Vanishing Hope von YharnamSunrise ================================================================================ Kapitel 5: And life goes on… ---------------------------- Die Jahre zogen dahin, viele Jahre zogen dahin. Mittlerweile waren schon 5 Jahre vergangen. Saraya war mittlerweile schon 18 Jahre alt, Shin war 15. Shin war mittlerweile ein Schüler der Shin'ō-Akademie, zumindest würde er Einer werden. Schon morgen hatte er nämlich seinen 'ersten Schultag'. Er sollte eine Karriere als Shinigami starten, zumindest pochte seine Schwester darauf. Sie bedrängte ihn regelrecht damit, dass er endlich mal sein Leben in den Griff bekommen sollte und positiv in die Zukunft blicken sollte und das tat sie, indem sie ihn dazu animierte, sich in der Shin'ō ausbilden zu lassen – so wie ihr Vater Shen damals schon. Sie malte sich eine glorreiche Zukunft für ihren Bruder aus und dachte, dass ihm die Akademie Etwas geben würde, ihn stärken würde, ja, ihn vielleicht sogar all das Geschehene verkraften ließ. Aber wer wusste das schon? Jedenfalls erhoffte sie sich das und war erpicht darauf, ihn in die Akademie zu schicken, was sie nun auch kurzerhand tat. Sie stellte sich die Zeit in der Shin'ō-Akademie wundervoll vor. Natürlich würde es nicht einfach werden, keinesfalls - die Berichte ihres Vaters damals belehrten sie da ja eines Besseren. Doch verwandelte die Akademie ihre Schüler in angesehene, starke und gute Shinigami - nicht umsonst hatte sich diese Akademie so lange bewährt. Es war bereits Abend geworden und schon dunkel draußen, während die Geschwister sich gegenüber saßen und zu Abend aßen. Der Schein der Kerze, welche die Geschwister in der Mitte des Esstisches drapiert hatten, erhellte die Küche etwas. Ihr Schein umspielte die Gesichtszüge der Geschwister und ließ ihrer beider Augen erstrahlen. Ihrer beider Gestalten warfen ihre Schatten auf den Boden und die Möbel, was fast schon etwas gruselig wirkte. Mal wieder durfte Shin den Lobpreisungen seiner Schwester über die Shin'ō-Akademie lauschen. Er mochte Vorträge eigentlich nicht sonderlich gerne, doch fand er es nett, wie sie sich immer um ihn kümmerte. Sarayas Augen blitzten voller Eifer und Motivation, während die Seinen sich auf das vor ihm befindliche Schälchen Reis richteten, in welchem er appetitlos herumstocherte. Sie hatte schon Recht mit Alledem, was sie sagte: Sein Leben war weder geordnet noch sonst Irgendetwas, das man als 'normal' bezeichnen konnte. Es ging drunter und drüber und drüber und drunter. Shin lebte in den Tag hinein, hatte keinerlei Antrieb oder sonstige Motivation für Irgendetwas. Hin und wieder verkauften sie mal Etwas Handgefertigtes auf dem Markt - von Irgendetwas mussten sie ja leben. Die meiste Zeit jedoch verharrten sie hier in dem kleinen Haus und unternahmen manchmal etwas Gemeinsames, jedoch auch nicht jeden Tag. Er war für Nichts zu begeistern und wusste nicht, wie er mit all dem Durchlebten fertig werden sollte. Ständig verdrängte er die dunkle Vergangenheit doch Verdrängung verhalf auch zu Nichts. Nachts, wenn sein Unterbewusstsein seinen dunklen Erinnerungen schutzlos ausgeliefert war, wurde er immer und immer wieder aufs Neue mit den grausamsten Stunden seines Lebens konfrontiert. Diese Erinnerungen versuchten ihn zu zerreißen, zu verschlingen und seine Seele zu brechen, was ihnen immer mehr und mehr zu gelingen schien. Seine schlimme Vergangenheit machte ihn einfach nur noch fertig – er war am Ende, oder zumindest kurz davor. Nicht mehr lange und es wäre sein Ende - zumindest fehlte seiner Meinung nach nicht mehr viel. Ihm ging es dreckig, um genau zu sein, fühlte er sich immer schlechter und schlechter. Seiner Schwester gegenüber verhielt er sich jedoch immer fröhlich und achtete darauf, dass er einen 