Jemand von Ur ("1 neue Mitteilung erhalten") ================================================================================ Kapitel 7: Offenbarung ---------------------- »Ok, also… irgendein Kerl hat seine Nummer in dein Handy eingespeichert und ihr habt miteinander geschrieben und jetzt hat sich rausgestellt, dass dieser Kerl der Kerl ist, auf den du seit Monaten abfährst?« Ich nicke strahlend, während meine Schwester Laura vor mir im Schneidersitz hockt und mich mit schief gelegtem Kopf ansieht. Sie und ich sehen aus wie kleine Klone unserer Mutter, wohingegen Tom ganz und gar nach Paps kommt. Von welchem der beiden Tom seine merkwürdige Spießigkeit hat, weiß ich allerdings nicht. Lauras Haare sind leuchtend rot gefärbt und sie hat ein ziemlich cooles schwarzes Gothic Lolita Kleid an, das ich mir wahnsinnig gern mal ausleihen würde, wenn Laura nicht Kleidergröße 42 hätte. Ich als Spargeltarzan würde im Leben nicht da rein passen. »Das klingt ziemlich abgefahren«, meint sie und nimmt sich ein paar Erdnüsse aus einer Schale, die unsere Mutter uns vor zehn Minuten in mein Zimmer gebracht hat. »Ja, ist es auch. Und jetzt muss ich mir überlegen, wie ich ihm am besten sagen kann, dass ich Bescheid weiß«, erkläre ich und greife ebenfalls nach ein paar Erdnüssen. Gesalzene Erdnüsse rocken. »Würd ich gar nicht machen. Warte doch drauf, dass er sich outet. Kann ja auch nicht in seinem Interesse sein, immer nur SMS mit dir zu schreiben«, meint Laura und zwinkert mir amüsiert zu, was mich unweigerlich an die Masturbationssache gestern denken lässt. Tja. »Vielleicht hast du Recht«, sage ich kauend. »Natürlich hab ich Recht. Ich bin die große Schwester«, meint Laura feixend und ich schnaube. »Du bist auch nicht die größte Schwester. Tom ist älter als du«, erinnere ich sie. Sie zuckt mit den Schultern. »Aber Tom ist auch ein Horst, auf dessen Rat ich keinen Pfennig geben würde, also hab ich Hoheitsgewalt«, erklärt sie nüchtern. »Auch wieder wahr«, nuschele ich um eine neuerliche Portion Erdnüsse in meinem Mund, als mein Handy vibriert. Ich kriege einen halben Herzklabaster, jetzt sogar noch mehr als vorher, weil ich ja weiß, dass es Lelo ist. Oh Gott, Lelo sitzt in seiner Freizeit bei sich zu Hause und schreibt mir SMS. Und masturbiert auf ein Bild von mir. Und findet, dass meine Haare weich aussehen. Ich muss eventuell sterben. Nur am Rande nehme ich wahr, dass es an der Tür klingelt und öffne die neue Nachricht. »Ich wollte dich noch was fragen wegen letztens, als du in der Schule geweint hast. Wie kam es eigentlich, dass Lelo dich heim gebracht hat? Ihr habt ja sonst nicht so viel miteinander zu tun, oder?« Ich starre die SMS an. Meine Zimmertür schwingt auf und Manu kommt rein. »Hey Manu«, sagt Laura und ich höre, wie die beiden sich unterhalten, während ich mein Handy anglotze, als wäre mir gerade die Apokalypse angekündigt worden. Vielleicht ist es doch nicht Lelo? Vielleicht hab ich mich in der Hose und der Tasche geirrt, weil ich so dringend wollte, dass es Lelo ist? »Hey, Kimmi, alles gut?«, will Laura wissen, während Manu sich zu uns aufs Bett schmeißt und sich auch ein paar Erdnüsse nimmt. »Weiß nicht«, sage ich unsicher und halte den beiden die Nachricht unter die Nase. Manu schnaubt und winkt ab. »Mach dir keinen Kopf. Er versucht doch nur rauszufinden, wie du ihn findest«, meint sie. Mein Herz hüpft. »Denk ich auch«, sagt Laura. »Ist ja nur so mäßig unauffällig. Er kann froh sein, dass er ‘nen Aufhänger gefunden hat, um nach sich selbst zu fragen.