Entscheidungen von Schantra ================================================================================ Prolog: -------- „Nutzt die Ferien sinnvoll. Ihr wisst, dass es danach sofort mit den Prüfungen los geht. Und wer von euch die Vorprüfungen nur mit Ach und Krach geschafft hat“, ihre Augen huschten zu einem bestimmten blonden Schüler ihrer Klasse, „der sollte sich dringend damit auseinander setzen. Die Prüfungen werden noch einen Zacken schärfer und ich dulde nicht, dass auch nur einer von euch durchfällt!“ Damit beendete Frau Sagamochi ihre Ansage, wie schon so viele andere Lehrer der Abschlussklasse es in dieser Woche getan hatten. Ganz zu schweigen von dem Direktor der Domino-High, sämtlichen Eltern, etlichen Strebern sowie potentielle Arbeitgebern. Seufzend erhob sich die Klasse und kein Seufzer schien lauter als der Katsuya Jonouchis. Er hatte sehr wohl den Blick seiner Lehrerin bemerkt und konnte ihren Vorwurf nicht bestreiten. Seine Vorprüfung war wirklich nur knapp mit der erforderten Punktzahl bewältigt worden. „Und du willst dich echt nicht für die Paukerschule anmelden, Jonouchi?“, fragte seine beste Freundin Anzu Mazaki und er muss zu seinem tiefsten Bedauern erneut den Kopf auf diese Frage schütteln. „Ich kann nicht. Ich muss in den Ferien arbeiten, sonst kann ich mir das Studium nicht leisten. Und den Job hab ich jetzt erst aufgabeln können.“ „Aber ohne die entsprechende Punktzahl in der Abschlussprüfung, wirst du auch nicht zum Studium zugelassen.“, erinnerte ihn Hiroto Honda und strich sich verzweifelt durchs Haar. Er, sowie auch seine anderen Freunde, machten sich schon seit Tagen Gedanken um dieses Thema. Zu gerne würden sie ihrem Kumpel helfen, doch 24-Stunden-Tage waren einfach nicht lang genug. Jedoch hat Yuugi bereits einen tollen Schlachtplan entwickelt und auch allen unterbreitet. Gerade als sie ihre letzten Sachen in den Schultaschen verstauen, begann die Diskussion darüber erneut. „Sobald du Feierabend hast, treffen wir uns bei Yuugi zu Hause.“, betete Anzu herunter und sah in ihr kleines Notizheft, ehe sie fortfuhr, „Ich werde so viel wie möglich aus der Paukerschule an euch weitergeben.“ „Zum Glück hast du sonst ganz gute Noten.“, versuchte Honda die Verzweiflung von Jonouchi weg zu wischen. „Ja und die Vorprüfung zählt zum Glück nur als Testlauf“, ergänzte Yuugi mit seinem freudestrahlenden Lächeln. Keiner der jungen Erwachsenen, die gerade zum letzten Mal eine Unterreichsstunde gemeinsam verließen, konnte sich dieser ansteckenden Laune entziehen. Ihnen allen wurde es leichter ums Herz. Gemeinsam, so war ihre Überzeugung, würden sie das Lernpensum schaffen und mit Bravour die Prüfungen bestehen. Niemand von ihnen war bis jetzt gewillt, an die Zeit danach zu denken. Anzu hatte ein Stipendium für die Juilliard-School in New York bekommen. Hiroto wollte in einer anderen Stadt Logistik studieren. Ryo Bakura würde bei Ryuji Otogi eine Ausbildung im Einzelhandel machen. Nur Yuugi und Jonouchi hatten das Glück, auf die gleiche Universität gehen zu können und somit in Domino City zu bleiben. Natürlich nur unter der Bedingung, das der Größere von beiden, die entsprechenden Punkte erreichen würde. Aber was hieß hier überhaupt „der Größere“ von beiden? Wenn man sich Yuugi Muto ansah, war er in dem letzten Jahr um einiges gewachsen und reichte unterdessen an die Größe seines besten Freundes heran. Als diesem das gerade wieder auffiel musste er grinsen und den Jungen mit seiner seltsamen Frisur einfach knuddeln. „Klar schaffen wir das!“, sagte er mit ernstgemeintem Optimismus, „Es ist immerhin ein Schlachtplan von unserem Yuugi.“ Der erwähnte japste, verursacht durch die unerwartete Umarmung, kurz auf und grinste dann erneut. Ja, es war sein Schlachtplan und dieser hatte ihn sehr viel Energie und Zeit gekostet. Natürlich wusste er, warum ihm seine Freunde dessen Planung überlassen hatten. Nicht etwa, weil er ein Superstratege war, sondern um ihn zu beschäftigen. Es war nicht so, dass er sonst nichts zu tun gehabt hätte. Aber wenn er keiner anstrengenden Beschäftigung nachging, fiel ihm nur wieder auf, dass einer seiner Freunde fehlte. Nach einem halben Jahr sollte er sich doch an den Gedanken gewöhnt haben, dass Atemu nicht mehr da war, schoss es Yuugi durch den Kopf. „Es wäre mehr als faszinierend, wenn du es tatsächlich schaffst, bei der Do-Uni angenommen zu werden, Pinscher.“ Sofort wanden sich alle Blicke zu dem Firmenchef der Kaiba Coperation. „Ich hab die Aufnahmeprüfungen bestanden.