CRIMSON von YukiArisato ================================================================================ Kapitel 1: Chapter One ~ Getting Forward ~ ------------------------------------------ Chapter One ~ Getting Forward ~ „Inuzuka Kiba!“, brummt die Stimme des Lehrers und lässt mich damit ebenfalls zusammen zucken. „Ich kann mir vorstellen, dass die Zeitschrift auf Ihrem Schoß wesentlich interessanter ist, als mein Unterricht. Dennoch möchte ich Sie bitten, das Lesen selbiger in die Pause zu verlegen!“ Hatakes Stimme klingt unnachgiebig. So lasch sein Unterricht auch sein mag … er schafft es, auf mysteriöse Art und Weise, ja selbst wenn er uns eigentlich den Rücken zudreht, immer zu erkennen wann jemand der Stunde folgt und wann nicht. Ich höre den Braunhaarigen schlucken, was mein schlechtes Gewissen nur noch mehr wachsen lässt. Immerhin wollte ich unbedingt wissen, was in dem Artikel über die Uchihas steht … Ein halbes Jahr … Immer noch fällt es mir sehr schwer zu glauben, dass das alles schon ein halbes Jahr her ist. Die Geschichte mit Obito … Die Geheimnisse um die Familie Uchiha … Die Offenbarung meines Bruders … Lange hat es gedauert bis ich selbst mit all dem wirklich klar gekommen bin. Mit dem Gedanken an meine Vergangenheit, über meine Familie und vor allem mit Menma. Mein Bruder, von dem ich nichts wusste … Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr mich das innerlich immer noch auffrisst. Doch es wird besser. Sasuke hilft mir dabei. Redet mit mir. Erzählt mir Geschichten von früher. Was für schreckliche Kinder wir doch alle waren. Oft musste ich dabei Lachen, wenn er sich wieder mal mit vollem Ernst über unsere Dummheiten ausgelassen hat. Wobei mir aber auch nie entgeht, dass diese Geschichten ihn selbst ebenfalls zum Schmunzeln bringen, da er auch nie vollkommen unschuldig an ihnen war. Ja … Sasuke ist für mich zu einem echten Freund geworden. Etwas, womit ich schon lange nicht mehr gerechnet habe … Vorher sind die meisten nur zu mir gekommen, aufgrund des Status‘ meiner Eltern. Doch nun ist das anders. Er ist jemand, der sich wirklich für mich interessiert … Ganz einfach weil ich ich bin. So vieles hat der Uchiha mit seinem Wiedereintritt in mein Leben ins Rollen gebracht. Die Freundschaft zu Kiba und den Hyuugas sind ebenfalls ein Resultat dessen. Wobei mich die sozial scheuen Hyuugas ebenfalls auch oft zum Schmunzeln bringen. Sieht man davon ab, dass Hinata es oft erst nach zwei Minuten schafft ihren kompletten Satz auszusprechen und Neji es einfach nicht hinkriegt seinen Beschützer Instinkt ihr gegenüber abzulegen, sind sie wirklich mehr als in Ordnung. Ihre Familie haben Sasuke und Itachi jahrelang wirklich ausgezeichnet vor der Öffentlichkeit verborgen. So wie es sich ihre Eltern gewünscht haben. Doch nun … Itachi hat, nach Obitos Tod, wie Sasuke und ich auch, sich so seine Gedanken gemacht und nun sich doch dafür entschieden ihren wahren Namen wieder anzunehmen. Somit sind sie nun wieder offiziell die Uchihas. Auch hat es nicht wirklich lange gedauert, da hat er uns wegen unserer kleinen Aufräumaktion in dem alten Anwesen, zur Rede gestellt. Ziemlich unwohl, so leicht ertappt worden zu sein, haben wir versucht uns zu erklären. Und er hat uns die ganze Zeit über schweigend zugehört. Bis wir fertig waren. Dann meinte er nur noch, er würde sich darum kümmern. Zuerst haben wir nicht ganz verstanden. Doch schon ein paar Tage später, als wir