« Ich lese die Nachricht noch mal durch. Will Lelo wirklich wissen, wie ich ihn finde? Oder ist Jemand doch irgendwer anders und ich hab mich heute in der Umkleide total geirrt? Nachdenklich fange ich an, eine Antwort zu tippen. »Ich hab mich auch gewundert, wieso er mich nach Hause gebracht hat. Aber ich fand es echt nett von ihm.« Ich lese die Antwort noch mal durch und lasse sie von Manu und Laura absegnen, bevor ich sie abschicke. Während Laura und Manu über Piercings und ihre unterschiedlich langen Heilungszeiten reden, kaue ich nervös auf meiner Unterlippe herum und starre mein Handy an. Ein Hoch darauf, dass Manu und Laura es mir nicht übel nehmen, wenn ich nicht so richtig ansprechbar bin. Normalerweise gehöre ich nicht zu den Leuten, die am Handy hängen, wenn sie Besuch haben, aber da ich Manu und Laura sowieso jeden Tag sehe und mein Seelenheil von dieser Jemand-Sache abhängt, gestatte ich mir diesen Ausrutscher. »Vielleicht kann er dich ja auch gut leiden.« Ich verschlucke mich an einer Erdnuss und es dauert zwei Minuten, bis ich mit tränenden Augen wieder atmen kann. »Aalglatt der Kerl. Ich bin fast beeindruckt. Vielleicht solltest du die Bombe doch platzen lassen, damit er sich nicht noch vollends zum Horst macht«, meint Laura und tätschelt mir den Rücken, während ich mich von meinem Erstickungsanfall erhole. »Kann ich mir nicht vorstellen. Lelo mag einfach jeden. Er besteht quasi aus Sonnenschein und Wattebällchen«, tippe ich zur Antwort. Ich hab keine Ahnung, wohin dieses Gespräch führen wird, aber ich will mich eigentlich nicht als wissend outen. »Und weil er jeden mag, magst du ihn nicht besonders, was? ;-)« Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Theoretisch ist das natürlich nicht ganz falsch. Ich finde Leute merkwürdig, die mit jedem klar kommen und von allen gemocht werden wollen. Aber Lelo ist ein netter Kerl und es ist ziemlich schwierig irgendwas an ihm zu finden, das nicht liebenswert ist. Vielleicht eröffnet sich irgendeine scheußliche Macke, wenn man ihn näher kennt, aber da das bei mir nun einmal nicht der Fall ist… Manu schaut mir über die Schulter. »Ach, alles oder nichts. Sag’s ihm halt«, meint sie und wuschelt mir durch die Haare. Ich schlucke und meine Finger zittern ein bisschen, während ich die Antwort tippe. Wenn Jemand nun wirklich nicht Lelo ist, dann habe ich total verschissen. Wenn doch… dann sterbe ich heut doch noch an einem Herzinfarkt. »Tatsächlich mag ich ihn sogar sehr.« Nachdem ich diese SMS abgeschickt habe, stehe ich von meinem Bett auf und fange an, in meinem ziemlich kleinen Zimmer herum zu geistern. Manu und Laura mustern mich. Ich werfe ihnen einen kläglichen Blick zu und bin froh, dass ich zu dieser kritischen Stunde nicht allein bin. Laura zeigt mir beide Daumen hoch, was mich zum Lachen bringt. »Wie geht’s Deevan?«, will sie wissen und ich bin ein wenig dankbar für die kurze Ablenkung, da die Antwort auf meine letzte SMS offenbar länger braucht. Ich berichte ihr also von einem scheußlichen Vorfall in Markarth, wo ich in ein ziemlich gruseliges Haus geraten bin. »…und dann musste ich diesen Mann umbringen, um aus dem Haus rauszukommen und dabei wollte ich das gar nicht!