Böses (?) Erwachen von teta ================================================================================ Kapitel 2: 2 ------------ Sie war endlich wieder allein. Seufzend ließ sie sich auf einen der beiden Stühle, die um den kleinen Tisch standen, fallen. Usagi legte den Kopf auf die verschränkten Arme und versuchte, einen unsichtbaren Punkt genau vor sich zu hypnotisieren. Das konnte nur ein böser Traum sein. Anders war die ganze Situation einfach nicht zu erklären. Selbst wenn auch nur irgendein Teil von dem Erzählten wahr sein sollte, stellte sich das blonde Mädchen immer wieder ein und diesselbe Frage. Was war schief gelaufen, dass sie ausgerechnet mit Mamoru angebandelt hatte? Ihr Herz gehörte doch einzig und allein Motoki. Dass der mittlerweile ihre Freundin Makoto geehelicht hatte, ließ sie kurzzeitig nach Luft schnappen. Sie muss ausgesehen haben wie ein Karpfen auf dem Trockenen. Usagis Fingerspitzen berührten eine der Rosen vor ihr auf dem Tisch. Ob die von Mamoru waren? Sie raufte sich die Haare und stöhnte genervt. Warum schlich sich das dumme Gesicht dieses Schnösels immer wieder in ihre Gedanken? Von allen Männern auf dem Planeten musste ausgerechnet er in ihr Leben treten. Egal, wie sich das hier entwickeln würde. Eher blieb sie auf ewig allein, als auch nur einmal darüber nachzudenken, die Verlobte dieses Wiederlings zu werden. Usagi erstarrte in ihrer Bewegung. Sie konnte förmlich spüren, wie sich in ihrem Kopf ein kleines Zahnrad nach dem Anderen in Bewegung setzte. Wenn das mit der Verlobung stimmte, musste auch irgendwo ein Beweis dafür existieren. Der plausibelste wäre wohl ein Ring, aber Usagi hatte an sich keinerlei Schmuck entdeckt. Selbst ihre langen Haare hingen schlaff über die Schultern. Das Erste, was sie machen würde, wenn sie endlich hier raus dürfte, wäre eine ordentliche Haarkur, überlegte sie stirnrunzelnd und besah sich ihre splissigen Spitzen, die sie zwischen den Fingern hin und her rollte. Ein Ring! Genau danach wollte sie suchen. Manchmal war Usagi selbst davon genervt, wie leicht sie sich immer ablenken ließ. Sie durchsuchte als Erstes den kleinen Nachtschrank neben ihrem Bett, weil das recht naheliegend war. Als sie die oberste Schublade öffnete, kam ihr ein kleiner rosa Plüschhase entgegen und eine Handvoll Zeitschriften. Nichts wirklich Brauchbares, dachte Usagi und durchsuchte auch die anderen beiden Schubladen. Allerdings war auch deren Durchauchung nicht von Erfolg gekrönt. Ausser Schokolade, die sie sogleich verspeiste ( wie hatte sie das vermisst... ) und einer Auswahl an Krankenhausutensilien, wie Handschuhen, Desinfektionsmittel und Kanülen, war rein gar nichts Persönliches zu finden. Suchend sah sie sich um. Der Kleiderschrank. Er war leerer als gedacht. Aber was erwartete Usagi auch? Komapatienten brauchen für gewöhnlich keine sonderlich große Gaderobe. Ein kleine weiße Kiste von der Größe eines Schuhkartons auf dem Schrankboden erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie hockte sich vor das Möbelstück und hob neugierig den Deckel der Kiste an. »Bingo.«, flüsterte Usagi beinahe ehrfurchtsvoll. In der Box befand sich nicht nur ihr Ausweis, sondern auch eine übersichtliche Auswahl an Haarklammern, Lippenstiften und einem kleinen runden Gegenstand, der im Licht funkelte. Usagi umfasste zittern den Ring. Als sie ihn berührte, war es, als hätte sie etwas lange Gesuchtes endlich wiedergefunden. Wie eine Art Deja-vú. Sie schüttelte den Kopf. So ein Blödsinn, dachte sie und besah sich das kleine Schmuckstück. Sie musste zugeben, dass er wirklich hübsch war. Goldgelb und gekrönt von einem hellen rosafarbenen Schmuckstein in Form eines Herzens, der von vielen kleinen weißen Kristallen eingefasst war. Als sie ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her drehte und das Sonnenlicht , dass sich in den vielen Facetten brach, bewunderte, fiel ihr eine Gravur in der Innenseite des Ringes auf. » U + M for a Millenium.