CRIMSON von YukiArisato ================================================================================ Kapitel 5: Chapter Five ~ Not Sure ~ ------------------------------------ Chapter Five ~ Not Sure ~ Ächzend stelle ich die nächste Kiste, die mit Sicherheit genauso mit Büchern gefüllt ist, wie die vorige, auf dem Boden ab und strecke mich. Mein Rücken gibt dabei ein verdächtiges Knacken von sich. Zum Glück war das nun endlich die letzte. Es kommt mir fast vor, als haben wir nun Stunden allein damit verbracht, alles hier hoch zu tragen. Hierhin ... In das alte Zimmer des Schwarzhaarigen, das mittlerweile endlich einen etwas belebteren Eindruck macht. Was nicht minder daran liegt, dass hier nun gut zwanzig Kisten mit Sasukes gesamten Hab und Gut, stehen und darauf warten, ausgepackt zu werden. Heute ist es soweit ... Die Uchihas ziehen nun offiziell wieder in ihr altes Zuhause ein. Endlich, wohl bemerkt. Es war wirklich an der Zeit. Erst dadurch, jedenfalls kommt es mir so vor, sind sie nun wieder richtig in Konoha angekommen. Auch wenn sie schon eine ganze Weile wieder hier wohnen ... Ich weiß nicht ... Es kam mir, seit dem ich es weiß, irgendwie falsch vor, sie nicht hier in diesem Haus zu wissen. „Wozu eigentlich die ganzen Bücher?“, frage ich nun neugierig. Ich weiß zwar, dass Sasuke gerne und viel liest, dennoch habe ich noch nie so viele Schriftstücke auf einmal gesehen. Zumindest nicht im Besitz einer einzelnen Person. Und das will schon was heißen, hat mein Vater in seinem Arbeitszimmer doch auch bereits so einiges angesammelt. „Um mich weiter zu bilden“, lautet die nicht grad viel aussagende Antwort des Schwarzhaarigen, wobei ich mir am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen würde. „Das meine ich nicht“, sage ich daher nun mit etwas angesäuerter Stimme. „Ich meine, warum so viele und vor allem so viel Unterschiedliches. Gibt es kein Genre, welches dich irgendwie mehr fesselt als andere, sodass du einfach alles liest? Oder hast du doch bei manchen Sachen schon bestimmtere Vorlieben?“ Verwundert betrachtet der Junge mich nun. Wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass ich mich wirklich dafür interessiere. „Nun ... Eigentlich nicht. Ich habe noch keine Stilrichtung gefunden, die mich mehr interessiert als andere. Aber das ist nicht schlimm. So ist man offener für vieles und versteift sich nicht zu sehr auf eines.“ Zustimmend nicke ich auf Sasukes Erklärung hin. Ungefähr so etwas konnte ich mir bei dem Jungen schon denken. Er ist einfach nicht so beschränkt, wie andere Menschen in unserem Alter. Ja ... mich eingeschlossen. Ich bin und bleibe ein einfacher Comic Fan, auch wenn ich zugeben muss, dass es doch schon den einen oder anderen Roman zu einem Film gibt, der sich in meinem Besitz befindet. Allerdings sind das wenige Ausnahmen und mit der Masse des Uchihas in keiner Weise vergleichbar. „Und hast du vor später in der Richtung mal etwas zu machen?“, frage ich nun wieder. Doch statt einer Antwort erhalte ich nun eine hochgezogene Augenbraue und einen skeptischen Blick. „Warum all die Fragen?“, kommt nun auch sofort die Gegenfrage, die mich Schmunzeln lässt. Offenbar bin ich durchschaut wurden. Nun ja ... Ich bin eben kein wirklich subtiler Mensch. „Ich mache mir eben auch meine Gedanken“, antworte ich. „Ich denke mir einfach, dass es komisch für dich sein muss, nun wirklich wieder hier zu leben, und dachte, dass etwas Ablenkung oder dämlicher Smalltalk dich etwas ablenken könnte. Aber damit kann ich mich auch einfach getäuscht haben.“ Verlegen kratze ich mich an der Wange, als ich auch schon dabei bin, die Kiste vor mir zu öffnen, um den Inhalt dann in den entsprechenden Schränken verstauen zu können. „Du hast Recht...“, murmelt Sasuke nun und lässt mich ihn verwundert wieder anschauen. „Es ist schon seltsam ... Das alles hier. Doch es ist nicht so schlimm, wie ich zu Anfang dachte.