Melodie der Einsamkeit von by_my_side (Wie geht man mit seiner Vergangenheit um?) ================================================================================ Kapitel 7: Singe, so lernst du singen ------------------------------------- Sobald sich Kakashi wieder in seiner Wohnung befand, machte er sich daran, den fälligen Missionsbericht zu verfassen. Eine nötige, aber oft langweilige Arbeit, insbesondere bei Klasse D Missionen, wie es bei dieser der Fall war. Den fertigen Bericht gab er wie gewohnt im Hokageturm ab, nicht ohne sich anhören zu müssen, dass er ziemlich spät vorbeischaute. Das juckte ihn aber nicht. Auf dem nach Hause Weg zückte er sein Buch. Er las: Junko fühlte sich verletzt. Sie konnte nicht fassen, dass er es getan hatte… Plötzlich viel ihm ein, dass er schon seit einiger Zeit Rins Grab nicht mehr besucht hatte. Es tat ihm leid. Die alten Blumen mussten schon längst vertrocknet sein. Vielleicht hätte er noch Zeit, sich kurz darum zu kümmern... Er schlenderte zum nächsten Blumenladen und kaufte weisse Lilien, die gewöhnlich als Todessymbol den Grabstätten beigelegt werden. So wie die Farbe Weiss selbst den Tod symbolisiert. Für Kakashi hatten diese Blumen aber eine andere Bedeutung. Weiss wie der Schnee, waren sie unbefleckt und trugen ihr wunderschönes, reines Kleid. Kein Lebendiger hatte sich bei so später Stunde beim Friedhof niedergelassen. Er hatte einen Eimer mit Wasser gefüllt und ihren Grabstein im Zwielicht der Dämmerung auf anhieb gefunden, obschon alle dieser hunderten Grabmale identisch aussahen. In bedächtiger Stille nahm er die vertrockneten, pflanzlichen Überreste aus dem Bambusgefäss und tauschte sie gegen die saftig robusten Blumen. Das abgestandene Wasser hatte er mit dem Klaren gewechselt. Friedlich wehten die Blätter der Lilie auf ihrer Ruhestätte. In Gedanken fing er mit seiner längst verstorbenen Freundin und Gruppenkameradin ein Gespräch an: „Guten Abend Rin! Entschuldige, dass ich erst jetzt komme. Aber du weisst ja, ich komme in letzter Zeit immer zu spät“ Verlegen lächelte er auf die Steinplatte. „Ich habe dir neue Blumen gebracht. Ich finde, sie passen zu dir. In letzter Zeit habe ich wieder Alpträume, aber wegen dieses Jungen. Im Gegensatz zu mir früher, hat er verstanden, aus welchem Grund man wirklich stark werden sollte. Nämlich um seine Freunde zu beschützen. Er hatte etwas mit dir gemeinsam. Seine Seele war so weiss wie Schnee. Und… Ich habe ihn auf meinem Gewissen“ Er starrte auf seine rechte Hand, die sich mit seinem eigens entwickeltem Jutsu, dem Chidori, durch die Herzen dieser Personen gebohrt hatte. Mit dieser Technik hatte er nur Menschen umgebracht. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als all seine Taten zu beklagen. „Es tut mir leid, Rin! Es tut mir so leid…“ Und so drehten sich seine Gedanken wie immer um all seine Fehler, die er im Leben begangen hat... Als er sich von ihr verabschiedete, konnte man nur durch den Mondschein das strahlende Weiss der Lilie erkennen. Als er den Friedhof verliess betrachtete er ein weiteres Mal seine Hand. Auf einmal erinnerte er sich an Melodies Berührung im Wirtshaus. Und wie sie ihn dabei ansah. Niemals würde er ihr sein Gesicht zeigen. Sie sollte ihm nicht näher kommen. Er wollte sie von seiner Privatsphäre trennen. Er musste noch nach Hause, um seine Notdurft zu verrichten. In seiner Wohnung merkte er, wie spät es schon war. Eine Stunde war er zu spät. Diese Tatsache hatte er schon so oft gemerkt, dass sie ihn nicht erschreckte. Es war also kein Grund, wieso er jetzt hektisch durch die Wohnung rennen sollte. Das passte ohnehin nicht zu seiner ewig stoischen Persönlichkeit. Gerade als er sich die Hände wusch, hörte er behutsame Schritte draussen auf dem Gang. Es hörte sich nach einem Kind an. War das nicht…! Er schritt langsam zur Wohnungstüre. Einen kurzen Moment, nachdem jemand angefangen hatte zögerlich daran zu klopfen, hatte er schon die Klinke hinuntergedrückt und die Tür aufgemacht. Das Mädchen klopfte noch einmal ins Leere, bis sie sich erschreckte, wie schnell der Hausherr an der Tür war. „Ah, guten Abend Sakura! Ich hab dich schon gehört. Was machst du denn so spät noch hier? Ist irgendwas passiert?