Blutlinien der Mafia von mondscheinlichter (Das Leben ist ein Spiel, das uns unterliegt.) ================================================================================ Kapitel 10: Unter schwarzem, kaltem Lack liegt die Wahrheit. Wirst du daran kratzen? ------------------------------------------------------------------------------------ Die darauf folgende Woche verrann sehr schnell. Draußen wurde es langsam wärmer und der letzte Schnee fing an zu schmelzen. Es war wieder Freitag und Sasuke hatte lange darüber nachgedacht, was er tun sollte. Wie konnte er Naruto in seine Welt integrieren, ohne das ihm etwas passieren könnte? Vorgestern hatte er unerwarteten Besuch. Sein Butler hatte den Mann eingelassen und zu seinem Zimmer geführt, bei diesem zaghaften Klopfen hatte er erst gedacht, dass Naruto vielleicht vor der Tür stünde, aber er war es nicht. »Entschuldigen Sie, Mister Uchiha, aber ich kann es einfach nicht mehr mit ansehen, wie Naruto leidet und so möchte ich Sie um etwas bitten.« Minato Namikaze stand in seiner Tür, nervös knetete er seine Hände und sein Blick klebte am Boden, bis er einmal tief durchatmete, aufschaute und Sasuke direkt ansah und ihm beichtete, warum er ihn aufsuchte. Sasuke hatte nach kurzem Überlegen zugestimmt und jetzt stand er vor dem Problem, wie er Naruto in seine Welt einband, ohne das ihm etwas passieren könnte. Des Weiteren hatte er Minato nochmal seine Verletzung begutachten lassen, welcher ihm auch gesagt hatte, dass zwei der drei Rippen fast vollständig genesen seien und die Blutergüsse soweit zurückgegangen seien, dass sie komplett unbedenklich wären. Auch die Platzwunde am Hinterkopf wäre überhaupt keiner Rede wert. Minato riet ihm, die folgende Woche noch die Schmerztabletten zu nehmen, sich etwas zurückzuhalten, was Bewegung anging, also keinen Sport, aber ansonsten sei er auf dem besten Wege wieder komplett gesund zu werden. Sasuke stand von der Couch auf und ging zum Fenster. Der Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er für sein Problem nur noch knapp eine halbe Stunde Zeit hätte, dann musste er eine Lösung gefunden haben, oder improvisieren. Vorsichtig streckte er die Arme nach oben, inzwischen ging es fast schmerzfrei, der stabilisierende Verband sollte ihm nachher nicht hinderlich sein. Doch erst einmal sollte es für den schwarzhaarigen Uchiha heißen: Warten, warten bis die Tore sich öffnen. Warm und mitfühlend schien die Sonne durch die blonden Haare des jungen Mannes, welcher die Pause auf einer Bank verbrachte. Gedankenverloren zeichnete er in seinem Block einige Skizzen, bis er seufzend innehielt und wieder eine grobe Skizze Sasukes und seines Vaters betrachtete. Die vergangene Woche hatte er seinen Vater stoisch ignoriert und Sasuke hatte er kein einziges Mal gesehen, wahrscheinlich musste er doch noch zu Hause bleiben, wegen seiner Verletzung, oder er nutze es, um ihm aus dem Weg zu gehen. Die Schulglocke klingelte und alle Schüler rannten los, die Kleineren schneller als die Größeren, um ja nicht zu spät zur nächsten Stunde zu kommen. Doch Narutos Blick lag auf der Straße. Wieder sah er die Meute, die sich um Sasukes Wagen sammelte und den absolut wilden Sasuke zwischen ihnen. Dann regnete es plötzlich in Strömen vor seinem inneren Auge und er sah sich und Sasuke, wie er ihn umarmte und nicht glauben konnte, dass er ihn sah. Eine von vielen einsamen Tränen ran Naruto aus dem Augenwinkel. Plötzlich drängte eine schwarze Limousine sich in sein Bild und ein Mann in schwarzem Anzug trat aus. Er hatte eine lange Narbe über der Nase und seine Haare waren braun, er hielt einen Zettel in der Hand und suchte anscheinend den Hof nach etwas ab ... oder jemandem? Alarmiert sprang