“ Sein Blick fixiert mich und beobachtet jede meiner Bewegungen. Irgendwie komme ich mir dabei vor, wie bei einer Leibesvisitation. Doch trotzdem ... Ich glaube, ich verstehe ihn. Vielleicht nicht ganz so gut, wie ich es gerne hätte, doch für den Anfang ausreichend. „Es wird besser werden“, sage ich daher, worauf er nur nickt und sich wieder abwendet. Eine angenehme Stille breitet sich zwischen uns aus, während wir uns nun ganz und gar wieder der Einrichtung und Herrichtung von Sasukes Zimmer zuwenden. Zum Glück wusste der Uchiha schon von Anfang an genau, wo was hinkommen sollte. Das erleichtert uns die Arbeit um einiges, da wir weniger improvisieren müssen. Es gibt zwar trotz allem noch ein paar Sachen, wo sich auch der Schwarzhaarige unsicher ist, warum grade dieses Teil sich noch in seinem Besitz befindet, doch diese halten sich in Grenzen. So ist dann auch der Großteil des Auspackens schnell hinter uns gebracht. Allerdings bringt der nächste Karton mich dazu, innezuhalten. Denn ganz oben, in diesem, liegt das Fotoalbum, welches wir damals bei unserer Mutprobe entdeckt hatten. Oder naja ... Welches eher Kiba und Hinata entdeckt hatten. Ich habe, ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet, dass er dieses Ding aufgehoben hat. Eher dachte ich, dass es sich mittlerweile in Itachis Besitz befindet und dieser es gut weggeschlossen hat. Doch... „Es hat sich viel geändert...“ Kurz zucke ich zusammen, als ich die Stimme, die sich eigentlich am anderen Ende des Raumes befinden sollte, neben mir vernehme. Sasuke wirft mir deswegen einen entschuldigenden Blick zu, den ich einfach nur ab nicke und dann wieder auf das kleine Album in meinen Händen blicke. Es ist komisch, dass ich es noch einmal in den Händen halte. „Ja ... Das ich wohl wahr...“, hauche ich als Antwort, da ich nicht wirklich weiß, was ich darauf antworten soll. „Aber nicht alles ist schlecht. Viel Gutes ist hier auch dabei.“ Aus den Augenwinkeln heraus, nehme ich das zögerliche Nicken war. „Manchmal frage ich mich ... Warum es sich zwischen uns so hat ändern müssen.“ Sasukes Worte verwirren mich. Doch als ich meinen Blick nun direkt auf ihn wende, schüttelt er lediglich den Kopf und versucht mir auszuweichen, klar zu machen, dass er darauf nichts weiter sagen möchte. Und ich ... Ich akzeptiere es. Stürmisch schließen sich die Arme meines Bruders um meinen Körper und schwarze Haare schlagen mir ins Gesicht, als sich seines in meine Halsbeuge drückt. Wir haben uns zwar erst letztes Wochenende gesehen, doch trotzdem kommt mir diese Woche wie eine halbe Ewigkeit vor, weswegen ich diese Geste nun mehr als erfreut erwidere und ihn ebenfalls kein Stück mehr von mir weichen lassen möchte. Erst als sich eine riesige Hand auf meine Schulter legt und mich und Menma gleichzeitig gegen einen festen Körper drückt, wird mir bewusst, dass wir uns nicht allein hier befinden. Ein tiefes, kehliges Lachen erklingt und lässt mich nun doch aufsehen. Weiße, struppige, lange Haare, die dem in die Jahre gekommenen Mann wild vom Kopf abstehen, sind das erste was ich erblicke. Erst danach erkenne ich die Augen, die mir auf eine seltsame Art und Weise vertraut vorkommen. Doch ich kann sie nicht einordnen. Ein Gefühl, was mir leider in der letzten Zeit nur allzu vertraut geworden ist. Immerhin ist es für mich meistens ein Zeichen dafür, dass es sich um etwas aus meinen verlorenen Erinnerungen handeln muss. „Jiraiya?