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Projekt 'Osterüberraschung'

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Kapitel 1 - Das Projekt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 1 - Das Projekt (Ohne Adult)

Osterstory Nummer zwei geht an den Start! Freut euch auf ein kleines Wiedersehen mit Leon und Aaron und erfahrt, was Aaron für seinen Schatz an Ostern geplant hat.
 

Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss.

Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl.

Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird.
 

In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen.

Eure Fara
 


 

Projekt 'Osterüberraschung'
 

Kapitel 1 - Das Projekt (Ohne Adult)
 

~Aaron~

Überwältigt und mit Gefühlsschwankungen, bei denen einem schwindelig werden kann, schaue ich mein gegenüber an. "Bist du dir sicher?", frage ich sie nun schon zum fünften Mal.

"Völlig sicher. Ich habe keine Verwendung dafür. Ihr schon. Und ich habe einiges wiedergutzumachen."

Ich drehe mich einmal um mich selbst, lasse alles um mich herum auf mich wirken und gehe in Gedanken durch, was alles zu machen ist, bevor ich meinem Schatz von dem hier erzählen kann. Falls ich das Angebot wirklich annehme, heißt es. "Das wird viel Arbeit. Und auch einiges Kosten", überlege ich laut, was mich auch schon zu Punkt zwei meiner Liste bringt.

"Ich weiß. Aber ihr bekommt es von mir geschenkt. Außerdem wurde alles vor zehn Jahren saniert. Ich denke, ihr könntet was tolles draus machen."

"Erst muss Leon sein Einverständnis geben."

"Natürlich."

Ich atme laut aus. "Eine Menge, Menge Arbeit." Soll ich mir das wirklich aufhalsen?

Brigitte und ich betreten den Garten. Die Sonne scheint und die hohen Bäume um uns herum sind wirklich schön anzusehen. Auf der großen Wiese vor uns stehen einige Apfelbäume die schon blühen. Wie soll ich ihm das nur beibringen? Vielleicht rastet er aus. Könnte passieren. Und ich könnte es verstehen. Ich selbst hatte ein ganz beklemmendes Gefühl, als ich von Brigittes Vorschlag erfuhr. "Du musst dich ja noch nicht gleich entscheiden. Berede das mit Leon." Ich nicke leicht und lasse meiner Fantasie freien lauf. Ja, hier könnte man durchaus was draus machen.

Und plötzlich kommt es über meine Lippen. Von ganz allein. "Wir nehmen es."

Brigitte lächelt und stellt sich neben mich. "Falls Leon nicht will, tu mir den Gefallen und verkauf es. Das Geld könnt ihr behalten." Ich drehe meinen Kopf zu ihr, kann kaum glauben, was ich da gerade höre und will widersprechen, doch sie lässt es nicht zu. "Ich bin versorgt. Bitte kümmere dich um ihn. Er hat sonst niemanden." Mir schnürt sich die Kehle zu. Das kann ich doch nicht annehmen?!

Ich drehe mich wieder zum Haus. "Für Leon", beschließe ich schließlich. "Nur für ihn." Bleibt bloß noch die Frage, ob er das auch annehmen wird.
 

***
 

~Leon~

"Da bist du ja!" Ich springe von der Couch auf und schmeiße die Zeitung, in der ich gerade gestöbert habe, im hohen Bogen von mir. "Wo warst du nur so lange?!" Ich falle Aaron regelrecht um den Hals und strahle ihn glücklich an.

"Wow! Was für eine Begrüßung!", lacht mein Freund und drückt mir einen Kuss auf. "Hatte noch was für die Arbeit zu erledigen."

"Du fleißiger Kerl. Aber es ist schon gemein, dass du nicht bei mir bist. Mein Urlaub ist so langweilig ohne dich." Traurig aber wahr. Mein Großer hat keinen Urlaub bekommen und jetzt darf ich mir alleine die Zeit vertreiben.

"Dein Urlaub hat doch erst begonnen. Wie soll das die nächsten drei Wochen werden, wenn dir jetzt schon langweilig ist?"

"Furchtbar!" Ich lasse meine Stimme theatralisch klingen und hänge mich an Aarons Nacken. "Aber in zwei Wochen ist ja Ostern! ... Da fällt mir was ein! Phil hat angerufen. Ob wir Ostern mit ihnen feiern wollen. Seine ganze Familie tanzt an und seine Horror-Großtante wissen noch nichts von Flo. Er erhofft sich von uns etwas schwule Unterstützung."

"Hm. Mal sehen. Ich hatte schon was anderes in Planung." Was anderes?

"Bitte Aaron! Die zwei haben uns schon so oft geholfen! Jetzt können wir uns mal revanchieren!"

"Na gut. Ich rede mal mit Phil darüber. Vielleicht kann man das ja verbinden." Geht doch!

Ich springe meinen Großen an und knutsche ihm das Gesicht ab. "Danke ... Danke ... Danke ...!" Aaron fängt an zu lachen und hebt mich gänzlich in seine Arme.

"Bedanke dich lieber an anderer Stelle", raunt er mir zu und trägt mich ins Schlafzimmer. Hui! So kann mein Urlaub ruhig die ganzen drei Wochen verlaufen!
 

~Aaron~

Leon schläft tief und fest. Ich betrachte ihn ganz genau, was ich immer tue, wenn er eingekuschelt neben mir schläft, und ich noch nicht einschlafen kann. Mein Blick wandert über die kleinen Sommersprossen auf seiner Nase und dort drumherum, die mit jedem aufkommenden Sonnenstrahl mehr werden. Im Winter hatte er so gut wie keinen einzigen der kleinen hellbraunen Pünktchen, und als ich sie vor kurzem bemerkt hatte, musste ich grinsen. Gesagt habe ich ihm das nicht. Manchmal ist er noch so unsicher in Bezug auf sich selbst, dass er solche Dinge gerne mal falsch versteht. Seine Locken sind über die Zeit auch ziemlich lang geworden, doch er hat sie vor kurzem wieder stutzen lassen. Jetzt rahmen sie ihm wieder das Gesicht ein, wie am Anfang, als wir uns kennengelernt hatten. Seine Statur hat sich seitdem auch verändert. Er geht mit mir zusammen ins Fitnessstudio und hat richtig zugelegt. Leon ist kein Muskelprotz oder so, aber er hat einen sichtlichen Muskelansatz bekommen. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass er noch ein Stück gewachsen ist. Jedenfalls hat sein Selbstbewusstsein auch ein großes Stück zugelegt, was mich richtig froh macht. Auch der Ausdruck auf seinem Gesicht ist anders als damals. Ausgeglichener und zufriedener. Außerdem lächelt er jetzt fast den ganzen Tag über. Und seit feststeht, dass sein Vater weiter in U-Haft bleibt, ist dieses Lächeln noch strahlender geworden.

Ja, es ist viel passiert seit letztem Jahr. Jetzt steht nur noch eins an: Die Versöhnung mit seiner Mutter. Zwar haben sie sich schon einige Male getroffen, doch Leon war dabei mehr als nur kurz angebunden gewesen. Ich kann es verstehen und seine Mutter auch. Sie weiß, dass sie eine Menge Mist gebaut hat, aber ich hoffe, dass Leon ihr irgendwann verzeihen kann. Das würde ihm gut tun. Dann könnte er abschließen und mit seiner Vergangenheit und mit ihr ins Reine kommen.

Vorsichtig fahre ich mit meinen Fingern durch sein Haar. Leon atmet tief ein, bleibt aber weiter ruhig liegen. Ich beuge mich zu ihm hinunter und lege meine Lippen auf seine Stirn, wovon er auch nicht wach wird. Er pennt wie ein Murmeltier nachdem wir miteinander im Bett waren. Kein Wunder, so wie er sich dabei verausgabt ...
 

Seufzend steige ich aus dem Bett und laufe in die Küche um mir eine Falsche Wasser aus dem Kühlschrank zu holen. An Schlaf ist jetzt sowieso nicht zu denken. Zu viel geistert mir im Kopf herum. Es gibt einfach noch viel zu viel zu erledigen. Mit der Wasserflasche in der Hand setzte ich mich an den Tisch, greife nach meinem Handy, das auf dem Tisch liegt und wähle Phils Nummer. Ich muss noch einiges mit ihm besprechen. Das mit der Osterfeier ist zwar nett gemeint und grundsätzlich habe ich auch nichts dagegen, doch es kollidiert mit meinen Plänen. Wenn er also will, dass wir zu ihm kommen, dann brauche ich im Gegenzug auch seine Hilfe.

Es klingelt nur zwei mal und schon höre ich Phils Stimme. /Ja?/

"Ich bin's. Aaron", melde ich mich.

/Hey! Wie geht's wie steht's?/

"Wie immer gut und steil", antworte ich, was Phil dazu bringt dreckig zu lachen. "Weswegen ich anrufe: Das mit Ostern. Leon ist ganz versessen drauf und ich würde auch gern mitkommen, aber ich bräuchte dafür auch etwas von dir und Flo."

/Bin ganz Ohr./

"Treffen wir uns morgen? In meiner Mittagspause, wenn du Zeit hast. Dann erkläre ich dir alles."

/Sag mir wann und wo, und ich sehe was ich tun kann./

"Klasse. Ich schreib dir, ja?"

/Klaro. Bis morgen./

"Tschau." Nachdenklich hebe ich die Flasche an meinen Mund. Bin echt gespannt, was Phil zu meinen Plänen sagt. Ob er mir davon abrät? Habe ich heute vielleicht zu vorschnell gehandelt? Falls ja, habe ich jetzt ein mehr als teures und anstrengendes Projekt am Hals. Ich mag gar nicht darüber nachdenken!
 

***
 

~Leon~

"Wann bist du wieder zu Hause?"

"Das weißt du doch. Gegen neunzehn Uhr." So spät erst!

"Was mache ich denn den ganzen Tag über, wenn du nicht bei mir bist?"

"Geh spazieren. Die Sonne scheint und es ist herrlich warm draußen", schlägt mir mein Witzbold vor, schnappt sich seine Arbeitstasche, drückt mir einen flüchtigen Kuss auf und eilt zur Haustür. "Tschau! Bis heute Abend und ruh dich ordentlich aus!" Wam! Ich starre grimmig die Haustür an, hinter der Aaron gerade verschwunden ist.

"Sehr lustig, Aaron", brumme ich und schlinge meine Arme um mich. Was fange ich denn jetzt nur mit meiner Freizeit an? Jeder, den ich kenne arbeitet gerade. Außer ... Ich schlüpfe in meine Sneakers und verlasse die Wohnung. Dann gehe ich eben doch spazieren. Der Weg zu Sean ist relativ kurz von unserer Wohnung aus und eignet sich Ideal für einen Frühlingsspaziergang.

Sean und ich sind mittlerweile sehr gute Freunde geworden. Er kennt Aarons Macken wie kein anderer und ist oft bei uns. Zuerst war ich noch eifersüchtig auf ihn, das gebe ich zwar ungern zu, aber so war es. Ich fand es furchtbar, dass er meinen Aaron so gut verstand und die zwei schienen immer irgendwelche Geheimnisse miteinander zu teilen, was natürlich Schwachsinn ist. Ich kenne ihr gemeinsames 'Geheimnis'. Ich weiß, um was es geht, wenn sie wieder die Köpfe zusammenstecken und leise flüstern. Ich versuche es immer zu ignorieren und die zwei in Ruhe zu lassen. Inzwischen klappt das auch recht gut. Manchmal, wenn Chase dabei ist, tun wir dann aus Spaß auch so, als würden wir zusammen Heimlichkeiten austauschen. Gemein, ich weiß, wenn man an den eigentlichen Grund denkt, um den es geht. Aber Aaron und Sean nehmen es uns nicht übel.
 

Vor einer roten Fußgängerampel bleibe ich stehen. Zu Sean geht es eigentlich geradeaus weiter, doch ich habe mich kurzentschlossen für einen kleinen Umweg entschieden. Ich will an unserer Bäckerei vorbei. Sie ist seit Anfang des Jahres geschlossen. Als publik wurde, was mein Vater für ein Schläger ist, blieben die Kunden aus. Meiner Mutter war es nur recht. Sie hatte sowieso keine Ambitionen mehr, das 'Familiengeschäft' weiter zu führen. Ich kann sie verstehen. Wenigstens in diesem Punkt.

Es wird grün und ich laufe über die Straße, biege nach links ab und dann rechts in eine kleine Seitengasse hinein. Einige unserer ehemaligen Kunden begegnen mir hier und da. Manche grüßen, andere schauen mich nur verstohlen an. Sollen sie doch! Bestimmt ist es ihnen peinlich, dass wir schießen mussten, weil sie lieber im Supermarkt ihre Brötchen holten, als bei einer Frau, die sich von ihrem Mann hat schlagen lassen. Mein Bauch krampft sich zusammen und ich bleibe kurz stehen und atme tief ein. Ich würde meine Mutter so gern verzeihen, kann es aber noch immer nicht. Sie musste auch viel durchmachen. Das sie mir nicht helfen wollte oder konnte kann ich inzwischen sogar ein Stück weit nachvollziehen. Hätte ich Aaron nicht gehabt, ich würde wahrscheinlich gerade immer noch in der Bäckerei stehen und die Backwaren in den Regalen auffüllen. Ich schüttle die unwillkommenen Gedanken und Gefühle ab und laufe weiter.

Unser ehemaliger Laden rückt in Sichtweite. Auf den beiden Schaufenstern steht groß 'zu vermieten' drauf. Darunter die Telefonnummer unseres damaligen Vermieters. Ich gehe weiter und bleibe erst wieder stehen, als ich direkt vor der Ladentür stehe. Drinnen ist alles leer. Nur die Theke steht noch da und dahinter die große Auslage. Die Schlüssel habe ich nicht mehr, weshalb ich nicht rein kann. Vielleicht würde ich jetzt wirklich da hinein gehen, hätte ich sie. Hätte den Laden betreten und wäre hinter in die Backstube gegangen, wo ich tausende von Stunden mit meinem Vater zusammen gebacken habe. Den Teig angerührt habe, die Bleche bestückt und die Stückchen mit Zuckerguss verziert habe. Eigentlich hat mir der Job Spaß gemacht. Hätte mein Vater mich nicht immerzu angeschrien und mich durch die Backstube gestoßen, hätte es mir tatsächlich Spaß gemacht, die ganzen Backwaren herzustellen, neue Rezepte auszuprobieren, die mein Vater sogar manchmal lobte. Auch der Kontakt zu den Kunden hat mir gefallen. Fast vermisse ich es ...

Innerlich sträubt sich mir alles. Was denke ich da! Es war die meiste Zeit über der blanke Horror! War ich nicht schnell genug, bekam ich einen Hieb. Waren die Brötchen zu dunkel, wer hat es wieder mal verbockt? Ich! Beschwerte sich mal ein Kunde, was zum Glück sehr selten vorkam, war ich der Schuldige, der sich bei dem Kunden entschuldigen musste und die ersetzten Backwaren wurden mir vom sowieso schon mickrigen Gehalt abgezogen. Es war nur schön hier, wenn mein Vater nicht da war. Leider war das sehr selten.
 

