiner Meinung gefragt?“, fauchte er.

„Schon mal was von freier Meinungsäußerung gehört, du Knirps? Na ist ja auch egal, jedenfalls gefällt mir Kid besser. Vielleicht solltest du dir den Namen zulegen. Eustass Kid. Als Kombi ein echt guter Name“, sagte der Mann und wusch mit den Lappen die Abschürfungen aus.

Nachdem Dreck und Schutz aus den leicht blutigen Schürfwunden gewaschen waren, ließ er den Lappen in die Schale sinken und lehnte sich im Stuhl zurück.

Eustass dachte ernsthaft über den Namen nach. Er konnte nicht sagen wieso, aber er gefiel ihm. Doch dem altem Knacker gegenüber würde er das wohl kaum zugeben.

„Ich bin übrigens Taishen“, sagte der Mann nachdem er aufstand und die Schüssel wegstellte.

„Ach und wieso sollte mich das interessieren?“, fragte der Bursche bissig.

„Damit du weißt, bei wem du dich zu bedanken hast. Übrigens könntest du dich revanchieren, indem du bei mir aushilfst. Entweder das, oder du bezahlst mich einfach, machs wie du willst“, sagte Taishen grinsend.

Eustass fiel die Kinnlade herunter. „Ich habe nicht um deine Hilfe gebeten, du seniler alter Trottel!“, brüllte er ihn an.

„Du hast sie aber trotzdem bekommen, oder? Man sollte niemandem etwas schuldig bleiben, begleiche stets deine Schulden und in deinem Leben wird man dir nie etwas nach halten können. Das solltest du dir merken, Kid“, erklärte der Grauhaarige.

Eustass funkelte ihn wütend an, knurrte jedoch verärgert, als die Worte für ihn einen Sinn ergaben.

„Na schön...dann helf' ich dir eben in deinem Schrottgeschäft aus...“, knurrte er mürrisch und mied den Blick des Älteren.

Dafür landete eine Faust auf seinem Kopf. „Das ist kein Schrottgeschäft du vorlautes Balg!“, meckerte Taishen, während Eustass sich den Kopf rieb.

„Dämlicher alter Sack!“
 

Von diesem Tage an ging Kid regelmäßig zu dem Spielzeughändler um in dessen Laden auszuhelfen. Inzwischen hatte sich der Rothaarige an den Namen gewöhnt, den Taishen ihm gegeben hatte, wo immer er auch hinging, stellte er sich nun als Eustass Kid, was den alten Mann natürlich blendend amüsiert hatte.

Durch die Beschäftigung und die Abwechslung, wurde Eustass beinahe zahm. Je mehr er sich bei Taishen aufhielt, desto weniger geriet er mit Gleichaltrigen aneinander, auch wenn er sich dafür immer öfter mit dem Grauhaarigem in die Wolle bekam.

Dieser brachte Kid das Schrauben und das Arbeiten mit Metall bei.

Der Junge zeigte Talent und Geschick was dies Anging und Taishen beobachtete zufrieden die Fortschritte, die Kid machte.

An einem Tag stand der Bursche an der Theke und sortierte verschiedene Schrauben, als Taishen hineinkam, hinter seinem Rücken etwas versteckend.

„Hey, Kid. Ich hab was für dich“ sagte Taishen grinsend und blieb vor ihm stehen.

„Was für einen Schrott willst du mir denn jetzt schon wieder andrehen“, fragte Kid ohne von den Schrauben aufzusehen.

Dafür setzte es eine Kopfnuss.

„Es ist kein Schrott, also halt gefälligst die Klappe. Sonst verschenke ich es einfach an den nächst besten Penner“, meckerte Taishen und ging vor Kid in die Hocke.

Er drückte ihm etwas in die Hand und der Rothaarige Bursche betrachtete es zunächst verdutzt.

„Eine Fliegerbrille? Es ist also doch Schrott“, sagte er und drehte das Ding in alle Richtungen, als auch schon die Kopfnuss angerauscht kam.

„Autsch! Hey! Den zukünftigen Piratenkönig behandelt man nicht so!“

Taishen sah für einen Augenblick überrascht auf den Jungen herunter, der da mit der Fliegerbrille in der Hand da stand und gerade davon erzählte, dass er Piratenkönig werden wollte, da brach der alte Mann auch schon in Lachen aus, dass die Wände wackeln ließ.

„Du! Piratenkönig! Willst du mich verarschen?“, grölte Taishen und hielt sich vor Lachen den Bauch.

Eustass wurde durch das Gelächter nur noch wütender.

„Das ist nicht lustig! Das war mein Ernst, du alter klappriger Vollidiot!“, brüllte der Bursche ihm entgegen.

Taishen wischte sich eine Träne vom Auge ab, als er sich langsam wieder ein bekam.

