Krieg der Eier von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Wer suchet, der findet ... nicht immer nur Eier ---------------------------------------------------------------------- Okay. Zuerstmal: Sorry für den Titel! Aber nachdem ich fast ein Jahr(!) nach einem gescheiten Namen gesucht habe (die ich im Kopf hatte, waren alle fürn Klo), viel mir dann 'Krieg der Eier' ein. Er passt zum Inhalt und dann … fing ich an Tränen zu lachen. 'Passt!', dachte ich und nun heißt meine Osterstory eben 'Krieg der Eier'. Jeder, der ihn doof findet, ich kann euch verstehen! ^^° Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss. Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl. Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird. In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen. Eure Fara Krieg der Eier Kapitel 1 - Wer suchet, der findet ... nicht immer nur Eier Tief atme ich ein. Ich bin nervös. Gleichzeitig würde ich am liebsten aus meinem Auto springen, an die Haustür rennen und Sturm klingeln. Es ist eine komische Mischung aus diesen beiden Gefühlen und ich kann mich nicht für eins der beiden entscheiden. Aber es bringt nichts. Jetzt bin ich die vielen Kilometer gefahren und bin hier. Stehe vor diesem Haus und umzukehren wäre totaler Schwachsinn. Wahrscheinlich ist meine Ankunft schon längst bemerkt worden, und jede Flucht somit sowieso zwecklos. Eine Flucht, die ich ja eigentlich gar nicht will. Ich atme nochmal tief ein, krame in meinen Erinnerungen und freue mich nun doch, wieder mal hier zu sein. "Dann mal los", mache ich mir selbst Mut und steige aus meinem Auto. *** Es ist Ostersonntag. Wie jedes Jahr bin ich von meiner Oma zum alljährlichen Familientreffen eingeladen worden und dieses Jahr konnte ich mich nicht so wirklich herausreden. Nein, ich habe nichts gegen meine Familie, wie man jetzt vielleicht denken könnte. Im Gegenteil. Aber jedes Mal, wenn wir alle zusammen sind und in lockerer Runde beisammen sitzen, habe ich Angst, dass ich mich verplappern könnte, oder irgendwas tue, was mich verrät und sie es dadurch herausfinden. Mein größtes Geheimnis, das ich schon mein Leben lang vor ihnen verberge. Ich stehe auf Männer. Ja, ich bin schwul und das schon seit ich denken kann. Doch ich konnte mich noch nicht dazu durchringen, es ihnen zu sagen. Viel zu groß ist meine Angst, dass sie mich dann meiden werden, mich vielleicht sogar dafür hassen. Obwohl ich mir das nicht vorstellen kann, aber die Panik davor steckt mir viel zu tief in den Knochen, als das ich sie überwinden könnte. Zu viel habe ich schon von Freunden gehört, was ihnen beim Outing passiert ist. Und eigentlich sehe ich auch gar keine Notwendigkeit mehr darin es ihnen zu sagen, seitdem ich meine eigenen Wege gehe. Ich wohne weit genug von meiner neugierigen Familie entfernt, um mein Leben so zu leben, wie ich es für richtig halte. Allein die gelegentlichen Fragen meiner Oma, wann den auf Enkelkinder zu hoffen ist, stößt mir sauer auf. Ich belüge meine Oma nicht gern und habe deswegen auch immer wieder ein mehr als nur schlechtes Gewissen. Und auch wenn wir uns nicht oft sehen, telefonieren wir doch sehr häufig, da wir schon immer eine sehr enge Beziehung zueinander haben. Deshalb antworte ich nur, ich habe den richtigen Partner noch nicht gefunden, was ja auch stimmt. Das es sich bei dem noch nicht gefundenen Partner um einen Mann handelt, erwähne ich nicht. Sie fragt ja auch nicht. Eng wird es nur, falls ich wirklich jemanden finde, mit dem ich bereit bin, mein Leben zu teilen. Was dann? Sage ich es ihnen dann doch? Bringe ich ihn dann einfach beim nächsten Feiertag mit hier her? Ich will gar nicht weiter darüber nachdenken. Das bereitet mir nur Übelkeit und Haarausfall. Und wie mein Opa immer sagt: Warum über ungelegte Eier den Kopf zerbrechen? Lass