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Der Versuch dich zu verstehen

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich versuche so nah wie möglich an den Charakteren der Serie zu bleiben, aber wie sagte Irene Adler ja schon so schön: „Egal welche Rolle wir einnehmen, wir geben immer einen Teil von uns selber preis“ ( frei übersetzt, weil ich das auf Englisch geguckt habe und so ;) ). Hier sind noch kurze Instruktionen zum Verständnis meiner Schreibweise :D
„...“ = Gesprochenes
//...// = Gedanken
'…' = Zitate (vermutlich nur Texteigene)
Ich schreibe für gewöhnlich auf Englisch und habe noch nie eine Fanfiction veröffentlicht, deshalb könnte meine Schreibweise auch hin und wieder der englischen entsprechen und vielleicht nicht euren Stil ansprechen^^'' (für Kritik bin ich aber immer offen)
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen des ersten, vielleicht noch nicht ganz so fesselnden, Kapitels ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey, ho! Wollte mich mal kruz für 8 Favos und 3 Kommentare zu 2 Kapiteln bedanken! *-* Bin ja gänzlich neu als Account auf Animexx und freue mich riesig über so schnelle Begeisterung :)
Ich habe mich entschieden erst mal alle 5 Tage ein Kapitel hoch zu laden (wann sie freigeschaltet werden liegt ja nicht in meiner Hand), da ich noch genug Reserve habe; ist diese aufgebraucht, wird es wohl sehr unregelmäßig werden, weil ich nicht immer allzu viel Zeit zum Schreiben habe ^^
So, jetzt aber viel Spaß mit dem nächsten Kapitel!
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi!
Es ist wieder so weit. Wäre schön, wenn ihr mir mal wieder etwas Feedback dalassen würdet, da ich momentan überhaupt nicht weiß, ob tatsächlich jemand hier ließt oder nicht, immerhin schreibe ich für Andere - ansonsten kann ich meine Fantasie auch für mich behalten ;) Also schreibt mir doch gerne ob euch was gefällt, ob euch was nicht gefällt, etc.
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen.
Vorab: ich weiß, dass kaum einer wirklich ließt, aber ich entschuldige mich trotzdem für diese extremen Upload-Delays, auch wenn ich im Grunde nichts dafür kann, aber ich fühle mich immer verantwortlich^^
Dann wollte ich mich bei zwei Personen bedanken: KiraNear, für die ständigen Kommentare (Hoffen wir, dass du bleibst und mir nicht KiraFar wirst *badumm tss*.. Sorry, der musste einfach sein ^^'') und jemandem aus einem anderen Archiv, die mir zu meiner englischen Übersetzung geschrieben hat, ich solle mir eventuell eine neue Kurzbeschreibung überlegen um es interessanter zu machen - sie hatte recht, ich bin einfach nicht gut im Zusammenfassen eigener Werke :D Aber nachdem sie die nun neue Beschreibung abgesegnet hat, habe ich sie einfach auch für die deutsche Story übernommen und hoffe einfach, dass es so nun besser ist ;) (Danke also ChickaDelSol, auch wenn sie nichts hiervon sehen wird)
So, genug gelabert! Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel!!
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Die SMS

//„Dinge, die sie nie gesagt haben, aber immer sagen wollten.. Sagen sie sie jetzt.“//

Ja, natürlich. Natürlich nicht! Natürlich konnte er das nicht sagen. Wie auch?! Sollte er sich tatsächlich vor seiner (ehemaligen) Therapeutin das Herz ausschütten und diese Dinge sagen?! Klar, wäre das normal gewesen, aber.. Er konnte diese Dinge ja nicht einmal zu Sherlock selbst sagen; sie sich nicht einmal selber eingestehen, wie sollte er es da einer praktisch fremden Person offenbaren?! Nein, das ging einfach nicht.

Das Taxi, das er sich gerufen hatte hielt nun wieder. Wie in Trance zahlte er, stieg aus dem Wagen aus und lief automatisch in das Haus, stapfte die Treppen hinauf, drückte die Türe auf und ließ sich in seinen Sessel fallen. Die Arme legte er auf den Seitenlehnen ab. Der Körper schmiegte sich gegen den Rücken des Möbelstückes. Die Beine standen direkt an das Fußende angelehnt. Und doch sah man deutlich die Anspannung in ihm: Der Kopf wollte sich einfach nicht in den Nacken fallen lassen. Tiefe graue Augenringe zeichneten sich in seinem Gesicht ab, doch seine Augenlider wollten sich nicht zusammenschließen. Er war übermüdet. Gnadenlos übermüdet, doch er konnte schon seit 3 Tagen nicht eine Minute schlafen. Sein Verstand war oft abwesend – so wie jetzt – doch reichte das seinem Körper natürlich nicht, und das wusste der Arzt genau.

Er würde nicht schlafen können. Nicht mit dem Gedanken, dass Sherlock tot sein sollte. Pah: 'sein sollte'.. Er hatte es doch ganz genau gesehen – den Sprung, die Leiche, die Beerdigung.. Dabei dachte er immer, Sherlock würde alles überleben, nur um allen anderen seine Überlegenheit zu beweisen. Nein, Sherlock Holmes starb nicht so einfach. Doch die Leiche..

Ein innerer Konflikt entfachte sich in ihm, entwickelte einen Kampf, bäumte sich zu einem Krieg auf. „Tze!“ stieß John spöttisch auf. //Ich komme aus dem Krieg, lerne die wohl bemerkenswerteste Persönlichkeit kennen, finde in ihm meinen ersten Freund nach all dem Leid das ich gesehen habe, und dann ist er fort und ich ziehe erneut in den Krieg. Mental scheint Krieg jedoch noch um einiges nervenzerfetzender als Afghanistan.. Erstaunlich, wie ein Mensch das ganze Leben auf den Kopf stellen kann, und dann auch noch durch seinen..// Er wagte es nicht diesen Satz zu Ende zu denken. Er fühlte sich sonst als hätte er ihn damit betrogen, ihn verleugnet.. seine Brillianz verleugnet.
 

„John, was machen Sie nur immer? Warum kommen Sie denn immer hier hoch, anstatt sich zu mir nach Unten zu setzen? Ich will Sie nicht jeden Tag hier herausschieben müssen..“
 

Damit wachte John nun endlich aus seiner Taubheit auf.
 

„John.. Sie sollten sich wirklich eine neue Bleibe suchen. Es tut uns beiden nicht gut wenn Sie sich jeden Tag hier reinsetzen.“
 

Doch er wollte sich nicht bewegen. Er wollte aufwachen, aus diesem scheinbar endlosen Albtraum.
 

„Ist schon gut Mrs. Hudson, lassen Sie mich einfach allein.“ sagte er kurz, knapp, bestimmt.
 

Gut? Nichts war gut, überhaupt nichts. Ohne zu wissen, ob sich Mrs. Hudson nun wieder entfernt hatte oder nicht, ließ er sich wieder ganz in seine eigene Abwesenheit fallen.

Gut war nichts, und er saß noch bis zum Abend dort und bewegte sich nicht. Irgendwann stand er ruckartig auf, taumelte kurz und ging tatsächlich runter, aber nicht zu seiner Vermieterin, sondern um sich eine Zeitung zu holen, zu gucken, ob es vielleicht Wohnungen gab die dringend vermietet werden wollten. Tatsächlich fand er etwas. Ziemlich weit weg von der Baker Street – was ihn sehr ansprach. Er rief die angegebene Nummer an, vereinbarte einen Termin und machte sich einen Tee. So saß er noch die ganze Nacht in diesem Sessel, starrte einfach nur ins Leere.

Am nächsten Tag, nahm er seinen Termin für die Wohnungsbesichtigung war. Frisch geduscht und etwas herausgeputzt traf er die zuständige Person – ein Aufwand, den er sich nicht gemacht hätte, wenn er nicht ernsthaft seinem alten Leben mit seinem besten Freund entgehen wollte. Er versuchte so natürlich wie möglich in seiner Freundlichkeit zu wirken, jedoch war er nie gut darin gewesen seine Gefühle zu verbergen. Anders als Sherlock, dieser immer kalte, arrogante Idiot, der ihn einfach ohne vernünftige Erklärung zurückließ. Ihn mit all dem Schmerz zurückließ.. Dennoch bekam der Arzt die Wohnung, zog bald dort ein und nach einer Weile suchte er sich einen Job in der Nähe.
 

Zwei Jahre vergingen. John hatte jemanden kennengelernt. Eine Frau seines Alters – Mary. Ihre Flirtversuche nahm er nicht im geringsten war. Für ihn war sie seine beste Freundin, die ihm in seiner Trauer beigestanden hatte. Sie war bei John eingezogen, weil sie selber aus einer Beziehung gekommen war und sie John nicht alleine lassen wollte – so lebten sie in einer WG. Wie damals, mit ihm. Mittlerweile dachte er nicht mal mehr seinen Namen, jedoch taute er immer mehr auf, lebte wieder wie ein Mensch und hatte seinen Tod schon verarbeitet, überwunden hatte er ihn jedoch nie.

Als er eines Nachmittags mit Mary einkaufen war, klingelte plötzlich sein Handy, aber Mary stand doch neben ihm und Mycroft hatte ihn schon seit über einem Jahr nicht mehr kontaktiert. Irritiert nahm er das Gerät aus seiner Tasche und schaltete das Display an.
 

1 Nachricht von Sherlock Holmes
 

John blieb das Herz stehen, für einen Moment, der sich für ihn wie eine halbe Minute anfühlte.

Das konnte nicht sein! Sherlock's Handy lag in ihrer alten Wohnung. Die Polizei hatte es ihm mitgegeben und er erinnerte sich ganz genau es wütend auf sein Bett geworfen zu haben! Einen Streich konnte ihm also auch keiner spielen, denn außer Mrs. Hudson und ihm selbst kam niemand in die Wohnung und die alte Dame würde ihn wohl kaum auf den Arm nehmen wollen, erst recht nicht so!

John blickte noch eine weile auf das Gerät in seiner unkontrolliert zitternden Hand. Dann öffnete er die SMS mit unerträglich rasendem Herzschlag.
 

5:38 pm | Komm' und löse meinen Fall. SH

Taumeln

5:38 pm | Komm' und löse meinen Fall. SH
 

So eine SMS.. er kannte niemanden der ihm so etwas schreiben würde..
 

5:40 pm | Du weißt, wo du mich findest. Ich liege hier schon ewig. SH
 

„John? John?!“ Mary's Stimmte drängte sich in den Vordergrund seines Bewusstseins.
 

„John, ist alles ok bei dir?“
 

Nachdem er eine ganze Weile in die Luft gestarrt hatte, blinzelte er nun heftig und entgegnete ihr etwas luftlos „Tut mir Leid, ich muss--- muss.. muss..“ und damit stürmte er aus dem Geschäft, hielt ein Taxi an und ließ dieses direkt losfahren.

Angekommen schmiss er das Fahrgeld auf den Beifahrersitz vor sich und stürmte durch die Tür des Gebäudes. Wie besessen rannte er die Treppenstufe hinauf und öffnete die Tür vor sich und dort lag er, kreidebleich wie immer. Die Augen leicht glasig, den starren leeren Blick gen Decke gerichtet. Ungläubig über das was er da sah, beobachtete er die langsame Auf- und Absenkung seines Brustkorbes. Sein eigener Körper bebte. Endlich neigte sich der Kopf, die Herberge dieser stechend blauen Augen, dessen bohrend, kalter Blick der Arzt seit über zwei Jahren so sehr vermisst hatte, in seine Richtung.

