CRIMSON von YukiArisato ================================================================================ Kapitel 4: Chapter Four ~ Meeting ~ ----------------------------------- Chapter Four ~ Meeting ~ Das Glöckchen, an der Tür des Cafés Akimichi, verkündet lautstark mein Eintreten. Zu dieser Uhrzeit ist es noch nicht so voll, auch wenn man bedenkt, dass Ferien sind. Doch in ein paar Stunden wird es hier vor Menschen nur so wimmeln. Genau deswegen haben Sasuke und ich beschlossen, uns schon so früh zu treffen, während unsere Freunde erst später dazu stoßen. Zu meiner Überraschung bin ich sogar noch vor dem Uchiha hier. Das passiert selten und verwundert mich schon etwas. Aber gut … Ich bin auch, entgegen meiner sonstigen Angewohnheit, viel zu früh dran. Genau deswegen habe ich aber auch den Vorteil, dass ich uns für nachher schon einmal einen Tisch besetzen kann, der groß genug ist. Die sind immer sehr schnell weg und ich habe keine Lust auf ein zu enges Beisammen sein. Dafür herrscht im Moment einfach eine zu frostige Stimmung. Zum einen wegen des Verschwindens von Sakura und zum anderen wegen der Abneigung Nejis meinem Bruder gegenüber. Kaum, dass ich Platz genommen habe, steht auch bereits eine Kellnerin vor mir. Noch etwas, was ich an diesem Café mag. Man hat, egal wie voll es ist, nie lange Wartezeiten. „Darf ich Ihnen schon etwas bringen?“, fragt das Mädchen freundlich. „Ja, gern“, meine ich sofort. „Einen Cappuccino und einen Kaffee, ohne Milch und Zucker.“ Sie schaut etwas verwirrt, nickt dann aber, als sie beides auf einem Zettel notiert hat und geht los, um die Bestellung fertig zu machen. Da ich Sasuke kenne und deshalb davon ausgehen kann, dass er jede Sekunde hier auftauchen wird, sehe ich auch kein Problem darin, dass ich schon einmal für ihn mit bestellt habe. Immerhin ist es noch ziemlich früh und ich weiß, wie ungehalten der Uchiha morgens sein kann, wenn er nicht genug von seiner schwarzen Droge bekommt. Wieder ertönt das Glöckchen und verkündet das Eintreten eines Gastes. Mich persönlich jedoch bringt es auch zum Schmunzeln. Er ist wirklich auf die Minute genau pünktlich. „Wartest du schon lange?“ Die Frage des Schwarzhaarigen entlockt mir ein leises Lachen. Allerdings weiß ich auch, wie sehr er es hasst, auf Fragen keine vernünftige Antwort zu bekommen, weswegen ich mich auch schnell wieder fange. „Erst ein paar Minuten“, versuche ich so gefasst wie möglich zu antworten. Ernte allerdings dafür auch nicht mehr, als eine hochgezogene Augenbraue und einen skeptischen Blick. Vermutlich glaubt er, es ist schon wieder irgendwas vorgefallen. Allerdings muss ich ihn da echt enttäuschen. Menma und Gaara sind ganz ohne Zugunglück sicher wieder zu Hause angekommen und ich habe den Rest des gestrigen Tages damit verbracht, mal die Seele vor dem Fernseher baumeln zu lassen. Etwas was mir seit langem echt einmal gut getan hat. Immer noch skeptisch, setzt sich der Schwarzhaarige mir gegenüber und legt seine Strickjacke, bei der ich mich echt frage, warum er die bei dieser Hitze eigentlich trägt, auf dem Stuhl neben sich ab. „Schau nicht so“, kommt es sofort von dem Schwarzhaarigen, der meine Gedanken wohl ohne Probleme erraten konnte. „Es hat nicht jeder von Natur aus eine solch innere Hitze, wie du sie besitzt.