“, frage ich leise, was den alten Mann jedoch nur ein neues Lachen entlockt. Und auch der Körper meines Bruders bebt verdächtig. Wahrscheinlich muss er sich einen Ausbruch grade verkneifen. „Nein, der wahr gewordene Weihnachtsmann, der den verlorenen Bruder nach Hause begleitet“, ist seine Antwort, die nun auch mir ein Lachen entlockt. Wirklich ... Menma hatte in seiner Beschreibung des alten Kauzes kein Stück untertrieben. Es ist wirklich beeindruckend, wie genau er ins Schwarze getroffen hatte. „Es freut mich, Sie endlich wiederzusehen, Sensei“, erklingt die höfliche Stimme meines Vaters. Verwundert schaue ich ihn an, sehe, wie er sich vor dem Alten verbeugt, was mich nur noch stutziger macht. Fragend schaue ich nun auf. Suche den Blick Jiraiyas und hoffe, dass er auch mich wortlos verstehen kann, so wie er es einst mit meinem Bruder tun musste. Sein Grinsen allein reicht aus, um mir klar zu machen, dass ihm durchaus bewusst ist, was ich gerne wissen möchte. Doch statt zu antworten, fährt lediglich eine Hand durch meine Haare und zerzaust sie noch ein bisschen mehr. Grummelnd versuche ich diese wegzudrücken. Doch schon allein deswegen, weil ich mich von Menma nicht lösen möchte, gelingt es mir nicht. Ein lautes Räuspern sorgt nun dafür, dass ich wieder aufsehe und den Rothaarigen erblicke. Die ganze Zeit über habe ich ihn nicht bemerkt, wofür ich mich auch schäme. Doch sein versöhnliches Lächeln erleichtert mein Gewissen und lässt mich ebenfalls Grinsen. Ich glaube ... keine Wörter der Welt könnten den Moment und das Gefühl beschreiben, welches sich grade durch meinen Körper bahnt. Ich bin einfach nur vollkommen zufrieden, dass sie nun hier sind. Schnell öffne ich die Tür, als ich die sich nähernden Schritte vernehme. Unverkennbar ist es mein Bruder, der anscheinend von meiner Mutter voll beladen wurde, mit allem möglichen Knabberkram und Getränken, damit wir hier oben auch ja nicht umkommen. Irgendwie finde ich ihre Fürsorge ja rührend, wenn es nur nicht meine Mutter wäre, die einen Hang zur Übertreibung besitzt. Und diesen lebt sie sichtlich aus. Denn Menma versucht grade nicht weniger als fünf Flaschen, mit den verschiedenen Brausesorten, und drei Tüten Chips zu balancieren. Ganz ehrlich? Ich habe ihn gewarnt. Aber das war eine Erfahrung mit unseren Eltern, die er einfach hat machen müssen, da er es mir ansonsten nicht so einfach geglaubt hätte. Von daher... „Puh“, entkommt es ihm, als er endlich die Plastikflaschen auf meinem Schreibtisch abstellen und sich auf dem Boden niederlassen kann. Die Chips lässt er dabei einfach fallen, sodass die Tüten nun um ihn herum verteilt auf dem Boden liegen. Ich verkneife mir ein Lachen, kann jedoch nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel nach oben ziehen. „Ich sage ja nur ungern, dass ich dich gewarnt habe...“, beginne ich, „aber ich habe es dir gesagt! Gehe niemals nach unten und suche nach was Essbarem, wenn Mum sich in der Nähe der Küche aufhalten könnte.“ Sie denkt nämlich generell, dass man dann dem Hungertode nahe ist und wird dann gemästet wie ein Schwein für die Schlachtung. Dass ich mittlerweile noch nicht aussehe wie ein solches, liegt einzig und allein an meinem guten Stoffwechsel! „Jaja...“, kommt es gespielt leidend von meinem Bruder, was sogar Gaara ein leises Lachen entlockt. „Ihr beide freut euch doch noch drüber, dass ich so leiden musste. Und das obwohl ich nur knapp dem Tod entkommen bin!“ Maßlose Übertreibung scheint bei uns doch irgendwie in der Familie zu liegen, stelle ich fest und beiße mir auf die Lippe um nicht doch laut loszulachen und die beiden damit möglicherweise zu verschrecken. Ich bin einfach nur wahnsinnig froh, dass sie wirklich hier sind. Das wir diese Zeit gemeinsam verbringen können. Auch wenn es nur eine Woche ist, da unsere Ferien leider so geschoben sind, dass wir nur eine Woche zusammen frei haben, so ist es für uns doch trotzdem wertvolle Zeit, die wir zusammen genießen können. Zufrieden lasse ich mich nach hinten fallen. Da ich vorher schon auf meinem Bett saß, lande ich nur noch mehr in meinem weichen Bezug, in dem ich mich am liebsten einkuscheln würde, um darin versinken zu können. „Es ist schön, dass ihr hier seid“, murmle ich in den Bezug und verberge mein Gesicht. Es ist schon peinlich genug, dass ich so was von mir gebe. Da muss ich nicht noch die Blicke der beiden sehen, die mir sagen, wie dumm der Spruch grad war. „Ja“, kommt es ebenso leise von Menma. „Zum Glück. Ich hatte schon die Befürchtung, dass wir gar nicht mehr zusammen herkommen können.