Visions - Neuversion von Yumi-san_89 ================================================================================ Prolog: Wiedersehen in Johto ---------------------------- Ash war wieder einmal in Johto unterwegs. Dieses Mal jedoch nicht um Pokémon zu trainieren, sondern um ein kleines Wiedersehen mit seinen Freunden zu veranstalten. Es ging zu einem Dorf namens Kikato. Dieses Dorf war berühmt für seine Küche und seine Legendären und sehr seltenen Pokémon. So gab es dort auch ein sehr grosses Museum mit vielen Legenden über die bereits ausgestorbenen Pokémon und auch sonstige Pokémon, welche sehr selten waren. Es war bereits Nachmittag, als Ash im Pokémoncenter des besagten Dorfes ankam. Pikachu entdeckte seine Freunde natürlich gleich, welche in einer Ecke des Centers an einem Tisch sassen und hüpfte schon einmal voraus, mitten auf den Holztisch. „Hey, Pikachu!“, rief die braunhaarige Maike erfreut, nahm das Mauspokémon in die Arme und drückte es kurz. „Hallo Leute!“, begrüsste der Schwarzhaarige seine Freunde, als er beim Tisch ankam. „Ash!“, riefen Max, Maike und Rocko freudig, denn sie hatten den inzwischen 18-jährigen kaum wieder erkannt. Seine Freunde, mit denen er viele von seinen Abenteuern bestanden hatte, waren hier. Jedoch fehlten noch zwei seiner Freunde. Da war einerseits Tracy, welcher mit ihm durch die Orange League gereist war. Der Pokémonbeobachter hatte sich kurzfristig abgemeldet, da Professor Eich einige interessante Entdeckungen gemacht hatte und die Hilfe seines Mitarbeiters dringend benötigte. Und dann war da noch Misty. Das Mädchen, welchem er an seinem ersten Tag als Pokémontrainer über den Weg gelaufen war und niemals vergessen konnte „Sagt mal, ist Misty noch nicht hier?“, verwirrt blickte Ash sich um. Es war merkwürdig, dass er vor Misty an einem Treffpunkt ankam. Die anderen schüttelten den Kopf. Sie hatten bisher noch nichts von der Wasserpokémontrainerin gehört. Ash war enttäuscht, dass seine beste Freundin noch nicht anwesend war. Sie war doch immer pünktlich. Er war doch derjenige, der für seine Unpünktlichkeit bekannt war. Ansonsten hätte sie sich schon längstens bei ihm gemeldet, dessen war er sich sicher. Doch fehlte im Moment jede Spur von ihr. So beschlossen die Freunde abzuwarten und erzählten von all den Abenteuern, welche sie in der Zwischenzeit erlebt hatten. Öfters stiegen auch Erinnerungen aus der alten Zeit empor, als sie noch miteinander unterwegs waren. Die Zeit verging wie im Flug. Als der Himmel sich langsam verfärbte und begann, die Farben der Nacht anzunehmen, war Misty immer noch nicht aufgetaucht. „Wo kann sie nur sein?“, fragte der Schwarzhaarige mehr sich als die anderen. Er machte sich Sorgen. Es war nicht Mistys Art sich nicht zu melden. Sehnsüchtig blickte der Pokémontrainer zu der Tür des Pokémoncenters, darauf hoffend, dass Misty jeden Augenblick hindurch spazieren würde. Doch wurden seine Hoffnungen enttäuscht. Erneut verstrich die Zeit. Der Schwarzhaarige wurde unruhig. Etwas konnte nicht in Ordnung sein. Dessen war er sich sicher. „Ash, Misty wird sicher noch kommen.“, versuchte Maike den 18-jährigen aufzumuntern. Es war ihm anzusehen, dass er sich Sorgen um die Rothaarige machte. Max stimmte seiner Schwester nickend zu. Mit einem leisen Seufzen stand Ash auf und begab sich zum Fenster, liess seinen Blick nach draussen wandern, in der Hoffnung Misty zu erblicken, oder zumindest eines ihrer Pokémon. Doch sein Wunsch blieb unerfüllt. Inzwischen stand er schon einige Minuten stillschweigend am Fenster und starrte in die dunkle Nacht hinaus. Die anderen schauten sich ratlos an. Sie wussten nicht, was sie tun sollten um den Schwarzhaarigen aufzumuntern. Schliesslich begab sich Rocko zu ihm. „Ash. Ich bin mir sicher, dass Misty noch auftauchen wird.“, versuchte der 22-jährige seinen Freund zu beruhigen. „Es ist einfach nicht Mistys Art zu spät zu kommen.“, erklärte Ash, worauf Rocko nickte. Da musste er dem Pokémontrainer recht geben. Ash drehte sich um und ging zu seinen Freunden, wo er in seine Jacke schlüpfte und seinen Rucksack über die Schultern warf. „Komm Pikachu, wir gehen Misty suchen.“, bestimmte der Trainer seinem Pokémon zugewandt, welches gerade etwas abseits von der Gruppe mit Kleinstein, Glaziola, und Eneco spielte. Sogleich hüpfte das gelbe Mauspokémon flink auf die Schulter seines Trainers. „Pika!“ Maike und Max hatten ungläubig mitangehört, was der Schwarzhaarige gesagt hatte und wollten ihn aufhalten. „Aber Ash! Es ist doch schon viel zu spät.“ „Genau.“, pflichtete Max seiner älteren Schwester bei. „Sie wird schon noch auftauchen. Ausserdem, was sollen wir tun, wenn du und Pikachu euch verlauft?“ „Hört mir zu. Ich muss da raus! Ich spüre, dass Misty in Gefahr ist und ich kann sie nicht hängen lassen.“ Ehe die beiden Jugendlichen etwas erwähnen konnten, hatte Ash das Pokémoncenter bereits verlassen. Nach wenigen Minuten kam er in den dichten Wald, wo er sogleich begann nach Misty zu suchen. „Misty! Wo steckst du?!“ „Pika?!“ Doch da es im dem Wald stockdunkel war, war es selbst mit Taschenlampe nicht leicht, etwas zu erkennen. So irrten die beiden bereits nach kurzer Zeit im Wald herum. „Pikachu?“ „Jetzt sind wir da, wo wir gestartet sind.“ Der 18-jährige schüttelte den Kopf und stiess einen leisen Seufzer aus, wie auch sein Pokémon. Es war bereits über eine Stunde vergangen, seit er aufgebrochen war. „So finden wir sie nie“, seufzte Ash leise, worauf er ein Knacksen hörte und aufhorchte. „Was war das?!“ „Pika?!“, fragten sich die beiden. Sie drehten sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Eine junge Frau war im Lichtkegel der Taschenlampe erkennbar. „Ist da jemand?“, konnte Ash die Stimme einer jungen Frau vernehmen. Sofort erkannte er sie. Es war Mistys Stimme. „Misty!“, rief er, und lief auf sie zu. Die Rothaarige traute ihren Augen kaum, als Ash auf sie zugestürmt kam und wenige Zentimeter vor ihr stehen blieb. Mit Tränen in den Augen blickte sie zu ihm hinauf. Das gab es doch nicht. Hatte er nach ihr gesucht. Sie wusste es nicht. Aber er stand vor ihr. Ash hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf Misty gerichtet, blickte zu ihr herunter. Die orangehaarige trug eine kurze Bluejeans, ein gelbes Top und darüber eine Jeansjacke. Auf ihren Rücken hatte sie den altbekannten roten Rucksack geschnallt. Die junge Frau fiel ihm um den Hals. „Ash!“, murmelte sie und drückte sich an ihn. Ohne dass er es bemerkte, wurde der schwarzhaarige rot. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn beinahe umrannte. „Hey, ist alles ok?“, fragte er besorgt. Er fühlte, wie sie sich noch näher an ihn schmiegte und legte seine Arme um sie. Ash hatte es den ganzen Tag über schon geahnt, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Plötzlich hörte er ein leises Schluchzen ihrerseits und schob sie sanft etwas von sich weg. Vorsichtig nahm er ihr Gesicht in seine Hände und strich ihre Tränen beiseite. Er blickte ihr tief in die Augen. „Misty, was ist geschehen?“ „Das ist jetzt egal. Wir müssen so schnell wie möglich weg. Ash ich weiss, das mag komisch klingen, aber vielleicht wäre es besser wenn du Pikachu in den Pokéball sperrst.“ „Wie bitte?“, ungläubig blickte er seine beste Freundin an. Sie wollte allen Ernstes, dass er seinen besten Freund einsperrte. Pikachu schüttelte den Kopf. Es wollte auf keinen Fall in den Ball gesperrt werden. Das Mauspokémon hatte sich schon immer strickt gegen den Pokéball gewehrt. Das wusste Ash nur zu gut. „Tut mir leid Misty. Ich weiss, dass du häufig Recht hast, wenn es um solche Dinge geht. Aber ich kann Pikachu nicht wegsperren. Tut mir leid.“, er wandte ihr den Rücken zu, als er sich zu seinem gelben Freund begab. Der Schwarzhaarige hockte sich auf den Boden und kraulte das Pokémon hinter den Ohren. Lächelnd beobachtete Misty die beiden. Sie begab sich zu Ash, direkt hinter ihm blieb sie stehen. „Ich habe mir schon gedacht, dass du so etwas in der Art sagen würdest.“, lächelte sie. Sie kannte ihn einfach zu gut und wusste, dass das eine absolut idiotische Idee gewesen war. Der Schwarzhaarige erhob sich und drehte sich um, wo er die glücklich lächelnd Misty sehen konnte. Er lächelte zurück. Egal was heute passiert war, dass hier und jetzt war im Augenblick wichtiger. Aber Mistys Worte, dass sie so schnell wie möglich weg mussten, kamen ihm wieder in den Sinn. „Was hältst du davon, wenn wir zum Pokémoncenter gehen?“, fragte er sie und hielt ihr seine Hand hin. „Sehr gerne.“, erwiderte sie seine Frage. Sie legte ihre Hand in die von Ash, welche er augenblicklich mit der seinen umschloss. Er wollte sie nicht noch einmal verlieren, das war ihm bewusst geworden. Kapitel 1: Immer wieder Ärger mit Team Rocket --------------------------------------------- Inzwischen waren bereits zwei Stunden vergangen, seit dem Ash sich auf die Suche nach Misty gemacht hatte. So packten sich Maike, Max und Rocko ihre Taschenlampen, begaben sich nach draussen und machten sich zusammen mit ihren Pokémon auf die Suche nach den beiden. Jedoch kurz, bevor sie in den Wald kamen, stürzten sie in eine Fallgrube. „AH!“, hörte man die drei schreien. „Wer war das denn?“, fragte Max, während er sich seinen schmerzenden Hinterkopf rieb. „Wir!“ Die drei sahen nach oben. Und wen erblickten sie da? Team Rocket natürlich. „Ihr?!“, rief Maike ungehalten. „Könnt ihr uns denn nie in Ruhe lassen?“ „Nein“, grinste James, worauf Jessie meinte: „ihr wisst doch genau was wir wollen!“ „Und was ist das?“, fragten die drei Pokémontrainer etwas gelangweilt. „Pikachu natürlich!“, meinte Jessie etwas hochnäsig. „Ganz Genau! Also, her damit!“, sagte James mit befehlerischem Ton. „Hey, wartet mal!“ „Was soll das Mauzi? Du solltest doch auf die gefangen Pokémon aufpassen, damit sie nicht ausbrechen!“, ermahnte Jessie das Katzenähnliche Pokémon. „Ja, das weiss ich ja, aber dann erklärt mir mal, wo der Knirps und das Pikachu abgeblieben sind?!“ „WIE?!“ James und Jessie sahen blickten entgeistert in die Fallgrube hinein. Ash und Pikachu waren nicht dabei. „Hey, wo sind das Pikachu und der Knirps abgeblieben?“, fragte Jessie die drei. „Keine Ahnung. Wir sind nämlich gerade auf der Suche nach ihnen!“, meinte Rocko. „Ja sicher, und wer’s glaubt wird selig“, grinste Jessie vor sich hin. „Na dann, viel Vergnügen im Kloster, Jessie!“, hörten die sechs auf einmal eine Stimme, die ihnen bekannt vorkam. Es war Ash, welcher grade mit Misty Hand in Hand angerannt kam. „Hey, das ist der Knirps!“ Während Team Rocket durch Ash und Misty abgelenkt wurde, befreiten sich die anderen Drei aus der Fallgrube. „Also, du hast uns gehört! Her mit Pikachu! Aber etwas dalli!“ „Ihr solltet doch inzwischen genau wissen, dass ihr sowieso keine Chance gegen uns habt, oder Pikachu?“, fragte der Schwarzhaarige seinen kleinen Freund, welcher ihm soeben auf die Schulter sprang. Mit einem bekräftigenden „Pika!“ stimmte das Mauspokémon ihm zu und sprang auf den Boden. Es war jederzeit dazu bereit, Team Rocket einen Donnerschock zu verpassen. Gerade als Ash Pikachu befehlen wollte, Team Rocket anzugreifen, wurde er von Misty zurück gehalten. „Ash warte!“, verwundert blickte Ash Misty an. „Mit den dreien ist nicht zu spassen. Du musst höllisch aufpassen.“, warnte sie ihn. Sie wusste genau, von was sie redete. Als Ash ihren besorgten Blick sah wusste er genau, dass etwas Schlimmes vorgefallen sein musste. Er nickte der Rothaarigen kurz zu, bevor er sich wieder Team Rocket zuwendete. „Na schön! Wenn ihr’s unbedingt so wollt!“, schrie Jessie und holte einen Pokéball hervor. „Los, auf geht’s, Jugong!“, rief sie das Pokémon aus dem Ball heraus worauf es auch gleich vor Pikachu auftauchte. „Ein Jugong?!“, staunte die Gruppe, mitsamt Pikachu, da sie genau wussten, dass Team Rocket niemals ihre Pokémon auf so ein hohes Level trainieren könnte. Die Augen des Jugongs leuchteten rot. Ein kurzer Blick zu Misty genügte Ash. Als er sah, wie ehrfürchtig Misty das Jugong anblickte, war ihm sofort klar, dass es sich bei diesem Pokémon um das Jugong von Misty handelte. „Ihr solltet euch schämen! Die Pokémon anderer Leute zu stehlen und sie für eure Zwecke zu benutzen! Findet ihr das etwa Fair?“, fragte er die drei. „Natürlich!“, grinste Jessie ihn an. „Los Mauzi! Wird Zeit, dass die Knirpse unsere Geheimwaffe kennen lernen!“, meinte die Lilahaarige zu dem Katzenpokémon, welches nur „Aye, Aye, Captain!“, sagte. Das Pokémon drückte Jessie einen lila Pokéball in die Hand. „Gegen dieses Pokémon werdet ihr keine Chance haben! Komm raus, Suicune!“, die Pokémondiebin warf den Pokéball nach den Freunden. Der Ball öffnete sich und weisser Nebel entwich ihm. - Nur wenige hundert Meter von unserem Schauplatz entfernt war ein sechzehnjähriges Mädchen unterwegs. Sie hatte schulterlange, rotbraune Haare. Ihre Kleider bestanden aus einem orangenen Shirt, einer hellbraunen Hose und ein paar gleichfarbigen Schuhen. Dazu trug sie ein Hellblaues Kopftuch und hatte einen olivgrünen Rucksack bei sich. Sie war gerade auf dem Weg zu dem Pokémoncenter, welches ganz in der Nähe sein sollte, aber wie so oft fand sie den Weg nicht und hatte sich verlaufen. Auch die Karte auf ihrem Pokécom hatte ihr nicht weiterhelfen können. Plötzlich hatte sie das Gefühl, gerufen zu werden. „Meisterin“. Sie drehte sich um 180°, in die Richtung, aus der sie die Stimme gehört hatte. „Suicune!?“, rief sie nach ihrem Begleiter. “Hast du das gehört Nachtara?“, fragte die 16-Jährige ihr Nachtara, welches brav neben ihr herlief. Das Nachtara schüttelte den Kopf. Erneut konnte sie die Stimme vernehmen, bevor sich weisser Nebel um sie herum bildete. Sie konnte fühlen, wie Suicune aus seinem Pokéball befreit wurde. „Hast du das gespürt, Nachtara?“, fragte sie ihr Pokémon. Ihr vierbeiniger Begleiter nickte und sprang sogleich davon, worauf das Mädchen ihrem Pokémon folgte. - Langsam lichtete sich der Nebel und ein grosses, hundeähnliches Pokémon mit einem grünblau schimmernden Fell und einer lilafarbenen Mähne erschien. Sogleich wichen die Freunde zurück, Misty versteckte sich hinter Ash. Team Rocket hatte sich ein Suicune gefangen. Eines der Legendären Wasserpokémon. Die Augen des Suicune leuchteten Rot, genau wie die von Jugong, welches neben dem legendären Pokémon stand. Aus Gewohnheit zog Ash seinen Pokédex hervor. Er wusste zwar, dass es sich um ein Suicune handelte, da er zu Beginn seiner Reise in Johto eines angetroffen hatte. Jedoch wollte er mehr über dieses Pokémon erfahren. Dies konnte ihm hilfreich sein, wenn das Pokémon unter Team Rockets Kontrolle stand. „Suicune – Das Polarlicht-Pokémon. Dieses Pokémon jagt über das Land. Man sagt, der kalte Nordwind begleitet es auf seinen Wegen. Es hat die Fähigkeit, verschmutztes Wasser im Nu zu reinigen. Seine häufigste Attacke ist der Aurora-Strahl.