Seelenanker von Torao (From Lust to Heart [Penguin x Law]) ================================================================================ Kapitel 1: Kontrollverlust -------------------------- Nach Atem ringend stand Shachi da, die Hände gegen die graue kalte Stahlwand vor sich gestützt. Seine Beine zitterten. „Mach sauber bevor du gehst!“ Laws raue Stimme wurde vom Geräusch seines Hosenreißverschluss, den er zu zog, untermalt. Shachi blickte zwischen der Wand und sich hinunter auf die Spur, die er dort soeben hinterlassen hatte. „Aye, Käpt’n!” Er hörte die Tür des Behandlungsraumes zufallen. Der junge Pirat verweilte noch einen Augenblick in seiner Pose, ehe er sich wieder aufrichtete, sich umdrehte, nach seiner Boxershorts griff, die neben seinem weißen Overall auf der Liege hinter ihm lag, und beides wieder überzog. Er holte sich einige der Tücher aus dem Papierspender neben dem Waschbecken, ging zurück zur Wand und hockte sich hin. Langsam. Sehr langsam, denn sein Hintern schmerzte, wie er es jedes Mal danach tat. Er fing an die Spuren dessen was er gerade mit seinem Käpt’n getan hatte weg zu wischen. Und dabei bauschten sich in ihm wieder die Gefühle zu einem Wirrwarr auf, was er partout nicht ordnen konnte. Wieder hatte es so wehgetan, aber dennoch wollte er es selbst immer und immer wieder tun, war er doch froh darüber so viel Beachtung und Zuneigung von dem Chirurgen zu erfahren. Law lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand nur einige Meter von der Tür zum Behandlungsraum entfernt, legte den Kopf in den Nacken und blickte hoch zur Lampe über ihm, die den von Stahl umgebenen Gang in kaltes helles Licht tauchte. „Warum habe ich das wieder getan?” Die gleiche Frage, die er sich immer wieder stellte und auf die er keine Antwort fand. Doch, eigentlich kannte er sie. Er wollte sie nur nicht wahrhaben. Er tat es nur, weil er nicht akzeptieren wollte wie er es gerne tat - wie er es gerne mit IHM tat. „Käpt’n!” Penguins Stimme kam von der linken Seite. Law sah nicht zu ihm. „Hmm?” „Alles in Ordnung?”, erkundigte sich der Andere als er nun neben ihm stand. „Ja”, er drückte sich von der Wand weg, steckte die Hände in die Hosentaschen und wandte sich zum Gehen, „und ich habe dir schon tausendfach gesagt, hör auf mich so etwas zu fragen.” Penguin seufzte: „Schon gut, schon gut. Deiner Laune nach zu urteilen wirst du gleich wahrscheinlich auch wieder nicht mitkommen, oder?” Law wusste, dass er wissen wollte, ob er mit der Crew losziehen würde um in irgendeiner Bar in der Stadt etwas zu trinken. Und genauso wusste sein Gegenüber seine Laune einzuschätzen. „Richtig geraten.” Damit ging er ohne ein weiteres Wort zu sagen davon. Der Zurückgebliebene schüttelte nur den Kopf: Es war einfach immer wieder dasselbe mit ihm. Der Anführer der Heart Pirates war ein Einzelgänger wie er im Buche stand. Nun gut, manchmal konnte man ihn hinter seinen Büchern und aus seiner Kajüte hervorlocken und dafür begeistern, wobei begeistern dann wohl doch übertrieben ausgedrückt war, mitzukommen. Allerdings kam das selten vor. Und das, obwohl schon fast ein Jahr vergangen war seit sie gemeinsam den Rivers Mountain hinter sich gelassen und die Grandline betreten hatten. Wobei Penguin sich nicht ganz sicher war, ob er nicht mit Schuld daran trug, dass er nun wieder abgelehnt hatte. Aber das war jetzt nicht das worüber er sich Gedanken machen wollte. Er wollte im Gegensatz zu seinem mürrischen Käpt’n losziehen und Spaß haben. Aber nicht ohne seinen besten Freund, den er nun schon seit einer halben Stunde auf dem gesamten Schiff vergeblich gesucht hatte. Gerade wollte er sich wieder umdrehen, um noch einmal woanders nachzusehen, als er ein schepperndes Geräusch aus dem Raum neben sich hörte, kurz irritiert auf die Tür blickte und sie schließlich öffnete. „Ach hier steckst du!” Er entdeckte Shachi mit halbausgezogenem Overall als er sich gerade bückte und eine der silbernen Ablageschalen vom Boden aufhob, die er offenbar runtergeworfen hatte. Der Rotbraunhaarige sah auf, während er das Metallgefäß wieder auf den Schreibtisch stellt wo es ursprünglich gestanden hatte. „Was tust du hier?” Penguin sah ihn argwöhnisch an. „Nichts!” Shachis Gesicht wurde rot. „Sie ist mir nur runtergefallen als ich gegen den Tisch gestoßen bin.” Sein Freund musterte ihn scharf und schlussfolgerte aus Shachis Gesichtsfarbe und seinem nackten Oberkörper: „Das meinte ich nicht. Du hast es schon wieder mit dem Käpt'n getrieben, oder?” Während Penguin nun breit grinste, huschte der Blick des Jüngeren verlegen auf dem Boden hin und her, wobei er sich sein T-Shirt von der Liege schnappt und es anzog, bevor er seinen Overall wieder ganz überstreifte. „Du tust es doch auch mit ihm.” Zähneknirschend gab Shachi das von sich. „Ich sage doch auch gar nichts dagegen”, lachte der Andere. „Kommst du mit? Wir wollen los einen trinken.” Shachi sah kurz auf, ehe er seufzte und wieder zu Boden sah: „Ich bleibe lieber hier.” „Ist das dein Ernst?” Penguins Grinsen verschwand. „Du weißt genau, dass es mir keinen Spaß macht.” Shachi ging einmal quer durch den Raum, hinüber zum Medizinschrank und hob dort die leeren Kartons vom Boden auf, die dort standen seit er Law geholfen hatte die neu gekauften Medikamente dort zu verstauen. Er tat das häufig und gerne, aus reiner Freundlichkeit wie alle dachten. Dass es ihm dabei in erster Linie darum ging in der Nähe ihres Käpt’ns zu sein behielt er für sich. Und seit einiger Zeit kam der Arzt ihm dabei ja auch noch wesentlich näher als er es sich bis vor Kurzem jemals hätte träumen lassen. Wobei seine Träume wohl ohnehin etwas anders gewesen wären - sanfter. „Nur weil du jetzt Sex mit ihm hast? Wolltest du nicht immer eine Freundin haben?” Penguin verstand seinen besten Freund nicht, hatte er doch, bis er das erste Mal mit ihrem Käpt’n geschlafen hatte, von nichts anderem gesprochen als Frauen. „Das hat damit nichts zu tun!” Manchmal bereute Shachi, dass er es Penguin überhaupt erzählt hatte. Wobei es ihm offengestanden mehr rausgerutscht war, nachdem dem Älteren aufgefallen war wie geistesabwesend er in den ersten Stunden danach gewesen war. Aber gut, so hatte er auch erfahren, dass Penguin ebenfalls mit ihrem Käpt’n schlief. Dieser hatte es nicht minder geheim halten wollen, wohlgleich beide schon ewig ihre Geheimnisse teilten. „Nein, aber seit das zwischen euch geht, fängst du an dich genauso zurück zu ziehen wie er es tut. So wirst du nie eine Frau kennenlernen.” Penguin ließ nicht locker. Shachi verschränkte die Arme und sah ihn grimmig an: „Und wenn ich mitgehe, lerne ich genauso wenig eine kennen. Das weißt du ganz genau!” Ja, Penguin wusste, dass Shachi kaum Erfolg bei den Frauen hatte. Um genau zu sein hatte er gar keinen Erfolg. Und da war er der Einzige in der Crew. Selbst ihr stämmiger, rundlicher Smutje hatte mehr Liebschaften zu verzeichnen als der kleine, jugendlich wirkende Shachi. Und woran das lag war jedem klar, der den jungen Mann auch nur einmal erlebt hatte, sobald er von einer Frau angesprochen worden war. Trotzdem wollte Penguin nicht, dass sein Freund kleinbei gab, packte ihn daher nun am Kragen und zerrte ihn einfach hinter sich her aus dem Raum. Shachis Gegenwehr war vergeblich, da der Andere nicht nur größer sondern auch wesentlich stärker war. „Penguin, ich will wenigstens erst duschen!” Doch sein Freund zog ihn weiter durch das gesamte U-Boot bis hinaus aufs untere Außendeck. „Das kannst du später.” Erst als die schwere Stahltür, die sie soeben passiert hatten, hinter ihnen zugefallen war, ließ er ihn wieder los. „Da seid ihr ja!” Es war eines der anderen Crewmitglieder, das dort am Anleger stand. Penguin sah zu dem blonden Mann mit dem Stirnband und der Zigarette im Mundwinkel hinüber, während er Shachi nun vor sich her zum Steg bugsierte, der das Schiff mit dem Ufer verband. „Tut mir Leid. Danke, dass ihr gewartet habt. Aber Shachi hat getrödelt.” Niemand außer dem Erwähnten und Penguin wusste was beide für ein Geheimnis teilten. Shachi hatte längst aufgegeben sich zu wehren und trottete nun missmutig zu seinen Freunden an Land hinüber. „Beim nächsten Mal könnt ihr hier bleiben.” Der Stirnbandträger wandte sich zum Gehen. Einige Andere der Mannschaft eilten bereits gut gelaunt voraus. „Ban war gerade schon ganz schön sauer.” Bepo, der erste Maat und Navigator der Heart Pirates, sah Penguin an, während auch sie sich in Bewegung setzten um eine Kneipe aufzusuchen. Dieser blickte von dem großen Eisbären in seinem orangenen Overall dem blonden Kettenraucher nach. „Der soll mal nicht so einen Wind machen. Er hätte ja auch vorgehen können”, knurrte er. „Entschuldigung”, kam es von rechts. „Er meinte nicht dich!” Zwei andere Crewmitglieder, Kanaye und Shou, die hinter ihnen gingen, schrieen den Bären an, da er sich wie gewohnt für alles Mögliche entschuldigte. Penguin lachte und drehte sich um. Jedoch ging sein Blick vorbei an dem großen schwarzhaarigen Kanaye und dem wesentlich kleineren, dafür vorlauten rothaarigen Shou, und fiel auf Shachi, der langsam hinterher kam. „Oi, Shachi! Leg einen Zahn zu, sonst trete ich dir in den Hintern!” Doch dieser zog wieder eine lange Schnute, die seinen Missmut über die ganze Situation ausdrückte, und reagierte patzig, wie er es seinem besten Freund gegenüber oft tat, wenn er etwas nicht wollte, indem er ihm frechweg die Zunge herausstreckte. Letztlich folgte er ihnen aber doch weiterhin, sodass sie schließlich geschlossen an einer Bar ankamen. Von drinnen ertönten unzählige Stimmen, eine lauter als die andere. Und sogleich sollte diese Vielzahl von Stimmen um die der Heart Pirates bereichert werden, als sie die Lokalität nun betraten und der Abend seinen Lauf nahm. Wie es eigentlich immer der Fall war, wurde auch dieser Abend feucht fröhlich und so einiges an Hochprozentigem floß die Kehlen der Piraten hinab. Penguin, der ebenfalls bereits das ein oder andere getrunken hatte, saß, so wie er es am liebsten tat, an der Theke, mit dem Rücken zu eben jener und dabei einen Arm lässig darauf gelehnt, während er mit der anderen Hand seinen Krug hielt. Er beobachtete die Anderen. Shachi neben ihm hing nach vorne gebeugt auf dem Barhocker, hatte beide Arme auf den Tresen gelegt und seufzte in unregelmäßigen Abständen, während er sein Trinkgefäß immer wieder vor sich drehte. „Alter, kannst du mal das Gestöhne lassen? Ich habe auch schon keine Lust mehr mit irgendeinem Mädel hier in die Kiste zu steigen, weil mich deine Laune so runterzieht.” Penguin war hörbar genervt. Doch sein Freund schmollte weiter: „Du hättest mich ja auf dem Schiff lassen können.” Der Andere seufzte lediglich. Es war kein Wunder, dass der Kleinere nun noch bedrückter wirkte als zuvor. Bereits zwei Frauen hatten versucht bei ihm zu landen, doch alles was sein Freund angesichts der beiden Schönheiten hervorgebracht hatte war ein unverständliches, verklemmtes Gestammel gewesen. Und genau das war immer sein Problem: Sobald eine Frau ihn ansprach wurde er rot und verhaspelte sich beim Sprechen, wenn er denn überhaupt noch was sagen konnte. Die meisten Damen schreckte das ab. Und wenn es mal eine gab, die das putzig fand und dies auch kundtat, rastete der Jüngere regelrecht aus und schlug die Frauen durch seine Wutausbrüche in die Flucht. Er konnte es nunmal nicht ausstehen, wenn man ihn als süß oder putzig bezeichnete, auch wenn er kleiner war als der Rest der Crew, Shou ausgenommen. Ja, Shachi hatte ein mehr als unglückliches Händchen was Frauen anging. Penguin selbst ging es da besser. Zumindest konnte er sich nicht beklagen und landete an solchen Abenden immer mit einer Frau im Bett, sofern er es denn wollte. Aber seit einiger Zeit schien sein Interesse an der Frauenwelt deutlich zu schwinden. Zwar hatte er nie so viel Interesse an Frauen gezeigt wie Shachi, der schon seit seinen Jugendtagen bei ihnen abblitzte, aber er war ihnen auch nie so abgeneigt gewesen wie in den letzten Wochen. Auch heute hatte er bereits einige weibliche Barbesucher links liegen lassen als sie versucht hatten bei ihm anzukommen. Penguin wusste, dass er, im Gegensatz zu seinem besten Freund, auf Damen recht anziehend wirkte - manchmal sogar auf Männer. Das war schon immer so gewesen. Auch in jungen Jahren hatte er schon recht früh erwachsen und männlich gewirkt und auf so manche Frau wie ein Magnet gewirkt. Und auch heute noch schämte er sich nicht für sein Spiegelbild, welches sogar noch maskuliner geworden war seit er in See gestochen war. Höchstens seine dunkelblaue Mütze mit dem gelben Schirm, dem schwarzen „Penguin”-Schriftzug auf weißem Grund und dem roten Bommel konnte ihn vor den Flirtangriffen schützen. Sie war potthässlich, aber dennoch trug er sie gerne, da sie ihm viel bedeutete. Und auch an diesem Abend hatte er sie zusammengefaltet in der Hosentasche seines Overalls stecken, sodass er sie jeder Zeit hätte aufsetzen können, wenn ihm die Flirtversuche zu viel wurden und er sich und seine Attraktivität darunter verstecken wollte. Allerdings fand er es im Moment noch erträglich, sodass er weiterhin ohne Kopfbedeckung da saß und nun beobachtete was der Rest der Crew so trieb. An einem der Tische saß Tomo, ein kleiner, fülliger, freundlicher Kerl, der die Gutmütigkeit in Person war, solange man sich nicht gerade mit ihm an einen Pokertisch setzte. Und genau diesen Fehler hatten einige Stadtbewohner auch an diesem Abend gemacht und waren, so wie schon viele vor ihnen, seinen fairen, aber fiesen Pokertricks auf den Leim gegangen. Gnadenlos und mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen nahm er einen nach dem anderen aus und trug so einen nicht zu verachtenden Teil zu den Finanzen der Crew bei. Bepo stand daneben und grinste breit. Kanaye, der sehr wissbegierig und belesen war, saß mit dem jüngeren Shou am Nachbartisch und versuchte lautstark diesen dazu zu bringen weniger zu trinken, da es allgemein bekannt war, dass dieser sonst am nächsten Morgen verkatert in seiner Koje liegen und dafür einen ordentlichen Rüffel von ihrem Käpt’n kassieren würde. Manchmal war Penguin sich nicht sicher, ob Kanaye und Shou, die so grundverschieden waren wie Feuer und Wasser, sich hassten oder mochten. Auf jeden Fall trugen die beiden Freunde mit ihren Meinungsverschiedenheiten immer wieder zur Belustigung der Mannschaft bei. So saß auch gerade ihr neustes Crewmitglied Jean Bart, der erst vor einigen Monaten zu ihnen gestoßen war, mit ihnen am Tisch und lachte sich die Seele aus dem Leib. Penguins Blick wanderte noch einen Tisch weiter und blieb dort schließlich hängen. Dort saß Ban, rauchte und lachte ebenfalls, während er wieder seinen Krug aufnahm um zu trinken. Die Brünette, die ihre Arme von hinten um seinen Hals geschlungen hatte, und die Blonde zu seiner Rechten, die ihm nicht weniger zugeneigt schien, amüsierten sich scheinbar ebenfalls herrlich. Es war wohl Bans bester Freund Wakame gewesen, der, sowie auch zwei andere Crewmitglieder, mit ihnen am Tisch saß, ebenfalls von zwei Schönheiten belagert wurde und soeben einen Witz erzählt und damit die Runde zum Lachen gebracht hatte. Doch trotz des Lachens wurde Penguins Blick nun ernst. Dieses Bild hatte er ab und an auch schon in anderer Form gesehen und zwar dann, wenn ihr Käpt’n Trafalgar Law mit ihnen am Tisch gesessen hatte. Auch dieser war zu keinem Zeitpunkt weniger gut bei den Frauen angekommen, hatte sie jedoch bei Weitem nicht so leicht an sich herangelassen wie es Ban, Wakame oder er selbst, wenn er denn Interesse hatte, taten. Seine beiden Freunde schien es nach außen hin nur wenig zu stören, wenn der Arzt nicht mit kam. „Bleiben mehr Weiber für uns”, war Bans Begründung dazu. Anders ging es Penguin. Anfangs war es ihm egal gewesen, ob ihr Käpt’n sich an ihren abendlichen Ausflügen auf den Inseln beteiligt hatte oder nicht. Doch mit der Zeit hatte sich das geändert - besonders durch einen Abend vor wenigen Wochen als Law sich hatte breitschlagen lassen sie zu begleiten, hatte es für ihn eine ganz neue Bedeutung bekommen, wenn er mit von der Partie war. -------------------- Einige Wochen zuvor----------------------- „Oi, Käpt’n, lass uns noch was vom Rum über!” Dai, der Smutje der Heart Pirates, beobachtete wie der Chirurg zum unzähligsten Mal seinen Krug nachfüllen ließ. Ban, der bei Letzterem am Tisch saß und wie gewohnt von mehreren hübschen Damen umgarnt wurde, lachte: „Der Käpt’n säuft uns heute alle unter den Tisch! Aber umso besser, dann bekommt er gleich keine mehr ab und ich kann die Ladys alle beglücken.” Der Erwähnte sah grimmig zu ihm hinüber, nachdem er einen ordentlichen Schluck zu sich genommen hatte, sagte jedoch nichts. „Vergiss nicht, Peng und ich sind auch noch da”, kam es gelassen von Wakame. Der Blonde blickte zu Penguin, der ausnahmsweise mit Shachi bei ihnen am Tisch saß, bisher aber auffällig wenig getrunken hatte und auch kein großes Interesse an der Damenwelt zeigte: „Was ist eigentlich mit dir los? Hast du dich heute mit dem Käpt’n verbündet, dass du auch alle abblitzen lässt?” Der Angesprochene wandte seinen Blick, der bis gerade noch Shachi gegolten hatte, als dieser sich wieder einer Schönheit gegenüber selbst einen Knoten in die Zunge gemacht hatte, dem Raucher zu. „Irgendwer muss ja aufpassen, dass ihr im besoffenen Kopf nachher nicht im Hafenbecken landet.” Doch eigentlich galt seine Sorge überwiegend seinem jüngeren Freund, der sich aus Frust über seine vergeblichen Flirtversuche ebenfalls einen Drink nach dem anderen genehmigte. Er wollte noch halbwegs nüchtern sein, wenn dieser völlig betrunken aufs Schiff zurückwanken wollen würde. „Na, mein Hübscher?” Die Runde am Tisch sah zu ihrem Käpt’n, als sich zum wiederholten Male an diesem Abend eine der Damen von hinten nährte und ihre Hände über seine Schultern schob. Doch alles was Law tat war ihre Hände weg zu schieben und seinen Krug wieder anzusetzen. „Tzz, dann halt nicht.” Sichtlich eingeschnappt ging sie weiter zum nächsten Tisch. „So wird das aber heute Abend nichts mehr. Du bist ja immer schwer rumzukriegen… aber so schwer?” Ban legte den Kopf schief, während ihm eine sehr vollbusige Frau durchs Haar fuhr. „Hast du dich mal umgesehen was dich da so befummelt? Die kann ich mir alle nicht mal schön saufen! Selbst dir hätte ich mehr Geschmack zugetraut.” Law sagte das trocken wie eh und je und blieb völlig unbeeindruckt vom plötzlichen Entsetzen und aufkommenden Wut der Damen um sie herum, die seine Worte mit angehört hatten. „Das ist ja wohl die Frechheit!”, fluchte Eine. „Arroganter Arsch!”, kam es von einer Anderen. Und während Ban, Penguin und Wakame nun versuchten die aufgescheuchte Meute, die teilweise auf den Chirurgen losgehen wollte, zu beruhigen, trank ihr Käpt’n erneut in aller Seelenruhe weiter, als hätte er nie etwas gesagt. Es sah ihm so ähnlich, dass er in solchen Augenblicken das aussprach, was ihm durch den Kopf ging, ohne Rücksicht auf Andere zu nehmen. Zum Überraschen aller war es Shachi, der plötzlich lautstark seinen Krug auf den Tisch knallte und so ruckartig aufstand, dass sein Stuhl umkippte: „Mir reicht’s!” Damit löste er sich von der Gruppe und wankte unter den verwunderten Blicken seiner Kameraden Richtung Ausgang. Penguin wollte aufspringen und ihn begleiten. Er konnte sich denken, dass der Jüngere sich gerade darüber ärgerte, dass ihr Käpt’n, dem die weibliche Aufmerksamkeit regelrecht zuflog und der, wenn er wollte, keine Probleme mit dieser hatte, so unfreundlich zu den Frauen war. Wahrscheinlich sah er es als ungerecht an, dass er, Shachi, der jede Frau auf Händen tragen würde, aufgrund seiner unbeholfenen Art und Schüchternheit jede verschreckte und deswegen nie Erfolg hatte, während jemand wie Law sie einfach so miserabel behandelte. „Lass ihn doch!” Zu Penguins Verwundern war es sein Käpt'n, der dies sagte und ihn dabei scharf aus dem Augenwinkel von unten her ansah, während Shachi bereits durch die Tür torkelte. „Oder bist du sein Kindermädchen?” Der Ältere hielt inne und sah zu ihm hinab: „Er ist betrunken. Der findet nie alleine in seine Koje.” Der Andere lachte verächtlich in seinen Krug: „Also doch Kindermädchen.” Penguin wollte gerade etwas erwidern, als Ban, der nun von vier statt zwei Frauen umringt wurde, nachdem er sie beruhigt hatte, sich wieder einschaltete. „Also was die Ladys angeht hat er ja vollkommen Unrecht”, der Blonde lächelte kurz den Damen zu, die dieses umgehend erwiderten, bevor er wieder zu Penguin sah, „aber was Shachi betrifft gebe ich ihm sowas von Recht. Lass den Kleinen doch mal alleine klar kommen. Aus dem wird nie ein Mann, wenn du ihn immer an deinem Rockzipfel hängen lässt.” Der Andere blickte von ihm zur Tür: Er wusste was Ban meinte. Shachi war wirklich so etwas wie das Nesthäkchen der Crew. Sogar der Jüngste von ihnen, Shou, war um einiges taffer als der Rotbraunhaarige. Aber Penguin kannte Shachi schon seit Kindheitstagen und wusste, dass er einst noch viel ängstlicher und zurückhaltender gewesen war als es inzwischen der Fall war. „Wirklich, Peng, lass ihn jetzt einfach mal alleine.” Auch Wakame unterstützte offensichtlich diese Haltung. Penguin seufzte. Er wusste, dass seine Freunde Recht hatten und er Shachi wirklich weniger bemuttern sollte. Aber es fiel ihm einfach nicht leicht, da er sich ständig um jene sorgte, die ihm wichtig waren. Und genau zu diesem Personenkreis gehörte vor allem sein bester Freund. Dennoch setzt er sich nun wieder, in der Hoffnung, dass das nicht die falsche Entscheidung sein würde. Er blickte wieder zu ihrem Käpt’n, der erneut seinen Krug auffüllen ließ. „Der trinkt heute wirklich unnormal viel. Ich muss ihm ja Recht geben, dass die Frauen hier nicht so der Hingucker sind, aber sich deswegen gleich unter den Tisch zu trinken sieht ihm auch nicht ähnlich. Vielleicht ist er einfach frustriert, weil er…” Penguins Grinsen wurde breit, noch während er den Gedanken zu ende dachte. Schließlich war ihr Käpt’n auch nur ein Mann mit Bedürfnissen wie jeder andere. Allerdings war er im Gegensatz zum Rest der Crew wohl um einiges wählerischer was die Auswahl der Frauen betraf, auf die er sich einließ. Und da es nun schon eine Weile her war, dass sie die letzte Insel verlassen hatten und die Attraktivität der Damen, die hier zu gegen waren, nicht seinen Ansprüchen zu genügen schien, war das in Penguins Augen gerade ein möglicher Grund für sein Verhalten. Wobei er natürlich nicht behaupten wollte, dass es dafür vielleicht auch einen tieferen, schwerwiegenderen Grund gab. „Was grinst du so blöd?” Das Grinsen wich augenblicklich von Penguins Lippen, als sein Käpt’n ihn nun unerwartet wieder ansah und dies zischte. Er war wirklich leicht reizbar an diesem Abend. „Nur so.” Beide widmeten sich wieder ihren Getränken. Einige Zeit herrschte Ruhe, sah man vom üblichen Lärmpegel in der Bar ab, bis sich erneut eine der Damen, die seine harschen Worte von vorhin nicht mitbekommen hatte, dem Anführer der Piraten nährte. Kaum dass sie ihm lasziv durch sein schwarzes Haar fuhr, erhob er sich ruckartig und wortlos. Irritiert ließ er die Dame stehen, während er nun ebenfalls die Lokalität verließ und im Vorbeigehen Bepo sein Schwert abnahm. Penguin, der in der Zwischenzeit ebenfalls wieder, wenn auch auf freundlichere Art und Weise, einer Frau einen Korb gegeben hatte, weil er gerade einfach kein Interesse hatte, da ihm die Damen hier wirklich nicht zusagten und Shachis Laune ihm zu schwer im Magen lag, blickte ihm nach und stand ebenfalls auf. „Ich gehe auch. Bis später.” Ban und der Rest der Crew beachteten ihn jedoch nicht mehr groß, da sie alle zu sehr mit ihren neuen Bekanntschaften, Poker oder ihren Gesprächen beschäftigt waren und bekamen nicht mit wie er Law nachging. „Oi, Käpt’n”, rief er, kaum dass auch er das Gebäude verlassen hatte, „warte!” Der Angesprochene hatte bereits einen geringen Vorsprung. Und für das was er getrunken hatte lief er nicht nur schnell sondern auch sehr geradlinig. „Der scheint das wieder beachtlich gut weg zu stecken, obwohl er heute so übermäßig getrunken hat”, überlegte Penguin, während er Law schnellen Schrittes einholte. „Was willst du?” Ein genervtes Knurren kam von dem Anderen, kaum dass er neben ihm ging. „Zum Schiff? Genau wie du?” Der etwas Größere legte den Kopf schief. Es gab keinen besonderen Grund dafür, dass er ihm gefolgt war und nun den Vorsprung aufgeholt hatte. Er hatte nur für sich selbst auch keinen Grund mehr gesehen länger zu bleiben, zumal in ihm immer noch die Sorge um Shachi hauste. „Aha.” Law sah ihn weiter nicht an. Und so gingen sie eine Weile stillschweigend nebeneinander her. Während Penguin in erster Linie daran dachte, ob Shachi sich inzwischen beruhigt hatte, ging seinem Käpt’n ganz anderes durch den Kopf. „Das war so eine Zeitverschwendung. Wäre ich auf dem Schiff geblieben, hätte ich die Zeit sinnvoller nutzen können. Aber da war echt eine hässlicher als die andere. Dabei hätte ich heute echt mal wieder gerne gevögelt. Habe ich auf der letzten Insel schon nicht, weil ich Anderes zu tun hatte.” Was genau das war, wusste nur er. Eigentlich hatte er doch gerade jetzt, wo sie noch auf der ersten Hälfte der Grandline waren und nur auf ‘den richtigen Moment’, wie Law es selbst betitelt hatte, warteten um in die Neue Welt aufzubrechen, eigentlich die Zeit. So hätte man zumindest meinen können. Aber auch wenn es nach außen hin so schien, war der Pirat aus dem Northblue, dessen Kopfgeld seit sie das Sabaody Archipel verlassen hatten durch diverse kleinere Vorfälle um fünfzig Millionen Berry gestiegen war, keineswegs ziellos unterwegs und schipperte von einer Insel zur nächsten. Doch er hatte nichts dagegen, dass selbst seine Crew dachte, dass sie genau das tun und nur auf jenen ‘richtigen Moment’ warten würden. Law seufzte. Penguin, der keine Ahnung hatte, wie richtig er mit seiner vorausgegangenen Vermutung bezüglich Laws Missstimmung gelegen hatte, blickte ihn wirsch von der Seite her an: „Was ist los?” „Kann dir egal sein.” Wieder eine trotzige Antwort, wobei Law die Hand wechselte, mit der er sein Katana über der Schulter trug. Penguin sah wieder gerade aus: „Ja kann es wohl.” Die Nacht war recht schwül, weshalb der Ältere sich nun mit seinem schwarzen Top Luft zu fächerte. „Boah es ist echt zu warm auf dieser Insel.” Seinen Overall hatte er schon den ganzen Abend über obenherum nicht hochgezogen und stattdessen die Ärmel nur um die Hüfte gebunden, so wie er es generell gerne tat. Doch selbst in dem schwarzen dünnen, ärmellosen Oberteil wurde es ihm gerade zu unangenehm, weshalb er es nun griff und sich gänzlich über den Kopf zog, bevor er es einfach über seine Schulter legte. Law beobachtete ihn unauffällig, während sie am Hafen ankamen und an den Schiffen vorbei gingen. So unauffällig, dass er nicht mal selbst bemerkte, wie er den nun nackten Oberkörper neben sich musterte. Seine Augen wanderten in aller Ruhe von Penguins breiten Schultern hinunter über seine durchtrainierte Brust, vorbei an den muskulösen Oberarmen hinab zu seinen klar definierten Bauchmuskeln. Es war nicht so, dass er ihn noch nie so gesehen hatte. Aber gerade hafteten seine Augen dennoch an diesem Anblick als gäbe es nichts Ansehnlicheres in der Welt. Erst nach einigen Moment merkte der Arzt, was er da tat und ohrfeigte sich in Gedanken selbst: „Was wird das, wenn es fertig ist, Law? Sahen die Frauen so scheiße aus, dass du jetzt sogar deine eigenen Männer angaffst? Oder hast du einfach nur zu viel gebechert?” Dennoch konnte er seinen Blick nicht abwenden. Es fesselte ihn einfach zu sehr. So sehr, dass er nicht merkte, wie er im betrunkenen Kopf der Kante des Hafenbeckens neben sich immer näher kam. Penguin bemerkte seinen Blick und sah ihn an: „Ist irgendwas?” „Nein.” Hastig wandte Law seinen Blick ab. Etwas zu hastig, denn im selben Augenblick verfehlte sein rechter Fuß den festen Untergrund auf dem sie liefen und trat ins Leere. Er verlor das Gleichgewicht. Doch anstatt im dunklen Wasser zu landen, was für ihn aufgrund seiner Teufelskräfte mehr als ungünstig gewesen wäre, spürte er im selben Augenblick einen festen Griff an seinem Handgelenk, der ihn mit einem kräftigen Ruck vom Wasser weg und gegen etwas zog. Penguins Reaktionsvermögen hatte ihn vor dem Schlimmsten bewahrt. Dennoch raste Laws Herz aufgrund des Schrecks. „Mann, Käpt’n, ich wollte jetzt nicht mehr schwimmen gehen.” Penguins Stimme klang nah - zu nah. Und was Law noch viel mehr verwirrte, kaum dass er sich vom größten Schreck erholt hatte, war der Herzschlag, den er neben seinem eigenen hörte. Auch ihm wurde plötzlich warm. Es brauchte nicht lange bis sein Kopf realisierte in was für einer Lage er sich befand. Hastig drückte er sich mit der freien Hand von Penguins Brust weg, löste somit den festen Griff der Arme, die sich um seinen Körper geschlungen hatten, wandte sich ab, umklammerte sein Schwert fest mit der anderen Hand und sprach erbost zu ihm: „Wenn du wen zum Festklammern brauchst, hol dir eine von den Schlampen aus der Bar!” Ohne sich dafür zu bedanken, dass der Andere ihm soeben das Leben gerettet hatte, setzte Law seinen Weg über den schmalen Steg fort, darauf achtend nicht noch einmal daneben zu treten. Penguin sah ihm verwirrt nach. Er verstand die Reaktion seines Käpt’ns nicht, da er seiner Meinung nach nichts Falsches gemacht hatte, sondern ihn nur davor bewahrt hatte Bekanntschaft mit dem Wasser zu machen. Gut, vielleicht war er ihm etwas nahe gekommen, als er ihn so plötzlich dicht an seinen Körper gezogen hatte, jedoch deswegen gleich wieder so gereizt zu reagieren? Aber was hatte er auch im Moment anderes erwartet angesichts von Laws ohnehin schon schlechter Laune? „Kein Bedarf.” Kurz verdrehte er seine Augen, was der Andere schon nicht mehr sehen konnte, und folgte Law dann doch aufs Deck des gelben Schiffes. Genervt darüber, dass der Andere ihm weiterhin nachging und auch von seiner eigenen Reaktion auf das eben Geschehene, schaut der Käpt’n der Heart Pirates wütend über seine Schulter nach hinten. „Hör auf mir nachzulaufen. Hast du nichts Besseres zu tun?” Er ließ seinen ganzen Ärger an Penguin aus, auch wenn dieser nichts gemacht hatte um solch eine Behandlung zu rechtfertigen, wie Law selbst bewusst war. Er trat durch die große Stahltür hindurch, die ins Innere des U-Bootes führte, auf dem Weg zu seiner eigenen Kajüte. Schlecht gelaunt von diesem ganzen Abend, der ein purer Reinfall gewesen war, wollte er nur noch eins: Sich in seine eigenen vier Wände verziehen, die Tür hinter sich lautstark zuknallen und sich auf sein Bett werfen. Zwar hatte er zuvor noch daran gedacht, sich selbst etwas Erleichterung zu beschaffen, doch wusste er, dass dies ihm keine wahre Befriedigung verschaffen würde, weshalb er den Gedanken wieder verworfen hatte. „Tut mir leid, aber wir haben denselben Weg wie du vielleicht weißt.” Penguin kam nicht drum herum an Laws logischem Denken zu zweifeln, schob es aber auf den starken Alkoholkonsum des Jüngeren, kannte er doch seinen Käpt’n gut. Und dieser war wahrlich nicht dumm - ganz im Gegenteil. Ertappt wandte der Andere seinen Blick wieder nach vorne und ging stillschweigend den Gang weiter entlang, wobei er Penguins Schritte hinter sich auf dem Metallboden deutlich hörte. Wie konnte ihm so ein Denkfehler passieren? Penguins bloße Anwesenheit verwirrte ihn und er konnte sich nicht einmal erklären woran das lag. Doch da er nicht zugeben wollte, dass der Körper des Anderen anziehend auf ihn wirkte, schob er die Schuld auf seine momentane Trunkenheit. In diesem Zustand änderte sich schlichtweg die Wahrnehmung, wohlgleich dies bei den Frauen in der Bar nicht funktioniert hatte. „Und ich passe vielleicht auch lieber auf, dass du auch wirklich den Weg in dein Bett findest und dich nicht doch noch ins Hafenbecken verirrst.” Der belustigte Unterton Penguins war deutlich zu hören und auch das Schmunzeln auf seinen Lippen verriet ihn. Er machte sich einen Spaß daraus, dass Alkohol in rauen Mengen offensichtlich auch bei dem sonst so klar denkenden Arzt seine Wirkung zeigte. Law presste fest die Zähne auf einander und bewegte seinen Unterkiefer hin und her, sodass ein Knirschen zu hören war. Ihm passte es gar nicht wie sein Mannschaftsmitglied mit ihm sprach, da er der Meinung war, dass er keine Hilfe benötigte und sehr gut alleine zurecht kam. „Pass du mal lieber auf wie du mit deinem Käpt’n redest, sonst verbringst du die Nacht in Einzelteilen an Deck! Ich finde den Weg in meine Kajüte auch ganz gut ohne dich.” Selbst diese harten Worte schreckten Penguin nicht von seinem Vorhaben ab, war er solch eine Drohung des Jüngeren schon gewohnt. Und auch wenn in der Vergangenheit nicht immer aber ab und zu auf diese Worte Taten gefolgt waren, indem Law seine Teufelskräfte an seiner eigenen Mannschaft und somit auch an ihm angewandt hatte, ließ er sich davon nicht einschüchtern, weil er ganz genau wusste, dass der Arzt seiner Mannschaft niemals etwas ernsthaftes antun würde. Nach all der Zeit, die sie zusammen auf See verbracht hatten, meinte er ihn einschätzen zu können. „Davon überzeuge ich mich lieber persönlich.” Sein Käpt’n konnte machen was er wollte: Penguin ließ sich nicht so einfach abschütteln. Zwar war er immer noch um seinen besten Freund besorgt und wollte nachschauen wie es ihm gerade ging, doch sah er es nicht als schlimm an, wenn dieser noch ein paar Minuten auf ihn warten musste. Wahrscheinlich, so dachte Penguin, war Shachi ohnehin längst unter Tränen eingeschlafen. „Tu was du nicht lassen kannst.” Law hatte es satt diese Diskussion weiter fortzuführen, gab sich dieses Mal geschlagen und hoffte, dass der Andere ihn sobald er in seiner Kajüte angekommen war in Ruhe lassen würde. Penguin folgte seinem Käpt’n weiterhin durch den Gang, vorbei an anderen Räumen, die sich rechts und links von ihnen befanden, und hatte seinen Blick dabei stets auf den Rücken des vor sich Gehenden gerichtet. Ohne es selbst richtig wahrzunehmen musterte er ihn von oben bis unten, vorallem aber wie sein Becken sich beim Gehen bewegte. Mit einem erneuten Schmunzeln auf den Lippen fuhr er sich mit den Fingern durch sein rabenschwarzes glattes Haar und ermahnte sich in Gedanken, dass auch er wohl doch den ein oder anderen Schluck zu viel getrunken hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit, so kam es Law jedenfalls vor, erreichte er endlich seine Kajüte, riss die Tür weit auf und trat hinein, bemerkte aber nicht, dass Penguin sich die Freiheit genommen hatte ebenfalls einzutreten und die Tür hinter sich zu schließen. „So, bin da. Zufrieden?” Ohne sich zu dem Anderen, den er noch in der Tür stehend vermutete, umzudrehen, gab er diese Worte spöttisch von sich und stellte währendessen sein Katana an seinem gewohnten Platz in der Zimmerecke ab. „Ich bin erst zufrieden, wenn du im Bett liegst und schläfst.” Vorher, so nahm er sich vor, würde Penguin den Raum nicht verlassen. Wer wusste denn schon wohin sein Käpt’n in diesem Zustand sonst noch gehen würde sobald er ihn alleine ließ. Zumal Law gerne Nächte durchmachte. Er ging lieber auf Nummer sicher, auch wenn er sich dabei wie Laws Mutter verhielt. „Ich warte, Käpt’n.” Mit vor der Brust verschränkten Armen stand der Ältere mitten im Raum, in seinem Blick lag etwas Ernstes und dies spiegelte sich in seiner ganzen Statur wider. Ruckartig drehte sich der Arzt zu ihm um, sah ihn wütend an und schrie ihm schon fast entgegen: „Sag mal geht’s noch? Raus mit dir! Spiel gefälligst das Kindermädchen bei Shachi, aber nicht bei mir!” Zu seiner eigenen Verwunderung ging Law jedoch nicht auf ihn zu und warf ihn hochkant aus dem Zimmer. Stattdessen trugen ihn seine Beine rückwärts die wenigen Schritte zum Bett, wo er sich setzte und Penguin weiterhin einen bösen Blick zu warf. Er wusste selbst nicht wieso er so gnädig mit ihm umging, obwohl er ihn gar nicht hier haben wollte. Penguin hielt dem Blick seines Käpt’ns stand, darauf wartend, dass dieser sich ganz ins Bett legte. Allerdings wusste er nicht, dass in dessen Kopf etwas ganz Anderes vorging, als er ihn nun stumm und auch etwas stur anblickte. „Du solltest dich vielleicht ausziehen. Oder willst du so im Sitzen schlafen?” Der Ältere beobachtete ihn weiter und ging dabei ein Stück auf ihn zu, blieb jedoch gut einen Meter direkt vor ihm stehen. Und auch sein Gegenüber wandte seinen Blick nicht ab. Wieder begann er den Anderen genau zu betrachten: Jeden einzelnen Muskel, der sich durch Penguins hartes Kampftraining an seinem Oberkörper abzeichnete. Wieso nur faszinierte ihn dieser Anblick so und wirkte auf ihn dermaßen anziehend, ja sogar erregend? War das nur der Alkohol? Er hatte ihn doch schon so oft beim Duschen gesehen oder auch wenn es zu warm war und Penguin deswegen ohne Oberteil an Bord umherlief, so wie es fast alle von ihnen in solchen Fällen taten. Und nie hatte es in ihm irgendetwas geweckt. Warum also jetzt? Warum wurde ihm plötzlich bei diesem Anblick warm und kalt zugleich? Es musste der Alkohol sein, der da sein Empfinden und seine Gedanken lenkte - seine Gedanken, welche immer weiter in eine bestimmte Richtung trieben. Da Law nur starrte anstatt auch nur ansatzweise damit anzufangen sich auszuziehen, kam Penguin noch näher: „Überlegst du gerade wie das mit dem Ausziehen ging?” In seinen Augen schien sein Käpt’n wirklich gerade die einfachsten Dinge nicht mehr auf die Reihe zu bekommen. Allerdings irrte er sich in diesem Punkt wie er feststellen musste, als Law nun stumm, aber immer noch finster drein blickend den Saum seines Pullis griff, ihn über den Kopf zog und zu Boden fallen ließ. Der Ältere blickte dem Kleidungsstück nach, wunderte sich aber nur geringfügig darüber, dass Law in diesem Zustand offenbar von seiner sonst so geliebten Ordnung im Raum wenig hielt. Dabei merkte er nicht, wie der Blick des Anderen wieder an ihm haftete und dieses Mal starr auf seinen Schritt gerichtet war. Law betrachtete den weißen Stoff des Overall hinter dem sich etwas abzeichnete. Da er Penguin so wie alle Anderen schon öfter beim Duschen nackt gesehen hatte, wusste er, dass er gut bestückt war. „Wie groß er wohl wird?”, überlegte der Arzt, nicht merkend, dass sich in seiner eigenen Hose etwas regte, je mehr er diesen Gedanken nachging. „Und wie es sich anfühlt den in sich zu haben?” Er starrte weiter. Mehr und mehr beeinflusste offenbar der Alkohol sein Gedankengut, welches in ihm allmählich ein immer stärkeres Verlangen auslöste - ein Verlangen nach Sex mit dem Mann vor ihm. Plötzlich musste Law realisieren, dass der Alkohol wohl nicht nur seine Gedanken fest im Griff hatte, sondern auch anfing sein Mundwerk zu kontrollieren, nämlich als er Ersteres ruhig aussprach: „Hattest du schonmal Sex mit einem Mann?” Penguins gerade noch so selbstsicherer Gesichtsausdruck wich einem ungläubigen, meinte er doch sich verhört zu haben. Irritiert blickte er vom Pullover zurück in Laws Gesicht. Kapitel 2: Sein Befehl ---------------------- Im ersten Augenblick glaubte Penguin sich verhört zu haben. Er blickte in Laws Gesicht, um eine Bestätigung zu bekommen, dass seine Ohren ihm einen Streich gespielt hatten, doch was er sah war alles andere als was er vermutet hatte. Trotz seines derzeitigen Zustands wirkte sein Gegenüber völlig gefasst und seine stahlgrauen Augen blickten ihn eindringlich an. Es kam nicht jeden Tag vor, dass er so eine intime Frage gestellt bekam. Und dann noch ausgerechnet von seinem eigenen Käpt’n, der an diesem Abend zu tief ins Glas geschaut hatte. Anderseits hatte Penguin nichts zu verheimlichen, nahm er doch stark an, dass Law sich am nächsten Morgen nicht mehr an dieses Gespräch erinnern würde. Dementsprechend blieb er ruhig und gelassen, nachdem er die anfängliche Überraschung verarbeitet hatte. „Ja, ich hatte schon Sex mit Männern”, antwortete er ohne dabei rot zu werden. Es beschämte ihn nicht dies offen und ehrlich zuzugeben, selbst wenn sein Käpt’n nüchtern gewesen wäre, hätte dies nichts an seiner Antwort geändert. Was hatte er schon zu verbergen? Für ihn war es kein Tabu zuzugeben, dass er sowohl auf Frauen als auch auf Männer stand. Man lebte sein Leben nur einmal, war seine Devise, und dieses kostete er in vollen Zügen aus. Zwar hängte er das nicht an die große Glocke, aber dennoch wussten auch einige in der Crew davon, hatten sie schließlich auch schon mal mitbekommen, wenn er in einer Bar mit einem Mann angebandelt hatte. Wobei das eher die Ausnahme war. An seinem Käpt’n war das aber wohl gänzlich vorbeigegangen. Oder aber er war einfach zu angetrunken, um sich daran zu erinnern. Für eine Sekunde stand die Überraschung deutlich im Gesicht des Chirurgen geschrieben, hatte er mit solch einer Antwort nicht gerechnet gehabt, fasste sich aber schnell wieder und sah ihn mit einem überheblichen Grinsen an: „Lass mich raten. Mit Shachi, nicht wahr?” Die beiden Männer waren schon immer unzertrennlich gewesen, obwohl Law niemals zuvor daran gedacht hätte, dass sie solch eine Beziehung zueinander pflegten. Über solche Dinge hatte er sich nie wirklich groß Gedanken gemacht. Normalerweise interessierte es ihn herzlich wenig wie und mit wem es seine Crew so trieb, da sie alle, die einen mehr ausgeprägter als die anderen, ein Bedürfnis nach körperlicher Nähe verspürten. Jetzt allerdings war sein Interesse geweckt worden, er wollte mehr darüber wissen, vorallem aber fragte er sich wie der Sex mit einem Mann sein würde. In seinem bisherigen Leben hatte er schon oft mit den unterschiedlichsten Frauen geschlafen, doch in letzter Zeit gab es ihm nicht mehr die Befriedigung nach der er sich sehnte. Wieso dies so war, konnte er sich selbst nicht einmal erklären. „Unter anderem auch mit Shachi, ja.” Penguin erinnerte sich noch sehr gut daran wie es so weit gekommen war, dass er es mit seinem besten Freund getan hatte. Seine Gefühle für den Jüngeren waren nur freundschaftlicher Natur, sie gingen nie darüber hinaus. Und dennoch hatte er, als es ihm so schlecht ging und er wegen seinem Misserfolg bei Frauen total am Boden zerstört war, mit ihm geschlafen. Seitdem war es auch nicht bei dem einen Mal geblieben. Er wusste ganz genau, dass er damit seinem Freund nicht helfen konnte und dennoch tat er es. Wahrscheinlich auch aus Eigennutz, wenn sie länger unterwegs waren. „Hab ich es doch gewusst. Und bist du dabei aktiv oder passiv?” Laws Mundwerk machte sich erneut selbständig, wollte er diese eine Tatsache noch wissen, bevor er seine endgültige Entscheidung fällen würde. Bei den beiden konnte er sich eigentlich nur eine Konstellation vorstellen, dennoch wollte er die Antwort direkt aus seinem Mund hören. Skeptisch und mit hochgezogener Augenbraue blickte Penguin auf seinen Käpt’n herab: War das hier ein Verhör? Oder war der Jüngere so besoffen, dass er ihm solche Fragen stellte? Zu Gunsten des Arztes schob er die Schuld auf seinen Rauschzustand, wusste er doch nicht was gerade in seinem Gegenüber vorging. Er musste ihm nicht darauf antworten, aber sein Stolz konnte diese Frage nicht offen im Raum stehen lassen. „Was denkst du denn von mir? Natürlich aktiv”, konterte der Ältere, wurde dabei etwas lauter als er beabsichtigt hatte und setzte zu einer Gegenfrage an. „Wieso hast du solch ein Interesse daran, Käpt’n?” Auf eine Antwort sollte Penguin vergeblich warten, denn Law machte keine Anstalten auch nur im Entferntesten etwas darauf zu erwidern. Er war zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Ein Erregungsschub ging durch seinen gesamten Körper, ließ ihn angenehm schaudern und verstärkte die bereits vorhandene Beule in seiner Hose. Wieso machte es ihn so sehr an zu hören, dass der Andere beim Sex den aktiven Teil übernahm? Sehnte er sich so sehr nach Sex, der ihn vollkommen befriedigen würde, dass er sogar dazu bereit war sich von einem seiner Untergebenen vögeln zu lassen? Der Drang es einmal auszuprobieren wurde immer stärker und er konnte dem nicht mehr widerstehen. Sein Entschluss war gefallen. Ihm war klar, dass er sich dank seiner Teufelskraft jederzeit aus dieser Situation befreien konnte. Andernfalls hätte er sich niemals dieser verrückten Idee hingegeben, die sein betrunkener Kopf fabriziert hatte. Law zog seine Schuhe und Socken aus, bevor er sich rücklings auf die weiche Matratze fallen ließ und den Älteren mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen ansah. „Dann mach das jetzt mit mir! Ich will wissen wie es sich anfühlt!” Er gab ihm einen klaren und deutlichen Befehl. Doch anstatt diesem sofort Folge zu leisten, entwich Penguins Lippen ein kurzes Lachen. Nun war ihm wirklich klar, dass sein Gegenüber nicht mehr bei klarem Verstand war. Ihm war bewusst, dass er diese Situation nicht ausnutzen sollte, jedoch ging er weiter auf dieses Spiel ein. „Das willst du sicherlich nicht. Dir würde danach nur der Hintern weh tun”, gab er ihm einen gut gemeinten Rat. Was er sagte war das eine, was er fühlte das andere. Sein eigener Körper betrog ihn, als er sich dabei erwischte wie er seinen Käpt’n nun von oben bis unten musterte. Penguins Augen blieben zunächst an Laws Gesicht hängen. Die Mischung aus Verlangen und Neugier in seinem Blick zog ihn in seinen Bann und versetzte ihm einen eiskalten Schauer, der seinen Rücken hinabglitt. Sein Augenmerk wanderte weiter über Laws freigelegten Hals, der ihn gerade dazu einlud sich mit seinen Lippen an diesem zu vergehen, hin zu seinem entblößten, schlanken aber muskulösen Oberkörper. Räkelte er sich gerade extra für ihn oder spielte ihm sein Verstand einen Streich? Zumindest glaubte er, dass dies der Fall war, da der Anblick seines halb nackten Käpt’ns ihn begann zu erregen. Für einen Moment huschten seine Augen in den Schritt des Anderen und er bemerkte die bereits deutlich sichtbare Beule, die sich im hellblauen Jeansstoff abzeichnete. Als er somit erkannte, dass es nicht nur das blöde Gerede eines Betrunkenen war sondern sein voller Ernst und er tatsächlich erregt war, verzogen sich seine Lippen zu einem leichten Grinsen. Hatte sein Anblick Law so heiß gemacht? Alleine der Gedanke daran, dass er ihn angemacht hatte und nun für seinen Zustand verantwortlich war, trug dazu bei, dass sich in Penguins eigener Hose ebenfalls etwas zu regen begann. „Lach nicht!” Law funkelte ihn finster an, begann aber im selben Moment wieder zu grinsen: „Dann musst du halt vorsichtig sein und mir nicht weh tun. Wenn du dich weigerst, sehe ich das als Meuterei an.” Ungehemmt schaute er den Älteren weiterhin an, bemerkte aber nicht, dass sich bei diesem auch etwas tat. Penguin wusste, dass Law kein Käpt’n war, der Widerworte nicht duldete, und dass er das mit der Meuterei daher eher scherzend gemeint hatte. Dennoch war er unsicher. Zwar hatte er selbst Lust auf Sex und empfand diese Gelegenheit als verlockend, aber immerhin war es sein Käpt’n, der Mann, dem er sich untergeben fühlte und dessen Befehlen er sonst loyal Folge leistete, der diese Einladung ausgesprochen hatte. Und es erschien ihm verwerflich mit ihm so intim zu werden - vor allem, wenn er selbst der aktive Part sein würde. Allerdings hatte Law in seinem letzten Satz ja indirekt deutlich gemacht, dass es sich um eine Anweisung des Käpt’ns handelte. Und diesen Anweisungen folgte er für gewöhnlich. „Außerdem ist er so besoffen. Wahrscheinlich weiß er Morgen nichts mehr davon. Und wenn doch, dann habe ich eben Pech gehabt falls er mich deswegen einen Kopf kürzer macht. Es ist gerade einfach zu verführerisch wie er da liegt”, überlegte er. Damit gab der Stehende seinem eigenen Verlangen und dem seines Käpt’ns nach, auch wenn er bereits befürchtete er würde es am nächsten Tag bitter bereuen. Denn spätestens wenn Law sich daran erinnern würde, würde er ihn zur Rechenschaft ziehen. Da war Penguin sich sicher. Doch seine eigene Libido war zu übermächtig gegenüber seiner Vernunft, die er kurzerhand über Bord warf. „Meuterei also”, er schmunzelte, “wenn das der Befehl des Käpt’ns ist, kann ich nicht anders als ihn auszuführen.” „Gut erkannt”, kam es von Law. Er richtete sich auf und rutschte nach hinten, sodass er nun mit dem gesamten Körper auf dem Bett lag. Jedoch stützte er sich weiter mit seinen Unterarmen auf dem Bett ab und sah hoch zu Penguin, der immer noch an derselben Stelle stand und sich keinen weiteren Zentimeter Richtung Bett bewegt hatte. „Wartest du auf eine schriftliche Einladung?” Die Ungeduld war deutlich in Laws Stimme zu hören. Doch in seinem Kopf machte sich auch wieder eine Frage breit: Warum wollte er plötzlich unbedingt Sex mit seinem Gegenüber? Allerdings wurde sie umgehend wieder verdrängt als Penguin sich nun doch seine Stiefel samt Socken auszog, sie zusammen mit seinem Top achtlos neben dem Bett fallen ließ und sich auf ihn zu bewegte: „Nein.” Er kniete sich mit einem Bein neben Law, platzierte das andere zwischen dessen Beinen und beugte sich über ihn, sodass der Andere sich wieder gänzlich hinlegte und er sich mit den Händen neben seinem Kopf abstützte. „Er wird mich morgen in Einzelteile zerlegen. Aber ich kann der Versuchung gerade einfach nicht widerstehen”, überlegte er, als er abermals in Laws Augen sah. Sein Gegenüber blickte zurück, als er auch schon merkte wie Penguins Oberschenkel gegen seinen Schritt drückte. Er schluckte unmerklich, war diese Position für ihn zwar nicht völlig fremd, aber irgendwie doch. Schließlich war es ein Mann, der hier so über ihm kniete und seine intimste Stelle berührte. Ob das wirklich so eine gute Idee war sich seiner Neugierde und Erregung hinzugeben? Aber jetzt doch noch einen Rückzieher machen? Nein, das kam nicht in Frage - nicht für ihn. Penguins Blick wanderte von Laws Augen über seine Lippen, wobei ihm jedoch eins in den Sinn kam: „Nein, ich küsse ihn nicht. So reizvoll es auch ist. Er ist und bleibt schließlich mein Käpt’n. Außerdem zerlegt er mich sonst sicher direkt.” Seine Augen glitten weiter an ihm hinab, vorbei am adrett gestutzten Kinnbart erneut zu seinem Hals, zu dem er nun seinen Kopf herab senkte und ihn mit den Lippen berührte. Laws Hände klammerten sich unterdessen kurz in das Laken unter ihm. Obwohl er sich immer noch im Rausch seines Alkoholkonsums befand, kam Nervosität in ihm auf. Eigentlich war er nicht nervös, wenn er das erste Mal - und aufgrund seines umtriebigen Lebens als Pirat meist auch das einzige Mal - mit jemandem Sex hatte. Doch jetzt war er es. Er spürte wie Penguins Mund langsam und genüsslich an ihm hinabwanderte und eine Spur aus Küssen hinterließ. Unkontrolliert entwich seinen eigenen Lippen ein sehr leises Keuchen als der Ältere an seiner Brust ankam und dort seine Aufmerksamkeit seiner linken Brustwarze schenkte. Vorsichtig umspielte er sie mit der Zunge, sodass sie hart wurde und sich ihm entgegenstreckte. Penguin entging Laws Laut, der ihm zeigte, dass es ihm gefiel, nicht. „Er ist hier also empfindlich.” Mit diesem Wissen bearbeitete er die Stelle noch einige Augenblicke weiter, bevor er zur anderen Seite wanderte und das Spiel wiederholte. Wieder das kaum wahrnehmbare, aber eindeutig lustvolle Geräusch des Anderen. Penguin schmunzelte etwas: Er war nicht davon ausgegangen es ihm so schnell entlocken zu können. Law erregte sein Handeln wirklich stark. Er wusste, dass er an dieser Körperstelle sehr sensibel war. Auch das weitere Vorgehen des Anderen sorgte dafür, dass sich zwischen seinen Beinen noch mehr tat. Denn kaum, dass sich auch seine andere Brustwarze deutlich hervorhob, wanderte Penguin mit seinem Mund zurück zur Mitte seiner Brust und von da aus weiter hinab über seine Bauchmuskeln bis zu seinem Nabel. Law schloss die Augen als er seine Zunge darin versenkte und blieb, abgesehen von den Atembewegungen seines Brustkorbs, regungslos liegen. Zwar spielte er kurz mit dem Gedanken Penguin ebenfalls zu berühren, doch letztlich ließ er seine Hände wo sie waren. „Er hat schließlich mehr Erfahrung was das hier angeht. Und er kann ruhig die ganze Arbeit machen, wenn ich schon meinen Arsch hinhalte.” Beim letzten Gedanken zogen sich seine Eingeweide kurz zusammen: Darüber durfte er nicht näher nachdenken, wenn er nicht doch den, in seinen Augen feigen, Rückzug antreten wollte. Penguin wunderte die Starre des Anderen kein bisschen. Er hatte es sowohl bei Shachi als auch schon bei anderen Männern erlebt, als sie das erste Mal mit ihm geschlafen hatten. Und auch bei Frauen war es meist nicht anders, wenn sie unerfahren waren. Zwar hätte er nichts gegen Berührungen der schmalen, schlanken Chirurgenhände, die da so tatenlos auf der Matratze lagen, gehabt, aber er wollte es auch nicht von ihm verlangen. Denn er konnte sich sehr gut vorstellen, dass der Arzt innerlich inzwischen nicht mehr so ruhig war wie er sich nach außen hin gab. Er hoffte nur, dass dies ihn nicht doch noch zum Umdenken bewegen würde, da er selbst inzwischen ausgesprochen angetan war von dem was sie taten oder viel mehr vorhatten zu tun. Und das spürte er deutlich in seiner eigenen Hose, die ihm allmählich zu eng wurde. Überhaupt hatte er eigentlich gerade nur wenig Lust sich lange mit diesem Vorgeplänkel, das ohnehin einseitig war, aufzuhalten. Viel mehr wollte er lieber ihnen beiden die restliche Kleidung ausziehen und sich in dem Anderen versenken. Aber er wusste nicht, ob Law gerade Wert auf diese Zärtlichkeiten legte, zumal er ersteinmal seine Anspannung lösen musste. Doch als könnte dieser seine Gedanken lesen, blickte er zu ihm hinab und zischte plötzlich: „Du brauchst mich nicht ewig befummeln und abschlecken. Ich bin sowieso hart wie sonst was und keine Frau bei der das vorher vielleicht nötig ist, falls dir das entgangen ist. Kannst dir das Vorspiel also sparen.” Penguin hob seinen Kopf und sah zu ihm hoch. Offensichtlich war Law wirklich nur auf den eigentlichen Sex aus. Normalerweise war es nicht die Art des Älteren gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, so sehr er es auch wollte. Aber wenn sein Gegenüber diese schon so aufriss und es ihm selbst ja auch nur um seine sexuelle Befriedigung ging, warum sollte er sich also unnötig lange aufhalten? Es gab keinen Grund. Law ging es ähnlich. Er hatte ebenso wenig Interesse am Austausch von übermäßigen Zärtlichkeiten. Auch wenn sie ihn erregten. Er wollte nur wissen, wie es war den Akt mit einem Mann zu vollziehen und dabei auch noch passiv zu sein. Und er wollte einen Orgasmus. Mehr nicht. Er sehnte sich nicht nach Liebkosungen und ähnlichen emotionalen Zuwendungen. Sein Interesse war rein körperlicher Natur und dermaßen ausgereift, dass man es nicht weiter wecken musste. Offensichtlich hatte auch Penguin das verstanden, da dieser sich nun aufrichtete und zu ihm hinab sah. „Ganz wie du willst.” Doch Law bremste ihn erneut, als er nach seinem Gürtel greifen wollte. „Bevor ich hier die Hosen runter lasse”, reagierte er auf Penguins nun fragenden Blick mit ernster Miene, „bist du dran.” Der Andere zuckte mit den Schultern: „Meinetwegen.” Er hatte keine Hemmungen sich als Erster die Blöße zu geben. Da gab es nichts, was der Jüngere nicht schon gesehen hatte, sah man von seiner Erektion ab. Und auch dafür schämte er sich nicht, sodass er sich ohne Zögern vom Bett erhob und den Knoten in den Ärmeln seines Overalls um seine Hüfte löste. Der Andere richtete seinen Oberkörper wieder etwas auf und beobachtete ihn. Dass die Nervosität in ihm dabei mit jedem Handschlag, den Penguin tätigte, weiter anwuchs, versuchte Law zu ignorieren. Er hielt seinen Blick starr auf den Unterkörper des anderen gerichtet als dieser seinen Overall nun gänzlich öffnete, ihn hinab schob und seine graue Boxershorts zum Vorschein kam. Der Stoff wölbte sich im Schritt mehr als deutlich nach außen. Während Penguin auch nach dem Bund seines letzten Kleidungsstücks griff, spürte der Andere wie sein Herz schneller zu pochen begann. Law war sich mehr als unsicher über das was sie hier taten. Doch nach wie vor ließ sein Stolz es nicht zu, dass er einen Rückzieher tätigte. Daher starrte er weiter, abwartend was er nun zu sehen bekommen würde. Penguin entging dieser doch sehr angespannte Blick nicht. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen als er so auf Law hinabblickte: „Mal sehen, ob er doch noch kneift.” Er streifte den elastischen Stoff hinab ohne dabei seinen Käpt’n aus den Augen zu lassen. Und so bemerkte er auch wie dieser etwas schluckte als seine Männlichkeit sich ihm nun entgegen streckte. Penguin konnte sich nur annähernd vorstellen, was in seinem Kopf angesichts dessen vor sich ging. Wahrscheinlich war Law nun doch etwas eingeschüchtert. „Und? Soll ich mich wieder anziehen?” Der Ältere konnte sich diese Frage mit frechem Unterton nicht verkneifen und verschränkte die Arme vor der Brust. Law brauchte einen Moment. Denn wie Penguin ganz richtig geraten hatte, rüttelte dieser Anblick stark an seinem Selbstbewusstsein. Nicht dass er sich selbst verstecken musste, was seine eigene Bestückung anging, aber mit seinem Gegenüber konnte er wohl nicht mithalten. „Oh fuck! Und den will ich in mir haben?”, schoss es ihm durch den benebelten Kopf, während er immer noch regungslos auf den Penis des Anderen starrte. Doch Law wäre nicht er selbst gewesen, hätte er nicht auch in dieser Situation geschafft seine Empfindungen und Gedanken zu überspielen und nach außen hin gleichgültig und gelassen zu wirken. „Tzz”, gab er trocken von sich und sah ihm ins Gesicht, „glaube nicht, dass du mich einschüchtern kannst.” „Würde ich nie denken.” Doch genau das dachte Penguin. Und er wusste, dass Law seine innere Unruhe nur überspielte, so wie er es mit allen seinen Emotionen tat. „Dann mach weiter!” Wieder ein Befehl seines Käpt’ns, dem der Ältere nachging. „Unglaublich, wie er einfach zu stolz ist, um zuzugeben, dass er unsicher ist”, ging es Penguin durch den Sinn, während er sich wieder in seine vorherige Position über Law begab, „aber das ist so typisch für ihn.” Er griff nun doch nach seiner Gürtelschnalle und öffnete sie, während Law sich erneut zurückfallen ließ und nach oben starrte. Vermutlich wollte er nicht mitansehen, was sie da weiter taten, auch wenn es paradox war, da er es ja dennoch fühlte. Doch der Andere ließ sich davon nicht beirren, öffnete seine Jeans weiter und griff nach dem Hosenbund sowie gleichzeitig nach dem der schwarzen Boxershorts darunter. Er wollte jetzt wirklich keine Zeit mehr vertrödeln, zumal er ohnehin wusste, dass er noch genug Vorarbeit leisten müsste, bis er sein eigentliches Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Er sah abwartend zu Law. „Hintern hoch!” Dieser wandte den Blick von der Raumdecke ab und ihm finster zu: „Gib mir keine Befehle! Verstanden?” Penguin seufzte: „Verstanden. Könntest du dann bitte dein Hinterteil anheben, Käpt’n?” So absurd diese Formulierung in seinen Ohren auch klang, führte sie zumindest zu dem was der Ältere wollte. Law hob, wenn auch immer noch mit grimmigem Gesichtsausdruck, sein Becken an. Ohne Umschweife streifte sein Gegenüber beide Hosen von seinen Hüften und legte damit auch seine Erektion frei. Während er sie ihm ganz von den Beinen zog und ebenfalls zu Boden beförderte, richtete der Arzt seinen Blick wieder nach oben. Seine Trunkenheit spürte er deutlicher denn je. Es fühlte sich so irreal an. Und dennoch nahm er alles was passierte sehr genau wahr. Inwiefern ihn sein Zustand jedoch beeinflusste, dass er das hier tat, darüber war er sich nach wie vor nicht sicher. Aber er war zu benebelt, um sich weitergehende Gedanken darüber zu machen. Er riss die Augen etwas erschrocken weit auf, als er im selben Augenblick eine Hand spürte, die von seiner Eichel seinen harten Schaft hinabwanderte. Wieder schluckte er. Dass Penguin ihm weiterhin seine Anspannung anmerkte, zumal er sie gerade auch nicht mehr sehr gut verbarg, war ihm nicht klar. Aus Erfahrung wusste Penguin, wenn Law sich weiterhin so verkrampfte, würde es für ihn sehr schmerzhaft werden. Und er war sich bewusst, dass es für den passiven Part beim ersten Mal immer schwer war sich ausreichend zu entspannen. Zu dieser Erkenntnis war er schon das ein oder andere Mal gelangt, obwohl er stets vorsichtig gewesen war. Auch Shachi hatte bei ihrem ersten Techtelmechtel ziemliche Probleme gehabt locker zu lassen und Penguin war sich bis heute sicher, dass er die Schmerzen letztlich nur heruntergeschluckt hatte. Und er wollte nicht, dass Law das auch tun würde, zumal dieser wohl noch stärker dazu neigte als sein bester Freund. Alternativ würde er ihn wohl vierteilen, wenn es ihm wehtat. Penguin seufzte innerlich und bereute es für einen Moment sich auf die ganze Sache eingelassen zu haben: Das konnte für ihn einfach nur nach hinten losgehen. Aber zu kapitulieren war ebenfalls keine Option, denn dann würde Law wohl ebenso wenig begeistert reagieren, wo sie bereits soweit gegangen waren. Zumal er selbst auch nach wie vor große Lust hatte mit ihm zu schlafen. „Wäre ich ihm mal nicht nachgelaufen.” Sich und seine eigene Lust innerlich selbst verfluchend streichelte er weiter über den erigierten Penis des Jüngeren. „Ich habe dir doch gesagt du sollst die scheiß Fummelein lassen!” Obwohl Law sich selbst eingestehen musste, dass ihm auch diese Berührungen gefielen, knurrte er den Anderen an. Penguin sah in sein Gesicht: „Es geht nun mal nicht, wenn du dich nicht entspannst. Und das tust du gerade kein bisschen.” Der Arzt zuckte innerlich zusammen: Also hatte sein Gegenüber seine Unsicherheit und angespannte Haltung bemerkt. „Ich bin total entspannt. Also mach!” Seine gelogenen Worte entlockten dem Anderen nur ein Seufzen. Auch wenn Penguin wusste, dass er nicht die Wahrheit sagte, tat er wie Law ihm befahl und schob seine Beine mit seinem Knie weiter auseinander, sodass er sich gänzlich dazwischen platzieren konnte. Law sah ihn emotionslos an. Doch in ihm überschlug sich just in diesem Moment alles. Es war mehr als merkwürdig plötzlich so breitbeinig vor ihm zu liegen. Und nicht mal sein Rausch konnte an dieser Empfindung etwas ändern. „Ich sollte aber deinen Hintern noch vorbereiten. Sonst kannst du morgen nicht mehr sitzen.” Penguin sah genauso trocken zurück. Law wusste was er meinte, hielt es aber im Augenblick für völlig unnötig. „Blödsinn!”, giftete er ihn weiter an, „das kannst du dir alles sparen! Oder hälst du mich für so ein Weichei?” Wieder ein Seufzen des Anderen: „Nein, Käpt’n.” „Na also. Dann leg los!” Der Chirurg blieb stur. Penguin verzweifelte innerlich. Unter Alkoholeinfluss war sein Käpt’n noch sturer als sonst. Zwar wusste er, dass Law niemand war, der ohne zu zögern jemanden tötete - eigentlich vermied der Arzt es sogar überhaupt jemanden zu töten - aber gerade war er sich nicht sicher, ob das auch nach dieser Aktion noch so sein würde. „Er wird mich morgen umbringen. Ganz sicher. Aber wenn ich es nicht tue, dann bringt er mich jetzt direkt um. Also habe ich lieber vorher noch mal Sex und sterbe dann erst”, ging es ihm durch den Kopf, bevor er Law ernst ansah, “Zieh die Beine an!” Der Angesprochene zischte erneut zurück: „Du sollst mir keine Befehle geben!” Penguin verdrehte nun die Augen und wiederholte es noch einmal: „Zieh bitte die Beine an.” „Meine Güte, kann Vögeln kompliziert sein”, grummelte der Andere, tat nun jedoch was Penguin sagte. Dieser musste nun schmunzeln: „Ich kann dich auch von hinten nehmen. Aber das wird dir ja wohl noch viel weniger passen.” „Wag es!”, mahnte ihn sein Gegenüber, der wirklich kein Interesse hatte, sich ihm noch devoter zu präsentieren, erschien ihm doch schon seine jetzige Pose mehr als herabwürdigend. Der Ältere beugte sich über ihn und stützte sich mit seinen Händen neben seinem Kopf ab. Wieder ernst sah er in die Augen des Untenliegenden: „Bist du sicher, dass du das willst? Es WIRD wehtun, so ganz ohne…” Doch Law schnitt ihm scharf das Wort ab: „Ja! Also mach endlich!” „Ich weiß jetzt schon, dass du mich spätestens morgen umbringen wirst.” Penguin griff nach seinem eigenen Glied und dirigierte die Spitze zu Laws Anus. Der Untenliegende sah ihn nun etwas überrascht an: Der Andere hatte wohl wirklich Bedenken, dass er, Law, ihn für das hier am nächsten Tag büßen lassen würde. Dabei hatte der Arzt daran noch keine Sekunde in irgendeiner Form ernsthaft gedacht. „Aber ich bin auch immer noch sein Käpt’n. Also eigentlich kein Wunder”, überlegte er, bevor er böse grinste, „Tja, dann genieße besser dein letztes Mal.” Wieder ein Seufzen: „Selbst das wird wohl schwierig werden.” Wie sollte er es genießen, wenn er seinem Käpt’n jetzt gleich wohl nur wehtun würde und zudem bereits sein eigenes Ableben am nächsten Tag vor Augen hatte, auch wenn er immer noch nicht glaubte, dass Law ihn wirklich umbringen würde - dafür war er nicht der Typ. Dennoch drückte er nun mit seiner Spitze gegen Laws Öffnung. Dessen Grinsen verschwand augenblicklich. Seine Mimik nahm nun die angespannte Haltung seines restlichen Körpers an. Dies entging Penguin nicht, jedoch schob er sein Becken weiter vor, wodurch seine Eichel nun komplett durch den Schließmuskel eindrang. Er stütze sich wieder mit der zweiten Hand neben Law ab und blickte in sein Gesicht. Dieses verkrampfte sich schlagartig und Law krallte sich mit den Händen erneut ins Bettlaken. So schlimm hatte es sich der Jüngere nicht vorgestellt. „Scheiße, tut das weh. Und er ist noch nicht mal komplett in mir drin.” Doch er ließ es unausgesprochen und presste die Lippen aufeinander, um auch ansonsten keinen Laut von sich zu geben. Penguin konnte aus seinem Gesichtsausdruck aber dennoch lesen wie aus einem offenen Buch. Doch da sein Käpt’n nicht auf ihn hatte hören und es unbedingt schnell hatte durchziehen wollen, war der Schmerz die Folge dessen. Egal was ihm sein Käpt’n eben noch befohlen hatte und dass er es ohne Wenn und Aber durchziehen sollte, wenn er in sein vor Schmerz verzerrtes Gesicht blickte, verging ihm nahezu jede Lust. „So kann ich nicht weiter machen”, sprach er ihn ruhig an. Law sah stur zu ihm hoch: „So schlimm ist es auch wieder nicht.” „Käpt’n…” Er wollte ihn zur Vernunft bewegen, aber der Zug war wohl ohnehin längst abgefahren, sonst hätten beide das Ganze erst gar nicht angefangen. „Mach weiter!”, fuhr der Jüngere ihn erneut an. Diese Blöße würde er sich vor ihm sicherlich nicht geben. So ein Bisschen Schmerz konnte er locker ab, ahnte er jedoch noch nicht, dass es nicht bei dem Bisschen bleiben würde. Doch das wurde ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, schmerzlich bewusst, als Penguin erneut seinem Befehl folgte und sich weiter in ihn schob. Doch dieses Mal macht er nicht den Fehler und zeigte es äußerlich. Stattdessen blickte er ihn starr an ohne eine Miene zu verziehen. Dabei hätte er am liebsten geschrien, so sehr schmerzte die Dehnung und die Reibung. Und dazu kam noch das ohnehin ungewohnte, befremdliche Gefühl penetriert zu werden. Aber selbst wenn er so regungslos war, wusste der Andere, dass er Schmerzen hatte und sah besorgt auf ihn hinab. Zwar gefiel ihm die heiße Enge, die nun sein bestes Stück umgab, aber angesichts der Tatsache, dass er seinem Gegenüber gerade wohl entsetzliche Schmerzen bereitete, konnte er ihr nur wenig Erregendes abverlangen. Er verharrte kurz einen Moment, bevor er sich gänzlich in ihm versenkte. Dabei entwich Law nun doch ein zischender Schmerzenslaut und er kniff die Augen fest