Noch einmal lasse ich meine Augen über unser altes Geschäft wandern, präge es mir ein, damit ich nie wieder hier her zurück muss, vertiefe das Gefühl in mir, dass dieser Abschnitt in meinem Leben es wirklich ein Ende gefunden hat. Dann drehe ich mich um und verlasse die Straße, gehe auf direktem Weg zu meinem neuen Freund Sean und erfreue mich an den wirklich schönen Frühlingstag.
 

~Aaron~

Phil kaut auf seiner Unterlippe herum. "Ich weiß nicht Aaron. Das könnte nach hinten losgehen." Phil schaut sich um, dreht sich, streift mit seinen Händen an der Wand entlang.

"Sag mir was Neues. Aber ich kann mich nicht mehr umentscheiden. Es gehört bereits mir. Heute morgen habe ich unterschrieben."

"Oh man." Phil läuft auf und ab, die Hände nun in den Hosentaschen vergraben. "Und was hast du genau vor? Ihn hier her bringen?"

"Ja. Das wollte ich. Doch zuerst muss das alles raus. Chase und Sean helfen auch. Peter und Sascha muss ich noch fragen, aber die helfen sicher auch mit."

"Ich hätte auch noch Leute zum helfen. Wenn wir das in zwei Wochen schaffen wollen, buchen wir jede Hand."

"Du machst also mit?"

Er dreht sich zu mir und sieht mich nachdenklich an. "Natürlich. Falls Leon dem hier zustimmen wird, dann nur, wenn nichts mehr so ist wie vorher." Da gebe ich ihm recht. "Ganz schön abgelegen, oder?"

"Ja. Einfach toll." Ich lächle und stelle mir vor, wie es sein wird. Wenn alles so ist, wie ich es geplant habe.

"War Leon oft hier?"

"Soweit ich weiß nur in seiner Kindheit."

"Dann stimmt er vielleicht doch zu. Jedenfalls ist das wirklich ein tolles Angebot, dass ihr da bekommen habt."

"Deshalb habe ich ja auch nicht lange gezögert. Jetzt fehlt nur noch Leons Unterschrift unter dem Vertrag und die notarielle Beglaubigung. Dann ist alles besiegelt." Wieder werde ich nervös. Angespannt laufe ich in dem ehemaligen Wohnzimmer umher und schaue aus der Tür in den Flur hinein.

"Hast du einen Plan, was alles gemacht werden muss?", fragt Phil.

"Nicht so richtig. Erstmal die ganzen Möbel, die nicht gebraucht werden entsorgen. Dann sehe ich weiter."

"Ich kenne einen Architekten. Der schaut sich das bestimmt mal an", sagt Phil und stellt sich neben mich.

"Das wäre super! Damit tätest du mir echt einen Gefallen."

"Kein Ding", winkt Phil ab und grinst breit. "So ein Osterei hätte ich auch gern in meinem Nest. Nur übersteigt das hier Flo und meine Gehaltsklasse."

"Meine eigentlich auch." Die Renovierung wird schon ein immenses Loch in mein Konto reißen. Aber es wird sich lohnen. Vor allem, wenn Leon das mit mir zusammen durchzieht. "Also bleibt es dabei? Wir feiern erst mit deiner Familie und dann ..."

"Dann kommen Flo und ich mit hier her. Du wirst Unterstützung gebrauchen können, wenn Leon hiermit nicht einverstanden ist."

"Ich dränge ihn zu nichts. Falls er das nicht will, dann werde ich weitersehen, und das Ding hier verkaufen."

Phil klopft mir auf die Schulter. "Ich drücke mal die Daumen, dass es nicht soweit kommt. Ihr hättet es verdient."

"Ein Problem gibt es allerdings noch."

"Welches?"

"Ich muss eine Stunde eher aufstehen, wenn ich von hier aus auf die Arbeit will."

Phil lacht und geht mit mir raus in den Hof. "Du armer Kerl! Aber was tut man nicht alles für seinen Liebsten."

"Du sagst es", antworte ich leise und schaue auf die Fassade des Hauses. "Meinst du, Flo könnte sich um die ganzen Büsche hier kümmern?"

"Denke schon. Und wenn nicht, drohe ich ihm mit zwei Monaten Sexverbot."

"Hältst du das so lange durch?"

"Nein. Aber muss ich das? Wozu habe ich gesunde Hände?"

Lachend halte ich ihm die Beifahrertür meines Wagens auf. "Pass aber auf, dass Flo dich nicht erwischt."

"Wieso? Er muss nämlich zuschauen."

"Erspare mir die Details!", grinse ich und steige selbst ein. "Danke für eure Hilfe. Ohne euch wäre ich aufgeschmissen." Zu Anfang habe ich echt nicht gewusst, auf was ich mich da einlasse. Mit jeder Minute fallen mir mehr Dinge ein, die ich noch zu erledigen habe, wenn das alles so werden soll, wie ich es haben will.

"Kein Problem. Das bekommen wir schon hin. Lenk du nur Leon ab. Der hat mich gestern neun mal angerufen."

Ich verdrehe die Augen. "Dem ist langweilig. Sein Urlaub macht ihm jetzt schon zu schaffen."

"Das Problem hätte ich auch mal gerne!"

"Glaub mir. Ich auch."
 

***
 

~Aaron~

Als ich meine Wohnung betrete, höre ich laute Stimmen aus dem Wohnzimmer. Scheint, als sei Leon nicht alleine. "Leon?! Bin wieder da!"

"Im Wohnzimmer!" Ach nee! Neugierig spähe ich um die Ecke. Sean sitzt neben meinem Kleinen und die beiden unterhalten sich angeregt. Na da schau an! Hat er jemanden gefunden, der ihm die Zeit vertreibt. Sean hat gerade auch wenig zu tun, denn er sucht gerade eine Stelle als Tierarzt, ist aber noch nicht fündig geworden.

Nachdem ich meine Tasche abgelegt habe und mir die Schuhe ausgezogen habe, schlurfe ich ins Wohnzimmer und begrüße den blonden Wirbelwind. "Aaron! Gut siehst du aus!" Was hat den den gebissen?

"Wirklich?"

"Klar! So verliebt und glücklich."

"Wenn du meinst", grummle ich und plumpse neben Leon auf die Couch. Der ist sofort halb auf meinem Schoß gerutscht und saugt mir die Luft aus der Lunge.

"Huh! Ich merke, wenn ich überflüssig bin", schmollt Sean, kichert aber dabei.

"Bist du nicht!" In Windeseile ist Leon wieder von mir abgerückt und steht auf. "Wir haben Abendessen gekocht. Hunger?"

"Ähm ... Immer doch."

"Dann ab in die Küche mit euch! Ich komme gleich nach!" Leon marschiert ins Badezimmer.

"Kannst du mir mal sagen, was mit deinem Kleinen los ist?", fragt Sean und schaut mich mit großen Augen an. "Der hat eine Energie, das ist ja kaum auszuhalten!"

"Liegt wohl an seinem Urlaub. Ihm ist furchtbar langweilig."

"Sieht so aus."

Wir betreten die Küche, wo schon alles gedeckt ist. Innerlich schüttle ich den Kopf. Wie soll das die nächsten Wochen nur werden? Ich sehe jetzt schon das große Chaos auf mich zukommen. Eine unfertige Baustelle und einen unausgelasteten Leon. "Ich war heute mit Phil im Haus", flüstere ich Sean zu. "Er hilft mit und kennt auch einen Architekten, der sich das mal anzieht."

"Klasse! Dann schaffen wir es vielleicht wirklich bis Ostern."

"Hoffentlich", sage ich leise und unterdrücke das Gefühl, dass mir hier alles über den Kopf wächst. Und das, wo ich noch nicht mal richtig angefangen habe!

"Du machst dir immer noch Sorgen, dass er nicht will?"

"Ja. Ich mache euch alle mobil und ihr opfert eure Freizeit dafür. Was, wenn das alles für die Katz ist?"

"Dann verkaufst du es eben und mit der erlösten Summe entschädigst du uns dafür", grinst Sean breit und legt seinen Arm um meine Schulter.

"Auf was habe ich mich da nur eingelassen?"

"Auf was hast du dich eingelassen?" Leon! Hoffentlich hat er nichts gehört!
 

~Leon~

"Hast du Schwierigkeiten auf der Arbeit?" Ich setze mich zu Aaron und Sean an den Tisch und sehe meinen Großen besorgt an. "Aaron? Was ist denn?"

"Ja! Die Arbeit. Da ist was schief gegangen."

"Oh. Sehr schlimm?"

"Das bekommt Aaron sicher hin, was Dicker?" Sean grinst uns beide breit an.

"Nenne mich noch einmal Dicker, und es setzt was."

"Oh, sorry der Herr!" Mir entkommt ein Lachen. Die zwei sind manchmal echt zum schießen!

Wir essen zusammen und dann muss Sean auch schon los. Immer wieder bemerke ich, dass Aaron abwesend ist, mehrfach nachfragt wenn ich was sage, weil er es nicht mitbekommen hat. "Ist das Problem so groß?"

"Problem?"

"Na auf der Arbeit", kläre ich ihn auf. "Warum sonst bist du so in Gedanken?"

"Ach so. Ja. Ach, das klappt schon."

"Ganz bestimmt", sage ich und stehe auf. "Weißt du auch warum?"

"Warum?", fragt er und empfängt mich in seinen Armen, als ich mich rittlings auf seinen Schoss setze.

"Weil du alles schaffst. Du kannst dich durchsetzten und weißt, was für deine Kunden am Besten ist."

Aaron hebt eine Augenbraue. "Ich weiß, was am Besten ist?"

"Ja."

"Daran werde ich dich nochmal erinnern."

"Wie meinst du dahaaa!" Hinterhältiges Ablenkungsmanöver! Aaron hat seine Hände unter mein Oberteil geschoben und lässt seine Fingerspitzen über meine Haut tanzen. Gleichzeitig saugt er an meinem linken Ohrläppchen und lässt mich noch was ganz anderes Spüren. "Bett?", wispere ich und werde hochgehoben.

Das bedeutet ja dann wohl, dass die dreckige Küche bis morgen warten muss.
 

***
 

~Aaron~

Ich werde wach, weil etwas Schweres auf mir liegt. "Leon?", knurre ich müde. "Was machst du da?"

"Fass mich an!" Was soll ich?

"Leon ..." Feuchte Lippen streifen auf meinem Hals umher. Verschlafen blinzle ich Richtung Wecker. "Leon. Es ist halb sechs. In einer Stunde muss ich aufstehen."

"Ich stehe jetzt schon." Ich merke es!

"Leon ..." Ich schließe die Augen wieder und seufze leise. Mein Kleiner hat ganz schön dazugelernt. Sein Becken reibt sich verdammt verführerisch gegen meins und seine Hände streicheln über meine Brustwarzen. "Du hast eindeutig ... zu viel Energie!"

"Dann treib sie mir aus", meint er frech und rutscht unter die Decke.
 

*
 

Es kommt erst wieder Leben in uns, als der dämliche Wecker seine Arbeit tut. Leon hat es echt geschafft. Er hat mich eine ganze Stunde auf Trab gehalten!

Ich rolle von ihm und schlage auf das piepsende Mistding. Mein Kleiner hat sich in der Zwischenzeit wieder unter die Decke gemogelt und darunter eingekugelt. Sieht das gemütlich aus! "Ich gehe mal duschen", seufze ich, hauche Leon noch einen Kuss auf die Wange und mache mich auf den Weg. Am liebsten würde ich mich krank melden!

Frisch geduscht und bloß mit einem Handtuch bedeckt komme ich zurück ins Schlafzimmer, wo Leon schon wieder eingeschlafen zu sein scheint. "Du Glücklicher", flüstere ich, suche mir meine Kleidung zusammen und setzte mich aufs Bett. Normal müssen wir immer zusammen aufstehen, aber da der werte Herr ja Urlaub hat, kann er schlafen solange er will. Ach, ich gönne es ihm ja! Es ist nur doof, dass ich keinen Urlaub bekommen habe. Ich hätte ihn so gern mit Leon zusammen verbracht. Vielleicht wird's ja im Herbst was mit einem gemeinsamen Urlaub. Oder wir bleiben zuhause, genießen den großen Garten, die Ruhe und die Abgeschiedenheit ... Es sei denn, Leon will das alles nicht. Ich hoffe es so, dass er doch will. Dieses Haus wäre perfekt für uns und je länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir diese Idee.

Nochmal bekommt mein kleiner Lockenkopf einen feuchten Kuss aufgedrückt, bevor ich in die Küche gehe, und frischen Kaffee koche. Wenn ich jetzt nicht gehe, melde ich mich wirklich noch krank.
 

***
 

~Leon~

Boha ist mir kalt! Nackt husche ich ins Schlafzimmer und wickle mich in eine der Decken, die Aaron hier liegen hat. Diesmal kommt mir seine Macke, mit zig Decken zu pennen zugute. Wie kann man mit drei zusätzlichen Wolldecken schlafen? Ich suche mir Hose und Pullover raus, ziehe mich fix an und gehe in die Küche. Wie immer hat mir mein Großer noch etwas Frühstück dagelassen und in der Thermoskanne ist noch Kaffee. Hach! Urlaub kann schön sein. Wäre ich nicht alleine und müsste bis zum Abend auf meinen Freund warten. Wenigstens ist es bald Mittag. Vielleicht vergeht der Tag dann schneller.

Mit einem belegten Brötchen und einer Tasse Kaffee latsche ich ins Wohnzimmer, schalte den Fernseher und die Spielkonsole an und zocke einige Runden, um mir die Zeit zu vertreiben. Klappt auch hervorragend, bis mein Handy klingelt. "Ja?!", schreie ich in den Hörer, da das Spiel verflucht laut ist.

/Leon?/ Aaron.

"Sprich!" Konzentriert bediene ich den Controller und versuche keinen Unfall zu bauen.

/Ich wollte dir Bescheid sagen, dass ich was zu Essen mitbringe./

"Ist gut ... JA!" Mein kleiner Rennflitzer rast auf Platz eins dahin. Jetzt heißt es aufpassen, dass mich nicht noch einer überholt, bevor ich auf der Zielgeraden bin.

/Ich komme aber erst später nach Hause./

"Wie spät?"

/So um neun./ Reifen quietschen und eine mittelschwere Explosion entsteht, als mein schönes Rennauto gegen die Tribüne rast.

"Um Neun?!" Ich lasse den Controller fallen.

/Ja. Du weißt doch, dass ich Schwierigkeiten auf der Arbeit habe. Ich muss das geradebiegen. Tut mir leid./

"Ist ja nicht schlimm", sage ich und versuche meine Enttäuschung zu verbergen. "Hauptsache du rettest dein Projekt."

/Hoffe ich auch. Dann bis nachher. Lieb dich./

"Ich dich auch." So eine Scheiße!

Mies gelaunt starre ich auf den großen Bildschirm und schaue meinem roten Flitzer beim abfackeln zu. Echt jetzt! So eine Scheiße!
 

******

Kapitel 2 - Skepsis

Kapitel 2 - Skepsis
 

~Aaron~

"Darf ich vorstellen: Alec. Der beste Architekt weit und breit!" Phil deutet auf den Mann neben sich. Er ist groß, gut gebaut, dunkelblonde Haare und hat grün-braune Augen. Er scheint schon etwas älter zu sein, ist dennoch unbestreitbar Attraktiv. Wen Phil nicht alles kennt!