“ „Ein Suicune, ich glaub ich spinne.“, äusserte sich Max, der sich gemeinsam mit Rocko und Maike aus der Fallgrube befreit hatte. „Gegen uns habt ihr keine Chance!“, grinste Mauzi. „Das wollen wir doch sehen! Los, Glaziola!“, mit diesen Worten schickte Maike ihr Eispokémon in den Kampf. „Mauzi, aktiviere unsere Geheimwaffe!“, befahl James seinem katzenartigen Gefährten. „Aye, Aye!“, rief das Pokémon erneut und drückte auf den roten Knopf einer Fernbedienung, die sich in seinen Pfoten befand. Der Heissluftballon mit dem Mauzikopf stieg über ihnen empor. Im Ballonkorb öffnete sich eine Luke, aus der zwei Netze schossen. Die Pokémon und ihre Trainer waren so überrascht, dass sie nichts dagegen unternehmen konnten. Pikachu und Glaziola wurden von den Netzen gefangen. Erneut drückte Mauzi auf einen Knopf der Fernbedienung. Die Netze leuchteten kurz blau auf. Nach dem drücken eines weiteren Knopfes von Mauzi wurden die Pokémon wieder von den Netzen befreit. Sofort eilten Ash und Maike zu ihren Pokémon. „Pikachu! Ist alles ok?“, doch das Pikachu rührte sich nicht. Stattdessen schlug es die Hand des Schwarzhaarigen weg. Es drehte sich um und starrte Ash böse an. „Glaziola, was ist mit dir?“, auch Glaziola wies seine Trainerin ab. Seine Augen waren Rot, ebenso wie die von Pikachu. Ohne ein weiteres Wort gingen die beiden Pokémon auf die andere Seite und stellten sich neben Jugong auf, bereit zum Kampf. Ash konnte es nicht fassen. Tat Pikachu gerade tatsächlich das, was er da sah? Lief sein bester Freund wirklich zum bösen über? Das konnte doch nicht wahr sein. Der Schwarzhaarige sank zu Boden. „Juhuu!“, Team Rocket vollführte einen Siegestanz. „Wir haben Pikachu! Wir haben Pikachu!“ Ash knirschte mit den Zähnen. Misty, die sich sogleich zu ihm begeben hatte und hinter ihm war, legte ihm fürsorglich eine Hand auf die Schulter. Max konnte nicht länger zusehen. Er hatte bereits einen Pokéball gezückt und wollte ihn werfen. Doch Rocko stellte sich vor den 13-jährigen und hielt ihn auf. „Wir dürfen keine Pokémon einsetzen. Jedes Pokémon, das wir in den Kampf schicken, wird von ihnen für einen Augenblick gefangen genommen und kämpft nachher automatisch auf ihrer Seite.“ Ash wollte es nicht glauben. Sie hatten gegen Team Rocket verloren. „Nun denn. Es wird Zeit, dass wir zum finalen Angriff übergehen.“, sprach Jessie und blickte dabei zu den Pokémon, die Ash und seinen Freunden gegenüber standen. „Suicune! Setz Konfusion ein!“ Das Pokémon rührte sich nicht. „Hey! Ich habe gesagt du sollst Konfusion einsetzen! Hast du nicht zugehört?!“ „Ich habe euch sehr wohl gehört, Meisterin. Jedoch ist mir diese Attacke nicht bekannt.“, antwortete ihr eine unheimliche Stimme. „Wie bitte? Nicht bekannt?!“, Jessie war kurz davor auszuflippen. „Mauzi, bist du dir sicher dass die Maschine funktioniert?“ „Ja, die funktioniert einwandfrei.“ „Jessie…vielleicht hat Suicune die Wahrheit gesagt.“, bedachte James, während er in einem Pokémonführer herumblätterte. „Wie bitte?“ „Naja…“, gab der Blauhaarige von sich. „Hier im Pokémonführer steht, dass Wasserpokémon nur in seltenen Fällen Psychoattacken erlernen können. Konfusion ist eine Attacke, die nur Psychopokémon erlernen können.“ „Wie?“, ungläubig riss sie James das Buch aus den Händen. Sie musste es selber lesen, um das glauben zu können. „Na dann…versuchen wir es eben auf einem anderen Weg.“, murrte sie, als sie ihrem Partner das Buch wieder retournierte. „Suicune! Setz Aurorastrahl ein!“, befahl sie dem legendären Pokémon. Das hundeähnliche Pokémon begann damit, Energie an seiner Stirn zu sammeln, welche sich zu einer Kugel formte. Es konnte jede Sekunde angreifen. „Nachtara, Konfusstrahl!“, ein Katzenähnliches Pokémon sprang aus dem Gebüsch und setzte Konfusstrahl ein. Es hatte die Attacke genau auf Team Rocket gerichtet. Die beiden Bösewichte blickten verwirrt umher, genauso wie Mauzi. Auf die Pokémon mit den roten Augen hatte diese Attacke jedoch keinen Einfluss gehabt. „Oh nein!“, ein Mädchen mit braunen Haaren war hinter dem Nachtara aufgetaucht. „Los, Ampharos! Setz Donnerschock ein und verschrotte diese Maschine!“, rief sie ein weiteres Pokémon herbei. Das Ampharos verpasste der Maschine, die Mauzi bisher wie ein Augapfel bewacht hatte, einen Donnerschock. Sie gab ein kurzes Rattern von sich, bevor die Lampen anfingen aufzublinken und sie schliesslich still stand. Suicune brach seine Attacke ab. Die vier Pokémon, welche unter der Kontrolle der Maschine gestanden hatten, blickten sich verwirrt um. Ihre Augen waren nicht mehr rot, Team Rocket hatte also keine Kontrolle mehr über sie. „Hey, was hat die Kleine hier zu suchen?! Ich hab’ gedacht, ihr hättet sie fertig gemacht“, rief Jessie aufgebracht, als die Verwirrung von Nachtaras Attacke nach einigen Sekunden nachliess. „Na ja, da gab es ein paar kleine Probleme“, meinte James beschwichtigend. Er wollte seine Kollegin beruhigen. Doch dafür war es bereits zu spät, es war bereits zu viel schief gelaufen. „Sag mal Kleine, was willst du eigentlich hier? Ich dachte wir hätten einen Deal?“, sprach Mauzi nun das Mädchen an. „Deal? Dieses Pokémon?“, das Mädchen warf einen Pokéball, aus dem ein Pantimimi erschien. „Das könnt ihr gerne zurückhaben!“, sie warf den Pokéball dem blauhaarigen Team Rocket Mitglied zu, welcher ihn verdattert auffing. Pantimimi mischte sich erst gar nicht ein, sondern flog direkt zu seinem Trainer, noch bevor dieser den Pokéball auffangen konnte. „Oh mein geliebtes Pantimimi.“ „Um das klarzustellen: Ich will mein Suicune zurück, und nichts anderes.“ Doch Mauzi hatte bereits wieder anderes im Sinn. „Los, schnappen wir uns ihre Pokémon, bevor sie wieder angreifen.“ „Von wegen!“, Ash hatte sich aufgerichtet. „Ich lasse mir mein Pikachu nicht noch einmal von euch stehlen.“ „Unsere Pokémon gehören zu uns! Wir werden um sie kämpfen.“, pflichtete Misty ihm bei. Maike und die anderen nickten zustimmend. „Suicune, los, setz Aurorastrahl ein!“, das Pokémon tat wie ihm geheissen und griff Team Rocket mit einem Aurorastrahl an. „Ich glaube, das wird wehtun“, jammerte James kurz bevor sie die Attacke traf „Glaziola, Tackle!“ „Pikachu, Donnerschock!“ „Jugong, Eisstrahl!“, befahlen die anderen ihren Pokémon. „Ich glaube, das wird wehtun“, jammerte James kurz bevor sie die Attacke traf. Die Maschine explodierte und sandte Team Rocket mitsamt Ballon in den Himmel. „DAS WAR MAL WIEDER EIN SCHUSS IN DEN OFEN!“, hörte man die drei noch schreien, während sie den Sternen entgegen flogen. Die Pokémon waren wieder frei und gingen zu ihren rechtmässigen Besitzern zurück. Misty hatte alle ihre Pokémon wieder, denn die Pokebälle der gestohlenen Pokémon waren bei der Explosion auf den Waldboden gefallen. Natürlich wollte jedes einzelne raus aus seinem Pokéball und von seiner Trainerin gedrückt werden, was diese sehr gerne tat. Ash beobachtete schmunzelnd die Szene. Er war froh, dass alles wieder normal war. Kapitel 2: Unsere Gefühle ------------------------- Nachdem Team Rocket endlich weg war und Misty sich ihren Pokémon zugewendet und diese beruhigt hatte, wurde Amy nun von der ganzen Truppe unter die Lupe genommen. „Oh, tut mir leid, ich hab ja total vergessen, mich vorzustellen!“ warf das Mädchen fröhlich grinsend in die Runde ein. „Ich heisse Amy. Das hier sind meine Pokémon Suicune, Nachtara und Ampharos. Es freut mich, euch kennen zu lernen“, stellte sie sich den fünfen höflich vor. „Sag mal, wie kommt es, dass Team Rocket vorhin ein Pokémon von dir hatte? Und dazu auch noch ein so starkes?“, stellte Maike die entscheidende Frage. „Ach, das ist eine lange Geschichte!“, wich Amy Maike aus. „Wir würden das aber gerne hören.“, unterstütze Max seine Schwester. „Nur schon, weil es sich um ein legendäres Pokémon handelt.“, auch Rocko pflichtete ihr bei. Auch Ash und Misty schienen neugierig. „Sie haben mich im Verlaufe des Nachmittags im Wald überfallen. Es war ein Hinterhalt. Ehe ich mich versah, hatte ich Suicune eingesetzt. Sie hatten es sich mit dieser neuartigen Maschine geschnappt und dann…“ „Meisterin, entschuldigt bitte vielmals, dass ich euch angegriffen habe.“ „Keine Ursache. Die Attacke ist danebengegangen. Ich weiss, dass du mich im Normalfall niemals angreifen würdest.“, erklärte sie dem Pokémon ruhig und gelassen. „Dein Pokémon hat dich angegriffen?“, fragte Max beinahe ungläubig. Amy nickte. „Nach diesem Angriff war Jessie plötzlich verschwunden, gemeinsam mit Suicune und ihrer komischen Maschine. James und Mauzi waren noch da. Ich wollte natürlich gegen sie kämpfen. Sie haben mir einen Deal angeboten. James hat mir gesagt, er würde mir sein Entei geben, wenn ich Ihnen dafür Suicune überlasse…hätte ich mich doch niemals darauf eingelassen. Wie konnte ich so dumm sein?“, fluchte die 16-jährige über sich selber. „Ihr wolltet mich eintauschen?“, erschrocken blickte das Suicune seine Meisterin an. „Ich dachte mir, dass es toll wäre, mal von diesem ganzen Kram loszukommen und mal mit einem Entei zu kämpfen. Aber das war ja eine glatte Lüge.“, schämte sich die Pokémontrainerin. „Es tut mir Leid, was da heute Nachmittag geschehen ist, Suicune.“ „Entschuldigung akzeptiert.“ „Ich danke dir.“, flüsterte sie dem Pokémon zu, wuschelte ihm durch die Mähne und liess es schliesslich in seinem Pokéball verschwinden. Auf dem Weg zum Pokémoncenter stellten sich auch die Restlichen noch kurz vor. „Ähm, Leute, sagt mal, wo genau liegt eigentlich das Pokémoncenter?“, fragte sie die restlichen, als sie merkte, dass sie an der Spitze der Gruppe lief und eigentlich keine Ahnung hatte wo sie hingehen musste. Dieser Charakterzug kam Misty sehr bekannt vor. „WAS?!“ „Könntest du uns bitte mal erklären, wie es kommt, dass du zuerst vorausgehst und nachher sagen, dass du keine Ahnung hast wo du lang musst?“, fragte Misty Amy sauer und verschränkte die Arme vor der Brust. „Na ja, ich bin nun einmal nicht ein grosser Hirsch was Geografie betrifft und ausserdem…“ „Und ausserdem was?“, fragte Maike die ältere etwas ungeduldig. „…verlaufe ich mich andauernd“, meinte sie, was die anderen fünf nun endgültig aus den Latschen haute. Da sich die 16-jährige in der Gegend nicht auskannte, erklärte sich Rocko dazu bereit, voranzugehen. Also begaben sie sich zusammen zum Pokémoncenter. Misty jedoch blieb etwas hinter der Gruppe, weil sie über etwas nachdenken wollte. Maike fiel das sofort auf, worauf sie kurz auf Misty wartete. „Hey, was ist denn mit dir los?“ „Ich habe da so ein ungutes Gefühl was Amy betrifft.“ „Hä? Wie meinst du das?“ „Na ja, es kommt mir so vor, als ob ich plötzlich zwei Ashs um mich hätte.“ „Also ich bitte dich!“ Maike fand Mistys Idee absurd. „Dann müssten die beiden doch miteinander verwandt sein, oder nicht?“ „Ich weiss es nicht, aber irgendetwas sagt mir, dass zwischen den beiden eine Verbindung besteht. Frag mich bitte nicht warum ich das glaube, aber irgendetwas sagt mir, dass da etwas ist, was nicht sein sollte.“ Der Unterton in Mistys Stimme war nicht zu überhören. Sie war eifersüchtig, und zu allem Überfluss hoffnungslos in Ash verliebt. „Ich glaube, du übertreibst. Ich gehe dann mal wieder nach vorne“, lächelte sie die 18-jährige an und schloss zu dem grösseren Teil der Gruppe auf. Die Rothaarige nickte darauf kurz. So blieb sie immer einige Meter hinter der Gruppe, doch als sie plötzlich stehen blieb, blieb jemand anders ebenfalls stehen, und zwar so, dass Max direkt in ihn hineinlief. „Hey, kannst du denn nicht aufpassen?!“, wurde der Schwarzhaarige von dem Dreizehnjährigen angefaucht. „Entschuldigung“, entschuldigte er sich kurz und bündig. Verwundert blickte Ash dem jüngeren Nach. Was war denn in den Gefahren? Er drehte sich um und erblickte Misty, die wenige Meter hinter ihm stand. Sie hatte ihre Blicke auf den Boden gerichtet und schien nachdenklich zu sein. Denn als er sie rief, reagierte sie nicht. Ash empfand es als merkwürdig. Ansonsten war doch er der Unachtsame. Mit langsamen Schritten ging er auf die Rothaarige zu. Er wusste nicht recht, ob er sie ansprechen sollte. Aber er hatte das Gefühl, das Richtige zu tun. „Misty? Ist alles in Ordnung?“, sprach er sie an. Die Rothaarige blickte ihn zuerst verwundert an, worauf sie ein Nicken von sich gab. „Ja, es ist alles ok.“, lächelte sie ihn an. Doch Ash wusste, dass etwas nicht stimmen konnte. Dafür kannte er die Arenaleiterin bereits zu lange. „Bist du dir auch wirklich sicher?“, hakte er nach. Auch Pikachu, das seinem Trainer auf Schritt und Tritt folgte, blickte sie prüfend an. Stumm seufzte die Rothaarige. Vor Ash konnte sie einfach nichts verheimlichen. „Tut mir leid, aber heute ist einfach ziemlich viel passiert. Zuerst werde ich von Team Rocket überfallen, dann laufe ich dir in die Arme…ich glaube, ich bin einfach etwas durcheinander.“, vermutete sie. „Ich…“, sie wollte bereits weiter sprechen, doch da hatte Ash bereits seine Arme um sie gelegt. Misty wusste nicht, wie ihr geschah. Träumte sie wieder einmal? War das wirklich der Ash, den sie vor gut acht Jahren kennen gelernt hatte? Oder war das hier die Wirklichkeit? Sie schloss die Augen. Vielleicht war es besser, diesen Moment zu geniessen. Ash erstarrte, als er spürte, wie Misty seine Umarmung erwiderte. Konnte es sein, dass sie die gleichen Gefühle für ihn hegte wie er für sie? Ash wusste es nicht, gleichzeitig verstärkte er die Umarmung und drückte die junge Frau fester an sich. Er wollte, dass sie weiss, dass er jederzeit für sie da ist. Misty konnte fühlen, wie sich sein Körper fester gegen den ihrigen presste und schmiegte sich an den Schwarzhaarigen. „Ich habe dich vermisst.“, flüsterte sie leise an seiner Brust. „Ich habe dich auch vermisst, Misty.“, flüsterte er zurück, während er ihr sanft über den Rücken stich. Er hatte sie so sehr vermisst und konnte es kaum erwarten, sie wieder zu sehen. Langsam liess er von ihr ab, nur um wieder in ihren ozeanblauen Augen zu versinken. Misty hatte sich ebenfalls von ihm gelöst, und lächelte ihn an. Sie war glücklich wieder bei ihm sein zu können. „Ash, Misty! Kommt ihr endlich?!