“ Verwundert schaue ich nun doch auf und suche nach dem Blick meines Bruders, der sich jedoch in eine vollkommen andere Richtung gewandt hat. Und zwar zu dem Rothaarigen, der diesen mit der gleichen Intensität erwidert. „Wie meinst du das?“, frage ich daher nun verwundert. Einerseits möchte ich die beiden nicht aus ihrem Moment reißen. Doch andererseits ist es besser so, da ich ansonsten vor morgen früh keine Antwort erhalte. Sofort richten sich die beiden wieder mir zu, wobei Gaara nun allerdings etwas unsicher wirkt und anscheinend nicht genau weiß, was er sagen soll. „Soll ich?“, fragt die Stimme meines Bruders nun, dem der innere Konflikt seines Freundes natürlich nicht verborgen geblieben ist, jedoch nur ein Kopfschütteln als Antwort erhält. Wieder einmal bin ich erstaunt darüber, wie gut die beiden miteinander klarkommen, sich verstehen und offensichtlich auch ohne Probleme dabei aufkommen zu lassen. „Mein Vater wollte nicht, dass ich herkomme“, meint Gaara nun, weswegen ich fragend die Stirn runzle. „Warum wollte er das nicht? Ich meine vorher war es doch auch okay...“ Wieder tauschen die beiden Blicke untereinander aus. Fragend richte ich meinen Blick erst auf Gaara und dann auf Menma. Sie nicken sich zu und widmen sich dann wieder mir zu. „Du hast doch bestimmt davon gehört ... Davon, was in Iwagakure passiert ist?“ Ich schlucke. Die Frage von Menma lässt sofort sämtliche Feuchtigkeit aus meinem Munde entweichen. Zögerlich nicke ich, als ich an die Meldung zurückdenke. „Vor wenigen Minuten hat die Mizukage des Landes Iwagakure bekannt gegeben, dass ihr Sohn Yagura und dessen bester Freund Chojuro seit mehreren Stunden als vermisst gelten. Die Polizei ermittelt noch, jedoch kann man davon ausgehen, dass es sich bei diesem Fall um eine Entführung und möglicherweise sogar um einen Staatsakt gegen Iwagakure handeln könnte.“ Geschockt starre ich auf den Bildschirm, versuche die Nachricht, die ich grade erfahren habe, zu verarbeiten. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Meine Beine fangen an zu zittern, weswegen ich mich auf der Stelle auf dem Boden niederlasse. Besorgt vernehme ich die Stimme meiner Mutter, die versucht, zu mir durchzudringen. Doch vergebens. Im Moment bin ich nicht dazu in der Lage, ihr überhaupt Gehör zu schenken. Denn alles, was sich grade in meinem Kopf befindet, ist der Gedanke daran, was diese Handlung auslösen könnte. „Haltet ihr es“, beginne ich, unterbreche jedoch, um den Klos in meinem Hals herunterschlucken zu können. „Glaubt ihr ... Es könnte zu Krieg kommen?“ Meine Stimme ist leise und ich kann auch ein Zittern nicht vollkommen verbergen. Die Angst davor, dass wirklich ein Krieg in unseren Ländern ausbrechen könnte, sitzt mir in den Knochen. Für kurze Zeit war es mir möglich sie zu vergessen, aufgrund der Freude die die letzten Tage mit sich gebracht haben. Doch nun ist sie nur umso präsenter. „Es ist zumindest nicht undenkbar“, meint Menma ernst und bestärkt dieses Gefühl noch. „Allerdings wüsste man nicht gegen wen. Denn keiner weiß bisher um die Hintergründe bescheid.“ Eine Tatsache, die mich nicht so sehr beruhigt, wie sie wahrscheinlich sollte. Allerdings... „Das erklärt aber nicht, warum dein Vater dich nicht herkommen lassen wollte.“ Fragend richte ich nun wieder meinen Blick auf Gaara. Versuche meine derzeitigen Gefühle zu schlucken und damit zum Schweigen zu bringen. Vorsichtig erwidert der Rothaarige meinen Blick und holt einmal tief Luft, bevor er zu einer Antwort ansetzt. „Mein Vater ist der derzeitige Kazekage von Sunagakure.