Die Entdeckung der Unendlichkeit von Guardian (Dum spiro spero) ================================================================================ Kapitel 3: Vita brevis, ars longa --------------------------------- . D u m . S p i r o . S p e r o . ▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂▂ . H e r m i o n e . & . S e v e r u s . Vita brevis, ars longa. - Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang. Hogwarts (School for Witchcraft and Wizardry), 21st Century | September 5 Alle schwiegen und blickten zum Ort des Geschehen. Kein Wort verließ jemandes Lippen, bis einer Person der Geduldsfaden riss: »Miss Granger, zehn Punkte Abzug und Nachsitzen für eine Woche. Kommen Sie nach der Stunde zu mir«, zischte böse eine wütende Stimme durch den gesamten Raum und ließ alle Gesichter erblassen, nur die von Hermione Jean Granger nicht. »Ja, Sir.« Die junge Hexe war müde und erschöpft, sodass ihr Kessel unbeabsichtigt explodiert war und einen nebeligen gelben Rauch entfachte, durch die Folgen einer verwechselten Dosierung einer Alraune. Der Trank, den sie derzeit durchnahmen, war ziemlich einfach und nur eine Wiederholung für die UTZ-Prüfungen. Dummerweise war sie nicht konzentriert genug, um schnell genug aus ihrem Problem zu parieren. Severus Snape stand mit funkelten Augen vor ihr und wies sie kurz zurecht, ohne sie aber persönlich zu beleidigen, was Hermione wirklich verwunderte. Die Gryffindor nickte nur phlegmatisch und kümmerte sich dann um ihren demolierten Kessel. Der schwarzhaarige Junge, der überlebt hatte und über den dunklen Lord siegte, blickte noch nervös mit seinen grünen Augen zu ihr hinüber und versuchte noch weiter, bis zum Ende der Stunde, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Doch Hermione konnte nicht anders, tröstete ihn nur mit einem sanften Lächeln und beließ es dann auch dabei. Fünfundfünfzig Minuten später endete die Schulstunde. Wieder schmerzhaftes Schweigen. Hermione seufzte, richtete sich auf und lief mit langsamen Schritten zum Schreibtisch ihres Professors. Schließlich sprach er erst, als der letzte Schüler den Raum verlassen hatte: »Sie, Miss Know It All, werden jeden Tag um zwanzig Uhr vor meinem Büro erscheinen und Strafarbeiten ableisten, damit Ihnen künftig nicht solch ein missachtender Fehler unterläuft und Sie endlich aufhören meinen Unterricht zu boykottieren. Beginnend heute Abend. Und seien Sie pünktlich«, damit erhob er seine Hand und deutete ihr den Weg nach draußen. Teilnahmslos schritt sie nach draußen und wurde schon sehnsüchtig von Harry Potter erwartet. »Hermione was ist los? Sonst passiert dir das doch auch nicht! Das ist schon das dritte Mal.« Ohne weitere Worte schnappte sich die junge Hexe den Arm des Schwarzhaarigen und zog ihn von den Kerkern weg. Denn wer wusste, wie viel die Wände in den Kerkern hören würden. »Harry mir geht es gut. Ich glaub einfach, dass ich in letzter Zeit zu viel lerne, obwohl die Schule erst angefangen hat. Außerdem macht mir die Sache mit meinen Eltern und Ron zu schaffen!«, log sie mit schlechtem Gewissen, wusste aber, das sie es für ihren besten Freund tat. »Das mit deinen Eltern ist wirklich tragisch. Ich verstehe dich und Ron macht das alles nicht besser. Gib ihm Zeit. Er kann noch immer nicht verstehen, wieso es so gekommen ist und weshalb du Snape gerettet hast. Und dann noch, dass du ihn nicht liebst.« Dabei ignorierte er ihr Geständnis, dass sie selbst ausnahmsweise zugab, zu viel zu lernen. »Professor Snape«, korrigierte ihn Hermione. Harry rollte nur lächelnd seine Augen. »Ja, Ma'am. Gehen wir essen? Ginny wartet auf uns.