Nur ein einziger Tag von SoujirouOkita
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Kapitel 3: Abschied
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Er wachte auf mit dem Drang zu Niesen. Irgendetwas kitzelte an seiner Nase und
etwas schweres lag auf seinem Brustkorb. Etwas oder...jemand.
Als Toshi die Augen aufschlug erkannte er in dem dämmrigen Licht zunächst nur
einen Schopf schwarzer Haare und blasse, dünner Finger, die sich in den Stoff
seines Yukatas gruben. Sacht strich er das lange Haar zur Seite, so das er ein
wenig besser atmen konnte. Gleichzeitig hatte er damit einen besseren Blick
auf den unerwarteten Besucher in seinem Futon.
Der Sake und das nächtliche Bad mussten wahrlich entspannend gewesen sein –
er hatte keine Erinnerung daran, wie und wann Souji heute Nacht in sein Bett
gekommen war.
Er musste zugeben, er war etwas traurig gewesen, als der gestrige Abend so
plötzlich zu Ende gegangen war - Souji hatte sich nach dem Bad gerade noch zu
seinem Futon geschleppt und muss in der Sekunde, in der sein Kopf das Kissen
berührte, sofort eingeschlafen sein. Nicht einmal ein „Gute Nacht“ war
über seine Lippen gekommen und die aufgeschlagene Decke hatte Toshi über ihn
ausbreiten müssen.
Der warme Körper an seiner Seite entschädigte ihn jedoch mehr als genug für
dieses plötzliche Ende. Vorsichtig drückte er Souji noch etwas enger an sich
und betrachtete wehmütig das schlafende Gesicht, welches auf seinem Brustkorb
lag. Würde dieser Tag doch nie anbrechen. Bis ihn alle Ewigkeit könnte hier
liegen, eingehüllt zwischen der schwinden Nacht und den ersten goldenen
Strahlen der Morgensonne, die durch die Ritzen zwischen den Shojitüren auf das
Gesicht jenes Menschen fielen, der friedlich neben seinem Herzen ruhte. Ewig
würde er dem gleichmäßigen Atem lauschen, das Klopfen ihrer beider Herzen
spüren und die Wärme genießen, die nicht nur seinen Körper sondern auch
seine Seele erfüllte.
Alles würde er dafür geben. Doch je mehr er versuchte diesen Moment
festzuhalten, desto mehr verschwand der Zauber des Augenblicks. Draußen hörte
er die Schritte und leisen Stimmen der Wirtsleute. In seinen Armen räkelte
sich Souji und blinzelte verschlafen.
„Bitte wach nicht auf...schlaf weiter...nur noch ein wenig...“
Toshis Bitte war vergeblich...Zwei müde Augen blickten ihn sanft an.
„Ohayou...“ flüsterte Souji mit einem Lächeln auf den Lippen.
Der Tag war angebrochen.
Vier Monate später...
Edo
Soujis Wunsch war in Erfüllung gegangen.
Der Kirschbaum in dem kleinen Garten vor seinem Zimmer stand in voller Blüte.
Von Zeit zu Zeit erhob sich ein leichter Frühlingswind und trug die rosa
Pracht in einer sanften Brise von den Ästen, manchmal sogar - wenn die
Shojitür geöffnet war und die Richtung des Windes stimmte - flogen die
kleinen Blüten bis zu seinem Futon. Er erfreute sich jedes mal an dem
Schauspiel und wurde zugleich trauriger mit jeder Blüte, die den Baum
verließ.
Sein dritter und letzter Wunsch an den Kami des kleinen Schreines in den Bergen
von Kyoto war unerhört geblieben.
Er war allein.
Seit Wochen hatte ihn niemand mehr besucht, kein Brief war gekommen. Nicht
einmal Saizou war mehr bei ihm. Nach ihrer überstürzten Flucht aus Fushimi
hatte Tetsu ihn zurück nach Mibu bringen lassen, wo er hoffentlich bei seinen
Geschwistern und anderen Verwandten noch eine glückliche Zeit haben würde.
Ja, er war allein. Selbst seine Schwester und ihre Familie hatten Edo vor ein
paar Wochen verlassen müssen.
Bald würde der Wind alle Kirschblüten mit auf seine Reise genommen haben.
Souji wusste, dann würde auch seine Zeit gekommen sein.
Takaokami-no-kami
Bitte erhöre meine Wünsche
Ein letztes mal will ich den Zauber
von Schnee und Regen
einem Regen aus Blüten
fühlen, spüren
und meine Freude teilen mit jenen
die in meinem Herzen weilen
Owari
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