„Ja klar! Der große Eustass 'Captain' Kid wird eines Tages mit seiner mächtigen Piratencrew die Grand Line unsicher machen. Träum weiter, Kid“, sagte Taishen, schnappte sich die Fliegerbrille und setzte sie Kid auf. Doch sie rutschte gleich wieder herunter und hing ihm nun halb über einem Auge, während die andere Seite quer nach unten über seinem Gesicht hing.

Taishen musterte den Jungen kritisch.

„Tja...ich glaube da musst du noch rein wachsen. Noch passt sie dir nicht, aber bis es soweit ist, kannst du sie ja um den Hals tragen, bis du sie brauchst“, sagte er.

„Ach? Und wofür brauche ich so einen Schrott?“, fragte Kid und besah sich das Ding, während er es von seinem Gesicht um den Hals herum zog.

Doch dafür setzte es noch eine Kopfnuss.

Ein paar Zankereien später war die Sonne bereits untergegangen. Draußen war es noch stiller als am Tage und der alte Mann hängte das Geschlossen-Schild an die Türe.

„Es wird Zeit, dass du verschwindest, Kid. Du frisst dich schon Tags über bei mir durch und dich Quälgeist auch noch Nachts hier zu haben würde mich glatt in den Wahnsinn treiben“, sagte der Grauhaarige und wandte sich nun zu Eustass um, der auf der Ladentheke saß und dem alten Mann dabei zusah, wie er den Laden darauf vorbereitete geschlossen zu werden.

„Du willst doch, dass ich dir aushelfe, also komm auch damit klar“, meckerte Kid und sprang von der Ladentheke herunter.

„Nacht, Kid“, sagte Taishen mit einem Grinsen im Gesicht, doch dieser knallte nur dir Türe hinter sich zu und erwiderte nichts mehr.

Draußen auf der Straße betrachtete der rothaarige Junge zum ersten mal richtig seine Fliegerbrille. Sie war ihm tatsächlich noch viel zu groß. Aber wenn er sie so um den Hals trug, würde das auch schon gehen. Während Kid so die Brille betrachtete, wurde ihm klar, dass es das erste mal gewesen war, dass jemand ihm etwas geschenkt hatte.

Doch er verwarf diesen Gedanken schnell wieder. Sentimentaler Bullshit den keiner brauchte!

Während er sich in Bewegung setzte, fiel dem Burschen plötzlich etwas auf.

Mehrere Männer in ziemlich offizieller Kleidung, gingen auf Taishen's Laden zu. Kid hätte sich für gewöhnlich nichts dabei gedacht, aber wenn um diese Uhrzeit noch solche Gestalten umher wanderten und sich ausgerechnet einen Spielzeugladen herauspickten, musste das einen Grund haben, dessen war sich der Rothaarige ziemlich sicher.

Aus diesem Grund machte er kehrt und folgte den offiziell wirkenden Männern um herauszufinden, was sie im Schilde führten.

Sie blieben tatsächlich vor der Türe des Spielzeugladens stehen und hämmerten gegen die Türe.

Nachdem keine Reaktion kam, wiederholten sie es, dieses mal energischer und nach einiger Zeit öffnete Taishen die Türe.

„Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, Gentleman“, sagte der alte Mann und sah verärgert aus.

„Wir sind nicht hier um über Belanglosigkeiten zu sprechen. Wir brauchen Ihre Dienste für die Weltregierung.“

Für einen kurzen Augenblick dachte Kid, er habe sich verhört. Die Weltregierung? Ein Spielzeughersteller sollte für die Weltregierung arbeiten?

„Ich arbeite schon seit Jahrzehnten nicht mehr bei eurem Verein. Also macht das ihr wegkommt, bevor ich euch Beine mache“, sagte Taishen und wollte die Tür zuschlagen, doch der größte, der drei Männer setzte den Fuß dazwischen und blockierte die Tür.

„Nicht so schnell, Taishen. Aus unserem 'Verein' steigt man nicht einfach so aus und das weißt du genau. Wenn du nicht tust, was von dir verlangt wird, wird das Konsequenzen nach sich ziehen“, sagte der Mann, der die Tür blockiert hatte.

In diesem Moment flog die Tür aus den Angeln und zwei der Männer wurden von den Füßen gerissen. Mit seinem Bein, dass noch vom Tritt erhoben war, stand Taishen im Türrahmen, das Gesicht finster und furchtlos.

„Glaubt ihr wirklich mir zu drohen ist eine kluge Idee? So ganz helle seit ihr auch nicht, was?“, sagte er doch obwohl seine Stimme ruhig klang, strahlte sein Gesichtsausdruck Gefahr aus.

Die Männer kamen wieder auf die Beine und machten ein paar Schritte zurück um Abstand zu wahren.

„Das wirst du bereuen, Taishen! Du wirst schon sehen!“, rief der Kleinste, bevor er mit den anderen beiden die Flucht ergriff.

