Der Tag wird kommen von Nyotsu (With Hope In Your Heart) ================================================================================ Kapitel 4: Homophobie --------------------- Pünktlich holte mich Josh ab. Ich hatte mir meinen Rucksack gepackt und die restliche Zeit mit meiner Mutter verbracht. Meine Mutter war wie eine beste Freundin für mich und ich erzählte ihr von Josh, nur ich behielt den Teil, dass ich ihn mag für mich. Ich hatte aber das Gefühl, dass sie merkte, dass ich etwas für ihn empfand. Nick hatte auch noch mal angerufen und ich hatte ihm noch ein bisschen mehr erzählt vom gestrigen Tag. Mitkommen wollte er leider nicht und somit war ich den Abend schon wieder auf mich alleine gestellt. Ich saß mit meiner Mutter am Tisch und trank einen Kaffee, als Josh klingelte. Ich ging schnell zur Tür, bevor meine Mutter diesen Part übernehmen konnte. „Hi.“, begrüßte er mich mit einem Lächeln. „Hi.“ Meine Mutter trat aus der Küche und ging auf ihn zu. „Du bist also Josh.“, sagte sie mit dem freundlichsten Lächeln, dass ich seit langem nicht mehr gesehen hatte. „Ich bin Timos Mutter, Lea.“, sagte sie weiter und hielt ihm die Hand hin. Er nahm sie entgegen und lächelte sie freundlich an. „Schön sie kennen zu lernen.“, sprach er. „Möchtest du rein kommen und einen Kaffee trinken?“, fragte sie höflich. Oh nein, bitte nicht. Diese Gespräche, wenn man jemand Neues mit nach Hause bringt und die Eltern erst mal dieses Verhör machen mussten. „Vielen Dank für das Angebot. Ich möchte ihnen keine Umstände bereiten.“, antworte Josh und meine Mutter schien jetzt schon total entzückt von ihm zu sein. „Ach was. Komm rein.“, sie lächelte ihn weiterhin an. Er bedankte sich und folgte mir in die Küche. Meine Mutter schloss die Tür, der Audi vor unserer Tür entging ihr natürlich nicht, dass würde noch was werden. Ich schämte mich etwas für unser kleines Haus, es war nicht so luxuriös wie Josh und Daniels Wohnung. Als Josh den Kaffee vor sich stehen hatte und wir drei am Tisch saßen begann meine Mutter sofort mit der Inquisition. „Wie alt bist du?“, fing sie an. „Ich bin 18.“, antwortete Josh mit einem höflichen Lächeln. „Was machst du derzeit?“ „Eine Ausbildung als Mediendesigner.“ „Direkt in Marburg?“ „Ja.“ „Welches Lehrjahr?“ „Drittes.“ „Bist du schwul?“, diese Frage von meiner Mutter haute mich um. Ich verschluckte mich an meinem Kaffee. „Ja.“, antwortete Josh weiterhin mit diesem höflichen Lächeln. „Haben dir deine Eltern das Auto gesponsert?“ „Nein, ich komponiere nebenbei am Klavier und verdiene mir dabei etwas.“ Ach daher hatte er das Geld. Also steckten seine Eltern ihm nichts in den Hintern? Das Verhör hatte doch seine Vorteile. „Hast du Geschwister?“ „Einen Bruder.“ „Wie alt ist er denn?“ „Er ist 21.“ Ein ältere Bruder, ich versuchte mir ihn vorzustellen. Eigentlich sah er in meiner Fantasie genauso aus wie Josh nur etwas älter. „Oh und was macht er so?“ „Er studiert derzeit Lehramt.“ „Und was machen deine Eltern?“ „Mein Vater ist Geschäftsführer und meine Mutter Ärztin.