'normalen' Anschein machte. Es war ihm eigentlich egal, was aus ihm wurde, zu gerne würde er sterben – sein Leben hatte seiner Ansicht nach keinen Sinn mehr. Nur ein einziger Grund hielt ihn am Leben: seine Schwester. Sie bedeutete ihm Alles und noch viel mehr. Er liebte sie über Alles. Wäre sie nicht gewesen, wer wüsste, was aus ihm geworden wäre? Sicherlich wäre er jetzt schon längst tot. Einer der Gründe, warum er sein Leben als eine Qual ansah. Nichtmal seine Schwester vermochte ihn aufzumuntern. Desöfteren wunderte er sich, ob sie nicht auch so fühlte, wie sie mit dem Schmerz leben konnte und ob sie genauso gebrochen war wie er. Doch sie machte einen starken, gesunden Anschein auf ihn. Doch all das Leiden, die Trübsal und die fehlende Motivation sollten sich nun durch den Radikalkurs seiner Schwester ändern! Also lauschte er – mehr oder weniger – dem Vortrag seiner älteren Schwester, die sich wie ein Honigkuchenpferd darüber freute, dass ihr kleiner Bruder ab Morgen in die Shin'ō ging. Sie lächelte und strahlte und hörte gar nicht mehr auf zu schwärmen. Er musste schmunzeln. Saraya war leicht zu begeistern und wenn sie mal Etwas gefunden hatte, an dem sie sich erfreuen konnte war das einfach DAS Thema schlechthin und wurde bis in die Unendlichkeit diskutiert. So war es nun mit seiner Schulkarriere, auf die er überhaupt keine Lust hatte. Aber er machte gute Miene zum bösen Spiel und grinste sie breit an, stimmte ihr immer wieder zu und nickte hin und wieder, um sie in ihren Erzählungen zu bekräftigen. Sie schien völlig in ihrem Element – dagegen reden war sinn- und zwecklos. Also ließ er sie reden und aß stattdessen lustlos weiter. Es war schon spät, bestimmt war es bereits nach 22 Uhr. Welch ein guter Vorwand, den Redeschwall seiner Schwester zu unterbrechen und nach oben in sein Bett zu verschwinden. "Schwesterherz, sei mir nicht böse aber es ist echt schon total spät. Ich glaube, wir sollten ins Bett gehen.", schlug er ihr vor. "Ja, das ist eine gute Idee. Lass uns schlafen gehen. Du musst morgen fit und ausgeruht sein!", war ihre Antwort. Sie räumten den Tisch ab, verabschiedeten sich und verschwanden dann in ihre Schlafzimmer. Ja, schlafen wäre eine gute Idee, doch bekam Shin wieder mal kein Auge zu. Zu viele Gedanken spukten in seinem Kopf herum und er musste ständig an diesen einen Tag denken. Die Erinnerungen ließen sich einfach nicht verdrängen - er würde das wohl nie im Leben schaffen. Also lag er einfach nur da und starrte an die Decke. Der Mondschein drang etwas durch die dunklen, schwarzen Vorhänge hindurch und erleuchtete sein Gesicht. Saraya lag ebenfalls in ihrem Bett auf der Seite und starrte an die Wand. Sie liebte ihren Bruder über Alles und freute sich so sehr für ihn, dass für ihn ab Morgen ein neuer Lebensabschnitt beginnen würde. Schmunzelnd lag sie da und malte sich alle möglichen Konstellationen des morgigen Tages aus, bis sie irgendwann einschlief. Auch Shin schlief irgendwann ein - jedoch erst in den frühen Morgenstunden. Er lag immer so lange wach und war es gewohnt, so spät einzuschlafen. Natürlich fühlte man sich am Folgetag immer schlecht, müde und abgeschlagen doch das machte ihm schon lange Nichts mehr aus - der Mensch war nunmal ein Gewohnheitstier. Die Vögel zwitscherten, die Sonne strahlte vom Himmel herab und kitzelte Saraya im Gesicht. Sie lag in ihrem Bett im alten Kinderzimmer. Ihr Bruder Shin schlief mittlerweile im ehemaligen Schlafzimmer ihrer Eltern. Sie seufzte – war es schon wieder Morgen? Die letzte Nacht kam ihr so unwahrscheinlich kurz vor. Ihre grünen Augen öffneten sich langsam und ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel - ein purer Ausdruck der Vorfreude auf den bevorstehenden Tag - schließlich hatte Shin heute seinen