zusammen: „Oh fuck!” Der Blick des Älteren ging von Besorgnis in Verzweiflung über: „Kannst du mir bitte erklären, wie du das weiter durchhalten willst? Das ist bescheuert und macht weder dir noch mir Spaß.” Law öffnete verkniffen ein Auge und registrierte nun erstmals den Ausdruck des Anderen. Penguin sorgte sich wohl wirklich um sein Wohlbefinden. Aber warum verwunderte ihn das? Er war schon immer jemand gewesen, der sich um Alles und Jeden Sorgen machte. Und der Chirurg musste einsehen, dass er Recht hatte. Nun war er derjenige, der seufzte: „Gib mir einen Moment. Ich versuche mich irgendwie zu entspannen.” Entspannen. Das war nun wirklich nicht Laws größte Stärke. Ganz im Gegenteil. In seinem Kopf ging permanent so viel vor, dass er nicht mal an Entspannung denken konnte. Wie also sollte er das bewerkstelligen? Und dann noch in so einer Situation? Er musste sich schnell etwas einfallen lassen, wenn er nicht wollte, dass Penguin aufhörte. Und dass dies sonst der Fall sein würde, konnte sich der Jüngere denken. Auch wenn sein Gegenüber mögliche Konsequenzen fürchtete, er kannte ihn nach so langer Zeit gut genug, um zu wissen, dass er die eher in Kauf nehmen würde, als das hier in dieser Form fortzusetzen. Law schloss das Auge wieder, atmete tief ein und wieder aus. Penguin beobachtete ihn, wissend, dass es ihm nicht leicht fiel seine Anspannung zu lösen. Jeder auf dem Schiff wusste längst, dass ihr Käpt’n viel konnte, aber ganz sicher nicht abschalten. Häufig ging sogar so viel in ihm vor, dass er unbeabsichtigt die Nächte durchmachte und über irgendwas brütete oder in seinen Medizinbüchern versank. Doch da er ihm anmerkte, dass er es wirklich versuchte und es nicht nur leere Worte waren, verharrte der Ältere in seiner Position. Es fiel ihm schwer so ruhig zu bleiben, wollte er durch seine Begierde am liebsten sein Becken zurück bewegen, nur um erneut tief in seinen Käpt'n einzudringen. Diese Enge machte ihn wahnsinnig. Doch er ließ sich nicht noch mehr von seinen Trieben leiten. Noch hatte er seinen Verstand nicht gänzlich ausgeschaltet. Stumm sah Penguin seinen Käpt’n an, darauf wartend, dass dieser ihm ein Zeichen gab. „Mach weiter!”, kam wieder die gewohnte Anweisung von Law. Allerdings klang sie dieses Mal wesentlich weniger streng und dafür umso ruhiger. Penguin war sich nicht sicher, ob er wirklich schon etwas entspannter war. Zumindest merkte er davon nichts an seinem Penis, der immer noch fest von Laws Muskel umschlossen wurde. Dementsprechend reagierte er: „Bist du sicher?” „Ja.” Law öffnete die Augen und sah zu ihm hoch. „Es geht schon.” „Wie du meinst.” Entweder hatte er sich vorgenommen weiter so zu tun als wäre nichts, oder aber der Rausch betäubte die Schmerzen. Anders konnte Penguin sich nicht erklären wie sein Gegenüber das sonst weiter durchstehen wollte. Langsam entzog er seinen Penis aus der Enge, die ihn die ganze Zeit über umhüllt hatte. Als nur noch seine Spitze drin war, stoppte er in seiner Bewegung. Kurz glitt sein Blick erneut ins Gesicht seines Käpt’ns, der seine Augen erneut geschlossen hatte und weiterhin versuchte ruhig zu atmen. „Er gibt sich wirklich große Mühe zu entspannen”, stellte Penguin mit einem Schmunzeln auf den Lippen fest. Was er aus seiner Position nicht sehen konnte, waren Laws Hände, die weiterhin das Bettlaken umklammerten. Auch wenn sie nicht mehr so verkrampft wie noch zuvor waren, lag immer noch etwas Anspannung in der Haltung seiner Finger. Vorsichtig drückte Penguin sein Becken wieder nach vorne und drang zum zweiten Mal ein. Dieses Mal erschien es ihm einfacher, er musste zum Vordringen weniger Kraft aufwenden. Trotzdem war Laws Anus weiterhin eng, jedoch machte gerade das ihn an und ließ seine Lust erneut aufflammen. Für Penguin fühlte es sich jetzt schon unglaublich gut an. Er hoffte, dass der Andere auch bald in den Genuss dieses Gefühls kommen würde. Und damit dies eintraf, gab er sich aller größte Mühe seine Stöße langsam und gezielt auszuführen. Zunächst spürte Law den Schmerz noch sehr deutlich, aber mit jedem weiteren ausgeführten Stoß nahm er ab. Vielleicht gewöhnte er sich auch einfach nur daran und nahm es daher weniger wahr. Wenigstens fühlte es sich nicht mehr so an als würde ihn jemand von innen heraus zerreißen. Ein erstes Keuchen entfloh seinen Lippen und seine Gedanken überschlugen sich. „Auch wenn es noch immer weh tut, fühlt es sich doch irgendwie gut an”, stellte er nach einiger Zeit zu seiner eigenen Verwunderung fest, „Ich will mehr und ich hab keine Ahnung warum das so ist.” Die zurückkehrende Lust überdeckte plötzlich den Schmerz und vernebelte seine Sinne, sofern sie das nicht Dank des Alkohol ohnehin schon waren. Jeder einzelne Stoß, den Penguin tätigte, löste in ihm etwas aus, dass er so noch nicht kannte. War es das wonach er sich wochenlang gesehnt hatte? Konnte er ihm endlich diese Befriedigung geben? Zumindest machte es für Law momentan den Anschein. „Weiter… mehr…”, keuchend kamen plötzlich einzelne Wortfetzen aus Laws Mund. Etwas überrascht sah Penguin auf ihn hinab: Sagte er das jetzt nur so und überspielte den Schmerz weiter, oder war er wirklich in anfänglicher Extase? Mit Sicherheit konnte er es nicht sagen, jedoch glaubte er im Gesicht seines Käpt’ns etwas Anderes als Leid gesehen zu haben. Im selben Moment schlug Law die Augen auf. Und Penguin sah ihn stahlgraue Augen, die eindeutig seine Worte durch ihren Ausdruck untermauerten. Er kannte diesen entschlossenen, gar fordernden Blick seines Anführers, aber hatte nicht damit gerechnet ihn in diesem Augenblick zu sehen. Leicht spöttisch und mit einem Grinsen auf den Lippen erwiderte der Ältere erfreut: „Aye, Käpt’n!” Bisher hatte Penguin sich stark zurück gehalten, um seinem Käpt'n nicht noch zusätzliche Qualen zu bereiten. Dank seinen Worten und seinem Blick brach dieser Vorsatz wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Und das Verlangen sein Becken stärker zu bewegen, sich immer wieder hart in ihm zu versenken, bis der Jüngere vor lauter Lust verschwitzt und stöhnend unter ihm liegend nur noch seinen Namen hervorbringen konnte, wuchs mit jeder verstrichenen Sekunde. Alleine diese Vorstellung erregte ihn erneut, auch wenn er es besser wissen sollte, dass sein Name niemals in dieser Form über die Lippen des Arztes kommen würde. Aufs Neue entzog Penguin seinen Penis und drang nun schneller und mit mehr Härte in ihn ein. Ein deutlich hörbares Keuchen verließ seine leicht geöffneten Lippen als er sich tief in ihm versenkte. Er stieß immer wieder zu und spürte die Reibung an seinem Glied. Während er sich weiterhin mit den Händen abstützte, um nicht noch mehr Körpernähe aufzubauen, genoss er dieses süßliche Gefühl, das von Stoß zu Stoß immer stärker und intensiver wurde. Mit jedem weiteren Eindringen spürte Law den Schmerz schwinden, bis er so nebensächlich wurde, dass er ihn gar nicht mehr wahrnahm. Seine Finger klammerten sich wieder an das weiße Laken, doch dieses Mal war der Grund ein anderer - seine steigende Erregung, die ihn zu übermannen schien. „Wieso hab ich das nicht schon eher ausprobiert?”, kam es dem Chirurg in den Sinn. Er spürte jede von Penguins Bewegungen, hörte wie sein Becken gegen seinen Po schlug und auch aus der Eichel seines eigenen Penis traten die ersten Vorboten der Lust aus. „Oh, fuck”, entwich ihm erneut sein momentanes Lieblingswort, jedoch dieses Mal in Form eines lauten Stöhnens, da Penguin gerade eben seine Prostata getroffen und ihm ein unbeschreibliches Gefühl beschert hatte, „mach das noch mal!” Alles in ihm verlangte danach es noch einmal zu spüren, trieb es ihn doch weiter in Richtung seines Orgasmus, den er sich zwar sehnlichst herbei wünschte, aber dessen Weg dahin ihn nie schon vorab so befriedigt hatte, wie es gerade der Fall war. Hatte er beim Sex bisher jemals zuvor das kribbelnde Gefühl so genossen? Er wusste es nicht. Jedenfalls tat er es jetzt. Dass es ausgerechnet ein Mitglied seiner Crew war, dem er dieses Gefühl zunehmender Lust und Befriedigung zu verdanken hatte, ließ sich jetzt nicht mehr ändern. In diesem Moment war es ihm allerdings auch völlig egal. Der Jüngere konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Das hier?”, der Ältere stieß noch einmal zu, darauf bedacht denselben Punkt noch einmal zu treffen. „Ja!” Laws Stöhnen bestätigte ihm seinen Erfolg. Penguin hatte nicht mal in seinen kühnsten Träumen gedacht, dass er seinen Käpt’n jemals so losgelöst und sich vor Erregung fast schon windend unter sich sehen würde. Dieses Bild wie er dort lag: Die Augen wieder fest geschlossen, den Mund leicht geöffnet und dazu ein dezentes Rot auf seinen Wangen, während er hastig und schwer atmete. Es war einfach unbeschreiblich erotisch. Jedes kleine Detail versuchte sich der Ältere einzuprägen, denn es war das erste und wohl sogleich letzte Mal, dass er in diesen Genuss kam. „Hör bloß nicht auf!”, wies er ihn unter einem Keuchen harsch an. Der Andere lächelte spöttisch: „Mit Sicherheit nicht.” Als würde er das jetzt tun. Er legte jetzt erst so richtig los, steigerte sein Tempo ein weiteres Mal und stieß immer wieder zu. Dabei traf er zwar nicht immer Laws Prostata, jedoch reichte es aus, dass sich der Jüngere unter Stöhnen wand. Der Arzt löste den Griff seiner rechten Hand um den Stoff des Lakens, zog den Arm zu sich hoch, sodass er nun angewinkelt neben seinem Kopf lag und er seine Finger fest in das Kopfkissen krallte. „Ja!” Law wurde immer lauter, vergaß sogar, dass man ihn hören könnte. Er spürte deutlich wie das Kribbeln in seiner Lendengegend immer stärker wurde, je öfter und fester Penguin seine harte Männlichkeit in ihn schob. Es dauerte nicht mehr lange als eine Welle der völligen Befriedigung über ihn hereinbrach, er mit einem tiefen Stöhnen seinen Höhepunkt erlebte und sein Sperma sich auf seinem Bauch verteilte. Dass sich dabei sein Rektum unbewusst zusammenzog und nun auch Penguin über den Rand der Klippe schickte, bemerkte Law nicht. Ebenfalls unter Stöhnen kam der Ältere, bewegte sein Becken dabei noch einige Male vor und zurück, während er sich in dem Anderen ergoss. Penguin musste sich zusammen reißen, damit er nicht mit seinem ganzen Gewicht auf seinen Käpt'n niedersackte. Schließlich stützte er sich immer noch nur auf seinen Händen ab, um ihm nicht unnötig näher zu kommen. Da es aber zu anstrengend wurde diese Haltung aufrecht zu erhalten, entzog sich der Ältere aus dem Anderen und ließ sich neben ihm auf das breite Bett fallen. Auch der Arzt war unterbewusst froh als er seine Beine wieder sinken lassen und weit von sich strecken konnte. Beide Männer versuchten ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Law war, unfreiwillig, wohl der Erste, dem dies gelang. Er hatte gerade noch von der Extase gefangen aussprechen wollen wie es ihm gefallen hatte, als er die Augen starr weit aufriss. Er spürte wie es an seinem Po feucht wurde. Ruckartig richtete er sich auf, was das Ganze nur noch unangenehmer machte, war er doch, aufgrund seiner Trunkenheit und durch die Entspannung die mit dem Höhepunkt gekommen war, gerade nicht in der Lage seinen Schließmuskel so zu kontrollieren, wie es eigentlich der Fall sein sollte. „Was zur Hölle?” Panisch und im nächsten Moment angeekelt blickte er zwischen seine Beine auf die Matratze. Penguin, der noch mit geschlossenen Augen da lag, öffnete ein Lid und sah ihn an. Er erkannte die Situation. „Was? Ist doch normal, dass es rausläuft, wenn du nicht dicht hälst und dich dann auch noch aufsetzt”, kam es gelassen von ihm. „Igitt.” Der Arzt griff nach der Box mit den Papiertüchern auf dem Nachttisch, die er sonst nur brauchte, wenn er an sich selbst Hand anlegte. „Das fühlt sich sowas von widerlich an.” „Kann sein.” Das konnte der Andere nicht beurteilen - wollte er auch gar nicht können. Law empfand kein Ekel gegenüber dem fremden Sperma selbst und auch die Flecken auf dem Bett machten ihm gerade nichts aus. Nur dieses Gefühl, wie es aus ihm floss gefiel ihm gar nicht, weshalb er hastig versuchte, seinen Muskel unter Kontrolle zu bekommen und sich mit den Tüchern trocken zu legen. Sein Blick wurde finster. In seinen Augen war das gerade Penguins Schuld, dass seine, ihn eben noch so beflügelnde Extase nun zunichtegemacht worden war. Er drehte den Kopf zu ihm und registrierte erst jetzt, wie entspannt der Ältere neben ihm lag - in SEINEM Bett. „Sag mal, geht’s noch? Verzieh dich, anstatt mir beschissene Ratschläge zu geben!” Da war es wieder: Das giftige Biest. Penguin entwich wieder ein Seufzer, wobei er sich aufrichtete. Er hatte weder Lust noch einen Grund sich erneut mit dem garstigen Verhalten seines betrunkenen Käpt’ns auseinander zu setzen. „Bin schon weg.” Er stand auf, ging ums Bett herum, sammelte auf der anderen Seite seine Boxers vom Boden auf und zog sie über. Während er nach seinem Overall griff blickte er noch mal zu Law, der ihn beobachtete und dessen Blick immer noch zwischen angefressen und angewidert pendelte. „Was?”, fauchte er, wobei er sich immer noch ein Tuch gegen seinen Anus drückte. „Nichts.” Penguin stieg nur in den unteren Teil seines Overalls und nahm seine restlichen Kleidungsstücke in die Hand. Er merkte jetzt schon, dass er den Law von gerade eben, der sich da so wollüstig unter ihm gewunden hatte, wesentlich lieber mochte, als die Person, die ihn da gerade rauswarf. Eigentlich war sein Käpt’n nicht so. Zwar veranstaltete er keine Partys in seiner Kajüte und lud alle zu sich ein, aber so extrem bissig war er im nüchternen Zustand eher selten - sehr selten. Andererseits hatte er, Penguin, es ja auch dem Alkohol zu verdanken, dass er den Chirurgen eben so in Extase hatte erleben dürfen. So hatte ihn wahrscheinlich noch nie jemand gesehen. Und diese Erinnerung würde er so schnell nicht wieder vergessen - vorausgesetzt er würde den nächsten Tag überleben, sobald Law realisiert hatte was sie getan hatten. Denn im Moment, da war Penguin sich sicher, war er zu betrunken, um das wirklich als Realität einordnen zu können. „Schlaf gut”, brachte er ihm ruhig entgegen, bevor er zur Tür ging. Sein Käpt’n blickte ihm nach, bis er den Raum verlassen und die Tür hinter sich zugezogen hatte, ohne sich noch mal umzudrehen. Law ließ sich zurück nach hinten fallen: Die Feuchtigkeit zwischen seinen Beinen hatte er inzwischen beseitigt. Alle anderen Spuren, die sie hinterlassen hatten, waren ihm gerade egal. Er war müde. Das gerade hatte ihn völlig geschafft, zumal ohnehin seine angeheiterte Verfassung schwer auf ihm lastete. Erschöpft fielen ihm die Augen zu, ohne dass er noch lange über das Geschehene nachdenken konnte. Und so blieb er, alle Viere weit von sich gestreckt, liegen und schlief ein, wobei er eines der Papiertücher immer noch fest in der Hand umschloss, während er die anderen einfach achtlos zusammengeknüllt zu Boden geworfen hatte. Kapitel 3: Gedankenkarussell ---------------------------- Einige Augenblicke blieb Penguin vor der Kajüte seines Käpt’ns stehen. Er blickte zur rechten Seite den verlassenen Gang entlang bis zur Ecke, wo er links herum zu weiteren Kabinen und zur Kombüse sowie wieder nach draußen führte. Von dort war er vorhin mit Law gekommen. Und noch immer waren sie wohl die Einzigen an Bord. Abgesehen von Kanaye, der an diesem Abend Wachdienst hatte und somit gerade irgendwo auf dem Schiff unterwegs war, wenn er sich nicht doch wieder eins von Laws Medizinbüchern gegriffen hatte und darin las. Der Rest war sicher noch unterwegs. Andernfalls wäre es nicht so ruhig gewesen, denn betrunkene Piraten schlichen eher selten auf leisen Sohlen in ihre Kojen. Und vermutlich war zumindest Ban inzwischen mit mindestens einer der Frauen im Bett gelandet. Penguin musste schmunzeln: Er beneidete ihn gerade kein Stück darum. Stattdessen wandte er sich nun nach links, wo die grauen Stahlwände den Gang genauso fortsetzten wie auf der anderen Seite, nur spiegelverkehrt, sodass man zu beiden Seiten auf das untere Außendecke gelangen konnte. Er blickte noch mal kurz auf die Tür neben sich: Ob Law sich am nächsten Tag wohl an das was eben Geschehen war erinnern würde? Penguin zuckte mit den Schultern. Letztlich konnte er es jetzt auch nicht mehr ändern. Zumal auch auf ihm der leicht angetrunkene Zustand und die Müdigkeit so sehr lasteten, dass er keine Lust mehr hatte intensiv darüber nachzudenken was wäre wenn. Und so blieb ihm nur abzuwarten und gähnend seinen Weg zu seiner und Shachis Kajüte anzutreten, wo Letzterer inzwischen sicher tief und fest schlief. „Richtig, Shachi… ob er uns gehört hat? Ob er… Law gehört hat? Oder ob Kanaye ihn gehört hat? Nein, der ist ziemlich sicher in ein Buch vertieft”, überlegte Penguin. Jeder an Bord wusste, dass Kanaye sich gerne mit der medizinischen Fachliteratur beschäftigte, die sonst nur ihr Käpt’n wälzte. Er war zwar kein Arzt, so wie Law, und konnte auch nicht an dessen Know-How heranreichen, aber ansonsten übertraf er den Rest der Crew was medizinschen Sachverstand anging um Längen. Und das beruhte eben daher, dass er jede freie Minute nutzte, um sich fortzubilden. Dafür hatte er Laws vollstes Einverständnis und durfte sich, sowie aber auch jedes andere Crewmitglied, wenn es denn gewollt hätte, sich seine Bücher zu Gemüte führen. Und das tat er auch dann, wenn er eigentlich Wache halten sollte. Aber da noch nie etwas passiert war, während Kanaye auf das Schiff aufgepasst hatte, hatte Law bisher nie etwas dagegen gesagt. Penguin war sich nicht sicher, ob Kanaye bisher einfach nur unverschämtes Glück gehabt hatte oder selbst beim Lesen noch so wachsam war, dass er jedes Geräusch an Board wahrgenommen hätte. „Aber gut, selbst wenn er Law gehört hat, dann wird er davon ausgehen, dass der sich eins der Weiber mit in die Kajüte geschleppt hat. Auch wenn er das sonst nicht macht, da er ja selbst das strikte Frauenverbot an Bord ausgesprochen hat. Außerdem müsste er erstmal das Stöhnen als Laws Stimme erkannt haben…”, Penguins Grinsen wurde breiter und breiter, während er darüber nachdachte, in welcher Form die Stimme seines Käpt’ns eben an sein Ohr gedrungen war und welches Bild er dabei abgegeben hatte, „ach eigentlich ist es auch egal. Vielleicht war er auch gar nicht so laut wie es mir vorkam. Wenn es niemand mitbekommen hat und Law kein Wort darüber verlieren wird, und das wird er so wie ich ihn kenne ganz sicher nicht, wird das für immer mein süßes Geheimnis bleiben.” Er kam an seiner Kajüte an. So leise wie möglich öffnete er die schwere Stahltür, trat ein und schloss sie wieder. Durch das große runde Bullauge fiel nur wenig Licht von der Stadt in den dunklen Raum. Dennoch konnte er Shachi erkennen, der offensichtlich tief und fest in seiner Koje schlief. Das Grinsen auf Penguins Lippen wich einem sanften Lächeln als er den Jüngeren dort ruhig atmend liegen sah: „Na, zumindest weint er nicht. Und gehört hat er uns wohl auch nicht.” Wieder musste er gähnen und begann sich erneut auszuziehen, um nur in seinen Boxershorts in sein eigenes Bett zu verschwinden. Bevor er sich jedoch gänzlich hinlegte und die Augen schloss, ging ihm noch mal kurz das durch den Kopf was er eben erlebt hatte. Dabei blickte er auf seinen besten Freund: „Tut mir leid, Shachi. Auch wenn wir uns sonst alles erzählen, aber davon wirst nicht mal du etwas erfahren.” - Flashback Ende - Nachdem Law Penguin eine Abfuhr bezüglich des Kneipenbesuches gegeben und ihn im Gang vor dem Behandlungszimmer zurück gelassen hatte, führte ihn sein Weg über die Treppe eine Etage tiefer zu den Mannschaftsräumen. Zielstrebig steuerte er seine Kabine an. Er ging mit schnellen Schritten vorbei an den Schlafräumen seiner Crewmitglieder, bog einmal um die Ecke und riss die Stahltür zu seinen eigenen vier Wänden auf. Mit einer abrupten Handbewegung schlug er diese wieder hinter sich zu. Der laute Knall, der dabei entstand und durch den Gang hallte, kümmerte ihn nicht im Geringsten. „Wie ich die Anderen kenne haben sich sicherlich schon auf den Weg in die Stadt gemacht”, dachte er sich, während er hinüber zu seinem Schreibtisch ging und sich in seinen bequemen Armlehnstuhl fallen ließ. Law selbst empfand nicht das Bedürfnis auszugehen und Spaß haben zu wollen - nein, nicht heute. Nicht nachdem was er gerade eben wieder getan hatte. Außerdem wartete hier an Bord noch genug Arbeit auf ihn, der er sich gerade lieber widmete. Und wenn es nicht die Arbeit war, so laß er lieber ein Buch und bildete sich weiter. Man wusste nie wann dieses Wissen noch einmal nützlich sein würde. Vor allem als Arzt war es von großer Bedeutung viel zu wissen und im Notfall dieses Wissen abrufen zu können. Er öffnete die linke untere Schublade an seinem Schreibtisch, zog sie gänzlich auf und holte sein Logbuch heraus. „Wird mal wieder Zeit”, sprach er seine Gedanken laut aus, schlug das Buch auf und blätterte einige der schon beschriebenen Seiten um bis er an seiner letzten Eintragung ankam. Er war schon eine Weile her gewesen, musste er bei dem Blick auf das Datum der letzten Eintragung feststellen. Leicht verärgert über sich selbst entfloh seiner Kehle ein Grummeln. Er hatte es zu sehr schleifen lassen. Und wessen Schuld war dies? Vor seinem geistigen Auge tauchte für einen Moment das Bild von Penguin auf, doch versuchte er dies schnell wieder zu verdrängen und sich auf seine eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Es gelang ihm auch - vorerst. Law zog das kleine Tintenfass zu sich, öffnete den Deckel und griff mit der rechten Hand nach seiner Schreibfeder. Er tauchte sie in die Tinte, setzte sie auf dem weißen leeren Blatt an und schrieb in mehr oder weniger leserlicher Schrift die für das Logbuch relevanten Geschehnisse der letzten Wochen nieder. Zu seinem Glück hatte er ein gutes Gedächtnis und vergaß Dinge nicht so schnell, weswegen er sie nun auch im Detail aufschreiben konnte. Nur seine sonst ebenso hervorragende Konzentrationsfähigkeit ließ in letzter Zeit zu wünschen übrig. Während die Spitze der Feder unaufhörlich über das Blatt strich, ein Wort nach dem anderen auf dem Papier erschien, schweiften die Gedanken des Arztes erneut ab. Er war sich sicher, dass seine Crew mittlerweile eine gut besuchte Bar in der Stadt aufgesucht hatte und sich köstlich amüsierte. „Ob Penguin sich auch vergnügt? Womöglich sogar mit Frauen?”, war sein Gedanke, der ihm in den Sinn kam. Hastig schüttelte er seinen Kopf. Wieso dachte er ausgerechnet jetzt daran? Es war ihm doch sonst egal was seine Leute und somit auch Penguin bei solchen Saufgelagen trieben. Früher jedenfalls war es so gewesen, doch in letzter Zeit war dem nicht mehr so und er dachte immer öfter gezielt an den Älteren. Vor allem dachte er dabei aber an den Sex mit ihm. Und auch wenn er versuchte es zu verdrängen, kam es in solchen Momenten wo er alleine war wieder hoch. Es war nämlich nicht bei dem einen Mal geblieben - und ja, er erinnerte sich sehr detailliert daran. Jedes Mal aufs Neue verfluchte er sich deswegen, auch wenn er insgeheim den Sex mit Penguin mehr als alles andere genoss. Doch zugeben und dazu stehen konnte er einfach nicht. Dazu war sein Stolz und Ego zu groß. Und dazu mischte sich der Gedanke, dass es falsch war, wenn er als Käpt’n auf diese Art und Weise mit jemandem schlief. Und so suchte er sich einen anderen Weg um dies zu kompensieren. Shachi war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und hatte einen Abend, als er und der Chirurg alleine an Bord geblieben waren, Letzteren zu nahe an sich herangelassen. Law wusste ja bereits, dass der Jüngere schon mit seinem besten Freund geschlafen hatte, und so hatte er diese Information eiskalt ausgenutzt. Den aktiven Part zu übernehmen war Law, auch wenn Shachi ebenfalls ein Mann war, keineswegs schwer gefallen. Zumal er Dank Penguin wusste wie es ging. Und da der Jüngere sich nicht wehrte und alles mit sich machen ließ und offenbar bisher auch nicht mit Penguin oder sonst jemandem darüber gesprochen hatte, konnte der Arzt seine angestauten Aggressionen, die hauptsächlich seiner eigenen Person galten, an ihm auslassen. Genau dies hatte er vorhin im Behandlungszimmer getan. Dass es falsch war, wusste Law. Ihm war klar, dass er Shachi und seine Verschwiegenheit nur ausnutzte und ihm Leid antat, um sein eigenes Gewissen zu bereinigen, was zudem auch noch von Misserfolg gekrönt war. Denn trotzdessen, dass er soeben Sex gehabt hatte, fühlte er sich nicht befriedigt - nicht im Geringsten. „Fuck”, entwich es ihm. Leicht genervt legte Law die Tintenfeder bei Seite, wusste er doch, dass es nichts mehr brachte weiter zu schreiben. Wie gerne er auch seine Arbeit weiter fortführen wollte, er konnte sich nicht mehr darauf konzentrieren. Dieses Verlangen tief in ihm drin wurde wieder größer und er konnte sich nicht dagegen wehren. Sich in seinem Stuhl zurück lehnend schloss er die Augen und streichelte mit seiner rechten Hand über seinen Schritt. Ein leises Keuchen entfloh seinen Lippen. Schon jetzt konnte er spüren, dass sein Penis begann hart zu werden. Während er den Gürtel seiner Hose sowie selbige öffnete und seine Hand in seine Boxershorts gleiten ließ, dachte er daran wie es nicht seine Hand war, die ihn da gerade berührte. Doch was er eigentlich wollte, würde er nicht zugeben noch zu der betreffenden Person gehen und ihn darum bitten es mit ihm zu tun. Das konnte er einfach nicht. Wenn es nach jenem Abend noch mal dazu gekommen war, dass er mit Penguin geschlafen hatte, dann nur weil dieser auf ihn zugekommen war. Immer. Bis auf ein einziges Mal. - Vor einigen Wochen - Auf dem Rücken liegend öffnete Law die Augen und blinzelte einige Male. Die Sonne, die bereits hoch am Himmel stand und die der Käpt’n der Heart Pirates, der ein Morgenmuffel sondergleichen war, wie so oft für die Morgensonne hielt, blendete ihn durch das große Fenster seiner Kajüte. Völlig schlaftrunken drehte er den Kopf nach rechts und sah auf das Ziffernblatt seines Weckers: Viertel nach elf. Er hatte wieder fast bis mittags geschlafen. Dabei war diese Uhrzeit für seine Verhältnisse wahrlich noch früh. Nicht selten kam es vor, dass er bis in den Nachmittag hinein schlief, sofern ihn niemand weckte. In diesen Fällen war er aber meistens auch, wenn überhaupt, erst in den frühen Morgenstunden bei Sonnenaufgang ins Bett gegangen. Er war eben ein Nachtmensch, besaß aber keinen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus. „Ich weiß gar nicht mehr wann ich ins Bett gegangen bin”, er drehte den Kopf wieder zurück und blickte zur Decke, „aber auf jeden Fall habe ich eine fürchterliche Scheiße geträumt. Ich muss echt zu viel getrunken haben.” Er hatte den letzten Gedanken gerade zu Ende gedacht, als sein Tastsinn endlich wach wurde und er spürte, dass er irgendetwas in seiner linken Hand hielt. „Hmm?” Mit diesem fragenden Laut an sich selbst und entsprechendem Gesichtsausdruck hob er langsam seinen Arm und führte die Hand vor sein Gesicht. Es war ein weißes Papiertuch, das aus seiner geschlossenen Faust hervorlugte. Zunächst nahm sein Blick etwas irritiertes an, bevor er einige Augenblicke später purem Entsetzen wich und er sich hastig aufrichtete. Zu hastig wie er merkte, als ein ziehender Schmerz durch seinen Körper schoss, der deutlich von seinem Hintern ausging. Er zuckte kurz zusammen, blieb jedoch sitzen und blickte panisch an sich herab: Er war nackt. Nicht dass ihn seine eigene Nacktheit schockierte, aber für gewöhnlich schlief er in bequemen Hosen oder zumindest in Boxershorts. Dass es jetzt nicht der Fall war, hätte er gerne auf den Vorabend geschoben, an dem er zu tief ins Glas geschaut und sich dementsprechend beim Zubettgehen zu sehr entkleidet hatte. Doch dass dem nicht so war, machte ihm sein Allerwertester gerade deutlich bewusst und auch das verfluchte Tuch in seiner Hand. Law schluckte: Er konnte sich an alles erinnern, jedes kleinste Detail der letzten Nacht. Bis vor wenigen Sekunden hatte er es noch für einen absurden Traum gehalten. Nur zögerlich wagte er es zwischen seine Beine auf die Matratze zu blicken, biss dabei die Zähne zusammen, da das Vorbeugen zusätzlich wehtat. Und dort sah er das, was er gehofft hatte nicht zu entdecken: Getrocknete Flecken auf dem weißen Laken, die darauf schließen ließen, dass dort kürzlich etwas daneben gegangen war. Als Mann kannte er diese Art von Flecken und wusste sofort um was es sich dabei handelte. Er sah wieder auf und starr gegen die Wand gegenüber des Bettes: „Das kann nicht wahr sein. Das… DARF nicht wahr sein.” Es war also kein Traum gewesen. Er hatte tatsächlich mit einem seiner Männer geschlafen - und das auch noch passiv. Es erschien ihm als drehte sich sein Magen einmal um die eigene Achse und ihm wurde regelrecht schlecht. Nicht wegen der Sache an sich oder wegen den Spuren, die sie mit sich gebracht hatte. Nein, viel mehr weil ihm genauso bewusst war, dass es ihm letztlich gefallen hatte. Er konnte sich wirklich an jedes gesprochene Wort, jeden einzelnen Laut sogar jede Geste erinnern, die sie beide von sich gegeben hatten. Es hallte in seinen eigenen Ohren wieder wie er Penguin angewiesen, ja fast schon gebeten hatte, weiter zu machen. Das Gefühl wie er es genossen hatte kam wieder in ihm auf und ließ ihn schaudern. Hastig, auch wenn es wehtat, sprang Law auf. Die zerknüllten Papiertücher auf dem Boden sammelte er eilig auf und entsorgte sie zusammen mit dem in seiner Hand im Papierkorb, bevor er zum Bett zurückkehrte, seine Boxershorts und Jeans wieder anzog und das Laken schneller von der Matratze zog als er es jemals zuvor in seinem Leben getan hatte. Er klemmte es sich als Knäuel unter den Arm und ging zum Schrank. Dass sein Rektum bei jedem Schritt schmerzte, versuchte er gekonnt zu ignorieren. Er war noch nie zimperlich gewesen und würde auch jetzt nicht damit anfangen es zu sein. Außerdem verlangte alles in ihm danach unter die Dusche zu springen. Womöglich hoffte er die vergangene Nacht einfach abwaschen zu können und somit auch die Gedanken daran los zu werden. Mit sauberer Kleidung und beflecktem Laken unter dem Arm verließ er seine Kabine und begab sich auf direktem Wege zum Bad. Anders als sonst war es ihm gerade völlig egal ob seine Crew nach dem gestrigen Abend wieder vollzählig an Bord erschienen war. In seinem Kopf herrschte nur ein Gedanke: „Davon darf nie jemand etwas erfahren!” Ruckartig stieß er die Tür zum Duschraum auf und bemerkte, dass schon jemand vor ihm auf dieselbe Idee gekommen war. Zumindest lief das Wasser in einer der drei Duschkabinen. Ausgerechnet jetzt! Aber sich nicht anmerken zu lassen, was in ihm vorhing, darin war Law ein Experte. Also ging er, nachdem er seine saubere Kleidung beiseite gelegt hatte, mit unbeirrter Miene zum Trog mit der Schmutzwäsche, entsorgte dort das Laken und seine getragenen Hosen und griff sich ein Handtuch vom Stapel im Regal, um anschließend auf eine der freien Duschen zu zu gehen. Er hatte es schon immer für gut befunden, dass sie, obwohl sie alle Männer waren, keine offenen Großraumduschen hatten. Stattdessen hatte man hier doch etwas Intimsphäre und stand nicht gleich unter Beobachtung, wenn man sich in Gedanken versunken für einige Minuten unter dem Wasserstrahl zurücklehnte. Genau das würde er gleich tun, wenn er sich die Überreste der Nacht vom Leib gewaschen hatte. Er hatte gerade sein Handtuch neben der Kabine aufgehangen und wollte die Dusche betreten, als das Rauschen des Wassers nebenan verstummte und die Tür geöffnet wurde. Den Griff der Kabinentür in der Hand haltend erstarrte Law abermals, aber heftiger als zuvor, denn er erkannte im Augenwinkel wer da aus der Tür getreten war. Und auch der Andere bemerkte ihn als er nach seinem Handtuch griff. „Oh, guten Morgen, Käpt’n.” Penguin sprach ihn ruhig und neutral von der Seite an, während er sich daran machte sein schwarzes Haar etwas trocken zu rubbeln. Law sagte nichts, aber eins war ihm klar: „Das ist heute nicht mein Tag.” Der Ältere hängte sich das Handtuch über die Schultern und hielt es an beiden Enden fest, wohl bemerkend dass sein Gegenüber regungslos blieb. „Alles in Ordnung?” Bei dieser Frage verengten sich die Augen des Chirurgen zu Schlitzen. War diese Frage ernst gemeint? Erinnerte er sich an nichts mehr? Dabei war er sich doch bis gerade noch sicher gewesen, dass der Andere nüchterner gewesen war als er selbst. „Willst du mich veralbern?” Finster dreinschauend huschte sein Blick zu Penguin, der immer noch nackt und pitschnass neben ihm stand. Dieser schluckte nun, wusste er doch ganz genau was letzte Nacht passiert war. Und gerade eben wurde ihm klar, dass auch sein Käpt’n sich an alles erinnern konnte. Hastig blickte er einmal durch den Raum, um sicher zu gehen dass sie alleine waren, bevor er wieder den Jüngeren ansah und ihn nun leiser, aber dafür deutlich nervöser ansprach: „Nein, Käpt’n. Aber das wird ganz sicher unter uns bleiben! Ich schwöre es!” Law fielen wieder Penguins Worte vom Vorabend ein, befürchtete der Ältere doch von ihm dafür auseinander genommen zu werden. Und scheinbar hatte er gerade genau davor Angst. Doch der Arzt hatte bisher keine Gelegenheit gehabt darüber nachzudenken wie er weiter mit Penguin verfahren sollte. Er hatte nicht damit gerechnet ihm so bald wieder über den Weg zu laufen. „Natürlich bleibt es das”, zischte er, „ein Wort und du wirst es bereuen!” Der Nachdruck in Laws Worten machte dem Anderen deutlich, dass er nicht zu Späßen aufgelegt war. „Aye, Käpt’n!” Dem Älteren erschien es ratsam wieder loyal seinem Befehl zu folgen, dennoch wagte er es letztlich schmunzelnd eine Anmerkung zu machen: „Ich hoffe nur es tut nicht zu sehr weh. Aber du wolltest es ja so.” Dass das keine gute Idee war, machte ihm umgehend Laws tödlicher Blick deutlich, als er nun seinen Kopf zu ihm drehte und ihn anfunkelte: „Das geht dich einen Scheiß an!” Penguin zuckte mit dem Oberkörper etwas zurück. Allerdings stand er schon Sekunden später wieder aufrecht, bemerkte er doch wie Laws gerade noch furchteinflößender Ausdruck in den Augen plötzlich leer wirkte und an ihm haften geblieben zu sein schien. Und er hatte damit nicht mal Unrecht. Auch Law erwischte sich wenige Augenblicke später, wie sein Unterbewusstsein seine Aufmerksamkeit tatsächlich kurz wieder auf den Oberkörper, der breiter und muskulöser war als sein eigener, gelenkt hatte. Wie in Trance betrachtete er wie die Wassertropfen von Penguins nassen Haaren auf seinen Brustkorb tropften und von dort abwärts rollten. Er merkte wie sein Gehirn versuchte seinen Händen den Befehl zu geben sein Gegenüber anzufassen. Doch dazu kam es nicht, da er sich gerade noch fangen konnte. „Was tust du da schon wieder?”, ohrfeigte Law sich innerlich selbst und wandte seinen Kopf hastig ab. “Wir sprechen uns später!” Damit verschwand er in der Dusche und ließ einen sichtlich irritierten Penguin zurück. Umgehend stellte er das Wasser an, um sich darunter zu stellen und sein Gesicht in Richtung Duschkopf zu richten. So bekam er auch nicht mit wie der Andere wenig später den Raum verließ. „Fuck! Was war das denn jetzt wieder? Wieso habe ich ihn wieder angegafft wie sonst was? So viel Restalkohol kann ich nach so vielen Stunden gar nicht mehr im Blut haben.” Law verstand sich selbst nicht mehr. Eben noch hatte er hier stehen wollen um zu verarbeiten, dass er mit Penguin geschlafen hatte. Jetzt jedoch musste er feststellen, dass er ihn gerade schon wieder völlig unbeabsichtigt angestarrt hatte. Und zudem war in ihm dieses Mal auch noch das Verlangen aufgekommen ihn zu berühren. Was zur Hölle war plötzlich mit ihm los? Hatte ihm jemand am Abend ein Aphrodisiakum untergejubelt? Unmöglich. Warum auch? Law senkte den Kopf, öffnete die Augen und blickte auf seine Handflächen. Er war doch noch nie der Typ gewesen, der eine andere Person so anziehend gefunden hatte, dass er sie so unkontrolliert ansehen geschweigedenn anfassen wollte. Vor allem keinen Mann! Und erst recht keinen aus seiner eigenen Crew, mit der er nun schon so lange auf See unterwegs war! Er lehnte seinen Unterarm gegen die noch kalten Fliesen oberhalb der Armatur und seine Stirn gegen eben jenen, sodass das Wasser auf seinen Nacken und seinen Rücken prasselte. Er verstand nun gar nichts mehr. Bis eben hätte er ja alles noch auf den Alkohol schieben können. So absurd das auch war. Aber jetzt? Er seufzte und verharrte weiter in dieser Position. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Law sich aufraffen konnte, um sich endlich zu waschen und die Dusche letztlich wieder zu verlassen. Zu einer Lösung, warum er plötzlich auf Penguin reagierte, als hätte dieser in Pheromonen gebadet, war er letztlich ohnehin nicht gekommen. Aber immerhin verlangte sein scheinbar außer Kontrolle geratener Körper jetzt nach etwas Vertrautem: Kaffee - und zwar viel davon. Daher bewegte der Arzt sich mit weiterhin quälendem Gesäß wie auch Gedanken zur Kombüse, hatte aber eine neutrale Miene aufgesetzt. Als er dort ankam und eintrat, waren neben dem Smutje Dai, der offensichtlich bereits das Mittagessen vorbereitete, auch Kanaye, Shou und Bepo anwesend. „Oi! Guten Morgen, Käpt’n!”, rief ihm Dai entgegen, als er am Herd stehend gerade etwas in der Pfanne wendete und ihn im Augenwinkel bemerkte. Auch Kanaye und Shou, die gerade wieder lautstark über irgendetwas diskutierten, sowie Bepo, der wohl vergeblich versuchte hatte sie zu besänftigen, sahen daraufhin zu ihm und begrüßten ihn. Da es nichts ungewöhnliches war, dass er so spät aufstand, bezeichneten sie es für ihn auch als Morgen. „Morgen”, brachte er ihnen nur knapp entgegen, während er zielsicher auf die Kaffeekanne zusteuerte, die wie für gewöhnlich um diese Zeit auf der Fläche zum Warmhalten neben dem Herd stand. Dabei blickte er jedoch kurz prüfend in die Gesichter der Anwesenden, darauf achtend ob ihn irgendjemand von ihnen merkwürdig ansah. Möglicherweise hatten sie etwas mitbekommen, war ihm in den Sinn gekommen. Doch es machte nicht den Anschein, da sie sich alle augenblicklich ihren vorherigen Tätigkeiten widmeten. Mit einer randvoll gefüllten Kaffeetasse ließ Law sich daher, ohne sich seine weiterhin vorherrschende Blessur anmerken zulassen, am großen Esstisch nieder und schlug die Zeitung auf, die wie jeden Tag dort für ihn bereit lag. Normalerweise studierte er sie immer intensiv und schenkte dabei besonders den mitgelieferten Steckbriefen viel Aufmerksamkeit. Für ihn war es wichtig zu wissen, wie viel Kopfgeld derzeit auf einzelne Kriminelle und jene, die zu Unrecht als solche betitelt wurden, ausgesetzt war. Schließlich hatte er es aus einem bestimmten Grund auf einige größere Fische abgesehen. Doch heute konnte er sich kein Stück darauf konzentrieren. Wie auch nach dem was geschehen war? „Kanaye?”, sprach er plötzlich den großen, schwarzhaarigen Brillenträger an, der Shou soeben eine Kopfnuss verpasst hatte. Dieser sah zu ihm hinüber: „Ja, Käpt’n?” „War letzte Nacht irgendetwas Auffälliges?” Während er diese Frage stellte, blätterte der Chirurg weiter ziellos in der Zeitung. Ihm war wieder eingefallen, dass, wenn jemand etwas mitbekommen hatte, es ja am ehesten der sein musste, der Nachtwache gehabt hatte. „Nein. Nichts.” Die Antwort war ruhig und gelassen, weshalb Law nicht annahm, dass er ihn anlog. Und dennoch sah er aus dem Augenwinkel prüfend zu ihm hinüber. Aber auch sein Gesichtsausdruck machte nicht den Anschein, als würde er irgendetwas verbergen. Daher blickte er nun weiter zu Bepo. „Was sagt der Logport?”, erkundigte er sich. Der Navigator wirbelte zu ihm herum: „Aye! Der neue Kurs steht.” „Sehr gut. Dann legen wir umgehend ab, wenn alle an Bord sind, und tauchen!”, war Laws klarer Befehl. Nachdem sie Amazon Lily verlassen hatten, waren sie mit Hilfe eines Eternalports, den ihm Rayleigh ausgehändigt hatte, zum Sabaody Archipel zurückgekehrt. Allerdings hatte der Käpt’n der Heart Pirates zu diesem Zeitpunkt schon längst beschlossen gehabt, dass er nicht allzu bald in die Neue Welt aufbrechen würde. Er wollte auf jeden Fall die Gefahr in unnötige Kämpfe verwickelt zu werden vermeiden. Ihm war bekannt, dass gerade eine Vielzahl von Rookies sich dorthin begab und auch die Marine auf der anderen Seite der Redline aktiv werden würde. Und das in einer See, die, wie er mehrfach gehört hatte, ohnehin wesentlich rauere war als die hiesige. Es war also nur leichtsinnig sich blind auf die zweite Hälfte der Grandline zu stürzen. Lieber wollte er abwarten bis sich dort einige seiner Widersacher gegenseitig außer Gefecht gesetzt hatten. Denn er wollte weder sich noch seine Männer in Gefahr bringen, wenn es sich vermeiden ließ. Außerdem hatte er noch andere Pläne als nur das One Piece zu finden. Überhaupt war das für ihn nur ein Vorwand um auf der Grandline zu sein. Nicht einmal seine eigene Mannschaft wusste davon. So wie sie vieles über ihn bis heute nicht wussten. Und dennoch folgte sie ihm stets. Sie vertrauten ihm, hatten aber auch im Gespräch versucht weiter nach zu bohren, doch waren sie immer wieder an seiner harten Schale gescheitert und hatten sich damit abgefunden, dass die Absichten und Pläne ihres Käpt’ns für sie nicht immer einleuchtend oder gar ersichtlich waren. Law sah nicht ein warum er ihnen irgendetwas über sein Vorhaben oder sich selbst erzählen sollte, waren das doch seine Angelegenheiten. Jedoch setzte er voraus, dass sie ihm vertrauten. Wer das nicht akzeptierte, dem stand es frei zu gehen. Bisher hatte ihm allerdings niemand den Rücken gekehrt. Stattdessen waren sie ihm auch gefolgt, als sie verwirrender Weise mit einem weiteren Eternalport, den Law auf dem Sabaody Archipel erstanden hatte, ein ganzes Stück auf der ersten Hälfte der Grandline zurückgesegelt waren, nur um von dort aus auf einer neuen Route erneut Kurs auf das Archipel zu nehmen. Und niemand von ihnen hinterfragte diese paradox wirkende Handlung. Ab und an zweifelte er selbst daran, ob es von ihnen so klug war ihm unwissend zu folgen. Er wusste jedoch, dass er bei seinem Vorhaben langfristig alleine nicht weit kommen würde, daher beließ er es dabei, ehe er doch etwas preisgab und somit seine recht taffe und kampferfahrene Crew zerrüttete. Obwohl sie erst am Vortag an der Insel angelegt hatten, folgten sie ihm auch jetzt ohne nach zu fragen, als Bepo mit einem „Aye!” reagierte und zur Brücke spurtete. Niemand konnte ahnen, dass dieses Mal der einzige Grund für seine Anweisung zum Ablegen jener war, dass er schnell von dieser Insel weg wollte. Hatte sie ihn doch zu etwas gebracht hatte, das er wohl sein Leben lang bereuen würde. Die Kombüsentür war noch nicht ganz hinter dem ersten Maat zugefallen, als sie bereits schon wieder von Ban geöffnet wurde. „Morgen”, gähnte er in den Raum. „Morgen?”, kam es daraufhin von Kanaye, der inzwischen seine Streitigkeit mit Shou beigelegt hatte, da dieser zu seiner Zufriedenheit von Dai zum Kartoffelschälen verdonnert worden war, „Hast du mal auf die Uhr gesehen?” „Eh”, der Andere fläzte sich auf einen der Stühle am Tisch, „es ist Morgen. Weißt du wann ich in meiner Koje lag?” Der Brillenträger sah nachdenklich zur Decke: „Lass mich überlegen. Wenn du jeder der drei Damen, mit denen wir dich kurz nach halb zwei verschwinden sehen haben, die gleiche Aufmerksamkeit hast zukommen lassen, und man für den Rückweg zum Schiff etwa fünf Minuten einberechnet, dann war das etwa zwanzig vor zwei.” Zwar machte Ban durchaus einen übernächtigten Eindruck, aber keinen solchen, als dass er nicht verstand was sein Gegenüber damit sagen wollte: „Mach zwanzig vor fünf daraus und es kommt hin. Solange hatte ich nämlich Spaß mit den Ladys.” „Kann unmöglich sein. Du weißt doch Rauchen macht impotent”, erwiderte der Andere. Doch Ban streckte ihm als Antwort nur den Mittelfinger entgegen, zog einen Zahnstocher aus der Hosentasche seines Overalls und fing an darauf herumzukauen, wie er es oft als Ersatz fürs Rauchen tat. Denn unter Deck herrschte aus Sicherheitsgründen strengstes Rauchverbot, was dem Kettenraucher bei längeren Tauchgängen oft zur Qual wurde. Law hörte sich das Gespräch nur halbherzig mit an und las weiter in der Zeitung. Zumindest sah es so aus. Seine Gedanken hielten ihn weiterhin gefangen. Außerdem war es nichts Neues, dass der belesene und eher bedachte Kanaye versuchte den vorlauten Draufgänger Ban aufzuziehen, indem er ihm mangelnde Standhaftigkeit im Bett unterstellte. Man konnte den Eindruck bekommen, dass Kanaye ständig auf Streit aus war. Aber das war nicht der Fall. Im Gegenteil: Er war insgesamt ein freundlicher und ruhiger Zeitgenosse. Nur Shou und Ban, die beide gerne durch ihre vorlaute Art auffielen, brachten ihn in regelmäßigen Abständen zu entsprechenden Gegenhandlungen. Wobei Shou, der mit gerade mal achtzehn Jahren das jüngste Mitglied der Bande war, wesentlich naiver wirkte und zumindest vor ihrem Käpt’n keine allzu große Klappe hatte. Ganz anders Ban. Dieser sah nun zu Letzterem hinüber und sprach ihn an: „Na, doch noch den Weg ins Bett gefunden? Hast ja gestern ganz schön was weggehauen, Käpt’n.” „Ist das dein Problem?”, gab Law gleichgültig von sich, war er solche Sprüche von ihm doch gewohnt. Ban blieb unbeirrt, da er seinen Käpt’n nun schon lange genug kannte: „Wir hatten schon etwas Sorge, dass du uns vielleicht ins Hafenbecken fällst. Aber zum Glück ist Penguin mitgegangen. Der hat dich sicher heil ins Bett gebracht.” Doch bereits mit seinem ersten Satz ließ er Law wieder erstarren. Er hatte ja keine Ahnung wie knapp er dem entgangen war. Und dem Arzt fiel wieder ein, dass Penguin ihn in letzter Sekunde an seine Brust gezogen hatte und wie warm ihm daraufhin geworden war. Das war etwas woran Law jetzt erst recht nicht denken wollte. Bans letzte Worte brachte das Fass endgültig zum überlaufen und er knallte seine inzwischen geleerte Kaffeetasse auf den Tisch, klemmte sich die Zeitung unter den Arm, während er sich ruckartig erhob, und zur Tür ging. „Hör auf zu quatschen und prüf lieber ob alle an Bord sind! Wir legen ab.” Damit verließ er den Raum. „Uhi, der hat aber heute miese Laune”, kam es nun von Shou, der gerade einen großen Sack Kartoffeln aus dem Vorratsraum geholt hatte. Ban, der es gewohnt war Law ab und an, wenn auch nicht immer, auf dem falschen Fuß zu erwischen, blieb gelassen. „Tja, er bereut es wohl, dass ihm die Frauen alle nicht gut genug waren und er, im Gegensatz zu mir, wenn überhaupt nur Sex mit seiner rechten Hand hatte. Letztlich ist er eben auch nur ein Mann.” „Aber einer mit mehr Niveau und Ansprüchen im Vergleich zu dir”, entgegnete Kanaye während er an ihm vorbei zum Ausgang ging, woraufhin Ban mit einem künstlichen Gähnen reagierte. „Ich sage schon mal den anderen Bescheid, dass wir ablegen und tauchen, und schaue ob alle da…” Doch seinen Satz konnte er nicht beenden, da der Stirnbandträger bei dem Wort “tauchen” schlagartig wach war, aufsprang und an ihm vorbeiraste: „Alter, sag mir doch gleich, dass wir tauchen! Du weißt genau, dass ich vorher noch eine Rauchen will!” Kanaye zuckte nur mit den Schultern, während Ban bereits zur Tür hinausstürmte. „Ich habe es dir wohl genau deshalb nicht gesagt.” Hinter ihm war ein Lachen von Shou und Dai zu hören. Nachdem Law die Kombüse wieder verlassen hatte, war sein Blick finsterer denn je. Er hatte gerade keine Lust mehr auf Gesellschaft. Vor allem nicht auf welche, deren Hauptthema in erster Linie Sex war. Da zog er sich lieber wieder in seine Kajüte zurück und grübelte dort alleine vor sich hin. Er war allerdings noch nicht weit voran geschritten, als er hinter sich die Kombüsentür nochmals aufgehen hören konnte und mitbekam wie jemand hastig auf das Außendeck stürmte. Es gab nur zwei in der Crew, die es für gewöhnlich so eilig hatten nach draußen zu kommen: Bepo, wenn ihm nach längerem Abtauchen in seinem Bärenfell wieder viel zu warm war, oder aber Ban, der vor oder nach einem Tauchgang schnell eine Rauchen musste. Da ersteres nicht zutreffen konnte, zumal der Vizekäpt’n nicht mehr in der Kombüse war, konnte es nur Letzterer sein, der wohl gerade erfahren hatte, dass sie gleich wieder unter Wasser sein würden und er somit wieder zum unfreiwilligen Nichtraucher auf Zeit werden würde. Auch wenn Ban ein Großmaul war und selbst ihm gegenüber oft eine lockere Zunge hatte, so war er doch ein loyales Mitglied seiner Mannschaft. Law wusste, dass er zudem ein enorm starker Kämpfer war - neben Penguin wohl der Stärkste an Bord. Verdammt! Da war ER schon wieder in seinem Kopf. Zähneknirschend setzte Law seinen Weg fort. Für gewöhnlich kam es nur selten vor, dass er umgehend nach dem Ablegen den Befehl zum Tauchen gab. Da er weder Bepo noch Ban unnötig quälen wollte und auch der Rest der Crew froh war, wenn sie sich den Seewind an Deck um die Nase wehen lassen konnte, anstatt etliche Meter unter dem Meeresspiegel in dem gelben Stahlschiff gefangen zu sein. Auch er selbst musste nicht pausenlos unter Wasser sein. Es erschien ihm allerdings als die sicherste Methode, um sie vor Angriffen zu bewahren. Und solche fürchtete er am meisten, wenn er selbst nicht völlig bei der Sache war. Zwar war seine Mannschaft stark und ein wirklich gutes Team, aber dennoch war er der Einzige mit Teufelskräften an Bord, die gegen andere Teufelsfruchtnutzer schon mehrfach ihre letzte Bastion gewesen waren. Aber gerade war er wirklich viel zu sehr neben der Spur, als dass er es jetzt riskieren wollte in einen Kampf verwickelt zu werden. Es würde ja nur für ein paar Stunden sein, so dachte er als er seine Kabine betrat. Doch aus ein paar Stunden wurden etliche und so war es bereits dunkel als Law sich besann und das Schiff auf seine Anweisung hin wieder die Meeresoberfläche durchbrach. Bis dato hatte er die Zeit grübelnd in seiner Kajüte verbracht und dabei das Mittag- und auch das Abendessen wieder mal ausfallen lassen, nur um stattdessen im Raum auf und ab zu gehen. Zwischenzeitlich hatte er versucht sich irgendwie abzulenken, indem er in seinen Büchern las. Jedoch selbst das war wenig erfolgreich gewesen. Es ließ ihn einfach nicht los, was er vergangene Nacht getan hatte und vorallem die Tatsache, dass es ihm gefallen hatte und sein Körper auch im nüchternen Zustand so befremdlich auf Penguin reagierte. Auch in den kommenden Tagen waren dies die vorherrschenden Gedanken in seinem Kopf. Er konnte es sich einfach nicht erklären, warum er sich plötzlich körperlich so zu diesem Mann hingezogen fühlte. Der Gedanke daran machte ihn regelrecht krank. Er ging sogar soweit, sich selbst Blut abzunehmen, weil er hoffte sein Verhalten auf medizinischem Wege erklären zu können, wenn er es untersuchte. Doch auch hier scheiterte er. Dass er wieder über irgendetwas grübelte, wie er es oft tat, entging seiner Crew nicht, bemerkten sie doch seine distanzierte Haltung. Aber da jede Frage nach seinem Befinden ohnehin von ihm nur abgeschmettert wurde, gab sie es bald auf sich um ihn zu sorgen. Es war ja nicht das erste Mal, dass er sich so verhielt. Ob der Bogen, den er dabei bewusst um Penguin machte, jemandem außer diesem selbst auffiel, wusste er nicht. Er hielt sich nahezu gänzlich von ihm fern, um nicht wieder in diese verwirrende Situation zu geraten, wie sie sich schon zuvor bei den Duschen abgespielt hatte. Er sprach ihn nur noch ein einziges Mal an. Und zwar um ihn für die nächsten zwei Wochen zum Wachdienst zu verdonnern. Ohne Grund. So schien es zumindest für Außenstehende. Und die Anderen fragten sich wirklich was Penguin ausgefressen haben konnte, denn Law verteilte normalerweise nicht aus einer reinen Laune heraus Strafen. Überhaupt war er mit solchen recht human und sprach sie nur bei extrem großen Fehltritten aus. Doch auch aus Penguin war nicht mehr herauszubekommen als aus dem Arzt selbst. Er nahm die Strafe einfach stumm hin und wanderte Nacht für Nacht alleine durch das Schiff. So auch in der zehnten Nacht. Law saß zu diesem Zeitpunkt wieder hell wach auf seinem Bett, mit dem Rücken gegen das Kopfende gelehnt und las. Er konnte nicht schlafen. Wie so oft in den letzten Tagen nicht. Seine Gedanken trieben ihn im wahrsten Sinne in den Wahnsinn. Die Nachtwache hatte er Penguin wirklich nur aus Frust über sich selbst mit den Worten „Du weißt wofür!” aufgebrummt. Inzwischen bereute er es etwas. Denn eigentlich war es nicht die Schuld des Andere gewesen, dass sie in jener Nacht zusammen im Bett gelandet waren. Das wusste er. Aber er brauchte einen Sündenbock. Allerdings half ihm das nicht wirklich dabei die Gedanken daran zu verdrängen. Eigentlich fand er es im Nachhinein sogar von sich selbst kindisch so gehandelt zu haben. Er hätte wohl lieber das Gespräch suchen sollen, doch schaffte er es nicht über so eine Sache zu sprechen wie zum Beispiel über das Wetter. Er schämte sich einfach zu sehr für das was er getan hatte. Dass Penguin sich bei seinen Rundgängen Nacht für Nacht und auch tagsüber ähnliche Gedanken machte und jedes Mal, sobald er an der Kajüte des Käpt’ns vorbei kam, kurz stehen blieb und überlegte mit ihm zu reden, ahnte Law nicht. Und so dauerte es bis zu dieser Nacht, dass der Arzt durch das plötzliche Klopfen an der Tür von seinem Medizinbuch zu eben jener sah. Kapitel 4: Sei du selbst ------------------------ Die tägliche Nachtwache nagte an Penguin. Eigentlich war er kein Nachtmensch. Lieber stand er bei Sonnenaufgang auf, um noch vor dem Frühstück ein wenig zu trainieren. Er legte viel Wert darauf in Form zu bleiben und stetig stärker zu werden. Gerne lieferte er sich dazu im Trainingsraum des Schiffes auch kleine Übungskämpfe gegen einige andere Crewmitglieder, wobei diese gegen ihn in der Regel den Kürzeren zogen. Das war auch kein Wunder, denn er hatte schon in sehr jungen Jahren angefangen sich der Kampfkunst zu widmen und etliche Stunden in sein Training investiert. Der Einzige auf dem Schiff, der ihm noch gewachsen war, war Ban. Wie gerne hätte Penguin ihn am nächsten Morgen endlich mal wieder zu einem Kräftemessen herausgefordert. Doch das war nicht möglich, da er mindestens noch vier Nächte durch die leeren Gänge des Uboots wandeln würde. Vielleicht sogar länger, denn er war sich nicht sicher, ob sein Käpt’n es bei den zwei Wochen Nachtwache belassen würde. Überhaupt fragte er sich wie es mit ihm und dem Arzt weitergehen sollte, da Letzterer ihn seit jener Nacht konsequent mied. „Das ist einfach bescheuert. Wir müssen darüber reden. Und wenn er nicht reden will, dann soll er mich lieber vom Schiff werfen als sich so zu verhalten. Manchmal benimmt er sich wirklich kindisch.” Mit diesen Gedanken stand Penguin nicht zum ersten Mal bei seinen nächtlichen Rundgängen vor der Kapitänskajüte. Doch dieses Mal machte er keinen Rückzieher. Er atmete kurz tief durch und klopfte dann entschlossen an. Es dauerte einen Moment und Penguin war schon versucht wieder zu gehen als ein „Herein!” von der anderen Seite der Tür zu hören war. Kurz zögerte er, packte dann jedoch die Türklinke und öffnete die Tür. Allerdings nicht zu eilig, wollte er doch seinen Käpt’n nicht direkt verärgern und somit die Stimmung von vornherein kippen lassen. Law saß mit einem Buch in der Hand auf seinem Bett, das mittig an der rechten Zimmerwand längs zur Tür stand, und drehte seinen Kopf zur Seite, um zu sehen wer von seinen Männern ihn zu dieser späten Stunde mit seiner Anwesenheit beehrte. Sein Blick wurde umgehend finster, als er Penguin sah, der noch in der offenen Tür stand und weiterhin die Klinke festhielt. Mit genervtem Klang in der Stimme blickte der Arzt wieder auf sein Buch und blätterte die Seite um, als wolle er weiterlesen: „Was willst du?” „Mit dir reden, Käpt’n!” Penguin legte einen gewissen Nachdruck in seine Stimme, der dem Anderen zu verstehen geben sollte, dass er sich nicht einfach abwimmeln und fortschicken ließ. „Ich wüsste nicht was wir zu bereden haben.” Natürlich wusste Law das, aber er wollte es nicht bereden und blickte weiter grimmig auf den wissenschaftlichen Text vor sich. Doch der Ältere ließ sich nicht von seiner abweisenden, harschen Art einschüchtern. Auch wenn er ihm sonst für gewöhnlich gehorchte, in diesem Fall würde er nicht nachgeben. Komme was da wolle. Er wollte die Angelegenheit jetzt ein für alle Mal klären. Somit zog er seine Mütze vom Kopf und schloss zeitgleich die Tür hinter sich. „Das weißt du sehr wohl. Aber wenn du es nicht bereden und lieber weiterhin einen Bogen um mich machen willst, gut, dann soll es so sein. Erwarte dann aber nicht von mir, dass ich weiter an Bord bleibe. Mir ist es nämlich zu blöd von meinem eigenen Käpt’n wie Luft behandelt zu werden. Das muss ich mir nicht antun, auch wenn ich es sehr bedauere.” Und ja, bedauern würde Penguin das wirklich, denn die Heart Pirates waren längst so etwas wie seine Familie geworden. Aber er hatte keine Lust einem Mann zu folgen, der ihn nicht mehr eines Blickes würdigte. Genervt seufzend schlug Law nun doch seine Lektüre zu, legte sie auf seinen rechten Nachttisch auf zwei andere Bücher und drehte sich so, dass er auf der Bettkante saß. Allerdings auf der Seite, die dem großen runden Fenster gegenüber der Tür zugewandt war, sodass er Penguin den Rücken zudrehte. Er wollte ihn ganz offensichtlich nicht ansehen. „Das klingt fast schon nach Erpressung”, knurrte er, während er nun etwas breitbeinig da saß, die Ellenbogen auf die Oberschenkel und das Kinn auf seine gefalteten Hände gestützt hatte. Penguin hob eine Augenbraue und sah ihn an: „Wie sollte ich dich damit erpressen? Es macht im Moment nicht den Anschein, als wäre es dir wichtig, dass ich ein Teil deiner Crew bin.” Er blickte entschlossen über das Bett hinweg auf Laws Rücken. “Blödsinn!”, zischte er unerwartet und stand hastig auf, um geradeaus zu seinem Schreibtisch zu gehen, der vor dem Fenster stand. Er stemmte ruckartig beide Hände auf die dunkelbraune hölzerne Tischplatte und starrte in die dunkle Nacht. Im Moment tauchten sie nicht und so konnte er die schwarzen Wellen, die im Mondlicht schimmerten, beobachten. Die See war recht ruhig. Nur gelegentlich schwappte eine Welle so hoch, dass sie die Fensterscheibe am unteren Rand traf, ehe sie wieder mit der schwarzen Masse weiter unten eins wurde. Ganz bewusst sah Law den Anderen nicht an. Er wusste nämlich genau, wie sein Körper dann wieder reagieren würde. Alleine die Tatsache, dass er im selben Raum war, ließ ihn unruhig werden. Zumal er aufgrund des schummerigen Lichts seiner Nachttischlampen auch sich selbst und Penguin in der Scheibe sehen konnte. „Wenn das Blödsinn ist,” fuhr Penguin auf der anderen Seite des Raumes fort, „dann erkläre mir bitte, wie du dir das weiter vorstellst? Planst du mich weiter zu ignorieren bis in alle Ewigkeit?” Law zögerte, bevor er leise eingestand: „Keine Ahnung.” Der Andere beobachtete wie er sichtlich angespannt am Schreibtisch stand, nun seinen Kopf senkte und auf einige Zettel vor sich starrte. „Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Das hast du mir inzwischen mehr als deutlich zu spüren gegeben. Aber du kannst mich deswegen nicht ewig meiden, wenn du willst, dass ich an Bord bleibe.” Penguin versuchte ruhig zu bleiben. Allerdings irritierte ihn Laws nächste Aussage: „Du hast keinen Fehler gemacht.” Wie jetzt? Wenn er keinen Fehler gemacht hatte, warum verhielt sein Anführer sich ihm gegenüber dann so und hatte ihm zudem eine, für Laws Verhältnisse doch recht heftige, Strafe in Form der längerfristigen Nachtwache aufgebrummt? Genau an diesem Punkt hakte Penguin nun nach: „Wenn ich das nicht habe, wieso muss ich mir dann hier Nacht für Nacht die Hacken wundlaufen? Und warum in aller Welt behandelst du mich dann jetzt wie Dreck? Das ergibt keinen Sinn.” Wieder entstand eine längere Pause ehe der Chirurg leise antwortete: „Weil ich es nicht wahr haben will und nicht akzeptieren kann!” Penguin verdrehte die Augen. Er hasste es, wenn man Anderen alles aus der Nase ziehen musste. Und sein Käpt’n war ein ganz großer Kandidat dafür. Wobei man bei ihm froh sein konnte, wenn man überhaupt etwas aus ihm herausbekam. „Dass du mit einem Mann geschlafen hast?” Er hatte keine Hemmungen das so offen auszusprechen. „Ist das so schlimm für dich?” Nun antwortete der Andere überraschend zügig und entsprechend laut, drehte sich jedoch weiterhin nicht zu seinem Gesprächspartner um: „Nein!” Nein, dass er mit einem Mann geschlafen hatte war längst das geringste Problem für den jungen Arzt. „Ich habe mit einem MEINER eigenen Männer geschlafen”, er wirbelte herum und fauchte ihn giftig an, „passiv! DAS ist viel schlimmer! Deswegen auch die Strafe. Ich wollte damit vermeiden, dass du überheblich wirst, nur weil du… deinen Käpt’n flachgelegt hast.” Überrascht blickte der Andere zurück und sah in seine Augen, die sichtlich seine innere Unruhe und Verzweiflung widerspiegelten. Nun verstand Penguin, was das Problem war: Er kämpfte mit der Tatsache, dass er sich als Käpt’n einem seiner Untergebenen auf diese Art hingegeben hatte. Es war demnach seine Angst sein Ansehen und den Respekt, dem ihm seine Mannschaft zahlte, zu verlieren, sobald jemand davon erfuhr. Kaum dass er sich umgedreht hatte, bereute Law diese Entscheidung bereits wieder. Denn just in diesem Moment fuhr Penguin mit der Hand durch sein glattes, rabenschwarzes Haar. Sicher tat er das ohne Hintergedanken. Er konnte ja nicht wissen, dass selbst diese simple Geste in seinem Käpt’n eine Welle der Lust auslöste - Lust es wieder zu tun. Penguin seufzte: „Ich verliere sicher nicht meinen Respekt vor dir oder höre auf dich als meinen Käpt’n anzusehen. Eigentlich solltest du auch wissen, dass ich nicht überheblich bin. Und ich habe doch gesagt, dass davon nie jemand erfahren wird. Es war eine einmalige Sache, die nur passiert ist, weil wir betrunken waren. Und betrunken macht man manchmal dumme Dinge. Ich achte darauf, dass das nicht noch mal passiert. Aber mehr als versprechen, dass es nie jemand von mir erfahren wird, kann…” Doch Law, der sehr wohl wusste, dass Penguin nicht zur Überheblichkeit neigte, schnitt ihm aufgebracht das Wort ab: „Es war nicht der Alkohol!” Wieder blickte der an der Tür Stehende ihn irritiert an: „Es war nicht der Alkohol? Willst du damit sagen…” Penguin sprach nicht weiter. Ihm fiel wieder ein wie Law ihn am nächsten Tag nüchtern bei den Duschen gemustert hatte. Lag es etwa an ihm? Fühlte sein Käpt’n sich tatsächlich sexuell zu ihm hingezogen? Er bereute es für einen Moment, dass er seine Mütze abgenommen hatte. Ansonsten hätte er sich diese nun tiefer ins Gesicht gezogen, um zu verbergen, dass er etwas rot wurde. Auch auf Laws Wangen breitete sich ein dezenter Rotschleier aus, den Penguin aufgrund der Distanz zu ihm jedoch nicht sehen konnte. Etwas beschämt blickte der Jüngere nun zur Seite und sprach ruhiger, aber immer noch erbost weiter: „Ich habe auf der letzten Insel an einem Abend mit drei Frauen geschlafen, nur um mir selbst zu beweisen, dass ich mir nur einbilde den Sex mit dir zu wollen.” Penguins Augen weiteten sich: Mit so viel Offenheit seitens seines Gegenübers hatte er nicht gerechnet. Aber scheinbar belastete ihn die ganze Sache enorm. Daher war er froh, dass er nun so darüber mit ihm sprach und ihm die Möglichkeit gab sein Verhalten zu verstehen. „Ich dachte,” fuhr Law fort, „dann würde alles wieder wie vorher sein. Und ich würde merken, dass es mich genauso befriedigt. Aber das hat es nicht. Kein bisschen! Und das lag nicht daran, dass die Weiber schlecht waren. Es hat mir nur einfach nicht das gegeben was ich wollte. Was auch immer das ist. Und auch…” Er stoppte. Penguin hakte nach: „Und auch was?” Law biss sich kurz auf die Unterlippe, wohl überlegend, ob es richtig war noch offener zu sein. „Jetzt ist das Kind eh schon in den Brunnen gefallen, Law. Außerdem hat er dich flachgelegt. Du hast deine Hosen vor ihm schon längst, im wahrsten Sinne des Wortes, runtergelassen. Also ist es auch egal”, ging es ihm durch den Sinn, bevor er weitersprach. „Und auch wenn ich es mir selbst gemacht habe, hat das nichts geändert. Verdammte Scheiße! Jedes Mal wenn ich dich sehe, will ich dich plötzlich berühren und es am liebsten wieder tun!” Mit seinen letzten Worten blickte Law nun wieder wütend zu ihm hinüber. In ihm rotierten die Gedanken und mischten sich mit Verzweiflung und Wut, wobei diese in erster Linie ihm selbst galt. Alles was er gesagt hatte entsprach der Wahrheit: Er hatte krampfhaft versucht davon loszukommen, Penguin dermaßen anziehend zu finden, aber es war ihm misslungen. Jedes Mal wenn er ihn nach jener Nacht nochmal zu Gesicht bekommen hatte, war urplötzlich Erregung in ihm aufgekeimt und er konnte sich nicht erklären warum dies so war. Geschweige denn, dass er wusste wie er es unterbinden konnte. Auch jetzt, wo er ihn sah und in sein männliches, markantes, aber dennoch symmetrisches und schönes Gesicht blickte, wurde er zunehmend unruhiger. In ihm kam der Wunsch auf, sich umgehend vor ihm aufs Bett zu legen und ihn zu bitten es zu wiederholen. Aber das wollte Law sich nicht anmerken lassen. Penguin starrte fassungslos zurück: Deswegen mied er ihn also. Nun hatte er es aus Laws eigenem Mund gehört, was er sich eben bereits gedacht hatte. Sein Blick nahm wieder etwas Entspanntes an. „Verstehe”, kam es gelassen von ihm. Doch Law sah das ganz anders: „Nein! Du verstehst gar nichts! Du verstehst nicht was das für mich bedeutet! Ich muss dieses Verlangen irgendwie abstellen, aber ich weiß nicht wie!” Nun wagte der Andere einige Schritte nach vorne zu gehen: „Was das für dich bedeutet? Was bedeutet das denn für dich?” „Das habe ich dir doch eben gesagt! Ich bin hier der Käpt’n!” Law wurde wieder lauter. Allerdings ließ Penguin sich davon jetzt nicht beirren und ging am Fußende des Bettes vorbei zu ihm, blieb jedoch gut einen Meter vor ihm stehen: „Und wenn schon. Das heißt nicht, dass du so etwas nicht tun darfst. Abgesehen davon, dass ich nicht denke, dass dich deswegen irgendjemand der Jungs verurteilen würde: Ich habe dir jetzt schon mehrfach gesagt, dass es von mir niemand erfahren wird. Und ich werde deswegen nicht anders von dir denken. Du bist und bleibst mein Käpt’n - vorausgesetzt du behandelst mich nicht mehr wie Luft.” Nun konnte Penguin deutlich den zarten Rotschimmer in Laws Gesicht sehen. Die Gedanken, die dieser Anblick in ihm auslöste, behielt er allerdings für sich: „Er kann ja angsteinflößend sein, aber gerade ist er wirklich süß, wie er sich so aufregt. Am liebsten würde ich auch gerade noch mal mit ihm schlafen.” Sein Gegenüber sah wieder weg, kaum dass er ihm so nahe war, und schwieg einen Augenblick. Die zielstrebigen, dunklen Augen des Anderen ließen seine Erregung nämlich nur noch weiter ansteigen. Das war nicht das, was Law wollte. Er wollte einfach nicht akzeptieren, dass seine Libido so auf sein Gegenüber reagierte. Dass auch Penguin ihn währenddessen etwas genauer musterte und nicht abstreiten konnte, dass er von ihm angetan war, bemerkte der Jüngere nicht. „Wir müssen es noch mal tun! Dann merkt mein Körper sicher, dass ich das gar nicht will”, murmelte er nach einiger Zeit. Perplex sah der Ältere ihn an, bevor er, ähnlich wie schon beim letzten Mal, kurz lachen musste: „Ganz sicher nicht. Sorry, Käpt’n, aber das ist der größte Schwachsinn den ich je gehört habe.” Wieder funkelte der Andere ihn böse an: „Ach ja? Dann sag mir mal, wie ich das beenden kann!” Penguin zuckte