“ Ich weiß das er diese Bemerkung nicht ernst meint, trotzdem blase ich trotzig die Wangen auf. „Kann auch nicht jeder ein Eisklotz sein, Mister Kühlschrank!“ Ha! Das war kreativ. Diese Aussage kann der Uchiha mit Sicherheit nicht mehr toppen. „Deine Kreativität kennt heute auch mal wieder keine Grenzen.“ Ein Seufzen kommt über seine Lippen und fahrig fährt er sich mit der Hand über das Gesicht. Wenn ich ihn mir genauer ansehe … Er wirkt erschöpft. Wahrscheinlich wegen des Umzugs, der in ein paar Tagen stattfindet. Aus den Augenwinkeln heraus kann ich die Kellnerin erkennen, die mit den bestellten Getränken auf uns zukommt. Sie wirkt zuerst etwas verwirrt, als sie den Schwarzhaarigen sieht, doch dann scheint der Groschen bei ihr zu fallen und sie scheint nun auch endlich zu begreifen, warum ich zwei Getränke geordert habe. „Darf ich fragen, wer was bekommt?“ Ich nicke. „Den Kaffee bekomm er. Ich den Cappuccino“, erkläre ich freundlich, worauf uns die junge Frau auch sofort die Getränke vor die Nase stellt, bevor sie sich höflich verbeugt und wieder den anderen Kunden widmet. „Danke“, kommt es leise von der anderen Seite des Tisches, was dafür sorgt, dass ihm wieder meine gesamte Aufmerksamkeit gehört. Vorsichtig trinkt der Uchiha einen Schluck von der, noch heißen, schwarzen Brühe. Er seufzt wohlig auf, was mich Schmunzeln lässt. Meistens sind es diese kleinen Gesten, die so etwas in mir auslösen. Dabei frage ich mich dann immer, ob das früher auch schon so war? Oder ob wir uns damals generell anders zueinander verhalten haben? Immerhin waren wir Kinder… „An was denkst du schon wieder?“, fragt Sasuke nun und macht mir wieder einmal klar, dass nicht nur ich die Menschen um mich herum zu beobachten verstehe. „Wir war es früher?“, frage ich vorsichtig. Denn irgendwie habe ich Angst davor, wie er reagieren könnte. „Wie meinst du das?“ Seine Frage klingt verwundert, jedoch nicht wütend. „Na wie waren wir früher…? So als Kinder…“ Meine Stimme gleicht eher einem Murmeln. „Ach, das meinst du…“, seufzt Sasuke. Was er wohl dachte, was ich meine? „Wie sollen wir schon gewesen sein? Wir haben unsere Eltern vollkommen in den Wahnsinn getrieben. Und Menma und du … Ihr hattet schon immer nur bunte Knete im Kopf.“ Ein leises Lachen entkommt ihm. Irgendwie ist es schön, dass er sich so in diesen Erinnerungen verlieren kann. Er wird dadurch offener … Und man merkt, dass es ihm auch gut tut. Es lenkt ihn ab. Und auch wenn ich zu gern wissen würde, was ihm so durch den Kopf geht, frage ich nicht. Schon allein deswegen, weil ich keine alten Wunden aufreißen möchte, die vielleicht nie ganz verheilt sind. „Also war es nicht anders?“, frage ich und er nickt. „Machst du dir immer noch Gedanken wegen Neji?“, fragt er nun und hat dabei wieder diesen ernsten Ausdruck in den Augen. Schnell schüttle ich den Kopf. „Nein … Nicht wegen ihm. Es ist eher so, dass ich neugierig bin. Wie unser Leben einmal ausgesehen hat. Früher…“ „Irgendwann“, beginnt er. Atmet einmal tief ein, bevor er weiter spricht. „Irgendwann werde ich es dir sagen. Zusammen mit Menma. Aber im Moment-“ „Sind andere Sachen wichtiger.