Disturbed Reality von Hiko_Firechild (Was niemand weiß) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- ~Kazuki~ "Alter, Jin mach mal hinne, wir sind eh schon zu spät!" Ungeduldig klopfte Byou mit der Fußspitze auf den Boden. Von oben hörte man nur ein undeutliches "Jaja ich komm gleich! Setzt euch schon mal ins Auto!" Augenrollend befolgte der Sänger den Rat des Schlagzeugers und verließ das Haus. Wir anderen, einschließlich Kenzo-san, unser Manager, folgten ihm nach draußen, wo dessen Wagen schon bereitstand. Wir quetschten uns irgendwie in das kleine Gefährt, wobei jeder versuchte, möglichst viel Platz für sich zu beanspruchen. "Woah, ist das eng!" maulte auch der Bassist sogleich "Warum nehmen wir nicht einfach den Tourbus?" "Weil," antwortete der Manager "erstens dessen Tank leer ist, zweitens es für die kurze Strecke Verschwendung wäre, eben diesen aufzufüllen und drittens..." fügte er hinzu, während er den Motor schon mal anließ "...ein bisschen Kuscheln noch niemandem geschadet hat, vor allem nicht bei den Temperaturen!" Immer noch still vor sich hin brummelnd, gab sich Rui mit dieser Antwort vorerst zufrieden und bevor er wieder anfangen konnte zu jammern, stürzte auch endlich der ewig zu späte Schlagzeuger aus der Türe. Mit viel Ach und Krach drängelte er sich neben mich auf die Rückbank und zog die Autotür zu. Ohne Umschweife drückte Kenzo-san aufs Gas und mit einem Ruck (die Federung seines betagten Gefährtes was echt erbärmlich schlecht) ging die Reise ins Unbekannte los. Naja, so unbekannt nun auch wieder nicht. Mit Sicherheit war ich schon mal an dieser Grillhütte, so viele gabs im Umkreis von Tokio ja nicht. Und tatsächlich, als wir, rund vierzig Minuten später, an Besagter ankamen, erkannte ich das kleine Waldstück rundherum sofort. Hier hatte meine Großtante mal Geburtstag gefeiert. Irgendwann. Im Sommer. Entgeistert starrte ich in den Himmel, von wo nun kleine weiße Flöckchen hinunter sanken. "Sag mal, wollt ihr mich verarschen?! SCHNEE?!" Trotzig, fast weinerlich ertönte Ruis Stimme hinter mir. War ja klar, dass der sich zuerst beschwerte. Aber auch die anderen Bandmember sahen gar nicht erfreut aus. Zu recht, wie ich fand. Jetzt mal im Ernst, hätten die sich nicht ne andere Aktivität aussuchen können?! Wie Bowlen? Oder Golfen? Okay, Golfen nahm ich zurück. Dann doch lieber polarisch Grillen. Manabu blickte nur missmutig vor sich hin, anscheinend hatte er auch begriffen, dass es absolut nichts brachte, sich zu beschweren. Also stapften wir schweigend bergauf, weit und breit niemand anderes in Sicht, außer Bäumen und einigen Vogelhäuschen. Plötzlich lichtete sich der Wald und die Grillhütte tauchte vor uns auf. Lag vielleicht nur an mir, aber ich fand, sie sah mit dem dunklen Holz und den schwarzen Fenstern eher wie ein Hexenhaus aus. Düster und kalt, erbarmungslos alles verschlingend, was sich ihr nährte, Wanderer die auf einen schützenden Unterschlupf für die Nacht hofften, kleine Kinder die sich im Wald verliefen...der Dachgiebel wie ein Mund, zu einem hämischen Lächeln verzogen, uns verspottend, die wir in eisiger Kälte unsere Zeit verschwenden und grausam zusammenhanglosen Smalltalk halten mussten... Okay, das war vielleicht eeeeetwas übertrieben... aber trotzdem, nen freundlichen Eindruck machte das Gebäude nicht. "Gruselig..." bestätigte der