"Hallo Alec. Ich bin Aaron." Ich reiche dem besten Architekten weit und breit meine Hand.

"Schönes Haus", beginnt er und schaut sich um. "Was wollen Sie verändern?"

"Bitte kein Sie."

"Okay." Er lächelt mich offen an. "Was willst du hier verändern?" Viel besser!

"Das alles soll heller werden. Und offen. Bis auf die Küche, die hätte ich gerne abgegrenzt. Und auch oben muss alles raus. Wie es die Wände eben zulassen." Noch wirkt hier alles bedrückend und dunkel. So kann ich Leon bestimmt nicht überzeugen, hier her zu ziehen.

"Uff! Das wird eine Menge Arbeit."

"Habe ich mir schon gedacht. ... Wie lange wird das dauern?"

Alec dreht sich zu mir, der gerade dabei ist, die Wände zu begutachten. "Bis alles fertig ist?"

"Bis die Wände raus sind."

"Das geht schnell. So wie ich das sehe, sind die meisten nicht tragend. Willst du eine Firma engagieren? Ich hätte da Leute ..."

"Wir wollten das machen. Genug Leute sind wir", mischt sich Phil ein. "Geht das? Die Kosten spielen da auch eine Rolle."

"Hm ... Ganz ehrlich?" Alec sieht uns beide fragend an und ich nicke. "Wenn du das Fachleute machen lässt, geht das wesentlich schneller und sicherer."

"Okay", antworte ich und sehe meinen Kontostand rasant nach unten rasen. "Dann sollen das lieber die Fachleute machen." Zusätzlich erspart uns das noch einige Zeit und Arbeit, die wir anders nutzen können.

"Können wir nach oben gehen? Dann kann ich mir davon noch ein Bild machen." Ich zeige Alec den Weg und folge ihm. Erinnerungen werden wach, die ich verdränge. Das alles ist rum. Keinen Grund mehr, sich deswegen schlecht zu fühlen.

"Ziemlich eng hier." Alec schaut in jeden Raum. "Das Fachwerk kann man darunter freilegen. Dann könnte man einen großen Raum daraus machen."

"So hatte ich mir das vorgestellt." Langsam fange ich an, diesen Alec zu mögen. "Besonders hier oben darf nichts aussehen wir vorher."

"Ein Schlafzimmer mit Bad", meint er und dreht sich. "Hier, in die linke vordere Ecke das Bad, mit Whirlpool versteht sich, und da drüben gleich ein riesiges Bett! Könnt ihr euch das vorstellen?"

"Klar kann ich das", sage ich. "Genau das Selbe dachte ich mir auch."

Alec grinst mich an und legt einen Arm um meine Schulter. "Ich sehe, wir verstehen uns!"

"Sieht so aus", grinse ich zurück.

"Dein Freund wird ausflippen." Phil konnte also sein Plappermäulchen nicht halten. "Wie lange seid ihr schon zusammen?"

"Ein halbes Jahr."

Alec glotzt mich verblüfft an. "Und dann kaufst du deinem Liebsten schon ein Haus?! Alle Achtung! Das hätte ich mich nicht getraut. ... Obwohl ..." sein Blick schweift in die Ferne.

"Unsre Situation ist anders als normal", verteidige ich meine Entscheidung und rücke von dem neugierigen Architekten ab.

"Ah. Die wahre Liebe! Kenne ich zu gut. Für die tut man so einiges."

"Ja. Tut man." Ich schaue aus dem Fenster auf das grüne Gras unten im Garten. "Einen Balkon", denke ich laut nach. "Kann man hier einen Balkon anbauen."

"Man kann alles. Ist nur eine Frage des Geldes."

"Ich will einen Balkon. Einen großen. Damit man morgens vom Bett direkt hier heraustreten kann und in den Garten sieht." Ich stelle es mit genau vor. Leon und ich, früh morgens. Die Sonne scheint, so wie jetzt. Kein Autolärm, wenn wir die Sonne genießen wollen, so wie bei meinem derzeitigen Balkon. Vogelgezwitscher und nur wir beide. Bis dahin ist aber noch ein langer Weg.

Alec tritt erneut neben mich und folgt meinem Blick. "Na dann baue ich dir einen Balkon. Einen großen."

"Wunderbar." Was tut man nicht alles für seine große Liebe?
 

Phil und ich laufen nach unten, während Alec sich noch Notizen macht. "Er soll die Leute anrufen, die die Wände herausreißen", sage ich.

"Sicher? Meinst du nicht, dass wir das schaffen?"

"Keine Ahnung. Aber er hat recht. Es ist gefährlich und Leute, die sich damit auskennen erledigen das schneller. Und darauf kommt es an."

"Oh man", seufzt Phil. "Leon weiß gar nicht, was er für ein Glück hat."

Ich fange an zu lachen. "Och, ich glaube, das weiß er." Ich wage einen Blick auf die Uhr. "Schon verdammt spät. Ich wollte noch Abendessen holen. Schafft ihr den Rest alleine?"

"Klar. Ich warte noch auf Alec und das war's für heute. Oder willst du jetzt schon mit dem Abriss beginnen?"

"Nein. Aber wenn es geht morgen schon."

"So eilig hast du es?" Alec kommt die Treppe hinunter. "Lass mich morgen erstmal alles regeln. Dann melde ich mich bei dir."

"Gut. Machen wir es so." Ich gebe ihm noch schnell meine Handynummer und dann verabschieden wir uns.

Der erste Schritt ist gemacht. Jetzt muss ich noch einen Termin bei meiner Bank machen und die Finanzierung regeln. Einiges werde ich noch aus eigener Tasche bezahlen können, doch ich informiere mich lieber mal über einen günstigen Kredit. Das macht mich nervös. Nicht, dass ich geizig wäre, doch ein gesunder Geldpuffer lässt einen ruhig schlafen. Nun muss ich mich auf unruhige Nächte einstellen. Doch wenn ich daran denke, hier mit Leon zu leben, das ist es auf jeden Fall wert.

Ich düse schnell zum nächstgelegenen Italiener und bestelle was zum Abendessen, schreibe Leon eine SMS, dass ich gleich da sein werde und sprinte bepackt mit dampfend heißen Essen zurück zum Wagen. Unterwegs gehe ich nochmal alles durch. Die Zeit muss einfach reichen! Es muss perfekt sein, damit Leon es sich auch so vorstellen kann, wie ich. Dann wird er auf jeden Fall den Vertrag unterschreiben und uns beide zu Hausbesitzern machen. Nur nicht nervös werden! Es klappt schon! Ganz bestimmt!
 

~Leon~

Endlich höre ich, wie der Schlüssel im Schloss herumgedreht wird. Aaron ist wieder da! "Na endlich! Es ist halb zehn durch!"

"Sorry. Hat länger gedauert."

"Hat es sich wenigstens gelohnt?"

"Ich schätze ja." Er strahlt mich an und mir bleibt die Spucke weg. So sieht man ihn selten. Natürlich lacht er oft, aber so! Der macht ja der Frühlingssonne Konkurrenz!

"Klasse! Dann kommst du morgen wieder pünktlich?" Ich nehme ihm das Essen ab und schleppe es ins Wohnzimmer.

"Eher nicht." Ich habe es geahnt. "Aber dafür läuft es gerade mehr als gut." Er umarmt mich von hinten und drückt seine Nase in mein Haar. "Fang du ruhig schon mal an. Ich springe schnell unter die Dusche." Und weg ist er. Habe ich mir das eben nur eingebildet, oder hat Aaron leicht muffig gerochen? Ich schüttle den Kopf über mich selbst. Sicher war das bloß Einbildung.
 

***
 

Eine Woche später:
 

~Leon~

Jetzt reicht es! Irgendwann mal habe selbst ich die Schnauze voll! Es ist kurz nach zehn und Aaron ist immer noch auf der Arbeit. Eine blöde SMS mit dem Inhalt: 'Tut mit leid, heute dauert es länger', kam eben bei mir an. Noch länger geht ja wohl kaum! Da stimmt was nicht! Das rieche ich bis hier her. Apropos riechen! Aaron riecht tatsächlich muffig, wenn er spät Abends nach Hause kommt. Vorgestern ist er ins Bad geschlichen, doch ich konnte genau sehen, dass er von oben bis unten voll mit Staub war. Woher kommt der?! Betrügt er mich? In einem alten, muffigen Hotel und knattert einen anderen Kerl quer durch ein verstaubtes Bett? Du meine Güte! Das tut er doch nicht wirklich?! Quatsch! Wie absurd ist das denn? Trotzdem … Ich muss reden! Jetzt sofort!

Ich wähle Phils Nummer. Keiner geht ran. Danach Flo. Selbe Ergebnis. Gut. Dann eben Sean. Der geht auch wirklich dran, doch ich verstehe ihn kaum. /Warte mal! Ich verstehe dich nicht!/ Ach nein?! Eine Tür quietscht, lautes Stimmengewirr und Klopfen. Wo treibt der sich den rum? /Leon? Was willst du?/ Wie freundlich!

"Hast du Zeit für mich?"

/Ähm ... Ja. Sag. Was gibt's?/ Wieso nur habe ich das Gefühl, dass er auch was verbirgt?

"Aaron ist angeblich noch arbeiten", sage ich nur und warte auf eine Reaktion.

/Angeblich? Soweit ich weiß, steckt er immer noch in diesem dringenden Projekt fest./

"Das hat er mir auch gesagt. Aber es kommt mir so komisch vor. Er kommt mir komisch vor. Als verheimlicht er mir was."

/Ach was! Aaron kann nichts verheimlichen!/ Ach wirklich?

"Du meinst also, dass das wirklich was mit seiner Arbeit zu tun hat?"

/Womit den sonst? Meinst du, er saniert Nachts heimlich Häuser?/

"Pfft! Wie kommst du den auf sowas?!" Typisch Sean.

/Du, hör mal. Ich hab noch was zu tun. Vertrau auf Aaron, okay? Er liebt dich. Und ich habe mitbekommen, dass das Projekt bis Ende nächster Woche fertig sein wird. Hab noch etwas Geduld, ja?/

"Da weißt du mehr als ich", sage ich ein klein wenig beleidigt. "Wann habt ihr miteinander gesprochen?"

/Heute. Wir haben telefoniert./ Sean ist ein schlechter Lügner. Sogar am Telefon. Aaron hat ja noch nicht mal Zeit um mit mir zu telefonieren.

"Ach so. Dann warte ich mal auf ihn. Vielleicht sagt er es mir ja dann auch."

/Bestimmt! Tschau, und mach dir keine Sorgen, ja?/

"Wenn du das sagst." Da stimmt was ganz gewaltig nicht! Es riecht verdammt muffig hier. Nicht nur bei Aaron. Die zwei werden doch nicht …?
 

~Aaron~

"Aaron?! Wir haben ein Problem!"

"Was für eins?!" Bitte lass nicht schon wieder was schiefgegangen sein!

"Der baldige Mithausbesitzer wird misstrauisch und denkt, du hättest eine Affaire."

"Was?!" Scheiße!

"Er hat mich eben angerufen", sagt Sean und wedelt mit seinem Handy. "Fahr besser nach Hause und beruhige ihn. Es ist sowieso schon spät."

"Oh Mist! Ich habe die Zeit ganz aus den Augen verloren!" Halb elf schon!

"Fahr heim. Du hast die ganzen Tage fast durchgemacht. Den Rest für heute erledigen wir. Nicht wahr Jungs?!"

"JAWOHL!", rufen alle gleichzeitig.*

"Fahr zu Leon und sorge dafür, dass er nicht auf dumme Gedanken kommt. Hier sieht doch schon alles ganz gut aus."

"Ihr seid die Besten." Ich schaue in die Runde. "Wenn alles so funktioniert, wie ich mir das vorstelle, gibt's hier eine riesige Einweihungsparty. Darauf könnt ihr euch verlassen."

"Da sind wir doch dabei", lacht Peter.

"Dann bis morgen."

"Moment!" Sean kommt hinter mir her. "Ich habe Leon gesagt, dass du mir gesagt hast, dass das Projekt bis Ende nächster Woche fertig sein muss. Nur falls er fragt. Und vergiss nicht wieder dich umzuziehen."

"Sicher nicht", lache ich. Nicht, nachdem ich fast von Leon erwischt worden wäre, wie ich total verstaubt nach Hause gekommen bin. "Schlaf gut."

"Du auch", grinst Sean und zwinkert mir zu.

Noch bevor ich ins Auto steige, schäle ich mir die staubige Kleidung vom Leib und steige in meine Wechselkleidung. Mit Vollgas rase ich zurück in die Stadt und gerate natürlich noch in eine Radarfalle. "Auch das noch!" Ich schaue aufs Tacho. Viel zu schnell war ich nicht unterwegs. Dennoch kann ich mir jetzt eigentlich kein Knöllchen erlauben. Jeden Cent stecke ich ins Haus. Für die fünfzehn, zwanzig Euro hätte ich mir schon mal etwas Wandfarbe kaufen können. Verdammte Axt! Ich gehe vom Gas und biege in meine Straße ein. Ein freier Parkplatz ist wie immer Mangelware, besonders um diese Uhrzeit. Ich finde aber zum Glück bald eine freie Stelle und kann endlich gleich mit meinem Leon ins Bett fallen. Eine Hausrenovierung ist wirklich anstrengend! Meine Mittagspausen opfere ich dafür und meine Abende. Das Wochenende war ich auch im Haus, wobei mir Phil behilflich war und Leon abgelenkt hatte. Die anderen Jungs waren genauso fleißig. Ich kann ihnen gar nicht genug danken. Und Alec, der hatte die größte Überraschung parat. Phil hatte ihm erzählt, was damals mit Leons Familie los war und er hatte sich spontan bereit erklärt mitzuhelfen, brachte auch einige Freunde mit plus seinem Partner Elias, der Flo im Garten half. Ohne sie alle wäre mir der Umbau inzwischen total über den Kopf gewachsen. Sie hätten viel mehr als eine schnöde Einweihungsparty verdient.
 

"Leon?" Leise betrete ich die Wohnung. Alles dunkel und still. Er scheint im Bett zu sein. Kurz überlege ich, schnell unter die Dusche zu springen, gehe aber erstmal ins Schlafzimmer. Und da liegt er. Eingerollt und leise schnarchend. Meine Mundwinkel wandern nach oben. Wie sehr ich den kleinen Wuschelkopf doch liebe.

Nach der wohltuenden Dusche schlüpfe ich zu ihm unter die Bettdecke. "Aaron?"

"Habe ich dich geweckt?"

"Ja ..."

"Das wollte ich nicht", flüstere ich ihm zu und mache Platz, da er sich an mich kuschelt.

"Warum arbeitest du so lange?" Das mache ich doch nur für dich.

"Damit für meinen Kunden alles so wird, wie er es sich vorstellt."

"Ist der so wichtig?"

"Der Wichtigste, den ich habe", erwidere ich und schmuse über Leons Locken.

"Wichtiger als ich?"

"Niemand ist wichtiger als du." Ich muss schmunzeln. Leon kann manchmal wie ein kleiner Junge sein. Besonders wenn er noch halb schläft.