“ Es ist okay. Das ist es wirklich. Ich vertraue Sasuke und weiß, dass er mich, was das betrifft, nicht anlügen würde. Deswegen bin ich auch nicht wütend, dass er dieses Gespräch verschieben will. „Ich habe gestern Abend noch gesucht…“, beginnt der Schwarzhaarige erneut. „Nach anderen Entführungsfällen in letzter Zeit.“ Gespannt beuge ich mich etwas nach vorn, näher an den Jungen mir gegenüber heran. „Doch leider ähnelt keiner der bisher bekannten Fällen unserem … Also-“ „Also könnte sie wirklich einfach nur weggelaufen sein?“, frage ich, obwohl ich mir die Antwort bereits denken kann. Als Sasuke dann auch noch bestätigend nickt, weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob es mich erleichtern oder mehr verstören soll. Im Prinzip sind wir genauso weit wie vorher. Irgendwie kommt mir das Ganze noch so unwirklich vor. Ich weiß nicht, wieso ... Immerhin war ich bei dem Streit dabei. Aber für mich erklärt das nicht den Grund, warum Sakura so etwas einfach ihren Eltern antun kann. Wegzulaufen ... So will ich sie einfach nicht einschätzen. Und außerdem... „Kann es sein, dass es ganz einfach meine Schuld ist?“, frage ich leise. Eher mich selbst, als den Schwarzhaarigen mir gegenüber. Irgendwie werde ich einfach dieses dumme Gefühl nicht los, dass das Ganze nur geschehen ist, weil Menma und ich an ein und demselben Ort waren, zu dem Zeitpunkt. Klar ... Das ganze könnte auch einfach nur eine paranoide Einbildung meinerseits sein. Aber irgendwie kann ich daran nicht so ganz glauben... Warum ... Warum nur muss es immer wieder mit uns zusammen hängen? Was haben wir der Welt getan, dass sie immer etwas in unserem Umfeld geschehen lässt. Wir wollen doch auch nicht anders sein, als andere Geschwister. Zusammen leben können, ohne uns irgendwelche Gedanken machen zu müssen. Irgendwie muss ich mir, bei dem Gedanken ein normales Leben führen zu können, ein ironisches Lachen verkneifen. Noch vor knapp einem halben Jahr hätte ich alles gegeben, aus dieser geheuchelten Welt voller Friede und Freude, wo alles harmonisch verläuft, ausbrechen zu können. Und nun? Nun bin ich ganz einfach froh, wenn irgendwie eine Zeit anbrechen könnte, in der Sasuke, Menma und ich einfach nur in Ruhe unser Leben leben können. Die Schule beenden, Studieren gehen und anschließend arbeiten, eine Familie sein ... Das alles sind Sachen, die mir mittlerweile für uns so unwirklich vorkommen. Und wenn ich mir die aktuelle Situation so ansehe, dann nur umso mehr. „Denk nicht auch nur eine weitere Sekunde an diesen Unfug.“ Sasukes Blick ... Er wirkt wütend. Doch gleichzeitig auch eine Spur verletzt. „Das Ganze, alles was geschehen ist, war, ist und wird niemals eure Schuld sein. Hörst du?! Jeder, der dir etwas anderes erzählt, ist jemand der nicht die volle Geschichte kennt, der nicht das Ausmaß dessen kennt, welchem du und Menma schon euer ganzes Leben lang ausgesetzt seid. Ihr hattet keine Wahl und uns hat es das Leben gerettet. Jeder, der dir etwas anderes versucht weiszumachen, der hat einfach keine Ahnung, was es bedeutet, euren Namen zu tragen.