« Mein Handy vibriert und ich lasse es beinahe fallen, als ich es aus der Hosentasche ziehe. »Tja, Molag Bal ist halt ein ekliger Typ. Du musst den Quest ja nicht machen«, tröstet Laura mich, die eine wahre Skyrim-Expertin ist und das Spiel schon mit mehreren Charakteren durchgespielt hat. Mein Nahkampf sieht gegen ihren aus wie eine schiefgelaufene Tai-Chi Stunde. Ich öffne nervös die neue Nachricht. »Hast du zufällig noch Zeit, bevor du zu dieser Party gehst?« Mein Herz bleibt stehen. »Oh Gott«, sage ich und Manu und Laura legen gleichzeitig fragend den Kopf schief, was mich kurz mit Liebe für die beiden erfüllt, ehe ich wieder in Panik verfallen. »Was denn?«, will Manu wissen. »Ich glaube, er fragt mich grad, ob wir uns treffen können. Jetzt«, antworte ich und werfe das Handy aufs Bett, um hinüber zu Chewbakkas Käfig zu gehen, ihn herauszuholen und dann zu streicheln. Chewbakka zu streicheln beruhigt mich immer. Laura greift nach meinem Handy und liest die Nachricht. »Ah, er weiß, dass du zur queer-kollektiv-Party willst, was? Tja. Sind ja noch ein paar Stunden, bis wir los wollen. Wenn du es schaffst, dich in einer halben Stunde fertig zu machen, hast du noch bis neun Zeit.« Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Ich weiß nicht, ob ich dazu bereit bin, Lelo zu treffen. Oder jemanden anderes als Lelo. Ich möchte mich gern auf meinem Bett einrollen und mir von Manu die Haare kraulen lassen, während Chewbakka an meinem Laken knabbert. Ist das zu viel verlangt? »Kraul deine Ratte, ich tippe eine Antwort für dich«, sagt sie amüsiert und ich tigere mit Chewbakka in den Händen auf und ab, während meine Schwester eine Nachricht für mich schreibt. »Ok. Ihr trefft euch in einer Viertelstunde im Stadtpark beim Spielplatz«, erklärt sie mir nach einigen Minuten und ich wimmere leise. Scheiße, Scheiße, Scheiße. »Was soll ich anziehen? Hab ich überhaupt noch Zeit, was anderes anzuziehen? Fuck«, stammele ich vor mich hin und reiche Chewbakka an Manu weiter, wo er sich zufrieden in der Tasche ihres übergroßen Pullovers einrollt. »Bleib doch einfach so angezogen. Er kennt dich schließlich in so ziemlich allem, außer in Kleidern«, meint Manu grinsend und ich stelle mir kurz vor, wie ich in kompletter Aufmachung im Park erscheine und Lelo mich nicht erkennt. Keine gute Idee. Ich schaue kurz in meinen Spiegel und befinde, dass ich in meiner schwarzen Hose, dem Schandmaul-Shirt und dem Nietengürtel durchschnittlich genug aussehe. Hastig binde ich mir einen Pferdeschwanz und schlüpfe in meine schwarzen Boots. »Wir klauen dein Makeup, während du weg bist«, informiert Laura mich und ich wedele mit der Hand in ihre Richtung, während ich hastig meine Lederjacke anziehe. »Tut, was ihr wollt, aber lasst Deevan in Frieden«, rufe ich noch, dann verschwinde ich aus dem Zimmer. Kurz vor der Haustür drehe ich noch einmal um und stecke den Kopf erneut in mein Zimmer. »Danke, ihr seid die Besten!« Laura und Manu drücken schmunzelnd ihre Fäuste aneinander und winken mir noch zu, ehe ich wieder zur Haustür eile. »Ich bin noch mal kurz unterwegs!«, rufe ich in Richtung Wohnzimmer. »Viel Spaß!