Das Leben geht weiter von Atina ================================================================================ Kapitel 1: Ankommen ------------------- Der große Raum war durch verschiedene Säulen in mehrere Abschnitte unterteilt. In der Mitte befand sich eine Tanzfläche und an den drei Seiten, die sich neben den Säulen auch durch eine Erhöhung abgrenzten, waren kleine Tische mit Stühlen, das DJ-Pult und das Buffet aufgebaut. Hannes stellte gerade die letzten Schalen mit Knabberzeug auf die Tische, als jemand den Raum betrat. „Hallo Geburtstagskind!“, sagte eine tiefe Stimme und Hannes drehte sich um. „Oliver, altes Haus! Du kommst zu spät, ich bin schon fertig mit den Vorbereitungen.“ „Warum zu spät? Da komme ich doch gerade richtig“, erwiderte Oliver grinsend und die zwei Jungs begrüßten sich mit einem kräftigen Handschlag. „Wie viele Leute kommen denn überhaupt?“ „Also, eingeladen habe ich dreißig Mann, aber es werden bestimmt zehn mehr. Anne hat mich auch schon gefragt, ob sie jemanden mitbringen kann und ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn wir mehr werden. Je mehr Leute, umso mehr Spaß!“, sagte Hannes. Er beschäftigte sich gerade mit der Musikanlage und Oliver sah ihm zu, als die nächsten Gäste in den Raum kamen. Schon zehn Minuten später war der Raum des Jugendclubs fast voll. Hannes begrüßte alle und freute sich, dass die Party gut anfing. Die Getränkebar und das kalte Buffet wurden belagert, die meisten Tische waren besetzt und auch auf der Tanzfläche fanden sich einige Freunde von Hannes. Oliver und Hannes standen wieder an der Musikanlage, als ein junger Mann mit kurzen schwarzen Haaren auf sie zukam. „Hey Leute!“, sagte er. „Lässt du dich endlich blicken, mein lieber Daniel!“ „Tschuldigung, ich habe nur jemanden gesehen, der mir noch Geld schuldet. … Alles Gute zum Geburtstag!“ „Schon gut“, erwiderte Hannes. „Sag mal, habt ihr Anne schon gesehen? Sie wollte doch kommen.“ „Sieh mal dort rüber, sie kommt gerade durch die Tür“, antwortete Hannes. Die drei Jungs sahen zur Tür und Daniel winkte seiner Freundin. Anne sah ihn und kam herüber, ihr folgte ein braunhaariges Mädchen. „Hallo Jungs! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, sagte sie und umarmte Hannes. Daniel bekam einen Kuss. „Na toll, Hannes wird umarmt, Daniel geküsst und ich gehe wieder einmal leer aus“, sagte Oliver und verschränkte die Arme. „Ach Oliver, komm her!“, erwiderte Anne und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Schon besser!“ Sein Grinsen brachte die Freunde zum Lachen. Das Mädchen, das etwa einen Meter hinter Anne stand, wurde nun von dieser neben sich gezogen. „Das ist meine Cousine Lea, sie wohnt jetzt bei uns. Ich dachte mir, bevor sie zu Hause herumsitzt, nehme ich sie lieber mit“, erzählte Anne. „Hallo Lea! Nett dich kennen zu lernen. Ich bin Hannes und schmeiße die Party hier.“ „Ich bin Daniel, der Freund von Anne“, stellte sich der junge Mann vor. „Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss! Hallo, ich bin Oliver.“ Er streckte Lea seine Hand entgegen, doch sie reagierte nicht. „Hallo“, sagte sie nur. Oliver sah in ihre Augen, sie wirkten traurig und abwesend. „Auf der anderen Seite des Raumes ist das kalte Buffet und die Getränkebar. Bedient euch ruhig und solltet ihr einen Musikwunsch haben, nennt ihn mir. Ich habe so gut wie alles da“, sagte Hannes und brach die entstandene Stille. „Okay. … Na komm, sehen wir uns erst einmal um!