“ Geschockt blicke ich den Jungen an, der am anderen Ende meines Bettes sitzt und die Knie nun näher an seinen Körper presst. „Wir wollten es eigentlich noch eine Weile für uns behalten, da wir nicht wussten, wie ihr darauf reagieren könntet...“ Seine Stimme wird mit jedem Wort leiser, als ob er sich dafür schämt, der Sohn seines Vaters zu sein. Ich verstehe zwar nicht ganz warum, aber wahrscheinlich ist es etwas, was einzig und allein die Familie betrifft und was Menma vielleicht einmal zufällig mitbekommen hat. Gaara weiß wahrscheinlich nicht, ob er es mir erzählt hat oder nicht und verhält sich nun deshalb so distanziert. „Wenn du es noch nicht weiter erzählen möchtest... Dann werde ich natürlich dicht halten!“, sage ich sofort energisch, um den Rothaarigen wieder aus seinem Schneckenhaus heraus zu holen. Und tatsächlich hilft es ihm, mich wieder ruhiger ansehen zu können. „Die Wahrheit ist...“, beginnt Gaara und sorgt dafür das ich Nervös werde. „Ich kenne Yagura und auch Chojuro ... Die beiden würden niemals einfach so weglaufen. Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie sich so einfach entführen lassen würden.“ Verwundert schaue ich zu Menma, doch auch dieser scheint, aufgrund der Aussage seines Freundes, verwirrt zu sein. „Wie kommst du darauf?“, fragt er deswegen direkt nach. „Chojuro wurde schon als Kind in verschiedenen Kampfkünsten ausgebildet. Er hat Yagura immer und überall hin begleitet und das eigentlich nur aus dem Grund um-“ „Ihn zu beschützen?“, werfe ich die Frage ein, die Gaara mit einem Nicken beantwortet, ehe er weiter spricht. „Chojuro wurde also schon von Kindesbeinen an zum Leibwächter Yaguras ausgebildet. Dementsprechend konnte er sich also auch zur Wehr setzen. Aber Yagura an sich war auch nicht vollkommen schutzlos. Auch er hat immer gewusst, wie er sich im Falle eines Falles hätte verteidigen können. Deswegen...“ Er holt Luft. Anscheinend überlegt er sich seine Worte nun ganz genau, bevor er bereit dazu ist sie auszusprechen. „Ich glaube, dass es jemand war, den die beiden kennen und dem sie vertrauen.“ Ich schaue zu Menma und kann deutlich erkennen, wie sich die kleinen Zahnräder in seinem Kopf zu drehen beginnen. Doch auch bei mir arbeiten die kleinen grauen Gehirnzellen auf Hochtouren. Der Gedanke, den Gaara schon die ganze Zeit mit sich herum trägt, scheint ziemlich logisch. Allerdings frage ich mich dann doch, warum ein Freund die beiden entführen sollte, wenn er doch weiß, was er damit auslösen kann? „Naruto Uzumaki!“, hallt die erzürnte Stimme meiner Mutter ziemlich nah an meinen Ohren und sorgt dafür, dass ich mit einem sehr unmännlichen Schrei auf dem Boden lande. Meine Bettdecke ist dabei immer noch um mich gewickelt, da ich die Angewohnheit habe, mich in dieser immer wie eine Raupe einzurollen. Langsam öffne ich meine Augen und blinzle ein paar Mal, ehe sich mein Blick verfestigt und ich deutlich die wütenden Augen vor mir sehe. Ich schlucke einmal kurz, um den Klos in meinem Hals loszuwerden, ehe ich mich aufrichte und ihr einen guten Morgen wünsche. „Guten Morgen? Lass mich mal nicht Lachen! Es ist kurz vor elf Uhr.“ Ups. „Und du hast versprochen, noch zum Bäcker zu gehen, da wir für den Tag nicht mehr genug Brot da haben! Also mach dich los, bevor der Bäcker zu macht!