die Henne doch erstmal in den Stall. Tja. Und wo wir schon mal beim Thema Eier sind ... Hier sitze ich nun, am reich gedeckten Tisch mit meinen Eltern, Großeltern und meiner Schwester nebst Anhang, und alle haben Spaß. Ja, sogar ich, denn es ist immer schön mit anzusehen, wie meine chaotische Familie zusammen an einem Tisch sitzt. Tina, meine Schwester, versucht meine drei Nichten zu bändigen, die unbedingt raus wollen, Ostergeschenke suchen. Die zwei Jüngsten hibbeln auf ihren Stühlen auf und ab, verrenkten sich die fast die Köpfe beim Versuch nach draußen sehen zu können und scheinen es kaum noch erwarten zu können, endlich durch Omas Garten zu rennen und dort die versteckten Ostergeschenke zu finden. Einige der bunten Eier und Geschenke kann man schon von hier aus sehen, wie ich schmunzelnd feststelle. Entweder der Osterhase ist ein mieser Versteckkünstler oder mein Vater hat das Zeug wieder im Garten verteilt. Das konnte er früher schon so gut. Mich hat's gefreut. Ebenso wie meine Schwester. Wir hatten richtige Wettkämpfe, wer den meisten Kram findet. Heute tragen wir am Ostern ganz andere Wettkämpfe aus ... "Mamaaa bitte! Ich hab doch gar keinen Hunger mehr! Ich will Ostereier suchen!" Jenny, die Jüngste, zieht einen Flunsch und spielt an der Tischverzierung herum. Ich kann es ihre Ungeduld nachfühlen. Ich hab auch schon lange keine Eier mehr gefunden ... Falsches Thema! "Gleich gibt es aber Nachtisch. Götterspeise mit Sahne. Oder soll ich die alleine Essen?" Ob ich sie damit ködern kann? "Och Onkel Siiiimoooon!", schmollt die Kleine gleich. "Der Nachtisch macht eh nur fett", schaltet sich jetzt auch noch Denise, die Älteste meiner Nichten, ein. Vierzehn Jahre alt, und schon Magersüchtig. Wo soll das mit unserer Jugend noch hinführen? "Denise ist fehett! Denise ist fehett!" Brüllt Jenny laut. Bea stimmt sofort mit ein. "Ruhe! Herr-Gott-noch-mal! Es ist Ostern! Müsst ihr euch da so streiten? Oma hat sich so viel Mühe mit dem Hasenbraten gemacht." Ich rüste mich schon für den gleich folgenden Aufschrei. "WIR HABEN DEN OSTERHASEN GEGESSEN?!" Sag ich doch. Jenny bekommt feuchte Augen. "Aber erst nachdem er die Geschenke gebracht hat", erwidert mein Vater trocken. Oh ja! Und Opa hat ihn heute Morgen beim Ostereierablegen abgeknallt, der Gute. Ich schau zu ihm rüber. Er stützt das Gesicht in seine Hände und versucht nicht zu lachen. Sein Blick trifft meinen und wir scheinen das Gleiche gedacht zu haben. In der Beziehung gleichen wir zwei uns wie ein Ei dem Anderen. Wir sehen es uns genau an, was unser Gegenüber gerade denkt. "PENG!" Seine Finger ahmen eine Pistole nach. Jetzt muss ich auch lachen. Sag ich doch. Wir haben den selben, dummen Humor. "Das ist nicht witzig, Simon!", raunzt mein Schwesterherz. Finden Opa und ich schon. Aber ich bin ja nicht so. Dann versuche ich mal das Chaos zu beseitigen und Jennys kleine Tränchen zu trocknen. "Das heißt doch nur Hasenbraten. Weil Ostern ist." "… Wirklich ...? Und was ist das für ein Tier?" "Karnickel", antworte ich Wahrheitsgemäß. "Das ist doch auch ein Hase." Denise, die alte Besserwisserin. Jenny fängt wieder an zu heulen. "Nein, ist es nicht. Karnickel haben lange, hässliche Ohren. Während Hasen putzige Nasen und klitzekleine, weiche Öhrchen haben. Wie der Osterhase", gebe ich mit meinem Wissen an. Die Tränenflut versiegt. Was aber eher an der großen Schüssel Götterspeise liegt, die meine Oma nun anschleppt. Unsre Retterin in der Osterhasennot! *** Kreischend rennen Bea und Jenny durch den Garten. Beide sind mit bunten Eiern, klebriger Schokolade und kleinen Geschenken bis oben hin vollgepackt. Hier und da kullert mal etwas davon ins Gras, was aber sofort unter Schreien und Lachen wieder aufgesammelt wird. Ich und meine Schwester sammeln den Rest ein, besonders die