"Dann komm morgen wieder pünktlich nach Hause, ja?"

"Ich schaue was sich machen lässt." Einen Abend werde ich mal aussetzen können. Aber vielleicht ... "Weißt du was?"

"Was?"

"Ich wollte das Wohnzimmer mal neu streichen. Was hältst du davon, wenn wir morgen Mittag schnell in den Baumarkt fahren und welche aussuchen."

Leon richtet sich auf. "Du willst streichen? Wann?"

"Wenn ich Zeit und Lust habe."

"Aber kein Blau."

"Kein Blau", lache ich, weil das eine Anspielung auf die Vorhänge ist, die ich einmal fürs Wohnzimmer angeschleppt hatte, weil Leon der Meinung war, mit Vorhängen sähe das Wohnzimmer besser aus. "Du darfst die Farbe aussuchen. Aber bitte nichts quietschiges."

"Bestimmt nicht. Passt ja auch gar nicht in die Wohnung."

"Da hast du recht." Er weiß gar nicht, wie recht er hat.
 

***
 

~Leon~

"Aaron?!" Jetzt rufe ich schon zum dritten Mal nach ihm, doch er hört mich nicht. Dann gehe ich eben an sein Handy. "Hallo?"

/Hy. Alec hier. Ähm ... bist du es Aaron?/ Wer ist Alec?!

"Nein. Hier ist Leon. Aarons fester Freund", blaffe ich ins Handy. "Was wollen Sie von ihm?"

/Es geht um das Projekt, das er gerade plant. Soll ich später nochmal anrufen?/ Das mysteriöse Projekt also. Scheint wichtig zu sein.

"Ich guck mal wo er ist. Moment." Ich stehe vom Küchentisch auf und gehe ins Schlafzimmer. "Aaron? Telefon." Er liegt ja immer noch im Bett!

"Wer denn?"

"Ein gewisser Alec. Aber sag mal, muss du nicht bald aufste ..."

"Alec? Gib her!" Mir wird regelrecht das Handy aus der Hand gerissen. Was soll das den bitteschön?! "Hey Alec! Was gibt's? Weitere Probleme, oder ...? Aha. Gut! Nein das ist perfekt! Mach das so!" Er rennt an mir vorbei, ich hinterher. Leider verschwindet er im Bad.

Zähneknirschend bleibe ich unschlüssig im Flur stehen. Soll ich ihm nach und lauschen, oder wieder in die Küche? Ich laufe wieder in die Küche. Ich vertraue ihm. Den Gedanken, dass er und Sean habe ich auch wieder mit einem heftigen Kopfschütteln beiseite geschoben. Sean hat recht. Aaron liebt mich, so sehr wie ich ihn und ich kann ihm vertrauen, auch wenn er seit Tagen mehr als komisch ist. Liegt bestimmt an dem Projekt. Ich weiß zwar nicht, weshalb sein Kunde so einen Aufriss macht, aber es macht ihn mir total unsympathisch. Aaron gibt immer sein Bestes auf der Arbeit. Wie kann sein Kunde das nicht honorieren?! "So ein Idiot!"

"Wer?" Aaron steht in der Tür.

"Dein Kunde! Was bildet der sich ein, deine Arbeit so zu kritisieren?" Warum soll ich lügen?

"Ein vollkommener Idiot ist er nicht." Aaron setzt sich an den Tisch und schenkt sich Kaffee ein. "Nur hat er hohe Ansprüche und die möchte ich ihm auch alle erfüllen."

"Pfff!" Ich schüttle den Kopf. "Hat das wenigstens bald ein Ende? Ich hätte nämlich ganz gern noch was von dir während meinem Urlaub."

"Ende nächster Woche. Versprochen."

"Sehr gut." Sean hatte also recht. Und Aaron lügt mich auch nicht an. Ich habe mich unnötig verrückt gemacht. Wie konnte ich auch nur in Erwägung ziehen, dass er mich betrügen würde? "Macht dir dieses Projekt wenigstens Spaß?"

"Ja. Es ist höllisch anstrengend, aber es wird sich lohnen."

"Dann werde ich nicht mehr meckern. Der Einkaufstrip in den Baumarkt steht doch noch?"

"Natürlich! Komm in die Firma. Um dreizehn Uhr habe ich Pause und wir können sofort los."

"Fein!" Ich habe mir zwar meine gemeinsame Zeit mit Aaron etwas anders vorgestellt, doch ich will mich nicht beschweren. Ich bin gern mit ihm unterwegs. Und seine Arbeit ist wirklich wichtig. Ich muss wohl mein Ego und mein besitzergreifendes Verhalten erstmal ein bisschen runterschrauben.
 

~Aaron~

Leon scheint beruhigt zu sein. Sehr gut! Zwei Fliegen mit einer Klappe. Er sucht die Farbe aus, wobei ich wenigstens damit keinen Griff im Klo landen kann, und wir verbringen so noch mehr Zeit miteinander. Auch im Haus geht es schon voran, obwohl es erst halb acht Uhr morgens ist. Alec hat gestern Abend noch geholfen den Teppich herauszureißen und darunter einen alten Dielenboden entdeckt. Er ist schon wieder dort und als er mich eben angerufen hatte, meinte er, wenn man den abschleift und versiegelt ist er eine wahre Augenweide und passt hervorragend zum Stil des Hauses den wir im Kopf haben.

Wir. Alec und ich haben den selben Geschmack und er weiß ganz genau was mir gefällt und was nicht. Es ist schon fast unheimlich, wie wir dabei auf einer Welle liegen. Er will das heute noch in Angriff nehmen, da unten im Haus schon so gut wie alles fertig ist. Nur die Wand braucht noch Farbe. Oben herrscht noch das Chaos vor, doch das beseitigen wir diese Woche noch. Fehlt nur noch der Balkon. Das wird aber noch dauern ...

"Das du mal freiwillig in einen Baumarkt gehst", kichert Leon und mopst sich die letzte Scheibe Käse aus der Packung.

"Kaum vorzustellen, was?"

"Nicht, nachdem du an Weihnachten so genervt darüber warst."

"Da war es ja auch stopfe-voll!", verteidige ich mich. "Denk aber dran, dass wir nicht ewig dort rumtrödeln dürfen. Ich muss dann wieder an die Arbeit."

"Gewiss, mein Schatz." Lachend beiße ich in mein Brötchen. Leon ist zur Zeit echt gut drauf. Hoffentlich mache ich seine gute Laune nicht kaputt mit dem 'Geschenk'.
 

Kurz vor Beginn meiner Mittagspause trudelt Leon bei mir im Büro ein. "Bin da!", ruft er und schließt die Tür meines Büros hinter sich.

"Hab's gesehen. ... Was hast du da?" Er trägt eine Kühlbox spazieren.

"Mittagessen. Du hast doch sicher keine Zeit dazu, wenn du mit mir im Land der Farben verschwindest."

Ich stehe auf und lege meine Hände auf seine Rundungen und ziehe ihn dicht an mich ran. "Du denkst auch an alles."

"Nö. Eigentlich denke ich im Moment nur an dich ..." Hmm ... Mein Kleiner schmeckt nach süßem Kaugummi ..."Wir sollten losfahren", wispere ich ihm zu.

"Sicher? Wir könnten auch hier bleiben und ..."

"Los jetzt!" Ich reiße mich von Leon los, bevor ich noch weich werde und seinem Vorschlag folge. Ich greife mir die kleine Kühltasche und den kleinen Leon und verlasse mein Büro.

"Ist der wichtige Kunde auch hier?", fragt er mich leise und rückt näher an mich ran.

"Die kommen meist nicht persönlich her."

"Ach so." Ich grinse vor mich hin. Wenn er wüsste, wer der wichtige Kunde eigentlich ist.

Während wir zum Baumarkt düsen, füttert mich mein Kleiner mit belegten Broten und geschnipselten Gemüse. Und bis wir am Baumarkt angekommen sind, bin ich wirklich schon pappensatt. Drinnen suchen wir gleich die Farbenabteilung auf und sehen uns einer riesigen Auswahl von Farben gegenüber. "Oh man! Wie sollen wir uns hier zu einer Farbe einigen?", stöhnt Leon und lässt seinen Blick schweifen.

"Was helles muss es sein. Aber bitte kein reinweiß."

"Hmm ..." Leon runzelt die Stirn und sondiert das Angebot. "Die hier!" Er zeigt auf ein helles apricot. "Oder ist dir das zu quietschig?"

"Quietschig nicht", überlege ich. Passt das zu den dunklen Holzbalken? Eigentlich schon. "Könnte gehen."

"Also mir gefällt es."

"Gut. Dann die."

Leon sieht mich verblüfft an und schaut mir zu, wie ich drei große Eimer davon einlade. "Das ging ja schnell!"

"Hab doch gesagt, du sollst entscheiden."

"Und warum drei Eimer davon? Das Wohnzimmer ist zwar groß, aber zwei langen doch dicke."

"Ich habe gern was auf Vorrat", lüge ich und schnappe mir noch einen vierten.

"Die halten aber nicht ewig. Das weißt du?"

"Chase und Sean wollen auch renovieren. Vielleicht brauchen die ja was." Seit wann stellt Leon so viele Fragen? "Die Küche!", fällt mir da noch ein. "Wollen wir die Küche auch noch streichen?" Jetzt fällt meinem Liebling alles aus dem Gesicht.
 

~Leon~

"Die Küche? Wann willst du denn das alles streichen?"

"Heute oder morgen", sagt er und grinst breit.

"Ha ha! Du magst wirklich die Küche auch noch streichen?"

"Jepp."

"Schön! Dann lass mich mal sehen." Was ist nur in Aaron gefahren? Es ist ja schön, dass er sich auch mal endlich um die Wohnung kümmert. Bisher habe ich mich um die Deko und den ganzen Firlefanz gekümmert, doch es macht mich leicht stutzig. Und dann noch vier Eimer! Will der sich darin ersäufen? Wie auch immer, ich deute auf eine Farbe, die ich mir gut in unserer Küche Vorstellen könnte. "Der Moccaton gefällt mir. Der ganz helle." Ich deute auf besagte Farbe.

"Stimmt. Die ist schön." Ohne weiteren Kommentar greift er sich zwei Eimer.

"Und dazu so ein Schokobraun. Damit kann man vielleicht die Wand hinter der Sitzecke streichen. Damit es nicht so einseitig wird." Mal sehen, ob er drauf eingeht. Er überlegt. "Hast recht. Sieht bestimmt gut aus." Ein weiterer Eimer, diesmal mit schokobraunen Inhalt wandert in den Wagen. Jetzt mal ehrlich! Was ist mit Aaron los?! "Dann hätten wir es ja." Er schaut auf die Uhr. "Ein bisschen Zeit haben wir noch. Brauchst du hier noch was?" Ich schüttle sprachlos den Kopf. "Dann ab zur Kasse." Aaron rattert mit dem Einkaufswagen davon.

Ich laufe hinterher, denke darüber nach, wie komisch er sich verhält. So umgänglich. Sogar das plärrende Kind neben ihm und dessen genervte Mutter die vor dem Kinderwagen kniet und versucht, ihm einen Schnuller in den Mund zu drücken, regt ihn nicht auf. Er schaut sich weiter im Baumarkt um und bleibt hier und da mal stehen. Es ist nicht zu fassen, aber ... Aaron bummelt! Die Welt muss aufgehört haben sich zu drehen! Wenn wir den Baumarkt verlassen, hat sich sicher die Hölle aufgetan und die Apokalypse hat begonnen!
 

Ich beobachte meinen Freund mit größter Sorge, halte Abstand, denn schon ein paar mal wäre ich fast in ihn hineingerannt, da er ständig irgendwo stehen bleibt und sich irgendwelchen Firlefanz anschaut. In der Bäderabteilung biegt er sogar so abrupt ein, dass ich ihn für einige Sekunden aus den Augen verliere. Erst als er mich ruft und zu sich winkt finde ich ihn wieder. "Schau mal! Ist die nicht riesig?!" Aaron steht vor einem Whirlpool. Das Ding hat allen Schnickschnack. Extrastarke Düsen und Lichter, die die Farbe wechseln können. Alles ist per Fernbedienung steuerbar!

"Ganz toll, aber ... Wo soll die bei uns reinpassen? Und wer soll die bezahlen?" Das Preisschild lässt meinen Herzschlag bedrohlich aussetzten. Dafür müsste ich fast zwei Monatsgehälter abdrücken!

"Man wird doch mal schauen dürfen", meint er achselzuckend. "Wäre doch schön, gemeinsam von so einem Teil den Stress des Alltags wegblubbern zu lassen." Sein Arm legt sich um meinen Rücken und seine Augen funkeln mich verliebt an. Herzflattern!

"Natürlich wäre das schön", murmle ich, ganz gefangen von dem Blick und seinen Lippen, die so nahe sind, dass ich mich nur ganz leicht auf die Zehenspitzen stellen müsste, um sie zu erreichen. "Aber wir müssten uns entscheiden: Whirlpool oder Toilette. Beides passt nicht in unser Badezimmer."

Aaron lacht hell und küsst meine Stirn. Langsam bekomme ich Angst. Geht er doch fremd?! "Ich wollte doch nur mal meine Fantasie schweifen lassen." Bei mir schweift auch gleich so einiges. "Komm! Ich will nochmal schnell in die Gartenabteilung." Okay. Jetzt weiß ich, dass hier was nicht stimmt! Er geht freiwillig in die Gartenabteilung?! Wurde mein Freund letzte Nacht von Aliens entführt? Ist er deswegen so lange weg? Weil er im Mutterschiff seine Energien neu auflädt?

Ehe ich mich versehe, ist Aaron wieder unterwegs und rast in die Gartenabteilung. Ich habe Mühe hinterherzukommen. "Aaron?!"

"Ja?" Interessiert begutachtet er Terrassenmöbel.

"Kannst du mir mal sagen, was mit dir los ist?"
 

~Aaron~

"Was soll mit mir los sein?" Verhalte ich mich zu auffällig? Anscheinend. Leon mustert mich höchst skeptisch. "Darf ich nicht mal nach neuen Möbeln für unsren Balkon gucken?"

"Seit wann sitzt du auf dem Balkon? Da handelt man sich nur eine Abgasvergiftung ein. Hast du selbst gesagt."

"Im Sommer ist es schön da."

"Glaube ich dir nicht." Er verschränkt seine Arme vor der Brust und legt den Kopf schief. Und jetzt?

"Darf ich jetzt nicht mal mehr nach Möbeln schauen?"

"Doch. Klar kannst du das. Aber das sieht doch ein Blinder, dass der Tisch alleine schon doppelt so groß wie unser Balkon ist."

"Und? Das Holz gefällt mir."

"Das Holz?!"

"Ja! Das Holz!" Wie komme ich denn da wieder raus?! Ich muss ihn ablenken! "Ist ja auch egal. Wir müssen jetzt eh los. Die Arbeit ruft." Ich schnappe mir den Wagen und fahre an Leon vorbei, der noch immer höchst skeptisch dreinblickt. Ich hab's übertrieben. So ein Mist!