«, kommt es synchron von meinen Eltern zurück und ich würde gern wimmernd vor der Tür liegen bleiben, aber meine Beine bewegen sich fast von alleine die Treppe hinunter, die Straße entlang und in Richtung Stadtpark. Es ist bereits dunkel und ich bin normalerweise nicht besonders erpicht darauf, nachts allein durch den Park zu rennen, aber heute kann ich ja mal eine Ausnahme machen. Ich trage immerhin kein Kleid. Ah, die Privilegien, die man als männlich wahrgenommenes Individuum in dieser Gesellschaft genießt… Ich habe mir noch keinen Plan zurecht gelegt für den Fall, dass es tatsächlich nicht Lelo ist, der mich auf dem Spielplatz erwartet. Vielleicht drehe ich dann einfach wieder um und gewinne eine Medaille fürs Arschloch des Jahres. Mit hämmerndem Herzen gehe ich noch einmal die Liste mit den acht Namen durch, die Manu und ich erstellt haben. Wenn es Jan ist, muss ich eventuell sterben, einfach weil ich ihm ein leicht bekleidetes Bild von mir geschickt habe. Und wenn es Lelo ist, muss ich ganz sicher auch sterben, weil ich nicht damit umgehen kann, dass Lelo mich gut findet. Es ist ein Teufelskreis. Ein paar abendliche Spaziergänger mit Hunden kommen mir auf meinem Weg entgegen und ich weiß nicht, ob ich dankbar oder nervös angesichts der Tatsache sein soll, dass hier überall noch Laternen stehen, die immerhin spärliches Licht spenden. Das heißt, dass der Mensch, der mich auf dem Spielplatz erwartet, mich auch erkennen kann. Und andersherum. Ich ziehe die Schultern hoch angesichts der kühlen Luft und denke darüber nach, ob ich nicht lieber einen Kapuzenpulli hätte anziehen sollen. Mir ist nämlich ziemlich kalt. Als ich den Spielplatz vor mir auftauchen sehe, ist er ziemlich ausgestorben. Weiter hinten auf einem der Klettergerüste grölen ein paar Jugendliche herum und ich zögere, weil ich nicht weiß, ob ich Lust hab, mich mit denen rumzuschlagen. Aber dann seh ich eine einsame Gestalt auf einer der Schaukeln sitzen und mir fällt das Herz zwischen die Füße. Oh Gott. Den Lockenkopf würde ich überall erkennen. Vermutlich selbst in kompletter Finsternis. Ich spüre quasi Lelos Aura. Vielleicht drehe ich langsam durch. Tief ein- und ausatmend setze ich einen Fuß vor den nächsten. Ich glaube, es war noch nie so schwer, aufrecht zu gehen und nicht mit puddingartigen Beinen zusammen zu brechen und vor lauter Nervosität zu kotzen. Dumpf hoffe ich, dass ich Lelo nicht aus Versehen vor die Füße kotze. Oder noch schlimmer, auf die Füße. Wie bei ‚Zehn Dinge, die ich an dir hasse‘. Lelo sieht auf, als er mich bemerkt und ich schlucke, als unsere Blicke sich treffen. Scheiße. Was soll ich denn sagen? Worüber soll ich mit ihm reden? Hey Lelo, du bist also derjenige, der mein Handy geklaut und auf mein Foto masturbiert hat, cool. Ich bleibe vor ihm stehen und stopfe meine Hände in die Hosentaschen. »Hey«, sagt Lelo und ich meine ein leichtes Zittern in seiner Stimme zu hören. Wow, krass. Er ist auch nervös. Wer weiß, vielleicht sogar noch mehr als ich, weil er die ganze Zeit dachte, dass ich ihn blöd finde und weil er noch nie vorher einen augenscheinlich männlichen Menschen gut fand und… »Hey«, gebe ich zurück und beiße mir auf die Unterlippe, um nicht total dümmlich-verknallt grinsend hier zu stehen und mich zum Horst zu machen. Lelo schaut mich an, als könnte er es nicht so recht fassen, dass ich hier vor ihm stehe. »Es hat sich rausgestellt, dass die beiden Menschen, von denen ich erzählt hab, derselbe Mensch sind«, sage ich schließlich und Lelo lächelt verlegen. »Was für ein Zufall«, antwortet er und fährt sich durch die dunklen Locken. Ich mustere ihn und schwanke zwischen dem Bedürfnis, ihn beduselig zu knutschen und mit ihm zu reden. »Wann gehst du auf die Party?