Ostereier, die wir nachher noch brauchen werden. Allerdings nicht, um sie zum essen. Die große, alljährliche Eier-Schlacht steht an. Oder wie wir es vor einigen Jahren getauft haben: Krieg der Eier. Wer die meisten Eier gefunden hat, hat bessere Chancen, lebend aus dieser furchtbaren Schlacht zu kommen, und somit mit Ruhm und Ehre überschüttet zu werden. Ich weiß, eine riesen Essensverschwendung, aber Traditionen müssen bewahrt, und an die nächste Generation weitergegeben werden. Und was fast noch wichtiger ist: Ich muss meinen Titel verteidigen. Drei Mal in Folge habe ich gesiegt und da ich letztes Jahr nicht da war, musste mein Schwager dran glauben. Leider wurde er aufgrund schweren Betrugs disqualifiziert und auf unbestimmte Zeit gesperrt. Was des einen Pech, ist des anderen Glück. Auch dieses Mal werde ich meine Schwester in Grund und Boden stampfen. Die große Oster-Göttin Ostara wird mir wie immer hold sein! Die Gute mag mich eben. So krieche ich also durch Omas Rosenbüsche und steche mir fast die Augen dabei aus, aber es hat sich gelohnt. Opa, natürlich auf meiner Seite, versteckt immer eine extra Ladung darin, weil sie vor Tina dort am sichersten sind. Meine Schwester traut sich nämlich nicht hier rein. Als Kind ist sie mal ins Rosenbeet gefallen und hasst seitdem die wohlduftenden Blümeleinis. Mir machen die stacheligen Gesellen weniger aus, und so fülle ich meinen Beutel mit den Ostereiern krabble langsam wieder aus den Büschen hervor, wobei ich mir natürlich den Handrücken aufkratze. Sehen wir es einfach als ein Opfer für die Oster-Göttin. Meine Schwester versucht gerade einen erneuten Streit zwischen Denise und Bea zu schlichten. Es dreht sich wohl um ein silbernes Kettchen. Weiber! Bekomme ich auch so eins? Es funkelt so schön in der Frühlingssonne. Ich wittere meine Chance. Während mein Schwesterchen beschäftigt ist, kann ich meinen Vorsprung ausbauen. Ich schaue mich um. Wo war ich noch nicht? Da fällt mir der Schuppen auf der linken Seite des Gartens ins Auge, direkt an der Grundstücksgrenze unserer Nachbarn. Einen Versuch ist es wert. Flott laufe ich dorthin und spähe in die Büsche. Volltreffer! Ein ganzes Nest voll herrlich kitschig-bunter Eier! Die Oster-Göttin ist mir wahrhaft hold! Das Opfer eben in den Rosenbüschen hat sich wirklich gelohnt! Auf allen Vieren drücke ich mich durch die Äste, wobei ich eine Amsel aufschrecke, die dort eben noch gehockt hat und mir nun unter lauten Gezeter erschrocken um die Ohren flattert. Mistvieh! Am Ende verrät sie mich noch! Doch davon lasse ich mich nicht abhalten, hangle mich weiter vor, bis ich fast an meinem Ziel bin. Ich wähne mich schon siegessicher, komme gerade in Reichweite der fröhlichen Eierschar und will zugreifen, da schnappt eine andere Hand zu. Nur packt sie anstatt eins der Eier, meine Hand. Ich will schon meine Schwester böse anpöbeln, da höre ich eine altbekannte Stimme, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr vernommen habe. "Susi, Kleines! Ich hab noch welche ... Oh. Hey!" Das ist Klaas! Perplex schaue ich nach oben. Omas Nachbar! Besser gesagt, der Sohn ihres Nachbars. Klaas, mit dem ich einige aufregende Sommerferien hier verbracht habe. Hier in Omas großen Garten. Der neben mir in der Schule gesessen hatte. Der mein bester Freund wurde. Mein heimlicher Schwarm. Der erste Junge, in den ich unsterblich verknallt war. Unglücklich noch dazu. Ich war einfach noch zu jung und unerfahren damals. Wir haben damals oft zusammen im Garten gezeltet und eines Nachts habe ich ihm gesagt, wenn wir groß sind, werde ich ihn heiraten. Da waren wir höchstens sieben Jahre alt. "Du Dusel! Männer dürfen nicht heiraten. Du kannst nur eine Frau heiraten. Genau wie unsere Eltern", klärte er mich kichernd auf. Danach war mein Weltbild zerstört. Nie hatte ich mir über so