“ Schnell nicke ich, entgeht mir der drohende Unterton in ihrer Stimme doch nicht. Sofort stürmt sie aus meinem Zimmer und ich hoffe inständig, dass mein, leider Gottes, doch ziemlich lautes Erwachen nicht bis zu meinem Bruder und seinen Freund durchgedrungen ist. Ansonsten kann ich mir durchaus schon gut vorstellen, mit was für Sprüchen sie mich nachher konfrontieren werden. Allerdings möchte ich doch auch nicht weiter den Zorn meiner Mutter schüren, weiß ich doch am besten, dass ich bei einer solchen Konfrontation nur verlieren kann, weswegen ich mich langsam erhebe und zu meinem Kleiderschrank gehe, um ein paar frische Klamotten aus diesem heraus zu ziehen. Normalerweise hasse ich es auch, nicht wenigstens früh morgens zu duschen, bevor ich aus dem Haus gehe. Doch dieses Mal mache ich eine Ausnahme. Immerhin hat sie Recht und es ist schon kurz nach elf und der Bäcker hat maximal bis Mittag auf am Sonntag. Daher möchte ich es nicht wirklich riskieren, zu spät zu kommen. Schnell sprinte ich die Treppe hinunter, rufe noch ein weiteres guten Morgen durch das Gebäude, was von meinem Vater erwidert wird, da er wie jedes Wochenende um die Zeit noch am Esstisch sitzt und seine Zeitung liest. Unterwegs greife ich noch schnell das Geld und meinen Schlüssel, welches Mum schon auf der Kommode bereit gelegt hat, bevor ich mir schnell meine Sneakers überstreife und das Haus verlasse. Es verwundert mich nicht, dass bis auf ein paar spielende Kinder, die Straßen so gut wie leergefegt sind. Immerhin ist heute Sonntag, es geht auf Mittag zu und die meisten Leute wollen diese Zeit mit ihrer Familie verbringen. Deswegen beeile ich mich auch, die kurze Strecke so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Die zwei kleineren Kreuzungen sind daher schnell überquert und kurz darauf kommt auch schon der kleine Bäckerladen in meine Sicht. Freudig überbrücke ich nun auch noch diese Distanz und öffne die Tür. Die Verkäuferin, die mittlerweile auch etwas in die Jahre gekommen ist, lächelt mich freundlich an, was ich ebenso erwidere. Ich kenne sie immerhin schon mein halbes Leben lang. Vielleicht auch schon länger, aber wenn, dann erinnere ich mich nicht mehr daran. „Guten Morgen“, grüße ich. „Hat meine Mutter bereits angerufen?“ Lächelnd nickt sie nur und verschwindet kurz in einem kleinen Hinterzimmer, welches sich direkt hinter der Auslage befindet. Ich weiß, dass sich dort hinten die Öfen befinden, in welchen alles täglich frisch zubereitet wird, und dass sie dort auch immer Bestellungen bereits fertig abgepackt hat. Nervös tippe ich mit dem Fuß auf dem Boden herum. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie habe ich ein merkwürdiges Gefühl. Vorsichtig lasse ich meinen Blick durch den Laden streifen. Außer mir sind nur drei weitere Personen hier. Ein alter Mann, der seine Zeitung liest und dabei eine Tasse Kaffee vor sich stehen hat. Die zweite und dritte sind ein junges Paar. Jedenfalls wirken sie wie eines. Sie schauen sich an, lachen zusammen, ohne ein Wort zu sagen und schauen sich dann wieder an. So möchte ich später auch einmal mit einem Menschen kommunizieren können. Wortlos … Und trotzdem verstanden werden. Das wäre schön… Mit einem Mal kriecht mir ein Schauer über den gesamten Rücken. Von oben nach unten, verursacht eine Gänsehaut auf meinen ganzen Körper. Es schüttelt mich. Ich spüre den Blick in meinem Nacken, drehe mich zögernd zu dem Schaufenster, aus welchem mich ein paar Augen mit düsterem Blick anstarren. Instinktiv weiche ich einen Schritt zurück, erwidere den Blick zaghaft und frage mich lediglich … warum? Ihre Augen heften sich an meine, während der Rest ihres Körpers vollkommen starr und unbeweglich wirkt. Eigentlich scheint sie schon fast wie eine Statue zu sein … Eine ziemlich beängstigende Statue. „Naruto?“, reißt mich die Stimme der alten Frau aus den Gedanken und sorgt dafür, dass ich mich von der seltsamen Frau am Schaufenster abwende. „Ist alles in Ordnung mit dir, mein Junge?“ Besorgt trifft mich ihr Blick, weswegen ich sofort den Kopf schüttle und wieder zum Schaufenster schaue und … stocke. „Wo ist sie hin?“, frage ich leise, mehr mich selbst als die Ladenbesitzerin. Trotzdem nimmt ihr Blick einen besorgten Ausdruck an. „Sicher, dass alles in Ordnung ist?“ Wieder schüttle ich den Kopf. Nein … Gerade bin ich mir bei nichts mehr so wirklich sicher… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)