«, fragt Lelo und schaut mir zu, als ich mich auf die Schaukel neben ihn setze und anfange, vor und zurück zu schwingen. Wenn man schon auf einer Schaukel sitzt, sollte man die Gelegenheit nutzen. »Um neun muss ich wieder bei mir sein. Laura und Manu sitzen in meinem Zimmer und plündern mein ganzes Makeup«, erkläre ich und öffne mit einer Hand meinen Zopf, damit meine Haare ein wenig im Wind herum wehen können. Immer, wenn das passiert, komme ich mir besonders melodramatisch vor. Es ist komisch, Lelo einfach so diese Dinge zu sagen und zu wissen, dass er genau darüber Bescheid weiß, wer Laura ist und dass ich Makeup benutze und dass ich nachher auf eine queere Party gehe. Auch wenn ich mir die ganze Zeit gewünscht habe, dass Lelo und Jemand dieselbe Person sind, muss ich mich doch erst daran gewöhnen, dass es tatsächlich so ist. »Ich glaub, ich komm immer noch nicht damit klar, dass du mich magst«, sagt Lelo und mustert den Boden zu seinen Füßen. Ich halte die Schaukel an und sehe zu ihm hinüber. »Das kann ich so zurückgeben«, entgegne ich etwas heiser. Lelo lächelt mich an und mein Magen schlägt ein paar Saltos. »Schon ziemlich lange, eigentlich. Seit der Zehnten, glaub ich. Da bist du mir zumindest zum ersten Mal richtig aufgefallen«, sagt er und mein Herz sprengt sicherlich gleich meinen Brustkorb. Schon so lange. Wow. »Warte mal… war das in der Zeit, als du plötzlich angefangen hast, mich auf dem Gang zu grüßen? Ich war total misstrauisch, weil ich dachte, dass du irgendeinen fiesen Plan hast mich bloßzustellen!«, erkläre ich erstaunt und Lelos Augen weiten sich. »Aber wieso sollte ich das tun?«, fragt er verwundert und ja, es ist eine gute Frage, aber die beliebten Leute aus unserem Jahrgang sind halt größtenteils nicht besonders nette Menschen und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Lelo einfach nur nett zu mir sein wollte. Das erkläre ich ihm auch. »Ich war total deprimiert, weil du mich wochenlang ignoriert hast, immer wenn ich mal den Mut hatte, hallo zu sagen«, gesteht er mir und ich halte einen Moment die Luft an. In meinem Körper kribbelt alles. Ich erinnere mich noch ziemlich gut daran. Zwei oder drei Monate später hab ich angefangen, Lelo zu beobachten und langsam aber sicher zu mögen. »Und wann bist du auf die Idee gekommen, mein Handy zu klauen?«, frage ich und kann nicht anders als breit zu grinsen. Lelo sieht verlegen aus. Weiter hinten auf dem Spielplatz fangen die Jugendlichen an irgendein ziemlich geschmackloses Lied zu singen. Es ist fast stimmungsvoll. »Es war tatsächlich eine Kurzschlussreaktion. Nach unserem Wettrennen hatte ich irgendwie die Nase voll davon, dich… äh… immer nur aus der Ferne zu beobachten und bin in die Umkleide gegangen, um meine Nummer in dein Handy einzuspeichern«, erzählt er peinlich berührt und es ist zu dunkel, um es klar zu sehen, aber ich stelle mir vor, dass er ziemlich rot angelaufen ist. »Wollen wir vielleicht noch ein Stück gehen und hoffen, dass anderswo nicht gesungen wird?«, meint Lelo mit einem Blick über die Schulter hinüber zu den Jugendlichen. Ich schmunzele. »Ich verlasse diese Schaukel ja nur ungern. Aber für dich mache ich eine Ausnahme«, entgegne ich und Lelo räuspert sich verlegen. Dann stehen wir auf und schlendern durch den dunklen Park. Ich werde später drauf bestehen müssen, dass er mich zum Parkausgang bringt. Allein latsche ich hier sicherlich nicht durch. »Bist du sauer, weil ich nicht früher damit rausgerückt bin, wer ich bin?