“ Es war das erste mal, dass Sakura ihn in seiner Wohnung aufsuchte. Noch immer erschrocken stotterte sie: „G-Guten Abend Sensei! Entschuldigung, dass ich Sie so spät noch störe, aber ich war schon mal hier, und sie waren nicht da also… Es ist ziemlich wichtig, für mich jedenfalls.“ Kakashi bat sie herein, dabei fielen ihm ihre roten, glasigen Augen auf. Sakura war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um die Wohnung ihres Senseis zu betrachten. Er bot ihr seinen Stuhl an, aber sie wollte ohnehin gleich wieder gehen. „Sensei. Ich fass mich kurz. Ich möchte nicht mehr hinter Sasuke und Naruto stehen. Ich hab es satt, sie immer vom Hintergrund aus zu beobachten. Ich möchte auch gebraucht werden auf Missionen! Ich bitte Sie Sensei: Bitte trainieren Sie mich! Irgendein Spezialtraining oder ein Jutsu!“, bat sie ihn eindringlich, mit entschlossenem Blick. Es war ihr ernst. „Ich verstehe dich. Eigentlich habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht. Ich werde mir etwas für dich überlegen, in Ordnung?“ Zunächst war sie ein wenig überrascht über sein rasches Einverständnis, dann quietschte sie vor Freude in geläufiger Mädchenmanier. Sie hüpfte in einigen Sätzen auf ihn zu und wollte ihn mit ihren dünnen Ärmchen umfangen. Aber sie gelangte nicht zu ihrem Ziel, da Kakashi sie mit seiner Hand an ihrer Stirn von sich fernhielt: „Ganz ruhig Kirschkaugummi, sonst bleibst du noch an mir kleben!“ Beleidigt, aber immer noch froh senkte sie ihre Arme. Plötzlich überkam sie ein kalter Schauder. Sie umschlang ihre Arme um sich. Ihr war kalt. „Du siehst nicht gut aus“, bemerkte Kakashi. „Was sagen Sie da?!“ Sakura sah auf einmal gar nicht mehr freundlich aus. Er fasste ihr an die Stirn. Da seine Hände wieder eine normale Temperatur erreicht hatten, konnte er mit Sicherheit Sakuras kochende Stirn spüren. „Soll das heissen, dass irgendwas mit meiner Stirn nicht stimmt?!“, knirschte sie mit geballter Faust. Wenn sie vorher nicht gekocht hatte, dann war es jetzt spätestens der Fall. Kakashi blieb ganz ruhig: „Da stimmt wirklich was nicht. Deine Stirn ist so heiss wie ein Ofen. Geh jetzt nach Hause und kurier dich erst mal! Deine Eltern kümmern sich sicher um dich. Unser Training muss solange warten.“ „Oh nein, wieso muss ich jetzt krank werden?“ Sie liess sich hilflos auf den Stuhl fallen. „Wenn man nachts hart trainiert, kann das schon mal zu viel für den Körper werden. Wenn es kalt ist und man schwitzt, sollte man sich nicht zu dünn anziehen. Komm steh auf, ich begleite dich ein Stück.“ Nebeneinander liefen sie durch die von den Laternen beleuchteten Strassen zu Sakuras Wohnung. Sie mochte es nicht, von ihrem Sensei (oder überhaupt) getadelt zu werden und hatte es deshalb abgelehnt, von ihm getragen zu werden. Leider fühlte sie sich wirklich schlecht, nachdem ausgesprochen wurde, dass sie krank war. An ihrem Elternhaus angekommen, wünschten sie sich eine gute Nacht und er ihr gute Besserung. So machte sich also Kakashi im Dunkeln endlich auf den Weg zum Lokal „Wasureru“. Er würde wie immer viel zu spät kommen. Ob sie wohl noch wartete? Die Eingangstüre