mit den Schultern: „Gar nicht? Oder durch Aussitzen? Vielleicht musst du mich wirklich nur lange genug ignorieren, wobei ich nicht glaube, dass das etwas bringen wird.” Doch der Andere schien seine Worte schon gar nicht mehr richtig aufzunehmen. Denn kaum dass er ihn nun wieder ansah, wich die zornige Miene aus seinem Gesicht. Da war es schon wieder: Das wachsende Verlangen. Obwohl Penguin seinen Overall zur Abwechslung gänzlich geschlossen trug, wollte Law in berühren. Wieder fing er an ihn zu mustern. Und wieder schien dies unbewusst zu passieren, als würde sein Verstand sich für den Moment völlig verabschieden. Einige Sekunden beobachtete Penguin ihn, wie er ihn betrachtete, bevor er ihn aus dieser Starre befreite: „Vergiss es, ich schlafe nicht noch mal mit dir, nur um mich dann wieder von dir so behandeln zu lassen.” Und das meinte er ernst. So attraktiv er den Jüngeren auch fand, mit solch einem Hintergedanken im Kopf würde Penguin es ganz sicher nicht tun. Er wandte sich zum Gehen. Aus seiner Trance gerissen, stürmte Law nur wenige Sekunden später an ihm vorbei zur Tür, schloss ab und presste sich mit dem Rücken dagegen. Penguin sah ihn skeptisch an, als er ebenfalls an der Tür ankam: „Willst du mich verarschen? Bei allem Respekt, Käpt’n, DAS ist wirklich bescheuert.” Etwas überrascht blickt Law in sein Gesicht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Penguin ihm so gegenübertreten würde. Für einen Moment bewunderte er ihn für seinen Mut, wohlgleich Penguin wahrlich nicht zu den Leuten gehörte, die alles mit sich machen ließen. Doch schon fiel er wieder in seine herrische Rolle zurück. „Du gehst nirgends hin, bis ich dir sage, dass du gehen kannst! Und wir tun das jetzt noch mal!” Die Entschlossenheit in Laws stahlblauen Augen entging seinem Gegenüber nicht, als er nun wieder vor ihm stand. Einen Augenblick haderte der Andere mit sich: Er konnte nicht leugnen, dass er immer noch ein wenig in Versuchung war, wirklich noch mal mit ihm Sex zu haben. Alleine der Gedanke daran, wie sein Käpt’n sich das letzte Mal unter ihm gerekelt hatte, war verlockend. Und wenn er so in seine Augen sah, war die Erinnerung daran wieder sehr präsent in seinem Kopf. Doch, nein, dieses Mal würde er ihm nicht nachgeben, so viel Loyalität und Respekt er seinem Käpt’n sonst auch entgegen brachte: Das würde er kein zweites Mal tun. Schon gar nicht mit dem was dieser im Sinn hatte. Dementsprechend harsch reagierte er nun, als er sich mit der rechten Hand neben seinem Kopf gegen die Tür stemmte und ihn anfuhr, wobei er die Mütze in seiner Faust fest zusammenpresste: „Das werden wir nicht! Meinetwegen brumm mir die Nachtwache für den Rest meines Lebens auf oder zerleg mich mit deinen Teufelskräften! Aber ich werde NICHT noch mal mit dir schlafen… KÄPT’N! Nicht, wenn du im Hinterkopf hast es hassen zu wollen und mir wahrscheinlich auch wieder verbietest, dich richtig vorzubereiten und mich dadurch nötigst, dir noch mal weh zu tun. Und ich weiß, dass es dir letztes Mal anfangs entsetzlich wehtat. Wahrscheinlich auch noch einige Tage danach. Dazu zwingst du mich nicht noch Mal! Und dazu widersetze ich mich auch gerne deinem Befehl! Denn ich lasse mir nicht von dir befehlen, dich zu verletzten und außerdem etwas zu tun, was du selbst gar nicht willst - kein zweites Mal!” Laws Augen weiteten sich. Sein Herz begann plötzlich zu rasen. Nicht weil er Angst vor Penguin hatte, auch wenn er um einiges kräftiger war als er selbst und gerade durchaus einschüchternd wirkte mit dem ernsten Blick in seinem Gesicht. Schließlich fühlte Law sich mit seinen Teufelskräften ihm immer noch überlegen. Der Grund dafür war diese unfassbare Ausstrahlung, in der so viel Entschlossenheit, Selbstbeherrschung und Courage lag - Dieser Ausdruck in seinen dunkelbraunen Augen, der ihm sagte, dass er keine Widerworte duldete, egal was er ihm entgegenbringen würde. Und Penguin wusste schließlich ganz genau, dass der Chirurg ihm Dank seiner Kräfte überlegen war. Doch dies schien ihn nicht abzuschrecken, ihm nun so entgegen zu treten. Wortlos starrte der Arzt ihn an. Penguins Worte hatten ihn auch inhaltlich erschüttert. Die Aussage, dass er ihn nicht nochmal verletzen wollte, traf ihn mit voller Wucht. Aber warum? Überraschte es ihn so sehr, dass jemand seiner Crew so etwas sagte? Rechnete er etwa damit, dass sie sich einen Dreck um sein Wohlbefinden scherte? Law wusste es gerade selbst nicht. Er blickte zu Boden. Stille trat ein. Wieder betrachtete Penguin sein Gegenüber genau. Und wieder stellte er fest, dass es ihm selbst schwer fiel zu widerstehen. In Gedanken fing er sogar an ihn auszuziehen. Allerdings konnte er sich recht schnell wieder fangen. Denn Laws Vorhaben missfiel ihm einfach zu sehr, als dass er sich darauf einlassen wollte. Da Law offenbar vergeblich nach Argumenten suchte, um ihn umzustimmen, unterbrach Penguin abrupt das Schweigen: „Du hast zwei Optionen. Entweder lässt du mich jetzt gehen beziehungsweise verarbeitest mich zu Kleinholz, weil ich mich deinen Befehlen widersetze, oder…” Nun stockte er. Law sah wieder auf: „Oder?” Penguin wurde wieder rot, was angesichts seines gerade noch so bestimmenden Auftretens etwas irritierend wirkte, wie der Jüngere fand. „Oder wir tun es noch mal, aber dann mit meinen Spielregeln und nicht mit dem Ziel, dass du es danach hasst”, antwortete er ruhiger und sah Law dabei weiter fest in die Augen. Damit gab er indirekt zu, dass auch er nicht abgeneigt war und nur schwer widerstehen konnte, auch wenn er sich das eben noch fest vorgenommen hatte. Sein Gegenüber blickte ihn kurz überrascht an. Bis gerade hatte es für ihn nämlich auch noch den Anschein gemacht, als wollte Penguin es unter keinen Umständen wiederholen. Da hatte er sich aber offensichtlich geirrt. Das für Law typische spöttische, etwas fiese Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit: „Also hat es dir auch gefallen?” „Natürlich”, gab Penguin etwas kleinlauter zu. „Ich hoffe nur nicht, nur weil du deinen Käpt’n nageln konntest.” Laws Miene wurde wieder ernst. „Verdammt, nein! Das spielt überhaupt keine Rolle!”, kam es erneut lauter von Penguin, bevor er seufzte, „Du machst mich auch an. Aber nicht weil du mein Käpt’n bist und ich es deswegen geil finde, dich zu vögeln. Sondern einfach du als Person. Du, Law!” Er wagte es tatsächlich ihn mit seinem Namen anzusprechen. Für gewöhnlich sprach die gesamte Crew ihn ausschließlich mit seinem Titel an. Auch wenn Law nie explizit darauf bestanden hatte, so war es eine Art ihrerseits ihren Respekt ihm gegenüber auszudrücken. Doch gerade wollte Penguin nicht, dass er sich wieder in dieser Rolle verstrickte und sich dafür verteufelte, dass er als Käpt’n sich ihm so gezeigt hatte wie in jener Nacht. Und tatsächlich löste es in Law ein ungewohntes Gefühl aus, das sein Puls aus dem Takt brachte. Wieder wusste er nicht warum, aber er mochte es, wenn Penguin ihn so nannte. Allerdings wollte er das genausowenig akzeptieren wie alles andere. „Schön, aber ich will es dennoch hassen”, knurrte er leise. „Verdammt, warum?”, der Ältere erhob abermals seine Stimme, „Was ist so schlimm daran, dass du es magst? Nur weil du der Käpt’n bist und es sich deiner Meinung nach deshalb nicht gehört wenn du so mit mir Sex hast?” „Ja!”, zischte der Arzt zurück. Der Ältere seufzte und sah ihn plötzlich bemitleidend an: „Warum… kannst du nicht einfach Law sein und diesen blöden Titel oder Job oder was auch immer wenigstens für kurze Zeit beiseite legen? Wenigstens hier in deinen vier Wänden? Du bist doch letztlich auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen und Vorlieben. Sei doch einfach mal nur dieser Mensch. Sei einfach nur mal du selbst: Law! Und nicht der Käpt’n. Der bist du doch den ganzen Tag.” Mit diesen Worten rief er in dem Anderen wieder etwas hervor, dass dieser nicht begreifen konnte. Einfach mal er selbst sein? Vergessen welche Aufgabe er hier an Bord hatte? So verlockend es auch klang, das war unmöglich. „Das kann ich nicht! Ich trage die Verantwortung für alles was auf diesem Schiff passiert”, wieder wandte er den Blick ab, „Ich darf mich nicht in so eine schwache Position begeben. Damit bringe ich uns alle nur in Gefahr.” „Es ist keine schwache Position, Law.” Wieder ganz bewusst aber ruhig sprach Penguin ihn mit seinem Namen an, hoffend, dass er damit den Anderen dazu bewegen konnte, doch von seiner verkrampften Haltung abzukommen. „Und du bringst niemanden damit in Gefahr, wenn du dich hier, in deiner Kajüte, hinter verschlossener Tür, einfach mal gehen lässt und völlig entspannst. Und ich habe beim letzten Mal sehr wohl gesehen, dass du das kannst. Ich glaube so losgelöst hat dich hier noch nie jemand gesehen. Außerdem denke ich auch das ist es, was du meintest als du sagtest, dass da etwas war, was dich befriedigt hat, wie es sonst nicht der Fall ist. Jeder von uns braucht mal eine Pause von seinen Pflichten und muss einfach mal loslassen und er selbst sein und das tun was ihn entspannen und abschalten lässt. Und wenn ich dir das geben kann, dann bin ich gerne dazu bereit. Aber nicht, wenn du nicht akzeptieren willst, dass es das ist was du willst.” Durch das was Penguin sagte entstanden immer mehr Risse in Laws harter Schale. Wie versteinert sah er ihn an. „Aber”, wieder versuchte er entschlossen zurückzublicken, „meine Aufgabe ist es nun mal, mich hier um alles zu kümmern und dafür zu sorgen, dass alles rund läuft.” „Ja. Aber nicht rund um die Uhr! Du hast eine sehr fähige Mannschaft. Dieses Schiff wird also nicht gleich untergehen, nur weil du dich mal für einige Stunden zurückziehst und entspannst.” Penguin drückte sich von der Tür weg. Ihm ging es nicht darum, Law umzustimmen, damit er mit gutem Gewissen nochmal mit ihm Sex haben konnte. Ihm lag wirklich viel daran, dass sein Käpt’n sich auch mal eine Auszeit gönnte und etwas tat, was ihm wirklich Spaß machte und ihn abschalten ließ. Doch Law wollte es nicht zugeben, dass sein Gegenüber damit Recht hatte: „Das tue ich fast täglich, wenn ich lese. So wie gerade eben.” „Nein, das tust du nicht! Selbst dann arbeitet dein Kopf pausenlos und du springst bei jedem kleinsten, ungewöhnlichen Geräusch auf und prüfst ob alles in Ordnung ist. Anstatt dass du einfach deinen Leuten vertraust.” Penguin sprach gerade nur das aus, was die gesamte Crew unter sich schon lange immer wieder diskutierte. Sie alle wussten, dass ihr Käpt’n der Meinung war, stets auf Abruf parat stehen zu müssen und fast alles an Bord kontrollieren zu müssen. Es mangelte ihm sichtlich an Vertrauen gegenüber seiner Mannschaft. Nicht nur Penguin wünschte sich, dass er ihnen davon mehr entgegenbringen und sich öfter mal zurücklehnen würde. Vor allem seiner eigenen Gesundheit zur Liebe, auf die er ohnehin schon viel zu wenig achtete, wohlgleich er es als Arzt eigentlich hätte besser wissen sollen. „Vertrauen...”, ging es durch Laws Kopf. Nein, er vertraute wirklich so leicht niemandem. Das war auch der Grund warum vieles, das in seinem Kopf vor sich ging, dort blieb. Und er kannte die Gründe für sein Misstrauen. Gründe, die lange zurück in seiner Kindheit lagen. In jenen Tagen, als sein Vertrauen in andere Menschen zerstört worden war. Doch das ging niemanden etwas an und war jetzt auch nicht weiter von Bedeutung. „Also?” Penguin sah ihn abwartend an. „Also was?” Law blickte immer noch engstirnig zurück, obwohl die Worte seines Gegenübers ihn durchaus begannen wach zu rütteln. „Kann ich gehen oder willst du mich lieber zerlegen? Auf mein Angebot wirst du ja so oder so nicht eingehen”, war die Antwort des Älteren. Anstatt etwas darauf zu erwidern, schwieg der Andere, löste sich von der Tür und ging an Penguin vorbei. Dieser sah ihm zunächst irritiert über die Schulter hinweg nach, wie er wieder aufs Bett zu steuerte. Er schlussfolgerte daraus, dass Law ihn ohne ein weiteres Wort gehen ließ: „Dann setze ich mal meine Wache fort, Käpt’n.” Gerade wollte er die Tür wieder aufschließen, als Law ihn erneut ansprach, doch wiederum ohne sich dabei umzudrehen: „Wir spielen nach deinen Regeln und ich vergesse mein Vorhaben es krampfhaft hassen zu wollen, aber du verlierst kein Wort an irgendjemanden.” Es fiel ihm sichtlich schwer sich den Forderungen des Anderen zu beugen, doch er wusste, dass Penguin andersfalls niemals zustimmen würde nochmal mit ihm zu schlafen. Dies hatte er ihm soeben sehr deutlich gemacht. Aber Law spürte, wie sehr sein Körper danach verlangte es wieder zu tun. Überrascht über die ruhigen Worte sah der Ältere wieder zu seinem Käpt’n. Dieser drehte sich nun um und sah ihn entschlossen an. Und neben seiner Entschlossenheit sah Penguin plötzlich noch etwas in seinen Augen, dass er die ganze Zeit geschafft hatte gekonnt zu verbergen: Lust. Und je länger er diesen Ausdruck sah, umso mehr kam dieses Gefühl auch in ihm auf. Er ließ von der Tür ab und wandte sich dem Jüngeren zu. „Kein Wort zu irgendjemandem. Das verspreche ich. Aber du vertraust mir und lässt mich machen.” Penguin ging wieder auf ihn zu und blieb abermals dicht vor ihm stehen. „Wenn du wieder rumzickst, breche ich das sofort ab, egal wie du reagierst oder womit du mir drohst. Und denke nicht, dass ich mir irgendetwas darauf einbilde, nur weil du eigentlich mein Käpt’n bist. Das spielt für mich hierbei absolut keine Rolle. Was nicht heißen soll, dass ich meinen Respekt dir gegenüber als Käpt’n verliere.” Wieder überraschte er Law. Eigentlich dachte dieser, seine Crew gut zu kennen. Aber dass Penguin ihm je so bestimmend gegenübertreten würde, wie er es auch gerade eben schon getan hatte, damit hatte er nie gerechnet. Doch er musste sich eingestehen, dass es ihm irgendwie gefiel. Diese Art von Selbstsicherheit, die er sogar ihm, seinem Käpt’n gegenüber gerade an den Tag legte, machte ihn an. Und zwar spürbar, denn er merkte bereits jetzt wie sich aufgrunddessen etwas in seinem Schritt regte. „Einverstanden.” Law sah nicht weniger selbstsicher zurück. Penguin kam ihm noch etwas näher, sodass sich ihre Körper sachte berührten. Er lehnte sich zu seinem Ohr vor und flüsterte: „Wichtigste Regel: Du bist, mindestens bis ich diesen Raum wieder verlasse, Law. Und nicht mein oder überhaupt irgendjemandes Käpt’n. Sondern einfach nur du selbst.” Penguins tiefe Stimme mit dem dezent verführerischen Unterton dicht an seinem Ohr versetzte den Jüngeren in ungeahnte, plötzliche Erregung. Ein deutliches Kribbeln konnte er in seiner Lendengegend spüren. Er lächelte minimal und antwortete leise: „Ich versuche es.” Sein Gegenüber konnte sich denken, dass es für ihn nicht leicht war, diese Rolle einfach so abzulegen. Auch er selbst musste darauf achten, ihn weiter mit seinem Namen und nicht aus Gewohnheit mit seinem Titel anzusprechen. So gab er sich mit dieser Antwort zufrieden. Blindlings warf er seine Mütze auf das Bett, während er seinen Mund etwas öffnete und mit der Zunge den äußeren Rand von Laws Ohrmuschel, angefangen hinter seinen goldenen Ohrringen, nachfuhr. Seine Hände legte er dabei auf Laws Hüfte. „Mal sehen, ob er es wirklich schafft, mir die Führung zu überlassen und mitzuspielen. Ich hoffe es. Ich will es wirklich gerne durchziehen und ihn noch mal so losgelöst erleben.” So sehr er Law auch etwas Gutes tun wollte, konnte Penguin nicht abstreiten, dass auch etwas Eigennutz in der Sache lag. Schließlich hatte auch er ihr letztes Techtelmechtel genossen - wenn auch nicht vollkommen. Daher hoffte er, dass es dieses Mal besser werden würde und er wieder diesen erregenden Anblick genießen durfte. Law blieb zunächst regungslos stehen und blickte über Penguins Schulter zur Tür. Schon jetzt kam wieder etwas Nervosität in ihm auf. Wahrscheinlich war er nun noch angespannter als beim letzten Mal, weil er dieses Mal nüchtern war. Wobei er sich nicht sicher war, was genau der Grund für seine Unruhe war. Der Sex an sich oder eben doch die Tatsache, dass er als Käpt’n dabei war, sich wieder so dem Anderen hinzugeben. Alleine die Vorstellung wie er gleich wieder unter ihm liegen würde… Nein darüber durfte er nicht nachdenken. Schlagartig verkrampfte sich sein Körper noch mehr. Dem Anderen entging seine Starre nicht. Er zog den Kopf zurück und sah ihm abermals in die Augen: „Was ist? Hast du mir nicht eben noch gesagt, sobald du mich siehst, hast du das Bedürfnis mich zu berühren?” „Ja”, war die knappe Antwort. „Warum tust du es dann nicht?” Da Law sich seine innere Unsicherheit nicht so leicht anmerken ließ, konnte Penguin es nur erahnen, was ihm in dieser Situation nicht schwer fiel. „Bist du doch unsicher, ob du es tun willst?” „Nein.” Wieder kam eine viel zu kurz geratene Reaktion auf diese Frage. Sein Gegenüber seufzte, wollte aber jetzt noch nicht das Handtuch werfen. Stattdessen hob er nun zunächst den linken Fuß und zog seinen dunkelbraunen Stiefel aus, ehe er ihn einfach zu Boden fallen ließ. Der Rechte folgte sogleich. Wieder sah er Law an, der ihn stumm beobachtete: „Ich hoffe, ich muss uns jetzt nicht wieder beide komplett ausziehen.” Penguin erinnerte sich noch gut an das letzte Mal, wo er eigentlich alles alleine gemacht hatte. Er wollte nicht, dass der Andere dieses Mal wieder so untätig blieb, zumal er ihm ja ganz offen gesagt hatte, wie gerne er ihn berühren wollte. Und der Ältere hätte absolut nichts gegen mehr Initiative seines Gegenübers gehabt. Der Arzt legte die Stirn in Falten. Trotz aller Aufregung: Das wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Daher griff er nun das untere Ende seines dunkelblauen Pullis und zog ihn ruckartig über seinen Kopf, bevor er ihn neben sich fallen ließ. Gleichzeitig zog er sich mit den Füßen seine Socken aus. „Recht so?” Wieder war Law im Begriff etwas biestig zu werden. Doch Penguin schmunzelte, während er ihn nun seinerseits musterte. Der Anblick von Laws schmalem aber trainierten Oberkörper gefiel ihm wieder ausgesprochen gut. „Fürs Erste ja.” Penguin griff nach dem Knopf an seinem Kragen, öffnete ihn und tat selbiges anschließend mit dem Reißverschluss. Er streifte den oberen Teil seines Overalls ab und wartete auf eine Reaktion seines Gegenübers. Doch diese blieb erneut aus. Wieder wirkte es als wäre Law plötzlich völlig weggetreten. Wieder ein Seufzen des Anderen: Wo sollte das nur hinführen? Ihm entging nicht, wie der Jüngere mit seinen Augen seinen Hals hinab glitt und seine durchtrainierte Brust sowie seine Bauchmuskulatur, die durch das enge schwarze Top nur noch mehr betont wurden, streifte und an seinem Schritt für wenige Sekunden hängen blieb, ehe er hastig wieder auf seine Brust blickte. Dabei kam in Law eine unglaubliche Hitze auf, die ihn weiter erregte. „Was ist los? Willst du jetzt oder nicht?”, hakte Penguin erneut nach. „Ja, will ich.” Law versuchte wieder entschlossen zu wirken. Erneut neigte der Ältere sich an sein Ohr: „Dann zieh es mir aus!” Law wusste was er meinte. Kurz zögerte er, bevor seine Hände langsam nach dem Saum des schwarzen Stoffs griffen und ihn hochzogen. Da sie nahezu gleich groß waren, konnte er es ihm gänzlich ausziehen, als Penguin die Arme hob. Während der Jüngere das Kleidungsstück fallen ließ, haftete sein Blick wieder an dem muskulösen Torso vor sich. Und jetzt wo er nackt war, wollte er ihn noch mehr unter seinen Fingern spüren als zuvor und jede einzelne dieser exakt geformten Konturen nachzeichnen. Aber dieses Unwohlsein über das was sie hier taten, hielt ihn davon ab. Er spürte wie seine Hände, die diesen Körper so gerne anfassen und erkunden wollten, feucht und kalt wurden. Er ballte sie neben seinem Körper zu Fäusten, in der Hoffnung die Kälte dadurch vertreiben zu können. Doch das Einzige, wozu dies führte, war, dass er Penguin noch mehr auf seine Unsicherheit aufmerksam machte. Dieser legte nun ruhig seine Hände um Laws. Ein Schauer ging durch den Körper des Arztes. Alleine diese simple Berührung erhitzte sein Inneres noch mehr. Inzwischen konnte er deutlich spüren, wie seine Männlichkeit gegen den festen Stoff seiner Jeans drückte. „Law”, als Penguin seinen Namen mehr hauchte als sagte, schauderte er noch mehr vor Erregung, „sicher dass du weiter machen willst? Du kämpfst doch immer noch dagegen an es zu wollen. Vielleicht hat dich das letzte Mal auch nur verwirrt und eigentlich will es dein ganzer Körper nicht. Dann lassen wir das nämlich. Dann ist das alles nie passiert.” So sehr Penguin dies auch bedauern würde, da er selbst inzwischen großes Verlangen hatte, wieder mit seinem Gegenüber zu schlafen, so wollte er ihn auch zu nichts überreden, was er letztlich doch nicht wollte. Doch Law, der wieder kurz weggesehen hatte, reagierte nun unerwartet, als er seine rechte Hand aus Penguins linker Hand löste, sie packte und mit der Handfläche gegen seinen Schritt presste. Dabei sah er ihn ernst an: „Wenn ich es nicht will, dann erklär mir DAS mal!” Deutlich konnte der Ältere unter seiner Hand die harte Wölbung spüren und blickte ihn erneut überrascht an. „Mein Körper will es mehr als alles andere! Nur mein dämlicher Kopf will es nicht, weil er immer wieder daran denkt, dass ich dein Käpt’n bin und mir sagen will, dass es völlig falsch ist das zu tun. Wenn es so einfach wäre, ihn abzuschalten, hätte ich das längst getan!” Die Verzweiflung, die in Laws Worten mitschwang und die auch wieder deutlich in seinem Gesichtsausdruck lag, entging Penguin nicht. Und er tat ihm Leid, weil er nicht einfach locker lassen konnte. „Ich muss ihm dabei helfen. Irgendwie muss ich ihn dazu bekommen, seine Gedanken abzustellen”, überlegte er. Er sah in seine graublauen Augen, in denen sich eine Mischung aus Lust und Unsicherheit deutlich widerspiegelte. Sein Blick huschte dabei kurz über Laws Lippen, bevor er wieder ruhig in seine Augen schaute. „Entschuldige”, kam es sanft von ihm, „ich wollte dich nicht unter Druck setzen. Ich weiß, dass das nicht so einfach für dich ist.” Er entzog seine Hand nun Laws Griff und fasste dafür wieder seine Hände, zog sie unter Laws unsicherem Blick hoch und legte sie auf seiner eigenen Brust ab. Ihm war nun klar, dass der Jüngere nicht so schnell von seiner Rolle ablassen konnte und er ihn doch mehr lotsen musste, als er es ursprünglich vorgehabt hatte. Doch er war dazu bereit, wenn es dazu führte, dass Law es gelang sich letztlich doch wieder fallen zu lassen. Perplex blickte Law auf seine tätowierten Handrücken. Die glatte Haut unter seinen Fingern fühlte sich so gut an. So weich und gleichzeitig heiß. Doch er konnte sich nicht lange darauf konzentrieren, als er plötzlich Penguins Hand auf seinem Rücken spürte, wie sie ihn enger an ihn drückte, und die andere auf seiner Wange. Er sah wieder in sein Gesicht, in dem plötzlich noch mehr Wärme und Sanftheit lag als je zuvor. „Denk dran, du hast mir versprochen nach meinen Regeln zu spielen und mich machen zu lassen”, erinnerte Penguin ihn leise. Law wusste nicht worauf er hinauswollte. Ja natürlich hatte er das versprochen. Und das hatte er auch weiterhin vor. „Ja? Dabei bleibt es auch”, bestätigte er ihm irritiert. „Gut”, Penguin lächelte, „dann versuch weiter nicht nachzudenken. Der Einzige, der jetzt hier über das was wir tun nachdenkt, bin wenn ich. Du machst einfach was dein Bauch dir sagt. Und nicht dein Kopf.” Law wollte gerade wieder etwas sagen und nochmals wiederholen, dass ihm das nicht leicht fiel, als Penguin die kurze Distanz zwischen ihren Gesichtern überbrückte und seine Lippen auf die seines Käpt’ns legte. Kapitel 5: Hinter der Fassade ----------------------------- Starr blickte Law in das Gesicht unmittelbar vor sich. Für einen Moment wollte er Penguin von sich stoßen. Doch er war wieder wie gelähmt. Einzig und alleine sein Herz pochte noch heftiger als zuvor. Und so konnten die Lippen des Anderen auf den seinen verbleiben. Diese Lippen, die weich waren wie man es bei einem Mann von Penguins Statur wohl nicht erwartete. Dazu die warme Hand auf seiner Wange und ein ungewohntes Gefühl von Sicherheit, als der Andere ihn so an sich presste. Es verwirrte ihn. Penguins dunkelbraune Augen blickten zurück und erkannten wie überrumpelt der Jüngere war. Das verwunderte ihn nicht, schließlich küsste er ihn das erste Mal und das ohne Vorankündigung. Aber für ihn gehörte es beim Sex dazu. Der einzige Grund, aus dem er es beim letzten Mal nicht getan hatte, war der, dass er ihn zu diesem Zeitpunkt als seinen Käpt’n angesehen hatte. Doch das galt jetzt nicht. Der Mann, den er jetzt an sich drückte und küsste, war nur Law. Nicht mehr und nicht weniger. Allerdings wollte er ihm dennoch die Option lassen den Kuss von sich aus zu lösen und ihm nicht das Gefühl geben ihn dazu zu nötigen, auch wenn sie nach seinen Regeln spielten. Daher lockerte er den Druck, den die Hand auf seinem Rücken ausübte, nun etwas und ließ sie federleicht hinab auf seinen Po gleiten, wo er sie für einen Moment ruhen ließ und dabei die Augen schloss. Law entging fast, wie seine Hand sich in Bewegung setzte. Immer noch war er völlig perplex. Natürlich war es für ihn nicht fremd andere Menschen zu küssen. Im Gegenteil. Er hatte sich längst mit der, in seinen Augen leidigen, Tatsache abgefunden, dass die meisten Frauen darauf bestanden, wenn man mit ihnen schlief. Aber, dass nun Penguin ihn ebenfalls küssen würde, damit hatte er nicht gerechnet. „Was soll das? Was verspricht er sich davon?”, ging es ihm durch den Kopf, der ungewollt wieder heftig zu arbeiten begann, während der Andere nun seine Augen schloss. „Das bewirkt doch rein gar nichts.” Trotzdem ließ Law es zu und verwarf die Intention mehr Kraft auf Penguins Brust, auf der immer noch seine Hände lagen, auszuüben, um ihn von sich zu lösen und den Körperkontakt zu minimieren. Schließlich hatte er versprochen mitzuspielen, auch wenn die Methoden des Anderen ihm gerade völlig absurd erschienen. Daher zog er nun nach und schloss auch seine Lider. Dadurch nahm er auch wahr, dass Penguins Hand inzwischen auf seinem Gesäß lag und anfing dieses sanft zu streicheln. Es gefiel ihm, musste Law sich eingestehen. Und ebenso sanft und behutsam begannen plötzlich auch die Lippen des Anderen sich gegen die seinen zu bewegen. Langsam schlossen sie seine Ober- und Unterlippe im Wechsel ein. Law duldete es. Noch immer erkannte er keinen Sinn darin, doch genauso wenig konnte er sagen, dass es ihm absolut missfiel. Abermals entgingen ihm die Machenschaften von Penguins Hand, als diese wieder etwas höher wanderte und zwei seiner Finger in seinem Hosenbund verschwanden, um darin bis auf seine Vorderseite zu streichen. Kaum dass der Arzt das realisiert hatte, tat schon wiederum Penguins andere Hand etwas und schob sich weiter auf seinen Hinterkopf, wo er die Finger in seinen schwarzen kurzen Haaren vergrub. Dass er durch diese abwechselnden, für ihn ungewohnten Berührungen gerade in seinem Kopf keinerlei Platz mehr zum Zweifeln hatte, war ihm nicht bewusst. Dafür aber seinem Gegenüber umso mehr. Denn genau das war Penguins Ziel gewesen. Zwar hatte er schon beim letzten Mal das Verlangen verspürt ihn zu küssen, aber jetzt tat er es zudem, um ihn so mit neuen Eindrücken zu überhäufen, dass er nicht mehr daran denken konnte, wer er war und was sie hier taten. Außerdem hatte er das Gefühl etwas wieder gut machen zu müssen, weil er damals einfach Laws Befehl Folge geleistet hatte ohne ausreichend über die Konsequenzen nachzudenken und sie beide, vor allem aber Law damit in diese missliche Lage gebracht hatte. Sein Plan schien mehr als nur aufzugehen. Er merkte, wie der Andere unverhofft den Kuss erwiderte. Auch wenn er das nur sehr zaghaft tat. Dabei entging ihm nicht der geringfügig bittere Geschmack auf den schmalen Lippen des Jüngeren. Aber wen wunderte es, dass die Lippen von jemandem, der sich nicht selten zehn oder mehr Tassen Kaffee am Tag genehmigte, diesen Beigeschmack hatten? Zumindest störte es ihn nicht, auch wenn er selbst kein großer Kaffeetrinker war. Zu ungesund, fand Penguin. Seine Finger kamen zwischen ihren Körperfronten an und erreichten den Knopf von Laws Jeans, den sie, ebenso wie den Reißverschluss, gemächlich und ohne hinzusehen öffneten. Vermutlich überhörte Law auch das dabei entstehende Geräusch. Denn wieder lenkte Penguin ihn ab, als er nun von seinem Mund über seine Wange bis zu seinem Ohr, dem er sich noch nicht gewidmet hatte, hoch küsste. Kurz erkundete seine Zunge den Zwischenraum zwischen seinen Ohrringen, fuhr dann auch auf dieser Seite einmal den äußeren Rand seiner Ohrmuschel nach und machte sich anschließend auf den Rückweg. Vorbei an seinen Koteletten wanderten seine Lippen über seinen Unterkiefer bis zu seinem Kinnbärtchen. Dabei spürte er, wie Law seinen Kopf etwas in den Nacken legte. Schwer zu sagen ob er es bewusst oder unbewusst tat. Aber dass er es tat war für Penguin ausreichende Bestätigung, dass er das absolut Richtige tat. Von all den neuen Reizen überwältigt fiel es Law schwer noch einen klaren Gedanken zu fassen. Stattdessen übernahm unbemerkt sein Instinkt die Führung und sagte ihm was er tun sollte, sodass er nicht komplett versteinert und regungslos wie zuvor da stand. Ein leises angenehmes Seufzen, welches Penguin zu seiner Zufriedenheit wahrnahm, entfloh seinen Lippen, als sein Körper sich intuitiv den Küssen und Berührungen seines Gegenübers begann hinzugeben. Und obwohl Penguins Lippen seine schon lange nicht mehr berührten, ließ er seine Augen geschlossen. Law wusste selbst nicht so recht wieso er dies tat. Wartete er darauf, dass er ihn erneut küsste? Obwohl diese Geste für ihn unnütz erschien und sie nicht bei ihrem eigentlichen Vorhaben weiter führte, konnte er nicht ganz abstreiten, dass es ihm nach kurzem Zögern widererwarten gefallen hatte. „Mach es noch mal!”, befahl er Penguin daraufhin, nur um selbst sicher gehen zu können, dass es ihm sehr wohl unangenehm war. Ein Teil von ihm konnte sich einfach nicht eingestehen, dass er an so etwas Simplem wie einem Kuss Gefallen fand. In seinen Augen war es absurd, wollte er doch eigentlich nur reinen Sex, um seine Bedürfnisse zu stillen. Solch ein Austausch von Zärtlichkeiten war auch bei seinen bisherigen Techtelmechteln mit Frauen für ihn nie groß von Bedeutung gewesen. Er tat es nur so weit es sein musste, nicht darüber hinaus. Von Laws plötzlicher Aufforderung verwundert hielt Penguin in seinem Tun inne und zog seinen Kopf zurück, sodass er den Jüngeren erneut ins Gesicht blicken konnte. „Was?” Bei dieser Frage schlug Law nun die Augen wieder auf und sah ihn fordernd an. „Küss mich nochmal!” Die direkte Anweisung überraschte den Älteren, entlockte ihm letztlich jedoch ein Lächeln, ehe er stumm seine Augen wieder schloss und Laws Wunsch nachkam. „Nur zu gerne”, ging es Penguin dabei durch den Kopf. Aufs Neue fiel ihm als erstes das Kaffeearoma auf, doch er störte sich auch jetzt nicht daran. Zu sehr gefiel es ihm sein Gegenüber zu küssen, als dass er es deswegen unterlassen würde. Und nochmals begann er seine Lippen gegen Laws zu bewegen, während er insgeheim hoffte, dass der Jüngere selbiges tun würde. Und dem war so. Damit löste Law nur noch mehr Verlangen in seinem Gegenüber aus. „Verdammt, ich hätte wieder einen Fehler gemacht, wenn ich gegangen wäre. Ich will einfach nochmal mit ihm schlafen.” Penguin musste etwas grinsen. Seine Hand wanderte unterdessen in seine Jeans, streifte leicht die harte Erhebung unter dem Stoff der Boxershorts und entlockte dem Jüngeren einmal mehr ein leises Seufzen. Allerdings missfiel ihm eins: Laws Hände waren wieder zu untätig, weshalb er seine eigene Hand von seinem Hinterkopf löste, eine von Laws ergriff und sie zielsicher und unbeirrt von dem kurzen Knurren, das Law von sich gab, zu seinem Schritt führte. Doch trotz des akustischen Widerstands bewegte der Chirurg seine schlanken Finger fast von alleine in den weißen Overall und auf die ebenfalls fühlbare, von einer letzten Schicht Stoff bedeckte Erektion des Anderen. Ein wohliges und zufriedenes Brummen seitens Penguins war nun die Folge, während seine Hand auf Laws Hinterkopf zurückkehrte und seine zweite etwas die Männlichkeit des Anderen massierte, wobei er ihn weiter stetig küsste. Der Ältere bemerkte die dezente Feuchtigkeit der Boxershorts seines Gegenübers, die von seinem hohen Erregungslevel zeugte. Law war sich dessen selbst bewusst. Aber er schämte sich nicht im geringsten dafür. Stattdessen wuchs sein Verlangen von seinem Gegenüber berührt zu werden mehr denn je. Was der Andere da tat fühlte sich zu gut an, um es nicht zu mögen. Und auch umgekehrt wollte er ihn nun noch mehr anfassen und seinen Körper erkunden. Das, was er bei ihrem ersten Mal für so überflüssig befunden hatte, wollte er jetzt umso stärker tun. Und so war er der Erste, der sich nicht damit zufrieden gab, den Penis des Anderen nur durch die Unterwäsche zu spüren, und seine Hand in diese gleiten ließ. Nochmal folgte ein deutlich angetanes Keuchen in den Kuss seinerseits, als er erstmals die heiße Eichel des Anderen berührte. Penguin reagierte ebenfalls auf dieselbe Weise und löste den Kuss nun widerwillig. Er führte seinen Mund an Laws rechtes Ohr und hauchte mit warmem Atem dagegen: „Oh ja, das ist gut.” Ein unscheinbares Grinsen huschte nun über die Lippen des Jüngeren, der mit geschlossenen Augen weiter ertastete, was er bisher nur in seinem Unterleib gespürt hatte. Diese dunkle Stimme dicht an seinem Ohr gefiel ihm ausgesprochen gut. Laws Unruhe war jäh verschwunden. Da waren nur noch Neugier und Erregung in ihm, die ihm regelrecht befahlen den harten Schaft sanft mit den Fingerspitzen auf und ab zu fahren. Penguin genoss seine plötzliche Aktivität. Woher genau diese aufeinmal kam, war ihm dabei egal. Ihn interessierte nur, dass dies so blieb und er noch mehr in den Genuss kommen würde, die geschickten Chirurgenhände auf seiner Haut zu spüren. Wieder liebkoste er seine Ohrmuschel mit seiner Zungenspitze, während er mit beiden Händen nach dem Bund von Laws Hose griff und sie herabschob. Um ihm die enge Jeans jedoch ganz ausziehen zu können, musste er in Kauf nehmen Laws Hand aus seiner Boxershorts gleiten zu lassen. Er küsste seine Halsschlagader entlang hinab über seine glatte Brust und seinen Bauch, wobei er immer weiter in die Hocke ging und Laws Hand nicht mehr an seinen Schritt reichte. Der Andere beobachtet ihn und keuchte wieder geringfügig, als Penguin unerwartet beim Ausziehen seiner Hose mit dem Mund etwas durch die Boxers an seinem Glied saugte. Der laszive Blick, den er dabei zu ihm hoch warf, erregte den Jüngeren nur noch mehr. „Fuck, ist das geil.” Doch dies ließ er unausgesprochen und stieg stumm aus seiner Hose. Sein Gegenüber richtet sich wieder auf und sah ihn verlangend an: „Los! Leg dich hin!” Ohne Zögern oder darüber nachzudenken, dass er ihm nochmals einen Befehl gab, tat Law eben jenes und machte es sich auf seinem Bett bequem. Dabei bewegte er sich ausschließlich rückwärts und ließ Penguin keine Sekunde aus den Augen. Der Anblick wie er nun auf dem Rücken mit dem dunklen, feuchten Fleck in seiner Boxers, in der sich deutlich seine Erektion abzeichnete, vor ihm lag machte den noch Stehenden wahnsinnig an. Und er spürte wie auch seine Penisspitze von einem Lusttropfen befeuchtet wurde. „Oh mein Gott, wie ich mich am liebsten sofort in ihm versenken würde.” Aber das was seine Triebe wollten und das was sein Verstand ihm sagte zu tun, waren zwei unterschiedliche Dinge. Er folgte Letzterem, zog den Rest seines Overalls aus, ließ ihn neben den anderen Kleidungsstücken auf dem Boden liegen und kniete sich aufs Bett. Dabei fiel ihm auch erstmals die halbgeleerte Kaffeetasse auf dem Nachttisch neben den Büchern auf. „Und das noch so spät in der Nacht. Erklärt aber warum er so stark nach Kaffee schmeckt.” Er musste kurz schmunzeln. Law musterte ihn von oben bis unten, als er näher an ihn ranrückte und sich neben ihn auf die Seite, aber auch halb über ihn legte, wobei er sich mit dem rechten Arm weiter abstützte. Dabei fiel Law noch mehr die klare, trainierte Form seiner Oberarme auf und wie sich seine Muskeln anspannten, sobald er sie beanspruchte. Wieder bebte es in Law angesichts dessen. Abermals küsste Penguin ihn, sich fragend, wie er es beim ersten Mal ausgehalten hatte ohne diese zarten Lippen zu berühren. Und aufs Neue konnte er die schmalen Hände spüren, als sie dieses Mal über seine Bauchmuskeln streiften, offenbar wieder auf dem Weg zu seiner Mitte. Innerlich amüsierte Penguin sich darüber: Sein bestes Stück hatte es Law ganz offensichtlich angetan. Doch dagegen hatte er keinerlei Einwände. Er rutschte etwas mehr auf ihn, darauf Acht gebend sich ausreichend abzustützen, um sein Gewicht nicht auf den Untenliegenden zu verlagern, schob ein Bein zwischen die des Jüngeren und suchte mit der linken Hand nach dessen rechter Brustwarze. Zu gut erinnerte er sich daran, wie sensibel er an dieser Körperstelle war. Und dies hatte er richtig in Erinnerung. „Mmmh”, entwich es Law augenblicklich in den Kuss, kaum dass Penguin sie gefunden und angefangen hatte sie mit den Fingern zu umfahren. Er erwiderte diesen Laut, als der Andere erneut den Weg in seine Boxers fand und nun etwas fester über sein Glied strich. „Zieh sie mir aus!”, hauchte er ihm nun verführerisch gegen die Lippen. Law zögerte keine Sekunde, richtete sich zusammen mit Penguin ein kleines Stück auf und schob die dunkelblaue Hose über sein Becken. Der Ältere zog kurz seine Beine heraus, nahm das Stückstoff aus Laws Hand und beförderte es unachtsam vom Bett. Dabei haftete der Blick des Anderen, der nun auf seine Unterarme gestützt aufgerichtet da lag, wieder an seinem erigierten Penis, der sich ihm verlangend entgegen streckte. „Er ist so groß”, waren wie schon beim letzten Mal Laws Gedanken bei diesem Anblick und er merkte wie ihm aufs Neue entsetzlich heiß wurde, „er macht mich so an, obwohl mir danach sicher wieder der Arsch wehtun wird.” Allerdings reichte letzter Gedanke nicht, um ihn nochmal zweifeln zu lassen. Zu beherrschend war seine Lust. Somit bewegte sich seine Hand erneut zu dem harten Glied und umfasste es dieses Mal - sehr zu Penguins Freude. Gleichwohl spürte dieser auch, wie diese Berührung es schwer machte sich noch lange zurückzuhalten. Da er aber nicht wieder den gleichen ungeduldigen Fehler wie beim letzten Mal machen und Law damit unnötige Schmerzen bereiten wollte, rutschte er nun tiefer. Dass der Jüngere über die Tatsache, dass sein Arm nun erneut zu kurz war, um sein Handeln fortzusetzen, wenig begeistert war und dies abermals knurrend zum Ausdruck brachte, nahm Penguin in Kauf. Als Entschädigung platzierte er dafür seinen Mund an seiner zweiten Brust und umkreiste auch diese dunkelrosane Knospe mit der Zunge, bis auch sie, so wie schon die Rechte, sich in die Höhe streckte. Er knabberte ein wenig daran und liebkoste die andere mit zwei Fingern. Law keuchte einmal mehr unüberhörbar. Und sogleich wieder, als Penguin zeitgleich seinen Oberschenkel gegen seinen Schritt drückte. „Es ist komisch. Sonst fand ich dieses Vorgeplänkel immer lästig”, fiel Law stillschweigend auf, „doch jetzt könnte ich noch stundenlang so weiter machen.” Wobei der Jüngere etwas anderes noch viel lieber machen wollte. Er beobachtete wie Penguin wieder tiefer rutschte und seine Boxershorts fasste, um sie ihm auszuziehen. Eine Welle der Erregung nach der anderen überkam den jungen Arzt. Von Nervosität war gerade keine Spur mehr. Der Ältere streifte ihm das graue Kleidungsstück von den Beinen und warf es zu Boden, bevor er wieder höher kam und dabei beide Hände auf Laws Beinen, zwischen diese er sich nun gänzlich begeben hatte, hochschob. Wieder fühlte es sich merkwürdig an mit gespreizten Beinen vor ihm zu liegen und hätte den Jüngeren erneut unsicherer werden lassen, wäre da nicht die Aussicht auf diesen wohlgeformten, muskulösen Oberkörper gewesen, die ihn ablenkte und seine sexuelle Spannung aufrecht hielt. Law biss sich etwas auf die Unterlippe als seine Hände an seinen Lenden ankamen und sich auf seine Erektion zubewegten. Nun waren es Penguins Finger, die seinen Schaft entlangstrichen. Er umschloss ihn mit einer Hand und begann mit dem Daumen seine rötliche, nasse Spitze zu umspielen. Wieder verließ ein Laut der Erregung Laws Lippen. Erst als der Ältere seine freie Hand zu seinem eigenen Mund führte und kurz Zeige- und Mittelfinger in diesen führte, schaffte es wieder ein Anflug von Unruhe in ihm aufzukommen. Law klammerte seine Finger in das Bettlaken. Dem Anderen entging das nicht. Er lächelte daher nun, während er weiter sachte seinen Penis massierte: „Bleib ruhig, Law.” Die Wärme und Sanftheit mit der er das sagte und der Blick, welchen er ihm dabei entgegenbrachte, besänftigten die aufgewirbelten Wogen in ihm tatsächlich. Mit leicht geöffnetem Mund atmete er hörbar ein, als seine feuchten Finger seine Öffnung berührten und anfingen kreisende Bewegungen darauf auszuüben. „Mach die Augen zu!”, kam es von seinem Gegenüber. „Wozu?” Wirklich einfach nur zu tun was man ihm sagte bereitete Law doch immer wieder Probleme. Aber Penguin blieb gelassen: „Mach es einfach.” Law zögerte. Er hasste es nicht sehen zu können was passierte und die Kontrolle damit abzugeben. Wie sollte er schnell genug einlenken, falls Penguin doch etwas tat, was er nicht wollte? Aber da waren wieder diese dunklen Augen, die ihm sagten, dass er einfach der Anweisung folgen sollte. Immer noch etwas widerwillig tat er dies. Zufrieden beobachtete der Andere ihn, wobei er seine Handbewegungen gleichmäßig fortsetzte. Und genau diese nahm Law nun viel intensiver wahr, wie er selbst feststellte und was sich plötzlich in einem dezenten Seufzen ausdrückte. Erneut trat ein kleiner Tropfen an seiner Penisspitze aus, den Penguins Daumen sogleich wegwischte. „Ha!” Ein weitaus lauteres Stöhnen entwich ihm, als er spürte wie ein Finger in ihn glitt. Allerdings war da kein Ton des Leides. Nur pure Lust. Selbiges nahm auch Penguin wahr und bewegte den Finger einige Male langsam vor und zurück, Laws Reaktionen dabei im Auge behaltend. Es erhitzte seine eigene Libido nur noch weiter ihn so zu sehen. Am liebsten wäre er wieder augenblicklich wie ein wildes Tier über ihn hergefallen. Erneut bremste er sich selbst in Gedanken: „Reiß dich zusammen, Peng!” „Hgh!” Ein kurzer, gequält klingender Laut war von Law zu vernehmen, als der Ältere seinen zweiten Finger dazu nahm. Besorgt sah er in sein Gesicht: „Tut es weh?” Widererwarten schüttelte Law jedoch mit immer noch geschlossenen Augen kurz den Kopf und keuchte: „Nein, ich habe damit gerade nur nicht gerechnet.” Laws Stimme wurde beim Sprechen immer leiser, da er sich wohl etwas für seine Reaktion schämte. Und auch weil es nicht ganz der Wahrheit entsprach: Es hatte etwas wehgetan. Allerdings er war mal wieder zu gut darin, seinem Gegenüber etwas vorzumachen. Trotzdem riet Penguin ihm: „Versuch dich weiter zu entspannen.” Damit lockte er wieder etwas Laws Biestigkeit hervor: „Was denkst du was ich hier tue? So einfach ist das aber nicht, wenn du die ganze Zeit weißt, dass dir gleich jemand sein nicht gerade kleines Rohr in den Arsch schiebt! Vor allem dann nicht, wenn dein Kopf auch noch völlig dagegen ist.” Penguin verbarg gekonnt, dass diese Reaktion in ihm einerseits einen Hauch Missfallen gegenüber Laws erneuter Zickigkeit andererseits aber auch Belustigung über diese Aussage hervorrief. Allerdings las er zwischen den Zeilen ebenso heraus, dass er ihm doch etwas Schmerzen bereitet hatte. Aber da es nicht allzu schlimm zu sein schien, bewegte Penguin seine Finger aufs Neue. Wieder seufzte Law lustvoll und ließ sich nach weiteren Malen des Eindringens überraschend zurück ins Kissen fallen. Sein Atem ging hastiger und Penguin beobachtete wie sein Brustkorb sich deutlich hob und wieder senkte. Er schmunzelte. „Hätte er mich das mal schon beim letzten Mal machen lassen. Dickkopf.” Er ließ etwas Spucke aus seinem Mund auf seine Finger dicht an Laws Öffnung tropfen, um es auch weiterhin angenehm für ihn zu gestalten und schob sie wieder in ihn. Dieses Mal so tief wie möglich. Ein langes tiefes Stöhnen klang durch den Raum, als er gezielt den Bereich ertastete und drückte hinter dem seine Prostata lag. Ebenso als er seine Finger spreizte und so aus ihm zog. Wieder stellte Penguin fest, dass ein Vorbote aus Laws Penis getreten war. Erneut entfernte er diesen, nahm aber dann auch seine Hand von seinem Glied und wanderte stattdessen zu seinen Hoden, um diese nun zu massieren. Er wollte ihn vorbereiten, nicht aber ihn so zum Höhepunkt bringen. Law nahm davon nur wenig Notiz. Er war längst in pure Extase gehüllt. Egal wo oder wie Penguin ihn gerade berührte: Es gefiel ihm. Wieder spürte er die Dehnung durch seine Finger. Doch alles was sie mit sich brachte, war noch mehr Erregung und keinerlei Schmerz. Dies spiegelte sich in einem erneuten Keuchen wieder. Noch eine Weile setzte der Ältere sein Handeln fort. Allerdings fiel es ihm mit jeder dahinstreichenden Sekunde schwerer an sich zu halten. Seine eigene Eichel war längst ebenfalls gänzlich feucht und glänzte im schwachen Licht der Nachttischlampen. Alles in ihm verlangte danach, seine Finger durch sein bestes Stück zu ersetzen. Wie Law vor ihm lag und einen Lustlaut nach dem anderen von sich gab war einfach zu erregend. Auch Penguin, der wirklich standhaft sein konnte, erreichte dadurch einen Punkt, an dem die Gier und das Verlangen siegten. „Versuchen wir’s”, überlegte er, ließ seine Finger aus ihm gleiten und benetzte dieses Mal seine Handfläche mit etwas Speichel, bevor er diesen auf seinem noch trockenen Penisschaft verteilte. Er stützte sich mit beiden Händen neben Laws Kopf ab und sah in sein Gesicht. Erwartungsgemäß öffnete dieser die Augen ein Stück, wohlwissend worauf der Andere hinaus wollte. „Ach wieder Beine anziehen, richtig?” Genervt erinnerte er sich an diesen Teil des Aktes. Penguin grinste: „Musst du nicht.” Law sah ihn noch verwundert an, als Penguin sich auch schon wieder etwas aufrichtete, näher an ihn rutschte, Laws Becken griff und auf seine Oberschenkel zog, ehe er seine Beine nahm und sie über seine Schultern legte, sodass sein Unterleib sich nach oben neigte. Dass er bei dem Jüngeren durch diese Pose wieder einen Rotschleier um die Nase hervorrief, störte ihn wenig. Im Gegenteil, er fand ihn wieder unglaublich süß, was er aber aus gutem Grund für sich behielt. Und obwohl er etwas mit sich haderte, wie er diese Stellung finden sollte, nahm der Untenliegende sie wortlos an. Solange er ihn nicht umdrehte, konnte er sich damit arrangieren. Er sah in Penguins Gesicht, als er dessen Spitze auch schon gegen seinen Muskel drücken und im nächsten Moment langsam und geschmeidig in ihn eindringen spürte. Da war wieder der Schmerz. Und wieder spiegelte er sich in seinem Gesicht wieder. Penguin hielt in seiner Bewegung inne: „Tut es zu sehr weh?” „Nein.” Law atmete einmal tief ein und wieder aus. Es tat wirklich bei Weitem nicht so weh wie beim letzten Mal. Der Ältere lehnte sich etwas vor und drückte dadurch Laws Beine mehr zu ihm hinunter. Dabei schob er sich weiter in ihn. „Fuck”, entfloh dem Jüngeren nun doch ein leiser Laut des Schmerzes. Je mehr der Penis des Anderen in seinen Anus eindrang, desto deutlicher konnte er ein Ziehen, das durch seinen ganzen Körper strahlte, spüren. Er drehte seinen Kopf zur Seite, damit Penguin nicht den Ausdruck auf seinem Gesicht sehen konnte. Das Letzte, was er nun wollte, war, dass der Ältere die ganze Aktion abbrach. „Lüg mich nicht an, Law. Wenn es dir zu sehr weh tut, dann sollst du es mir sagen. Vergiss nicht, dass wir hier immer noch nach meinen Regeln spielen”, gab Penguin ihm noch einmal zu verstehen und sah ihn dabei eindringlich an. Er wusste, dass es eigentlich unmöglich war, das hier ganz ohne Schmerzen für Law zu gestalten. Dafür war er einfach zu unerfahren und sein Körper es nicht gewohnt. Trotzdem hatte Penguin sich auf das Spiel eingelassen. Es fiel ihm schwer sich zu beherrschen, aber damit der Sex ihnen beiden Spaß machte, musste er das wohl oder übel auf die Reihe bekommen und sich selbst zügeln, um das Unwohlbefinden des Anderen so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Etwas genervt drehte Law seinen Kopf wieder zurück und blickte seinem Gegenüber energisch in die Augen: „Du glaubst ja wohl nicht, dass ich mich von ein paar lächerlichen Schmerzen davon abhalten lasse das hier durchzuziehen, oder?” Penguin lächelte zu seiner Überraschung: „Nein und ganz schmerzfrei wird es beim zweiten Mal auch leider nicht gehen. So gerne ich das auch hinbekommen würde.” „Natürlich nicht. Wie auch? Für meinen Hintern ist das immer noch fremd. Er ist ja auch eigentlich anatomisch nicht dafür ausgelegt”, da sprach offensichtlich der Arzt aus Law. „Du kannst trotzdem weitermachen. Wenn es zu schlimm wird, werde ich mich schon bemerkbar machen.” „Gut. Ich verlasse mich drauf.” Penguin lehnte sich noch weiter vor, presste damit Laws Oberschenkel noch näher in Richtung Matratze, schob sich weiter langsam in ihn und legte erneut seine Lippen auf die des Jüngeren. „Ja dann melde ich mich… oder nutze meine Teufelskräfte.” Dass Law auch diese Option in Erwägung zog, ahnte Penguin nicht. Ein Keuchen entfloh seinen Lippen. Der Ältere konnte in diesem Moment nicht widerstehen. Er nutzte die Gelegenheit und schob seine Zunge in Laws Mund, wobei er hier ein noch stärkeres Kaffeearoma feststellte. Überrascht riss der Chirurg die Augen auf. Gerade noch war in seinem Kopf nur das immer noch ungewohnte Gefühl, wie sein Rektum massiv gedehnt wurde und ihm doch einiges an Schmerzen bereitete, gewesen. Aber es gelang Penguin wieder seine Konzentration auf etwas ganz anderes zu lenken. Allerdings dachte Law dieses Mal nicht einmal daran, etwas gegen die fremde Zunge in seinem Mund zu unternehmen. Stattdessen fielen seine Augen wieder langsam zu und seine eigene Zunge begann zögerlich die andere zu umspielen. Zufrieden lächelte Penguin etwas in den Kuss und hielt mit der Bewegung seines Unterleibes inne. Es war auch für ihn aufregend den anderen nun so zu küssen. Außerdem wollte er Law die Zeit geben, sich mehr an das zu gewöhnen was ihre Becken taten. Währenddessen erkundete er nun neugierig seinen Mund. „Mmmmh!” Ein langgezogener Laut entwich dem Jüngeren, als Penguin letztlich doch weiter in ihn eindrang. Abrupt stoppte er erneut und löste den Kuss. „Tut mir leid.” Law kämpfte gerade wirklich mit seinem Schmerzempfinden und krallte sich fester ins Bettlaken. Im nächsten Moment spürte er jedoch etwas, was ihm völlig missfiel und er riss nochmals die Augen auf: „Hey, was tust du da?” Penguin sah ihn ruhig an, während er anfing sich langsam aus ihm zu entziehen. „Ich glaube, ich tue dir zu sehr weh.” Allerdings stoppte er, als Laws Augenbrauen sich nun gefährlich zu seiner Gesichtsmitte zusammenzogen: „Ich habe doch gesagt, ich sage es, wenn es zu schlimm wird! Ich will das hier durchziehen. Mach einfach langsam weiter!” Der Andere musste nun etwas lachen: Er sah wieder zu süß aus, wie er sich ein klein wenig aufregte. „Leg die Stirn nicht so in Falten. Sonst bleiben die noch”, lächelte er. Nein, Falten wollte er in diesem hübschen Gesicht wirklich nicht sehen. Die dunklen Augenringe reichten schon. Aber obwohl auch Law selbst viel zu eitel war, als dass ihm dies recht gewesen wäre, knurrte er: „Kann dir ja wohl Scheiß egal sein.” Penguin gab immer noch schmunzelnd ein Seufzen von sich: „Ja, kann es wohl.” „Also. Dann mach einfach weiter.” Law wurde beim Sprechen wieder leiser und drehte den Kopf zur Seite. Der Ältere haderte wieder mit sich selbst. Er ließ sich aufs Neue von ihm befehlen ihn zu verletzen. So war das nicht geplant gewesen. Er beugte sich, darauf bedacht seinen Penis nicht erneut weiter in ihn zu schieben, wieder zu seinem Gesicht und küsste Law auf die Schläfe. Eine Geste mit der Law nicht umzugehen wusste - noch weniger als mit all dem hier überhaupt. „Hör auf damit!”, zischte der Untenliegende. „Behandele mich nicht wie ein kleines Kind! Du musst mich nicht trösten.” Nun nahm Penguins Blick etwas Trauriges an. Stumm sah er Law an, wie er stillschweigend und mit ernster Miene starr durch den Raum Richtung Schreibtisch blickte. Aber hinter diesem ernsten Gesichtsausdruck meinte er noch etwas ganz anderes zu sehen: Verletzlichkeit. Verletzlichkeit, die sich der Jüngere nicht anmerken lassen wollte. Verletzlichkeit, mit der er wohl schon schmerzlich Bekanntschaft gemacht hatte. Jeder an Bord wusste, dass ihr Käpt’n einige finstere Stunden in seinem jungen Leben miterlebt hatte. Auch wenn er nie darüber sprach, so gab es viele Anzeichen dafür. Einen Moment schwieg Penguin. Er wollte nicht taktlos sein. Erst nach einigen Augenblicken ergriff er wieder das Wort. „Law”, sprach er ihn sanft an, „wir hatten eine Vereinbarung.” Der Angesprochene bemerkte den enttäuschten Unterton in Penguins Stimme und entsann sich, was er ihm versprochen hatte. Zudem bereute er es bereits ihn so angefahren zu haben. „Tut… mir leid.” Sehr leise murmelte Law diese Worte. Doch Penguin war überrascht, dass er sie überhaupt sagte. Er hatte mit keiner Entschuldigung des Anderen gerechnet. „Ist schon in Ordnung”, antwortete sein Gegenüber. „Ich überlass es dir, ob ich weiter machen soll. Ich will dir nur wirklich keine allzu starken Schmerzen bereiten. Und wenn ich sehe, wie sehr es dir wehtut, tut es mir auch weh.” Laws Augen weiteten sich. Langsam drehte er den Kopf zurück und blickte in Penguins Gesicht direkt über seinem. Ihm tat es weh? Er hatte schon verstanden, wie er das meinte. Aber warum? Laws Blick senkte sich und wanderte zu Penguins Hals. „Ich will weiter machen. Ich denke, wenn du einmal ganz drin bist geht es sicher. Das war meine ich beim letzten Mal auch so. Es…”, wieder wurde Law rot, „...gefällt mir zu gut, um abzubrechen.” Erneut entlockte er dem Älteren damit ein Lächeln. Dieser führte nun seine Hände zu Laws Kopf, während er sich weiter mit den Unterarmen neben ihm abstützte und fuhr ihm sanft durchs Haar. „Ich geb mir alle Mühe, dass es dir noch besser gefällt. Versprochen.” Damit küsste er ihn abermals. Mit halb geschlossenen Augen blickte der Arzt in das Gesicht über sich. Penguin konnte so unfassbar sanft sein. Abermals ließ er seine Augen ganz zufallen und öffnete stattdessen seinen Mund. Er wollte noch mal die Zunge des Anderen spüren. Und genau diesen Gefallen tat der Andere ihm nur zu gerne und ließ sich abermals auf ihr Zungenspiel ein. Mit aller Kraft versuchte Law sich darauf zu konzentrieren, um den Schmerz auszublenden, der wieder stärker wurde, kaum dass Penguin sein Becken von neuem vorschob. Und es gelang ihm. Das, was in seinem Mund passierte, benebelte seinen Verstand. „Wenn er mit seiner Zunge immer so umgehen kann, dann kann er das sicher auch an anderen Körperstellen.” Mit einem Grinsen im Mundwinkel schoss dieser Gedanke durch Laws Kopf. Plötzlich war es Penguin, dem ein tiefes Keuchen entwich: Er hatte es geschafft. Er war gänzlich in Law eingedrungen. Wie beim letzten Mal genoss er es, wie seine heißen, engen Wände sein Glied umschlossen. Er löste den Kuss und sah Law an: „Geht es?” Überraschender Weise wirkte Laws Gesicht, mit dem immer noch leicht geöffneten Mund und den geschlossenen Augen, ausgesprochen entspannt. „Mhm”, kam eine leise Bestätigung, bevor er ein Auge öffnete und nun etwas grinste, „ich habe doch gesagt, so ein bisschen Schmerz halte ich aus.” Und er hatte Recht behalten: Kaum dass Penguin ganz in ihm war ließ dieser nach, da es ihm nun gelang sich mehr zu entspannen. Sein Grinsen wurde breiter: „Du kannst also loslegen.” Ein kurzes, spöttisches Schnaufen war die Antwort: „Verstanden.” Penguin wusste genau, dass Law wieder den Starken spielte. Wahrscheinlich war das Schlimmste überstanden, aber ganz schmerzfrei war es mit Sicherheit nicht. Deswegen begann er auch nur sehr langsam und vorsichtig sich erneut zurück zu bewegen, um sich dann mit einem behutsamen Stoß erneut in ihn zu schieben. Dabei haftete sein Blick wiederum auf Laws Gesicht, um zu prüfen, wie er darauf reagierte. Dieser blickte dagegen ruhig zurück, bis bei einer von Penguins Bewegung ein wiederkehrendes Keuchen seine Kehle verließ. Und aus diesem Keuchen wurde nach und nach ein leidenschaftliches Stöhnen, während Law die Augen letztlich doch wieder schloss und Penguin allmählich an Intensität zulegte. „Oh ja, es fühlt sich gut an”, stellte Law für sich wiederholt fest, „zu gut.” Der Schmerz rückte erneut weit in den Hintergrund. Jeder Stoß erregte ihn weiter. Das entging auch Penguin nicht, der nun mehr als erleichtert war. Zufrieden beobachtete er, wie dem Jüngeren unter ihm ein Lustlaut nach dem anderen entwich. Und auch sein eigener Puls ging schneller. Und unter seine Atemzüge mischten sich gelegentliche Geräusche der Lust. „Fuck, ja!” Es war erneut passiert: Penguin hatte jenen Punkt erwischt, der Law diesen Ausruf entlockte. Der Jüngere legte seinen Kopf in den Nacken. Erste Schweißperlen oberzogen seine Haut. Der Andere konnte nicht widerstehen, neigte sich zu seinem Hals und leckte sie ihm weg. Der salzige Geschmack steigerte seine eigene Extase weiter. „Du fühlst dich so gut an. So schön eng”, keuchte er ohne über seine Worte nachzudenken. Doch das waren seine wahren Empfindungen, die er bei jeder Reibung an seinem Glied wahrnahm. Law musste wieder grinsen und antwortete schwer atmend: „Schön, mir wäre es lieber, ich wäre nicht so eng.” Dass er dies gerade aber nicht ganz ernst meinte und längst nicht mehr mit den Schmerzen kämpfte, klang deutlich in seiner Stimme mit. Daher formten auch Penguins Lippen abermals ein Schmunzeln, bevor sie sich wieder zu seinem Kinn küssten, wo sein kleiner Bart ihn kitzelte, ehe Law den Kopf vorneigte, um seine Lippen nochmals auf denen seines Gegenübers zu platzieren. Nur zu gerne ließ Penguin sich darauf ein, wobei sich beiderseits immer wieder ein wollüstiger Laut in den Kuss mischte. Vor allem Law wurde immer lauter und ungebändigter. Seine rechte Hand griff irgendwann nach Penguins linkem Oberarm und klammerte sich fest, sich nicht daran störend, dass sie nun ebenfalls auf verschwitzter Haut lagen. Wieder und wieder zielte der Ältere auf seine empfindliche Stelle, entlockte ihm ein immer heftiger werdendes Stöhnen, welches so stark wurde, dass Law gezwungen war den Kuss aufzugeben. Er bohrte seine Fingerkuppenn noch fester in den Arm seines Liebhabers und den Bettbezug unter sich. Besonders als Penguins rechte Hand den Weg zu seinem Penis fand und anfing diesen im Takt seiner nun recht schnellen Lendenbewegungen zu massieren. Niemals hätte der Ältere gedacht, dieses unfassbar anregenden Bild unter sich noch ein mal sehen zu können. Und es gefiel ihm dieses Mal noch besser. Diese Losgelöstheit, die Law plötzlich nach außen trug, war mehr als nur eine Genugtuung. Es erregte ihn nur noch mehr wie er immer hastiger atmete und sich an ihn klammerte. So schwer es ihm auch fiel, Penguin versuchte seine Augen aufzuhalten: Er wollte nicht eine Sekunde des Geschehens unter sich verpassen. Ganz besonders nicht jenen Moment, als Law nach etlichen Stößen seinen Kopf und seine Schultern etwas anhob, seinen gesamten Körper vom Gesicht bis zu den Zehen anspannte und mit einem tiefen Atemzug gepaart mit einem Stöhnen seinen Höhepunkt fand. Noch einige Male stieß Penguin dabei in ihn, strich weiter über sein noch hartes Glied, um auch wirklich jeden Tropfen der weißen Flüssigkeit herauszuholen, und stützte sich dann mit der Hand wieder neben Law ab. Dieser ließ seinen Oberkörper schwer atmend gänzlich zurück ins Kissen sinken und seine Hand von Penguins Arm gleiten. Zufrieden stoppte der Ältere seine Bewegungen. Das war das Ergebnis, was er in erster Linie hatte erreichen wollen: Law, der völlig ausgelaugt unter ihm lag und, zumindest für den Moment, keine Energie mehr hatte, um sich über irgendetwas den Kopf zu zerbrechen. Allerdings hatte er für sich auch beschlossen das Ganze damit zu beenden. Er wollte nicht wieder so, wie es ihm erschien, unverschämt sein und einfach in ihm kommen. Doch als er sich erneut aus dem Arzt zurückziehen wollte, schlug dieser unerwartet die Augen auf. „Warum hörst du auf?” Dieses Mal lag Verwirrung in Laws Gesichtsausdruck. Penguin hob eine Augenbraue, blickte kurz auf das Sperma, welches über Laws gesamten Oberkörper verteilt war, und wieder in sein Gesicht: „Was willst du denn noch, außer kommen?” „Dass du kommst?” Penguins Augen weiteten sich bei dieser abrupten Antwort. Nun war er derjenige, der etwas rot wurde: „Aber nicht wieder in dir. Beim letzten Mal…” „Ja, beim letzten Mal! Da war ich besoffen.” Law wusste genau, dass er darauf hinauswollte, wie er sich danach aufgeführt hatte. „Law, mir macht es nichts aus.” Penguin nickte zu den Papiertüchern auf dem Nachttisch. Allerdings kaufte der Andere ihm dies nicht ab: „Erzähl mir keinen Scheiß. Jedem Kerl macht es was aus, wenn er in Papier wichsen muss. Außerdem gibt es bei mir keine halben Sachen. Das solltest du wissen.” Fassungslos aber auch etwas belustigt sah der Ältere ihn an, beugte sich erneut über ihn und senkte seinen Kopf an sein Ohr: „Danke.” Dass er damit nun ein Lächeln bei Law auslöste, konnte er nicht sehen. Dafür aber das erneute Keuchen hören, als er aufs Neue in ihn stieß. Penguin verharrte in dieser Körperhaltung, während er seine rhythmischen, schnellen Bewegungen nochmals aufnahm. Dass die Spuren von Laws Orgasmus nun auch an ihm hafteten, war ihm egal - völlig egal. Er wollte diesem Mann, der sich einmal mehr in seinen Lauten der Lust verlor, gerade nur noch nahe sein, während bei ihm selbst das Kribbeln im Unterleib immer stärker wurde, sein Herzschlag sich noch weiter beschleunigte und er letztlich ebenfalls die Erlösung fand - in Law. Schwer atmend lagen sie da. Kurz ließ Penguin Laws Beine runter. Ansonsten blieben sie regungslos. Ihre Brustkörbe stießen aufgrund ihrer unregelmäßigen Atemzüge immer mal wieder sanft gegeneinander. Es war anders gewesen als beim ersten Mal. Besser. Fand Penguin. Er lächelte und drückte sich langsam hoch, hoffend, dass er diese Empfindung auch in Laws Gesicht lesen würde. Allerdings ließ das Bild unter ihm seine Mundwinkel fassungslos sinken: Law lag erneut mit dem Kopf zur Seite gedreht da. Wieder starrte er ernst und ziellos ins Leere. Was war los? Schwelgte er kein Stück in Euphorie über das, was sie gerade erlebt hatten? „Law?” Behutsam und leise sprach er ihn an, in der Hoffnung, dass der Jüngere doch nur annähernd fühlte wie er. Doch die Antwort sollte ihm nicht gefallen. „Geh bitte”, gab er ruhig und monoton von sich. Penguins eigener Rausch verschwand schlagartig. Wieder sah er neben dieser Ernsthaftigkeit die Verletzlichkeit und auch einen Hauch Traurigkeit. Zumindest schien es ihm so. Er wollte seine Hand zu Laws Kopf bewegen, dieser wiederholte jedoch seine Aufforderung ernst, kaum dass er sie im Augenwinkel auf sich zukommen sah: „Du sollst gehen!” Der Andere stoppte, ehe er seine Hand zurückzog und nun selbst traurig zur Seite, auf das weiße Betttuch und auf Laws linke Hand blickte, die das Laken noch leicht umklammerte. Das Wort „Death”, wie es in Großbuchstaben markant auf seinen Fingern stand, prägte sich gerade ungewollt stark in seinem Kopf ein. Es war eines jener äußerlich sichtbaren Merkmale, die von den Schatten in Laws Vergangenheit zeugten und etliche Fragen aufwarf. Aber es hatte doch bis gerade alles so perfekt geschienen. Was ging nun plötzlich wieder in seinem Gegenüber vor? Was war da in ihm, das so stark und furchtbar war, dass es binnen Sekunden jedes positive Gefühl scheinbar zunichte machen konnte? Doch Penguin wusste nach all der Zeit mit Law auf See nur zu gut, wie wenig Sinn es hatte nun auf ihn einreden und mehr herausfinden zu wollen. Genauso spürte er, dass er es nicht zulassen würde, dass er ihn noch mal berührte. Missmutig drückte er sich ganz hoch, bewegte sich zur Bettkante und stand auf. Er beobachtet wie Law lediglich seine Beine schloss und ansonsten unverändert liegen blieb. Seufzend begann er sich wieder anzuziehen. Mit einem der Papiertücher wischte er seinen Oberkörper sauber, ließ aber den oberen Teil seiner Overalls und sein Top aus. Er musste ohnehin erst duschen, bevor er seine Nachtwache fortsetzen konnte. Zu guter Letzt nahm er seine Mütze, die noch auf der Bettecke am Fußende lag, an sich. „Aber dir tut nichts weh, oder?”, wollte er noch wissen. „Nein. Geh!” Nochmals seufzte Penguin unzufrieden. Es war wohl wirklich besser Law erstmal alleine zu lassen. Hoffentlich würde es am nächsten Tag nicht so weitergehen wie bisher. Er fuhr sich noch mal durchs Haar, setzte seine Mütze wieder auf und verließ mit einem letzten verzweifelten Blick auf den Jüngeren den Raum. Der Käpt’n der Heart Pirates drehte sich, kaum dass er die Tür hinter dem Anderen zufallen hatte hören, auf die Seite und zog die Beine an. Seinen Rücken drehte er damit der Tür zu - und mit ihm die längsverlaufende, deutlich sichtbare Narbe unterhalb seiner Schulterblätter. Kapitel 6: Verlangen -------------------- Merklich schwankte die Polar Tang, das gelbe Uboot der Heart Pirates, in der unruhiger gewordenen See. Der Nachthimmel hatte sich zugezogen und war von schwarzen Regenwolken bedeckt, die nicht einmal den Mond durchscheinen ließen. Ein einzelner Regentropfen landete auf der weißen Reling des Schiffes direkt zwischen Penguins Händen, die das kühle Metall fest umschlossen. Schon eine Weile stand er hier und starrte ziellos in die Dunkelheit, während der starke Wind in dieser Nacht ein Unwetter ankündigte und die schwarze Flagge hoch oben am Hauptmast hörbar flattern ließ. „Ich Idiot”, der aufbrausende Wind erstickte sein leises Fluchen, „wie konnte ich auch nur für eine Sekunde denken, irgendetwas ändern zu können? Ich hätte mich kein zweites Mal darauf einlassen sollen. Ich habe alles nur noch schlimmer gemacht.” Schon seit er Laws Kabine verlassen hatte, verteufelte er sich für das, was eben zwischen ihm und seinem Käpt’n wieder passiert war, und fragte sich, wo er da eigentlich reingeraten war. Er war ihm offenbar näher gekommen, als er es beabsichtigt hatte. Sowohl unter der Dusche, die er sich vorhin genehmigt hatte, als auch hier draußen an Deck bekam er nicht das Bild von Law aus dem Kopf, wie er dort zuletzt unter ihm gelegen hatte: Regungslos. Verletzlich. Unglücklich. Das war nicht das gewesen, was Penguin hatte erreichen wollen. Er hatte wirklich gehofft, der Andere würde sich danach gut fühlen. Stattdessen aber schien es als hätte er den Chirurgen nur noch weiter in seine verschlossene, wahrscheinlich sehr dunkle Gedankenwelt gestoßen. „Ich wusste doch, dass er ein Problem damit hat mit mir zu schlafen. Wieso habe ich es nochmal getan? Wieso war ich so blöd? Jetzt hasst er sich wahrscheinlich noch mehr dafür.” Penguin zog seine Mütze tiefer, als ein Tropfen auf seiner Nasenspitze landete. Kurz fröstelte er. Es war kalt. Aber in erster Linie kam das Frösteln daher, dass er müde war. Er war einfach nicht dazu gemacht nachts wach zu sein und das durch Schlaf am Tage zu kompensieren. Daher hatte er in den letzten Nächten im Schnitt gerade mal vier bis fünf Stunden geschlafen. Und dazu kam noch, dass er eben Sex gehabt hatte, der ihn noch zusätzlich ausgelaugt hatte. Er seufzte. Eigentlich