« »Nein, geh du nur vor. Ich werde mich kurz schlafen legen, da ich jetzt zwei Freistunden habe und somit hoffentlich meine Konzentration wieder fähig sein wird, dem Unterricht zu folgen.« »Dann werde ich zumindest was heimlich einstecken für dich.« »Was würde ich nur ohne dich machen?« Harry lachte kurz und kniff sie kurz am Arm. »Noch glücklicher sein wie bisher.« Damit hatte er unrecht, auch, wenn er vielleicht anderer Ansicht war. Sie sind beste Freunde, da teilt man sein Leid, auch wenn dieser jemand der Auserwählte war oder die Schachfigur von Professor Dumbledore. »Harry, Harry«, schüttelte die junge Hexe verheerend ihren Kopf und brachte so ihre voluminöse Haarpracht zum Wackeln. »Sag doch so etwas nicht. Ich habe es nie bereut und werde es nie bereuen, niemals, mit dir befreundet zu sein. Egal was wir bisher erlebt haben und noch erleben werden. Ich würde jederzeit und ohne Fragen wieder in den Krieg ziehen. Denk nicht daran. Du hast nun Ginny, hast die Möglichkeit deinen Abschluss zu machen und vielleicht später Auror zu werden, sofern du die Prüfungen bestehst.« Bewusst ließ Hermione die Worte: »Mit dir« in den Krieg ziehen, aus ihrem Vokabular. Schließlich hatte sie sich selbst eine Mission aufgetragen, ohne ihn, ohne sein Leben noch weiter in Trümmern bergen zu wollen. Nach einem kurzem Scherz und einer kurzen liebevollen Umarmung verzog Hermione sich in ihren Gryffindor Turm und ging direkt in den Mädchen Schlafsaal. Dort angekommen setzte sie sich in ihr Bett, zog ihre Vorhänge zu und sprach noch einen Schweigezauber, damit sie nicht gestört werden würde. Zuerst einmal besah sie sich ihren neuen Stundenplan, den sie seit fünf Tagen hatte und würde nun austüfteln, welchen Unterricht sie streichen konnte, damit sie mehr Zeit für Recherchen haben würde. Sie hatte Alte Runen, Arithmantik, Astronomie, Besenflugstunden, Geschichte der Zauberei, Kräuterkunde, Muggelkunde, Pflege magischer Geschöpfe, Verteidigung gegen die dunklen Künste, Verwandlungen, Wahrsagen, Zauberkunst und Zaubertränke. Nach einigen Sekunden wusste sie sofort, dass sie Besenflugstunden, Muggelkunde und Wahrsagen abwählen würde. Schulleiterin Minerva McGonagall würde sicherlich nichts dagegen haben, solange sie allen wichtigen Unterrichten folgen,- und in allen Fächern bestehen würde. Nachdem das geklärt war, legte Hermione sich kurz hin und versuchte nur für einige Minuten zu schlafen. Nur kurz Ruhe und Kraft, doch ihr Gehirn ließ sie einfach nicht in Ruhe. Hermione war mittlerweile gut darin geübt, ihre Emotionen hinter verschlossenem Deckel halten zu können, dass sie dabei kaputt gehen würde, ignorierte sie ganz bewusst. Sie hatte bisher noch keine Möglichkeit gefunden in Ruhe und vor allem alleine im Schloss nach einem Hinweis oder etwas ähnlichem zu suchen. Harry und Ginny ließen sie keinen Moment aus den Augen, was der Gryffindor jede Luft zum Atmen nahm. Einerseits wollte sie nicht alleine sein und einfach nur geliebt werden, jedoch waren die Blicke, die ihnen ihre Freunde jedes Mal zuwarfen, nicht gerade hilfreich für einen Weg der Besserung. Ron hatte sich mehrfach entschuldigt, was sie mit gequälter Miene zwar annahm, jedoch nicht akzeptierte. Molly hatte ihr auch nochmals einen Brief geschrieben, worin ihre Entschuldigung darauf hinaus lief, das sie alle zu dieser Zeit viel Schweres durchmachen mussten und selbst nicht wussten, was eigentlich