Eustass hatte alles beobachtet und die ganze Sache war ihm nicht geheuer. Alleine schon der Gedanke, dass ein verrückter alter Knacker mal für die Weltregierung gearbeitet hatte, verunsicherte ihn ein wenig. Und was genau hatten diese drei Spinner von Taishen gewollt?

Er sollte wieder Aufträge für die Weltregierung erledigen, aber was für Aufträge.

Kids Neugier war mit einem Schlag geweckt, doch er lief nicht zu Taishen um ihn auszufragen. Das würde auch noch Zeit bis zum nächsten Tag haben, davon abgesehen schienen die drei Typen dem alten Mann gründlich die Laune verdorben zu haben. Es wäre wohl besser, wenn Kid ihn nicht direkt mit Fragen bombardierte.

Also lief der Rotschopf zurück ins Waisenhaus, wo er sich durch ein Fenster stahl und in sein karg eingerichtetes Zimmer begab, indem ein klappriges altes Bettstand.

Er zog die Fliegerbrille aus und legte sie auf den kleinen, abgenutzten Nachtisch neben seinem Bett.

Kurz bevor Kid einschlief, kreisten in seinem Kopf die Gedanken herum, ob die drei Idioten ihre Drohung wirklich wahr machen würden.
 

Der nächste Tag brach trüb und regnerisch an. Kid hatte sich schon sehr früh aus dem Waisenhaus geschlichen, um zurück zu Taishen's Laden zu gehen. Die Neugier von gestern Abend brannte nun nur noch heftiger in ihm und er hatte es sich zum Ziel gesetzt, alles über die Sache mit Taishen und der Weltregierung in Erfahrung zu bringen. Es trieb Eustass sogar soweit voran, dass er begann zu rennen. Doch als er dort ankam, stand eine Menschenmenge um den Laden versammelt.

Kid drängte sich durch die Beine der Leute hindurch, trat dabei dem einem oder anderem auf die Füße, doch es kümmerte ihn nicht, wenn man ihn an meckerte.

Er wollte einfach nur noch wissen, was dort vor sich ging.

Als er in den vordersten Reihen ankam, blieb Kid abrupt stehen. Umringt von mehreren Marinesoldaten kniete Taishen, die Hände auf dem Rücken zusammengebunden, das Gesicht blutig und geschwollen. Er blutete aus mehreren Schnitten und Kratzern. Am Kopf hatte er eine große Platzwunde.

Vor dem Spielzeughersteller standen die drei Männer, alle grinsten zufrieden auf den Verwundeten hinab.

Während Kid mit Entsetzen das Spektakel beobachtete, hörte er hinter sich zwei Frauen tuscheln.

„Kannst du dir das vorstellen? Ein Waffenspezialist getarnt als Spielzeughersteller! Wer weiß, was er den Kindern alles verkauft hat? Vermutlich hat er das Zeug auch noch unter der Hand verkauft. Abscheulich!“, sagte die eine und Kid wandte den Blick zurück zu dem Geschehen.

Der kleinste der Männer trat auf Taishen zu und baute sich vor ihm auf. Dann holte er eine Pistole heraus und richtete sie auf den alten Mann, der aber ungerührt in den Lauf hinein starrte.

„Du bist angeklagt wegen illegaler Waffenherstellung und Hochverrat an der Weltregierung. Darauf steht der Tod! Noch irgendwelche letzten Worte?“, fragte er in gehässigem Ton und entsicherte die Waffe mit einem Klicken.

Taishen grinste dem Mann ins Gesicht. „Nur, dass du dringend mal baden solltest!“, knurrte er und spuckte dem Mann ins Gesicht.

Dieser taumelte angeekelt zurück und wischte sich den Speichel aus dem Gesicht. Danach holte er aus und Schlug Taishen mit voller Wucht ins Gesicht. Der alte Mann spuckte Blut aus und keuchte, doch er knickte nicht ein.

Der Kleinere richtete wieder die Waffe auf den Kopf des Grauhaarigen.

Doch da traf ihn ein Schlag in die Bauchgegend und er fiel zu Boden. Eustass hatte nicht weiter zusehen können. Er hatte sich aus der Menge gelöst und hatte den Kerl mit voller Wucht sein ganzes Gewicht in den Magen des Typen gerammt, indem er sich gegen ihn geworfen hatte.

„Du Fettsack fasst ihn nicht nochmal an!“, brüllte Eustass aus vollen Lungen. In seinem Gesicht stand der blanke Zorn.

Der Mann richtete sich auf, um zu sehen, was ihn da gerammt hatte, als er Kid erblickte und nicht umhin konnte, als völlig verdutzt aus der Wäsche zu gucken.

Doch als er sich wieder gefasst hatte, verzerrte sich sein Gesicht und er kam wieder auf die Beine.

„Schnappt euch das Balg und stopft ihm das Maul!“, brüllte er, als die zwei Männer bereits auf Kid zukamen und ihn zu packen versuchten.