hatte er doch nur mit Law sprechen wollen, um die Angelegenheit zu klären und diesen verdammten Wachdienst los zu werden. Aber jetzt war alles noch viel schlimmer geworden und diese alberne Strafe erschien ihm als sein geringstes Problem. Der junge Pirat kehrte ins Schiffsinnere zurück. Hier war es im Vergleich zu draußen, wo nun der aufkommende Sturm deutlich stärker wurde, still. Man konnte dennoch die Wellen gegen die massiven Stahlwände peitschen hören. Hier und da klapperte oder knarrte etwas aufgrund der Bewegungen des Schiffes. Allerdings waren Penguins Ohren solche Geräusche gewohnt, sodass er sie nicht mehr wirklich wahrnahm. Die Maschinen liefen nicht, da sie die Segel gesetzt hatten. Und außer ihm und Jean Bart, der auf der Brücke das Schiff zur Zeit steuerte, schliefen vermutlich alle. „Nein, er schläft wahrscheinlich auch nicht”, überlegte Penguin, während er die Kombüse ansteuerte, „ganz sicher nicht. Scheiße!” Seinem Käpt’n den für diesen ohnehin schon raren Schlaf rauben war das Letzte, das er wollte. Etwas schläfrig betrat er die Kombüse. Schlagartig war er jedoch wieder wach, was nicht daran lag, dass die Tür hinter ihm für so späte Stunde zu laut zufiel. Außer ihm befand sich noch jemand hier. Law stand am Küchentresen und hatte augenscheinlich gerade Kaffee aufgesetzt, als er den Kopf zu ihm herumdrehte. „Lass die Tür nicht so knallen!” Was wohl eigentlich eine Anfuhr sein sollte, kam sehr monoton über die Lippen des Arztes, der sich sogleich wieder der Kaffeemaschine zuwendete, als wäre es spannend zu beobachten, wie diese ihre Arbeit verrichtete. Dass er Penguin in Wirklichkeit erneut nicht ansehen wollte, war diesem bewusst. „Tut mir leid. War keine Absicht.” Trotzallem versuchte Penguin gefasst zu bleiben. „Was tust du hier?” kam es ruhig von Law, da dieser es nicht gewohnt war und nicht damit gerechnet hatte um diese Uhrzeit noch jemanden hier anzutreffen, während er selbst es des Öfteren war. Schließlich gab es nur hier Kaffeenachschub. Und den brauchte er jetzt noch dringender als je zuvor. Penguin verweilte in der Nähe der Tür. „Ich wollte auch einen Kaffee trinken.” Er wollte nicht direkt zugeben wie sehr die Nachtwache an seinen Kräften zehrte. Ein kurzes, spöttisches Lachen kam von seinem Käpt’n: „Sagst du nicht immer er sei ungesund?” „In den rauen Mengen, in denen du ihn trinkst sicher… Käpt’n.” Der verzögert angehängte Titel ließ die Ernsthaftigkeit in Laws Miene zurückkehren, während er weiter auf den Apparat vor sich fixiert war. Er knurrte: „Kann…” Doch Penguin schnitt ihm seufzend das Wort ab: „...mir egal sein wieviel Kaffee du trinkst. Ich weiß.” Law bestätigte dies: „Genau.” Dabei merkte er durch seine widerhallenden Schritte durchaus, dass Penguin nun ein Stück näher kam, störte sich aber zumindest äußerlich nicht daran. „Es ist mir aber nicht egal. Ebenso wie alles andere, von dem du gerne hättest, dass es mir egal wäre. Und es ist auch den Anderen nicht egal. Niemandem hier ist deine Gesundheit egal”, der Ältere wurde beim Sprechen leiser, „genauso wenig wie dein allgemeines Wohlbefinden.” Nun, wo er näher gekommen war, fiel Penguin auf, dass Laws Haare nass waren und er demnach auch längst geduscht hatte. Verständlich, denn er hätte sich wohl kaum die frische Kleidung, die er nun trug, so übergezogen wie Penguin ihn zurückgelassen hatte. „Du solltest schlafen gehen. Dein Mund redet zu viel Mist.” Wieder sah Law ihn nicht an. „Meine Nachtwache ist noch nicht vorüber”, reagierte der Andere, während er nun etwa zwei Meter hinter ihm stand. „Doch, das ist sie!”, kam es ausdrücklich und etwas erbost von seinem Käpt’n. „Ich bleibe ohnehin wach.” Penguin schaute zur Seite. Dass Law nun wie so oft kein Auge zumachen würde, hatte er ja schon befürchtet. Nochmals bereute er, dass er nicht standhaft gewesen war. „Tut mir Leid. Ich hätte das eben nicht tun dürfen”, brachte er niedergeschlagen zum Ausdruck, „Ich weiß wie du dich fühlst.” Law donnerte die Tasse, in die er sich just in diesem Augenblick den frisch aufgebrühten Kaffee eingeschenkt hatte, auf die Arbeitsfläche, wobei etwas des Inhalts über seine Hand schwappte, und zischte bedrohlich aber leise, als hätte er die Befürchtung jemand Drittes würde ihn hören: „Nein, das tust du nicht! Du… machst nicht als Käpt’n für einen deiner Männer die Beine breit. Das lässt sich nicht einfach unter einen Hut packen!" Penguin wollte gerade antworten, als er bemerkte, dass Law nichts gegen den heißen Kaffee unternahm, der soeben über seinen Handrücken gelaufen war. Perplex überbrückte er die Distanz zwischen ihnen, packte Laws Hand und hielt sie unter den laufenden Wasserhahn an der Spüle neben ihm. „Deswegen musst du dich nicht auch noch selbst verletzen”, sagte er resignierend, während er seinen Arm weiter festhielt und beobachtete wie das kalte Wasser über seine Tattoos lief. Überrumpelt von dieser plötzlichen Aktion blickte Law ebenfalls auf seine Hand. Es war wie in dem Moment, als er ihn das erste Mal geküsst hatte: Er wollte sich dagegen wehren und seinen Arm wegziehen, um den Körperkontakt zu unterbinden. Doch irgendetwas hielt ihn davon ab und ließ ihn wo er war - im Griff des Anderen, der seine Hand nun so fürsorglich kühlte. Sein Augenmerk wanderte hoch zu Penguins Gesicht. Dieses wirkte ungewohnt müde. Nun erkannte er sogar dunkle Schatten unter seinen Augen, die sonst immer nur er hatte, auch wenn sie bei seinem Gegenüber nur leicht ausgeprägt waren und sicher bald wieder verschwinden würden, sobald er etwas mehr Schlaf bekam. „Ich mute ihm wirklich zu viel zu. Er ist kein Nachtmensch und das weiß ich”, ging es Law durch den Kopf. Aber er registrierte auch den besorgten Ausdruck in Penguins Augen, die ihn im selben Moment ebenfalls ansahen. „Und hatten wir nicht gesagt, dass das eben nicht zwischen dir als Käpt’n und mir als einem deiner Männer passiert ist, sondern nur zwischen zwei Menschen?” Law wandte den Blick bei dieser Frage erneut ab. „Es ist nicht… so einfach”, gab er letztlich kleinlaut zu. Abermals seufzte Penguin. Nein, das war es wohl offensichtlich wirklich nicht. Er hatte längst verstanden, dass in Law viel undurchsichtigere und schwerer verständliche Gedanken und Empfindungen vorgingen, die ihn so dermaßen mit all dem und vor allem mit sich selbst hadern ließen. Er schien sich immer noch als schwach anzusehen, weil er passiv Sex mit ihm gehabt und es genossen hatte. Und das nun schon zum zweiten Mal. Aber wahrscheinlich bedrückte ihn noch viel mehr. „Wenn ich dir sage, dass du darüber reden sollst, schmetterst du es nur wieder ab, oder?” Penguin wollte wenigstens versuchen ihn zum Reden zu bringen, auch wenn er ahnte, dass es nichts bringen würde. Law entzog ihm seine Hand und wickelte sie in das Geschirrtuch, welches neben der Spüle lag, bevor er seine Vermutung untermauerte: „Richtig. Es gibt nichts zu reden. Geh endlich schlafen!” Penguin wusste, wäre er nur halb so müde gewesen, wie es gegenwärtig der Fall war, so hätte er diese Abweisung nicht einfach so akzeptiert. Zu sehr belastete ihn längst das, was hinter den stahlblauen Augen, die nun starr auf die eingewickelte Hand blickten, vorging. Er fühlte sich inzwischen zu massiv in die Sache verwickelt, als dass er die Unnahbarkeit des Anderen noch länger einfach so hinnehmen konnte. Aber für den Augenblick zwang ihn seine Müdigkeit und Erschöpfung dazu, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Er wandte sich zum Gehen: „Ein Sturm zieht auf.” „Ich weiß”, war Laws nüchterne Antwort. Natürlich war er sich darüber im Klaren. Nicht grundlos war er der Käpt’n. Zumal auch der Kaffee, der inzwischen etwas stärker in der Tasse und der Kanne hin und her schwankte, die Unruhe der See verriet und man sie zudem deutlich im Schiff spüren konnte. „Ich gehe gleich zu Jean Bart und gebe den Befehl zum Tauchen.” Das war mehr Information als der Ältere in diesem Moment erwartet hatte. „Soll ich dann nicht lieber nach den Maschinen sehen?” Penguin warf an der Tür stehend nochmals einen prüfenden Blick zu ihm zurück. Law war klar warum er dies sagte: Er selbst verstand im Gegensatz zu Penguin und den meisten Anderen an Bord nicht viel von Mechanik und konnte im Fall, dass es Probleme im Maschinenraum gab, nur wenig oder besser gesagt gar nichts ausrichten. Und von den Maschinen hing alles ab, wenn sie tauchten. Alleine schon die Segel wurden in der Regel per Knopfdruck automatisch eingeholt und gesetzt. Ganz zu schweigen vom Antrieb und jeglicher weiteren Steuerung des Schiffs. Dennoch blieb er bei seiner Haltung und fragte ihn grimmig: „Wie oft haben die bisher Schwierigkeiten gemacht?” Sein Gegenüber kannte die korrekte Antwort auf diese Frage: „So gut wie nie.” „Siehst du? Also geh schlafen! Sollte etwas sein, kann ich euch immer noch aus den Betten werfen.” Law drehte sich wieder um. Der Ältere blickte noch einmal stumm auf die Rückseite seines Pullovers und wünschte sich in diesem Moment, dass sein Käpt’n auch nur halb so viel Vertrauen in seine Mannschaft wie in sein Schiff gehabt hätte. Zumindest hatte er es nicht, wenn es um Dinge ging, die seine eigene Person betrafen. Letztlich liefen die Maschinen auch nur deshalb so einwandfrei, weil seine Crew hier stets erstklassige Arbeit leistete. Wenigstens vertraute er in diesem Punkt in seine Männer. Aber das reichte nicht - das reichte ihm, Penguin, nicht. Nicht mehr. „Ach ja, Penguin! Nur um das noch mal klarzustellen”, der Angesprochene verharrte in seiner Bewegung, in der er gerade die Tür öffnen wollte, als Law ihn mit scharfem Unterton, der keine Widerworte duldete, aufhielt, „das wird nicht zur Gewohnheit. Das war ein für alle Mal das letzte Mal!” Ohne ihn noch einmal anzusehen drückte der Ältere die Klinke hinunter, bevor er ebenso monoton antwortete: „Aye, Käpt’n!” Darauf bedacht die Tür nun rücksichtsvoller zu schließen und sich innerlich fragend, ob er in der Lage sein würde jemals etwas an Laws distanziertem Verhalten ändern zu können, verließ er leise den Raum und ließ seinen Käpt’n unfreiwillig erneut alleine. - Flashback Ende - „Na? Woran denkst du so?” Die unbekannte Stimme einer Frau riss Penguin aus seinen Gedankengängen. Er blickte zur Seite: Neben ihm stand eine brünette Schönheit, die ihre Unterarme auf seine Schulter gelegt hatte und ihn durchdringend mit verführerischem Blick ansah. Doch erneut verspürte er keinerlei Interesse auf diesen Flirtversuch einzugehen. Daher richtete er seinen Blick in die entgegengesetzte Richtung und wandte zudem seinen Oberkörper ab: „Nichts.” Seine ablehnende Haltung verfehlte ihre Wirkung nicht. Mit einem schnippischen Laut entfernte sie sich. Penguin zog die Mütze aus seiner Hosentasche und blickte einen Moment auf den Schriftzug mit seinem Namen. Von Abend zu Abend verspürte er weniger Lust sich auf jemand Fremdes einzulassen - egal ob Mann oder Frau. Und er wusste genau woran das lag. Law hatte seine eigenen Worte gebrochen und sehr wohl zur Gewohnheit werden lassen, was sie vor einigen Wochen erstmals getan hatten. Es war nur wenige Abende nach jener Nacht gewesen, in der sie sich in der Kombüse getroffen hatten. Penguin erinnerte sich nur zu gut, wie sein Käpt’n an jenem Abend erneut mit ihnen in einer Bar wie dieser hier gewesen war. Er selbst hatte so wie heute am Tresen gesessen. Allerdings hatte er es nicht lassen können unauffällig wiederholt zu seinem Käpt’n zu sehen, der sich mit einigen anderen Crewmitgliedern an einem der Tische niedergelassen hatte. Die ganze Zeit hatte Penguin das Gefühl gehabt, diese Beobachtung wäre einseitig gewesen. Doch plötzlich war er da gewesen: Dieser durchdringende Blick aus dem Augenwinkel des Chirurgen. Jener Blick, der Bände gesprochen hatte und so lasziv und verlangend gewesen war, dass Penguin in diesem Moment zunächst davon ausgegangen war, er hätte ihn sich aufgrund seines angetrunkenen Zustands nur eingebildet. Dennoch war er Law, nachdem dieser ohne ersichtlichen Grund Sekunden später einfach gegangen war und nach einigem Zögern, letztlich gefolgt. „Ich dachte schon, du kommst nie”, waren Laws Wort gewesen, die er ihm zu seinem Erstaunen entgegen gebracht hatte, als er ihn in seiner Kabine aufgesucht hatte. Und so sehr Penguins Verstand sich auch dagegen gesträubt hatte: Er war der Versuchung erneut erlegen. Er hatte seinen Käpt’n noch an dessen eigene Worte erinnert, doch dieser hatte ihm lautstark verdeutlicht, dass es seines Erachtens einfach sinnlos war seine Begierde unterdrücken zu wollen. Somit war es letztlich erneut passiert. Und erneut war Laws Extase genauso schnell verschwunden wie sie gekommen war und er hatte ihn hinterher rausgeworfen. Auch dieses Mal hatte Penguin sich im Nachhinein, zumindest für einen Moment, selbst verurteilt, weil er ihm nicht hatte widerstehen können. Aber eins hatte sich geändert: Law sprach nicht mehr davon es sein lassen oder gar hassen zu wollen. Im Gegenteil, bevor sie es getan hatten, hatte er ihm gesagt er wolle es öfter tun. Penguin war sich bis heute nicht sicher, aber der etwas verlegene Blick des Arztes zur Seite, als er ihm dies offenbart hatte, hatte den Eindruck erweckt, dass er es selbst als entspannend ansah. Einzige Bedingung: Kein Wort zu irgendjemandem. Ein Kompromiss mit dem der Ältere sich gut arrangieren konnte. Denn die Gewissheit darüber, dass er seinem Käpt’n damit zumindest vorübergehend etwas Gutes tun konnte, und die Hoffnung ihn irgendwann ganz aus seiner Gedankenwelt holen zu können, war ihm dies mehr als wert. Und somit hatte er sich weiterhin darauf eingelassen und war Laws wiederkehrendem Blick, den nur er verstand, stets gefolgt. Doch zu Penguins Missfallen hatte er ansonsten nichts an Laws Verhalten ändern können. Er blieb in allen anderen Punkten weiterhin distanziert. Dafür realisierte Penguin nicht zum ersten Mal, dass er selbst sich veränderte. Er spürte deutlich, wie er sich inzwischen immer mehr und fast schon ausschließlich nur zu seinem Käpt’n hingezogen fühlte. Das war so nicht geplant gewesen. Abermals richtete er sein Augenmerk auf den Tisch, an dem einige seiner Kameraden saßen und sich amüsierten. Seine Augen suchten unbewusst nach jenem Blick des Arztes, doch dieser war nicht zugegen. Ein Seufzer drang über seine Lippen, als er erneut bemerkte, wie eine Frau auf der anderen Seite des Raumes ihre Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Ohne lange nachzudenken zog er seine Mütze auf, welche umgehend seine Absicht seine Attraktivität zunichte zu machen erfüllte, sodass die Dame sich anderweitig umsah. Dass Shachi ihn die ganze Zeit ebenfalls von der Seite beobachtete, bemerkte er nicht. Erst als dieser plötzlich laut von seinem Barhocker aufsprang, sah er ihn unter seinem gelben Mützenschirm hinweg an. „Das darf doch echt nicht wahr sein”, knurrte er ihn von der Seite an, „du wirst schon genau wie er!” Irritiert blickte der Ältere zurück: „Was?” „Verschmähst jede Frau, auch wenn sie noch so schön ist.” Shachi funkelte ihn wütend an. Penguins Blick huschte unruhig durch die Räumlichkeit. Trotz des enormen Lärmpegels erschien es ihm, als würde sein Freund gerade so laut sprechen, dass es jeder mitbekam. Und das wollte er nun wirklich nicht. Tatsächlich drehten sich einige Crewmitglieder, aber auch Fremde zu ihnen um. „Geht das auch leiser?”, zischte er in die Richtung seines besten Freundes. „Nein!”, konterte dieser weiterhin lautstark, wobei dem Größeren nun die leichte Fahne des Anderen in die Nase stieg. Er blickte auf Shachis Krug auf der Theke. Der Rotbraunhaarige musste viel zu viel getrunken haben und er selbst hatte es nicht mitbekommen, weil er in seine Erinnerungen abgedriftet war. Dabei wusste er genau, wie schnell der Jüngere die Kontrolle beim Trinken verlor, wenn er so frustriert war wie heute. „Verdammt, ich hätte besser aufpassen sollen”, schoss es Penguin durch den Kopf, bevor er den Anderen am Arm packte und trotz dessen lauten Protestes und der befremdlichen Blicke anderer Gäste zum Ausgang zerrte. Im Vorbeigehen hörte er noch Bans Lachen: „Hat unser Kleiner wieder zu tief ins Glas geschaut.” Dies nicht weiter beachtend, schleifte er Shachi aus dem Lokal. Er wehrte sich immer noch lauthals: „Lass mich los!” Dem kam der Stärkere von beiden aber erst nach, als sie etwas abseits der Kneipe und auch anderer Häuser waren, wo er ihn grimmig anfuhr: „Mach nicht so einen Lärm! Wir gehen jetzt zurück zum Schiff und du schläfst erstmal deinen Rausch aus!” „Ach ja? Und du? Lässt dich wieder vom Käpt’n ficken?” Shachis nicht minder unüberhörbarer Ausruf ließ Penguin erstarren, bevor er ihm vehement die Hand auf den Mund presste. „Du sollst ruhig sein!” Bewusst erwiderte er nichts auf seine vorherige Frage. Ihm war bekannt, dass Shachi davon ausging, Penguin sei auch der Passive, wenn er mit Law Sex hatte. Und er ließ ihn in diesem Glauben, da er Law versprochen hatte mit niemandem darüber zu reden. Dass der Kleinere überhaupt darüber Kenntnis erlangt hatte, war nur zustande gekommen, weil dieser sie eines Abends heimlich verfolgt und sogar kurz belauscht hatte, nachdem Penguin ihrem Käpt’n zeitversetzt aus einer Bar gefolgt war. Die Anderen in der Crew hatten dem wohl nie Beachtung geschenkt. Aber sein bester Freund hingegen schon. Zum Glück waren die Türen an Bord des Schiffes so dick, dass Shachi durch Laws Kabinentür nicht hatte heraushören können wer von ihnen im wahrsten Sinne des Wortes oben lag. Sich verplappert hatte er allerdings erst, als er einige Tage drauf erschöpft auf seinem Bett gelegen hatte und Penguin mit Leichtigkeit aus ihm herausbekommen hatte, dass er Sex mit Law gehabt hatte. Der Jüngere war noch nie gut darin gewesen Dinge vor seinem älteren Freund geheim zu halten. „Du hast es mit dem Käpt’n getrieben?”, war daraufhin Penguins skeptische Reaktion gewesen, da er nicht wusste was er davon hatte halten sollen, dass sein bester Freund dies nun auch tat. Dadurch war Shachi herausgerutscht, dass er sie ausspioniert hatte. „Du tust es doch auch!” Penguin war das Herz in die Hose gerutscht, hatte er Law doch versichert, dass davon nie jemand etwas erfahren würde. Doch letztlich hatten er und Shachi sich geschworen es beiderseits für sich zu behalten. Und auch wenn Letzterer ihm gegenüber nicht gut schweigen konnte, so konnte der Schwarzhaarige sicher sein, dass er es Anderen gegenüber tat. Das zeichnete ihre tiefe Freundschaft unter anderem aus. Allerdings hatten sie es auch dabei belassen und nicht weiter über ihre Liebschaften mit ihrem Käpt’n gesprochen. Zwar interessierte es den Älteren, wie es dazu kommen konnte, dass sein Freund so kurz nach ihm ebenfalls dem Chirurg so nahe gekommen war, doch aus Rücksicht auf Law und sein Versprechen niemandem etwas zu sagen, hatte er nicht weiter nachgebohrt. Sonst hätte er wohl selbiges preisgeben müssen. Zumindest hatte er herausgehört, dass Shachi im Gegensatz zu ihm nicht aktiv war. Das konnte er sich bei ihm auch kaum vorstellen. Dennoch kam er nicht drumherum zu überlegen, ob Law bei ihm genauso losgelöst war. Dies erschien ihm aber ebenso abwegig. Allerdings wusste er nicht, warum dieser sich dann auf ihr Nesthäkchen eingelassen hatte. Überhaupt stand er der Sache immer noch kritisch gegenüber. Schließlich war Shachi für ihn wie ein kleiner Bruder und in ihm kam wohl innerlich der Beschützerinstinkt eines großen Bruders auf, wenn er darüber nachdachte. Er konnte sich nicht erklären wieso dem so war, da von seinem Käpt’n keine Gefahr für den Jüngeren ausging. Zudem war er nicht in der Position es ihnen zu verbieten. Vielleicht wurmte ihn auch etwas ganz Anderes an der Sache: Eifersucht. Seit einigen Tagen gefiel es Penguin aus unerklärlichem Grund immer weniger, dass er Law in dieser Hinsicht offensichtlich nicht für sich alleine hatte. Aber wie auch? Sie führten keine Beziehung. Das, was sie taten, war nichts anderes als eine gegenseitige Gefälligkeit und sein Versuch Law zu mehr Vertrauen und Offenheit zu bewegen. Shachi hingegen hatte längst ein ganz anderes Bild von Penguin und dessen Verhältnis zu ihrem Käpt’n. Zwar wusste er nicht, was sein Freund sich vorgenommen hatte und was in seinem Kopf vorging, doch für ihn selbst war die Sache ohnehin längst klar. Er schlug die Hand vor seinem Mund weg. „Was? Das ist doch das, was du andauernd tust! Wo bist du denn sonst immer die halbe Nacht und kommst dann zu für dich viel zu später Stunde völlig ausgelaugt her? Denkst du ich bekomme das nicht mit?” Doch, offensichtlich tat er das, wurde Penguin nun bewusst. Wie es schien hatte der Jüngere sich häufig nur schlafend gestellt, wenn er müde nach dem Sex in ihre gemeinsame Kabine geschlichen und erschöpft ins Bett gefallen war. Der Größere legte ernst die Stirn in Falten: „Selbst wenn, dann brauchst du hier nicht so herumbrüllen. Und zweitens kann es dir egal sein.” Er wollte einfach nicht weiter darüber sprechen. Gleichzeitig fragte er sich, warum Shachi ihn deswegen so anging. Beleidigt drehte der Kleinere sich um und stapfte in Richtung Hafen davon, wobei ihm nur ein Gedanke durch den Kopf ging: „Es ist mir aber nicht egal.” Dem Anderen entwich wie so oft ein genervtes Stöhnen. Eins hatten Shachi und Law gemeinsam: Im betrunkenen Zustand waren beide ziemlich leicht reizbar. „Verdammt…”, ein frustrierter Laut entwich Laws Lippen, als er aus seinen Erinnerungen bezüglich seines zweiten Mals mit Penguin zurück in die Realität kam und feststellen musste, dass ihn alleine der Gedanke daran nicht so befriedigte wie er es sich erhofft hatte. Immer noch umschloss seine Hand sein steifes Glied, hielt aber augenblicklich in der Bewegung inne und verweilte in seinen Boxershorts. „...das hat überhaupt keinen Sinn!” Ein Seufzen war von dem Chirugen zu hören. Wohl oder übel musste er sich eingestehen, dass, egal wie lange er es auch weiter versuchen würde, es zu keinem positiven, für ihn befriedigten Ergebnis führen würde. Auch wenn er daran dachte, dass es nicht seine eigene Hand war, die sein bestes Stück auf und ab fuhr, so klappte dies nur für einen kurzen Moment. Insgeheim sehnte er sich nach ihm - Penguin. Was hatte er nur mit ihm angestellt, dass er in letzter Zeit sich immer öfter dabei ertappte solche Gedanken zu haben? Das war absolut nicht gut. Er verbot sich selbst solch unsinnigen Empfindungen. So etwas, das wusste er aus eigener Erfahrung ganz genau, würde ihn nur schwächen. Und Schwäche war das Letzte, was er sich erlauben durfte. Ohne es weiter zu versuchen entzog Law die Hand aus seiner Hose, ließ sie schlaff auf seinem Oberschenkel liegen und strich sich mit den Fingern der anderen Hand durch sein rabenschwarzes Haar. Seinem erregierten Penis schenkte er keine weitere Beachtung, da sich das Problem von selbst wieder geben würde. Stattdessen erhaschten seine Augen erneut einen flüchtigen Blick auf das Logbuch, das immer noch aufgeschlagen vor ihm auf seinem Schreibtisch lag. Er war sich im Klaren darüber, dass er für heute nichts mehr hinein schreiben würde. „Besser ich lese etwas”, entschloss Law sich, schloss den Reißverschluss seiner Hose sowie Knopf und Gürtel und erhob sich. Er ging hinüber zum Bücherregal, das eine große Auswahl an medizinischer Fachliteratur bot, welche er auf seiner Reise angesammelt hatte, und griff gezielt zu. Der Chirurg hatte es sich zur Angewohnheit gemacht ein Buch nach dem anderen komplett zu lesen und den Inhalt in sich aufzunehmen, sodass es auch vorkam, dass er es öfter als einmal las. Dies war kein Wunder da seine Nächte bekanntlich kurz ausfielen. Auch wenn er selbst Arzt war, konnte er nichts gegen seine eigene Schlaflosigkeit ausrichten. Zu sehr quälten ihn wiederkehrende Alpträume - Erinnerungen aus der Vergangenheit. Er ließ sich auf seinem Bett nieder, zog sich seine Schuhe aus, die er feinsäuberlich neben dieses stellte, schob eines der beiden Kissen am Kopfende hoch und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Law schlug das Buch auf und blätterte sogleich zur ersten Seite. Augenblicklich war er so sehr ins Lesen vertieft, dass er nichts mehr um sich herum wahrnahm. Seine Augen huschten über die Wörter. Doch auch wenn er so zügig las, tat er es dennoch sehr gründlich. Man hörte nur hin und wieder das leise Geräusch, das dabei entstand, als er umblätterte. Ansonsten war es vollkommen ruhig im Raum. Der Arzt war so sehr darin versunken, lenkte es ihn immerhin von seinen eigenen Gedanken ab, dass er aufschreckte, als er einen lauten Knall hörte. „Was war das?” Alarmiert legte er das Buch auf dem Nachttisch ab, schwang seine Beine über den Bettrand und zog sich eilig seine Schuhe wieder an. Die Alarmglocken in seinem Kopf schrillten, ging er doch davon aus, noch alleine an Bord zu sein. Zügig stand er auf, griff hastig nach seinem Katana, das in einer Ecke des Zimmers an der Wand lehnte, und ging mit großen Schritten zur Tür, die er sogleich aufriss. Lautstark drang ihm sofort eine allzu vertraute Stimmen ans Ohr. „Was treibt der?” Genervt darüber, dass man seine Ruhe gestört hatten, lief er den Gang zu seiner Linken entlang, bog einmal um die Ecke und entdeckte Penguin, der energisch gegen die Stahltür seines gemeinsamen Zimmers mit Shachi klopfte. Kaum dass Shachi ihre Kabine erreicht hatte, knallte er die Tür zu. Penguin, der nur wenige Meter hinter ihm gegangen war, wollte ihm folgen, hörte aber letztlich von innen nur noch das Klicken des Türschlosses. „Shachi”, rief er empört, wobei er vergeblich versuchte die Tür zu öffnen, „lass den Scheiß und mach die Tür auf!” Doch von der anderen Seite kam lediglich eine wütende Antwort: „Du wolltest doch eh zu Law!” Penguins Blick verfinsterte sich: Sein bester Freund ging ihm gerade wirklich auf die Nerven. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er sich schon mal so aufgeführt hatte. Doch ihm fiel es wieder ein, als sie Kinder gewesen waren, war so etwas durchaus vorgekommen. Der Ausgesperrte wollte gerade etwas erwidern, als ihn jemand von hinten ansprach: „Was ist hier los?” Erschrocken hörte Penguin auf gegen die Tür zu klopfen und drehte sich zu ihm: „Mann, hast du mich erschreckt.” Man konnte deutlich die Erleichterung in seiner Stimme hören. Argwöhnisch schob sich eine von Laws Augenbrauen in die Höhe. Hatte er ihn wirklich so sehr erschreckt? Er hatte lediglich beabsichtigt gehabt den Anderen auf sich aufmerksam zu machen, kannte er Penguin doch gar nicht so schreckhaft. „War nicht meine Absicht. Aber verrate mir jetzt mal, was ihr hier treibt, dass du so einen Krach machst.” Law steckte seine freie Hand in die Hosentasche. Penguin schwieg und sah zur Seite. Er wollte nicht ansprechen, was genau zwischen ihm und Shachi eben noch Thema gewesen war. Schließlich ahnte Law nicht, dass Shachi von ihrer Liebschaft wusste. Und wenn sich dies ändern würde, so hätte er darauf sicher nicht mit Applaus reagiert. Daher antwortete der Ältere nur knapp: „Tut mir Leid. Shachi ist betrunken und mal wieder schlecht drauf. Er hat mich ausgesperrt.” Dass Shachi ab und zu nach solchen Abenden übel gelaunt war, weil er keinen Erfolg in der Frauenwelt hatte, war auch Law nicht entgangen. Ihm fiel jedoch sofort auf, dass irgendetwas mit seinem Gegenüber nicht stimmte. Mittlerweile kannte er ihn gut genug, um dies beurteilen zu können. Es musste mehr im Busch sein. Und entgegen seiner Art, war ihm doch so etwas normalerweise vollkommen egal, fragte er: „Es klang als hättet ihr Streit, oder irre ich mich?” Darüber überrascht, aber zeitgleich erfreut, dass sein Käpt’n sich scheinbar um ihn sorgte, hob Penguin den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. „Ja etwas”, ein resigniertes Seufzen war von dem Älteren zu hören. Law hakte weiter nach: „Worüber habt ihr gestritten?” Es war selten der Fall gewesen, dass Penguin und Shachi solche Auseinandersetzungen hatten. Normalerweise waren sie unzertrennlich wie Brüder und man traf selten den Einen ohne den Anderen an. Dementsprechend befremdlich wirkte diese Situation. Der Ältere senkte seinen Blick, sodass der Schirm seiner Mütze seine Augen verbarg. „Irrelevant. Ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen, dann wäre er jetzt nicht so besoffen.” „Du bist nicht sein Kindermädchen. Wie oft muss man dir das eigentlich sagen?” Law ahnte nicht, wie relevant der Streitgrund für ihn in Wirklichkeit war. Penguin lächelte kurz spöttisch und blickte dann etwas unter seiner Kopfbedeckung hervor: „Er ist nun mal wie ein kleiner Bruder für mich. Und auf seine kleinen Geschwister passt man nun mal auf.” Dass er damit Law innerlich einen Schlag verpasste, konnte er nicht wissen. Genauso wenig ließ der Arzt sich dies anmerken. Niemand hier wusste etwas über seine Vergangenheit. Und das sollte auch so bleiben. „Wenn das so ist...” Überraschend setzte er seinen eindeutigen Blick auf, wobei er ihn lüstern ansah, bevor er sich umdrehte, um zu seiner Kabine zurückzukehren. „Ist das jetzt dein Ernst?”, fragte der Andere noch, da es ihn irritierte, dass Law ihm gerade jetzt diesen Blick entgegenbrachte. „Du kannst auch stehen bleiben und da warten, bis er sich beruhigt hat”, rief der Jüngere in gemäßigtem Ton über seine Schulter zurück, ehe er um die Ecke verschwand. Penguin haderte mit sich. Er blickte noch mal auf die Tür seiner Kajüte. „Eigentlich ist mir gerade gar nicht nach Sex. Aber bis Shachi sich einkriegt, wird es sicher noch ein Weilchen dauern”, ging es ihm durch den Kopf, “und Laws Blick gerade wieder…” Er musste zugeben, dass sein Käpt’n ihn damit wirklich leicht um den Finger wickeln konnte. Dieser Gesichtsausdruck wirkte auf ihn dermaßen verführerisch, dass er nicht widerstehen konnte. „Verflucht, ich kann einfach nicht mehr anders.” Sich innerlich darüber ärgernd, dass er abermals zu schwach war der Versuchung standzuhalten, richtete er seinen Blick geradeaus und folgte Law. Dieser war inzwischen in seiner Kajüte angekommen, hatte sein Schwert zurück an seinen Platz gestellt und sich erneut seiner Schuhe entledigt. Für einen Moment überlegte er, ob es richtig gewesen war Penguin wieder diese wortlose Einladung gegeben zu haben. Nicht weil dieser ihn unbewusst Sekunden zuvor noch an die Tragödien seiner Kindheit erinnert hatte - diese waren ohnehin andauernd in seinem Kopf präsent. Sondern weil er das Gefühl hatte Penguins Situation auszunutzen, anstatt ihn seinen Konflikt mit Shachi klären zu lassen oder gar als Käpt’n zu versuchen selbst zu vermitteln. Aber kaum dass er in die dunklen Augen des Anderen gesehen hatte, war in ihm abermals das entsetzliche Verlangen entfacht, mit dem er schon den ganzen Abend gekämpft hatte und das er nur beim Lesen hatte besänftigen können. Aber jetzt wo der Mann seiner Begierde zurück war und zudem noch ausgesperrt vor seiner eigenen Kajüte stand, schrie Laws Inneres regelrecht danach, die Möglichkeit zu nutzen. Und genau das tat er nun, als er hörte, wie Penguin hinter ihm die Kajüte betrat und die Tür schloss. Ruckartig drehte er sich um, zog in Sekundenschnelle den Pulli über seinen Kopf, warf ihn unachtsam auf den einzelnen Stuhl in der Zimmerecke und überbrückte ebenso zügig die Distanz zwischen ihnen. Abrupt drückte er Penguin mit seinem eigenen Körper gegen die Tür, zog ihm die Mütze ab, um sie zu Boden fallen zu lassen, und presste verlangend seine Lippen auf die des Anderen. Sein Gegenüber blickte ihn überrumpelt an. Damit hatte er nicht gerechnet. Zwar schwankte Law äußerlich schon länger nicht mehr, ob er sich auf den Sex einlassen sollte, wenn sie sich hierher zurückgezogen hatten, aber so hatte er sich auch noch nie verhalten. Sanft aber bestimmend drückte er ihn etwas von sich weg, indem er ihn an den Oberarmen fasste: „Was ist denn mit dir los? Bist du auch betrunken?” Penguin war ein kleinwenig misstrauisch. Doch Law schmunzelte: „Nein, im Gegensatz zu dir bin ich vollkommen nüchtern.” Er hatte deutlich den Rum auf Penguins Lippen geschmeckt. Ein Schnaufen des Anderen folgte gemischt mit einem Grinsen. „Ich habe vielleicht getrunken, aber nicht so viel, dass ich nicht merke, wie du auf einmal zur Sache gehst.” Ja, Law wusste selbst, dass er so noch nie über den Anderen hergefallen war, sondern immer ihn den ersten Schritt hatte machen lassen. Generell war er niemand, der so überschwänglich handelte. Aber heute konnte er nicht anders. Er wollte verdammt nochmal mit ihm schlafen, sich Penguin einfach hingeben und für einige Zeit alles um sich herum vergessen: Seine Vergangenheit und das, was möglicherweise in der Zukunft auf ihn wartete. Er wollte nur die Gegenwart genießen. Er hatte inzwischen realisiert, dass er so nicht nur seine sexuelle Lust befriedigen, sondern zeitgleich auch vor seinen anderen Gedanken fliehen konnte. Dass das ursprünglich einer der Hauptgründe war, warum Penguin überhaupt mit ihm schlief, wusste er allerdings nicht. Und auch umgekehrt ahnte der Andere nicht, dass Law selbst dies längst im Kopf hatte. Beide gingen davon aus, dass der Andere sich nur durch Wollust immer wieder darauf einließ. Doch dass Law diese nun so ungewohnt zeigte, verwunderte und erregte den Älteren zugleich. Er war sich nicht sicher, ob er es gut finden sollte. Zwar hatte er Law dazu bringen wollen mehr Emotionen zu zeigen, aber nicht nur welche dieser Art. Allerdings hatte er ihn sichtlich von seiner Unsicherheit befreit, die diese Sache zwischen ihnen betraf. Law war inzwischen unglaublich entspannt dabei und hatte nicht mal mehr Schmerzen. Es zeugte vielleicht auch nur von seiner ausgezeichneten Selbstkontrolle, die er ansonsten gerne weniger gesehen hätte, hielt sie ihn schließlich auch davon ab jegliche andere Emotionen zu zeigen. Aber war er wirklich seine Zweifel los? Penguin war längst aufgefallen, dass sie es immer nur hier hinter verschlossener Tür in seiner Kajüte taten. Hingegen hatte er ja erst vor wenigen Stunden mitbekommen, dass er mit Shachi viel unvorsichtiger war und sogar Sex im Behandlungsraum hatte. „Liegt es an mir? Schämt er sich für mich?”, überlegte der Ältere nicht das erste Mal. Er war kurz so in Gedanken, dass Law ihn mit grimmigem Gesicht daraus zurückholte: „Wenn du nicht willst, warum bist du mir dann gefolgt?” Zunächst perplex, dann jedoch grinsend reagierte er: „Ich war nur kurz überrascht. Das ist alles.” Dieses Mal zwang der Ältere den Arzt in einen Kuss. Dabei legte er seine Hände auf Laws nackten Rücken und drückte ihn wieder eng an sich, wobei er unter seinen Fingerspitzen zum Teil die Narbe spüren konnte - Jene Narbe, von der er und auch jeder andere in der Crew schon seit Ewigkeiten wusste, konnte er sie schließlich nicht verbergen, wenn er sich zum Duschen im Gemeinschaftsbad auszog. Doch niemand durfte ihn darauf ansprechen. Tat man dies, reagierte er noch abweisender als in jeder anderen Situation. Penguin hatte sich schon lange damit abgefunden. Allerdings fiel ihm bei der Unebenheit unter seinen Fingern etwas Anderes ein: Law hatte bisher jeden Versuch, in einer anderen Stellung Sex zu haben, kommentarlos abgewehrt. Es war, als würde er darauf bestehen, dass er ihn, Penguin, dabei sehen und kontrollieren konnte. Natürlich würde er ihn nicht dazu drängen dies zu ändern, doch für den Älteren bewies es nur wieder sein mangelndes Vertrauen, welches er ihm und jedem Anderen an Bord entgegenbrachte. Aber auch wenn mehr und mehr seine eigene Begierde Penguin dazu brachte mit seinem Käpt’n zu schlafen, so hoffte er immer noch zu ihm durchdringen zu können. Zumindest wusste er, dass Law, wie von ihm erhofft, dabei jedes Mal abschaltete und es genoss. Ihm war sogar aufgefallen, dass der Andere nach ihren letzten gemeinsamen Nächten am darauffolgenden Morgen ausgeschlafener gewirkt hatte. Möglicherweise, weil er nunmehr letztlich danach recht schnell einschlief und nicht wie sonst die Nacht zum Tag machte. Auch wenn Penguin dies nur vermuten konnte, da er ja nach wie vor anschließend unmittelbar Law auf dessen Aufforderung hin alleine ließ, machte es ihn etwas glücklich. Mit diesem Wissen im Hinterkopf war nun auch jeder Zweifel, sich abermals auf das hier einzulassen, ausgehebelt. Nahezu automatisch griff er mit der linken Hand zum Türschloss und verriegelte es, bevor er sich noch im inniger gewordenen Kuss drehte und Law energisch gegen die Wand drückte. Er packte die Hände des Chirurgen, die soeben seinen Overall geöffnet hatten, und drückte sie mit der linken Hand über seinem Kopf gegen die Holzverkleidung. Denn inzwischen hatte er noch etwas über ihn herausgefunden: Law mochte es, wenn er ihn leidenschaftlicher anfasste und etwas gröber war. Auch wenn dies völlig im Gegensatz dazu stand, dass er stets den Blickkontakt bewahren wollte. Penguin hatte dennoch nichts dagegen. Es gefiel ihm sogar ausgesprochen gut, dass sie ihre eigentliche Rollenverteilung in diesen vier Wänden inzwischen nahezu vollkommen über Bord warfen und er weitestgehend die Oberhand hatte. Law keuchte in den Kuss, als der Ältere mit der rechten Hand sanft in seine linke Brustwarze zwickte. Penguin löste seine Lippen von den seinen und grinste abermals: „Das gefällt dir, was?” „Das weißt du doch”, kam ein dreckiges Grinsen zurück. Allerdings, das wusste der Ältere, ebenso wie er herausgefunden hatte was Law noch mochte. „Oh ja, das weiß ich.” Er deutete kurz an ihn noch mal zu küssen, zog dann aber seinen Kopf zurück. Daraufhin protestierte Law, hatte er sich doch schon auf den nächsten erregenden Zungenkuss gefreut: „Du weißt gerade auch nicht was du willst, oder?” „Oh doch”, Penguin sah ihn gierig an und setzte seine Zunge an seinem Hals an, um diesen hoch bis zu seinem Ohr zu lecken, wo er hauchte, „und wie ich weiß was ich will.” „Was willst du denn?” Law schmunzelte wieder, ahnte er doch bereits, was kommen würde. Penguin legte seine freie Hand seitlich an seinen Hals und strich mit dem Daumen seine Kehle hinab: „Dich. Nackt. Auf dem Bett. Unter mir.” Die Art wie er das in sein Ohr raunte, ließ den Jüngeren angenehm schaudern. Eine weitere Sache, die Penguin inzwischen bekannt war: Law machte es unheimlich an, wenn er ihm solche Dinge sagte. Bis zu jener Nacht, an dem ihm so etwas erstmals über die Lippen gekommen war, hätte er nie gedacht, dass dies die Lust seines Gegenübers so anheizen würde. Aber auch ihn selbst ließ es nicht kalt, sodass er erste Regungen in seinem Schritt spürte, von denen er auch direkt Law in Kenntnis setzte, als er seinen Unterkörper fordernd gegen den seinen presste. Nochmals ein Geräusch der Lust seitens Laws. „Was noch?”, wollte er wissen. Der Ältere grinste an seinem Ohr, an dem er gerade knabberte. „Das zeige ich dir lieber.” „Sag es!”, forderte der Arzt bestimmend, woraufhin sein Gegenüber seinen Kopf wieder zurückzog und durchdringend in die blauen Augen sah, in denen er bereits deutlich die wachsende Erregung sehen konnte. Er blickte nicht weniger deutlich zurück und leckte sich kurz über die Lippen: „Wenn es dich so interessiert: Ich will dich verschwitzt und stöhnend unter mir sehen, wie du dich windest und mich bittest nicht aufzuhören, während ich es dir besorge.” Bei diesen Worten traf beide eine weitere enorme Welle der Erregung. „Fuck, ja”, keuchte Law noch, bevor er seine Hände aus Penguins Griff entriss, ihn am Kragen packte und wiederum in seinen Kuss zog, den der Ältere nur zu gerne erwiderte. Schon längst waren beide unbewusst in ihre eigene Welt abgetaucht - Eine Welt, in der es für sie nur dieses heiße Spiel gab, das sie gerade erneut zu spielen begannen, und in der sie keinen Platz für irgendetwas oder jemand anderes hatten. Zur selben Zeit hatte Shachi sich etwas beruhigt. Er lag auf dem Rücken auf seinem Bett und starrte zur Zimmerdecke. Zwar konnte er selbst seinen angeheiterten Zustand spüren, aber dieser war nicht so ausgeprägt, dass er nicht mehr zu klarem Denken in der Lage war. Und somit strömten gerade unzählige Gedanken durch seinen Kopf, die sich einzig und allein um seinen Käpt’n und seinen besten Freund drehten. Ihm war nicht entgangen, dass Law aus seiner Kajüte gekommen war, nachdem er die Tür hinter sich rücksichtslos zugeknallt hatte, hatte er doch wütend die ganze Zeit mit dem Rücken dagegen gelehnt. Und auch wenn er durch den dicken Stahl mal wieder kein einziges Wort hatte verstehen können, so wusste er warum es inzwischen still auf dem Gang war. Kaum dass die dumpfen Stimmen draußen verklungen waren, hatte er gehört wie sich erst Law und wenig später Penguin von der Kabine entfernt hatte. Und als er aufgeschlossen und einen Blick nach draußen riskiert hatte, war dort keine Menschenseele gewesen. Er wusste wo Penguin sich nun aufhielt. Der Gedanke daran machte ihm Bauchschmerzen - Die Gedanke daran, dass nun nicht er selbst an seiner Stelle war. Und das obwohl er den Sex mit Law eigentlich hasste. Während sein bester Freund, mit dem er schon ewig keinen Sex mehr gehabt hatte und mit dem er eigentlich auch keinen mehr wollte, war es schließlich nur durch Penguins Mitleid dazu gekommen, dabei immer sehr sanft gewesen war, war ihr Anführer es keineswegs. Er war herrisch und dominant und nahm sich was er wollte. Shachi mochte es nicht. Trotzdem ertrug er es und jeden Schmerz, den es mit sich brachte, anstatt sich zu beklagen oder sich gar überhaupt nicht mehr darauf einzulassen. Es war nicht so, dass Law ihn dazu zwang. Aber er wollte ihn nicht vergraulen, indem er ihm sagte, dass es ihm nicht gefiel. Denn so konnte er diesem Mann wenigstens näher sein als jeder andere - außer Penguin. Eigentlich versuchte er vehement seine Eifersucht gegenüber seinem besten Freund zu verdrängen. Doch es gelang ihm kaum. Zu sehr wollte er Law für sich. Penguin hatte keine Ahnung, was in ihm schon seit Langem vorging. Genauso wenig Law selbst. Beide ahnten nichts von dem, was Shachi ihrem Käpt’n gegenüber empfand. Und das wollte der junge Mann auch nicht in absehbarer Zeit kundtun. Denn er wusste, dass seine Gefühle einseitig waren. Und dazu kam noch etwas Anderes. Immer wenn Penguin mitten in der Nacht in ihre Kajüte zurückgekehrt war, nachdem er vermutlich bei Law gewesen war, hatte Shachi bereits in seinem Bett gelegen. Doch jedes Mal war er noch wach gewesen und hatte ihn heimlich mit einem Auge beobachtet. Und stets war ihm dabei aufgefallen, dass Penguins Gesichtsausdruck bedrückter als beim Mal davor wirkte. Ihn beschlich dadurch mehr und mehr das Gefühl, dass sein Freund nicht weniger für ihren Käpt’n empfand und es bedauerte von ihm wohl auch nur als Lustobjekt betrachtet zu werden. Und er wollte ihm nicht noch mehr wehtun, indem er ihm offenbarte, dass es ihm nicht anders ging. „Immerhin macht er es mit dir in SEINER Kabine”, fluchte der Jüngere leise. Er selbst war Law dort noch nie nahe gekommen. Immer musste der Behandlungsraum, ein Lagerraum oder, wenn sie angelegt hatten, auch schonmal eine dunkle Seitengasse herhalten. Mit grimmigem Gesichtsausdruck drehte Shachi sich, seinen Overall nur noch zur Hälfte tragend, auf die Seite und starrte auf das verlassene Bett gegenüber dem seinen. Kapitel 7: Zwei Seiten einer Medaille ------------------------------------- Trotz seiner Grübelei und verworrenen Gedanken schlief Shachi irgendwann ein. Erst als die Kabinentür leise aber doch hörbar ins Schloss fiel, wachte er auf und blinzelte dem fahlen Licht seiner Nachttischlampe, die den Raum gedämpft erhellte, entgegen. Letztlich wandte er sein Augenmerk in Richtung Tür. Natürlich war es Penguin gewesen, der sich soeben herein geschlichen hatte. Nicht wie sonst beobachtete er ihn nur heimlich. Zu sehr kochte noch die Wut und die verwirrenden Gefühle in ihm. Daran hatte auch der Schlaf nichts geändert. Er hob seinen Oberkörper etwas an und sah zu seinem Freund. Als dieser sich umdrehte, bemerkte er, dass er ihn offenbar geweckt hatte. „Oh, tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken”, entschuldigte er sich müde. „Natürlich nicht”, knurrte der Jüngere. Penguin stöhnte genervt, während er mit nur halb angezogenem Overall zu seinem Bett ging: „Bist du immer noch so mies drauf?” Er ließ sich auf die Bettdecke sinken und begann seine Boots auszuziehen, deren Schnürsenkel er gar nicht erst zugebunden hatte, wie auch Shachi auffiel. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass er sie erst kürzlich wieder angezogen hatte, was den Rotbraunhaarigen nicht verwunderte. Er wusste schließlich wo sein Freund gewesen war und was er eben noch getan hatte. Er musterte sein Gegenüber scharf: „Wie soll ich denn drauf sein, wenn ich meinen besten Freund so müde und unglücklich sehe?” Der Ältere blickte überrascht, wenn auch erschöpft zu ihm hinüber, nachdem er gerade seine Schuhe neben das Bett gestellt hatte. „Was?” Nun verstand er gar nichts mehr: War Shachis mürrische Stimmung nicht vor rund einer Stunde noch ganz anderen Ursprungs gewesen? „Denkst du ich sehe nicht wie du dich fühlst?”, Shachi setzte sich auf und in den Schneidersitz, wobei er die Hände fest auf seine Füße stemmte, bevor er mit Nachdruck in der Stimme weitersprach, „Ich kenne dich seit vierzehn Jahren, Peng! Ich weiß wie du aussiehst, wenn dich etwas bedrückt und du traurig bist! Und ich weiß genau warum dem so ist!” Penguin, der gerade nach dem Saum seines grauen Tops gegriffen hatte, um es auszuziehen, sah ihn wie erstarrt an. Es stimmte, dass er sich schlecht fühlte. Und das obwohl er eben wieder mit ihrem Käpt’n das Bett geteilt hatte. Aber genau dies war auch der Grund dafür: Es war erneut Vergangenheit. Wie jedes Mal nach dem Sex hatte er sich, wenn auch nur halbwegs, angezogen und war gegangen. Inzwischen brauchte Law ihn nicht mal mehr dazu auffordern. Er wusste, dass er alleine sein wollte. Allerdings tat es dem Älteren jedes Mal weh ihn so zurück zu lassen. Denn auch wenn er es nicht immer allzu deutlich zeigte, war offensichtlich, dass der Arzt wieder dabei war sich seinen Gedanken auszuliefern. Innerlich wünschte Penguin sich, er würde ihn nicht fortschicken. Zu gerne hatte er längst das immer stärker werdende Bedürfnis ihn in seine Arme zu nehmen und festzuhalten. Er wollte ihm zeigen, dass er, egal was in ihm vorging, nicht alleine war. Doch um soweit zu kommen, würden wohl noch Jahre vergehen sofern es überhaupt jemals eintreten würde. Allerdings verblüffte es den Schwarzhaarigen nun enorm, dass Shachi seine Stimmung bemerkt hatte. Spiegelte sie sich so offen in seinem Gesicht wieder? Dessen war er sich nicht bewusst gewesen. „Ich bin einfach nur müde”, winkte er dennoch ab und zog sein Shirt aus, welches er über das Fußende seines Bettes warf. Ein verächtliches Schnauben war alles was er als Antwort bekam, bevor Penguin beobachten konnte, wie Shachi seine Füße vom Bett bewegte und nach seinen Schuhen griff, um sie anzuziehen. Er warf ihm einen fragenden Blick zu: „Wo willst du hin?” Doch der Andere antwortete nicht und steckte wortlos die Enden seiner Schnürsenkel in den Stiefelschaft, da er gerade zu faul war, sie richtig zu zu schnüren. Der Ältere hob eine Augenbraue und beäugte ihn weiter skeptisch: „Also falls du vorhast frische Luft zu schnappen, dann ist das eine gute Idee. Du bist heute wirklich übel drauf.” Doch das war nicht das woran Shachi dachte. Innerlich tobte er: Nicht weil er wieder bei keiner Frau hatte landen können, auch nicht weil er immer noch eifersüchtig auf Penguin war, sondern inzwischen nur noch, weil Law ihn gerade entsetzlich wütend machte. So sehr er sich zu seinem Käpt’n auch hingezogen fühlte, er konnte nicht mitansehen, wie dieser länger mit den Gefühlen anderer spielte. Nicht mit denen der Frauen und schon gar nicht mit denen seines besten Freundes - seines Bruders. Sein eigenes verletztes Herz nahm er momentan kaum noch wahr. Viel zu sehr peitschte sein berauschter Zustand seinen Ärger gerade an. Mit für ihn ungewöhnlich finsterem Blick stand er zügig auf und ging entschlossenen Schrittes zu Tür, die er abrupt aufriss. „Ich mach ihn fertig!” Damit stürmte er auf den Flur und den Gang entlang. Penguin sah ihm irritiert nach. Und sein müder Kopf brauchte einen Augenblick, bis er realisierte, was sein immer noch sichtlich alkoholisierter Freund da gerade vor hatte. Wie von der Tarantel gestochen sprang auch Penguin auf und rannte ihm barfuß und nur noch halbbekleidet hinterher. „SHACHI, DU IDIOT! LASS DAS!” Doch sein Ruf halte nur vergeblich durch das nahezu verlassene UBoot. Es war zu spät. Er konnte hören, wie der Jüngere bereits die Tür zur Kapitänskajüte lautstark aufstieß. Mit emotionslosem Gesichtsausdruck saß Law auf der Bettkante. Er hatte gerade seine Hose wieder übergezogen und wollte seine Schuhe erneut anziehen, um anschließend duschen zu gehen. Eigentlich war er müde, so wie inzwischen immer nach dem Sex mit Penguin, aber da er dabei wieder mal auf seinem eigenen Bauch gekommen war, wollte er sich doch noch gerne waschen. Zwar hatte er es wie sonst auch schon mit einem Papiertuch weggewischt, aber das reichte ihm nicht. Hoffte er etwa abwaschen zu können, was er so gerne mochte? Seine, in seinen Augen immer noch verächtliche Vorliebe? Unterbewusst wahrscheinlich schon. Dabei hatte er inzwischen sooft mit Penguin geschlafen. Aber dennoch gab es in ihm einen Teil, der das nicht akzeptieren wollte und ihm ständig sagte, er würde damit Schwäche zeigen. Trotzdem konnte er es nicht lassen. Es fühlte sich einfach zu gut an - zu befreiend. Er war innerlich gespalten. Denn je weniger er es auf der einen Seite weiterhin wollte, wollte er es auf der anderen umso mehr. Und je öfter er es mit Penguin tat, umso stärker schien diese Seite zu werden. Am liebsten hätte diese Seite den Älteren sogar eben aufgehalten und ihn gebeten zu bleiben. Aber just in diesem Moment hatte sich wieder sein ablehnender Part durchgesetzt und ihn gehen lassen. Nun würde er die Nacht wie immer alleine verbringen alleine mit seinen Ängsten und Albträumen. Denn die Entspannung und das Vergessen, welches Penguin ihm ermöglichte, gingen stets mit ihm. Manchmal hatte er bisher zumindest das Glück gehabt, dass der Sex ihn so geschafft hatte, dass er wohl sogar zu müde gewesen war, um noch schlecht zu träumen. Aber leider auch nicht immer. Heute wahrscheinlich auch wieder nicht. Er hatte sich gerade erhoben, als mit einem Knall die Tür seiner Kabine aufflog und er etwas erschrocken in besagte Richtung blickte. „Käpt’n, es reicht!” Es war Shachi, der dort wutentbrannt im Türrahmen stand und ihn anfauchte. Laws Blick war sichtlich überrascht: So hatte er ihn noch nicht erlebt. Bis dato hatte er nicht mal gedacht, dass der Jüngere dazu in der Lage war, so in Rage zu fallen. „Der muss wirklich sturzbetrunken sein”, erklärte der Arzt sich sein Verhalten. Erbost ging der Rotbraunhaarige auf ihn zu: „Ich sehe nicht mehr länger zu, wie du auf den Gefühlen Anderer herumtrampelst und sie verletzt!” Der Ältere erstarrte: Sprach er da von sich selbst? Nahm Shachi das, was er dauernd mit ihm tat, doch nicht länger einfach so hin? Doch der Andere fuhr unerwartet fort: „Was du mit den Frauen machst, ist schon schlimm genug! Aber... ich lasse nicht zu, dass du Peng weiter wehtust!” Beim Sprechen musste Shachi eine deutliche Atempause machen, die von seiner Trunkenheit zeugte. Nun verfinsterte sich die Miene des Arztes: „Kannst du mir mal sagen wovon du redest?” „Davon, wie du mit ihm umspringst, nachdem ihr…” Doch Shachi konnte nicht weitersprechen. Penguin war in den Raum gestürmt, hatte ihn von hinten unter den Armen gepackt und eine Hand auf seinen Mund gepresst. „Hör auf Scheiße zu erzählen, Shachi! Du redest dich gerade um Kopf und Kragen!” Wieder protestierte sein Freund und riss die Hand von seinem Mund: „Und wenn schon! Er kann so nicht mit dir umgehen! Das hast du nicht verdient!” „Halt den Mund!”, fuhr Penguin ihn aufgebracht aber auch sichtlich panisch an, wohlwissend, was sich da gerade hinter Laws grimmigem Gesichtsausdruck zusammenbraute. Und dieser Ausdruck wurde zunehmend düsterer und bedrohlicher. Denn abgesehen davon, dass Shachi einfach so in seine Kabine, seine Privatsphäre eingedrungen war, hatte Law nun eins ganz deutlich herausgehört: Er wusste von ihm und Penguin. Und das gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht! Dass er zu weit gegangen war, wurde bei diesem Anblick auch Shachi trotz seines Alkoholpegels klar. Denn diese böse und gefährliche Ausstrahlung kannten er wie jeder an Bord nur zu gut. Er wurde kreidebleich und fühlte sich plötzlich wieder mehr als nüchtern. „Verdammt, was habe ich getan?”, schoss es durch seinen Kopf. Er war eigentlich nicht der Typ für solche Aktionen. Hatte der Alkohol ihn so sehr gelenkt? Hatte er ihn befähigt so aus der Haut zu fahren und ausgerechnet seinem Käpt’n so entgegen zu treten? Ihn, der sonst eher zu Tränen neigte als zu unkontrollierten Wutausbrüchen? Panik kroch im Jüngsten auf. Und auch sein älterer Freund, der ihn immer noch festhielt, war nun sichtlich unruhig. Dennoch gelang es ihm in Sekunden, Shachi zurück auf den Flur zu stoßen, ihm ein panisches „Hau ab!” entgegen zu bringen, die Tür zu zu knallen und von innen zu verriegeln. „Das nützt ihm gar nichts!”, hörte er hinter sich Laws zornige Stimme, „ROOM!” Penguin wirbelte herum, stürmte auf seinen Käpt’n zu und packte ohne Zögern seinen ausgestreckten rechten Arm am Handgelenk, während die Kajüte und wohl das ganze Schiff in Laws Kontrolle gelangte. „Nicht!”, versuchte er ihn zu bremsen und hielt ihn davon ab seine Hand für ein „Shambles” zu drehen, „Bitte, Law… Käpt’n… ich nehme das auf meine Kappe.” Laws Blick blieb jedoch unverändert: „Zu spät. Er weiß es.” „Das ist meine Schuld! Allein meine!”, log sein Gegenüber und festigte seinen Griff um Laws Arm, „Mach mit mir was du willst. Zerleg mich in die aller kleinsten Einzelteile und werf sie über Bord. Aber tu ihm nichts!” Auch wenn Law etwas derartiges bisher nicht getan hatte, hatte Penguin noch nie eine Reaktion seines Käptn’s so gefürchtet wie diese. Aber er wollte um jeden Preis Shachi davor bewahren, die Konsequenzen für alles tragen zu müssen. „Interessiert mich nicht, wessen Schuld das ist”, fauchte Law, „ich lasse nicht zu, dass es noch jemand erfährt.” Er hatte nicht vor Shachi ernsthaft etwas an zu tun, aber er wollte ihm eine Lektion erteilen, um ihn damit so einzuschüchtern, dass er nie ein Wort darüber verlieren würde. „Das wird nicht passieren!” Penguins nun durchdringender Blick kam unerwartet. „Shachi erzählt so etwas nicht herum. Du kannst ihm vertrauen!” Die letzten Worte hatte der Ältere nicht weiter durchdachte. Doch zusammen mit seinem Blick lähmten sie sein Gegenüber überraschend. Wieder war dieses Wort gefallen, das Law aus der Bahn warf. Sein „Room” verschwand. Er starrte regungslos den Anderen an. Dieser behielt seinen Blick bei, atmete innerlich jedoch für einen kurzen Augenblick auf. Er spürte, wie Laws Arm in seiner Hand schwerer wurde, da er ihn offensichtlich nicht mehr aus eigener Kraft hochhielt. Daher ließ er ihn langsam los. „Vertrauen”, Law drehte ihm die Schulter zu, „dass ich nicht lache. Du hast es ihm schließlich auch gesagt. Und das obwohl du mir versprochen hattest, es für dich zu behalten.” Penguin realisierte den aufgebrachten, aber auch enttäuschten Unterton in Laws Stimme. Dennoch sprach er leise ohne zu schreien. Er war zum Glück kein hysterischer Mensch. Aber dennoch ahnte der Ältere, dass er einen sehr großen Fehler gemacht und jedes Fünkchen Vertrauen des Anderen, sofern es existiert hatte, zunichte gemacht hatte. „Er”, Penguin stockte kurz, da er wusste, dass er eben noch behauptet hatte, es sei seine alleinige Schuld, „ist uns vor einigen Tagen gefolgt und hat uns belauscht.” Augenblicklich wurde Laws etwas milder gewordener Blick erneut finster und er funkelte ihn aus dem Augenwinkel an: „Hast du nicht eben noch gesagt, dass es deine Schuld war? Warum nimmst du ihn dauernd in Schutz? Auch wenn er für dich wie ein kleiner Bruder ist! Er ist zweiundzwanzig und damit mehr als alt genug, um selbst für das, was er tut, gerade zu stehen. Du musst nicht dauernd seine Fehler auf deine Kappe nehmen!” Wortlos sah Penguin ihn an, ehe er den Blick resignierend zur Seite richtete: „Ich weiß, dass ich ihn zu sehr in Schutz nehme. Aber so bin ich nun mal. Ich will immer die beschützen, die mir wichtig sind - auch vor ihrer eigenen Dummheit.” „Und dafür würdest du sogar dich von mir in Einzelteile zerlegen lassen?”, knurrte der Andere. Der Ältere sah wieder entschlossen zurück: „Ja!” Law seufzte, senkte seinen Kopf und legte die Finger seiner rechte Hand gegen seine Stirn: „Das muss ich nicht verstehen.” „Als wäre das so schwer nachzuvollziehen”, murmelte sein Gegenüber. Doch Law ging darauf nicht weiter ein und sah wieder auf, allerdings gegen die Wand ihm gegenüber: „Weiß er auch wie wir es tun?” „Nein. Er denkt, ich sei passiv”, wieder pausierte Penguin beim Sprechen, „so wie er.” Law zuckte bei der Unterbrechung innerlich: „Du weißt also, dass ich auch mit ihm…” „Natürlich”, schnitt der Ältere ihm nun harsch das Wort ab, „denn bei ihm gibst du dir kaum Mühe es zu verheimlichen. Sonst würdest du ihn wohl nicht im Behandlungszimmer vögeln. Und langsam frage ich mich, ob es an mir liegt und du dich für mich schämst.” Unerwartet schnell blickte Law ihn an und antwortete zügig: „Blödsinn!” „Also kämpfst du innerlich immer noch mit dir selbst?” Penguin bedauerte, dass er gerade zu dieser Erkenntnis gelangte, hatte er doch gehofft, Law würde nicht mehr zweifeln. „Was dachtest du denn? Ich bin und bleibe der Käpt’n. Mich würde niemand mehr ernst nehmen, wenn irgendjemand von den Anderen davon Wind bekommen würde, wie ich… mich von dir…”, Law brachte diesen Teil des Satzes nicht zu Ende, weil er es nicht konnte. Aber es war offensichtlich, was er hatte sagen wollen. „Ich habe dir hundertfach gesagt, dass ich es nie jemandem sagen werde. Ja, Shachi hat herausgefunden, dass wir Sex haben. Aber ich werde nicht mal ihm sagen, wie wir dabei miteinander reden oder umgehen. Für kein Geld in der Welt wird das je über meine Lippen kommen, weil DAS generell niemanden etwas angeht. Ich kann jedoch nicht mehr machen, als dir das immer wieder zu versichern und dir außerdem zu sagen, dass du endlich aufhören sollst zu denken, irgendjemand würde dich dafür nicht mehr ernst nehmen oder gar verachten! Das ist einfach Schwachsinn!” Energisch und auch etwas wütend kamen diese Worte aus Penguins Mund, sodass Law nun verbissen zu Boden sah. „Vertrau mir doch einfach, wenn ich sage, dass dem so ist und du dir keine Gedanken machen musst!” Dieser ruhiger klingende Anhang ließ Laws Mimik noch mehr verkrampfen. „Hör auf mit deinem bescheuerten Vertrauen!”, zischte er, „Vertrauen macht angreifbar. Deswegen ist es dumm, anderen zu vertrauen.” Penguins Gesichtsausdruck wirkte schlagartig entrüstet. Diese Worte stimmten ihn ungemein traurig. Law ging um das Fußende des Bettes herum zum Schreibtisch. Dabei konnte der Andere nun wieder auf seine Narbe sehen. Und zusammen mit dem Gesagten wurde ihm bei diesem Anblick schmerzlich klar, dass in der Vergangenheit jemand das Vertrauen des Arztes aufs Ärgste gebrochen haben musste, damit er nun so redete. Wieder bekam er zudem den Eindruck, dass Law sich einsam fühlte. „In sich trägt er wirklich noch viel mehr Narben, als nur die eine auf seinem Rücken”, überlegte Penguin für sich und begann zu zweifeln, ob er jemals im Stande sein würde, den Jüngeren auch nur etwas dazu bewegen zu können, Anderen oder zumindest ihm zu vertrauen. Dennoch wollte er nicht aufgeben - noch nicht. Allerdings machte Law ihm deutlich, dass er bei seinem Vorhaben wieder ein ganzes Stück zurückgerudert war, als er nun laut sein Logbuch zuschlug und sich zu ihm umdrehte: „Warum hast du mir eigentlich noch nichts davon gesagt, dass Shachi es weiß? Oder hat er es dir eben erst gesagt?” Penguin blickte über das Bett hinweg seinen Käpt’n an, wohl wissend, dass Law sich wieder bestätigt sah, Vertrauen als etwas Schlechtes anzusehen. „Nein, ich weiß es schon einige Tage”, gab er ertappt zu, „aber ich wollte vermeiden, dass du es nicht mehr willst.” Ungewollt entfachte er damit erneut den Zorn des Anderen: „Ach so? Weil du es so geil findest, deinen Käpt’n zu nageln?” Doch auf Laws etwas lautere Stimme reagierte nun auch Penguin wieder aufgebracht und entschlossen: „Nein, verdammt! Vergiss doch endlich mal den Scheiß mit dem Käpt’n! Das interessiert mich dabei kein Stück!” „Warum dann?”, war die grimmige Antwort, die von der anderen Seite des Raumes kam. Wieder zögerte Penguin, bevor er ihm nun erstmals seine Beweggründe offenlegte: „Aus dem Grund, den ich dir schon genannt habe, als wir es das zweite Mal getan haben. Ja natürlich befriedigt mich es auch selbst, wenn ich mit dir schlafe. Vor allem seit wir dabei etwas rauer zur Sache gehen. Das macht nicht nur dich total an. Aber selbst wenn das nicht der Fall wäre, würde ich trotzdem noch mit dir schlafen, eben weil ich das Gefühl hatte, dass es dir gut tut und dich abschalten lässt, wenn auch nur kurz. Jeder hier an Bord weiß, dass in dir viel zu viel vorgeht und dich einiges belastet. Aber genauso weiß jeder, dass du nicht darüber reden willst. Ich hatte nicht unbedingt gehofft, daran etwas ändern zu können. Aber wenn ich dich auch nur ein kleines Bisschen besser fühlen lassen kann, dann würde ich dafür nahezu alles tun. Das war der Hauptgrund. Ich will bei jedem auf diesem Schiff, dass es ihm gut geht. Also auch bei dir.” In Laws Innerem überschlug sich abermals so einiges. Er hatte nicht gedacht, dass der Andere wirklich ständig an sein Wohlbefinden gedacht, sondern es letztlich auch nur aus eigener Lust getan hatte. Trotzdem blieb er stur und wandte seinen Blick wieder ab. „Mir geht es gut. Kümmere dich lieber um Shachi. Der braucht dich mehr als ich.” „Ja, natürlich geht es dir gut”, auch Penguin blickte wieder zur Seite und schnaufte kurz spöttisch, „Aber alles was Shachi gerade braucht wäre eine kalte Dusche.” Er hatte verstanden, dass Law nachwievor jede Hilfe ablehnte und ihn indirekt erneut aufforderte, ihn alleine zu lassen. Er ahnte jedoch nicht, dass Law hingegen wieder zutiefst bereute, wie er mit dem Jüngeren umsprang und ihn nur ausnutzte, um seine eigenen Zweifel und Gefühl der Schwäche zu kompensieren. „Weiß er, dass ich dabei entspanne?” Penguin sah überrascht auf, als er ihm diese Frage stellte, da sie bestätigte, dass er doch nicht Unrecht gehabt hatte. „Nein. Ich sagte doch, ich spreche nicht darüber, was im Detail zwischen uns passiert oder passiert ist.” Er musste nun etwas lächeln, behielt daraufhin aber seine Gedanken für sich: „Also hat er selbst gemerkt, dass es ihm gut tut.” „Ich wundere mich nur”, fuhr Law monoton fort, „weil er meinte, du hättest nicht verdient, wie ich mit dir umgehe. Klang als wüsste er es.” Law war klar, dass er gerade zugab, dass es für ihn selbst wirklich mehr als nur reine Lustbefriedigung war. „Ich glaube, das bezog sich nicht auf dich”, erklärte Penguin nun ruhig, „er dankt mir nur Einiges, was ich für ihn in unserer Kindheit getan habe.” Nun musste der Arzt, der zugeben musste, dass er nur wenig über ihre Vergangenheit wusste, etwas schmunzeln: „Warst wohl schon immer sein großer, starker Bruder, der ihn beschützt hat, was?” Penguin lachte kurz: „Ja. Allerdings.” In diesem Moment stellte Law etwas Anderes fest, als er den Älteren ansah: Obwohl beide sich die ganze Zeit schon halbnackt gegenüber standen, verspürte er nicht das Bedürfnis, jetzt wieder mit dem Anderen zu schlafen. Und dennoch genoss er seine Anwesenheit. Sie wirkte beruhigend auf ihn. Warum? Er wusste doch überhaupt nicht, was im Kopf seines Gegenübers ansonsten vorging. Wo war sein Argwohn und Misstrauen plötzlich hin? Weshalb wollte er gerade, dass der Andere nicht ging, und fühlte sich aufeinmal wieder unwohl, als er sich zum Gehen wandte? „Es ist schon spät. Tut mir Leid, dass wir dich jetzt vom Schlafen abgehalten haben. Wenn es in Ordnung ist, lass uns morgen über die Konsequenzen sprechen, sobald Shachi wieder ausgenüchtert ist.” Penguin sah ihn an, als würde er auf Laws Einverständnis warten. Doch dieses kam nicht. Stattdessen stellte er erneut eine unerwartete Frage: „Er sagte eben auch, ich hätte dich verletzt. Stimmt das?” Nun wurde der Andere etwas verlegen, hielt jedoch den Blickkontakt aufrecht: „Nein.” „Wieso sagt er dann so etwas?” Irritiert sah Law ihn an. Er konnte sich wirklich nicht erklären, in welcher Form er Penguin geschadet haben sollte. Oder etwa weil Shachi dachte, dass er ihn beim Sex genauso behandelte? Wieder nagte das Gewissen an Law. Doch Penguin klärte auch dies nach kurzem Zögern auf: „Er wusste, dass ich eben wieder bei dir war. Und hat gesehen wie niedergeschlagen ich zurückkam. Zumindest wirkte es auf ihn so. Und zugegebenermaßen war ich es auch etwas, weil ich wie immer das Gefühl habe, dich mit deinen zurückkehrenden Gedanken und Sorgen alleine zu lassen, als hätte ich es nur auf meinen eigenen Spaß abgesehen. Jedes Mal, wenn ich dich danach alleine hier lasse, habe ich deswegen ein schlechtes Gewissen. Ich dachte immer, dass… es dir vielleicht besser gehen würde, wenn ich bleiben würde. Aber dass das Blödsinn ist, wird mir langsam auch klar.” Laws Augen weiteten sich mit jedem Satz, den der Andere sprach. Genau das war das, was er immer gefühlt hatte und was er nun noch viel stärker tat: Er wollte mehr Nähe von Penguin als nur die beim Sex. Aber er hatte ihn dennoch immer fortgeschickt und später von sich aus gehen lassen. Er war es gewohnt alleine zu schlafen hinter der verschlossenen, dicken Stahltür. So war er nicht unmittelbar angreifbar, wenn er schlief. Und sein Misstrauen war einfach zu groß geworden, als dass er auf den tiefen, inneren Wunsch, nicht alleine zu sein, Rücksicht genommen hatte. Lieber hatte er sich stets seinen unruhigen Gedanken und finsteren Erinnerungen hingegeben, als dem befremdlichen Gefühl, nicht alleine zu sein. Denn, so dachte Law, solange er alleine hier eingeschlossen war, war er sicher. Nur konnte die massive Tür nicht seine Albträume und Ängste davon abhalten zu ihm durchzudringen. Aber würde sich daran etwas ändern, wenn er nicht alleine hier wäre? Schwer vorstellbar. Andererseits spürte er weiterhin den immer stärker werdenden Wunsch, den Anderen zumindest heute Nacht bei sich zu haben. Denn seine Anwesenheit wirkte auch gerade wieder auf ihn unglaublich beruhigend. Und dabei tat er nicht mal etwas Besonderes. Er stand einfach nur in einigen Metern Entfernung, sah etwas enttäuscht, aber letztlich doch selbstsicher zu ihm hinüber und strahlte, wohl unbewusst, eine enorme Ruhe aus. Eine Ruhe, die Law sich in seinem Inneren selbst nur allzu sehr wünschte. Denn auch wenn er sie nach außen hin meist selbst wiederspiegelte, so war sein Innerstes, wie Penguin und auch seine restliche Crew offenbar ganz richtig vermutete, ein einziger Haufen des emotionalen Chaos - eine Spirale negativer Gedanken, die ihn besonders Nachts immer weiter in die Tiefe zog, weshalb er auch gerne krampfhaft wach blieb, um zumindest seinen beängstigenden Träumen zu entkommen. „Wie gesagt: Es war Blödsinn. Also vergiss es einfach.” Wieder wandte Penguin sich mehr der Tür zu. Aber abermals hielt Law ihn auf: „Vielleicht… lässt du Shachi erstmal zur Ruhe kommen.” Verwirrt drehte der Andere sich erneut um und sah Law, wie er seine Jeans öffnete und auszog, bevor er sie auf die Hälfte faltete und über den Schreibtischstuhl hängte. Penguin beäugte ihn skeptisch, konnte er sich nicht erklären, was diese Reaktion nun sollte. „Der wird denken, dass du mich wirklich zerstückelt hast, wenn ich nicht bald zurückkomme.” Nun war es Law, der etwas höhnisch schnaufte: „Das kann er heute Nacht ruhig denken. Denn egal ob er das zwischen uns weiß oder nicht, er ist auf jeden Fall einfach hier reingeplatzt und das kann ich gar nicht haben, wie du weißt. Ein bisschen Strafe muss also sein.” Wieder musste Penguin kurz lachen. Ja, er wusste wie jedes andere Crewmitglied, dass ihr Käpt’n es wirklich nicht ausstehen konnte, wenn man ohne vorher zu klopfen einfach in seine Kabine kam. Mehr als verständlich für den Älteren, denn egal ob es bei Law damit zusammenhing, dass er seine Emotionen und Gedanken für sich behalten wollte, so hatte auch er ein Recht auf seine Privatsphäre. Auch Penguin nervte es hin und wieder, wenn einige seiner Kameraden ohne ein Klopfen in seine und Shachis Kabine platzten. Aber manche hatten eben diese schlechte Angewohnheit, wohlgleich Shachi sonst nicht dazu gehörte. „Das ist wohl wahr”, Penguin lächelte, „trotzdem möchte ich schlafen.” „Dann tu das”, kam es ausdruckslos von Law, “hier.” Das Lächeln verschwand und ein Ausdruck der Sprachlosigkeit trat in das Gesicht des Älteren: Wollte er ihn auf den Arm nehmen oder hatte Law ihm ernsthaft gerade angeboten zu bleiben? “Was?”, reagierte der Jüngere nun angesichts der Starre des Anderen, „Du wolltest doch bleiben. Oder habe ich das falsch verstanden?” „Nein”, kam es zunächst immer noch ungläubig von Penguin, ehe er sich wieder fasste, „also ja, ich wollte immer bleiben. Aber nicht meinetwegen. Ich will nicht, dass du dich noch unwohler fühlst, weil ich hier bin.” Law ging zum Bett und schlug die dünne Bettdecke, die von ihrem vorherigen Tun noch recht verwüstet aussah, auf. „Mir ist es egal.” Wieder entsprach das nicht ganz der Wahrheit, wusste er selbst und sah den Anderen erneut nicht an. Auch Penguin konnte sich denken, dass es ihm keinesfalls egal war, war sein Käpt’n doch generell niemand, der Gleichgültigkeit befürwortete. Aber dass er ihn nun nicht fortschickte, bedeutete für ihn vor allem eins: Law wollte ihn nicht unbedingt los werden. Denn wenn er das wirklich gewollt hätte, dann hätte er es getan. Also musste es in ihm etwas geben, dass ihn hier haben wollte - auch ohne Sex. Glücksgefühle stiegen in dem Älteren auf. Hatte er vielleicht doch eine Chance, Law noch näher zu kommen? Würde er es über lang oder kurz doch zulassen? Doch Law blieb gewohnt trocken, als er sich nun auf der rechten Seite des Bettes niederließ und zu ihm hinüber sah: „Aber bleib auf deiner Seite und denk nicht mal dran mir nahe zu kommen!” Penguin schmunzelte: „Verstanden.” Natürlich hätte er ihm lieber mehr Nähe gegeben, aber er durfte es wohl einfach nicht überstürzen. Dass er gerade erstmals seine Anwesenheit über Nacht zuließ, war bei Weitem mehr als der Ältere sich an diesem Abend erhofft hatte - was er überhaupt noch gehofft hatte. „Ach und lass die Tür abgeschlossen”, sagte der Arzt leise, während er nach der Decke griff. Penguin ging auf das Bett zu: „Natürlich.” Er hätte nicht mal daran gedacht sie zu öffnen. Er wusste, dass Law nachts immer abschloss. Und so taten sie es ja auch stets, wenn sie Sex hatten. Es stand für ihn also außer Frage, daran etwas ändern zu wollen, zumal ihm alles Recht war, was dafür sorgte, dass der Chirurg sich wohl fühlte. Er blieb direkt vor dem Bett stehen: „Soll ich meine Decke noch holen?” „Wozu?”, Law schüttelte seine Decke einmal richtig aus, sodass sie sich gänzlich über das Bett und seine Beine ausbreitete, „Die hier ist groß genug.” Ja, das war sie wirklich. Eigentlich viel zu groß für eine Person, so hätte man meinen können. Aber Law war der Käpt’n. Er hatte eine Kabine, die auch noch größer war als alle anderen, für sich alleine. Und zudem ebenso ein größeres Bett als die Crewmitglieder. Und das stand ihm in seiner Position auch zu, fand der Ältere. Und er musste sich daher wohl wirklich keine Gedanken machen, was das Teilen einer Bettdecke ohne Körperkontakt anging. Nachdem Penguin sich seines Overalls entledigt hatte, setzte er sich ebenfalls gänzlich auf die weiche Matratze. „Aber wag es nicht, sie mir wegzuziehen”, richtete Law nochmals seine ernsten Worte an Penguin und blickte ihn grimmig an. Dieser grinste: „Ich bin nicht lebensmüde.” „Im Gegensatz zu Shachi”, witzelte unerwartet daraufhin der Andere. „Es tut mir wirklich Leid, dass das passieren konnte, Law.” Als wäre es längst normal, achteten beide nicht darauf, dass Penguin ihn wieder mit seinem Namen statt mit seinem Titel ansprach. „Hör auf”, stöhnte der Jüngere, „ich habe dir eben doch schon gesagt, du sollst nicht die Schuld für seine Fehltritte auf dich nehmen.” „Ich weiß”, gähnte der Ältere und ließ sich nun zurück ins Kissen fallen, wobei Law ihn beobachtete, „aber so wie eben habe ich ihn noch nie erlebt.” „Und ich dachte schon, mir wäre das entgangen. Aber wenn nicht mal du ihn so kennst”, Law blickte durch den Raum. „Nein. Ich werde morgen mal mit ihm sprechen. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass nur der Alkohol so eine heftige Reaktion ausgelöst hat.” Penguin schloss die Augen, drehte sich auf seine rechte Seite und damit Law zu. Er bekam nicht mit, wie dieser etwas erstarrte als ihm nun wieder durch den Kopf ging, wie er Shachi zeitweise und vor allem beim Sex behandelte. Nach einem Augenblick der Stille kam wieder ein Gähnen von seiner Linken: „Worüber auch immer du gerade schon wieder nachdenkst: Lass es und versuch zu schlafen!” Verwundert sah er wieder zu Penguin, der immer noch die Augen geschlossen, aber wohl gespürt hatte, dass Law sich noch nicht hingelegt hatte und aufrecht neben ihm saß. Obwohl er Anweisungen und Ratschläge von Anderen doch hasste, störte es ihn gerade wieder kein Stück wie sein Gegenüber mit ihm sprach. Nun linste der Ältere ihn mit einem Auge an und grinste etwas: „Oder soll ich das von vorhin wiederholen, damit du nichts mehr kannst außer einschlafen?” Law wusste wovon er sprach: Sie hatten es an diesem Abend wirklich nicht gerade sanft getrieben und er war danach ziemlich ausgelaugt gewesen. Und diese Müdigkeit saß ihm immer noch in den Knochen, weshalb er auch sein Vorhaben duschen zu gehen längst verworfen hatte. „Nicht nötig.” Law legte sich auf den Rücken, schmunzelte dabei jedoch ebenfalls etwas. „Gut”, Penguin ließ sein Lid wieder zufallen, „ich bin nämlich eigentlich auch viel zu müde.” Seine Stimme wurde während er sprachimmer leiser. Der Jüngere drehte seinen Kopf in seine Richtung: Der Andere schien bereits ins Land der Träume abgedriftet zu sein. „Das ging aber schnell”, stellte er stumm für sich fest. In ihm kam etwas Neid auf, da es ihm selten gelang, so schnell einzuschlafen. Er musterte ihn, wie er so ruhig atmend neben ihm lag. Der längliche, silberne, röhrenartige Ohrring am äußeren Rand seiner linken Ohrmuschel blitzte zwischen einigen schwarzen Haarsträhnen im gelblichen Licht der Nachttischlampe zu Laws Rechten hevor. Er hatte ihn sich erst vor einigen Tagen zugelegt. Wohl aus einer reinen Laune heraus. Aber Law fand, dass er ihm stand. Irgendwie wirkte Penguin damit sogar noch ein kleinwenig anziehender auf ihn. Kein Wunder: Er trug ja nicht selbst vier Ohrringe, weil sie ihm nicht gefielen. Ebenso verhielt es sich mit seinen Tattoos. Und davon hätten es ruhig noch ein paar mehr sein können. Bisher trug er nur welche auf seinen Unterarmen und Händen. Aber bis jetzt war ihm noch nicht in den Sinn gekommen, wo und wie er sich hätte als nächstes tätowieren lassen können. Er hob seinen linken Handrücken vor sein Gesicht und betrachtete ihn. Auch die meisten Anderen in der Crew trugen Körperschmuck dieser Art. Das war wohl eine Vorliebe, die sie alle teilten. Law musste etwas schmunzeln und sah wieder kurz zu dem Mann neben ihm. Penguin hatte nur ein einziges Tattoo. Und dieses konnte der Arzt gerade zu seinem Bedauern nicht mal sehen, da es sich auf seinem rechten Schulterblatt befand, er allerdings seinen Rücken der Tür zugewandt hatte. Jedoch wusste er genau wie es aussah, hatte er es sich doch längst eingeprägt, bei den etlichen Malen, die seine Augen schon an seinem nackten Körper gehaftet hatten: Es war der Buchstabe „S” in geschwungener, aber zeitgleich auch zackiger, großer Schrift. Law wusste nicht wofür es stand, vermutete aber, dass es Shachi galt. Andererseits hatte er an diesem noch nirgends ein Tattoo entdeckt, dass an Penguin erinnerte. Aber so genau hatte er ihn und seine Tattoos, und Shachi hatte ein paar, auch noch nie angesehen - weder im Bad noch beim Sex. Der Arzt presste die Lippen aufeinander. Wieder kehrte der Gedanke an das zurück, was er mit dem Jüngeren tat, um seine eigene Unsicherheit bezüglich der Sache zwischen ihm selbst und Penguin zu überdecken. Er ließ seine Hand sinken und blickte zur Decke. Jedes Mal wenn er mit Shachi bisher geschlafen hatte, überkam ihn danach die Reue. Aus dem Augenwinkel sah er erneut zu Penguin, der weiterhin ruhig neben ihm schlief. Die beiden Freunde schienen sich wirklich nicht darüber zu unterhalten, wie beide mit ihm, Law, schliefen. Andernfalls würde Penguin, der ganz offenkundig einen immensen Beschützerinstinkt gegenüber dem Jüngeren hatte, nun nicht so seelenruhig neben ihm liegen. „Ich muss das beenden”, ging es Law durch den Kopf, der sich auch wieder entsann, wie Shachi davon gesprochen hatte, er würde jedem nur wehtun, „ich bin mir sicher, er hat auch von sich selbst gesprochen. Und Penguin tue ich auch weh, ohne dass er es weiß.” Noch eine Weile betrachtete Law den Älteren mit gemischten Gefühlen, aber ohne zu realisieren, dass ihm seine Anwesenheit wider Erwarten kein Stück befremdlich vorkam, bevor auch er irgendwann einschlief. Etliche Minuten hatte Shachi vor Laws Kabine ausgeharrt, nachdem Penguin ihn hinausbefördert hatte, und war nicht, wie sein Freund es ihm geraten hatte, davongelaufen. Zu sehr hatte er Angst um diesen gehabt. Auch wenn er sich kaum vorstellen konnte, dass ihr Käpt’n jemals seiner Crew etwas Ernsthaftes antun würde. Im seltenen Fall, dass er sie zur Strafe in irgendeiner Form mit seinen Teufelskräften hatte Bekanntschaft machen lassen, hatte er dies für gewöhnlich nur wenige Minuten getan, um ihnen eine kleine Lektion zu verpassen. Doch eben hatte der Chirurg erzürnter gewirkt als je zuvor. Und der Rothaarige konnte nur zu gut nachvollziehen, wie sehr es in diesem brodelte, hatte er doch deutlich herausgehört, dass er, Shachi, eigentlich nichts von der Sache zwischen ihm und Penguin wissen sollte. Zudem war er noch einfach so in seine Kabine geplatzt. Somit hatte er damit gerechnet, dass Law Penguin wirklich in kleinste Stücke zerlegen und sich anschließend ihn zur Brust nehmen würde. Jedoch war Laws “Room”, der auch den Korridor umhüllt hatte, nach wenigen Augenblicken wieder verschwunden. Im Wechsel hatte er noch die beiden Stimmen aus dem Raum mal mehr mal weniger laut hören können. Natürlich war wieder kein Wort wirklich verständlich zu ihm durchgedrungen, sodass Shachi nicht wusste, was genau sie gesprochen hatten. Allerdings hatte er auch dieses Mal nicht versucht an der Tür zu lauschen, sondern die ganze Zeit unsicher, ob er weiter hier ausharren sollte, an der Wand gegenüber der Tür gelehnt. Irgendwann war es jedoch sehr still geworden. Entweder sprachen sie inzwischen leise oder, und davon ging Shachi aus, sie sprachen gar nicht mehr. Nach einigen Momenten der Stille hörte Shachi, wie eine der Türen, die aufs Deck führten, geöffnet wurden. Vertraute Stimmen schallten durch den Gang und kündigten die Rückkehr einiger seiner Freunde an, die noch in der Kneipe gewesen ware. Der junge Mann drückte sich von der Wand weg. Er wusste, dass er nur in Erklärungsnot geraten würde, wenn er weiter hier vor der Kapitänskajüte herumlungern würde und so von ihnen gesehen worden wäre. Er blickte noch mal auf die Tür: Immer noch war es dahinter still, während die Stimmen der Anderen immer lauter wurden. Er lächelte kurz, während er sich allmählich innerlich sicher war, warum er nichts mehr von Penguin und Law hören konnte: „Wahrscheinlich hat Peng es geschafft, Law zu beruhigen, und sie sind ins Bett gegangen.” Im selben Moment hatte er vor Augen, wie sie Arm in Arm in Laws Bett lagen. Eine Träne kroch aus seinem Augenwinkel. Hastig wandte er sich ab und ging schnellen Schrittes zurück zu seiner Kabine, bevor es auch die restlichen Tränen, die urplötzlich unter seinen Augen drückten, nach draußen schafften. Kaum dass er um die Ecke war, kamen ihm Tomo und einige Andere entgegen. „Oi, Shachi!” Doch der Ansgesprochene reagierte nicht. Er sah sie nicht einmal an. Stattdessen öffnete er nur eilige die Kabinentür und verschwand dahinter. Die irritierten Blicke der Anderen interessierten ihn nicht. Zu sehr war er mit sich und seinen Gefühlen beschäftigt, die sich nun abermals in ihm überschlugen. Ganze Bäche liefen über seine Wangen, während er nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend von innen gegen die Tür lehnte. Er hatte sich gewünscht, dass Penguin bei Law bleiben konnte - für seinen besten Freund. Zu sehr liebte er ihn, um es ihm nicht zu gönnen. Doch nun war es einmal mehr dieser und nicht er selbst derjenige, der bei Law war. Aber er gab nicht Penguin die Schuld dafür. Schluchzend ging er langsam zu seinem Bett, während nur ein Gedanke in seinem Kopf kursierte: „Gegen Peng kannst du nicht bestehen. Finde dich damit ab, Shachi. Egal worum es geht, du wirst immer der Verlierer sein.” Kapitel 8: Trugbild ------------------- Es war weder die Morgensonne, deren Licht um kurz nach sieben schräg durch das Fenster in die Kajüte fiel, noch das Geschrei der Möwen im Hafen, welches Law plötzlich aus dem Schlaf riss. Es war das Gewicht, das er schlagartig auf seiner linken Taille spürte. Er riss die Augen auf und blinzelte kurz dem blauen Himmel, der sich vorm Fenster erstreckte, entgegen. Hatte er das nur geträumt? Nein, da lag tatsächlich etwas auf seiner Seite. Er wollte sich hastig umdrehen, doch es ging nicht. Hinter ihm bremste ihn etwas, als würde er mit dem Rücken an der Wand liegen. Dabei stand sein Bett, abgesehen vom Kopfende, frei im Raum. Unruhe stieg in ihm auf. Er neigte den Kopf etwas. Nun konnte er eine Hand sehen, die schlaff vor seinem Bauch hing. Noch nicht ganz in der Welt angekommen, erschrak er für eine Sekunde, da er sie nicht zuordnen konnte. Erst im nächsten Moment fiel ihm ein, dass er anders als sonst nicht alleine in seinem Bett geschlafen hatte. Dennoch wollte er nach vorne entkommen. Doch die Hand ließ das nicht zu und drückte auf seinen Bauch, um ihn davon abzuhalten, kaum dass er sich wenige Zentimeter bewegt hatte. Damit zog sie ihn sogar noch weiter zurück und er spürte Wärme an seinem Rücken. Hinter sich hörte er ein leises Brummen. Durch eine leichte Drehung von Kopf und Oberkörper konnte er nun die Person sehen, zu der der linke Arm auf ihm gehörte. Penguin lag dicht hinter ihm. Seine Augen waren geschlossen und es schien als schliefe er noch. Dennoch ließ der Druck seiner Hand auf Laws Bauch nicht nach und hielt ihn davon ab, seiner Umarmung einfach zu entkommen. Der Arzt blickte wieder zum Fenster. Hatte er nicht gesagt, er solle auf seiner Seite bleiben? Mit finsterer Miene sah er auf das Ziffernblatt des Weckers auf dem Nachttisch. Dieser ließ seinen Blick noch düsterer werden. Wann war er das letzte Mal um diese Zeit wach gewesen, außer wenn er gar nicht geschlafen hatte? Doch schlagartig stellte er auch etwas Anderes fest und Überraschen stand in seinem Gesicht: Er fühlte sich nicht müde. Nicht wie gewöhnlich hatte er Stunden gebraucht, um einzuschlafen, sofern es ihm überhaupt gelang. Auch war er nicht mitten in der Nacht durch einen seiner Träume schweißgebadet hochgeschreckt. Stattdessen lag er hier auf der Seite, dicht an Penguin und fühlte sich ausgeruht. Hingen diese Tatsachen zusammen? „Blödsinn”, beschloss Law für sich, „das ist reiner Zufall.” Zum dritten Mal sah er aus dem Fenster hinter seinem Schreibtisch. Wieder blickte er etwas grimmig. „Er soll mich loslassen. Ich mag das nicht,” ging ihm dabei durch den Kopf. Kurz hob Law seine eigene Hand, um Penguins Arm unsanft von sich runterzuschieben, hielt dann jedoch inne. Ihm fiel wieder das Gespräch zwischen ihnen ein, welches sie am Abend geführt hatten. Er sorgte sich so sehr um ihn, dass es Law gerade schwer fiel wieder so kalt zu reagieren und ihn einfach von sich zu stoßen. Dabei empfand er diese Situation gerade mehr als befremdlich und unangenehm. Er seufzte und ließ seine Hand zurück auf die Matratze sinken. Wieder hörte er etwas: Penguins ruhigen Atem. Er wusste nicht warum, aber es entlockte Law ein Lächeln. Dieses wich jedoch schlagartig als er spürte, wie der Ältere sich nun noch enger an ihn drückte und er dabei deutlich etwas an seinem Po fühlte, wohlgleich sie beide ihre Boxershorts noch trugen. Sein Blick wurde starr. Auch wenn das nur eine ganz natürliche Reaktion innerhalb von Penguings Körper war, die auch ihm selbst ab und an am Morgen wiederfuhr, spürte Law, wie es ihn ungewollt erregte. Er blickte abermals an sich hinab und sah auf die Hand, die auf seinem Bauch lag: Sie war so dicht an seinem eigenen Schritt. Auch wenn die Bettdecke zwischen ihr und seinem Körper war machte es ihn zunehmend an. „Verdammt!”, zischte er kaum hörbar, als er merkte, wie seine Unterhose sich allmählich enger anfühlte. Er presste die Lippen aufeinander. Ganz anders Penguin, der nun ein dezentes Seufzen von sich gab. Sein warmer Atem traf Law im Nacken. Er schauderte kurz vor Erregung. Das machte es nicht besser. Der Chirurg konnte einfach nicht widerstehen. Auch wenn es früher Morgen war und der Andere noch im Land der Träume verweilte: Er wollte ihn spüren. Jetzt. Sofort. Sein Verlangen schaffte es einmal mehr, seine Selbstbeherrschung zu übertrumpfen, sodass er nun vorsichtig Penguins Hand griff und sie unter die Decke manövrierte. Dass der Andere davon aufwachte und die Augen öffnete, merkte er nicht. Auch wenn er ebenfalls kurz überrascht über den Ort und vor allem die Lage, in der er sich wiederfand, war, verhielt Penguin sich weiterhin ruhig. Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, während er seine Hand von Law weiter zu dessen Körpermitte dirigieren ließ. Erst als seine Finger anfingen leicht über die Härte unter dem Stoff zu streichen und Penguin seine Lippen auf den Nacken vor ihm legte, wurde auch dem Jüngeren klar, dass er aufgewacht war. „Du solltest mir doch nicht zu nahe kommen”, versuchte er unzufrieden zu knurren, was ihm allerdings nicht ganz gelang. Penguin grinste noch mehr: „Ich weiß. War auch keine Absicht. Aber gerade macht es auf mich nicht den Anschein, als wärst du immer noch dieser Meinung.” Seine Hand wanderte in Laws einziges Kleidungsstück und entlockte ihm ein Keuchen. „Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe. Aber ich konnte gerade nicht widerstehen”, gab der Arzt zu. „Das braucht dir wirklich nicht Leid tun.” Wieder küsste der Ältere Laws Nacken und wanderte weiter zu seinem Ohr, während er seinen restlichen Körper aufs Neue deutlich an ihn drückte. „Es gibt schlimmeres als so geweckt zu werden. Daran könnte ich mich sogar gewöhnen.” Wieder kam ein Laut der Erregung vom Anderen. Law wusste, dass er selbst morgens viel sensibler war und er sogar mit Leichtigkeit gekommen wäre, wenn Penguin seine Hand noch einwenig länger und fester bewegt hätte. Das war jedoch nicht was er wollte. „Ich… will dich spüren. In mir.” Sehr leise kam dies über Laws Lippen, während er mit halb geschlossenen Augen nach draußen blickte. Penguin hörte es dennoch und hielt inne. Er wollte ihn spüren? So direkt hatte er ihm das noch nie gesagt. Doch die Formulierung, die Law gewählt hatte, machte ihn gerade mehr als glücklich, auch wenn er möglicherweise erneut zu viel hinein interpretierte. Er lächelte: „Das kannst du gerne haben.” Kaum, dass er das ausgesprochen hatte, wollte Law sich umdrehen, um sich dafür wie gewohnt auf den Rücken zu legen. Abrupt entzog Penguin seine Hand aus seiner Hose und hielt ihn davon ab, indem er ihn an der Hüfte packte. „Nein, bleib so!”, wies er ihn bestimmend, aber dennoch mit ruhiger Stimme an. Law sah über die Schulter zu ihm. Penguin konnte deutlich die Unsicherheit und Verwirrung in den graublauen Augen sehen. „Das geht auch so.” Doch der Ausdruck in Laws Augen blieb. Er versuchte ihn umzustimmen: „Aber ich sehe dich dann nicht.” „Musst du das?” Wieder dieses warme, beruhigende Lächeln seitens Penguin, der sich auf seinen rechten Unterarm gestützt hatte, um ihn besser ansehen zu können. Dennoch haderte Law mit sich. Der Ältere neigte sein Gesicht näher an das des Arztes, ehe er gegen seine Lippen hauchte: „Du willst mich spüren. Und du weißt doch, dass das viel besser geht, wenn du dabei die Augen zu machst. Also spielt es keine Rolle.” Er versiegelte Laws Mund mit seinem eigenen, bevor er Widerworte geben konnte. Und auch wenn er immer noch nicht im Reinen damit war, ob er das wirklich zulassen sollte, akzeptierte der Jüngere es. Penguin schlug die Bettdecke tiefer, da sie ihn nur behinderte und es seines Erachtens ohnehin warm genug war - und gleich nur noch wärmer zwischen ihnen werden würde. Law fühlte, wie er die Hand wieder auf seine Hüfte legte und anschließend auf seine Kehrseite strich, bevor sie sehr langsam seinen Hosenbund tiefer schob. Ohne darüber nachzudenken hob er sein Becken etwas an, bis die Hose nun gut zwanzig Zentimeter tiefer saß. Währenddessen liebkosten Penguins Lippen wieder dieseinigen, wie sie es bei ihrem Liebesspiel inzwischen immer auf angenehme, aber dennoch verlangende Art und Weise taten. Und auch wenn Law seine Augen nun geschlossen hatte, so bekam er mit, wie der Ältere auch seine eigene Hose tiefer schob, bevor er seine Hand wieder zurückbewegte. Er ließ sie auf die Rückseite von Laws linkem Oberschenkel gleiten und drückte ihn etwas nach vorne. Der Andere ließ es zu, auch wenn sein Inneres immer noch unschlüssig war. Natürlich musste er ihn nicht ansehen, um ihn zu spüren. Zumal er das wirklich intensiver tat, wenn sein Sehsinn ihn dabei nicht ablenken konnten. Aber die Möglichkeit es zu können, gab ihm ein Gefühl von Kontrolle - Kontrolle, die er nicht einfach abgeben wollte. Oder viel mehr: Die er nicht einfach abgeben konnte. Auch wenn nach wie vor immer Penguin der aktive Part war und er, Law, es genoss, so wollte er ihn dabei im Auge behalten können. Dass dem so war, hatte Penguin längst verstanden. Doch er wollte das nicht länger so hinnehmen. Stattdessen wollte er dem Jüngeren endlich zeigen, dass er ihm dabei vertrauen und ihn blind machen lassen konnte. Allerdings sah Penguin, als er während des Kusses die Augen öffnete, wie der Andere mit der linken Hand nervös das Laken vor sich umklammerte. Er stoppte seine Vorbereitungen und zog seine eigene Hand hoch. Wortlos legte er sie auf Laws und löste behutsam die Finger aus dem weißen Stoff. Der Arzt schlug seine Augen auf und trennte ihre Lippen voneinander. Stumm sahen sie sich für einen Moment an. Letztlich flüsterte der Ältere ihm entgegen: „Ich weiß, dass es dir nicht leicht fällt. Und auch wenn du es sonst nicht tust: Vertrau mir wenigstens jetzt. Nur für den Moment.” Ein kurzes Seufzen in seine geschlossene Mundhöhle war alles was Law als Antwort von sich gab, bevor er den Kopf wieder auf die Seite legte. Penguin beobachtet wie Laws Lider erneut zufielen. Offenbar ließ er sich darauf ein. Zufrieden senkte der Ältere seine Lippen erneut an sein Ohr, um es zu liebkosen, während er langsam von der Hand des Chirurgen abließ. Seine Finger strichen seine Armmuskeln entlang bis zu seiner Brust, um von dort wieder Stück für Stück tiefer zu wandern. Law verharrte ruhig, wohlgleich er es innerlich nicht wahr. Aber die Berührungen des Anderen fühlten sich gewohnt angenehm an. Mehr als das: Sie heizten seine Libido weiter an. Und das trotz der neuen, befremdlichen Stellung. Und es gelang ihm, sich dem Anderen so hinzugeben. Allerdings ahnte Penguin nicht, dass es letztlich nur eine Sache war, die dafür sorgte, dass Law sich mit der Situation arrangierte: Eine Gegebenheit, die ihn in Sicherheit wiegte und ihm weiter das Gefühl gab die Kontrolle zu haben, obwohl er den Anderen nicht sehen konnte. „Aua!” Shachis lauter Ausruf hallte in dem kleinen Raum, den er sich mit Penguin teilte, kaum wieder. Er war aus einem Traum hochgeschreckt und hatte sich dabei am hölzernen Kopfende seines Bettes den Kopf gestoßen. Verwirrt und schlaftrunken blickte er durch den Raum, während er sich die schmerzende Stelle rieb. Erst langsam realisierte er, wo er war. Er blickte an sich hinab: Immer noch trug er seinen Overall zur Hälfte. Es dauerte einen Moment, ehe ihm wieder die Geschehnisse des Vorabends in den Sinn kamen. Er erinnerte sich, wie er irgendwann weinend auf sein Bett gekrochen war. Wann genau er eingeschlafen war, konnte er nicht sagen. Sein Blick wanderte hinüber auf das zweite Bett. Es war immer noch verlassen und die Bettdecke zeigte lediglich wo Penguin am Abend gesessen hatte. „Also ist er noch bei Law”, murmelte er leise an sich selbst, bevor sein Blick auf seinen Wecker fiel und anschließend zur Tür wanderte. Wieder kam Unwohlsein in ihm auf. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass er zu viel getrunken hatte? Sein Magen fühlte sich jedenfalls recht flau an. Außerdem spülte er einen Anflug von Hunger. Doch seine Müdigkeit schien noch weitaus stärker zu sein und drückte sich in Form eines Gähnens aus. Müde ließ er sich wieder zurückfallen, wobei er dieses Mal auf den Bettrahmen Acht gab. „Wahrscheinlich schlafen sie noch. Arm in Arm.” Wieder hatte er dieses Bild vor Augen. Und erneut kämpfte er mit den Tränen. Dabei hatte er es doch so gewollt. Dennoch war es schwer für ihn zu ertragen. Und dazu kam noch der Gedanke daran, wie er seinen Käpt’n angefahren hatte. Wie würde er wohl reagieren, wenn sie sich später über den Weg laufen würden? Law nahm das sicher nicht einfach so hin. Shachi rollte sich auf die Seite und klein zusammen. Er fühlte sich unwohl. Die Ungewissheit über Laws Reaktion, das Bild in seinem Kopf, der aufkommende Hunger und die Spuren seiner Trunkenheit setzten ihm enorm zu. Trotzdem siegte irgendwann erneut die Müdigkeit und er schlief nochmals ein. Hörbar atmend und immer noch mit geschlossenen Augen lag Law da. Es hatte wie erwartet nicht lange gedauert bis er sein Ziel erreicht hatte. Und auch Penguin schien morgens schneller zum Höhepunkt zu kommen als abends. Er lag inzwischen wieder gänzlich hinter dem Jüngeren und sein Arm erneut auf ihm. Seine Hand hielt ihn abermals am Bauch an sich gedrückt. Doch weder für die anhaltende Körpernähe noch den feuchten Spermafleck, den er selbst verursacht hatte, vor sich auf dem Laken hatte Law gerade Platz in seinem Kopf. Zu sehr war er wieder damit beschäftigt, das gerade erlebte zu verarbeiten. Bisher hatte er beim Akt immer unter ihm gelegen. Nur einmal hatte Penguin ihn direkt neben der Tür hochgehoben und ihn mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt, weil sie beide zu ungeduldig gewesen waren und es nicht bis zum Bett ausgehalten hatten. Aber selbst dabei hatte Law ihn permanent ansehen können. Auch wenn er meist seine Augen automatisch schloss: Wenn er es gewollt hätte, hätte er jede seiner Handlungen beobachten können. Und diese Gewissheit hatte er bisher gebraucht. Doch gerade hatte er diese Möglichkeit nicht gehabt. Dennoch hatte er es genossen. Und das obwohl es auch ansonsten völlig anders gewesen war als bisher. Nicht nur, dass es dieses Mal früher Morgen war, sie zusammen in seinem Bett geschlafen hatten und er Penguin dabei hatte nicht sehen können, nein, es war vor allem eins gewesen: Sanft. Jede einzelne von Penguins Bewegungen, gleichgültig ob sie von seinen Händen, seinem Becken oder einem anderen Körperteil ausgegangen war, war langsam und zärtlich gewesen. Längst hatte Law sich an den von Mal zu Mal rauer werdenden Sex mit dem Älteren gewöhnt, sich sogar danach gesehnt. Bis gerade war Penguin noch der Mann gewesen, der mit selbstsicherem Gesichtsausdruck über ihm lag und ihn durch seine schnellen, zielsicheren Bewegungen in die Extase trieb. Doch dieses Mal war es so unerwartet anders gekommen, allerdings nicht minder erregend. Nicht wie sonst war in ihm der Drang aufgekommen, den Anderen anzuweisen gröber zu werden. Es hatte ihm gefallen, wie er ihn an der Hüfte oder am Bauch behutsam festgehalten hatte, wie er mit seinen Lippen immer wieder seinen Nacken, seine Schulter und sein Ohr berührt hatte. Die ganze Zeit hatte er die Wärme und den Atem des Mannes hinter ihm auf seiner Haut wahrgenommen wie nie zuvor. Mit jeder dahin gestrichenen Sekunde hatte Law sich behaglicher gefühlt ihn so zu spüren. Und dennoch wusste er: Es gab nur einen Grund, warum er es hatte zulassen können. Penguin ahnte weiterhin nichts davon. Er richtete sich, wenn auch noch etwas erschöpft, wieder auf seinem rechten Arm auf und sah über Law hinweg in dessen Gesicht. Seine kurzes, ohnehin stets wild abstehendes Haar, war nun noch etwas zerzauster als zuvor. „Alles in Ordnung?”, fragte er. Der Angesprochene nickte nur stumm. Wieder konnte der Andere nicht anders als zu lächeln: Er war froh, dass Law es zugelassen hatte, auch wenn er nicht wusste was in seinem Kopf vorging. Doch dies wollte er gerne in Erfahrung bringen. „War es also doch nicht schlimm, dass du mich nicht sehen konntest?” Unerwartet öffnete der Jüngere nun die Augen und schob sanft den Arm von seiner Seite, bevor er seine Boxershorts hochzog und sich aufsetzte. Dabei fiel der Blick des Älteren wieder auf seine Narbe, welche die ganze Zeit an seinem eigenen Oberkörper verdeckt gewesen war. Penguin überlegte schon, ob er mit dieser Frage zu weit gegangen war, als Law ihn im selben Moment gelassen ansah: „Nein. Aber wir sollten dennoch aufstehen. Sonst schlafe ich wieder ein.” Erleichterung machte sich in seinem Gegenüber breit, ehe auch er sich aufrichtete und seinen Intimbereich dabei wieder bedeckte. Also hatte er ihm wirklich vertraut und es nicht einfach nur ertragen. Er sah hinter Law vorbei auf die Uhr. „Ich habe schon lange nicht mehr so lange im Bett gelegen. Es wird wirklich Zeit.” Nun blickte auch der Jüngere kontrollierend nochmals auf den Wecker, der ihm verriet, dass es nun bereits kurz vor acht war. Er schmunzelte: „Das würde ich auch gerne von mir behaupten.” Penguin zögerte, bevor er ruhig aussprach, was ihm in den Sinn kam: „Vielleicht sollte ich öfter bei dir schlafen, damit du eher schläfst und dafür nicht mehr so lange.” Laws Blick nahm einen Hauch Ungläubigkeit an, bevor er sich vom Bett erhob ohne den Anderen anzusehen und zum Schreibtischstuhl ging, wo seine Anziehsachen vom Vortag hingen. „Nicht nötig”, sagte er leise. Der Andere hinter ihm wandte nun etwas geknickt den Blick aufs Fußende. „Dachte ich mir schon.” Law hörte heraus, dass er ihn damit getroffen hatte, auch wenn er dies nicht beabsichtigt hatte. Er drehte sich dennoch nicht um und zog weiter seine Jeans an. „Nicht deinetwegen. Es…”, er stockte und hielt auch in seiner Bewegung inne, bevor er seine Hose weiter schloss und den Satz zu Ende führte, „... hat mich nicht gestört, dass du hier warst. Aber Shachi hat dich sicher auch gerne in seiner Nähe.” Law selbst fiel es nicht auf, dafür aber Penguin: Das „auch” in seinem letzten Satz. Hieß dieses „auch” nicht unweigerlich, dass er, Law, ihn gerne in seiner Nähe hatte? Der Ältere drehte sich zur Bettkante auf der gegenüberliegenden Seite, um ebenfalls aufzustehen. Dabei wirkte er wieder etwas glücklicher. „Ja, das stimmt”, antwortete er trotz seiner Gedanken. Er zog seinen Overall wieder an, während Law zum Schrank ging. „Ich gehe dann mal und schaue, ob er schon seinen Rausch ausgeschlafen hat.” Penguin sorgte sich nun wirklich wieder um seinen Freund, wusste er doch nicht, wie es ihm die restliche Nacht ergangen war. Zudem wollte er auch wie jeden Morgen duschen. Law bremste ihn jedoch: „Warte!” Penguin sah ihn an, während er am Bett und an ihm vorbeiging und die Tür vorsichtig öffnete. Der Ältere ahnte bereits, was in seinem Gegenüber vor sich ging. Und dies bestätigte sich, als er nun prüfend auf den Flur sah. „Niemand da”, murmelte er, bevor er den Kopf zurück in die Kajüte zog. Penguin blieb neben ihm stehen und sah ihn kurz kopfschüttelnd an. Law zog seine Augenbrauen grimmig zur Gesichtsmitte: „Du weißt ich bin der…” „Es ist in Ordnung”, schnitt der Ältere ihm jedoch das Wort ab, bevor er lächelte, „Law.” Sie sahen sich in die Augen. Wortlos. Nur eine winzige Distanz lag zwischen ihren Gesichtern. Doch beide überbrückten sie nicht. Stattdessen wandte Penguin sich nach kurzem Zögern zum Gehen. „Danke, dass du mir vertraut hast”, sagte er noch. Der Andere blickte jedoch nur zur Seite. Innerlich seufzte Penguin aufgrund der ausbleibenden Reaktion und verließ den Raum. Stumm schloss Law die Tür hinter ihm. Sein Blick huschte durch den Raum: Er war wieder leer und er selbst erneut alleine. Wie ferngesteuert ging er zum Bett, um das befleckte Laken abzuziehen und sich anschließend auf den Weg zur Dusche zu machen. Dabei hatte er jedoch nur eins im Kopf: „Ich habe dir nicht vertraut.” Bereits das halbe Betttuch in der einen Hand, hielt er inne und blickte auf die Handfläche seiner linken Hand, mit der er für gewöhnlich seinen „Room” formte und auch ansonsten den Großteil seiner Teufelskräfte kontrollierte - und mit denen er wiederum nahezu jede Situation unter seine Kontrolle bekommen konnte. „Ich habe nur wie immer auf sie vertraut.” Angespannt schloss er die Hand zur Faust. Die überraschten Blicke, die ihn trafen, als Law eine halbe Stunde später die Kombüse betrat, waren zu erwarten gewesen, stand er an Bord doch meist als Letzter auf. Dies war auch kaum verwunderlich, denn wenn er nicht gänzlich wach blieb, dann schlief er meist erst in den frühen Morgenstunden ein. „Oi, Käpt’n! Guten Morgen!” Kanaye, der neben ihrem Smutje als Einziger hier war und frühstückte, ließ hörbar die Verwunderung in seiner Stimme mitklingen. Law wandte sich direkt in Richtung Kaffeemaschine, begrüßte ihn und den Anderen aber dennoch im Vorbeigehen: „Guten Morgen.” „So früh schon auf?” fragte Dai. „Oder wieder durchgemacht?”, kam es nun sichtlich ernster von Kanaye, als sorgte er sich um die Gesundheit seines Anführers. Für einen Moment blickte Law stumm in seine noch leere Kaffeetasse, die er soeben zur Hand genommen hatte. Für gewöhnlich hätte er Fragen dieser Art abgeschmettert oder gänzlich ignoriert. Aber dieses Mal überlegte er es sich aus irgendeinem Grund anders. “Nein, ich war nur eher im Bett als sonst.” Wieder sorgte er mit dieser Antwort für Staunen bei den am Tisch Sitzenden. Zu seinem Glück blieben ihm weitere Fragen bezüglich seines nun schon zweifachen ungewöhnlichen Verhaltens erspart. Erneut ging nämlich die Tür auf und Tomo betrat gefolgt von Ban den Raum. Ersterer rieb sich fröstelnd die Oberarme: „Schön warm hier drinnen." „Du stellst dich heute an, Dickerchen”, kam es als Antwort von Ban. Beide hatten wohl, wie jeden Morgen und sofern sie nicht tauchten, vor dem Frühstück geraucht. Zumindest hielt der Blonde die Tageszeitung in der Hand, welche davon zeugte, dass er gerade an Deck gewesen war, wo er sie einer Zeitungsmöwe abgekauft hatte. Er warf sie auf den Tisch und sah weiter Tomo an: „Wir sind auf einer Frühlingsinsel. So kalt ist es wirklich nicht.” „Für jemanden aus dem Southblue, wie mich, ist es VERDAMMT kalt!”, erwiderte der Andere. Ban wollte ihn weiter aufziehen, als zu seiner Verwunderung jemand von hinten an ihm vorbeiging und die Zeitung an sich nahm. „Huch, Käpt’n?” Auch der Lockenkopf neben Ban blickte nun ihm nach, während Law gelassen zum anderen Ende des großen Tisches ging und sich dort mit Kaffee und Zeitung niederließ. „Dich habe ich ja lange nicht mehr um die Zeit hier gesehen”, erwähnte der Stirnbandträger. „Vielleicht liegt das auch daran, dass du selbst selten so früh auf bist? Vor allem, wenn du am Abend wieder deinen Trieben freien Lauf gelassen hast”, Kanaye konnte es einfach nicht lassen, ihn zu triezen, „Muss gestern demnach bescheiden gewesen sein. Hat deine Standkraft durchs Rauchen schon so nachgelassen?” Ban gähnte gespielt und klopfte dem Anderen im Vorbeigehen auf die Schulter: „Ach, Kana, meine Standkraft wird selbst in vierzig Jahren noch höher sein als deine es jemals sein wird.” Ein höhnisches Lachen kam von dem Anderen. Law ignorierte ihre üblichen Stichelein wie gewohnt und blätterte stattdessen in der Zeitung, wobei er sie aufrecht vor sich hielt. Wieder ging die Tür auf und zog damit alle Blicke, bis auf einen, in besagte Richtung. „Shachi!” Als ihr Smutje den Ankömmling in gewohnt freundlichem Ton willkommen hieß, erstarrte Law unmerklich. Bis gerade hatte er an diesem Morgen an den Rotbraunhaarigen noch keinen größeren Gedanken verloren. Zu sehr hatte ihn das, was eben zwischen ihm und Penguin gewesen war, wieder davon abgehalten. Doch nun war der gestrige Abend wieder sehr präsent in seinem Kopf. Unauffällig sah er von seiner Lektüre auf. „Na, hat Peng es doch noch geschafft, dich heil herzubuchsieren? Du hast da gestern echt einen ganz schön großen Aufstand veranstaltet.” Nicht nur Ban erinnert sich daran, wie laut der Jüngere in der Bar geworden war. Tomo, der ihn in der Nacht noch im Gang getroffen hatte, sah ihn etwas besorgt an: „Ist denn alles okay bei dir? Du warst gestern so schnell verschwunden.” Shachi jedoch stand regungslos da und starrte zu Law hinüber: Er hatte nicht damit gerechnet, dass er hier war. Hatte Penguin ihn aus dem Bett geworfen? Wohl kaum. Aber wo war sein bester Freund überhaupt? Schlief er noch? In Laws Bett? Noch unwahrscheinlicher. Und wie war Law gelaunt, nachdem was er, Shachi, sich am Abend geleistet hatte? Der Rotbraunhaarige erinnerte sich an jedes Wort, das er ihm an den Kopf geworfen hatte. Und hätte ihn nicht sein knurrender Magen vor dem Duschen in die Kombüse gelenkt, würde er jetzt wohl gerade intensiv über die mögliche Reaktion seines Käpt’ns nachdenken. Doch nun stand er ihm eher wieder gegenüber als er erwartet hatte. Law jedoch reagierte nur, indem er den Blick wieder senkte und offensichtlich weiterlas. In Shachis Kopf warf dies noch mehr Fragen auf: War er nicht mehr wütend? Oder würde er ihn eher unter vier Augen in der Luft zerreißen? Ignorierte er ihn jetzt einfach? „Shachi?”, Kanaye versuchte ihn aus seinen Gedanken zu holen. Weder er noch die Anderen ahnten, dass es nicht die ungewohnt frühe Anwesenheit des Arztes war, welche Shachi ihn so anstarren ließ. Er fasste sich erst wieder, als er die Tür hinter sich schmerzlich in den Rücken bekam: „Ouch.” „Meine Güte, lass mich doch erstmal frühstück…”, es war Penguins Stimme, die durch den Türspalt kam, ehe er vorsichtig eintrat, nachdem er gemerkt hatte, dass jemand hinter der Tür stand, „...oh, Shachi. Entschuldige.” Der Angesprochene machte einen Schritt zur Seite, während auch Shou in den Raum kam. Niemand bemerkte den verstohlenen Blick, den ihr Käpt’n erneut über seine Zeitung zur Tür warf. „Nichts passiert”, winkte sein Freund ab. Wieder begannen die Gedanken in ihm zu pulsieren. Dieses Mal bezogen sie allerdings auch Penguin stärker mit ein. Dieser hingegen wirkte völlig normal und beachtete ihn nicht mal weiter, da er offensichtlich gerade in eine Diskussion mit dem Rothaarigen schräg hinter sich vertieft war. Penguin hatte Shachi eben schon in ihrer Kajüte angetroffen. Allerdings hatte dieser noch geschlafen, sodass er sich leise wieder herausgeschlichen hatte, nachdem er sich saubere Kleidung aus dem Schrank geholt hatte. Zwar wollte Penguin immer noch mit ihm reden, doch gerade hatte er ein anderes, wenn auch geringeres Problem. „Dann nach dem Frühstück!” In Shous Stimme lag etwas Nerviges. Penguin verdrehte die Augen und sah zu Ban: „Kannst du mir mal sagen, was zwischen euch gestern noch los war? Er nervt mich seit geschlagenen zehn Minuten damit, dass er das Rüstungshaki lernen will, damit er dich besiegen kann.” Seit sie im Bad aufeinander getroffen waren, bettelte der Jüngere ihn regelrecht an, dass er ihm eben jenes beibrachte. „Ach, kleine Meinungsverschiedenheit gestern Abend”, erklärte Ban gleichgültig, „vergiss es, Kleiner. Selbst wenn Peng es mit dir trainieren würde, hättest du keine Chance. Ich schnippe dich mit dem kleinen Finger um.” „Wie war das?!” Provoziert wollte Shou auf ihn losstürmen, wurde dann jedoch durch eine Kopfnuss von Dai, der gerade zur Spüle ging, ausgebremst. „Keine Prügelein in meiner Kombüse!” Der Jüngste blickte ihm grimmig nach. „Du solltest deine Energie wirklich lieber ins Training investieren als in unkontrollierte Rauferein”, erwähnte Kanaye beiläufig. Damit gab er Ban Anlass sich wiederum über ihn lustig zu machen: „Sagt der, der seine Energie lieber ins Lesen der Bücher des Käpt’ns steckt als in sein Training.” „Du wirst es mir danken, wenn ich das nächste Mal deine Verletzungen versorge.” Kanaye konnte das selbstsicher behaupten, war es schließlich nach Kämpfen schon mehrfach vorgekommen, dass er Law unter die Arme gegriffen hatte und die Blessuren der Crew so gut er konnte behandelt hatte. Zwar besaßen die meisten von ihnen Dank ihres Käpt'ns grundlegendes medizinisches Fachwissen. Aber das ging selten über das Anlegen eines Verbandes oder dem Setzen einer Spritze hinaus. Ban ignorierte ihn und sah zu seinem Käpt’n, der sich, so schien es, wieder ganz seiner Zeitung gewidmet hatte: „Apropos, Käpt’n!” Law schreckte innerlich aus seinen Gedanken hoch. Seit Shachis und Penguins Auftauchen herrschte in ihm wieder Chaos, das er verbissen versucht hatte zu ordnen. Währenddessen hatte er die ganze Zeit auf den Obersten der Steckbriefe, die wie gewohnt in der Mitte der Zeitung beigelegt waren und bei denen er inzwischen angekommen war, gestarrt. Die hässliche, breite Visage, die ihn dort angrinste und dem Flugblatt nach einem Kriminellen mit dem Namen „Bullet Joe” gehörte, hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt, während in seinem Kopf alles nur um das kreiste, was er an diesem Morgen in seinem Bett erlebt hatte - und um den Vorabend, sowie das was er mit Shachi tat. Er war nicht mehr wegen des Fehltritts des Jüngeren sauer, auch wenn ihm die Tatsache, dass Shachi über ihn und Penguin Bescheid wusste, immer noch schwer im Magen lag und etwas Sorge bereitete. Aber wenn er darüber nachdachte, wie er den Rotbraunhaarigen behandelte, konnte er zumindest nicht mehr darüber verstimmt sein, dass er einfach so in seine Kabine geplatzt war. Ansprechen wollte er das alles aber hier und jetzt definitiv nicht. Bemüht darum, gelassen und neutral zu wirken, blätterte er um und schlug damit die Steckbriefe wieder zu. Er wollte sie später in seiner Kajüte näher studieren. „Was?” Er sah Ban nicht an, als er ihm kühl antwortet. Dieser blieb davon jedoch unbeirrt: „Heute Abend wird auf der ganzen Insel gefeiert, haben wir gestern erfahren. Mondfest oder so, nennen sie es. Aber ist auch egal. Essen und Trinken kostet überall nur die Hälfte. Und in der Bar, in der wir gestern waren, werden ein paar Schönheiten ihre Tanzkünste zeigen. Weiß ich zufällig aus erster Hand. Und ich sag’s dir, die Ladys sind die reinsten Augenweiden. Zu denen kannst selbst du nicht nein sagen!” „Aha.” Law schien weiter unbeeindruckt. „Was heißt hier „Aha”? Du hast sie dir gestern schon entgehen lassen! Das kann ich kein zweites Mal zulassen.” Der Blonde ließ nicht locker. Wieder gab er Kanaye damit gefundenes Fressen: „Brauchst du etwa seine Unterstützung? Du prahlst doch sonst immer, wieviele du nacheinander beglücken kannst.” „Glaube mir, ich habe heute Nacht schon mehr als die Hälfte durch. Heute Abend folgt die andere Hälfte”, konterte er übertrieben, „aber ich kann dieses Vergnügen meinem Käpt’n nicht vorenthalten. Der braucht auch mal wieder seinen Spaß.” „Ich bin sicher, dass der Käpt’n, im Gegensatz zu dir Dumpfdödel, wesentlich mehr Spaß hat, wenn er in seinen Büchern liest. Aber dafür fehlt dir ja der Sinn und Intellekt.” Sein Gegenüber griff mit seinen Esstäbchen nach dem eingelegten Gemüse. Während Ban genervt Kanaye ansah, mischte sich nun auch Tomo wieder ein: „Selbst wenn dem so ist, du solltest wirklich mitkommen, Käpt’n.” „Ach ja? Sollte ich das?” Wieder blätterte Law nur desinteressiert um. „Was sagt eigentlich der Logport dazu?” Die Crew wusste, dass sie für gewöhnlich am Abend ablegten, sobald der neue Kurs vom Logport angezeigt wurde. Doch Ban grinste siegessicher: „Ich habe Bepo gestern gefragt und der letzte Stand war negativ.” „Gestern”, wiederholte Law trocken. „Ach, der wird heute noch genauso sein”, war der Blonde sich sicher. „Also? Kommst du mit?” Doch die Antwort des Chirurgen war eine Ablehnung, während sein Blick über die Zeilen schweifte: „Nein.” Ban seufzte, wohl wissend, dass wiederholtes Nachfragen bei ihm zu nichts führen würde, ehe er Penguin ansah: „Aber auf dich kann ich zählen, oder spielst du wieder Shachis Kindermädchen?” Sein Tischnachbar blickte zurück. Er hätte eigentlich damit rechnen sollen, in diese Konversation miteinbezogen zu werden. Jedoch hatte er während des Essens gegrübelt, ob Law bereits in seiner Abwesenheit ein Wort mit Shachi, der ihm nun gegenüber saß, gesprochen hatte. Es schien ihm nicht so. Außerdem wunderte es ihn jetzt doch, dass sein bester Freund bereits vor ihm hier gewesen war, wo er ihn doch eben noch in seinem Bett hatte schlafen sehen. Er musste wohl aufgestanden und hierher gegangen sein, kurz nachdem er selbst zum Duschen gegangen war. Und nun saß der Jüngere so stillschweigend da, als wäre er nicht anwesend. Aus dem Augenwinkel blickte Penguin kurz zu Law. Doch dieser war weiterhin hinter seiner Zeitung verschwunden. Wahrscheinlich war es ihm egal, wie er antworten würde - Auch wenn Penguin sich noch so sehr wünschte, er hätte sich mit seiner Vermutung geirrt. Er sah wieder Ban an: „Klar.” Law zeigte weiterhin keine Reaktion. „Na also. Auf dich ist Verlass!” Der Blonde legte seinen Arm um Penguins Schulter. „Gehen wir alle schön saufen und Weiber klar machen, während Kanaye hier bleibt und Kindermädchen für Shachi und Shou spielt.” „Wer braucht hier ein Kindermädchen?” Shou, der eifrig Essen in seinen Mund gestopft hatte, wollte erneut auf ihn losgehen. Dieses Mal war es jedoch Kanaye neben ihm, der ihn am Ärmel seines Overalls packte und stoppte: „Spar dir die Energie. Ban kann das Wort Kindermädchen nicht mal schreiben.” Der Erwähnte grinste bei dieser Reaktion, sah er sich doch darin bestätigt, dass Kanaye gut für diese Aufgabe geeignet war, da er auch gerade Shou im Zaum hielt. Er blickte zu Shachi hinüber: „Aus dir können wir heute Abend natürlich auch endlich einen echten Mann machen.” Doch der Angesprochene stand unerwartet auf und wandte sich zum Gehen. „Ach, Shachi, lass dich nicht von ihm ärgern.” Tomo versuchte ihn mit seiner gutmütigen Art aufzuhalten. Kanaye schloss sich dem an: „Er hat Recht. Außerdem musst du nicht trinken, wenn dir das mit gestern Abend noch nachhängt. Auch in den Straßen wird überall gefeiert. Es gibt auch dort zu essen, Aufführungen und Händler. Die verkaufen auch sicher so einen Krimskrams, den du immer sammelst.” „Krimskrams”, murmelte Shachi nur geknickt, bevor er den Raum verließ. Penguin, der ihn nun nur noch besorgter beobachtete, wollte aufspringen, wurde dann jedoch von Ban am Arm zurückgezogen. „Lass es!”, gab er ausdrücklich von sich. Der Andere sah noch kurz zur Tür, bevor er sich wieder sinken ließ. Es war wohl wirklich nicht gut, wenn er ihm jetzt schon wieder wie eine besorgte Mutter nachlaufen würde. So würde Shachi nie an Selbstbewusstsein gewinnen. Dennoch fiel es Penguin schwer sitzen zu bleiben. Zu sehr sorgte er sich um seinen Freund, wusste er doch genau, was letzte Nacht alles passiert war. Sein Blick wanderte in die andere Richtung hinüber zum Ende des Tisches. Dadurch bemerkte er gerade noch, wie Law seine Zeitung wieder höher hielt, um seine Augen zu verbergen und so zu tun, als wäre er weiterhin ins Lesen vertieft. Das Frühstück lag bereits einige Stunden zurück. Etwas außer Puste betrat Penguin das gelbe Uboot. Er war durchgeschwitzt. Seine Haare klebten ihm im Gesicht und im Nacken. Sein Top hatte er wie so oft ausgezogen und trug es nun auf seiner Schulter zurück. Da es an Bord gerade nicht viel zu tun gab, hatte er seine freie Zeit genutzt, um an Land zu trainieren und so Abwechslung vom Trainingsraum auf dem Schiff zu bekommen. Er hatte sich dabei wie sooft an seine eigenen Grenzen getrieben. Aber nur so war er in der Lage seinen Kopf frei zu bekommen. Und genau das war es, was er gebraucht hatte, nach letzter Nacht und dem Morgen, in dem er das erste Mal in seinem Leben neben Law aufgewacht war. Doch nun dachte er wieder insbesondere an Letzteres. Beim alleinigen Gedanken daran machte sich ein Lächeln auf seinen Lippen breit. Der Sex war anders für ihn gewesen. Lust und deren Befriedigung und das Verlangen Law ein Stöhnen zu entlocken, waren ihm dabei dieses Mal völlig nebensächlich erschienen. Viel mehr war es die Nähe zu dem Anderen, die er dabei genossen hatte. Vorallem weil er ihm scheinbar vertraut und sie zugelassen hatte. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob sich dies wiederholen würde, so macht es ihn im Moment unbeschreiblich glücklich. Dieses Empfinden schwand jedoch schlagartig, als er an seiner Kajüte ankam, aus der er sich frische Sachen holen wollte, ehe er nochmals duschen ging. Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem Magen breit. „Oh, Penguin.” Law wirkte nicht sonderlich überrascht, als er just im selben Moment aus dem Raum kam und die Tür hinter sich schloss. Der Ältere sagte nichts. Stattdessen versuchte er krampfhaft ruhig zu bleiben. Und das obwohl sein Inneres sich gerade unangenehm zusammenzog. Der Andere ging jedoch ruhig an ihm vorbei, als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen. Seine Augen blieben nicht mal mehr an dem verschwitzten, nackten Oberkörper vor ihm hängen. Stattdessen verschwand er hinter der Ecke wo seine Kabine lag. Plötzlich war der Gedanke, dass Law speziell seine Nähe mochte, verflogen - und mit ihm fast jedes gute Gefühl vom Morgen. Noch einen Moment starrte er auf die Tür vor sich und hoffte innerlich, dass er Shachi dahinter nicht nackt auf einem verwüsteten Bett vorfinden würde. Auch wenn er wusste, dass er und Law ebenfalls miteinander schliefen, so wollte er das nicht sehen - Nicht nachdem er sich gerade noch so gut gefühlt hatte. Aber genauso wenig wollte er ihn in Einzelteilen vorfinden. Er schluckte kurz, bevor er eintrat. Doch das Bild was sich ihm dort bat, war fern jeder Erwartung: Sein Freund saß, vollkommen bekleidet, im Schneidersitz auf seinem ordentlich gemachten Bett und betrachtete mit einem Lächeln auf den Lippen etwas in seiner Hand. Penguin schloss die Tür und trat näher. Nun konnte er erkennen, dass es eine der kleinen Figuren waren, die für gewöhnlich auf Shachis Nachttisch oder dem kleinen Regal über seinem Bett standen. Der Jüngere hatte auf ihrer Reise wirklich vieler solcher, in Penguins Augen kitschigen Objekte angesammelt. Einige stellten Tiere oder Fabelwesen da. Andere waren geometrisch geformt. Sie alle hatten unterschiedliche Farben und waren aus verschiedensten Materialien, meistens aber wohl aus Stein. Shachi mochte solche Dinge schon immer. Und auch wenn sie dem Älteren nutzlos erschienen und er es wie Kanaye als “Krimskrams” ansah, so freute Penguin sich darüber, dass sie ihn glücklich machten. „Habt ihr über gestern Abend gesprochen?”, versuchte der Ältere ein ruhiges Gespräch zu beginnen. Er hatte Shachi nach dem Frühstück wirklich alleine gelassen, damit dieser ersteinmal selbst Zeit zum Nachdenken hatte, wo er nun wieder nüchtern war. Er hatte später das Gespräch mit ihm suchen wollen, doch offenbar war dies nun nicht mehr nötig. Zumindest grinste er ihn nun breit an: „Ja haben wir.” „Scheinbar ist er nicht mehr sauer”, schlussfolgerte Penguin, was er eigentlich bereits geahnt hatte. „Nein”, Shachi lächelte immer noch. „Und deswegen grinst du jetzt so?” Der Stehende war verwirrt. Selbst wenn er mit Law Sex gehabt hätte, hätte er nicht diesen Gesichtsausdruck gehabt, wusste er. „Nein”, kam dieselbe Antwort erneut, während er nun die Figur in seiner Hand wegstellte. Penguin bohrte weiter nach, interessierte ihn doch zu sehr, wie Law es bewerkstelligt hatte, so eine Gemütsänderung bei ihm hervorzurufen: „Warum dann?” „Sag ich nicht.” Shachi wollte sich in Schweigen hüllen. Doch sein Freund wusste, dass er dieses mit Leichtigkeit brechen konnte. Nun grinste er fies: „So? Du sagst es also nicht?” Er kam noch etwas näher und griff einmal kurz an Shachis Seite. Er wusste wie kitzelig er dort war. Wie erwartet zuckte er zusammen. „Nicht! Ich sag es ja.” Das breite Grinsen in Shachis Gesicht bereitete Penguin allmählich noch mehr Unwohlsein, auch wenn sie offensichtlich nicht intim geworden waren. Wieder brach etwas in ihm durch, das er versuchte krampfhaft zu unterdrücken: Eifersucht. Bis eben hatte er diese völlig ausblenden können. Nach der vergangenen Nacht und dem Morgen hatte er das Gefühl gehabt, dass niemand Law so nahe war, wie er selbst inzwischen. Doch jetzt wurde ihm klar, dass er sich selbst belogen hatte. Das zwischen ihm und dem Arzt war nach wie vor nicht mehr als Sex und sein Drang dem Anderen zu helfen. Und diese Eifersucht brach endgültig in ihm durch, als Shachi weitersprach: „Der Käpt’n hat mich eben gefragt, ob ich mit ihm zum Fest gehe.” Pure Ungläubigkeit trat in Penguins Gesicht. „Verarsch mich nicht”, brachte er diese nach wenigen Sekunden zum Ausdruck, „er ist der Letzte, der sich so ein Fest freiwillig antun würde.” „Dachte ich auch. Aber er meinte, er hätte auch keine Lust aufs Trinken und die Frauen.” Shachi wirkte glücklicher denn je. Penguin blieb skeptisch: „Selbst wenn, dann vergräbt er sich hinter seinen Büchern, aber geht bestimmt nicht auf so ein Fest, voller Menschen und Trubel.” Shachi zuckte mit den Schultern. „Mich hat es auch überrascht. Aber er meinte das ernst.” Der Ältere spürte deutlich, wie in ihm Verwirrung, Wut und Enttäuschung gleichermaßen aufkamen. Er wandte sich dem Schrank und Shachi damit den Rücken zu. „Was soll das, Law?”, schoss es ihm durch den Kopf, wobei er den Schrank öffnete. Natürlich freute es ihn, dass sein Freund gerade so glücklich schien wie lange nicht mehr. Doch andererseits beschlich ihn nun auch das unangenehme Gefühl, dass Shachi mehr Interesse an ihrem Käpt’n hatte als nur ihre Liebschaft. Warum sonst wirkte er so euphorisch? Und dabei realisierte er doch gerade erst, dass er selbst mehr wollte, als Law nur sexuell zu befriedigen und ihm Entspannung zu geben. Er selbst wollte ihm nahe sein und mehr für ihn sein als nur eine Affäre. Verfolgten er und Shachi dasselbe Ziel? Hatte ihr Käpt’n sie beide um den Finger gewickelt und begann gerade ein übles Spiel mit ihnen zu spielen? Penguin konnte sich das bei ihm eigentlich nicht vorstellen, so grausam er auch gegenüber seinen Feinden sein konnte. Aber warum sonst, hatte er ihn letzte Nacht bei sich schlafen lassen, lud dann aber jetzt Shachi dazu ein, mit ihm auf das Fest zu gehen? Beides war für ihn völlig untypisch und abwegig. Und dennoch hatte er beides so kurz nacheinander getan. Der Jüngere bemerkte offenbar, dass sein Gegenüber nun bedrückt war. Er erinnerte sich wieder daran, wie er sich noch am Vorabend für ihn eingesetzt hatte, und nun tat er ihm das an. Shachi fühlte sich plötzlich gar nicht mehr so glücklich. „Tut mir Leid, Peng”, sagte er nun leise, „ich wollte dich nicht verletzen. Wenn du es nicht willst, gehe ich nicht mit ihm dahin. Mir ist das nicht wichtig.” Das Letzteres gelogen war, wussten beide. „Blödsinn”, Penguin hatte sich einen sauberen Overall aus dem Schrank genommen, ihn wieder geschlossen und drehte sich um, „Du hast mich nicht verletzt. Wie auch? Mir ist es egal.” Er versuchte zu lächeln. „Ehrlich?” Shachi sah ihn unsicher an, war er doch davon ausgegangen, dass sein Freund ähnlich für ihren Käpt’n empfand wie er selbst. Doch Penguin nickte: „Ja. Ich schlafe zwar mit ihm, genau wie du, aber das war’s auch. Alles Andere interessiert mich nicht. Und wenn es dich glücklich macht, dann freut mich das. Es hat mich nur gewundert, weil ich das von ihm nicht erwartet habe. Ich wünsche dir aber auf jeden Fall Spaß. Bis später!” Damit war er auch schon wieder zur Tür hinaus, ohne Shachi noch die Möglichkeit zur Antwort zu geben. Dieser sah ihm nun bedrückt nach, sich nicht sicher seiend, wie sehr er seinen Worten Glauben schenken sollte. Es war Nachmittag. Law hatte sich auf den Weg in die Stadt gemacht, vor der sie schon vor etlichen Tagen festgemacht hatten. Bepo hatte ihm bestätigt, dass der Logport nachwievor den nächsten Kurs noch nicht anzeigte. Wobei dies für den Käpt’n der Heart Pirates momentan keine Rolle mehr spielte. Er hatte Shachi versprochen, mit ihm auf das Fest am Abend zu gehen. Und dieses Versprechen würde er halten, auch wenn solche Dinge eigentlich gar nicht sein Fall waren. Aber er hatte einfach zu sehr das Bedürfnis, sein Verhalten gegenüber dem Jüngeren wieder gutzumachen. Und er hatte beim Frühstück mitbekommen, wie bedrückt er gewesen war, vor allem als Ban sich über ihn lustig gemacht und Kanaye seine geliebten Sammlerstücke, wenn auch unbeabsichtigt, herabgewürdigt hatte. Wie sehr Shachi diese Dinge liebte, war ihm vorhin bewusst geworden, als er zu ihm gegangen war. Nachdem sie kurz über den Abend gesprochen und Shachi ihm selbst geschworen hatte, nie ein Wort über seine oder Penguins Liebschaft mit ihm zu verlieren, waren sie irgendwie auf sein Sammelsurium zu sprechen gekommen. In den seltenen Fällen, in denen Law bisher in der Kabine der beiden gewesen war, hatte er es nie so intensiv wahrgenommen. Stolz hatte Shachi ihm daher seine Lieblingsstücke gezeigt. Und auch wenn es den Arzt in Wirklichkeit nicht interessiert hatte, hatte er sie sich geduldig angesehen. Letztlich hatte er ihn gefragt, ob er sich mit ihm die Feierlichkeiten außerhalb der Bars und Lokale ansehen wollte. Er war sich nämlich nun sicher, dass es dem Jüngeren gefallen würde. Und etwas tun, was dem Jüngeren wirklich gefiel, erschien ihm gerade enorm wichtig. Außerdem hatte der Chirurg wirklich kein Interesse daran, mit den Anderen zu trinken. Wobei ihn in erster Linie Bans übliches Vorhaben, mit einer oder besser gleich mehreren Frauen ins Bett zu gehen, davon abhielt. Er wollte nicht riskieren in Erklärungsnot zu geraten, warum sein Interesse am anderen Geschlecht mittlerweile wirklich schwindend gering war. Überhaupt war er in dieser Hinsicht nur noch auf eine Person fixiert, wie er selbst nur zu gut wusste. Längst hatte er auch aufgegeben, daran etwas ändern zu wollen. Momentan machte er sich aber ohnehin andere Gedanken. Denn es gab etwas, dass ihm viel wichtiger erschien, als sein Sexleben: Sein Ziel einen bestimmten Mann zu töten. Und sein damit verbundenes Nebenziel, welches er genau wie seine Mordabsichten geheim hielt. „Verdammt, ich brauche immer noch fünfundzwanzig. Jetzt sitzen wir aber schon seit fast einer Woche auf dieser Insel fest, weil der Logport ewig braucht.” Seine Miene verfinsterte sich zunehmend, während er durch die Straßen der Stadt ging. An den Hauptstraßen herrschte hektisches Treiben, da die Einwohner offensichtlich mit den letzten Vorbereitungen für die Feierlichkeiten am Abend beschäftigt waren. Law jedoch suchte die Ruhe, weshalb er in ruhigere Nebenstraßen abgebogen war. Er hatte kein bestimmtes Ziel. Viel mehr spazierte er umher, um dabei über sein weiteres Vorgehen nachzudenken. „Ich kann unmöglich in die Neue Welt aufbrechen solange ich nicht…”, doch sein Gedankengang wurde unterbrochen. Ein Schuss hallte aus der dunklen Seitengasse, die er gerade passiert hatte. Die Kugel streifte ihn am rechten Oberarm. Augenblicklich presste er seine linke Hand auf die schmerzende Stelle, wo sein Pullover nun zerrissen war und der dunkelblaue Stoff von Blut getränkt wurde. Er umklammerte sein Schwert fester mit der rechten Hand und wirbelte herum, als er Schritte hörte, die aus derselben Richtung wie der Angriff kamen. „Der Hut, das Schwert. Wenn ich mich nicht irre”, folgte eine männliche Stimme aus dem Dunkeln, “ist das Trafagar Law aus dem Northblue.” Kapitel 9: Herzschlag --------------------- Im Schatten der Häuser in einer schmalen Seitengasse, nur wenige Meter von jener entfernt, aus der er vor knapp einer halben Stunde angegriffen worden war, saß Law auf einer Holzkiste. Sein Oberkörper war nackt. Bis auf die blutende Wunde an seinem Oberarm war er allerdings unversehrt. Mit der linken Hand und den Zähnen zog er den Knoten zu, den er in einen seiner Ärmel gemacht hatte, nachdem er ihn von seinem Sweatshirt abgerissen und um die Verletzung gewickelt hatte. Auch wenn das Geschoss seinen Arm nicht durchbohrt hatte, so hatte es eine tiefe Spur hinterlassen. Der Arzt wusste, dass er schnellstmöglich zurück zum Schiff musste, um die Blutung dort fachmännisch zu stoppen. Der Stoff seines Pullis würde das nicht lange tun. Einmal mehr verfluchte er seine Teufelskräfte, da sie ihm zwar vieles in medizinischer Hinsicht ermöglichten, nicht aber das Schließen von Wunden. Er würde von seiner Crew daher sicher mit lästigen Fragen konfrontiert werden, sobald sie seine Verletzung sehen würde. „Ich hätte vorsichtiger sein müssen”, warf er sich in Gedanken selbst Unachtsamkeit vor. Ebenso ermahnte er sich selbst nicht zum ersten Mal, dass es längst überfällig war, sein Observationshaki mehr zu trainieren. Der hinterhältige Angriff des Piraten, dessen Steckbrief er noch beim Frühstück unbeabsichtigt länger betrachtet hatte, hätte ihn dann wohl verfehlt. Aber Law hasste Training. Er hasste das Kämpfen. Eigentlich hasste er es sogar Pirat zu sein. Doch anders konnte er sein Ziel nicht erreichen. Und auch wenn Bullet Joe, Rookie aus dem Westblue, ihn verwundet hatte, so hatte er mit seinen Männern, als sie aus dem Schatten hervorgetreten waren, nichts gegen ihn ausrichten können. Selbst seine Teufelskraft, die ihn befähigte Kugeln beliebiger Größe und Menge aus seinem Körper abzufeuern, hatte dem dicken, schwerfälligen Piraten mit dem Cowboyhut nichts genützt. Stattdessen lagen seine Männer nun in Einzelteilen und der Käpt’n selbst bewusstlos in der Gasse, wo sie wohl niemand allzu schnell finden würde. Nur ein Teil seines Angreifers war hier bei ihm. Ein leises Pochen drang von links an Laws Ohr. Er blickte aus dem Augenwinkel auf den durchsichtigen, zuckenden Kubus neben sich auf der Kiste: Fünfzig Millionen Berry war das Herz in seinem Inneren der Marine wert. Nicht gerade viel. Er hatte es schon mit anderen Kalibern aufgenommen. Sein eigenes Kopfgeld belief sich mittlerweile auf das Fünffache, wohlgleich er es nie darauf angelegt hatte - im Gegenteil. Er seufzte, bevor er den Würfel nahm und ihn sorgfältig in seinem zerrissenen Pullover einwickelte, sodass man ihn nicht sehen konnte. Anschließend erhob er sich langsam. Es ging bereits auf den Abend zu und trotz des Kampfes, der ihn glücklicherweise nur wenig Kraft gekostet hatte, hatte er nicht sein Versprechen gegenüber Shachi vergessen. Vorher musste er allerdings seinen Arm versorgen. Das eingewickelte Herz in der rechten Hand haltend, nahm er sein Katana, das Kikoku, welches neben ihm an der Hauswand lehnte, in die linke, bevor er seinen Rückweg antrat. Einige Leute auf der Straße blickten den Fremden argwöhnisch an. Sicher lief nicht alle Tage jemand halb entkleidet aber dafür mit einem mit Fell überzogenen Hut auf dem Kopf durch die Stadt. Doch der Arzt blieb davon unbeirrt. Auch war ihm nicht kalt. Aufgrund seiner Herkunft empfand er die für eine Frühlingsinsel typischen milden Temperaturen als angenehm. Dennoch war er froh, als er endlich sein Schiff erreichte. Sein Arm schmerzte zunehmend. Bevor er sich allerdings um ihn kümmern konnte, musste er erst etwas Anderes erledigen. Zu seiner Erleichterung kam er ungesehen bis zum Zwischendeck unterhalb des Behandlungsraumes sowie des Operationraumes und überhalb der Mannschaftsräume. Neben dem Trainingsraum, den einige seiner Crew in ihrer freien Zeit intensiv nutzten, lagen hier ausschließlich Lagerräume. Einer von ihnen, der kleinste, war stets verschlossen. Der Einzige, der einen Schlüssel dafür besaß, war er selbst. Und das aus gutem Grund. Er bewahrte ihn in seiner Kajüte auf und hatte ihn auf dem Weg hierher von dort geholt. Law sah sich nochmal um, um zu prüfen, ob er alleine auf dem Gang war, bevor er die Tür aufschloss und den fensterlosen Raum betrat. Er schaltete das Licht an und schloss die Tür hinter sich. Es war still. Der Großteil der Mannschaft waren wohl an Land unterwegs, sodass nichts an Bord zu hören war. Und auch das Meer und die Möwen draußen wurden hier übertönt von einem unregelmäßigen pochenden Geräusch, neben dem in der Hand des Chirurgen. Es ging von der brauen massiven Holztruhe ihm gegenüber aus. Mehr als diese Kiste befand sich auch nicht in diesem Raum. Zielsicher ging er auf sie zu und hockte sich vor ihr nieder, wobei er sein Schwert mit dem nicht verletzten Arm festhielt. Mit einem zweiten Schlüssel, den er ebenfalls aus seiner Kajüte geholt hatte, öffnete er das Vorhängeschloss und klappte den Deckel hoch, wobei das dumpfe Pochen deutlicher daraus hervortrat. Er richtete sich wieder auf und blickte auf das was sich darin verbarg: Kleine, beige Jutesäckchen, die asynchron zuckten. Mit finsterem Blick entpackte Law das Herz aus seinem Pulli und steckte es in einen der leeren Säcke, welche obenauf lagen, schnürte ihn zu und ließ ihn zu den anderen fallen. „Sechsundsiebzig”, sagte er trocken. Noch einen Moment betrachtete er seine Sammlung, bevor er den Deckel wieder zuklappte und verriegelte. Mit ausdrucksloser Miene verließ er den Raum, wobei er sicher ging, dass er ihn wieder sorgfältig verschloss und die Schlüssel in seine Hosentasche steckte. Plötzlich sprach ihn jemand von hinten an: „Käpt’n?” Law zeigte äußerlich nicht, wie er in seinem Inneren zusammenzuckte, als er Penguins Stimme vernahm. Er drehte sich zu ihm um. Der Andere musterte ihn bereits mit scharfem Blick, wobei er einige kleine Holzbretter in den Armen hielt. Es kam nicht oft vor, dass der Arzt halb bekleidet an Bord umherspazierte und seinen Pulli nur in der Hand trug. Und viel auffälliger noch war das Stück Stoff an seinem Oberarm, welches durch das Blut längst nicht mehr dunkelblau sondern schwarz war. Mit entsetztem Blick schritt der Ältere auf ihn zu und sah auf die roten Spuren, die seinen Arm hinabgelaufen waren. „Was ist passiert?”, wollte er wissen. „Nichts.” Law blieb kühl und wollte an ihm vorbeigehen. Penguin packte ihn jedoch energisch am unverletzten Arm und hielt ihn fest: „Nichts? Verdammt, du blutest!” Law riss sich los und sah ihn wütend an: „Und? Passiert schon mal.” Warum war er auf einmal