Private Lessons von MissImpression (NaruHina, NP SasuSaku) ================================================================================ Kapitel 5: Love is nothing but a psychic suicide ------------------------------------------------ Unschlüssig stand Hinata vor ihrem Kleiderschrank und verstand wahrscheinlich das erste Mal in ihrem Leben, warum so viele Mädchen behaupteten, sie hätten nichts zum Anziehen, obwohl der Schrank komplett voll war. Bereits zum gefühlt tausendsten Mal stellte sie sich vor ihren großen Spiegel und hielt abwechselnd je ein weißes und ein rotes Oberteil an ihren Körper, nur um mit einem resignierten Seufzer beide zu den bereits aussortierten anderen Blusen und Tops aufs Bett zu schmeißen. Vorsichtig setzte sie sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken an einen der Bettpfosten. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie bereits seit einer geschlagenen Stunde dabei war und sie sich in einer halben Stunde treffen würden. Warum machte sie sich plötzlich so einen Kopf darum? Es würde sowieso dunkel sein und keiner würde sehen, ob sie nun ein Kleid oder eine Hose an hatte, mal ganz davon abgesehen, dass sie sowieso nur zu zweit da sitzen würden. Und trotzdem beschäftigte es sie. War es, weil Naruto das Treffen als „Date“ bezeichnet hatte? Oder weil sie seit geraumer Zeit dieses eigenartige Bauchkribbeln hatte in seiner Nähe? Waren das die berüchtigten „Schmetterlinge“? Wie sollte sie das herausfinden? Jedenfalls nicht durch rumsitzen. So sprang sie auf und schaute sich noch mal ihre Kleidung an, irgendwas musste sich ja finden lassen. Kurz vor Mitternacht und somit auch kurz vor ihrer verabredeten Zeit trat Hinata aus dem Haus, eine schwarze Hose und eine hellblaue Bluse tragend. Ihre Haare hatte sie offen gelassen und ein dezentes Make-up aufgelegt. Sie war zwar nicht gänzlich zufrieden mit ihrem Outfit, doch hatte auch keinen Nerv mehr, sich weiter damit zu beschäftigen. Naruto saß bereits am anderen Ende des Gartens, wo es am dunkelsten war. Sie sah ihn sofort, weil seine blonden Haare durch den Schein seines Smartphones in der Dunkelheit strahlten. Er hatte eine große Decke auf dem Rasen ausgebreitet und ein kleines Windlicht an die Seite gestellt. Vorsichtig setzte sie sich neben ihm, während er ihr erklärte, dass er im Internet gelesen hatte, es würde bald losgehen. Er schien wirklich aufgeregt zu sein. „Hast du sowas schon mal beobachten können?“, fragte Hinata und schaute ihm leicht über die Schulter auf das Display. Er schüttelte mit dem Kopf. „Nee, irgendwie habe ich es bisher immer verpasst. Und du?“ „Auch noch nicht.“ Er drehte seinen Kopf lächelnd zu ihr und ihr Herz setzte einen Augenblick aus, da sein Gesicht plötzlich so nah an dem ihren war. Sie schaute nach unten. „Also am besten, wir legen uns gleich mal hier hin und hoffen, dass das Schauspiel bald startet“, meinte er und legte sein Handy weg. „Wir haben tatsächlich Glück mit dem Himmel, keine einzige Wolke zu sehen. Ich bin begeistert!“ Er ließ sich nach hinten fallen und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Auch Hinata legte sich hin, wobei sie langsam merkte, dass es doch kühler wurde und ihr dünnes Oberteil für diese Temperaturen nicht geeignet war. Sollte sie noch schnell nach Hause laufen und sich eine Jacke überziehen? Oder wäre das so störend, dass sie die ganze Stimmung damit kaputt machen würde? Sie entschied sich, durchzuhalten. So schlimm würde es schon nicht werden. „Manchmal, wenn ich mir so die Sterne angucke, fühle ich mich ganz klein und bedeutungslos angesichts der Weite, die sich vor einem erstreckt – so wie ein Tropfen im Ozean“, sagte Naruto und klang dabei leicht verträumt. „Das stimmt“, flüsterte Hinata. So lagen sie da fünf Minuten schweigend und wartend, bis die Hyuuga wieder das Wort ergriff: „Wie fühlt es sich eigentlich an, verliebt zu sein?