ersten Tag in der Shin'ō-Akademie. Sie war schon total aufgeregt, er hingegen hatte keinerlei Lust darauf oder war auch nur ansatzweise aufgeregt. Stattdessen lag er in seinem Bett und schlief tief und fest. Aber das hätte jetzt ein Ende. Sie stürmte in sein Zimmer, riss die schwarzen Vorhänge zur Seite und öffnete das Fenster, sodass die Sonne auch in sein Zimmer strahlen konnte. "Shin, steh auf!", sagte sie und rüttelte ihn wach. Dann ging sie nach unten und sah auf die Uhr. Ach du Schreck, es war schon zehn vor Acht. Verdammt! Um Acht begann der reguläre Unterricht in der Akademie und am ersten Tag zu spät zu kommen war nicht gerade vorteilhaft. Schnell suchte sie seine Akademie-Uniform heraus und warf sie auf sein Bett. "Schnell, zieh dich an! Es ist schon zehn vor Acht und du kommst zu spät!", drängte sie. Er atmete genervt aus, die Sonne blendete ihn und er hatte schlichtweg keine Lust. War das ihr Ernst? Und wenn er 100 Stunden zu spät kam, wäre es ihm auch egal. Saraya zuliebe schluckte er seinen Ärger nun jedoch hinunter und setzte ein gespieltes Grinsen auf. Das konnte er mittlerweile wirklich extrem gut - er hätte auch Schauspieler werden können, schließlich spielte er ihr jeden Tag aufs Neue Etwas vor. Dann stand er auf und zog sich um. Diese Uniform war nicht nur merkwürdig zum Tragen, sie sah auch noch richtig merkwürdig aus und er konnte sich darin gar nicht sehen. Ein Shihakushō würde viel besser aussehen, schon allein, weil er nicht so farbig wäre. Er seufzte. Egal. "Was muss das muss.", murmelte er, während er nach unten ging. Seine Schwester war schon lange wieder aus dem Zimmer herausgestürmt und nach unten gerannt. Sie hatte Frühstück vorbereitet, doch blieb eigentlich keine Zeit mehr, für ein Frühstück mit seiner Liebsten. Trotzdem setzte er sich mit ihr an den Tisch und sie aßen. Welch ein Wunder, dass sie Nichts dagegen sagte, dass er seelenruhig da saß und aß. War sie krank? Stimmte Irgendetwas nicht mit ihr? Er wusste es nicht. Mittens unter dem Essen zerstörte sie nun jedoch die entspannte, ruhige Atmosphäre und verwandelte sie in eine stressige, gehetzte Atmosphäre. "Bruder, du musst dich jetzt beeilen, sonst kommst du noch später als spät! Was glaubst du, was die Lehrer dazu sagen?! Das hinterlässt einen schlechten ersten Eindruck und der erste Eindruck zählt - das weißt du ja bereits!", drängte sie. "Jaja, ist ja ok." Er inszenierte Eile und sprang auf. "Na gut, ich muss los.", sagte er gespielt gehetzt. "Ja, pass auf dich auf und ich freu mich schon, wenn du heute Abend wieder kommst. Ich wünsche dir einen schönen Schultag.", sagte sie liebevoll und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung und küsste sie auf die Stirn. Dann eilte er nach draußen und rannte ein Stück. Als er aus ihrem Sichtfeld war verlangsamte er seine Schritte wieder und lief langsam und entspannt weiter. Beeilen? - Warum denn? Das hielt er jetzt eigentlich nicht für notwendig, schließlich war er eh schon zu spät und Stress in den frühen Morgenstunden war ein rotes Tuch für ihn. Gute 20 Minuten lief er so entspannt weiter, dann kam die Akademie in sein Sichtfeld. Er seufzte. Lust auf die Schule hatte er jetzt echt überhaupt nicht. Sollte er einfach schwänzen? Nein, blau machen am ersten Schultag wäre unvorteilhaft und wenn Saraya davon Wind bekäme wäre sie bestimmt sauer. Aber er wusste ja noch nicht mal, wo er hin musste, geschweige denn, wie er den Tag herumbringen sollte. Egal, Augen zu und durch. Ruhigen Schrittes trat er nun ins Gebäudeinnere ein und fand sich in einer großen Aula wieder. Wohin jetzt? Er sah eine Liste in einem Glaskasten zu seiner Linken. Diese besah er sich nun etwas genauer und siehe da – es waren sogar Klassenlisten, auf denen die Namen all der neuen