John sackte in die Knie, stemmte sich aber sofort wieder hoch und machte nun einige Schritte auf den Detektiv zu. Geistesabwesend stieß er sich noch leicht das Bein an dem niedrigen Wohnzimmertisch an dem er nun schon ewig nicht mehr vorbeigelaufen war. Doch auch das nahm er nicht wirklich wahr.

Ruckartig richtete sich der schlanke Mann auf und stellte sich dann langsam vor seinem kleineren Freund auf. Ein leichter glanz hoffnungsvoller Erwartung war in seinen eisblauen Augen zu erkennen. John jedoch durchfuhr tiefe Wut und ehe sich Sherlock versah, lag er wieder auf der Couch, hielt sich die Hand an seine linke Wange. John ließ seine vor Schmerz pulsierende Faust sinken – ihm war gerade alles egal, er wusste nur, dass er hier war und dass sich sein Innerstes erstaunlich leer anfühlte.
 

„Zwei. Jahre.. Du lässt mich zwei VERDAMMTE JAHRE..“ er atmete einmal tief ein um sich selber unter Kontrolle zu halten „..Hast du eigentlich eine Ahnung, was du getan hast?!“
 

„Nun, deiner Reaktion zu urteilen, weiß ich es nicht, aber -“ „Halt deinen Mund! Das war eine rhetorische Frage – natürlich weißt du es nicht, denn an einem kalten Idioten wie dir geht sowas ja meilenweit vorbei!“
 

Stille.

Sherlock sehr überrascht und John vor Wut kochend, schauten einander an.

Plötzlich stand Sherlock erneut auf, jedoch hatte John keine Zeit irgendwie zu reagieren, denn er wurde binnen Millisekunden von den langen Armen des jüngeren eingeschlossen und durch ein festes Drücken bewegungsunfähig gemacht.

„Aber ich kann mir jetzt sehr wohl denken wie es dir gegangen sein muss und es tut mir mehr als nur Leid.. Aber, John, ich hatte keine Wahl.“
 

„Du hast es mir nicht erklärt bevor du dich in deinen vermeindlichen Tod gestürzt hast..“ er versuchte sich wieder durch tiefe Atemzüge unter Kontrolle zu halten, dieses Mal aber auch um nicht in den Armen seines Gegenübers einzusacken „..willst du mir vielleicht jetzt mal erklären, was eigentlich passiert ist?!“
 

Es klang mehr nach einer auffordernden Bitte, als nach einer bittenden Aufforderung.
 

„Moriaty. Er ließ mir keine Wahl, aber ich ahnte schon was passieren würde, deshalb habe ich Vorkehrungen getroffen, um es perfekt aussehen zu lassen. Hätte ich das nicht getan..“ er hielt kurz inne um seine nächsten Worte vorzubereiten um auch sie möglichst standhaft hervorzubringen „..hätten seine Leute Mrs. Hudson erschossen. Lestrade erschossen.. Dich.. erschossen.. Das konnte ich nicht zulassen. Dein Tod wäre real gewesen, das hättest du nicht verdient – für meine Feigheit zu sterben. Nein. Lieber soll die Welt auf jemanden wie mich verzichten, als dass ich ihr jemanden wie dich nehmen könnte, jemanden, der so viel mehr and Gutherzigkeit in sich trägt und der anderen ein Freund sein kann. Ich kann höchsten.. weniger beleidigend und Gefühlskalt sein.“
 

John's Körper bebte. Leise konnte man hören wie er scharf Luft einzog. In der Sorge ihn zum Weinen gebracht zu haben, wollte Sherlock ihm wieder etwas Freiheit zurückgeben indem er die Umarmung lockerte, doch John zog sich zu ihm heran, krallte sich in sein Hemd. Also beschloss der jüngere kurzerhand den älteren doch wieder zu umhüllen und damit wohl auch Stütze zu geben. Er fürchtete John könnte jeden Moment zu Boden fallen. Diese emotionale Schwäche beunruhigte Sherlock etwas und er ließ eine Hand eng um John's Taille geschlungen, mit der anderen fuhr er hoch in dessen kurzes blondgraues Haar. So verweilten sie einige Zeit, bis sich John sanft löste und etwas unsicher zu Boden blickte.

Unerwartet

„Sh.. Sherlock.. Ich..“ er presste die Lippen aufeinander. Nachdem er die Augen einmal kurz zusammengekniffen hatte, traute er sich nun wieder zu Sherlock aufzublicken und war augenblicklich vor Faszination in dessen sorgenvolle Mimik gefangen. Seine Wut war verflossen, es gab nur noch ihn und den lange Vermissten der ihn ebenfalls intensiv anschaute. Die Blicke trafen sich und John glaubte der Realität zu endriften. Die Spannung zwischen den beiden wurde unerträglich und der ehemalige Militärarzt betete innerlich darum die Distanz zwischen ihnen würde überbrückt – er wünschte sich nichts mehr als einen Kuss des Detektivs. Und wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde und eine fast unmerkliche Berührung sei. Da dieser Kuss aber nicht zu kommen schien, begann der ältere stattdessen wieder zu sprechen, versuchte neue Worte für seinen unbeendeten Satz zu finden. „I.. Ich -“ weiter kam er nicht, denn sein Flehen wurde nun doch erhört. Zwei unglaublich weiche Lippen drückten sich sanft auf seine eigenen und ehe er begriff was geschah, ließ sich John ganz und gar in diesen innigen Moment fallen.

Der Kuss pulsierte nur so vor Emotionen – Emotionen die John nie erwartet hätte in Sherlock zu finden. In dem Kuss spürte er das Verlangen nach Nähe, welches von einer gewissen Unsicherheit zu unterdrücken gesucht wurde und er spürte die Sehnsucht die anscheinend nicht nur ihn selbst in diesen zwei Jahren begleitet hatte. Außerdem spürte er, wie sich die zwei Hände nun von seinem Körper lösten und sein Gesicht umfassten, seine Kiefer nachformten indem sie sich vorsichtig unter seinen Wangenknochen ablegten. Nun bewegte auch er seine Hände. Eine bliebt an dem markanten Wangenknocken hängen – streichelte diesen für den Schlag entschuldigend sanft –, die andere streifte ein paar Locken aus dessen Gesicht und verloren sich dann in ihnen.

Nachdem sie eine Weile so verblieben waren, lösten sie sich langsam und sanft voneinander, blickten sich noch nicht an – die Augen blieben noch geschlossen, die Verstände ausgeschaltet und die Herzen in dem traumhaften Moment von eben gefangen.

Sie öffneten ihre Augen fast zeitgleich und schauten sich nun intensiv an. Noch immer war John fassungslos über den plötzlich Gefühlsausbruch des jüngeren – konnte es tatsächlich sein, dass Sherlock schon länger in ihn verliebt gewesen war und er das nicht gemerkt hatte? Konnte es sein, dass sich ihn ihm in den zwei Jahren die Gefühle so stark ansammelten, dass er sie nun nicht mehr halten konnte? Noch einmal glitten seine langen, kühlen Finger über John's Gesicht, dann setzte er sich wieder auf das Sofa und bedeutete dem älteren sich auch zu setzen.

Als sie so nebeneinander saßen schwiegen sie zunächst eine Weile, bis John die Stille durchbrach:
 

„Ich, ähm..“ er räusperte sich kurz und kratzte sich am Kopf „..w.. warum, Sherlock? Was sollte das jetzt gerade?“ frug er mit einem leichten Zittern in der Simme.
 

„Ich war zwei Jahre tot und habe dich vermisst.“ antwortete Sherlock knapp und monoton wie immer.
 

„Mich vermisst.. Und küsst du jeden, den du vermisst einfach so?“ er rümpfte die Nase.
 

Der Detektiv drehte den Kopf zu John. Antwortete jedoch nicht.

„Ich meine, die anderen werden wohl schon Bescheid wissen, nicht wahr? Und hast du die auch.. geküsst? Lestrade? Molly? Mrs. Hudson – vermutlich eher nur auf die Wange..? Deinen Bruder?“
 

„Nein.“ entgegnete ihm die tiefe Stimme.
 

//„Nein.“ - soll das jetzt alles sein? 'Nein'?!//
 

„Molly war eingeweiht, ich brauchte ihre Hilfe. Genauso mein Bruder.“ kam wieder gefühlskarg hervor. „Natürlich habe ich auch Lestrade und Mrs. Hudson vermisst, aber die kannte ich Jahre vor dir und bis dahin hatte ich absolut keine Probleme Emotionen einfach von mir fern zu halten.“ sprach er nun ausfühlicher, jedoch mit einem vorwurfsvoll klingenen Unterton.
 

„Also auf mich wirktest du auch bis zuletzt ziemlich gefühlslos.“ //Verletzend gefühlslos..//
 

Der jüngere schwieg.

John fand diese Situation unerträglich, er wollte jetzt mit seinem Freund reden. Zu lange hatte er ihn nicht gesehen, seine Stimme nicht gehört und nun das. Der ältere fühlte sich als wolle sein Freund ihm auf der Nase herumtanzen, und das ging ihm gerade jetzt natürlich absolut gegen den Strich. Er wollte endlich Klarheit über alles was geschehen war.
 

„Was ist, Sherlock? W.. w-willst du mir etwas vorwerfen? Dann sag' es bitte jetzt! Mir ist gerade absolut nicht zu Scherzen zu Mute!“ sagte John und fühlte wie die Wut in ihm langsam wieder hochkochte.
 

Mit einem Ruck stand Sherlock auf und lief wortlos in die Küche, setzte Tee auf. Nach einer Weile kam er mit einer Kanne und zwei Tassen zurück in das Wohnzimmer, schüttete beiden etwas ein und setzte sich wieder neben den beleidigt wirkenden John. Er trank einen Schluck und schaute dabei die ganze Zeit starr auf den Boden vor sich. Erst jetzt fiel John auf, dass der Blick seines Freundes nicht kalt sondern viel mehr verstört wirkte.
 

Mit einem viel ruhigeren und sehr bekümmerten Tonfall sprach er ihn erneut an „Sherlock? Was ist mit dir? Geht es dir gut?“
 

Ein gehauchtes „Bestens, John. Bestens“ brachte der jüngere hervor, dann schluckte er einmal hart. „Erinnerst du dich noch was ich immer über Emotionen zu sagen pflege?“
 

„Sie hindern einen nur, vor allem beim Nachdenken..“ Seine selbst ausgesprochenen Worte stachen wie tausend Nadeln in sein Herz. Das war der Beweis den er gebraucht hatte. Es war Sherlock nicht ernst, oder vielleicht war es das doch, aber dann war es ihm nur so herausgerutscht. Der Kuss hatte keine Zukunft für die beiden verhießen, denn selbst wenn das Eis in den kalten Augen seines Freundes geschmolzen war, würde dieser alles daran legen sein Herz erneut einzufrieren.
 

„Und weißt du auch noch wie ich immer zur Liebe gestanden habe?“ John glaubte ein leichtes zittern in der Stimme seines Sitznachbarn zu vernehmen.
 

„..Du hieltest sie immer für einen menschlichen Defekt..“ Nun kämpfte er mit den Tränen, doch sich in dieser Situation, mit den gerade ausgesprochenen Worten vor Sherlock zu demütigen, das wollte John nun wirklich vermeiden.
 

„Bist du zurzeit verliebt, John? Hast du eine Freundin?“ überrascht sah John den jüngeren an. „N-nein, wieso?“ stotterte er verwirrt. „Weil ich einen Defekt bei mir entdeckt habe. Und du scheinst der Auslöser zu sein..“ brachte Sherlock fast wimmernd hervor, jedoch hatte sein Blick sich noch nicht vom Boden gelöst.
 

