Deep Blue von Lisa_McCall (Which Colour has the water?) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- May Wir gingen alle noch zu Ryan und setzten uns in die Küche. Es herrschte schweigen. Ich saß auf Ryan's Schoß, er hatte seine Arme um mich gelegt und presste mich an sich. Sahra saß neben Corey und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Plötzlich seufzte Corey: "Ist scheiße." Wir nickten und Ryan antwortete: "Ja, aber wir können es nicht ändern. Eigentlich ist es besser so. Jetzt muss er das alles nicht mehr ertragen." Ich sah erst Ryan an und dann zu Corey, der unglaubwürdig das Gesicht verzog und zischte: "Was sagst du da?! Logan war doch glücklich, so wie es war. Er war zu jung um zu sterben!" Ryan starrte auf den Tisch: "Ach, denkst du das, ja?" Seine stimme war ruhig und er legte sein Kinn auf meine Schulter. Der Gesichtsausdruck von Corey hatte sich nicht geändert und er schüttelte den Kopf. Sarah legte ihre Hände beruhigend ab seine Unterarme und schaute ihm in die Augen, als wollte sie sagen 'Hey, hör auf'. Dann war die Stimmung scheinbar noch tiefer gesunken. Corey und Sarah blieben auch nicht mehr lange. Heute Nacht blieb ich natürlich bei Ryan, aber wir hatten keinen Sex. Er hat sich einfach nur an mich gekuschelt und ich an ihn. Ich konnte ihn nachts noch weinen hören, aber ich sagte nichts, weil ich nicht wusste was. Keine Worte, hätten das schönreden können. Ryan Natürlich mussten wir auch noch bei den Bullen antanzen. Immerhin wurde er ermordet. Oder galt das als Totschlag? Ich kenne mich damit nicht aus. Und natürlich haben wir ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wir sagten einfach, wir hätte eine Vermutung wer es war, wüssten aber nicht warum. Ist klar, dass die auch noch wissen wollten, ob er in Drogengeschäffte verwickelt war, aber wir sagten nichts. Sonst wären wir wohl auch noch am Arsch gewesen. Auf die Polizei ist eh kein verlass. Die kümmern sich doch kein bisschen darum, wenn hier irgendein Junkie verreckt. Corey will es ja selbst regeln, aber ich werde mich da raus halten. Mit denen leg ich mich nicht an. Auf dem Polizeirevier, hatten sie uns außerdem etwas gegeben. Einen Zettel, der in seiner Hosentasche lag. Mit der Aufschrift 'Für Corey und Ryan'. Wir hatten beschlossen ihn später, in Ruhe zu lesen. Die Trauerfeier, sollte Übermorgen schon stattfinden, nach der Beisetzung. Corey hatte schon angekündigt, dass er nicht hingehen würde. So ein Arschloch! Macht einen riesen Aufstand und hat dann nicht mal den Anstand, dort zu erscheinen. Er meinte, dass er das noch nicht schaffen würde. Ich glaube, ich bin mittlerweile an diese Art von Feiern gewöhnt. Aber trotzdem ist es nicht so, als würde mir das nichts ausmachen! Corey Am Nachmittag saßen wir mal wieder bei Ryan. Diesmal im Wohnzimmer. Ich hielt den Zettel in der Hand. Ryan starrte ihn an. Ich seufzte: "Ok." Dann faltete ich ihn auseinander und laß vor: Lieber Corey, Lieber Ryan. Ich weiß, dass ich gleich sterben werde, deshalb schreibe ich jetzt noch diesen Brief. Ich war schon viel zu lange unbeschadet vor ihnen davon gekommen und irgendwann musste es ja mal ein Ende haben. Bitte weint nicht und ich hoffe ihr werdet glücklich, denn ihr wart die einzigen Menschen, die immer für mich da waren. Ihr wart meine Brüder und es tut mir leid, dass ich es euch nie gesagt habe, aber Leute, ich liebe euch wirklich. Vielleicht hat mein Tod ja auch was Gutes, ich meine vielleicht schafft ihr es jetzt besser von den Drogen los zu kommen. Oder ihr macht halt weiter. Dann aber richtig ok?! Ihr könnt alles haben, was mir gehört hat. Passt auf euch auf und macht keinen Scheiß. Viel Glück in dieser Dreckswelt. Logan Mir liefen die Tränen über die Wangen und auch Ryan, der sein Gesicht in den Händen vergrub, schluchzte. Ryan Ein paar Tage vergingen. Corey und ich stritten uns öfters, häufig hatte es etwas mit Logan zu tun. Wenn er das wüsste. Das hätte er nie gewollt, dass wir wegen ihm streiten. Und ich