“, konnten sie Rockos Stimme hören, die nach ihnen rief. Verwundert drehten sich die anderen um. Sie hatten gar nicht gemerkt, dass Ash und Misty zurückgeblieben waren. Rocko hatte es geahnt, da Pikachu vor wenigen Sekunden plötzlich neben ihm hergelaufen war und nicht wie üblich neben seinem Trainer. Ein Blick zurück hatte seine Vermutung bestätigt: Ash und Misty hatten sich in den Armen gelegen. Kein Wunder, dass das Pokémon die beiden nicht stören wollte. Für ihre nächsten Freunde war es schon immer ein offenes Geheimnis gewesen, dass die beiden ineinander verliebt waren, sich das selbst bisher aber nicht eingestanden hatten. „Wir kommen ja schon“, gab Ash ihm missmutig zur Antwort. Am liebsten wäre er noch länger dort stehen geblieben. Misty ging es gleich. Doch es war besser, wenn sie sich gemeinsam mit den anderen zum Pokémoncenter begaben. In der Nacht war der Wald nicht gerade sicher und nach ihrem Abenteuer mit Team Rocket waren alle froh, wenn sie eine ruhige Nacht verbringen konnten. Misty lächelte. Anscheinend war sie nicht die einzige, die Rocko am liebsten auf den Mond geschossen hätte. Sie liess ein Lachen hören, worauf Ash sie fragend anblickte. „Findest du das etwa komisch?“, er klang beleidigt. „Mach dir nichts draus.“, sagte sie lächelnd zu dem Schwarzhaarigen. Verwundert blickte Ash sie an. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Ash einen Kuss auf die Wange. Augenblicklich wurde der Pokémontrainer rot, was aber aufgrund der Dunkelheit nicht zu sehen war. Schüchtern blickte er zur Seite. Ash wusste nicht, was er als nächstes tun würde, wenn er ihr an diesem Abend noch einmal in die Augen schaute. Er spürte, wie sie sich bei ihm einhakte. „Lass uns zum Pokémoncenter gehen. Ich bin mir sicher, dass wir dort noch genug Zeit haben werden.“, schlug sie vor, worauf er nur nickte. Misty fand es niedlich, wie Ash sich schüchtern von ihr abwandte und ihr doch zeigte, dass es ihm nicht unangenehm war. Häufig bekam sie nur seine ungestüme Seite zu sehen. Doch heute war das anders. Sie wollte bereits losgehen und ihn sanft mit sich ziehen. Doch Ash war stehen geblieben und blickte sie starr aus seinen braunen Augen an. Fragend blickte Misty den Schwarzhaarigen an. Vorsichtig aber bestimmt löste er ihre Umklammerung. Nur um die Rothaarige keine Sekunde später an der Hand zu nehmen. Nun war Misty diejenige, die rot wurde. Vorher, als er sie gefunden hatte, mitten im Wald, war sie sich nicht bewusst gewesen, dass er allein dadurch, dass er ihre Hand hielt, so ein Gefühlschaos in ihr lostreten konnte. Vorher hatte sie es nicht realisiert gehabt. Sie war einfach froh gewesen, ihn wieder zu sehen. Jetzt, wo sie beide hier alleine standen, ohne die Pokémon, war es eine ganz andere Situation. Erst jetzt, wo er ihr tief in die Augen blickte, wurde ihr das bewusst. Sie fühlte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der Plan, mit den anderen ins Pokémoncenter zu gehen, war verworfen. Ash hätte sich verfluchen können. Er hatte ihr doch nicht mehr in die Augen schauen wollen. Aber er hatte nicht anders gekonnt. Er griff nach ihrer Hand. Ehe er sich versehen hatte, war er wieder in ihren ozeanblauen Seelenspiegeln versunken. Ihre Augen waren so wunderschön, er konnte es gar nicht beschreiben. Unmerklich machte Ash einen Schritt auf Misty zu. Langsam näherte sich sein Gesicht dem ihrigen. Misty hatte aufgehört nachzudenken. Sie wollte es einfach geschehen lassen. Sie wusste, dass er sie küssen würde. Aber sie hatte Angst davor. Was, wenn es sich nicht so anfühlte, wie sie es sich immer vorgestellt hatte? Nur noch wenige Millimeter trennten ihre Lippen voneinander. Schliesslich fasste sich Misty ein Herz, denn sie hielt es nicht mehr aus. Sie wollte wissen, wie es war, den Mann den sie liebte, zu küssen. Misty schloss die Augen und überbrückte die letzten Millimeter. Versiegelte seine Lippen mit den ihrigen. Ash war von Mistys plötzlicher Initiative überrascht, doch erwiderte er ihren Kuss. Er vertiefte ihn sogar, indem er ihre Hand losliess, seine Arme um ihren Körper schlang und sie noch näher an sich zog. Misty hingegen legte ihr Hände um seinen Hals, wollte ihm so nah sein wie nur möglich und diesen Moment unvergesslich machen. - Die Gruppe kam nach einer Viertelstunde Fussmarsch endlich beim Pokémoncenter an. Sie hatten sich noch rechtzeitig vor dem Regen in Sicherheit bringen können. Doch fiel ihnen auf, dass 2 Personen fehlten. Es handelte sich um Ash und Misty. „Wo sind die beiden denn abgeblieben?“, fragte Maike verwundert. „Wahrscheinlich noch im Wald.“, mutmasste Rocko. Obwohl er die beiden noch gerufen hatte. Aber sie waren keine Kleinkinder mehr, sondern junge Erwachsene. „Sagt mal, habe ich da vorher richtig gesehen, oder haben die beiden ausgesehen wie ein unglückliches Liebespaar?“, vermutete Amy. Sie war erst heute zu der Gruppe gestossen und wollte niemanden beleidigen. So machte sie ihre Beobachtungen und sprach aus, was sie dachte. „Unglücklich ist nicht gerade richtig…wenn wir ehrlich sind…“, Maike versuchte das Ganze zu beschreiben. Aber es wollte ihr nicht gelingen. „Die Beiden sind noch nicht mal zusammen.“, fiel ihr kleiner Bruder der Braunhaarigen ins Wort. „Max! Was fällt dir ein mir einfach ins Wort zu fallen?!“, sie zog den jüngeren an den Ohren. „Aha, verstehe.“, gab Amy von sich. Sie hätte schwören können, die beiden schon irgendwo einmal gesehen zu haben. Aber sie konnte sich nicht erklären wo. Sie kamen ihr bekannt vor. „Sag mal Amy, wie kommt es, dass du ein legendäres Pokémon besitzt?“, Maike war neugierig. Die Koordinatorin hatte inzwischen von ihrem Bruder abgelassen und befasste sich nun mit der Trainerin des Suicunes. „Ach, du sprichst von Suicune. Ich habe es vor Jahren von meiner Mutter geschenkt bekommen. Es ist seine Art, mich Meisterin zu nennen. Das hat es schon bei meiner Mutter getan.“ Maike nickte. Die beiden setzten sich an einen Tisch im Pokémoncenter. Rocko war gerade dabei die Pokémon der Gruppe zu versorgen, wobei Max ihm nur allzu gerne half. Mit seiner Schwester wollte er sich nicht nochmals anlegen. „Nur so aus Neugierde: Darf ich dich Fragen, was dich hierher bringt?“ „Ich war auf dem Weg hierher weil ich in das Museum wollte. Da ich mit einigen Legenden vertraut bin, wollte ich mir mal genauer ansehen, was das Museum so alles ausgestellt hat.“, erzählte Amy. „Was ist mit euch? Soweit ich weiss gibt es in Kikato keine Arena und ihr seid doch alle Pokémontrainer.“ „Wir sind hier weil wir uns mit Ash treffen wollten. Es sollte eine kleine Wiedersehensfeier zu seinem 18ten Geburtstag werden.“ „Und, steht die Torte für das Geburtstagskind schon bereit?“ „Wir konnten leider noch gar nichts vorbereiten. Aber ich glaube nicht, dass das noch nötig sein wird.“, Rocko setzte sich zu den beiden jungen Frauen. „Dürfte ich dein Nachtara nochmal sehen?“, bat die Koordinatorin nun die Pokémontrainerin. „Aber sicher“, lächelte Amy und liess ihr Nachtara aus seinem Pokéball. - Ash und Misty standen immer noch im Wald und küssten sich eng umschlungen. Sie hatten die Zeit und die Umwelt vergessen. In diesem Augenblick gab es für sie nur noch den jeweilig anderen. Immer und immer wieder küssten sie sich, wollten nicht voneinander ablassen. Schliesslich war es Misty, die den Kussmarathon unterbrach. Ihre Wangen waren gerötet. Ash wollte zu einem weiteren Kuss ansetzen, das Gefühl von eben nochmals verspüren. Doch die Rothaarige hielt ihn auf. „Ash…was tun wir da eigentlich? Ich meine, wir sind noch nicht einmal zusammen…“, flüsterte sie, ihre Arme lösten sich von Ashs Nacken. „Ich weiss, Misty. Aber…ich bin schon so lange in dich verliebt. Bis jetzt habe ich mir das einfach nicht eingestehen wollen.“, gestand er ihr. Während er diese Worte aussprach, hatte er Mistys Gesicht in seine Hände genommen, streichelte sanft über ihre Wangen. Misty schloss die Augen. Schliesslich liess er von ihr ab. „Es tut mir leid, aber es hat sich einfach richtig angefühlt. Ich habe nicht bedacht, dass du eventuell schon einen Freund hast.“, bitter kamen ihm diese Worte über die Lippen. Er wollte sich aufmachen in den Weg Richtung Pokémoncenter. Doch die Rothaarige hinderte ihn. Sie hatte ihn von hinten umarmt, ihre Arme um seinen Bauch geschlungen und ihr Gesicht gegen seinen Rücken gepresst. Im Augenblick wollte sie nicht alleine sein. Sie wollte die aufkommenden Tränen verstecken. Sie hätte niemals gedacht, dass sie ihn so sehr verletzen könnte. Sie hatte das nicht gewollt. Niemals hätte sie gedacht, dass er möglicherweise schon seit Jahren in sie verliebt war. Dabei ging es ihr doch genau gleich. „Nein Ash! Ich muss mich entschuldigen.“, schluchzte sie in seine Jacke. Der Schwarzhaarige glaubte sich verhört zu haben. „Ich dachte, ich könnt meine Gefühle für dich unterdrücken. Aber ich kann es nicht.“, sie löste ihre Umarmung und liess sich zu Boden sinken. Ash drehte sich um. Mistys Gesicht war tränenüberströmt. „Seit wir zusammen auf den Orange-Inseln unterwegs waren, war ich in dich verliebt. Und ich bin es immer noch. Ich habe immer so getan, als ob…“, doch weiter kam sie nicht. „Misty…“, leise murmelte Ash ihren Namen, setzte sich zu ihr auf den kalten und dunklen Waldboden. Er konnte nicht anders, als sie in seine Arme zu schliessen. Der Schwarzhaarige hatte nicht erwartet, dass es ihr genau gleich ging wie ihm. Auch wenn es ihm erst während ihrer gemeinsamen Reise durch Johto bewusst wurde. Danach war es umso schmerzhafter für ihn, nicht mit ihr unterwegs zu sein. Misty war erstaunt. Sie hatte erwartet, dass er weglaufen würde. Dass nichts mehr so sein würde wie früher. Dass sie sich evtl. nie mehr wiedersehen würden. Doch damit, dass Ash ihre Gefühle erwiderte, hatte sie nicht gerechnet. Sie schmiegte sich an den Schwarzhaarigen, in dessen Umarmung sie sich befand. Ihre Tränen versiegten nach und nach. Misty genoss es, Ashs Herzschlag spüren zu dürfen. Ash strich ihr immer wieder sanft über den Rücken und genoss es, sie bei sich zu haben. Schliesslich war sie es, die sich aus seiner Umarmung löste. Misty wollte Ash noch einmal küssen, liess dann aber von diesem Gedanken ab, als sie einen Regentropfen auf ihrer Nasenspitze verspürte. „Scheint so, als ob es bald regnen wird.“, mutmasste sie, worauf Ash nickte. „Dann sollten wir uns beeilen. Wir benötigen ca. eine Viertelstunde bis wir beim Pokémoncenter ankommen.“ „Ich hoffe, bis dann hat uns der Regen nicht eingeholt.“ „Komm, beeilen wir uns lieber, nicht damit wir all zu nass werden“, sagte der Schwarzhaarige grinsend und griff nach der Hand der Wasserpokémontrainerin, ehe sie zu zweit dem Regen davonsprinteten. Kapitel 3: Der Anfang --------------------- 20 Minuten später kamen die Beiden, ausser Atem, unter Regenmänteln, beim Pokémoncenter an. „Na endlich. Da seid…“, Max wollte weitersprechen, verstummte aber als er bemerkte, dass Ash und Misty Hand in Hand gingen. Auch die anderen staunten nicht schlecht, erwähnten jedoch nichts darauf. Max erhielt von Ash und Misty einen fragenden Blick geschenkt. Der 13-jährige schüttelte den Kopf. Das was er sagen wollte, war unwichtig. „Wir haben uns inzwischen die Schlüssel für die Zimmer organisiert.“, erklärte Rocko den Neuankömmlingen. „Da im Pokémoncenter schon alle Zimmer belegt waren, haben sie uns 3 Doppelzimmer im Hotel zugewiesen. Es befindet sich im gleichen Gebäude. Leider waren es die letzten 3 Zimmer.“, fuhr Max weiter. „Wenn dem so ist, stellt sich nur noch die Frage, wer sich mit wem ein Zimmer teilt?“, stellte Misty die entscheidende Frage. Auch wenn sie am liebsten mit Ash in einem Zimmer geschlafen hätte, aber nichts davon erwähnte. Hauptsache war, dass sie schlafen konnte. Der Tag war lange genug gewesen. „Also, wir haben uns das eigentlich so gedacht, dass sich Rocko mit Max und Amy mit mir ein Zimmer teilt. Dann bleibt für euch zwei noch ein Zimmer übrig.“, wusste Maike zu erzählen. Ash und Misty waren überrascht. Damit hatten sie nicht gerechnet. Ganz besonders Misty nicht. Sie hatte es sich zwar gewünscht, aber erwartet hatte sie es nicht. Amy waren die vielsagenden Blicke des jungen Liebespaars nicht entgangen. „Wenn euch die Aufteilung nicht passt, dann könnt ihr gerne auch mit jemand anderem das Zimmer teilen. Das ist absolut kein Problem.“, zeigte sich die Trainerin kompromissbereit. „Nein! Nein!“, stritten Misty und Ash zugleich ab. „Das ist absolut kein Problem für uns, nicht wahr, Ash?“ „Nein, absolut nicht.“, stimmte er ihr sofort zu. „Dann ist das ja geregelt.“, meinte Rocko. Ashs Magen gab ein unüberhörbares Knurren von sich. Darauf lachte die ganze Gruppe. „Das Restaurant ist bereits geschlossen, aber ich habe noch einiges an Reisbällchen in meinen Bentoboxen. Da könnt ihr euch gerne später bedienen.“, meinte Rocko. „Ich würde vorschlagen, dass ihr zuerst die Zimmer bezieht und wir uns später wieder hier treffen.“ Rockos Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Die einzige, die sich nicht dazu äusserte, war Amy. Sie zog ohne zu zögern eine Landkarte aus ihrem Rucksack. Die anderen blickten sie neugierig an. „Ich habe noch etwas Kleines zu erledigen.“, erklärte die Pokémontrainerin, bevor sie ihr Pichu aus seinem Pokéball holte und sich daran machte, die Karte zu studieren. Ihr Pichu beobachtete sie neugierig. „Ich werde euch den Platz hier reservieren.“, lächelte sie. - Rund 40 Minuten später hatten Maike, Max und Rocko ihre Zimmer bezogen und sassen wieder unten im Pokémoncenter. Amy hatte ihre Karte inzwischen wieder weggeräumt und spielte mit ihrem Pichu. „Na so was, wo sind denn Ash und Misty abgeblieben?“, fragte sie die anderen 3, welche gerade angelaufen kamen. Die 3 hatten die Gelegenheit genutzt und sich umgezogen. Wie der Regen aufgezogen war, war es kühler geworden. Auch Amy fröstelte in ihrer sommerlichen Kleidung leicht. Max zog unwissend seine Schultern hoch, während sich Maike und Rocko vielsagende Blicke zuwarfen. Sie hatten da so eine gewisse Vermutung. „Ich werde dann mal die Bentos holen.