John's Mund öffnete sich ein Stück weit. Hatte Sherlock ihm gerade seine Liebe gestanden? Er blickte den jüngeren einfach fassungslos an.
 

„Es tut mir Leid, John, wenn ich dich mit meinem Verschwinden verletzt habe, aber ich wollte dich beschützen. Dein Leben war und ist mir immer noch so viel wichtiger als mein eigenes. In einer Welt ohne dich hätte ich es ohnehin nicht lange ausgehalten und alle anderen hätten es ohne dich nicht länger mit mir ausgehalten, also wählte ich den Weg der das geringste Leid hervorrufen würde.“ Da brach Sherlock ab. Als hätte er diesen Text vorgeschrieben und auswendig gelernt und wüsste nun nicht mehr weiter. Natürlich. Bestimmt hatte er sich die Worte in seinen Schweigephasen zurechtgelegt – er ist ja sonst nicht so gefühlsbetont.
 

„Ich..“ nun bewegte er sich endlich wieder, der Kopf pendelte zwischen John und dem Fußboden hin und her. Er war offenbar unsicher. Doch dann schnaubte er einmal kurz und fixierte John. „Ich liebe dich, John. Schon seit dem ersten Fall bei dem du mit dabei warst. Du hast mich ständig gelobt – nicht aufgesetzt, sondern ehrlich –, du hast dir Sorgen um mich gemacht, ohne mich wirklich zu kennen und du hast mich sogar davor bewahrt, dass ich mir eventuell selber das Leben nehme, nur weil ich mir selbst etwas beweisen wollte.“ Spottete er über sich selbst. „Du hast mich mehr als nur einmal vor mir selbst beschützt und mich immer so akzeptiert wie ich bin. Natürlich hattest auch du deine Schwierigkeiten im Umgang mit mir – ich hätte dich für verrückt gehalten wenn nicht – aber du schienst mich zu verstehen und Rücksicht auf mich zu nehmen wenn andere mich schon längst abgeschreiben hätten, beziehungsweise es auch haben.“ In seinen eisblauen Augen lag eine Wärme und gleichzeitig eine Unsicherheit, die in John das Bedürfnis hervorriefen ihn einfach in die Arme schließen zu wollen, doch beherrschte er sich. Er wollte Sherlock anhören, mit ihm reden, damit keine Missverständnisse auftauchen konnten. Seine Wut war längst verpufft und nichtig.
 

Eine Weile lagen seine sturmgrauen Augen fassungslos auf Sherlock's sehr verunsicherten Mimik. Er fand keine Worte und so tat er nun doch das, was er eigentlich nicht tun wollte und schloss ihn in eine feste Umarmung.

Erleichtert über das entgegenkommen seines Geliebten erwiederte Sherlock die Umarmung. Ihre Körper schmiegten so eng aneinander, dass John Sherlock's erhöhten Herzschlag spüren konnte.
 

„Ich liebe dich auch, Sherlock.“ flüsterte er in den bleichen Nacken seines Partners und gab ihm dann einen sanften Kuss in selbigen.

Nähe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verwirrung

John's Kopf auf Sherlock's Brust, und sie sagten einfach gar nichts, bis sie plöztlich ein Handy vibrieren hörten. Widerwillig trennten sich die beiden voneinander und prüften ihre Mobiltelefone.
 

„Ach, Mist!“ schimpfte John aus dem Wohnzimmer. Sherlock stellte sich zu ihm als dieser 5 Nachrichten von Mary durchlas.
 

„Wer ist Mary?“ frug Sherlock prüfend.
 

„Sie ist eine Freundin, naja, beste Freundin-“ er stockte kurz und schaute in die Augen des auf seiner Schulter ruhenden Kopfes „Ich bin nicht mit ihr zusammen, falls du das denkst.“ sagte er noch gab Sherlock einen sanften Kuss auf den Wangenknochen, den er noch früher am Tag geschlagen hatte. Er war noch immer ein wenig wütend – tief in seinem Innersten – aber er war viel glücklicher darüber, dass er wieder da war, als dass er ihm länger nachtragen wollte.

Er senkte seinen Blick wieder zu seinem Handy.
 

5:41 pm | John, was ist los? M

5:44 pm | Komm bitte wieder hierher, ich kann die Einkäufe nicht alleine tragen.. M

5:50 pm | Ich habe jetzt die Hälfte im Laden gelassen, sitze im Taxi nach Hause! M

6:17 pm | John, ich mache mir Sorgen, melde dich bitte bei mir! M

6:49 pm | Ich fahre jetzt zu deiner alten Wohnung, wenn du da nicht bist und dich nicht meldest, verständige ich die Polizei.. M
 

„Sherlock zieh' dir deine Sachen an. SOFORT!“ befahl der ehemalige Militärarzt und sammelte seinen Pullover von der Couch auf. Dann rannte er ins Schlafzimmer zurück und zog sich seine restliche Kleidung über, huschte ins Bad und wusch sich einmal durch sein Gesicht, sortierte die durch seinen Partner zerstrubbelten Haare und setzte sich dann zu diesem auf das Sofa, aber nicht ohne in seiner Hektik erneut gegen den Tisch zu laufen und einmal kräftig zu fluchen.

Als er sich unter Schmerzen neben ihm auf die Couch sinken ließ, legte John seine Hand auf Sherlock's Bein welcher wiederum einen Arm um John legte und ihm so an der Seite sanft auf- und abfuhr, was diesem eine Gänsehaut über den ganzen Körper jagte. Er wollte sich gerade noch einmal an seinen Partner ankuscheln, als Schritte auf der knarzenden Treppe zu hören waren. John machte sich schon bereit Mary alles zu erläutern, als sich die Türe öffnete und Mrs. Hudson mit Reinigungsmittel bewaffnet vorsichtig in den Raum sah. Sie erschrak heftig als sie die beiden Männer erblickte und fing dann an herzhaft zu lachen.
 

„Sie sind es, ich dachte schon ich hätte Einbrecher im Haus. Aber, Moment! Sherlock!“ sie ließ das Reinigungsspray fallen und bewegte sich auf die Männer zu, welche sich erhoben.
 

Sie drückte beide – zuerst Sherlock, dann John – herzlich und warf dann John vor sich ewig nicht bei ihr gemeldet zu haben und wandte sich dann hocherfreut an Sherlock, erkundigte sich nach seinem Befinden und musterte ihn ausgiebig, bis es an der Tür klingelte.
 

„Erwarten Sie etwa Besuch?“ frug die ältere Dame und wedelte sogleich mit ihren Händen durch die Luft. „Ich werde Tee aufsetzen und ein paar Kekse backen. Bleiben Sie nur sitzen, ich werde die Tür schon öffnen. Hach!“ und sie sahen ihr nach wie sie aufgeregt die Treppe hinunterging. Wenige Sekunden später hörten sie wieder Schritte, aber diese klangen anders. Natürlich, es musste Mary sein.
 

„John?“ erkundigte sie sich und schritt durch die Wohnungstür. „John, da bist du ja.. Warum hast du dich nicht gemeldet?!“
 

„Es tut mir Leid, ich habe mein Handy nicht gehört.“ sagte er leicht verlegen, als er daran dachte, dass er es in seiner Geistesabwesenheit wohl nicht wahrgenommen haben musste.
 

„Nicht gehört?! Ich habe dir 5 Nachrichten geschrieben! Und wer-“ sie stockte. Nun wurde ihr einiges klar. „Verstehe.. Sie müssen dann wohl Sherlock Holmes sein, nehme ich an. Schön, dass sie von den Toten auferstanden sind? Du sagtest doch er sei tot.“
 

„Das dachte ich auch. Bis ich eine Nachricht von ihm erhielt und ich mich dann selbst erkundigte.“ sagte er mit zum Boden gesenktem Blick.
 

„Mary.“ sagte die Frau knapp und bot Sherlock die Hand an. Dieser stellte augenblicklich fest, dass sie wohl Linkshänderin sein musste, und reichte ihr damit auch seine Linke an, die er wieder um John gelegt hatte. Aufgestanden war er für sie nicht.
 

Ihm fiel sofort auf, dass Mary wohl Interesse an John fand und setzte seine kalte Maske wieder auf. Er hatte nicht vor seinen Partner wieder an eine Frau abtreten zu müssen, nun, da er die Schlucht zwischen ihnen endlich überwunden hatte.
 

„Es tut mir wirklich Leid, Mary!“ Begann John wieder.
 

„Nein, ist schon gut. Du hast zwei Jahre lang um ihn getrauert, als er dich ohne Begründung mit seinem Tod zurückließ, ich verstehe schon, dass du da erst einmal abgeschaltet hast, als er nun plötzlich doch wieder da war.“ John glaubte da Sarkasmus und Vorwurf in Mary's Tonfall zu hören, nicht ihm sondern Sherlock gegenüber, ignorierte es aber. „Trotzdem hättest du mir zumindest im Laden schon einmal was sagen können. Du standest da kreidebleich und regungslos – ich dachte du würdest gleich ohnmächtig werden.“ Nun wirkte sie eher besorgt.
 

Sherlock verdrehte die Augen zu Fenster, ließ John noch immer nicht los. Ihm war der Ausstechungsversuch der Frau zuwider und spielte gar nicht erst mit. Zu glücklich war er innerlich noch immer in dem Moment von eben gefangen, in ihrem gemeinsamen Spiel, das ihn einerseits vor der Flut an auf ihn eindrückenden Emotionen erschrecken ließ, aber andererseits zu sehr in seinen Bann nahm um ihm jetzt klare Gedanken zu gewähren.
 

„Ja, Mary, wie gesagt.. Es tut mir Leid. Aber du weißt wie es mir die ganze Zeit ging und als ich dann plötzlich diese SMS von meinem“ er schielte zu Sherlock rüber der ihn wieder anschaute und nun den vorwurfsvollen Blick in John's sturmgrauen Augen sah „totgeglaubten, besten Freund erhielt,“ nun ließ er während des Sprechens seinen Blick über den Boden wieder zu Mary gleiten „wusste ich erst einmal überhaupt nichts mehr.. Es wird nicht wieder vorkommen.“
 

Mrs. Hudson marschierte mit einem Tablett auf dem eine Teekanne und drei Tassen standen in die Wohnung, stellte sie auf den Tisch und ging, sich entschuldigend, auch gleich wieder hinaus, wobei sie die bereits dort stehenden Sachen, welche Sherlock während des 'Gesprächs' unter vier Augen abgestellt hatte und was nun natürlich abgekühlt war.

John machte eine Geste mit der er Mary frug ob sie etwas trinken wolle, was sie dankend annahm. Er schüttete also Tee in die drei Tassen, fügte in Sherlock's noch die richtige Menge an Zucker hinzu – was diesen sehr überraschte, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass John das nach den Jahren immer noch wusste, doch diesem war die Gewohnheit wohl nie entgangen – und reichte jedem seine Tasse. Alle tranken. Schwiegen weiter.
 

Mary schaute auf ihre Uhr. „Ich muss noch etwas erledigen, John, kommst du nun mit?“ frug sie, eher auffordernd als berücksichtigend, und leerte ihre Tasse. „Äh, j.. ja sofort. Gib.. gib mir nur eine Minute.“ antwortete er etwas überrumpelt. Mary verließ die Wohnung wieder rief ein Taxi und ließ es warten.
 

