Neun Millimeter von dumm ([BangHim]) ================================================================================ Kapitel 4: Target o4 – Probleme lösen sich nicht einfach in Luft auf -------------------------------------------------------------------- Sein Herz hatte für einen kurzen Moment ausgesetzt, als ihm bewusst wurde, dass er vielleicht zu spät kommen würde. Und das konnte er sich nicht leisten, das würde er sich nie leisten können. Er wollte zuverlässig sein und im Normalfall war er das auch. Er bemerkte die Anzeige der Uhr und atmete dann erleichtert aus. Er hatte noch zwei Stunden Zeit. Aber er war immer noch bei einer Person, die er kaum kannte. Und selbige Person schlief noch und wecken würde er sie nicht. Er weckte Menschen nicht gern, die meisten reagierten darauf nicht besonders gesund. Zudem hatte er jetzt eh keine Ahnung, wie das hier weiter gehen würde. Vermutlich gar nicht. Vermutlich hatte es gestern schon geendet. Und irgendwie war ihm bei dem Gedanken nicht so wohl. Er hätte gern die Chance gehabt den Mann näher kennenzulernen. Ganz ohne sexuelle Reize. Einfach nur so. Aber vermutlich war der Kontakt jetzt schon dabei, während er noch nackt im Bett saß, zu Grunde zu gehen und zu zerbrechen. Er runzelte die Stirn, massierte sich die Schläfen mit Daumen und Zeigefinger und raffte sich schließlich auf und schwang die Beine auf den Boden. Rieb sich die Augen und fragte sich, ob es in Ordnung war hier eine Dusche zu nehmen. Heim zu gehen und das dort zu machen, wäre wohl suboptimal. Die Zeit hielt schließlich nicht an und die Arbeit rief. Er lehnte sich nach vorn, fischte nach seiner Boxershorts und fand sie schließlich zwischen den ganzen anderen Klamotten; zog sie an und während er vor dem Bett stand und mit den Augen den Rest seiner Kleidung suchte, bemerkte er plötzlich ein Polaroidfoto, das unter dem Bett hervorblinzelte. Fragend und seiner Neugierde nicht widerstehend, ging er in die Hocke und griff zu dem Foto, betrachtete es fragend. Eine junge Dame mit einem wunderschönen Lächeln strahlte ihn an. Sie hatte große, schöne haselnussbraune Augen und hellbraune Haare, in denen eine kleine pinke Schleife ihren Platz gefunden hatte. War das seine Freundin? Exfreundin? Schwester? Wobei er, nachdem er einen Blick auf Yongguk geworfen hatte, feststellen musste, dass sie nicht viele Ähnlichkeiten hatten, was ihre Züge anging. Aber vielleicht war es ja auch einfach nur seine beste Freundin? Diese Frau konnte theoretisch alles sein. Außer vielleicht seine Mutter oder seine Oma. Himchan würde keine Antwort finden, weswegen er das Foto schließlich auf das Nachttischchen legte (er wollte es nicht zurück auf den Boden legen, das wäre im seltsam vorgekommen) und einige Momente planlos im Zimmer stand. Und dann entschloss er sich dazu, dreist genug zu sein und zu duschen. Es war Mittag, als Yongguk aufgestanden war. Er war irgendwann, ein paar Stunden davor, schon einmal aufgewacht. Vermutlich hatte ihn das Schließen der Tür geweckt, denn er hatte herausgefunden, dass sein nächtlicher Besuch bereits verschwunden war, ehe er wieder im Reich der Träume versunken war. Und jetzt stand er, noch immer nackt, vor seinem Bett und bemerkte, dass das Foto von ihr auf dem Nachttisch lag. Da hatte er es aber nicht hingelegt. Nein, das war nicht er gewesen. Er verzog kurz die Lippen bei dem Gedanken, dass Kim Himchan das Foto gesehen hatte. Seine Fingerkuppen landeten auf dem Foto und dann machte er eine schnelle Bewegung und schob es somit kraftvoll vom Tisch. Das Foto überschlug sich in der Luft und segelte dann in dem