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Disturbed Reality

Was niemand weiß
von

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~Kuina~
 

"Kuinyan~~ !! Ich hab dich vermisst! Wo warst du so lange?!"

Na toll. Fängt ja schon gut an, der Tag. Erst der Stau auf der Autobahn und jetzt auch noch diese äußerst nervige Ausgabe einer Stylistin.

"Wir wurden aufgehalten wegen einer Baustelle. Sorry, dass ihr warten musstet!", kam Koudai mir glücklicherweise zuvor und verhinderte damit, dass ich der doofen Schmink-Tussi gleich zu Anfang des Dreh-Tages eine patzige Antwort ins Gesicht schleudern konnte. War vermutlich auch besser so. Hatte ja schließlich ein Image zu verlieren.

"Ach macht doch nichts!", winkte diese ab, als hätte sie hier etwas zu sagen. Ihre glitzernden Augen auf mich geheftet fügte sie hinzu: "Kann doch jedem mal passieren!"

Ich hörte Tomoya kichern und wollte ihm gerade einen warnenden Blick zu werfen, da sagte er schon leise: "Wenn "Kuinyan" nicht so lange zum schminken gebraucht hätte, wären wir vielleicht schon eher hier gewesen...."

Schon Luft holend um mich zu verteidigen, entschärfte Subaru die unangenehme Situation. "Ist ja auch egal, jetzt sind wir ja da. Wollen wir bald mal loslegen?"

Mika (die Schmink-Tussi) ging sofort darauf ein und packte mich auch schon besitzergreifend am Arm.

"Komm Kuinyan, ich mach deine Haare! Make-up hast du ja schon drauf." Sie zog mich in den Styling-Raum und drückte mich auch den -nicht sonderlich bequemen- Stuhl vor dem riesigen Spiegel.

"Na dann wollen wir mal! Momentchen, ich hol nur schnell den Toupier-Kamm von nebenan!", flötete sie und flitzte aus dem Räumchen. Ich seufzte in diesem kurzen Moment der Stille und lehnte mich in dem knarzenden Stuhl zurück. Wieso ich? Wieso musste diese Nervtante augerechnet MIR zugeteilt werden...? Als hätte ich nicht schon genug Probleme...

Bevor ich weiter in Selbstmitleid und düsteren Gedanken versinken konnte, kam Fräulein Nervtante auch schon wieder zurück.

"Entschuldige! Bin schon wieder zurück!"

"Super...", brummte ich sarkastisch.

"Was? Hast du was gesagt, mein Lieber?"

"..Nein...egal"

"Okay! Aber du weißt, du kannst mir alles erzählen, ja? Ich kann dir bei allem helfen was dich bedrückt!"

Klar...als ob ich DIR von meinen Problemen erzählen würde...doofe Tussi...

Ich seufzte erneut und beschloss, nach dem Motto "Augen zu und durch" vorzugehen. Am besten gar nicht erst reinsteigern...einfach...durchhalten.

"Hm, hm...du hast echt tolle Haare!", fing Mika schon wieder an zu schwärmen.

"Was würd ich dafür geben! Zwar etwas kaputt, aber diese Farbe!"

Eben deswegen sind sie ja kaputt, Idiotin! Ich sparte mir jedoch einen Kommentar und nickte nur leicht. Eine Weile war es still. Nur das gleichmäßige Surren eines Föhns war von neben an zu hören. Ich schloss die Augen und kurz gelang es mir sogar, mich zu entspannen. "Sag mal, wieso schminkst du dich eigentlich schon immer bevor du herkommst? Die Anderen lassen das doch auch erst hier machen!"

Ich schreckte aus meinem Halbschlaf auf und zuckte nur mit den Schultern.

Dir bin ich keine Antwort schuldig. Nicht dir!

"Ach komm, irgend einen Grund wird es doch wohl dafür geben, oder? Nun sag schon!"

Ich kochte innerlich. Was ging es sie an? War doch meine Sache! Und außerdem...wollte ich nicht, dass es jemand wusste. Das jemand, irgendjemand erfuhr, wie ich wirklich war. Wieder zuckte ich nur mit den Schulter. Glücklicherweise gab der übereifrige Schmink-Guru auf und hakte nicht weiter nach. Sonst wäre mir echt nichts anderes übrig geblieben als ihr einen fiesen Spruch ins Gesicht zu kleben. Und dann hätte vermutlich ihre wohl manikürte (oder hieß es manikürierte? Egal.) Hand in meinem Gesicht geklebt. Und das brauchte ich schließlich noch. Außerdem hielt sie jetzt die Klappe und beschäftigte sich weiter mit meinen Harren. Wahrscheinlich war sie beleidigt weil ich sie so kurz angebunden abgewimmelt hatte. Sollte mir recht sein, dann nervte sie mich immer hin nicht. Nach einer Weile verschwand der Druck ihrer Hände von meinem Kopf und ich vernahm kurz darauf ihre Stimme: "So fertig! Na, was sagst du? Ich öffnete meine Augen und sah im Spiegel mein Gesicht. Mein schönes, ebenmäßiges Gesicht, umrahmt von schwarz-lila Haaren, toupiert und glänzend. Keine Unreinheit, kein Fehler war zu sehen. Unweigerlich stahl sich ein Lächeln in mein Gesicht. Ein bitteres Lächeln, das all das verriet was keiner wissen sollte. Ich war wieder schön. Endlich.

Zufrieden nickte der Guru neben mir, mein unehrliches Lächeln falsch gedeutet. Natürlich. Wer hätte auch erwartet, dass sie hinter meine wohl gehütete Fassade blicken könnte? Ich auf keinen Fall. Manchmal fiel es mir ja selbst schwer, zu unterscheiden ob meine Reaktion oder mein Verhalten nun aufgesetzt oder wahr war.

Ein leichtes Räuspern neben mir ließ mich aufschrecken. Anscheinend erwartete der Guru ein Dankeschön. Naja, warum nicht?

"Vielen Dank, Mika du bist die Beste!", übertrieb ich es also maßlos und strahlte sie mit meinem umwerfendsten, falschesten Lächeln an. Prompt errötete sie und winkte ab.

"Ach was, war doch gar nichts! Wirklich, hab ich gern gemacht! Jetzt aber schnell, die anderen sind schon fertig!"

Tatsächlich, draußen hörte ich sie rumalbern und so verließ ich auch den Make-up Raum und gesellte mich zu meinen Band-Kollegen.

"Na Prinzesschen? Und, alles bereit?", empfing mich Tomoya mit einem Lächeln. Bildete ich mir das jetzt ein, oder klang das tatsächlich ein wenig hämisch? Oh Gott jetzt wurde ich auch noch paranoid...

"Also dann, rrrretse sutarteee!!!", rief der Projektleiter Shinchi in grauenvollem Englisch und wir begaben uns zu unseren Instrumenten.

"Und denkt dran: ich will all eure Power sehen, heute! Fertig? ACTION!"

Die Musik startete und sofort fingen wir alle an wie wild rumzuzappeln, sexy in die Kamera zu gucken und so so zu tun als würden wir wirklich spielen. Gott, wie ich das hasste! Aber ich konnte es. Gut sogar. Und wieder: Augen zu und durch. Irgendwann würde die Musik stoppen, das Team uns loben und wir durften nach Hause gehen. Hoffentlich geschah das bald. Sehr bald.
 


 

~Kazuki~
 

Ich beobachtete die Rauchkringel, die in der kalten Luft aufstiegen und langsam verblassten. Zog erneut an meiner Zigarette und pustete wieder. Und nochmal. Schließlich war sie nur noch ein Stummel und ich zertrat sie auf dem Asphalt. Grauer Asphalt. Grauer Himmel. Grauer Rauch. Graue Seele. Okay, das war jetzt vielleicht etwas zu melodramatisch. Aber so fühlte ich mich gerade.

Ich fröstelte und steckte meine Hände zurück in die Jackentaschen. Statt dem grauen Rauch stieg jetzt weißer aus meinem Mund auf. Für Mitte Oktober war es wirklich schon verdammt kühl.

Ich blickte erneut gen Himmel und erblickte ein Flugzeug, winzig klein. Oder eher riesengroß aber sehr weit weg. Alles was mal groß und wichtig war, wird immer kleiner und unbedeutender je mehr man sich von ihm entfernt. Oder es sich von einem. Mann, Mann Kazuki, wann bist du nur so kitschig dramatisch geworden? Vermutlich seit der Sache damals....was heißt hier damals, es war erst paar Wochen her. Oder doch Monate? Keine Ahnung. Egal, es war vorbei. Es hätte vermutlich sowieso nicht funktioniert....