„Sherlock-“ Begann John, kam aber nicht weit „Nein, nein, John. Es ist alles in Ordnung. Ich war tot und du hast dir ein neues Leben aufgebaut, das verstehe ich absolut.“ sagte er etwas wärmer als gewöhnlich, dennoch stechend kühl.

„Wirklich?“ frug John etwas skeptisch. Sherlock verstand nie, dass Menschen umeinander lange trauerten, aber galt das auch für seinen eigenen Tod?

„Wirklich. Geh. Du kannst dich ja morgen bei mir melden.“ sagte der jüngere vollkommen monoton und ohne John wirklich anzuschauen.

„Moment, wieso ich?! Warum meldest du dich nicht einfach bei mir?“

„Das habe ich doch schon getan. Liegt es nun an mir den Kontakt zu erhalten? Ich bitte dich, John. Es ist nur fair wenn du mir dein Interesse an Kontakt auch mitteilst.“ Sherlock lachte leicht. John seufzte, trank seinen Tee, erhob sich und drehte sich zur Tür.

„Warte. Woher wusstest du, dass ich hier bin?“ Frug Sherlock mit einem verschmitzten Lächeln.

„Nun, du sagtest ich wüsse wo du liegst. Also blieben zwei Möglichkeiten: Das Grab oder die Wohnung. Da ich dein Handy aber eigenhändig vor zwei Jahren wütend auf dein Bett geworfen habe, war klar, dass du hier sein musstest. Außerdem schreibt niemand aus seinem Grab heraus eine SMS. Hältst du mich also wirklich für so blöd?“

„Nein, ganz und gar nicht. Ich wollte nur hören, ob du bereit bist bald wieder mit mir zu arbeiten.“ sagte der Detektiv grinsend.

John drehte sich um „DAS ist dein Test dafür? Das hätte jedes Kind geschafft.“ Etwas beleidigt ging John zur Tür – wollte Sherlock ihn necken oder hielt er ihn tatsächlich für so dumm?!

„Und hast du meinen Fall schon gelöst?“

John blieb stehen, antwortete etwas bedrückt, betreten „Wie könnte ich? Du hast dir den Plan ausgedacht um mich an der Nase herumzuführen, wie sollte ich es dann jetzt aufklären?“

„Du denkst so herrlich simpel.“ flüsterte Sherlock in sein Ohr und noch bevor sich John wundern konnte wie der jüngere so schnell und unbemerkt hinter ihn gelangen konnte, wurde ihm ein zärtlicher Kuss aufgedrückt.
 

„Bis morgen, John“ sagte Sherlock noch, drehte sich dann um und ging im Raum herum um seine Unordnung zu überprüfen.
 

John ging ohne ein weiteres Wort nach draußen, setzte sich in das dort wartende Taxi und fuhr mit Mary nach Hause. Ihre Worte vernahm er nicht, er war mit seinen Gedanken noch an Sherlock's Lippen gefesselt.

Geständnisse

„Bis morgen, John“ sagte Sherlock noch, drehte sich dann um und ging im Raum herum um seine Unordnung zu überprüfen.
 

John ging ohne ein weiteres Wort nach draußen, setzte sich in das dort wartende Taxi und fuhr mit Mary nach Hause. Ihre Worte vernahm er nicht, er war mit seinen Gedanken noch an Sherlock's Lippen gefesselt.
 

[Wir betrachten nun eher Shelock ;)]
 

Nach ein paar Minuten in denen er festgestellt hatte, dass außer gelegentlicher Staubwischerei wohl nichts in der Wohnung verändert wurde, griff Sherlock zu seiner Geige, legte den Bogen auf die Saiten und spielte einfach. Er konzentrierte sich nicht auf die Töne die er spielte, ließ seine geübte Hand einfach ihren Instinkten folgen, während er in seine Gedanken abschweifte.

Naürlich war es kein Test an John's Intelligenz gewesen. Er wollte wissen wie es John kurz nach seinem Tod ergangen war und wie er nun zu dem doch Lebenden stand. In dessen Reaktion vernahm er Schmerz, Wut, Verzweiflung, die sich wohl bis heute noch hielten. Nachtragend. Doch sie wurden überdeckt von einer Schicht aus Freude, Glück, positiver Überraschtheit über das zurückgewonnene Leben.

Dann verfiel der Detektiv selber in Wut. Wut auf sich selbst. Lange Jahre war er in seinen Partner verliebt gewesen, und auch wenn er das stets unterdrückt hatte um sich und seinen Freund zu schützen, musste er es sich nun eingestehen. Doch er hatte sich darauf eingelassen, das Spiel der Hormone in seinem Körper mitgespielt. Hatte er seine Grenze der Selbstkontrolle wirklich so schnell erreicht?

Sein Arm verkrampfte sich kurz und er vernahm einen gequält klingenden Akkord an seinem Ohr. Schnell fasst er sich wieder, setzte das Spiel erneut an und kehrte in seinen Gedankengang zurück. Er musste sich jetzt sortieren, das wusste er.

Sein Plan war eigentlich gewesen, John die Umstände seines Verschwindens zu erklären, ohne zu viel preis zu geben, doch als er seinen Freund so gesehen hatte, nach den zwei Jahren – nach zwei Jahren voller Leid – wollte er nichts mehr als sich selber im Schutz der Arme wiegen, die ihn schon zuvor immer wilkommen gehießen hätten, in die er sich aus purem Stolz nie fallen ließ. Nie hatte er John's Führsorge wirklich ernst genommen. Nie hatte er sich wirklich bedankt, wollte sich nicht öffnen. Einfach alles in sich verschließen. Die Liebe zu der Person, die ihn trotz seiner selbst zugestandenen Unausstehlichkeit in sozialem Verhalten nicht verlachte, nicht mied nicht beleidigte und die ihn mit Respekt und freundlichkeit behandelte. Nicht formal. Nicht als Etikette. Aus Gutherzigkeit. Aus Ehrlichkeit.

Nie hatte er es vernünftig wertgeschätzt. Es hinter eine Tür aus dickstem Glas gesperrt. Zusammen mit dem Leid und der Eifersucht die in ihm aufblitzten, wenn er John mit Frauen sah. Weggesperrt und luftdicht versiegelt. Und dann kommt John. Ein Blick von ihm schnitt sich wie ein Diamand durch das Glas. Die emotionale Umsetzung von Moriarty's bruch der Glasscheiben um die Kronjuwelen.

Sherlock schnaubte. Moriarty. Er der erst Schuld daran trug, dass John wütend geworden war. Dass er verletzt und verlassen war. Er der Schuld daran war, dass Sherlock zwei Jahre in absoluter Isolation praktisch um sein Leben kämpfte, nur darauf wartete, dass endlich jemand den Schritt ging, den er sich aus Feigheit nicht traute zu nehmen. Feigheit. Vielleicht auch Hoffnung. Hoffnung auf etwas Besseres. Hoffnung auf John. John.

John, der den vor Emotionen vollgestopften Raum öffnete. John, der die Flut an Gefühlen Sherlock's Palast von Oben durch alle Gänge und Räume schmettern ließ. John, der ihn daran gehindert hatte klar zu denken, der ihn in sein Spiel engewickelt hatte und der selber vom Spiel vernebelt worden war. John. Sein John.

Er wusste nicht wie es weitergehen sollte. Er hatte einmal die Kontrolle verloren und fürchtete es erneut zu tun. Er wollte es. Sein Herz schrie danach. Schrie nach Nähe. Schrie nach John.

Sein Hirn jedoch sagte ihm Versagen voraus. Er würde sich vermutlich nicht mehr konzentrieren können. Seine Arbeit würde leiden. Seine Intelligenz. Alles woran er gearbeitet hatte. All diese Jahre. Umsonst.

Er dachte an sich selbst. Sein Verhalten. Er würde John wehtun, egal wie er sich entschied. Ob er ihn ablehnte oder ihn in den Wahnsinn trieb mit seiner Art.
 

Noch einmal betrat Mrs. Hudson den Raum, doch Sherlock bemerkte sie nicht bis sie sprach.

„Warum sind sie denn jetzt wieder gegangen? Ach, Sherlock, Sie bringen einfach nur Chaos in die Leben der Menschen, ob Sie nun da sind oder nicht. Aber ich sage Ihnen etwas:“ sagte sie mit führsorglichem Ton. Sherlock ließ die Geige sinken und drehte sich zu ihr. So gleichgültig es nur ging blickte er sie an, aber die alte Dame kannte Emotionen, egal wie versteckt sie waren und sie sah ihm seine aufgewühltheit an.

„Lebendig sind Sie uns allen lieber.“ Sie stellte die frisch gebackenen Kekse zu dem Tee und nahm zwei der Tassen wieder mit.

Sherlock beobachtete sie mit leidendem und dankbarem Blick zugleich.

„Essen Sie die Kekse, bitte! Ich will Sie nicht umsonst gebacken haben.“ Die Frau lächelte, drehte sich um und ging zur Tür.

„Und Ihr Spiel.. Es war wunderschön. Als erzählte es eine eigene Geschichte. Bitte sagen Sie mir, dass Sie es gerade komponieren.“

Sherlock schüttelte den Kopf, er erinnerte sich ja nicht an das, was er seinem Instrument entlockt hatte. Die Frau blickte ihn traurig und sorgenvoll an. Dann lächelte sie wieder und sagte sanft:

„Diese Stimmungsschwankungen in der Melodie, der wechselnde Rhythmus und die ungleichmäßig wechselnden Taktarten.. Es erzählt Ihre Geschichte.“ sie drehte sich, noch immer lächelnd, um und stieg die Treppen hinab.

Da wurde es Sherlock klar. Die Worte der Frau weckten ihn aus seinem Koma. Ihre Worte waren: //'Bitte sagen sie mir, dass Sie es gerade komponieren' – Präsenz, noch immer stattfindend, nicht abgeschlossene Handlung. Seine Geschichte, sein Leben. Noch immer stattfindend, nicht abgeschlossene Handlung.// Er dürfe sich nicht zu viele Gedanken über seine eigenen Entscheidungen machen. Müsse einfach das Maß finden. Er könne einfach den Alltag so leben wie bisher. Die Zeit, die er mit John verbrachte mit Gefühlen schmücken.

Er lächelte zufrieden, legte noch einmal Geige und Bogen aneinander und spielte. Lange.
 

[Zurück zu John]
 

Auch als Mary und er zu Hause waren, hörte er ihr nicht zu. Sie gab es wohl auch langsam auf. Er zog sich wortlos in sein Zimmer zurück und setzte sich einfach auf sein Bett, blickte durch das Fenster in den Himmel, in die Leere. Inzwischen drehten sich seine Gedanken um das, was er getan hatte, mit Sherlock. Aber er schwelgte nicht in Erinnerung an dessen Offenheit oder dessen Berührungen auf seiner Haut sondern daran, wie es geschehen war.

Erst war er sauer, dann mitten in einem Spiel aus Lust und Verlangen gewesen. Waren es die Gefühle für seinen Freund, die er zuvor immer unterdrückt hatte? Aus Scham? Aus Unsicherheit? Nein. Aus Reflexion! Er wollte sich nie eingestehen, dass er in Sherlock verliebt war, weil er sie nie eingestehen wollte auf jemanden des gleichen Geschlechts zu stehen. Er hatte sich all die Zeit unterbewusst selbst unterdrückt und Sherlock's plötzliches Aufleben war der Schlüssel. Der Schlüssel zur einzigen verschlossenen Tür in John's Gefühlswelt. Eine Tür, die den größten Raum in ihm verschlossen hielt. Alle anderen Räume an Gefühlen, waren bislang verwinkelt, unergründlich, Labyrinth oder Herberge neuer Türen, die John sich nie traute zu öffnen. Nun, da die stützende Tür den Rahmen verließ, stürzte dieser ein, riss einen Stein nach dem Anderen aus der unübersichtlichen Mauer in seinem Herzen und John begriff, woher die Unergründlichkeit seiner Emotionen rührte. Ein Schlüssel, der alle Fragen beantwortete und seine Gefühle zusammenlaufen ließ. Er fühlte sich befreit und gleichzeitig beschämt. Er hatte seinen Partner vollkommen überrumpelt, als dieser seine verschlossene Tür geöffnet hatte.