weiter am Garten arbeiten wollten, sollten wir von den verschiedensten Handwerkern vom Betreten des Gebäudes abgehalten werden. Ihrem Einzug in ihr altes Leben steht nun nichts mehr im Wege. Der einzige Nachteil daran ist einfach nur, wie sollte es auch anders sein, die Klatschpresse. Nicht selten ist es nun schon vorgekommen, dass Sasuke vor der Schule aufgelauert wurde. So traurig das Ganze eigentlich ist … Ich muss mir bei der Erinnerung ein Lachen verkneifen. Kiba hat in dieser Situation wirklich eine wundervolle Begabung für sich entdeckt. Die Schauspielerei einer dramatischen Komödie! Und nein … Das ist wirklich mein Ernst. Für ihn war es dramatisch. Für mich war es fast der Fall ins Lachkoma. Indirekt sollte es ursprünglich wohl einmal eine Entschuldigung an Sasuke sein. Allerdings ist er so darin aufgegangen, diesen Pressefutzi zu bespringen und mit Tränen zu berichten, wie schwer doch das alles ist und dass sich doch keiner vorstellen kann, wie Sasuke sich fühlen muss, allergisch gegen Hundehaare zu sein. Kann er doch niemals Akamaru streicheln, obwohl der doch das liebste Tier auf Erden sei. Der gute Mann war so überfordert mit Kiba, dass Sasuke genug Zeit hatte mich wegen meines Lachanfalles zu Ohrfeigen und dann wegzuschleifen. „Es ist erfreulich zu sehen, wie sehr Sie mein Unterricht belustigt, Uzumaki. Wollen Sie uns vielleicht an Ihren Gedanken teilhaben lassen?“ Ernst trifft mich Hatakes Blick, während seine Stimme es erfolgreich schafft, alle Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Schnell schüttle ich diesen deswegen und schiele zu Kiba hinüber, um festzustellen, dass ich doch eine ganze Menge an Erklärungen erneut verpasst habe. Ein lautloser Seufzer entkommt mir, zusammen mit dem Gedanken, dass ich Sasuke wohl erneut um Nachhilfe in Geschichte bitten muss. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum, während Kiba neben mir ein lautes Seufzen von sich gibt. Warum? Ganz einfach! Es ist Mittagspause. An sich nichts Dramatisches. Wäre da nicht der winzig kleine Fakt, dass heute die Prüfungsergebnisse der letzten Examen ausgehangen werden! Und grade heute lassen Sasuke und Neji verdammt lange auf sich warten. Dabei ist ihr Klassenraum nur am anderen Ende des Flures und nicht der Schule. „Beruhig dich“, meint Kiba nur. „Neji ist bei ihm. Wahrscheinlich werden sie nur wieder von den Fangirls belagert.“ Unwillkürlich entweicht mir ein Knurren. Ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass mich das nicht stört. Und offensichtlich kann Kiba meine Gedanken auch nur allzu gut erraten. Denn seine Hand legt sich auf meine Schulter und übt leichten Druck auf diese aus. „Hör zu … Ich weiß, es nervt dich, dass sie auf einmal auf ihn stehen. Doch das geht auch wieder vorbei.“ „Darum geht es doch gar nicht…“, seufze ich und versuche seinem Blick auszuweichen. „Es widert mich an, dass sie nun alle etwas von ihm wollen, weil sie wissen, dass er ein Uchiha ist. Vorher wollten sie ihn alle nur loswerden. Haben ihm Streiche gespielt und über ihn gelästert. Und nun … Nun wollen sie alle ein Stück vom Kuchen, indem sie sich an ihn heran hängen und versuchen, seine ‚Freundschaft‘ zu gewinnen. Das ist wie-“ „Wie bei dir vorher?