"Ach hier steckst du...ich hab dich gesucht"

Ich blickte auf und sah Byou vor mir stehen, ein besorgter Ausdruck lag auf seinem Gesicht.

"Hey, ist alles okay? Du siehst...bedrückt aus. Alles okay? Wieder nickte ich und wollte mir eine neue Zigarette anstecken, doch der blonde Sänger legte seine Hand auf das Feuerzeug. "Wie viele hattest du heute schon?"

"...zehn..."

Byou stieß entsetzt die Luft aus. "Zehn?! Sag mal spinnst du? Willst du mit 40 an Lungenkrebs verrecken?!"

Ich brummte unwillig, steckte das Feuerzeug aber zurück in die Tasche. "Na und wenn schon...außerdem bist du doch der Sänger, ich brauch nur meine Hände zum Gitarre spielen..."

"Die nützen dir aber nichts mehr wenn du tot bist!", zischte mein bester Freund erbost und funkelte mich aus seinen braunen Augen an.

"Ist ja gut, ich rauch heute keine mehr, zufrieden?"

"Aber morgen dafür zwanzig oder wie?!"

"Alter, Byou reg dich mal ab, wer bist du meine Mum?"

"Nein, aber dein gottverdammter bester Freund, du Idiot!" Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und rauschte zurück ins Haus.

Ich seufzte. Na toll...jetzt war der auch noch sauer auf mich...wurde ja immer besser, der Tag....keiner verstand mich anscheinend wirklich....ach verdammt, hör auf dich selbst zu bemitleiden, du Heulsuse! Wer bist du, Kate Winslet?

Ich atmete geräuschvoll aus und betrat ebenfalls das Haus. Die wohlige Wärme umfing mich und sofort fühlte ich mich etwas besser. Ich schritt ins Wohnzimmer wo Jin und Rui angeregt über etwas diskutierten und Manabu irgendeine Zeitschrift las. Keiner beachtete mich, deshalb ließ ich mich einfach auf das durchgesessene Sofa plumpsen und schwieg. Nach einer Weile betrat Byou den Raum, schenkte mir nur einen bösen Blick und setzte sich auf den ebenfalls ziemlich ramponierten Sessel.

"Sag mal, Manabu, solltest du dir nicht mal neue Möbel anschaffen? Die sind echt nicht mehr die neuesten...", wandte ich mich an den Gitarristen, doch der blätterte nur gelangweilt eine Seite um und antwortete trocken: "Sei froh, überhaupt was zum draufsitzen zu haben, du Nörgler."

Wieder wurde es still. Byou griff sich sein Notenheft und kritzelte etwas hinein, überlegte kurz und warf es mürrisch zurück auf den Tisch. Der jedoch wollte nicht ganz so wie der Sänger, knarzte und brach einfach zur Seite weg. Mit einem Krachen landete die gläserne Tischplatte auf dem Holzboden und zerbrach in tausend Einzelteile. Erschrocken unterbrachen Jin und Rui ihre Unterhaltung und blickten fassungslos auf die kleinen Scherben neben ihnen. Wieder Stille.

"Jetzt MUSST du wohl neue Möbel kaufen, Manabu!" feixte ich und Manabu legte entnervt seine Zeitschrift zur Seite.

"Na schön ihr Spaßvögel, packt mal mit an!" Er ging in die Küche und kam mit einem Kehrblech zurück. Ohne Feger.

"Ähm... ich glaub da fehlt was...", stellte Rui fest und Jin kicherte.

"Hä? Ahso. Hab ich nicht.", war alles was der schwarzhaarige erwiderte und Jin brach vollendst in Gelächter aus. Byou erbarmte sich schließlich und faltete Manabus Lektüre in der Hälfte, um damit die kleinsten Splitter aufzukehren. Die großen hoben wir vorsichtig vom Boden auf und warfen sie in den Müll. Nach drei Minuten war alles wieder sauber und unser zweiter Gitarrist hatte keinen Tisch mehr.

"Mach dir nichts draus, wir fahren nächste Woche zum Ikea und kaufen nen neuen!", versuchte Byou Manabu aufzumuntern, doch der zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und setzte sich zurück aufs Sofa. Kurz darauf war er wieder in seine Zeitung versunken. Wir anderen standen unschlüssig im Raum, bis plötzlich das Handy des Sängers klingelte. Er angelte es aus seiner Hosentasche und hielt es an sein Ohr.

"Ja? ...ja. Mhm. Okay. Alles klar. Ja da ist noch frei. Okay . Bis dann." Kurz angebunden wie immer legte er wieder auf und schaute in die Runde.

"Jungs, wir gehen morgen grillen!"

~Kazuki~
 

...Hä? Grillen? Bei den Temperaturen?

"...Ist es dafür nicht ein bisschen zu kalt?", nahm Jin mir die Worte aus dem Mund. Byou winkte nur ab und sagte: "Ach was! Ein gemütliches Berghüttengrillen hat noch niemandem geschadet!"

"Berghütte?!" Was ging denn jetzt ab?

"Ja, Berghütte! Oder...eher Hügelhütte...aber egal! Ist doch cool! Kenzo-san holt uns morgen um zwei ab und dann gehts aufs Land!"

Schweigen. Nicht gerade begeistert sagte Manabu: "Ernsthaft? Es ist schweinekalt draußen und du gehst grillen?"

"Nicht ICH geh grillen, sonder WIR gehen grillen!"

"Hallo?! Es sind höchsten sieben Grad!"

"Dann zieh dich halt warm an du Pussy!" Manabus Augen weiteten sich fassungslos. Oh oh. Das konnte ja gar nicht gut gehen. Wegen der Sache mit dem Tisch schien er sowieso schon leicht gereizt zu sein. In so einem Zustand sollte man ihn besser nicht wütend machen...aber was wusste Byou schon? Dem machte es doch Spaß, andere auf die Palme zu bringen. Naja, zugegebenermaßen, war Manabu schon recht lustig anzusehen wenn er sauer war und seine Augen diesen irren Glanz bekamen...Und schon ging der kleine Gitarrist auf den Blonden los.

"Wieeee hast du mich grad genannt?! SAG DAS NOCHMAL UND ICH GRILL DICH!!"

"Grad eben hast du noch gesagt, dafür wärs dir zu kalt!", antwortete Byou mit einem Lächeln.

Jin brach in Gelächter aus, während Rui versuchte, die schwarzhaarige Furie davon abzuhalten, dem Sänger an die Kehle zu gehen.

Nachdem es der Bassist geschafft hatte, Manabu wieder zu beruhigen (Mann, der rastete in letzter Zeit echt oft aus!), erklärte uns Byou, worum es eigentlich ging.

"Also, wir und zwei andere Bands treffen uns morgen in einer Grillhütte zum...naja grillen eben. Kenzo-san meinte, wir sollten mal wieder "aus dem Sumpf der Untätigkeit" wie er es nannte, aufsteigen und uns mit anderen Künstlern blicken lassen, darum kommt auch ein Kamera-Team mit."

"Ahso. Okay na dann, wenns sein muss komm ich auch mit" gab Manabu klein bei. Byou grinste. "Als würde dir was anderes übrig bleiben!"

Manabu beschränkte sich auf ein mürrisches Grummeln und da fiel mir plötzlich etwas auf.

"Sag, mal Byou...wieso hat Kenzo-san eigentlich dich angerufen und nicht mich? Ich bin doch der Leader!"

Byou zuckte mit den Schultern und grinste erneut. "Du kriegst doch eh nichts auf die Reihe!"

Entgeistert starrte ich den Blonden an, da kopfte er mir auch schon auf die Schulter. "Spaaaaß! Hahaha!"

Ich lachte halbherzig mit. Spaß? Das hatte sich doch sehr ernst gemeint angehört. War es das wirklich, was die anderen von mir dachten? Das ich ein unfähiger Leader war? Na gut, manchmal vergaß ich schon mal etwas, aber mich dafür gleich als unnütz abzustempeln....ach was! Wahrscheinlich war es wirklich nur ein Scherz gewesen und ich fühlte mich gleich in meinem Stolz angegriffen! Komm mal runter Kazuki! Ich atmete geräuschvoll aus und sah dem Sänger in die Augen.

"Wer kommt denn noch?"

"MUCC. Und....warte mal...wer war das noch gleich...?" Ernsthaft? Erst beschrieb er mich als nutzlos (naja mehr oder weniger...) und jetzt vergaß er, was er nur ein paar Minuten zuvor gehört hatte?

"Moment....ich habs gleich...."

Jin kicherte wieder (der hat doch echt nen Clown gefrühstückt, oder?) und Manabu schnaufte genervt.