Ob es Sherlock unangenehm gewesen war? Er selber hatte schon mit mehreren Frauen geschlafen – noch nie mit einem Mann zwar, aber Sexualität war für ihn an sich nichts Neues. Für Sherlock jedoch war schon die Offenheit von Gefühlen etwas gänzlich unbekanntes gewesen.

Und John dachte an das Liebesgeständnis seines Partners. Und der Wortteil Geständnis bekam für ihn zum ersten Mal eine wirkliche Bedeutung. Sie beide hatten wirklich ein Geständnis abgeliefert. Etwas, was in ihrem Inneren schlummerte geweckt und sich selber bestätigt, dem anderen bestätigt, dass es da war. Und er hatte seinen Freund direkt herausgefordert. Es tat ihm Leid, doch bereute er es nicht.

Er musste schmunzeln als er dachte wie oft er verschiedenen Leuten schon vorgezickt hatte nicht schwul zu sein. Wie oft alleine schon Mrs. Hudson. Und wie oft er Sherlock innerlich verteidigt hatte, ohne es wirklich zu merken. Vor Donovan. Vor Anderson. Sogar vor dessen eigenem Bruder. Er wollte Mycroft ins Gesicht lachen, da sein Bruder endlich einmal Gefühl zu gelassen hatte. Er war nun nicht länger 'Die Jungfrau'. Er war sein Freund. Sein Sherlock.

Er schloss die Augen und schwelgte in Erinnerungen. Die Zeit, die sie zusammengelebt hatten. Wie oft hatte John innerlich Sherlock's Ausbrüche von Langeweile verflucht. Wie sehr hatte er innerlich geschrien um die Geschichte mit Irene Adler, hatte sich gewünscht, die Stücke die er für sie komponierte wären eigentlich für ihn gewesen. Jetzt hatte er für alles einen viel höheren Lohn erhalten. Sherlock's Liebe.

Er fühlte sich nun endlich erfüllt. Richtig. Verleugnete nicht länger, dass er schwul oder zumindest bi sein musste. Ohne Zwang. Sein wollte. Er wollte ganz und gar sein. Er wollte Sherlock's sein. Und er dachte leise ein Geigenspiel zu hören. Nicht bei ihm - in ihm. In seinem Ohr schallten die sanften Töne Sherlock's unkontrolliert kontrollierter Bewegungen mit dem Bogen über die Saiten. Und er spielte etwas völlig Neues. Ohne Ton, jedoch mit so viel Gefühl. Er spielte für ihn. Für John.

Er würde heute Nacht zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder ruhig schlafen können. Ohne Alpträume in denen er Sherlock auf die verschiedensten physischen, psychischen oder metaphorischen Arten sterben sah. Und er würde seinen Freund anrufen. Am nächsten Morgen. Und er würde sich mit ihm treffen. Und er würde sich entschuldigen und den ganzen Tag an seiner Seite bleiben.

Frühstück?

Am nächsten Morgen wachte John entspannt auf, ließ die Augen noch geschlossen. Gedanken an den vorherigen Tag blitzten unter seinen Augenlidern und er lächelte zufrieden, sein Herz schlug aufgeregt. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in seinem Bauch- und Brustbereich aus. Schließlich öffnete er die Augen, war fast ein wenig enttäuscht nicht direkt bei seinem Freund zu sein, dachte dann aber darüber nach, dass es vielleicht erst einmal besser war so. Noch einmal schloss er die Augen, genoss seine Erinnerungen und setzte sich dann auf.

Kurz überlegte er, ob er Sherlock schon jetzt anrufen oder ihm eine Nachricht schreiben sollte, schaute auf die Uhr und entschied sich erst einmal dagegen. Er stand auf und begab sich in das Badezimmer der kleinen WG. Nachdem er geduscht hatte, ging er sofort in sein Zimmer zurück und nahm nun sein Handy. Er konnte es doch nicht länger abwarten, musste Sherlock zumindest schon eine Nachricht da lassen, falls dieser noch schlief, damit er beim ersten Blick auf sein Handy sofort John's Aufmerksamkeit sah.

Er tippte und schickte ohne nachzudenken ab.
 

9:56 am | Guten Morgen. Frühstücken wir zusammen? JW
 

Er erschrak ein wenig als er sofort eine Antwort erhielt.
 

9:56 am | Mir ist langweilig. Komm her. SH
 

Etwas unsicher worauf die Aufforderung hinauslief überdachte er seine nächste SMS kurz.
 

9:58 am | Ok, mache mich auf den Weg. Soll ich Frühstück mitbringen? JW
 

9:58 am | Mach was du willst. SH
 

Verunsichert über die kühle Antwort zog sich John an und verließ das Haus. Er ging in eine Bäckerei in seiner Nähe und kuf Brötchen, bevor er sich ein Taxi in die Baker Street nahm.

Nachdem ihm die Taxifahrt wie eine halbe Stunde vorgekommen war, einerseits, weil er sich auf das Treffen mit Sherlock freute, andererseits, weil er noch immer sehr verunsichert von dessen Nachricht war, nahm er seinen alten Schlüssel und öffnete die Tür des Hauses. Gemächlich schritt er die Treppe hinauf und fand erst mal niemanden vor.
 

„Sherlock?“ rief er, nicht zu laut, durch die kleine Wohnung – er wollte Mrs. Hudson nicht wecken oder stören.
 

„Jooohn!“ erklang Sherlock's gequält klingende Stimme. John ordnete dem Klang die Richtung von Sherlock's Schlafzimmer zu und ging mit schnellen Schritten darauf zu. Etwas besorgt öffnete er rasch die Tür nur um seinen Freund mit gelangweilter Miene auf seinem Bett liegen zu sehen.

„Mir ist langweilig, John. Unternimm was!“
 

„Das ist nicht dein Ernst?“ sprach er weniger fragend als vorwurfsvoll aus.
 

„Was?“
 

„Ach, gar nichts Sherlock.. Überhaupt nichts! Ich hab' Brötchen mitgebracht, vielleicht ritze ich ein nettes Gesicht in die untere Kruste, dann kannst du dich mit denen unterhalten. Oder noch besser: ich hol' einfach den Schädel. Das geht schneller, ich kann die Brötchen zu Hause mit Mary essen und du bist in einer altbekannten Situation, hm?“ warf John ihm sarkastisch um die Ohren.
 

Er drehte sich wieder um und verließ das Zimmer. „John, warte! Was hast du denn?“
 

„Was ich habe?!“ der Arzt wäre beinahe ausgerastet, beruhigte sich jedoch mit tiefen Atemzügen und abgehakten Handbewegungen wieder.

„Nach dem was Gestern passiert ist, komme ich Morgens hierher, kaufe Brötchen um mit dir zu Frühstücken und du beklagst dich, dir sei langweilig?!“
 

Mittlerweile hatte sich der Detektiv aus seinem Zimmer begeben und lehnte gegen die nun verschlossene Tür „Wenn es doch so ist.“ sprach er wie selbstverständlich.
 

Was er sich anmaßte. John's Wut und Verletzung wuchsen und er setzte diese Emotionen voll und ganz in seine Körpersprache, seine Augen.

„Ich bin nicht dein Spielball!“ er spuckte die Worte in Sherlock's Richtung, welcher nicht zu begreifen schien, was in seinem Partner vorging.

„Wir schlafen miteinander und dann ist dir langweilig und befiehlst mich hier her?! Wozu, damit ich die Langeweile für ein paar weitere Stunden vertreiben kann, indem ich deinen Lüsten nachkomme?!“ brüllte er ihm leise mit empörter, verletzter Stimme entgegen.
 

Der jünger ließ die Schultern hängen und schloss die Augen. Zog seine Augenbrauen zusammen „John...“ sagte er resigniert „So ist das doch gar nicht gemeint.. Ich habe Gestern lange nachgedacht. Über das was geschehen ist und damit auch über meine Gefühle.“ Er ging einen Schritt auf John zu und sah ihm in die Augen. Bevor er sich in dem Grau seines Freundes verlor sprach er schnell weiter, wirkte dabei etwas kleinlich.

„Ich will versuchen Gefühle zuzulassen, dir gegenüber.“ John hörte deutlich die Betonung auf den letzten zwei Worten. Er wollte sich also für ihn öffnen und nur für ihn. Aber warum war er dann jetzt so grantig und gefühllos gewesen?

„Ich habe die ganze Nacht hindurch Geige gespielt, ich kann mich nicht einmal daran erinnern was ich gespielt habe, aber laut Mrs. Hudson war es voll mit meinen Gefühlen. Du kennst mich, gib mir etwas Zeit. Ich bin es nicht gewohnt lange meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen und ohne dich war mir einfach unendlich langweilig. Schlafen konnte ich auch nicht und ich wollte einfach nur, dass du mich dazu animierst etwas zu tun..“ John's Mund wurde trocken. Innerlich verurteilte er sich selbst diese Seite an Sherlock missachtet zu haben.

Er schaute etwas verlegen zum Boden und dann wieder in die eisblauen Augen.
 

Er küsste den größeren sanft „Frühstück?“

Dessert

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Konkurrenz

John öffnete die Augen, vernahm zufrieden den langsamen, ruhigen Atem des noch schlafenden Detektivs. Sanft begann er mit seiner Hand durch die schwarzen Locken zu fahren, darauf bedacht Sherlock nicht zu wecken.

Sein Körper war erfüllt von Glück und so schloss er die Augen um einfach ganz in dem Moment zu sein. Es stimmte; etwas Besseres hätte ihm nicht passieren können. Ob er nun kalt sein konnte oder nicht – das war schließlich der Mann gewesen, in den er sich überhaupt erst verliebt hatte. Und er war ihm noch immer dankbar, denn er hatte ihm endlich offenbart wer er all die Zeit gewesen ist.

Plötzlich vernahm er wie sich die auf seiner Brust ruhenden Hand wieder bewegte und zu seinem Hals hinauffuhr.
 

„Gut geschlafen?“ frug er den jüngeren knapp und leise.
 

„Länger und besser als die ganzen letzten Jahre.“ entgegnete er zufrieden, verteilte sanfte Küsse auf John's Brust bis er zu ihm aufschaute.
 

Sie blickten einander liebevoll an und Zeit und Raum schienen ihnen zu entgleiten. Sie fühlten sich frei und unbeschwert, als gäbe es nichts mehr außer ihnen.

Sherlock rutschte auf Augenhöhe mit John und begann ihm mit seiner Hand über die Wange in die Haare zu streicheln, während John seine Hand sanft auf die Wange seines Partners legte und ihn behutsam über den markanten Knochen streichelte.

Hier und da küssten sie sich zärtlich.
 

„Und wirst du wieder hier einziehen?“ frug Sherlock leise.
 