"Aaron?! Warte!" Er gesellt sich wieder neben mich. "Sag mir, was mit dir los ist. Seit wann kannst du mit so einer Seelenruhe durch einen Baumarkt rennen? Selbst beim Wocheneinkauf bist du so genervt, dass ich dich am liebsten im Auto sitzen lassen würde. Und jetzt scharwenzelst du hier rum, schaust dir Gartenmöbel an und das mit so einer Gelassenheit, dass selbst ich dabei genervt mit den Fuß aufstampfe."

Ich bleibe stehen und schaue meinen Lockenkopf an. "Ich dachte, ich richte unser Zuhause neu ein und mache es uns schön und gemütlich. Ist das schlimm?"

"Nein. Aber warum jetzt auf einmal?"

"Schlechte Erinnerungen", murmle ich.

"Was?"

"Schlechte Erinnerungen! Wir sind jetzt zusammen und unser beider Leben hat sich komplett verändert. Meinst du nicht auch, dass man da mal die Bude neu herrichten kann?" Gut improvisiert, lobe ich mich. Und dabei war das Gesagte noch nicht mal gelogen.

"Doch. Natürlich kann man das. Ich war nur verwundert. Dich hat es doch sonst nie gekümmert, wie die Wohnung aussieht, solange ich nichts grundlegendes verändere. ... Wie zum Beispiel Möbelrücken." Leon grinst verstohlen und leckt sich über die Lippen.

"Du hast ab sofort die Erlaubnis, so viele Möbel bei mir zu verrücken, wie du willst", schmunzle ich und ziehe ihn in einen der Seitengänge. Keiner zu sehen. Ich verschließe seine Lippen. Leise kichert er in unsren Kuss und schmiegt sich an mich.

"So lange du mich noch so küsst, ist alles in Ordnung", sagt er, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst haben.

"Ich hoffe doch, dass ich noch ganz andere Dinge mit dir anstelle, die mehr als nur in Ordnung sind."

"Keine Ahnung, was du meinst. Da müsstest du mir schon auf die Sprünge helfen ..."

"Hier?" Meine linke Augenbraue zuckt nach oben.

"Heute Abend."

"Liebend gern ..." Situation gerettet!
 

***
 

~Aaron~

"Was machst du den hier?" Sascha glotzt wie ein U-Boot.

"Euch die Farbe bringen", antworte ich und schaue mich um. "Wow! Der Boden ist echt der Hammer!"

"Du musst mal hoch gehen! Alec ist ganz fleißig dabei, die Holzbalken zum Strahlen zu bringen."

"Dann wage ich mal einen schnellen Blick!" Ich bin ganz aufgeregt!

"Wartet Leon nicht auf dich?", fragt er und inspiziert die Farben.

"Ja. Daher beeile ich mich besser."

"Stopp mal! Welche Farbe kommt wo hin?"

"Apricot hier und das Mocca in die Küche. Schoko kommt an die gegenüberliegende Wand, wo die Küchenzeile hinkommt."

"Aye aye Baumeister Aaron." Sascha hebt seine Hand zur Stirn und steht stramm. Scherzkeks!

Schnellen Schrittes springe ich die Treppe hoch. Auch sie schwebt fast mitten im Raum, da die Wand, die den schmalen Flur bildete und zu ihr führte, quasi nur aus Pappe bestand und jetzt in einem Müllcontainer auf ihr Ende wartet. Hoffentlich schaffen wir es, auch noch die Treppe zu erneuern. Dazu muss aber erstmal alles hergerichtet sein. "Alec?!"

"Hier!" Die Stimme kommt von links. "Ist das nicht irre?! Ich hatte schon Angst, dass die Balken aufwendig saniert werden müssen, aber die sind tadellos! Man merkt ihnen das Alter gar nicht an."

"Echt irre", lache ich und fahre mit meiner Hand über das Holz.

"Wenn dein Schatz hier nicht einziehen will, mach ich es!"

"Gut zu wissen."

"Mach dir keinen Kopf. Wir richten alles schön her und er wird nichts mehr wiedererkennen, was ihn an damals erinnern könnte."

"Das sehe ich. Es ist jetzt schon ganz anders."

"Ach! Weißt du was? Mir dem Balkon können wir auch schon anfangen!", sagt Alec und wischt sich die Hände einfach an seiner Hose ab.

"Jetzt schon? Aber die Wände?" Ich deute auf die Außenwände, um die es geht.

"Die bleiben erstmal und kommen erst raus, wenn der Balkon fertig ist. Ich habe einen günstigen Gerüstbauer. Ruck zuck steht das Ding! Und vielleicht ist der Balkon schon fertig, wenn du am Ostersonntag mit Leon hier her kommst."

"Das wäre genial!" Ich laufe zu einem der Fenster. "Weißt du eigentlich, wie dankbar ich dir bin?" Ich drehe mich zu Alec um. "Ohne dich ..."

"Wäre das Haus sicher schon zusammengestürzt", lacht er und klopft mir auf die Schulter. "Mach ich doch gern. Ich schick dir dann nach Ostern die Rechnung."

"Mach das." Wir grinsen uns an. "Apropos Rechnung. Hast du schon die von deinen Leuten, die die Wände herausgerissen haben?"

"Jepp. Uns so hoch wie befürchtet ist sie nicht. Bringe ich dir morgen mit."

"Wunderbar."

"So mein Lieber! Ich mach mal weiter! Damit das bis Ostern war wird! ... Elias?!"

"Ja?!"

"Wo bleibt mein Kaffee?!"

"Keine Ahnung!"

"Gutes Personal ist echt schwer zu finden", raunt er mir zu. Vergebens.

Elias hat alles gehört und verpasst seinem Freund einen Klaps. "Personal? Sag das nochmal!"

"Ich gehe mal besser", grinse ich, verabschiede mich von den beiden und verlasse das Haus. Etwas unwohl ist mir schon, die Bande alleine zu lassen. Aber morgen werde ich sie wieder tatkräftig unterstützen! Heute braucht Leon meine Aufmerksamkeit. Schließlich machen wir das alles ja nur für ihn.
 

******
 


 

* Ich stelle mir gerade dieses Haus vor und die ganzen schwulen Kerle, die meiner Fantasie entsprungen sind. Wie sie verschwitzt und voller Staub dort rumspringen. Was die da alle noch so machen könnten, außer im Dreck rumzuspielen ...

Ich brauch 'ne kalte Dusche! >_<

Kapitel 3 - Surprise, Surprise

Warnung: Übelster Zuckeralarm! Ehrlich! Ich mach keine Scherze! Und das liegt nicht an der vielen Osterschokolade, die ich schon heimlich verputzt habe, während ich das hier geschrieben habe.
 

Kapitel 3 - Surprise, Surprise
 

~Leon~

"Hast du alles?"

"Ja."

"Auch die Schokolade?"

"Ja."

"Die Blumen für Phils Mutter?"

"Habe ich."

"Mein Geschenk?" Abwartend umarme ich Aaron von hinten. "Das hast du doch ganz sicher nicht vergessen."

"Dein Geschenk? Meinst du, du bekommst eins?"

"Ich kenne dich doch! Also? Wo ist es?"

"Das habe ich nicht hier." Wer's glaubt! Ich greife in seine Hosentaschen. Leer. "Ich sagte doch, ich habe es nicht hier. Und überhaupt, dein Geschenk ist viel zu groß für meine Hosentasche."

"Ha! Ich bekomme doch was!", triumphiere ich und umrunde meinen Freund, damit ich ihm ins Gesicht sehen kann. "Und was ist es?" Was Großes, hat er gesagt. Bin ich aufgeregt!

"Du willst es wirklich jetzt schon?"

"JA!"

"Also gut." Er löst sich von mir und geht ins Schlafzimmer. Dort hat er es also versteckt?! Ich flitze ihm hinterher und komme gerade rechtzeitig. Er steht vor mir mit einem Schoko Osterhasen in der Hand. "Dein Ostergeschenk."

"Oh." Da hatte ich jetzt aber was ganz anderes vermutet.

"Da ist noch was dran." Aaron deutet auf einen Kugelschreiber, der mit einer Schleife am Hals des Osterhasen festgebunden ist.

"Ein Kuli?" Der sieht zwar teuer aus, aber ...

"Das ist nur ein Teil. Den brauchst du für das richtige Geschenk."

"Hä?!"

"Mehr verrate ich nicht", sagt er und drückt mir den Hasen in die Hand.

"Das kapiere ich nicht. Warum brauche ich einen Kugelschreiber für mein Geschenk?"

"Weil du damit was schreiben musst. Und ehrlich gesagt, bin ich ganz schön nervös deswegen." Die Sache wird ja immer verworrener! "Ich hoffe, dass es dir gefällt und ich dir damit eine Freude machen kann."

"Du meinst, es könnte mir nicht gefallen?"

"Das kann ich leider nicht ausschließen."

Ich stupse Aaron gegen die Nase. "Mir gefällt alles, was du mir schenkst."

"Ich erinnere dich nachher dran", lacht er und küsst mich. "Jetzt müssen wir aber dringend los!" Aaron läuft an mir vorbei und geht vor in den Flur. Was könnte er mir den schenken, das mir nicht gefällt? Mir will beim besten Willen nichts einfallen.
 

***
 

~Leon~

Die Osterfeier findet bei Phils Eltern statt. Sie haben einen kleinen, gemütlichen Garten hinterm Haus, wo sie dieses Jahr feiern und die ganze Familie wird heute dort eintreffen. Somit auch Phils Großtante. Die Frau, vor der er Flo am liebsten verstecken möchte. Ich habe sie einmal kennengelernt, und das hat mir gereicht. Sie wirkte total streng auf mich, was sie auch ist. Streng und konservativ. Ich will gar nicht genau drüber nachdenken, was da auf uns zukommen kann. Und erst recht nicht, was das vielleicht bei Phils Familie auslösen könnte. Obwohl sie ja geschlossen hinter ihm stehen. Doch man weiß ja nie was passieren könnte, wenn einer in der Familie die anderen gegen einen aufhetzen. Soweit ich weiß, muss Phils Großtante richtig viel Einfluss in seiner Verwandtschaft haben. Was genau damit gemeint ist, entzieht sich mir. Das mag daran liegen, da ich nie so der Familienmensch war, wie man sich wohl denken kann.

Als wir schließlich dort angekommen und aus dem Auto steigen, dringen schon lautes Kindergekreische und Gelächter zu uns herüber. Ich schiele zu Aaron. Er mag kein Kindergekreische und kann auch sonst nicht mit Kindern. "Alles klar bei dir?"

"Ja. Wieso fragst du?" Er sieht zwar angespannt aus, aber nicht genervt. Überhaupt war er auf der Fahrt hier her sehr ruhig.

"Wegen den Kindern. Phil hat einige Nichten und Cousins. Die werden dir doch sicher ganz schön auf den Geist gehen." Ich grinse ihn an und laufe mit ihm zusammen auf das Gartentor zu.

"Sollen sie doch. Mir egal." Abwarten. Kinder sind bei Aaron wie Katzen. Sie merken es, dass er ihre Ruhe vor ihnen haben will, hängen sich aber trotzdem an ihn. Ich kann es verstehen. Hihi.

Aaron öffnet das Gartentor und überlässt mir den Vortritt. Phil scheint nur auf uns gewartet zu haben, denn er kommt sofort freudestrahlend auf uns zu. "Oh man Leute! Was bin ich froh, dass ihr gekommen seit!", sagt er auch gleich ganz erleichtert.

"Ist sie schon da?" Ich schaue mich um, kann sie aber nirgends entdecken. Dafür aber Flo, der mit Phils versammelter Familie am großen Gartentisch sitzt und sich angeregt mit ihnen unterhält.

"Noch nicht. Ich habe echt Muffensausen! Das kann unschön werden."

"Ganz ruhig. Was will sie schon großartig machen?" Aaron wirkt tatsächlich ganz gelassen. Das sah eben doch noch ganz anders aus. "Flo ist ein netter Kerl. Sie wird ihn mögen." Hat der eine Ahnung! Ich erspare mir aber lieber jeden Kommentar. Phil zuliebe. Ich mag ihn nicht noch mehr aufregen, aber es ist kein Geheimnis, dass Phils Großtante so gut wie niemanden mag. Ich habe sie noch nie lächeln sehen und auch Phil sagte mal, dass sie kaum eine Gefühlsregung zeigt, außer ein grimmiges Starren und mahnende Worte, wenn er sich als Kind nicht benommen hatte.

"Werden wir sehen." Phil ringt sich ein gequältes Lächeln ab. Der Arme. "Kommt doch erstmal mit. Kaffee und Kuchen gibt es auch schon und ich besorge gleich mal den Alkohol."

"Lass das lieber. Ich brauche dich nachher nüchtern."

"Was hast du mit Phil vor?", will ich von Aaron wissen.

"Wird noch nicht verraten." Frechheit! Das hat doch sicher was mit dieser ominösen Osterüberraschung zu tun!
 

Die Freude ist groß, als wir den Anderen hallo sagen, Phils Mutter den Blumenstrauß überreichen und uns zu ihnen setzten. Wir haben noch nicht mal richtig durchgeatmet, da kommt schon wie erwartet ein kleiner Junge zu uns an den Tisch, der Aaron gleich neugierig mustert und den Kopf schief legt. "Spielt du mit fangen?"

"Nein", brummt Aaron bloß und versucht den Knirps zu ignorieren. Ich grinse still in mich hinein.

"Warum nicht?"

"Ich bin hier zum aufpassen. Da kann ich mich unmöglich verstecken."

"Aufpassen?" Der kleine blonde Junge guckt misstrauisch.

"Ja. Das der Osterhase nicht die falschen Eier ausliefert."

"Der war doch schon da!", protestiert der Kleine und zieht einen Flunsch.

"Janosch! Bitte. Spiel doch mit den anderen Kindern hier." Phil ist sichtlich mit den Nerven am Ende.

"Ganz ruhig bleiben", mahnt ihn Evylin, seine Mutter. "Das wird schon."

"Hoffentlich." Phil greift nach Flos Hand. "Das du so ruhig bleiben kannst!"

"Entweder sie mag mich, oder nicht. Das kann ich sowieso nicht ändern." Flo zuckt mit den Schultern.

"Stimmt. Trotzdem ... Scheiße!" Phils Augen weiten sich und ich schaue in die Richtung, die er so erschrocken fixiert. Da kommt sie! "Mama?!"

"Nun komm schon! Wir sind doch bei dir." Fast schon panisch lässt Phil Flos Hand los und steht auf.

"Kommt ihr mit?"

"Klar." Aaron steht ebenfalls auf. "Sollen Leon und ich vortesten?" Was sollen wir? "Hand her." Jetzt werde auch ich nervös, wanke vom Stuhl und ergreife Aarons dargereichte Hand. Wenn das mal nicht in die Hose geht!

"Bist du dir sicher, dass das eine so gute Idee ist?", flüstere ich, als wir hinter Phils Familie herlaufen.

"Natürlich. Uns kann sie nichts und so kann Phil ihre Reaktion besser abschätzten."

"Und wenn sie uns verteufelt und beschimpft, macht das Phils Outing nur noch schwerer", wende ich ein.

"Dann weiß er aber woran er ist und ..."

"Tante Hilde? Leon kennst du ja schon und das da ist Aaron. Sein ... Freund."