“ Es war kaum mehr als ein Hauchen und trotzdem verstand Naruto jedes einzelne Wort. „Also“, begann er langsam und drehte seinen Kopf in ihre Richtung, „es ist eine leichte und schwierige Frage gleichzeitig. Man weiß es irgendwie. Ich würde es als ein intensives Gefühl beschreiben: dein Herz schlägt ganz schnell, dir wird warm, dein Magen kribbelt so merkwürdig, du freust dich innerlich einen gigantisch großen Keks. Dazu kommt dann noch Nervosität und Aufregung und ein Drang zur Nähe.“ Hinata hakte innerlich die genannten Stichpunkte ab und nickte dabei unbewusst. Jupp, es passte alles. Ein leichter Wind zog auf. „Ist dir nicht kalt?“, fragte er und betrachtete ihre kurzärmlige Bluse, soweit es in der Dunkelheit überhaupt möglich war. „Ein bisschen“, gestand sie. „Aber ich möchte nichts verpassen.“ „Musst du auch nicht.“ Er setzte sich auf und streckte seinen Arm nach etwas aus, das neben ihm lag. „Für alle Fälle hab ich die hier mit rausgenommen.“ Mit diesen Worten breitete er über sich und Hinata eine große, weiche Sommerdecke aus. Dankend schlang die Hyuuga sie etwas enger um sich und merkte erst in dem Moment, wie sehr sie eigentlich fror. Naruto rutschte derweil ein bisschen näher an sie heran, sodass sich ihre Oberarme berührten. „Bist du denn verliebt?“, fragte er. „Ich glaube schon.“ „Schlimm wird das Ganze, wenn es eine unerwiderte Liebe ist. Es zerreißt dich innerlich in tausend Stücke.“ Seine Stimme klang traurig. Sie sah ihn an, doch sein Blick war gen Himmel gerichtet. Sie wusste, wovon er sprach. Wolke Sieben bot einen tiefen Fall für all jene, die unglücklich verliebt waren. „Manchmal glaube ich, dass Liebe einfach ein psychischer Selbstmord ist – und obwohl man es weiß, lässt man sich doch davon einlullen. Die Welt ist voller Masochisten.“ Er lachte leicht. „Hattest du schon mal eine Freundin?“, fragte Hinata leise. „Ja, aber es hielt nie lange. Die meisten Mädchen sind hinter Sasuke her und ich soll dann den Mittelsmann spielen, das kann sehr frustrierend sein, aber ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt.“ Und so wie er das sagte, klang es auch, was die Hyuuga wütend machte. Sie erinnerte sich an Ino, die damit geprahlt hatte, Sasukes Handynummer über den Uzumaki bekommen zu haben. Und Sakura, die Narutos Gefühle völlig überging und ihn in ihre Liebessachen mit hineinzog, ihm beinah das Herz herausriss und es nicht mal merkte. „Das ist nicht fair.“ Ihre Stimme zitterte leicht. Er lächelte traurig. „Das stimmt. Aber was ist schon fair in diesem Leben?