“ Anne griff nach Leas Hand und zog sie durch den Raum. „Komisches Mädchen, diese Lea“, sagte Oliver. „Was würdest du denn machen, wenn dir alles und jeder fremd ist? … Okay, da frage ich den Falschen!“ „Ich würde doch wenigstens etwas aufgeschlossener sein und versuchen Anschluss zu finden“, erklärte der junge Mann. Anne hatte inzwischen die Runde beendet und saß mit Lea an einem kleinen runden Tisch mit zwei Stühlen. „Lea, hab doch ein bisschen Spaß, wenn du schon einmal hier bist. Du kannst doch nicht ewig Trübsal blasen! Versuch es wenigstens“, redete Anne auf ihre Cousine ein. Diese nickte nur. In diesem Augenblick trat Daniel an den Tisch. „Kommst du tanzen? Unser Lied läuft gerade“, fragte er. Anne sah Lea an, aber sie erwiderte: „Geh ruhig! Ich komme schon alleine klar.“ „In Ordnung.“ Anne stand auf und folgte Daniel auf die Tanzfläche. Leas Blick folgte ihnen, aber in der Menge verlor sie sie aus den Augen. In dem Raum war es ziemlich dunkel. Das lag einerseits daran, dass die kleinen Fenster nur wenig Licht herein ließen und andererseits an der geringen Beleuchtung. Hannes hatte die Deckenbeleuchtung sehr schwach eingestellt, stattdessen wurde die Tanzfläche mit bunten Scheinwerfern angestrahlt. Auf den Tischen und Fensterbrettern standen weiße Kerzen, die allmählich abbrannten. Lea beobachtete die Flamme der Kerze, die auf ihrem Tisch stand, und war ganz in ihren Gedanken versunken. Oliver stand am kalten Buffet und sah zu ihr herüber, während er sich an einem Käsebrötchen zu schaffen machte. „Ich frage mich, was sie hat. Sie sieht so traurig aus“, dachte er. „Vielleicht sollte ich einmal herüber gehen und sie ein wenig aufheitern.“ Er schnappte sich zwei Gläser, goss Cola hinein und schlenderte zu Leas Tisch herüber. Oliver setzte sich und stellte die Gläser auf den Tisch, Lea sah ihn überrascht an. „Wenn man nichts trinkt, dann trocknet man innerlich aus. Sagte zumindest mein Biolehrer immer. Das würde ich bei dir gern vermeiden“, sagte Oliver und lächelte ihr zu. „Danke.“ „Anne hat dich allein gelassen, was?“ „Es ist doch nur richtig, wenn sie sich amüsiert“, erwiderte Lea und blickte zur Tanzfläche herüber. „Anne soll sich wegen mir nicht anders verhalten.“ „Das hört sich so an, als ob du gar nicht hier sein möchtest.“ Oliver nahm einen Schluck und lehnte sich zurück. „Es wäre mir lieber, wenn ich zu Hause wäre. Da hast du Recht.“ „Und das kann man nicht irgendwie ändern? Wie wäre es mit einem Tanz?“, fragte der junge Mann und sah sie herausfordernd an. „Falls du versuchen solltest mich aufzuheitern, dann lass es lieber! … Sag mal, weißt du, wo Anne wohnt?“ „Warum?“, fragte Oliver zurück. „Weil ich es für besser halte, jetzt zu gehen und ich keine Ahnung habe, wie ich nach Hause komme. Ich will Anne nicht mitschleifen. … Kannst du mir nun den Weg beschreiben oder nicht?“ „Was hältst du davon, wenn ich dich bringe?“ „Nicht sehr viel“, antwortete sie ehrlich. „Tja, dann werde ich dir nicht sagen, wo du lang musst.“ Oliver verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Fassungslos sah Lea ihn an. „Nun? Ja oder nein?“ „Anders komme ich wohl nicht nach Hause“, sagte Lea und stand auf. Sie ging zu Anne und sagte ihr Bescheid. „Weißt du überhaupt, wo du hinmusst?“ „Dieser Oliver meinte, er bringt mich“, antwortete Lea. Anne sah zu dem Blonden und lächelte ihm zu. „Okay.