„Ich weiß nicht, ob dir das so gut täte. Du bist doch gerade erst 'ins Leben zurückgekehrt' und solltest du dich da nicht erst einmal wieder einleben? Gerade wenn du dich selber dazu entschieden hast etwas zu ändern..“ erwiderte John sanft und fürsorglich.
 

„Wenn ich dich so reden höre, bekomme ich schon das Gefühl noch einige Arbeit vor mir zu haben – zumindest was das angeht.“ gestand er leicht beschämt.
 

„Du schlägst dich besser als du glaubst. Du lachst, du sorgst dich, du...liebst“ sagte er leicht lachend „und du scheinst dich sogar ein wenig zu schämen? Ich habe mich in dich verliebt, weil du bist wie du nun einmal bist. Dich zu verändern ist nicht meine Intention – auch wenn ich mich natürlich immer gefreut habe, dass du mich netter behandelst als die Meisten.“ brachte er mit einem warmen Lächeln hervor.
 

Sherlock drückte ihm rasch einen sanften Kuss auf. //Seine Art sich zu bedanken// dachte der ältere amüsiert, erwiderte den Kuss und löste sich dann von ihm.
 

Leise sprach er „Ich sollte mein Handy prüfen. Ich glaube Mary hat mir ein paar Nachrichten dagelassen..“
 

„Aber du hast ihr doch schon beim Frühstück geantwortet.“ brummte der Detektiv enttäuscht.
 

„Sherlock.. In den letzten zwei Jahren ging es mir weiß Gott nicht gut. Sie wird noch eine Weile brauchen, bis sie sich nicht mehr zu sehr um mich sorgt.“ erklärte er leicht bedrückt.
 

Der jüngere antwortete nicht mehr, senkte einfach den Blick. John vernahm, dass er wohl unter Schuldgefühlen litt und küsste ihn zur Beruhigung noch einmal herzlich. Dann stand er auf, zog sich an und setzte sich mit seinem Handy in seinen Sessel.
 

3 neue Nachrichten und 1 entgangener Anruf
 

John seufzte. Er war froh eine Freundin wie Mary zu haben, aber er wünschte sich sie würde ihn nicht so sehr bemuttern. Es ging ihm schon seit einem halben Jahr nicht mehr sorgen erregend schlecht und trotzdem wollte sie immer wissen wo er gerade war und wie es ihm geht. Irgendwie fand er diese Sorge auch süß. Schon seit sie sich damals kennengelernt hatten war sie immer darauf bedacht gewesen ihn abzulenken und aufzuheitern. Ob sie sich wohl hin und wieder gedacht hat er würde sich selbst das Leben nehmen wollen? Zumindest wäre das eine Erklärung für ihre ständige Aufmerksamkeit gewesen. Selbst als sie nach ihrer Trennung bei ihm eingezogen war, bemühte sie sich außerhalb der Arbeit möglichst viel mit ihm zu beschäftigen. Naja 'außerhalb der Arbeit' war relativ, da sie ja zusammen arbeiteten.

Den Gedanken am nächsten Tag wieder arbeiten zu müssen schüttelte er schnell wieder ab, wollte die restliche Zeit seines letzten freien Tages entspannt verbringen.

Er las die SMS' von Mary, die eigentlich nur aus den Fragen „Wann bist du denn wieder zu Hause?“ und „Soll ich für heute Abend etwas kochen?“, sowie der Aussage „Ich glaube es tut dir nicht gut soviel Zeit mit ihm zu verbringen!“ bestanden.
 

John legte den Kopf auf dem Sessel auf und drehte ihn in Richtung Schlafzimmer wo er sah, wie sich Sherlock anzog. „Hättest du was dagegen, wenn ich heute hier schliefe?“ frug er den jüngeren ohne wirklich nachzudenken.
 

„Bis vor zwei Jahren haben wir zusammen hier gelebt, warum sollte mich das jetzt stören?“ entgegnete der Detektiv mit seinem typischen 'was-für-eine-unnötige-Frage'-Ton.

„Du warst es doch der gesagt hat er wolle hier erst einmal nicht wieder einziehen, um mir Zeit zu geben.“
 

„Ich weiß. Es ist auch nur für heute Nacht. Ich muss morgen wieder arbeiten und möchte den Rest des Tages genießen und dich zu vermissen gehört da nicht auf meine Favoritenliste an genießbaren Aktivitäten.“ Sherlock war mittlerweile im Wohnzimmer und stand nun hinter John, beugte sich zu ihm runter, legte die Arme um ihn und küsste ihn liebevoll. Der ältere legte seine Arme um den Hals des größeren und vernahm dann ein „Das kann ich absolut verstehen – ich würde es auch nicht lange ohne mich aushalten.“ aus dessen Mund.
 

Noch einmal küssten sie sich sanft, bis Sherlock in die Küche ging und Wasser zum kochen aufsetzte. Währenddessen informierte John Mary über seine Übernachtung bei Sherlock und sah diesem dann zu wie er das Geschirr vom gemeinsamen Frühstück abräumte. Der Arzt war schockiert über die Tatsache, dass Sherlock aufräumte, kam dann aber zu dem Schluss, dass dieser vermutlich seine eigene chaotische Ordnung wiederherstellte indem er das tat.

Wie er in so einem Chaos überhaupt noch Ordnung fand blieb John ein Rätsel, aber so war es sowieso bei Sherlock. Es gab so viel das er nicht verstand, aber auch nicht zwingend verstehen musste. Viele der Macken an seinem Freund waren wohl in dessen Kindheit entstanden und bei der ihm wollte er da nun wirklich nicht nachfragen – er würde es ihm schon selbst erzählen, wenn ihm danach war. So war es ja auch mit John selber. Auch Sherlock wusste nicht viel von seiner Kindheit, andererseits konnte der sich vermutlich das Meiste aus dem Verhalten, der Lebensweise und den persönlichen Gegenständen des Arztes erschließen. In diesem Fall beneidete John seinen Freund überhaupt nicht um die Fähigkeiten die er besaß, denn Vergangenheit war etwas, von dem man von sich aus erzählen sollte.

Das vibrieren seines Handys ließ John vor Schreck aus seinen Gedanken fallen. Er las eine Nachricht von Mary.
 

4:36 pm | In Ordnung.. Aber du hast ja nichts mehr da, ich bringe dir zumindest eben deine Sachen und etwas zu Essen mit. Du sagtest ja er würde nie viel essen, aber ich will, dass zumindest du genug zu dir nimmst! M
 

4:37 pm | Du machst dir zu viele Gedanken um mich, Mary, es geht mir schon gut. Trotzdem danke, dass du meine Sachen vorbeibringst. JW
 

„Mary wird kurz vorbeikommen und mir meine Sachen mitbringen.“ klärte er Sherlock auf, der gerade dabei war, den Bestand seines zuletzt zurückgelassenen Experimentes zu begutachten.

Ein genervtes Stöhnen hallte aus der Küche, dann warf er das Ergebnis weg. Es war unbrauchbar geworden.

„Galt das nun Mary oder deinem Experiment?“ frug er etwas wütend.
 

„Es galt nicht dem verwesten Experiment, John. Es wundert mich, dass gerade du das nicht siehst – es ist doch mehr als offensichtlich!“ erwiderte Sherlock eingeschnappt.
 

„Dass ich was nicht sehe? Wie du dich Mary gegenüber wie der letzte Idiot verhältst? Sie ist meine beste Freundin, Sherlock!“
 

„Es gab mal eine Zeit, da war ich dein bester Freund, John!“ sagte der jüngere scharf.
 

„Dafür... Moment... Bist du etwa eifersüchtig?“ brachte John belustigt hervor. Sherlock wandte sich ab und bereitete mit dem kochenden Wasser Tee zu.

John erhob sich, stellte sich neben Sherlock, nahm ihm die Utensilien ab und stellte sie wieder hin. Nun, da sein Freund ihn wieder anschaute vernahm John die eindeutige Verletztheit des jüngeren. Er nahm seine Hände, lächelte während er noch auf sie blickte und hob dann den Blick auf die eisblauen Augen vor ihm.

Er begann sanft und leise, fast flüsternd „Du bist doch so viel mehr als mein bester Freund! Dank dir konnte ich wieder vernünftig laufen, meine Hand zittert nicht mehr und meine Albträume wurden durch dich ersetzt. Du hast mich wieder in ein Zivilleben geführt, das zwar nicht minder.. spontan ist, als das eines Soldaten, aber zumindest um einiges erfüllter. Außerdem hast du mir Klarheit über mich selbst gegeben. Du bist mein bester und fester Freund und es gab und wird nie jemand wichtigeren in meinem Leben geben als dich, Sherlock!“

Sherlock's Blick ließ Überraschung und Glück vermuten und es dauerte nur wenige Sekunden, bis er den liebevollen, grauen Augen verfallen war und sich ihnen langsam näherte. Sie küssten sich zärtlich und liebevoll. Sherlock schlang seine Arme um John, welcher seine Arme an Sherlock's Hüfte stützte und sie dann entspannt hinter dessen Körper zusammenlegte.

Sticheleien

„..es gab und wird nie jemand wichtigeren in meinem Leben geben als dich, Sherlock!“

Sherlock's Blick ließ Überraschung und Glück vermuten und es dauerte nur wenige Sekunden, bis er den liebevollen, grauen Augen verfallen war und sich ihnen langsam näherte. Sie küssten sich zährtlich und liebevoll. Sherlock schlang seine Arme um John, welcher seine Arme an Sherlock's Hüfte stützte und sie dann entspannt hinter dessen Körper zusammenlegte.

Mrs. Hudson eilte zur Tür hinein.

„Sher-“ Die beiden sprangen erschrocken auseinander. „Oh, das tut mir Leid, ich wollte nicht stören“ sagte sie weiter mit einem breiten Lächeln im Gesicht „aber es hat jemand geschellt. Funktioniert ihre Klingel denn schon wieder nicht?“
 

„Ich bin gerade erst zurück Mrs. Hudson, sie liegt auf der Treppe.“ Mrs. Hudson und John schauten ihn verwundert an.

„Ich habe sie demontiert. Ich wollte nicht gestört werden.“ sagte er wie selbstverständlich.

Die ältere Frau schüttelte den Kopf, drehte sich um und ging zur Treppe hinunter.
 

„Nun, dann werde ich die Türe öffnen. Aber bringen sie die Klingel wieder an! Ich bin ihre Vermieterin und nicht ihre Haushälterin!“
 

Sherlock grinste und John schnaubte lachend auf. Es war wie früher – wie vor zwei Jahren. Für John ein beruhigendes Gefühl. Wenige Sekunden später betrat Mary den Raum.

Sofort sah John wie Sherlock sie von Oben bis Unten musterte. Er warf dem Detektiv einen mahnenden Blick zu, dieser verdrehte die Augen und ließ dann ein merklich aufgesetztes Lächeln auf seinem Gesicht blicken.
 

„Mary.“
 

„Sherlock.“
 

Sie stachelten sich mit ihren Blicken gegenseitig an.
 

„John, ich hab' dir deine Sachen in die Tasche vor der Tür gepackt. Ich habe direkt frische Sachen aus der Wäsche genommen – ich wollte ja nicht in deinen Klamotten herum wühlen.. Du bleibst doch nur eine Nacht, richtig?“ sie lächelte ihn erwartungsvoll an.
 

„Äh, richtig. Dank' dir.“ entgegnete er etwas verwirrt.
 

Als er sich gerade dazu bewegen wollte die Tasche herein zu holen, vernahm er überrascht wie Sherlock sich mit schnellen Schritten auf den Weg machte.
 

„Gibt es sonst noch etwas, Mary?“ zickte sie der jüngere an, als diese noch keine Anstalten machte zu gehen.
 

