Intoxicating Dispute von Vienne (Liebe wie im Rausch...) ================================================================================ Kapitel 2: Einsamkeit --------------------- Die Bücher türmten sich auf dem Schreibtisch und der Laptop gab ein leises surrendes Geräusch von sich. Ein Kugelschreiber fiel durch einen Luftzug vom Tisch. Ein paar Notizblätter wurden durcheinander gewirbelt. Landeten teilweise am Boden. Die bodenlangen Vorhänge wehten durch den Wind, der sich seinen Weg durch die offene Balkontüre ins Zimmer hinein suchte. Am Himmel über Tokio hingen graue Wolken und drückten damit genau Mamorus Stimmung aus. Schon seit einigen Tagen war ihm nicht mehr nach Sonnenschein zumute. Seit seinem Streit mit Usagi hatte auch das Wetter umgeschlagen. Zumindest kam es ihm so vor. Er hatte sich auf die Brüstung seines Balkons abgestützt und schaute auf die Skyline Tokios und den Tokyo Tower. Eigentlich hatte er sich vorgenommen zu lernen. Aber es fiel ihm zunehmend schwerer. Immer öfter schweiften seine Gedanken ab. Auch wenn er krampfhaft versucht hatte, sich auf die Texte vor ihm zu konzentrieren, gelang es ihm nicht. Schließlich hatte er sich zu einer Pause durchgerungen. Wollte einen klaren Kopf bekommen. Doch auch jetzt gelang es ihm nicht. Mamoru hatte das Gefühl, dass, je mehr er sich anstrengte, er immer mehr an den Streit denken musste. Laut seufzte er auf und drehte der Skyline den Rücken zu, starrte auf seine nackten Füße. Auch wenn es bewölkt war, hatte es eine angenehme Außentemperatur um die vierundzwanzig Grad. Er war immer noch wütend auf Usagi und ihren Satz. Er hasste sie dafür, dass sie nie nachdachte, bevor sie etwas sagte. Und dabei war es egal, ob er mit ihr stritt oder sie sich mit ihren Freundinnen unterhielt. Aber bei ihm hatte sie vor einer Woche eine Grenze überschritten. Eine Grenze die sie ganz genau kannte. Es war immer klar gewesen, dass die Familie des jeweils anderen tabu war. Aber beim letzten Mal war irgendwie alles aus dem Ruder gelaufen. Vor zwei Tagen hatte er Rei getroffen. Sie hatten sich unterhalten und das Mädchen hatte ihm erzählt, warum Usagi eigentlich so ausgerastet war. Mamoru kam nicht umhin, darüber zu lachen. Es war ein lächerlicher Grund. So simpel. Rei hatte ihn darum gebeten, sich mit Usagi zusammen zusetzen und zu reden. Aber er hatte dankend abgelehnt und sich von ihr verabschiedet. Ihre letzten Worte nahm er nur halb war. Aber dafür schwirrten sie jetzt umso aufdringlicher in seinem Kopf herum: ”Sie leidet genauso darunter wie du.” Mamoru schüttelte den Kopf. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Usagi unter seiner Zurückweisung litt. Wahrscheinlich war sie froh, dass sie ihn nicht mehr sehen musste. Und würde immer noch über ihn herziehen. Er seufzte auf und schloss die Augen, nur um sie gleich danach wieder zu öffnen. Viel zu sehr erschreckte er sich vor sich selbst. Denn schon wieder sah er ihr Gesicht vor seinem inneren Auge. Er fluchte leise. Warum musste er seit ihrem Streit immer ihr Gesicht sehen. Es war zum Haareraufen. Langsam schlurfte er wieder hinein ins Wohnzimmer. Sein Blick fiel auf den überfüllten Schreibtisch. Mit zwei Schritten war er dort und fuhr den Laptop herunter, der sowieso schon kurz vorm Ruhemodus stand. Dann klappte er seine noch aufgeschlagenen Bücher zu und sammelte die Notizen und den Kugelschreiber vom Boden auf. Heute hatte er wirklich nicht mehr die Nerven dazu, um zu Lernen. Er tapste über den Parkettboden und ließ sich auf sein Sofa fallen, schnappte sich die Fernbedienung. Normalerweise sah er nur wenig fern. Viel zu sehr war er beschäftigt. Zum einen mit der Uni, zum anderen mit seinem Zweitleben als Tuxedo Kamen. Bei letzterem war er momentan nicht sehr böse darum, dass Sailor Moon anscheinend ohne ihn ganz gut zurecht kam. Schon seit einigen Tagen hatte er nicht mehr dieses Stechen in der Herzgegend gehabt wie sonst immer, wenn sie seine Hilfe benötigte. Aber vielleicht hielt sich auch gerade das Dark Kingdom ein wenig zurück. Doch es war ihm nur ganz recht. Zumindest was den Feind betraf. Denn Sailor Moon vermisste er schon ein wenig. Sie war immer so tollpatschig und stark zu gleich. Ihre Augen funkelten, wenns sie ihn sah und das machte ihn irgendwie glücklich. Er mochte sie. Und wenn er in manchen Momenten