“ Nun schaute meine Mutter verdutzt und ich sah bestimmt nicht anders aus. Josh kam echt aus reichem Haus. Kein Wunder das er so begabt ist und der pure Gentleman ist. Meine Mutter schien sich auch sehr unwohl in ihrer Haut zu fühlen. Sie war Sachbearbeiterin und arbeitete nur Halbtags und mein Vater war Lehrer. Es war nichts Weltbewegendes in unserer Familie. Wir waren normal und wenn dann so ein reicher Schnösel vor einem sitzt kann das einem plötzlich zu setzen. Ich verstand wie meine Mutter sich nun fühlte. Mir ging es nicht anders, als ich in die Wohnung von ihm trat. „Pass gut auf meinen Sohn auf.“, sprach sie um das Thema zu wechseln. „Mach ich, Ma’am.“, sprach er und sie wurde rot. So wurde sie, seitdem ich denken kann, noch nie genannt. Josh schien seine ganzen Manieren nun raushängen zu lassen. Sie sprang von ihrem Stuhl auf, und man sah auf Anhieb, dass sie etwas peinlich berührt war. „Ihr wolltet doch los, ich will euch nicht aufhalten.“, sprach sie mit fast quietschender Stimme. Josh stand auf und lächelte sie an und reichte ihr die Hand. „Es war schön sie kennen zu lernen.“, sagte er und sie nickte nur. „Ich hole noch kurz meine Tasche.“, sagte ich und stand auf, ging zu meinem Zimmer und hörte das Josh mir folgte. Er blieb am Türrahmen meiner Zimmer stehen und blickte sich darin um, währenddessen ich die letzten Sachen nahm und mir Schuhe heraus suchte. Ich setzte mich auf meinem Bett um sie anzuziehen. „Ich wohne nun mal nicht so luxuriös.“, sagte ich, als ich immer noch bemerkte das Josh sich umschaute. „Ist doch nicht schlimm. Sieht gemütlich aus, dein Zimmer.“, sagte er und lächelte mich an. Ich wurde rot. Mein Zimmer gemütlich? In dem Sinne gemütlich das man hier etwas anstellen konnte? Das Bild Josh halbnackt vom Morgen erschien in meinem Kopf, nur das er nicht vor mir stand sondern über mir lag auf meinem Bett. Ich versuchte diese Gedanken zu verdrängen. Mein Zimmer war klein und in hellbraun und dunkelrot gehaucht. Meine Wände waren dunkelrot gestrichen und meine sämtlichen Möbel waren hellbraun. Man konnte dieses Ambiente als „gemütlich“ bezeichnen, doch daran waren meine Gedanken nicht gefestigt. Das Testosteron machte sich nun mal in meinen Adern bemerkbar. Doch dachte ich, dass Josh es sicherlich nicht auf diese Ambiguität meinte, sondern auf die Farben. Ich machte mir wieder viel zu viele Gedanken. Als ich fertig war, verabschiedete ich mich noch von meiner Mutter und wir gingen zum Auto von Josh. „Sie mag dich.“, sprach ich, als wir losfuhren. „Das hoffe ich doch, das war ja auch meine Absicht.“, sagte er und schenkte mir ein kurzes Lächeln, bevor sein Blick wieder der Straße gewidmet war. Das Dacht des Audis war zu. Josh schaltete die Musik ein und auf den Titel den ich gestern so gemocht hatte. Er wusste wahrscheinlich nicht was ich sonst wollte. Er klickte etwas herum und reichte mir sein Handy. Such dir etwas aus was du hören möchtest. Die Musik auf seinem iPhone war schon offen. Ich Strich durch die Interpreten. Er hatte verdammt viel Musik auf dem Handy. Als ich die Liste durch hatte ging ich zurück zu ‚D‘ und machte die Donots an mit meinem Lieblingslied von ihnen Wake the Dogs . Er hatte aus allen Bereichen der Musik Lieder auf dem Handy, was es mir schwer machte etwas herauszusuchen und mir ein Bild von Josh davon zu erhaschen. „Gute Wahl.“, sagte er und wieder schenkte er mir ein Lächeln. „Kann ich eine Playlist erstellen?