quietschte und liess die wenigen Gäste, die sich noch im Restaurant befanden aufhorchen. Die neugierigen Anwesenden erkannten die grauhaarige Erscheinung. Doch hüteten sie sich davor, ihn zu aufdringlich mit ihren Blicken zu durchbohren und vertieften sich almählich wieder in ihre Gespräche. Er erkannte sie an ihrem Lachen. Anscheinend hatte sie die Dienstkleidung aus- und ihre legere Alltagskleidung angezogen, ihre Haare geflochten. Jetzt konnte man anhand ihrer Kleidung leicht auf ihre bäuerliche Herkunft abseits des Dorfes schliessen. Sie sass zusammen mit drei jungen Männern an einem Tisch und liess sich von ihnen flattieren, was ihr sichtliches Vergnügen bereitete. Sie hatte ihn gar nicht bemerkt. Irgendwie passte es ihm nicht, dass sie sich mit diesen Männern so gut amüsierte. Eigentlich war es ihm egal, mit wem sie was machte. Aber aus irgendeinem Grund hätte er es lieber gesehen, dass sie auf ihn wartete. Seinen Ärger liess er sich nicht anmerken. Lässig schritt er mit einer Hand in der Hosentasche zu ihrem Tisch und räusperte sich. Zuerst widmeten ihm bloss die drei verdutzten Männer seine Aufmerksamkeit, bis schliesslich auch Melodie merkte, dass sich jemand hinter ihr befand und sich zu ihm umdrehte. „Oh, Herr Hatake! Da sind Sie ja endlich! Ich habe schon gedacht, Sie kämen nicht mehr“, meinte sie zu ihm aufschauend. „Aber jetzt bin ich hier. Wir können gehen“, meinte er knapp. Die Männer fragte er freundlich, indem er seine Hand auf Melodies Schulter legte: „Es stört Sie doch nicht, wenn ich die Dame nun endlich nach Hause bringe?“ Sein eindringlicher Blick war unmissverständlich und angesichts seiner hochgewachsene Ninja Erscheinung mussten sie verneinen. Melodie blickte auf die Wanduhr und stand auf: „Was?! Schon so spät! Das ist mir gar nicht aufgefallen. Ich sollte wirklich nach Hause gehen.“ Indem sie ihre Jacke anzog und ihr Instrument packte verabschiedete sie sich von den Dreien: „Es hat mich gefreut. Besuchen Sie mich mal wieder, dann gibt’s auch wieder was auf die Ohren“ Und wieder dieses Augenzwinkern. Nein, Melodie war nicht sein Typ. Auch wenn sie es wäre… Würde er sie nicht an sich ranlassen. Anscheinend waren die Kerle genauso von ihrem Gesang entzückt worden wie er. Oder auch von ihrem Aussehen… Aber das kümmerte ihn nicht. Kakashi ging zuerst nach draussen und Melodie folgte ihm heiter hinterher. Jetzt übernahm sie die Führung und zeigte ihm den Weg. Beachtenswert war, dass er sich trotz seines Ärgernisses daran erinnerte, sich bei ihr zu entschuldigen. „Nicht so schlimm, die drei haben mich gut unterhalten“, kicherte sie. Er verdrehte die Augen. Sie wollte wohl damit sagen; „die Wartezeit versüsst“. Eigentlich hätte sie sich ärgern sollen, dass er so spät kam. Oder traurig allein auf ihn warten sollen. „Ich habe mich gefragt, ob es bei ihnen überhaupt erlaubt ist, so spät noch zu singen. Einigen Nachbarn könnte das nicht gefallen“, bemerkte Kakashi. „Wenn ich eine normale Wohnung hätte sicher. Aber Sie wissen nicht, dass ich eine extra passende Wohnung für mein Hobby im obersten Stock gemietet habe. Neben mir wohnt ein tauber Mann, und unter mir gar niemand. Und die Wände sind schön dick. Wir könnten also ein richtiges Rambazamba veranstalten!“, lachte sie laut auf, und gestand dann, als sie seinen fragenden Blick erhaschte, „Na gut, das war übertrieben. Wir sollten wirklich nicht zu laut singen. Das ist echt doof.“ Ihre Wohnung lag wirklich direkt in der Nähe. Da sie erst neu eingezogen war, sah es verständlicherweise nach einer normalen, kleinen Pension aus. Sie zogen ihre Schuhe und Jacken aus, Melodie legte das Instrument beiseite und schob zwei Stühle in der Mitte des Raums gegenüber. „Setzen Sie sich doch!