ehrlich zu sich selbst war, vielleicht mehr als das. Denn ab und an, wenn sie sich nah waren und er sie in den Armen hielt, hatte er ein leichtes Kribbeln im Bauch. Mamoru war sich nicht sicher, ob er nicht schon beim ersten Treffen mit ihr sein Herz an sie verloren hatte. Er musste lächeln. Erneut schloss er seine Augen. Dieses Mal war es das Gesicht Sailor Moons, was ihm im Gedanken kam. Jedoch nur kurz: Es dauerte nur wenige Sekunden und Sailor Moon machte Usagi Platz. “Ah, verdammt!”, wütend schmiss er ein Kissen in die Ecke. Er verstand sich selbst nicht. War er denn so an sie gewöhnt gewesen, dass er jetzt nicht mal einen Tag ohne sie auskommen konnte? Von sich selbst genervt, schaute er wieder zum Fernseher und zappte sich durch die Kanäle. Ein Kieselstein flog, angekickt durch eine Schuhspitze, einen halben Meter nach vorne. Es gab kaum ein Geräusch, als er wieder auf den Steinplatten des Fußweges aufschlug. Aber selbst wenn er so laut gewesen wäre wie eine ganze Lawine von Steinen, hätte sie es nicht gehört. Selbst den Lärmpegel ihrer Umgebung nahm sie kaum wahr. Wie so vieles in letzter Zeit. Nicht einmal die Vögel konnten ihre Ohren erreichen. Sie war komplett in ihrer eigenen kleinen Welt versunken. Nahezu gefangen darin. Usagi wusste, dass sie spät dran war. Sie hatte wieder nachsitzen müssen. Aber das Donnerwetter von Rei würde sie stoisch über sich ergehen lassen. Wie schon so oft. Ihr Blick glitt die vielen Stufen zum Hikawa-Tempel hinauf und sie begann, nun in einem etwas schnellerem Tempo, hinauf zu gehen. Keinesfalls wollte sie, dass ihre Freundinnen mitbekamen, wie dreckig es ihr in letzter Zeit ging. Sie wollte den anderen nicht zeigen, wie sehr es ihr wehtat, dass Mamoru sie aus seinem Leben verbannt hatte. Obwohl sie ihn noch nie leiden konnte, hatte er sie damit mehr als nur verletzt. Sie seufzte auf, als sie oben angekam war. Als sie ihre Freundinnen erblickte, die auf den Stufen vor dem Haupthaus saßen, setzte sie ihr Lächeln auf. Nur nichts anmerken lassen, lautete die Devise. “Hallo!”, sie rannte betont fröhlich auf die Mädchen und Luna und Artemis zu. “Du bist spät.”, Rei schaute sie ernst an, aber sie klang nicht so wütend wie sonst. “Ich musste nachsitzen.” ”Warst du wieder zu spät heute Morgen?” “Nein, Mina. Ich hab nur, ähm, ziemlich getrödelt.”, Usagi kratzte sich verlegen am Hinterkopf. “Das heißt, du warst pünktlich losgegangen und bist trotzdem zu spät gekommen?”, Makoto schaute sie erstaunt an. Genau wie Ami, die fragend drein schaute. Sie alle wussten, dass wenn Usagi zu spät war, sie sich immerhin meistens noch Mühe gab, um pünktlich zu sein. “Ja.”, Usagi ließ sich auf die Stufen fallen, “Wie gesagt, ich hab getrödelt.” Sie spürte die Blicke auf sich ruhen. Doch sie erwiderte keinen von ihnen. Stattdessen schaute sie starr auf ihre Füße und hoffte inständig, dass sie nicht weiter nachfragen würden. Außerdem hätte sie dann wahrscheinlich eh mit einer Notlüge geantwortet. Niemals hätte sie ihnen gesagt, dass sie nur getrödelt hatte, weil sie in Gedanken ganz woanders war. Und auch noch an einer ihr sehr bekannten Ecke gewartet hatte. Sie hatte gehofft, wieder in ihn hinein zu laufen. Aber nichts war passiert. Genauso wie in den letzten Tagen nichts passiert war. Leise seufzte sie auf. Den anderen Mädchen war Usagis Stimmung in den letzten Tagen nicht entgangen. Durch Luna hatten sie bereits erfahren, dass ihre Freundin wie ausgewechselt war. Das sie oftmals im Schlaf weinte oder sprach. Und immer ging es um Mamoru und den Streit. Teilweise verfolgte Luna Usagi sogar, wenn sie früher als üblich zur Schule ging. Sie beobachtete Usagi dabei, wie sie einen extra Umweg ging, um am Crown vorbei zu laufen und einen Blick hinein zu werfen. Und das sie danach immer niedergeschlagen war. Vor einigen Tagen hatte die Katze sie auf ihre Verhaltensweise angesprochen. Aber Usagi war ihr ausgewichen. Sagte ihr, dass sie lediglich viel zu tun habe in der Schule und ein bisschen ausgelaugt sei. Sogar auf das Weinen in der Nacht hatte sie eine Ausrede: Angst vor der nächsten Schularbeit. Die Mädchen wollten Usagi nicht drauf ansprechen. Wenn sie schon bei Luna log, dann würde sie es auch vor ihnen tun. So wie eben mit der Trödelei. “Ich geh mir mal eben die Hände waschen.”, Usagi erhob sich und verschwand ohne