Rui schüttelte den Kopf. "Ist ja auch egal. Werden wir morgen doch eh sehen. Mal was anderes: Ich hab tierischen Hunger. Ihr nicht?" Fragend blickte er uns an. Tatsächlich fiel mir erst jetzt auf, dass mein Magen sich über die permanente Vernachlässigung in den letzten Stunden beschwerte.

"Doch, doch! Hast du was zu Essen da, Bu?", kam mir Jin (mal wieder) zuvor. Moment mal, hatte ich mich gerade verhört? Bu?! Seit wann gab unser Drummer dem Kleinen so nen albernen Spitznamen? Und auch Rui schielte etwas verwirrt (und besorgt?) zu ihm. Manabu ignorierte ihn eiskalt und antwortete: "Im Schrank sind Chips."

"Ähm...hast du vielleicht noch was anderes...?" fragte ich vorsichtig. Des Gitarristen schwarze Augen richteten sich auf mich und fast bereute ich diese Frage schon wieder.

"Nö." war dessen schlichte Antwort und Jin (Nervclown...) kicherte schon wieder. Diesmal war ich kurz davor, ihm die Mundwinkel festzutackern, aber er schien meine Verstimmtheit zu spüren und räusperte sich vernehmlich.

Rui klatschte in die Hände und zog so die Aufmerksamkeit auf sich. "Na dann ist es beschlossene Sache! Wir gehen aus!"

"Nope, wir bestellen ne Pizza", entgegnete Manabu und Rui sah ihn fragend an. "Was? Wieso denn?"

"Weil....es zu kalt ist, draußen."

"...Aha. Wenns sein muss....aber ich wär lieber ausgegangen...", murrte der Bassist und ich musste unwillkürlich über dessen enttäuschte Miene lachen, er sah aus wie ein Kind, das kein Eis bekommen hatte. Erstaunt blickte mich der Brünette an. Ich stockte. "Was ist?"

Rui schüttelte den Kopf. "Nichts, nichts, das ist nur das erste mal, das ich dich heute lachen sehe..."

"Wirklich?" Rui nickte. "Ja. Ist alles okay? Du bist so....anders als sonst. So still."

"Echt? Wie bin ich denn sonst?"

"Ziemlich...hyperaktiv. Und laut. Aber das ist gut!" beeilte er sich zu sagen. "Also ist wirklich alles klar?"

Ich lächelte. "Ja, alles okay!"

"Okay..."

Manabu hatte inzwischen das Telefon in der Hand und machte sich daran, die Nummer des Lieferservices zu wählen. "Was wollt ihr?"

"Eine große Pizza Hawaii!", riefen Jin und Rui wie aus einem Munde und grinsten sich an. Ich musste auch nicht lange überlegen und entschied mich für eine Pizza Fungi. Byou nahm eine Pizza Salami und Manabu ging in die Küche um die Bestellung aufzugeben. In der Zwischenzeit stapelten wir zwei Kartons als Tischersatz und Byou schien immer noch zu grübeln.

Eine halbe Stunde später kam die Pizza und wir warfen uns darauf wie ein Rudel ausgehungerter Hunde. Als auch der kleinste Krümel verputzt war rülpste ich zufrieden und lies mich gegen die Sofa Lehne sinken. Manabu las schon wieder in diese rätselhaften Zeitschrift (die schien ja echt spannend zu sein...) und Jin und Rui tuschelten über irgendjemandes Outfit auf deren Cover. Ich ließ meinen Blick zu Byou wandern, der sich in Gedanken versunken mit einem Zahnstocher Essensreste aus den Zähnen puhlte. Mann, war das langweilig.....nicht mal nen Fernseher hatte Manabu in dieser Bruchbude...

"ICH HAB`S!"

"UWÄÄÄH, BAHHH Byou, du Ekel!!"

Erschrocken blickte ich auf. Byou hatte sich offensichtlich an etwas erinnert und vor lauter Aufregung war ihm der Zahnstocher aus der Hand geflogen. Der klebte jetzt an Jin`s Wange, was dieser mit angewidertem Gesicht zu Kenntnis nahm. Rui und ich brachen in lautes Gelächter aus, sogar Manabu musste schmunzeln.

"Was hast du?", fragte Rui während er Jin mithilfe eines Taschentuchs von dem unerwünschten Gegenstand in seinem Gesicht befreite.

"RoyZ!"

"Du hast RoyZ?"

"Ja! Nein...Also das ist die zweite Band die morgen kommt!"

"Echt?", fragte Rui verwundert. "Warum ausgerechnet die?"

"Wieso, magst du sie nicht?"

"Doch, doch", lenkte der Bassist eilig ein. "Nur hatten wir bis jetzt ja nicht viel mit ihnen zu tun..."

"Na eben deshalb ja! Ich freu mich, sie alle mal persönlich kennen zu lernen!"

Würg. Ich nicht. Ich kannte sie schon. Zumindest flüchtig. Und nach dem, was ich beurteilen konnte, waren die alle ziemlich...arrogant. Vor allem der eine, der Gitarrist. Seinen Namen hatte ich vergessen, aber allein schon wie der damals geguckt hatte....so unverschämt abschätzig und selbstgerecht. Bah. Naja es half ja nichts....da musste ich jetzt wohl durch. Am besten gute Miene zum bösen Spiel machen, das hatte ich einigermaßen drauf. Wer weiß, vielleicht hatte die Band nur einen schlechten Tag gehabt, so wie wir heute. Also ließ ich mich am besten einfach überraschen...
 


 

~Kuina~
 

Endlich. Vorbei. Das Video war gedreht und wir durften nach Hause gehen. So schnell ich konnte packte ich mein Zeug zusammen und wollte gerade die Halle verlassen, als mich Shinchi anhielt.

"Kuina-san, bitte warte kurz!" Was denn jetzt noch? Bemüht, mir meine strapazierten Nerven nicht anmerken zu lassen, sah ich ihn ungeduldig wartend an.

"Ehm...morgen steht unerwarteter Weise doch noch ein Termin an..." Nee ernsthaft?! Wär ja auch zu schön gewesen, einen ganzen Tag frei zu haben...

"Und zwar eine Art...Bandtreffen", fuhr Shinchi fort. Ich zog fragend eine Augenbraue nach oben. "Bandtreffen?"

"Ja. Ihr Jungs und zwei weitere Bands treffen sich morgen gegen zwei an einer Grillhütte...ein Kamerateam wird auch vor Ort sein...." Der verarschte mich doch jetzt oder? Grillhütte? Kamerateam? Ach, was brachte es, sich darüber aufzuregen, ändern konnte ich es sowieso nicht.

"Und wieso, wenn ich fragen darf?"

"Einfach um etwas Aufmerksamkeit zu schinden. Sowohl Screw als auch MUCC waren in letzter Zeit nicht sonderlich aktiv und in Anbetracht dessen, dass das neue Album bald auf den Markt kommt, sollte etwas publicity nicht schaden..." Achso. Okay und deshalb müssen wir uns morgen bei klirrender Kälte vor einer Grillhütte quälen und freundlich in ein Dutzend Kameras lächeln? Aber ich nickte nur und ließ ihn stehen.

Draußen angekommen zitterte ich kurz und zog mir schnell meine Jacke über. Dann machte ich mich auf den Weg zur U-Bahn Station. Die anderen fuhren wahrscheinlich mit Shinchi zurück, aber darauf hatte ich echt keinen Bock. Außerdem erkannte mich in diesem Kaff vermutlich eh keiner und so konnte ich gefahrlos mit der Bahn nach Hause fahren.

Tatsächlich erntete ich nur einige seltsame Blicke für mein Make-up und die Haare (das Outfit gehörte mir ja nicht und so hatte ich es wieder gegen Jeans und T-shirt eingetauscht) aber es schien mich niemand zu kennen. "Kennen" tat mich ja sowieso keiner wirklich...und das sollte auch so bleiben. Ich wusste aus Erfahrung, dass mein wahres Gesicht selten gut bei anderen ankam...

Ich stieg aus und bog von der Station aus rechts in eine Straße mit einer langen reihe Plattenbauten ein. Auf dem Weg zu meiner Wohnung dachte ich noch einmal über das morgen anstehende Ereignis nach. Screw und MUCC...okay Screw konnte ich verstehen, die hatten ja ein ähnliches Image wie wir aber MUCC...? Die waren ja wohl eine ganz andere Liga...egal, irgendeinen Grund würde es schon dafür geben.

Mittlerweile hatte ich meine Haustür erreicht und kramte den Schlüssel aus meiner Tasche. Ich schloss auf und betrat meine kühle Wohnung. Hier drin war es ja kaum wärmer als draußen! Ich warf meine Sachen unachtsam in den Eingangsbereich und zog meine Schuhe aus.

