Der Weg zu den Spade-Piraten von Yukiko-Kitsune (Roxanne auf dem Weg, eine Piratin zu werden) ================================================================================ Prolog: Die letzten Sekunden? ----------------------------- „Roxy!“, rief der Kapitän der Spade-Piraten. Er kann nur zusehen, wie seine Vize und gleichzeitig Schiffsärztin über Bord geht. Nicht einmal einen Laut kann er von ihr vernehmen, nur das laute Platschen war zu hören. Einige weitere Männer der Piraten rufen nach ihr, obwohl sie wissen, dass es zwecklos ist. Ace läuft zur Rehling, wird jedoch von einigen Marinesoldaten aufgehalten. ~Kurze Zeit vorher~ Die rothaarige Ärztin steht auf der Reling. Sie braucht einen Überblick von dem Kampf mit der Marine. Woher sie plötzlich kamen? Das weiß sie nicht. „Verdammt“, flucht sie mürrisch. Sie sah, wie Ryo besiegt wird. Er ist der Navigator und somit ein wichtiger Bestandteil der Flucht. Gerade will sie wieder von der Reling runter springen, als sie eine fremde Stimme vernahm. „Jetzt bist du fällig“, lacht einer der Marinesoldaten und greift nach ihrem Fußgelenk. „Was...“, haucht sie noch, bevor der Soldat ihren Fuß nach vorne zieht. Dadurch, dass sie schon kaum noch Kraft hat, verlor sie langsam ihr Gleichgewicht und schwankt gefährlich. Als er dann auch noch nach ihrem anderen Fuß griff, verlor sie endgültig ihre Haltung und kippt nach hinten. „Roxy!“, hört sie ihren Kapitän rufen. Geschockt reißt sie ihre Augen auf. Hätte sie noch Kraft, würde sie ihre Teufelskräfte einsetzen. Als sie mit dem Rücken an der Wasseroberfläche ankommt, verzerrt sich ihr Gesicht vor Schmerz. Sofort spürt sie, wie sie ihre letzten Kräfte verlassen. Langsam sinkt sie weiter in die Tiefen und bewegt sich nicht, jedoch versucht sie es auch nicht sonderlich. Warum auch? Durch ihre Teufelskräfte würde jede Bemühung nichts nutzen und nur ihren letzten Atem schneller aufbrauchen. Sie schloss ihre Augen. Es heißt doch, dass man nochmal sein ganzes Leben an einem vorbeiziehen sieht? Oder ein helles Licht? Doch alles war schwarz. Sie kann nur ein lautes und ständiges Rauschen vernehmen. Sie spürt, wie ihre Luft langsam, aber stetig ausgeht. Wie ihre letzten Sekunden an ihr vorbei ziehen. „Warum sollte ich auch noch länger leben? Ich habe das Blut eines Piraten in mir“, fragt sie sich selbst. Hat ihr Leben eigentlich einen Sinn? Oder war es nun der Sinn, mit Ace und den anderen über die Meere zu segeln und frei zu sein? Sie weiß es nicht. Trotzdem dachte sie über ihre Zeit bei den Spade-Piraten nach, über ihre Freunde und neue Familie. „Will ich etwa doch weiterleben? Aber warum sollte ich. Das Blut in mir ist der letzte Dreck und muss endgültig vernichtet werden. Das sagen jedenfalls die Menschen auf meiner Heimatinsel... aber ich weiß ja nicht einmal, wer meine Eltern sind. Also wie kann ich sie verurteilen? Vielleicht würden mir die anderen helfen, es herauszufinden“, fragt sie sich weiter. Ein kleines Lächeln huscht über ihr Gesicht. Und wenn sie nicht im Wasser wäre, könnte man eine kleine Träne sehen. Eine Träne der Traurigkeit. Kapitel 1: Kapitel 1: Erstes Aufeinandertreffen ----------------------------------------------- Ein junger, schwarzhaariger Mann schritt mit einem bewusstlosen Mann auf dem Rücken durch die Straßen einer Insel. Schnaufend blieb er hinter einer etwas älteren Frau stehen und fragte: „Können Sie mir bitte sagen, wo ich hier einen Arzt finde?