Schülern vermerkt waren. Er suchte nach seinem Namen - 'Ariwi' musste ja irgendwo ziemlich weit oben stehen… Bald schon wurde er fündig. Zimmer 107 also. Keinerlei Ahnung hatte er, wo sich dieses Zimmer befand aber der Nummer nach zu urteilen irgendwo oben. Also lief er die Treppen hinauf und irrte durch mehrere Gänge, bis er fündig wurde. Vor der Türe blieb er stehen. Sollte er einen Rückzieher machen? Lust hatte er ja überhaupt keine und die Vorstellung eines freien, entspannten Tages war wirklich sehr verlockend. Doch wie gesagt war Schule schwänzen am ersten Tag alles Andere als gut. »Augen zu und durch.«, dachte er sich und klopfte an der Türe des Klassenzimmers. "Herein!", ertönte eine freundliche Männerstimme von innen, höchstwahrscheinlich der Lehrer. Shin trat ein und sah den Lehrer verlegen an. "Entschuldigung für die Verspätung.", brachte er hervor. Der Lehrer schien es gelassen zu sehen oder er ließ sich seinen Ärger nicht anmerken, denn er schüttelte nur den Kopf und sagte gar nichts dazu, sondern verheilt sich ganz ruhig. "Setz dich da hinten hin.", sagte er und wies dem neuen Schüler einen Platz in der letzten Reihe ganz hinten neben dem Fenster zu. Nur ein hochgewachsener Mann mit blonden Haaren saß dort und grinste ihn verlegen an. "Hallo, ich bin Sei Aijka. Und wer bist du?", stellte er sich ihm vor und fragte ihn, wer er war. Shin war absolut nicht an irgendwelchen Kontakten interessiert, die er hier herstellen könnte, daher schwieg er fürs Erste und setzte sich neben den Mann, der sich ihm als Sei vorgestellt hatte. Er musste jedoch gute Miene zum bösen Spiel machen. Daher streckte er die Hand aus und stellte sich dem Fremden vor. "Freut mich.", sagte Sei und lächelte wieder etwas schüchtern, ehe der Lehrer ihre Unterhaltung unterbrach. "Ariwi, Shin, oder?", fragte der Lehrer. Shin nickte nur. Der Lehrer nahm das zur Kenntnis und trug Shin als 'anwesend' in seine Klassenliste ein. Dann brabbelte er fröhlich drauflos, erzählte und erklärte alles Mögliche über die Akademie und die dort herrschende Schulordnung. "Ich hoffe wir können Freunde werden.", murmelte Sei und lächelte ihn wieder an, während seine weißen Augen scheinbar tief in ihn die Seinen einzudringen versuchten. Shin schwieg einfach nur vor sich hin und wandte seinen Blick letztendlich von Sei ab - dieses Starren konnte ja kein Mensch aushalten. Saraya räumte derweil die Küche auf und setzte sich an den Küchentisch zurück. Sie stützte den Kopf auf ihre Hände und starrte auf die Tischplatte. Ja, mittlerweile waren mehrere Jahre seit dem grausamen Tod ihrer Eltern vergangen. Die Zeit heilte ja bekanntlich alle Wunden, aber hatte die Zeit auch ihrer Beider Wunden geheilt? Sie wusste es nicht, zumindest war sie sich nicht sicher. Natürlich konnte man so einen extremen Schicksalsschlag nicht einfach so überwinden und verkraften, aber sie war eine starke Frau. Nein, vielmehr musste sie stark sein - ihres Bruders wegen. Aber sie hatte dieses grausame Ereignis den Umständen entsprechend gut verkraftet, da war sie sich sicher. Kurz kamen die grausamen Erinnerungen wieder hoch und sie blickte etwas traurig drein. Doch sie besaß die Kraft, diese düsteren Gedanken nicht an sich heran zu lassen. Ja, wenn sie Eines in der letzten Zeit gelernt hatte dann war es, stets positiv zu denken. Dieses Gelernte setzte sie nun ein und verbannte diese schlimmen Gedanken aus ihrem Kopf. Dann erhob sie sich und streckte sich. Saraya musste noch einkaufen und entschloss sich dazu, das jetzt gleich zu tun. Also streifte sie sich einen dünnen grauen, zerschlissenen Strickmantel über und ging nach draußen. Noch war es relativ frisch. Bestimmt würde es später wieder schön warm, wenn nicht sogar heiß werden, doch noch war es relativ kühl. Die