“ Hinata setzte sich auf und sah ihn an. Ihr gefiel dieser melancholische Naruto nicht, der so negativ über die Liebe sprach. Wo war der optimistische, gut gelaunte Naruto geblieben, den sie kennengelernt hatte? Der impulsiv die Sachen anpackte und sie immer zum Lachen brachte, selbst wenn sie mal nicht so gut gestimmt war. Und das erste Mal in ihrem Leben entwickelte Hinata eine Abneigung gegenüber einer Person, die sie nicht persönlich kannte. Sakura war ein Miststück. „Oh, es fängt an“, rief Naruto freudig auf und berührte die Hyuuga am Oberarm, was für sie wie ein kleiner Stromschlag war. Sie sah nach oben und vor ihr erstreckte sich ein Schauspiel der besonderen Art: Einige kleine und größere Sternschnuppen durchzogen für je einen kurzen Moment den Himmel wie weiße Striche auf schwarzem Papier. Einige waren gut sichtbar, bei anderen hatte man das Gefühl, man hätte sie geträumt, so sanft und fein erschienen sie. „Wie schön“, flüsterte Hinata und lehnte sich wieder zurück, wobei sie einen kurzen Schreck bekam, da Naruto seinen Arm unter sie schob und sie an sich zog. So lagen sie da, fest aneinandergedrückt, und bestaunten das Naturschauspiel, das so nah wirkte und gleichzeitig so fern war. Ihr Herz raste und fühlte sich an, als würde es anschwellen. Sie spürte seine Wärme, sog gierig seinen Geruch ein und entspannte sich allmählich. Die sterbenden Sterne über ihnen tanzten für sie ein letztes Mal. Es war bereits eine Stunde vergangen und Hinatas Augen fielen langsam zu. Auch wenn der Sternenregen faszinierend war, so war es doch bereits ziemlich spät. Sie konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. „Bist du müde?“, fragte Naruto, wobei sein Atem ihr Ohr streifte und ihr eine Gänsehaut bereitete. „Ja, etwas.“ „Dann lass uns nach Hause gehen, nicht dass wir hier noch einschlafen.“ So rappelten sie sich auf und packten die Sachen zusammen. Kurz bevor sich ihre Wege dann trennten, legte Naruto die beiden Decken zur Seite und umarmte Hinata fest. Ihr Herz raste wie verrückt, doch sie erwiderte die Geste. „Danke, dass du das mit mir gemacht hast“, flüsterte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht.“ Mit diesen Worten hob er seine Decken wieder auf und ging in Richtung seines Zuhauses. Hinata blieb einen kurzen Moment noch stehen, berührte ihre Wange an der Stelle, die er sanft geküsst hatte, und wurde sich just in diesem Augenblick bewusst, dass sie ihr Herz tatsächlich und wahrhaftig an diesen Jungen verloren hatte. Nervös stand Sakura am Eingang des Schulgeländes und betrachtete das Gebäude. Sie war früh dran, früher als sonst, und so traf sie auf nur wenige Schüler. Sie sah auf den Schlüssel der Bibliothek in ihrer Hand und merkte, dass diese zitterte. Seit dem kleinen Stelldichein in der Bücherei hatten sich Sasuke und Sakura nicht mehr gesehen, da sie das Wochenende über mit ihren Eltern bei einem Familientreffen in einem Kaff war, Funkloch inklusive. Somit hatten sie seitdem auch keinerlei Kontakt, zumindest bis Sakura Sonntagabend auf ihr Handy schaute und folgende Nachricht las: „Montag 7.15 Uhr bei der Bücherei, Sasuke“. Ihr Magen schien sich mit jedem Schritt, den sie in Richtung der Schule tat, immer weiter zusammenzuziehen. Das ganze Wochenende über hatte sie sich danach gesehnt, endlich wieder bei ihm zu sein, seine Lippen zu schmecken, ihn zu berühren. Doch da es nun so greifbar nah war, kam die Aufregung zurück. Was, wenn er ihr jetzt sagen würde, dass er sich geirrt hatte? Dass es ein Fehler war, sich auf sie einzulassen? Sakura schüttelte ihren Kopf und versuchte, diese negativen Gedanken abzuschütteln. Das brauchte sie momentan definitiv nicht. Sie kam bei der Tür zur Bibliothek an, doch niemand war da. Hatte sie sich geirrt? Sie holte ihr Handy raus und wollte gerade nach der SMS suchen, da kam Sasuke um die Ecke. Ihr Herzschlag setzte einen kurzen Moment lang aus – wenn es so weiterging, dann würde sie bald an einem Herzstillstand sterben, da war