Mülleimer. Einen kurzen Moment war er erstaunt und überrascht von sich selbst und starrte den Mülleimer an, als wäre ihm nie aufgefallen, dass selbiger dort stand. Er blinzelte, riss den Blick los und wanderte zu seinem Schrank, fragte sich dabei, wieso er das nicht schon früher gemacht hatte. Also das Foto in den Müll zu werfen, nicht zum Schrank zu gehen und sich frische Klamotten zu holen. Wobei beides eine berechtige Frage war. Nach der Dusche war er in die Küche gelaufen und hatte auf dem eigentlich leeren, kleinen Küchentisch einen Zettel gesehen. Er hatte die Stirn gerunzelt, ihn in die Hand genommen und betrachtet. Und dann hatte er keine Ahnung, was er damit anfangen sollte. Dass es von seinem nächtlichen Besuch stammte, war wohl offensichtlich. Einige Augenblicke hatte er ratlos darauf gestarrt und dann hatte er trocken geschmunzelt, den Kopf geschüttelt und sich ein mageres Frühstück gemacht. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass der Ruf der Arbeit langsam ihn hörreichweite kam. »Der Auftrag ist ganz einfach. Besonders für euch zwei«, sagte der Mann hinter dem Schreibtisch, während der Rauch seiner Zigarre nach oben stieg. Und das Bild vor ihm wirkte wie immer viel zu klassisch. Nur die Frisur und der Bauchumfang passten vielleicht nicht wirklich in das Bild, aber darüber wollte er sich beim besten Willen nicht beschweren. »Eigentlich ist es nur das Übliche. Schutzgeld eintreiben. Das bekommt ihr ja gerade noch hin und Probleme lösen sich bekanntlich ja auch nicht in Luft auf.« Yongguk zog seine Augenbrauen etwas zusammen, als er den offensichtlichen Spott hörte. Das würden sie gerade noch hinbekommen? Das war gar nichts; das war eine simple Sache, die für beide wohl schon unterstes Niveau war. Aber gut, das war eben ihr Job und er würde sich nicht beschweren, jedoch hatte er große Lust dem Kerl hinter dem Schreibtisch einen Baseballschläger gegen den Kopf zu schlagen, wenn er erneut implizieren würde, dass sie nichts konnten. Sie waren nicht die Besten in ihrem Geschäft; aber sie waren erfolgreich und loyal. Und mehr konnte man eigentlich nicht erwarten. Sie taten ihre Arbeit und das immer zügig. Aber Respekt und Anerkennung konnten sie nicht verlangen, das wäre fast so als würde man von einem Fisch erwarten, dass er einem das Alphabet vorlas. »Hier sind die Informationen«, sagte der Mann und schob ihnen eine Akte zu und manchmal fragte sich Yongguk wieso sie überhaupt Dinge wie Akten besaßen. Das wirkte schon viel zu sehr nach Polizeiarbeit. Er hätte immer gedacht, dass Leute wie sie zu faul für Bürokratie waren. Jedoch kannte man wohl nicht bestreiten, dass sie dadurch meist alle Informationen bekamen, die sie wollten. »Mischt ihn ein wenig auf, setzt ihn unter Druck und macht ihm klar, dass er zahlen soll. Ansonsten ist nicht nur sein Schutz weg, sondern vielleicht auch einer seiner Finger.« Er nickte und schließlich trat der Mann mit den blonden, gelockten Haare, die Yongguk immer ein wenig an Ramen erinnerten, nach vorn zu dem Schreibtisch und griff zu der grauen Mappe. »Und jetzt verzieht euch«, sagte der Mann, der einer ihrer vielen Vorgesetzten war und verscheuchte sie mit der Hand, die die Zigarre hielt. Yongguk sagte kein Wort, drehte sich um und verließ den Raum, der Blonde folgte ihm und schloss die Tür, als sie draußen angekommen waren. »Manchmal spüre ich das Bedürfnis ihm die Akten in sein hässlichen Maul zu schieben«, sagte der andere, der ein paar Zentimeter größer als Yongguk war, mit einer fürchterlich monotonen Stimme. »Hmh«, machte Yongguk nur. »Wo müssen wir hin?