Schatten, die die umliegenden Reihenhäuser auf den Pfad warfen verstärkten diesen Zustand noch. Der Wind säuselte leicht über die Dächer der umliegenden Häuser und verfing sich in ihren langen welligen Haaren, welche er nun aufwirbelte. Ihr gefiel das Wetter – sie liebte den Wind. Langsam lief die hochgewachsene Frau durch die Straßen gen Markt und blickte sich neugierig um, als ihr Blick an einer Gruppe edel angezogener Personen hängen blieb. Eine Frau in nobler Gewandung lief inmitten der Gruppe und stach regelrecht aus dieser Gruppe hervor. Sie trug ein smaragdgrünes Kleid, welches seiden glänzte. Außerdem trug sie ein goldnes Amulett, passende Ohrringe und weiße Seidenhandschuhe - sie sah wunderschön aus. Um sie herum scharrten sich ihre Diener und Angestellten, die ihr auf Schritt und Tritt zu folgen schienen und verstohlen ihre Umgebung musterten. Saraya wollte auch einmal im Leben so edel leben doch die Realität war anders, völlig anders. So etwas würde es bei ihr ganz bestimmt niemals geben. Sie seufzte und blickte bewundernd die noble Frau an. Die Adlige hatte langes, braunes Haar und lief erhobenen Hauptes durch die Straßen. Sie machte einen stolzen Eindruck - zu Recht. Saraya lief auf die Gruppe zu, nur um sich gleich darauf dem Bäckersstand zu ihrer Rechten zuzuwenden. Der Bäcker grüßte sie freundlich, kannte er sie doch als seine Stammkundin. "Na Kleines, was darfs denn heute sein?", fragte er sie. Der Mann war mindestens zwei Meter groß, daher pflegte er sie stets als 'Kleines' zu tadeln. "Einen Laib Brot bitte.", gab sie ihre Bestellung bei ihm auf. "Ok aber du musst mal mehr essen, Kleines. Du bist total dürr.", sagte er und nahm einen Laib Brot zur Hand, den er in Papier einwickelte. Zusätzlich schenkte er ihr noch ein weiteres Gebäck - er war ein netter und zuvorkommender Mann, völlig anders als viele der hier lebenden Bewohner. Ja, sie war wirklich ziemlich dünn aber nicht krankhaft. Aber wie um Alles in der Welt sollte sie mehr essen, wenn sie nicht das Geld dazu hatten, sich übermäßig viel zu Essen zu kaufen? Ja, das Leben in Rukongai war nicht einfach und die Reichsten waren sie jetzt auch nicht aber sie war der Ansicht dass das, was sie aßen ihnen bei Weitem ausreichte. Saraya schenkte ihm ein dankbares Lächeln und gab ihm seine Bezahlung. Dann nahm sie die Ware entgegen. Nur noch etwas Wurst und Käse müsste sie nun kaufen. Die blonde Frau verabschiedete sich vom Bäcker, wünschte ihm einen schönen Tag und ging weiter. Fast schon war sie an der Gruppe vorbei, als ihr auf einmal schwindlig wurde und sich die ganze Umgebung verzerrte und verschwamm. Nebelschleier verschleierten ihr die Sicht und schwarze Schatten legten langsam sich über die schummrig wirkende Welt - was war denn jetzt los? Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und ging zu Boden. Die braunhaarige Adlige sah, wie einer ihrer Untergebenen auf die zu Boden gehende Blondine zu rannte und diese auffing. Der Untertan hielt die nun Bewusstlose in seinen Armen. Auch der Rest der Gruppe gesellte sich zu ihnen, ebenso ihre Herrin. Einer der Lakaien hob das Brot auf, das auf den Boden gefallen war. Abwartend stand die Gruppe da und hoffte, dass die blonde Bewohnerin aus Rukongai ihr Bewusstsein baldmöglichst wiedererlangte. Mehrere Minuten verstrichen, in welchen die Gruppe abwartend ihre Blicke auf die unbekannte Fremde richteten und sie scheinbar mit ihren Blicken dazu zu drängen schienen, ihr Bewusstsein wieder zu erlangen, was scheinbar zu helfen schien. Langsam öffneten sich die grünen Augen der Blonden wieder und musterten vorsichtig ihre Umgebung. Was war denn hier passiert? Wer waren die Leute um sie herum? War sie etwa ohnmächtig geworden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)