hatte meine täglich Dosis schon wieder erhöht. Für mich war das kein Problem, aber May wollte immer unbedingt mit machen. Wir hatten auch beschlossen in die Wohnung von Logan zu ziehen. Immerhin war sie sehr geräumig und top eingerichtet. Manche würden jetzt vielleicht sagen, dass es Schwachsinn ist, nach so kurzer Zeit schon zusammen zu ziehen, aber wir wollten es Beide. Es war, als wären wir füreinander bestimmt gewesen. Mit May lief eigentlich alles super. Aber natürlich kommen die Probleme nur selten allein. Ich hatte eine Abmahnung bekommen. Sollte ich noch einmal zu spät kommen, werde ich gekündigt. Und meine Chancen stehen schlecht, dann etwas neues zu finden. Höchstens etwas ganz, ganz mies bezahltes. Ich war grade auf dem Weg nach Hause. May hatte ihre Wohnung schon übergeben und ihre Sachen standen zurzeit in meinem Keller. Ich schloss die Tür auf und hörte Musik aus dem Badezimmer. Ich klopfte an die Tür. "Komm rein!", reif sie. Sie saß in der Badewanne, hörte laut Musik, irgendeine Rockband und hatte in der einen Hand ein Glas Sekt, in der anderen einen Joint. "Na, du lässt es dir ja gut gehen, was?!", ich lächelte. Sie nickte: "Na ja, warum nicht?"Ich ging zu ihr, um sie zu küssen. "Hast du dir den selbst gemacht?", erkundigte ich mich. "Ja, ich hoffe du hast nichts dagegen.", antwortete May, während sie mich entschuldigend ansah. Ich schüttelte den Kopf: "Schon Ok. Aber übertreib es nicht." Sie verzog das Gesicht und nuschelte: "Du nimmst viel mehr als ich." Ich drehte mich um und ging langsam Richtung Tür, im Türrahmen blieb ich stehen und seufzte: "May, bitte!" Dann ging ich in die Küche, um das Essen vorzubereiten. May Ryans Essen schmeckte wie immer super. Ich frage mich nur was er damit meint, dass ich es nicht übertreiben soll. Immerhin war er nicht besser, oder eigentlich schlimmmer. Aber ich fragte lieber nicht nach, da das Thema ihn zu belasten schien. "Und, mal wieder was von Corey gehört?", fing ich an. "Nee, nach der letzten Diskussion ist wieder Funkstille. Irgendwie scheiße, wenn man bedenkt, dass wir vor kurzem noch unzertrennlich waren. Aber das mit Logan hätte keiner aufhalten können. Wir wussten alle, dass es irgendwann so kommen würde.", sagte er nachdenklich. Stumm, nickte ich und sah auf den Tisch. Nun ja, der Verlust einer geliebten Person bringt immer Veränderungen mit sich. In dem Fall nur schlechte. Ryan fing abwesend an zu reden: "Ich hab echt alles verloren. Meine zwei besten Freunde, meine Eltern und bald auch noch meinen Job." Hilflosigkeit stieg in mir auf. Manchmal wusste ich nicht genau, wie ich ihm helfen konnte. Ich stand auf, ging zu ihm und legte meine Arme von hinten um ihn: "Aber du hast noch mich und ich werde bei dir bleiben! Versprochen." Plötzlich schlug er meine Arme weg und stand auf: "Ja, ganz toll! Echt! Das bringt mir ja auch so viel!" Sein Ton war schroff und er sprach laut. Warum war er plötzlich so gemein? Was soll das jetzt? Ich dachte er liebt mich, so wie ich ihn. Meine Augen füllten sich mit Flüssigkeit und meine Lippe fing unkontrollierbar an zu zittern. Ich starrte ihn an. Auf einmal wurde Ryans Blick wieder sanfter, fast etwas erschrocken. Langsam ging er auf mich zu, hob die Arme und schlang sie um mich: "Es tut mir leid! So war das nicht gemeint, wirklich! Ich wollte dich nicht verletzen, May. Ich liebe dich. Bitte, verzeih." Ich nickte, während mir die Tränen über die Wangen liefen. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und einen auf die Stirn. Dann löste er sich wieder und ging ins Wohnzimmer. Ich blieb noch einen Moment in der Küche stehen. Als ich etwas klappern hörte ging ich langsam zur Wohnzimmertür und lehnte mich gegen den Rahmen. Er erwärmte grade irgendeine Flüssigkeit mit einem Feuerzeug, wahrscheinlich Heroin. Mein Blick fiel auf den Boden: "Ich geh schon mal ins Bett, kommst du dann auch gleich?" Konzentriert starrte er auf die Flüssigkeit und nickte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)