“ Überrascht weiten sich meine Augen. Ich habe das Gefühl, so wie ich aussehe, dass sie mir heraus fallen könnten. Doch gleichzeitig erfüllt mich auch diese gewisse Beruhigung, die nur der Schwarzhaarige schafft, zu verbreiten. Ich weiß nicht, was es ist ... Aber ich bin für jeden Moment, in dem er bei mir ist und mir hilft, mit all dem klar zu kommen, furchtbar dankbar. Seit gut zwei Stunden sitzen wir nun hier, beobachten die Menschen um uns herum und versuchen einfach nur ein wenig Ruhe zu finden, vor dem was uns gleich bevor steht. Shikamaru hat uns bereits vor einer Weile eine SMS geschickt, in der er uns mitgeteilt hat, dass er und Ino sich bereits auf dem Weg befinden. Sie werden also definitiv hier demnächst eintreffen. Wie es mit Neji und Hinata aussieht, weiß ich nicht. Die Hyuugas haben sich bei mir nicht mehr gemeldet, nach der Aktion auf der Polizeiwache. Und ganz ehrlich ... Eigentlich bin ich auch nicht besonders erfreut, Neji wiederzusehen. Er hat kein wirklich gutes Bild von meinem Bruder und mir und es ist auch nicht wirklich angenehm, sich jedes Mal anhören zu dürfen, was für eine fehlgeleitete Person man eigentlich ist. Doch wir haben abgesprochen, dass wir uns alle hier treffen. Und genau deswegen komme ich leider nicht drum herum, mich auch mit ihm abzugeben. Wenigstens hat Menma nun noch etwas Ruhe vor dem Hyuuga. Zumindest bis er und Gaara das Wochenende wieder herkommen, zusammen mit dem kauzigen Opa. „Ganz ruhig“, versucht mich Sasuke nun erneut etwas zu beruhigen. "Das Ganze wird weniger schlimm werden, als vor ein paar Tagen. Alle wissen um die Situation und keiner wird dir oder Menma irgendwelche Vorwürfe machen. Dafür werde ich schon sorgen." Irgendwie komme ich nicht herum, über seine Worte zu schmunzeln. Obwohl sie schon etwas kühl klingen, entgeht mir keinesfalls die Bedeutung hinter ihnen, wofür ich wirklich mehr als dankbar bin. „Es wird gut gehen ... Stimmt’s?“, frage ich. „Es wird sich nichts verändern, durch das, was wir tun. Oder? Wir werden weiterhin zusammen sein können, so wie jetzt?“ Ich weiß, dass es naiv ist, so zu denken und sich so etwas zu wünschen. Aber ist nicht jeder irgendwo naiv? „Ich kann dir nichts versprechen“, meint Sasuke nun ernst. "Aber ich werde aufpassen und alles dafür geben, dass sich die Situation wieder beruhigt und wir vielleicht irgendwann die Chance haben, uns einzig und allein auf unsere Zukunft zu konzentrieren." Es wird gut werden. Wie gern würde ich einfach nur vollkommen an diese Worte glauben können? Dann würde vieles so viel einfacher sein ... Aber ich bin dafür ein viel zu großer Skeptiker. „Das hat ja ewig gedauert“, meint Sasuke nun auf einmal und lässt mich aufschauen. Sein Blick ist zur Tür gerichtet, in der Ino zusammen mit Shikamaru steht und uns nachdenklich betrachtet. Wie wir wohl auf sie wirken? Immerhin sitzen wir hier bereits seit Stunden. Auf dem Tisch stehen mehrere Gläser, die aufgrund der sich anhäufenden Kunden noch nicht abgeräumt wurden. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man sicherlich behaupten, dass der Uchiha und ich auf einem Date sind. Aber dem ist nicht so und unsere Freunde sollten sich dem eigentlich bewusst sein. Und trotzdem ist der Blick, den mir das blonde Mädchen zuwirft, einfach eigenartig ... Wissend? Wobei ich mich allerdings Frage, was sie zu wissen glaubt. „Die Bahn hatte Verspätung“, meint der Braunhaarige nun, wie immer mit gelangweiltem Unterton in der Stimme, welcher mich zum Schmunzeln bringt. Ich kann mir vorstellen, dass ihn das wieder sehr genervt hat. Wie eigentlich fast alles, was in seinem Alltag vor sich geht. „Was eigentlich nichts Neues ist. Wieso nehmt ihr die eigentlich immer noch?