« Er stellte die Frage, als der Blonde die Akte aufschlug und das Bild für einen kurzen Moment betrachtete, es dann zur Seite schob und den Rest las. »Ans Ende der Stadt«, war die Antwort. Yongguk warf einen Blick in die Mappe und runzelte die Stirn, versuchte etwas lesen zu können, was im Laufen aber gar nicht so einfach war. »Sind seit März 2009 in Kontakt mit ihm. Ist nen Leiter von ner Plattenfirma und hat sich wohl irgendwie Ärger mit den sieben Sternen eingefangen, bevor er hier her gezogen ist.« Hintergrundwissen war nie verkehrt; immerhin mussten sie ja auch wissen, was genau der Kerl ihnen schuldete – wobei man bei den meisten Schutzgelderpressungen gar nicht von Schulden reden konnte. Der Fall hier schien vielleicht sogar etwas anders zu sein, als das Übliche. »Er zahlt seit sechs Monaten nicht mehr; seine Firma steht wohl kurz vor dem Bankrott. Was für eine traurige Sache.« Man konnte Zelos Aussagen nie so wirklich deuten. Seine Stimme war meist so monoton und träge, dass man Ernst und Sarkasmus nicht unterscheiden konnte. Wobei das hier wohl eindeutig kein ernst war. »Seit wann kümmern wir uns um Leute, die es sich mit unseren Feinden verscherzen? Ist das nicht etwas riskant?« Der blonde Mann, den alle nur Zelo nannten; nicht einmal Yongguk kannte seinen bürgerlichen Namen, zuckte mit den Schultern. »Bestimmt, damit er ne leichte Einnahmequelle ist und man den Wachschutz vorgaukeln kann.« Was anderes, sinnvolles wäre ihm auch nicht eingefallen. Zusammen betraten sie schließlich die Parkebene des Hauses. »Du wirkst ruhiger als sonst«, stellte Zelo fest und schenkte ihm einen Seitenblick. »Du hattest Sex.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Kannst du damit aufhören in meinem Privatleben zu schnüffeln?«, wollte er mit zusammengezogenen Augenbrauen wissen. »Schnüffeln? Man muss nur öfters mit dir zusammen arbeiten um so etwas herauszufinden. Aber ehrlich gesagt hab ich nur geraten. Wobei deine Antwort offensichtlich genug war. War's gut?« »Aber hallo.« »Ich fahre«, kündigte Zelo an und somit war das Thema seines One-Night-Stands wohl auch wieder Nebensache, was Yongguk begrüßte. Ehrlich gesagt wollte er jetzt nicht darüber nachdenken. Aber das fiel ihm sogar ziemlich einfach, weil Zelo angekündigt hatte zu fahren. Und wenn Zelo fuhr, dann würde das eher so etwas wie eine rasante Achterbahn, als eine Fahrt von A nach B, werden. »Wenn sein muss«, erwiderte Yongguk, ließ sich dann aber zu einem Grinsen hinreißen. Vielleicht sollte er sich einen Zettel anlegen, auf die er Sachen schrieb, die er nie wieder tun sollte. Zum einen wären da die Sache mit dem Alkohol und zum anderen die Erinnerung daran, dass man mit Zelo niemals als Beifahrer Autofahren sollte. Niemals. Unter gar keinen Umständen und vor allem nicht, wenn man einen schwachen Magen hatte. Nicht, dass er einen schwachen Magen hatte, aber ein wenig flau war ihm dann nach der Ankunft dennoch gewesen. Wo auch immer er seine Fahrprüfung abgelegt hatte, hatte ihm den Führerschein vermutlich auch nur in die Hand gedrückt, damit er verschwinden würde – dachte er darüber nach, ging er einfach davon aus, dass Zelo gar keinen Führerschein hatte. »Da drüben ist es«, sagte der Blonde und deutete aus der Fensterscheibe zu einem der Häuser, das auf der anderen Seite der Straße lag und von ihrer Position aus nur halb zu sehen war. Zelo war zwar ein fürchterlicher Fahrer, aber er war nicht dumm. Direkt vor dem Haus zu parken, wäre vielleicht etwas zu auffällig. Nicht, dass sie sich große Sorgen um ihre Auffälligkeit machen mussten. In diesem Viertel wusste man ganz gut, dass man sich