Naruto auf. Der muss zu Sasukes Leuten gehören. Vielleicht stimmen die Gerüchte ja wirklich und er tötet Menschen? Was wenn er mich aus dem Weg räumen will, weil ich einfach zu viel weiß? Panisch stopfte Naruto alle seine Zeichenutensilien in die Tasche und warf sich diese über die Schulter. Als er sich dann umdrehte und ins Gebäude stürmen wollte, stand er mit der Nase direkt vor dem Mann im Anzug. »Entschuldigen Sie, sind Sie Naruto Uzumaki? Mein Name ist Iruka und ich komme im Auftrag von Mister Uchiha, der Sie bittet, heute nach der Schule zu ihm zu kommen. Ich soll Sie zu ihm fahren«, lächelnd stand der Mann vor ihm und steckte das Foto von Naruto, wie dieser schockiert feststellte, in die Innentasche seines Jacketts. »Was?«, fragte Naruto nur völlig perplex. »Mister Uchiha bittet Sie, dass vergangene versäumte Wochenende nachzuholen. Zudem möchte er mit Ihnen reden und einiges klarstellen. Ihr Vater bat Ihn am Mittwoch darum«, erklärte Iruka geduldig und faltete die Hände auf seinem Rücken. »Und Sie wollen mich dann gleich mitnehmen zu Sasuke?« »Genau, Mister Uzumaki. Aber nur wenn Sie nichts dagegen haben, wenn Sie aber nicht möchten, fahre ich jetzt wieder zu Mister Uchiha und berichte ihm von Ihrer Absage. Was dürfte ich Mister Uchiha bei diesem Fall von Ihnen ausrichten?« »Ich ... dass müssen wir gleich klären, ich muss zurück zum Unterricht«, versuchte Naruto sich aus dieser Situation zu winden. Er wartete auch nicht länger auf eine Antwort, sondern rannte in das große Gebäude. Sasuke sah auf die Uhr. In zehn Minuten sollte Iruka wieder da sein, aber würde Naruto mit ihm kommen, oder hatte dieser sich gegen ihn entschieden. Er hoffte inständig, dass Naruto ihm so weit vertrauen würde, dass er einstieg und herkam. Sekunden verstrichen wie Tage und die Geduld Sasukes wurde auf eine unglaublich schwere Probe gestellt. Dann sah er von weitem die schwarze Limousine, wie sie auf die Auffahrt fuhr und direkt vor dem säulengesäumten Eingang hielt. Die Fahrertür ging auf und Iruka stieg aus, er ging einmal um den Wagen und öffnete die rechte hintere Tür. Ein Stein, nein ein Fels, ach gar ein Berg stürzte von Sasukes Herzen und er musste aufatmen. Entspannt ging er vom Fenster weg. Schnell ging er noch in sein Bad und nahm noch eine weitere Schmerztablette. Absolut nervös und eingeschüchtert stand Naruto mit seiner Tasche in der Hand in diesem unglaublichen Hauseingang. Iruka neben ihm lächelte einladend und führte ihn in die mehr als großzügige Eingangshalle. »Wenn Sie mir bitte folgen würden.« Iruka führte ihn in einen begehbaren Kleiderschrank, der nur für Jacken und Schuhe von Gästen gedacht war. Narutos Jacke und auch seine Schuhe wirkten etwas verloren in diesem großen Schrank. Dann bat der Mann im Anzug ihn erneut, ihm zu folgen und er steuerte direkt auf den Vorhang zu, hinter dem die Treppe zu Sasukes Trakt lag. Das Herz des Blonden sackte in seine Hose, schlug ihm aber direkt danach bis zum Hals und sackte dann wieder in seine Hose. Oh nein, was mach ich hier nur? Was wird er mit mir machen? Was hat er sich ausgedacht in der vergangenen Woche? Und warum war Vater hier? Der Typ hier ... Iruka ist ja nicht gerade sehr freigiebig mit Informationen. »Wenn Sie bitte in diesem Raum auf Mister Uchiha warten würden, er sollte bald für Sie Zeit finden.« Iruka verschwand hinter einer Wandvertäflung. Einfach so. Schwups und weg. Mit offenem Mund starrte er Iruka hinterher, oder vielmehr die Wand an. »Naruto.