Meine Wohnung war klein, aber ich wohnte ja allein hier, also störte es mich nicht sonderlich. Außerdem konnte ich mir von dem Geld, dass meine Eltern mir monatlich schickten auch nichts größeres leisten. Von dem Geld der Band bekamen wir so gut wie nichts zu Gesicht, die Manager meinten nur wir sollten warten bis wir berühmter sind, dann würde es nur so Geld regnen. Pah. Als ob. Aber eigentlich ging es mir gar nicht ums Geld. Ich wollte nur Gitarre spielen und wenigstens etwas Anerkennung dafür bekommen. Seit meinen Mittelschul-Tagen hatte ich schon immer Musiker werden wollen. Und nun war es soweit. Aber irgendwie....war es nicht ganz so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Viel zu wenig Musik, stattdessen viel Rumgehampel und so. Aber trotzdem war ich gut im rumhampeln. Der Beste. Aber stolz darauf war ich nicht.

Es half ja alles nichts, es gehörte nun mal dazu, zum Business. Das ich es hasste, war mein Problem.

Ich seufzte leise und ging in die Küche. Ich griff mir einen fettfreien Naturjoghurt und einen halben Apfel und aß, auf der Fensterbank sitzend, meine erste Mahlzeit an diesem Tag. Daraufhin ignorierte ich meinen immer noch knurrenden Magen und wechselte den Raum. Auf dem Weg zum Schlaf- und Wohnzimmer passierte ich den Spiegel der im Flur hing. Ich hielt inne und betrachtete mein Spiegelbild. Perfekte Haut, perfekte Haare. Gut. Nur leider musste ich mich langsam abschminken, sonst bekam ich Pickel. Erneut seufzte ich und ging ins Bad. Ich nahm die Abschminktücher aus dem Regal und begann, mein Make-up zu entfernen. Schicht für Schicht kam das zum Vorschein, was ich vor allen versteckte. Mein unverhülltes, hässliches Ich. Zu kleine Augen, zu schmale Lippen, unebene Haut. Mit einem Kamm entfernte ich die gröbsten Spuren Haarspray und stellte mich unter die Dusche. Lange ließ ich das heiße Wasser einfach nur auf mich tröpfeln. Dann schäumte ich mich kurz ein und spülte das Duschgel ab. Ich stieg aus der Wanne (eine Duschkabine hatte ich nicht) und rubbelte meine nasse Haut trocken. Wieder besah ich mich im Spiegel. Die blasse Gestalt mir gegenüber starrte mich aus ihren schmalen Augen hasserfüllt an. Ich besah meine mageren Schultern und nickte zufrieden, als ich feststellte, dass man die Knochen deutlich erkennen konnte. Das gleiche galt auch für mein Brustbein und die Wirbelsäule, eingerahmt von den zwei schwarzen Flügeln auf meinem Rücken.

Ich entfernte die kritischsten Piercings aus meinem Gesicht und den Ohren und legte sie sorgfältig aufgereiht auf das Regal. Anschließend schlüpfte ich wieder in meine Jogginghose und ein T-shirt und...entdeckte dass das Klopapier alle war. Na toll. Genervt stöhnend suchte ich meine Wohnung nach Tempos oder ähnlichem ab, hatte aber keinen Erfolg. Also zog ich mir notgedrungen Turnschuhe und Lederjacke über, griff nach meiner Geldbörse und dem Schlüssel und verließ zum zweiten Mal an diesem Tag das Haus.

Es dämmerte schon und ich beeilte mich um noch vor der Schließung die kleine Drogerie am Ende meiner Wohnstraße zu erreichen. Ich hatte Glück und war nicht einmal der letzte Besucher. Eine Mutter mit ihrem Sohn stand ebenfalls vor den Regalen. Ich ging zügig an ihnen vorbei und griff mir ein Sechserpack...Klopapier aus dem nächsten Gang. Auf dem Weg zur Kasse ging ich wieder an der Frau und dem Kind vorbei. Schon mein Kleingeld raussuchend hörte ich hinter mir plötzlich die Stimme des Jungen. "Mama, warum sieht der so komisch aus?"

"Schsch!", ermahnte die Mutter, doch ihr Sohn redete einfach weiter.

"Der hat ja Draht im Gesicht, das sieht voll hässlich aus!" Die Frau warf mir einen hektischen Blick zu und zog ihr Balg aus dem Gang.

Wie versteinert stand ich da. Von den unbedachten Worten eines Kindes niedergestreckt. Doch das schlimmste daran war, dass er recht hatte. Hässlich. Hässlich. Hässlich...

"Ehem. Guten Abend...?" Die Stimme des Verkäufers riss mich aus meinen Gedanken und ich bezahlte eilig und verließ betäubt das Geschäft. Wie in Trance wandelte ich nach Hause, ließ meinen Einkauf zu meiner Tasche in die Ecke fallen und meinen Körper langsam an der Wand hinunter sinken.

Hässlich. Unperfekt. Verstümmelt.

Zittrig atmete ich aus, meine Fingernägel kratzten langsam über mein Gesicht.

In meiner Kehle entstand ein dicker Kloß und meine Gedanken wichen ab in die Vergangenheit

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"Aus dem Weg, Kackgesicht! Was guckst du so blöd? Ach nee, warte, du klotzt ja immer so dämlich! Hahahaha!"

Ich reibe mir die schmerzende Schulter. Gucke Takeshi hinterher, wie er mit seiner Gang die Schule verlässt. Ich hasse ihn. Und alle anderen auch.

Wieder spüre ich einen heftigen Schlag, diesmal gegen meinen Rücken. Ich wage es nicht, mich umzudrehen und schaue weiterhin auf den Boden.

"Na du Schwuchtel! Und, heut schon nen Schwanz gelutscht?"

Ignorieren. Nicht drauf eingehen.

"Hallo, ich rede mit dir, Drahtfresse! Ach, vergiss es!"

Wieder ein Stoß, so stark, dass ich gegen meinen Spind knalle und ein scharfer Schmerz meine Seite durchzieht. Tränen steigen mir in die Augen. Vor Schmerz. Vor Wut. Vor Hilflosigkeit.

Ich rappele mich auf und renne in Richtung Dach. Steige die steile Treppe hinauf. Öffne die schwere Tür.

Starker Wind umfängt mich, lässt mich wanken. Ich gehe an den Rand des Schuldaches. Unter mir wimmelt es von Schülern, die den Hof verlassen oder betreten. Werden von ihren Freunden fröhlich empfangen oder verabschiedet.

Ich setze einen Fuß auf die Brüstung. Dann noch einen. Strecke die Arme aus. Hole tief Luft. Beuge die Kniekehlen.

Da ergreift mich ein heftiger Windstoß und wirft mich zurück aufs Dach. Benommen bleibe ich auf dem Rücken liegen. Es beginnt zu regnen. Ich kneife die Augen zusammen und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Es hilft nichts, die Tropfen finden den Weg zu meiner Haut und vermischen sich auf meinen Wangen mit meinen Tränen. Immer heftiger schütteln krampfartige Schluchzer meinen Körper. Eine Weile liege ich einfach so da. Nie habe ich mich so allein und schutzlos gefühlt. Dann stehe ich auf. Wie jemand, der gerade einen schrecklichen Unfall gesehen hat, taumele ich traumatisiert vom Dach. Wieder im Schulgebäude übermannt mich erneut der Schmerz und ich stolpere ins leere Jungenklo. Schließe mich in einer Kabine ein. Ziehe die abgenutzte Rasierklinge aus meiner Hosentasche und setze sie an meine Haut. Warmes Blut fließt mein Handgelenk hinab und tropft auf die Kacheln. Rotes Blut auf weißem Grund. Wie Schneewittchen. Nur das ich nicht schön bin.

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Langsam tauchte ich aus meinen Gedanken wieder auf und realisierte, dass es draußen schon längst dunkel war. Ich stand auf und streckte meinen schmerzenden Rücken. Mein Magen knurrte. Ich ignorierte ihn und ging ins Schlafzimmer, entkleidete mich bis auf die Boxershorts und schlüpfte unter meine Bettdecke. Tränen tropften auf mein Kissen und in meinen Mund und mit diesem salzigen Geschmack auf der Zunge, schlief ich schließlich ein.
 