“, meinte Rocko, und begab sich in Richtung Küche des Pokémoncenters, wo er die Bentos in einem Kühlschrank zwischengelagert hatte. - Währenddessen hatte sich Misty kurzfristig entschieden eine Dusche zu nehmen. Sie hatte doch etwas kalt gehabt. Auch wenn sie das durch Ashs Anwesenheit nicht wahrgenommen hatte. Aber sie wollte sich aufwärmen. Wie sie aus der Dusche stieg und sich ein Handtuch um den Körper geschlungen hatte, klopfte Ash an die Tür. „Misty? Bist du bald fertig? Die anderen warten unten sicher schon auf uns.“, meinte der Schwarzhaarige durch die Tür. „Ja, einen Moment.“, Misty erschrak förmlich durch Ashs Stimme. Sie hatte für einen Moment vergessen, dass sie sich für diese Nacht mit ihm ein Zimmer teilte. Nicht nur ein Zimmer, sogar ein Bett. Ihr sonst schon rotes Gesicht von der Hitze wurde bei diesem Gedanken nur noch röter. Sie öffnete ihre Haare kurz um sie gleich darauf zu einem Pferdeschwanz zusammen zu binden. In letzter Zeit hatte sie das Gefühl, dass ihr diese Frisur besser stand. Sie kontrollierte kurz noch einmal, ob ihr Badetuch richtig sass. Nicht, dass sie es vor Ashs Augen verlor. Das wäre ihr mehr als peinlich. Vorsichtig öffnete Misty die Badezimmertür einen kleinen Spalt, spähte hinaus. Ash lag mit dem Rücken auf dem Bett und las in einem Pokémonreiseführer. Während der Zeit in der Misty duschte, hatte sich auch der Schwarzhaarige umgezogen und trug nun einen Pullover über seinem Shirt. Pikachu war nicht bei ihm. Es war im Pokémoncenter, bei den anderen Pokémon. Darauf bedacht, leise zu sein, öffnete Misty die Tür. Sie wollte nicht, dass er sie so sah. Doch die Tür gab ein lautes, beinahe unüberhörbares Quitschen von sich. Automatisch nahm Ash sein Buch weg und richtet sich auf. Was er dort in der Tür des Badezimmers sah, verschlug ihm die Sprache. Sofort drehte er sich mit hochrotem Kopf weg. „Entschuldige Misty. Das… war keine Absicht.“, stotterte er. „Ist schon ok. Wir sind halt zu zweit in dem Zimmer, da muss das irgendwie gehen.“, antwortete sie ihm wahrheitsgemäss. Sie setzte sich auf die andere Seite des Bettes. „Könntest du dich, während ich mich umziehe, bitte nicht umdrehen?“ „Ja, sicher.“, antwortete er ihr. Bei dem Gedanken, dass Misty beinahe nackt hinter ihm sass, kam er ins Schwitzen. Er hätte sie allzu gerne von hinten betrachtet. Doch hatte er ihr soeben versprochen, sich nicht umzudrehen. So wie er Misty kannte, konnte das mit dem Umziehen eine ganze Weile dauern. Um sich abzulenken beschloss er, in seinem Buch weiter zu lesen und sich über die nächsten Arenaleiter sowie deren favorisierten Pokémontypen zu informieren. Er war umso erstaunter, als Misty nach gefühlten 2 Minuten rief, dass sie fertig war. Überrascht drehte sich der 18-jährige um. Sie trug eine lange Hose und ein langärmliges Shirt, welche ihre Figur hervorragend betonten. „Wow.“ Er war einfach nur Baff. In seinen Augen war sie die schönste Frau auf der ganzen Welt. „Können wir? Ich hab ziemlichen Hunger.“, drängte sie ihn beinahe. „Ja, sicher.“, als Bestätigung gab Ashs Magen nochmals ein lautes Knurren von sich. Misty, die immer noch auf ihrer Bettseite sass, lachte laut. Ash und Essen, das war mal wieder typisch. Noch während Misty lachte, krabbelte Ash auf die andere Seite des Bettes und zog sie zu sich runter, so dass sie nicht mehr auf dem Bett sass sondern darauf lag. Ash war über ihr und lächelte sie an. Er liebte Misty über alles auf der Welt. Er konnte nicht glauben, dass er sich diese Tatsache so lange nicht eingestehen wollte. Misty nahm sein Gesicht in ihre Hände, fuhr mit ihren Daumen über seine Wangen. Ash schloss die Augen und genoss ihre Liebkosungen. Beinahe hätte er vergessen, sich abzustützen, aber nur beinahe. Diese Frau brachte ihn um den Verstand. Misty schenkte ihm ein Lächeln. Er wusste nur, dass er das, was vor einer bis zwei Stunden geschehen war, nochmal erleben wollte. Ash wusste, das Misty es zulassen würde, wenn er sie noch einmal küsste. Er hatte die gleichen Gefühle für sie wie sie für ihn. Erneut näherte er sich an diesem Abend ihrem Gesicht. Auch Misty wusste, was sich jetzt wiederholen würde. Aber dieses Mal würde sie ihm den Vortritt lassen. So blieb sie ruhig und schloss die Augen, versuchte sich zu entspannen. Es gelang ihr nicht wirklich. Die Beziehung mit Ash war einfach noch zu neu. Der Schwarzhaarige bemerkte dies sofort und liebkoste ihre Wangen mit seinen Daumen. Die zukünftige Arenaleiterin wurde merklich ruhiger, entspannte sich vollkommen unter ihm. Erneut schlug sie die Augen auf. Wieder versanken sie in den Seelenspiegel des jeweils anderen. Millimeter um Millimeter näherten sich Ashs Lippen denen von Mistys und küssten sie schliesslich. Ohne zu zögern erwiderte die Rothaarige den Kuss, fühlte wie Ashs Zunge um Einlass in ihren Mund bat. Zögerlich gewährte sie ihm diesen. Sie spürte, wie Ash versuchte diesen Kampf zu gewinnen. Doch das würde sie nicht zulassen. Bewusst schlang die Rothaarige die Arme um seinen Hals, wodurch ihr Kuss noch intensiver wurde. Ash war durch Mistys Aktion so überrumpelt, das er zuliess, dass sie kurzerhand die Oberhand gewann. Er drehte sich auf den Rücken, jedoch nicht ohne vorher nach Mistys Hüften zu greifen, damit sie nicht voneinander getrennt wurden. Misty lag nun auf ihm und sie genoss diese Position. Erneut vertiefte die Rothaarige den Kuss, fühlte wie Ash seine Hände von ihren Hüften löste. Stattdessen schlang er nun seine Arme um ihre Taille und drückte sie noch näher an sich. Er wollte diesen Moment um keinen Preis auf der Welt verpassen. Schliesslich löste sich Misty von Ash, legte ihren Kopf auf seinem Oberkörper ab. Er fuhr mit seinen Fingern zärtlich durch ihre orangerote Mähne. Am liebsten hätte er sie weiter liebkost, doch irgendwas schien ihn wegzuziehen. Er sah Bilder vor seinem inneren Auge aufblitzen. Seine Hand hatte aufgehört durch Mistys Haar zu fahren und lag plump neben ihrem Kopf. Seine Augen waren geschlossen. Verwundert blickte Misty auf. Sie fühlte, dass etwas nicht stimmte. „Ash?“, sie rüttelte sanft an ihm. „Ash, wach auf!!!“, erneut rüttelte sie an ihm, jedoch fester als zuvor. Doch der Schwarzhaarige reagierte nicht. - „Misty! Wo bist du?“, rief Ash. Ash war mitten in einem Gebäude, alles voller Rauch. Um ihn herum verschlang das Feuer alles, was ihm in den Weg kam. „Misty! Wo bist du?“, rief Ash. Der Schwarzhaarige verstand nicht, was hier vor sich ging. Bis vor wenigen Sekunden waren sie noch gemeinsam im Hotelzimmer gewesen. Dann sah er sie. Wenige Meter vor ihm lag Misty, auf dem Boden des Gebäudes. Sie war bleich, ihr Körper mit Wunden übersät. „Misty!“, rief er und rannte sofort zu ihr. „Hey, komm zu dir. Du darfst jetzt nicht schlapp machen. Wir müssen hier raus!“, versuchte er sie zum Aufstehen zu bewegen. Doch sie regte sich nicht. Ihr Körper war schlapp und reagierte nicht. Er prüfte mit seinen Fingern den Puls an ihrer Halsschlagader. Doch konnte er nur noch ihren Tod feststellen. Fassungslos drückte er den leblosen Körper seiner Geliebten an sich. „Nein! Das darf nicht wahr sein! Misty! Ihr dürft sie mir nicht wegnehmen! Ich liebe sie doch so sehr!“, bittere Tränen flossen seine Wangen hinunter. Noch während er um seine grosse Liebe trauerte, sprang ein junger Mann mithilfe eines Turtok über die Feuermauer. Er hatte kurzes, pechschwarzes Haar, welches in alle möglichen Richtungen abstand. Der Jugendliche trug eine Jeans, ein T-Shirt und einen Gürtel, an dem seine Pokébälle befestigt waren. Anscheinend war er ein Pokémontrainer. „Amy! Wo bist du?“, das Feuer versperrte ihm den Weg. Hastig blickte er sich um. Dabei fiel sein Blick auf die leblose Misty. Kurz blieben seine Augen an ihr haften. Dann schaute er zum Boden, versuchte die aufkommenden Tränen zu verstecken. Ash fragte sich, ob dieser Junge ihn überhaupt gesehen hatte. „Turtok! Hydropumpe! Wir müssen meine Schwester finden!“, befahl er seinem Pokémon. Das Schildkrötenpokémon löschte einen kleinen Teil des Feuers, so dass der Weg in einen anderen Raum freigegeben wurde. Auch jener war vollständig von Feuersalven, die immer höher schlugen, umgeben. Der Junge eilte, gemeinsam mit seinem Pokémon, in den angrenzenden Raum. Ash beschloss den beiden zu Folgen. Nur ungern legte er den Körper der toten Misty auf den Boden, wissend, dass dies ihr Grab sein würde. „Ich werde dich retten.“, flüsterte der Schwarzhaarige noch, bevor er dem Pokémontrainer und dessen Turtok nachging. Als Ash den Raum betrat, hatte der andere Trainer bereits gefunden, was er suchte. Unweit des Durchgangs lag ein Mädchen. Sie trug eine Matrosenuniform, ihr langes, rotbraunes Haar war zu zwei Zöpfen geflochten. Der Junge war sogleich auf sie zugeeilt. „Amy!“, auch das Pokémon des Jungen schien erfreut zu sein. Vorsichtig drehte er sie auf den Rücken, kontrollierte Atmung und Puls. „Du Spinnerin!“, fluchte er und rüttelte an ihr. Benommen schlug sie die Augen auf. „Aniki? Was tust…“ „Wir haben keine Zeit für Streitereien! Wir müssen hier raus, sofort!“, wies er sie an, während sie sich aufrichtete. „Aber ich wollte doch…“, ihr Blick fiel auf Mistys toten Körper. Augenblicklich flossen Sturzbäche über ihre Wangen hinab. „Ich weiss, dass du sie retten wolltest. Aber ohne unsere Kräfte sind wir hier machtlos. Wir müssen verschwinden, auf der Stelle. Ansonsten werden sie nur noch unsere Überreste finden.“, streng sprach er auf das Mädchen ein. Sie nickte nur, den Blick immer noch auf Misty gerichtet. Gestützt von ihrem Bruder, bahnten sich die beiden Jugendlichen und Turtok einen Weg durch das Flammenmeer. Ash folgte ihnen immer noch unbemerkt. Schliesslich sahen Sie den Ausgang und konnten aus der Flammenhölle entfliehen. Draussen brach das Mädchen unter Tränen zusammen. Erneut folgte Ash ihnen. Er blickte auf das Gebäude und sah, dass es sich dabei um eine Arena handelte. Ash fragte sich, ob er in Azuria City war. Doch konnte er die Stadt bei genauerem Hinsehen nicht erkennen. Sein Blick fiel auf die beiden Jugendlichen. Er begab sich zu ihnen, doch sie bemerkten ihn noch immer nicht. Es war, als ob er unsichtbar war. Das Mädchen sass auf dem Boden und weinte ununterbrochen, ihre verweinten Augen versteckte sie hinter ihren Händen. Der Junge stand regungslos neben ihr, den Blick auf die Arena gerichtet, welche nach und nach von den Flammen verschlungen wurde. „Ich wollte sie doch retten. Ich wollte…“, schluchzte sie. „Nur können wir nichts ausrichten. Nicht solange du nicht im Besitz deiner vollen Kräfte bist.“ „Wie…?“, unverständlich blickte das Mädchen ihn an. „Du weisst genau wie ich das meine.“, sprach der Ältere weiter. „Es ist deine Bestimmung. Also akzeptiere es endlich und lerne mit ihnen umzugehen.“ Empört erhob sich das Mädchen. „Du hast überhaupt keine Ahnung, wie es ist, wenn einem sein ganzes Leben lang gesagt wird, dass man die Welt retten muss! Warum ich? Hätte das nicht jemand anders sein können?“ „Wir haben keine andere Wahl. Du musst es jetzt lernen. Ansonsten sehe ich keine Möglichkeit…“. „Keine andere Möglichkeit? Ich bitte dich!“, wirsch fiel sie ihrem Bruder ins Wort. „Warum nur? Warum nur bist du genauso wie Dad?“, empört stapfte das Mädchen davon. „Amy!“, rief er ihr noch nach, doch sie ignorierte ihn. - Mit langsamen Schritten begab sich Misty in das Foyer des Pokémoncenters, wo die anderen genüsslich ihre Reisbällchen verspeisten. „Leute, wir haben ein Problem.“, sprach Misty ihre ungute Vermutung aus, als sie unten bei den anderen ankamen. Sie klang verunsichert. Die Rothaarige konnte nicht fassen, was da vorher geschehen war. „Misty, was ist los? Wo ist Ash?“, Rocko war besorgt. So verängstigt hatte er Misty noch nie gesehen. „Ich…Ich glaube, irgendetwas stimmt mit ihm nicht.“ Sogleich eilte die Gruppe in das angrenzende Hotel, in den dritten Stock, wo sich die Zimmer befanden. Nervös schloss Misty die Tür zu ihrem und Ashs Zimmer auf. Dort auf dem Bett lag er. Er sah so aus, als ob er schlief. Doch Misty hatte das Gefühl, dass er nicht nur schlief, dass das alles noch einen anderen Zusammenhang hatte. Stockend erzählte sie den Freunden, was vorgefallen war, dass sie versucht hatte ihn zu wecken und nichts geholfen hatte. Amy hörte ihr stumm zu. Max und Maike wollten ihr helfen Ash wach zu bekommen. Rocko hielt die beiden davon ab. „Vielleicht ist es besser, wenn wir ihn zu einem Arzt bringen. Ich habe das ungute Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Ansonsten wäre Ash bestimmt schon längstens aufgewacht.“, mutmasste der Arenaleiter. Er kannte den Schwarzhaarigen Pokémontrainer gut genug um zu wissen, wenn etwas nicht in Ordnung war. „Ist in diesem Gebäude nicht ein Krankenhaus integriert?“, dunkel erinnerte sich Maike an die Erklärung Schwester Joys vom Nachmittag, als sie eingetroffen war. Max nickte. Die beiden wollten schon loslaufen, wurden jedoch daran gehindert. Dieses Mal nicht von Rocko, sondern von Amy. „Halt, wartet! Ich habe da etwas an seinem linken Handgelenk aufleuchten sehen.“, sogleich richteten sich die Augen der Anwesenden auf Ash, an dessen linken Handgelenk etwas weiss aufleuchtete. Misty ging zu ihm, schob den Armel seines Pullovers etwas zurück. Auf der Innenseite seines Handgelenks war ein schwarzer Wirbelwind zu sehen, der immer wieder weiss aufleuchtete. - Ash wurde sogleich in das Krankenhaus verlegt und dort untersucht. Die Ärzte würden sie aufsuchen, sobald sie etwas wussten oder Ash aufwachte. Misty hatte sich, gemeinsam mit den anderen, in das Pokémoncenter begeben. Sie hatte sich an einen angrenzenden Tisch abseits der Gruppe gesetzt. Die Rothaarige hatte versucht etwas zu essen, doch bekam sie keinen Bissen hinunter. Nach einer Weile, die Reissbällchen waren alle verdrückt, setzte sich Amy zu der Rothaarigen. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie unnötig. Misty war es anzusehen, dass sie sich nicht gut fühlte. Starr blickte die Wasserpokémontrainerin aus dem Fenster. Dort, wo es vor Stunden noch geregnet hatte, liessen sich lauter kleine Schneeflocken von dem Wind durch die Luft wirbeln. „Möchtest du ein Tee? Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragte Amy die Ältere einfühlsam. Doch Misty schüttelte nur den Kopf. Fragend blickte die 16-jährige den Rest der Gruppe an. Jene zuckten mit den Schultern. Sie wussten nicht, wie sie Misty aufmuntern sollten. Auch Pikachu, der natürlich sofort mitbekommen hatte, dass etwas mit seinem Trainer nicht stimmte, war sofort zu Misty gehüpft wie er sie erblickt hatte und versuchte, sie zu beruhigen. Doch auch dies war erfolglos geblieben. Gedankenverloren streichelte sie dem Mauspokémon über das gelbe Fell. Amy tat es im Herzen weh, Misty so zu sehen. Sie kannte das Gefühl, jemanden zu verlieren, nur zu gut. Ihr Freund hatte sich für sie geopfert. Er hatte sein Leben gegeben, damit sie leben konnte. Sie konnte ihre Gefühle gut verstecken, doch ihre Trauer war noch immer nicht versiegt. „Ich weiss, das mag nicht schlau klingen, aber wie wäre es, wenn du dich hinlegst?“, schlug Amy der Älteren nach einer längeren Zeit des Schweigens vor. „Sehe ich auch so. Es ist das Beste, wenn wir uns hinlegen.“, Rocko war zu ihnen getreten und pflichtete Amy bei. „Wir können im Moment nur warten. Es ist besser, wenn wir ein wenig schlafen können. Morgen sieht die Welt sicher schon anders aus.“, optimistisch blickte der Arenaleiter die beiden jungen Frauen an, welche zustimmend nickten. Kapitel 4: Eingeschneit -----------------------   Rocko hatte nicht unrecht gehabt mit dem, was er am Vorabend gesagt hatte. Die Welt sah wirklich anders aus. Sie war weiss. Amy und Maike staunten Bauklötze, als sie am nächsten Morgen aus ihrem Zimmer nach draussen blickten. Über Nacht hatte es geschneit, und nicht gerade wenig. Das gesamte Dorf war durch eine riesige Schneedecke bedeckt. Einige Häuser waren nicht mehr zu sehen. „Ich glaub, ich spinne. Wir sind eingeschneit.“, gab Maike von sich, als sie mit Amy ins Pokémoncenter trat. „Da ist es kein Wunder, dass wir gestern Abend so gefroren haben.“, schlussfolgerte sie. Amy nickte nur. Auch sie trug inzwischen Kleider, welche bei diesen kalten Temperaturen eindeutig angenehmer waren. Auf Amys Schulter sass ihr Pichu, welches ungläubig nach draussen blickte. Ein Winterwunderland erstreckte sich vor Ihren Augen.   -   Einige Kilometer vom Dorf entfernt stapfte eine junge Frau durch die Landschaft. Die rotbraunen Haare, die ihr bis den Ellenbogen reichten, trug sie offen. Ein Jeans-Cape zierte ihr Haupt. Neben ihr lief ein gleichaltriger Junge. Er trug eine Mütze und auf seiner Schulter sass ein Pikachu, dessen Fell am Kopf wirr abstand. Weshalb es auch seinen Namen trug: Sparky. „Bist du dir sicher, dass wir hier lang müssen?“, missmutig beobachtete er seine Gefährtin. Sie war leider nicht gerade die beste Kartenleserin, wie er in den letzten Tagen hatte feststellen müssen. Die Braunhaarige nahm aus ihrer Umhängetasche die Landkarte hervor sowie ihren Pokécom und überprüfte ihre Position. „Das ist merkwürdig. Laut Satellitenortung meines Pokécoms befinden wir uns ganz in der Nähe. Dürfte ich mir mal dein Fernglas leihen?“, fragte sie den Trainer. Einen Augenblick später wurde es ihr in die Hand gedrückt. „Wofür benötigst du es?“ „Ich will mich versichern, dass wir hier richtig sind. Denn laut Pokéführer ist Kikato ein Dorf, in dem es normalerweise nicht schneit.“, kurzerhand reichte sie ihm das ausführliche Buch. Neugierig schlug der Trainer die Seite auf, die sie mit einer Haftnotiz markiert hatte. „Warum markierst du eine Seite von den Orange-Inseln?“, neugierig blickte er sie an. Die Braunhaarige nahm das Fernglas runter. „Ach, die Orange-Inseln…Die hatte ich ursprünglich auch noch auf meiner Reise eingeplant. Aber mir ist da was dazwischen gekommen. Ist nicht so wichtig, die kann ich auch noch auf meiner nächsten Reise besuchen.“, grinste sie. Richie beliess es dabei, nahm sich aber vor sie später nochmals darauf anzusprechen. Denn die Orange-Inseln waren locker 3-4 Reisemonate entfernt, wenn man den Weg zu Fuss machen wollte. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln war man natürlich um vieles schneller, aber die Reise dauerte immer noch einige Tage. Richie blätterte einige Seiten weiter, wo er schliesslich auf ein Foto des Museums im Dorf Kikato stiess. Na, endlich, da war die Seite ja. Erstaunt blickt er auf, als er im oberen linken Winkel seines Blickfelds einen goldenen Schweif erblickte. Er zog einen Regenbogen hinter sich her. Der Trainer konnte nicht glauben, welches Pokémon soeben über ihren Köpfen hinweg flog. „Ich glaub, ich spinne.“, sprach die Trainerin, die neben Richie stand, ungläubig. Er nickte. „Verdammt. Nicht schon wieder.“, hörten sie eine männliche Stimme fluchen. Verwundert blickten sie sich um. Ein junger Mann mit kurzen, schwarzen Haaren kam auf sie zugelaufen. Einige Sommersprossen zierten seine Wangen. „Da begegne ich einmal einem Hoho und dann fliegt das Mistviech davon wie es mich entdeckt. Zum Geier nochmal!“, fluchte der Schwarzhaarige erneut. „Tim? Was tust du hier?“, neugierig blickte Rei ihn an. Sie hatte den Schwarzhaarigen Pokémontrainer nicht hier erwartet. „Moment mal. Ihr kennt euch?“ „Ja. Meine Schwester ist ihre beste Freundin.“, erklärte der Ältere kurzangebunden. „Ich könnte dich dasselbe Fragen.“, konterte er der Trainerin gegenüber. „Wolltest du nicht zu den Orange-Inseln?“, kritisch beäugte er die Jüngere, die ihm knapp bis zum Kinn reichte. „Du bist nicht besser. Ich dachte, du wolltest nach Azuria.“, gab die 19-jährige gekonnt zurück. „Sagen wir, mir ist etwas dazwischen gekommen.“, gab der Schwarzhaarige schuldbewusst von sich. „Ach nein. Lass mich raten: mal wieder ein hübsches Mädchen, das dir den Kopf verdreht hat, was? Das ist doch immer das gleiche.“, Rei wusste nur zu gut, dass Tim hübschen, jungen Damen gegenüber gerne den Gentleman spielte. Irgendwie schienen ihn alle Mädchen in seinem Alter automatisch anzuziehen. Das ging ihr tierisch auf die Nerven. Aber sie erwähnte nichts. Sie würde es ja trotzdem nicht ändern können. Beleidigt wandte sie sich ab. „Nicht ganz. Sie hat nicht verstanden, aus welchem Grund ich in dieses Dorf wollte. Sie fand es absolut langweilig, da sind wir kurzerhand getrennte Wege gegangen.“ Ungläubig blickte Richie den Schwarzhaarigen an. Sparky tat es ihm gleich. Sich nur wegen einer kleinen Meinungsverschiedenheit zu trennen, das fand er nun doch übertrieben. Er gehörte zu denjenigen, die bisher noch keine Freundin gehabt hatten. Aber diesem Tim schienen die Mädchen reihenweise hinterher zu laufen. Obwohl, soweit er mitbekommen hatte, war es ja genau umgekehrt. „Aber das Museum der Legenden hat nun einmal Vorrang.“, sprach Tim seufzend nach einigen Minuten des betretenen Schweigens. Er bereute den Streit mit seiner Freundin, hatte aber auch nicht vor sich zu entschuldigen. Denn vor ihm stand die Frau, die sein Herz schon seit Jahren schneller schlagen liess.   Der Schwarzhaarige zog seinen Pokécom hervor. Auch er wunderte sich darüber, vor einem verschneiten Dorf zu stehen. „Ich finde das Ganze ein wenig merkwürdig.“, sprach Richie nach ein paar Minuten, als er den Pokéführer studiert hatte. Neugierig blickten die beiden anderen ihn an. „Im Buch steht, dass Kikato das Dorf des ewigen Sommers sein soll. Aber man erzählt sich, dass alle 100 Jahre ein Arktos hier vorbeifliegt und die gesamte Gegend unter einer dicken Decke aus Eis und Schnee verschwinden lässt.“, las der Pokémontrainer vor. „Ein Arktos?“, erstaunt, mit offenen Mündern, blickten sie ihn an. Dann blickten sie sich gegenseitig an. „Alle 100 Jahre?“, wiederholte Tim Richies Worte „Das klingt wie die Legende.“, sprach Rei die Gedanken des Schwarzhaarigen aus. „Wieso wette ich nur darauf, dass Amy auch hier ist?“, missmutig blickte er in den blauen Himmel.   -   Langsam öffnete Misty ihre Augen. Müde richtete sie sich auf. Sie hatte kaum ein Auge zugetan. Pikachu, welches noch friedlich schlafend neben ihr lag, schnarchte leicht. Die Rothaarige stieg kurz unter die Dusche, worauf sie sich anzog und die Vorhänge öffnete, um Licht in das Zimmer zu lassen. „Wow.“, sie staunte nicht schlecht. Auch Pikachu, welches inzwischen aufgewacht war, liess ein verzücktes „Pika!“ hören. Ein wunderschönes Winterwunderland erstreckte sich vor dem Pokémoncenter. Ein Lächeln huschte Misty über die Lippen. Das Pokémon ihres besten Freundes hatte sie am vorhergehenden Abend einfach nicht alleine lassen wollen. Darüber war die Rothaarige im Nachhinein sehr froh gewesen. Dank dem Mauspokémon hatte sie nun doch noch einige Stunden Schlaf gefunden. „Lass uns nach unten gehen, ja, Pikachu?“, sprach sie es an. „Pika!“, nickte das gelbe Pokémon zustimmend.   -   Währenddessen hatten sich Amy und Maike schon vor einiger Zeit in das Restaurant des Pokémoncenters begeben. Jenes war total überfüllt. „Wo sollen wir da bitte Frühstücken?“, wie immer hatte Max, der sich zwischen die beiden Mädchen gedrängelt hatte, etwas zu meckern. „Und besonders hell ist es auch nicht gerade“, meinte er weiter, als er zum Fenster hinaus blickte. Maike seufzte. Es war einfach unglaublich, wie kindisch sich ihr Bruder benahm. „Wir sind eingeschneit, du Schlaukopf.“, erstaunt blickte der 13-jährige sie an. „Wie? Das ist doch unmöglich?“, der junge Trainer wollte bereits in die vollen gehen. In diesem Moment kam Rocko zu Ihnen. Er hatte einige Gesprächsfetzen mitgehört. „Eigentlich schon, aber…“ „Aber was?“, abschätzig blickte Maike den angehenden Pokémonzüchter an. Sie war gespannt, mit was für einer Erklärung er ihr aufwarten würde. „Nachdem ich schon so einige Male mit legendären Pokémon zu tun hatte, sage ich, dass das hier gut möglich sein kann.“ Von den 3 jüngeren folgten keine Widerworte. „Was haltet ihr davon, wenn wir zuerst mal Frühstücken? Ich hatte Glück und konnte uns einen Tisch reservieren.“, erklärte der 22-jährige. Ein Nicken kam von den anderen, worauf sie Rocko schweigend an den Tisch folgten. Amy konnte kaum glauben, wen sie da erblickte. „Amy, lange nicht gesehen“, wurde sie von einer ihr nur all zu bekannten Stimme begrüsst. „Gary? Was machst du denn hier?“, die braunhaarige Trainerin war total überrumpelt. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn hier zu treffen. „Ich war auf der Durchreise und habe hier mein Nachtlager aufgeschlagen. Anscheinend gerade zum falschen Zeitpunkt“, erklärte der angehende Forscher. Falsch ist gut, dachte sich Amy. „Sag mal, wo hast du eigentlich meinen Cousin gelassen?“, fragte der 18-jährige neugierig. Amy antwortete ihm nicht auf seine Frage. Sie setzte sich stillschweigend an den Tisch und nahm sich eines der frisch gebackenen Brötchen. Gary und Rocko warfen sich fragende Blicke zu, worauf der jüngere mit den Schultern zuckte. Auch die anderen griffen beherzt zu und begangen mit dem Essen. Sie wollten nicht unbedingt auf Misty warten. So beschlossen sie etwas für die Trainerin aufzubewahren und ihr jenes später auf das Zimmer zu bringen. Verhungern sollte schliesslich niemand. Obwohl Amy sich fragte, ob Misty überhaupt einen bissen runterbringen würde. In diesem Moment erblickte sie Misty in der Menschenmenge, die bereits nach ihnen zu suchen schien. Auch Maike hatte die Rothaarige Wasserpokémontrainerin entdeckt. „Misty, hier sind wir!“, aufgeregt winkte die Koordinatorin Misty zu. Ein Lächeln zeichnete sich auf Mistys Lippen ab, als sie die Gruppe sichtete. Sie begab sich zu Ihnen und setzte sich neben Maike, die am Rand der Truppe gesessen hatte.   -   „Was hast du vor?“, fragte Tim an Rei gerichtet, die auf ihrem Galoppa ritt und dabei einen grünen Streifen in der Landschaft hinterliess. In ihrer Hand befand sich ihr Pokécom. „Du meintest doch, dass deine Schwester hier in der Nähe ist. Also dachte ich mir, dass ich versuchen werde, sie zu erreichen. Vielleicht kann sie uns bei der Lösung des Rätsels weiterhelfen.“, schlussfolgerte die Trainerin. „So wie immer also.“, gab der Schwarzhaarige missmutig von sich. Stets war seine Schwester bevorzugt worden. Wie sie auf der Welt gewesen war, hatte er allein mit seinen Problemen klar kommen müssen. Er war bei seinen Eltern abgeschrieben gewesen. Sie war immer wichtiger gewesen als alles andere. „Was soll das?“, verwundert blickte Rei den älteren an, doch Tim gab keine Antwort von sich. Auch Richie schien erstaunt über das Verhalten des Schwarzhaarigen. „Ich kenne die Geschichte ja, aber denkst du nicht, dass du davon wegkommen solltest? Ich meine, das ist jetzt schon Jahre her.“, bedachte die Trainerin des Gallopas, während sie sich aus dem Sattel schwang. „Na gut. Wenn es denn unbedingt sein muss.“, gab sich der Trainer geschlagen. „Dankeschön. Im Übrigen hat sie bereits versucht mich zu erreichen.“, sie grinste. Triumphierend hielt Rei ihm den Pokécom vor die Nase. Auf dem Bildschirm wurden 3 nicht beantwortete Anrufe angezeigt von vor wenigen Minuten. Alle stammten von Amy. Er konnte es nicht fassen. Wieso zum Teufel musste er auch immer wieder auf die Tricks der Feuerpokémontrainerin reinfallen? „Macht doch was ihr wollt. Ich bin hier sowas von weg.“, der Schwarzhaarige wandte sich ab. „Glurak, raus mit dir!“, entsandte er sein Drachenpokémon. „Bring mich weg von hier.“, befahl er dem orangefarbenen Drachen, welcher ihn an den Armen packte und wegtransportierte. Der Schwarzhaarige wollte einfach nur weg. Es war ihm einfach wohler, wenn er alleine sein konnte. Oder bei Leuten, die seine Schwester noch nicht einmal im Ansatz kannten. Tim liess zwei verdutze, junge Erwachsene mitten im Schnee zurück. Rei konnte es nicht fassen. Da liess er sie einfach hängen. Das war mal wieder typisch. Auch Richie staunte nicht schlecht, als Tim von seinem Glurak durch die Lüfte transportiert wurde. „Was war das denn?“, fragte er seine Weggefährtin erstaunt. „Der alltägliche Geschwisterzwist zwischen Tim und seiner Schwester. Ich glaube, darüber wird er nie hinweg kommen.“, seufzte sie, worauf sich die beiden in Richtung des eingeschneiten Pokémoncenters begaben.   -   Amy stierte in derselben Zeit wie ferngesteuert auf ihren Pokécom. „Sag mal, was hoffst du da zu sehen?“, neugierig beobachtete der jüngste der Gruppe sie. „Das frage ich mich auch gerade.“, meinte die Trainerin, während sie den Pokécom emporhob und ihn hin- und her schwenkte. „WOW! Ich glaub, ich spinn!“, gab der junge Pokémontrainer von sich. Ein verwunderter Blick von Amy wie vom Rest der Gruppe folgte. Ehe sie sich dazu äussern konnte, hatte sich Max das Gerät unter den Nagel gerissen. „Das ist doch eine Version, die erst noch in der Entwicklung ist, oder?“, der Computerfreak wusste aber alles. „Stimmt. Ich habe erst kürzlich bei Opa im Labor einige dieser Pokécoms gesehen. Die haben aber noch eine etwas andere Form. Es scheint, als ob deiner die Endgültige Version ist.