“ „Natürlich, Sie müssen einfach nur...“, begann sie lächelnd, doch als sie ihn erkannte, brach sie ab und verzog ihr Gesicht. „Verschwinde, Pirat! Für euch Gesindel haben wir keine Ärzte!“, rief sie und lenkte so die Aufmerksamkeit auf den Piraten. „Ich bitte Sie! Er braucht dringend Hilfe. Wir verschwinden dann auch sofort“, versuchte es der junge Mann weiter. „Nein!“, meinte die Frau stur und kehrte ihm den Rücken zu. Müde seufzte der Pirat und ging weiter durch die Straßen der kleinen Insel. Während er so durch die Einkaufsstraße stapfte, fiel ihm etwas auf. 'Ich kenne den Namen der Insel noch gar nicht', dachte er sich. 'Ach, den werde ich noch erfahren', sagte er sich und ging zielstrebig auf einen älteren Mann zu. Doch auch bei diesem biss er auf Granit und wurde abgewimmelt. Manchmal nervte es ihn, dass alle Piraten gehasst werden. Jedoch bleibt er Pirat und er würde auch immer dazu stehen. „Käpt'n...“, hörte er das leise Röcheln seines verletzten Freundes. „Keine Sorge, ich finde schon noch einen Arzt, der dir helfen kann und wird“, beruhigte er seinen Kumpanen und ging weiter. Je länger der junge Pirat brauchte, desto schwächer und unregelmäßiger wurde die Atmung des Verletzten. „Verdammt“, zischte er und stapfte weiter. Allmählich wurde sein Freund schwer und seine Beine gaben zwischendurch ein wenig nach. Aber Aufgeben kam für ihn nicht infrage. Niemals würde er aufgeben oder seinen Freund in Stich lassen. Denn das würde er bereuen und er würde niemals etwas in seinem Leben bereuen müssen. „Hallo?“, hörte er plötzlich eine weibliche, kindliche Stimme hinter sich und wurde so aus seinen Gedanken gerissen. Vor dem jungen Pirat stand ein kleines Mädchen mit langen, violetten Haaren. Sie trug ein weißes Kleid und Sandalen. „Sie suchen einen Arzt?“, fragte die Kleine weiter. „Huh? Ja, für meinen Freund“, antwortete der Schwarzhaarige. „Komm mit, ich weiß, wo einer ist“, trällerte das Mädchen und hüpfte an ihm vorbei. „Hey, warte! Wie heißt du überhaupt?“, fragte er. „Meine Name ist Lilith und du?“, antwortete sie grinsend. Er grinste breit und sagte: „Ich heiße Portgas D. Ace.“ „Dann bist du ja wirklich dieser gesuchte Pirat“, sagte Lilith begeistert. „Ja, der bin ich. Aber sag mal, hast du denn keine Angst?“, hakte Ace weiter nach und das Mädchen schüttelte ihren Kopf. „Nein! Auf dieser Insel gibt es zwei Personen, die dich umbringen würden, wenn du mir auch nur ein Haar krümmen würdest. Zum einen meine Mama, sie ist super stark, und zum anderen eine Freundin von mir und meiner Mama. Sie kann sehr gut mit dem Dolch umgehen und trainiert jeden Tag, denn sie hasst Piraten und wenn welche auf diese Insel kommen und Ärger machen, ist sie immer an vorderster Front dabei. Und das, obwohl die Inselbewohner sie nicht leiden können“, erzählte sie aufgeregt, doch zum Schluss wurde sie ein wenig traurig. Sie konnte die Bewohner nicht verstehen. „Verstehe...“, murmelte er und bemerkte, dass sie schon weit vom Dorf entfernt waren. Gerade durchquerten sie einen dichten Wald. „Wo genau soll dieser Arzt sein?“, fragte Ace nach langem Schweigen. „Wir müssen über die Brücke gehen, die über einen kleinen Fluss führt. Dann sind wir schon so gut wie da“, antwortete die Kleine lächelnd. Sein Blick wanderte zu Lilith. 