 


 

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sooooo, das war nun das zweite Kapitel^^ Länger als das erste, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe, dieses Niveau lange zu halten XD bin ja doch ziemlich faul ;)
 

Kuina wurde also in der Schule gemobbt und anscheinend verfolgt ihn das immer noch ziemlich....wies genau weitergehen wir weiß ich noch nicht, aber das nächste Kapitel wird auf jeden Fall etwas weniger emo (nothing wrong with being emo) ;) vielleiiiiicht funkt es auch schon, mal sehn XD

das wars von mir, ich hoffe, es hat euch gefallen, würde mich sehr über eine rückmeldung freuen - ob nun positiv oder negativ ;)

änderungswünsche oder kritik immer erwünscht!
 

LG Nii (=^.^=)

~Kazuki~
 

"Alter, Jin mach mal hinne, wir sind eh schon zu spät!"
 

Ungeduldig klopfte Byou mit der Fußspitze auf den Boden. Von oben hörte man nur ein undeutliches "Jaja ich komm gleich! Setzt euch schon mal ins Auto!"

Augenrollend befolgte der Sänger den Rat des Schlagzeugers und verließ das Haus. Wir anderen, einschließlich Kenzo-san, unser Manager, folgten ihm nach draußen, wo dessen Wagen schon bereitstand.
 

Wir quetschten uns irgendwie in das kleine Gefährt, wobei jeder versuchte, möglichst viel Platz für sich zu beanspruchen.
 

"Woah, ist das eng!" maulte auch der Bassist sogleich "Warum nehmen wir nicht einfach den Tourbus?"
 

"Weil," antwortete der Manager

"erstens dessen Tank leer ist, zweitens es für die kurze Strecke Verschwendung wäre, eben diesen aufzufüllen und drittens..."

fügte er hinzu, während er den Motor schon mal anließ

"...ein bisschen Kuscheln noch niemandem geschadet hat, vor allem nicht bei den Temperaturen!"
 

Immer noch still vor sich hin brummelnd, gab sich Rui mit dieser Antwort vorerst zufrieden und bevor er wieder anfangen konnte zu jammern, stürzte auch endlich der ewig zu späte Schlagzeuger aus der Türe.

Mit viel Ach und Krach drängelte er sich neben mich auf die Rückbank und zog die Autotür zu.
 

Ohne Umschweife drückte Kenzo-san aufs Gas und mit einem Ruck (die Federung seines betagten Gefährtes was echt erbärmlich schlecht) ging die Reise ins Unbekannte los.
 

Naja, so unbekannt nun auch wieder nicht. Mit Sicherheit war ich schon mal an dieser Grillhütte, so viele gabs im Umkreis von Tokio ja nicht.
 

Und tatsächlich, als wir, rund vierzig Minuten später, an Besagter ankamen, erkannte ich das kleine Waldstück rundherum sofort.
 

Hier hatte meine Großtante mal Geburtstag gefeiert.
 

Irgendwann.
 

Im Sommer.
 

Entgeistert starrte ich in den Himmel, von wo nun kleine weiße Flöckchen hinunter sanken.
 

"Sag mal, wollt ihr mich verarschen?! SCHNEE?!" Trotzig, fast weinerlich ertönte Ruis Stimme hinter mir. War ja klar, dass der sich zuerst beschwerte.
 

Aber auch die anderen Bandmember sahen gar nicht erfreut aus. Zu recht, wie ich fand.
 

Jetzt mal im Ernst, hätten die sich nicht ne andere Aktivität aussuchen können?! Wie Bowlen? Oder Golfen? Okay, Golfen nahm ich zurück. Dann doch lieber polarisch Grillen.
 

Manabu blickte nur missmutig vor sich hin, anscheinend hatte er auch begriffen, dass es absolut nichts brachte, sich zu beschweren.
 

Also stapften wir schweigend bergauf, weit und breit niemand anderes in Sicht, außer Bäumen und einigen Vogelhäuschen. Plötzlich lichtete sich der Wald und die Grillhütte tauchte vor uns auf.
 

Lag vielleicht nur an mir, aber ich fand, sie sah mit dem dunklen Holz und den schwarzen Fenstern eher wie ein Hexenhaus aus.
 

Düster und kalt, erbarmungslos alles verschlingend, was sich ihr nährte, Wanderer die auf einen schützenden Unterschlupf für die Nacht hofften, kleine Kinder die sich im Wald verliefen...der Dachgiebel wie ein Mund, zu einem hämischen Lächeln verzogen, uns verspottend, die wir in eisiger Kälte unsere Zeit verschwenden und grausam zusammenhanglosen Smalltalk halten mussten...
 

Okay, das war vielleicht eeeeetwas übertrieben... aber trotzdem, nen freundlichen Eindruck machte das Gebäude nicht.
 

"Gruselig..." bestätigte der Schlagzeuger meine Empfindung flüsternd und drängte sich etwas näher an den zitternden Bassisten.

"Sag mal Rui, du wusstest doch, dass das hier kein kuscheliger Kamin-Abend wird, kannst du mir also mal verraten, was diese Aufmachung soll?" meldete sich Byou mit hochgezogener Augenbraue zu Wort.
 

Leicht errötend zupfte der Angesprochene an seiner Satin-Weste und nuschelte etwas vor sich hin. Bevor der offensichtlich genervte Sänger jedoch weiter auf das Thema eingehen konnte, klatschte Kenzo-san energisch in die Hände.
 

"Sooo, da sind wir, meine Lieben!" rief er übertrieben motiviert aus und blickte (offenbar auf Beifall oder so was hoffend) in die Runde.
 

Peinliches Schweigen.
 

Ich räusperte mich, um die Stimmung etwas aufzulockern.
 

Kein Erfolg.
 

"...Ähm, na schön! Da wir offensichtlich die ersten hier sind, würde ich vorschlagen, warten wir auf die anderen!"
 

Bravo.
 

Wirklich toller Vorschlag.
 

Wär mir nie eingefallen.
 

Mr.Obvious als Manager zu haben war echt nicht das Wahre.
 


 

~Kuina~
 

Den Schmink-Guru erfolgreich abgeschüttelt und einen Liter Energy-Suff intus, saß ich, recht zufrieden, zwischen Tomoya und Subaru im band-eigenen Kleinbus und ließ mich von der unebenen Landstraße durchschütteln.
 

Während das bei mir eine angenehme Schläfrigkeit auslöste, hing Koudai schon seit dem ersten Schlagloch mit dem Gesicht über seiner Papiertüte und versuchte zwanghaft, sein Frühstück bei sich zu behalten.
 

Es hatte fast etwas anime-artiges an sich, wie er bei jeder Kurve die Backen aufblies und zart-grün anlief.
 

Der zweite Gitarrist strich ihm immer wieder beruhigend über den Rücken und auch Subaru patschte hin und wieder seinen roten Haarschopf unbeholfen mit der linken Hand, während die rechte eine Kekstüte fest umklammert hielt, aus der Tomoya sich manchmal etwas stibitzte.
 

Ich hatte mir meine Kopfhörer aufgesetzt und konzentrierte mich für den Rest der Fahrt nur auf die rythmischen Metal-Klänge.
 

Irritiert blinzelte ich in das grelle Licht, dass durchs Autofenster schien, als der Bus ruckelnd zum stehen kam.
 

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich eingeschlafen war.
 

Ich packte meinen iPod weg, stieg aus und streckte mich erstmal ausgiebig.
 

Meine Bandmember taten es mir gleich, so auch der rothaarige Bassist, der, wenn auch immer noch etwas grün um die Nase, die Fahrt wohl ganz gut überstanden hatte, zumindest war seine Tüte leer, als er sie zerknüllte und zurück ins Auto schmiss.
 

"Hey Kou, pass auf, die brauchst du doch noch!" rief Tomoya spielend besorgt.
 

Verwirrt blickt der Koudai den Schlagzeuger an.
 

"Hä? Wieso?"
 

"Na für die Rückfahrt!" prustete Tomoya und kringelte sich gemeinsam mit Kazuki und Subaru vor Lachen fast auf dem Boden, offensichtlich prächtig amüsiert über das Gesicht des Bassisten, dessen Frühstück sich augenscheinlich schon beim Gedanken an die bevorstehende Serpentinen-Fahrt seinen Weg nach oben bahnte.
 

Kopfschüttelnd drehte ich mich weg und ging schon mal voraus, in die Richtung in der ich die Grillhütte vermutete.
 

Prompt die falsche.
 

"Hey, Kuina, wo gehst du denn hin? Hier gehts lang!" rief mir der Bandleader hinterher, der sich offenbar von seiner Übelkeit erholt hatte.
 

Mist.
 

Mit einem Pokerface drehte ich mich um und würdigte ihn keines Blickes.
 

"Ich weiß."
 

Verblüfft blickte Koudai mich an.
 

"Aber...warum gehst du dann da-"
 

"Ich musste pinkeln." unterbrach ich ihn.
 