mit bestimmten Leuten nicht anlegen sollte. Hier liefen Leute wie sie wohl sowieso ein und aus. Aber dennoch achtete man lieber zweimal auf seine Schritte, bevor man sie tat. Vermutlich war das Verhalten einfach nur eigennützige Routine. Sie stiegen gemeinsam aus und machten sich an die Arbeit. Der Mann war heftig zusammengezuckt, als Yongguk voller Wucht gegen den Schreibtisch getreten, der daraufhin ein verräterisches Knacksen von sich gegeben und sich einige Zentimeter nach hinten bewegt hatte. Er starrte ihn aus großen, ängstlichen Augen an und lag halb auf dem Boden und halb auf dem Schreibtischstuhl, der bis an die weiße Wand gerutscht war und es wirkte fast so, als würde er sich jeden Moment vor Furcht erleichtern. Yongguk hoffte, dass ihnen das erspart bleiben würde, aber wenn man auch jemanden wie Zelo mit einer Handfeuerwaffe in der Hand sah, dann konnte er vollkommen verstehen, dass man den gesamten männlichen Stolz spontan verlor und einfach nur hoffte, dass dieser Irre nicht auf die Idee kommen würde, abzudrücken. »Wir widerholen uns nur äußerst ungern«, führte Yongguk das eher einseitige Gespräch weiter. Ja, der gute Herr wusste durchaus wer sie waren und wieso sie hier waren. Und er rechnete wohl sehr stark damit, dass sie ihn umbringen würden, aber Tote bezahlten bekanntlich nicht, weswegen sie ja nur hier waren, um ihm klar zu machen, dass er langsam mal wieder Geld anschaffen sollte. Wie er das machte, war ihrem Boss egal und ihn beiden auch – denn sie sahen davon eh nichts. »M-mein Geschäft ist kurz vor dem B-Bankrott«, stotterte der Mann, der ein ziemlich erbärmliches Bild von sich gab und inzwischen wohl mehr auf den Rollen des Stuhles saß, als sonst irgendwo. Zelo hob die schwarze Handfeuerwaffe, entsicherte sie und Herr Kim (seinen Vornamen hatte Yongguk schon wieder vergessen) zuckte so stark zusammen, dass der Stuhl in seinem Rücken etwas zur Seite geschoben wurde und er im nächsten Moment auf dem hellen Laminatboden saß. »Das interessiert, um ehrlich zu sein, absolut niemanden. Weder mich, noch ihn«, Zelo deutete in Yongguks Richtung, »noch unseren Boss oder Gott, sollte er existieren. Du hast Schulden. Hohe Schulden. Und wenn du nicht möchtest, dass wir auch deine Familie mit in die Sache ziehen, wäre es durchaus gesund, würdest du irgendwie an Geld kommen.« »Wie soll ich das denn machen?«, wollte er panisch, mit heiserer Stimme wissen. Zelo ließ die Schultern träge zucken. »Das, mein Lieber, ist nicht unser Problem. Du hast zwei Wochen Zeit. Wenn bis dahin kein Geld eintrifft, dann sieht es gar nicht gut für dich aus«, sprach Zelo unberührt wie immer weiter. »Wenn du uns aber weismachen willst, dass du es bis dahin auch nicht bezahlen kannst, dann fühl ich mich gezwungen dir eine Kugel in den Kopf zu jagen.« Zelo sah zwar nicht so aus, als könnte er mit einer Handfeuerwaffe umgehen, aber Fakt war, dass er das durchaus gut konnte. Er war ein verdammt guter Schütze. Vermutlich besser, als Yongguk das war, aber er hatte dafür andere Qualitäten. Oder eher: Andere Möglichkeiten Leute dazu zubringen um ihr Leben zu winseln. Der Rothaarige nahm seinen Fuß von der Tischplatte, deren Tischkannte nun einen kleinen Riss aufwies und ließ seine Schultern rollen und knacken. Seine dunklen Augen waren in das panikzerfressene Gesicht des Mannes gerichtet, der denselben Nachnamen trug, wie jeder fünfte in Korea. »N-nein, ich werde das Geld besorgen. Ganz bestimmt«, fing er an zu betteln. Und jeder in dem Raum wusste, dass er es wohl nicht schaffen würde. »Na, das ist doch Musik in unseren Ohren«, sagte Yongguk mit seiner tiefen, gefährlichen Stimme. »Aber glaub ja nicht, dass wir uns verarschen lassen. Wir wissen durchaus, wo deine Tochter zur Schule geht und was deine Frau arbeitet. Wir wollen doch alle vermeiden, dass sie Wind von dieser Sache mitbekommen, oder dass ihnen zufällig etwas zustoßen könnte, hm?