Dangerous Desire von Suppengruen ================================================================================ Kapitel 7: Dr. Thredson am Aperrat ---------------------------------- Die Anzeige, unbekannte Rufnummer, wollte nie etwas Gutes verheißen, wenn diese auf seinem privaten Mobiltelefon aufleuchtete. Seufzend fuhr sich der Mann im Kittel durch das zerzauste Haar und legte das Handy ans Ohr. „Dr. Thredson am Aperrat“. Und er hatte Recht, die Stimme machte ihm eindeutig klar, dass es nichts Gutes verhieß. Ein paar keuchende Worte des Horrorclowns verrieten ihm die neue Adresse, dann endete auch schon das Gespräch. Stahlwerk also. Stunden zuvor sah er sich die Berichte über den Ausbruch in Arkham an, auf dem kleinen Fernseher, welcher an der Wand im Wartezimmer seiner Praxis angebracht war. Weshalb sich eigentlich vermuten ließ, Joker würde einige Zeit untertauchen, da hatte er sich aber wohl geirrt. Es stand jetzt außer Frage, dass Joker für den Einbruch in der Gotham Bank verantwortlich war. Auch wenn Gordon, der alte Hund, nicht viel vor der Presse preisgeben wollte. Aber nun gut, dann wurde aus seinem wohlverdienten Feierabend Bier wohl doch nichts. Müde schob er sich die Brille auf den Schopf und rieb sich die altwirkenden Augen. Lust auf den verrückten Massenmörder hatte er zwar keine, aber eine andere Wahl hatte er schließlich auch nicht. Immerhin stand er noch zu tief in dessen Schuld, ohne das Geld, währe damals seine geliebte Tierarztpraxis den Bach runter gegangen. Was mache es da schon aus, ein paar Stichwunden zu flicken, oder auch mal eine Kugel zu entfernen? War immerhin nicht sein Brot. Vor langer Zeit hatte der Mann im mittleren Alter, schon gelernt sich aus den Angelegenheiten anderer Leute raus zuhalten. Fragen wie und warum etwas geschah, stellte er nicht. Vor allem bei solch einem Psychopathen wie dem Joker, bei ihm war es vielleicht sogar ein Vorteil, den Fuß in der Tür zu haben. Nachdem er den restlichen Schluck kalten Kaffee in den Rachen schüttete, schnappte sich Oliver seine Schlüssel, knipste das Licht der kleinen Schreibtischlampe aus und trat aus seinem Büro. Der Blick durch den neu tapezierten Flur und die kostspielige Einrichtung, befürwortete noch einmal seine Anschauung auf die bevorstehende Aktion. Er hatte seine Gründe und damit war die Sache vom Tisch gefegt. Schnell packte er sich die nötigen Utensilien in sein gebrauchtes Arztköfferchen, zumindest hoffte er nichts vergessen zu haben und löschte auch die restlichen Lichter. Noch die Türe abschließen und dem Hausbesuch stand nichts mehr im Wege. Die Tasche warf der Kittelträger auf den Beifahrersitz, während er sich den Gurt umwarf. Welche Verletzungen sich sein altbekannter Patient wohl diesmal zugelegt hatte? So schwach und zittrig wie seine Stimme klang, müsste es wohl etwas ernstes sein. Während er mit dem Wagen die Ausfahrt passierte und im angemessenen Tempo die Straße entlang fuhr, lauschte er der liebreizenden Stimme im Radio. Vicki Vale, Gott was würde er dafür geben, nur einmal die Möglichkeit zu haben, mit ihr einen Abend zu verbringen. Ihr Ergeiz und der Drang, alles aus erster Hand zu erfahren, liebte er an ihr besonders. Nicht zu vergessen, ihr durchaus attraktives Erscheinungsbild. Wie viele Abende musste er sich von seinen Freunden die Leier anhören, dass er sie endlich aus dem Kopf bekommen sollte, dass es noch so viele Frauen da draußen gab. Aber er konnte nicht, jedes Mal wenn er sein Radio oder die Nachrichten einschaltete, erklang diese Stimme und ließ seinen Puls um einiges schneller schlagen. Diese Frau war einfach perfekt. Noch einmal wiederholte Vicki die Ereignisse des Tages, Ausbruch, Raub. Und auch die