Er schaute noch irritierter.
 

"Pinkeln? Aber...du hast doch gar nicht - ich meine du warst doch nur drei Sekunden weg-"
 

"Habs mir anders überlegt. Zufrieden?"
 

Mit diese Worten ging ich an ihm vorbei und lief nun direkt hinter unserem Manager.
 

Ich sah aus dem Augenwinkel, wie hinter mir der Bassist Subaru fassungslos anblickte, der aber nur kommentarlos mit den Schultern zuckte.
 

Wir stapften immer weiter in den Wald hinein und legten dabei ein ziemliches Tempo an den Start.
 

Der Manager blickte immer wieder hektisch abwechseln auf seine Armbanduhr und auf die riesige Karte die ständig von kleinen Winden erfasst wurde und ihm unkontrolliert um die Ohren flatterte.
 

Oh lieber Gott, bitte lass uns uns nicht verlaufen haben...
 

Aber meine Befürchtungen waren glücklicherweise umsonst, wenig später trafen wir auf die Hütte.
 

Dachte ich.
 

Der Manager schüttelte beim Anblick des völlig zerfallenen Gebäudes den Kopf und starre eindringlich auf die Karte, als ob sie uns plötzlich einfach zum Zielort teleportieren könnte.
 

"Nein, nein...das ist die falsche...! Nach Osten, nach Osten....Moment mal...v-verdammt!"
 

Mit einem Ruck drehte er die Karte herum und blickte, immer noch leicht irre, darauf.
 

Tomoya stöhnte auf, Subarus Hand traf mit einem lauten Klatschen seine Stirn und auch ich konnte mir ein genervtes stöhnen nicht verkneifen.
 

Der Idiot hatte doch wirklich, die ganze Zeit über, die Karte falsch herum gehalten.
 

Wie Klischee war das denn?!
 

Wenigstens schien er jetzt zu wissen, wo es lang ging und so machten wir uns wieder auf den Weg.
 

Diesmal schien es noch viel länger zu dauern und ich hatte den Eindruck, dass es immer kälter wurde.
 

Es herrschte vollkommene Stille hier im Wald, nur ab und zu hörte ich einen Vogel zwitschern, oder etwas im Laub rascheln.
 

Derweil fielen plötzlich auch noch zarte Schneeflocken vom Himmel, zwar nur sehr wenige, aber trotzdem schien das die Stimmung noch mehr zu drücken.
 

Diese Atmosphäre war nicht gut für mich, gar nicht gut.
 

Ich begann wieder über Dinge nachzudenken, über die ich eigentlich gar nicht nachdenken wollte.
 

Daran, dass ich bald Geburtstag hatte und es meine Familie vermutlich einen Dreck scheren würde.
 

Daran, dass die Miete bezahlt werden musste und meine Mutter mein Unterhaltsgeld immer noch nicht geschickt hatte.
 

Daran, dass-
 

"KYAAAA!!!"
 

Unsanft wurde ich aus meinen düsteren Gedanken gerissen und fuhr zusammen.

Ich blickte mich erschrocken nach dem Verursacher dieses beinahe überschall-artigem Geräusch um und zuckte erneut zurück, als ich ohne jede Vorwarnung in ein wildfremdes Gesicht unmittelbar vor mir starrte.
 

Der Übeltäter hatte langes braun-schwarzes Haar und dunkel angemalte Lippen, die zu einem furchterregenden Grinsen verzogen waren.
 

Instinktiv rammte ich ihm meine Faust in den Magen und er ging keuchend in die Knie.
 

Da schrie unser Manager plötzlich: "SAG MAL SPINNST DU?! DAS IST TATSURO-SAMA!" und machte sich gleich daran, dem unheimlichen Kerl wieder auf die Füße zu helfen.
 

Tatsu-wer?
 

Verwirrt sah ich meinen Bandleader an und der flüsterte mir rasch zu: "Der Sänger von MUCC!"
 

Ups.
 

Dumm gelaufen.
 

So macht man sich Freunde, Kuina.
 

Währenddessen war der von mir versehentlich (naja, mehr oder weniger versehentlich) misshandelte Kollege wieder auf den Beinen und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch.
 

"V-Verzeihung!" brachte ich hervor und blickte zu Boden, immer noch überwältigt von der Peinlichkeit der Situation.
 

"Kein Problem..." keuchte er und grinste gezwungen.
 

Wenn ich genauer darüber nachdachte, war sein Grinsen gar nicht so gruselig gewesen. Und sooo nah hatte er auch nicht vor mir gestanden.
 

Aber trotzdem, was musste der Kerl sich auch so anschleichen?!
 

Unterdessen begannen unser Manager und der Neuankömmling ein Gespräch.
 

"Was machen sie hier eigentlich, Tatsuro-sama?"
 

"Oh, ich hab mich auf den Weg gemacht, Sie zu suchen! Es sind schon alle da und die Steaks sind auch schon auf dem Grill, nur Sie fehlen noch! Ähm, nicht auf dem Grill, versteht sich."
 

"Jaja, wir haben uns verlaufen." Er kicherte nervös. "Falsche Karte, wissen sie!"
 

Bitte was? Die Karte ist sehr richtig. Falsches Hirn, würde ich eher sagen, nämlich das eines Schwamms.
 

Mittlerweile waren wir bei der Hütte angekommen, diesmal bei der richtigen.
 

In der Mitte der gepflasterten Platzes thronte ein doppelschichtiger Grill, gut bestückt mit Filet-Stücken, Steaks und allerlei Gemüse-Spießen.
 

Ich konnte es nicht verhindern, dass mir das Wasser bei diesem Anblick im Munde zusammenlief, obgleich ich wusste, dass ich mit Sicherheit nichts von diesem fettigen Kram esse würde.
 

Dann zogen die Personen rund um den Platz verteilt meine Aufmerksam auf sich.
 

Ich entdeckte drei weitere in Tiefschwarz gekleidete Personen (einer blond, einer braunhaarig und der dritte mit kurzem schwarzem Haar und Ziegenbärtchen) und fünf etwas farbenfrohere Gestalten, die aufgeregt umher wuselten.
 

Moment mal, den einen da kannte ich doch irgendwoher!
 

Wo hatte ich den schon mal gesehen...?
 

Wieder wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Kazuki an meinem Ärmel zerrte und mich in Richtung Grill schleifte.
 

"Ohhh, schau mal, Kuina, das sieht lecker aus!" rief er und starrte mit glänzenden Augen auf ein Stück Rinderhüfte, das fröhlich vor sich hinbrutzelte.

Ich nickte abwesend und machte meinen Arm los.

Ich wurde das Gefühl nicht los, diesen baunhaarigen Kerl mit Lippenpiercing schon mal getroffen zu haben...nur wo?
 

"Ahhh, pass auch Jin, dein Ärmel brennt gleich!" rief der mysteriöse Vertraute plötzlich und der Blonde neben mir fuhr entsetzt herum und fuchtelte panisch mit den Armen.
 

"Kazuki, du Idiot! Verarsch mich nicht!" brüllte der Angesprochene zurück, als er erkannte, das sich sein Hemdsaum in sicherer Entfernung zur Flamme befand.

Er wendete sich wieder an seinen Gesprächspartner, den großen Blonden in Schwarz, und diesmal hing sein Ellbogen wirklich fast im Feuer.
 

Na super.
 

Am Ende fackeln wir noch alle ab.
 


 

______________________________________________________________
 

endööö.

das kapitel war ja im vergleich zu den vorigen richtig lustig^^

also, kuina hat offensichtlich nicht andauernd mit selbstmord gedanken und/oder ähnlichem zu kämpfen, sonder auch seine "glücklichen momente" XD

ich versuche es in einem gleichgewicht fortzuführen, damit es nicht ganz so deprimierend und langweilig zu lesen ist :D

das kapi ist länger geworden als ich dachte, aber naja^^

wie`s weitergeht, keine ahnung XD auf jedenfall wirds spaßig werden ;D
 

ich hoffe, es hat euch gefallen, ich würde mich wie immer riesig über Reviews mit konstruktiver kritik freuen^^ *Keksehinstell*
 

LG Nii (=^-^=)

~Kazuki~
 

Etwas verarscht fühlte ich mich schon, nachdem alle so einen Stress gemacht hatten und wir jetzt augenscheinlich viel zu früh da waren und uns in der Kälte die Beine in den Bauch warten mussten.
 

Ungeduldig lief ich hin und her um mich warm zu halten und Byou nutzte die Zeit um die Hütte zu inspizieren. Misstrauisch blickte er durch ein offenes Fenster nach drinnen und zog erschrocken den Kopf wieder zurück, als dicht neben seinem Gesicht ein Eichhörnchen an der Rinde der hölzernen Wand nach draußen huschte.
 