“, fragte ich nach und er nickte. Ich machte mich an die Arbeit und erstellte eine. Nach drei Minuten hatte ich eine mit ungefähr 30 Titeln zusammengestellt. Die würden wir zwar nicht schaffen bis nach Marburg, aber falls ich noch mal mit ihm fuhr konnte ich sie anmachen. Als wir bei Josh ankamen, war kaum noch Zeit um in die Wohnung zu gehen. Dennoch brachten wir meine Sachen hinein und gingen dann gleich los. Daniel holte Sven und Alex ab. Sie waren alle vier HSV Fans, erklärte mir Josh, nur Luca, der war Eintracht Fan und kam daher nur selten mit in die Kneipe. Dort angekommen war ich sichtlich verwirrt vor einer normalen Kneipe zu stehen. Nachdem Einblick in Joshs Leben, der mir bis jetzt geboten wurde, war dies echt ein krasser Unterschied. Wir gingen rein und sahen die Anderen gleich an einem Tisch in einer Ecke stehen, an dem gegenüber der Fernseher war. Der Barkeeper begrüßte Josh beim Vornamen. Die Kneipe war relativ klein und nur hier und da saßen ein paar Leute herum, die sich mit ihren Kumpels ein Bier gönnten. Beim Tisch angekommen war die Begrüßung sehr kurz und ging sofort über zu einem Gespräch ob die Hamburger heute gewinnen würden. Alle vier hofften es sehr. Ein Kellner kam herüber, der verdammt gut aussah. Ein rot-schwarz kariertes Hemd und eine graue zerrissene Jeans trug er und hielt einen kleinen Block und Kugelschreiber in der Hand. Durch die hautenge Jeans konnte man einiges erahnen. „Was darf es heute sein Jungs?“, fragte er und blickte in die Runde und blieb an mir hängen. „Eine Runde. Timo willst du auch ein Bier?“, fragte Josh und nun waren alle Blicke auf mich gerichtet. Ich nickte nur. Der Kellner nickte freundlich und drehte sich um. Er war sicherlich Mitte 20. Ich starrte ihm hinterher auf diesen kleinen Knackarsch. „Hast du dem gerade auf den Arsch geschaut?“, entfuhr es Sven als er meinen Blick bemerkt. Ich schluckte hart, denn sofort vielen mir Joshs Worte über Sven ein. Würde er mich jetzt gleich zusammen schlagen? „Bist du einer dieser Schwuchteln?“, fragte er und ich mir wich jede Farbe aus dem Gesicht. Schon diese Formulierung der Frage lies meine Muskeln zusammenzucken. Ich wollte nichts sagen, doch mein Kopf nickte. Svens Gesicht wurde knallrot, und ein angeekelter Gesichtsausdruck bildete sich. „Bah widerlich! Lässt sich von den Anderen in den Arsch ficken.“, entfuhr es Sven. „Lass ihn…“, begann Josh, doch ich sprach dazwischen. Svens Aussage lies ich nicht auf mir sitzen. „Was geht es dich an, mit wem ich ins Bett steige, außerdem kann ich ja auch Anderen in den Arsch ficken. Sollte ich mal bei dir tun, vielleicht findest du ja gefallen dran.“, provozierte ich ihn. Mein Gehirn sagte mir, dass es die absolute falsche Entscheidung war. Denn nun kochte Sven vor Wut. Er packte über den Tisch an meinem Kragen, doch Josh kam sofort dazwischen. „Lass ihn in Ruhe!“, sprach er tobend zu Sven. Sven schien den Rückzieher zu machen. Ich sah Joshs Gesicht nicht, denn er hatte sich erhoben. Er schien Respekt vor Josh zu haben, obwohl Sven genauso muskulös war wie Josh. Josh nahm meinen Arm und zerrte mich hinaus. Draußen zündete er sich erst mal eine Zigarette an. „Was hast du dir dabei gedacht?