“, frage ich neugierig und betrachte die beiden genauer. Sie wohnen schon ewig in einem Viertel am anderen Ende der Stadt, welches man am leichtesten durch den Bus oder die Bahn erreichen kann. Da die Bahn hier allerdings sehr unzuverlässig ist und dafür sorgt, dass regelmäßig mehrere Schüler zu spät zur Schule kommen, die dort wohnen, verzichten die meisten mittlerweile auf diese und bevorzugen dann doch die etwas längere Fahrzeit mit dem Bus. „Weil sie einfach die günstigste Verbindung ist. Mit dem Bus wären wir frühestens in einer halben Stunde hier gewesen.“ Und es hätte dich noch mehr genervt, wenn du erst auf den Bus hättest warten müssen, dessen Haltestelle auch weiter weg von deinem Zuhause ist, als auf die Bahn. Inos Lächeln entgeht mir nicht. Offenbar ist beiden bewusst, dass die Gründe für Shikamarus Handeln vollkommen offensichtlich sind. Genauso wie er nun keine Lust mehr hat, weiter dieses Gespräch zu führen, weswegen er einfach die paar Meter, die uns noch voneinander trennen, überbrückt und auf uns zugeht. Sich neben Sasuke am Tisch niederlässt, während Ino sich zu mir setzt. Sofort wirkt die Situation weniger gelockert. Nimmt stetig mehr und mehr an Ernsthaftigkeit zu. „Wie sieht es mit den Hyuugas aus? Habt ihr etwas von ihnen gehört?“, frage ich nun. Doch Ino schüttelt sofort den Kopf. „Ich habe versucht, Hinata zu erreichen. Doch sie geht nicht an ihr Handy und von Neji habe ich keine Nummer da. Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass sie noch auftauchen.“ Die Stimme der Blonden wird von Wort zu Wort leiser. Und ich komme nicht drum herum mir darüber meine Gedanken zu machen. Natürlich tauchen sie nicht auf ... Wer, aus einer solch einflussreichen Familie, würde sich schon freiwillig der Öffentlichkeit aussetzen, wenn sich in unserem Umfeld möglicherweise eine Entführung ereignet haben könnte? ... es gibt eine. Die Uchihas. Sasuke ist nicht ängstlich. Er stellt sich der Situation. Trägt sie mit sich herum und versucht, etwas an ihr zu ändern. Er ist, trotz seines Namens, derselbe geblieben und sitzt nun mit uns hier zusammen, um einen Weg zu finden, um genaueres über die Situation in Erfahrung bringen zu können. Um uns ein normales Leben zu ermöglichen. Während die Hyuugas wahrscheinlich nicht einmal mehr eine Nachricht schicken werden, die ihr nicht Eintreffen genauer erklären könnte. Man kann einfach sagen, was man will. Es stimmt zwar, dass sie Sasuke und Itachi lange Zeit Schutz und Anonymität geboten haben. Doch trotz allem ändert das nichts an ihrem derzeitigen Verhalten uns gegenüber. Sie sitzen genauso mit im Boot und meinen nun sich darum tot zu schweigen. Und genau das ist es, was mich so aufregt. „Vielleicht sollten wir einfach ohne sie beginnen?“, meint Shikamaru nun, schaut nachdenklich zu der Uhr an der Wand, welche uns bereits eine halbe Stunde nach vereinbarter Zeit anzeigt. Ohne lange zu überlegen, nicke ich und stimme somit dem Vorschlag zu. Auch Sasuke scheint damit einverstanden zu sein, während Ino immer wieder nervös hin und her wippt. Verwundert schaue ich sie an. „Was ist los?