Schlagzeuger meine Empfindung flüsternd und drängte sich etwas näher an den zitternden Bassisten. "Sag mal Rui, du wusstest doch, dass das hier kein kuscheliger Kamin-Abend wird, kannst du mir also mal verraten, was diese Aufmachung soll?" meldete sich Byou mit hochgezogener Augenbraue zu Wort. Leicht errötend zupfte der Angesprochene an seiner Satin-Weste und nuschelte etwas vor sich hin. Bevor der offensichtlich genervte Sänger jedoch weiter auf das Thema eingehen konnte, klatschte Kenzo-san energisch in die Hände. "Sooo, da sind wir, meine Lieben!" rief er übertrieben motiviert aus und blickte (offenbar auf Beifall oder so was hoffend) in die Runde. Peinliches Schweigen. Ich räusperte mich, um die Stimmung etwas aufzulockern. Kein Erfolg. "...Ähm, na schön! Da wir offensichtlich die ersten hier sind, würde ich vorschlagen, warten wir auf die anderen!" Bravo. Wirklich toller Vorschlag. Wär mir nie eingefallen. Mr.Obvious als Manager zu haben war echt nicht das Wahre. ~Kuina~ Den Schmink-Guru erfolgreich abgeschüttelt und einen Liter Energy-Suff intus, saß ich, recht zufrieden, zwischen Tomoya und Subaru im band-eigenen Kleinbus und ließ mich von der unebenen Landstraße durchschütteln. Während das bei mir eine angenehme Schläfrigkeit auslöste, hing Koudai schon seit dem ersten Schlagloch mit dem Gesicht über seiner Papiertüte und versuchte zwanghaft, sein Frühstück bei sich zu behalten. Es hatte fast etwas anime-artiges an sich, wie er bei jeder Kurve die Backen aufblies und zart-grün anlief. Der zweite Gitarrist strich ihm immer wieder beruhigend über den Rücken und auch Subaru patschte hin und wieder seinen roten Haarschopf unbeholfen mit der linken Hand, während die rechte eine Kekstüte fest umklammert hielt, aus der Tomoya sich manchmal etwas stibitzte. Ich hatte mir meine Kopfhörer aufgesetzt und konzentrierte mich für den Rest der Fahrt nur auf die rythmischen Metal-Klänge. Irritiert blinzelte ich in das grelle Licht, dass durchs Autofenster schien, als der Bus ruckelnd zum stehen kam. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich eingeschlafen war. Ich packte meinen iPod weg, stieg aus und streckte mich erstmal ausgiebig. Meine Bandmember taten es mir gleich, so auch der rothaarige Bassist, der, wenn auch immer noch etwas grün um die Nase, die Fahrt wohl ganz gut überstanden hatte, zumindest war seine Tüte leer, als er sie zerknüllte und zurück ins Auto schmiss. "Hey Kou, pass auf, die brauchst du doch noch!" rief Tomoya spielend besorgt. Verwirrt blickt der Koudai den Schlagzeuger an. "Hä? Wieso?" "Na für die Rückfahrt!" prustete Tomoya und kringelte sich gemeinsam mit Kazuki und Subaru vor Lachen fast auf dem Boden, offensichtlich prächtig amüsiert über das Gesicht des Bassisten, dessen Frühstück sich augenscheinlich schon beim Gedanken an die bevorstehende Serpentinen-Fahrt seinen Weg nach oben bahnte. Kopfschüttelnd drehte ich mich weg und ging schon mal voraus, in die Richtung in der ich die Grillhütte vermutete. Prompt die falsche. "Hey, Kuina, wo gehst du denn hin? Hier gehts lang!" rief mir der Bandleader hinterher, der sich offenbar von seiner Übelkeit erholt hatte. Mist. Mit einem Pokerface drehte ich mich um und würdigte ihn keines Blickes. "Ich weiß." Verblüfft blickte Koudai mich an. "Aber...warum gehst du dann da-" "Ich musste pinkeln." unterbrach ich ihn. Er schaute noch irritierter. "Pinkeln? Aber...du hast doch gar nicht - ich meine du warst doch nur drei Sekunden weg-" "Habs mir anders überlegt. Zufrieden?" Mit diese Worten ging ich an ihm vorbei und lief nun direkt hinter unserem Manager. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie hinter mir der Bassist Subaru fassungslos anblickte, der aber nur kommentarlos mit den Schultern zuckte. Wir stapften immer weiter in den Wald hinein und legten dabei ein ziemliches Tempo an den Start. Der Manager blickte immer wieder hektisch abwechseln auf seine Armbanduhr und auf die riesige Karte die ständig von kleinen Winden erfasst wurde und ihm unkontrolliert um die Ohren flatterte. Oh lieber Gott, bitte lass uns uns nicht verlaufen haben... Aber meine Befürchtungen waren glücklicherweise umsonst, wenig später trafen wir auf die Hütte. Dachte ich. Der Manager schüttelte beim Anblick des völlig zerfallenen Gebäudes den Kopf und starre eindringlich auf die Karte, als ob sie uns plötzlich einfach zum Zielort teleportieren könnte. "Nein, nein...das ist die falsche...! Nach Osten, nach Osten....Moment mal...v-verdammt!" Mit einem Ruck drehte er die Karte herum und blickte, immer noch leicht irre, darauf. Tomoya stöhnte auf, Subarus Hand traf mit einem lauten Klatschen seine Stirn und auch ich konnte mir ein genervtes stöhnen nicht verkneifen. Der Idiot hatte doch wirklich, die ganze Zeit über, die Karte falsch herum gehalten. Wie Klischee war das denn?! Wenigstens schien er jetzt zu wissen, wo es lang ging und so machten wir uns wieder auf den Weg. Diesmal schien es noch viel länger zu dauern und ich hatte den Eindruck, dass es immer kälter wurde. Es herrschte vollkommene Stille hier im Wald, nur ab und zu hörte ich einen Vogel zwitschern, oder etwas im Laub rascheln. Derweil fielen plötzlich auch noch zarte Schneeflocken vom Himmel, zwar nur sehr wenige, aber trotzdem schien das die Stimmung noch mehr zu drücken. Diese Atmosphäre war nicht gut für mich, gar nicht gut. Ich begann wieder über Dinge nachzudenken, über die ich eigentlich gar nicht nachdenken wollte. Daran, dass ich bald Geburtstag hatte und es meine Familie vermutlich einen Dreck scheren würde. Daran, dass die Miete bezahlt werden musste und meine Mutter mein Unterhaltsgeld immer noch nicht geschickt hatte. Daran, dass- "KYAAAA!!!" Unsanft wurde ich aus meinen düsteren Gedanken gerissen und fuhr zusammen. Ich blickte mich erschrocken nach dem Verursacher dieses beinahe überschall-artigem Geräusch um und zuckte erneut zurück, als ich ohne jede Vorwarnung in ein wildfremdes Gesicht unmittelbar vor mir starrte. Der Übeltäter hatte langes braun-schwarzes Haar und dunkel angemalte Lippen, die zu einem furchterregenden Grinsen verzogen waren. Instinktiv rammte ich ihm meine Faust in den Magen und er ging keuchend in die Knie. Da schrie unser Manager plötzlich: "SAG MAL SPINNST DU?! DAS IST TATSURO-SAMA!" und machte sich gleich daran, dem unheimlichen Kerl wieder auf die Füße zu helfen. Tatsu-wer? Verwirrt sah ich meinen Bandleader an und der flüsterte mir rasch zu: "Der Sänger von MUCC!" Ups. Dumm gelaufen. So macht man sich Freunde, Kuina. Währenddessen war der von mir versehentlich (naja, mehr oder weniger versehentlich) misshandelte Kollege wieder auf den Beinen und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch. "V-Verzeihung!" brachte