“, mutmasste der junge Forscher. „Professor Eich hat mich vor einer Weile gebeten, den neuen Pokécom auszutesten. Das ist das Modell das ihr vor euch habt. Aber soweit ich weiss, gibt es noch einige Verbesserungen, an denen momentan gearbeitet wird.“, wusste die Trainerin zu berichten. Ein mehrfaches Nicken der Gruppe folgte. „Jetzt wird mir klar, weshalb ihr euch kennt.“, grinste Max. „Nein, da hast du was falsch verstanden.“, dementierte Gary, was Amy mit einem Nicken bejahte. Verwundert blickte der jüngste die beiden an. Er dachte wirklich, dass sie sich über den Professor kannten. „Wir kennen uns über meinen Cousin, Kyle. So weit ich das im Kopf habe, seit ihr doch zusammen?“, stellte er die entscheidende Frage an Amy. Das Mädchen rührte sich nicht.   -   „Woran denkst du?“, wurde eine junge Frau mit langen, rotbraunen Haaren aus ihren Gedanken gerissen. Sie sass auf einem Hügel, oberhalb eines kleinen Dorfes am Rande von Kanto. Die Trainerin hatte es sich unter einem Aprikokobaum gemütlich gemacht und beobachtete das Dorf. Ein junger Mann von 17 Jahren gesellte sich zu ihr. Seine kurzen, dunkelbraunen Haare standen in alle Richtungen ab. Ein Lächeln zeigte sich auf den Lippen der Frau. „Kyle. Was tust du hier?“ „Ich komme zwar nicht gut mit deinem Bruder klar, aber ich weiss, wie besorgt er immer um dich ist.“, er setzte sich zu ihr. „Worüber hast du nachgedacht?“, fragend blickte Amy ihn an. „Ich kenne dich. Du kommst nur hierher, wenn du in Ruhe nachdenken willst.“, schlussfolgerte der Trainer. Sie nickte. Er kannte sie besser als es ihr lieb war. Es hatte keinen Sinn, ihm irgendetwas verheimlichen zu wollen. Immerhin hatten sie dasselbe Schicksal…oder beinahe. „Ich habe mich gefragt, ob es irgend einen Weg gibt, all das was Geschehen ist, Rückgängig zu machen?“, sie schenkte dem älteren einen fragenden Blick. „Ich denke nicht, dass es unmöglich ist.“, er legte einen Arm um sie. „Es stellt sich nur die Frage, wie wir das anstellen wollen?“ „Ich weiss, es ist eventuell eine bescheuerte Idee. Aber wie wäre es, wenn wir durch die Zeit reisen?“ „Eine Zeitreise?“, Kyle klang verunsichert. „Ich weiss nicht. Bisher ist bei Zeitreisen noch nie was Gutes Rausgekommen. Auch ist bisher noch nicht erforscht, ob eine Zeitreise mit einem Celebi überhaupt möglich ist.“, bedachte der Braunhaarige. „Was wäre, wenn doch?“ „Wieso bist du dir da so sicher?“, er spürte, dass Amy darauf bestand, durch die Zeit zu reisen. Aber weshalb ausgerechnet mit einem Celebi, das hatte er bis anhin nicht verstanden. Die 16-Jährige liess ihren Blick über das Dorf schweifen. Sogleich blieb er an den Überresten der einstigen Arena hängen, welche kaum noch zu sehen waren. „Meine Mutter…“, sie zögerte einen Augenblick, holte Luft, „…sie erzählte mir, dass sie vor vielen Jahren durch ein Celebi ca. 50 Jahre in die Vergangenheit versetzt wurde.“ „Ach so ist das, verstehe. Du denkst, dasselbe müsste auch für andere Personen möglich sein.“, der Trainer begriff, was sie vorhatte. „Aber wo willst du ein Celebi finden?“, Amy stand auf und blickte ihren Freund siegessicher an. „Uns wurde doch mal beigebracht, dass Celebi zum Wächter der Luft gehört, nicht wahr?“, grinste sie. „Oh nein.“, sie wollte seine Hilfe. Der Trainer wusste, dass er ihr keine Bitte abschlagen konnte. Kurz hob Amy skeptisch eine Augenbraue. „Schon gut, schon gut.“, Kyle gab sich geschlagen. „Ich helfe dir ja.“ „Super.“, grinste sie. Ihr Freund richtete sich auf, worauf die beiden sich in das Dorf begaben.   -   „Hey, bist du noch da?“, Gary wedelte mit der Hand vor dem Gesicht der jüngeren rum. Der Rest der Gruppe blickte sie besorgt an. Die Trainerin blinzelte. Für einen Moment war sie sich vorgekommen wie an einem anderen Ort. „Tut mir leid. Was hast du gerade gefragt?“, gekonnt überspielte die 16-Jährige ihr Black out. „Er hat etwas betreffend einem gewissen Kyle gefragt, ob ihr noch zusammen seid?“, wiederholte Maike die Frage von Gary. Amy schüttelte den Kopf. „Wir gehen im Augenblick getrennte Wege.“, erklärte sie. Verwundert blickte Amy auf, als ihr Pokécom in Max’s Händen klingelte. Der 13-jährige reichte ihr das Telefon. Ein eingehender Anruf von Rei wurde auf dem Display angezeigt. „Ja, hier Amy?“, nahm die Trainerin den Anruf entgegen. Die Freunde sahen, wie die Trainerin aufmerksam zuhörte und einige Male nickte. „Moment mal…du denkst, ein Arktos könnte für das Wetterchaos verantwortlich sein?“, „Ich denke es nicht nur. Ich glaube, dass es auch so ist. Denn laut einer Legende friert ein Arktos das Dorf alle 100 Jahre mit einem frostigen Blizzard über Nacht ein.  Du weisst ja, wie das so mit Legenden ist.“, konnten die Freunde eine weibliche Stimme hören. Amy hatte kurzerhand den Lautsprecher des Pokécom eingeschaltet. Sie legte das Gerät auf den Tisch. „Hast du eine Idee, wie wir hier rauskommen?“ Amy ging direkt in die Offensive. Sie hatte keine Lust darauf, in einem Eispalast elend zu Grunde zu gehen. „Nicht wirklich…“, gab ihre langjährige Freundin missmutig von sich. Amy seufzte in sich hinein. „Wie wär’s, wenn du dir mal eine Schaufel schnappst und mit Schneeschippen beginnst?“, witzelte sie. „Sehr lustig, Amy. Wo genau bist du eigentlich? In dieser Schneelandschaft vertraue ich meinem Pokécom nur ungern. Die Ortsbestimmung scheint mir ein wenig ungenau zu sein“, hörte Amy die Stimme ihrer Freundin sagen. „Ich bin im Pokémon-Center. Zeigt dir der Pokécom das nicht so an?“ „Doch schon. Aber wie gesagt. Vielleicht fällt mir ja doch noch was ein, wie das Dorf von den Schneemassen befreit werden kann. Ich bin ja ganz in der Nähe des Pokémon-Centers. Ich werde mich später nochmal melden.“, mit diesen Worten beendete die Gegenseite das Telefonat.   „Ein Arktos?“, das Staunen der Freunde war unübersehbar. „Ja, scheint mir so.“, bestätigte Amy das Gehörte, während sie den Pokécom in ihre Tasche räumte. „Könnten nicht einfach ein Paar Feuerpokémon uns hier raus holen? Oder ein Pokémon, das die Attacke Sonnentag beherrscht?“, fragte Max in die Gruppe. „Die Idee ist nicht schlecht.“, lobte Gary. „Allerdings hat das ganze einen Haken: Durch den Einsatz von Sonnentag und den Feuerattacken könnten die Gebäude in Brand geraten.“, bedachte Rocko. „Auch fürchte ich, dass mit Sonnentag alleine hier nicht viel ausgerichtet werden kann.“, zog der Älteste der Gruppe seine Gedanken weiter. „Was für eine Möglichkeit gibt es denn noch?“, fragte Maike unruhig. Für einen Augenblick herrschte Stille in der Gruppe. „Was ist, wenn es sich bei den Feuerattacken nicht um gezielte Angriffsattacken handelt?“, bedachte Rocko schliesslich. Die Truppe horchte auf. „Was meint ihr?“, richtete der Gebräunte seine Frage an die restlichen Mitglieder. Die anderen dachten kurz nach, bevor Amy ihren Gedanken äusserte. „Ja, das könnte funktionieren.“, stimmte sie dem ehemaligen Arenaleiter zu. Auch Gary und die anderen nickten. Nur Misty wirkte abwesend.   „Gut, dann werde ich Rei diese Informationen durchgeben. Würdet ihr mich bitte durchlassen?“, mit diesen Worten schlängelte sie sich an den anderen Vorbei und entfernte sich vom Tisch. Die 16-jährige begab sich in den Aufenthaltsraum des Pokémon-Centers und zog fragwürdige Blicke der Freunde hinter sich her.   -   „Dann ist der Kampf gegen Dark Lugia…“, „Erst einmal aufgeschoben“, vollendete Amy den Satz ihrer besten Freundin. „Bist du jetzt völlig übergeschnappt?“, mischte sich Shane ein, nachdem Amy und Kyle ihm und Rei den Plan erklärt hatten. Ein Abweisender Blick Amys folgte. Der grünhaarige Shane seufzte. „Wir sind hier doch auf der Insel Shamuti. Die Inseln der Legendären Vögel liegen zum Greifen nah. Das ist der Perfekte Ort, um dieses Biest endlich wegzusperren!“ „Wie sollen wir das tun? Wir sind gerade mal zu viert...“, bedachte die Amy. Kyle räusperte sich. „Zu dritt.“, korrigierte Rei ihre beste Freundin. „Du zählst nicht als 1 Wächter der Elemente.“, Amy zog einen Schmollmund. Shane dachte einen Augenblick nach. „Dark Lugia wird auch weiterhin die Städte angreifen, so wie es ihm und seinem Meister gerade in den Kram passt. Einfach so nach Celebi zu suchen ist doch keine Lösung. Selbst wenn es uns gelingen sollte durch die Zeit zu reisen, müssen wir dort jemand anderen dazu bringen Dark Lugia aufzuhalten.“, bedachte er. Rei und Kyle nickten zustimmen. Auch Amy sah dies ein.   „Stellt sich die Frage, wo wir Celebi finden?“, stellte Shane nun die entscheidende Frage. „Johto.“, antwortete der braunhaarige Kyle wie aus der Pistole geschossen. Kapitel 5: Gefangen? -------------------- „Ja, hier Rei?“, konnte Richie die Stimme seiner Gefährtin hören. Sie hatte ihr Galoppa inzwischen wieder in seinen Pokéball gerufen, damit es sich ausruhen konnte. „Amy, was gibt’s? ... Aha.“, der Trainer konnte die Jugendliche öfters Nicken sehen und fing einige Gesprächsfetzen auf. Schliesslich beendete die Feuerpokémontrainerin das Gespräch. „Und, eine Idee?“, neugierig blickte Richie seine Begleiterin an. Auch Sparky war auf die Antwort gespannt. Rei nickte lächelnd. „Und wie.“, beantwortete sie seine Frage grinsend. „Los, auf zum Pokémoncenter.“, bester Laune ging die Jugendliche voraus. Richie, mit Sparky auf der Schulter, folgten ihr stillschweigend. Was sie wohl vor hatte? - Während dessen hatte sich Amy wieder zu den Freunden begeben. Jene hatten inzwischen fertig gespeist. Misty hatte mit Mühe ein Brötchen hinunter gekriegt. Die Sorgen um Ash waren viel zu gross, als dass sie richtig essen konnte. Gespannt blickten die Freunde die Trainerin, die ihren Tisch ansteuerte, an. „Alles klar. Rei wird versuchen mit Arkanis Hitzewelle das Eis rund um das Pokémoncenter zu schmelzen.“, erklärte die 16-jährige. „Und damit geht wirklich nichts in Flammen auf?“, verunsichert hakte der Jüngste nach. Diese Sache war ihm einfach nicht geheuer. Es bestand eine zehnprozentige Möglichkeit, dass die Gebäude und oder Pokémon bei einer solchen Attacke Feuer fingen. „Naja…Zu hundert Prozent sicher können wir uns leider nicht sein. Aber es ist momentan die einzige Möglichkeit das Eis zu schmelzen.“, bedachte sie. - Ash verstand nicht wo er war. Er blickte auf seinen Körper hinunter, der an Kabel und Maschinen angeschlossen in einem Krankenbett lag. Sein Verstand setzte für einen Moment aus. War er womöglich tot? War das sein Schicksal? Nein, das durfte nicht wahr sein. Die Maschine gab ein regelmässiges Piepsen von sich. Erleichtert atmete er auf. Er war also noch nicht tot. Sein Herz schlug noch. Aber was zum Teufel hatte seine Seele dann ausserhalb seines Körpers zu suchen? Er wollte darüber nachdenken, doch wurde seine Seele an einen anderen Ort gezogen. „Hey, lasst mich hier!“, schrie er noch, jedoch wurden diese Worte von niemandem gehört. „Ash…“, murmelte Misty plötzlich. Ihr Blick war auf den Eingang des Restaurants gerichtet, welcher direkt mit dem Pokémoncenter und dem Krankenhaus verbunden war. Sie wusste, sie mussten warten bis die Ärzte neue Ergebnisse hatten. Aber irgendetwas sagte ihr, dass etwas nicht stimmte. Die Rothaarige konnte nicht länger warten. Die Trainerin hatte das ungute Gefühl, dass sie ihn verlieren könnte. Viel schneller als sie es sich gedacht hatte. Sie musste ihn sehen. Unbedingt. Noch bevor etwas schlimmeres passierte. - „Ich verstehe. Die Idee ist also, die Pokémon mit der Attacke Hitzewelle angreifen zu lassen?“, hakte Richie nach, er und Rei schliesslich gut eine halbe Stunde später vor Pokémoncenter eintrafen. Die Feuerpokémontrainerin nickte eifrig, worauf sie ihr Arkani aus seinem Pokéball befreite. Das Pokémon gab ein freudiges Bellen von sich. „Ich habe ja auch ein Pokémon, das die Attacke beherrscht.“, meinte Richie selbstsicher. „Los, auf geht’s, Zippo!“, rief der Trainer sein Glurak herbei. „Zippo?“, Rei staunte nicht schlecht. „Ist dir kein besserer Name eingefallen?“, ein mürrischer Blick von Richie wie von dem Drachenpokémon folgten. „Sorry, war nicht so gemeint.“, entschuldigte sie sich mehr dem Drachen gegenüber als seinem Trainer. „Hast du etwa keinen Spitznamen für deine Pokémon?“, fragte er und deutete dabei auf Arkani. Das Hundeähnliche Pokémon mit dem Tigerfell blickte seine Trainerin flehend an. „Naja…“, verlegen kratzte sie sich am Hinterkopf. „Lassen wir’s Krachen, Windie!“, meinte die Jugendliche erfreut zu ihrem Pokémon, welches brav nickte. Innerlich schüttelte Richie den Kopf. Der Name war auf keinen Fall besser als der von seinem Glurak. Wohl eher noch schlimmer. „Legen wir los.“, meinte der Pokemontrainer selbstbeherrscht. „Hitzewelle!“, befahlen die beiden den zwei Feuerpokémon, welche ihre Attacken sogleich auf das Pokémoncenter richteten. - Misty, welche sich von der restlichen Gruppe entfernt hatte, starrte mit leerem Blick aus dem Aufenthaltsraum des verschneiten Pokémoncenters. Das Gespräch der beiden Freundinnen hatte sie beunruhigt, weshalb sie sich mit einer gemurmelten Entschuldigung von den Freunden verabschiedet hatte. Doch konnte sie sich nicht wirklich mit diesem Thema auseinandersetzen. Ihre Sorgen um Ash wurden immer grösser. Sie fühlte, dass etwas nicht stimmte. Sie konnte es sich nicht erklären, aber sie wusste es. Amy, welche sich ebenfalls etwas von der Gruppe entfernt hatte, erhielt in diesem Augenblick einen Anruf von einer Nummer, die sie nicht hätte besser kennen können. Kurz verdrehte die Jugendliche die Augen. Das würde Ärger geben. „Ja, Bruderherz?“ „Ach sieh an. Du scheinst ja doch noch zu leben.“, hörte sie die Stimme ihres Bruders wenig begeistert durch den Pokécom sagen. „Wie meinst du das denn?“ „Ich habe mitbekommen dass du dich mal wieder in einen Schlamassel geritten hast und nun eingesperrt bist.“ „Hey, ob ich eingesperrt bin oder nicht, ist doch meine Sache und nicht…“, wollte sie sich verteidigen, doch der ältere fiel ihr ins Wort. „Oh doch. Du bist meine kleine Schwester und auch wenn ich immer noch wütend auf dich bin, weil Mum und Dad dich bevorzugt haben als wir noch klein waren wegen dieser ganzen Wächtergeschichte, bin ich dummerweise für dich verantwortlich. Apropos: ich weiss dass du im Pokémoncenter eingeschneit bist. In diesen Fällen ist das sicherlich nicht mehr deine Sache. So wie ich das von oben gesehen habe müssen da die Kräfte eines Wächters her.“ „Moment mal…“, stotterte sie. „Du bist hier? Wie ist das denn…“ „Frag nicht! Kannst du herausfinden wo sich der Feuertempel befindet? Wir müssen ihn finden und Lavados rufen. Nur so kann diese Schneedecke, die Arktos letzte Nacht hat fallen lassen, geschmolzen werden.