etwas Gedanken gemacht, oder mich überhaupt gefragt, ob Männer eigentlich andere Männer heiraten dürfen. Oma sagte mir früher immer, wenn du jemanden findest den du ganz doll magst und der dich auf die selbe Art mag, dann halte ihn mit aller Kraft bei dir. "So wie Opa und du?", hatte ich sie gefragt. "Ja. Genau so." Sie hatte mich angelächelt und für mich war klar, dass dieser jemand für mich nur Klaas sein konnte. Und da meine Oma und mein Opa verständlicherweise verheiratet sind, dachte ich, so geht es richtig. Den Menschen, den man ganz doll mag, muss man heiraten. Komme was wolle. Doch als Klaas mir sagte, dass wir das nicht können, spürte ich zum ersten Mal, dass ich anders war als die anderen Jungs in meiner Klasse. Mochten die wirklich Mädchen? Ich wollte es mir gar nicht vorstellen! Ein furchtbarer Gedanke, eines Tages ein Mädchen heiraten zu müssen. Ich erzählte niemanden davon. Was sollte es mir schon bringen? Jedes Mal wenn Klaas und ich uns sahen, versuchte ich trotzdem ihm so nah wie möglich zu sein und himmelte ihn seitdem heimlich an. Zum missfallen unserer Eltern. Ständig handelten wir uns irgendwelchen Ärger ein und verzapften eine Menge Unsinn, nicht zuletzt, weil ich ihn auch ein Stück weit mit meinem Wagemut beeindrucken wollte. Irgendwann aber verloren wir uns aus den Augen. Lebten eben unsere Leben. Und nun, ein Jahrzehnt danach, sehe ich ihn wieder! Er hat sich kaum verändert. Immer noch das offene Lächeln, die blonden Haare, etwas dunkler als früher, und dann sind da noch seine braunen Augen. Dieses goldbraune, warme leuchten mitten in seinem Gesicht. Natürlich ist er größer geworden, auch wenn ich es schlecht einschätzen kann, so wie er gerade vor mir kniet. Breite Schultern, Muskeln, die sich unter seinem T-Shirt hervorragend abzeichnen. In seiner gebückten Haltung kann ich hervorragend in seinen Ausschnitt schauen … Ich schließe kurz die Augen um nicht noch weiter zu gaffen. 'Nicht tiefer gucken! Wehe!' "Simon?" Ich öffne die Augen wieder. "Tatsächlich! Du bist es Simon! Wie schön dich zu sehen!" Er löst seine Hand von meiner, die dort noch immer darauf lag, und zieht mich in seine Arme. Mir bleibt die Luft weg! Mein Herz rast. Scheiße! Er riecht so gut! Mir kullert das Ei, das ich eben noch ergattert hatte aus der Hand. Langsam lege ich nun auch meine Arme um seinen Oberkörper und drücke ihn an mich. "Klaas ..." Zeit ist relativ, und obwohl unsere Umarmung nicht sehr lange dauern kann, kommt sie mir wie eine Ewigkeit vor. Die Uhr scheint still zu stehen, hoffentlich für immer! Ich möchte ihn am liebsten gar nicht mehr loslassen. All die Zeit, in der wir uns weder gesehen noch gehört hatten, scheint wie weggewischt. "Wer ist das?" Erschrocken schaue ich über seine Schulter. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich mich an sie angelehnt habe. Ein kleines Mädchen mit blonden Löckchen schaut mich misstrauisch an. Ich muss lächeln. Eindeutig aus Klaas' Familie. Vielleicht seine Tochter. Seine Tochter ... Etwas zu ruckartig schrecke ich aus seinen Armen. Das heißt, er ist verheiratet. Er hat eine Frau und mindestens ein Kind. Ich Trottel! "Da bist du ja! Schau was wir gefunden haben." Klaas strahlt die Kleine an und präsentiert ihr das volle Osternest. Keine Ahnung was ich tun soll. Ich starre einfach auf das Osternest. Bunte Eier. Eins davon, bestimmt das, welches mir vorhin aus der Hand gekullert war, ist ein Stück weit weggerollt. Das Einzige in rosa. Was für ein treffendes Bild! Das bin ganz eindeutig ich. Ein weit weggerolltes, rosa Ei, das nicht zum Rest der orangenen und gelben Eier hier passt. Klaas gehört dazu, zu der fröhlichen, orange-gelben Eierfamilie. "Sind die von euch? Susi hat noch nicht so viele. Die Anderen sind schneller. Falls ihr welche entbehren könnt ...?" Die Anderen. Noch