“ „Bis dann! Und viel Spaß noch”, sagte Lea und verließ zusammen mit Oliver den Raum.   Inzwischen war es Nacht geworden. Eine kühle Brise wehte einem ins Gesicht, wenn man in den sternenklaren Himmel sah. Oliver trat aus der Tür und atmete die frische Luft ein. „Das ist das Negative, wenn viele Menschen in einem Raum sind. Der Sauerstoff ist nur in geringen Mengen vorhanden, da er zu schnell verbraucht wird“, sagte er. „Komm, atme einmal tief ein!“ „Kann es sein, dass Biologie dein Lieblingsfach ist?“, fragte Lea. „Na ja, eigentlich nicht, aber es macht schon Spaß.“ Oliver legte seinen Arm um ihre Taille und zog sie in Richtung Kanal. „Kennst du den Kanal schon?“, fragte er. „Nein“, antwortete Lea und schüttelte seinen Arm ab. Sie sah ihn mit einem Blick an, der zu sagen schien: „So einer bist du also.“ „Tut mir leid“, sagte er, als hätte er ihre Gedanken lesen können. Nach wenigen Minuten hatten die beiden den Kanal erreicht. Die Grünanlagen am Ufer des Kanals waren liebevoll gestaltet und ein Wassersportzentrum hatte seinen Standort hier, es war der richtige Ort, um sich zu erholen. „Es ist wirklich schön hier“, sagte Lea beeindruckt. „Deshalb habe ich dich hergebracht.“ Oliver sah das Strahlen in Leas Augen und freute sich, dass sein Aufmunterungsversuch geglückt war. Sie verweilten für einen kurzen Augenblick, doch dann wollte Lea von einer Sekunde auf die nächste weiter. „Gehen wir? Ich will gern nach Hause.“ „Natürlich.“ Den restlichen Weg über schwiegen sie. Oliver wollte zwar immer wieder ein Thema anfangen, als er dann aber Leas traurigen und in Gedanken versunkenen Gesichtsausdruck sah, ließ er es lieber bleiben. Warum ist sie nur so traurig? „Danke, dass du mich hergebracht hast.“ „Immer wieder gern“, erwiderte Oliver, nachdem sie bei Anne angekommen waren. „Schönen Abend noch“, sagte Lea und schloss die Tür auf. „Dir auch.“ Seine letzten Worte hörte wahrscheinlich nur noch die Tür. Niedergeschlagen machte er sich auf den Rückweg, während Lea sich von innen gegen die Eingangstür lehnte und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Warum bin ich nur mit Anne mitgegangen? Wäre ich doch nur zuhause geblieben. Zuhause…     „Warum wolltest du denn gestern so zeitig los?“ Anne saß mit ihren Eltern und Lea am Frühstückstisch auf der Terrasse. Sie nahm einen Schluck von ihrem Orangensaft und sah ihre Cousine fragend an. „Das war einfach nichts für mich. Es hat mir keinen Spaß gemacht.“ „Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du früher nicht auch auf Feiern gegangen bist.“ „Schon, aber…“ „Kein aber! Es ist fast ein halbes Jahr her, du musst doch mal in dein Leben zurückfinden!“, erwiderte Anne und bekam einen strafenden Blick von ihrer Mutter zugeworfen. „Ich kann doch mein Leben leben wie ich will“, sagte Lea und stand auf. „Ich habe keinen Hunger mehr.“ Damit war sie durch die große Terrassentür ins Haus verschwunden. „Anne, musste das jetzt sein?“ „Aber es ist doch wahr!“ „Du hast ja recht, aber so drastisch hättest du es ihr nicht sagen müssen. Sie braucht eben noch Zeit und es ist sicher nicht einfach“, meinte Annes Mutter. „Mhm.