“ Ich nicke. Muss dabei an Sakura denken. Das Mädchen, was mir lange hinterher lief, meine Freundin sein wollte, und nun Sasuke auf Schritt und Tritt verfolgt. Es widert ihn ebenso an wie mich. Doch im Gegensatz zu mir macht er keinen Hehl daraus, es zu verbergen. Und das wiederrum macht mich irgendwo zugleich stolz auf ihn, als auch eifersüchtig. Stolz, weil er dazu imstande ist, wirklich allen gegenüber standhaft zu bleiben, und eifersüchtig, weil ich es nicht konnte und mich davon auch noch habe runterziehen lassen. „Eines solltest du nicht vergessen“, beginnt Kiba und sorgt dafür, dass meine Aufmerksamkeit wieder ganz ihm gehört. „Damals war das noch eine vollkommen andere Situation. Sie haben ihn gehasst, weil er von Anfang an anders war und keinen Wert darauf gelegt hat, es zu verbergen. Du warst da anders. Wolltest Freunde. Doch viele haben das ausgenutzt. Dass du dabei trotzdem du selbst geblieben bist … das bewundere ich.“ Ich kann über seine Worte nur staunen. Habe nicht einmal im Traum daran gedacht, dass er solch einen Eindruck von mir hat. Immerhin waren wir vor der Geschichte mit Menma nicht mehr als gute Bekannte. Von daher … „Du hingegen hast dich sehr verändert“, meine ich nun, woraufhin er etwas verwirrt drein schaut. „Vorher warst du so ignorant … Und nun bist du verständnisvoll … mitfühlend … viel netter als vorher.“ Meine eigene Aussage und auch die Tatsache, dass Kibas Blick grade echt zum Schreien ist, bringen mich zum Grinsen. „Wenigstens scheint euch nicht langweilig zu sein.“ Augenblicklich hellt sich meine Stimmung noch ein wenig mehr auf, als sich Sasuke zu Wort meldet. Endlich! Sofort drehe ich mich zu ihm, greife nach seinem Arm und beginne zu laufen. Zu meiner Überraschung protestiert er in keiner Weise. Der Einzige, der sich über mein plötzliches in Gang setzen mokiert, ist Kiba. Doch dieses nicht grade unübliche Gefluche kann ich mittlerweile auch mit Leichtigkeit ignorieren. Zusammen bahnen wir uns unseren Weg durch den Flur der Klassenzimmer, steigen die Treppen hinab, da unser Jahrgang leider in der zweiten Etage untergebracht ist, und zwängen uns durch die mittlerweile ziemlich große Masse von Schülern, die sich vor dem schwarzen Brett versammelt hat. Unwillkürlich spanne ich meine Muskeln an, verfestige meinen Griff um Sasukes Arm, was er, wie auch die Aktion zuvor, stillschweigend hinnimmt. Er weiß von meiner Aufregung … Von dem, was in mir vorgeht. Deswegen kommentiert er es nicht. Wirr suchen meine Augen auf den Anzeigetafeln meine Platzierung und die Punktzahl, die ich in den Examina erreicht habe. Eine gute Punktzahl und ein hoher Platz in der Bestenliste kann unter Umständen entscheidend dafür sein, auf welche Universität man schlussendlich geht. Natürlich ist jeder Studienplatz an einer Uni nicht zu verachten. Doch jede, egal ob staatlich oder privat, schaut zuerst auf die Examens Ranglisten der Oberschulklassen, ehe sie sich eventuell entscheiden ein Stipendium zu gewähren. Ich weiß zwar mehr als genau, dass wir nicht grade arm sind und sich meine Eltern auch locker die Kosten für einen Platz auf einer privaten Universität leisten könnten, dennoch möchte ich es lieber aus eigener Kraft schaffen. Ich möchte mir solch eine Chance verdienen und nicht nur aufgrund von den finanziellen Mitteln meiner Eltern bekommen. Und deswegen ist es für mich umso wichtiger, gut abzuschneiden. Doch … „Ich finde mich nicht…“, kommt es entsetzt über meine Lippen. „Weil du falsch schaust“, meint Sasuke sofort und sorgt dafür, dass mein Magen sich nur noch mehr verkrampft. „Du musst weiter Links suchen.“ „Aber links sind doch-“ „Alter! Platz Acht!