“, entgegnete der zum Hund degradierte sofort, bevor er nachsetzte, „Ich muss nur noch hier die entsprechenden Punkte abliefern und dann bin ich angenommen.“ Stolz erhobenen Hauptes giftet er Seto Kaiba an, der unbeeindruckt dem Blick stand hielt, bevor dieser in seine Limousine stieg. Kaum fuhr das zu lang geratene Auto los, muss Katsuya sich lauthals aufregen. Mehr als die Aussage des Drachenliebhabers, stört ihn jedoch sein eigener Ausraster. Er hatte sich doch vorgenommen nicht mehr wegen diesem Kerl aus der Haut zu fahren. Aber scheinbar würde sich daran nie etwas ändern, solang der reiche Pinkel seine Arroganz nicht ablegte. Dabei hatte er doch gehofft, dass sie alle Freunde wären. Auch in Yuugis Blick lag dieser Touch des Bedauerns darüber, dass Kaiba seine Einstellung um kaum ein Jota geändert zu haben schien. „Reg dich nicht so auf“, beschwichtigte ihn Anzu und der lebhafte Oberschüler atmet kurz durch. „Tut mir Leid, aber er geht mir mit seiner ach so erhabenen Großkotz-Manier einfach auf den Senkel.“, fluchte er ein letztes Mal und blickt zu der Straße, wo der ehrwürdig betitelte verschwunden war. „Warum ist der überhaupt noch in der Schule? Der hat doch seine große Firma und überhaupt ...“, mokierte er sich weiter, ehe er abrupt still wurde. Schon während er diese Worte verächtlich schnaubte, wusste er die Antwort und spürte wie seine Wut verrauchte. Otogi hatte ihnen einst seine Vermutung geschildert. Immerhin war er ähnlichen Beweggründen unterworfen. „Geschäftspartner treten einem nicht gerade mit Respekt entgegen, auch wenn man gute Arbeit leistet. Ich denke er braucht diesen Abschluss genau so wie ich, um nicht mehr als Schuljunge gesehen und von den Geschäftsleuten als Erwachsener akzeptiert zu werden.“, erklärte er damals und erntete Verwirrung. Bis jetzt konnte sich Katsuya noch nicht vorstellen, dass jemand diesen Eisklotz nicht als erwachsen betrachten würde. Da fand er Yuugis Erklärung einleuchtender. „Ich denke er will seinem Bruder ein gutes Vorbild sein.“, war dessen einfache und überschaubare Meinung zu dem Thema. Alle sahen sich noch einmal um und blickten auf ihre Schule zurück. Selbst der Blondschopf konnte etwas Wehmut nicht verhindern. Dort war die Ecke, in der Yuugi vor Jahren behauptet hatte ihr Freund zu sein, obwohl sie es noch nicht waren. Dort war das Dach, von dem Anzu fast gestürzt wäre. Der Schulhof auf dem er sich so oft für seine Freunde geprügelt hatte. Die Ecke in der er häufig landete, wenn er sich überschätzte. Das Tor wo er mit Honda Freundschaft schloss und die Fenster … die Fenster zu ihrem Klassenraum, der nach den Ferien nur noch zu Prüfungszwecken da wäre. „Hey. Lasst uns noch alle ein Eis essen gehen.“, schlug er vor um den Kloß in seinem Hals los zu werden und sah jedem einzeln in die Augen. Sofort waren sie einverstanden. Die Stimmung hob sich spürbar, je näher sie dem angestrebten Ziel kamen und auch die Themen wurden weniger ernst und bedrückend. Sie redeten darüber, was sie in der geplanten Freizeit tun wollten. Ob es Neuigkeiten von Shizuka oder Mai gab. Welche Turniere sie bestreiten wollten. Was sie an Weihnachten vor hatten und ob sie alle gemeinsam ein letztes Mal die ägyptische Ausstellung besuchen gehen sollten. Nach drei Jahren in dieser Stadt würde sie im Sommer in ein anderes Land ziehen und dort ein Museum bereichern. Viele Absprachen brauchten die Freunde nicht zu treffen. Sie waren sich sofort einig, den letzten Tag ihrer Ferien mit dieser Aufgabe zu gestalten. „Vielleicht kommt das sogar in der Geschichtsprüfung dran.“, warf Katsuya ironisch ein und alle fingen an zu lachen. Die Eisbecher waren unterdessen aufgezehrt und die Laternen auf Straßen und in den Geschäften angegangen. Bedächtig sahen sie aus dem Fenster und genossen einen Augenblick lang das Gewusel der Menschen, die sich an der westlichen Tradition des Weihnachtsfestes erfreuten. Gemeinsam erhoben sich die Freunde und verließen den Laden um sich erst davor voneinander zu verabschieden. Während einige von ihnen noch ein Stück Weg gemeinsam gehen konnten, mussten andere sich bereits trennen. So zogen Bakura und Yuugi für wenige Minuten in die gleiche Richtung davon, während Honda und Jonouchi sich bereits an der nächsten Kreuzung voneinander trennten. Otogi war schon in ein Taxi gesprungen um einen Anruf in seinem Büro zu erwarten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)