Jin und Rui standen, zitternd wie Espenlaub und dicht aneinander gedrängt, neben der Feuerstelle, die aus einigen Schiefersteinen und längst erloschener Holzkohle bestand und waren anscheinend unfähig, sich zu bewegen.
 

"Hey, seid ihr etwa schon eingefroren?", rief ich spaßeshalber und bekam als Antwort nur ein wütendes Knurren des Bassisten.

"Ist klar, sind wir hier bei 'The Day After Tomorrow' oder was...."

Beschwichtigend hob ich die Hände "Sorry, ich lass euch in Frieden kuscheln..."

Die funkelnden Blicke in meinem Rücken ignorierend folgte ich dem Sänger, der sich mittlerweile von seinem Eichhörnchen-Trauma erholt hatte und sich im inneren des Häuschens umschaute.
 

Der Boden war mit Kohlestaub bedeckt und die Deckenbalken knarzten bedenklich, als ich mich gegen eine der Wände lehnte.

"Hier wär auch mal wieder 'ne Renovierung nötig...ich frag mich, wann hier das letzte mal jemand gegrillt hat...." murmelte mein bester Freund und zeichnete gedankenverloren mit seiner Fußspitze in der Asche herum.
 

Ich zuckte nur mit den Schultern und zog eine Kippe und ein Feuerzeug aus meiner Jackentasche.

Böse sah Byou mich an und ich blickte rasch in eine andere Richtung.

Den störte das jedoch herzlich wenig und so begann er auch gleich mit einer Standpauke.

"Willst du wirklich so weiter machen?! Du verreckst irgendwann an Lungenkrebs!"

Genervt verdrehte ich die Augen und entgegnete: "Ja und...? Ich hab sowieso nicht vor, sonderlich alt zu werden"

"Idiot!" zischte der Blonde und stapfte an mir vorbei, natürlich nicht ohne dabei heftig meine Schulter zu streifen.
 

Leicht Schuldgefühle hatte ich jetzt schon, aber ich konnte halt einfach nicht aufhören...
 

Außerdem war das doch meine Sache!
 

Und abgesehen davon rauchte Byou ja auch ab und zu und er war Sänger!
 

Gut, er qualmte längst nicht so oft wie ich aber...aber...ach, egal!
 

War schließlich mein Leben!
 

Ich zertrat meinen Glimmstängel auf dem Boden und ging zurück nach draußen, wo mittlerweile anscheinend weitere Leute angekommen waren.

Und tatsächlich, auf dem mittlerweile schon leicht eingeschneiten Platz tummelten sich vier, völlig in Schwarz gekleidete Männer und ein kahlköpfiger Anzugträger.
 

Jin und Rui, beide anscheinend wieder aufgetaut, liefen aufgeregt auf mich zu.

"Kazuki, Kazuki, guck mal, das ist MUCC!"

"Ich seh's"

Mit großen Augen starrte der Drummer mich an.

"MUCC, Alter, M.U.C.C!"

"Ja, Mann, ich hab's gehört!" Ich schüttelte den Arm des Blonden ab und trat zu unserem Manager und Byou, die die Neuankömmlinge höflich begrüßten.

"Ach, hier ist er ja! Das ist Kazuki-san, der Leader von Screw!" Energisch schob mich Kenzo-san nach vorne, wo ich dem größten der vier Musiker die Hand schüttelte.

"Freut mich, Sie kennen zu lernen!" Sagte ich grinsend und mein Gegenüber setzte ein gewinnendes Lächeln auf und antwortete: "Gehen wir doch am besten gleich zum Du über, da wir ja in der nächsten Zeit wohl öfter mit einander zu tun haben werden!"

Perplex nickte ich auf dieses überraschende Angebot und rätselte, was der Musiker, der sich als Sänger der Band entpuppte, damit meinte.
 

Wusste MUCC etwa mehr als wir?
 

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die allgemeine Vorstellungsrunde begann und ich im Sekundentakt alle möglichen Hände schüttelte.

Mein allgemeiner Eindruck der Band war gut, sie schienen alle freundlich und offen zu sein, besonders der einzige Blonde der Truppe mit dem Pilzkopf war ziemlich gut drauf und hatte ein Dauer-Grinsen im Gesicht, das aber überhaupt nicht aufgesetzt wirkte.

Auch die Chemie in der Band untereinander stimmte offensichtlich, was erstaunlich war, wenn man bedachte, dass MUCC bereits seit fünfzehn Jahren gemeinsam auf der Bühne standen.
 

In so einer langen Zeit entstanden oft viele Konflikte und Mitglieder traten aus und wurden ersetzt, aber MUCC schienen sich wirklich gut zu verstehen und mein Respekt für die Gruppe stieg mehr und mehr.
 

Mittlerweile war auch das Kamerateam aufgetaucht und überall wurde Equipment aufgebaut und sich unterhalten.

Meine Stimmung stieg merklich, unter vielen Leuten fühlte ich mich immer am wohlsten, und schon bald war ich in ein Gespräch mit dem fröhlichen Bassisten von MUCC vertieft, der sich mir als Yukke vorstellte und sogleich über die Eigenheiten seiner Band-Member zu plaudern begann.

Auch ich verriet einige "Geheimnisse" meiner Kollegen, aber natürlich nichts, was niemand wissen sollte, währenddessen bauten die Staff-Leute einen gigantischen Grill auf und entzündeten eine fröhlich lodernde Flamme darunter.
 

Wenig später lagen auch schon die ersten Steaks und Würstchen auf dem Eisen und mein Magen machte sich lauthals bemerkbar.
 

Da fiel mir auf, dass noch jemand fehlte. "Wo bleibt denn die dritte Band?" wandte ich mich an Kenzo-san, der immer wieder beunruhigt auf seine Armbanduhr guckte und auf meine Frage nur mit den Schultern zuckte und seine Augen hektisch über den Platz schweifen ließ.

"Ich würde ja ihren Manager anrufen, aber mein Handy hat hier im Wald keinen Empfang...."
 

In diesem Moment trat Tatsuro, der Sänger von MUCC zu uns, der wohl das Gespräch mit angehört hatte.

"Ich kann sie suchen gehen!"

Kenzo-san schüttelte abwehrend den Kopf "Nein, nein, sonst gehen sie auch noch verloren, Tatsuro-san...." doch der lachte nur kurz auf und bevor jemand etwas einwenden konnte, war der Schwarzhaarige auch schon zwischen den Bäumen verschwunden.
 

Ich sah dem Vocal noch kurz hinterher, dann kehrte ich zurück zu einer der mittlerweile aufgestellten Bänke und ließ mich neben Rui nieder, der über den Tisch mit Jin eine Diskussion über Lammfell-Pantoffel führte. "Die sind sowas von warm, das kannst du mir glauben!" - "Tu ich auch, aber ich mag den Gedanken, dass meine Füße in einem armen unschuldigen Baby-Lämmchen stecken halt nicht" - "Und wovon beißt du grad ab?"- "Das ist Rind, kein Lamm" - "Läuft aufs Gleiche hinaus!" ....
 

Kopfschüttelnd sah ich mich auf dem total überfüllten Platz um, als plötzlich Tatsuro wieder aus dem Wald hervorbrach, breit grinsend und im Schlepptau sechs zitternde, verstört dreinblickende Männer.
 

Nachdem die Neuankömmlinge kurz mit dem Kamera-Team gesprochen hatten, verteilten sie sich um den Monster-Grill herum und standen eine Weile unschlüssig herum.

Mein Blick fiel auf den lilahaarigen, gepiercten Gitarristen, der mir schon damals bei unserem zufälligen Treffen so negativ aufgefallen war und auch jetzt einen äußerst mürrischen und arroganten Eindruck machte.

Sein Blick zuckte zu mir und kurz schien es, als würde er mich wiedererkennen, doch dann drehte er sich, ohne ein Winken oder wenigstens ein Lächeln weg und wurde von einem blonden, ungeduldig auf und ab hüpfenden Kerl zum Grill gezogen.
 

Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern, war ja nicht meine Schuld, dass der so schlecht drauf war.
 

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich den Gitarristen, welcher geistesabwesend auf das fleischige Gelage starrte und von dem Blonden neben ihm vollgelabert wurde.

Nur wenige Zentimeter entfernt stand Jin, den Arm gefährlich nah an den auf und ab tanzenden Flammen.

Schnell rief ich ihm eine Warnung zu, die er für einen schlechten Witz zu halten schien und mir eine Beleidigung an den Kopf warf.
 