“, schreit Kiba auf einmal neben mir los und sorgt dafür, dass ein nervig pfeifender Ton zurück bleibt. Ich hasse es, wenn das passiert! Verdammter Tinnitus! Doch darüber aufregen und Kiba belehren kann ich nicht, da sich bereits seine Arme um mich schlingen und das Gewicht seines Körpers droht, mich umzuwerfen. „Was zum-“ „Platz Acht, Mann! Das ist einfach unglaublich!“ Überrascht weiten sich meine Augen. „Du hast echt Platz Acht?!“, frage ich überrascht, ernte jedoch nur ein Lachen. „DU hast Platz Acht! Ich bin nur in den Zwanzigern.“ Ungläubig schaue ich von ihm zu dem Schwarzhaarigen, der auf meine stille Frage, ob Kiba grade versucht einen schlechten Witz zu machen, nur mit einer Handbewegung antwortet. Weswegen mein Blick nun erneut auf den Tafeln landet. Doch dieses mal auf den Linken. Ohne es direkt zu bemerken, halte ich die Luft an. Die Realisierung trifft mich wie ein Schlag. Er hat Recht … Er hat Recht! Ich bin tatsächlich unter den Zehn besten Schülern unserer gesamten Schule! „Dobe, vergiss das Atmen nicht.“ „Vergiss es, Uchiha. Der braucht noch einen Moment.“ Die Worte meiner Freunde dringen zwar zu mir durch, aber irgendwie ist die Situation für mich noch so unwirklich, dass ich nicht in der Lage bin darauf einzugehen. „Unter den besten Zwanzig.“ „Wie bitte?“ Fragend schaue ich von meinem Geschichtsbuch zu dem Uchiha. Skeptisch wandert sein Blick über mich. Wie schon so oft, in den letzten Wochen, sitzen wir in meinem Zimmer und lernen für die anstehenden Examen. Oder viel eher bekomme ich Nachhilfe von Sasuke … Zwar habe ich immer darauf geachtet, dass meine Noten nicht allzu sehr unter der Ablenkung oder eher den Geschehnissen der letzten Monate leiden, doch einige Fächer sind für mich einfach Spanisch rückwärts. Kommt man dort einmal nicht mehr mit, ist man, im wahrsten Sinne des Wortes, verloren. Und leider Gottes ist das bei mir in mehr als nur einem Fach der Fall. Und umso dankbarer bin ich Sasuke, dass er sich freiwillig dieser Situation aussetzt und mir Nachhilfe gibt. „Ich rede von der Rangliste“, erklärt er seine Aussage von zuvor „Unter den besten Zwanzig wäre gut. Allerdings, bedenkt man die Größe der Schule und die Anzahl der Schüler, wäre es noch besser wenn wir es unter die besten Fünfzehn schaffen würden. Wenn wir diesen Schnitt schaffen und halten, dann steht deiner Unizulassung nichts im Wege.“ Verwirrt sehe ich ihn an. Woher … „Warum weißt du davon?“ Die Frage entkommt mir eher ungewollt, weswegen ich schnell den Blick abwende. Denn eigentlich … Ja, eigentlich kenne ich die Antwort. Der Name Uchiha ist selten und hat dementsprechend sehr viel Gewicht. Wenn also jemand der diesen Namen rechtmäßig trägt, sich an einer Uni bewirbt, kann er davon ausgehen, mit Kusshand und Kniefall angenommen zu werden. Der Name Usami hingegen ist ein geläufiger Name. Dementsprechend müssen die Leistungen überragend sein, wenn man mit solch einem Familiennamen an eine gute Universität gehen möchte. „Tut mir Leid…“, murmle ich. „Ich hab nicht dran gedacht, dass du … Ich meine, für mich ist das selbstverständlich, dass du Uchiha Sasuke bist und nicht, was alle anderen denken, Usami-“ „Naruto.“ Seine Stimme klingt zu meiner Überraschung weder wütend, noch enttäuscht. Eher gleichgültig. „Es ist in Ordnung. Auch wenn ich nicht unter diesem Namen weiter gelebt hätte, würde ich mich nicht einfach auf den Lorbeeren meiner Familie ausruhen. Dafür hatte mein Vater viel zu früh dafür gesorgt, dass meine Perspektive darin liegen muss, Leistungen zu erbringen. In dem Sinne … Wir sind uns gar nicht so unähnlich.