vermutliche Entführung der jungen Psychiaterin aus Arkham, die schon einige Monate zuvor, ihre sämtlichen Verwandten, sowie Freunde und Verlobten kurz vor der Hochzeit verlor und das durch die Hand des Jokers. Dieser Kerl hatte echt ein Problem. Doch wieder musste er sich ermahnen, das ging ihn verdammt noch mal nichts an! In der Ferne präsentierten sich die hohen Tore der Fabrik und damit rückte auch das bevorstehende Spektakel näher. Unwissend was ihn gleich erwarten würde, erreichte er den Schotterplatz. Einige breit gebaute Männer, welche nicht bei dem Raubzug dabei gewesen waren, reihten sich um die eisernen Zäune. Zwei von diesen schritten mit Taschenlampen näher an das Auto. „Schönen guten Abend, Dr. Thredson mein Name“, dabei schenkte er ein, wenn auch gezwungenes, Lächeln dem grimmig dreinblickenden Mann. „Ich bekam einen Anruf von Mr. Joker und soll mich um seine…nun ja…er scheint wohl einem Unfall erlitten zu sein.“ Etwas mulmig war Oliver dann doch, hoffentlich dachten diese finsteren Gestalten nicht, er sei jemand von der Polizei. Misstrauisch sahen sich die beiden Kerle an, bis ein dritter sich dazu gesellte. „Thredson hmmm? Geht klar. Den Typen kenn ich, ist Jokers persönlicher Hausarzt oder so…macht die verdammten Tore auf Jungs!“ Erleichterung spiegelte sich in dem Gesicht des Arztes, als sich tatsächlich die Durchfahrt frei legte. Es musste ein halbe Stunde oder mehr vergangen sein, in der Joker auf dem Boden saß. Gelehnt an die Wand und noch immer den Hörer des Wandtelefons im Schoß, nicht in der Lage dieses zurück auf die Station zu verfrachten. Es war überhaupt ein Wunder gewesen, dass er es bis ins Wohnzimmer geschafft hatte. Noch immer konnte er die dunkeln Umrisse von Harley sehen, welche reglos neben dem Bett lag. Und die Frage, ob sie überhaupt noch lebte, kratzte sich mit jeder verstrichenen Minute tiefer in seine Gedanken. Der Bleiche hatte schon den Ansatz gemacht, zu ihr zu kriechen, doch erfolglos. Der Weg zum Telefon, raubte ihm einfach die restliche Kraft. Er konnte nicht mehr tun, als abzuwarten und Herrgott ja, auch zu hoffen das sein dummes Weib noch atmete. So schnell würde er dann doch nicht diese verhassten Gefühle zu ihr loswerden. Vielleicht in nächster Zeit, aber jetzt und hier, nein. Müde schloss er die Augen, welches sich als fatalen Fehler erweißen könnte, doch er konnte einfach nicht anders. Die Lieder wurden im einfach zu schwer um sie noch weiter offen halten zu können. Und er war so verdammt müde, der Tag zu lang, zu viel Blut verloren. Hoffentlich würde Oliver gleich hier aufkreuzen, sonst schläge wohl doch noch sein letztes Stündlein und auch das von Harleen. Langsam schritt der Mann mit dem Koffer in der Hand durch die eisige Kälte, in Richtung des Quartiers vom Joker. Das nicht einmal einer seiner Männer nach ihm sah, war wirklich erstaunlich. Aber vielleicht und das wäre nicht einmal abwegig, hofften diese sogar, das der Clown den Löffel abgab. Oliver selbst, würde das auch nicht wirklich stören, wo es doch so Vieles besser machen würde, doch widerstrebte es einfach seiner Moral, dies durch seine Hände geschehen zu lassen. Vor der Tür hielt er kurz inne und seufzte in sich rein, was würde ihn wohl erwarten? Dann drückte er die Klinke und trat in das Innere. Erst einmal konnte er rein gar nichts sehen, da völlige Dunkelheit herrschte, also tastete seine Hand nach einem Lichtschalter, der sich auch schnell finden ließ. „Klick“ und das provisorische Wohnzimmer wurde mit Licht gefüllt. Zunächst sah er sich im Zimmer um, konnte doch niemanden sehen, bis etwas nach seinem Bein fasste. Erschrocken fuhr sein Körper zusammen und mit großen Augen sah er sich die Gestallt dort auf dem Boden