ein weiteres Wort im Haus. Die anderen blickten ihr nach. ”Ans Lernen brauchen wir heute nicht mehr zu denken.”, seufzte Rei. “Vielleicht doch. Es könnte sie ablenken.” “Aber Ami, sie kann sich sowieso nicht konzentrieren.” ”Meinst du, Mako?” Die Braunhaarige nickte und ihre Freundin seufzte resignierend. “Glaubt ihr, sie vermisst ihn?”, Minakos Stimme klang zaghaft und sie schaute vorsichtig unter ihrem blonden Pony in die Runde. Am längsten ruhte ihr Blick auf Rei, die ihn kurz erwiderte und dann ihren Blick über den Hof gleiten ließ und aufstand. Sie ging ein paar Schritte, bevor sie sich zu ihren Freundinnen umdrehte: ”Es scheint so.”, gab sie Minako die Antwort auf ihre Frage, “Auch wenn ich es nie für möglich gehalten hätte. Aber sie scheint wirklich darunter zu leiden, dass er sie so aus seinem Leben verbannt hat. Immerhin war sie es gewohnt, ihn beinahe schon täglich zu sehen. Egal ob auf ihrem Schulweg oder im Crown. Irgendwie war er einfach ein Teil ihres Lebens.” ”Hm. Sie kann einem leid tun.”, seufzte Makoto. “Weiß eigentlich eine von euch, wie es Mamoru damit geht? Immerhin haben er und Usagi seit dem Streit kein Wort mehr miteinander gewechselt.” ”Wie auch, Ami? Sie haben sich seit dem auch nicht einmal gesehen.”, Lunas Stimme klang betrübt. “Als ich gestern im Crown war, hab ich mit Motoki geredet.” ”Was er hat gesagt, Mina?” Das Mädchen schaute zu Makoto und hob die Schultern: ”Nicht viel. Außer das Mamoru lediglich am frühen Morgen ins Café kommt. Gleich wenn es öffnet und sich dann seinen Kaffee abholt zum Mitnehmen. Aber ansonsten meidet er es. Motoki wollte ihn drauf ansprechen, aber Mamoru schwieg behaarlich.” “Ich hab ihn vor zwei Tagen getroffen.” Alle blickten erstaunt zu Rei. “Ich war beim Einkaufen, als ich ihn traf und hab ihm gesagt, warum Usagi so ausgerastet ist.” ”Und was hat er gesagt?”, Ami schaute sie fragend an. “Er schüttelte nur den Kopf und meinte, dass es ihn nicht mehr interessiert. Das es lächerlich sei. Meine Bitte, sich mit ihr zusammen zusetzen, hat er abgelehnt und ist gegangen. Ich hab ihm noch gesagt, dass sie genauso darunter leidet wie wahrscheinlich er selbst.” ”Der leidet doch nicht.”, Usagi stand im Türrahmen gelehnt und schaute Rei an. Spott lag in ihren Augen: ”Und ich leide auch nicht darunter.” “Aber wir sehen doch, dass du nicht mehr so viel lachst wie sonst. Und wenn dann ist es aufgesetzt.”, Ami schaute zu ihr auf. “Das bildet ihr euch nur ein. Ich hab viel Stress in der Schule. Ihr wisst, dass ich nicht die hellste Kerze auf der Torte bin. Außerdem hab ich nächste Woche zwei wichtige Schularbeiten. Tut mir leid, wenn ihr das falsch interpetiert habt. Aber ich mach mir sicherlich keinen Kopf um Baka.” “Hörst du dich eigentlich selbst reden?” Usagi blickte zu Rei, die auf sie zukam. Und sie war wütend: ”Natürlich leidest du. Luna hat uns gesagt, dass du im Schlaf weinst und sprichst und Umwege über das Crown machst. Also was versuchst du uns hier vorzumachen? Sag’s doch einfach, dass du ihn vermisst.” Usagi schaute sie mindestens genauso wütend an wie Rei sie. Ging die Stufen hinunter und hielt ihrem Blick stand. “Warum sollte ich ihn vermissen? Für was? Bestimmt nicht für seine Beleidigungen und seine Arroganz, die er mir gegenüber an den Tag gelegt hat. Vielleicht würde ich ihn vermissen, wenn er mal genauso nett zu mir gewesen wäre wie zu dir. Aber auch nur vielleicht. Nur dummerweise war er das nie. Nein, er hat mich immer nur als komplette Vollidiotin dargestellt und mich vor allen anderen dumm von der Seite angemacht. Glaub mir, ich vermisse ihn kein Stück. Ganz im Gegenteil: Ich bin froh, wenn ich ihn nicht mehr sehen muss. Von jetzt an lebt er sein Leben und ich meines. Und das ist auch gut so.” “Usagi.”, Makoto schaute sie erstaunt an, doch sie wurde ignoriert. “Wenn du ihn also das nächste Mal siehst, brauchst du dir um mich keine Gedanken mehr zu machen. Werd ein Teil seines einsamen Lebens. Ich wünsche dir viel Spaß mit dem Vollidioten.”, Usagi grinste Rei an und ging dann in ihr vorbei. “Wo willst du denn hin?”, Ami war aufgesprungen, “Wir wollten doch noch lernen.” ”Sorry, ich muss nach Hause. Ich wollte noch meiner Mutter helfen. Hab es ihr versprochen.”, Usagi winkte ihren Freundinnen zu und wandte sich dann noch mal an Rei, “Und sag ihm endlich, dass du