“ Diese Worte hatten mich wirklich überrascht und ich wünschte mir in diesem Augenblick, dass ich mich an die Familie Uchiha besser erinnern könnte. Aber leider … Bis auf die Bilder in dem Familienalbum, welches das Bild von mir und Menma enthält, habe ich leider überhaupt keinen Eindruck mehr davon, wer diese Familie eigentlich war. Ich sehe es lediglich immer wieder in seinen Augen … Das Leid … Den Verlust … Für all das, bin zum Teil auch ich mitverantwortlich. Wenn in mir nicht dieser Fuchsgeist wäre … Schnell schüttle ich den Kopf, versuche die Gedanken zu vertreiben. Das Ganze ist Vergangenheit. Sasuke selbst hat das zu mir gesagt. Und er macht weder, mir noch Menma einen Vorwurf deswegen. Immerhin … Hätten wir den Fuchs damals nicht genutzt, wären wir vermutlich alle nicht mehr am Leben. Obito hätte uns gnadenlos umgebracht oder zumindest im Feuer eingesperrt. Auch wenn dieser alte Mann seine Taten bereut hat, ändert es nichts an der Tatsache, dass er Itachi und Sasuke die Eltern genommen hat. Eine Hand legt sich auf meine Schulter und sorgt dafür, dass ich aufblicke, die dazugehörige Person anschaue. Schwarze Augen mustern mich skeptisch, versuchen zu entziffern, was in meinem Kopf für Prozesse ablaufen und wie man diese am besten zum Stehenbleiben bewegen kann. ‚Es ist gut‘ und ‚Denk jetzt nicht daran‘. Ungefähr solch eine Botschaft bringen sie mir entgegen. Und ohne, dass ich es genau wahrnehme, akzeptiere ich sie und lasse die Gedanken dort, wo auch immer sie sein mögen. Für den Moment zählen sie nicht. Für den Moment zählt nichts anderes, als die Tatsache, dass wir gemeinsam die Prüfungen mit Top Ergebnissen gemeistert haben. Was nicht nur uns, sondern auch unsere Familien mit Stolz erfüllen wird. „Danke…“, hauche ich und lasse nun zum ersten Mal das Gefühl, einen Sieg errungen zu haben, zu. Ordentlich stelle ich meine Tasche neben der Kommode ab. Auch wenn das Haus noch nicht komplett wieder eingerichtet ist, so achtet Sasuke bereits extrem auf Sauberkeit und Ordnung. Ich kann es aber verstehen. Das Haus war so lange in einem katastrophalen Zustand. Und nun … Kurz bevor sie wieder hier einziehen wollen, sollte man nicht mehr verwüsten, als nötig. Es wird am Wochenende noch genug Chaos einkehren, wenn wir hier auf die Prüfungsergebnisse anstoßen werden. Zu unserer Überraschung ist die Idee für diese Feier von Itachi selbst gekommen. Eigentlich dachten wir eher, dass er uns sowas nur erlauben würde, solange es nur wir sind und auch kein Alkohol im Spiel ist. Immerhin sind die Gesetze hier sehr streng. Kein Nikotin und kein Alkohol vor dem Erreichen des Einundzwanzigsten Lebensjahres. Deswegen hat mich das schon sehr verwundert, dass er uns sogar angeboten hat, etwas für die Feier zu besorgen. Aber ich glaube langsam, dass von den beiden Brüdern eher Sasuke derjenige ist, der niemals versucht eine Regel zu brechen und sich penibel an alles zu halten. Er war auch eher gegen die Idee, eine kleine Party zu veranstalten. Aber als Itachi dann ebenfalls anbot, dass wir die Nacht dann auch ruhig hier verbringen könnten, hat er auf einmal zugestimmt. Keine Ahnung, warum ihm dann auf einmal dieser Sinneswechsel gekommen ist. Ich habe das einfach mal so hingenommen. Und genau deswegen sind wir nun auch hier. Denn eine Party, auch wenn man das, was