“, bat sie freundlich lächelnd. Nachdem sie sich hingehockt hatte, nahm auch Kakashi gemütlich Platz und schlug ein Bein entspannt über das andere. „Wollen wir miteinander reden, oder singen?“, fragte Melodie mit einem skeptischen Blick auf seine Beine. Er verstand nicht so recht und brach zögerlich hervor: „Ich hätte gedacht, wir würden jetzt singen…“ „Aber dann müssen Sie auch richtig sitzen. So!“ Sie wies auf ihre aufrechte Sitzhaltung, und korrigierte Stück für Stück seine, „nicht wie ein Kartoffelsack! Sonst kann man nicht richtig atmen und das hört man dann auch! Ich sitze vorne an der Stuhlkante, sehen Sie? Stellen Sie beide Füsse auf den Boden, sodass Sie sofort aufstehen könnten. So ist gut. Den Rücken gerade gestreckt. Die Arme einfach auf den Schoss legen. Und Schultern locker nach unten. Richtig.“ Kakashi tat wie ihm geheissen, kreiste einmal seine Schultern und schliesslich war sie mit seiner Haltung zufrieden: „So muss man immer sitzen beim Singen. Stehen ist eigentlich noch besser, aber jetzt mag ich einfach nicht mehr, nach der Arbeit…“ „Alles klar, Sensei“ Sie wurde stutzig: „Se-Sensei? Sie sind doch der Sensei, nicht ich!“ „Im Moment bin ich wohl Ihr Schüler. Ich habe keine Ahnung vom Singen.“ Widerwillig musste sie ihm recht geben. Sie entschied sich für dieses erste Mal, die Atemübungen zu überspringen und gleich einzusingen. „Ein-singen?“, musste Kakashi wiederholen. Melodie seufzte, sie musste wohl wirklich bei null anfangen: „Das bedeutet, dass wir unsere Stimme erst aufwärmen müssen, sonst ist das schlecht für die Stimmbänder. Also die Muskeln, mit denen man singt. Ausserdem ist man entspannter beim Singen und hat einen grösseren Stimmumfang. Ich meine, kann mehr Töne singen. Ich singe mich jeden Morgen vor der Arbeit ein.“ „Ich verstehe. Eigentlich ist das wie beim Training früher in der Akademie. Zu Anfangs sollte man sich gut dehnen und aufwärmen. Und beim Kampf braucht man immer einen sicheren Stand.“ Ihr gefiel der passende Vergleich. Nun nahm sie ihr Instrument zur Hand, und machte ihm eine Singübung mit einem Durdreiklang vor. Dabei zupfte sie jeweils den Anfangston einmal voraus, und bei jedem Mal einen Halbton höher. So wollte sie seinen Stimmumfang herausfinden. Sie kam relativ hoch, aber sie hätte lauter singen müssen, damit sie weiterkommt. Trotzdem war Kakashi beeindruckt. Endlich hatte er ihre Stimme wieder gehört. Als er an der Reihe war, fing sie etwas tiefer an. Auch sie genoss seinen Klang, obwohl er nicht alle Töne hundertprozentig traf. Aber das war nicht verwunderlich, da er schon lange nicht mehr gesungen hatte. Als er an seine obere Grenze ankam sagte sie: „Der Trick ist, die hohen Töne nach unten fallen zu lassen. Den Kopf nicht nach oben halten. Machen sie beim hohen Ton eine lockere Armbewegung nach unten.“ Gleich beim ersten Versuch erreichte er den Ton mühelos. Aber bald war auch bei ihm Schicht im Schacht und Melodie brach ab, um seine Stimme nicht zu strapazieren. Eher zu sich selbst murmelte sie: „Zwar keine Kastratenstimme, aber so ist er mir lieber“ „W-Was sagen Sie da?!“ „I-Ich… me-meinte, dass Sie recht hoch kommen“, vor Anspannung krümmte sie ihre Zehen. Er war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, was eine Kastratenstimme war. Melodie versuchte davon abzulenken und machte ihm dieselbe Übung in die Tiefe vor. Natürlich reichte er diesmal tiefer als sie. Sie erklärte, dass es jetzt umgekehrt sei, und er bei tiefen Tönen im hohen Bogen werfen sollte. Diesmal klappte es nicht gleich, und sein Gesang endete in einem Hauchen. „Sie müssen ihre Stimme auf einen einzigen Punkt vor Ihnen konzentrieren. Ich verstehe eigentlich auch nicht, wieso das bei mir funktioniert“, schlug sie nachdenklich vor. Und es funktionierte tatsächlich. „Jetzt können wir mit dem Singen anfangen… Aber zuerst sollten Sie endlich dieses Ding da ausziehen, sonst kann ich Sie nicht gut hören“, sie zeigte auf seine Maske. „Was muss ich Ihnen noch alles erklären, damit sie verstehen, dass ich die Maske nicht ausziehen werde?