an. Joker sah ja noch nie wirklich atemberaubend aus, aber das, was sich hier zusammengekauert hatte, war wirklich wie aus einem schlechten Horrorfilm. Mehr tot als lebendig sah der Clown aus und zitterte am ganzen Leib. Verbände und nichts als eine Unterhose kleideten seinen bleichen Körper und ohne Kontrolle darüber, verspürte Oliver sogar Mitleid. Langsam kniete er sich zu Joker und legte den Handrücken auf dessen Stirn. Seine Haut glühte, sein Fieber musste verdammt hoch sein. Vorsichtig hob er den Verband an seinem Oberschenkel an. Schusswunde und die Kugel steckte wahrscheinlich noch. Dann inspizierte er auch seinen Arm, hier war es ein glatter Durchschuss. Für seinen Rücken müsste er aber den Grünschopf zunächst in eine andere Position bringen. „Hey Kamerad, können sie sich bewegen? Wir müssen sie auf den Tisch da vorn verfrachten, hier auf dem Boden wird das schwer funktionieren. Ich werde jetzt meine Arme um sie legen und sie drücken sich dann, so gut wie sie können, mit den Beinen ab, haben sie verstanden?“ Eine Person schritt ins Zimmer. War es endlich der Doc? So im Dunklen war das schwer zu sagen, doch wie aufs Stichwort schaltete dieser das Licht an. Ja, in der Tat, das war Oliver. Dieser Bastard hat es doch noch rechtzeitig geschafft. Zittrig hob Joker seinen Arm und griff mehr oder weniger nach dem Bein des Mannes. Dieser fuhr zugleich zusammen und bemerkte wohl erst jetzt, dass da jemand saß. Langsam kam der Arzt auf Augenhöhe und zeigte in sämtlichen Zügen sein Mitleid, das könnte er sich gleich mal abgewöhnen. So etwas brauchte er nicht, er könne sich auch so gut vorstellen, wie Scheiße er wohl gerade aussah. „Hey Doc, alles paletti?“, röchelte der Bleiche heraus und versuchte seine Mundwinkel anzuheben. Das klappte aber nur bruchstückhaft. Seine Brauen hoben sich leicht an, als Oliver seinen Plan vortrug und er kicherte ihn schwach an. War das sein ernst? Nicht einmal den kleinen Zeh konnte er noch bewegen, aber gut, wenn er es versuchen wollte. Mit einem leichten Nicken stimmte Joker dann doch zu und ließ sich von dem Arzt packen. Aber keine Chance, der Bleiche hing in der festen Umarmung wie ein nasser Sack und musste sich zum Tisch schleifen lassen. Erst nach mehreren Anläufen schaffte es der Arzt ihn auf die kalte Platte zu hiefen und ihn vorweg erstmal auf die Seite zu rollen. Sein Atem raste, als ihm der Schmerz mit einem Schlag wieder bewusst wurde. Er wusste nicht, jemals so einen erlebt zu haben. „Verdammt noch mal…pass doch auf“, zischte er ihm entgegen und knirschte mit den Zähnen. Doch das Schmerzhafteste würde wohl doch noch bevor stehen. Unweigerlich viel ihm wieder seine Bewusstlose ein, Harley, der Arzt müsste wenigstens checken ob sie noch lebte. „Doc…Doc warte, im Schlafzimmer liegt ne Frau, sie nach ob sie noch lebt…wenn ja, mach das sie wenigstens im Bett liegt…ach und noch was….glotz ihr ja nicht auf die Titten…sonst bist du dran“. „Tschuldige“, gab er schnell auf das Zischen zurück und platzierte seinen Koffer neben den Tisch. Mit Druck ließ er die Schnallen aufspringen und kramte erst einmal nach einem Fiebersenkenden Mittel. Mit dem Zeigefinger rückte er die Brille zurück nach oben und las die Aufschrift eines Röhrchens. Eigentlich für Hunde, doch das müsste schon klappen. Nachdem er sich ein paar in die Hand schüttete, vernahm er die Worte des Jokers. Eine Frau im Schlafzimmer? Gleich darauf viel ihm auch wieder die Psychiaterin ein, Harleen oder wie sie hieß. Konnte es sein, das es sich um sie handelte? Das sie wirklich noch lebte? Und wenn ja, warum war es dem Clown wichtig ob sie noch lebte? Etwas skeptisch verengte er die Brauen, ging jedoch der Anweisung nach. Langsam schritt