wir vorhaben, eher als kleines Beisammensein bezeichnen sollte, will vorbereitet sein. Ein wenig Dekoration kann dabei nicht schaden. Auch müssen wir, da das Ganze im Wohnzimmer bleiben soll und nicht auf eventuell andere Zimmer ausartet, dafür sorgen, dass der Tisch steht und genug Sitzflächen bereit sind. Die Handwerker haben dabei wirklich ganze Arbeit geleistet. Die kaputten und morschen Dielen sind wirklich komplett erneuert worden und es deutet nichts mehr darauf hin, dass hier vor nicht allzu langer Zeit noch so ziemlich alles zerstört und mitgenommen aussah. Mit ein wenig Fantasie kann man sich sogar vorstellen, wie es hier vor dem Feuer ausgesehen haben könnte, wenn man die alte Einrichtung vorher noch etwas in Erinnerung behalten hat. Auch die Wände sind neu verputzt und die Shoji ausgetauscht wurden. Das Einzige was nun noch fehlt, sind die Tatami Matten. Sie sind bereits vor ein paar Tagen angeliefert wurden. Aber keiner von uns verspürte bisher die Lust dazu, sich darum zu kümmern sie auszulegen. Jedoch haben Sasuke und ich Itachi auch das Versprechen gegeben, das zu erledigen. Denn extra noch einmal jemanden herbestellen, wäre dämlich, wenn man diese Arbeit doch auch selber verrichten kann. „Wieso eigentlich Sakura und Ino?“, frage ich den Schwarzhaarigen nun, während wir gemeinsam die nächste Tatami an ihren Platz tragen und sie vorsichtig auf dem Boden ausbreiten. „Shikamaru hat mich darum gebeten“, meint er nur, was mich verwundert aufsehen lässt. „Vielleicht sind sie ihm auf die Nerven gegangen. Keine Ahnung. Solange sie sich benehmen, dürfen sie gern herkommen.“ Ich nicke, verstehe seine Ansichten durchaus. Nur … mir geht es auf die Nerven, dass diese beiden Fangirls von ihm nun nicht einmal vor solch einer kleinen Intimen Feier Halt machen, um sich irgendwie besser in sein Leben drängen zu können. „Schau nicht so.“ Ernst sieht er mich an. Doch ich kann einfach nicht anders und verziehe das Gesicht noch ein kleines Stückchen mehr. Wahrscheinlich schaut meine Fratze mittlerweile schon aus, wie die von diesen Kindern aus den verschiedenen Horrorfilmen. „Denk positiv. Sobald dieser Abend überstanden ist, sind Ferien.“ Ob er eigentlich weiß, wie unfair dieser Zug von ihm ist? Denn wenn es in letzter Zeit auch nur irgendein kleines Wort gab, welches meine Stimmung auf einen Schlag ändern konnte, dann dieses. Ferien! Und nicht nur irgendwelche dummen Ferien, wo man auf der Couch liegt und sich einen Cartoon nach dem anderen anschaut. Sondern solche in denen mein Bruder zusammen mit unserem Patenonkel und seinem festen Freund hier auftauchen wird! Egal was dann vorher war, es ist vergessen. Denn in diesen Momenten zählt einzig und allein der Gedanke, dass sie wieder da sind. Nach dem Abschied am Bahnhof dachte ich, wir könnten uns nun eine lange Zeit nicht wiedersehen. Dadurch, dass er ja einfach verschwunden war und wir zusammen eigentlich eine Gefahr für unsere Umwelt darstellen. Doch zu meiner Überraschung, schon kurz darauf war es Jiraiya, der sich bei uns meldete und meinte: ‚Sie kennen sich jetzt eh. Egal was wir machen, irgendeinen Weg würden sie immer finden, wenn sie sich sehen wollen. Also warum sie dann weiterhin voneinander fern halten?