« Erst jetzt löste Naruto den Blick von der Vertäfelung und sah sich im Raum um, er war nicht sonderlich groß, aber auch nicht wirklich klein. Ein großer massiver Tisch stand in der Mitte des Raumes, eine Bücherregalwand direkt dahinter und der riesige Sessel hatte sich nun zu ihm gedreht und kein anderer als Sasuke saß in diesem. »Ich freue mich, dass du hergekommen bist und ich hoffe, dass ich die Disparitäten zwischen uns verkleinern und vielleicht auch gänzlich zerstören kann. Setz dich doch und lass uns reden.« Sasuke war unheimlich förmlich, er schien in einer völlig anderen Welt zu sein, aber Naruto tat, worum er gebeten wurde und setze sich auf einen der drei Stühle vor dem riesigen Holztisch. »Wie ich sehe, vergaß Iruka, noch Klamotten für dich bei euch herauszuholen. Oder ziehst du es vor, heute Abend wieder zu fahren?« »Nein ... Nein, also wir haben's vergessen ... Also ich würde schon gerne hierbleiben ... denke ich.« Naruto schwieg. »Sasuke?« »Ja, Naruto?« »Warum bist du so förmlich? So total abweisend und distanziert zu mir?« Sasuke schwieg, stellte die Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände, während er sein Gesicht von diesen beinahe gänzlich verdeckt hielt. »Ich schulde dir Antworten. Viele Antworten. Einiges kann ich dir wahrscheinlich nie wirklich verständlich machen, aber ich kann es versuchen. Dein Vater bat mich, dich hierher einzuladen und dir zu zeigen, welcher Welt ich angehöre und ein Teil dieser Welt ist es, förmlich zu sein, distanziert zu sein und auch abweisend zu sein.« Sasuke hielt kurz inne, legte die Hände flach auf den Tisch und sah Naruto direkt in die Augen. »Möchtest du meine Welt wirklich kennen lernen?« »Ja. Ja, verdammt, ich will Antworten. Aber hör auf so kryptisch zu reden. Du schuldest mir Antworten und diese will ich endlich hören. Egal was es kosten sollte!« Naruto sprang auf und knallte mit der flachen Hand auf den Tisch, während sein Blick ernsthaft und willensstark in diesen schwarzen Diamanten drohte verloren zu gehen. »Dann sollst du deine Antworten bekommen, Naruto Uzumaki. Zunächst möchte ich mich für mein Verhalten entschuldigen. Ich weiß, dass ich dich verletzt habe, dass wollte ich aber nicht, doch musste ich sicher gehen, dass du in jeder fast erdenklichen Lage zu mir stehst und auch zu mir kommst, dass du gewillt bist, wirklich erfahren zu wollen, was es mit mir und meinem Leben auf sich hat. Es hatte nie etwas damit zu tun, dass ich dir nicht voll Vertrauen würde, aber ich musste testen, ob du überhaupt stark genug dafür sein könntest und ich hoffe, dass ich mich in meiner Entscheidung und Wahl auch nicht irre.« »Aber irgendwie verleitet dein ganzes Gehabe mich zu dem Gefühl, dass du mir eigentlich nicht vertraust. Ich soll dir vertrauen, aber vertraust du überhaupt mir?« Plötzlich wurde Sasukes Blick eiskalt, Wut stieg in ihm empor. »Wie soll ich denn jemandem vertrauen, wenn mir von klein auf an weißgemacht wird, dass Vertrauen was für Verlierer ist und man nur ohne voran kommt?!« Seine Stimme war laut, aber er schrie nicht, seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und sein Blick drohte Naruto in der Luft zu zerfetzen. »Ich darf niemandem vertrauen, doch ich versuche mein Leben für dich über den Haufen zu werfen und meine Gesetzmäßigkeiten komplett zu ignorieren, um dich irgendwie einbinden zu können. Aber es ist schier unmöglich. Meine Familie verlangt von mir zu viel, zu viel um auch noch dich einbinden zu können, aber darüber kann ich nicht mit dir reden.« Sein Blick sprühte seine Emotionen nur so heraus: Angst. Hass. Wut. Verzweiflung. Und so viel Einsamkeit. Naruto hatte ihn da, wo er ihn haben wollte. »Aber warum lässt du dir denn dein Leben bestimmen? Bestimme selbst dein Leben! Verdammt Sasuke! Niemand hat das Recht dir so etwas zu verbieten! Warum lässt du es dir verbieten?