“ „Noch einen Grund!“. Sie blieb hartnäckig. „Gut, ich verrate es Ihnen: Der Stoff der Maske ist feuerfest und filtert giftige Gase aus der Luft.“ „Wow! Im Ernst?!“ „Nein, nicht wirklich. Aber wir beide würden es bereuen, wenn ich meine Maske ausziehe. Mein wahres Gesicht wird Ihnen nicht gefallen.“ Das sagte er mit ernsthaftem Ausdruck und meinte es auch so. Nur dass er mit „Gesicht“ nicht dasselbe meinte, wie Melodie. Sie hatte ein verklärtes Bild von ihm, weil sie sich erst gestern kennengelernt hatten. Nur dass es ihm egal war, was sie von ihm dachte. Sie sollte und würde irgendwann aus ihrem Traum aufwachen. Melodie runzelte die Stirn. War sein Gesicht etwa wirklich so hässlich? Nein, dass glaubte sie nicht. „Ach was, Sie wollen mich doch bloss an der Nase rumführen.“ Die Maske zeichnete die Umrisse seiner Kiefernkochen, seines nicht zu breiten Kinns, seiner geraden Nase und schaffte eine ungefähre Vorstellung seiner Lippen. Er wollte doch bloss mysteriös erscheinen. Sie lenkte das Thema wieder aufs Singen: „Jedenfalls habe ich da schon ein Lied im Sinn, dass wir üben könnten. In ein paar Tagen ist ja 'White Day'...“ Kakashi brummte entnervt und dachte: „Na toll, White Day. Schon wieder so ein unnötiger erfundener Festtag. Hat der Valentinstag denn nicht schon gereicht?“ Sie fuhr fort ohne sein Brummen zu bemerken: „…und im Restaurant singe ich dazu natürlich passende Lieder, wie dieses. Ich singe es einfach mal vor. Sie spielte den Anfangston und wollte anfangen zu singen. Da zog er sein Stirnband hoch und legte sein linkes Auge frei. Melodie stoppte und staunte ihn mit grossen Augen an. Sie dachte wohl einen Moment lang, dass er seine Maske ausziehen würde, was er natürlich nicht tat. Aber allein der Anblick dieses durchdringenden, roten Auges liess sie erstarren. Sie hatte noch nie jemanden mit zwei verschiedenen Augenfarben gesehen, was sie zunächst visuell etwas verwirrte. Eine Narbe zog sich senkrecht durch das Augenlied über die Augenbraue. Er machte nun wirklich den Eindruck eines Ninja, was sie im ersten Augenblick sprachlos machte. Aber nachdem sie sich daran gewöhnt hatte, fand sie dieses Auge genauso perfekt wie das andere. Mit dem gleichen Ausdruck. „Wollten Sie nicht vorsingen?“, weckte sie Kakashi aus ihrer Reglosigkeit. Da fasste sich Melodie wieder: „Das ist das Sharingan oder? Damit können Sie alle Techniken kopieren.“ Anscheinend hatte sie die Männer nach ihm ausgefragt. „Nicht ganz. Sagen wir einfach fast alle“ „Und jetzt wollen Sie meine Gesangtechnik kopieren?“ „Eigentlich schon…“ „Auf keinen Fall! Ich möchte doch nicht, dass Sie dann wie eine Frau singen!“ Er seufzte und dachte, höchstens, wenn er sich in sie verwandelte… „Ich kann nur Ihre Technik, nicht ihre Stimme kopieren. Es wird ganz schnell gehen. Ich werde Ihnen einfach zusehen“ „Aber… Sie sollten das selbst lernen. Ich habe auch nur meine eigene Art zu singen. Sie sollten ihren eigenen Weg finden!“ Eigentlich hatte sie recht. Aber ihm ging‘s nicht ums Lernen. „Das kann ich dann immer noch. Ich würde Ihre Technik trotzdem gerne kopieren.“ „Nein!... Ausser vielleicht… Unter einer Bedingung“ „…Die da wäre?“ „Wenn Sie mir Ihr Gesicht zeigen.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)