“   Lea ging in ihr Zimmer, zog sich ihre Joggingsachen an und verließ das Haus über die Vordertür. Sie lief mit schnellen Schritten zur Uferpromenade hinunter und begann dann zu laufen. Mit jedem Schritt fühlte sie sich besser. Warum können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Verstehen sie denn nicht, dass ich nicht einfach so weitermachen kann wie früher? Ungewollte Tränen liefen über ihre Wangen, die sie mit einer schnellen Bewegung wegwischte. Sie joggte bis zum Ende der ausgebauten Uferpromenade und machte eine kurze Pause. Sie setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm, der am Ufer lag und sah auf den See hinaus. Die Sonne ließ das Wasser glitzern, etliche Enten schwammen vor dem Schilf am Ufer entlang. Lea genoss für einige Minuten die Stille an diesem Ort, bevor sie sich auf den Rückweg machte.     „Nächste Woche geht die Uni wieder los. Ich habe gar keine Lust auf die Vorlesungen“, meinte Hannes. „Du hast doch nie Lust auf deine Vorlesungen“, erwiderte Anne und lachte. Die beiden waren am Nachmittag mit Daniel und Oliver in der Eisdiele und genossen die letzten freien Tage. Trotz dass es erst Ende März war, gab sich die Sonne Mühe wie im Sommer und brannte auf die Erde herab. „Hast auch wieder recht.“ „Warum hast du denn deine Cousine nicht mitgebracht?“, fragte Oliver. Er hatte die ganze Zeit nur in seinem Eisbecher herumgestochert und überlegt. „Lea hatte keine Lust.“ „Schade. Abwechslung würde ihr sicher gut tun, sie schien gestern so deprimiert.“ „Das sage ich ihr auch ständig, aber sie hört ja nicht auf mich“, meinte Anne. „Warum wohnt sie denn jetzt bei euch?“, wollte Hannes wissen. „Sie fängt dieses Semester an hier zu studieren.“ „Kann man bei uns auch was im Sommersemester beginnen?“ „Das weiß ich nicht, aber sie hat die ersten drei Semester bereits und wechselt nur die Uni. An der alten Uni gab es wohl plötzlich die Vertiefungen nicht mehr, die sie belegen wollte.“ „Und was studiert sie?“, fragte Daniel. „Elektrotechnik.“ „Wahnsinn! Ein Mädchen, das drei Semester ET bestanden hat und auch noch gut aussieht“, begeisterte sich Hannes. „Ist das so selten?“, fragte Anne verwundert. „Warst du schon mal in einer ET-Vorlesung?“ „Würde ich sonst fragen?“ „Also, wenn du dir das mal anguckst, dann triffst du bei 600 Studenten vielleicht fünf Frauen und davon sind dann zwei vielleicht hübsch, werfen aber nach dem zweiten Semester den Hut. Die anderen sind schreckliche Mannsweiber, die du nicht gern anschauen magst“, erklärte Hannes. „Da ist es wirklich erstaunlich, dass Lea das durchzieht.“ „Das klingt ganz schön gemein.“ „Ist aber die Wahrheit“, erwiderte Hannes. „Ja, nur weil du sie nicht hübsch findest, heißt das ja nicht, dass sie gleich hässlich sind.“ „Schau dir einfach mal eine Vorlesung von denen an, dann wirst auch du überzeugt sein.“ „Okay, okay, wechseln wir am besten mal das Thema. Welchen Sportkurs wollen wir dieses Semester belegen?“ „Ich wollte zu Fitnessgymnastik gehen“, erklärte Anne. „Aber das ist doch auch nur Bauch-Beine-Po und damit für Frauen. Da gehe ich nicht mit.“ „Und was schlägst du vor?“ „Ich bin für Volleyball“, sagte Daniel. „Weil ich das ja auch super kann“, warf Hannes ein. „Aber deshalb gehst du ja in den Kurs!“, erwiderte Daniel. „Ja toll, ich dachte, wir wollen was zusammen machen und uns nicht in verschiedene Gruppen aufteilen je nach Können.“ „Gut, dann lasst uns doch Badminton machen. Das hat noch keiner von uns gemacht, oder?“, schlug Oliver vor. „Stimmt, Badminton ist anstrengend und man kann einen Wettbewerb daraus machen, was wiederum genau das Richtige für euch Jungs ist.“ Anne suchte mit ihrem Handy die Sportangebote auf der Uniwebsite heraus und sie einigten sich auf einen gemeinsamen Termin.     