los war. Und das Ronald noch eine Menge Ärger für seinen Ausbruch erhielt, dennoch verlangte sie, ihre Worte waren in Watte gepackt, dass die junge Hexe doch verstehen sollte, dass sie sehr leiden, da sie viele Verluste zu tragen hatten und jeder einzelne Verstorbene ein Loch im Herzen hinterlassen hatte. Die Gryffindor erzählte ihrem besten Freund nicht davon, nicht, weil sie ihn verschonen wollte, einfach, weil sie selbst keine Kraft hatte, unnötige Diskussionen auszuführen. Dann war da noch dieser besorgte Blick im Tränkeunterricht von Harry Potter. Hermione verstand ihn, doch irgendwie schien sie keiner verstehen wollen, daher kamen ihr die Strafarbeiten bei Professor Snape gerade recht. Nach der Strafarbeit könnte sie kurz nach Hinweisen bei jemanden fragen, wo sie sicher war, dass dies ein nächster Schritt wäre. Jemand, welcher lange schon Gryffindor bewachte. ═══.♥.══════════════════ »Minerva, das kann nicht dein ernst sein«, fluchte Severus Snape und wünschte sich augenblicklich zurück in seine privaten Räume. Seinen Blick undefiniert auf die Schulleiterin gerichtet und wünschte ihr soeben einige Flüche an den Kopf. »Doch, anders geht das nicht und auch Albus ist der selben Meinung gewesen. Im Grunde war es sogar seine Idee. Irgendetwas stimmt nicht und du musst es herausfinden, schließlich bist du exzellent darin.« Bei der Benennung des ehemaligen Schulleiters schoss ein kurzer Schmerz in seinem linken Unterarm. Er hatte es immer noch schwer einige Dinge zu akzeptieren, wissend, dass er zwar nun ein freier Mann war, dennoch an der Schule seine »Bewährung« abhielt und immer noch Schuldgefühle hatte. Sagen würde er dies nie und zugeben noch weniger. Zum Glück war Albus Dumbledore derzeitig nicht in seinem Portrait vorzufinden. »Nun, die Portraits verhalten sich in letzter Zeit ziemlich merkwürdig, was uns zu denken geben sollte. Außerdem machten mich die Worte von Albus ziemlich misstrauisch. Es ging um Miss Granger, aber vielleicht bilde ich es mir nur ein.« »Miss Know It All?« Minerva McGonagall pikste ihm auf seine Brust. »Nenn' sie nicht so, Severus. Schließlich warst du damals genauso wissbegierig und voller Neugierde.« Als Antwort erhielt sie ein leichtes Zischen. »Was hat es nun mit dem Mädchen auf sich?« Minerva grübelte kurz, zuckte anschließend ihre Schultern. Ihr Blick richtete sich auf einen imaginären Punkt in ihrem Büro, während ihr violettfarbener Hut nach hinten kippte. »Er sagte, dass sie ziemlich leiden würde und mit etwas zu kämpfen haben würde, was ihre Seele zerstören könnte. Hogwarts würde sich verändern. Mehr sagte er auch nicht. Was meinst du dazu?« Der schwarzhaarige Zauberer blickte schweigend aus dem Fenster. Er wusste, das sein ehemaliger Freund, wenn sie so was wie Freunde waren, stets ein Geheimnisbewahrer war und die Dinge immer nur so sprach, dass sie einen Zweck erfüllen würden. Aber was hatte eine junge Hexe damit zu tun? Expliziert würde er nur daraus schließen können, das die Frau bald etwas auslösen würde, was für Hogwarts Folgen haben könnte, doch so dumm sollte sie nicht sein, oder? Und was meint er mit leiden und ihrer Seele? Eine Hand auf seiner Schulter riss ihn aus seinen Gedanken. Die Schulleiterin stand nun direkt neben ihm und äußerte ihre Bitte: »Severus, kümmere dich bitte um sie. Finde heraus, was Hogwarts und Miss Granger für eine Verbindung haben!« Severus war erstaunt, dass seine Schulleiterin und Kollegin auf die selbe Schlussfolgerung kam oder die Tatsache, das sein Gehirn nicht mehr so gut in Form war, was er augenblicklich wieder verwarf. Das wäre niemals der Fall. »Sie ist deine Löwin.