“, frage ich nun, scheine damit einen Nerv getroffen zu haben. Denn sofort stoppt sie in ihrer Bewegung und schaut mich erschrocken an. Shikamaru hingegen gibt ein lautes Seufzen von sich, welches meine Aufmerksamkeit nun wieder mehr auf den Braunhaarigen lenkt. „Wir sollten es einfach sagen. Es jetzt noch geheim zu halten, bringt auch nichts mehr.“ Nun bin ich es, der verwirrt ist. Was wollen sie sagen? Was halten sie geheim? „Eigentlich wollten wir das schon auf der Feier machen, doch durch die ganze Aktion von Sakura, haben wir uns das dann doch verkniffen.“ Tief holt der junge Mann Luft, als würde es ihm den Atem rauben, was er uns nun mitteilen will. „Wir sind zusammen.“ Verwundert schaue ich zwischen dem Pärchen hin und her. Sowohl Ino, als auch Shikamaru scheinen nun beide etwas vorsichtig mit der Situation zu sein. Als hätten sie Angst, dass es etwas Ausschlaggebendes ändern könnte. „Und was ist daran so schlimm?“, fragt der Uchiha nun frei heraus. „Dass Sakura es wusste“, meint Ino nun und senkt ihren Blick, was mich nur noch mehr verwirrt. Doch anscheinend ist das offensichtlich. „Und sie war damit nicht einverstanden, nun ... allein Single zu sein. Sie meinte, es wäre doch dumm, wenn sie keinen Freund hat und wir was unternehmen wollen. Es würde doch immer Shikamaru irgendwo mit bei sein und wir hätten keine Zeit mehr für uns. Deswegen-„ „Deswegen hat sie sich so aufgeführt?“, frage ich entsetzt und erhalte lediglich ein Nicken als Antwort. Ich kann nicht abstreiten, dass diese Information mich schockiert. Nur deswegen ... Wirklich allein aus diesem einfach bescheuerten Grund hat sich die Rosahaarige so dermaßen angebiedert und war bereit, sich schon fast zu verkaufen? Nur um einen Freund zu bekommen, der ihr wahrscheinlich nicht einmal etwas bedeutet und nur über sie drüber gehen würde, um seine Bedürfnisse zu befriedigen? Damit sie sich mit einem besseren Gefühl weiterhin mit Ino treffen könnte? Irgendwie weiß ich nicht, was ich dazu noch sagen soll ... Das Verhalten schockiert mich einfach zutiefst. Es kann doch nicht sein, dass jemand wirklich so einfältig denkt und handelt, wie sie es getan hat. Obwohl ... War ich nicht noch bis vor ein paar Stunden der Ansicht, dass ein wenig Naivität vollkommen in Ordnung ist? Jedenfalls gesunde Naivität ... Nicht den Irrsinn, den Sakura betrieben hat... „Aber das ist kein Grund euch für irgendetwas verantwortlich zu machen“, meint der Schwarzhaarige nun, wobei ich ihm vollkommen zustimmen muss. „Es war ihre Entscheidung. Ihr eigener Wille. Ebenso das Gebäude einfach zu verlassen ... Allein. Ihr könnt euch dafür keine Vorwürfe machen lassen.“ Ich nicke bekräftigend. War ich doch ebenfalls in dieser Situation, in der ich mich für das Verschwinden dieses Mädchens verantwortlich gefühlt habe. Doch dem ist einfach nicht so. Er hat da vollkommen Recht. Es war ihre Entscheidung und was immer ihr auf dem Weg passiert ist ... Wir haben es nicht zu verantworten. „Also ... Glaubt ihr, dass sie weggelaufen ist?“, frage ich nun direkt. Doch die Antwort ist lediglich ein Kopfschütteln von Ino, während ich Shikamaru jedoch auch unwissend mit den Schultern zucken sehe. „Ehrlich gesagt, sind wir uns da nicht ganz einig“, meint der Braunhaarige nun und lässt mich verwirrt die Stirn runzeln. „Ino ist der Ansicht, dass Sakura genügend Gründe hätte. Ich jedoch glaube, dass wenn es wirklich so wäre, dass sie dann mehr als nur naiv ist und keinerlei Perspektiven besitzt, um auch nur einen kleinen Blick über ihren Tellerrand zu riskieren. So übel das auch klingen mag ... Aber so ist nun einmal meine Sicht der Dinge.