„Sherlock!“ stöhnte John genervt während Mary schon begann zu antworten.
 

„Ich wollte mich nur vergewissern, dass John in guten Händen ist. Darf ich mir keine Sorgen um ihn machen? Nichts anderes tust du doch auch, nicht wahr?“
 

Die Frage machte Sherlock stumm. Er war sich nicht sicher ob er ihr nun zustimmen oder von ihr ausgestochen fühlen sollte. Er gab John seine Tasche in die Hand, wandte sich aber nicht von Mary ab.
 

Mary lächelte triumphierend. „Du hast mich von Anfang an abgestoßen, dabei habe ich dir nichts getan. Ich möchte wirklich keinen Streit mit John's bestem Freund.“ Schließlich wandelte sich ihr Blick in ein warmes, freundliches Lächeln.
 

John schaltete sich dazwischen „Ja, Mary, ich hatte doch gesagt, dass er nicht allzu sozial veranlagt ist, nimm es also bitte nicht persönlich. Jedenfalls geht es mir hier schon ganz gut, du kannst also gerne gehen oder aber auch bleiben, wenn du möchtest.“ sein Blick mahnte Sherlock sie jetzt abzuwimmeln und er richtete sich auf, bedeutete ihm Gehorsam.
 

Der Arzt war beeindruckt. Sherlock würde sich tatsächlich geduldig zeigen um ihn nicht zu verärgern? Diese Seite kannte er an ihm gar nicht. Der Soziopath war sonst nicht so offen ohne die Menschen durch seine Deduktionen in den Wahnsinn zu treiben. Aber Mary schien eine der wenigen Personen zu sein, die Sherlock stand hielten und das war für gewöhnlich die Art Mensch auf die er sich einließ. Dann war vermutlich das der Grund für sein Schweigen, sonst hätte er sich auch von John nicht ausbremsen lassen.
 

„Nein, ist schon gut, John. Ich will euch nicht weiter stören. Ich denke ich kann mir jetzt sicher sein, dass du hier.. gut untergebracht bist. Sei nur bitte pünktlich morgen.“ sagte sie noch knapp und umarmte John zum Abschied, schenkte Sherlock ein weiteres Lächeln und verschwand dann.
 

Die beiden Männer sahen sich an. „Du siehst es wirklich nicht, oder John..?“ brachte der jüngere ihm grinsend entgegen.
 

„Was, Sherlock? WAS sehe ich nicht?“ frug er gereizt. „Ich schaue Menschen nicht an und kann ihnen dann ablesen wer sie sind und was sie wollen, ich muss das leider auf die alte Weise herausfinden und wenn mir Mary etwas nicht erzählt, dann weiß ich es auch nicht, aber sie wird wohl auch einen guten Grund haben, also was gibt es so auffälliges, dass ich übersehe obwohl es so wichtig ist?“
 

Der Detektiv schaute ihn unberührt an. „Ihr Blick, ihre Haltung, ihre Art mit dir zu reden – alles an ihr schreit nach deiner Aufmerksamkeit. John, diese Frau ist in dich verliebt. Die Tatsache, dass sie mit dir zusammenlebt und trotzdem keine weiteren Annäherungsversuche startet, sowie ausbleibend auffälliges Verhalten in meiner Gegenwart zeigen, dass sie daran gewöhnt ist von dir nicht auf diese Art gesehen zu werden, also ist sie schon seit längerer Zeit verliebt, vermutlich schon seit ihr euch kennt, zumindest besteht schon seit dem Interesse an dir.“ deduzierte der Detektiv. John starrte ihn mit offenem Mund an. „Dir ist das wirklich nicht aufgefallen?“
 

„Dir ist damals auch nicht aufgefallen, dass ich Interesse an dir hatte. So etwas entgeht einem schnell mal, Sherlock.“ entgegnete der ältere ruhig.
 

Dann zog er sich mit seiner Tasche in die obere Etage zurück, ließ den jüngeren mit Unsicherheit zurück.

Aussprache

In seinem Zimmer angekommen schob John die Tür genervt zu, ließ die Tasche davor fallen und setzte sich auf sein Bett. Es war wieder typisch für Sherlock über jeden sofort Bescheid zu wissen, ihre emotionalen Beziehungen zueinander zu kennen, aber zu festgefroren zu sein um irgendeine Art von Taktgefühl zu haben.

Wäre Mary wirklich in ihn verliebt gewesen, hätte sie das längst gesagt – sie erzählte ihm schließlich auch sonst alles. Und der Zeitpunkt zu dem sie sich verliebt haben sollte war auch unrealistisch, denn es würde bedeuten, dass sie schon während ihrer laufenden Beziehung etwas für ihn empfunden haben sollte, was wiederum bedeuten würde, dass er selbst der Grund für die Trennung war. Wenn er daran dachte, wie niedergeschlagen Mary nach ihrer Trennung und über ihre verzweifelte Liebe war und dass er der Grund dafür gewesen sein sollte, bildete sich ein Kloß in seinem Hals. Der Gedanke seiner eigenen besten Freundin, die ihm aus seinen Depressionen und seiner Trauer über Sherlock geholt hatte, so eine tiefe und lange Trauer beschert zu haben, verstimmte ihn. Er fühlte sich plötzlich schuldig. Er hatte Mary wirklich noch nie so gesehen und ihr diese Gefühle für ihn auch nie angesehen. Aber Sherlock hatte es deduziert, und er irrte sich nicht und wenn nur sehr minimalistisch.

Er hatte es mal wieder geschafft. Als Angeber rücksichtslos über andere geurteilt. Auf Gefühlen herum getrampelt und nicht einmal einen Gedanken an diese verschwendet.

Er war sauer auf Sherlock. Wirklich sauer – auf dessen maßlose Kaltherzigkeit. Er war sich nicht mehr sicher, ob er heute wirklich hier übernachten wollte.
 

[Sherlock]

Zurückgelassen im Wohnzimmer, stand er nun. Verdattert. Nicht wissend, was er falsch gemacht hatte. Hatte er John nicht einen Gefallen getan, indem er ihn aufklärte? Er wollte doch sonst alles genau verstehen und predigte wie wichtig es sei ehrlich und offen zu reden. Was also war sein Problem? Jetzt konnte John sie einfach darauf ansprechen und sie konnten es klären. Sie lag ihm doch am Herzen, wollte er da nicht über allem im Klaren sein mit ihr – sichergehen, dass sie sich unbeschwert und verstanden fühlt?

Er versuchte zu helfen und John war wütend. Gefühle. Banalitäten. Und jetzt unterlag er ihnen selbst. War wütend darauf, dass John wütend war. Nur warum war John wütend? Was verstand Sherlock nicht?

Er wanderte im Raum herum, versuchte logische Schlüsse aus John's Gefühlsregungen zu ziehen. Plötzlich blieb er stehen und starrte in die Luft, bis er seiner Haltung kurz nach gab, sich umdrehte und zur Treppe ging.

„John! John komm' bitte runter, ich weiß warum du wütend bist und würde dir gerne etwas erklären!“
 

[John]

Darauf hatte er gewartet – dass sich Sherlock Gedanken machte. Endlich einmal verstand das und vor allem wie er Menschen mit seinem unüberlegten Zurschaustellen verletzen konnte.

Er begab sich die Treppe hinunter, ging an Sherlock vorbei und setzte sich in seinen Sessel. In gerader Haltung wartete er darauf, dass sich der jüngere ihm gegenüber setzte.

Als dieser dann dort saß begann der Arzt sofort zu sprechen.
 

„Du-“
 

„Nein. Stopp. John. Mein Zug.“ unterbrach ihn Sherlock direkt. „Ich habe gesagt ich würde versuchen mich dir gegenüber zu öffnen und das werde ich auch tun. Ich dachte ich würde dir helfen, wenn ich dir von Mary erzählte. Warum habe ich es dir nicht von Anfang an gesagt? Weil ich dachte du würdest es doch schon wissen, es ist so offensichtlich, wie könnte man da..“ er blickte in John's empörtes Gesicht und versuchte sich schnell aus der Situation zu retten „jedenfalls nahm ich an, du wärst um ihr emotionales Wohlergehen besorgt und würdest deshalb wissen wollen, dass ihr etwas auf dem Herzen liegt. John.. Ich habe nur versucht zu helfen, was habe ich falsch gemacht? Sag mir was ich anders machen soll!“
 

„Du könntest aufhören über solche Sachen wie über deine Fälle zu reden!“ antwortete der ältere und begann dann zu kichern. Diese unsichere Seite an Sherlock fand er schon immer irgendwie süß. Bemüht John nicht wütend zu machen – ohne wirklich Ahnung zu haben was ihn überhaupt erst wütend gemacht haben könnte.

„Ich bin es gewohnt, dass du über fremde Personen, sogar über tote fremde Personen so sprichst, aber, bei Gott Sherlock, es geht um die Gefühle meiner besten Freundin und du redest darüber als seien es Todesursache, Tathergang und Motiv. Ein bisschen Mitgefühl wäre mal nett gewesen..“ John versank in eine eher trübe Stimmung.

„Außerdem hast du mich damit zum Mörder erklärt.“
 

Sherlock zog die Augenbrauen zusammen.
 

„Mary hat vor 1 ½ Jahren ihre 3-jährige Beziehung beendet, weil sie sich in jemand anderen verliebt hatte, aber wusste, dass es einseitig war. Sie war bis aufs Letzte verzweifelt, weil sie mir nicht helfen konnte, weil sie ja selber nicht gerade der positive Pol war.“
 

„Es war Totschlag, kein Mord. Du hast es nicht geplant. Jeglicher Vorwurf dir selbst gegenüber ist im Grunde sinnlos – es ist ja nicht wirklich jemand gestorben, nicht wahr.“
 

Sie schwiegen. John war etwas beschämt direkt wütend geworden zu sein und seinen Freund selber als den kaltherzigen abgestempelt zu haben. Sherlock schien sich in den letzten zwei Jahren tatsächlich verändert zu haben. Er verhielt sich noch immer ähnlich, aber er schien seine Motivation geändert zu haben. War er tatsächlich rücksichtsvoller geworden?
 

„Es tut mir Leid. Ich.. ich schätze ich hatte es selber schon irgendwie geahnt und wollte es einfach nie wahr haben. Zu wissen, dass ich an ihrer Verzweiflung schuldig sein soll.. Wie du darüber gesprochen hast.. Nein, die Tatsache, dass du es deduziert hast.. Naja, du hast bestätigt, dass es so ist wie ich es nicht wollte und.. ach.. was mache ich mir die Mühe.. du weißt es doch sowieso schon..“ er blickte ein wenig im Raum herum, unschlüssig, worauf er eigentlich hinaus wollte.
 

„Ist gut, ich verzeihe dir.“ lächelte der jüngere ihn frech an.
 

„Du verzeihst mir? Du verzeihst mir?“ er schnalzte einmal mit der Zunge „Wie unwahrscheinlich großzügig von dir!“
 

Wieder schwiegen sie, grinsten beide.
 

„UND ich entschuldige mich bei dir. Dafür, dass ich nicht in einem.. menschlicheren Tonfall mit dir darüber geredet habe. Ich werde versuchen auch das etwas anzupassen. Aber-“
 

„Aber ich werde geduldig sein. Ja. Ich werde es versuchen, ich bin nur noch etwas gereizt von deiner.. Aktion. DU weißt schon – dieses vom Dach springen, zwei Jahre tot sein und dann einfach so wieder auftauchen. Hab' etwas Geduld mit mir!“
 

Sie lächelten einander an.