« »Dann vertraue ich dir in vollem Vertrauen meine liebste Löwin an, sodass du immer Acht auf sie gibst!« »Das klang eher nach einer sehr alten, mit Falten bestückten und theatralisch veranlagten Mutter, die ihre nervige Tochter für den Bund der Ehe ihrem Angetrauten überreicht, Minerva«, fauchte er und fixierte die Schulleiterin. Statt einer Antwort erhielt der Tränkemeister nur ein verschmitztes Lächeln. Seine dunklen Augenbrauen zitterten kurzweilig, gefolgt von einem Augenrollen. Er verlor dieses Spiel, also jetzt nachgeben, noch bevor es schlimmer werden konnte. Am Ende musste er noch Potter bei sich aufnehmen oder Erstklässler freundlich begrüßen, erhellte er seine Gedanken. »Ich schau wie ich es zeitlich einrichten könnte, Miss Know It All vor einem Schaden zu bewahren!« Servus fügte in Gedanken noch hinzu: »Sofern Potter ihren Weg nicht kreuzen würde. Anderseits konnte sie allein schon ziemlich nervenaufreibend sein.« »Na bitte, geht doch!« Freudig klatschte die Schulleiterin in die Hände. »Erwarte nicht zu viel. Du kannst froh sein, das ich keine Zinsen für die abgezogenen Hauspunkte deines Hauses abziehe.« »Mein Lieber, sei nicht so kleinlich.« »Ich definiere es lieber als Detailinterpretierungen für jeden erstellten Schaden!« Severus kräuselte seine Lippen und blickte mit seinen dunklen Augen in die der Schulleiterin. »Pass einfach auf sie auf. Ich denke, Albus hat recht und e..«, doch ehe sie aussprach entband sich der Tränkemeister der Anwesenheit Minervas, verließ mit zügigen Schritten den Raum und schlug dann den Weg in seine Kerkern ein. Er sollte nun herausfinden, weshalb die Portraits derzeitig ein seltsames Verhalten präsentierten. Das war ihm schon länger aufgefallen, hatte es aber als Folgeschäden des kalten Krieges zugeschrieben. Das seltsame jedoch war, dass die Bewohner in den Portraits jedes Mal verschwanden, wenn eine Hexe oder Zauberer ihnen zu nahe kam. Schon ein Blick genügte und sie verschwanden von der Bildfläche. Diese Ereignisse dominierten seit einigen Wochen das Verhalten der verzauberten Gemälde und ließen keine logische Schlussfolgerung zu. Er müsste nun Recherchen betreiben, vielleicht sogar Zauberstab-Gefuchtel anwenden, wenn es nötig war. Der Gedanke an diese Bitte brachte keine guten Gefühle mit sich. Er wusste mit seinem gewonnenem Leben nichts anzufangen. Wie auch? Es war niemals geplant, dass er diesen Krieg überleben würde. Alles war geplant, alles mit eingebunden, was hätte geschehen können und doch war niemals die Rechnung geschrieben worden, in der er überleben würde. Wer hatte ihn überhaupt gerettet? Poppy, als auch Minerva schwiegen sich zu diesem Thema tot, und noch konnte Severus Snape aus diesem Verhalten keine Lösung schließen. Wer würde verheimlichen wollen, sein Leben gerettet zu haben? War es dieser Person etwa peinlich? Daraus konnte er aber auch etwas Positives abgewinnen, woraus die Blutschuld niemals beglichen werden müsste. Das war zumindest eine beruhigender Gedanke. Severus Snape hing seinen Umhang ab, ließ sich dann von seinem tollpatschigen Hauselfen Winky einen Tee bringen, während er sich noch ein Buch aus seiner privaten Sammlung mit einem Schwebezauber hervor rief. Dann setzte er sich in seinem Büro auf einen gemütlichen schwarzen Sessel, vor seinem großen Kamin und blickte, wie jedes Mal, in die hellroten Flammen des Kamins. In seiner linken Hand einen