ihn magst. Der checkt sowas sonst nicht.” Sprachlos über den letzten Satz schaute Rei ihr hinterher. Auch den anderen erging es nicht anders. “Was war das denn gerade?”, Minako blickte fragend in die Runde. Aber alle hoben nur ahnungslos ihre Schultern. Bis auf Rei die gar nicht reagierte. Sie war in Gedanken immer noch bei Usagi. Hatte sie das gerade richtig gesehen? Hatte ihre Freundin wirklich Tränen in den Augen bei ihrem letzten Satz. Das konnte doch unmöglich sein. Die Tränen liefen ihr heiß übers Gesicht. So sehr sie es auch wollte, konnte sie sie nicht stoppen. Es tat so weh. Es schmerzte sie, dass sie ihre Freundinnen anlügen musste. Es schmerzte sie, dass sie Rei angeschrieen hatte. Es schmerzte sie, dass sie selbst weinen musste. Es schmerzte sie, dass sie Mamoru nie wieder sehen würde. Usagis Blick war so verschleiert, dass sie gar nicht bemerkte, wohin sie lief. Ihre Beine trugen sie in ein unbestimmte Richtung, und sie achtete nicht wirklich darauf. Erst nach einiger Zeit blieb sie stehen, um in ihrer Schultasche nach einem Taschentuch zu kramen und blickte dabei auf. Sie erstarrte kurzzeitig, als sie erkannte, wo sie war: Sie stand genau vorm Crown. Musste schwer schlucken. Nervös überlegte sie, ob sie hinein gehen sollte. Allerdings bekam sie keine Antwort und ihre Beine nahmen wieder selbstständig ihre Arbeit auf und trugen sie ins Café. Die Stimme ihres Verstandes vollkommen ignorierend. Usagi wischte sie nochmal über ihr Gesicht, bevor sie zum Tresen ging, an dem Motoki stand und Gläser polierte. Er lächelte sie breit an, als er sie sah: ”Hey, Usagi! Schön dich wiederzusehen.” “Hallo Motoki.”, sie legte ihre Schultasche auf den Tresen und setzte sich dann auf einen der Barhocker. Sie blickte sich um. Es war erstaunlich wenig los, dafür das es bereits nach vier war. Aber sie war nicht traurig darüber. Es kam ihr ganz gelegen. Unaufgefordert stellte er ihr eine Schokoshake mit der doppelten Portion an Schlagsahne und Schokostreuseln vor die Nase. Und auch der Shake an sich war bald dreimal so schokoladig wie sonst. Der junge Mann musste sie nicht fragen, wie es ihr ging. Er kannte sie lang genug, als das er ihr am Gesicht ansehen konnte, wie es um sie stand. Seit ihrem Streit mit seinem besten Freund Mamoru hatte sie das Café gemieden. Laut seufzte er auf. “Was hast du denn, Motoki?”, Usagi schaute ihn fragend und auf dem Strohhalm kauend an. “Nein, es ist alles okay. Aber du siehst mitgenommen aus.” ”Was? Nein, bei mir ist alles bestens.” “Usagi?” ”Ja?” ”Du ziehst das gleiche Gesicht wie Mamoru.” ”Bitte was? Mein Gesicht ist viel hübscher als seine Teufelsfratze.” Motoki grinste: ”Das bestreitet ja auch keiner. Aber genau wie er bist du doch auch traurig.” ”Warum sollte ich traurig sein? Meinst du etwa, weil ich ihn seit dem Streit nicht mehr gesehen habe?” ”Zum Beispiel.” ”Ha, sicherlich nicht. Mir geht es gut und ich bin froh, dass ich ihn nicht mehr sehen muss.” “Okay.”, er wollte nicht weiter auf dem Thema drauf rum reiten, “Wie du meinst.” Sie nickte energisch. “Wo sind die anderen?”, Motoki blickte sie neugierig an. Es war selten, dass Usagi allein zu ihm kam. Meistens waren ihre Freundinnen dabei oder zumindest eine von ihnen. “Oh, die sind bei Rei.” ”Ohne dich?” ”Ja, ich bin vorzeitig gegangen.”, Usagi klang genervt und er wusste sofort, warum. Wahrscheinlich hatten auch die Mädchen sie wegen Mamoru gefragt und wie es denn jetzt weitergehen sollte. Ihm war klar, dass seine beste Freundin Mamoru vermisste. Wahrscheinlich nicht mal nur die Streitereien mit ihm sondern ebenso ihn als Mensch an sich. Doch genauso stur wie es Mamoru war, war auch sie. Nie und nimmer würde einer der beiden kleinbei geben und sich entschuldigen. Keiner der beiden würde der Klügere in dieser Angelegenheit sein. Motoki konnte Mamorus Sichtweise durchaus nachvollziehen. Der Tod seiner Eltern und das Leben im Waisenhaus war immer ein Tabuthema gewesen. Wenn davon die Rede war dann nur, weil es alleine von Mamoru ausging. Aber nie hatten er oder die Mädchen damit begonnen. Sie alle wussten, das es immer noch schwer für den Studenten war. Auch wenn er es sich nie anmerken ließ. Das Usagi nun doch das Thema angeschnitten hatte und das mitten im Streit, war ohnehin schon mehr als ungewöhnlich gewesen. Anscheinend hatte sie vollkommen