'Wäre sie erwachsen, würde ich denken, dass sie mich in eine Falle laufen lässt. Aber sie ist ein Kind. Warum sollte sie so etwas tun? Ich muss aber trotzdem aufpassen, nicht dass dieser Arzt Piraten hasst, so wie diese Frau, von der sie eben erzählt hat', dachte er. Als sein Blick wieder nach vorne glitt, entdeckt er eine ältere Steinbrücke. „Nur noch über die Brücke, dann ist es nicht mehr weit“, grinste die Kleine und lief vor. „Hey, warte! Nicht, dass dir was passiert!“, rief er ihr hinterher und beschleunigte seine Schritte. „Mir wird schon nichts passieren!“, entgegnete sie ihm und streckte ihm frech die Zunge raus. „Doch nicht so lieb, wie ich dachte...“, murmelte er vor sich hin und betrat die Brücke. Obwohl sie schon sehr alt war, war sie noch so stabil, als sei sie erst vor kurzem errichtet worden. Wobei er sich wunderte. Laut der Karte seines Navigators befand sich hinter diesem Fluss nicht ein Haus. Also warum brauchten sie eine Brücke und warum lebte dort ein Arzt? Als er das Mädchen endlich einholte, gingen sie auf einer verwachsenen Straße, die links und rechts mit Ruinen von alten Häusern gesät war. An einige Stellen konnte man noch Kinderspielzeug sehen oder verwitterte Kleidung, die an Wäscheleinen hing. „War das hier ein Dorf?“, fragte Ace, als er genug von diesem Anblick hatte. „Ja, aber was genau passiert ist, weiß ich nicht. Da solltest du vielleicht die Ärztin fragen. Ich lebte damals noch nicht und niemand redet gerne darüber“, sagte sie und ging weiter. Nach einiger Zeit verließen sie die Ruinen und kamen wieder in einen Wald. Allerdings war dieser nicht groß und bald kam ein großer Rosengarten zum Vorschein. Dahinter konnte man ein kleines Haus entdecken, aus dessen Schornstein Rauch heraustrat. „Da sind wir!“, rief Lilith und lief vor. Aufgeregt klopfte sie an der Tür und wartete, bis sie geöffnet wurde. Die Person, die zum Vorschein kam, hatte lange rote Haare und blaue Augen, die irgendwie nicht richtig zu den Haaren passten. Sie trug ein blaues Top und eine weiße Hose. Am rechten Oberarm trug sie einen Verband und an der rechten Wange und der linken Augenbraue prangten Pflaster. „Roxy!“, rief das Mädchen und sprang der jungen Frau in die Arme. „Na, Kleines? Was machst du denn hier?“, fragte sie und umarmte Lilith. Lilith befreite sich daraus und zeigte mit dem Arm nur hinter sich. Langsam stand die Rothaarige auf und betrachtete den jungen Mann skeptisch. „Lilith, wer ist das?“, fragte sie barsch. „Er braucht einen Arzt für seinen Freund“, antwortete Lilith kleinlaut. „Ich kann ihn nicht behandeln. Du weißt genau, was ich von Piraten halte. Außerdem kann ich meinen Arm kaum bewegen“, zischte sie. 'Also ist das die Frau, die Piraten hasst. Toll, Lilith wusste das doch. Also, warum brachte sie mich dann noch hierher?', dachte sich Ace. Gerade wollte Lilith etwas erwidern, als Ace das Wort ergriff: „Bitte! Er braucht dringend Hilfe, wir haben keinen Schiffsarzt. Schon seit Tagen hat er Fieber und er hat eine Schnittwunde am Bauch. Ich bitte dich!“ „Aber...“, begann die junge Frau, wurde aber unterbrochen. „Ich werde helfen, wenn du das meinst. Aber hilf ihm, bitte“, versuchte er es weiter. Sie wandte ihren Blick ab und sagte: „Also gut, komm mit. Aber sobald er gesund ist, verschwindet ihr sofort.