sie sich sicher. Ein Wink seinerseits in Richtung der Bücherei verriet ihr, dass sie die Tür dazu öffnen sollte. Er schaute sich unauffällig um, während sie etwas umständlich den Schlüssel ins Schloss steckte. Sie verschwanden gemeinsam im noch dunklen Raum und die Tür wurde geschlossen. Unbeholfen stand Sakura da, sah ihm in die Augen und zitterte vor Aufregung und Vorfreude. Er lächelte sie an und es war um sie geschehen. Beinah mit Anlauf schmiss sie sich an seinen Hals, küsste ihn gierig, drückte ihren Körper gegen seinen. Auch in ihm schien ein Feuer zu lodern, seine Hand ruhte in ihrem Nacken, die andere auf ihrem Rücken, presste sie näher an sich heran. Er schob sie zurück, drängte sie gegen die Wand, ließ keinen Zentimeter zwischen sich und ihr. Sakura atmete schwer, ihre Wangen waren gerötet. Sie wollte mit ihm sprechen, die Sache zwischen ihnen klarstellen, um zu wissen, wo sie bei ihm stand. Er wusste sehr wohl, dass sie ihn liebte, doch umgekehrt wusste sie nichts über seine Gefühle, außer dass er körperlich eindeutig nicht abgeneigt war. Doch er ließ sie nicht durchatmen, keinen klaren Gedanken fassen, sie gab sich ihm ganz hin und genoss diese Situation. So früh morgens würde niemand die Bibliothek betreten, denn es gab feste Öffnungszeiten und die begangen in der ersten längeren Pause. Und erst als die Klingel die erste Unterrichtsstunde einläutete, lösten sich die beiden voneinander. Ihre Lippen fühlten sich geschwollen an und beide atmeten so, als hätten sie einen Sprint hinter sich. „Wir müssen los in die Stunde“, flüsterte Sakura. Er legte seine Stirn an ihre und schloss die Augen. „Sehen wir uns beim Mittagessen?“ Sie nickte, woraufhin er ihr einen letzten Kuss gab, seinen Rucksack vom Boden aufhob und die Bücherei verließ. Und Sakura hatte plötzlich das ungewöhnliche Gefühl, etwas Verbotenes getan zu haben. In der Mittagspause saßen Naruto und Sasuke bereits in der Mensa, als Sakura dazu stieß. Der Blonde war gerade dabei, über irgendeinen Sternenregen zu erzählen, den er am Wochenende beobachtet hatte. „Hallo Leute“, sagte sie und setzte sich direkt neben Sasuke, der aber nicht aufschaute. Ihre Augenbrauen zogen sich kurz zusammen. Ignorierte er sie? Naruto schien jedenfalls nichts zu merken und begrüßte die Haruno überschwänglich. Sie lächelte ihn an, dankbar für die Ablenkung von den Zweifeln, die sie gerade gepackte hatten. „Das Wochenende tat dir wohl gut, was?“ Sein Blick war fragend. „Was meinst du?“ „Naja, am Freitag sahst du irgendwie bedröppelt aus. Und heute strahlst du.“ „Ja.“ Er lachte verlegen. „Das Wochenende hat mich gerettet.“ Er verkniff es, Hinata zu erwähnen. Er wollte nicht, dass sie ihn wieder damit aufzog. Das, was da zwischen ihm und der Hyuuga passiert war, würde fürs erste sein kleines Geheimnis bleiben. Während Naruto von seinem Erlebnis im Freien erzählte, spürte Sakura plötzlich etwas an ihrem Oberschenkel. Sie schaute nach unten und sah, wie Sasuke unauffällig unter dem Tisch nach ihrer Hand griff. Er drückte sie kurz und strich mit dem Daumen drüber und Sakura spürte, wie die Anspannung von ihr wich. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie sich so verkrampft hatte. Sie lächelte und wand sich wieder Naruto zu, tat so, als würde sie zuhören, doch ihre gesamte Aufmerksamkeit galt einzig und allein Sasukes Berührung. Auch wenn da noch ein paar Zweifel in ihrem Hinterkopf blieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)