«, stieß der blonde Chaot hervor, hoffte auf eine emotionale Reaktion Sasukes, etwas, dass ihm die absolute Wahrheit zeigen würde. Doch Sasuke seufzte nur, ließ seinen Blick wieder gelassen, doch absolut unterkühlt auf dem anderen Ruhen. »Ab sofort stehst du unter einer Schweigepflicht. Wenn du zu irgendjemandem auch nur ein Wort über das, was ich dir zeigen und erklären werde, verlierst, wird das sehr weitreichende Konsequenzen für dich und deine Familie haben. Hast du das verstanden?«, fragte Sasuke sehr ernst. Im ersten Moment war Naruto verwirrt, doch dann verstand er erst, dass das hier kein Spiel war, dass Sasuke das Todernst meinte. Stotternd bestätigte er, dass er das Konzept soweit verstanden hätte. »Gut, dann schwöre auf deine Familie, deinen Vater. Denn auch er wird leiden, falls du diese mündlich vereinbarte Schweigepflicht brichst. Denn vor drei Jahren versprach er gleiches meinem Vater.« Sasukes Stimme war kalt, völlig gefühllos. Nichts verriet, dass Naruto ihm irgendwo wichtig war. Ich muss ihm von Anfang an klar machen, dass das alles kein Spiel ist, sondern ein tödlicher Ernst ist. Wenn er das nicht versteht, dann wird er nicht lange überleben, selbst wenn ich ihn beschütze. Der schwarzhaarige Uchiha schluckte, ihm war unwohl dabei, Naruto in diese Welt einzuführen. Aber es gab keinen anderen Weg. Nun konnte der blonde Mann seine Angst kaum noch verbergen. Sasuke war wieder bei seiner förmlich, abweisenden Art ... Warum will er, dass ich so etwas schwöre und warum kann es nur so wichtig sein, dass ich nichts erzähle? Ich hab wohl wirklich keine Ahnung gehabt, wover die beiden mich da schützen wollten ... Ich bin ein solcher Narr. Aber einen Rückzieher mache ich nicht. Augen zu und durch, Naruto! Einverstanden nickte er. »Ich schwöre!« »Gut. Dies war ein verpflichtender Schwur, der eine ungeheure und größere Bedeutung hat, als du ihn in deiner Ersten Welt kennst, doch bei mir in der Zweiten Welt ist dies die einzige Art von Vertrag, die wir wirklich eingehen und kennen.« Er sah den Blonden kalt an und wusste, er machte ihm Angst, doch das musste sein, es war wie eine Prüfung für ihn selber und Sasuke wusste nicht, ob er selbst bestehen würde. Stumm und eingeschüchtert blickte Naruto auf seinen Schoß hinunter. Sasuke war so kalt zu ihm, was ihn völlig verunsicherte. Am liebsten würde er ihn fragen, warum er ihn so ansah, doch blieb er lieber stumm, denn diese Sache, die mit Sasuke zu tun hatte, musste wirklich gefährlich sein! Der schwarzhaarige Uchiha stand auf und erst jetzt bemerkte Naruto, dass Sasuke eine Anzughose, polierte schwarze Lederschuhe und ein Jackett trug. Jetzt muss ich es schaffen! Angst hat er, jetzt ist er bereit, meine Welt kennen zu lernen. Mit einem schnellen Blick nahm er die ungefähren Maße des blonden Mannes, schritt ohne ein Wort zu eine der Vertäfelungen, um dahinter einen kleinen Schrank zum Vorscheinen zu bringen. Naruto wurde ein Anzug samt blauem Hemd und passenden schwarzen Schuhen in die Hand gedrückt. »Zieh das an. Keine Wiederrede, Naruto«, schnauzte Sasuke ihn an, als er in dessen ozeanblauen Augen den Widerspruch las. Schnell zog Naruto sich den Anzug an, immerhin schien Sasuke alles schnell hinter sich bringen zu wollen. Nachdem Sasuke ihm noch Schuhe hinstellte, die er auch sofort anzog, lief dieser aus dem Zimmer. Immer noch sah er ihn kalt an, als würden sie sich nicht kennen. »Nun werde ich dir meine Welt zeigen. Mein wahres Leben. Folge mir!«, hauchte Sasuke leise und geheimnisvoll, nach einem prüfenden Blick auf Narutos Äußeres. Sie liefen mehrere lange Gänge entlang, Treppen herauf und herunter. Die Villa musste noch größer sein, als Naruto angenommen hatte. Dann standen sie in einer Sackgasse und vor einem riesigen gemalten Porträt. Naruto nahm an, dass es die Familie Uchiha zeigte, erwartungsvoll sah er Sasuke an. »Wir müssen hier durch.