"Hallo. Schön Sie wiederzusehen." Ich strahle sie an und strecke ihr meine Hand entgegen.

"Guten Tag." Sie misst uns mit abschätzenden Blicken und ich kann schwören, dass sie auch unsre verschlungenen Finger mustert. Doch sie sagt kein Wort. Sie ergreift aber auch nicht meine Hand, sondern läuft einfach an uns vorbei. Das ist anscheinend Antwort genug. Phil sackt regelrecht in sich zusammen, trottet aber hinter seiner Familie her, die wieder zurück an den Gartentisch läuft.

"Warum ist es ihm so wichtig, dass diese ignorante Kuh seine Beziehung mit Flo akzeptiert?" Aaron schaut mürrisch zu der Großtante rüber.

"Anscheinend hört jeder in der Familie auf sie. Phil hat Angst, dass sich die anderen der Familie davon beeinflussen lassen."

"Sowas regt mich auf!"

"Psst! Nicht so laut! Gib ihr nicht noch einen Grund uns zu hassen." Mein Freund knirscht mit den Zähnen. Er hasst es, sich verstellen zu müssen und sich für andere, die ihn wegen seiner sexuellen Orientierung verachten, verbiegen zu müssen. Wobei er ja recht hat. Nur ist es diesmal was ganz anderes. Wir tun das ja nicht für uns, sondern für zwei gute Freunde.

"Das mache ich nur für Phil und Flo. Und auch nur, weil sie so viel für mich gemacht haben."

"Für uns", korrigiere ich ihn.

"Ja! Meine ich doch!"
 

~Aaron~

Fast hätte ich mich auch noch verplappert! Nur gut, dass Leon mich berichtigt hat, und den Versprecher nicht hinterfragt. Aber das regeln wir alles später. Jetzt muss ich erstmal die olle Großtante ertragen und mich ihrer offenkundigen Homophobie stellen. Ob sie schon spitz bekommen hat, dass Flo und Phil zusammen sind? Gesagt haben sie es ihr jedenfalls noch nicht. "Lass uns mal mit an den Tisch gehen. Wir verpassen ja noch alles."

"Ist gut." Leons Hand ganz fest in meine geschlossen setze ich selbstbewusst einen Fuß nach den anderen. Sie soll ruhig sehen, dass sie uns mit ihrem miesepetrigen Gesichtsausdruck nichts verbieten kann! Ich bin stolz darauf, wer ich bin. Und ich bin stolz auf den kleinen Lockenkopf an meiner Seite, der hoffentlich bald mit mir zusammen in ein eigenes Haus ziehen wird. ... Unser eigenes Haus! Unser Reich! Abgeschieden und nur für uns! Ich werde ganz aufgeregt, wenn ich nur dran denke. Aufgeregt und nervös.

"Ah Leon und Aaron! Wollt ihr auch ein Stück?" Evylin deutet auf den leckeren Käsekuchen.

"Danke, gern." Ich lächle zuckersüß, schnappe mir die Kaffeekanne und schenke erst Leon und dann mir etwas ein. Phils Großtante hat auch noch keinen Kaffee. "Noch jemand?" Dabei schaue ich sie einladend an. Kein Mucks kommt von ihr, daher stelle ich achselzuckend die Kanne wieder auf den Tisch.

"Evylin, Liebes? Ist noch Kaffee da?", fragt sie auch prompt provokant und wartet auf die Bedienung ihrer lieben Evelyn. Was für eine arrogante, ignorante Zicke!

"Entschuldigt mich bitte!" Phil schiebt den Stuhl zurück und verschwindet ins Haus. Flo braucht keine Sekunde um zu reagieren und eilt ihm nach.

Leon neben mir ist ganz still geworden, traut sich noch nicht mal zu atmen. Alles nur wegen dieser Matrone! Ich nehme meine Gabel und steche auf den Käsekuchen ein. "Der ist aber gut!", lobe ich die Bäckerin. "Probier mal Leon. ... Leon ist der Fachmann hier."

"Ach ja! Du hast ja mal in einer Bäckerei gearbeitet, nicht?" Erich, Phils Vater ergreift das Wort.

"Ja. Ist schon lange her. Verdammt lange ..."

"Leon?" War das jetzt das falsche Thema? Doch irgendwas muss man schließlich sagen. Wäre doch unhöflich, still und leise den Kuchen zu vertilgen, während Phil vor Panik stiften geht. "Ich habe es gehasst!", zischt Leon plötzlich. Ich huste erschrocken und verschlucke mich fast am Kuchen. "Mein Vater war furchtbar und ich habe mich vor ihm aus lauter Angst jahrelang verstellt. Dank Phil, Flo und Aaron kann ich endlich der sein, der ich sein will." Er ergreift wieder meine Hand und drückt sie fest. "Endlich kann ich offen mit meinem Partner durch die Straßen gehen und muss mich nicht mehr verstecken." In meinem Hirn brandet lauter Applaus auf. Filmreife Ansprache war das, mein Schatz. Doch leider beeindruckt das die fette Großtante überhaupt nicht.

Sie tupft sich mir einer kitschigen Osterserviette den Mund ab und legt sie schön akkurat neben ihren Kuchenteller. "Ihren Vater hätte ich gerne kennengelernt. ... Hervorragender Kaffee, Evylin!" Was für eine ...!

Leon zuckt zusammen, zerdrückt mir fast die Hand und macht Anstalten aufzustehen, doch ich hindere ihn dezent dran. Wegrennen bringt nichts, genau wie die Hoffnung, von dieser Frau jemals akzeptiert zu werden. Armer Phil. Aber seine Großtante kann er sich jetzt wohl abschminken. Obwohl ich nicht glaube, dass das ein großer familiärer Verlust wäre.
 

"Probiere den Kuchen", rate ich Leon, der endlich auf mich hört und sich ein Stück genehmigt.

"Der ist wirklich sehr gut." Er lächelt Evylin an, die zurücklächelt. Dennoch verschwindet die bedrückende Stimmung nicht und wird auch nicht besser, als sich Phils Vater räuspert und auf seinem Gartenstuhl aufrecht hinsetzt.

"Tante Hilde? Wir wollten den heutigen Tag nutzen, um dir eine erfreuliche Mitteilung zu machen." Moment mal! Sie wollen das ohne Phil durchziehen?

"Ich bin ganz Ohr."

"Phil nimmt das ganz schön mit, daher will ich es dir lieber sagen." Erich räuspert sich. Man sieht ihm an, dass auch er sich nicht gerade wohlfühlt in Tante Hildes Gegenwart. "Phil und Flo sind seit letztem Jahr ein Paar. Und wir sind uns dessen bewusst, was du davon hältst, aber die zwei sind glücklich und wir haben Flo schon richtig ins Herz geschlossen."

"Er gehört zur Familie", schießt Evylin dazwischen. "Die beiden sind wirklich verliebt und glücklich ..."

"Das ist eure erfreuliche Mitteilung?" Erich nickt. "Dann habe ich ja alles gehört." Großtante Hilde steht auf. "Danke für den Kaffee. Man hört sich." Großtante Hilde geht auf das Gartentor zu. Großtante Hilde verschwindet um die Ecke. Das ist alles? Keine Beschimpfungen? Einfach nur dieser platte Abgang? Nicht, dass es nicht gut wäre, dass sie uns nicht bespuckt und uns ins nächste Osterfeuer gejagt hätte, aber es irritiert mich. Alle anderen am Tisch schauen dieser furchtbaren Frau nicht weniger fassungslos nach, als hätten sie ebenfalls mit einer ganz anderen Reaktion ihrerseits gefürchtet.

"Das war es ja dann fürs Erste. Jetzt können wir nur auf die kommenden Reaktionen warten", seufzt Erich und trinkt einen großen Schluck Kaffee.

"Ist diese Frau immer so … beherrscht?" Tante Hilde ist wirklich unheimlich. Jetzt verstehe ich die anderen irgendwie.

"Nein. Sie kann auch ganz schön laut werden. Sie weiß aber, dass das ihr hier nichts bringt. Das wird sie aber noch nachholen." Evelyn atmet tief ein. "Erich? Reichst du mir bitte die Milch?"

"Habe ich vielleicht was falsches gesagt?" Leon sieht ganz besorgt aus. "Ich hätte nicht davon anfangen sollen, dass wir ..."

"Nein, nein! Mach dir mal keine Gedanken darüber. Es war klar, dass sie so reagiert." Evylin redet beruhigend auf meinen Schatz ein.

Er nickt und steht auf, woran ich ihn jetzt nicht mehr hindere. "Ich schau mal nach Phil. Kommst du mit?"

"Das packst du schon alleine", sage ich und streichle über seinen Rücken. Noch ein Kuss und verschwunden ist er. "Wir waren ja dann wohl keine große Hilfe."

"Natürlich wart ihr das!", sagt Erich und beugt sich zu mir. "Ohne euch wäre Phil heute gar nicht hier her gekommen. Das ihm das jetzt zu viel wurde, kann ich verstehen."

"Ist seine Großtante wirklich so schlimm?"

"Schlimmer", sagt Evylin und lächelt schmal. "Aber vor ihr werden wir nicht kuschen!"

"Wovor hat Phil dann so eine Angst, wenn ihr doch alle hinter ihm steht?" Ich verstehe es immer noch nicht so ganz. Dieses ganze Theater, bloß weil eine frigide, homophobe Matrone meint, den anderen das Leben schwer machen zu müssen.

"Weil er denkt, dass sich nun alle aus der Familie von uns abwenden, wenn Großtante Hilde es von ihnen verlangt", klärt mich Erich auf.

"Das werden sie doch nicht wirklich tun?!"

"Nein. Jedenfalls nicht alle. Einige aber schon, denke ich."

"Das heißt für uns aber nur, dass wir zu weniger Geburtstage eingeladen werden. Welch eine Erleichterung!", kichert Evylin.

"Wenn es weiter nichts ist", lache ich und genehmige mir noch ein Stück Kuchen. Der ist wirklich lecker!
 

~Leon~

Im Wohnzimmer finde ich Phil endlich. Er hängt in Flos Armen und murmelt verheulte, leise Worte in dessen Shirt. "Hey", mache ich mich leise bemerkbar. Flo lächelt mich traurig an und Phil lugt mit einem Auge zu mir, sagt aber nichts. "Deine Großtante ist wieder gegangen."

"Sie ist weg?" Flo wirkt erleichtert. "Was für ein Glück!"

Jetzt regt sich auch Phil und taucht aus den Armen seines Freundes auf. Er sieht total fertig aus. Und das nur wegen dieser alten Kuh! Aber ich hab ja gut reden … "Hat sie was gemerkt? Ist sie deshalb gegangen?", fragt Phil und zieht die Nase hoch.

"Wie man es nimmt. Dein Vater hat sie darüber aufgeklärt, dass du und Flo ein Paar seit."

"Oh mein Gott!" Phil rutscht aus Flos Armen direkt auf die Couch.

"Hat sie was dazu gesagt?", will Flo wissen, der sich neben Phil fallen lässt.

"Nein. Sie hat sich für den Kaffee bedankt und gesagt, dass man sich hört."

"Oh nein!" Mein Kumpel Phil drückt erneut sein Gesicht gegen Flos Brust. "Jetzt hetzt sie alle gegen meine Eltern auf!"

"Glaube ich nicht. Die meisten kennen uns doch. Und sie haben schon gesagt, dass sie sich auf ihren Terror nicht einlassen. Es wird nichts Schlimmes passieren. Glaub mir." Flo versucht ihn zu trösten, was auch zu helfen scheint.

"Von den Anderen ist keiner gegangen", bestätige auch ich Flos Worte. "Komm mit raus. Dann wirst du es schon selbst sehen." Phil nickt und lässt sich von Flo hochziehen. Zusammen gehen wir wieder raus in den Garten, wo die zwei schon von den anderen begrüßt werden.

"Macht euch keine Sorgen … Die soll nur mit ihrem Gestänker bei mir anfangen! Dann sage ich ihr mal meine Meinung! … Genau!" Überall zustimmende Worte.
 

Mit einer Mischung aus Freude darüber, dass Phil so eine tolle Familie hat, und Trauer, dass meine nicht so ist, lasse ich mich neben Aaron auf meinen Platz sinken. "Sei nicht traurig", sagt er zu mir.

"Hm?"

"Ich sehe dir genau an, was du denkst."

"Fang jetzt ja nicht von meiner Mutter an."

"Irgendwann musst du dich ihr stellen. Und auch dem Rest deiner Familie."

"Aber nicht heute!", entscheide ich energisch und weiß, wie kindisch ich mich gerade benehme. Noch immer will ich mich dem Ganzen noch nicht stellen. Und da die Verhandlung schon wieder verschoben wurde, muss ich das auch nicht.

Ich schütte mir nochmal Kaffee nach und rühre mir einen Löffel Zucker hinein. Phils Familie hat sich jetzt komplett zu uns gesetzt, auch die kleinen Mitglieder und alle unterhalten sich angeregt. Über Großtante Hilde, über die anstehenden Feiern und Erichs Fünfzigsten, der in einem halben Jahr ist. Eben ein ganz normales Familientreffen. Die böse Tante ist verjagt und jeder ist glücklich. Auch Phil lächelt wieder, bekommt von Flo kleine Küsschen auf die Schläfe platziert, während Phils Mutter ihm bestärkend auf die Schulter klopft.

Das Bild verschwimmt vor meinen Augen. Scheiße!
 

~Aaron~

Aus den Augenwinkel kann ich beobachten, wie sich Leon schnell über die Augen wischt. Ich drehe mich zu ihm und beiße mir auf die Lippe. Er heult! Wegen was, muss ich erst gar nicht fragen.

Ich lege meinen Arm um ihn und halte ihn fest. Erst wehrt er sich halbherzig, es ist ihm anscheinend peinlich, hier die Fassung zu verlieren, aber dann lehnt er sich doch an mich und schnieft in seine Serviette. Phil und Flo fällt zuerst auf, dass Leon ein wenig neben der Spur ist. "Hey Leon! Nicht heulen! Das ist mein Part heute", witzelt Phil und mein kleiner Lockenkopf lächelt tatsächlich. "Geht doch."

"Tut mir leid. Das hier bringt alte Erinnerungen hoch."

Phil nickt Leon zu. "Ihr werdet bald neue Erinnerungen haben. Viel bessere und den alten Kram lasst ihr hinter euch. Ihr beide." Phil grinst mich an und Flo guckt wissend.

"Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das ihr recht behaltet", seufze ich und bekomme immer mehr Bammel vor der kommenden Überraschung. Leon runzelt die Stirn, sagt aber nichts zu mir. Wenn der nur wüsste!
 

***
 

~Leon~

"Mach die Augen zu."

"Warum?"

"Weil du deine Überraschung noch nicht sehen darfst!"

"Aber wir sind doch noch unterwegs!", wende ich ein und drehe mich zu Phil, der hinter mir im Auto sitzt und einen Schal in der Hand hält.

"Trotzdem. Mach deine Augen zu und lass mich dir den Schal umbinden."

Ergeben knurre ich ihn an und tue ihm den Gefallen. Der Schal kratzt und nervt mich jetzt schon! "Wohin fahren wir den jetzt? Und was ist das für eine Überraschung?!"