“, fauchte er mich an. „Ich habe dir doch gesagt, dass er Homophob ist.“, sprach er weiter tobend. Ich schluckte, die Farbe die mir gerade wieder ins Gesicht kam, verblass wieder in Sekunden schnelle. Josh machte mir mehr Angst als Sven. Er sah im Moment um einiges gefährlicher aus als Sven es tat und ich verstand wieso Sven einen Rückzieher gemacht hatte. „Es tut mir leid.“, nuschelte ich. Meine Angst wuchs und mit der Angst auch die Flüssigkeit in meinen Augen. Sie wurden feucht, doch ich wollte hier jetzt nicht weinen wie ein kleines Kind nur weil es gerade angeschrien wurde, doch auf einer Art verletzte es mich auch, dass Josh so ausholend zu mir war. Josh bemerkte meinen ängstlichen Blick eindeutig und fuhr sich frustrierend mit der einen Hand durch die Haare. Er zog an seiner Zigarette und stieß den Rauch laut voll aus, was er sonst nicht getan hatte. Als er mich wieder anschaute, war sein Blick etwas sanfter. „Lass in die Wohnung, zurück zu gehen, wäre für dich nun Selbstmord.“, sagte er nun wieder mit seiner monotonen Stimme. Ich nickte nur und nuschelte nochmal ein Entschuldigung. Ich war eingeschüchtert. Den Weg zurück lief ich neben Josh her und blickte den Fußboden die ganze Zeit an. Ich wollte nicht zu ihm schauen. Zu sehr hatte mich das gerade eingeschüchtert. „Ich wollte dir keine Angst machen.“, sprach Josh, als wir an der Wohnung ankamen. Ich schaute ihn an und wusste nicht was ich sagen sollte. Er streckte seine Hand aus und wuschelte mir durch die Haare. Ich zuckte zusammen, denn mit dieser liebevollen Geste hatte ich nicht gerechnet. Drinnen ging er ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an um das Spiel zusehen, was nun seit 10 Minuten lief, aber noch nichts Wirkliches passiert war. Josh hockte sich davor und sein Magen knurrte laut voll. „Soll ich uns was zu essen kochen?“, fragte ich und er blickte vom Fernseher zu mir. „Das musst du nicht machen.“, antwortete er und diese monotone Stimme lies mir einen Schauder über den Rücken laufen. Eine freundliche Stimme würde meine Ängstlichkeit wohl wegblasen, doch so war es schwierig, doch es war nun mal Josh der vor mir saß mit seiner ewigen monotonen Stimme und nicht jemand der steht’s in seiner Stimme Gefühle hatte. „Ich koche gerne.“, antwortete ich ihm und es war die Wahrheit. Ich machte gerne mal das Essen und vergaß so alle Probleme für eine Weile. „Na dann, gerne. Bediene dich in der Küche.“, sprach er und lächelte mich an. Dies lies mein Herz wieder etwas wärmer schlagen. Die Angst kroch etwas mehr in den Hintergrund. Ich lächelte ihn leicht an und nickte. Ich machte mich in die große Küche und suchte mir alle Dinge heraus. Ich entschied mich für Omelett und bereitete alles vor. Als ich fertig war, ging ich mit den Tellern zurück zu Josh ins Wohnzimmer. „Sieht super aus. Danke.“, sprach er als er den Teller nahm. „Danke und kein Problem.“, antwortete ich ihm und setzte mich neben ihn. Ich war mit ihm wieder alleine und die Schüchternheit kam durch meine Gedanken zurück. Ich hoffte, dass Daniel länger wegbleiben würde, denn so könnte ich die Zweisamkeit dieses Abends genießen und vielleicht mehr auf Josh zugehen und die Fehler zuvor begleichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)