‘ Ein paar Tage später folgte auch sofort der nächste Anruf. Sie würden vorbei kommen. Übers Wochenende. Einfach so. Da erfuhr ich dann auch, dass der alte Kauz nicht nur Menmas Vormund und Pate ist, sondern auch, sollte unseren Eltern jemals etwas zustoßen, für mich verantwortlich wäre. Es hatte mich überrascht, immerhin kannte ich diesen Mann bis dahin ja noch nicht einmal. Seitdem ist es für uns normal, dass wir uns in den Ferien treffen. Wie eine wirkliche Familie. Wir alle arbeiten an uns, wieder ein Leben zusammen führen zu können. Auch wenn es wahrscheinlich nie mehr wie früher sein wird. Entspannt lasse ich mich rücklinks auf die weiche Matratze meines Bettes fallen. Nach diesem anstrengenden Tag bin ich wirklich mehr als froh, endlich Zuhause zu sein und einfach meine Knochen bei einem Bad entspannen zu können. Es war zwar keine schwere Arbeit, die Matten auszulegen, doch Sasuke kann bei so was zu einem waschechten Perfektionisten mutieren und ein noch viel besserer Sklaventreiber werden. Aber es hat sich wirklich gelohnt. Der Raum sieht gut aus, jetzt wo er fertig ist. Und das obwohl wir nichts weiter getan haben, als ein paar Matten auszulegen. Das Geräusch, welches aus den Boxen meines Laptops an meine Ohren dringt, reißt mich aus den Gedanken. Ich brauche nicht groß nachzusehen, wer sich dort am anderen Ende die Mühe macht, mich zu erreichen. Um diese Zeit ist es nur einer. Mein Bruder. Seufzend richte ich mich wieder auf und laufe zum Schreibtisch, nur um dem Gerät die Erlaubnis zu erteilen, den Anruf durchzustellen, und lasse mich vor diesem in den Stuhl fallen. „Naruto?“, fragt mein Bruder, der es sich offenbar auf seinem Bett bequem gemacht hat und direkt vor seinem Bildschirm liegt und mich anstarrt. Ich muss grinsen, als ich dieses Bild sehe, wirkt er doch in solchen Momenten immer noch wie ein kleines Kind, welches sich auf sein Stück Schokolade vorm Schlafengehen freut. „Ja.“ Meine Augen haften sich auf etwas im Hintergrund, was sich bewegt. Allerdings frage ich nicht weiter nach. Denn vielleicht ist es Gaara. Und alles was diesen betrifft, haben mein Bruder und ich noch eine kleine Abmachung getroffen. „Entschuldige, dass ich mich vorhin nicht gemeldet habe. Ich war einfach nur so kaputt und musste erst einmal baden. Sasuke kann einem echt den letzten Nerv rauben, wenn er in seinem Element ist.“ Ein wissendes Schnauben entkommt meinem Bruder. Wahrscheinlich verkneift er es sich, laut loszubrüllen. „Oh ja … Darin war Sasuke wirklich schon immer gut.“ Mit dieser Aussage wäre meine Vermutung, dass der Uchiha früher wahrscheinlich auch schon so war, bestätigt. „Aber wie sieht es aus? Sasuke wollte mir absolut nicht verraten, wie du abgeschnitten hast.“ Seine Augen funkeln mich neugierig an und lassen mich Schmunzeln. „Tja…“, beginne ich. „Ich bin vielleicht nicht ganz so ausgezeichnet wie ein gewisser Herr Uchiha, doch immerhin hat es für Platz Acht auf der Schülerrangliste gereicht.“ Ich kann dabei nicht verhindern, dass in meiner Stimme ein gewisser Stolz mitschwingt. Und Menma kann das noch weniger. Anstatt einfach nur in den Bildschirm zu schreien, springt er diesen förmlich an und danach einen Jungen, der die ganze Zeit versucht hat, sich außerhalb des Kamerawinkels aufzuhalten. Erst als man das laute Brummen unseres Paten vernehmen kann, dem natürlich mein Prüfungsergebnis auch nicht vorenthalten wird, wird Menma ruhiger. Also wirklich … Dabei wird mir doch immer gesagt, ich sei der von uns beiden, der sich immer alles zu doll zu Herzen nimmt. Aber augenscheinlich ist dies doch eher ein wenig mehr auf uns beide ausgeglichen, als alle zunächst immer