heißen, dampfenden Tee mit einer Scheibe Zitrone und zur seiner Rechten ein Buch über »Magie der Portraits«. Erleichtert über die endlich einkehrende Ruhe, genoss er jeden Schluck seines Getränkes und las nun angestrengt in seinem Buch. »Die präzise Darstellung jedes Werkes splittet einige charakterliche Züge und präsentiert diese in meistens zwei Portraits wieder, zum Einen für den Transfer von Nachrichten und Informationen, des Weiteren für ihre ehemalige Präsent ihrer Macht und Zurschaustellung ihres ehemaligen Statuses. Die magischen Portraits sind so gearbeitet, dass sie als real erscheinen und ihre Bewegungen »Atypisch« ihrer Charakterstärke sind, während sie jedoch nicht vollkommen wirken, jedoch für ewig erhalten bleiben. Nur dominierende Wesenszüge übernehmen sich durch den Zauber mit in die charismatischen Bewegungen der jeweiligen dargestellten Hexe oder Zauberer. Die Erfindung der beweglichen Portraits kam einst vom Malermeister Clément Cearbhall, welcher so seine Frau verewigte und immer bei sich behalten wollte. Die Perfektion in den Portraits ergibt sich durch einen magischen Pinsel und einem bindenden Zauber, so auch, durch einen Blutstropfen jener Hexe oder Zauberer, welche so zweckgebunden nach dem Tod das Bild bewohnen könnten. Die gegebene Landschaft und Ortschaft in den Hintergründen des Portraits ergeben sich durch die entstandenen Erinnerungen, Lieblingsorte oder letzter Verbleib eines unerfüllten Traumes. Später stellte der Malermeister fest, dass die Bewusstseinsspanne sich erweiterte und die Porträtierten die Möglichkeit hatten, auch in anderen Portraits zu wandern und so Kontakte knüpften. Inwiefern diese Bewusstseinsspanne sich entwickelt, bekommen sie auch die Möglichkeit zu schlafen und zu ruhen, so auch, andere tiefgreifende Emotionen zu zeigen. Weitere Jahre später beobachtete der Bruder von Clément Cearbhall, dass auch Geister kurzzeitig in den Gemälden verschwinden können, jedoch nicht im zweiten Portrait auftauchen. Wo die Hexen und Zauberer die Chance haben die Gemälde als Transportwege zu nutzen, haben Geister statt dem Transfer eher eine Verwirrung gestiftet, welche die Portraits verstimmte. Noch ist man nicht auf die Lösung des Problems gekommen.« Severus Snape murrte kurz, blickte auf die Uhr und bemerke, dass er noch eine viertel Stunde haben würde, bis Miss Granger bei ihm erscheinen würde. Der Gedanke daran verstimmte ihn schon, auch die Aufgabe, die Minerva McGonagall ihm aufgetragen hatte und keine weitere Chancen der Entbehrung zu ließ. Er würde den Teufel tun und nach ihr Ausschau halten. War denn die Tatsache, dass der Slytherin sich schon Lilys Sohn annehmen musste, nicht Grund genug, ihm mal Ruhe zu gönnen, ohne dass er ständig in irgendetwas hinein geriet? Kurzzeitig verfing sich sein Blick verschwommen in den warmen Flammen im Kamin, bis er sich schließlich wieder dem Buch zuwandte. »Unbekannt ist die Behandlung der Portraits von Giften und Flüchen. Die genauere Abwendung ist nicht bekannt und auch nicht, wie man dagegen vorbeugend behandeln könnte. Die letzte bekannte Seuche erlag 1789 in Irland in einem Portrait, dessen Zustand sich als solches zeigte, anderen Hexen und Zauberer aus dem Weg zu gehen und jeden Blick zu vermeiden. Kurz darauf war das Portrait für immer leer. Der Zauberer wurde nie mehr gesehen. Späteren Zeugen zufolge wurde erzählt, sie hätten angeblich eine geisterhafte Gestalt gesehen, die der Person im alten Rahmen glich, was aber bis heute nicht bewiesen werden konnte. Der Rahmen wurde später verbrannt. Bisher ist kein ähnlich bekannter Fall bekannt, noch ergab sich eine weitere Möglichkeit den Kern des Problems auf dem Grund zu erkunden ...