Schwiegen eine ganze Weile.
 

„Wer wusste alles wo du in den letzten 2 Jahren warst?“ frug John ruhig. Er wusste er würde verletzt sein, wenn Sherlock ihm mitteilte dass jemand und wer davon wusste. Er würde verletzt darüber sein, dass Sherlock ihm nichts erzählt hatte. Aber das spielte keine Rolle. Er wollte jetzt ihn jetzt einfach nur bei sich haben und ihn festhalten, damit er nicht wieder ging.
 

„Mycroft. Unsere Eltern. Molly. 25 meiner Helfer aus dem Obdachlosennetzwerk.“ sagte er etwas vorsichtig, vernahm wie John unbewusst tief ein- und ausatmete.

„Bitte, John. Meinen Eltern hätte ich es ja wohl nicht verheimlichen können und die Anderen brauchte ich alle..“
 

„Und warum hast du mir nichts erzählt?“ die Stimme des Soldaten brach leicht. Er war tief verletzt und enttäuscht.

„Glaubst du ich hätte es nicht für mich behalten können, oder was war das Problem?“ sein Blick suchte verzweifelt nach einer Verneinung dieser Vermutung in der Mimik seines Freundes.

Dieser nickte jedoch nur einmal ohne ihn anzuschauen.
 

John fühlte sich, als stächen Messer in sein Herz. Er war fassungslos, dass Sherlock, der Mann den er liebte, der Mann der ihn immer so fasziniert hat, dieser unglaublich intelligente Mann, von dem er immer dachte er hätte vertrauen in ihn gehabt, offenbar doch an ihm gezweifelt hatte. Doch er trug es nicht nach Außen. Versuchte es in sich zu halten. Er wollte nicht wieder wütend auf Sherlock sein, wollte ihm nicht wieder seinen Groll entgegen schieben.
 

„Und du brauchtest mich überhaupt nicht?“ trotz seiner Versuche möglichst standhaft zu sprechen, war seine Enttäuschung deutlich hörbar für Sherlock.
 

„Doch. Ich brauchte einen Zeugen. Jemanden, der alle von meinem Tod überzeugen konnte, weil er es selbst beobachtet hatte.“ //Und dir von meiner Lebendigkeit zu erzählen hätte dich vielleicht mir nachkommen lassen und dich in Gefahr gebracht.// dachte er sich weiter, ohne es auszusprechen. Es war besser wenn John glaubte, dass ersteres der Fall war. Es würde ihn nicht verleiten ihm in Zukunft zu folgen oder nachzuforschen. Es bedeutete mehr Sicherheit für ihn, auch wenn er dann glaubte Sherlock habe nicht genug Vertrauen in ihn.

„Ich musste sicher sein, dass du nichts wusstest, damit du deine Rolle glaubhaft spielen konntest, sonst wäre es alles umsonst gewesen.. Es tut mir Leid, John. Aber ich bin sicher, dass du mir glaubst wenn ich dir sage, dass es nicht meine Intention war dir damit weh zu tun.“
 

John nickte nur leicht. Er verstand Sherlock, diesbezüglich war er dem Jüngeren einen Schritt voraus. Er war zwar verletzt über die Geheimhaltung, aber er verstand, dass es einen guten Grund gegeben hatte. Sherlock hatte immer gute Gründe. Er war zu geistreich um aus niederen Motiven zu handeln. Mit anderen Menschen und ihren Gefühlen zu spielen.
 

„Und seit wann bist du wieder da?“ erkundigte er sich weiter.
 

„Seit gestern. Du hast als erster davon erfahren.“
 

Etwas in John lächelte. Er war der erste gewesen. Hieß das, dass er an erster Stelle gestanden hatte?
 

„Naja, nach meiner Familie natürlich, aber Mycroft war es ja der mich nach England zurückgeholt hatte und dann wussten unsere Eltern natürlich auch sofort Bescheid.“ ratterte er knapp herunter.
 

Das Lächeln in John zog sich in ein Grinsen. Taktlos. Das war Sherlock. Sein Sherlock.

Er war nicht wütend darüber. Er war froh. Froh, dass er nach dem Anstand an erster Stelle stand. Nach der Familie kam er und sie waren dann noch in ihrer Liebe füreinander geheim gewesen. Und hätte es sich anders arrangieren lassen, hätte er es als erster gewusst – da war er sich nun sicher.
 

„Ich werde die Anderen morgen informieren, wenn du arbeitest. Ich kann es kaum erwarten bald wieder etwas zu tun zu haben – es wird massig Fälle zu lösen geben!“ grinste er vor- und schadenfreudig. Man brauchte ihn, das wusste er, und das genoss er.

Er war wieder ins Leben zurückgekehrt.

Romantik

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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Lyneth
2015-04-28T16:25:11+00:00 28.04.2015 18:25
Bin vor kurzem auf deine FF gestoßen und finde sie klasse. Du beschreibst die beiden genauso wie sie sein müssen. Ich hoffe du schreibst bald weiter. Würde mich interessieren wie es weiter geht. Liebe Grüße Lyneth
Von:  KiraNear
2014-11-23T14:09:01+00:00 23.11.2014 15:09
Also mich als Leser hast du nicht verloren - tolles Kapitel :3
Antwort von:  TheKats
23.11.2014 15:36
Hui, das freut mich aber! ^^
Kenne das viel, dass nach einer Weile die Leute auch das Interesse verlieren, wenn lange nichts kommt, von daher vielen Dank für's Dabeibleiben!
Schön, dass es dir wieder gefallen hat :3
Gruß,
Kats ♥
Von:  Sharon
2014-11-20T19:40:01+00:00 20.11.2014 20:40
Es geht wieder weiter :-*
Und so wie sonst auch ein sehr schöner Schreibstil *_*
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.
lg Sharon
Antwort von:  TheKats
20.11.2014 21:24
Ui,
vielen Dank :3
Also *zwinker zwinker*, wenn dir mein Schreibstil so gefällt *zwinker zwinker*, dann schadet es sicher nicht *zwinker zwinker*, auch mal einen Blick auf *zwinker* meine andere Fanfic zu werfen *zwinker zwinker*, zu der ich jetzt auch angefangen habe hochzuladen *zwööööööööööönker* (sehr subtiles Aufmerksammachen, ich weiß :D)
Spaß beiseite - wirklich danke! Freut mich dich immer noch hier zu wissen :) Versuche jetzt wieder möglichst regelmäßig hier hochzuladen ^^

Gruß,
Kats
Von:  Emy_Keks
2014-08-11T10:19:16+00:00 11.08.2014 12:19
Super geschrieben. Bin sehr begeistert. :)
Antwort von:  TheKats
17.11.2014 10:00
Hi,

Dankeschön!
War jetzt leider lange inaktiv (tut mir Leid), aber es geht jetzt erst mal wieder etwas weiter, solange ich Kapitel im Vorrat habe :)
Hoffe dich dann weiterhin fesseln zu können!

Gruß,
Kats
Von:  KiraNear
2014-07-26T09:03:59+00:00 26.07.2014 11:03
Ohje, da hat Sherlock ja mal wieder ein Meisterwerk an Gefühlskunst geschaffen >_<
Aber gut, das John ihm trotzdem nochmal verzeiht.
Antwort von:  TheKats
17.11.2014 09:59
Heya, oh man war ich lange inaktiv - sorry :(

Danke wieder für den Kommentar! Hab mich (wie immer) sehr gefreut c:

Gruß,
Kats

P.S.: Es geht jetzt wieder mit ein paar Kapiteln weiter - würd mich freuen dich weiterhin hier zu wissen!
Von:  KiraNear
2014-07-10T19:16:02+00:00 10.07.2014 21:16
Also ich lese gern die Autorenkommentare, weil dort gerne die Gedanken des Autors zum Kapitel stehen oder eventuelle Zusatzinfos^^
Und gerne doch, denke, es wird auch noch länger bei einem Near bleiben XD
Mir gefällt das Wortspiel.


Es ist kein Wunder, dass Mrs. Hudson bei dem Anblick lächelt, hat sie die beiden doch selbst immer geschippt XD
Aber ja, er sollte die Klingel wieder anbringen, wenn er nicht noch mehr Kommentare dazu hören will, nicht nur von Mrs. Hudson, sondern auch von Klienten oder Lestrade. Als unsere Klingel nicht ging, durften wir uns oft was anhören und ich denke, dass es selbst Sherlock mal auf die Nerven gehen würde XD

Gut gekontert von Watson - aber gut, mir wäre es wohl auch zuerst nicht wirklich aufgefallen^^°

Wegen dem Uploaden, mach es einfach, wie du gerade kannst und willst ;3
Was aber nicht heißt, dass ich mich nicht auf weitere Kapitel freue^^
Antwort von:  TheKats
10.07.2014 22:38
Joar, in der Regel schreibe ich in den Kommentaren so allgemeine Infos, wenn es aber zu irgendetwas Klärungsbedarf geben sollte, dann würde ich das natürlich gerne auch da mit unterbringen um Verwirrung, etc. aus dem Weg zu schaffen - das müsste mir nur gesagt werden ;)
Ich liebe Wortspiele, bin darin zwar selber eher schlecht, aber ich konnte einfach nicht anders ^^'' Gut ist, dass es dich nicht stört, denn es war ja nicht unnett gemeint ;D

Jaa, die gute Martha, quasi die Seele der MS-Johnlock xDD Aber als Erzieherin versagt selbst sie bei Sherlock - der Mann wird es doch nie lernen! Ob Kommentare oder keine Kommentare - er macht doch eh nur was er will, oder nicht :D

Nun denn, danke, mal wieder, für deine fleißigen Kommentare und das nächste Kapitel folgt schon bald ;)
Von:  KiraNear
2014-07-08T21:28:08+00:00 08.07.2014 23:28
Aww, das ist ja süß :3
Hab trotzdem irgendwie den Verdacht, dass Mary noch etwas machen wird.
Antwort von:  TheKats
10.07.2014 11:09
Sie wird auf jeden Fall später (relativ viel später^^') eine wichtige Rolle im Verlauf meiner Geschichte spielen, aber ich verrate nichts :D
Von:  KiraNear
2014-07-08T19:23:35+00:00 08.07.2014 21:23
Wie er ihn reingelegt hat mit der Frage, einfach herrlich XD
Und ja, diese Art von John ist wirklich sehr interessant^^
Antwort von:  TheKats
10.07.2014 11:08
Ich wollte halt noch etwas Witz hereinbringen. Ich weiß zwar, dass mir die Charaktere oft genug aus der Hand rutschen, aber irgendwo ist es ja schließlich meine Fantasie, nicht ;P
Schön, dass es trotzdem gefallen findet :)
Von:  KiraNear
2014-07-08T19:13:07+00:00 08.07.2014 21:13
Tolles Kapitel - und ich finde es toll zu beobachten, wie Sherlock sich langsam an die ganze Sache herantastet^^
Antwort von:  TheKats
10.07.2014 11:06
Dankeschön! :)
Von:  KiraNear
2014-06-24T13:30:49+00:00 24.06.2014 15:30
Mrs. Hudson ist wirklich eine gute Seele, die würde auch nie hergeben wollen.

Und ich finde es toll, dass du die Situation aus beiden Blickwinkeln zeigst :3
Bzw, wie beide darüber denken.
Antwort von:  TheKats
27.06.2014 20:32
Ja, wer liebt Mrs. Hudson auch nicht ^^

Schön, dass es den gewünschten Effekt erzielt hat :3


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