"Das erfährst du noch früh genug, mein Kleiner." Ich zapple auf dem Beifahrersitz herum. Aaron wirkt total nervös und eben konnte man ihm ganz genau anhören, dass er genau wie ich total aufgeregt ist. Meint er etwa wirklich, dass mir seine Überraschung nicht gefallen wird? Eigentlich kann ich es mir kaum vorstellen. Er würde doch niemals etwas tun, das mir nicht gefällt. Oder?

Das Auto wird langsamer und wir biegen nach recht ab. Ein Schotterweg. Wir sind also außerhalb der Stadt. Vielleicht hat er ja ein Picknick im Freien vorbereitet. Doch was machen dann Phil und Flo hier? Ich meine, ich habe ja nichts gegen die Gesellschaft der beiden, aber ein Picknick mit meinem Aaron ganz allein wäre um einiges besser. "Wir sind da", verkündet Aaron mit unsicherer Stimme.

"Darf ich die Augenbinde ..."

"Nein!", tönt es aus drei Mündern gleichzeitig. Huh! Gemein!

"Bleib sitzen. Ich helfe dir aus dem Auto." Schon steigt mein Freund aus und öffnet mir die Beifahrertür. An ihn gestützt steige ich aus und werde vom Auto weggeführt. "Nicht mogeln!"

"Tue ich nicht. Ich sehe nur blau." Die Farbe des Schals.

"Sehr gut."

"Wo sind Phil und Flo?", frage ich.

"Vor euch", ruft Flo und kichert leise.

"Mensch Leute! Was ist den hier los!"

"Vorsicht Stufe." Aaron hält mich fest, damit ich nicht ich mich blind die Stufe hoch tasten kann und höre eine Tür knarren. Dann stehe ich in irgendeinen Raum. Also kein Picknick. "Was ...?" Aaron bleibt stehen. Was hat er denn?

"Psst!" Wer war das?

"Okay. Ich mach dir jetzt die Augenbinde ab, ja?"

"Mach schon Aaron!" Ich bin ganz gespannt, was jetzt kommen wird!

Ich spüre, wie Aaron den Schal entknotet, dabei so zittert, dass sogar ich es merke. Ich greife mit einer Hand nach hinten, erwische seine Hüfte und tätschle ihn beruhigend. "Man könnte fast meinen, dass du aufgeregter bist als ich."

"Bin ich auch." So habe ich ihn ja noch nie gehört! Seine Stimme zittert genauso wie seine Finger, die endlich den Knoten aufbekommen haben. "Ich liebe dich", flüstert er mir noch ins Ohr, ehe der Schal fällt.
 

Dadurch, dass der Schal die ganze Zeit über meinen Augen war, sehe erst nur verschwommen, blinzle daher ein paar mal, bis ich sehe, dass ich in einem Raum stehe. Mir gegenüber: "ÜBERRASCHUNG!!!" Ein Haufen Leute. Freunde und Bekannte. Phil und Flo stehen bei ihnen und lachen breit. Ich erkenne Sascha und Peter, Sean und Chase. Jack und David sind auch da und auch Davids Bruder Theo, den ich kaum kenne. Neben ihn ein weiterer Typ, der fast genauso kräftig ist wie er. Felix ist auch dabei und noch ganz viele andere, die ich nur flüchtig kenne und gerade nirgends hinstecken kann.

"Was soll das? Was ...?"

"Ich wusste auch nicht, dass sie alle hier sind", sagt Aaron und grinst schief. Keine Ahnung, was ich davon jetzt halten soll.

"Habt ihr eine Party geplant?"

"Sieht fast so aus. Aber nein. Eigentlich geht es nur um dich." Ich verstehe nur Bahnhof. "Erkennst du, wo wir sind?"

Ich schaue mich um, erkenne dieses Haus allerdings nicht. "Nein."

"Dann schauen wir uns erstmal weiter um." Ich nicke schwach, während Aaron meine Hand nimmt und mich durch den großen Raum führt.

Hier sieht es aus wie in einem Rohbau. Es riecht nach Farbe und Staub und plötzlich wird mir alles klar. Daher die staubige Kleidung und der Geruch an Aaron, wenn er spät Abends nach Hause kam. Aber wieso?! "Hier unten sind Wohnzimmer und Essbereich. Da drüben kommt ein kleines Gäste-WC hin und die Küche bleibt da wo sie vorher war, nur wird sie um die Hälfte vergrößert und bleibt abgetrennt, behält aber die zwei Eingänge. Ach und dort, wo all die Chaoten stehen kommt eine große Terrassentür hin."

"Ich verstehe nicht ganz ... Warum erzählst du mir das alles?" In meinem Hirn rattert und qualmt es, aber mir fällt keine plausible Erklärung für das alles ein. "Wessen Haus ist das?" Mir liegen noch so viel andere Fragen auf der Zunge, doch die bleiben unausgesprochen. Wir stehen vor einer alten Treppe. Einer Treppe, die ich viel zu gut kenne. "Was soll das?" Ich schaue mich um. Ja, das könnte hinkommen! "Warum sind wir hier?!", frage ich und bewege mich kein Stück mehr weiter. Das kann doch nicht sein Ernst sein! "Warum sind wir in dem Haus, in dem mich mein Vater festgehalten hatte?!" Mir wird schlecht. Ich will hier nicht sein! Man erkennt zwar nichts mehr von damals, aber die Treppe ist immer noch die Selbe.

"Lass uns erstmal nach oben gehen. Dann erkläre ich dir ..."

"Nein! Ich will da nicht hoch! Ich werde diese verfluchte Treppe nicht betreten! Niemals wieder!" Ich entziehe ihm meine Hand und schaue ihn böse an. Mir seiner Vermutung, dass ich seine Überraschung nicht mögen könnte, hatte er vollkommen recht! "Sag mir, dass das nur ein bescheuerter Scherz sein soll!" Aaron starrt auf den Boden und ringt sichtlich nach Worten, die er nicht zu finden schient. "Aaron!"

"Ähm ... Wenn ich mich mal einmischen dürfte." Plötzlich taucht ein mir unbekannter Kerl auf. "Ich bin Alec. Der Architekt." Ein Architekt?! "Ich weiß, dass du schlechte Erinnerungen an diesen Ort hast, aber wir alle haben unser Bestes gegeben, damit dich nichts mehr an die Vergangenheit erinnert. Und die Treppe machen wir auch neu. Das haben wir leider nicht mehr geschafft." Der Kerl weiß davon? Davon, dass ich hier oben eingesperrt war? "Schau es dir selbst an. Was soll dir schon passieren?" Er deutet mir seinem Kopf auf Aaron, der noch immer wie ein Häufchen Elend an der Wand lehnt.

"Aaron?" Er schaut mich an. "Du gehst vor", bestimme ich und folge ihm auf dem Fuße. Das Knarren der Treppenstufen verursacht mir eine Gänsehaut. "In das Zimmer gehe ich aber nicht." Dorthinein, wo ich eingesperrt war, bekommen mich keine zehn Pferde!

"Musst du auch nicht, wie du gleich sehen wirst", sagt dieser Alec, der hinter mir die Stufen hochgeht. "Et voilá!" Alec tritt an mir vorbei und breitet die Arme aus. "Alles weg!"

"Ich sehe es", flüstere ich. Auch hier erkennt man nichts mehr. Bis auf die zwei Trennwände links und rechts neben der Treppe auf der ich noch immer stehe, sind alle Seitenwände herausgerissen worden und wir stehen, genau wie unten, in einem riesigen Raum, der nur hier und da von einigen alten Holzbalken durchbrochen wird. Selbst die Decke ist raus und man kann den Giebel sehen.

"Das wird noch isoliert! Und dann machen wir ..."

"Alec?", Aaron unterbricht Alecs Redeschwall. "Könntest du uns bitte jetzt alleine lassen?"

"Klar! Mach ich!" Er zwinkert uns zu, klopft Aaron auf den Rücken und rauscht die knarrende Treppe wieder nach unten.
 

Ich atme tief ein und drehe mich einmal um mich selbst. "Das wirkt jetzt viel größer und nicht mehr so erdrückend."

"Ich weiß." Aaron stellt sich vor mich. "Du willst jetzt sicher eine Erklärung hören?"

"Darauf kannst du Gift nehmen." Ich verschränke meine Arme vor der Brust und warte ab, was er mir zu sagen hat.

"Vor drei Wochen kam deine Mutter zu mir."

"Was?!"

"Lass mich bitte ausreden." Ich brumme nur, bleibe dann aber ruhig. "Sie verabredete sich hier mit mir und machte mir ein Angebot. Sie weiß, dass sie damit nicht alles wiedergutmachen kann, aber sie hofft, dass sie dir damit helfen kann, ein neues Leben zu beginnen."

"Was meinst du damit? Welches Angebot?"

"Sie überschreibt uns dieses Haus hier. Das deiner Großeltern." Mir klappt der Unterkiefer nach unten. Sie will was?! "Ich habe schon unterschrieben. Jetzt fehlst nur noch du. Am Mittwoch steht ein Termin beim Notar an und ..."

"Sie schenkt uns einfach dieses Haus?! In dem mich mein Erzeuger eingesperrt hatte?!"

"Ja. Aber wenn du es nicht willst, dann soll ich es verkaufen."

Ich wende mich von Aaron ab und trete an eins der Fenster. Mit geschlossenen Augen lehne ich mit meiner Stirn an die kühle Fensterscheibe. "Du machst Scherze! Sie kann uns doch nicht einfach dieses Haus schenken! Was denkt sie sich dabei?! Soll ich ihr jetzt freudestrahlend in die Arme fallen und ..."

"Nein. Sie verlangt gar nichts von dir." Ich lache sarkastisch auf. "Leon? Sie macht sich genug Vorwürfe. Sie hat einfach nur die Hoffnung, dass du das hier annimmst und glücklich wirst."

"Und das sagst du mir jetzt erst? Nach drei Wochen?!" Ich öffne meine Augen. Mit gerunzelter Stirn schaue ich auf eine Art Plattform, die unter dem Fenster entlanggeht. "Du baust hier seit drei Wochen herum? Wieso?"

Aaron tritt an mich heran und umarmt mich von hinten. Ich lasse es zu, auch wenn ich immer noch sauer auf ihn bin. "Hättest du zugestimmt, wenn dich jeder Quadratzentimeter hier drinnen an damals erinnert hätte?"

"Nein. Wohl eher nicht", gebe ich zu. "Aber ich weiß nicht, ob ich trotz der ganzen Umbaumaßnahmen zustimmen werde."

"Das habe ich mir schon gedacht. Und es ist auch nicht schlimm, wenn du nein dazu sagst."

"Ehrlich? Nach dem ... Ganzen hier?! Was ist das überhaupt?" Ich deute auf die Plattform.

"Das soll ein Balkon werden. Die Fenster ganz dort hinten und das hier links neben uns bleiben. Dazwischen kommt eine Glasfront mit Schiebetüren." Aaron lässt mich los, läuft in die Mitte des Raums und stellt sich mit Blickrichtung zur Treppe. Er deutet auf die rechte Nischenseite daneben. "Dort kommt das Bett hin. Natürlich ein riesengroßes, das die komplette Nische ausfüllt. Dann können wir gleich nach dem Aufstehen draußen frühstücken. Und dort" er zeigt auf die andere Seite "kommt das Bad hin. Ich fand Alecs Idee, den Badebereich mit beleuchteten Glasbausteinen zu verlängern und dadurch abzutrennen ganz toll. So ist alles etwas abgetrennt aber dennoch offen." Er dreht sich einmal um hundertachtzig Grad und zeigt nach rechts. "Und die Toilette kommt da hinten hin. Als kleiner Extraraum sozusagen. Den restlichen Platz könnten wir als Arbeitsbereich nutzen. Einen langen Schreibtisch mit zwei Stühlen. Regale mit Büchern, einen extra gemütlichen Sitzbereich, damit du in ruhe Lesen kannst. Allerdings wäre dafür auch unten genug Platz. Vielleicht sollte man den Arbeitsbereich auch unten hinmachen. Egal. Das entscheidet sich dann spontan." Aaron dreht sich wieder zu mir. "Jedenfalls hatten wir das so geplant."
 

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Sprachlos lasse ich meiner Fantasie freien lauf, auch wenn ich es eigentlich gar nicht will, und kann mir das alles nur zu gut vorstellen. Ein eigenes Haus. Zusammen mit Aaron. Ich drehe mich wieder zum Fenster, sehe den großen Garten vor mir, weiter hinten den Waldrand. Die Vorstellung reizt mich total. "Ich verstehe, wenn du dich hier nicht wohlfühlst", flüstert Aaron leise und gesellt sich wieder zu mir.

"Das ist es nicht." Komischerweise fühle ich mich hier gerade mehr als wohl. "Was ist, wenn mein Vater wieder frei kommt? Was, wenn er hier her kommt? Hast du daran mal gedacht?"

Aaron nickt. "Wir bauen eine der modernsten Alarmanlagen ein. Ist doch klar! Wir sind hier total abgeschieden. Da können auch andere Einbrechen."

"Sehr ermutigend! Und ich dachte, du willst mir das Haus schmackhaft machen?" Nach gefühlten Ewigkeiten huscht mir nun ein Lächeln über die Lippen.

"Tue ich doch! Alarmanlage. Die beschützt uns. Das, und meine Kampfsporterfahrung."

"Du hast Kampfsporterfahrung?"

"Ist zwar schon etwas länger her, aber verlernt habe ich es nicht." Ich entdecke immer neue Seiten an ihm!

Ich drehe mich nun vollends zu ihm um und blicke Aaron tief in die Augen. "Du willst das wirklich? Mit mir in diesem Haus leben?"

"In diesem oder in einem Anderen. Mir egal. Aber die Chance, die wir hier haben, die ist wirklich einmalig. Das musst du zugeben."

Ich kaue auf meiner Unterlippe herum. Er hat in den letzten Wochen so viel Arbeit hier hineingesteckt. "Dafür war also die Farbe. Und die Begutachtung des Whirlpools und der Terrassenmöbel?"

"Genau."

"Wie hast du das alles geschafft? Neben der Arbeit? Selbst mit deinen ganzen Überstunden ...?" Es ist kaum zu glauben!

"Die Meute da unten hat mich tatkräftig unterstützt."

"Sie alle?!"

"Ja. Eigentlich haben die das Meiste gemacht. Und ob wir das Haus nun nehmen oder nicht, ich bin denen eine riesen Party schuldig!"

Ich schüttle bloß mit dem Kopf. "Du bist wahnsinnig!"

"Das ist weithin bekannt", lacht Aaron und drückt mir seine Lippen auf die Stirn.

"Trotz allem ... Ich kann noch nicht ja dazu sagen. Wärst du mir sehr böse, wenn ich nochmal darüber nachdenken muss?"

"Quatsch! Ich nicht. Aber mach das denen da unten klar!" Aarons Grinsen wird breiter. "Mach dir keine Sorgen. Egal wie du dich entscheidest, es ist in Ordnung."

Ich nehme Aaron in den Arm, lehne mich an ihn und lasse nochmal meine Blicke schweifen. Wenn hier alles so gemacht wird, wie er sich das vorstellt, sieht das hier bestimmt Hammer aus.
 