« Der Uchiha hielt einen Vorhang neben dem Bild zur Seite und ließ den Blonden als erster in den darauffolgenden Tunnel eintreten. Schwärze umfing sie und keinem von beiden war es möglich etwas zu erkennen. Eine suchende Hand strich seinen Ärmel und an diesem hinunter, Naruto versuchte seine Hand zu ergreifen, um etwas halt in dieser Dunkelheit zu gewinnen, doch Sasuke konnte solche Zärtlichkeiten nicht mehr zulassen. Nicht hier. »Wenn wir jemanden treffen, wirst du schweigen. Sagst du ein Wort, wird dein Vater leiden.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt Sasuke schnellen Schrittes voran, Naruto musste dem Klang seiner Schritte folgen, denn dies war der einzige Anhaltspunkt, der ihm gegeben ward. Sasuke blieb stehen und drehte sich prompt um. Selbst in dieser Dunkelheit schienen die schwarzen Diamanten des Uchihas zu funkeln, sein Blick ruhte auf Naruto, der fast in ihn hineingerannt wäre. »Du bist mir ab sofort unterstellt. Wenn jemand fragt, wer du seist, was du hier zu suchen hättest, wirst du ihm sagen, dass du mein Diener seiest. Mehr hast du nicht zu sagen. Verhalte dich wie ein Diener!« Er sah ihm ernst in die ozeanblauen Augen, doch wartete er wieder keine Antwort ab, sondern drückte seine Hand gegen die nackte Steinmauer zu seiner rechten, sah dem Blonden unentwegt in die Augen. Das laute Knirschen ließ Naruto zusammenzucken und in das helle Licht blinzeln, Sasuke indessen drehte sich auf dem Absatz um und verschwand in dieser durchscheinenden Helligkeit. Ein hell erleuchteter Raum eröffnete sich dem Blonden. Licht spendeten unendlich viele Kerzen, die die Schatten auf den Wänden zum Tanzen brachten. Bücher, bis an die Decke herauf, zierten fast alle Wände. Es war einfach ein überwältigender Anblick, alleine dadurch, dass der Raum zweistöckig angelegt war und man so mehrere Meter empor blicken konnte. »Mister Uchiha.« Ein Mann verbeugte sich vor dem anscheinenden Inhaber dieser Pracht. »Lange habe ich Sie hier nicht mehr sehen dürfen. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Sir?« Ein einziger, kalter Blick genügte und der Mann zog sich nickend und verneigend zurück. »Wie Sie wünschen. Wenn es Sie meiner Dienste bedarf, dann scheuen Sie nicht, mich zu rufen. Wenn ich anmerken darf, Sie sind mir der liebste Sprössling ihres Vaters.« Der Diener schritt einige Meter rückwärts und geneigt zurück, bis er sich aufrichtete, umdrehte und hinfort schritt. Er verschwand durch eine versteckte Tür hinter einem Vorhang - so schienen fast alle Türen in diesem Anwesen versteckt zu sein. Perplex und völlig entrückt hatte der Blonde dieses Schauspiel beobachtete. Nervös knetete er seine Hände. Oh mein Gott, wo habe ich mich da nur reingeritten? Vielleicht hätte ich damals doch lieber die Flucht ergreifen sollen und nicht versuchen sollen Sasuke näher kennen zu lernen ... Jetzt ist es zu spät, selbst wenn ich wollte, mein Herz würde mich hindern zu gehen. Verträumt schaute er Sasuke an, er sah so gut aus in seinem Anzug und in diesem Kerzen schein. Der Raum war zwar wirklich beeindruckend, doch wegen der Nervosität und den Schwärmereien Sasukes gegenüber, hatte er gerade keine Zeit für diesen. Aber nichts destotrotz boxte sich gerade das Gefühl durch, dass er hier völlig fehl am Platz sei. »Wir sind alleine, Naruto. So, dass was du hier siehst, ist unsere Familien Bibliothek. Ich habe mich damals, als ich auszog, dafür stark gemacht, dass sie in meinem Anwesen stehen soll und ich habe sie bekommen«, erzählte Sasuke und ging währenddessen in die Mitte des Raumes, bis er sich umdrehte und innerlich belustig feststellte, dass Naruto in einer Traumwelt festzustecken schien. Sasuke räusperte sich und sah Naruto mahnend an, als dieser ihn entrückt und entschuldigend ansah. »Also, wie ich gerade sagte, ist dies die Familien Bibliothek. Ich hoffe, du hast dir den Weg hierher gemerkt!