Dem ersten Griff konnte der Rotschopf gerade noch so entgehen, als ihn auch schon ein Tritt am Kopf traf, der ihn zu Boden beförderte.

Sein Kopf schien zu explodieren, als Kid auf dem Boden aufschlug. In seinen Ohren klingelte es und für kurze Zeit war ihm schwarz vor Augen geworden.

Doch man ließ noch nicht von ihm ab. Ein weiterer Tritt traf ihn, dieses mal in den Magen.

Eustass stöhnte vor Schmerz auf. Er spuckte eine Mischung aus Galle und Blut auf den Boden und blieb liegen wo er war. Doch man ließ ihn noch nicht in Ruhe. Zwei Fäuste trommelten auf ihn ein, trafen sein Gesicht, bis ein Schrei ertönte.

„Hört auf! Lasst den Jungen in Ruhe! Ich bin es doch, den ihr tot sehen wollt, oder? Er hat nichts mit der Sache zu tun!“

Nur mit Mühe erkannte Kid die Stimme von Taishen. Er öffnete die Augen leicht und erblickte den alten Mann, der besorgt und voller Furcht zu ihm sah.

Der kleinste und fetteste der Männer hob die Hand und befahl seinen Handlangern von Eustass abzulassen.

„Es genügt. Der Knirps hat seine Packung bekommen und ein totes Kind in der Zeitung, dass von uns vor Zeugen umgebracht wurde, macht sich nicht besonders gut“, sagte er und wandte sich nun wieder dem Grauhaarigen zu, der immer noch in die Richtung des Rothaarigen sah.

Ein Lächeln streifte sein Gesicht, als man die Pistole an seine Schläfe drückte, doch er wandte den Blick nicht ab.

„Du kannst deinen Traum verwirklichen, Kid. Lass dir von niemandem was anderes einreden. Es wird nicht immer leicht sein, aber du kannst es schaffen, wenn du alles dafür tust. Und bleib niemandem was schuldig, dann wirst du nie etwas bedauern. Ich hab Vertrauen in dich, Junge. Verbock es nicht...“

Und der Schuss fiel...

Das Zehn-Schritte Piratenprogramm für Anfänger

So, das nächste Kapitel.

Es hat etwas auf sich warten lassen, da ich vor kurzem noch voll im Klausurstress war und erst jetzt wirklich Zeit dafür gefunden habe, also verzeiht mir bitte die kleine Verspätungn ^^'

Hier gibt es dafür nun eine fette Ladung Kiddo :)

Viel Spaß

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Es war dunkel und feucht in dem Frachtraum, indem sich Kid versteckte um nicht von den Piraten bemerkt zu werden, bei denen er sich als blinder Passagier versteckte.

Der vierzehnjährige Teenager hatte vor knapp 6 Jahren die Insel verlassen, auf der er aufgewachsen war. Ihn hatte dort nichts mehr gehalten. Ein Jahr nach dem Tod des alten Mannes hatte sich der Rothaarige auf den Weg gemacht, um seinen Traum wahr werden zu lassen. Eine Crew zusammen zustellen war aber als Kind nicht ganz so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte.

Man hatte ihn ausgelacht, ihn aus Bars herausgeworfen und ihn für seine Träumereien verspottet. Seit Jahren war er nun schon umhergetingelt, blieb mal länger und mal weniger lang auf einer Insel und versuchte da seinem Traum einen Schritt näher zu kommen.

Aus Kid war inzwischen ein Teenager geworden, der es faustdick hinter den Ohren hatte. In manchen Städten, die der Rothaarige besuchte, hingen bereits Steckbriefe aus wegen kleineren Straftaten. Diebstahl, Gewalt gegenüber Zivilisten und Wandalismus gehörten zu den häufigsten Straftaten, die Kid bereits begangen hatte, aber noch immer war er nicht als gefürchteter Pirat bekannt, ein Umstand den er schleunigst zu ändern gedachte.

Inzwischen war Kid damit vertraut, sich auf Schiffe der Marine oder von Piraten zu schleichen, um dort zur nächsten Insel zu kommen.

Dieses Mal hatte er ein eher ruhigeres Piratenschiff erwischt. Das Schiff hatte es nur knapp durch einen Sturm geschafft und die Mannschaft war erschöpft und geschafft. Es war leicht sich auf diesem Schiff zu verstecken, vor allem, da die Crew gerade andere Probleme am Hut hatten, als einen blinden Passagier.

Auf der nächsten Insel würde es wohl um einiges spannender werden, denn soviel er mitbekommen hatte, wurde auf der angesteuerten Insel ein Schwarzmarkt betrieben, ein Tummelplatz für Piraten und Händler, die dringend Geld brauchten. Vielleicht würde Kid ja dort mal zu etwas kommen, was ihm weiterhelfen konnte. Ein Schiff oder sein erstes Crewmitglied käme ihm da schon genau recht, aber das würde sich schon herausstellen.