den Kopf verloren. Und auch das war durchaus nachvollziehbar: Mamoru war wirklich gemein zu ihr gewesen. Nach Amis Bitte, doch mal nett zu ihr zu sein oder ihre Provokationen und Launen zu übergehen, war er wirklich in Fahrt gekommen. Motoki wusste nicht mehr weiter. Es widersprach ihm, sich auf eine Seite zu schlagen. Aber bei seinem Gespräch gestern mit Minako musste er zugeben, dass er sich auch nicht wirklich raushalten wollte und konnte. Immerhin ging es um seine beste Freundin und seinen besten Freund. Sein Blick glitt wieder zu ihr: ”Wie läuft’s in der Schule?” ”Geht so. Wir haben nächste Woche zwei wichtige Schularbeiten in Englisch und Mathe.” ”Nicht gerade deine Stärken.” ”Ja ich weiß.”, sie lachte verlegen, “Aber ich versuch schon brav zu lernen. Vielleicht könntest du mir einfach noch ein wenig die Daumen drücken.” “Das mach ich. Wann schreibst du sie denn?” ”Mittwoch von neun bis halb elf und Donnerstag von eins bis halb drei.” “Kurz hintereinander?” ”Ja. Leider. Also bitte drück mir die Daumen.” ”Versprochen.” Usagi lachte bei seinen Worten.Es tat gut auf jemanden zu treffen, der sie so nahm, wie sie war. Ohne sie auf das leidige Thema ‘Mamoru’ anzusprechen und es einfach respektierte, dass sie nicht darüber reden wollte. Und auch nicht nachbohrte. Sie fühlte sich ein Stückchen freier. Weniger einsam und genoss es lachend. Die Sonne suchte sich einen Weg durch die Wolkendecke. Aber sie hatte es schwer. Er blickte zum Himmel empor. Überlegte, ob er seine Sonnenbrille doch benötigen würde. Verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder. Mamoru hatte es Zuhause nicht mehr ausgehalten. Ständig kam sie ihm in den Sinn. Seine Gedanken kreisten ständig um Usagi und dem Satz von Rei. Nach dem sein erster Versuch gescheitert war, sich mit dem Lernen abzulenken, scheiterte auch der zweite, es mit dem TV-Programm zu versuchen. Abgesehen davon, dass nichts Vernünftiges lief. Schlussendlich hatte er sich dann also aufgerafft und war losgegangen, um Ablenkung bei seinem besten Freund zu suchen. Motoki hatte schnell begriffen, dass er nicht darüber reden wollte und es respektiert. Starr blickte er auf den Weg vor sich und seine Füße. Konzentrierte sich ganz und gar darauf. Nur nicht ablenken lassen, war seine Devise. Er fuhr ganz gut damit und war auch irgendwie froh, als er das Crown erreichte. Seine Ablenkung rückte in greifbare Nähe. Die automatische Schiebetüre öffnete sich und seine Laune hob sich. Sogar ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Ein Lächeln das sofort gefror, als er es sah. Als er sie sah. Er blieb stocksteif stehen. Beobachtete sie. Spürte, wie sein Puls sich bei ihrem Anblick ungewollt beschleunigte. Obwohl er nur ihren Rücken sah, machte es ihn nervös. Ihr herzliches Lachen erwärmte sein Herz. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit. Freude? Er wusste es nicht. Mamoru blieb einfach ungerührt stehen. Sagte kein Ton. Wurde nicht beachtet zu seinem Glück. “Bist du sicher, dass du keinen zweiten willst?” “Nein danke, Motoki. Meine Mama kocht heute Teriyaki mit Dango und zum Nachtisch Schokoladenpudding. Da muss ich mir noch ein bisschen Platz im Bauch sparen. So leid es mir tut. Und du weißt, dass ich deinen Schokoshake wirklich liebe.”, lachte sie ihm entgegen und begann in ihrer Schultasche nach ihrer Geldbörse zu kramen, “Ich muss dann auch los. Neben dem leckeren Essen meiner Mama warten auch meine Hausaufgaben auf mich. Leider.” Motoki konnte nicht anders, als zu lachen. Ihr Gesicht beim Gedanken an ihre Hausaufgaben war einfach zu amüsant. “Dann lass dich nicht aufhalten.” ”Schade.”, kicherte sie, “Was bekommst du von mir?” ”Usagi, wie lange kommst du nun schon her?” ”Weiß nicht?! Ein Jahr mindestens.” ”Und du kennst immer noch nicht den Preis für den Shake?” ”Er war mit der doppelten Portion Sahne. Und dazu noch ein Double-Shot.” “Macht achthundert Yen. Aber für dich sind es siebenhundert.” “Du bist der Beste, Motoki.”, sie gab ihm die Scheine und noch ein kleines Trinkgeld. Sie packte ihre Sachen zusammen und stieg etwas umständlich von ihrem Hocker herunter. Schenkte Motoki einen lachenden Blick und stutzte: ”Was hast du denn?” Der junge Mann schaute starr geradeaus. Ignorierte ihren Blick. Usagi war verwundert, folgte seinem Blick und drehte sich langsam