“ Ich nicke verstehend. „Aber sie würde niemals ihre Eltern so in Sorge versetzen wollen. Egal, wie viel und wie oft sie sich streiten!“, wirft Ino nun lautstark ein, weswegen Sasuke sie mahnend ansieht. „Wie meinst du das?“, hake ich nun doch noch einmal nach. „Streiten sie oft?“ Die Blonde nickt bestätigend. „Fast jeden Tag. Manchmal ist das für sie kaum noch zum Aushalten. Dann steht sie vor meiner Tür und fragt, ob sie nicht bei mir bleiben kann.“ Ich schlucke. Wusste wirklich nicht, wie schlecht es in dem Privatleben des rosahaarigen Mädchens wirklich aussieht. Und auch das schlechte Gewissen meldet sich nun immer wieder zurück. Klopft an und lacht mir hämisch ins Gesicht, mit dem Spruch: ‚Ich hab es dir ja gesagt!‘ „Trotzdem ist das kein Grund, dich für etwas verantwortlich zu machen, was sie selber provoziert hat“, ist es nun der Nara, der versucht, das blondhaarige Mädchen zu beruhigen. Wieder nicke ich nur zustimmend und erlaube es mir aber zusätzlich auch noch, ihr tröstend eine Hand auf die Schulter zu legen. „Es wird schon wieder werden. Sie wird wieder auftauchen“, versuche ich ein paar aufmunternde Worte zu finden. Allerdings habe ich das Problem, dass ich mir dabei selbst kaum noch Glauben schenken kann. Dafür ist alles, was um uns herum passiert, zu frisch und zu ... zu offensichtlich. Sodass man es selber einfach nicht mehr wahrhaben will. Eine ganze Weile nun haben wir uns schweigend angesehen. Jeglichen weiteren Wortwechsel vermieden, um erst einmal selber das gesagte verdauen zu können. Doch so langsam ist es an der Zeit, dies zu ändern. Es wird spät und wir alle müssen pünktlich wieder zu Hause sein. Nicht, dass der Verdacht eines neuen Vermisstenfalles im Endeffekt noch aufkommt. Das muss nun wirklich nicht sein. „Gaara meinte, dass auch in Suna und in Iwa Schüler verschwunden sind", erzähle ich leise und sorge dafür, dass alle Blicke ausnahmslos auf mir liegen. Ein lautloses Seufzen entkommt mir, sorgt dafür, dass ich aufsehe und mich dem stelle, was ich begonnen habe. „Vor einer Weile, bevor ich wusste was wirklich los war ... Bevor ich wusste, wer du bist und wer mein Bruder ist“, meine ich und schaue Sasuke an, „da habe ich ein Gespräch mit angehört. Auf dem Weg zur Schule. Zwei Mädchen aus der oberen Stufe haben sich darüber unterhalten, dass so was durch die Nachrichten geht. Aber ich habe es nicht wirklich für voll genommen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke ... Es hätte mich stutzig machen sollen. Schon von Anfang an...“ „Du konntest nicht wissen, dass sowas passieren kann“, meint Shikamaru nun. Allerdings sagt sein Blick auch, dass er nun genauer über alles Bescheid wissen will. Über alles, was vorgefallen ist, worüber Sasuke und ich uns schon eine ganze Weile über in Schweigen hüllen. „Wollt ihr es erklären?