Die Stunden strichen nur zäh dahin, in denen sich Kid langweilte. Irgendwann war er eingenickt während die Bilder seiner Vergangenheit ihn erneut heimsuchten.
 

Der Schuss war gefallen und überall war Blut.

Kid hatte alles mitangesehen, hatte es nicht verhindern können, als dieser feige Mistkerl der Weltregierung den Abzug betätigt hatte und Taishen eine Kugel in den Kopf gejagt hatte. Der Rothaarige hatte nicht einmal einen Ton herausbringen können. Der Laut des Entsetzens war ihm im Halse stecken geblieben, als sein eigenes Bewusstsein langsam davon glitt…

Das nächste was Kid bemerkt hatte, waren die Hände eines Arztes. Er lag in einem Bett, alles tat ihm weh und er konnte sich kaum bewegen.

„Ganz ruhig, Junge. Es ist alles okay“, sagte eine Stimme, die Kid nicht kannte.

„Wo ist der alte Mann? Wo ist Taishen?“, fragte er, in der Hoffnung, dass alles nur ein schlechter Traum gewesen war.

Eine Weile herrschte Stille. „Der Waffenspezialist ist tot und darüber können wir alle froh sein“, hatte der Arzt geantwortet.
 

Kid erwachte aus seinem kurzen Schlaf, als an Deck die Geräusche ertönten, die ihm verrieten, dass es Zeit zum Anlegen war. Es schien wohl Zeit zu sein, sich darauf vorzubereiten von Bord zu schlüpfen, sobald die Piraten damit beschäftigt waren das Schiff zu vertauen.

Der rothaarige Teenager erhob sich von den Kisten, auf denen er es sich bequem gemacht hatte und wartete darauf, dass das Fußgetrappel abnahm. Irgendwann, es hatte nicht allzu lange gedauert, hatte sich Kid aus dem Frachtraum herausgeschlichen.

An Deck war es wie ausgestorben. Eine unaufmerksame Wache latschte zwar das ein oder andere Mal hin und her, achtete aber nicht wirklich auf ihn.

Also schlich sich der Rothaarige von Bord und sah sich einige Augenblicke um ehe er ins Landesinnere trat.

Wie erwartet war diese Insel hauptsächlich von Piraten, zwielichtigen Händlern, Söldnern und anderem Pack besiedelt. Doch der Rothaarige hatte nicht unbedingt mit dem Umstand gerechnet, dass man ihn so anstarren würde. Und Kid hasste es angestarrt zu werden. Doch zum anderen hätte er damit rechnen müssen. Ein Teenager in dieser Umgebung erregte nun mal Aufmerksamkeit. Da konnte sich der Rotschopf noch so unauffällig verhalten. Am besten war es wohl, wenn er sich so bedeckt wie nur möglich hielt. Also gab sich Eustass Mühe nicht aufzufallen, auch wenn ihm das eigentlich kaum gelang. Hier und da wurde er angerempelt und er konnte sich einfach einen genervten Laut nicht verkneifen, was den ein oder anderen weiteren Rempler oder einen unhöflichen Stoß zur Folge hatte. Doch Kid war nicht auf Streit aus, wobei er das eigentlich immer war, doch er war müde, ausgehungert und erschöpft. Da gab es wichtigeres als sich mit irgendwelchen Idioten zu prügeln.

Zu aller erst musste er sich einen Platz zum Schlafen suchen und sich etwas zu Essen organisieren. Wo oder was das sein würde, war ihm eigentlich ziemlich egal, solange er sich morgen überlegen konnte, wie es weitergehen würde.

Kid marschierte durch die Gassen, die Hände in den Hosentaschen vergraben und auf nichts weiter achtend, als auf den Weg, den er gerade beschritt.

In einem alten modrigen Gasthaus fand Kid schließlich ein Zimmer. Das Geld dafür hatte er sich auf den verschiedenen Inseln zusammen geklaut, oder sich in Glücksspielen erspielt. Wirklich viel war es nicht, doch für einen Schlafplatz würde es schon reichen und falls doch nicht, würde er einfach am frühen Morgen eben über das Fenster verschwinden, also würde es ein Aufenthalt wie auf jeder anderen Insel auch werden, vorausgesetzt man würde ihm nicht in die Quere kommen.

Das Zimmer war muffig und das Bett stank nach dem Schweiß des vorigen Benutzers. Kid rümpfte die Nase, kümmerte sich jedoch nicht weiter um den Geruch. Erschöpft und ausgelaugt ließ er sich auf die durchgelegene Matratze fallen, lehnte sich in das klobige Kissen und schloss die Augen, um sich wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu holen.
 

Eustass saß in dem Laden des Spielzeugmachers und besah sich die dunkle Umgebung, die leer und verlassen wirkte. Es waren gerade mal zwei Wochen her, dass der alte Knacker das zeitliche gesegnet und Kid alleine gelassen hatte. Nie hatte der Rotschopf es für möglich gehalten, dass ihn der Tod von Taishen derartig mitnehmen würde, doch er tat es.