« »Äh ... Ist es schlimm, wenn du ihn mir nochmal zeigen müsstest?«, verlegen kratzte Naruto sich am Hinterkopf und lächelte Sasuke an. Oh man, dass fing ja gut an. »Nicht allzu schlimm, aber bitte pass ab jetzt besser auf, Naruto. Setz dich dort an den freien Tisch.« Alle vier Tische in der Mitte waren mit Büchern und Unterlagen überströmt, nur einer war leerer als die anderen und galt daher wahrscheinlich als der Freie. »Ich muss nur schnell etwas holen. Warte kurz und rühr dich nicht von der Stelle!« Bei seinen Worten drehte Sasuke sich um und ging auf eine Treppe in den zweiten Stock dieser Bibliothek zu. Ohne zu zögern setzte Naruto sich hin und sah sich um. Alles war so groß, prunkvoll und absolut mächtig, er fühlte sich überhaupt nicht wohl hier. Er passte hier einfach nicht her. Langsam aber sicher fragte er sich immer mehr, ob er nicht vielleicht doch lieber auf Sasuke und seinen Vater gehört hätte. Leise seufzte der Blondschopf auf und sah auf seine Hände die ziemlich gerötet waren vom ganzen nervösen Kneten. Sasuke sah zu dem Blonden herunter. Das Herz zog sich ihm zusammen. Er wollte ihn nicht so behandeln und zugleich nahm er wahr, dass Naruto sich nicht wohl zu fühlen schien, aber das änderte leider nichts daran, dass Naruto bald nicht mehr zurückkonnte. »Naruto«, rief er über die Balustrade hinunter und fing so dessen Blick auf. »Du bist dir doch im Klaren darüber, dass du jetzt noch zurück könntest, oder?« Naruto schwieg, beobachtete einfach nur, wie Sasuke wieder herunterkam und ein großes schweres Buch zwischen sie legte und dann auf eine Antwort zu warten schien. Sasukes Hand verbarg geschickt den Titel des Buches. Neugierig sah er das Buch an und dann Sasuke. Endlich redete er wieder normal mit ihm! »Ja, weiß ich«, gestand Naruto. Jetzt könnte er noch, aber warum sollte er, gerade jetzt hatte Sasuke angefangen, wieder normal mit ihm zu reden. Nein, er musste bleiben, das war ihre einzige Chance. »Wieso sagst du mir das?« »Weil, wenn ich dir das hier zeige«, der Schwarzhaarige nickte auf das Buch unter seinem Arm. »dann kannst du nicht wieder zurück. Du musst danach lernen dich zu integrieren, dich zu verteidigen und dich zu behaupten. Willst du das wirklich?«, ein Hauch von Sorge schwang in seiner Stimme mit. Der Uchiha sah den Blonden an, konnte dieses kleine Stück Sorge einfach nicht verbergen. Sie saßen sich gegenüber und er wusste, dass er dem Blonden mit dieser Entscheidung vielleicht nie näher kommen durfte. Zögerlich begann Naruto sich zu erklären: »Ich habe nicht vor der Wahrheit Angst ...«, flüsterte er leise und sah Sasuke dabei tief und durchdringend in die Augen. »... ich habe ehrlich gesagt ... Angst, wenn du so kalt und ernst bist ... zu mir ... So distanziert will ich dich nicht, ich möchte doch dein Leben kennen, um dir nahe zu sein, Sasuke.« »Naruto, du musst verstehen, dass das, was du so verabscheust, mein Ich in dieser Welt ist. Wenn du in meine Welt eintrittst, werde ich nur so zu dir sein, außer ich kann garantieren, dass wir hundertprozentig alleine sind. Kannst du dich daran gewöhnen? Wenn nicht, dann solltest du jetzt besser gehen.« Der Schwarzhaarige sah dem anderen auch tief in die Augen, doch die Wärme der Sorge war schon wieder, wie vom Winde verweht, verschwunden. Stille. Naruto senkte den Blick. Konnte er damit umgehen? Ende des zehnten Kapitels - nächstes Kapitel in zwei Wochen (16.02.2014) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)