mehr glückliche Klaas-Kinder, die hier auf Eiersuche gehen. "Klar. Nimm sie ruhig." "Cool! Danke." Er strahlt mich an. Er ist sichtlich glücklich und kleine Lachfältchen haben sich in seine Augenwinkel gegraben. Klaas ist glücklich. Warum freut es mich nicht, dass mein früherer, bester Freund ein schönes, glückliches Leben hat? Ich hasse mich selbst dafür, dass ich so fühle. Klaas hebt das Nest auf und gibt es der kleinen Susi. Diese fängt an zu strahlen. Das selbe Leuchten wie in Klaas' Augen. "Mama! Gug maaaa...!" "Da hast du jemanden Glücklich gemacht", sagt er und grinst, als er Susi nachschaut. Wenigstens etwas. Nein, echt! Die Kleine ist echt süß. Ich freue mich jetzt doch noch für Klaas. Ein klein bisschen jedenfalls. "Schön, wenn sich die Kleinen noch über simple Ostereier freuen können. Meine Nichten schlagen sich gerade um eine Halskette." Ich deute hinter in Omas Garten. Ein warmes Lachen verlässt seine Kehle. Eine Gänsehaut überzieht meinen Rücken. Wie lange habe ich sein Lachen schon nicht mehr gehört? Alte Gefühle kommen hoch. "Wir haben uns lange nicht gesehen. Wie geht's dir Simon?" Wie soll's mir schon gehen? Liebeskummer, in noch nicht mal fünf Minuten. Wegen dir! Das ist mein eindeutig armseligster Rekord bist heute. "Ganz gut. Ich wohne immer noch in Frankfurt und arbeite in einem Fotostudio." "Wow. Cool. Als Model?" Was soll das jetzt? "Nee. Ich halte die Kamera. Werbefotos. Da kommt mir alles mögliche vor die Linse. Und? Was hast du so gemacht?" Eigentlich will ich es gar nicht wissen. Ich mag keine glücklichen, kinderreichen Familienstorys hören. Nicht von ihm. "Ich war die letzten fünf Jahre in den Staaten. New York, New Orleans, L.A., einfach überall." "Und da kommst du in dieses langweilige Kaff zurück?" Unglaublich! Da wird man ja neidisch! Wieder lacht er gänsehautproduzierend. "Du magst es nicht glauben, aber mit der Zeit vermisst man sogar das kleinste Kaff. Ich habe meine Familie vermisst. Susi zum Beispiel. Die Kleine hab ich noch nie gesehen. Nur auf Fotos. Isa hat mir hunderte geschickt." Isa? Ich krame in meiner Erinnerung herum. Isa ist seine Schwester! Mein Herz beginnt wieder zu rasen. Oh, du Hoffnungsschimmer am Horizont! Nicht nur die Eier-Oster-Göttin scheint mir hold zu sein! Das kleine, fette Kind mit den Flügeln und der Armbrust anscheinend auch. Okay. Mal langsam. Das heißt noch lange nicht, dass er auf Kerle steht. Und ausgerechnet bei ihm versagt mein Schwulenradar. Es scheint unschlüssig zu sein und springt vom einen Extrem ins Andere. Mistding! "Dann ist sie gar nicht deine Tochter?" "Hast du das geglaubt?! Haha! Nein! Sorry, aber eigene werde ich wohl so schnell nicht haben." Hmm, was soll das jetzt wieder heißen? Leider bleibt mir keine Zeit es herauszufinden. Klaas wird zurückbeordert. Susi quengelt und braucht anscheinend weitere Hilfe beim Eiersuchen. Er rutscht ein Stück nach hinten, unter den Ästen durch, steht auf und klopft sich die Hose sauber. Durch die gelben Forsythienäste sieht er auf mich herab. "Sorry, ich muss erstmal. Sehen wir uns nachher nochmal? Ich würde gern noch ein bisschen mit dir plaudern." Uwahhh! "Klar. Gerne." "Super! Komm einfach rüber, oder ich schaue nochmal bei euch vorbei, wenn die Kleinen alles gefunden haben." In diesem Moment strahlt er mit der Frühlingssonne um die Wette. Ich bestimmt auch … "Warte noch kurz! Hier." Ich werfe ihm das rosa Ei zu. "Behalte du es mal lieber", lacht er und es kommt wieder auf mich zugeflogen. Klasse. Mein schwules Ei will keiner. "Ich hab mein eigenes." Aus seiner Hosentasche zaubert er ein grell bemaltes Ei. Pink! Er lacht und dreht sich zum fortgehen um. Es gibt doch Osterwunder, und das fette Baby mit der Armbrust lacht mit der Ostergöttin um die Wette. ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)