Kid war es nicht gewöhnt gewesen, dass sich überhaupt jemand um ihn geschert hatte und dieser alte Sack hatte ihm das Gefühl gegeben, jemand zu sein, nicht unbedeutend und nutzlos zu sein, so wie ihn alle anderen behandelt hatten. Er hatte Kid das Gefühl gegeben ein Mensch und kein Monster zu sein.

Die Fliegerbrille in der Hand haltend, mahlte Eustass die Kiefer aufeinander. Dieser verfluchte alte Sack hatte ihm nichts als Schwierigkeiten eingebrockt. Dieses Gefühl, dass er Taishen etwas schuldig war, behagte ihm nicht. Um genau zu sein, er hasste es!

Die letzten Worte des Alten gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf.

‚Bleib niemandem was schuldig, dann wirst du auch nie etwas bedauern…‘

„Dämlicher alter Sack“, knurrte Kid und hob die Fliegerbrille an, um sie gegen die nächste Wand zu schmettern, doch bevor er sie hatte wegwerfen wollen, hielt Eustass inne. Einen Augenblick verharrte er in dieser Position, als er die Hand auch schon sinken ließ und die Fliegerbrille erneut musterte. Mit einem leisen Seufzen, schloss Kid die Brille fest in die Hand und legte sie sich anschließend um den Hals.

Er würde Taishen nichts schuldig bleiben und er würde es auch in Zukunft nicht tun, niemandem würde er etwas schuldig bleiben.

Kid fasste einen Entschluss. Er würde sie finden, die Typen, die ihn dazu gezwungen hatten eine Schuld zu begleichen.
 

Eustass erwachte aus seinem unruhigen Schlaf und schnellte aus dem muffigen Bett hoch. Die Morgendämmerung war bereits angebrochen und es wurde Zeit dieses Gasthaus zu verlassen. Kid wusch sich das Gesicht über der Wasserschüssel, die auf der Kommode stand und verließ anschließend das Zimmer. Auf dem Tresen ließ er ein paar Berry für den Wirt liegen und verschwand dann aus dem Gasthaus.

Der Schwarzmarkt war bereits im vollen Gange. Die düsteren Geschäfte mussten schließlich schnell über die Bühne gehen, auch wenn diese Insel nicht so wirkte, als würde das Gesetz der Marine hier besonders viel Wirkung haben.

Wieder einmal versuchte er sich durch die Menge zu drängen und etwas Interessantes zu finden, als Eustass ein paar Wortfetzen aufschnappte, die sein Interesse weckten.

„…dieser Preis ist viel zu hoch! Das kann ich nicht bezahlen!“

„Dann lässt du es eben! Für dieses Ding findet sich immer ein Käufer. Hast du eine Ahnung wie selten diese Dinger sind?“

Hoher Preis, selten, garantierter Verkauf. Das hörte sich nach einer ziemlichen Stange Geld an. Genau das was Kid benötigte, um sich ein Schiff zu besorgen, dass später sein Piratenschiff werden würde, sobald er für eine Crew gesorgt hatte. Aber dafür musste er erst einmal herausfinden, um was es sich bei dem ominösen Gegenstand handelte.

Sofort ging Kid geduckt durch die Menge und verschwand unter einem Warentisch als keiner hinsah. Nun hatte er freie Sicht auf die beiden Verhandelnden, doch den Gegenstand von dem sie sprachen, konnte er noch nicht erkennen. Nur eine schwarze Kiste, die alleine schon ziemlich edel aussah, stand auf dem Tisch und Kid dachte, dass dieser Gegenstand sich in dieser Kiste befinden musste. Sofort kroch er auf allen Vieren näher an den Tisch des Händlers heran und wartete ab, bis sich ein günstiger Moment bot um die Kiste mitsamt ihrem Inhalt zu klauen.

„Das kannst du vergessen! Wenn ich diesen Preis bezahle, kann ich mich gleich auf die Straße setzen und anfangen zu betteln!“, rief der interessierte Käufer, der jedoch sein Interesse auch wieder zu verlieren schien, denn der Preis schien ihm einfachviel zu hoch zu sein.

Umso besser, dann musste Kid eben den Händler und nicht diesen armen Trottel bestehlen.

„Dann mach, dass du weg kommst! Ich kann keinen hier gebrauchen, der mir die Kundschaft vergrault! Wenn du nicht genug Geld hast, dann kann ich dich an meinem Stand nicht gebrauchen!“, meckerte der Händler und versuchte den Mann mit einer Handbewegung weg zu scheuchen, so als hätte er es mit einer lästigen Fliege zu tun.

Der Mann machte noch eine wüste Geste in Richtung des Händlers, aber er verzog sich und verschwand in der Menge.