so schroff zu ihm? Wieso verfiel er doch immer wieder in seine alten Verhaltensmuster, wenn sich jemand um ihn sorgte? Sogar dann wenn es Penguin war? „Ich weiß nicht, warum du dich jetzt wieder so verhältst, aber lass es mich bitte ansehen. Du wirst es nur schlecht alleine versorgen können.” Law blickte zur Seite, als der Andere das sagte. Nun antwortete er ruhiger: „Es wird schon gehen. Ist nur ein Streifschuss.” „Von wem?” Penguin sah ihn überrascht an: Es wunderte ihn, dass Law offensichtlich angegriffen worden war, da in all den Tagen, in denen sie nun schon hier waren, nichts passiert war. „Pirat. Meinte er könnte es mit mir aufnehmen”, Law sah ihn wieder an. Der Ältere musterte ihn und schlussfolgerte angesichts seiner sonstigen äußerlichen Unversehrtheit: „Da hat er sich wohl offensichtlich geirrt.” „Tja, Dummheit wird eben bestraft.” Der Unterton, als würde er über sich selbst sprechen, entging Penguin nicht. Law bewegte sich endgültig an ihm vorbei Richtung Treppe. Der Andere sah ihm nach: „Soll ich dir wirklich nicht helfen?” „Nein.” Damit ging er die Stufen hinauf. Penguins Blick wurde skeptischer, als er nun den Kopf drehte und auf die Tür blickte, aus der Law eben herausgekommen war. Er wusste, dass niemand außer dem Arzt dort Zutritt hatte. Und wie so vieles, war es etwas, worüber dieser nicht sprach. Bisher hatte Penguin sich damit abgefunden, wie mit all den Geheimnissen, die sein Käpt’n hütete. Doch nun kratzte die Neugier an ihm. Er spürte, dass Law dahinter etwas verbarg, das von immensem Ausmaß war. Nur was? Und wie sollte er es herausfinden? Mit fragendem, aber auch ernstem Blick sah er auf die Bretter, die er immer noch festhielt. Sie sollten als freischwiegende Ziele fürs Training dienen. Die alten, die im Übungsraum von der Decke hingen, waren zum Teil inzwischen zerborsten. Shou hatte sich neulich an einem der Splitter böse verletzt und Penguin wollte nicht, dass sich so etwas wiederholte. „Ich sollte mich erstmal darum kümmern.” Mit diesem Gedanken setzte er nun seinen Weg fort, auch wenn ihm Geheimnistuerei seines Anführers nicht aus dem Kopf ging. Law biss etwas die Zähne zusammen, als er den Stoff von seinem rechten Oberarm löste. Er war wirklich nicht zimperlich, aber die Wunde schmerzte immens. Zusammen mit dem Rest des Pullovers beförderte er den Ärmel in den Mülleimer neben dem kleinen Schreibtisch gegenüber der Behandlungsliege. „Verdammt”, zischte er, als er den Arm drehte und sehen konnte, dass er immer noch stark blutete. Hastig überbrückte er den Meter zum Medizinschrank und riss ihn auf, um ein der verpackten Kompresse herauszunehmen, sie ebenso hastig aufzureißen und auf die Stelle zu drücken. Verbluten würde er nicht so schnell, dazu war die Öffnung zu klein. Aber sie musste sehr tief sein, sonst hätte sie sich längst geschlossen. Er hörte wie hinter ihm die Tür geöffnet wurde und sah über seine Schulter. Kanaye betrat den Behandlungsraum. Er brachte einen Stapel Bücher mit, den er wohl aus dem kleinen Bücherregal hier im Raum entliehen hatte. „Oh, Käpt’n”, sprach er ihn überrascht an, entdeckte dann aber auch augenblicklich Laws Verletzung, legte die Bücher eilige auf den Tisch und ging zu ihm, „Was ist passiert?” Wieder dieselbe Frage. Doch dieses Mal wollte der Arzt nicht so gereizt darauf reagieren, wie er es bei Penguin getan hatte. Es gab einfach keinen Grund dazu. „Kleine Auseinandersetzung”, antwortete er daher monoton. Auch Kanaye erkannte, dass er als Sieger aus dieser hervorgegangen sein musste, da er ansonsten keine sichtbaren Blessuren davon getragen hatte. „Lass es mich ansehen!” Er hielt ihm die Hand hin, damit der Chirurg seinen Unterarm in diese legte. Law zögerte. Beim Gedanken daran, dass es gerade Penguins Hand hätte sein können, die sich ihm da entgegen streckte, wenn er sie nicht so unüberlegt abgelehnt hätte, hätte er sich am liebsten selbst geohrfeigt. Er ließ sich nicht gerne anfassen. Aber Penguins Berührungen war er inzwischen schließlich mehr oder weniger gewöhnt. Allerdings wäre er wohl eh nicht um Kanayes Hilfe herum gekommen. Er war neben ihm selbst der Einzige in der Crew, der Wunden nähen konnte, was er selbst mit einer Hand aber kaum hätte bewerkstelligen können. Und genau darauf lief es nun hinaus. „Ohne ein paar Stiche wird das wohl nichts”, erkannte der Andere ebenfalls, als er nun Laws Arm festhielt und seine Brille, die er wegen seiner Kurzsichtigkeit brauchte, auf der Nase zurecht rückte. „Oder siehst du das anders, Käpt’n?” Law seufzte und presste wieder die Kompresse auf die offene Stelle: „Nein. Ein Verband alleine wird nicht reichen. Es ist zu tief.” Ihm war inzwischen klar, dass er Glück gehabt hatte. Hätte das Geschoss ihn weiter an der Innenseite seines Arms erwischt, hätte es bei dieser Eintrittstiefe vermutlich die Hauptschlagader getroffen. Kanaye nickte und ließ seinen Arm los. Law legte seinen Hut ab und lehnte sich an den Schreibtisch, während der Andere alles zusammensuchte, was er benötigte. Bewusst vermied der Chirurg die Behandlungsliege. Er wollte sich nicht darauf befinden. Denn dann hätte er sich krank gefühlt. Und krank war er seit seiner Kindheit nicht mehr gewesen - daran wollte er nicht mehr denken. Der ein Jahr ältere Kanaye legte die Utensilien auf dem Tisch ab, desinfizierte seine Hände und zog sich Handschuhe über. Dass sein Käpt’n seine Gründe hatte, sich nicht auf die Liege zu setzen, war ihm klar. Aber auch wenn er sie nicht kannte, fragte er nicht danach. Wortlos begann er mit der Behandlung. Law beobachtete jeden Handgriff, den er tätigte. Er wusste, dass der Andere sehr gut in solchen Dingen war. Dennoch konnte er nicht anders als seinen kontrollierenden Blick starr auf seinen Arm zu richten. Selbst als die brennende Reinigung beendet war und Kanaye zum unansehnlicheren Teil, dem Nähen überging, sah er nicht weg. Warum auch? Er hatte das schon hundertfach bei Anderen, in erster Linie seinen Männern gemacht. Daher machte es ihm nichts aus zu sehen, wie die Nadel wieder und wieder seine Haut durchbohrte. Auch der dabei entstehende zusätzliche Schmerz schaffte es nicht, Law aus der Fassung zu bringen. Dafür hatte er schon weitaus Schlimmeres in seinem Leben ertragen. Plötzlich sprang die Tür auf und Bepo stolperte in den Raum: „Käpt’n!” Law sah zu ihm, blieb allerdings gelassen, da der Bär generell etwas hektisch war, wenn er ihm etwas mitteilen wollte. „Ja?” Doch bevor er sein eigentliches Anliegen kundtat, realisierte der Vizekäpt’n was er da sah und wurde noch unruhiger: „Oh nein, Käpt’n! Was ist passiert?” Und ein drittes Mal dieselbe Frage. Law versuchte zu lächeln: „Halb so wild. Nur ein Streifschuss. Mach dir keine Sorgen!” Der Bär schien sich zu beruhigen: „Entschuldigung.” Ja, er entschuldigte sich sogar, wenn er sich Sorgen machte. Bepo war in diesem Punkt wahrlich merkwürdig. Aber Law mochte ihn dennoch sehr. „Was gibt es?”, fragte er ruhig. „Der Logport hat den neuen Kurs”, antwortete der noch in der Tür Stehende. Endlich. Musik in Laws Ohren, die es allmählich leid waren, jeden Tag das Möwengeschrei über ihnen ertragen zu müssen. „Sag allen Bescheid, dass wir morgen früh bei Sonnenaufgang ablegen”, ordnete er an. „Morgen früh erst?”, wunderte sich sein Stellvertreter, da sie meist am Abend ablegten und sie zudem nun schon recht lange hier waren. Doch Law hatte zu diesem Zeitpunkt andere Pläne, die er aber für sich behielt. „Ja, morgen früh”, der Arzt beobachtete wieder was Kanaye tat, während er weitersprach. „Aye, Käpt’n!” Damit verschwand der Eisbär wieder. „Na, dann sollte ich wohl ein Auge darauf werfen, dass die Anderen nicht zu viel trinken. Sonst kommen die nicht rechtzeitig aus den Kojen”, schmunzelte der Mann neben ihm. Innerlich wunderte es auch ihn, dass Law nicht schon am Abend ablegen wollte. Gönnte er ihnen etwa den Spaß? „So unvernünftig sollte eigentlich keiner sein”, merkte Law trocken an, „nicht mal Shou.” „Na, mal sehen”, sagte Kanaye knapp, nachdem er die Wunde geschlossen, sowie die Blutreste beseitigt hatte und unter Laws prüfendem Blick ihm einen Verband anlegte. „Danke”, kam es trocken vom Jüngeren, als er endgültig fertig war. „Keine Ursache.” Der Ältere machte sich daran aufzuräumen und Law wollte schon gehen, als der Andere ihn nochmal aufhielt: „Käpt’n, hast du noch fünf Minuten? Ich habe in einem der Bücher über Blutuntersuchungen etwas gelesen, was ich nicht ganz nachvollziehen kann.” Law drehte sich wieder um und kehrte zum Tisch zurück, wo Kanaye nun zwei der Bücher aufschlug. Obwohl seine Wunde schmerzte und er deswegen Tabletten in seiner Kajüte zu sich nehmen wollte, um den Abend mit Shachi nicht aufgrunddessen zu vermiesen, nahm der Arzt sich die Zeit, dem Anderen seine Fragen zu beantworten. Er schätzte es einfach, wie sehr Kanaye sich für die Medizin interessierte, zumal Law der Ansicht war, dass jedes Wissen, egal welcher Art es war, nützlicher sein konnte als reine physische Stärke. Und es konnte jederzeit sein, dass es nicht mehr ausreichte, wenn er alleine an Bord umfangreiche Kenntnisse in der Medizin besaß. Der Abend kam und Law hatte mit Hilfe von Medikamenten die Schmerzen in den Griff bekommen. So ging er mit entspannter Miene neben Shachi her. Dieser wusste nichts von der Wunde, die er unter seinem schwarzen Strickpullover trug. Hätte er etwas geahnt oder gar gewusst, so hätte er wesentlich besorgter gewirkt. Es hatte sich wohl noch nicht in der Crew herumgesprochen, was Law sehr zusagte, mochte er es doch nicht, wenn man über ihn sprach oder ihm zu viel Beachtung schenkte, zumal es sich um keine große Sache handelte. Doch Shachi, in seinem langärmligen weißen Shirt und mit der orangenen dicken Steppweste darüber wirkte unbeschwert und glücklich, als sie nebeneinander durch die geschmückten Straßen gingen. Es war voll. In der Luft lag der Geruch von gebratenen Nudeln und anderem Essen. Musik spielte. Über ihnen schwankten bunte Lampions, die von Haus zu Haus gespannt waren. Und an den Straßenseiten reihte sich ein Verkaufsstand an den anderen. Law hatte Mühe, Shachi nicht aus dem Blick zu verlieren, so schnell wie dieser fasziniert von einer Auslage zur nächsten huschte und sich begeistert die angebotene Ware ansah. Kanaye hatte beim Frühstück ganz richtig vermutet: Der Großteil davon war wirklich genau dieser „Krimskrams”, den er so sehr liebte. Inzwischen hatten sie einen Platz erreicht, auf dem einige Stände im Kreis angeordnet waren und wo der Jüngere nun euphorisch hin und her lief. Law blieb an einem Fleck stehen und sah ihm dabei zu. Plötzlich sprach ihn jedoch der Verkäufer, neben dessen Stand er Halt gemacht hatte, von der Seite zu: „Junger Mann, Interesse daran etwas Glück zu erwerben?” Law blickte mit desinteressiertem Blick zu ihm und erkannte auf Anhieb noch mehr „Krimskrams”. „Nein, danke.” Ignorant wandte er sich wieder ab und steckte die rechte Hand in die Hosentasche, während seine linke Hand weiter sein Kikoku festhielt. Doch der Mann mit dem langen Spitzbart ließ nicht locker: „Schauen sie es sich wenigstens mal an! Meine Steine bringen garantiert Glück! Und Glück will doch jeder. Wenn sie sich schon glücklich schätzen, dann können sie es auch verschenken!” Law seufzte. Der Händler nervte ihn mit dem Unfug, den er da erzählte. Er wollte weiter weggehen, doch dann fiel sein Blick wieder auf Shachi, der gerade in einiger Entfernung länger an einem Stand stehen geblieben war. Der Chirurg glaubte an so etwas wie Glück nicht. Er verfolgte auch nicht das Ziel jemals sein Glück zu finden. Er wollte nur eine Sache in seinem Leben zu Stande bringen. Was danach geschehen würde, interessierte ihn nicht. Aber das wünschte er sich nicht für seine Crew. Auch wenn sein eigenes Leben ihm nur dazu diente, um den Wunsch des Mannes zu erfüllen, der es ihm einst gerettet hatte, so hoffte er, dass seine Mannschaft mehr im Sinn hatte: Dass jeder einzelne von ihnen das Glück suchte und es irgendwann finden würde. Denn auch wenn er nicht in der Lage war es ihnen zu zeigen, war Law ihnen dankbar, dass sie ihm folgten. Bedingungslos. Ahnungslos. Aber trotzdem loyal, wobei Law dennoch misstrauisch blieb. Doch alleine würde er sein Ziel nie erreichen. Er hätte ja nicht einmal sein eigenes Schiff steuern können. Zumindest wäre er an der Technik irgendwann gescheitert. Er entschied sich anders und drehte sich um. Zufrieden lächelte der Mann hinter seinem Stand. Laws Blick huschte über die angepriesenen Steine, die es in etlichen Formen und wohl allen Farben des Regenbogens gab. „Was kostet der?” Er deutete auf einen bläulichen Stein in Form einer Mondsichel. „Oh der ist was ganz Besonderes”, bewarb sein Gegenüber ihn noch mehr, „aber ich gebe ihn Ihnen für nur achthundert Berry.” „Achthundert Berry? Für einen nutzlosen Stein?” Law behielt seine Gedanken für sich, wartete noch einen Moment und nahm den Stein dann an sich. Er setzte sein Schwert, welches er die ganze Zeit über der linken Schulter getragen hatte, um seinen rechten Arm zu schonen, ab und hielt es mit der Armbeuge, ehe er aus seiner Hosentasche einige Münzen fischte, passend abzählte und sie letztlich dem Verkäufer überreichte. „Vielen Dank. Möge er ihnen unermessliches Glück bringen.” Während der Mann dies wegen des Handels zufrieden von sich gab, nahm Law sein Katana wieder auf, wandte sich ab und ging ein Stück davon. „Na, mir wird er sicher kein Glück bringen”, behielt Law seine innerlich ablehnende Haltung gegenüber solchem Aberglaube bei und suchte wieder nach Shachi, den er am selben Fleck erblickte, wo er ihn zuletzt gesehen hatte, „aber vielleicht freut er sich zumindest darüber.” Dem Rotbraunhaarigen eine Freude zu machen, war immer noch ein tiefer Wunsch, den Law hegte. Nur mit ihm hierher gekommen zu sein, erschien ihm bei weitem nicht genug. Abgesehen davon, ging er auch nicht davon aus, dass Shachi großen Wert darauf legte, dass ausgerechnet er mit ihm hier war. Sicher hätte er lieber einen der Anderen bei sich gehabt, aber diese waren alle leichter für Frauen, Rum und Poker zu begeistern als für Steine. Gut, er selbst hielt von Letzterem auch am aller wenigsten, aber er hatte Shachi nicht alleine gehen lassen wollen, selbst wenn er sich jetzt lieber in seine Bücher vertieft hätte. Dafür plagte ihn einfach zu sehr sein schlechtes Gewissen. „Ich hoffe nur, er gibt nicht zu viel Geld für diesen Unfug aus.” Law seufzte, als er beobachtete, wie der Jüngere nicht zum ersten Mal einem Händler Geld überreichte. Davon hatten sie nur soviel, wie sie anderen Piraten, nachdem sie sie besiegt hatten, abnahmen oder wie Tomo beim Poker gewann. Raubzüge und Überfälle auf Handelsschiffe oder gar Zivilsten gab es nicht. Niemand von ihnen wollte plündern oder sinnlos morden, um an Geld zu gelangen. Da war die Crew sich mit ihrem Käpt’n einig. Sie griffen auch keine anderen Piraten an, solange diese nicht zum ersten Schlag ausholten. Dennoch waren sie nicht unbedingt knapp bei Kasse. Allerdings war Law sich nicht sicher, wie lange das noch so bleiben würde, da sie nun schon geraume Zeit hier auf dieser Insel waren und viel Geld ausgegeben aber keins eingenommen hatten. Immerhin würden sie am Morgen endlich wieder in See stechen. Dennoch sollte Shachi nicht jeden Berry, den er bei sich trug, für unnütze Dinge ausgeben. Auf der anderen Seite konnte er ihm keinen Strick daraus drehen. Denn zeitgleich saßen alle Anderen in einem Lokal und investierten etliche Summen in Alkohol oder steckten es den Frauen zu, nachdem sie sich mit ihnen vergnügt hatten. Denn egal wie attraktiv er und einige andere in der Crew waren, viele der Damen, die sie abends in den Bars umwarben, waren nicht mehr als Huren, die damit ihr Geld verdienten. Nur einige waren, wie Law sie bezeichnete, Flittchen, die gerne jeden halbwegs gutaussehenden Mann um den Finger wickelten, ohne es auf sein Portmonee abgesehen zu haben. Wieder fiel ihm ein, welche Probleme Shachi mit Frauen hatte, selbst wenn sie käuflich waren. Law erinnerte sich an einen Abend der Monate zurücklag: Ban und einige Andere hatten damals beschlossen, sein Glück in die Hand zu nehmen indem sie eine der Damen vorab bezahlt hatten. Diese hatte daraufhin den unwissenden Shachi, trotz seines Gestammels und hochroten Kopfes in ein Gästezimmer des Wirtshauses verschleppt. Allerdings hatte es keine Viertelstunde gedauert bis sie panisch und nur leicht entkleidet zurück gerannt gekommen war. „Einen Arzt! Ich brauche einen Arzt!”, hatte sie panisch hervorgebracht. Der Wirt hatte schon einen rufen wollen, als er, Law, mit Kanaye und Penguin aufgesprungen und der Dame in das Zimmer gefolgt war. Dort hatten sie Shachi vorgefunden. Kreidebleich und mit blutender Nase. Er hatte auf dem Bett gelegen. Bewusstlos. „Ich hatte gerade mein Kleid ausgezogen, da ist er umgekippt”, hatte sie erklärt, ehe Law sie fortgeschickt hatte. Nach einer leichten Ohrfeige seitens Penguins war der Jüngste wieder zu Bewusstsein gekommen. Zu ihrer Erleichterung hatte Law jedoch nichts Ernsthaftes feststellen können. Er war einfach nur ohnmächtig geworden. Sekunden später war er in Tränen ausgebrochen. Mehr wusste Law nicht, da er und Kanaye daraufhin den Raum verlassen hatten. Er hatte der restlichen Crew darauf hin nur untersagt, nochmal auf so eine Idee zu kommen. Obwohl er Arzt war hatte er keine Erklärung für Shachis Verhalten. Vielleicht hatte ihn irgendetwas in seiner Kindheit traumatisiert. Aber wenn, dann wusste davon wohl nur Penguin. „Was er wohl gerade macht?” Law konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken sich plötzlich wieder extrem auf den Älteren fixierten. War es richtig gewesen, nicht mit den Anderen feiern zu gehen? Dann wüsste er jetzt was er tat. Wahrscheinlich hätte er ihm sogar wieder seinen eindeutigen Blick zugeworfen. Denn selbst wenn er es nicht darauf anlegte, wusste Law, dass seine Lust ihn in seiner Nähe irgendwann wieder überkommen hätte. Aber es war wohl besser so. Für beide. „Das heute Nacht ging schon viel zu weit”, dachte er. Trotzdem begann er sich auszumalen, wie Penguin im Moment fröhlich feiernd und trinkend mit den Anderen zusammen saß. Vielleicht lag er sogar schon mit einem dieser Flittchen im Bett? Oder sogar zwei? Warum interessierte es ihn überhaupt? Es war schließlich Penguins Sache. „Warum denke ich schon wieder darüber nach? Ich komme mir selbst vor, wie ein eifersüchtiges Eheweib”, ging es Penguin durch den Kopf, während er über den Rand seines Krugs, aus dem er gerade trank, Wakame beobachtete, als sich gerade eine rothaarige Schönheit auf dessen Schoss niederließ. Es war sogar eine der Tänzerinnen, die eben auf der Bühne ihr Können präsentiert hatten, und damit keine, die sich an ihn ranmachte, um mit ihm zu schlafen und dann abzukassieren. Nicht dass diese Frauen, die es nicht für Geld taten in irgendeiner Hinsicht besser waren. Allerdings fühlten die Männer sich immer in ihrem Auftreten bestätigt, wenn es ihr Aussehen war, dass die Frauen anzog und nicht ihr Geldbeutel. Und obwohl auch seine Attraktivität wieder ihre Wirkung zeigte, schenkte Penguin den Frauen wie schon am Vorabend nur wenig Aufmerksamkeit - Dafür umso mehr dem Alkohol. Und das obwohl Bepo sie darüber informiert hatte, dass sie im Morgengrauen aufbrechen würden, und ihm bewusst war, dass er dann wach sein musste. Das Ablegen war genau wie das Anlegen ein aufwendiger Prozess, bei dem jeder der Männer gebraucht wurde. Die gesamte Crew hatte es verwundert, dass ihr Käpt’n nicht umgehend hatte ablegen wollen, wie es sonst der Fall gewesen wäre. Die Meisten gingen davon aus, dass er ihnen den Spaß hier gönnte, während er selbst in seiner Kajüte Bücher wälzte und Bepo auf dem Schiff Wache schob - der Eisbär war die Saufgelage auf dieser Insel inzwischen eh leid. „Ich will wo hin, wo es Bärenweibchen gibt”, grummelte er mindestens einmal am Tag. Penguin allerdings wusste, dass ihr Vize momentan der Einzige an Bord war. Law war mit Shachi in den Straßen unterwegs. Das war seines Erachtens auch der Grund, warum er das Auslaufen auf den Morgen verschoben hatte. Und genau das war es, was ihm die ganze Zeit im Kopf vorging: Wie Shachi mit ihrem Käpt’n die Zeit verbrachte. Inzwischen hatte Penguin sogar den Eindruck, sie hatten ein Rendezvous, so bescheuert das auch klang. Vorallem wenn man beachtete, dass es sich um Law handelte, der wahrscheinlich in seinem ganzen Leben noch nichtmal über so etwas nachgedacht hatte. Dennoch beschlich ihn mehr und mehr die Vermutung, dass Law mehr für seinen besten Freund empfand, wie es wohl auch andersherum der Fall war. Warum sonst hatte er ihn gefragt mit ihm etwas zu tun, was er selbst ganz sicher verabscheute? Und warum sonst macht es Law nichts aus, wenn er, Penguin, davon wusste, dass er mit Shachi schlief, während es umgekehrt einer Katastrophe glich? Vielleicht war der Grund, dass niemand wissen sollte, dass er als Käpt’n passiv Sex mit einem Mann hatte, nur vorgeschoben. Vielleicht ging es ihm in Wirklichkeit darum, dass er Shachi nicht verletzen und verlieren wollte, weil er ihm mehr bedeutete. Ja, so musste es sein. Und er, Penguin, war ihm völlig egal. Er benutzte ihn nur, um zu bekommen, wonach sein Körper sich sehnte, was Shachi ihm aber nicht geben konnte. Nun fand Penguin auch, dass der Arzt sich auffällig viele Sorgen um den Jüngeren machte. Besonders wenn er an das Gespräch vom Vorabend dachte. „Ich Idiot. Natürlich ist es so. Er empfindet etwas für Shachi. Warum habe ich das nicht eher geschnallt? Deswegen war er ihm heute früh auch nicht mehr böse. Und ich Blödmann dachte, dass ich das irgendwie bewirkt hätte.” Penguin verstrickte sich mehr und mehr in diesen Gedanken. Ihm wurde regelrecht schlecht davon. Und während er darüber nachdachte, trank er ungehemmt weiter. Er realisierte nicht mal mehr die Menge, die er seine Kehle hinabgoss, während eine Kellnerin immer wieder vorbeikam und ihm fleißig nachschenkte. Erst als Ban neben ihm versuchte ihn zu bremsen, setzte er seinen Krug ab. „Oi, Peng! Mach mal halblang! Willst du dich abschießen? Dann kriegst du keinen mehr hoch. Und ich dachte ich kann hier auf dich zählen!” Penguin schnaufte nur durch die Nase. Den Alkohol spürte er bereits. Dennoch verstand er jedes Wort. „Außerdem”, Ban lehnte sich etwas zu ihm hinüber, um nicht von allen, vor allem aber nicht von den Frauen gehört zu werden, und sprach leise weiter, „weißt du, dass wir morgen früh ablegen. Wenn wir wieder auf See sind, hast du erstmal eine Zeit lang niemanden, der für dich die Beine breit macht.” „Hast du eine Ahnung”, schoss es dem Anderen durch den Kopf. Doch er ließ es unausgesprochen. Selbst wenn er völlig betrunken gewesen wäre - und das war er noch nicht - hätte er nicht über das zwischen ihm und ihrem Käpt’n gesprochen. Auch wenn er sich in diesem wohl getäuscht und Law ihn gewissermaßen an der Nase herumgeführt hatte, so würde er nicht sein Versprechen brechen und es ausplaudern. Shou, der ebenso wie Wakame und Kanaye am selben Tisch saß, hatte Bans Worte wohl gehört und grinste: „Vielleicht will er absichtlich lange nicht vögeln, damit er beim nächsten Mal richtig lange kann.” „Blödsinn, Shou. Wenn er lange nicht vögelt, umso kürzer kann er beim nächsten Mal. Selbst wenn er sich zwischendurch einen runterholt”, klärte Kanaye ihn auf. Man merkte, dass auch der Brillenträger schon den ein oder anderen Krug geleert hatte. Sonst achtete er mehr auf seine Wortwahl, auch wenn er tagtäglich nur von Männern umgeben war, von denen das die Wenigsten taten. Ban musste direkt wieder spöttisch darauf eingehen: „Sprichst aus Erfahrung, was Kana? Ach ne, warte. Bei dir dauert’s ja so oder so nie lange.” „Das kann ich aber nicht bestätigen”, mischte sich die Brünette ein, die schon seit geraumer Zeit hinter Kanaye stand, beide Arme um seine Schultern gelegt hatte und nun mit den Fingern lasziv durch sein kurzes schwarzes, glattes Haar fuhr. Die Runde am Tisch erinnerte sich, dass sie ihn bereits am Vorabend, als sie auch hier gewesen waren, umworben hatte und letztlich mit ihm verschwunden war. Kanaye sah Ban daraufhin selbstsicher an, während er seinen Becher wieder zum Trinken ansetzte. Dennoch lachte der Andere: „Wie viel hast du ihr dafür bezahlt, dass sie das sagt?” Allerdings kam Kanaye nicht dazu ihm Paroli zu bieten, da augenblicklich jegliche Aufmerksamkeit am Tisch Penguin galt. Dieser erhob sich nun nämlich unerwartet und ging mit einer Blondine, die erst vor wenigen Sekunden angefangen hatte ihn zu umwerben und obendrein ebenfalls eine der Tänzerinnen war, davon. „Na geht doch!” Zufrieden sah Ban ihm nach und hob ebenfalls wieder seinen Krug an, während seine andere Hand auf dem Po der Dame lag, die neben ihm stand und mit den Fingern immer wieder leicht über seinen Nacken strich. „Mal sehen, wie lange das dauert”, grinste Shou. „Ich wette, wenn er das richtige Gegenstück finden würde, bei dem es ihm das wert wäre, würde er mit seiner Ausdauer die ganze Nacht nichts anderes machen”, überlegte Wakame schmunzelnd. Jeder wusste welches unfassbare Durchhaltevermögen, auf das der Braunhaarige anspielte, Penguin beim Training und im Kampf an den Tag legte. Dennoch lachte die Runde über diese Aussage. Fröhlich summte Shachi eine Melodie, während er neben Law den Pier, an dem die Polar Tang festgemacht war, entlang ging. Es war schon spät. Bald Mitternacht. Stundenlang waren er und der Ältere über das Fest gegangen. Und Shachi hatte es genossen. Jede Sekunde, die er alleine mit seinem Käpt’n verbracht hatte, hatte ihn unbeschreiblich glücklich gemacht. Doch dieser ahnte nicht, dass er der Grund für die gute Laune des Anderen war. Er ging davon aus, dass dieser sich einfach nur freute, weil er nicht alleine hatte gehen müssen und sich jede Menge neuer Figuren hatte zulegen können. Zumindest trug er jetzt in einer Hand eine reich gefüllte Tüte. Von dem kleinen Stein, den Law erworben hatte, wusste der Jüngere bisher nichts. Der Arzt hatte ihn in seiner Hosentasche verschwinden lassen und zögerte noch ihn ihm zu geben. Er hatte Angst, dass Shachi ihn nicht annehmen würde, so wie er ihn behandelte. Oder dass er ihn auslachen würde, da er das Geschenk, auch wenn es aus der selben Kasse bezahlt war, wie alles, was sie sich kauften, falsch auffassen würde. Vielleicht dachte er dann, der Ältere hätte Gefühle für ihn und wäre peinlich berührt, obwohl dem nicht so wahr. Daher wollte Law weiter abwarten. Sicher würde sich eine Gelegenheit bieten, ihm den Stein beiläufig zu geben, ohne dass es zu Missverständnissen kam. Schließlich wollte er ihm damit nur eine Freude machen. Aber für den Moment freute es Law bereits wie glücklich Shachi im Moment war. „Ich hoffe du kannst schlafen, so aufgedreht wie du bist”, meinte der Ältere ein wenig amüsiert, während sie das Schiff betraten. Bepo lag an Deck und schnarchte, sprang jedoch augenblicklich auf, kaum dass er ihre Schritte hörte, und ging in Kampfstellung. Selbst wenn der Bär schlief, so sagten ihm sein Hör- und Geruchssinn sofort, wenn sich jemand nährte, sodass er ruhigen Gewissens während seiner Wache ein Nickerchen machen konnte. Allerdings erkannte er die beiden Ankömmlinge sofort: „Ach ihr seid es.” Damit ließ er sich zurück aufs Deck sinken und schlief umgehend wieder ein. Shachi und Law entlockte dies kaum mehr als ein Schmunzeln, während sie an ihm vorbei ins Schiff gingen. Nach so vielen Monaten gemeinsam auf See hatte sich jeder an die Eigenarten der Anderen gewöhnt und solche Dinge waren Alltag geworden. „Es wird sicher eine Weile dauern, Käpt’n”, Shachi linste grinsend in seine Tasche, „ich muss erst für alles einen Platz finden.” Law musste erneut schmunzeln: „Dürfte schwierig werden, bei dem was du schon alles rumstehen hast.” Für einen Moment schwieg der Jüngere, während sie den Gang entlang gingen. „Du”, begann er leise, „könntest mir vielleicht dabei helfen.” „Ich?” Law war irritiert, wusste er nicht, wie er ihm dabei hätte helfen sollen. Er ahnte nicht, dass Shachi ihn einfach noch in seiner Nähe haben wollte. Sie kamen vor seiner und Penguins Kabine an. „Ja! Du kannst mir sagen, was wo am besten aussieht.” Was da von dem Kleineren kam, klang immer abstruser, zumal Shachis bisherige Anordnung seiner Sammlung auf Law nicht den Anschein machte, als hätte er sich darüber je zuvor Gedanken gemacht. Law stellte sein Schwert erneut ab, da es ihm zu schwer wurde. Es stundenlang in nur einer Hand zu tragen war relativ anstrengend. Es hatte aufgrund seiner Größe einiges an Gewicht. „Ich glaube, dafür bin ich nicht der Richtige. Ich habe für so etwas kein Auge”, antwortete er letztlich nüchtern. „Verstehe.” Enttäuscht wandte Shachi sich zur Tür. Law entging sein Stimmungswechsel nicht. „Hey, ich habe nicht gesagt, dass ich dir nicht dabei Geschellschaft leisten würde bis Penguin wieder da ist.” Er hatte das Gefühl, dass der Andere sich einsam fühlte, sobald er ging. Daher wollte er bleiben, bis sein bester Freund zurück sein würde, wenn es ihn glücklich machte. Und es schien zu funktionieren. Das Strahlen in den grünen Augen, die er so spät in der Nacht nicht mehr hinter seiner Sonnenbrille verbarg, die Shachi aber dennoch die ganze Zeit am Kragen seines Shirts trug, da sie ihm wohl etwas bedeutete, kehrte zurück. Shachis Herz klopfte vor Freude etwas schneller. Er öffnete die Tür der Kajüte und trat gefolgt von Law ein. Dass dieser, kaum dass er Penguins Namen in den Mund genommen hatte, mit seinen Gedanken wieder ganz woanders war, wusste der Jüngere nicht. Während er freudig seine Einkäufe abstellte und seine Mütze aufs Bett warf, bevor sein Blick überlegend über seine gegenwärtige Sammlung wanderte, geriet der Mann hinter ihm innerlich ins Wanken. Law stand an der Tür, die er hinter sich geschlossen hatte, und beobachtete den Jüngeren geistesabwesend. In seinem Inneren kroch plötzlich wieder dieses Verlangen hoch. Das Verlangen sich Penguin hinzugeben, ja sich regelrecht von ihm nehmen zu lassen. Es fühlte sich so gut an und sein Körper sehnte sich danach - seine Seele noch viel mehr. Nur nicht sein Verstand. Auch wenn dieser in letzter Zeit immer schwächer geworden war was diese Angelegenheit anging, so schien er gerade an Stärke zurückzugewinnen. Denn Penguin war nicht hier. Scheinbar musste er anwesend sein damit sein sachliches Denken den Dienst quittierte und die Kontrolle an seine Lust abgab. Nun hingegen war Laws Verstand sehr präsent und sagte ihm erneut, wie unangemessen es in seiner Position war, sich wieder und wieder auf dieser emotionalen und vollkommen irrationalen Ebene auf Penguin einzulassen. Was aber viel schlimmer war, als dass sein Kopf ihm das wieder einreden wollte, war sein Zwang alles und jede Situation kontrollieren zu wollen. Diese zwanghafte Kontrollsucht über sich und den Moment kam ebenso zurück. Hand in Hand mit seinem Verstand, der immer noch sagte, dass das, wozu seine Lust und sein Verlangen ihn ständig trieben, äußerst verwerflich war, übernahm sie wieder die Oberhand in ihm. Und das verstärkte sich, als Shachi sich auf sein Bett kniete, ihm seine Kehrseite entgegenstreckte und anfing einige Figuren auf seinem Regal hin und her zu schieben. Es war als würde sein Kopf ihm sagen: „Tu es! Beweis dir selbst, dass du die Kontrolle hast! Niemand kann dich lenken oder kontrollieren. Nur du kannst es umgekehrt. Sei nicht so schwach!” Seine Lust spielt dabei nur die zweite Geige. Wie eine Sklavin bekam sie regelrecht von seinem Kopf befohlen, bei diesem Anblick ihre Arbeit zu verrichten und seine Erregung zu wecken, während sein Verlangen nach dem was er eigentlich wollte, völlig von seinem Gehirn unterdrückt und ruhig gestellt wurde. Selbst seine Vernunft, die ihm später wieder sagen würde, dass er einen Fehler gemacht hatte, sah gerade nur tatenlos zu und ließ seiner Kontrollsucht freien Lauf. Wortlos stellte Law sein Schwert am Schrank ab und verriegelte die Tür. Shachi hörte das und drehte sich um. „Käpt’n?”, fragte er irritiert. Er hatte sich gefreut, dass der Ältere ihm noch hatte Gesellschaft leisten wollen. Doch jetzt war er verunsichert. Den ganzen Abend war er so nett zu ihm gewesen. Jetzt aber war da wieder dieser herrische Blick, den er bei ihm nicht mochte. Denn den hatte er immer an sich, wenn er eins wollte. Wollte Law es wirklich hier tun? Hier in seiner und Penguins Kabine? Das war noch nie vorgekommen. „Zieh dich aus!” Doch genau das wollte er offenbar, wurde dem Jüngeren bei dieser Anweisung klar. Ohne Zögern zog der Größere seinen eigenen Pulli über seinen Kopf. Sofort fiel der Blick seines Gegenübers auf seinen Verband. „Käpt’n, du bist verletzt?!” Diese halbe Frage, halbe Feststellung seitens Shachi änderte nichts an Laws Ausdruck. „Tut nichts zur Sache.” Er kam näher. „Du sollst dich ausziehen!” Shachi sah kurz auf die Tasche auf dem Boden: Seine Freude über den in seinen Augen schönen Abend wich. Er wusste jetzt schon, dass er das Kommende wie immer nicht mögen würde, auch wenn er den Mann vor sich mehr als nur mochte. Natürlich hätte er nein sagen können. Und natürlich hätte Law es dann gelassen. Das wusste er genau. Aber dann würde er gehen, das wusste er ebenso. Und genau das bestätigte Law ihm nun mit einer emotionslos ausgesprochenen Frage: „Oder soll ich gehen?” „Nein!” Fast schon hektisch zog Shachi seine Weste aus und ließ sie auf den Boden fallen, gefolgt von seinem zweiten Oberteil. Law öffnete seinen Gürtel. Der Ausdruck in seinen Augen war plötzlich wieder kalt, fiel Shachi auf, während er es ihm gleichtat - Kalt und beherrschend. Es war jedes Mal so. Shachi, der reichlich unerfahren war, was Sex, egal ob mit Mann oder Frau, anging, hatte sich daran gewöhnt. Er erinnerte sich nicht mehr an die Wärme in den Augen Penguins, als dieser zweimal mit ihm geschlafen hatte. Daher empfand er Laws Augenausdruck inzwischen als normal. Es musste wohl so sein, dass er als aktiver Part ihn so ansah. Deswegen war er auch zu dem Schluss gekommen, warum er nie mit einer Frau schlafen würde: Er war zu diesem autoritären Verhalten nicht in der Lage. Er konnte einfach nicht so dominant sein. Dass die stahlgrauen Augen das komplette Gegenteil von Dominanz ausdrückten, wenn sie in so einer Situation Penguin vor sich sahen, ahnte Shachi nicht. Penguin saß auf dem Bett in einem der Gästezimmer über der Wirtsstube. Sein schwarzes Top lag irgendwo im Raum. Sein Overall befand sich auf dem Boden neben dem Bett. Ebenso seine Boxershorts. Er beobachtete die Blondine nun schon gut fünf Minuten, wie sie dort, ebenfalls nackt, zwischen seinen Beinen kniete und versuchte, ihn mit ihrem Mund und ihren Händen so gut sie konnte zu verwöhnen. Dennoch blieb der Gesichtsausdruck des Piraten ausdruckslos. Auch wenn sein Körper erregt war und seine Männlichkeit das zeigte, so war es nur ein physischer Prozess, den sie durch ihr Tun in ihm ausgelöst hatte. Seine Psyche empfand dabei keinerlei Erregung. Er hatte noch nicht für eine Sekunde das Verlangen gespürt, sie aufs Bett zu zerren und sich zwischen ihren Beinen nieder zu lassen. Er wollte sie nicht mal anfassen. Da war keine Lust seinerseits im Spiel, sondern nur Frust. Er war frustriert aufgrund dessen, was er nun für sich hinter Laws Verhalten erkannt hatte. Und nun versuchte er das, was Law vor einigen Wochen versucht hatte, um den Sex mit ihm aus dem Kopf zu bekommen: Mit irgendjemandem schlafen, um sich selbst zu zeigen, dass es egal war, mit wem man es tat. Aber wie schwachsinnig das war, bemerkte er gerade. Law mochte ihn angelogen haben, beziehungsweise ihn nur für seine körperlichen Gelüste brauchen, während seine Seele sich nach Shachi verzehrte, aber er selbst konnte das nicht trennen. Wenn seine Seele sich zu einer anderen hingezogen fühlte, dann tat es auch sein Körper. Und dann konnte man ihm jede beliebige Frau hinsetzen. Egal wie hübsch, schlank, groß oder vollbusig sie war: Es interessiert ihn nicht. Nicht mal, wenn sie eine Liebesgöttin gewesen wäre, hätte es ihn gekümmert. Und das Gleiche galt für jeden Mann, egal was er zu bieten gehabt hätte. Es gab keinen Menschen der ihn nun mehr in dieser Hinsicht interessierte bis auf einen. Und Penguin hasste sich gerade selbst dafür, dass er ihm so verfallen war. Wütend schlug er mit der Faust auf die Matratze neben sich. Die junge Frau vor ihm erschrak und ließ von ihm ab. „Habe ich was falsch gemacht?”, fragte sie unsicher. „Nein”, knurrte er, „aber verschwinde!” Er wollte es nicht. Er konnte es nicht. Auch wenn Law nie so für ihn empfinden würde, wie er es umgekehrt tat, konnte er das hier nicht tun, zumal es ihm selbst ohnehin keine Freude bereitet hätte. Und das obwohl er sich sicher war, dass es Law völlig egal war, wenn Penguin sich auch mit Anderen vergnügte. Schließlich hatte er am Morgen nicht im Geringsten darauf reagiert, als er zugesagt hatte mit herzugehen. Dabei wusste sein Käpt’n ganz genau, wie solche Abende von Statten gingen und vor allem meist endeten, zumal Ban es ja auch wieder betont hatte. Aber was erwartete er? Dass Law genauso eifersüchtig war wie er selbst? Das würde nicht passieren. Denn der Arzt war auf dieser emotionalen Ebene offensichtlich nur an Shachi interessiert. Die Frau stand auf und sammelte hastig ihre Sachen zusammen. So schnell sie konnte schlüpfte sie wieder in ihre Kleidung, riskierte dabei jedoch immer wieder einen fragenden Blick zu dem jungen Mann, der nun starr auf die Wand ihm gegenüber blickte. Sie öffnete die Tür und sogleich drangen die Stimmen aus dem Erdgeschoss, die auch bei geschlossener Tür zu hören waren, deutlicher herein. Sie zog die Tür hinter sich zu. Die Stimmen blieben, wenn auch wieder dumpf wie zuvor. Penguin stützte seine Ellenbogen auf die Knie und legte seine Stirn in die Handflächen, sodass er seine Finger in seine Haare schob, und musterte den Holzfußboden zu seinen Füßen. Nun wurde ihm endgültig eines bewusst. Ihm passierte gerade das, was ihm in den bisherigen sechsundzwanzig Jahren seines Lebens noch nie passiert war: Er war dabei, sein Herz zu verlieren. Und das ausgerechnet an jemanden, den er nicht haben konnte. Nicht weil Law sein Käpt’n war, schien das in diesem Fall ja sogar für diesen selbst kein Hindernis zu sein, sondern eben nur, weil sein Interesse einem Anderen galt. Penguin hatte immer gedacht, dass Laws Herz in dieser Form unerreichbar war. Aber da hatte er sich wohl geirrt. So wie er sich in allem seiner Meinung nach geirrt hatte. Allerdings war es für ihn nun wirklich unerreichbar. Wäre nämlich dieser Andere nicht sein bester Freund gewesen, dann hätte er wahrscheinlich versucht darum zu kämpfen. Aber so? Er konnte ihm, seinem Bruder, der offenbar genauso für Law fühlte, das nicht antun und ihn verletzen. Die fröhlichen Stimmen der feiernden Gäste drangen weiter zu ihm nach oben. Doch Penguin war alles andere als nach feiern zu Mute. Wäre er auch nur halb so nahe am Wasser gebaut gewesen wie Shachi, wäre das wohl der Moment gewesen, in dem er angefangen hätte zu weinen. Stattdessen entwich seinen Lippen nur ein verzweifeltes und wütendes „Scheiße”. Kapitel 10: Irrgarten der Emotionen ----------------------------------- „Wir haben wirklich Glück ausgerechnet jetzt auf dieser Insel zu sein”, grinste Shou breit, als er zufrieden auf den Berg aus Essen vor sich blickte. Die Tatsache, dass an diesem Abend alles nur die Hälfte kostete, nutzten er und seine Kameraden nicht nur beim Alkohol aus. Während der Jüngste beherzt in eine Keule des üppigen Braten biss, lehnte sich Dai vom Nachbartisch zu ihm hinüber. „Klingt fast als würde dir mein Essen nicht schmecken.” Dass das nicht der Fall war, wusste der Smutje, dennoch sah er ihn grimmig an. „Natürlif fmeckt ef mür!”, entgegnete sein Gegenüber mit vollem Mund. Dai grinste als Kanaye Shou ermahnte: „Mach den Mund leer bevor du sprichst!” Obwohl er offensichtlich mit der Brünetten, die sich mittlerweile auf seinem Schoss niedergelassen hatte, beschäftigt war, entging dem Schwarzhaarigen nicht das frevelhafte Benehmen des Anderen. Shou schluckte den Bissen hinunter und grummelte: „Ich muss mir das immer sagen lassen, dabei macht der Käpt’n das auch oft.” „Aber ansonsten benimmt er sich im Gegensatz zu dir”, lachte Dai hinter ihm. Der Jüngste schob schmollend die Unterlippe vor, während Wakame sich nun erhob und einen Arm um die Taille der Dame zu seiner Linken legte. „Wenn du so werden willst wie er, dann solltest du an einem anderen Punkt ansetzen.” Lachend wuschelte er ihm im Vorbeigehen durch sein rotes Haar, bevor er in Richtung Treppe, die zu den Gästezimmern führte, davonging. Shou murmelte nur etwas Unverständliches, ehe er wieder vom Fleisch abbiss. Ban, der überraschender Weise noch nicht mit den drei Schönheiten, die ihn schon den ganzen Abend umwarben, verschwunden war, sondern sich auch gerade gierig dem Essen widmete, schmunzelte: „Wobei du dir eh lieber ein anderes Vorbild suchen solltest. Mich zum Beispiel.” Ein schnippisches Lachen seitens Kanaye war zu vernehmen. „Eh? Hältst du dich für besser als der Käpt’n?” Shou hob skeptisch eine Augenbraue. Der Jüngere war entweder mal wieder zu naiv oder aber zu angetrunken, um zu merken, dass der Andere nur witzelte. „Na, wer sitzt denn hier? Er oder ich?” Ban deutete vielsagend auf die Damen neben und hinter sich, die ihm ihre volle Aufmerksamkeit zukommen ließen, obwohl er sich gerade mehr der Nahrungsaufnahme widmete. „Ich bin also ganz klar besser als unser langweiliger Käpt’n. Eigentlich sollte ich wohl der Käpt’n sein.” Aufgrund seines ironischen und überspitzten Untertons wurde Shou nun klar, dass er das nicht ernst meinte, sodass auch er grinste. Doch das Grinsen und Lachen, dass sich auch auf die anderen angeheiterten Crewmitglieder, die das mitbekommen hatten, übertragen hatte, wich schlagartig als unerwartet jemand die Dame zu Bans Rechten beiseite schob, ihn am Kragen packte und von seinem Stuhl hochzog. „Hast du dich gerade über deinen eigenen Käpt’n lustig gemacht?” Purer Zorn stand in Penguins Gesicht geschrieben. Unruhe machte sich breit. Die Frauen wichen erschrocken zurück. Kanaye hob die Hand, um seinen Kameraden zu beschwichtigen: „Oi, Penguin, komm runter!” Dai und Shou, der hastig seine Keule auf den Teller warf, sprangen auf, um ihn von Ban los zu lösen. Der Stirnbandträger blickte ihn jedoch eher irritiert an: „Wo kommst du denn auf einmal her? Warst du nicht oben beschäftigt?” Doch Penguins Augen funkelten ihn unter dem Schirm der Mütze, die er unerwartet trug, weiter wütend an und festigte seinen Griff, wobei er Ban näher an sich ranzog: „Ich habe dich gefragt, ob du dich gerade über Law lustig gemacht hast? Hälst du dich für besser als ihn?” Er schrie nun regelrecht, sodass noch mehr Gäste auf sie aufmerksam wurden. Dass er Laws Namen aussprach, was innerhalb der Crew eigentlich unüblich war, nannten sie ihn in der Regel doch bei seinem Titel, merkte er nicht. Ebenso wenig wie die wirschen Blicke seiner Kameraden. „Penguin!” Dai und Shou versuchten nun energischer dazwischen zu gehen. Und auch Kanaye und einige Andere waren im Begriff aufzustehen, um ihren Kameraden, dem solche Ausraster eigentlich gar nicht ähnlich sahen, auf den Boden zurückzuholen. Nun verfinsterte sich auch Bans Gesichtsausdruck, während er energisch Penguins Handgelenk fasste und es von seinem Kragen wegzog: „Alter, das war ein Witz! Was ist los mit dir?” Diese Frage war mehr als berechtigt, wenn man in Betracht zog, dass solche kleineren Scherze und Stichelein innerhalb der Crew keine Seltenheit waren und jeder, auch ihr Anführer, egal ob anwesend oder nicht, sie von Zeit zu Zeit abbekamen. Deswegen waren sie sich noch nie gegenseitig an die Gurgel gegangen. „Ein Witz?”, giftete Penguin lauthals zurück, während drei seiner Freunde ihn gänzlich von seinem Ziel losrissen und fest im Griff hielten, was jedoch nichts daran änderte, wie aufgebracht er Ban anfuhr, „Mach noch einen Witz auf seine Kosten und ich breche dir jeden Knochen einzeln!” „PENGUIN!” Kanaye, der sich ebenfalls erhoben und dafür sogar die junge Frau von seinem Schoss geschoben hatte, mischte sich nun auch stärker ein, „Mach mal halblang! Es gibt keinen Grund, dass du dich gerade so aufregst.” Doch der Andere sah das ganz anders. „Also findest du es in Ordnung, wenn jemand so respektlos gegenüber unserem Käpt’n ist?” „Ich bin nicht respektlos ihm gegenüber! Und wie viel Respekt ich ihm zahle weißt du ganz genau. Unterstell mir nie wieder, ich hätte keinen Respekt vor ihm!”, knurrte der Blonde nun. „Ach ja? Für mich sieht das nicht danach aus.” Penguin riss sich los, schritt auf den Gleichgroßgebauten zu und blieb erneut dicht vor ihm stehen, so dass der Schirm seiner Mütze seine Stirn berührte. Der Andere wich allerdings keinen Zentimeter zurück. „Wir können gerne vor die Tür gehen und ich erkläre dir auf meine Art und Weise, wie viel Respekt ich ihm gegenüber habe.” Penguin wollte gerade darauf eingehen, als Shou sich energisch dazwischen schob und die Streithähne erneut auseinander brachte, wobei sie sich über seinen Kopf hinweg weiterhin zornig anstarrten: „Jungs, bleibt aufm Teppich!” Jean Bart, gegen den Penguin aufgrund seiner Größe nur wenig ausrichten konnte, wenn er ihn nicht ernsthaft verletzen wollte, packte ihn am Arm und zog ihn weiter weg, während Kanaye auf Ban einwirkte, der sich mit der Brust gegen Shous Hand lehnte, als würde er Penguin hinterherstürmen wollen. „Setz dich wieder, das Essen wird kalt!” Er drückte auf seine Schulter, um ihn dazu zu bewegen, sich wieder niederzulassen - mit Erfolg. Ban wandte seinen nun düsteren Blick von Penguin, der von seinen Freunden nun außer Hörweite zu einem anderen Tisch, an dem sich die Mannschaft niedergelassen hatte, buchsiert worden war, ab. „Ich und keinen Respekt dem Käpt’n gegenüber.” Damit hatte er ganz offensichtlich den wunden Punkt des Rauchers, der sogleich eine Zigarette aus seiner Hosentasche fischte, erwischt. Es war auch nicht verwunderlich, denn eigentlich wusste jeder, wie der Blonde, der nach Bepo das erste Crewmitglied gewesen war, über den Arzt dachte. Selbst wenn auch er des Öfteren Sprüche aus Bans losem Mundwerk ausgesetzt war, so hatte noch nie jemand an Bans Respekt und Loyalität ihm gegenüber gezweifelt. „Ich bin der Letzte, der ihm keinen Respekt entgegenbringen würde.” Wütend zündete er die Zigarette an und zog energisch daran, wobei sein starrer, grimmiger Blick nun auf das Essen auf dem Tisch gerichtet war. „Wissen wir”, kam es ruhig von Kanaye, während dieser sich wieder setzte. Der Andere pustete den Rauch in die Luft und schnaufte: „Dann soll er sein Maul halten! Der spinnt doch!” Eigentlich kamen Penguin und Ban sehr gut miteinander aus. Doch über diese Sache würde Letzterer möglicherweise nicht so schnell hinwegsehen können. „Er hat vielleicht nur zu viel getrunken”, überlegte Shou, der sich ebenfalls wieder niedergelassen hatte. „Selbst wenn.” Der Ältere war nach wie vor nicht zu beschwichtigen. „Ich wundere mich, dass er überhaupt wieder hier ist.” Kanaye blickte verwundert zum Tisch, wo Penguin nun saß und ähnlich wie Ban grimmig auf die Holzplatte starrte, während im Lokal allmählich wieder Ruhe einkehrte. Shou überlegte laut, während er wieder auf seinem Essen kaute: „Vielleischt haddest du Rescht und er konnde nischt so lange und ischt jetzt fruschtriert.” „Hmm.” Der Schwarzhaarige jedoch sah weiter nachdenklich zu ihrem Freund hinüber, während Ban nicht mal auf das, was Shou gesagt hatte, einging, obwohl das sonst wohl sein Einsatz gewesen wäre. „Gestern Shachi, heute du. Was ist denn los mit euch?” Tomo, der sich aufgrund der Auseinandersetzung vom Pokertisch losgelöst und nun neben Penguin niedergelassen hatte, sah ihn fragend an. Es kam nicht oft vor, dass es solche Unruhe in der Crew gab. Und wenn, dann war selten Shachi und noch viel weniger Penguin, der eigentlich zu den ruhigeren, besonnenen Mitgliedern gehörte, der Auslöser. Umso verwunderter waren seine Freunde nun. Doch Penguin ignorierte die Frage und blickte erzürnt auf den Krug in seiner Hand, den ihm soeben einer seiner Kameraden zugeschoben hatte. Er war sich nicht sicher, ob es noch gut war weiter zu trinken, da er die massive Menge Alkohol, die er bereits eher am Abend zu sich genommen hatte, deutlich in seinem Kopf spüren konnte. Andererseits hoffte er, der Rausch würde seine Gedanken betäuben. Denn die drehten sich inzwischen nur noch um ihn: Law. Und um seine Erkenntnis, dass er sich in etwas völlig Hoffnungslosem verrannt hatte. Jeder Versuch, es nicht wahrhaben zu wollen, scheiterte binnen Sekunden. Nachdem er die Frau fortgeschickt hatte, hatte er noch eine Weile auf dem Bett gesessen und gegrübelt. Wobei er eher sich selbst verflucht hatte und sein, wie er selbst fand, naives Verhalten. Er hätte einfach mehr nachdenken sollen, bevor es hatte soweit kommen können. Doch jetzt war es zu spät. Seine Gefühle waren außer Kontrolle geraten. Und er musste der Tatsache ins Auge sehen, dass er Tag für Tag in seiner Nähe sein würde ohne ihm jemals wirklich nahe zu sein. Gleichzeitig musste er akzeptieren, dass Shachi es dafür umso mehr war. Bereits jetzt schmerzte es immens. Und auch, wenn er noch nie in so einer Situation gewesen war, wusste er: Es würde noch schlimmer werden, je näher sich Law und Shachi kommen würden - obwohl er beide, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise, liebte. Aber das war eben auch der Grund aus dem er sich vorgenommen hatte, den Schmerz stillschweigend zu ertragen. Er konnte sich nicht zwischen sie stellen. Und genauso wenig konnte er davonlaufen, zumal das ihm nicht ähnlich gesehen hätte. Hätte er die Mannschaft verlassen, hätte er Shachi, ohne den er seit vierzehn Jahren keinen einzigen Tag mehr verbracht hatte, zurücklassen müssen. Vielleicht wäre Shachi ihm auch gefolgt, aber dann hätte dieser ebenfalls gelitten, da er Law hätte zurücklassen müssen. Das wollte Penguin noch viel weniger. Fest umklammerte seine Hand den Henkel des Krugs, sodass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Im Gegensatz zu dem Trinkbecher hatte er jedoch seine Gefühle kein Bisschen im Griff. Auch jetzt, wo er wieder angezogen war und hier saß, kochten sie über. Das war auch der Grund, warum er Ban so angefahren hatte. Penguin war einer der Wenigen, der die Geschichte des Kettenrauchers kannte. Ban verdankte Law sein Leben. Er wusste daher ganz genau, wie loyal er ihrem Anführer gegenüber war und dass er wahrlich wohl als Letzter seinen Respekt ihm gegenüber verlieren würde. Und seine Stichelein und Scherze waren wirklich nichts Außergewöhnliches. Wäre Law zugegen gewesen hätte dieser sogar mit Sicherheit wie immer selbstsicher gekontert und noch einen drauf gesetzt. Dennoch hatten Bans Worte, die Penguin gerade noch aufgeschnappt hatte, ihn wahnsinnig wütend gemacht. Und er verstand es selbst nicht. Vielleicht weil er Law in den vergangen Wochen so nahe gekommen war und nun wusste, dass ihr nach außenhin so taffer Käpt’n in seinem Inneren ziemlich unsicher war - auch was seine Rolle als Käpt’n anging. Schließlich fürchtete er auch immer noch, dass irgendjemand von ihrer Affäre Wind bekam. Aber Moment! War er nicht zu dem Schluss gekommen, dass Law das ohnehin alles nur behauptet hatte, damit Shachi nicht davon erfuhr? „Argh!” Mit diesem Ausruf setzte er den Krug wieder an seine Lippen, um seine Gedanken, die ihn selbst nur noch verwirrten, im Suff zu ertränken. Seine Kameraden, die das mitbekamen, sahen ihn irritiert an. Dennoch antwortete er nach wie vor auf keine Frage oder Ansprache. Die Anderen gaben aus diesem Grund irgendwann auf noch aus ihm herausbekommen zu wollen, was genau los war, und überließen ihn dem Alkohol - wohl in der Hoffnung, er würde am nächsten Morgen wieder der Alte sein. Irgendwann knallte Penguin den Holzkrug, den er nun schon zum vierten Mal geleert hatte, vor sich auf den Tisch und stand auf. Auf die Frage seiner Freunde, wo er denn hin wolle, da sie wohl Sorge hatten, er würde wieder einen Streit vom Zaun brechen, antwortete er nur knapp „Schiff” und ging in Richtung Ausgang. Seine Mütze zog er dabei tiefer ins Gesicht. Seit seinem Ausraster mieden ihn die Frauen ohnehin. So konnte er auch ohne aufgehalten zu werden die Gaststätte verlassen. Er war so oder so weiterhin in seinem Gedankenkarussell gefangen und bemerkte auch nicht den skeptischen und immer noch etwas finsteren, aber auch nachdenklichen Blick, den Ban ihm nachwarf. Der Meerwind wehte Penguin augenblicklich um die Nase, kaum dass die Tür hinter ihm zugefallen war. Doch auch die klare, kühle Nacht konnte die Wogen in seinem Kopf nicht glätten. Die Straßen waren inzwischen nicht mehr allzu voll. Es war bereits nach Mitternacht und die meisten Händler hatten begonnen ihre Stände abzubauen. Der Lärm aus dem Lokal hinter ihm dröhnte wieder dumpf an seine Ohren. Viel lauter und deutlicher dagegen glaubte er sein eigenes Blut zu hören, wie es unruhig in seinem Kopf pulsierte. Inzwischen war er wirklich nicht mehr nüchtern. Dennoch war er sich sicher, es alleine zum Schiff zu schaffen. Ohnehin wollte er gerade keine Gesellschaft. Langsam ging er los in Richtung Hafen. Die Menschen und bunten Lampen um ihn herum flogen an ihm vorbei als wären sie nicht existent. Es gab nur eine Person, die ihn kurz aus seinen Gedanken reißen konnte: Ein gebrechlich wirkender Mann, der ihn unachtsam im Vorbeigehen anrempelte. Beide blieben stehen. Der Mann wollte sich entschuldigen, doch alles was aus seinem Mund kam war ein starker Hustenanfall. Penguin spürte dabei neben seinem Atem auch wie etwas von seinem Speichel in seinem Gesicht landete, da er es wohl nicht für nötig hielt, sich abzuwenden oder die Hand vor den Mund zu nehmen. Sein Blick wurde noch finsterer: In seiner aktuellen Laune hätte er ihn am liebsten gepackt und dafür zu Kleinholz verarbeitet. Doch noch konnte er sich beherrschen, wischte sich mit dem Handrücken über die betroffene Stelle, ließ das anschließend gestammelte „Verzeihung” ebenso wie den Mann selbst links liegen und setzte seinen Weg fort. Das war einfach nicht sein Tag. Aber wann würde das je wieder der Fall sein, jetzt wo er realisiert hatte, wie er wirklich für Law fühlte und wie vergebens diese Gefühle waren? Das erste Mal in seinem Leben empfand er so für jemanden - und das nun ausgerechnet für ihn. „Gerade dieser störrische Esel, der nie Hilfe”, ein Schluckauf unterbrach Penguin, während er vor sich hinknurrte, “annehmen will. Er ist so ein Idiot. Er ist so stur und verschlossen… und… einsam… und… zerbrechlich.” Der Pirat wurde immer langsamer und leiser beim Aussprechen dieser Adjektive. Wieder kam ein Laut des Schluckaufs über seine Lippen, während sein Gesichtsausdruck von wütend auf traurig umschlug. Auch wenn sein Kopf gerade stark benebelt war, so hatte er deutlich jenes Bild vor Augen, das Law ihm schon oft, wenn auch sicher unbeabsichtigt vermittelt hatte - das Bild eines Menschen, der Schreckliches erlebt hatte und versuchte alleine damit fertig zu werden, letztlich aber daran scheiterte. „Was soll ich machen? Ich kann ihn nicht einfach wieder fallen lassen, nur weil er Shachi liebt. Ich kenne Shachi. Er wird nie in der Lage sein zu verstehen, was in ihm alles vorgeht. Dazu ist er zu naiv. Und er würde nur weinen, sobald er es begreifen würde.” Penguin blieb stehen, zog seine Mütze vom Kopf und sah hoch zur Mondsichel am klaren Nachthimmel, wobei der Wind einige seiner Haare in sein Gesicht blies. Er hatte sich doch so fest vorgenommen, Law zu helfen und ihn aus der emotionalen Einsamkeit, in der er sich befand, zu befreien. Aber wie sollte er das nun anstellen? Es würde ihm selbst vermutlich enorm wehtun. „Verdammter Mist!” Wütend schlug er mit der Faust gegen die Straßenlaterne neben der er stehen geblieben war, „Ich Idiot hätte mir eher darüber Gedanken machen sollen, was ich da tue.” Aber hätte es etwas geändert? Er wäre wahrscheinlich trotzdem nie auf die Idee gekommen, dass er sich in seinen Käpt’n verlieben würde. Schließlich kannte er ihn nun schon lange und hatte noch nie so für ihn empfunden. Doch jetzt, wo er ihm so nahe gekommen war, körperlich und auch bis zu einem gewissen Punkt seelisch, spürte er, wie sehr er den Arzt für sich und ihm noch näher kommen wollte. „Vergiss es”, überlegte er weiter, “alles was du tun kannst, ist den Rückzug antreten. Und beide unterstützen so gut du kannst.” Er schluckte. Wie schlimm würde der Schmerz in seiner Brust noch werden? Wie aus einem bösen Traum erwacht starrte Law auf Shachi, der auf allen Vieren und splitterfasernackt vor ihm auf dem Bett kniete - und zitterte. „Was tue ich hier wieder?”, schoss es ihm durch den Kopf. Es war ein leises schmerzliches Wimmern des Jüngeren gewesen, das den Chirurgen so urplötzlich in seinem Handeln hatte innehalten lassen. Wobei diese Situation nicht neu war. Aber selbst dann wenn Law Shachi gefragt hatte, ob er aufhören sollte - und das hatte er das ein oder andere Mal und auch vor wenigen Momenten getan, wenn auch nicht gerade einfühlsam - hatte der Jüngere es verneint. Dabei war es mehr als offensichtlich, wie sehr der Andere das was sie hier taten nicht mochte. Dennoch sagte er nie etwas und ließ sich stets von seinem Käpt’n in solche erniedrigen Posen dirigieren. Allerdings wurde dieser nun endgültig von seinem Gewissen gestoppt: „Ich weiß, dass er es nicht mag. Warum tue ich es dennoch?” Law nahm seine Hände vom Becken des Jüngeren. Dieser sah darauf unsicher über die Schulter zu ihm. „Käpt’n?” Seine Stimme klang als würde er befürchten etwas falsch gemacht zu haben. Als ihre Blicke sich trafen und Law in die smaragdgrünen Augen sah, fühlte es sich an, als würde sein Blut gefrieren. Doch nicht wegen der Iriden des Anderen, spiegelten diese doch so unfassbar viel Unschuld und Gutmütigkeit wieder. Es war seine eigene Kälte, die er gerade mehr denn je realisierte. Was war nur los mit ihm? Wie hatte er so grausam werden können? Wurde er nun doch wie er? Wie jener Mann, den er so sehr hasste und am liebsten tot sehen wollte? „Ich will dir nicht wieder wehtun.” Laws Worte klangen ungewohnt unsicher. Shachi setzte sich auf und sah ihn überrascht aber auch irritiert an. „Das ist schon in Ordnung. So schlimm ist… es nicht”, er stockte kurz verlegen, bevor er lächelte, „du weißt schon was du tust. Ich vertraue dir, dass du nicht zu weit gehst.” Seine letzten Worte trafen den Älteren wie ein Schlag ins Gesicht. Er wusste schließlich überhaupt nicht mehr, was er hier tat. Und zu weit gegangen war er längst. Vor allem aber, dass er ihm vertraute, ließ Laws Mimik weiter erstarren. Schließlich wandte er den Blick ab, erhob sich und zog hastig seine Hosen hoch, bevor er eben so schnell seinen Pulli wieder überzog. „Tut mir Leid, Shachi.” Mit diesem fast schon gekeuchten Worten, griff er sein Schwert und verließ nahezu fluchtartig den Raum, nicht sehend, wie Shachi hinter ihm noch eine Hand nach ihm ausstreckte, um ihn aufzuhalten, bevor er sie auch schon wieder sinken ließ und sich Tränen in seinen Augenwinkel bildeten. Mit leerem Blick lehnte der Arzt sich mit dem Rücken gegen die Wand auf dem Flur und blickte zu Boden. Er war sich gerade nicht sicher, ob er froh war, dass sein Verstand sich dieses Mal noch halbwegs frühzeitig eingeschaltet und ihn gebremst hatte, bevor er dem Anderen erneut hatte Schmerzen bereiten können. Aber warum ließ Shachi es überhaupt immer wieder zu, wo er es doch nicht mochte? Hatte er so viel Respekt, ja vielleicht sogar Angst vor ihm? War er zu einem furchteinflößenden Monster geworden, ohne es selbst zu realisieren? Immer noch hatte er Shachis Blick vor Augen. Er mied sonst generell jeden Augenkontakt, wenn er mit ihm schlief und sorgte jedes Mal dafür, dass er ihm den Rücken zuwendete. Warum? Weil er die ganze Zeit befürchtet hatte, in diesen Augen zu sehen, was er eben erkannt hatte? Dass sie ihm zeigen würden, was für ein schlechter Mensch er war? Oder einfach nur, weil sein tiefstes Inneres ihn so hatte erniedrigen wollen? Aber wollte er das? Nein eigentlich nicht. Überhaupt nicht. Er musste endgültig einen Schlussstrich ziehen. Und wenn seine Kontrollsucht es nicht ertragen konnte, was er mit Penguin tat, dann würde er eben darauf verzichten. Es war alles andere als in Ordnung, wie er den Jüngeren ausnutzte. Das Geräusch, das entstand wenn eine der Türen zu den Außendecks geöffnet und wieder geschlossen wurde, schallte durch die Gänge. Hastig drückte der Arzt sich von der Wand weg, wollte er doch nicht, dass man ihm seine innere Unruhe anmerkte. Schritte kamen von links und verstummten nicht weit von ihm entfernt. Law sah zur Seite. Allerdings hatte er wohl nicht mit der Person gerechnet, die nur zwei Meter von ihm entfernt Halt gemacht hatte: „Penguin.” Die Augen des Anderen wurden von seiner Mütze verdeckt. Er schwieg. „Du bist schon wieder da? Ist irgendwas passiert?” Law sah ihn skeptisch an, da er nicht mit seiner frühen und vor allem alleinigen Rückkehr gerechnet hatte. Doch weiterhin sah der Ältere ihn nicht an und brachte ihm nur ein knappes, kurzes „Nein” entgegen. „Klingt aber anders.” Der Blick des Anderen wurde durchdringend, im nächsten Moment jedoch erschrocken, als Penguin ohne Vorankündigung die Distanz zwischen ihnen überbrückte, ihn fest zurück gegen die Wand drückte, seine Lippen auf die seinen presste und im nächsten Moment schon fast gewaltsam seine Zunge in Laws Mund glitt. Für einen Moment erstarrte der Arzt, bevor er ihn energisch von sich stieß. „Spinnst du?!”, zischte er sichtlich wütend, sodass es kaum im leeren Gang wiederhallte. Wieder hatte der Andere den Blick gesenkt. „Ja”, murmelte er, ehe er an ihm vorbeizog, die Tür zu seiner Kabine öffnete und darin verschwand. Law blieb noch verwirrter als zuvor zurück. Was war nun auch noch mit Penguin los, dass er sich plötzlich so verhielt - und das hier auf dem Flur? Seine Hand umschloss erneut fest sein Schwert. Penguin blieb stehen, kaum dass er den Raum betreten hatte. Das Licht brannte und auf dem Boden lagen Shachis Anziehsachen verstreut. Er hob den Kopf etwas und blickte auf das Bett seines Freundes. Die Form der Bettdecke verriet, dass Shachi gänzlich darunter lag. Schlief er schon? War alles in Ordnung? Penguin war sich nicht sicher. Sein Instinkt sagte ihm, dass dem nicht so war. Dennoch redete er sich in Gedanken etwas Anderes ein: „Natürlich ist alles in Ordnung. Er ist nur müde. Die beiden hatten sicher Spaß.” Wieder verstärkte sich das beklemmende Gefühl in seiner Brust. Während er mit einer Hand seine Mütze vom Kopf zog und sie fest umklammerte, blickte er weiter in besagte Richtung. „Ich würde mich so gerne richtig für euch freuen, aber ich kann es nicht. Noch nicht”, ging es ihm weiter durch den Sinn. So sehr er es auch versuchte, der Schmerz war einfach zu groß. Dabei verstand er nicht mal, warum das so war. Er wusste doch ohnehin kaum etwas über Law und war ihm bei Weitem nicht so nahe, wie er es sich wünschte. Wie konnte es dann nur so wehtun? Er schaltete das Licht aus, warf die Mütze bei Seite auf den Stuhl am Fußende von Shachis Bett und begann sich auszuziehen. Hatte er das gerade auf dem Gang wirklich getan? Hatte er wirklich für eine Sekunde seine Gefühle und sein Verlangen sein Handeln kontrollieren lassen, ohne es zu realisieren? Er war sich nicht sicher. Gerade wirkte alles so irreal. Das lag eindeutig an seinem Alkoholpegel. Vielleicht machte auch er ihn so sensibel und schon am Morgen würde alles wieder anders sein. Mit dieser winzigen Hoffnung im Sinn legte Penguin sich nur in Boxershorts in sein Bett und blickte nochmal zu Shachi hinüber, dessen Bett er im fahlen Licht, das von draußen hineinfiel, gerade noch so erkennen konnte. Letztlich drehte er sich jedoch herum und ihm den Rücken zu, nicht ahnend, dass sein Freund unter seiner Decke die Luft anhielt, um das Schluchzen, das in seiner Kehle drückte, zu unterdrücken. Als hätte ihn der finale Verlauf des Abends mit Shachi nicht schon genug zerstreut, belastete Law nun auch noch Penguins Verhalten. Inzwischen saß er wieder hinter verschlossener Tür in seiner Kajüte am Schreibtisch und blickte hinaus in die Nacht. Da das Schiff mit dem Bug zum Meer gerichtet vor Anker lag, hatte er von seiner Kajüte aus freie Sicht auf die schwarzen Wellen und den Himmel. Doch der Sinn dafür fehlte dem jungen Arzt - besonders jetzt. Der Rum im Atem und auf der Zunge des Anderen war ihm nicht entgangen. Hatte er ihn schon mal so betrunken erlebt? Law konnte sich nicht daran erinnern. Aber an den Moment selbst dafür umso besser. Und immer noch klopfte sein Herz wie verrückt in seiner Brust. Zunächst war es vor Schreck gewesen, hatte er damit schließlich nicht gerechnet. Doch letztlich musste er feststellen, dass es vor Aufregung war. Auch wenn er immer noch wütend war, dass Penguin ihm außerhalb seiner Kabine, wo sie theoretisch Andere hätten sehen können, so nahe gekommen war, musste er sich eingestehen, dass es ihn wieder erregt hatte, wie forsch der Andere gewesen war. Ihm war längst bewusst, dass ihm diese Art unglaublich gut gefiel und sein Verlangen verstärkte, doch verstand er nicht, warum dem so war. Er wollte eigentlich über alles an Bord die Kontrolle haben. Und auch in seinem bisherigen Liebesleben, das eigentlich wenn nur aus Sex mit fremden Frauen bestanden hatte, hatte immer er die Zügel in der Hand gehalten. Alleine der Gedanke daran, es nicht zu tun, wäre ihm lächerlich vorgekommen. Aber bei ihm war es so anders. Und trotzdem verfluchte er sich nach wie vor dafür, war er doch immer noch der Käpt’n auf diesem Schiff. „Und letztlich lasse ich es doch eh nur zu, weil ich durch meine Teufelskräfte aus der Nummer jederzeit rauskomme.” Er hob seine Hände auf Augenhöhe und blickte auf seine Handflächen. „Er denkt ich hätte ihm heute früh dabei vertraut. Überhaupt redet er immer wieder von Vertrauen. Aber ich kann es nicht. Weder ihm, noch sonst jemandem.” Wieder hallte in seinem Kopf wieder, was Shachi zuletzt zu ihm gesagt hatte. Er vertraute ihm. Jeder hier an Bord tat das. Nur er tat es umgekehrt nicht. Und nur er alleine kannte den Grund dafür. Die Ereignisse seiner Kindheit, die jedes Vertrauen in ihm zerstört hatten, waren zu schwerwiegend, um etwas daran zu ändern. Egal wie oft Penguin davon sprach, er solle seiner Mannschaft vertrauen. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Selbst wenn du mich tausendfach darum bittest, ich kann es nicht.” Die Gewissheit, nichts daran ändern zu können, schnürte Law fast die Luft ab, angesichts der Tatsache, wie viel Vertrauen ihm seine Crew entgegenbrachte. Er wusste, es würde der Moment kommen, an dem er dieses Vertrauen aufs Tiefste erschüttern und sie enttäuschen würde. Denn sie würden ihm sicher nicht ewig weiter unwissend folgen. Und mit jedem Tag, mit dem er weiter über seine Pläne schwieg, würde diese Enttäuschung größer werden. Aber einfach zu erklären, was er vor hatte, stand nicht zur Debatte. Die Folgen waren zu unabsehbar. Möglicherweise würden Einige sich von ihm abwenden, auch wenn alle in der Crew sich ihm gegenüber mehr als loyal verhielten. Ohnehin war dies wohl nur der Fall, weil Law den meisten von ihnen mal das Leben gerettet hatte. Möglicherweise fühlten sie sich einfach dazu verpflichtet ihm blind zu folgen. Aber würde er ihnen erzählen, welch waghalsiges Vorhaben er sich vorgenommen hatte, würden sie ihn wahrscheinlich für verrückt erklären. Außerdem wollte er sie nicht unnötig in Gefahr bringen. Je mehr sie wussten, umso größer war das Risiko, dass sie stärker in die ganze Angelegenheit verwickelt wurden. Und das wollte er vermeiden. Nicht ohne Grund war er auch bemüht sein eigenes Kopfgeld gering zu halten, auch wenn das schon längst gescheitert war. Jede weitere Erhöhung verursachte bei ihm nur weitere Kopfschmerzen. Aber zumindest sorgte er so gut es ging und bisher recht erfolgreich dafür, dass Alles, was der Weltregierung Anlass gab, die Summe, die auf einen seiner Männer ausgesetzt war, weiter hochzusetzen, auf seine Kappe zu nehmen. Auch wenn es ihm nicht immer gelang, so war die Differenz zwischen seinem eigenen und den Kopfgeldern seiner Leute beachtlich. Und das lag nicht daran, dass Letztere im Kampf kleine Fische waren. Aber wenn es darum ging Dinge zu vertuschen und zu verdrehen, war er wahrlich ein Naturtalent. Dass einige Crewmitglieder darauf öfter zähneknirschend reagierten, waren sie doch stolz auf ihr Kopfgeld, nahm er einfach schweigend hin. Nach außen hin mochte es scheinen, als wäre er geltungssüchtig. In Wirklichkeit wollte er jedoch nur verhindern, dass seine Mannschaft mehr Schwierigkeiten bekam. Sie sollten ihre Freiheit und ihre Leben als Piraten genießen und nicht wie er selbst auf der Jagd und zeitgleich auf der Flucht sein. Überhaupt wollte er sie nicht unnötig mit seinen Problemen belasten. Denn sie drückten schon genug auf seinen eigenen Schultern. Jeden Tag fürchtete er Angriffe durch andere Piraten, möglicherweise sogar durch welche, die es nicht nur auf sein Kopfgeld sondern noch viel mehr auf seine Teufelskräfte abgesehen hatten. Ein weiteres Geheimnis, das er verschlossen mit sich herumtrug. Zumindest würde er sich wohl bald die Marine vom Hals halten und sich stärker auf sein eigentliches Ziel konzentrieren können. Doch dazu musste er erstmal das emotionale Chaos in seinem Inneren beseitigen. Wobei sich dies mehr als schwierig gestaltete. Wieder nagte die Reue an ihm, wegen dem was er mit Shachi tat und seinem mangelnden Vertrauen gegenüber seiner Crew, die es wohl wirklich mehr als verdient hatte, dass er es ihnen schenkte. Und dazu noch das Gefühl, dass ihm die Sache mit Penguin völlig außer Kontrolle geraten war und dieser sich eben auch noch zu allem Überfluss merkwürdig, wohlgleich er betrunken war, verhalten hatte. „Fuck.” Laws Schläfe pochte. Erschöpft von dem Durcheinander in seinem Kopf, legte er die Stirn in seine Hände und schob die Finger dabei in seinen Haaransatz. Penguin hatte mit einer Sache definitiv Recht: In ihm ging viel zu viel vor. Ein komplexer, verwirrender Gedankengang jagte den nächsten. Aber wie sollte er etwas daran ändern? Wo sollte er mit all den Gedanken, Sorgen und zum Teil Ängsten hin, die tagein und tagaus an ihm nagten? Und nun auch noch die Sache zwischen ihm, Penguin und Shachi, die ihn völlig zu überfordern schien - als hätte er nicht schon genug zu bewältigen. Würde er sein Ziel je erreichen, wenn er jetzt schon das Gefühl hatte, von all dem erdrückt zu werden? Er löste seine linke Hand von seinem Kopf und legte sie auf seinen rechten Oberarm. Die Wunde begann wieder zu schmerzen. Das Dröhnen des Antriebs surrte durch die Stahlwände des Ubootes. Shachi riss die Augen auf und saß im nächsten Moment kerzengerade im Bett. Er blickte zum Fenster, durch welches das Tageslicht den Raum erhellte. Sein nächster Blick ging auf den Wecker auf seinem Nachttisch. „Verdammt!” Mit diesem Ausruf sprang er nackt aus seinem Bett, packte nach seinen Boxershorts am Boden und stolperte, während er sie anzog, zu Penguins Koje hinüber. Sein Freund schlief mit dem Rücken zu ihm gewandt. „Peng! Wach auf!”, rief er ihm entgegen, stieß ihn einmal kräftig an der Schulter an, hastete zum Stuhl in der Zimmerecke und griff nach seinem Overall. Während er auch ihn anzog drehte der Andere sich etwas zu ihm herum und sah ihn müde über die Schulter an. „Hmm?” „Wir haben verschlafen!” Panisch schloss er seinen Anzug, setzte sich aufs Bett und stieg in seine Schuhe. Penguin drehte sich etwas mehr und sah ebenfalls auf die Uhr, bevor auch er realisierte, wie spät es war und dass sie gerade ausliefen. Schon im nächsten Augenblick stand er aufrecht im Raum und fing ebenfalls an sich in Windeseile anzuziehen. Für die Morgentoilette hatten sie beide keine Zeit. Genauso wenig um über das nachzudenken, was am Abend vorgegangen war. Alles was gerade zählte war so schnell wie möglich an ihre Posten zu gehen. Nicht dass das Schiff sinken würde, wenn sie nicht mithelfen würden. Aber wenn ihr Käpt’n eins wirklich hasste, dann wenn jemand seine Aufgaben vernachlässigte. Und beim An- und Ablegen hatte niemand von ihnen im Bett zu liegen, solange er nicht gesundheitlich angeschlagen war. Denn diese Prozesse waren trotz all der Technik an Bord recht komplex, sodass jede Hand gebraucht werden konnte. Penguin hatte gerade seinen Overall geschlossen und fuhr sich einmal grob mit der Hand durch die zerzausten Haare, als es an der Tür klopfte. „JA!”, rief Shachi etwas übertrieben laut. Es war Wakame, der sie von außen öffnete: „Hey, ihr Schlafmützen! Der Käpt’n schickt mich. Ich soll euch in den Hintern treten. Ihr sollt sofort bei ihm antanzen. Er ist draußen auf dem oberen Deck und klingt gar nicht begeistert.” Innerlich zuckten beide bei diesen Worten zusammen, während sie nach ihren Mützen griffen. Sie wussten schließlich ganz genau, wie Law sein konnte, wenn man ihn wirklich verärgerte. Und auch wenn dazu Einiges gehörte, wenn er schon einen der Anderen vorbeischickte, um sie zu holen, dann musste er wirklich vor Wut kochen. „Mist!”, zischte Shachi und stolperte gefolgt von Penguin, der seine Schnürsenkel nur in seine Stiefel gesteckt hatte, auf den Flur. „Ich drücke euch die Daumen, dass er nicht allzu wütend ist.” Wakame sah den Beiden nach, wie sie in Richtung Deck davonspurteten. Die Nacht war für Law mehr als kurz ausgefallen. Er war nur kurz am Schreibtisch eingenickt. Ansonsten hatte seine innere Unruhe ihn kein Auge zumachen lassen. Und noch immer wütete es in ihm. Alles was er mit Hilfe von Tabletten in den Griff bekommen hatte, waren die Schmerzen in seinem Arm. Sichtlich übernächtigt, aber dennoch aufrecht stand er auf dem höchsten Außendeck der Polar Tang über dem Operationsraum und beobachtete, wie sie langsam aus dem Hafen ausliefen. Abermals war da jedoch kein Platz in seinem Kopf für das Bild, das die immer kleiner werdende, idyllische Hafenstadt im Sonnenlicht abgab. Innerlich kochte er momentan. Zum Einen, weil er mit seinen Gedanken nicht fertig wurde, zum Anderen, weil er soeben zufällig etwas aufgeschnappt hatte, als Shou sich mit einem der Anderen unterhalten hatte. Beide hatten ihm zunächst nicht erzählen wollen, worum es ging, vermutlich um ihren Kameraden zu decken. Letztlich hatte er es aber aus dem Jüngeren herausbekommen. Und wenn der Rothaarige ihm nicht so kleinlaut von Penguins Ausraster am Abend in der Bar erzählt hätte, wäre ihm aufgrund der Masse an ungeordneten Gedanken in seinem Kopf eventuell nicht mal aufgefallen, dass weder Penguin noch Shachi wach war. Es war noch nie vorgekommen, dass einer von Beiden verschlafen oder aus anderem Grund das Ablegen versäumt hatte. Dafür gab es andere Kandidaten in der Crew. Und auch wenn es ihm momentan bei ihnen beiden schwer fiel, sie dafür zu tadeln, so wollte er nicht, dass irgendjemand der Anderen Verdacht schöpfte, dass etwas zwischen ihnen im Argen lag, nur weil er sie verschonte. Daher hatte er Wakame geschickt, um sie zu wecken. Doch besonders bei Shachi wusste er nicht, wie er in dieser Situation handeln sollte, wenn er daran dachte, wie er mit ihm umging. Er wollte ihn eigentlich nicht noch schlechter fühlen lassen. Denn dass er das tat, dafür sorgte er, Law, schon genug, war sich der Arzt sicher. Ganz anders verhielt es sich mit Penguin. Jegliches Verlangen nach ihm war in weite Ferne gerückt. Er war wütend über das was er eben erfahren hatte - und enttäuscht zu gleich. Und dazu kam noch die Wut auf sich selbst, dass er es soweit hatte zwischen ihnen kommen lassen und weil er unfähig war, mit seinen Problemen fertig zu werden und seine Gedanken zu ordnen. Und Law wusste, es würde ihn sehr viel Selbstbeherrschung kosten, zwischen dem, was Penguin sich erlaubt hatte, und dem, was nur ihn selbst betraf, zu unterscheiden. Aber er wollte auf keinen Fall all seinen Ärger und Frust an ihm auslassen. Die Tür hinter ihm ging auf und zwei Paar Füße eilten hörbar heraus. Law hatte der wieder zufallenden Tür zwar den Rücken zugekehrt, wusste aber genau, wer nun einige Meter hinter ihm stand. „Schön dass ihr auch schon auf seid. Ich hoffe Wakame hat euch nicht zu unsanft geweckt.” Der sarkastische Unterton in seiner Stimme war unüberhörbar. „Entschuldigung, Käpt’n”, stammelte Shachi. Penguin schloss sich dem an: „Tut uns Leid.” Laws finsteren Blick, der aufs Meer gerichtet war, konnten sie nicht sehen, sich aber sehr wohl denken. Wie sooft trug er sein Schwert über der rechten Schulter, während seine linke Hand in seiner Hosentasche verweilte. Der Wind wehte stärker als am Abend und blies den Saum des schwarzen offene Hemds, das Law über seinem T-Shirt trug, zur Seite. Die rote Kordel an seiner Schwertscheide schlug immer wieder leicht gegen die Krempe seines Huts. Doch er stand weiterhin wie festgewachsen da. „Ihr habt wirklich Glück, dass meine Laune gerade so miserabel ist, dass ich nicht mal Lust habe, euch auseinander zu nehmen”, gab er zähneknirschend zu, ihre Entschuldigung außer Acht lassend, bevor er sich nun doch umdrehte. Doch sein Blick fiel lediglich auf Penguin, wie auch Shachi auffiel, dessen eigene Augen wieder hinter seiner Sonnebrille verborgen waren, sodass weder sein Freund noch sein Käpt’n sehen konnten, wie sein Augenmerk immer wieder zwischen ihnen hin- und herhuschte. Der Ältere sah nur kurz zurück, bevor er seinen Blick senkte. Die stahlgrauen Augen zeigten deutlich, dass Law gerade nichts von ihm hören wollte. „Auch wenn ich ab und an mehr als nur den Esstisch mit euch teile”, zischte er sehr leise, um sicher zu gehen, dass niemand auf dem unteren Außendeck ihn hören konnte, „heißt das noch lange nicht dass ihr hier tun und lassen könnt was ihr wollt. Wir sind auf der Grandline. Wenn hier jeder macht wozu er gerade Lust hat und pennt bis in die Puppen, obwohl klar ist dass wir ablegen, können wir auch gleich zur nächsten Marinebasis fahren und uns selbst ausliefern.” Nach wie vor haftete Laws Blick nur an Penguin. Er konnte Shachi nicht ansehen. Und zu mehr als diesen Worten, die Beiden galten, war er nicht in der Lage. Sein Kopf schmerzte urplötzlich. Zumal er auch gerade über Anderes viel wütender war als über das Verschlafen. Doch das ging nur den Älteren etwas an, neben dem er nun stehen blieb, als er festen Schrittes auf die Tür zuging. „Und DIR vertrauen wäre das Dümmste, was ich tun könnte, wenn du dich offensichtlich nicht mal selbst unter Kontrolle hast.” Diese Worte flüsterte er zwar so leise, dass nur Penguin sie hören konnte, aber dennoch scharf und bedrohlich. Die Augen des Anderen weiteten sich, während sie weiter auf die Holzplanken zu seinen Füßen starrten. Im nächsten Moment fiel die Tür abermals zu. Während Shachi sich nun umdrehte und etwas geknickt auf die Tür, durch die Law ins Schiffsinnere verschwunden war, schaute, brach in seinem Freund innerlich alles zusammen. Erst jetzt war der Abend wieder völlig präsent in seiner Erinnerung. Er war sich nicht sicher, was Law gemeint hatte: Ob er nur davon gesprochen hatte, wie er ihn im Korridor regelrecht überfallen hatte, obwohl er wusste, dass der Arzt auf keinen Fall wollte, dass jemand von ihnen erfuhr, oder aber, ob ihm jemand berichtet hatte, wie er in der Kneipe aus der Haut gefahren war. Um das alleinige Verschlafen ging es ganz sicher nicht. Wenn er von Letzterem wusste, dann war er darüber sicher nicht begeistert. Nicht nur, dass er mit seinem Verhalten ein schlechtes Licht auf die ganze Mannschaft geworfen hatte, sondern auch, weil Law wahrscheinlich befürchtete, dass ihr Geheimnis bei ihm doch nicht sicher war, wenn er in so einer Situation die Kontrolle verlor. Penguin schluckte unmerklich. Eins war jedenfalls gewiss: Er hatte jegliches Vertrauen, dass Law ihm entgegengebracht hatte, dieses Mal endgültig zerstört. Er hätte jede Strafe für sein Verschlafen auf sich genommen. Aber die Worte, die er ihm gerade entgegengebracht hatten, waren unfassbar schmerzlich. Es war schlimm genug, wenn der eigene Käpt’n so etwas zu einem sagte und einem jedes Vertrauen entzog. Aber es von der Person zu hören, in die man sich verliebt hatte, war um ein Vielfaches schlimmer. Aber es war seine alleinige Schuld, wusste der Schwarzhaarige. Er hatte sich all diese Fehltritte selbst zuzuschreiben. Aus dem Augenwinkel sah Shachi wie regungslos sein Freund war. Er wusste weder von der Auseinandersetzung mit Ban noch davon, was zwischen ihm und Law am Abend auf dem Flur kurz passiert war. Er versuchte zu lächeln: „Hey, da haben wir noch mal Glück gehabt. Ich dachte wirklich, er zerlegt uns.” Penguin sagte nichts. Laws Teufelskräfte zu spüren zu bekommen wäre ihm wesentlich lieber gewesen als das was er zuletzt zu ihm gesagt hatte. Sein Freund bemerkte, dass der Ältere immer noch wie in Trance dastand. „Dass ihn das jetzt so mitnimmt, hätte ich nicht gedacht”, überlegte er. Shachi selbst versuchte für den Moment jeden Gedanken daran, wie der Abend für ihn geendet war, zu verdrängen. Andernfalls würde er wieder in Tränen ausbrechen. Und das wollte er nicht. Nicht jetzt, wo er sah, wie sein bester Freund offenbar ohnehin schon litt. Er fasste ihn am Arm und versuchte ihn mit seiner fröhlichen Art aufzuheitern: „Komm, lass uns unsere Arbeit machen, bevor er es sich anders überlegt und zurückkommt. Ich mag nicht in Einzelteilen von ihm an die Schiffswand getackert werden.” „Mhm”, war alles was Penguin antwortete, bevor er seinem Freund zum Maschinenraum folgte. Law war allerdings weit davon entfernt, es sich anders zu überlegen und sie doch mehr zur Rechenschaft zu ziehen. Es hatte seinen guten Grund, warum er so hastig verschwunden war. Nicht nur, dass die Situation zwischen ihm und den Beiden ihn ohnehin belastete. Er hatte sich plötzlich auch körperlich nicht mehr gut gefühlt. Als er vor ihnen gestanden hatte war ihm urplötzlich kalt und sogar etwas schwindelig geworden. Und der zunächst dumpfe Kopfschmerz war inzwischen immens stark. Daher war auch seine Standpauke so knapp ausgefallen. Nach einem kurzen Abstecher zur Brücke, um dort nach dem Rechten zu sehen, hatte er sich daher wieder in seine Kajüte zurückgezogen. Dort lag er nun mit dem Rücken auf dem Bett, einen Unterarm auf seine Stirn gelegt, während er ein Bein nach dem Ausziehen der Schuhe nicht mal mehr aufs Bett hatte bewegen können, sodass es nun schlapp heraushing. Müde sah er zur Decke. „Das muss der Schlafmangel sein. Mein Körper macht das wohl nicht mehr lange mit.” Er wusste selbst nur zu gut, wie sehr er sich mit seiner Lebensweise schadete. Aber was sollte er machen, wenn ihn immer wieder quälenden Gedanken vom Schlafen abhielten? Wenn er diese ohnehin überwältigende Menge an Dingen in seinem Kopf wenigstens hätte halbwegs ordnen können. Doch momentan fehlte ihm dazu wohl mehr die Kraft denn je. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn er nun, wo sie auf offener See waren und er ohnehin bereits den Befehl zum Tauchen gegeben hatte, doch ein paar Stunden schlafen würde. Er wollte sich noch aufrichten, um zur Tür zu gehen und abzuschließen. Doch die einzigen Bewegung, die sein Körper noch zu Stande brachte, war seine Augen zu schließen, bevor sein Arm von seiner Stirn glitt. Kapitel 11: Einzelkämpfer ------------------------- Eine ölverschmierte Hand streckte sich von links Penguin entgegen, gefolgt von einer kurzen Anweisung: „Sechskanter!” Stumm wanderte sein Blick von der Druckmessanzeige vor ihm zum Werkzeugkasten, aus dem er im nächsten Moment den abgenutzten Schraubenschlüssel entnahm und Ban, der mit dem Körper übergebäugt hinter einer der Maschinen hing, in die Hand drückte. „Meinst du wirklich, wir bekommen es wieder hin?” Auch Shachi stand daneben und beobachtete, wie sein Freund versuchte einen Defekt zu reparieren, der den für die Mechanik zuständigen Teil der Crew nun schon den gesamten Nachmittag im Maschinenraum beschäftigte. „Ja natürlich. Wie oft willst du das noch fragen?” In Bans Stimme klang etwas Genervtes mit. „Geh lieber und sag dem Käpt’n Bescheid, was los ist und dass wir erstmal weiter segeln sollten. Wenn wir tauchen können wir maximal halbe Leistung fahren.” Da er immer noch auf das technische Problem fixiert und halb hinter der Maschine verschwunden war, sah der Raucher nicht den unsicheren Blick, der nun das Gesicht des Jüngeren zierte. Aber Penguin bemerkte ihn, zumal er auch wusste, warum Shachi so reagierte: Seit dem Morgen hatten weder er selbst noch sein bester Freund wieder mit ihrem Käpt’n gesprochen. Und so wie er selbst bekam wohl auch der Andere sichtlich Bauchschmerzen beim alleinigen Gedanken daran, ihm wieder unter die Augen zu treten. Dies hatten sie bisher nicht mehr gemusst, da Law sich scheinbar einmal mehr in seiner Kajüte verbarrikadiert hatte. Zumindest hatte er sich auch beim Mittagessen nicht blicken lassen. „Er… will sicher seine Ruhe”, gab der Rotbraunhaarige kleinlaut von sich. „Sicher will er die, wenn er schon wieder Einsiedler spielt. Aber du weißt auch wie er reagieren wird, wenn er hintenherum von der Sache hier erfährt oder erst dann wenn er den Befehl zum Tauchen gibt.” Ban sah immer noch nicht auf. Hilfesuchend sah Shachi Penguin an. Dieser wäre liebendgerne für seinen Freund eingesprungen und hätte Bericht erstattet, hätte er nicht gewusst, dass Law auf ihn noch viel wütender war. Beim Gedanken an den Grund dafür, wanderte sein Blick wieder in Bans Richtung. Zwar arbeiteten sie hier zusammen, weil alles andere schlichtweg kindisch gewesen wäre, aber er hatte sich auch mit ihm noch nicht ausgesprochen und für sein Verhalten am Vorabend entschuldigt. Dazu war bisher einfach keine Gelegenheit gewesen, wollte er das doch gerne unter vier Augen klären. Aber genau diese Möglichkeit könnte sich nun ergeben. Er sah wieder Shachi an: „Sonst geh und sag einem der Anderen Bescheid, er soll zu ihm gehen. Wobei ich nicht glaube, dass er noch sauer auf dich ist.” Shachi druckste herum, bevor er einmal tief Luft holte und letztlich recht entschlossen wirkend davon ging. Penguin rechnete damit, dass er zu einem der Anderen gehen würde, die außer Hörweite weiter vorne im Maschinenraum tätig waren, um ihn zu schicken. Doch Sekunden später hörte er trotz des recht hohen Lärmpegels im Raum die Luke zum Deck über ihnen zufallen. War sein Freund etwa dabei doch mutig zu werden? Doch Ban ließ nicht zu, dass er nun darüber nachdachte. Er kam hinter der Maschine hervor und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn, der sich unterhalb seines Stirnbands gebildet hatte. „Der Käpt’n ist wütend auf ihn?”, fragte er beiläufig. Penguin sah ihn verwundert an, hatte er nicht damit gerechnet, dass der Andere heute eine Konversation mit ihm führen wollen würde. „Ja, weil wir verschlafen haben.” „Ach ja richtig, Waka hat mir davon erzählt.” Ban sah Penguin weiterhin nicht an, hielt jedoch das Gespräch aufrecht: „Na, dann hast du ja vermutlich heute zweimal richtig Anschiss kassiert, oder?” In Bans Aussage klang keine Schadenfreude mit. Dennoch legte sich die Stirn des Schwarzhaarigen in Falten. Der Andere bemerkte dies im Augenwinkel: „Hey, ich habe es ihm nicht erzählt, falls du das denkst. Das war Shou. Aber auch erst nachdem der Käpt’n ihn fast in die Mangel genommen hätte. Und du weißt wie schnell Shou ihm gegenüber den Schwanz einzieht. Glaub mir, ich hab ihm schon ein paar Takte dazu gesagt, dass man seine Kameraden nicht verpfeift, nachdem ich davon erfahren habe. Mir wäre es auch lieber gewesen, wir hätten das alleine unter uns klären können. Aber ich nehme mal an, jetzt hat er dir schon ziemlich den Arsch aufgerissen.” So wie Ban es ausdrückte konnte man es wohl nicht sagen, aber für sein Fehlverhalten hatte Law ihn dennoch gestraft. Penguin blickte zur Seite. „Danke”, kam es nur leise von ihm. Er war dem Blonden wirklich dankbar, dass dieser es hatte für sich behalten wollen. Und er war auch nicht wütend auf Shou, weil er Law alles erzählt hatte. Er wusste wirklich nur zu gut, wie erfolgreich ihr Käpt’n auch bei ihrem sonst so vorlauten Nesthäkchen mit seiner angsteinflößenden Art war. Der Einzige, auf den er wütend war, war er selbst. Und wahrscheinlich würde er seinen Fehler Law gegenüber nicht einfach so wieder gut machen können. Aber zumindest wollte er sich nun bei Ban entschuldigen. „Sollte unter Freunden ja wohl selbstverständlich sein”, Ban wischte sich die Hände mit einem Tuch sauber, „aber mich würde trotzdem interessieren, was gestern mit dir los war. So habe ich dich noch nie erlebt.” Offenbar hatte auch er nur darauf gewartet, dass er ungestört mit Penguin über den Vorfall sprechen konnte. Penguin seufzte: „Keine Ahnung. Aber es tut mir echt Leid, Ban. Das war total dämlich.” „Allerdings”, bestätigte der Andere, „aber was heißt keine Ahnung? War’s nur wegen dem Flittchen?” Penguin schnaufte kurz spöttisch, als Ban ihm wieder die junge Frau ins Gedächtnis rief, an die er bereits nahezu jede Erinnerung verloren zu haben schien: „Blödsinn.” „Was dann?” Er bohrte weiter nach. Aber sein Gegenüber haderte mit sich und schwieg. „Alter, rede mit mir, sonst bin ich echt angepisst!” Ban wandte sich ihm mehr zu und sah ihn durchdringend an. „Es gibt Dinge, über die man nicht einfach so reden kann”, gab er monoton als Antwort. Daraufhin runzelte nun der Andere die Stirn: „Du klingst schon fast wie der Käpt’n.” Überraschen trat bei dieser Aussage in Penguins Gesicht, welches immer noch zur Seite gewandt war. Shachi hatte vorgestern Abend in der Kneipe etwas Ähnliches zu ihm gesagt. Verhielt er sich wirklich so? Änderte nicht er Law, sondern tatsächlich Law ihn, ohne dass er es merkte? Ein Klopfen an der Tür ließ Law seine Augen aufschlagen. Müde blinzelte er zur Zimmerdecke. Wie lange hatte er geschlafen? Er drehte den Kopf zu Seite: Draußen war es noch hell, aber der Wecker verriet ihm, dass es Nachmittag war. Demnach hatte er also fast den ganzen Tag verschlafen. Dennoch fühlte er sich noch müder als zuvor. Gleichzeitig spürte er wieder den Kopfschmerz und auch sein Arm tat weiterhin weh. Erneut klopfte es zu seiner Linken, gefolgt von Shachis Stimme, die durch die Tür drang: „Käpt’n? Es gibt etwas Wichtiges.” Etwas Wichtiges? Dem musste wohl wirklich so sein, sonst würde gerade Shachi nach dem Morgen wohl kaum mit ihm sprechen wollen. Wortlos richtete Law sich auf, setzte sich auf die Bettkante und strich sich einmal mit der Hand durchs Haar, als würde dieses nicht ohnehin permanent recht zerzaust wirken, ehe er endlich antwortete: „Ja?” Langsam ging die Tür auf und Shachi trat ebenso zögerlich ein, wobei er die Tür wieder schloss. „Es gibt einen Defekt an einem der Antriebe”, begann er leise und an der Tür stehen bleibend zu sprechen. „Heißt was?” Da Laws mechanisches Verständnis nicht ansatzweise so gut war wie sein medizinisches, kam sein Nachfragen nicht überraschend. „Nichts Schlimmes. Aber wir sollten möglichst erstmal weiter segeln. Beim Tauchen schaffen wir nicht mehr als die halbe Maximalgeschwindigkeit”, erklärte der Jüngere ihm die Lage. Eine Situation die Law gar nicht zusagte, wie seine nun noch ernstere Miene verdeutlichte: „Könnt ihr es denn reparieren oder müssen wir auf den nächsten Hafen warten?” Shachi schüttelte den Kopf: „Ban ist sich sicher, dass er es hinbekommt. Er und Penguin arbeiten schon eine Weile daran. Aber es wird einige Zeit dauern.” Doch Laws Miene entspannte sich kaum, obwohl er wusste, dass die beiden Erwähnten nicht nur überragende Kämpfer sondern auch mehr als fähige Mechaniker waren, ebenso wie Shachi und einige Andere an Bord. Und daran war vor allem sein eigener Zustand Schuld: Der Gedanke daran, nicht die vollen Möglichkeiten seines Schiffes ausschöpfen zu können, wenn er selbst angeschlagen war, verstärkte das Pochen in seinem Kopf nur zusätzlich. Dennoch versuchte er gelassen zu wirken: „Gut. Dann sagt Bescheid, wenn es etwas Neues gibt.” „Aye!”, antwortete der Jüngere, der sich gerade wieder zum Gehen wenden wollte, als er in der halben Drehung innehielt und seinen Käpt’n etwas besorgt ansah, „Ist alles in Ordnung, Käpt’n?” Der Arzt hatte den Blick gerade erschöpft senken wollen, war er doch davon ausgegangen, die Tür würde jeden Moment ins Schloss fallen, als diese Frage kam. Irritiert sah er zurück. „Ja?! Was sollte sein?” Er hatte sich doch wirklich alle größte Mühe gegeben sein Befinden zu vertuschen. „Du warst nicht beim Essen.” Wissend, dass das ab und an vorkam und damit kein Grund zur größeren Besorgnis war, fügte der Rotbraunhaarige noch stockend an: „Und… du wirkst blass.” Law starrte Shachi an. Mit ersterer Aussage hatte er fast schon gerechnet. Und darauf hätte er zu kontern gewusst. Aber die zweite Feststellung traf ihn unvorbereitet. War er wirklich blass? Scheinbar ließ er zu lange mit einer Antwort auf sich warten, sodass Shachi sich nun wieder ihm zudrehte und weitersprach: „Ist es dein Arm?” Der Jüngere erinnerte sich wohl noch gut an den Verband, den er am Abend an Laws Arm entdeckt hatte. Und den Abend selbst rief er damit nun wieder zurück in die Erinnerung seines Käpt’ns, dessen Magen sich umgehend flau anfühlte. „Nein!” Ungewollt harsch fuhr er den Anderen nun an, der daraufhin, kaum dass er gerade einen Schritt auf ihn zugemacht hatte, wieder zurückwich. „T… tut mir Leid.” Shachi fürchtete wohl, er war damit zu weit gegangen und wollte die Flucht ergreifen, doch Laws Gewissen ihm gegenüber war schneller. „Nein, mir tut es Leid, Shachi”, kam es nun ruhiger von ihm, wobei er sich langsam vom Bett erhob. Dabei stellte er fest, dass auch seine Gelenke etwas schmerzten. Er musste sich etwas eingefangen haben. Wahrscheinlich eine Erkältung. Doch weiterhin ließ er sich die Beschwerden nicht anmerken und reagierte auf Shachis verwirrten Blick: „Ich wollte dich nicht anschreien. Ich habe nur schlecht geschlafen, wegen gestern Abend. Ich weiß nicht was wieder in mich gefahren ist und mir tut es Leid. Glaube mir, ich belästige dich nicht mehr.” Shachis Augen weiteten sich. Law hatte keine Ahnung, was er damit gerade in ihm auslöste. „Du hast mich nie belästigt!”, schoss es wie aus einer Pistole aus ihm hinaus. Der Chirurg sah ihn fragend an. Hatte er das nicht? Wahrscheinlich behauptete er das nur, weil er Angst hatte, seinem Käpt’n gegenüber etwas Falsches zu sagen, nachdem er ihn schon am Morgen etwas verärgert hatte. Daher versuchte Law, für ihn untypisch, sanft zu wirken: „Es ist schon in Ordnung, Shachi. Ich weiß, dass du das nie wolltest. Ich hatte mich einfach nicht unter Kontrolle und habe dich ausgenutzt… für meine Bedürfnisse.” Der Arzt konnte weder sehen noch hören, wie das Herz des Anderen gerade in tausend Splitter zersprang. Es war nicht so, dass Shachi sich je eingeredet hatte, Law hätte mehr Interesse an ihm gehabt. Doch es nun so aus seinem Mund zu hören, traf ihn schmerzlich. Und dennoch bemühte auch er sich, sein Inneres weiterhin in sich zu verbergen. „Schon… okay.” Shachi lächelte. „Aber du siehst wirklich nicht gut aus. Ich glaube nicht, dass das vom schlechten Schlaf kommt, Käpt’n.” Es war auffällig, wie er das Thema wechseln wollte. Trotzdem ging Law darauf ein. „Vermutlich hast du Recht”, er setzte sich wieder aufs Bett und zog seine Schuhe an, „ich muss mir eine Erkältung eingefangen haben.” „Sicher? Was ist mit deinem Arm?”, fragte der Andere sichtlich besorgt nach. „Nur ein Streifschuss von übermütigen Piraten. Kanaye hat es genäht. Aber wenn es dich beruhigt”, Law erhob sich abermals und es wirkte sogar etwas als würde er lächeln, „gehen wir zum Behandlungsraum und du nimmst mir Blut ab. Ich untersuche es, nur um sicher zu gehen, dass es nichts Ernsteres ist.” Zum einen wollte er Shachi wirklich nicht noch mehr Kummer bereiten, hatte er sich doch gerade erst für seine Vergehen bei ihm entschuldigt, und zum anderen war er sich selbst nicht sicher, ob es wirklich nur eine Erkältung war, die ihm körperlich zu schaffen machte. Aber selbst wenn dem so war, wusste Law schon jetzt, er würde es Shachi nicht auf die Nase binden, wollte er ihn doch nicht unnötig beunruhigen. Der Jüngere nickte nach einem kurzen Moment der Verwunderung angesichts dieses unerwartet kooperativen Vorschlags, bevor er die Tür öffnete und gefolgt von seinem Käpt’n auf den Flur trat. „Danke, Shachi.” Fest drückte Law einen Wattebausch auf die Einstichstelle, nachdem der Andere die Nadel entfernt und entsorgt hatte. Der Jüngere schüttelte leicht den Kopf: „Nichts zu danken. Kann ich sonst noch was tun?” Law blickte auf die mit dunkelrotem Blut gefüllte Spritze neben sich auf dem Tisch, bevor er ihn wieder ansah: „Nein, ich untersuche es gleich. Schau lieber…” Doch er wurde unterbrochen, als Kanaye in den Raum trat, wahrscheinlich mal wieder auf der Suche nach neuem Lesestoff. Dieser erkannte die Situation sofort: „Oi, Käpt’n, alles in Ordnung?” Der Angesprochene, der diese Frage so sehr hasste, sah zur Tür. „Ja. Bekomme wohl eine Erkältung. Habe Shachi nur versprochen, zu prüfen, ob es nichts Ernsteres ist", während der Erwähnte etwas rot wurde, sprach Law weiter und blickte wieder ihn an, „wie dem auch sei. Schau bitte wie es mit dem Antrieb ausschaut. Wenn es etwas Neues gibt, lass es mich wissen.” „Aye!” Damit spurtete der Jüngere aus dem Raum. Law hob prüfend die Watte an, bevor er sie ganz wegnahm und durch ein Pflaster ersetzte, während der andere Anwesende ihn nun genauer ansah. „Mit Verlaub Käpt’n, aber du sieht wirklich ziemlich bescheiden aus”, stellte nun auch Kanaye Laws ungewöhnlich helle Hautfarbe fest. Wieder etwas was er nicht hören wollte. Er wollte nicht krank wirken. Und noch viel weniger wollte er es sein. „Was ist mit deinem Arm? Soll ich den Verband wechseln?”, bot Kanaye an, ehe er überlegte, „Vielleicht war das auch keine einfache Kugel und du hast eine Blutvergiftung oder so etwas.” Bei den letzten Worten gefror Laws Blut regelrecht. Kanaye hatte keine Ahnung welche Wunden er damit in ihm aufriss. Panik stieg in ihm auf. Was wenn er Recht hatte? Was wenn seine Vergangenheit ihn gerade unerwartet wieder einholte? Nein, das konnte nicht sein. Zumal es sich anders angefühlt hätte. Gleichgültig drehte er sich weg und widmete sich der Blutprobe: „Später.” Kanaye seufzte und richtete seinen Fokus auf das Bücherregal, während sein Käpt’n neben ihm sein eigenes Blut untersuchte. Dabei beobachtete er ihn jedoch immer wieder aus dem Augenwinkel mit wachsender Besorgnis. Und das zu Recht, als Law nach überraschend kurzer Zeit wie erstarrt wirkte, zügig aufstand und zur Tür ging. Kanaye wirbelte mit einem Buch in der Hand herum: „Käpt’n?” Law blieb kurz in der Tür stehen, sah ihn jedoch nicht an: „Räum bitte auf!” „Und dein…”, doch der Ältere konnte seine Frage nur noch der zufallenden Tür stellen, “...Arm?” Verunsichert blickte er auf die Probe auf dem Tisch. Eiligen Schrittes kehrte Law in seine Kajüte zurück und ließ abermals die Tür hinter sich unsanft zufallen. Er lehnte sich gegen die Wand. Obwohl er nicht weit gelaufen und noch jung war, war er außer Atem. Und er spürte deutlich wie sein Zustand sich verschlechterte. Und nun wusste er auch warum. Er musste etwas unternehmen - es irgendwie aufhalten. Er streckte seine linke Hand aus: „ROOM!” Doch sein „Room” kam nur kurz zustande und verschwand unmittelbar wieder. Ihm fehlte offensichtlich bereits mehr Kraft, als er selbst wahrhaben wollte. Er sah starr auf seine Handfläche: „Verdammt. Ihr beschissenen Teufelskräfte! Ihr seid so verdammt nutzlos! Alles was ihr tut, ist mich wahrscheinlich irgendwann den Kragen kosten.” Das das nicht der ganzen Wahrheit entsprach wusste er nur zu gut. Auch wenn er Letzteres wirklich befürchtete, so hatten sie ihm auch schon sein Leben gerettet. Und im selben Augenblick fühlte er sich furchtbar undankbar - undankbar gegenüber jenem Mann, dem er diese Fähigkeiten und damit sein Leben überhaupt verdankte. Und dieses Leben hatte er doch nun ihm gewidmet. Frustriert schlug der Arzt seinen zunehmend schmerzend Kopf leicht gegen die Wand hinter sich, bevor er sich letztlich davon wegdrückte und zielstrebig zum Medizinschrank in der Zimmerecke neben seinem Schreibtisch ging. Dabei bemerkte er, wie auch die Kraft in seinen Beinen spürbar mit jedem Schritt nachließ. „Dann eben auf die herkömmliche Art.” Abrupt riss er die schmale Schranktür auf, ehe er zielsicher und zügig ein Medikament nach dem anderen herausnahm und neben sich auf den Tisch stellte. Er schlug die Tür wieder zu, eilte zum Nachttisch auf dem seine Wasserflasche stand und kehrte mit dieser zum Schreibtisch zurück, bevor er begann ein Tablettenglas nach dem anderen zu öffnen und jeweils eine Pille zu sich zu nehmen. Auch dies tat er in einem auffällig schnellen Tempo. Erneut hastig atmend lehnte er sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch und starrte auf die noch geöffneten Gläser vor sich. Er wusste, dass er da gerade einen Medikamentencocktail zu sich genommen hatte, dem ihm sein Körper wahrscheinlich nicht danken würde, aber das war ihm gerade mehr als egal, solange es irgendwie die aufkeimende Grippe tötete, bevor sie ihn töten konnte. Er war zwar wirklich erleichtert, dass nicht jene Krankheit aus seiner Kindheit ihn wieder eingeholt hatte, doch das was er da in seinem Blut gefunden hatte gefiel ihm nicht unbedingt besser. Auch wenn die Immunologie nicht sein Spezialgebiet war, war er sich mehr als sicher, dass die entdeckten Antikörper kein Anzeichen einer simplen Erkältung waren. Ganz im Gegenteil. Sicherlich hätte er in seinen Büchern nachschlagen können, doch dazu, so hatte er das Gefühl, fehlte ihm gerade die Zeit, wenn er in Betracht zog, wie rapide sein Körper abzubauen schien. Und das musste er so schnell es ging unterbinden. Er hatte ein Ziel. Und dafür benötigte er all seine Kraft. Und wer wusste, wo das nächste Marine- oder Piratenschiff lauerte und sie angreifen würden? Er brachte auch seine Crew in Gefahr, wenn er nicht bei Kräften war. Wieder klopfte es. „Ja?!” Laws Stimme klang hörbar genervt. Dennoch ging die Tür auf. Für einen Moment rechnete er damit, dass es erneut Shachi war, der hereinkam. Als er sich umdrehte, stellte er jedoch fest, dass dieses Mal Kanaye ihn störte. „Was ist?” Er musste sich wirklich zusammenreißen, nicht zu gereizt zu klingen, und verdeckte ganz bewusst mit seinem Körper die etlichen Pillenfläschchen auf dem Tisch. Doch Kanaye war nicht wie Shachi. Er ließ sich nicht von Laws Art beirren und sah ihn ruhig an. „Käpt’n, wie fühlst du dich?” Ohne Zögern sprach er dies aus. „Mir geht’s gut. Was soll die Fragerei?” Der Jüngere zog die Augenbrauen zur Gesichtsmitte. „Ich glaube dir kein Wort. Ich weiß, du wirst mich dafür lynchen, aber ich habe mir dein Blut gerade angesehen”, Laws Gesichtsausdruck entgleiste, hatte er damit doch nicht gerechnet, während der Andere fortfuhr, „und meine Medizinkenntnisse mögen ja weit hinter deinen liegen, aber eine Grippe kann ich dennoch von einer Erkältung unterscheiden.” Der Chirurg lachte kurz spöttisch und blickte zur Seite: „Ich sollte dir wohl verbieten, meine Bücher zu lesen.” „Wenn du das für richtig hältst”, Kanaye verschränkte die Arme vor der Brust, „dann tue das. Aber jetzt weiß ich dank deiner Bücher auch, dass du dir nichts Angenehmes eingefangen hast.” „Und wenn schon! Ich hatte dir nur gesagt, du sollst aufräumen. Meine Gesundheit ist nicht dein Problem!” Laws Sturheit war einmal mehr unüberhörbar. „Und wie das mein Problem ist, wenn es meinem Käpt’n schlecht geht!”, Kanayes Blick wurde finster und besorgt zugleich, „Ich weiß, du willst nicht, dass wir uns um dich Sorgen machen, aber das kann ich nun mal nicht. Niemand auf diesem Schiff kann das.” Der Jüngere lehnte sich gegen den Schreibtisch, hatte er doch das Gefühl noch schwächer zu werden: „Dann sag es den Anderen nicht und sie müssen sich keine Sorgen machen.” „Ach und wie soll ich ihnen erklären, dass unser Käpt’n sich nicht blicken lässt für wer weiß wie lange? Denn das wird ja wohl dein Plan sein, wie ich dich kenne.” Und da schätzte Kanaye ihn richtig ein. Doch Law schien eine Lösung parat zu haben, die er ernst kundtat: „Natürlich werde ich die nächsten Tage hier bleiben. Andernfalls stecke ich euch nur an. Sag ihnen einfach, ich sei erkältet und sie sollen sich von mir fernhalten.” Kanaye erschien diese Ausrede jedoch absurd, war er sich doch sicher, eine Erkältung würde schneller vergehen. Dennoch gab er allmählich nach: „Dann lass mich dir wenigstens helfen. Du wirst nur noch mehr abbauen. Ich habe gerade extra noch mal nachgeschlagen: Der Virus, den du da hast kann richtig una…” „Unangenehm werden und mich sogar umbringen”, Laws Blick verdeutlichte dem Anderen, dass er ihm nichts erzählte, was er nicht ohnehin selbst wusste, „aber du kannst mir nicht helfen. Ich habe alle Medikamente hier, die es könnten.” Der Andere seufzte: „Wahrscheinlich hast du Recht.” Law sah ihn an und bemerkte, wie Kanaye scheinbar damit kämpfte, dass er tatsächlich nichts in seiner Macht Stehendes tun konnte. Dabei wollte er doch nicht, dass er sich noch mehr Sorgen machte. „Du solltest außerdem erst recht von mir fern bleiben”, der an der Tür Stehende sah zu ihm zurück, während Law weitersprach, „denn außer dir kann sich gerade niemand darum kümmern, wenn einer der Anderen krank oder ernsthaft verletzt wird. An der Stelle brauche ich dich gerade mehr als hier bei mir wo du eh nichts tun kannst.” Überraschen über diese Worte trat in Kanayes Gesicht. Einmal mehr zeugten die Worte seines Käpt’ns davon wie viele Gedanken er sich machte - auch um seine Crew. Er nickte, bevor Law fortfuhr: „Stell bitte sicher, dass ich euch alle nicht angesteckt habe. Und wenn doch, gib den Betreffenden sofort die richtigen Medikamente. Außerdem sag Bepo, er soll erstmal die Kontrolle übernehmen.” „Aye”, bestätigte der Andere, dass er ihn verstanden hatte. „Aber versuche sie alle nicht zu beunruhigen. Besonders Bepo nicht”, Law legte seine schmerzende Stirn gegen seine Fingerkuppen der rechten Hand, „denn du weißt wie panisch er werden kann.” Kanayes Miene blieb ernst: „Ja.” Law sah wieder auf, da der Andere immer noch keine Anstalten machte den Raum zu verlassen. „Dann geh jetzt! Bevor du dich doch noch ansteckst.” Wieder nickte der Andere: „Aye. Aber wenn du mich doch brauchst, dann...” Doch Law schnitt ihm abermals scharf das Wort ab: „Ich brauche keine Hilfe! Ich komme alleine klar.” Kanaye gab auf. Abermals seufzend verließ er den Raum und ließ seinen Käpt’n alleine. Dieser spürte, wie Erschöpfung sich in ihm breit zu machen schien, weshalb er sich schlapp auf seinen Schreibtischstuhl fallen ließ. Er stützte den rechten Ellenbogen auf die Tischplatte und legte die Stirn nun in seine Handfläche. Hoffentlich würde es nicht noch viel schlimmer werden. „Läschd dör Köpt’n wüda dasch Eschen auschfall’n?”, fragte Shou mit vollem Mund beim Abendessen in die Runde, die von allen gebildet wurde außer Bepo und einem anderen Crewmitglied, die das Schiff gerade steuerten, und ihrem Käpt’n. Allerdings bekam er dafür dieses Mal keine ermahnenden Worte von Kanaye zu hören, der unmittelbar neben ihm saß. „Er grübelt sicher wieder über irgendetwas. Er sollte wirklich damit aufhören”, kam es von einem seiner Freunde. Ein Murmeln ging kurz durch die Runde, ehe Kanaye sich trocken und ernst einschaltete: „Er wird eine Weile nicht mit uns essen.” Die Anderen sahen ihn verwundert an. Shachi ließ perplex seine Stäbchen fallen. „Also ist er doch krank?!” Als Kanaye nickte, weiteten sich auch die meisten anderen Augenpaare am Tisch. „Was fehlt ihm?”, stellte ein Anderer die Frage, die wohl allen auf der Zunge lag. Kanaye schwieg, woraufhin erneut Shachi sich unruhig zu Wort meldete: „Ist es doch mehr als eine Erkältung?” „Woher weißt du überhaupt, dass er krank ist, Shachi?” Dai sah ihn fragend an. Der Jüngere blickte etwas beschämt zur Seite: „Na ja, ich war vorhin bei ihm, um ihm wegen des Problems mit dem Antrieb zu berichten. Da fiel mir auf, dass er sehr blass war. Er meinte, es sei nichts oder nur eine Erkältung. Er hat sich aber zur Sicherheit Blut von mir abnehmen lassen, um es zu untersuchen. Was ist dabei rausgekommen?” Bei seiner letzten Frage sah er nun wieder unruhig Kanaye an, der mehr zu wissen schien. Dieser seufzte: „Ich weiß, er wird mich hassen, wenn ich es euch sage, aber ihr würdet mir spätestens in drei Tagen eh nicht mehr glauben, dass er nur erkältet ist, so wie er will, dass ich es euch sage. So naiv ist hier schließlich niemand.” „Na ja, einer vielleicht schon.” Shou sah grimmig zu Ban, als dieser dies beiläufig in die Runde und ihm dabei einen vielsagenden Blick zuwarf. Sein Sitznachbar deutete ihm mit der Hand, er solle ruhig sein, damit Kanaye ungehindert weiter sprechen konnte. Doch dieser zögerte abermals, scheinbar unsicher, ob er es wirklich sagen sollte. Tomo drängte ihn: „Jetzt spuck’s aus! Was ist mit ihm?” „Grippe”, kam es letztlich von dem Brillenträger, „und zwar eine ziemlich üble. Sie muss ihn innerlich schon ziemlich geschwächt haben, anders kann ich mir nicht erklären, warum er sie sich nicht mit seinen Teufelskräften vom Hals schafft.” Ban sprang auf und stemmte beide Hände auf den Tisch, sodass sämtliches Geschirr auf der Tischplatte klapperte: „Und warum bist du dann hier und hilfst ihm nicht, wo du von uns allen am meisten Ahnung von Medizin hast?” „Genau deswegen”, zischte Kanaye zurück. „Der Käpt’n meinte selbst, es sei dumm, wenn ausgerechnet ich mich anstecken würde, da euch dann niemand helfen kann, wenn etwas sein sollte.” Auch dem Blonde erschien dies nun einleuchtend und er ließ sich wieder auf seinen Platz sinken, wobei jedoch nicht nur seine Sorge wuchs. „Außerdem”, fuhr Kanaye fort, „alles was ich weiß, weiß ich von ihm und aus seinen Büchern. All dieses Wissen hat er selbst und viel mehr darüber hinaus. Ich kann wirklich nichts tun, was nicht jeder Andere von uns auch tun kann.” „Trotzdem muss sich jemand um ihn kümmern. Ihm Essen und Tee bringen und was er sonst noch braucht”, kam es von Dai. Dabei ahnte niemand von ihnen, welche Körperspannung sich gerade am anderen Ende des Tisches in Penguin aufgebaut hatte seit Kanaye zu sprechen begonnen hatte. Die Gedanken überschlugen sich erneut in ihm und wurden untermalt von wachsender Besorgnis um Law. Am liebsten wäre er schon vor Dais Worten aufgesprungen, um für ihn zu sorgen. Doch erstens wollte er es nicht erneut riskieren Aufsehen zu erregen, was ihre zwischenmenschliche Beziehung betraf, und zweitens war er sich sicher, dass Law immer noch furchtbar wütend auf ihn war und ihn momentan am allerwenigsten sehen wollte. Kanaye brachte noch einen dritten Punkt dazu, der ihn dazu bewegte, sitzen zu bleiben: „Vergesst es! Er hat mir klipp und klar gesagt, dass er keine Hilfe will. Und ihr kennt ihn alle. Ihr wisst, dass er niemanden zu sich lassen wird, wenn er das sagt. Wir sollen uns alle von ihm fernhalten. Und ich soll euch allen Blut abnehmen, um sicher zu gehen, dass sich noch keiner angesteckt hat.” Ban schlug verbissen mit der Faust auf den Tisch: „Wie kann ein einzelner Mensch so viel Sturheit auf einem Haufen in sich tragen? Das ist unfassbar!” „Ich würde ja fast sagen, dass das der Richtige sagt”, seufzte Wakame, „aber er übertrifft da sogar dich.” „Wie dem auch sei, wir müssen zusehen, dass wir einen kühlen Kopf bewahren. Der Käpt’n muss sich auf jeden von uns verlassen können. Deswegen sagt auch bitte Bepo nicht, wie ernst es ist. Ihr wisst, dass er schnell panisch wird, wenn etwas mit dem Käpt’n nicht stimmt. Und ich werde euch auf jeden Fall gleich noch allen Blut abnehmen”, kündigte Kanaye an. „Nach dem Essen?”, fragte Shou irritiert. Kanaye nahm sich vom Reis nach: „Spielt dabei keine Rolle. Antikörper sind im Blut immer nachweisbar.” Schweigen trat ein. Und auch während des weiteren Abendessens blieb die Stimmung getrübt. Dennoch versuchten alle im Anschluss daran ihren Aufgaben nachzugehen. Auch Kanaye, der wie angekündigt Einen nach dem Anderen zu sich in den Behandlungsraum kommen ließ und allen, einschließlich sich selbst, Blut abnahm, ehe er es der Reihe nach untersuchte. Dabei war er froh, dass er sich in den letzten Wochen sehr intensiv mit diesem Thema befasst hatte. Auch die Anderen widmeten sich währenddessen wieder ihren Aufgaben. Man merkte wie jedem nun mehr denn je daran lag, dass alles reibungslos von Statten ging. Auch wenn ihr Käpt’n sich nicht helfen lassen wollte, so war die Crew sich darin einig, dass sie ihm jede weitere Unannehmlichkeit ersparen wollte. Daher tüftelten Ban, Penguin, Shachi und einige Andere auch zu später Stunde noch am beschädigten Antrieb. Sie wollten dieses Problem nun mehr denn je so schnell wie möglich aus der Welt schaffen. Es war Kanaye, der sie unerwartet in ihrem Handeln unterbrach, als er in den Maschinenraum hinabstieg. „Peng, kann ich dich mal sprechen?” Der Angesprochene hob den Kopf. „Kann das warten? Wir wollen das hier endlich hinbekommen”, fragte er. Doch Kanaye blickte ernst drein: „Nein, kann es nicht.” „Ist er krank?”, fragte Shachi panisch, war das doch der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, da es ausgesprochen selten vorkam, dass Kanaye überhaupt hierrunter kam. „Nein”, versuchte der Andere ihn zu beruhigen und sah wieder zu Penguin, „aber ich muss dich trotzdem sprechen.” Etwas genervt, was er durch ein Augenrollen ausdrückte, da ihm das Problem mit der Maschine eigentlich gerade neben Laws Gesundheitszustand am wichtigsten erschien, wischte er sich die schmutzigen Hände grob ab und warf den Lappen wieder dorthin wo er zuvor gelegen hatte, bevor er Kanaye aus dem Raum folgte. „Also? Was ist los?”, wollte er wissen, kaum dass sie sich im Korridor befanden, wo außer ihnen niemand war. „Fühlst du dich krank?”, fragte Kanaye mit durchdringendem Blick. „Nein”, kam es irritiert von seinem Gegenüber, „dann hätte ich was gesagt.” Ein „Hmm” und ein nachdenklicher Gesichtsausdruck waren alles, was als Antwort kam. „Was heißt hier hmm? Sollte ich mich krank fühlen? Hast du bei mir was gefunden?” Penguin beschlich ein ungutes Gefühl. „Jein”, drückte der Andere sich weiter unklar aus, „alle Proben waren in Ordnung, nur deine nicht. Allerdings wirkst du auf mich wirklich nicht krank. Aber du hast Unmengen der gleichen Antikörper in dir, wie der Käpt’n.” Innerlich wich Penguin entsetzt etliche Schritte zurück, was die Wand in seinem Rücken allerdings in der Realität nicht zuließ. Er befürchtete, Kanaye würde nun irgendwelche Schlüsse ziehen, die ihre Affäre verraten könnte, nachdem er sich in der Bar so daneben benommen hatte und sie so oft fast zeitgleich aus anderen Kneipen verschwunden waren. „Ich frage mich die ganze Zeit sowieso wann und wo der Käpt’n sich das eingefangen haben könnte. Bei einer Grippe ist der zeitliche Abstand zwischen Ansteckung und ersten Symptomen meist sehr kurz, aber er war die letzten beiden Abende auf dem Schiff.” Fast hätte Penguin dem widersprochen, bis ihm wieder einfiel, dass außer ihm natürlich nur Shachi und vielleicht Bepo wusste dass dem nicht so war. Und es lag ihm nun wirklich fern, offenzulegen, wo und mit wem Law am Vorabend unterwegs gewesen war. Allerdings befürchtete er, dass das seine einzige Option war, um die eine aufkeimende Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Verhältnis zu verhindern. Allerdings fasste er sich bewusst kurz: „Soweit ich weiß, war er gestern Abend noch unterwegs.” „Oh, wirklich? Dann kann es natürlich gut sein, dass ihr der gleichen Person über den Weg gelaufen seid und euch bei ihr angesteckt habt.” Kanaye musste kurz lachen: „Außer du hast dich in deinem besoffenen Kopf gestern verlaufen und beim Käpt’n im Bett geschlafen. Wobei du dann wohl nicht in einem Stück vor mir stehen würdest.” Bei diesem Worten versuchte sein Gegenüber krampfhaft zu lächeln: Auch wenn das gestern Abend tatsächlich nicht der Fall gewesen war, so pochte Penguins Herz heftig. Kanaye war wirklich verdammt dicht daran vorbeigeschrammt, die Wahrheit zu enthüllen. Er musste unbedingt von diesem Thema wegkommen: „Aber wenn wir es uns beide eingefangen haben, warum ist er dann krank und ich nicht?” Kanaye rückte seine Brille zurück: „Das ist ja wohl offensichtlich: Bei seinem Lebensstil kann man von Glück sprechen, dass er nicht alle zwei Wochen flachliegt. Zehn Tassen Kaffee am Tag, oftmals nur Reis und tagelang in seiner stickigen Kabine über Büchern hocken ist jetzt nicht gerade das, was ich gesund nennen würde. Du dagegen bewegst dich viel, bist draußen und ernährst dich vernünftig. Dein Immunsystem scheint einfach immens stark zu sein, während der Käpt’n für solche Viren ein leichtes Opfer ist.” Neben ihnen ging die Luke zum Maschinenraum auf und zwei ihrer Kameraden kamen heraus. Beide sahen sichtlich geschlaucht aus. „Wir hauen uns aufs Ohr. Gute Nacht”, kam es von Einem von ihnen, als sie an Penguin und Kanaye vorbeigingen und auch diese ihnen eine gute Nacht wünschten. Der Andere hingegen gähnte nur ein müdes „Nacht”, woraufhin sein Freund, der offenbar seinen Atem dabei in den Nacken bekommen hatte, ging er doch dicht vor ihm, sich genervt umdrehte. „Kannst du vielleicht deine Hand vor den Mund halten und mir nicht in den Nacken gähnen? Ich mag deinen feuchten Atem nicht spüren”, mahnte er. „Sorry”, grinste sein Freund, bevor beide weiterzogen. Kanaye, der nie im Maschinenraum arbeitete, da das einfach nicht seine Welt war, musterte nur skeptisch ihre verdreckten Overalls. Penguin hingegen war erneut wie erstarrt: Seine Kameraden hatten ihn gerade wieder an etwas erinnert. Wie zum Greifen nahe sah er wieder den kranken Mann vor sich, mit dem er auf dem Weg zum Schiff zusammengestoßen war. „Er hat mich angehustet”, entsinnte er sich stillschweigend, „und ich habe Law auf dem Flur…” Seine Gedanken gefroren bei dem was er in seiner Erinnerung vor sich sah als würde es gerade passieren. Bis gerade hatte er noch gedacht, dass sein eigenes negatives Befinden nicht mehr schlimmer werden könnte. Doch nun wurde ihm eins klar: Mit ziemlicher Sicherheit war tatsächlich er derjenige, der Law angesteckt hatte. Und das nur, weil er sich selbst nicht unter Kontrolle gehabt hatte. Andernfalls hätte er sich nicht so betrunken und wäre sicher noch länger in der Bar geblieben. Damit wäre er wohl auch nie dem Mann und auch im Anschluss darauf nicht seinem Käpt’n begegnet. Letzterer würde dann jetzt nicht krank in seiner Kabine versuchen wieder einmal alleine mit seinen Problemen fertig zu werden. „Eigentlich war die Idee, dass du ihn angesteckt haben könntest, eh absurd. Du hättest erstmal krank sein müssen”, kam es nun überlegend von Kanaye, der nicht wusste, was in seinem Gegenüber vorging. Penguin versuchte seinen entsetzten Blick zu mäßigen: „Ist das so?” „Ja. Solche Viren werden durch Körperflüssigkeiten übertragen. Aber Dai achtet ja darauf, dass das Geschirr immer gründlich gespült wird, zumal der Käpt’n zumindest ja eh nur aus seiner Tasse trinkt”, Kanaye musste schmunzeln, da er wohl gerade an die etwas kindisch wirkende orangefarbene Tasse mit dem Eisbärenkopf denken musste, die Bepo Law mal geschenkt hatte, „abgesehen davon, dass sie auf Gegenständen, zumindest bei der Wärme hier im Schiff, eh nicht lange überleben. Und beim Sprechen habt ihr ja auch mindestens die Distanz zwischen euch wie wir beide jetzt. Daher könntest du ihn nur durch Husten oder Niesen infiziert haben, was du aber ohne krank zu sein eher selten tust. Geküsst haben wirst du ihn ja wohl kaum.” Wieder lachte Kanaye etwas, erneut nicht ahnend wie falsch er lag und wie starr der Andere war. Diese Schlussfolgerung beruhigte Penguin kein Stück, sondern untermauerte, was er befürchtet hatte: Er hatte Law definitiv in diese Situation gebracht. Doch Kanaye hatte davon wohl wirklich keinen Schimmer und gähnte nun ebenfalls, allerdings hinter vorgehaltener Hand. „Ich muss auch endlich schlafen. Entschuldige, dass ich dich von der Arbeit weggeholt habe. Ich wollte nur dass du es weißt. Aber du musst dir keine Sorgen machen, ich denke nicht, dass die Krankheit bei dir noch durchbrechen wird, so rasend schnell wie dein Immunsystem den Erreger ausgemerzt zu haben scheint. Versuch nur bitte trotzdem, Ban nicht anzuspucken, wenn er dir mit seinen Sprüchen wieder auf den Senkel geht, auch wenn du vermutlich den Virus schon nicht mehr in dir trägst”, witzelte er noch, „Gute Nacht!” Er wandte sich zum Gehen, wurde jedoch abrupt von Penguin am Arm gepackt: „Warte!” Verwundert drehte er sich nochmal halb ihm zu: „Hmm?” „Wenn ich so viele Antikörper habe, heißt das dann ich kann mich nicht mehr neu anstecken und krank werden?” Penguin war ein ganz anderer Gedanke zusammen mit seinen Selbstvorwürfen gekommen. „Würde ich so nicht sagen”, war jedoch die Antwort, „aber die Wahrscheinlichkeit ist auf jeden Fall gering, denke ich.” „Dann”, Penguin ließ ihn los und sah ihn entschlossen an, „sollte ich mich um ihn kümmern. Dai hatte Recht. Jemand muss ihm helfen. Wenn es wirklich schlimm wird, muss ihm jemand etwas zu essen und zu trinken bringen. Wer weiß wie weit er abbaut.” Penguin selbst war noch nie ernsthaft krank gewesen, nicht mal erkältet. Ob das nun an seiner Lebensweise lag, wie Kanaye gesagt hatte, oder er einfach nur Glück gehabt hatte, war unklar. Aber er hatte schon bei anderen Menschen mitangesehen, wie es ihnen mit einer Grippe ergangen war. Und daher war ihm klar, wenn Laws Immunsystem wirklich so schwach war, wie sein Gegenüber es geschildert hatte, dann würde die Infektion wohl extrem an seinen Kräften zehren. „Das stimmt schon. Aber auch wenn du dich nicht so leicht anstecken würdest, vergiss nicht von wem wir hier reden. Zwar kannst du sein Argument aushebeln, was die Ansteckung betrifft, aber seinem Starrsinn wirst du wahrscheinlich nicht viel entgegenbringen können.” Kanayes Worte waren ebenso wahr wie niederschmetternd. Law dazu zu bewegen, sich helfen zu lassen, war wirklich eine unmöglichscheinende Aufgabe. Besonders nachdem Penguin es sich mit ihm ohnehin schon so verscherzt hatte, war er wohl von Allen am weitesten davon entfernt, ihm wirklich helfen zu können. Er ließ den Kopf sinken: „Stimmt leider.” Kanaye klopfte ihm auf den Oberarm: „Kopf hoch! Seine Sturheit hat auch den Vorteil, dass er sich nie leicht unterkriegen lässt. Vielleicht unterschätzen wir ihn einfach nur und er steht morgen früh schon wieder in der Kombüse und ist fit.” „Das glaubst du doch selbst nicht, oder? Du warst doch der, der gesagt hat es sei so ernst und dass sein Körper das nicht so leicht wegsteckt.” Penguin ließ sich nicht beirren. Wie ertappt ließ der Brillenträger etwas missmutig seine Hand wieder sinken: „Ja. Und ich würde auch gerne sagen, dass das gelogen war. Aber wir können einfach nicht mehr machen, als abwarten und hoffen, dass er es alleine packt oder sich vielleicht doch helfen lässt.” „Es packt?” Der Blick des Älteren war nun geschockter denn je, klangen diese Worte für ihn mehr als bedrohlich, sodass er Kanaye energisch an der Schulter packte, „Kana, wie ernst ist es wirklich?” Der Andere löste sich mit einer Bewegung gekonnt aus seinem Griff und sah nun ebenfalls zu Boden, bevor er leise antwortete: „Verdammt ernst. Zwar kann einen jede Grippe umbringen, aber dieser Virus ist ziemlich aggressiv. Zumindest sagt das die Literatur.” Penguin hatte das Gefühl, sein Atem würde jeden Augenblick aussetzen. „Warum hast du das nicht direkt gesagt?”, fuhr er den Anderen nun fast an. „Was hätte das geändert, außer dass ich euch alle noch mehr beunruhigt hätte?”, entgegnete dieser ebenso laut. Und Penguin musste eingestehen, dass es zumindest nichts daran geändert hätte, dass Law das Annehmen von Hilfe bisher partout verweigerte. Trotzdem stand nun eins für ihn fest: Er musste ihm helfen. Auch wenn der Chirurg es vehemente ablehnen und nach seiner Genesung, die hoffentlich eintreten würde, sonstwas dafür mit ihm anstellen würde, konnte Penguin nicht einfach abwarten. Alleine die Vorstellung wie er selbst weiter an irgendwelchen Ventilen und Schrauben am Antrieb hantierte, während der Mensch, den er liebte nur wenige Meter von ihm entfernt vielleicht sogar um sein Leben kämpfte, war für ihn unerträglich „Jetzt gehe ich aber schlafen.” Mit einem letzten Handgruß ging Kanaye davon. Penguin blieb zurück. „Wenigstens hat es Shachi wohl nicht erwischt”, versuchte er zumindest einen erleichterten Gedanken zu fassen, während alle anderen wiederum in ihm unruhig kreisten. Das änderte sich auch nicht, als er versuchte seine Arbeit fortzusetzen und ebenso wenig als er später in seinem Bett lag. Auch wenn er Law helfen wollte, war er bisher noch nicht zu ihm gegangen. Schließlich war es bereits spät und somit schlief er sicher. Denn auch wenn er sich mit dem Schlafen sonst schwer tat, so zwang ihn mit Sicherheit sein Körper nun in den Schlaf. Und den wollte Penguin auf keinen Fall stören. „Ich hoffe er schläft”, kam es plötzlich von der anderen Seite des Raums, wo Shachi offensichtlich auch noch wach in seinem Bett lag. Anscheinend hatte er sich ähnliche Gedanken wie Penguin gemacht. „Sicherlich”, versuchte dieser ihn zu beruhigen, „er wird gar keine Wahl haben, wenn er krank ist. Das weißt du doch selbst.” „Stimmt.” Shachi erinnerte sich nur zu gut daran, wie es war, erkältet zu sein - und das war er schon oft gewesen, besonders als Kind, wobei er von der Grippe bisher verschont geblieben war. „Aber… Peng?” „Ja?”, kam es aus dem Dunkeln zurück. „Was wenn… ich meine…”, Shachi stockte, „es ist eine Grippe. Sowas kann jemanden töten.” „Hör auf!”, knurrte Penguin, „Er lässt sich von so etwas nicht kleinkriegen. Denk doch mal an deine Mutter. Erinnerst du dich als sie eine Grippe hatte?” Shachi nickte, obwohl sein Freund es nicht sehen konnte: „Ja.” „Und ist sie daran gestorben?”, fragte der Andere weiter. „Nein”, war die Antwort. Penguin seufzte: „Siehst du? Dann schafft er das auch.” Shachi starrte zur dunklen Zimmerdecke: „Du hast Recht. Er ist unglaublich stark.” „Eben. Und jetzt schlaf! Du brauchst deine Energie morgen. Wir müssen endlich den verfluchten Antrieb wieder hinbekommen.” Der Ältere bemühte sich ruhig zu klingen. Scheinbar mit Erfolg, denn Shachi drehte sich nun auf die Seite. Und auch wenn sein Kopf noch voller Gedanken war, die nicht nur seine Sorge um Law betrafen, sondern auch, was dieser am Nachmittag zu ihm gesagt hatte, schloss er letztlich müde die Augen. Ganz anders Penguin, dessen Kummer zwar nicht in seiner Stimme mitklang, dafür aber nicht geringer war als der des Jüngeren. „Er ist nicht mal annährend so stark wie du denkst”, ging es ihm unruhig durch den Kopf, wobei er sich verzweifelt auf die Unterlippe biss. Noch früher als sonst stand Penguin am nächsten Morgen auf. Er hatte ohnehin kaum schlafen können. Während sein bester Freund wohl irgendwann den Weg ins Land der Träume gefunden hatte, hatte er selbst unruhig wach gelegen und war mehrfach drauf und dran gewesen aufzustehen, um zur Kapitänskajüte zu schleichen. Doch wahrscheinlich war es ohnehin vergebens, schloss Law doch nachts stets ab, was Penguin in seiner jetzigen Situation überaus fatal fand. Doch wie sollte man das diesem Sturschädel beibringen? Wahrscheinlich war es unmöglich, ebenso wie ihn dazu zu bewegen, Hilfe anzunehmen. Aber dann würde er ihm eben seine Hilfe aufzwingen und lieber seinen Hass dafür auf sich ziehen, als mitanzusehen, wie er vielleicht an seiner Krankheit zu Grunde ging. Penguin kam gerade vom Duschen als er sich sicher war, eine Tür im Gang um die Ecke leise zufallen zu hören. Möglicherweise Laws Kabinentür? War er schon auf? Eigentlich hatte er sich vorgenommen erst später nach ihm zu sehen, um ihn nicht zu wecken, doch nun nagte es mehr denn je an Penguin, sodass seine Füße ihn in besagte Richtung lenkten. Letztlich stand er wieder hier vor Laws Tür, unsicher ob er klopfen sollte. Herein bitten würde er gerade ihn wohl so oder so nicht. Aber was wenn er sich geirrt hatte und der Arzt doch noch schlief? Er hätte ihn mit seinem Klopfen vielleicht geweckt. Vorsichtig und darauf gefasst, dass ohnehin abgeschlossen war oder aber etwas an den Kopf geworfen zu bekommen, sobald die Tür sich öffnen ließ und Law wach war, drückte er den Griff herunter. Das Schloss war nicht verriegelt. Langsam öffnete er die Tür einen Stück, gerade soweit, dass er den Kopf durch den Türspalt stecken konnte. Er spähte durchs Zimmer, konnte Law aber nicht entdecken. Sein Bett war nicht gemacht. „Vielleicht ist er auch rausgegangen zur Toilette oder so”, überlegte er. Er wollte gerade wieder umkehren, als er unbeabsichtigt die Tür noch etwas weiter aufdrückte und dabei einen Widerstand bemerkte. Sein Blick wanderte zu Boden und gefror augenblicklich. „Law!” Die aufsteigende Angst erstickte seine Stimme fast. Hastig schob er sich durch den Türspalt und kniete sich neben seinen Käpt’n, der bäuchlings hinter der Tür auf dem Boden lag. Kapitel 12: Der wahre Antrieb ----------------------------- Obwohl es zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich erschien, rechnete Penguin für einen Moment mit dem Schlimmsten. Doch kaum dass er sich neben den Arzt gekniet hatte und er seine Hand auf seine Schulter legte, um ihn umzudrehen und sein Gesicht sehen zu können, machte er ihm mehr als deutlich, dass er bei Bewusstsein war indem er gegen den Dielenboden zischte: „Verschwinde!” Penguin zog seine Hand zurück, während er nun beobachten konnte, wie Law bemüht war sich auf den Unterarmen langsam hochzudrücken. Wie diese dabei zitterten konnte auch sein weiter Pulli nicht verbergen. Offensichtlich war er bereits immens geschwächt. Auch dass er anders als sonst keine enge, seine schlanke Figur betonende Jeans sondern eine bequeme, lockere Trainingshose trug und offenbar nicht mal Schuhe angezogen hatte, um seine Kajüte zu verlassen, zeugte davon, dass er sich schlecht fühlte. „Hast du dir weh getan?” Da seine Beine versagt zu haben schienen, befürchtete der Ältere, dass er sich beim Sturz verletzt haben könnte. „Nein”, wieder fauchte der Andere in Richtung Boden, während er nun versuchte sich mit einer Hand auf dem Untergrund abzustützen, um sich weiter aufzurichten, „mir geht es gut!” „Ja, das sehe ich.” Penguin konnte sich den ironischen Unterton trotz der ernsten Lage nicht verkneifen. Immer noch zitterten die Armmuskeln des Chirurgen – seine miserable Verfassung war ihm mehr als deutlich anzusehen. Aber natürlich versuchte er sie nach wie vor zu verbergen. „Komm, ich helfe dir hoch.” Der Ältere wollte ihn behutsam am Oberarm fassen, doch augenblicklich und unerwartet brachte Law noch die Kraft auf, seine Hand wegzuschlagen, kaum dass sie ihn wieder leicht berührt hatte. „Rühr mich nicht an! Ich sagte, es ist alles in Ordnung!” Seine Stimme klang trotz der wütenden Reaktion gequält und keuchend. Der Andere erstarrte für eine Sekunde und hielt seine Hand unverändert in der Luft. Er beobachtete wie Law vor ihm weiter versuchte sich alleine aufzurichten, aber direkt wieder zusammensackte. Er war sich nicht sicher, ob sein Verhalten nur seine Dickköpfigkeit war oder aber seine Wut gegenüber Penguin, die ihn weiterhin davon abhielt seine Hilfe anzunehmen. Aber unabhängig davon was der Grund war, es tat ihm weh mit ansehen zu müssen, wie der Mann vor ihm verzweifelt versuchte alleine wieder auf die Beine zu kommen, seine Muskelkraft ihn aber stets aufs Neue im Stich ließ und sein schmaler Körper mit einem dumpfen Geräusch zurück auf den Boden sank und er sich maximal auf den Unterarmen wenige Zentimeter aufrecht halten konnte. Wieder versuchte er mit einem Problem alleine fertig zu werden – vergeblich. Penguin konnte diesen Anblick nicht länger ertragen. Daher nahm sein Blick nun etwas Entschlossenes an und er kam wieder zu seinem ursprünglichen Entschluss zurück: Wenn Law sich nicht helfen lassen wollte, dann würde er ihn einfach dazu zwingen seine Hilfe anzunehmen. Denn dickköpfig sein konnte Penguin auch, wenn er es wollte, war er es doch als Kind mehr als jeder Andere gewesen. Und auch wenn er nun als Erwachsener diese Eigenschaft unter Kontrolle hatte, so benutzte er sie nur zu gerne, wenn es die einzige Möglichkeit war, um gegen Laws Starrsinn anzukommen. Mit einem zielsicheren Griff packte Penguin ihn unter der ihm abgewandten Achsel und drehte ihn vorsichtig, aber dennoch recht zügig herum, wobei er seinen anderen Arm unter ihn legte, sodass Law, der dabei kurz erschrocken keuchte, im nächsten Moment in diesem lag. Sein Missfallen demgegenüber stand ihm augenblicklich ins Gesicht geschrieben. Allerdings sah man dort auch, wie schlecht es ihm ging: Seine Augenringe waren viel dunkler als sonst und seine Haut war bleich. Seine Augen wirkten müde und matt. Penguin musste sich zusammenreißen, sein Entsetzen über seine unerwartet schlechte Verfassung nicht nach außen wieder zu spiegeln. Und in ihm machte sich Zweifel breit, ob es ein Fehler gewesen war, nicht schon am Vorabend herzukommen. „Du sollst mich in Ruhe”, Law drehte kurz den Kopf weg, da er husten musste, ehe seine Augen wieder wütend zu ihm hochfunkelten und er versuchte sich mit der Hand an Penguins Brust abzustemmen, „lassen!” „Nicht mal wenn du mich höflich darum bitten würdest, würde ich das jetzt tun.” Penguin stieß mit der freien Hand die noch angelehnte Tür zu. Law versuchte währenddessen verbissen wieder seine letzten Kräfte zu mobilisieren und sich von ihm wegzudrücken: „Du Idiot, verschwinde!” Doch dieses Mal packte der Ältere abrupt sein Handgelenk und zog es weg. Allerdings ließ er es nicht los, als er den Jüngeren nun ernst anfuhr: „Du bist hier der Idiot!” Laws Augen weiteten sich, während Penguins Hand noch immer fest seinen Arm umschloss, jedoch ohne ihm weh zu tun. „Ich weiß, dass du mich nicht sehen willst, weil ich echt Scheiße gebaut habe. Und wenn du mich hassen willst, bitte, dann tu das! Aber egal was du sagst oder tust, ich werde dich jetzt nicht in deinem Zustand alleine lassen und deinem idiotischen Dickkopf, der keine Hilfe von Anderen zulässt, nachgeben und”, Penguins aufgebrachte Tonlage wurde ruhiger, aber auch zunehmend verzweifelter, „einfach abwarten, während du hier leidest.” Wie überrumpelt Law von dieser Entschlossenheit, auch wenn er längst wusste, dass Penguin sie in sich trug, wieder war, war deutlich sichtbar. Jedoch fasste er sich schnell wieder und legte die Stirn in Falten: „Das ist aber nicht dein Problem!” Nun etwas genervt, immer und immer wieder die gleichen Worte aus Laws Mund zuhören, seufzte er: „Und wie das mein Problem ist.” Mehr sagte er allerdings nicht dazu, weshalb der Jüngere seinen Punkt für erneute Wiederworte