“ ‚Als Arzt bin ich leider dazu verpflichtet, auch Piraten zu helfen. Ich würde mich damit nicht abfinden können, wenn ich ihn jetzt sterben lassen würde‘, überlegte sie kurz. „Danke“, meinte er und ging der Ärztin hinterher. „Lilith, zeig ihm, wo das Zimmer ist. Und du legst ihn auf den Behandlungstisch“, befahl sie und beide nickten. Während Lilith und Ace verschwanden, atmete sie tief durch und kramte aus einer Schublade einen Haargummi hervor. Damit band sie ihre Haare zu einem Dutt zusammen und bereitete eine Schüssel mit heißem Wasser vor. Dann nahm sie noch ein Tuch und ging mit den beiden Utensilien in das Behandlungszimmer. „Lilith, geh raus“, meinte sie, noch bevor sie die Schüssel auf einen kleinen Tisch abstellte. „Wenn du mir wirklich helfen willst, hoffe ich, dass du mir nicht im Weg stehst und du viel Blut sehen kannst“, sagte sie und hielt ihm zwei Handschuhe hin. „Keine Sorge.“ Mit diesen Worten nahm er die Handschuhe und zog sie an. Grinsend tat sie es ihm gleich. Als erstes kontrollierte sie seine Atmung, den Puls und den Herzschlag. „Hmm, hol mal das Desinfektionszeug hinter dir“, sagte sie und er nickte. Sie nahm währenddessen eine Spritze aus einer Schublade und aus dem Schrank darüber einen kleinen Plastikbehälter. Die Nadel steckte sie von oben in den Deckel und füllte die Spritze mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Danach schmiss sie den Behälter weg und ging wieder zu Ace und dem Patienten. „Mach etwas davon auf die Watte und tupf damit die Armbeuge ab. Sonst entzündet sich das kleine Einstichloch“, sagte sie und hielt ihm die Watte hin, die sie immer in einem Glas verwahrte, welches bei der Schüssel auf dem Tisch stand. Er nickte und tat, was sie ihm sagte. Dann tastete sie mit einem Finger die Armbeuge ab. Kurz danach stach sie die Nadel durch die Haut und ließ die Flüssigkeit in die Adern des Mannes fließen. „Was war das?“, fragte Ace dabei. „Narkosemittel. Viel brauche ich nicht, da er halb tot ist“, erklärte sie kurz und ohne ihr Gesicht zu verziehen. Ace schluckte bei den Worten. Wenn er seinen Freund verlieren würde, könnte er sich das nie verzeihen. Während Ace nachdachte, nahm Roxanne die Beatmungsmaske von der Maschine und legte sie auf das Gesicht des Mannes. Das Band zog sie über den Kopf und schaltete die Maschine dann ein. „Es wäre wohl besser, wenn du rausgehst. Geh zu deiner Crew oder ruf sie an. Sie machen sich sicher Sorgen. Außerdem sollen sie das Schiff besser verstecken, ich habe es eben beim Spazierengehen entdeckt und die Inselbewohner sind bestimmt schon nervös. Wobei das auch damit zusammenhängt, dass du mit Sicherheit einfach so durch das Dorf gegangen bist“, sagte sie und schob ihn aus dem Zimmer. Noch einmal atmete sie tief durch. Dann schob sie das Hemd des Mannes hoch und entfernte den schon roten Verband an seinem Bauch. Die Schnittwunde war zwar nicht groß, aber tief und ein wenig entzündet. „Wenn ich sehe, wie inkompetent manche Menschen sind, könnte ich einen Amoklauf auf die Welt starten“, murrte sie und nahm sich die Schüssel mit dem Wasser. Vorsichtig begann sie, das getrocknete Blut um den Schnitt wegzuwischen, um die Größe der Wunde besser erkennen zu