Kid beobachtete alles mit geübtem Blick. Händler zu beklauen war nicht immer so einfach, da diese Mistkerle natürlich stets auf ihre Ware aufpassten und vor allem wenn es sich um einen Gegenstand von diesem Wert handelte. Doch es würde sich schon eine Gelegenheit bieten. Kid musste sie nur abpassen und geduldig sein, auch wenn das nicht unbedingt zu seinen Stärken zählte, doch wenn er mit seinem Vorhaben vorankommen wollte, musste Kid sich eben am Riemen reißen.

Der Mann zog die Kiste an sich heran und kontrollierte erneut ihren Inhalt, den Kid von seiner Position aus jedoch nicht erkennen konnte. Allerdings schloss er hastig die Kiste, als ein paar ungemütlich aussehende Typen auf ihn zu kamen und vor seinem Stand stehen blieben.

Eustass beobachtete alles gespannt und ahnte bereits, dass seine Gelegenheit bald kommen würde, denn der Händler schien seine Aufmerksamkeit nun voll und ganz auf die Typen zu richten, sodass die Kiste unbewacht war.

„Du schuldest uns noch eine Menge Geld, Jerko! Wann hattest du vor uns auszuzahlen?“

„B…bald, versprochen! Sobald mein Verkauf über die Bühne gegangen ist…“

„Und was ist, wenn wir nicht mehr so viel Geduld haben?“

Der Typ, der mit dem Händler gesprochen hatte, packte diesen nun am Kragen und zog ihn über seinen Verkaufstisch hinweg um ihn sich vorzunehmen.

Für Kid war klar, wenn nicht jetzt, dann vermutlich nie. So schnell wie er konnte und so leise wie er konnte, schlich er aus seinem Versteck, richtete sich gerade genug auf, um die Kiste im Blick zu haben und griff nach ihr.

Kaum hatte er sie in der Hand, nahm er auch schon die Beine in die Hand und rannte davon, nicht ohne dass ihm nicht das Gebrüll des wütenden und verzweifelten Händlers an die Ohren drang.

Kid rannte und rannte, als ginge es um sein Leben. Na wenn man genau war, war das ja auch eigentlich der Fall, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass der Händler es einfach so akzeptieren würde, wenn Kid ihm um einen Gegenstand mit diesem Wert erleichterte.

Aus diesem Grund tat er wohl gut daran nicht in der Nähe des Schwarzmarktes zu bleiben.

Nachdem Kid schon den Stadtrand erreicht hatte, beschloss er anzuhalten.

In einem verfallenen Haus fand er Zuflucht. Dort stellte er die Kiste auf den Boden und hielt sich die stechende Seite.

Ein Grinsen spielte um sein Gesicht, als ihm klar wurde, dass er nun endlich mit seinem Traum vorankommen würde. Dieser Gegenstand würde sein Piratenschiff finanzieren, sodass er endlich auf eigene Faust in See stechen konnte.

Nachdem er endlich wieder zu Atem gekommen war, setzte sich Kid auf den Boden und legte gespannt die Hände auf den Deckel der Kiste.

In seinen Augen glänzte die Aufregung über das, was er gleich erblicken würde. Eustass hob den Deckel an und erblickte…

„Was zum…!“, stieß Kid aus, als er auf die merkwürdig gefärbte Frucht hinab blickte, die die Größe einer Ananas hatte. Sie hatte eine grau violette Färbung und merkwürdige verschnörkelte Muster auf der äußeren Haut. Alles in allem, sah sie eigentlich ziemlich vergammelt aus.

In Kid stieg die Wut auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Dieses vergammelte alte Ding sollte so viel Wert sein? Ob man den Händler übers Ohr gehauen hatte? Musste wohl so sein, denn schließlich hatte er vorhin kaum die Zeit gehabt um zu kontrollieren, ob der Inhalt der Kiste wirklich auch noch der gewesen war, für den er ihn hielt, als die Typen aufgetaucht waren um die Schulden einzutreiben.

Kid fluchte laut auf und wollte die Frucht schon packen und sie wegwerfen, als ein lautes Knurren seines ausgehungerten Magens ertönte. Er hatte seit annähernd zwei Tagen nichts mehr in den Magen bekommen und inzwischen war es allerhöchste Zeit, dass sich das mal änderte. Kid hob die Frucht an, die ungewöhnlich schwer war, und biss hinein. Es schmeckte widerwertig, alt und vergammelt, doch wenn er nicht bald was zwischen die Zähne bekam, würde er so oder so vor die Hunde gehen, also sollte man da lieber nicht allzu wählerisch sein.

Vor lauter Frust und unterdrückter Wut, verputzte Eustass die ganze Frucht und ließ nur den merkwürdig gekringelten Stängel zu Boden fallen.

Gott, er brauchte etwas womit er sich diesen widerwertigen metallischen Geschmack der Frucht runter spülen konnte, sonst würde er sie womöglich noch auskotzen.