“ „Willst du das wirklich riskieren?“ „Was denn?“ „Die Wächter zu erwecken, die Zerstörung der Welt,…du weisst schon was ich meine, oder?“ „Ja, schon klar. Aber wir sind hier um genau das zu verhindern, nicht wahr? Also, liegt es in unserer Hand die Menschen hier zu retten und Dark Lugia für immer einzusperren. Auch wenn es bedeutet, dass die Wächter früher als geplant erweckt werden müssen.“ Amy nickte wortlos, was ihr Bruder natürlich nicht sehen konnte. Aber er wusste immer wie sie auf seine Ansprachen reagierte. Er hatte immer Recht mit dem was er sagte und das wusste die jüngere besser als ihr lieb war. „Alles klar, ich suche dir die Informationen raus. Ich hoffe mal, die Kurznachrichtenfunktion funktioniert hier. Ansonsten melde ich mich telefonisch, ja?“ „Sicher, aber bitte beeil dich. Das hier hat höchste Priorität.“, schärfte er ihr ein, bevor er das Telefonat beendete. Zerknirscht blickte Amy durch den Raum. Diese verdammte Legende. Wie hatte sie das bloss vergessen können? Sie war schon immer ein Teil davon gewesen und das würde sie auch immer sein. Ganz egal wie weit sie wegrannte um ihrem Schicksal zu entkommen, es würde sie immer wieder einholen, das war etwas, was ihr Bruder ihr vor vielen Jahren eingebläut hatte. In jenem Moment wurde ihr dies wieder bewusst, was sie sich einst geschworen hatte. Ein friedliches Leben, mit ihren Freunden, ihrer Familie, dem Mann den sie Liebte. Aber sie musste sie ihrem Schicksal stellen, ansonsten war das hier ihr Untergang. „Amy, wo willst du hin?“, Maike kam Schnurstraks auf sie zugelaufen, als Amy in die oberen Stockwerke wollte, um in Ihrem Zimmer ihren Rucksack mit den Landkarten zu holen. „Ich muss kurz nach oben was holen.“, lächelte sie entschuldigend. „Warte mal. Was ist los mit dir? Du scheinst ja ziemlich aufgewühlt zu sein. Hat das etwas mit dem Telefonat von eben zu tun?“, quetschte die jüngere sie aus. „Tut mir leid, aber darüber kann ich mit dir nicht reden, selbst wenn ich es wollte. Ich habe noch etwas zu erledigen.“, eine weitere Entschuldigung murmelnd entschwand Amy in ihr Zimmer. Doch konnte Maike diese Entschuldigung nicht mehr wahrnehmen. - „Und, was tun wir nun?“ Amy stand auf einem Hügel, neben ihr ein junger Mann mit einem schwarzen Haarschopf. Ash konnte die beiden genau sehen. Erneut war er an einem merkwürdigen Ort gelandet. Aber er war sich sicher, dass die beiden, die hier vor ihm standen, dieselben waren, die er kurz zuvor in der Arena gesehen hatte. Aber dass es sich bei dem Mädchen um die Amy handeln könnte, auf die Idee war er erst jetzt gekommen. Denn die beiden waren während diesen Szenen um gut 5 Jahre gealtert. Die Ähnlichkeit zwischen der Amy, die sich hier befand und der Amy, die er in Kikato getroffen hatte, war verblüffend. Nein, Ash war sich sogar sicher, dass es sich bei den beiden um die gleiche Person handeln musste. Wie war das nur möglich? „Wir werden kämpfen.“, sprach der Mann neben ihr. „Dark Lugia muss eingesperrt werden, egal welchen Preis wir auch dafür bezahlen. Es darf nicht noch mehr Zerstörung anrichten.“, das Mädchen neben ihm nickte unmerklich. „Ich werde zu den Orange-Inseln aufbrechen.“, sprach Amy nach einigen Sekunden des Schweigens. „Bist du sicher? Ich dachte immer, du wolltest nicht…“ „Nicht kämpfen? Hier geht es nicht um das wollen. Es ist so wie du mir immer wieder gesagt hast. Es ist Schicksal, Vorbestimmung, oder wie auch immer du es nennen willst. Aber entweder man läuft weg, oder man stellt sich. Das ist genau das was ich nun tun werde.“ Ash wollte seine Gedanken um das, was die beiden da besprochen hatte, gerade fortsetzen, doch fand er sich keine Sekunde später wieder in einem weissen Raum. - Wenige Minuten später kam Amy mit ihrem Pichu, welches es sich auf ihrem Kopf gemütlich gemacht hatte, und einer Karte in ihrer rechten Hand die Treppen hinunter. Suchend blickte sie sich nach einem Platz um, wo sie ihre Karte studieren konnte. Ehe sie sich versah, geriet Misty in ihr Blickfeld. Die Rothaarige hatte sich aus dem Restaurant entfernt, sass alleine an einem Tisch und hatte ihren Blick in die verschneiten aussenfronten des Centers verloren. Amy überlegte einen Augenblick ob sie Misty Gesellschaft leisten sollte. Zuerst entschied sie sich dagegen und wollte bereits an einen anderen Tisch gehen, als sie einen leisen Seufzer von Misty wahrnehmen konnte. Nein, sie konnte nicht. Sie durfte sie nicht alleine lassen. „Darf ich mich zu dir setzten?“, fragte Amy an Misty gerichtet, welche erstaunt aufblickte und ein Nicken von sich gab. Sie war froh, wenn sie im Augenblick nicht ganz alleine war. Aber die vielen Menschen im Restaurant waren einfach zu viel für sie gewesen. Interessiert beobachtete Misty, wie sich Amy ihr gegenüber setzte und eine Karte auf dem Tisch ausbreitete. Das Pichu, welches sich vorhin auf Amys Kopf befunden hatte, begab sich Augenblicklich zu Misty, um einige Streicheleinheiten einzufordern. „Pichu! Lass das! Du kannst doch nicht einfach andere Leute, die dich nicht kennen, bedrängen.“, tadelte sie das junge Mauspokémon. „Keine Sorge, das ist schon ok.“, lächelte Misty, während sie das gelbe Pokémon hinter den Ohren kraulte, was dieses offensichtlich genoss. Ashs Pikachu, welches schon die ganze Zeit über neben Misty sass, schenkte dem Pichu einen strafenden Blick, nur um keinen Moment später ebenfalls Streicheleinheiten ein zu verlangen. „Unglaublich. Ihr zwei streitet euch um jemanden, der noch nicht einmal euer Trainer ist.“, gab die jüngere eingeschnappt von sich, was Misty mit einem Lächeln quittierte. Immerhin war Pichu ja Amys Pokémon und nicht das ihrige. Amy schüttelte den Kopf. Aber sie hatte besseres zu tun. - Währenddessen kam Ash wieder zu sich. Aber es war merkwürdig. Er konnte einen dunklen Raum erkennen. Müsste er nicht im Pokémoncenter sein, gemeinsam mit Misty auf ihrem Zimmer? Ash konnte sich nicht erklären wo er sich befand. Er wusste nur eines: Seine Seele war eingesperrt in einer Art Glasbehälter und schwebte über dem Boden. Wo war er hier? Er musste zurück in seinen Körper, er musste zu Misty. Schliesslich wurde das Licht wurde eingeschaltet. In dem künstlichen Licht konnte Ash erkennen, dass der Raum mit verschiedensten Maschinen ausgestattet war. Eine in dunkel gekleidete Gestalt, die offensichtlich einem jungen Mann gehörte, betrat den Raum. Drei junge Frauen in dunkelblauen Uniformen mit gleichfarbigen Capes folgten ihm auf Schritt und Tritt. „Na also. Ich wusste doch, dass wir seine Seele eines Tages kriegen würden. Spätestens sobald seine Kräfte erwacht sind. Wie mir scheint, ist dies nun der Fall, nicht wahr, Wächter? Oder sollte ich lieber sagen, wiedergeborener Prinz des Himmelreichs?“ Kapitel 6: Legenden über Legenden --------------------------------- Die Stunden zogen dahin, ohne dass sich der Schnee auch nur im Ansatz auflöste und sie aus diesem Eisgefängnis befreite. Amy seufzte stumm, während sie ihre Augen über die Karte vor sich fliegen liess. Immer wieder ging ihr das Gespräch mit ihrer Freundin vom Nachmittag durch den Kopf.   „Ihr könnt das Eis nicht schmelzen?“, panisch redete Amy auf ihre beste Freundin ein. „Bist du dir auch sicher?“ „Ja, ganz sicher. Die Eismasse hier nimmt nicht den geringsten Schaden. Wir müssen uns etwas Neues überlegen.“ „Aber was? Die Zeit läuft uns davon.“ „Hast du deine Karte dabei? Du weisst schon, die mit den Tempeln.“ „Sicher, vor der sitze ich gerade.“ „Kannst du mir angeben, wo sich der Feuertempel befindet? Der müsste doch ganz hier in der Nähe sein, oder irre mich?“ „Komisch...“, murmelte die jüngeren der beiden in die Sprechmuschel hinein. „Was meinst du?“ „Du wirst mich für dumm verkaufen, aber die Tempel sind auf der Karte nicht verzeichnet.“, verwirrt überflog Amy die Karte mehrere Male um jedes Mal erneut festzustellen, dass die Tempel nicht darauf verzeichnet waren. „Nicht drauf? Das ist nicht dein ernst?!“, „Leider doch. Aber ich habe keine Ahnung, aus welchem Grund. Bisher waren sie immer…“, sie stockte. Soeben war ihr der Grund eingefallen, weshalb die Tempel nicht auf der Karte verzeichnet waren. „Die Karte…wir haben sie in einer anderen Zeit benutzt, in welcher die Tempel und die Wächter bereits aktiv waren. Deswegen waren die Tempel auch genauestens darauf eingezeichnet.“, begründete Amy ihre Gedanken. „Oh nein, bitte nicht. Dann sind wir hier aufgeschmissen?“ „Wohl oder übel“, stimmte Amy ihrer besten Freundin zu. „Ausser du hast eine Idee, wie du ein Lavados beschwören kannst?“ „Lavados beschwören? Ich? Dazu müssten wir zuerst den Tempel finden.“, seufzte sie und blickte sich suchend in der Gegend um. Wieso hatte Tim vorher nur wegfliegen müssen? Jetzt wo sie seine Hilfe gebrauchen könnte. Innerlich verfluchte sie sich, dass sie ihn in diesem Augenblick her wünschte. „Sag mal, Amy, dein Bruder wüsste doch sicherlich, wo sich der Feuertempel befindet, oder?“ „Nein. Davon hat der Gute leider keine Ahnung. Ich weiss nur, dass er hier in der Nähe ist.“ „Da bleibt uns nichts anderes übrig als die Gegend hier abzusuchen. Kannst du mir einen Gefallen tun und deinen Bruder bitten, mir hier zu helfen?“ „Ich?...“, die jüngere verstummte für einen Moment. „Lass mich raten. Ihr habt euch gestritten, was? Und ich dachte immer er wäre auf mich eifersüchtig.“ „Also streiten ist nicht das richtige Wort. Wie soll ich das nennen…den Kopf gewaschen, genau!“ Amy verdrehte innerlich die Augen. Sie kannte ihre beste Freundin in- und auswendig und wusste nur zu gut, dass jene schon seit Jahren in ihren älteren Bruder verschossen war. Jedoch rannte er einem Mädchen nach dem anderen hinterher. Wenn er sich dann einmal in einer Beziehung befand, dann endete das meistens innert kürzester Zeit in einem grösseren Interessenkonflikt. „Du kannst ihm doch nicht den Kopf waschen! Besonders du nicht. Glaubst du wirklich er hört darauf? Er wird wieder einem anderen Mädel hinterher rennen. Du kennst ihn doch. Vielleicht solltest du mal versuchen dein Verhältnis zu ihm zu verbessern. Ich werde schauen was ich tun kann. Bis später dann.“, beendete Amy schliesslich das Gespräch.    „Sieh einer an, Schwesterchen. Dass du mir mal anrufst, ist ja zu einer Seltenheit geworden.“, begrüsste Tim Amy scherzhaft am Telefon. „Willst du mich verarschen? Im Normalfall bist du derjenige, der sich extrem selten meldet.“, erinnerte sie ihn scharf an ihr bisheriges Verhältnis. „Hey, ich weiss, dass ich dir kein guter älterer Bruder war. Entschuldige. Aber, du wurdest einfach immer bevorzugt.“ „Ach ja? Mal davon abgesehen dass du plötzlich auf derselben schiene wie unser Vater gewesen bist von wegen ich müsse die Welt retten, was? Na, klingelt‘ s bei dir? Nennst du das bevorzugt? Das war die Hölle. Hast du gehört? Hölle!“, redete sie ihm ins Gewissen, worauf ihr der Schwarzhaarige nicht mehr antwortete. „Hör zu. Ich habe mit Rei gesprochen.“ Oh nein, das durfte nicht wahr sein. Jetzt wusste auch schon seine kleine Schwester über sein Liebesleben Bescheid. Das war einer der Gründe gewesen, weshalb er keinen Kontakt zu ihr wollte. Aber er hatte mit den Jahren gelernt, dass Amy für ihre jungen Jahre ein sehr gutes Mundwerk hatte und sich jederzeit zur Wehr setzen konnte. Notfalls auch gegen ihn. So beschloss er ihr einfach in aller Ruhe zuzuhören. „So wie ich Rei kenne, tut es ihr sicher leid, dass sie dich heute Morgen zurecht gewiesen hat.“ „Woher weisst du…“ „Sie meint, sie habe dir den Kopf gewaschen. Wie das bei euch beiden abläuft weiss ich inzwischen auswendig.“, schnitt sie ihm das Wort ab. „Bitte, arbeitet zusammen. Ich bitte dich darum, Ani-chan.“, konnte er ihre bittende Stimme durch den Pokécom genauestens wahrnehmen. „Ani-chan? Das letzte Mal als du mich so genannt hast, waren wir noch Kinder.“, von Amy folgte kein Kommentar. „Lass mich raten, ihr steckt tierisch in der Patsche, was?“ Amy nickte, was Tim nur erahnen aber nicht sehen konnte. Er kannte seine Schwester gut genug um zu wissen, wann sie in Schwierigkeiten steckte, aus denen sie sich selbst nicht mehr befreien konnte. Nach einigen Augenblicken des Schweigens erklärte Amy ihrem Bruder den Sachverhalt in einer abgekürzten Version. „Das mit Arktos weiss ich von Rei. Heisst also, dass wir Lavados herbeirufen müssen. Aber da die Karte noch nicht aktiviert wurde, können wir nicht einfach nachschauen wo wir den Tempel finden. Heisst wir müssen ihn suchen. Aus der Luft, nehme ich an.“, schussfolgerte der Schwarzhaarige. „Nun ja, zwei Gluraks sind besser als eines.“, kommentierte er seine Schlussfolgerungen. „Hilfst du Ihnen?“ „Was glaubst du denn? Ich will schliesslich nicht wegen einem mutmasslichen Geschwistermord hinter Schloss und Riegel landen.“, witzelte er.  „Mord? Jetzt übertreibst du es aber, meinst du nicht auch?“, kurz blieb es still.    „Nun denn. Vielen Dank im Voraus Aniki. Wir sehen uns dann, sobald das Center wieder vom Eis befreit ist.“, verabschiedete sich Amy kurzangebunden, bevor auch Tim auflegte und den Pokécom wegräumte. „Glurak, komm raus!“, rief er seinen Drachen herbei, welcher ihn nur wenige Augenblicke später durch die Luft transportierte.   Das Gespräch hatte schon vor einigen Stunden stattgefunden. Doch kam es Amy vor, als hätte sich bisher nichts getan.   -   Ash glaubte sich verhört zu haben. Er ein wiedergeborener Prinz? Wer hatte sich denn bitte dieses Märchen einfallen lassen? „Du denkst, das ist ein Märchen? Guter Gedanke, aber falsch. Ansonsten wärst du kein Wächter. Nur die wiedergeborenen Prinzen und Prinzessinnen der alten Reiche sind dazu bestimmt, Wächter zu werden und die Erde zu Beschützen.“, ein fragender Blick von Ashs Seele durchbohrte seinen Peiniger. „Das habe ich vergessen. Ich kann ab und an Gedanken lesen. Deine waren nun wirklich nicht zu überhören.“, grinste er. „Kannst du mir mal erklären, weshalb du meine Seele hier eingesperrt hast? Was soll das?“, fragte Ash lautstark aus seinem gläsernen Käfig heraus. „Ach das. Entschuldige kleiner, aber die Prinzessin des Wasserreiches gehört mir. Wie damals auch schon. Du hast sie mir weggenommen. Das wird mir nicht noch einmal passieren, dafür sorge ich schon.