können. ‚Die Wunde muss dringend gereinigt werden. Und auch die Kruste muss entfernt werden. Allerdings muss ich vorsichtig sein, ansonsten beende ich sein Leben, noch bevor ich ihn auch nur im Ansatz retten konnte‘, sagte sie zu sich selbst und wechselte ihre Handschuhe. Bei einer solchen Behandlung musste zu 100% auf die Hygiene geachtet werden. Sie nahm sich das Skalpell und die etwas größere Pinzette zur Hand und suchte nach einer guten Stelle, um die Pinzette dort zu platzieren. Dann begann sie, mit dem Skalpell die Kruste wegzuschneiden. Stück für Stück entfernte sie die Kruste, die nicht nur aus getrocknetem Blut bestand, und konnte so nach einigen Minuten zufrieden schnauben. „Nur noch reinigen und dann nähen“, murmelte sie und rief: „Hey, Pirat! Bring mir mal heißes Wasser und ein Tuch!“ Sie hörte ein Poltern, leises Murmeln der beiden und dann den Wasserhahn. Zufrieden, dass er tatsächlich half, wechselte sie wieder ihre Handschuhe und nahm einige Kompressen zur Hand. Mit diesen entfernte sie das Blut, welches wieder aus der Wunde trat. Es klopfte an der Tür und Ace fragte: „Kann ich rein?“ „Ja“, meinte sie knapp und wandte sich zur Tür. Ace ging in das Zimmer und hielt ihr die Schüssel und das Tuch hin. „Übrigens kannst du mich auch einfach Ace nennen“, jammerte er. „Das musst du dir noch verdienen“, lachte sie, nahm die Schüssel und drehte sich zu ihrem Patienten. „Wie geht es ihm?“, fragte er nach und stellte sich neben sie. Er sah ihr zu, wie sie die Kompressen von der Wunde entfernte. Danach nahm sie das Desinfektionsmittel und schraubte die Kappe ab. „Es geht ihm noch nicht besser, immerhin bin ich noch nicht fertig“, erklärte sie, während sie die ganze Flasche Desinfektionsmittel in das Wasser schüttete und erklärte: „Wenn ich fertig bin, kann ich dir zumindest sagen, ob er über dem Berg ist.“ Der Schwarzhaarige nickte dankend und fragte: „Kann ich denn irgendwie helfen?“ „Nein. Hast du deine Leute schon erreicht?“, hakte sie nach. Sie tauchte das Tuch in das Wasser, wrang es aus und tupfte damit über die Wunde. „Ja, sie haben das Schiff schon besser versteckt“, antwortete Ace grinsend. „Gut. Jetzt geh raus, ich will keine Fehler machen“, meckerte Roxanne in einem Ton, welcher keine Widersprüche zuließ. Schweigend nickte Ace, verließ den Raum und ging zu Lilith in die kleine Küche. Sofort nahm sie eine Nadel und einen Faden zum Nähen der Wunde zur Hand. Da Roxanne kein Fan von sehr sichtbaren Nähten an Narben war, verwendete sie immer Fäden, die sich nach einiger Zeit auflösten. Allerdings war das Risiko sehr hoch, dass dies geschah, bevor die Wunde ganz verheilt war. Doch würde sie ihn erst entlassen, wenn er genesen war, ob er wolle oder nicht. „Na dann los“, murmelte sie und setzte die Nadel an das Fleisch an. Ohne noch groß zu zögern oder zu überlegen stach sie mit ebendieser zu und nähte die Wunde. Die Stiche setzte sie dich aneinander, damit das Risiko sank, dass die Wunde aufplatzte. Auch wenn sie eine solche Wunde noch nicht oft behandeln musste, verrichtete sie ihre Arbeit schnell und effizient. Ungeduldig tigerte Ace durch die Küche, während Lilith ruhig am Tisch saß und einen Kakao schlürfte. „Und du bist dir sicher, dass sie ihm helfen kann?