ich hervor und blickte zu Boden, immer noch überwältigt von der Peinlichkeit der Situation. "Kein Problem..." keuchte er und grinste gezwungen. Wenn ich genauer darüber nachdachte, war sein Grinsen gar nicht so gruselig gewesen. Und sooo nah hatte er auch nicht vor mir gestanden. Aber trotzdem, was musste der Kerl sich auch so anschleichen?! Unterdessen begannen unser Manager und der Neuankömmling ein Gespräch. "Was machen sie hier eigentlich, Tatsuro-sama?" "Oh, ich hab mich auf den Weg gemacht, Sie zu suchen! Es sind schon alle da und die Steaks sind auch schon auf dem Grill, nur Sie fehlen noch! Ähm, nicht auf dem Grill, versteht sich." "Jaja, wir haben uns verlaufen." Er kicherte nervös. "Falsche Karte, wissen sie!" Bitte was? Die Karte ist sehr richtig. Falsches Hirn, würde ich eher sagen, nämlich das eines Schwamms. Mittlerweile waren wir bei der Hütte angekommen, diesmal bei der richtigen. In der Mitte der gepflasterten Platzes thronte ein doppelschichtiger Grill, gut bestückt mit Filet-Stücken, Steaks und allerlei Gemüse-Spießen. Ich konnte es nicht verhindern, dass mir das Wasser bei diesem Anblick im Munde zusammenlief, obgleich ich wusste, dass ich mit Sicherheit nichts von diesem fettigen Kram esse würde. Dann zogen die Personen rund um den Platz verteilt meine Aufmerksam auf sich. Ich entdeckte drei weitere in Tiefschwarz gekleidete Personen (einer blond, einer braunhaarig und der dritte mit kurzem schwarzem Haar und Ziegenbärtchen) und fünf etwas farbenfrohere Gestalten, die aufgeregt umher wuselten. Moment mal, den einen da kannte ich doch irgendwoher! Wo hatte ich den schon mal gesehen...? Wieder wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Kazuki an meinem Ärmel zerrte und mich in Richtung Grill schleifte. "Ohhh, schau mal, Kuina, das sieht lecker aus!" rief er und starrte mit glänzenden Augen auf ein Stück Rinderhüfte, das fröhlich vor sich hinbrutzelte. Ich nickte abwesend und machte meinen Arm los. Ich wurde das Gefühl nicht los, diesen baunhaarigen Kerl mit Lippenpiercing schon mal getroffen zu haben...nur wo? "Ahhh, pass auch Jin, dein Ärmel brennt gleich!" rief der mysteriöse Vertraute plötzlich und der Blonde neben mir fuhr entsetzt herum und fuchtelte panisch mit den Armen. "Kazuki, du Idiot! Verarsch mich nicht!" brüllte der Angesprochene zurück, als er erkannte, das sich sein Hemdsaum in sicherer Entfernung zur Flamme befand. Er wendete sich wieder an seinen Gesprächspartner, den großen Blonden in Schwarz, und diesmal hing sein Ellbogen wirklich fast im Feuer. Na super. Am Ende fackeln wir noch alle ab. ______________________________________________________________ endööö. das kapitel war ja im vergleich zu den vorigen richtig lustig^^ also, kuina hat offensichtlich nicht andauernd mit selbstmord gedanken und/oder ähnlichem zu kämpfen, sonder auch seine "glücklichen momente" XD ich versuche es in einem gleichgewicht fortzuführen, damit es nicht ganz so deprimierend und langweilig zu lesen ist :D das kapi ist länger geworden als ich dachte, aber naja^^ wie`s weitergeht, keine ahnung XD auf jedenfall wirds spaßig werden ;D ich hoffe, es hat euch gefallen, ich würde mich wie immer riesig über Reviews mit konstruktiver kritik freuen^^ *Keksehinstell* LG Nii (=^-^=) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)