er den kleinen Flur entlang und tatsächlich, da lag eine blonde und…nackte Frau. Für eine Sekunde verkrampfte sich sein Körper, fing sich jedoch schnell wieder. Oliver kniete sich neben sie und legte die Finger auf ihre Halsschlagader, schwacher Puls. Ebenfalls glühend und ihr Körper mit Wunden überseht. Spuren von den Prügeln des Verrückten? Armes Ding. Behutsam schob er sie auf seine Arme und legte sie auf das Bett. So sehr er auch jetzt dieser Unbekannten helfen wollte, Joker musste leider vorgehen. Ein schlechtes Gewissen konnte er sich jetzt nicht erlauben, aber wenigstens die Tabletten schob er ihr schnell in den Mund und bedeckte ihren Körper mit einer Decke. Dann griff er sich das Glas Wasser von dem kleinen Nachttisch und spülte ihren Mund damit. Hoffentlich konnte er sie so lange genug am leben erhalten. Zügig schritt er zurück zum Clown und füllte erneut die Hand mit den Fiebersenkern für Hunde. „Sie lebt noch, aber braucht dringend ärztliche Versorgung“, berichtete er und trieb das gleiche Szenario auch mit Joker. Tablette rein und spülen. Jetzt erlaubte Oliver sich auch einen Blick unter den Verband am Rücken. Noch eine Schusswunde, knapp an der Wirbelsäule vorbei. Er hatte ganz schönes Glück gehabt aber wie tief sie steckte ließ sich schwer beurteilen. Diese würde er wohl nicht so einfach entfernen können. Viel zu riskant war es, die Wirbelsäule zu verletzen. „Die Kugel im Rücken werde ich nicht entfernen können, dafür bräuchte man richtige Chirurgen und eine Röntgenaufnahme müsste gemacht werden. Ich kann nur versuchen eine Entzündung zu verhindern und die in ihrem Bein entfernen.“ Harleen lebte noch, eine gute Nachricht. Irgendwie. „Du kannst dich gleich nach mir um sie kümmern“, fügte er nur hinzu und bekam eine Ladung Tabletten in den Rachen gespült. Für welches Tier diese eigentlich gedacht sind, wollte er gar nicht wissen. „Dann bleibt sie eben drin, ich kann es mir wohl kaum leisten in die Notaufnahme zu fahren…mit dieser Visage, oder Doc? Tun sie, was in ihrer Macht steht und gut ist.“ Ärgerlich war es zwar schon, das der Bleiche nicht wusste wo genau die Kugel steckte, aber das Risiko gehörte nun mal zum Leben dazu. Dann an die Arbeit. Zunächst schmierte er großzügig Wundsalbe rings um die Wunde am Rücken und ein weiteres, entzündungshemmendes Mittel, direkt in die Wunde. Mehr als alles jetzt noch zu bandagieren, könnte er jetzt wohl nicht mehr machen, das Gleiche galt auch für den Arm. Einen Knochen schien die Kugel dort nicht getroffen zu haben, nur durch Muskeln, nähen wäre bei der Größe der Einschusslöcher auch nicht nötig. Aus seinem Koffer griff er sich eine lange Pinzette und ein weiteres Röhrchen mit Antibiotika, dieses hielt er Joker unter die Augen. „Alle zwei Stunden zwei Tabletten.“ Dann machte er sich am Bein zu schaffen, hier müsste er die Kugel entfernen können. Vorsichtig legte er die Pinzette an. „Das wird jetzt ziemlich schmerzhaft, sie könnten dadurch auch das Bewusstsein verlieren“, erklärte er und drang mit dem Eisen in die Wunde. Jokers Laute verrieten eindeutig, wie sehr es schmerzte, aber Oliver bekam zum Glück auch schnell das Metall zu fassen und konnte es aus seinem Bein entfernen. „Geschafft“. Gleich auch hier die Salben drauf und ein dicker Verband. „Mehr kann ich jetzt erst einmal nicht für sie tun…ich werde mich jetzt um die Frau kümmern.“ Ohne einen Widerspruch zuzulassen, wobei Joker nicht aussah als könne er jetzt irgendetwas sagen, marschierte er mit seinem Koffer in das Schlafzimmer und setzte sich langsam auf die Bettkante. „Miss?“, begann er behutsam und tätschelte leicht ihre heiße Wange. „Können sie mich hören?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)