“, fragte der Schwarzhaarige das Mädchen. „Natürlich, sonst hätte ich dich nicht hierher gebracht. Wenn du einen inkompetenten Arzt suchst, kannst du gerne in die Stadt gehen“, antwortete sie grinsend. „Wenn du meinst…Warum kennst du in deinem Alter ein solches Wort wie ‚inkompetent’?“, hakte er nach und zog seine Augenbrauen fragend hoch. Die Kleine setzte ihre Tasse ab und sagte: „Solche Wörter lernt man von den Piraten, die unsere Insel immer mal angreifen.“ „Werdet ihr denn oft angegriffen?“, fragte er weiter und setzte sich zu ihr. „Ja, schon. Meine Mutter meinte, dass die Insel mal unter dem Schutz von Piraten stand. Aber die sind tot und so haben wir schlechte Karten. Ist aber in Ordnung. Wir haben mit Roxy und meiner Mutter zwei gute Kämpfer, die immer an vorderster Front stehen“, erzählte sie. „Verstehe, deswegen sind Piraten hier nicht gern gesehen“, meinte er. Gemütlich lehnte er sich auf dem Stuhl zurück und streckte seine Beine aus. „Und warum hasst Roxanne Piraten so sehr? Das kommt doch nicht nur davon“, fragte er weiter. Lilith kratzte sich nachdenklich am Kopf und überlegte: „Das weiß ich nicht, frag sie doch.“ Schnaubend antwortete er: „Sie würde mich eher umbringen, als mir eine Antwort zu geben.“ Kichernd nickte sie und trank einen Schluck ihres Kakaos. Leise öffnete Roxanne die Tür und schloss diese ebenso leise. Ace sprang sofort auf und fragte: „Wie geht es ihm?“ „Momentan ist sein Zustand stabil, aber da kann sich noch viel ändern. Wenn er die Nacht gut übersteht, könnt ihr in ein bis zwei Wochen ablegen und endlich verschwinden“, antwortete sie monoton. „Erst in ein bis zwei Wochen?“, horchte er noch einmal nach und sie schnaubte. „Mein Patient, meine Regeln. Wenn es dir nicht gefällt, öffne ich die Naht gerne wieder und du kannst zu diesem inkompetenten Arzt in der Stadt gehen“, meckerte sie drauflos. „Nein, schon gut. Anscheinend bist du die bessere Ärztin auf der Insel, da will ich lieber nicht widersprechen“, lenkte er schnell ein und hob beschwichtigend seine Hände. Knurrend sagte sie: „Geht doch.“ Kurz breite sich Schweigen in der Küche aus, bis Roxanne dieses brach und sagte: „Am besten kommst du morgen wieder. Ich glaube nicht, dass jetzt noch viel passiert.“ „Und was, wenn doch was passiert?“, fragte er jammernd. „Meine Güte, dann penn hier auf dem Sofa, wenn es dich beruhigt. Aber guck, dass deine Leute von hier weg bleiben, ich greife ohne zu zögern an.“, meinte sie gereizt und drehte sich zu Lilith „Ich bring dich nach Hause“, sagte sie zu der Kleinen. Diese nickte, trank schnell ihren Kakao aus und stand auf, um zur Tür zu gehen. „Bis morgen, Ace“, sagte sie grinsend und winkte ihm. Er erwiderte ihr Lächeln und winkte zurück. Roxanne folgte Lilith und sagte zu Ace, ohne sich umzudrehen: „Ich bin in zehn bis zwanzig Minuten wieder da. Also fass nichts an.“ „Gut“, willigte er ein. Zusammen verließen die beiden das Haus und ließen Ace allein. „Warum hast du ihn eigentlich zu mir gebracht?“, fragte Roxanne, kurz bevor sie bei Lilith zu Hause ankamen. „Ich mag ihn und ich dachte mir, dass du dann vielleicht nicht mehr so schlecht über Piraten denkst“, murmelte sie leise. „Ach Lilith, auch wenn er ein netter Pirat ist, wird sich meine Meinung nicht so schnell verändern“, sagte sie und nahm die Kleine an die Hand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)