Kid trat aus der Hausruine heraus und besah sich seine Umgebung. Bis jetzt schien alles in bester Ordnung zu sein, als sich ein Schatten über ihm aufbäumte und ihn jemand am Kragen packte und hoch hob. Kid keuchte auf, als ihm die Luft zum Atmen genommen wurde, denn seine Füße hingen inzwischen knapp über dem Boden.

„Sag schon du kleiner Bastard! Was hast du mit meiner Kiste gemacht?!“, brüllte der Händler ihm entgegen und verteilte einen großen Haufen Spucke auf Kids Gesicht.

„Kann dir doch egal sein! Man hat dich eh übers Ohr gehauen!“, fauchte Kid dem Kerl entgegen, der gleich noch fester zupackte und Kid nun gegen die Häuserwand drückte.

„Sag schon, du rothaarige Ratte! Was hast du mit der Teufelsfrucht angestellt und keine Ausflüchte mehr!“

Kid würgte inzwischen. Er trat um sich und versuchte frei zu kommen, doch es brachte nichts.

Was dann passierte, war für Eustass schon fast nicht mehr zu erklären. Metallgegenstände flogen durch die Luft und auf ihn zu, so als würden sie magnetisch angezogen werden. Sie nahmen an Geschwindigkeit zu und Kid erkannte, dass es sich um Messer, Nägel, Werkzeugen und allerlei anderem handelte, die nun auf ihm zurasten und sich schließlich in den Rücken des Händlers bohrten. Der Mann schrie auf, als sich die Metallgegenstände in seinen Rücken gruben und Blut aufspritzte. Augenblicklich ließ er Kid los.

Sofort nutzte der Rothaarige die Möglichkeit zur Flucht. Was auf dem Händler wurde, interessierte Kid reichlich wenig, doch die Metallgegenstände, die ihm nun ebenfalls nachflogen, jagten ihm doch Unbehagen ein und so rannte Kid, nicht bemerkend, dass er noch mehr Gegenstände aus Metall wie magisch anzog!

Was war nur passiert? Warum wurde er nun von fliegenden Messern, Nägeln und Werkzeugen verfolgt, so als hätte er Magnete auf dem Rücken geklebt.

Kid rannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Die Leute, an denen er vorbei rannte, duckten sich unter den auf sie zurasenden Gegenständen hindurch oder brachten sich schreiend in Sicherheit.

Eustass schlug Haken, nahm scharfe Kurven, doch immer noch wurde er von fliegenden Metallteilen verfolgt.

Hinter ihm ertönte plötzlich ein laut knallendes, metallisches Geräusch und als er sich umdrehte, erkannte Kid zu seinem Schrecken, dass nun auch noch ein Anker hinter ihm her zischte, so als würde er rein gar nichts wiegen. Er folgte ihm genau wie die anderen Gegenstände und ließ sich auch nicht abschütteln.

Irgendwann musste er erkennen, dass er in der Falle saß. Kid rannte genau auf die Rückseite eines Gebäudes zu, jedoch war zu beiden Seiten kein Weg mehr.

Kurz vor der Wand ließ Kid sich zu Boden fallen und der Anker und die gesamtem Metallteile zischten über ihn hinweg und schlugen explosionsartig in der Wand ein, die nun komplett weggerissen wurde. Steine, Schutt und Geröll flogen über den rothaarigen Teenager hinweg, als er bemerkte, dass die Wand eingerissen worden war.

Kid erhob sich, von Staub bedeckt wirkte er ziemlich verdreckt und irgendwie unheimlich.

In dem Raum befanden an die zweihundert Menschen, die ihn erschüttert und teilweise verängstigt anstarrten. Manche waren zur Seite gehechtet, als sich die Explosion ereignet hatte.

Erst jetzt bemerkte Kid, wo er sich eigentlich befand. Er stand auf einer Bühne. Ein Auktionator stand neben einem angekettetem Mädchen, die er bis zu diesem Zeitpunkt nicht wahrgenommen hatte.

Tja, eins war klar, das würde definitiv Ärger geben, soviel konnte sich aus dem bereits geschehendem zusammenreimen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  -Rina-
2013-07-28T23:24:48+00:00 29.07.2013 01:24
Du hast Kid gut getroffen kann mir richtig gut vorstellen was für ein Satansbraten der Kleine als Kind war. Bin gespannt wie es weiter geht.
Von:  strandhai
2013-07-23T14:32:53+00:00 23.07.2013 16:32
also der anfang ist schon mal interessant.
Ich liebe Kiddo einfach *schwärm* und deins chreibstil
ist angenehm zu lesen.
Der arme tut mir ja schon leid, vier gegen einen ist echt nicht fair, aber
wer weiß wofür es gut war.
Bin schon gespannt wie es mit klein Kiddo weiter geht^^

lg
strandhai


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