« Ein störendes Geräusch ließ ihn zu Tür aufblicken. »Miss Granger, pünktlich wie immer«, murmelte der Tränkemeister gelangweilt und verzögerte sein Aufstehen vom Sofa, legte vorsichtig sein Buch aus der Hand und schritt aus seinem Büro hinaus, nicht vergessend, sich seine Robe umzulegen. »Nun, Miss Know It All, folgen Sie mir unauffällig«, befahl er mit gekräuselten Lippen und einem Blick, der jeden Erstklässler sofort zum Weinen gebracht hätte. Meist sogar noch verunsicherte Siebtklässler wie Mister Longbottom oder Miss Leanne, doch die nicht vorhandene Emotion in Miss Grangers glasigen Augen ließen ihn aufhorchen. Er schritt voran, ließ seine langen Roben aufbauschen und machte so einen triumphierenden Eindruck voller Macht und Respekt. Die trübe Beleuchtung der flammenden Fackeln gaben dem Kerkergang etwas mysteriöses, gar etwas gruseliges. Keiner seiner Slytherin Schüler befand sich freiwillig nach zwanzig Uhr mehr in seinen Gängen. Mit Beginn des neuen Schuljahres sind unwiderruflich die Schulregeln der letzten Jahre zuvor wieder in Kraft getreten, auch, wenn der Krieg seine Spuren hinterlassen hatte. Obwohl es schon September war, erschien der Herbst ruhelos, nebelig und kälter, als die letzten Dekaden es sein konnten. Dadurch, dass die Temperatur draußen um die fünfzehn Grad wanderten und der Wind sich schleichend durch die kalten Steine zog, herrschten hier in den Gängen um die fünf Grad. Sie lief ohne Worte, ohne störende Fragen, welche sonst sein gereiztes Befinden störten, einfach ihm hinterher. Severus bemerkte, das seine Gryffindor immer noch schwieg, obwohl sie schon außerhalb der leisen Kerker waren und bald bei Hagrids Hütte angelangt sein würden. Er genoss ihr Schweigen. Vorhin spürte er ein kurzes Geräusch ihrerseits, ignorierte es jedoch und hielt es für unnötig zu ihr nach hinten zu blicken. Der Tränkemeister drosselte sekündlich seinen schnellen gang, bis er schließlich vor dem offensichtlichen Eingang, die Bäume als Markierung des verbotenen Waldes, stehen geblieben war. Kurz wagte Severus einen Blick nach hinten. Miss Hermione Granger schien anscheinend fern jener Realität, ihr Blick senkend auf den Enden seiner Roben gerichtet und lief irritiert in seinen Rücken hinein. Er zischte warnend und holte sie dann aus ihren Träumen zurück, sein Blick jedoch nach vorne gerichtet. »Fünf Punkte Abzug«, funkelte er böse und erhob seine Stimme wütend. Sie schwieg immer noch. Was war los? »Sprachlos, Miss Granger oder wie komme ich zu dieser überaus seltenen Gelegenheit? Diese Verschwiegenheit steht Ihnen.« Er genoss noch immer ihr Schweigen, dennoch machte sich nun ein merkwürdiges Gefühl in seinem Herzen breit, etwas, welches er schlichtweg nicht definieren konnte und das trotzdessen, dass er schon so viele Emotionen zu spüren bekam. Nach einigen Sekunden weiterer Stille drehte er sich gewitzt um, und blickte in ihre dunkel braunen Augen, wobei Severus Snape erkannte, dass es ihr anscheinend wirklich nicht gut ging, so auch schon heute Mittag in seinem Unterricht. Motiviert, die kleine Löwin aus ihrer Reserve zu locken, beugte er sich gefährlich zu ihr hinunter und blickte sie mit provozierenden Blick an: »Bin ich so anziehend, das Sie es sich nicht nehmen konnten, mir in den Rücken zu laufen?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)