“, mit heiserem Gelächter verliess der Mann den Raum, wiederum folgte ihm seine Gefolgschaft. Ash war erschüttert. Wen bitte meinte dieser Typ mit Prinzessin des Wasserreiches? Ash liess seine Gedanken hin und her wandern, kam aber auf keine Lösung. Er dürfte nicht hier sein. Seine Seele war von seinem Körper getrennt. Das war nicht gut. Er musste zurück in seinen Körper und zu Misty, so schnell wie nur möglich. Nur wie sollte er hier rauskommen?   Wenige Minuten später wurde das Licht wieder eingeschaltet. Ash war sich sicher, dass der Oberspinner von vorhin nochmals irgendeine Erklärung zum Besten geben wollte. Aber dem war nicht so. Denn es war eine der Bediensteten, welche eingetreten war. Die Frau mit den roten Locken vergewisserte sich, dass ihr niemand gefolgt war. Ash wollte sie schon fragen, wer sie sei und was sie hier wollte. Doch die Rothaarige gab ihm ein Zeichen zum Schweigen. „Sei still. Ansonsten fliegt das hier noch auf.“, sprach sie. Als sie näher trat, konnte Ash erkennen, dass es sich bei ihr nicht um eine junge Frau, sondern um eine Jugendliche von ca. 14 Jahren handelte.  Anscheinend suchte sie nach etwas. „Los, Miuse, komm raus!“, rief sie ihr Pokémon herbei. „Ein Bamelin.“, gab Ash erstaunt von sich. „Setzt Ultraschall ein. Aber sei leise!“, das Pokémon nickte und gehorchte seiner Trainerin. Es wusste genau, wonach seine Meisterin suchte. Schliesslich fand das Pokémon den gesuchten Schalter für den Glaskäfig von Ashs Seele unweit der Schaltzentrale mitten im Raum. „Gut gemacht, Miuse“, lobte die Jugendliche ihr Wasserpokémon, worauf sie es in den Pokéball zurück rief. „Pass auf, Ash Ketchum, wir haben uns nie getroffen oder gesehen, verstanden?“, sagte sie zu ihm, worauf das Mädchen den Schalter betätigte. Augenblicklich befand sich Ash wieder an einem anderen Ort.   -   „Schöne Sackgasse, was?“, sprach Tim, als sein Glurak ihn nach einer gefühlten Ewigkeit wieder absetzte. „Hey, da bist du ja wieder.“, wurde er von Rei nicht gerade erfreut begrüsst. „Könntest du mir bitte mal erklären, was das vorhin sollte?“ „Tut mir leid. Mein Temperament ist gerade mit mir durchgegangen.“, entschuldigte sich der Ältere. „Temperament? Seit wann hast du denn sowas?“, erstaunt blickte Rei ihn an. Er war doch sonst nicht so gefühlsbetont. Tim gab keine Antwort darauf. Einerseits war er immer eifersüchtig auf seine Schwester geworden, weil sie bereits als kleines Kind ihre Kräfte trainieren sollte, mit welchen sie einst die Welt vor dem schwarzen Lugia retten sollte. Doch hatte sie ihre Kräfte nie richtig im Griff gehabt, so dass ihr Vater umso mehr mit ihr trainierte. Wofür die Trainerin abgrundtief hasste. Denn er hatte sich nur um ihr Training gekümmert, wollte, dass die Welt gerettet wird. Nur wegen der Legende. Aber er musste Amy recht geben. Er konnte es sich nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn er dieses Kind gewesen wäre, das laut Legende die Welt retten sollte. Dann wäre es ihm wahrscheinlich ähnlich ergangen.   Rei seufzte stumm. „Hast du eine Idee, wie wir den Tempel finden und Lavados herbeirufen können? So wie es scheint sitzen wir“ „ziemlich in der Patsche. Die Karte wurde noch nicht aktiviert.“, schnitt der Schwarzhaarige Rei das Wort ab. „Könntet ihr zwei mir bitte mal Erklären, wovon ihr hier sprecht? Soweit ich weiss, bin ich einer der Wächter. Aber ich würde gerne wissen, was das für eine Karte ist, von der ihr sprecht.“ „Es existiert eine Karte, auf der die ganze Pokémonwelt mit allen Regionen und allen Tempeln der Wächter aufgezeichnet ist. Wenn die Karte aktiviert ist, können wir die Tempel mithilfe der Karte finden.“ „Wie kann die Karte aktiviert werden?“ „Naja, leider kann die Karte nur durch ein Mitglied einer ehemaligen Königsfamilie aktiviert werden.“, erklärte Tim. „Einer Königsfamilie ist gut. Hast du vergessen, dass das nur die wiedergeborenen Kronerben des Windreiches betrifft? Speziell für sie wurde diese Karte einst geschaffen.“, korrigierte die Feuerpokemontrainerin ihn. Tim nickte zustimmend. Nein, er hatte es nicht vergessen. Zu sehr hatte sich ihm diese Geschichte damals in sein Gedächtnis eingebrannt, als das schwarze Lugia Azuria angriff.   „Vorsicht, passt auf!“, konnte er schrille Stimmen aus der Stadt der Wasserpokémon-Arena vernehmen. Er hatte keine Zeit, um sich gross umzusehen, da erblickte er auch schon das Schwarze Lugia, welches sich am Horizont aufbäumte. Als er das riesige Pokémon erblickte, welches sich direkt auf die Arena zubewegte, lief es ihm kalt den Rücken runter. Seine jüngere Schwester war doch gerade auf dem Heimweg und seine Mutter trainierte mit den Pokémon. Was hatte dieses Vieh vor? Er wusste es nicht. Nur eines wusste er, dass das Vieh die Arena vernichten wollte. So wie es das bereits mit anderen Arenen getan hatte.   Als Tim schliesslich keine Worte von sich gab und seine Blicke auf die Landschaft gerichtet hatte, war Rei klar, woran der Schwarzhaarige gerade dachte. Sie wusste, dass Azuria von dem schwarzen Lugia vernichtet worden war. Aber hier war das noch nicht geschehen, es gab noch eine Chance. „Alles in Ordnung? Entschuldige, ich wollte dich nicht daran erinnern.“ „Nein, schon ok. Ich werde so oder so täglich daran erinnert. Ob das nun du bist oder der Teufel höchstpersönlich, ist mir inzwischen so ziemlich egal. So lange wir eine Chance haben, ihn unschädlich zu machen, werde ich sie nutzen. Egal was ich dafür tun muss.“, gab der Schwarzhaarige von sich. Ein flüchtiges Lächeln schlich sich auf Reis Lippen. Sie kannte ihn doch besser ,als sie dachte. Er war genauso, wie sie ihn eingeschätzt hatte. Die junge Frau nickte nur, um ihr Verständnis auszudrücken. „Also, wie kommen wir zu dem Tempel?“, lenkte Richie das Gespräch wieder in die richtige Bahn. Er wollte nicht mehr lange warten. Es war eine Saukälte in diesem Dorf und die wurde nicht gerade besser. Auch war es ihnen nicht möglich, sich aufzuwärmen, da das Pokémon-Center eingeschneit war. „Die Karte ist zwar noch nicht aktiv, aber wenn wir ihn von der Luft aus suchen, sollten wir eine Chance haben, den Tempel zu finden. Wir Wächter können ihn von normalen Tempeln unterscheiden, da wir das Lavados auf dem Dach sehen können. Also haltet genau danach ausschau!“, erklärte er seinen Begleitern, worauf er und Richie ihre Drachen bestiegen und in Lüfte abhoben. Rei winkte ihnen hinterher. Sie würde sich mit Galoppa und Windie auf dem Boden nützlich machen und für den Notfall als Kontaktperson zur Verfügung stehen.    -   Währenddessen sass Amy immer noch mit Misty gemeinsam am Tisch im Pokémon Center und versuchte, sich gemeinsam mit der Älteren, die Zeit mit einem Kartenspiel zu vertreiben. Die Karte und ihre Sorgen hatte sie in diesem Augenblick auf die Seite geschoben. Sie würde warten, bis Tim sich bei ihr meldete. Dann würden sie weiter beraten. Doch bisher hatte sich noch nichts getan.   „Hey, da seid ihr ja!“, kam Maike gut gelaunt auf die beiden zugelaufen. „Du bist ja so gut gelaunt. Was gibt’s denn?“, Misty war neugierig. „Ach nichts.“, log die jüngere. „Wirklich? Das hat nichts mit einem grünhaarigen Jungen zu tun?“, bohrte die Rothaarige weiter. Ash hatte sich Misty gegenüber einmal verplappert, dass Maike in Drew verschossen war. Er hatte der Braunhaarigen versprechen müssen, nichts zu verraten. „Wie? Woher?!“, die Braunhaarige lief sofort rot an. „Ich habe da so meine Quellen.“, grinste Misty, was auch Amy zum Lachen brachte. „Lass mich raten: Ash hat’s verplappert, was?“ die Rothaarige nickte. Beiden Frauen war bewusst, dass es sich um ein Versehen gehandelt hatte, was jetzt aber endlich für einen etwas anderen Gesprächsstoff sorgte.    Neugierig betrachteten Amy und Misty Maike, welche immer noch rot im Gesicht war. „Naja. Er hat mir geschrieben, dass er sich gerne mit mir treffen würde.“, verlegen fuhr sie sich durch die braune Haarpracht. „Das ist doch wunderbar.“ „Nein!“, gab Maike auf Amys Kommentar sofort von sich. „Warum denn nicht?“, neugierig forschte die Rothaarige nach. „Weil wir uns wegen einer Trainingssession für den nächsten Wettbewerb treffen. Er dachte, wir könnten zusammen trainieren, um damit unsere Chancen für die Wettbewerbe zu verbessern.“, erklärte sie niedergeschlagen. „Warum wartest du nicht einfach ab? Ich meine, das kann immerhin schon mal ein Anfang sein.“, versuchte Misty die jüngere aufzuheitern. Amy nickte zustimmend. „Wirklich? Meint ihr?“ „Naja, warum denn auch nicht? Manchmal müssen wir die Männer eben von uns überzeugen.“, gab Amy grossspurig von sich, worauf die anderen sie erstaunt anblickten. Misty beschlich erneut das Gefühl, welches sie schon hatte, als sie Amy das erste Mal im Wald antraf. Irgendetwas an diesem Mädchen war komisch. Nicht nur, dass sie genauso grosses Mundwerk wie Ash hatte. Die Rothaarige hatte das Gefühl, dass das Mädchen mit den beiden Zöpfen ihnen etwas verschwieg. Sie schien plötzlich wieder um vieles Ältere zu sein, als sie eigentlich war, was Misty stutzig machte. „Kennst du dich da aus?“, Amy ging soeben auf, dass sie sich verplappert hatte. Warum musste sie auch so ein loses Mundwerk haben? Maikes Frage machte das nicht gerade besser. „Nein, nicht wirklich. Nur so eine Vermutung. Habe ich mal in einem Roman gelesen oder einem Film gesehen. Ich weiss es nicht mehr so genau, um ehrlich zu sein.“, redete sie sich heraus. Der jungen Trainerin war es mehr als Peinlich, dass soeben eine ihrer schlechten Eigenschaften zu Tage getreten war. Sie konnte nur hoffen, dass die anderen keinen Verdacht schöpften und Misstrauisch wurden. Im Moment konnte sie nur abwarten und hoffen, dass alles ein gutes Ende nahm.   „Ach, da steckt ihr.“, Gary und Rocko kamen auf die Mädchen zugelaufen. Neugierig schauten die jungen Frauen die beiden an. „Wo ist Max?“, erkundigte sich Maike bei den beiden, da sie ihren kleinen Bruder vorhin mit den beiden Männern zurückgelassen hatte. „Keine Sorge. Der ist bei den Pokémon und trainiert wie ein verrückter.“, beruhigte Rocko sie, als sich die beiden zu ihnen setzten. „Wir haben ein wenige wegen der ganzen Geschichte hier recherchiert.“, gab der Ältere bekannt, worauf Gary nickte. „Ich habe mit meinem Grossvater telefoniert. Die Legende, um die es sich hier handelt, ist ihm nicht ganz unbekannt.“, neugierige Blicke folgten auf seine Worte. „Laut einer Legende fliegt alle 100 Jahre ein Arktos über diese Region und lässt sie unter Schnee und Eis erstarren. Es dauert mehrere Wochen, um das Eis mit Hilfe der Pokémo zu schmelzen. Mit der Sonnenkraft alleine sogar mehrere Monate.“ „Mehrere Monate? Dann sind wir ja verloren.“, gab Maike betrübt von sich. „Nicht unbedingt.“, wiedersprach Rocko ihr. Doch ehe der Dunkelhäutige weitersprechen konnte, hatte Amy das Wort an sich gerissen. „Laut derselben Legende gibt es in der Nähe einen Tempel, mit welchem das heilige Lavados aus der Wächterlegende beschworen werden kann. Jenes ist in der Lage, das Eis so schnell zu tauen wie Arktos es hat fallen lassen.“ „Du kennst die Legende?“, Amy nickte zögerlich auf Mistys Frage. „Wieso hast du uns nichts gesagt?“, wollte die Rothaarige wissen. „Ich wollte euch nicht verunsichern. Ich dachte, es wäre besser, wenn es diejenigen lösen, die diese Legende kennen. Anscheinend war das keine gute Idee.“ Kurz herrschte Stille am Tisch. „Ich habe noch etwas anderes erfahren. Laut Opa gibt es eine Karte, welche alle Tempel der Wächter anzeigt.“, wusste Gary zu berichten. „Die Karte der Wächtertempel.“, fuhr Amy fort.   „Du kennst die Karte?“, erstaunt blickte Gary Amy an. Sie wusste anscheinend mehr als sie zugab. Die Trainerin legte die Karte, welche neben ihr war, auf den Tisch und rollte sie aus. „Aber da ist ja…“ „Gar nichts drauf!“, Max, Maikes kleiner Bruder, war soeben mit seinem Training fertig geworden und hatte sich wieder zu der Gruppe gesellt. In einem absolut unpassenden Moment, wie seine grosse Schwester fand. „Max! Musst du dich immer gleich so einmischen?!“, wies sie ihn zurecht. „Du hast ja recht. Aber was bringt euch eine leere Karte?“, der Grünschnabel hatte Recht. Auf der Karte waren sämtliche Regionen der Pokémon-Welt eingezeichnet. Die Tempel jedoch fehlten gänzlich. „Ist das die besagte Karte?“, Maike schaute sich die Karte genauer an. Amy nickte erneut. „Aber warum ist da nichts drauf ausser den Kontinenten und den Städten?“ „Weil sie nicht aktiv ist.“, verwundert blickten die anderen am Tisch die zweitjüngste im Bunde an. „Die Karte muss von einem ehemaligen Thronfolger des Windreiches berührt werden. Nur so wird sie aktiviert, dann zeigt sie auch alle Tempel.“ „Ich glaube allerdings kaum, dass wir jenen hier finden werden.“, meinte Gary enttäuscht, wobei er die Karte zu sich zog. In diesem Augenblick leuchtete die Karte hell auf und erfüllte den Saal mit einem grellen Licht. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Misty verunsichert. „Kann es sein, dass die Karte soeben aktiviert wurde?“, schlussfolgerte Rocko, als das Leuchten abflachte und schliesslich komplett verschwand. Tatsächlich waren die Wächtertempel auf der Karte aufgetaucht.   Verwundert überflogen die Gruppenmitglieder immer wieder die Karte, auf der 5 Tempel, gezeichnet als helle, weisse Punkte, aufgetaucht waren. Die Blicke der Gruppe wanderten auf Amy. Sie wusste, dass sie eine Erklärung abgeben musste. Doch ehe Amy auch nur eine Erklärung von sich geben konnte, tat Rocko dies an ihrer statt. „Kann es sein, dass Gary einer dieser wiedergeborenen Kronerben ist, von denen du eben gesprochen hast?“, richtete er die Frage an Amy, welche zaghaft nickte. „Ts. Dann müsste ich ja ein wiedergeborener Prinz sein.“, witzelte der Braunhaarige breit grinsend. Das klang einfach zu abgedroschen, als dass es wahr sein sollte. Er wollte bereits aufstehen und gehen, als Amy das Wort ergriff. „Es gibt mehr Wiedergeburten als ihr glaubt. Die Legende, welche hier zur Realität wird, existiert schon seit tausenden von Jahren in den alten Königreichen, welche in solchen Situationen eng mit den Wächterpokémon und deren Kriegern zusammenarbeiteten. Um den Frieden in der Welt zu erhalten. Auch ich gehöre zu diesen Wiedergeborenen Wächtern.“ „Aber warum…“, Maike wollte bereits weiterfahren. Doch wurde die Braunhaarige von ihrem Gegenüber unterbrochen. „Warum ich mich daran erinnere? Weil ich mich genauestens an mein früheres Leben erinnere. Aus welchem Grund das so ist, kann ich nicht erklären. Aber es ist so.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)