«, las sie mit zusammengekniffenen Augen vor. Was für ein dämlicher Spruch. Ein `Für Immer` war ihm wohl zu lang?! Auf einmal hatte Usagi keine Lust mehr, hier eingesperrt zu sein. Sie musste lange genug in diesem Zimmer ausharren. Ihr Entdeckerdrang war geweckt. Mit einem verschwörerischen Grinsen besah sie sich nochmals den übersichtlichen Inhalt des Kleiderschranks und entschied sich schlussendlich für ein hübsches rotes Sommerkleid ( Usagi hatte vorsichtshalber mit einem Blick aus dem Fenster überprüft, welche Jahreszeit herrschte. ) mit kleinen weißen Punkten. Das Anziehen gestaltete sich schwieriger als gedacht. Scheinbar war ihr Körper von der langen Liegezeit geschwächt. Aber Usagi wollte sich von solchen ihr unwichtigen Hürden nicht von ihrem geplanten Abenteuer abhalten lassen. Ihre blonden Haare bekamen die gewohnte Frisur und schon schlüpfte sie in ebenfalls entdeckten flachen Sandalen aus dem Krankenzimmer, dass für sie wie ein Kerker wirkte. Usagi kam sich vor, wie ein Ausbrecher und rechnete fest damit, dass der erste Krankenhausangestellte sie erkennen und unter lautem Getöse wieder in ihr Zimmer zurück jagen würde. Ernüchtert stellte sie aber fest, dass sich eigentlich niemand für sie interessierte. Alle waren mit sich selbst beschäftigt. Krankenschwestern liefen gestresst umher und wichen hier und da Besuchern mit Blumen und Luftballons aus. Es roch nach Kaffee und Usagi entdeckte ein älteres Ehepaar, dass Händchen haltend an einem großen Fenster lehnte. Am Ende des Ganges stand eine kleine Gruppe von Personen, die eigentlich nichts gemeinsam hatten. Bis auf die weißen Kittel. Usagi beobachtete fasziniert, wie sie teilweise wild gestikulierend diskutierten. Ob es wohl gerade um die Behandlung eines Schwerkranken ging? Was für eine ehrfurchtsvolle Aufgabe, über das Leben von Menschen zu entscheiden. Ärzte waren eben doch Götter in Weiß, sinnierte Usagi lächelnd. Und sie sehen dazu noch hinreissend aus, fügte sie in Gedanken grinsend hinzu. Die Kittel-Gruppe setzte sich in Bewegung und kam in ihre Richtung gelaufen. Es waren fünf Männer aller Altersgruppen, aber nur dieser Eine ließ sie augenblicklich erstarren. Neben einem fülligen kleinen Mann mittleren Alters ragte er auffällig empor und zog so noch mehr die Blicke auf sich. Usagi sah aus den Augenwinkeln, wie Krankenschwestern und sämtliche weiblichen Besucher ihn bewundernd und teilweise sogar gierig anschauten und fühlte deswegen ein Unbehagen, dass sie aber nicht wirklich deuten konnte. Der junge Arzt mit den schwarzen Haaren schien die Blicke nicht zu sehen, oder aber ignorierte sie gekonnt, das konnte Usagi nicht hundertprozentig sagen. Er war vollkommen in ein Gespräch mit dem dicken Kleinen vertieft und so hatte sie nur Blick auf sein Profil. Er hatte sich ebenfalls verändert. Seine Gesichtzüge schienen kantiger, sein Körper muskulöser geworden zu sein. Was sich nicht verändert hatte, war der sanfte Blick in seinen dunkelblauen Augen, mit dem er immer Andere bedachte, aber nie sie. Usagi verfiel in leichte Traurigkeit und starrte auf den Ring in ihrer Hand. Es konnte einfach nicht stimmen. Niemals würde ein Mann wie Mamoru ausgerechnet sie heiraten wollen. Sie hatten doch gar nichts gemeinsam, stritten sich immer nur und... Ein Schatten fiel auf das Schmuckstück und ließ Usagi aufblicken. Ihr Magen zog sich zusammen. »Mamoru.«, Usagi wich einen Schritt zurück. Er stand genau vor ihr und blickte sie überrascht an. Doch da war noch etwas in seinen Augen. Etwas, dass sie dort noch nie gesehen hatte und somit nicht wirklich interpretieren konnte. Oder wollte. Dieser Blick ließ ihre Knie weich werden und ihr Herz schneller schlagen. Was war los mit ihr? Vielleicht hatte sie ihren Körper doch überfordert. Eine späte Einsicht, schimpfte Usagi zu sich selbst und konnte gerade noch spüren, wie ihre Beine nachgaben und sie von einer unglaublich schönen Wärme aufgefangen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)