“, fragt er allerdings nun. Gibt uns die Chance, offen zu sein, würde aber anscheinend auch akzeptieren, wenn wir nicht wollen, dass alles ans Licht kommt. Fragend suche ich Sasukes Blick, der mir nur mitteilt, dass es ihm egal ist. Also beginne ich, zu erzählen ... Von allem was passiert ist. Wie wir in dem Haus waren zur Mutprobe, von dem Fotoalbum, von meinem Bruder und auch von der Konfrontation mit Obito, der sich kurz darauf das Leben genommen hatte, in dem er mit dem Auto in den Zug gefahren ist, in dem mein Bruder saß. Schweigend hören sie zu und nur ab und an ergänzt Sasuke hier und da ein paar Details. Über die Beziehung zwischen den Hyuugas und den Uchihas. Sachen, die eben nur er wissen kann und von denen auch ich nicht allzu viel mitbekommen habe, wie mir nun klar wird. Es hat sich also eindeutig noch mehr abgespielt, als er mich hat wissen lassen. Und allmählich kann ich auch ein wenig besser verstehen, warum Neji sich so abwertend Menma gegenüber verhalten hat. Er konnte ja gar nicht anders. Immerhin hat er nie eine andere Sichtweise vermittelt bekommen. Will es wahrscheinlich auch gar nicht mehr. Und das ist der Grund, der mich deprimiert. Er weiß nicht was ihm entgeht, was Menma und ich eigentlich für Menschen sind. Vielleicht ... Ja nur vielleicht hätten wir unter anderen Umständen wirklich gute Freunde werden können. „Ich habe mit meinem Vater gesprochen“, meint der Braunhaarige dann nach einer weiteren schweigsamen Pause. „Er meinte auch, dass viele Informationen über Vermisstenfälle der letzten Zeit zurück gehalten werden. Und dass schon gewisse Ähnlichkeiten zwischen den einzelnen Geschehnissen vorhanden sind. Allerdings kann er, aufgrund von Sakuras familiärer Situation, selber auch nicht genau festlegen, was nun wahrscheinlicher wäre." Mein Blick trifft erneut den von Sasuke. Und wir beide scheinen uns in einem nun mehr als einig zu sein. Ein Zufall ist das alles hier nun ganz und gar nicht mehr. Und in mir verhärtet sich immer mehr der Verdacht, dass zwischen all den Vorfällen doch ein größerer Zusammenhang besteht, als zuerst vermutet. Entspannt lasse ich mich auf mein Bett fallen und greife nach der Fernbedienung, um den Fernseher einzuschalten. Drei Tage sind nun seit unserem Gespräch mit Shikamaru und Ino vergangen. Zusammen sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir Gaara und Menma unbedingt mit einbeziehen müssen. Nur die beiden können uns sagen, wie die genaue Situation in Sunagakure mittlerweile aussieht. Wie es um die dortigen Vermisstenfälle steht. Allerdings gebe ich auch zu, dass ich meinen Bruder bisher mit keinem Wort etwas darüber erzählt habe. Auch nicht, als er mich direkt nach dem Treffen gefragt hat. Ich will es ihm persönlich sagen. Anders fände ich es einfach nicht in Ordnung. Er hat ein Recht darauf, über das Geschehene von mit persönlich unterrichtet zu werden. Stirnrunzelnd wandert mein Blick zu der Flimmerkiste, bei der grade die Nachrichten laufen und zwei Bilder von Teenagern eingeblendet sind. Instinktiv drücke ich den einen bestimmten Knopf auf der Fernbedienung, die ich noch in der Hand halte, der dafür sorgt, dass der Ton um einiges lauter an meine Ohren dringen kann. Und ich kann nicht verhindern, dass sich der Schock in meinen Gliedern ausbreitet und mein Körper zu zittern beginnt. Wenn wir uns bisher nicht sicher waren ... Dann können wir es wahrscheinlich jetzt sein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)