«, will Lelo wissen und ich ziehe die Schultern hoch. Es ist echt schweinekalt. »Nee, ich glaub nicht. Ich versteh auch, wieso du nichts gesagt hast«, antworte ich leise und Lelo sieht im Neonlicht einer Laterne ziemlich erleichtert aus. Wir hocken uns auf eine Parkbank und ich spiele nervös mit meinem Nietengürtel herum. Ich frage mich, ob Lelo den verpassten Anruf auf seinem Handy gesehen und sich gewundert hat, wieso ich das gemacht hab. Oder er hat vielleicht schon zwei und zwei zusammengezählt. »Entschuldige die blöde Frage, aber darf ich deine Haare anfassen?«, platzt es plötzlich aus Lelo heraus und ich muss lachen. Dann nicke ich und seufze leise, als er mit vorsichtigen Fingern durch meine langen Haare streicht. Wenn ich schnurren könnte, würde ich es tun. »Sie sind genauso weich, wie ich sie mir vorgestellt hab«, nuschelt Lelo leise und ich schaue zu ihm hinüber. Ach, Scheißdreck. »Entschuldige die Frage, aber… darf ich dich küssen?«, murmele ich und mein Herz explodiert garantiert jeden Augenblick. Lelo zieht laut die Luft ein. »Oh Gott, ja bitte«, kommt die heisere Antwort und das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich hocke mich rittlings auf seinen Schoß, was Lelo ein überraschtes Aufkeuchen entlockt, nehme sein Gesicht in beide Hände und schaue ihn einen Herzschlag ganz aus der Nähe an, bevor ich meine Lippen auf seinen Mund presse. Seine Lippen sind auch genauso weich, wie ich sie mir vorgestellt hab, und ich drücke mich so dicht gegen Lelo, wie ich nur kann. Seine Arme schlingen sich um meinen Oberkörper und es wirkt ganz so, als könnte ich gar nicht nah genug an ihm dran sein, so fest hält er mich an sich gedrückt. Als unsere Zungen sich treffen, mache ich ein ausgesprochen zufriedenes Geräusch und vergrabe eine meiner Hände in Lelos Haar. Wow. Mein Herz bollert wie eine Dampflok in meinem Brustkorb und mir ist auf einmal kein bisschen mehr kalt. Die heftige Knutscherei veranlasst meine Körpermitte sich sehnsüchtig zu melden, aber ich ignoriere es so gut wie möglich. Lelos Hände streichen über meine Haare, meinen Nacken und Rücken und eine von ihnen bleibt zögerlich oberhalb meines Hinterns liegen. Ich löse den Kuss und Lelo macht ein protestierendes Geräusch. »Du darfst mich anfassen, wo immer du magst«, flüstere ich Lelo ins Ohr und er schaudert merklich und lehnt seine Stirn schwer atmend gegen meine Schulter. »Du machst mich fertig«, krächzt er und ich denke kurz an meine Erektion, die recht nachdrücklich gegen meine Jeans drückt, und möchte Lelo gern sagen, dass das eindeutig auf Gegenseitigkeit beruht, aber stattdessen murmele ich ein leises »Gut« in sein Ohr. Er hebt den Kopf und zieht mich wieder nach unten, um mich erneut zu küssen und diesmal wandert seine Hand ein Stück weiter nach unten und kommt auf meinem Hintern zum Liegen. Ich werde wochenlang an diesen Moment denken, während ich mir einen runterhole, soviel steht fest. Meine Fresse, Lelo ist so heiß, das gehört verboten. »Hast du morgen Zeit?«, nuschelt Lelo gegen meine Lippen. »Sobald ich ausgenüchtert bin auf jeden Fall«, entgegne ich und knabbere sachte an Lelos Unterlippe. Ich will nie wieder was anderes tun als ihn zu küssen. Und anzufassen. Und Sex mit ihm zu haben. Oh Gott, Sex mit Lelo ist plötzlich um hundert Prozent wahrscheinlicher geworden. Krass. »Gut. Darf ich vorbeikommen?« »Unbedingt.« »Schreibst du mir, wenn du fertig bist mit Ausnüchtern?« »Hmhm…« Und dann habe ich wirklich keine Zeit mehr zum Reden, weil ich Lelo noch so lang wie möglich beduselig küssen will, bevor ich wieder nach Hause muss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)