« Er konnte sehen, wie sich sein Adamspafel bewegte, als er schluckte. »Oh Gott, bitte lasst meine Familie aus dem Spiel. Ich kümmere mich um das Geld, ich besorg es, ganz bestimmt!« »Wirklich?«, hakte Zelo überflüssigerweise nach. »J-ja, ganz besti-« Der Rest des Satzes ging unter einem fremden Geräusch unter, das nicht in die Situation passte. Schritte. Fremde Schritte. Und im nächsten Moment wurde die Tür aufgeschwungen. Es war reiner Reflex, dass er zu seiner Handfeuerwaffe griff, sie zog und sofort entsicherte und anhob. Bereit zum Schießen lag sein rechter Zeigefinger auf dem Abzug. »Hey, Onkel ich hab dir was mi-«, die Person, die das Szenario betreten hatte, unterbrach ihren Satz und ließ die Plastiktüte in ihrer Hand fallen. Bang Yongguk starrte in das Gesicht von Himchan, dem jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Für einen fürchterlich langen Moment fühlte es sich so an, als hätte die Welt aufgehört sich zu drehen. Als würde so etwas wie Zeit nicht existieren, als wäre alles plötzlich versteinert. Er starrte in die großen, höllisch erschrockenen Augen von Himchan und Yongguk bemerkte nicht, dass er selbst wohl genauso fassungslos und überrumpelt war, wie der ungebetene Gast. »Himchan, verzieh dich«, konnte er Herrn Kim, der offensichtlich Himchans Onkel war, hören, direkt nachdem das verpackte Essen in der Plastiktüte auf dem Boden gelandet war und seinen Geruch im Raum verbreitete. Yongguk wusste nicht, ob es die Angst oder rein menschlicher Instinkt gewesen war, dass Himchan sich das nicht hatte zweimal sagen lassen. Vielleicht hatte die Angst ihn für einen Moment gelähmt, aber jetzt war sie wohl der Grund, wieso er sofort aus dem Türrahmen verschwunden war. Und eigentlich war Yongguk darauf trainiert, dass er in so einer Situation sofort abdrückte. Weil man Zeugen niemals entkommen lassen durfte. Dummerweise hatte sein Finger sich nicht bewegen wollen, weswegen er nur dabei zugesehen hatte, wie der Schwarzhaarige die panische Flucht ergriff. »Du solltest ihm jetzt hinterher rennen«, schlug Zelo völlig gelassen vor. »Sonst könnten wir Stress bekommen.« »Fuck«, gab er leise von sich und entfernte den Finger von dem Abzug und setzte sich in Bewegung, ließ einen völlig emotionslosen Zelo und einen noch immer am Boden sitzenden Mann zurück. Eigentlich war es nicht so schlimm, wenn ihnen Zeugen entkamen. Die meisten riefen die Polizei, aber bis die da waren, waren sie meist schon über alle Berge. Davon abgesehen hatten die meisten auch zu wenig Mut dazu, das zu tun. Vor allem wenn sie wussten, mit dem sie es zu tun hatten. Denn brachte man auch nur ein Mitglied einer Gangpae ins Gefängnis, dann hatte man mehr Dreck am Stecken, als man ertragen konnte. Aber das hier war ein Problem. Das hier war ein verdammtes Problem. Weil Kim Himchan ihn kannte, zwar nur flüchtig, aber das war egal. Und jetzt wusste er wohl auch, dass er nicht beim Militär arbeitete. Denn Soldaten standen nicht plötzlich in Häusern und trieben Schutzgeld ein oder bedrohten Menschen mit ihren Waffen. Nicht in so einer Situation, nicht in zivilen Klamotten. Die Scheiße war am Dampfen und Yongguk hatte gerade sein persönliches Problem bekommen. Und Probleme lösten sich nicht einfach in Luft auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)