In der folgenden Woche begann das neue Semester und Lea freute sich darauf, endlich bekam sie Arbeit, mit der sie sich ablenken konnte. In den Vorlesungen wurde nach einer kurzen Einführung sofort mit dem Stoff begonnen, die Seminare sollten jedoch erst in der zweiten Semesterwoche beginnen. Am einem Abend in der zweiten Vorlesungswoche saßen alle gemeinsam am Tisch und Annes Mutter Andrea erkundigte sich nach den ersten Tagen an der Universität. „Wie gefällt es dir an der Uni hier?“, fragte sie an Lea gerichtet. „Ganz gut. Zwar muss ich immer noch mit dem Campusplan umherlaufen, aber es wird sicher nicht lange dauern, bis ich alle Gebäude kenne.“ „Und bei dir, Anne? Alles beim Alten?“ „Klar, Mama. Ist schön, die anderen wiederzusehen. Und mein Stundenplan ist jetzt im 6.Semester auch nicht mehr so vollgepackt.“ „Na Hauptsache, du nimmst das nicht auf die leichte Schulter.“ „Mensch Mama!“ „Ich möchte doch nur, dass du alles schaffst, was du dir vornimmst.“     Die nächsten Wochen vergingen und man gewöhnte sich schnell an den neuen Tagesrhythmus. Im Sommersemester war es auch viel angenehmer zeitig aufzustehen, schließlich war es draußen bereits hell, wenn der Wecker einen zur ersten Stunde aus dem Schlaf riss. Mit dem Fahrrad kam man schnell zur Uni, ohne im überfüllten Bus stehen zu müssen. Lea und Anne besuchten ihre Vorlesungen und Seminare, trafen sich jeden Mittwoch in einer gemeinsamen Freistunde in der Mensa zum Mittagessen, gingen ansonsten aber eher getrennte Wege. Während Anne an den Wochenenden etwas mit den Jungs unternahm oder manchmal auch nur mit Daniel, blieb Lea zuhause, saß in ihrem Zimmer oder ging allein spazieren. Immer wieder wurde sie von ihrer Cousine gefragt, ob sie nicht mitkommen wolle, doch Lea lehnte jedes Mal ab.     Lea verließ gerade den Hörsaal und wollte sich auf den Weg zu ihrer nächsten Vorlesung machen, als sie jemanden ihren Namen rufen hörte. „Hey! Lea!“ Sie drehte sich um und sah Annes Kumpel Oliver auf sich zukommen. „Hallo.“ „Na, wie geht’s dir?“ „Ganz gut“, antwortete sie. „Wir treffen uns am Freitag bei Anne zum Spiele-Abend. Wirst du auch da sein?“ „Ich wohne ja da.“ „Das ist mir klar, aber ich meine, spielst du mit uns zusammen?“ „Ich denke nicht.“ „Hast du schon etwas anderes vor?“ „Nein. Aber ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht“, erwiderte Lea. „Was hast du eigentlich? Ist dein Leben so scheiße, dass du die ganze Zeit Trübsal blasen musst?“ Oliver hatte genug, er war freundlich gewesen und sie blaffte ihn nur an. Er hatte es einfach sagen müssen. Lea sah ihn zunächst schockiert an. „Du hast doch keine Ahnung!“ „Ach nein? Dann erklär es mir!“ „Lass mich bloß in Ruhe!“, erwiderte Lea und drehte sich um zum Gehen. „Ja, geh in dein dunkles Kämmerchen und wein dir die Augen aus!“, rief Oliver ihr hinterher. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, sie solle sich umdrehen und ihm eine Ohrfeige verpassen, aber sie ignorierte diesen Impuls und ging schweigend weiter. Was glaubt er eigentlich, wer er ist? Er kennt mich nicht und glaubt mir Vorschriften machen zu können. Ich weiß selber, was am besten für mich ist. Oliver sah ihr mit gemischten Gefühlen hinterher – einerseits tat ihm leid, was er gesagt hatte, andererseits war er wütend. Was ist nur mit diesem Mädchen los? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)