Memories von YvaineLacroix ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Sie ist tot.“ Die Worte der Königin hallten dumpf in seinem Kopf wider. Er weigerte sich es zu glauben, doch tief in seinem Inneren wusste er längst, dass es wahr war. Er hatte sie endgültig verloren. Niemand konnte den Tod besiegen. Selbst die Macht des Dunklen blieb hier wirkungslos. Seine Hände zitterten, während er ein Bündel Stroh nach dem anderen zu Gold sponn. Seit Stunden saß er bereits am Spinnrad undversuchte die Monotonie des gewohnten Arbeitens zu nutzen um zu vergessen. Er wollte nicht an sie denken, wollte nicht daran erinnert werden, dass sie für immer fort war. Doch es gelang ihm nicht egal wie sehr er sich bemühte. Seine Gedanken schweiften immer wieder zu ihr, quälten ihn mit Erinnerungen an ihre strahlenden Augen und ihr liebreizendes Lächeln. Blicklos starrte er auf das Rad vor ihm. Genau hier hatte sie gesessen, direkt neben ihm, ehe sie einen zärtlichen ersten Kuss getauscht hatten. Voller Vertrauen hatte sie ihn angesehen und war nicht vor ihm zurück gewichen, als er der Versuchung nachgegeben hatte und von ihren Lippen kostete. Sie waren unendlich weich gewesen und schmeckten nach Unschuld und Liebe. Die Erinnerung an diesen Kuss war der vielleicht kostbarste Moment seines Lebens, denn für einen flüchtigen Augenblick hatte er sich wieder menschlich gefühlt. Und in diesem wundervollen Moment hatte er endlich erkannt, dass er sie liebte, etwas dass er nicht für möglich gehalten hatte. Wer würde auch glauben, dass der Dunkle, der mächtigste und gefürchtetste Mann des Königreichs, Gefühle für sein Dienstmädchen entwickelt hatte? Und doch war es so. Er liebte sie. Von ganzem Herzen. Und sie hatte ihn ebenso sehr geliebt. Dass hatte er jetzt verstanden. Jetzt wo es zu spät war. In jenem Moment hatte er nicht glauben können, dass sie ihn wirklich aufrichtig liebte, ihn, das Biest, das jeden in Angst und Schrecken versetzte. Er hatte ihr unterstellt gemeinsame Sache mit der Königin zu machen, um ihn zu schwächen und ihn seiner Macht zu berauben. Er war grausam zu ihr gewesen und hatte ihr großes Leid zugefügt. Und das alles nur, weil er zu feige gewesen war, um ihr zu vertrauen und an ihre Liebe zu glauben. „Du hast dich entschieden und du wirst es bitter bereuen.“ hatte sie gesagt. Oh, wie recht sie gehabt hatte! Er wünschte sich mehr als alles andere, er könnte das was geschehen war ungeschehen machen. Doch das war nicht möglich. Nun würde er bis zu seinem Ende mit dem Wissen leben müssen, dass es allein seiner Feigheit zu verdanken war, dass die Frau, die er mehr als alles andere liebte, einen tragischen Tod fand. Er hörte auf zu spinnen und erhob sich taumelnd. Wie magisch davon angezogen fanden seine Füße den Weg zu dem einzigen Gegenstand, der ihm von ihr geblieben war. Einer kaputten Teetasse. Vorsichtig nahm er die Tasse in seine Hände und strich zart über die Stelle, an der das feine Porzellan einen kleinen Sprung aufwies. Dann presste er sie behutsam an seine Brust, genau an die Stelle wo sein Herz unter Qualen immer weiter schlug, und weinte lautlos um seine verlorene Liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)