~Aaron~

Erleichtert, es endlich hinter mir zu haben und dabei noch an einem Stück zu sein, drücke ich meinen kleinen Lockenkopf nochmal ganz fest und lasse ihn dann los. "Lass uns runter gehen. Die Anderen wundern sich sicher schon, was wir hier machen."

"Ist gut. Geh du wieder vor." Ich betrete die Treppe, die meine Überraschung fast zunichte gemacht hätte. Die ist als nächstes fällig! Nichts mehr soll meinen Schatz an diesen furchtbaren Tag erinnern! Es ärgert mich richtig, dass wir nicht mehr genug Zeit hatten, sie zu erneuern.

Als wir unten ankommen, sind meine Helferlein alle ausgeflogen. "Wo sind den alle hin?"

"Das möchte ich auch gern mal wissen", erwidere ich und schaue mich um. "Hörst du das? Klingt wie Musik."

"Sie kommt anscheinend von draußen. Lass uns nachsehen!" Leon ergreift meine Hand und schleift mich nach draußen.

Vor dem Haus werden wir auch gleich freudig begrüßt. "Hier sind wir!", ruft Phil und winkt uns nach hinten hinters Haus. Und tatsächlich! Alle tummeln sich im Garten, haben Musik laufen, das aus einem der geparkten Autos dröhnt und einen Klapptisch voll Essen aufgebaut.

"Wo kommt den das alles hier?", frage ich.

"Wir dachten, wir feiern euch als neue Hausbesitzer und stoßen auf einen weiteren, guten Umbau an", erklärt Sean und hängt sich an mich. Der scheint ja schon ordentlich vorgefeiert zu haben! "Auf unsre Häuslebauer!", ruft er, hebt sein Glas, nachdem Leon und ich auch eins in die Hand gedrückt bekommen haben und die anderem grölen ihre Zustimmung auf uns 'Häuslebauer'.

Ich schiele zu Leon, der leicht mit den Schultern zuckt und schmal lächelt. "Ist dir das jetzt zu viel?", frage ich ihn leise, denn Sean hängt zum Glück wieder an seinem Chase.

"Ist schon okay. Party mit Freunden ist doch immer gut." Mein Kleiner nimmt das ja auf einmal echt gelassen!

All die Anspannung der letzten Tage fällt endgültig von mir ab. Die schwierigste Hürde ist geschafft.
 

***
 

~Leon~

Nachdenklich betrachte ich Aarons Gesicht. Er schläft noch. Kein Wunder, nach der Nacht gestern, oder besser gesagt, nach dem heutigen Morgen. Wir waren erst um halb fünf wieder zuhause und Phil meinte, wenn wir schon in dem Haus wohnen würden, könnten wir jetzt sofort ins Bett fallen. Man war der dich! Gut das Flo nüchtern geblieben ist, sonst hätten wir wirklich in dem Haus übernachten müssen, und darauf war ich echt nicht scharf. Nicht weil mich die Erinnerung noch immer quält, sondern weil die Heizung da drin im Moment nicht läuft.

Noch immer hadere ich mit mir selbst, ob wir das wirklich wagen sollen. Die Angst, mein Vater könnte irgendwann dorthin zurückkehren, wenn wir darin wohnen, schnürt mir fast die Kehle zu. Da kann Aaron noch so viel von einer Alarmanlage reden. Und dann ist da noch meine Mutter, die uns dieses Haus so mir nichts, dir nichts überschreibt. Möchte sie damit wirklich nur etwas gutmachen? Ohne Hintergedanken? Ich weiß ja, dass sie das Haus schon ewig nicht mehr betreten hatte, auch vor meiner Flucht nicht. Sie wollte es schon immer gern loshaben, doch mein Vater wollte das nicht. Es gehörte ihr, und dennoch verbot es mein Vater. Jetzt weiß ich auch warum. Er hat selbst darin gehaust. Mich überläuft es. Ich brauche frische Luft!

So leise es geht krabble ich aus dem Bett, wickle mich in eine Wolldecke und verlasse das Schlafzimmer. Im Wohnzimmer öffne die Balkontür. Ostermontag. Und dennoch ist es laut auf der Straße unter mir. Es riecht nach Abgasen und frische Luft ist echt was anderes. Wären wir jetzt im Haus, könnte ich vor die Tür und frische Waldluft schnuppern. "Oder auf dem Balkon in der Sonne sitzten und Aaron beim weiterschlafen beobachten", sage ich leise und ertappe mich dabei, dass ich bei dem Gedanken daran anfange zu lächeln.

Sollen wir es wagen? Soll ich am Mittwoch mit zum Notar und meine Unterschrift unter diesen Vertrag setzen? Aaron hat so viel Arbeit da hineingesteckt. Aber es wird noch viel mehr Arbeit und Geld kosten, es bezugsfertig zu bekommen. Mir fällt da was ein, was ich gleich mal nachschauen muss. Wenn ich mich nicht irre, habe ich da noch was in der Hinterhand.
 

~Aaron~

"Aaron? Wach auf!" Alles schwankt und das Bettgestell quietscht rhytmisch. Habe ich was verpasst? "Aaron! Mach schon!"

"Wasn?" Ich quäle meine Augen auf. Vor mir ... keine Ahnung. "Was ist das?" Leon hält mir irgendwas helles unter die Nase.

"Erst musst du richtig wach werden."

"Kaffee", brumme ich bloß.

"Hab noch keinen gekocht! Das hier fand ich wichtiger als schnöden Kaffee!" Was, bitte schön, ist wichtiger als Kaffee?! Eben! Nichts!!! "Bitte Aaron! Werd schon wach!"

Ich knurre genervt. "Na gut! Was ist angeblich so wichtig, dass du meinen Kaffee vergisst?"

"Mein Bausparvertrag!" Mein Gehirnkasten setzt sich quietschend und eiernd in Bewegung. Doch mit dem Wort 'Vertrag' tut man ihm am frühen morgen nichts Gutes. Und erst recht nicht, wenn man noch die Birne voll mit Restalkohol hat.

"Was ist damit?", frage ich dennoch und überlege angstrengt, warum er mir seinen Bausparvertrag unter die Nase hält. Zudem jetzt, am frühen Morgen.

"Den hat mir meine Oma mal vor Jahren eingerichtet und zu meinem sechszehnten Geburtstag überreicht. Danach habe ich ihn nochmal verlängert und zahle noch immer jeden Monat was rein. Ich habe gerade geschaut und wie der Zufall so will, läuft der nächstes Jahr aus."

"Mal langsam!", bitte ich ihn. "Du hast was?" Ich komme immer noch nicht ganz mit.

"Aaron! Einen Bausparvertrag! Da waren zu meinem sechzehnten schon 9000 Euro drauf! BAUsparvertrag!"

Verdattert richte ich mich auf und starre erst den Vertrag an, dann Leon. "Davon hast du mir gar nichts gesagt."

"Hatte ich vergessen."

"Wie kann man neuntausend Euro vergessen?!"

"Na da komme ich doch sowieso jetzt noch nicht dran! Egal! Mittlerweile sind da über 11000 Euro drauf! Damit können wir das Haus sanieren!"

"Moment! Heißt das etwa ...?"

"Meine Oma hätte es sicher gefreut, wenn sie wüsste, dass ich das Haus bekomme." In meinem Kopf wirbelt alles durcheinander. Leon hat sich entschieden?! "Das ist bestimmt ein Zeichen. Es dauert zwar noch ein Jahr, und es wird vielleicht nicht aussreichen, aber ..."

"Wir nehmen das Haus?!"

"Falls du noch willst", kichert mein Lockenkopf und wedelt mit dem Vertrag.

"Ob ich noch will! Natürlich will ich!" Ich zerre meinen Kleinen in meine Arme, wirble mit ihm herum, sodass ich auf ihm liege.

"Nur eins versprich mir."

"Alles was du willst."

"Die Alarmanlage muss die Beste sein. Und wenn mein ... Erzeuger irgendwann entlassen wird, dann bleibst du bei mir. Du lässt mich da draußen nicht alleine, bis ich mir sicher sein kann, dass er nie wieder in unserer Nähe auftaucht." Er beginnt frech zu grinsen, ehe er weiterredet. "Und den Wirlpool. Den will ich unbedingt!"

"Alles was du willst!", schwöre ich ihm und verschliese seine köstlichen Lippen.
 

"Dann sind wir also ab übermorgen stolze Hausbesitzer?"

"Sind wir", bestätigt Leon mir. Er wird wieder etwas ernster, blickt mich fast ein klein wenig verloren an. "Meine Mutter wird auch dasein, nicht wahr?"

"Das muss sie." Leon nickt nachdenklich. "Keiner zwingt dich dazu, sich wieder mit ihr zu vertragen. Aber ich habe lange mit ihr gesprochen. Sie ist selbst gerade dabei sich ein neues Leben aufzubauen. Sie glaubt an dich und daran, dass du deinen Weg gehst. Auch ohne sie."

Leon blinzelt ein paar mal. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er aufkommende Tränen runterzuschlucken versucht. "Gestern, bei Phils Familie ... Ich habe mir so sehr gewünscht, dass ich auch so eine Familie hätte, die hinter mir steht. Das ich die nicht habe, das hat mich ..."

"Die hast du doch! Du hast mich, deine Freunde und wenn du es irgendwann zulässt auch deine Mutter. Sie hat mir erzählt, dass sie gerade bei deiner Tante wohnt. Ich soll dich lieb von ihr grüßen und ausrichten, dass du dich jederzeit bei ihnen melden kannst." Ich kann direkt sehen, wie in Leon etwas zum einsturz kommt. Seine Augen schwimmen, seine Lippen beben und er schüttelt leicht den Kopf, bevor der Staudam in ihm bricht. Ich halte ihn an mich gedrückt und fange an zu lächeln. "Mach dir keine Sorgen mehr, ja?", flüstere ich in seine Locken. "Du hast nicht deine ganze Familie verloren." Meine Halsbeuge wird feucht. Endlich scheint er soweit zu sein, damit abschließen zu können. "Den Rest bekommen wir auch noch hin", sage ich mehr zu mir selbst als zu ihm. Dennoch nickt Leon und ich kann ein Lächeln auf seinen Lippen spüren, als er mich beginnt zu küssen. Ein Lächeln vermischt mit salzigen Tränen.
 

Ende
 


 

Ach herje! Gleich bekomm ich einen Zuckerschock! Geht es euch auch so? Wenn ja, dann denkt an was anderes, zum Beispiel daran, dass ich eine Fortsetzung geplant habe. Das kann aber noch etwas dauern, da ich noch nicht mit angefangen habe und gerade noch zwei andere Storys schreibe, die mich geradezu drängen, sie fertig zu bekommen.

Also freut euch schon mal auf den Einzug der beiden ins neue Haus. Inklusive einer fetten Party mit allen Helfern. Mir wird jetzt schon schwindelig, wenn ich daran denke, all meine Jungs dort antanzen zu lassen. *stöhn*
 

Nichts destotrotz: Ein schönes Osterfest wünsche ich euch!



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  -Phenix-
2016-08-02T20:55:19+00:00 02.08.2016 22:55
Eine gelungene Fortsetzung :) Ich finde es schön dass es immer wieder ein bisschen was zu jedem deiner Jungs zu lesen gibt. Dann bleiben sie noch besser in Erinnerung und man freut sich dass sie immer noch zusammen Glücklich sind.

Ich träume auch schon lange von einem eigenen Reich / Haus / Rück­zugs­ort. (letzteres ist scheinbar ein Schreibfehler XD)

Und ich hoffe du lässt deine Jungs in der Fortsetzung nicht nur zur Party antanzen sondern auch abtanzen :P
Auf zur nächsten Geschichteeeeeeeeeee!
Antwort von:  Fara_ThoRn
03.08.2016 20:17
Ich liebe Fortsetzungen. Besonders, weil ich selbst nicht von meinen Jungs lassen kann. Leider habe ich auch immer wieder neue Ideen, die dann unbedingt umgesetzt worden wollen. Hätte ich nur mehr Hirne und Hände! xD
Von:  -Phenix-
2016-08-02T20:25:45+00:00 02.08.2016 22:25
"* Ich stelle mir gerade dieses Haus vor und die ganzen schwulen Kerle, die meiner Fantasie entsprungen sind. Wie sie verschwitzt und voller Staub dort rumspringen. Was die da alle noch so machen könnten, außer im Dreck rumzuspielen ...
Ich brauch 'ne kalte Dusche! >_<"

Du bist nicht die Einzige die ne kalte Dusche braucht - aber ich warte lieber noch bis ich alles gelesen habe :P

Und anschließend träume ich von einem Haus voller sexy heißer Kerle und einem Whirlpool :D
Antwort von:  Fara_ThoRn
03.08.2016 20:14
Johaaaa... Heißer Haufen, der da im Bauschutt spielt *sabber* Sicher spielen da einige auch mal nur zu zweit ... >_> Kopfkino!
Antwort von:  -Phenix-
03.08.2016 20:29
Wem sagst du das?!
Auch Popcorn? XD
Von:  -Phenix-
2016-08-02T20:05:06+00:00 02.08.2016 22:05
Keine Kommentare???? KEINE KOMMENTARE????

Leute, was ist los mit euch? Hier macht sich jemand die Mühe und schreibt eine Geschichte, überlegt sich die Handlung, streut erotische Szenen unter und baut Spannung auf und es gibt KEINEN der das kommentiert? Schande über alle die dieses Kapitel gelesen haben und nichts hinterließen (also Schande über alle XD)
Antwort von:  Fara_ThoRn
03.08.2016 20:11
Da sind doch Kommentare Oo
Ach so! Über das Kapitel *löl*
Von:  Momo26
2015-04-08T21:16:42+00:00 08.04.2015 23:16
Hey
Und mal wieder.... Eine echt Klasse ff! Freue mich schon auf deine anderen xD
Lg Momo
Antwort von:  Fara_ThoRn
09.04.2015 18:07
Du bist ja voll im Lesemarathon hier. xD
Mach ruhig weiter so. ^___^

LG
Fara
Von:  Narjana
2014-04-16T15:45:31+00:00 16.04.2014 17:45
Aaah - der letzte Kommentar hätte nicht sein müssen. Jetzt hab ich derart Kopfkino - willst du nicht gaaanz zufällig ein kleines Zusatzkapi schreiben das nichts mit der eigentlichen Story zu tun hat?

Das Kapi is klasse. Und ich find Leon echt realistisch. Wenn auch noch fast zahm. ich würd auf die Barrikaden steigen
Von:  emina
2014-04-16T13:13:02+00:00 16.04.2014 15:13
Aaron ist echt süß wie er sich so viel mühe gibt ^__^

übrigens ein kleiner Fehler (ne nicht im Text) du hast die ohne adult Geschichte vom "Krieg der Eier" in diese Geschichte freigeschaltet, oder war das Absicht o__o
Antwort von:  Fara_ThoRn
16.04.2014 15:18
Nee, war ein Versehen und habs zu spät gemerkt. Habs gerade gelöscht und lade es an richtiger Stelle gleich wieder hoch.
Hatte heute Morgen wohl noch zu viel Schlaf in den Augen xD


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