um. Sofort verkrampfte sie sich. Vor Schreck fiel ihr die Tasche aus der Hand. Sie zitterte, als er auf sie zukam und sich bückte. Ohne die kleinste Mimik reichte er ihr wortlos die Tasche. Nervös nahm sie sie an sich, drückte sie an ihre Brust. Er sah ihren Blick. Sie war erschrocken gewesen, als sie ihn erblickte. Sogar ihre Tasche fiel zu Boden. Aus keinem besonderen Grund heraus hob er sie auf und gab sie ihr. Kurz überlegte er dabei, etwas zu sagen. Aber sein Hals war staubtrocken und sein Gehirn stellte die Arbeit ein. Mamoru konnte nicht anders, als sie anzuschauen. Sah die Traurigkeit in ihrem Blick. Hatte Rei wirklich Recht gehabt? Litt sie tatsächlich unter dem Streit. Usagi musste ihn ansehen, obwohl sie es nicht wollte. Sie hätte auch auf ihre Schuhspitzen schauen können. Oder auf die Bodenkacheln. Aber es ging nicht. Sie musste ihm in die Augen blicken und ertrank beinahe darin. Sie konnte die Leere darin sehen. Das Fröhliche war daraus verschwunden. Motoki sah den beiden zu. Langsam hatte er wieder seine Arbeit aufgenommen und polierte die Gläser, die frisch aus dem Geschirrspüler kamen. Er wollte ihnen nicht dazwischen funken und war schon froh, dass sich beide nicht die Augen auskratzten. Auch einige Stammgäste beobachteten das ungleiche Paar. Schnell hatte sich der Streit herum gesprochen und auch, dass Mamoru Usagi mehr oder weniger die Freundschaft gekündigt hatte. Oder was man eben unter ihren täglichen Streitereien verstand. Keiner wagte es zu atmen. Man hätte tatsächlich den sprichwörtlichen Stecknadelkopf fallen hören können. Rei, Ami, Minako und Makoto kamen am Crown an. Nachdem Usagi sich verabschiedet hatte, hatten sie noch versucht zu lernen. Aber dank ihrer Freundin war die Stimmung und die Motivation auf den Tiefpunkt gesunken. Und schlussendlich hatten sie es aufgegeben. Sie hatten einstimmig beschlossen, ins Crown zu gehen. Auch mit der Absicht Mamoru den Kopf zu waschen, falls er doch da sein sollte. Sie alle hatten es satt, dass Usagi deswegen so litt. Es konnte gefährlich für sie werden, wenn sich das Dark Kingdom dazu entschloss, doch noch anzugreifen. Das Mädchen war jetzt schon nicht bei der Sache und vollkommen unkonzentriert. Wie sollte es dann erst im Kampf sein? Es musste schleunigst eine Lösung gefunden werden. Rei betrat das Café als Erste, ihr folgten die anderen und rannten beinahe in die Schwarzhaarige hinein, die abrupt stehen geblieben war. Überrascht blickten die drei anderen erst zu ihrer Freundin und folgten dann ihrem Blick. Allen verschlug es augenblicklich die Sprache, als sie die beiden Personen nur ein paar Schritte vor sich sahen. Noch immer standen Usagi und Mamoru sich gegenüber. Blickten sich an. Ihre Körper waren angespannt. Sie sprachen kein Wort. “Was tun sie da?”, Makotos Stimme war leise. “Es war Zufall.”, Motoki war zu ihnen getreten, “Usagi war schon seit einer Stunde da und wollte gerade gehen, als Mamoru rein kam.” ”Aha.” “Das ist jetzt zirka zehn Minuten her und seitdem starren sie sich so an.” ”Was?”, Amis Stimme klang ungewohnt überrascht. “Ja. Sie haben kein Wort miteinander gesprochen.” “Sollten wir vielleicht was sagen?” ”Nein Minako, das werden wir nicht.”, Reis Stimme klang ernst, “Lasst ihnen die Zeit.” “Aber Rei.”, Makoto schaute sie erstaunt an, “Ich dachte, du willst was von ihm.” ”Es ist so, wie es Motoki gesagt hat: Er ist bei ihr viel entspannter als bei mir. Nicht so distanziert.” “Naja, also im Moment ist er das schon.” “Vielleicht. Aber er schenkt ihr einen ganz anderen Blick als mir.” Die Mädchen und auch Motoki wussten, was Rei meinte. Auch wenn Usagi und Mamoru kein Wort miteinander sprachen, so sagten ihre Blicke mehr als tausend Worte. Still beobachten sie die beiden. Ihr Herz schlug schnell. Zu schnell für ihren Geschmack. Noch immer konnte sie ihn nur anschauen. Kein Wort kam ihr über die Lippen. Sie hasste sich in diesem Moment selbst dafür. Und fragte sich ernsthaft, wo ihre Schlagfertigkeit geblieben war. Mamoru erging es nicht anders. Liebend gerne hätte er etwas gesagt. Ganz egal was. Aber er schaffte es nicht. Er starrt sie einfach nur wie ein dummer Schuljunge an. Usagi spürte die Blicke der Gäste in ihrem Rücken. Wie lange standen sie sich jetzt schon gegenüber? Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dass sie ihm in die Augen schaute und ertrank. Langsam machte sich Unbehagen in ihr breit. Ob sie es wollte oder nicht, aber sie musste sich von ihm losreisen. Und sie wollte es eigentlich nicht. Denn für den kurzen Moment ihres Aufeinandertreffens war die Welt stehen geblieben. Es gab nur ihn und sie. Und Usagi fragte sich, ob es nicht vielleicht schon immer so war. Sie atmete tief ein und wieder aus. Schloss die Augen und wandte den Kopf ab, bevor sie sie wieder öffnete. Ihr Blick fiel auf ihre Freundinnen, die zusammen mit Motoki regungslos im Eingangsbereich standen und sie scheinbar beobachtete hatten. Ihr fielen die anderen Gäste auf, die sie alle vom Sehen her kannte. Auch sie hatten sie anscheinend beobachtet. Sie seufzte auf, drückte ihre Tasche noch ein wenig mehr an sich. Usagi spürte erneut dieses Gefühl in sich. Und sie mochte es nicht. Es tat weh und brachte sie dazu, zu weinen. Was sie nicht wollte. Sie wollte nicht vor allen Gästen in Tränen ausbrechen. Auch nicht vor ihren Freundinnen. Und schon gar nicht vor Mamoru. Sie wollte keine Schwäche vor ihm zeigen. Wollte ihn nicht triumphieren lassen. Er sollte ja nicht glauben, dass er irgendeine Kontrolle über sie hatte. Das er sie verletzt hatte, in dem er ihr vor den Kopf gestoßen hatte. Außerdem hatte sie sich entschuldigt bei ihm. Und sie hatte es wirklich ernst gemeint. Er war in Usagis Augen selber Schuld, wenn er es nicht annahm. Sollte er doch versauern und alleine durchs Leben streifen. Sie würde ihm nicht aus dem Sumpf der Einsamkeit helfen. Mamoru war ein wenig zusammen gezuckt, als sie ihren Blick abgewendet hatte. Und war sogar ein wenig bestürzt darüber gewesen. Lieber hätte er sie einfach nur weiter angeschaut und darauf gewartet, dass sie etwas sagt. Aber nichts geschah. Stattdessen schaute sie sich um. Genau wie er es tat und die Mädchen und seinen besten Freund sah. Vor allem Reis Blick ließ ihn nachdenklich werden. Es lag so etwas Wissendes darin. Und ein kleiner Schmerz. Aber warum? Er wusste, dass Rei ihn mochte. Womöglich sogar in ihn verliebt war. Ihm kam in den Sinn, dass er und Usagi sich wohl ziemlich lange angeschaut hatten. Vielleicht zu lange und zu offensichtlich. Hatte Rei etwas hinein interpretiert, was gar nicht da war? Er konnte sein Herz immer noch fühlen. Es schlug ihm beinahe bis zum Hals. Fast schon unangenehm. Schwer musste er schlucken. Sein Blick fiel wieder auf Usagi. Ihre Blicke trafen sich erneut. Und er erschrak. In ihren Augen blitzten Tränen. Usagi erwiderte seinen Blick. Solange bis die erste Träne ihr Auge verließ und an ihrer Wange hinab kullerte. Schnell wischte sie sich mit dem Handrücken darüber. Nur keine Schwäche zeigen. Sie wandte sich endgültig ab und lief an ihm vorbei. Kurz vor ihren Freundinnen blieb sie stehen. “Und?”, Ami blickte sie mitfühlend an. Die anderen taten es ihr gleich. Aber Usagi schüttelte nur den Kopf. Sie wusste, worauf die Mädchen hinaus wollten: ”Nichts ‘und’. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.” Ihre Stimme war laut genug, sodass Mamoru sie noch gut hören konnte. Aber wiederum so leise, dass sie die anderen Gäste nicht mitbekamen. “Usagi.” ”Schon okay, Mina. Es war sein Wunsch und ich respektiere ihn.” ”Kommst du damit klar?” Usagi schaute mit tränenverschleiertem Blick zu Rei: ”Und wenn nicht?” Die anderen erschraken, als sie die Ironie in ihrer Stimme hörten. “Wenn es ihn glücklich macht, mich nicht mehr zu sehen, dann soll es so sein. Ich will dem nicht im Wege stehen. Ich werd schon einen anderen Blitzableiter finden. Macht euch keine Sorgen darum.” ”Und was sagt dein Herz?” Erneut liefen ihr die Tränen über die Wangen und sie schüttelte schluchzend den Kopf. Sie sagte kein Ton mehr, sondern quetschte sich lediglich durch die Mädchen und Motoki hindurch und rannte hinaus auf die Straße. Niemand sollte mitbekommen, dass sie einsam war. Das sich eine Leere in ihrem Herzen breit gemacht hatte. Niemand. Nicht ihre Freundinnen. Nicht Motoki. Nicht die Gäste des Crown. Und vor allem nicht Mamoru. Sie schniefte laut auf, als sie sich daran macht, nach Hause zu rennen. Sie konnte nur hoffen, dass es ihrer Familie und allen voran ihrer Mutter nicht auffiel, dass sie Kummer hatte. Kurz folgten die Mädchen mit ihren Augen Usagi. Nur um dann zu Mamoru zu schauen: Er stand wie festgefroren immer