Mann oh Mann.

Will ja nur helfen.

Aber okay...
 


 

Wenig später saßen wir alle an den zwei großen Biertischen und hatten jeweils einen riesigen Teller mit Fleisch und Salat vor uns stehen.

Unterhaltungen jeglicher Art flogen umher und zwischen dem fröhlichen Gemampfe waren vereinzelte Lacher zu hören.

Ich fühlte mich hier ziemlich wohl, aß und gab zu verschiedenen Gesprächen ab und zu meinen Senf dazu.
 

Dabei huschte mein Blick immer wieder zu dem lilahaarigen Gitarristen (dessen Namen ich mittlerweile auch mal erfahren hatte - er hieß Kuina) der das komplette Gegenteil meiner Stimmung ausstrahlte.

Zwar sagte er auch mal öfters was und lachte oder grinste einstweilen, aber man sah, dass das aufgesetzt war.

Zumindest ich bemerkte das.

Ob es den anderen auffiel, wusste ich nicht, entweder sie waren zu unsensibel, oder sie waren einfach schon daran gewöhnt.
 

Hin und wieder fing er meinen Blick auf, sah aber sofort wieder in eine andere Richtung.

Was stimmte mit dem nicht?

Je länger ich ihn beobachtete, desto gewann ich den Eindruck, dass er nicht arrogant oder sonst was war, sondern entweder extrem schüchtern oder depressiv.
 

Wobei ich schüchtern eigentlich sofort ausschließen konnte, schließlich war er Musiker und stand regelmäßig vor tausenden von Leuten auf der Bühne.
 

Blieb depressiv. Aber in dem Alter? Die Anzeichen stimmten zwar, ich kannte mich etwas damit aus, da meine Tante auch mal unter Depressionen gelitten hatte, allerdings war die damals Anfang fünfzig gewesen und dieser Kuina konnte höchstens vierundzwanzig sein.
 

Plötzlich bemerkte ich, dass sich sein Blick in meinen bohrte und erschrocken guckte ich weg. Ich hatte doch tatsächlich die ganze Zeit dagesessen und den Gitarristen angestarrt, als sähe ich zum ersten mal einen Menschen. Peinlich...

Nervös räusperte ich mich und konzentrierte mich wieder auf mein Steak.

Ich spürte, wie Kuinas Augen mich fixierten und gab mir Mühe, nicht aufzublicken.

Natürlich tat ich es doch.
 

Mein Blick traf den seinen und durch seine weißen Kontaktlinsen taxierte er mich. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er sah aus, als würde er angestrengt über etwas nachdenken.

Dann drehte er den Kopf nach rechts, wo sein silberhaariger Kollege angeregt an seinem Ärmel zupfte und ihm etwas ins Ohr flüsterte.

Seine Augen weiteten sich und huschten zurück zu mir. Verlegen sah ich weg. Unser kurzer Anstarr-Wettbewerb war mir unangenehm und schnell klingte ich mich in eine laufende Unterhaltung von Rui und dem Schlagzeuger von MUCC ein.
 

Eine dreiviertel Stunde später war ich voll und langsam wurde ich müde. Ich klopfte mir zufrieden auf den Bauch und rülpste vernehmlich. Gerade fragte ich mich, wann wir wohl wieder nach Hause fahren würden, da erhob sich Kenzo-san und klatschte in die Hände.

"Ähem, dürfte ich um eure Aufmerksamkeit bitten?"

Die Gespräche am Tisch verstummten und unser Manager fuhr fort.
 

"Also, ihr fragt euch bestimmt, warum ihr eigentlich alle hier seid. Nun ja, abgesehen von dem Ziel, Band-externe Bekanntschaften zu knüpfen, gibt es noch einen weiteren Anlass.

In etwa zwei Monaten ist Weihnachten und aus diesem Grund haben sich Danger Crue Records, PSC und B.P Records folgendes überlegt...." Kenzo-san holte kurz Luft und sah alle Bands der Reihe nach an.

"Als Weihnachts-Special werdet ihr euch aufspalten, neu zusammen mischen und drei alternative Bands bilden"

Aufgeregtes Gemurmel brach aus und meine Neugierde wuchs.

"Die dabei entstehenden drei neuen Bands werden jeweils einen Song schreiben und live an Heilig Abend in Shibuya performen. Die Mitglieder werden per Zufall ausgewählt, was jetzt gleich passieren wird. Mehr Informationen nach der Auswahl!"

Unser Manager setzte sich wieder und ein Staff-Member trat an den Tisch, wo er fünf Plastik-Kugeln mit kleinen Zetteln darin abstellte.

"Ich werde jetzt aus jeder Kugel einen Zettel ziehen und die Namen darauf bilden die neuen Bands"

Gespannt blickten wir alle nach vorne und warteten auf das Ergebnis. Ich fand die Idee ziemlich interessant und freute mich darauf, neue Leute besser kennen zu lernen und neue Erfahrungen zu machen.

Den anderen ging es anscheinend nicht anders, Rui grinste vor sich hin, Jin kicherte und selbst Manabu sah fröhlich aus.

Unweigerlich musste ich wieder zu Kuina schauen, der mit einem perfekten Pokerface dasaß und keine Regung zeigte.
 

Der Staff-Member griff nacheinander in die fünf Schüsseln und legte die Zettel untereinander auf den Tisch.
 

"Gruppe 1: Vocal: Tatsuro, MUCC.

Erste Gitarre: Miya, MUCC.

Zweite Gitarre: Kazuki, RoyZ.

Bass: Rui, Screw

Drums: Jin, Screw"
 

Rui und Jin jubelten wie zwei kleine Schulmädchen, die zusammen für ein Referat eingeteilt wurden und auch Miya und Tatsuro grinsten sich kurz an.

Die Prozedur ging von vorne los und die zweite Band stand fest.
 

"Gruppe 2: Vocal: Subaru, RoyZ

Gitarre: Manabu, Screw

Bass: Koudai, RoyZ

Drums: Satochi, MUCC"
 

Stimmt ja, da MUCC nur vier Members hatte, musste folglich auch eine der neuen Bands viergleißig fahren...
 

"Gruppe 3: Vocal: Byou, Screw

Erste Gitarre: Kazuki, ebenfalls Screw

Zweite Gitarre: Kuina, RoyZ

Bass: Yukke, MUCC

Drums: Tomoya, RoyZ

... Das wären dann alle"
 

Im ersten Moment war ich erleichtert, mit meinem besten Freund zusammen in einer Gruppe zu sein, dann sah ich wieder neugierig zu Kuina, der aussah, als hätte er in eine Zitrone gebissen, und hoffte, dass sich seine Stimmung im laufe der Zeit bessern würde, schließlich würden wir zusammen Musik machen und da würde sich ein dauer-schlecht-gelaunter Gitarrist mi Sicherheit negativ auf das Ergebnis auswirken.

Aber das wird schon noch werden...
 

Wenig später zog das Kamera-Team von dannen, natürlich nicht, ohne jede Band noch mal nach ihrer Meinung zu diesem Projekt zu fragen, die allgemein ziemlich positiv ausfiel.

Dann verabschiedeten wir uns von MUCC und RoyZ und stiegen ins Auto.

Eine Weile diskutierten wir noch über die anstehende Arbeit, doch schon bald fielen mir die Augen zu und so verpennte ich die restliche Heimfahrt einfach.
 

Im Traum begegnete ich einem missmutig blickenden Kuina, der gemeinsam mit einem psychopathisch grinsenden Tatsuro Haarreife mit Rentier-Hörnern anprobierte und anschließend in einem Kanu davonpaddelte, während der Lilahaarige mich einfach nur anstarrte, sich schließlich rückwärts in den Kanal fallen ließ und mit kräftigen Zügen dem Sänger hinterher schwamm.
 

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Erstmal: GOMEN NASAI!!!! Ich weiß, es ist viel zu lange her TT-TT ich bin einfach eine faule, inkompetente, schusselige und unfähige Autorin .-. Es tut mir echt leid.....ich werd wirklich versuchen, dran zu bleiben, und regelmäßiger zu schreiben....gome ne... T-T
 

Heute mal ein reines Kazuki-Kapi, ich hoffe das ist okay^^

so, jetzt wisst ihr worum es eigentlich ging, bei diesem Grill-Fest XD ich weiß, ist seltsam und würde in der Realität nie passieren, aber hey, das hier ist schließlich eine FanFIKTION XDXD

Lasst gerne Kritik oder Lob da, ich würde mich riesig freuen^^
 

Im nächsten Kapitel wirds auch spannender, ich versprechs :D
 

Bis zum nächsten Mal *winkewinke* ;*



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