angenommen haben. Es dauert ungefähr noch drei Minuten, bis sich mein Bruder wieder einigermaßen gefangen hat. Allerdings grinst er trotzdem noch weiterhin in die Kamera und versteckt damit kein bisschen, dass er wirklich stolz auf mich ist. Und genau das ist es, was mich nun ebenfalls noch etwas mehr darin bestätigt, dass ich weiterhin mein Bestes geben muss. „Mum und Dad freuen sich auf euch“, unterbreche ich die Stille. „Auf euch alle. Sie zeigen es vielleicht nicht so deutlich, wie ich es mir wünschen würde, doch sie vermissen es, uns beide um sich zu haben.“ Sein Blick ändert sich nicht. Doch ich weiß, dass es ihn ebenfalls belastet, unseren Eltern nicht so ein Vertrauen entgegen bringen zu können. Nicht nach allem, was sie ihm angetan haben. Egal wie sehr man sich bemüht, wenn man es nicht schafft, eine Situation unter Kontrolle zu bekommen, sollten es nicht die Kinder sein, die darunter leiden müssen. Und das hat er. Das hat er sehr … „Ich vermisse sie auch“, meint er leise. Erstaunt schaue ich ihn an. Doch er schüttelt nur den Kopf. Wahrscheinlich wollte er das gar nicht laut sagen, sondern mehr für sich selbst. „Aber dich noch mehr. Es war die ganze Zeit über immer komisch, dass du nicht da warst. Doch jetzt, wo du weißt, dass es mich gibt, da ist es noch verrückter, dass wir die Zeit getrennt ausharren müssen. Es gibt so vieles, über das ich mit dir sprechen möchte, was aber nicht so einfach über den Rechner möglich ist…“ Ich verstehe, was er mir sagen will … Gaara. Er wollte von Anfang an, dass ich Gaara persönlich kennenlerne und nicht über den Laptop und Skype. Das ist einfach nicht dasselbe, so seinen festen Freund seiner Familie vorzustellen. „Das wird schon.“ Auch wenn ich es früher nicht gekonnt habe, so kann ich jetzt versuchen ihm wenigstens mit meinen Worten etwas Halt zu geben und Mut zu machen. „Mum und Dad würden dich niemals dafür verurteilen. So sind sie nicht.“ Seltsamerweise ist er es nun, der mich kritisch mustert. Ich frage mich zwar, was dieser Blick zu bedeuten hat, doch traue mich nicht ihn zu bitten, es laut auszusprechen. „Sprichst du mit Sasuke?“ Verwirrt schaue ich ihm entgegen, nicht verstehend was diese Frage bedeuten soll. „Über das, was du denkst und fühlst. Sprecht ihr über so was?“ Schnell schüttle ich den Kopf, was ihn laut aufseufzen lässt. „Ihr solltet das tun, Naruto. Alle beide … Im Gegensatz zu mir, habt ihr Obito gesehen. Euch mit ihm unterhalten. Sowas kann viele Dinge wachrütteln. Und auch wenn du glaubst, es belastet dich nicht, so kann es deinem Gegenüber aber eine Entlastung sein, wenn er weiß, dass er mit dir darüber reden kann. Nicht jeder verarbeitet gleich…“ Ich glaube so langsam verstehe ich, worauf er hinaus will. Es ist viel passiert und nicht immer haben wir die Zeit gehabt, alles, was passiert ist, zu verarbeiten. Zwar haben wir beide nicht die Tat gesehen, durch die Obito starb, doch kann es etwas hinterlassen haben, was es Wert ist, dass darüber gesprochen wird. Wenn ich so Recht überlege … Ich sollte vielleicht wirklich mit Sasuke darüber reden. Zwar weiß ich, dass Itachi für ihn da ist, dennoch ist für ihn alles nur noch schlimmer und stressiger geworden, seitdem klar ist, wer die beiden in Wirklichkeit sind. „Ich werde mit ihm reden“, verspreche ich meinem Bruder, der mich mit einem Blick bedenkt, den ich nicht definieren kann, aber als liebevoll empfinde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)