noch dort, wo Usagi hin hat stehen lassen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Jedes ihrer Wort wirbelte in seinem Kopf umher. Und die Frage warum sie auf Reis Frage wegen ihrem Herzen nicht geantwortet hatte. Er wusste, dass er ihr wehgetan hatte. Das sie traurig wegen ihm war. Sie hatte sich bei ihm entschuldigt, aber sein dummer Stolz verbot es ihm, sie anzunehmen. Er hasste sich selbst dafür. Mamoru wollte sie nicht weinen sehen. Nicht so vom Schmerz geplagt. Er wusste, dass er und seine Zurückweisung der Grund dafür waren. Und er hatte keine Ahnung, wie er das wieder gut machen sollte. Dabei wollte er sie doch nur wieder um sich haben. “Mamoru?” Er schaute neben sich und sah Minako, die lächeln zu ihm getreten war. “Mamoru, du musst mit ihr reden. Ihr leidet beide wie junge Hunde. Ihr seid einsam und sehnt euch nacheinander.” Mamoru schluckte bei ihren Worten: ”Nein. Es ist in Ordnung. Das war eben nur ein dumme Zufall. Ihr ist die Tasche runtergefallen und ich bin ja nun auch kein Unmensch und war nett. Ihr habt das falsch verstanden.” “Du bist so ein Vollidiot!” Überrascht schaute Mamoru hinter Minako zu Rei, die nun auf ihn zukam und ihre Freundin beiseite schob: ”Usagi hatte Recht. Du bist so ein Baka, Mamoru Chiba.” “Was? Warum denn? Sie hat es sich doch selbst eingebrockt.”, sein Selbstvertrauen war zurück und gewannen die Oberhand. Wütend blickte er Rei an und kassierte von ihr eine Ohrfeige. Überrascht hielt er sich die schmerzende Wange. “Du bist ein Baka, Mamoru. Sie hat sich bei dir entschuldigt. Das du sauer warst, können wir alle nachvollziehen. Aber sie leidet. Usagi heult jede Nacht im Schlaf wegen dir. Und du weist sie immer mehr von dir. Du hättest gerade die Chance gehabt, es wieder gut zu machen. Aber stattdessen stehst du einfach nur da.” ”Was hätte ich denn tun sollen?” ”Was weiß denn ich? In den Arm nehmen zum Beispiel. Oder ihr sagen, das du ihr verzeihst. Doch du starrst sie nur an. Steh’ doch einfach dazu.” “Wozu?” “Das du sie magst, du Vollpfosten!” Mamoru blickte sie atemlos an. Sagte ihm Rei gerade wirklich ins Gesicht, dass sie glaubte, dass er Usagi mochte? Sein Blick glitt zu den anderen Mädchen und Motoki. Ihre Blicke sprachen alle Bände. Dachten sie alle wirklich ernsthaft, er würde Usagi mögen? Oder mehr als das und sie lieben? Anscheinend schon. Und anscheinend dachten das auch die anderen Gäste. Wut stieg in ihm auf. Was hatte er sich nur für Freunde angelacht. “Denkt doch alle, was ihr wollt. Aber ich lass mir von euch keine abstrusen Gefühle für Odango Atama einreden. Ihr habt alle den Schuss nicht gehört, oder? Ehrlich, ihr seid auf dem Holzweg. Ich mochte sie noch nie.” ”Hasst du sie?”, Motokis Stimme klang beinahe schon sachlich. ”Nein. Ich hasse sie nicht. Ich mag sie aber auch nicht besonders. Und für mich ist das Thema jetzt beendet.”, seine Stimme war mit jedem einzelnen Wort immer lauter geworden und er rauschte wütend an den Mädchen und seinem besten Freund vorbei und aus dem Café hinaus. Wie konnten sie ihm nur sowas unterstellen? Die Frage ging ihm im Sekundentakt durch den Kopf. Seine Beine trugen ihn schnell in Richtung seines Wohnblockes. Aber mit jedem einzelnen Schritt wurde er langsamer. Als er davor stand, glitt sein Blick hinauf. Wenn er oben in seiner Wohnung war, würde er wieder an sie denken müssen. Usagi würde wieder seine Gedanken beherrschen und er würde nicht zur Ruhe kommen. Wie ein Tiger im Käfig würde er durch die Wohnung streifen und keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Mamoru kam erneut in den Sinn, ob er sie nicht doch mochte. Oder mehr sogar. Lustlos erreichte er die Haustüre. Er brauchte nicht nach seinem Schlüssel suchen. Eine alte Dame kam gerade heraus. Er hielt ihr die Tür auf und ging dann hinter ihr ins Haus und auf den Aufzug zu. Trat ein und fuhr hinauf in sein Stockwerk. “Usagi.”, er seufzt als er die Türe seiner Wohnung aufschloss. Sein Herz machte bei ihrem Namen einen kleinen Hüpfer. Es konnte doch einfach nicht wahr sein. Ihr trauriger Blick kam ihm in den Sinn und sein Magen verkrampfte sich. Als er in seine Wohnung trat, machte sich ein Gefühl der Einsamkeit in ihm breit. Und er wurde sich bewusst, dass er sie womöglich wirklich für immer verloren hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)