gekommen sah. Jedoch kam statt ihnen ein erschrockenes „Was zur–?” aus seinem Mund, als Penguin sein Handgelenk losließ und stattdessen unangekündigt seinen Arm unter seine Kniekehlen schob und sich erhob, sodass Law sich in der nächsten Sekunde in deutlich mehr als einem Meter Höhe in seinen Armen wiederfand. Dass Penguin stark war, wusste er. Und auch, dass er so viel Kraft besaß, dass er sogar jemanden, der so groß war wie er selbst, einfach so in dieser Form hochheben konnte, hätte er vermutet. Aber er hätte nie gedacht, dass er es bei ihm wagen würde. „Lass mich runter!”, fuhr er ihn an. Wieder der absurde Versuch seinerseits, sich zur Wehr zu setzen. Doch den schwachen Druck, den seine Hände gegen Penguins Brust ausübten, ignorierte dieser nun schlichtweg. Er sah ihn nicht mal mehr an, sondern steuerte nun zielsicher auf das Bett zu, wo er Law vorsichtig ablegte und ebenso ungefragt zudeckte. Dieser fluchte augenblicklich weiter, nachdem ihn abermals sein Husten kurz unterbrochen hatte: „Was fällt dir ein? Hör auf Dinge gegen meinen Willen zu tun!” „Hör du lieber auf, dich wie ein kleines Kind zu benehmen, Käpt’n! Wobei selbst das in deiner Situation nicht so störrisch wäre.” Mit neutralem Blick sah Penguin auf ihn hinab. Laws Mimik wurde hingegen noch düsterer. Doch der Ältere blieb davon unbeirrt. „Überleg erst gar nicht, was du mir als nächstes an den Kopf wirfst! Du wirst mich jetzt nicht mehr los. Auch wenn du meine Gegenwart vielleicht nicht mehr ausstehen kannst, wirst du sie ertragen müssen, bis es dir wieder besser geht. Danach…”, er stockte kurz und blickte zur Seite, “...kannst du mich immer noch von Bord werfen, für das was ich mir alles geleistet habe.” „Ich kann es auch dire–” Law wollte sich aufrichten und dazu auf seinem rechten Arm abstützen, doch der stechende Schmerz, der dabei durch das gesamte Körperteil schoss, ließ ihn wieder zurück ins Kissen fallen und stattdessen reflexartig seine linke Hand auf den Oberarm pressen. Penguin nahm das im Augenwinkel wahr und sah in sofort wieder besorgt an: „Dein Arm macht dir auch noch zu schaffen?” An Laws Verletzung, die von seinem Ärmel verdeckt wurde, hatte er aufgrund seiner schweren Grippe nicht mehr gedacht. „Nein”, giftete er wieder. Abermals war seine scharfe Tonlage vergebens, wie ihm Penguins nun wieder engstirniger Gesichtsausdruck verdeutlichte: „Lass es mich ansehen!” „Hau ab!”, wiederholte Law sich ohne zu ihm hochzusehen. Doch Penguin ging darauf genauso wenig ein: „Hast du Verbandszeug hier?” Der Jüngere antwortete nicht mehr. „Schön”, seufzte Penguin, ging um Laws Bett herum und öffnete den Medizinschrank, um selbst nachzusehen. Law beobachtete ihn fast schon empört dabei: „Geh von dem Schrank weg und verzieh dich!” Was war nur in Penguin gefahren? Warum ließ er ihn nicht einfach in Frieden, wenn er ihn dazu aufforderte? Hatte er doch seinen Respekt ihm gegenüber verloren, nur weil er, Law, sich nun schon etliche Male auf ihn eingelassen hatte? Hatte er ihm zu viel Schwäche gezeigt und tat es jetzt noch mehr? Law wusste, dass sein Zustand inzwischen unübersehbar war, hatte er sich doch schon selbst im Spiegel betrachtet und nur schwer glauben können, dass das Gesicht, das ihn dort angesehen hatte, nicht das eines Toten war. Seine Muskulatur hatte über Nacht enorm an Kraft verloren. Besonders seine Beine trugen ihn kaum noch. Deswegen war er auch eben nach seinem Toilettengang zusammengesackt, kaum dass er die Tür geschlossen hatte. Dazu kam der starke Husten, der ihn seit einigen Stunden quälte und ihm den Schlaf geraubt hatte. Viel schlimmer aber noch war, dass er sich eben hatte übergeben müssen. Ihm war unklar, ob die Grippe selbst daran Schuld war oder der Medikamentenmix vom Vortag, wobei es dafür reichlich spät gekommen wäre. Dennoch wollte er nach wie vor keine Hilfe: Weder die Penguins, noch die von irgendjemandem sonst. Er wollte nicht so gesehen werden. Wie der Andere ihn soeben vorgefunden hatte, war schon schlimm genug. Der Ältere ignorierte ihn jedoch, ging in die Hocke, um in den unteren Fächern nachzusehen, und fand wonach er suchte. Er richtete sich wieder auf und wollte sich gerade zum Bett umdrehen, als ihm das gute Dutzend Pillenflaschen auf dem Schreibtisch auffiel. Sein Blick wurde zunächst starr und im Anschluss ernst. Er sah auf einige der Etiketten: die Beschriftungen sagten ihm nur teilweise etwas. Trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl, da sämtliche Flaschen geöffnet waren. „Hast du die alle genommen?” Mit dieser Frage und einem Pillenglas in der Hand, drehte er sich wieder in Laws Richtung. Dieser sah was Penguin entdeckt hatte und richtete sich nun trotz aller Beschwerden auf seinen Unterarmen auf. „Das geht dich nichts an! Stell das wieder weg!” „Und wie mich das etwas angeht!” Da Law das schon wieder bissig von sich gegeben hatte, wurde Penguin nun lauter: Es reichte ihm endgültig. Er donnerte die Tabletten hinter sich auf den Tisch, ging zu ihm zurück, warf das Verbandsmaterial auf den Nachttisch, packte Law an den Schultern und drückte ihn bestimmend zurück in die Waagerechte. Der Jüngere, der abermals kurz erschrocken gewirkt hatte, wollte gerade wieder den Mund öffnen, um Protest zu äußern, als sein Gegenüber, sich schon über ihn beugte, weiter festhielt, ihn durchdringend ansah und erneut mahnend die Stimme erhob: „Du hältst jetzt mal die Klappe, auch wenn du mein Käpt’n bist, und hörst mir zu! Ich will diese ganzen Aussagen von wegen es ginge mich nichts an oder es solle mir egal sein nicht mehr hören! Weder jetzt noch sonst jemals wieder! Denn egal wie oft du sie sagst, es geht mich etwas an, wie es dir geht und wird mir niemals egal sein! Und das betrifft nicht nur mich, sondern auch die Anderen. Jeder von uns macht sich Sorgen um dich, das habe ich dir schonmal gesagt. Und du kannst uns nicht für dumm verkaufen, indem du Kanaye aufträgst, er solle uns weiß machen, du wärst nur erkältet.” „Er hat es euch gesagt?”, fragte Law, der nun zunehmend verunsicherter wirkte, als Penguin kurz pausierte. Dieser sprach weiter relativ laut: „Natürlich! Weil er sich genauso Sorgen macht. Für wie blöd hältst du uns? Wir hätten es so oder so herausgefunden, weil das etwas ist, was selbst du nicht lange verbergen kannst, auch wenn es dir mit allem Anderen meist beachtlich gut gelingt. Und es gab keinen Grund es uns nicht zu sagen!” „Natürlich, gab es den! Ich wollte nicht, dass ihr euch um mich Sorgen macht!” Law versuchte nun lautstark zu kontern. „Ja, natürlich. Wie immer.” Penguin seufzte und sah kurz zur Seite, bevor er ihn wieder ansah und seine Stimme etwas zügelte. „Wann geht es in deinen sonst so intelligenten Schädel hinein, dass du daran nichts ändern kannst? Wir machen uns immer Sorgen um dich! Sind wir alle nicht längst so etwas wie eine Familie? Wir sind Freunde, die einander helfen! Und auch du gehörst dazu, ob du willst oder nicht. Solange du uns nicht alle furchtbar enttäuschst, indem du zum Beispiel anfängst sinnlos zu morden, und ich weiß, das wirst du niemals tun, wird sich daran nichts ändern. Du bist uns nicht egal. Zumal wir auch wissen, dass wir dir ebenfalls nicht egal sind! Das hast du uns mehr als einmal bewiesen und beweist es uns immer wieder aufs Neue. Wir wissen, warum du ständig alles, für das unser Kopfgeld eigentlich steigen sollte, auf deine Kappe nimmst. Genau so wie du vieles für dich behältst, wozu auch das hier dazu gehört: Weil du uns nicht damit belasten willst! Vielleicht hältst du uns alle für blöd und denkst wir folgen dir einfach aus reiner Naivität, aber so ist es nicht! Untereinander reden wir dauernd über dich und versuchen zu verstehen, was in dir vorgehen mag. Und auch wenn wir nicht alles über dich wissen, ist uns klar, dass wir dir vertrauen können und du uns niemals bewusst in Gefahr bringen würdest. Denn wir sehen tagtäglich wie verdammt bemüht du bist, dass es uns gut geht und uns nichts passiert. Wir wissen, was du alles für uns tust! Aber was denkst du, wie es uns ginge, wenn dir etwas passiert? Denkst du, wir könnten dich einfach so dir selbst überlassen? Was glaubst du, wie wir uns fühlen, wenn du stirbst und wir nichts getan haben, um das zu verhindern?” Mit jedem Wort, das Penguin nun zunehmend sanfter, aber nicht minder durchdringend sprach, weiteten sich Laws Augen mehr. „Law, du bist uns wichtig. Deswegen werden wir uns immer Sorgen um dich machen und mit deinem momentanen Verhalten sorgst du nicht dafür, dass diese weniger werden. Bitte, nimm unsere Hilfe an! Nicht nur jetzt, sondern generell. Wir stehen alle hinter dir! Du musst nicht all die Last alleine tragen. Weder diese Grippe, noch all die anderen Dinge, die dir auf der Seele liegen. Eine Mannschaft ist dazu da, sich gegenseitig zu unterstützen. Und nur weil du der Käpt’n bist heißt das nicht, dass du mit allem alleine zurechtkommen musst. Nur weil du unsere Hilfe annimmst, macht dich das zu keinem schlechten Anführer. Genauso wie jeder Andere bist auch du ein Teil dieser Mannschaft – ein Teil dieser Familie.” Stille. Penguins Worte waren wie ein Wasserfall auf den Arzt hinabgerauscht und hatten sämtliche Argumente gegen das was er sagte, nach und nach für den Moment weggespült. Nicht, dass sie gänzlich fort waren – er war nur momentan nicht in er Lage sie hervorzubringen. Nicht einmal sein Husten schien sich gerade einmischen zu wollen. Stattdessen starrte Law nur ungläubig in die dunklen, entschlossenen Augen über sich, während sein Kopf versuchte diese Flut an Worten zu ordnen. Dabei stach Eines in seinem Kopf jedoch hervor: Scheinbar hatte er sie alle wirklich unterschätzt. Natürlich wusste er genau, dass seine Männer alle nicht auf den Kopf gefallen waren. Sie hatten viele seiner Handlungen längst durchschaut. Letztlich lag ihm dennoch eine Frage auf der Zunge, die er leise stellte: „Wenn ihr das mit dem Kopfgeld wusstet, warum habt ihr nie etwas gesagt? Einige stört es doch sogar, wenn ich ihre Erhöhung abfange.” „Weil wir dir nicht das Gefühl geben wollten, dass du etwas falsch machst und dir vor den Kopf stoßen wollten”, antwortete der Ältere ruhig, „dabei musst du so etwas wirklich nicht tun. Du hast zu mir noch vor Kurzem gesagt, ich soll nicht für Shachi geradestehen. Dann hör du auf für deine gesamte Crew geradestehen zu wollen. Auch wenn du der Käpt’n bist, können wir selbst die Verantwortung für die Dinge tragen, die wir tun. Wir wollen nicht, dass du uns permanent in Schutz nimmst und dich damit weiter belastest. Du trägst schon genug Balast mit dir herum, auch wenn du es nicht offen aussprichst.” Law lachte spöttisch und drehte den Kopf zur Seite. Wieder musste er husten. Er blickte zur Tür, wo er eben gelegen und Penguin ihn gefunden hatte: „Wer will sich auch schon hinter so einem schwachen Käpt’n verstecken?” „Geht das wieder los? Das habe ich nicht gesagt! Du bist nicht schwach!” Penguin wurde wieder lauter. Es schien als ob die Hälfte seiner Worte auf dem Weg zu Law in der Luft hängen geblieben war. „Du hast mich doch eben gesehen. Mich halten nicht mal mehr meine eigenen Beine. Wie soll ich euch so beschützen? Jede Windböe könnte mich gerade einfach umpusten.” Law sah ihn weiter nicht an. „Law, du bist krank! Deswegen tun sie es nicht. Das hat nichts damit zu tun, dass du als Person schwach bist. Und ich sage es noch mal: Du musst uns nicht permanent beschützen. Vor allem im Moment nicht.” Penguin ließ von ihm ab und sich auf die Bettkante sinken. Dass Law sich insgesamt für schwach hielt, sobald er auch nur in irgendeiner Form eine Schwäche zeigte, war für den Älteren ja nichts Neues. Und auch wenn er genau wusste, dass es da wirklich viel gab, was an dem Chirurgen psychisch nagte und ihn ins Wanken brachte – wohlgleich er immer noch nicht wusste, was es genau war – wollte er ihm das gerade nicht vor Augen führen. Ihm jetzt zu sagen, dass er, Penguin, ihn zwar nicht unbedingt für schwach, aber dafür für sehr verletzlich hielt, würde seinen Zustand sicher nicht verbessern. „Ich will trotzdem nicht, dass ihr mich so seht”, kam es leise von dem Jüngeren. Penguin seufzte erneut, da sein Käpt’n immer noch nicht einsichtig schien. Aber vermutlich war es auch der falsche Zeitpunkt, um ihn zur grundlegenden Einsicht bringen zu wollen, zumal dem Älteren bewusst war, dass er den Arzt soeben emotional ziemlich überfordert haben musste. Er hatte ja selbst Schwierigkeiten, seine Gedanken, die Law betrafen, zu sortieren, sodass sie einfach nur ungeordnet aus ihm herausgeschossen waren. Vielleicht war er daher auch für den Augenblick übers Ziel hinausgeschossen. Er hatte sich sogar bremsen müssen, in seinem impulsiven Ausbruch nicht auch hervorzubringen, was seine persönlichen Gefühle Law gegenüber waren. Denn diese hätten den Arzt mit Sicherheit im Augenblick, wenn nicht ohnehin generell, gänzlich aus der Bahn geworfen. Und damit seinen Gesundheitszustand noch weiter verschlechtern wollte er nun wirklich nicht. Aber irgendwie wollte er den Jüngeren soweit bekommen, dass er sich helfen ließ. „Ich weiß”, versuchte Penguin sein Verständnis zu zeigen,„aber du brauchst Hilfe. Lass wenigstens mich dir helfen, wenn du befürchtest, dass die Anderen dich für schwach halten könnten, wenn sie dich so sehen. Ich tue es sicher nicht. Wenn du mir versprichst, dir von mir helfen zu lassen, damit du wieder gesund wirst, verspreche ich dir, dass ich dafür sorge, dass dich keiner der Anderen so sieht. Und ja, ich weiß, du bist furchtbar wütend auf mich, aber –” Law unterbrach ihn ruhig: „Ich bin gar nicht so wütend auf dich, wie du denkst.” Nun war Penguin der, der ihn überrascht ansah: „Nicht? Aber du weißt was vorgestern Abend in der Kneipe passiert ist. Ich meine… dass was du gestern früh zu mir gesagt hast… war mehr als eindeutig. Und ich weiß, dass Shou dir alles erzählt hat.” „Ja, gestern Morgen war ich wirklich wütend auf dich, aber das hat sich inzwischen wieder gelegt. Und richtig, er hat mir alles erzählt. Auch dass du trotz allen Nachfragens der Anderen nicht sagen wolltest, was mit dir los war. Auch wenn ich selbst nicht weiß, was da in dich gefahren ist, dass du wegen einem dämlichen Spruch von Ban so ausgeflippt bist, ist das letztlich eine Sache zwischen dir und ihm, denn ich weiß zumindest, dass du wirklich kein Wort über das zwischen uns verloren hast.” Immernoch drehte Law seinen Kopf nicht zurück, um Penguin anzusehen. Dieser blickte ihn dafür nun ungläubig an und spürte wie sein Herz begann schneller zu schlagen. Dass Law keinen Schimmer hatte, warum er so wütend geworden war, überraschte ihn nicht – er ahnte nichts von seinen Gefühlen. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass er nicht mehr wütend war und gemerkt hatte, dass er trotz allem Mist, den er zu diesem Zeitpunkt verzapft hatte, Wort gehalten und nicht über sie beide gesprochen hatte. Bedeutete das etwa –? „Vertraust du mir doch?”, fragte Penguin unsicher. Der Jüngere zögerte. In ihm zog sich bei diese Frage plötzlich wieder alles zusammen. Schließlich wusste er, dass seine Antwort nicht die war, die Penguin hören wollte. Das setzte ihm nach wie vor zu, was sich nun umso mehr bemerkbar machte, als sich sein Magen erneut unangenehm zu Wort meldete. Hastig drehte er sich trotz aller Schmerzen mit dem Oberkörper auf den Bauch und beugte sich über die Bettkante. Der Ältere erkannte die Situation richtig. Geistesgegenwärtig sprang er auf, griff den Mülleimer, der keinen Meter entfernt unterm Schreibtsich stand, und platzierte ihn in letzter Sekunde unter Laws Gesicht, ehe sich sein Mageninhalt in die falsche Richtung den Weg ins Freie bahnte und auf zerknülltem Altpapier und weggeworfenen Steckbriefen landete. Besorgt beobachtete Penguin ihn, wie er mehrfach nachspuckte und nach Luft schnappte, während er immer noch über die Bettkante gebeugt auf dem Bett lag und seine Hände sich fest in den Rand der Matratze klammerten. Seine Verfassung schien schlechter zu werden. „Hier.” Der Ältere hielt ihm einige der Papiertücher aus der Box auf dem Nachttisch hin. Stumm nahm Law sie entgegen und wischte sich den Mund ab, ehe er sie in den Eimer fallen ließ. Penguin half ihm sich aufzusetzen und reichte ihm das Wasserglas vom Nachttisch, damit er anschließend den widerlichen Geschmack aus seinem Mund wegspülen konnte. Dabei zitterte der Wasserspiegel im Glas in Laws Hand sichtlich. Er hatte wohl sogar Angst, es fallen zu lassen, weshalb er es schon nach wenigen Schlücken schnell wieder loswerden und sich dazu wortlos zum Nachttisch drehen wollte. Doch auch hier reagierte der Andere schnell und nahm es ihm aus der Hand, um ihm die sicherlich für ihn gerade anstrengende Bewegung zu ersparen und es sicher abzustellen. Ein Seufzen kam über Laws Lippen. „Wir sollten das Reden vertagen. Das tut dir gerade nicht gut. Du musst erstmal wieder gesund werden.” Penguin sah weiterhin besorgt auf ihn hinab. Law antwortete nicht. Immer noch kursierten Penguins Worte in seinem Kopf, besonders jene was sein Vertrauen anging. „War das gerade das erste Mal?”, fragte der Stehende ruhig. „Dass ich mich übergeben musste?” Law blickte zu ihm hoch, wartete das Nicken des Älteren ab und sah wieder auf die Bettdecke, die noch seine Beine bedeckte. „Nein. Vorhin schonmal. Da war ich zum Glück auf der Toilette. Danke, dass du so schnell reagiert hast.” „Dafür musst du mir nicht danken. Dazu bin ich hier. Ich habe dir gesagt, ich kümmere mich um dich. Und ich hoffe, du nimmst meine Hilfe jetzt an, mit dem Versprechen was ich dir eben gegeben habe.” Penguin stellte den Metalleimer einwenig zur Seite, damit der Geruch Law nicht in die Nase stieg und die Übelkeit verschlimmerte. Wieder kam ein spöttisches Lachen vom Jüngeren, der sich nun zurück ins Kissen fallen ließ: „Das klang eben ohnehin so, als hätte ich keine Wahl.” „Hast du auch nicht. Helfen werde ich dir so oder so. Aber es macht es für uns beide einfacher, wenn du dich dabei nicht so störrisch verhältst und dir helfen lässt”, antwortete Penguin. Law sah zur Decke und hustete abermals, ehe er antwortete: „Du wirst dich nur anstecken, wenn du es nicht längst schon hast.” Nun wandte auch der Andere seinen betrübten Blick ab: „Nein, wahrscheinlich nicht.” „Hmm?” Verwundert über diese Reaktion sah der Arzt wieder zu ihm. „Ich habe dir das hier eingebrockt”, begann Penguin leise, „als ich dich vorgestern Nacht auf dem Gang überfallen habe. Ich hatte den Virus in mir und muss dich da angesteckt haben. Kanaye hat bei mir Antikörper gefunden – sogar jede Menge.” Noch einen Moment sah der Jüngere überrascht zu ihm hoch, bevor er resignierend die Augen schloss. „Verstehe.” Verwunderung trat durch diese Reaktion in Penguins Gesicht. Er sah ihn wieder an: „Verstehe? Das ist alles?” Müde öffnete der Andere die Augen wieder: „Was soll ich sonst dazu sagen?” „Willst du mir keine Vorwürfe machen, was ich dir angetan habe?” Penguin verstand ihn gerade nicht, hatte er sich doch schon innerlich darauf eingestellt, im nächsten Moment erneut mit Laws Wut konfrontiert zu werden. „Was”, antwortete der Andere mit leiser Stimme, „würde das ändern? Und was hast du mir denn bitte angetan? Es ist ja wohl kaum so, dass du davon wusstest und mich bewusst angesteckt hast. Auch wenn dein Überfall mich wirklich in dem Augenblick überrumpelt hat. Das war übrigens auf dem Gang! Das ist das Schlimme daran! Du weißt warum.” „Ja”, der Andere senkte den Kopf, „und es tut mir Leid. Ich war an dem Abend einfach nicht bei mir.” „Hast du das mit Ban geklärt? Bei ihm solltest du dich wohl viel mehr entschuldigen, demnach, was du ihm laut Shou an den Kopf geworfen hast.” Law schien nicht weiter über die Sache zwischen ihnen beiden sprechen zu wollen. „Ja, ich denke zwar, er wird es nicht so schnell vergessen, was ich ihm auch nicht verübeln kann, aber er scheint nicht mehr sauer zu sein.” Der Ältere seufzte, da sein Fehlverhalten Ban und Law gegenüber ihn immer noch mit Gewissensbissen plagte. Und das verstärkte sich durch die nächsten Worte des Arztes weiter: „Gut. Ich kann’s gerade nämlich gar nicht gebrauchen, wenn ihr euch untereinander an die Gurgel geht.” „Ich weiß”, Penguin wirkte mehr als betrübt, wie er da mit gesenktem Kopf neben Laws Bett stand, „und mir tut es so Leid, dass ich dich so enttäuscht und dir das Gefühl gegeben habe, dass du mir nicht vertrauen kannst.” Doch anstatt zu antworten, richtete Law sich nur mühevoll auf. Schnell reagierte der Ältere und stützte ihn. „Lassen wir das mit dem Reden jetzt lieber wirklich.” Es war mehr als offensichtlich, dass Law wieder diesem Thema ausweichen wollte. Zudem verschlimmerte all das nur seine ohnehin schon vorhandenen Kopfschmerzen. Er packte den Saum seines Pullovers und zog ihn langsam nach oben. Etwas skeptisch beobachtete Penguin ihn: „Was hast du vor?” Laws Blick blieb neutral. „Mein Arm. Der Verband muss wirklich runter. Ich will nicht, dass sich die Wunde jetzt auch noch entzündet. Das würde mir gerade noch fehlen.” „Ach ja”, Penguin war das tatsächlich für den Moment entfallen, während sie gesprochen hatten, da Law sich nicht mehr, was seine Schusswunde anging, bemerkbar gemacht hatte. Doch nun schob er behutsam Laws Hände beiseite, um ihm die Arbeit abermals abzunehmen und ihm das Oberteil auszuziehen. Dieser protestierte wiederum: „Hey! Ich kann das alleine.” „Selbst wenn. Du musst dich schonen wo es nur geht”, Penguin ließ nicht zu, dass er auch nur noch mal in die Nähe des Pulloversaums kam, und sah ihn nun etwas frech an, „und es ist ja nicht so, als hätte ich dich noch nie ausgezogen.” Laws blasser Gesichtsausdruck entgleiste, ehe er etwas peinlich berührt zur Seite sah, gleichzeitig aber bemüht war bissig zu wirken: „Könntest du jetzt nicht darüber reden?” Angesichts seiner Verlegenheit musste der Ältere schmunzeln. Er hatte gehofft, Law würde so reagieren, fand er diese Seite an ihm doch nach wie vor ausgesprochen anziehend, um nicht zu sagen süß. „Tut mir Leid”, grinste er etwas und zog ihm den Pullover ganz aus. „Als ob”, knurrte der Jüngere. Noch einen Moment amüsierte der Andere sich über seine Reaktion, ehe er irritiert auf den Verband blickte: „Was zum Henker ist das?” Die weiße Bandage sah alles andere als fachmännisch angelegt aus. Zwischen einigen Bahnen, die zum Teil mehrfach verdreht waren, klafften große Lücken. Es schien als wären sie schon einige Male hin und her gerutscht. „Das hat doch niemand von uns gemacht”, kam es von ihm, während er den Pullover beiseite legte. „Das war ich gestern Abend”, murrte der Arzt. Nun verstand Penguin. Es war nicht so, dass Law nicht in der Lage war, ordentlich zu bandagieren, aber es mit nur einer Hand zu machen war auch für ihn denkbar schwierig. Zudem hatte er zu diesem Zeitpunkt wohl schon mit den ersten Symptomen der Grippe gekämpft und dadurch zusätzlich Schwierigkeiten gehabt. Penguin schüttelte den Kopf: „Natürlich. Anstatt einen von uns um Hilfe zu bitten.” Law sah ihn weiter nicht an, sodass Penguin sich wieder neben ihn aufs Bett sinken ließ, sich ihm zudrehte und ihn oberhalb des Ellenbogens fasste, um den Arm sanft etwas zu sich zu ziehen. Vorsichtig begann er den Verband an seinem Oberarm zu lösen. Erneut trat für den Augenblick Stille ein. Law blickte stumm wieder auf die Bettdecke und versank aufs Neue ungewollt in Gedanken über das eben Gesagte. Er registrierte selbst nicht, dass sein Kontrollzwang ihn nicht dazu nötigte, Penguin bei seinem Tun zu beobachten. Erst als dieser sich die Wunde näher betrachtete, blickte er selbst auf diese: „Hmm, sieht aus, als würde es gut verheilen. Wenigstens hast du sie von Kanaye nähen lassen.” Laws Blick wanderte von der noch geröteten Schusswunde auf Penguins rechte Hand, die seinen Arm fest, aber dennoch behutsam im Griff hielt. Nun war es sein Gewissen, welches ihn abermals einholte, erinnerte er sich doch noch zu gut daran, wie er diese Hand verbal vor zwei Tagen weggeschlagen hatte – und das auf ziemlich ruppige Art. „Ja. Die Wunde ist nur tief. Deswegen tut es noch immens weh. Tut mir… Leid… dass ich so pampig zu dir war. Du wolltest mir da auch nur helfen.” Weiterhin vermied Law den Blickkontakt. Penguin jedoch, der gerade mit der anderen Hand nach dem neuen Verbandsmaterial hatte greifen wollen, nachdem er das alte in den Müll geworfen hatte, hielt inne und blickte überrascht in sein Gesicht. Auf der einen Seite konnte der Arzt so ungemütlich, störrisch und manchmal auch angsteinflößend sein und im nächsten Moment schien ihn eine immense Reue zu überkommen. Auch wenn er genau solch eine Situation mit ihm schon mal erlebt hatte – bei ihrem zweiten Mal – empfand Penguin es immer noch als ungewohnt, wenn er sich entschuldigte. Doch gleichzeitig machte dieses Gemisch völliger Gegensätze den Jüngeren in seinen Augen vor allem zu einem: Liebenswert. Am liebsten hätte er ihn dafür geküsst. Doch das kam gerade nicht in Frage – nicht weil Law krank war, sondern weil Penguin wusste, dass seine Gefühle einseitig waren. „Schon okay”, lächelte er, als sich seine Verwunderung gelegt hatte. „Nein, es ist nicht okay, wenn ich dich oder einen der Anderen ohne Grund so angifte”, seufzte sein Gegenüber. Penguin nahm das Verbandsmaterial vom Nachttisch, während er ruhig antwortete: „Man hat für alles, was man tut, einen Grund. Manchmal sind sie vielleicht banal, absurd oder unklar, aber vorhanden sind sie immer.” Dieses Mal rief er damit wieder Überraschen beim Jüngeren hervor. Für Law klangen diese Worte aus Penguins Mund wieder so bedeutend, so viel sagend, als hätte er damit noch mehr sagen wollen. Aber wahrscheinlich wollte sein Kopf nur wieder versuchen etwas hineinzuinterpretieren. „Kannst du deinen Arm hochhalten? Sonst leg deine Hand ruhig auf mein Bein.” Mit diesen Worten riss Penguin Law erneut aus seinen Überlegungen. Der Blick des Chirurgen ging auf den ihm zugewandten rechten Oberschenkel des Anderen. Und plötzlich spürte er, wie sein Herz anfing heftig zu pochen. Dabei bedeckte der weiße Stoff seines Overalls, den Penguin gänzlich geschlossen trug, die Haut, die er schon so oft auf seiner eigenen gespürt hatte. Warum machte es ihn dennoch einwenig nervös? War er nicht längst über diesen Punkt hinweg? „Geht schon.” Er hielt den Arm aus eigener Kraft oben und sah erneut weg, während Penguin begann ihm den neuen Verband anzulegen, wie er es einst von ihm gelernt hatte. Nur aus dem Augenwinkel blickte Law kurz in sein Gesicht, welches zwar voll und ganz auf das ordentliche Anlegen der Bandage fixiert war, aber dennoch dabei sanft und ruhig auf ihn wirkte und eine unglaubliche Wärme ausstrahlte. „So.” Penguin erhob sich und entsorgte das Verpackungsmaterial des Verbands, bevor er wieder nach Laws Pullover griff und ihn zusammenschob, sodass er ihn leichter überziehen konnte. Wortlos ließ der Jüngere sich dabei helfen, bevor er sich wieder hinlegte. „Ich leere eben den Eimer aus und mache dir einen Tee. Essen ist sicher jetzt nicht in deinem Sinn, oder”, da Law wieder ins Leere zu blicken schien und gedanklich abgelenkt wirkte, hängte Penguin noch seinen Titel an, „Käpt’n?” Wie erhofft riss er Law erneut aus seiner Gedankenwelt: „Ja. Also, nein, ich sollte erstmal nichts essen. Und kipp den Müll einfach über Bord. Abgesehen von meinem Mageninhalt sind da nur Papier und alte Zeitungen drin.” „Sicher, dass dort nichts Wichtiges bei ist, was niemand zu Gesicht bekommen soll?”, überlegte der Ältere kurz, der sich gut vorstellen konnte, dass sein Käpt’n sich vielleicht Notizen oder ähnliches machte, die nur für seine Augen bestimmt waren. Und man wusste ja nicht, wem sie in die Hände fallen würden, kaum dass sie über Bord gingen. „Nein.” Auch wenn es ihm gefiel, wie sehr Penguin wiedereinmal mitdachte, brauchte Law über die Antwort nicht nachdenken: Alles was niemanden etwas anging, existierte lediglich in seinem Kopf. „Gut.” Penguin griff nach dem Eimer und ging in Richtung Tür, sah dabei jedoch noch mal über die Schulter zu ihm: „Bleib liegen! Ich bin gleich wieder da.” Im nächsten Moment war er auch schon aus dem Raum. Stumm sah Law ihm nach. Immer noch klang in seinem Kopf wie er ihn soeben mit seinem Titel angesprochen hatte. Und es gefiel ihm nicht. Warum? Hinter sich hörte Penguin, wie die Tür zum Außendeck auf und wieder zu ging, während er den kaum gefüllten Mülleimer über der Reling entleerte und einige weniger stark zerknüllte Zettel und Zeitungsblätter im Wind ein paar Meter davon getragen wurden, ehe sie in den Bugwellen der Polar Tang im Meer landeten. „Oi, seit wann entsorgen wir den Müll so?” Es war Ban, der ihn dort ansprach. Penguin prüfte mit einem flüchtigen Blick, ob der Eimer gänzlich leer war, ehe er sich zu seinem Kameraden, der sich gerade seine Morgenzigarette anzündete, umdrehte. „Seit Erbrochenes stinkt und man das Papier schlecht in die Toilette kippen kann”, entgegnete er gelassen. Natürlich hatte der Andere mit seinem unterschwelligen Einwand Recht, dass der Müll nicht ins Meer gehörte, aber das bisschen Papier und den alten Verband von Laws Arm würde die Grandline schon verkraften. Die Zeitungsmöven verloren sicherlich tagtäglich mehr Exemplare der Zeitung über dem Meer, als die ein oder zwei, die dort so eben davon geflogen waren. Es war auf jeden Fall besser, als den Geruch vom Erbrochenen bis zur nächsten Insel auf dem Schiff zu haben. Selbst wenn es nur der Lagerraum gewesen wäre, wo der große Müllbehälter stand, hätte er sich sicher ausgebreitet. Hastig nahm Ban seine Zigarette aus dem Mund und blickte ihn perplex an: „Hast du gekotzt?” „Sehe ich so aus?” Penguin blieb weiterhin ruhig. „Nein. Deswegen frage ich so blöd. Shachi?”, kam es weiter von dem Anderen, der nicht erkennen konnte, dass es sich um den Müllbehälter aus der Kapitänskajüte handelte, da fast alle an Bord gleich aussahen. Penguin schüttelte den Kopf: „Nein.” Ban hob genervt eine Augenbraue: „Alter, wird das jetzt ein Ratespiel? Wenn noch jemand krank ist müssen wir es Kanaye sa–!” Doch der Schwarzhaarige schnitt ihm mit gesenktem Kopf das Wort ab: „Der Käpt’n.” „Der Käpt’n?” Erneut weiteten sich Bans Augen, während die Asche an seiner glühenden Zigarette drohte zu Boden zu gehen. „Ja, der Käpt’n. Wundert dich das etwa, wenn jemand die Grippe hat?” Penguin hob den Kopf wieder und legte ihn schräg. „Nein, aber es wundert mich, dass du offensichtlich bei ihm warst. Sag mir nicht, er lässt sich von DIR helfen.” Ban klopfte die Asche über der Reling ab. „Ich habe ihm meine Hilfe mehr oder weniger aufgezwungen. Und ja ich weiß, worauf du anspielst. Aber er ist nicht mehr sauer wegen der Sache mit dir. Er meinte, es ginge nur uns beide was an”, erklärte Penguin. Der Blonde lachte kurz: „Wenn er mal was seine eigene Gesundheit angeht so vernünftig und einsichtig wäre wie in solchen Dingen.” „Wohl wahr”, seufzte Penguin, wobei Ban sicherlich genauso wie er selbst wusste, dass es nicht nur in puncto eigener Gesundheit ihrem Käpt’n gerne an Vernunft mangelte. „Aber wenn du dich ihm einfach so aufdrängen kannst und er sogar erbricht, muss es ihm wirklich schon sehr schlecht gehen.” Nachdenklich blickte Ban gen Horizont, wo die Wolken noch blass orange durch die letzten Ausläufer der Dämmerung verfärbt waren, und zog dabei an seiner Zigarette. „Leider ja. Und ich denke, es wird noch schlimmer”, gestand Penguin seine Befürchtung, wusste er doch wie eine Grippe ablief. „Mhm”, Ban sah ihn wieder an, „wenn ich dir beziehungsweise ihm helfen kann, dann sag Bescheid!” Doch Penguin lehnte ab: „Lass mal. Ich glaube, ich gehe ihm schon genug auf den Senkel. Du weißt wie vehement er generell Hilfe ablehnt. Daran hat sich nichts geändert. Außerdem solltest du oder einer der Anderen sich nicht anstecken.” Dass er Law versprochen hatte, er würde verhindern, dass ihn jemand außer Penguin in seinem Zustand sah, verschwieg dieser. Doch auch Ban kannte seinen Käpt’n nicht erst seit gestern und schätze ihn einmal mehr völlig richtig ein. „Natürlich, er spielt wieder den Starken und versteckt sich vor uns. Sieht ihm so ähnlich. Aber es ist in dem Fall wirklich besser, wenn ihm dann nicht noch mehr von uns auf die Nerven gehen. Und was ist mit dir was das Anstecken angeht?” Bei dieser Frage wich sein Gegenüber mit dem Blick aus und Ban meinte ihn zu verstehen: „Oh warte, deswegen wollte Kana dich gestern sprechen. Du bist doch krank!” „Idiot, wenn ich krank wäre, würde ich sicher jetzt nicht hier stehen und hätte auch gestern nicht mehr mit euch zusammengearbeitet!”, entgegnete Penguin. „Was dann?” Ban zog wieder an seiner Niktionstange. Abermals senkte Penguin den Blick: „Ich… habe Antikörper gegen den Virus in mir. Ich hatte ihn vermutlich zu erst und habe den Käpt’n angesteckt.” Ban, der bei Weitem nicht so bewandert in der Medizin war wie Kanaye, wich zurück: „Wenn das so ist, geh weg und stecke mich nicht auch noch an!” Nun blickte der Andere ihn aus dem Augenwinkel an: „Das fällt dir ja früh ein. Ich komme gerade vom Käpt’n und könnte den Virus auch von da mitgebracht haben. Aber Kana sagte, er sei nur durch Körperflüssigkeiten übertragbar. Also solange ich dich nicht anhuste oder, wie er meinte, anspucke, wirst du verschont bleiben. Aber du und die Anderen sollten mir wohl trotzdem erstmal nicht zu nahe kommen.” „Verstehe.” Dennoch blieb Ban auf sicherer Distanz und beobachtete, wie sich in der Ferne der morgendliche gefiederte Zeitungsbote auf das langsam dahinsegelnde Schiff zubewegte, „aber dann halte dir beim nächsten Mal gefälligsten die Hand vor den Mund, anstatt den Käpt’n anzuhusten.” „Ich habe ihn nicht angehustet!”, schoss es unüberlegt aus Penguin heraus, wofür er sich im nächsten Moment auf die Zunge biss. Skeptisch aufgrund dieser Reaktion blicke Ban ihn an: „Anspucken sollst du ihn noch viel weniger!” „Ich musste niesen”, log der Schwarzhaarige abrupt. Der Andere sah wieder zur immer näher kommenden Möwe: „Spielt doch keine Rolle. Beim nächsten Mal pass besser auf!” „Aye!” Penguin wandte sich etwas von ihm ab, war in seinem Kopf doch gerade wieder die suspekte Szene präsent, in der er von seinen Gefühlen gelenkt über seinen Käpt’n hergefallen war. „Bist du sicher, dass ich nicht doch irgendwie helfen kann?”, hörte er Ban hinter sich. Dabei kam Penguin nun tatsächlich ein Gedanke in diese Richtung: „Ich wollte in die Kombüse, sobald ich den Eimer ausgespült habe, und Tee für ihn holen. Kannst du das vielleicht übernehmen und ihn vorbeibringen? Ich will… ihn jetzt nicht auch noch unnötig lange alleine lassen.” Wie bedrückt er bei seinen Worten wirkte, hing ihm doch immer noch nach, dass er den Arzt angesteckt hatte, bemerkte er nicht. „Klar. Erledige ich sofort.” Ban klang ruhig. „Danke,” entgegnete ihm der Andere und wollte gehen, als er einen weichen aber spürbaren Schlag auf den Hinterkopf bekam, „Hey! Was –?” Er unterbrach sich selbst, als er sich umdrehte und Ban ihm kommentarlos die Tageszeitung hinhielt, welche er just in diesem Moment der nun wieder davonfliegenden Möwe wie jeden Morgen abgekauft hatte. Penguin nahm sie entgegen. „Danke.” „Er wird sie in seiner Verfassung zwar wahrscheinlich eh nicht lesen, aber so hat er sie zumindest”, wieder zog Ban an seiner Zigarette, „und du hör auf Trübsal zu blasen, nur weil du ihn angesteckt hast. Das hilft ihm nicht. Reiß dir lieber den Arsch auf, damit er wieder gesund wird, und sag mir und den Anderen, wenn wir irgendwas tun können, sonst reiße ich ihn dir auf.” „Nichts anderes habe ich vor.” Penguin wandte sich erneut ab und wollte abermals gehen, als ihm noch etwas einfiel: „Ach ja, was ist mit dem Antrieb? Ich will ihn ungern alleine lassen, aber wenn ihr mich braucht, kann ich runterkommen, wenn er schläft.” „Alter, jetzt hast du dich ihm schon, wie du sagst, aufgezwungen, jetzt bleibst du auch bei ihm!”, zischte der Raucher abrupt. „Diesen dämlichen Antrieb bekommen wir ohne dich hin. Bewege dich nur eine Sekunde deswegen von seiner Seite und ich werfe dich im hohen Bogen dem Abfall von eben hinterher!” Kurz wirkte Penguin noch überrascht, ehe er etwas schmunzeln musste: Wie hatte er auch nur ansatzweise denken können, dass ausgerechnet Ban irgendetwas über die Genesung ihres Käpt'ns stellen würde? „Kapiert. Danke, Ban.” Damit verschwand Penguin endgültig wieder im Schiff. Der Zurückbleibende sah ihm ähnlich skeptisch nach wie schon am Abend in der Kneipe. Auch wenn er Penguin nun schon lange kannte und insgesamt für sehr vernünftig hielt, hätte er nie gedacht, dass er derjenige sein würde, der sich in dieser Lage dem Dickkopf ihres Käpt’ns widersetzen würde. Denn auch wenn dieser im Moment wohl nicht in der Lage war sich groß zu wehren, so wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn er dafür zu einem späteren Zeitpunkt seine Teufelskräfte hätte als Antwort sprechen lassen. Jeder an Bord fürchtete es, als Strafe in Einzelteilen durch die Luft zu fliegen. Es war nämlich ein unbeschreiblich scheußliches Gefühl, wie Ban aus eigener Erfahrung wusste. Und er war sich sicher, dass solch ein immenses Einmischen in die persönlichen Belangen des Arztes diesen dazu gebracht hätten, diese für ihn rare, aber dafür harte Strafe anzuwenden. Scheinbar bewies Penguin gerade mehr Mut als er und alle Anderen zusammen, wofür Ban vor ihm seinen nicht vorhandenen Hut zog. Nicht mal er hatte bisher den Mumm aufbringen können, sich in dieser Sache gegenüber seinem Käpt’n so einzumischen, wohlgleich er nach dem Aufstehen bereits mit dem Gedanken gespielt hatte. Gleichzeitig erinnerte er sich wieder daran, nach welcher Aussage sein Freund in der Bar so ausgerastet war. War vielleicht doch nicht Mut Penguins Antrieb? Wieder sah Ban in die Ferne. „Hmm, wer weiß? Immerhin steht er nicht nur auf Frauen.” Mit diesem Gedanken schnippte er seinen Zigarettenstummel über Bord. Kapitel 13: Erinnerungen ------------------------ „Hatte ich nicht gesagt du sollst im Bett bleiben?!” Penguin musste sich zusammenreißen nicht übermäßig laut zu werden, als er, ohne zu klopfen, Laws Kabine wieder betrat und seinen Käpt’n auf der anderen Seite des Raumes an seinem Schreibtisch stehen sah. Mit grimmigem Gesichtsausdruck schloss er die Tür hinter sich, während der Arzt ruhig antwortete ohne sich umzudrehen: „Ich muss meine Medikamente nehmen.” Im nächsten Moment stand der Ältere neben ihm, stellte den Mülleimer, den er eben ausgeleert und anschließend ausgewaschen hatte, sowie den zusätzlichen Eimer, den er für alle Fälle mitgebracht hatte, um nicht wieder den Papierkorb missbrauchen zu müssen, ab, legte die Tageszeitung auf den Tisch und beobachtete wie Law die Pillengläser schloss und sortierte. „Das ist kein Grund für dich aufzustehen! Ich hätte sie dir ans Bett gebracht”, ermahnte er ihn. „Du bist nicht”, wieder mischte sich Laws Husten ein, „mein Dienstmädchen.” Penguins Gesichtsausdruck wirkte genervt: „Darum geht es nicht. Du wirst nicht gesund, wenn du deinem Körper keine Ruhe gönnst und dauernd herumrennst. Wieso muss ich ausgerechnet DIR das erklären? Als Arzt solltest du es eigentlich besser wissen.” Doch der Jüngere sah ihn weiterhin nicht an und schwieg. Er konzentrierte sich darauf, die Tabletten auszusortieren, die eigentlich überflüssig waren und die er am Vortag nur aus Panik genommen hatte. Dabei war wieder zu beobachten, wie jedes Glas, das er aufnahm, um auf die Beschriftung zu blicken, zitterte und der Inhalt ein klirrendes Geräusch von sich gab. Penguin hatte das Gefühl, dass das Zittern sogar noch schlimmer geworden war, seit er den Raum verlassen hatte. Ohne zu zögern legte er seine rechte Hand auf Laws Stirn. Der Chirurg erstarrte augenblicklich und blickte mit weit aufgerissenen Augen auf das Glas, welches er soeben in die Hand genommen hatte. Mit dieser Berührung hatte er nicht gerechnet. Nur wenige Sekunden verstrichen, doch für Law fühlte es sich an, als wären es Minuten, bevor er sich wieder fasste und aufgebracht Penguins Arm wegschlug, wobei er mit dem Kopf herumwirbelte: „Lass den Scheiß!” Kaum dass er dies wütend hervorgebracht hatte, begann erneut sein Husten ihn für sein Aufregen zu strafen. Und nicht nur das: das Erheben seiner Stimme schien auch die Kraft zu verbrauchen, die er benötigte, um sich auf den Beinen zu halten, sodass diese abermals versagten. Ruckartig stemmte er die rechte Hand auf den Schreibtisch, während das Pillenglas aus seiner anderen entglitt und er sich mit ihr reflexartig an Penguins Overall festklammerte. Doch weder die Tabletten noch er selbst gingen zu Boden. Sein Gegenüber hatte seinen Arm augenblicklich um Laws Taille gelegt und mit der anderen Hand das Glas zwischen ihnen aufgefangen. Abermals fand der Jüngere sich in einer Situation wieder, die ihn starr werden ließ. Dennoch schwand der Druck, mit dem er sich auf dem Schreibtisch abgestützt hatte, sodass seine Hand nur noch leicht auf dem Holz lag, als er spürte wie sicher der Andere ihn mit seinem Arm aufrecht hielt. Trotzdem schlossen die Finger seiner anderen Hand weiter fest den weißen Stoff zwischen sich ein, als fürchteten sie, Penguin würde andernfalls zurückweichen und er selbst somit zu Boden fallen. „Vielleicht lässt du lieber den Scheiß und verhältst dich endlich vernünftig.” Penguins Stimme, die seitlich an Laws halbgesenkten Kopf drang, war ruhig. Law schwieg. Immer noch fühlte er den festen Griff des Anderen, der ihn stützte und verhinderte, dass er niedersank. „Du”, begann er letztlich ruhiger ohne den Kopf zu heben und Penguin anzusehen, „solltest mir nicht so nahe kommen. Auch wenn du Antikörper in dir hast, heißt das nicht, dass du dich nicht nochmal anstecken und doch krank werden kannst.” „Selbst wenn. Es interessiert mich nicht.” Immer noch klang der Andere gelassen. Law sah nun verärgert zu ihm hoch: „Verdammt, mich aber! Der Virus ist gefährlich!” Doch sein ernster Blick wich schlagartig als er nun in Penguins Augen blickte, die ebenfalls ernst aber im Gegensatz zu seinen eigenen dennoch entspannt wirkten. „Ich weiß. Deswegen bin ich hier um dir zu helfen. Und dein Meckern und Schimpfen nützt dir gar nichts, das habe ich dir eben schon gesagt. Du verschwendest nur deine Energie, die du brauchst, um wieder gesund zu werden.” Inzwischen schien der Ältere sich an Laws Reaktionen dermaßen gewöhnt zu haben, dass er keinen Sinn mehr darin erkannte, selbst laut zu werden, stattdessen lächelte er plötzlich überraschend: „Aber danke, dass du gerade so direkt zugegeben hast, dass du dir Sorgen um mich machst.” Wieder entgleiste Laws Mimik: Auch wenn er das wirklich tat, so hatte er nicht beabsichtigt, es so deutlich auszusprechen. Obwohl ihm eigentlich kalt war, spürte er, wie sein Gesicht warm wurde. Eilig wandte er es ab. „Mach was du willst!”, zischte er letztlich leise, während er seine Finger vom Overall löste. „Mache ich in diesem Fall auch”, schmunzelte Penguin, dem seine etwas verlegene Reaktion nicht entgangen war, und hielt ihm das aufgefangene Glas vor die Nase. „Brauchst du die?” „Nein”, gab der Arzt leise zur Antwort, nahm ihm die Tabletten aus der Hand und stellte sie weiter rechts auf den Tisch, wo der Großteil der Gläser inzwischen stand, „ich sollte nur die nehmen.” Penguins Augen folgten Laws rechtem Zeigefinger, welcher auf die drei übrigen Behälter weiter links deutete. „Alles klar.” Law war im Begriff sich aus seinem Arm zu lösen, als dieser sich im nächsten Moment noch fester um ihn schloss und der andere sich plötzlich erneut unter seinen Kniekehlen wiederfanden. „Verdammt, was soll das? Hör auf mich dauernd hochzuheben!”, giftete er abermals, kaum dass Penguin eben jenes erneut getan hatte, wobei er jedoch dieses Mal auf den Versuch verzichtete, sich wegzudrücken. „Ich sagte doch, du musst deine Kräfte schonen. Selbst die paar Schritte zum Bett kosten dich gerade zu viel.” Der Ältere ging auf die andere Seite des Bettes und grinste dabei nun zu ihm hinunter: „Außerdem sagtest du doch eben, ich soll machen was ich will.” „Argh.” Mehr fiel Law dazu nicht ein, sodass er nicht anders konnte als sich erneut von ihm mittig auf dem Bett ablegen und zudecken zu lassen. „Außerdem, glaube ich, hast du Fieber. Wir sollten Fieber messen.” Auch wenn Law Penguins Hand weggeschlagen hatte, so hatte der Ältere deutlich die hohe Temperatur seiner Stirn fühlen können. „Viel mehr sollte ich die Tabletten nehmen, von denen du mich gerade weggetragen hast”, murrte der Jüngere ihn an. „Die hole ich dir jetzt.” Damit kehrte der Andere unter Laws grimmigem Blick zum Schreibtisch zurück und setzte sich anschließend mit den Tabletten auf die dem Fenster und dem Tisch zugewandte Seite des Bettes. Er legte die Gläser zunächst in seinen Schoss, um etwas Wasser in das Wasserglas auf dem Nachttisch einzuschenken, bevor er nun fragend von den Pillen zu Law sah: „Spielt es eine Rolle in welcher Reihenfolge und mit welchem Zeitabstand du sie einnimmst?” Immer noch ernst, aber dafür nun ruhiger kam die Antwort: „Nein. Die kann ich alle auf einmal nehmen.” Daraufhin öffnete der Ältere ein Glas nach dem Anderen, nahm je eine Pille heraus, schloss es wieder und stellte sie beiseite, bevor er auch schon Law hochhalf, der bereits dabei war, sich wieder mit Mühe alleine aufzurichten. Dieses Mal sagte Penguin nichts, reichte ihm die Tabletten und das Glas, wobei er seine Hand unter Letzterem hielt, als Law einen Schluck daraus nahm, um die Medizin herunterzuspülen, bevor er es ihm wieder abnahm. Kaum dass er es weggestellt hatte, klopfte es an der Tür. Anstatt, wie ursprünglich vorgehabt, sich wieder ins Kissen sinken zu lassen, blickte Law etwas panisch zu eben jener. „Ich habe Kanaye doch gesagt, dass keiner in meine Nähe kommen soll. Was”, die Furcht so gesehen zu werden klang hörbar in seiner Stimme mit, „ist daran so unverständlich?” Abermals blieb Penguin hingegen ruhig, stand auf und ging zur Tür. „Das wird Ban sein.” Panisch wollte der Arzt ihn aufhalten, doch alles was seine Lungen verließ war erneut sein Husten, als der Andere die Tür bereits einen Spalt öffnete. Da sie in Richtung der Wand aufging, an der auch das Bett mit dem Kopfende stand, konnte Law nicht sehen, wer geklopft hatte. Allerdings verhinderte es auch umgekehrt, dass man ihn von außen sehen konnte, solange Penguin die Tür nicht weiter öffnete. „Hier, bitte.” An der Stimme konnte der Arzt ausmachen, dass es tatsächlich Ban war, der Penguin ein kleines Tablett hereinreichte. Der Ältere blickte auf eben jenes: „Danke, aber der Tee hätte gereicht. Er sollte erstmal nichts essen.” „Dummkopf, das ist für dich. Genau wie die andere Tasse Tee. Du hast doch sicher noch nicht gefrühstückt, wenn du schon so früh bei ihm bist.” Law horchte aufmerksam, was Ban da sagte. „Oh ja, richtig.” Offenbar war Penguin das selbst völlig entgangen. Ein Seufzen war vom Flur zu hören: „Vergiss das doch nicht einfach, nur weil du dir Sorgen machst. Du musst auch bei Kräften bleiben.” „Mein Magen hätte sich schon gemeldet”, grinste der Andere, „trotzdem danke.” „Keine Ursache. Wie geht’s ihm?”, erkundigte der Raucher sich. „Na ja, er –”, doch Penguin konnte nicht weiter antworten. „Mir geht’s gut!”, knurrte Law laut, bevor er wieder husten musste. Penguin stöhnte kurz genervt, während Ban lachte: „Ich höre schon, eigentlich ist mit ihm alles in Ordnung.” „Zumindest was das Verhalten angeht, ja.” Ban konnte sich nur zu gut denken, wie anstrengend es sein musste, diese Art ihres Käpt’ns so lange und intensiv zu ertragen. Er klopfte Penguin etwas amüsiert durch den Türspalt auf die Schulter: „Lass dich nicht unterkriegen!” „Ganz sicher nicht”, reagierte der Andere selbstsicher, wobei er sich denken konnte, wie finster Law zu ihm blickte. „Du weißt ja, wenn du irgendwie Hilfe brauchst, melde dich”, war das Letzte was von Bans Seite kam. „Aye. Danke nochmal.” Damit schloss Penguin die Tür wieder und drehte sich um. „Was sollte das? Warum war er hier?” Halb aufgerichtet knurrte Law ihn an, während der Ältere abermals zum Schreibtisch ging und dort das kleine Holztablett abstellte, die orangefarbene Tasse mit dem aufgedruckten Eisbärenkopf nahm und zu Law ans Bett trug. „Nichts sollte das. Ich habe Ban nur eben an Deck getroffen und ihn gebeten, den Tee für dich zu machen, als er mir seine Hilfe angeboten hat. So konnte ich schneller wieder herkommen. Zum Glück, sonst würdest du sicher immer noch außerhalb des Bettes sein.” Penguin sah ihn gelassen an. „Er hätte mich sehen können! Du hattest mir versprochen, dass niemand mich so –” Doch dieses Mal schnitt Penguin Law das Wort ab. „Warum habe ich die Tür wohl nicht ganz aufgemacht? Außerdem, es ist nicht so, dass Ban jemand ist, der krampfhaft versuchen würde dich zu sehen, wenn du es nicht willst. Und dass du es nicht willst, weiß er ohnehin, schließlich kennt er dich mindestens genauso gut wie i–”, nun unterbrach Penguin sich selbst und sah überlegend zur Zimmerdecke, wobei sich ein leichtes Schmunzeln auf seinen Lippen breit machte, „oh, nein, warte. Ich kenne dich wohl vermutlich inzwischen besser.” Law wusste nur zu gut, woran der Stehende gerade dachte. Trotz seiner momentanen körperlichen Schwäche, packte er blindlinks eines der beiden leichten Daunenkissen hinter sich und schlug damit in Penguins Richtung. Doch dessen Reaktionsvermögen glänzte einmal mehr, als er gekonnt auswich und dabei nichtmal etwas aus der Tasse in seiner Hand verschüttete. Trotzdem sah er nun etwas entsetzt zu Law hinab: „Hey, pass’ auf! Der Tee ist heiß!” Grimmig beförderte Law das Kissen wieder hinter sich, legte sich wieder zurück und drehte den Kopf von ihm weg: „Dann hör mit dem Thema auf!” „Schon gut. Tut mir Leid.” Penguin stellte die Tasse ab und beobachtete im Augenwinkel wie der Jüngere oberhalb der Bettdecke die Ärmel seines Pullovers über die Hände zog. Ohne etwas dazu zu sagen ging er zum Kleiderschrank hinüber. Das Geräusch der Schublade unterhalb der Türen, als er sie öffnete, sorgte dafür, dass Law seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete, sich nochmals auf den Unterarmen aufrichtete und ihn empört beobachtete: „Was tust du da? Kannst du wenigstens aufhören an meine Schränke zu gehen, wenn du mich schon nicht in Ruhe lässt?” Doch Penguin blieb unbeirrt und griff zwei Paar Socken aus der Schublade. Er hatte nicht gewusst, ob Law seine Socken wirklich hier aufbewahrte, sondern es nur vermutet, da alle Schlafkabinen an Bord mit den gleichen Schränken ausgestattet waren und er und Shachi ihre Socken ebenfalls dort verstaut hatten. Ehe er die Schublade wieder zuschob fiel sein Blick auf Laws Boxershorts, die feinsäuberlich ebenfalls in ihr lagen. „Auf die sollte ich nicht so lange starren, sonst komme ich wirklich zu sehr auf andere Gedanken.” Mit dieser Überlegung, bei der er die aufkeimende Vorstellung seines Käpt’ns in den hautengen Boxers vehement verdrängen musste, schob er die Schublade wieder zu. Er drehte sich um, überbrückte den knappen Meter zum Fußende des Bettes und schlug die Bettdecke etwas weg. „Hey!” Law wollte seine nackten Füße zurück unter die warme Decke ziehen, doch Penguin war wieder mal schneller, packte ihn am linken Knöchel und zog ihm zunächst den Socken eines Paares und anschließend den des anderen über. Anschließend blickte er fordernd in sein Gesicht, das ihn vom anderen Ende der Bettdecke weiterhin finster ansah, und hielt ihm fordernd die Hand hin, da Law den rechten Fuß unter der Kniekehle des linken Beines versteckt hatte: „Anderer Fuß!” „Langsam übertreibst du es!” Law ließ seinen Fuß wo er war. „Sagt der Richtige. Ich sehe doch, dass dir die ganze Zeit kalt ist.” Und damit hatte er mehr als Recht. Der Jüngere konnte nicht abstreiten, dass er mehr und mehr das Gefühl hatte, er würde sich in einem Kühlschrank oder eher noch in einer Tiefkühltruhe befinden. Und es war äußerst unangenehm, obwohl ihm Kälte sonst nicht viel ausmachte. Aber es war auch kein Wunder, wenn Penguin recht hatte und er wirklich Fieber hatte. Doch auch wenn seine Füße sich für ihn besonders kalt anfühlten, hätte er sich deswegen nie beklagt. Allerdings wehrte er sich nicht, als der Ältere nun bestimmend nach seinem rechten Unterschenkel griff und den Fuß hervorzog, da er keine Anstalten machte ihn ihm von alleine hinzuhalten. Wortlos und immer noch mürrisch beobachtete er, wie Penguin das Prozedere wiederholte. Wieder kamen in ihm gemischte Gefühle auf, die er nur schwer zuordnen konnte. Noch nie hatte jemand ihn dort angefasst, zumindest nicht als Erwachsener. Auch Penguin hatte ihn noch nie an seinen Füßen derartig spürbar berührt. Wieso gefiel ihm bei ihm sogar das? Wieso mochte er all seine Berührungen, egal an welcher Körperstelle? Wieso warfen sie ihn jedes Mal so aus der Bahn? „So.” Der Ältere legte den nun ebenfalls doppelt bekleideten Fuß wieder auf die Matratze und schlug die Bettdecke wieder darüber. „Ich gehe das Fieberthermometer holen. Oder hast du eins hier?” Law blickte immer noch auf das Fußende, ging seinen Gedanken über die soeben neu erfahrene Berührung nach und blickte etwas wirsch drein, als der Andere ihn so unerwartet ansprach: „Eh?” „Fieberthermometer. Hast du eins hier?”, wiederholte Penguin seine Frage. „Nein”, antwortete der Arzt nun, „brauche ich aber auch nicht. Ich habe Fieber.” „Ja, aber wir wissen nicht wie hoch und können so schlecht sagen, ob es steigt oder fällt. Wir sollten das im Auge behalten. Ich hole das aus dem Behandlungsraum.” Er wollte gerade zu Tür gehen, als er noch einmal neben dem Bett Halt machte, wobei Law ihn nun noch irritierter ansah, da Penguin sich mit plötzlich sehr bedrohlicher Miene über ihn beugte und seinem Gesicht dabei so nahe kam, dass Law sich wieder gänzlich hinlegte: „Und du bleibst im Bett! Wenn ich zurückkomme und dich wieder außerhalb davon erwische, fessel ich dich daran! Verstanden?” Perplex blickte der Jüngere vom mahnenden Zeigefinger zwischen ihren Gesichtern in das dunkle Augenpaar nur wenige Zentimeter über ihm. Er wusste nicht, ob es Penguins Mimik oder aber seine letzten Worte waren, die ihn gerade erneut verwirrten. Er wollte antworten: „Ich kann auf mich alleine aufpa–” Doch ernst unterbrach der Ältere ihn erneut: „Verstanden?!” Law seufzte: „Ja, verstanden.” „Gut. Wehe wenn nicht”, Penguin richtete sich wieder auf und wandte sich zur Tür, „und las die Finger vom Tee, bis wir gemessen haben. Der ist eh noch heiß.” Damit verließ er den Raum. Law sah ihm aus dem Augenwinkel nach, bevor er den Kopf in die andere Richtung zum Fenster drehte. „Schon klar”, murmelte er leise und meinte damit den Tee, bevor sich nun auf seinen Lippen ein etwas dreckiges Grinsen breit machte, jedoch wieder kurz vom Husten gestört wurde, „Fesselspielchen also, he?” Auch wenn er bisher nie daran gedachte hatte, vielleicht hatte Penguin wirklich Spaß an so etwas? Und er selbst? Law wusste es nicht. Er hatte es noch nie ausprobiert. Aus dem Bauch heraus hätte er abgestritten, dass er daran auch nur im geringsten Gefallen haben könnte – zumindest wenn er der war der gefesselt wurde. Schließlich wollte er doch die Kontrolle behalten. Aber hatte er bei Penguin nicht gerade daran Gefallen gefunden, sie abzugeben? Wobei, nein, hatte er nicht, schließlich hatte er sie stets. „Ich kann mich immerhin jederzeit mit meinen Teuf–” Da war wieder der Gedanke der ihm gerade förmlich die Luft abschnürte und sich deswegen nicht mal zu Ende denken ließ. Immer wieder versteckte er sich hinter den Fähigkeiten der Operationsfrucht. Und wenn sie ihn im Stich ließen, so wie im Augenblick, dann wollte er sich lieber einschließen und abwarten, bis er seine Kraft zurückerlangt hatte – aus Angst. Er vertraute nach wie vor nicht. Niemandem. Kein Stück. Ein heftiges Schütteln durchfuhr seinen Körper wie ein kalter Windzug. Law zog die Arme, die noch über der Bettdecke gelegen hatten unter eben jene, vergrub sich bis zur Nasenspitze darunter und drehte auch den Rest seines Körper auf die Seite. Dabei wurde ihm gerade wieder bewusst, wie sehr jeder Muskel und Knochen schmerzte. Die ganze Zeit, in der Penguin bei ihm gewesen war, war es für ihn wie ausgeblendet gewesen. Aber jetzt, ohne Ablenkung, trafen sie ihn wie ein Holzhammer, der zudem noch auf seinen ohnehin schmerzenden Kopf einschlug. Blieb nur zu hoffen, dass das Schmerzmittel, welches unter den Tabletten gewesen war, schnell zu wirken begann. Auch die Schusswunde meldete sich nun wieder zu Wort, weshalb er gezwungen war sich wieder etwas zurückzudrehen, da er nicht auf ihr liegen bleiben konnte. Wieder hustete er. Müde schloss Law die Augen. Er fühlte sich so unsagbar schlapp. Immerhin hatte die Übelkeit etwas nachgelassen, doch das war nur ein schwacher Trost gegenüber als den Symptomen die stattdessen schlimmer zu werden schienen. „Was wenn ich es nicht schaffe? Was wenn mich das hier umbringt? Was wenn ich sie alle im Stich lasse?” Verkrampft verzog sich Laws Gesicht bei diesem plötzlichen Gedanken. Er drehte sich gänzlich auf die linke Seite und rollte sich noch mehr zusammen, wobei er seine trotz der Socken immer noch frierenden Füße, leicht gegeneinander rieb. „Wenn ich jetzt sterbe, dann war alles vergeblich. Dann ist Corazon umsonst gestorben.” Wieder erfasste ihn das Frösteln und brachte seinen ganzen Körper zum Zittern. Law biss sich auf die Unterlippe und vergrub das Gesicht halb im Kissen. Erneut drückten in ihm Gedanken und Gefühle, die sich gerne nach außen zeigen wollten, was er aber unter keinen Umständen zulassen wollte. „Verdammt!”, zischte er und schluckte heftig, wobei es in seinem Hals kratzte. Auch dieses Mal sah Penguin davon ab zu klopfen, als er wiederholt die Kapitänskajüte erreichte. Wozu sollte er das momentan tun, wo er doch ohnehin sich solange um seinen Käpt’n kümmern würde, bis dieser wieder gesund oder zumindest soweit genesen sein würde, dass er keine Hilfe mehr brauchte? Er wollte die Tür gerade öffnen, als Shachi von der Seite auf ihn zuspurtete. „Peng”, er blieb neben ihm stehen, „dann stimmt es also? Du kümmerst dich um ihn? Ban hat das gerade eben beim Frühstück erzählt.” „Ja.” Es verwunderte den Älteren nicht, dass es zur Sprache gekommen war. Und er sah auch nichts Schlechtes daran, wenn alle die Gewissheit hatten, dass ihr Käpt’n gerade nicht alleine war. Allerdings gefiel ihm Shachis Gesichtsausdruck nicht. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte, als dieser immer noch leise aber ernst weitersprach: „Dann helfe ich ihm auch!” „Du hilfst ihm und auch mir am meisten, wenn du hier die nächsten Tage nicht mehr auftauchst und den Anderen beim Antriebsdefekt doppelt zur Hand gehst, weil ich mich darum gerade nicht kümmern kann”, entgegnete sein Freund trocken und ebenfalls in gedämpfter Lautstärke. Shachi sah ihn empört an: „Wen interessiert denn jetzt der blöde Antrieb? Der Käpt’n ist kr–” „Krank, richtig”, fuhr Penguin ihm ins Wort, „und deswegen ist es gerade umso wichtiger, dass auf dem Schiff alles einwandfrei läuft.” Shachi schwieg, sah ihn aber weiter finster an, bevor er knurrte: „Warum darfst du ihm helfen, aber ich nicht? Nur wegen der Antikörper? Du könntest dich trotzdem anstecken! Oder ist es, weil ich dazu zu unfähig bin?” Offenbar hatte Kanaye oder aber Ban eben auch die Sache mit seinen Immunkörpern erwähnt. „Blödsinn, niemand hält dich für unfähig.” Auch wenn er es sagte, musste Penguin sich selbst eingestehen, dass er seinen Freund gut genug kannte, um zu wissen, dass er angesichts von Laws Zustand vermutlich eher handlungsunfähig werden würde, als wirklich eine Hilfe zu sein. Und Shachi schien zu wissen, dass er genau das dachte. Denn auch wenn er in manchen Dingen noch so naiv sein mochte, wusste er selbst, wie er reagierte, wenn es Anderen schlecht ging – wie es ihn lähmte. Er hatte es so oft in seinem Leben schon miterlebt. „Schon okay”, der Jüngere senkte den Kopf und wirkte nun weniger entschlossen, aber dafür umso trauriger. „Shachi”, Penguin war klar, was gerade in ihm vorging – dachte er zumindest, „es reicht wirklich wenn ich mich um ihn kümmere. Mich findet er schon nervig genug. Eigentlich will er in seinem Zustand lieber alleine sein. Du kennst ihn.” Shachi wandte sich unerwartet zum Gehen, „Tut mir Leid. Ich… weiß… du willst ihn auch für dich alleine haben.” „Eh? Was?” Pure Verwirrung über diese gestammelten Worte trat in Penguins Gesicht. „Shachi! Warte!” Doch der Jüngere lief schon eilig davon und verschwand um die nächste Ecke. Für einen Moment wollte er ihm nachlaufen, doch dann spürte er wieder das Fieberthermometer in seiner Hand. Eine der Türen zum unteren Außendeck war zu hören – sicher brach sein Freund gerade wieder in Tränen aus. „Mist”, zischte Penguin und blickte auf das kleine gläserne Instrument in seiner Hand. Was auch immer da gerade passiert war und wie auch immer es Shachi jetzt ging, er konnte darauf momentan keine Rücksicht nehmen: Laws Gesundheit stand für ihn im Augenblick an oberster Stelle. Dennoch hallten Shachis Worte mehrfach in Penguins Kopf wieder. Bis eben hatte er durch Laws Grippe und den bisherigen Morgen, an dem er sich ausschließlich um ihn gekümmert hatte, völlig vergessen, in welcher merkwürdigen zwischenmenschlichen Beziehung sie sich eigentlich befanden. Shachi liebte Law. Law liebte Shachi. Und er selbst… er liebte ebenfalls Law. Unerwidert. Und nun war er in gewisser Weise der, der sich zwischen sie gestellt zu haben schien, wohlgleich das doch nie seine Absicht gewesen war. Vor nicht mal zwei Tagen hatte er sich sogar noch geschworen, sich nie zwischen sie zu drängen. Hatte er es unterbewusst vielleicht doch nur aus Eigennutz getan? Um Law nahe zu sein? Nein, er hatte einfach nur Law helfen wollen, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, möglicherweise dadurch Shachis Gefühle zu verletzen. Dabei hatte er auch das immer verhindern wollen. Er umschloss das Thermometer fester, musste dabei sogar aufpassen es nicht zu zerbrechen. „Ich kann es jetzt nicht ändern”, ging ihm durch den Kopf, „das war nicht gewollt. Aber jetzt braucht Law meine Hilfe. Ich werde das später mit Shachi klären und ihm sagen, dass ich mich nie zwischen sie stellen werde.” Alleine die Vorstellung es so offen und endgültig zu sagen tat ihm selbst erneut enorm weh. Doch er hatte jetzt nicht die Zeit seine Kraft in so etwas zu investieren und sich seinen eigenen Gefühlen hinzugeben. Stattdessen öffnete er die Tür neben sich und trat in die Kabine. Penguins Blick war gesenkt, wanderte jedoch augenblicklich zum Bett, in dem Law zu seiner Erleichterung zwar immer noch lag, allerdings in einer äußerst besorgniserregenden Pose. Schnell schloss er die Tür und eilte zu ihm. Vermutlich hatte er von dem Gespräch vor der Tür nichts mitbekommen, ansonsten hätte er wahrscheinlich direkt darauf reagiert. „Käpt’n?”, sprach er ihn vorsichtig an. „Ja?”, murmelte Law ins Kissen, in welchem sein halbes Gesicht verschwand. Seine Augen waren geschlossen und er hatte sich unfassbar klein gemacht – kaum vorstellbar, dass ein Mann seiner Größe dazu in der Lage war. „Hast du irgendwelche starken Schmerzen oder frierst du so sehr?” Penguin setzte sich auf die Bettkante. Laws Anblick hatte seine kurze Konversation mit Shachi schlagartig weit in den Hintergrund gerückt. „Mir tut gerade alles weh. Aber mir ist vor allem kalt”, kam es leise vom Arzt. Etwas überrascht sah der Andere auf ihn hinab, während er dabei das Thermometer schüttelte, um die Flüssigkeit im Inneren nach unten zu befördern, da er sie in seiner Hand sicher erwärmt hatte. Es war das erste Mal, dass sein Käpt’n sich so offen über sein Leid beklagte. Normalerweise hätte er eher geantwortet, dass alles in Ordnung sei oder aber noch viel mehr, dass es ihm egal sein sollte. Hatte er das endlich aufgegeben? Penguin hoffte es, denn es würde auch ihm viel leichter fallen, wenn der Andere direkt sagen würde, was ihm fehlte, anstatt es überspielen zu wollen. „Die Medikamente werden sicher gleich wirken und zumindest die Schmerzen lindern. Hier ist das Fieberthermometer. Lass uns erstmal messen, dann kannst du was vom warmen Tee trinken.” Er hielt ihm das Messgerät vor das Gesicht. Law öffnete ein Auge halb, öffnete aber den Mund natürlich doch wieder nur, um Widerworte zu geben: „Ich habe doch gesagt, ich weiß dass ich Fieber habe.” „Aber immer noch nicht wie hoch! Jetzt nimm es in den Mund”, angesichts von Laws immer noch ablehnender Miene, wurde Penguins nun wieder ernst, „sonst stecke ich es dir woanders rein!” Ein verächtliches, aber auch amüsiertes Schnauben, gemischt mit Husten kam über die Lippen des Liegenden: „Wenn’s mir gerade nur halb so beschissen gehen würde, würde ich sagen ,Versuch’s doch!’” „Glaub mir, ich würde keine Sekunde zögern.” Auch Penguin musste schmunzeln, wohlgleich es ihn etwas verwunderte, dass Law darauf dieses Mal wieder so selbstsicher und nicht verlegen reagierte, wie noch kurz zuvor, als er ihm mit dem Kissen fast den Tee aus der Hand geschlagen hatte. Viel mehr jedoch war er erleichtert, als Law, kaum dass dieser seine Worte beendet hatte, den Kopf ein kleinwenig drehte und den Mund öffnete, sodass er ihm das Thermometer unter die Zunge klemmen konnte. Law wollte es nun wirklich nicht darauf anlegen, dass der Andere ernst machte. Und bei der Ernsthaftigkeit seiner Erkrankung unterm Arm zu messen war viel zu ungenau, wusste er selbst. Außerdem hätte er einen seiner Arme dazu unter der wärmenden Bettdecke hervorholen müssen, was ihm fast ebenso sehr missfiel wie seinen Hintern dafür hinzuhalten. Beinahe wäre dem Älteren ein „braver Junge” herausgerutscht, doch Penguin riss sich zusammen. Wenn es Law nun noch schlechter ging – und das tat es ganz offensichtlich – wollte er ihn nicht weiter necken. „Das hebe ich mir für später auf, wenn es ihm wieder besser geht.” Doch kaum, dass er dies zu Ende gedacht hatte, schlug Penguins Stimmung wieder um. Später? Später wo er ihm nicht mehr so nahe kommen würde? Wahrscheinlich nicht mal mehr mit ihm schlafen würde? Wie sollte er? Er würde sich nur als Störfaktor zwischen Law und Shachi fühlen – mehr als er es jetzt ohnehin schon tat. Mit ernster Miene stand er auf und lief um das Bett herum, um Laws Tee vom Nachttisch auf der anderen Seite zu holen. Dass Law ihn dabei skeptisch beobachtete, entging ihm jedoch. Wortlos stellte er die Tasse auf der anderen Nachtkonsole ab, sah den Jüngere dabei allerdings nicht mehr an. Es war nicht so, dass er es bewusst nicht tat. Nur in Gedanken beschäftigte ihn nun doch wieder was sich eben auf dem Flur zugetragen hatte. Penguin ging in die Zimmerecke rechts von der Tür, wo der einzelne Stuhl stand, über dem eine Jeans hing – vermutlich die, die Law in den letzten ein oder zwei Tagen getragen hatte. Er nahm die Hose an sich, um sie am Fußende auf das große Bett zu legen, da er den Stuhl nutzen wollte, um sich damit an Laws Bett zu setzen. Zum einen da er sich so anlehnen konnte und zum anderen weil er, im Fall das Law einschlief, nicht wollte, dass er ihn weckte, weil er sich auf die Matratze setzte oder davon aufstand. Dabei glitt jedoch etwas aus der Hosentasche und schlug dumpf auf dem Boden auf. „Hmm?” Mit fragendem Blick bückte Penguin sich nach dem Objekt und hob es auf. Irritiert sah er auf den blauen Stein in seiner Hand, der die Form einer Mondsichel hatte. Wieso besaß Law so etwas? War er von Shachi? Das Geräusch des Aufschlags war auch Law nicht entgangen, zumal er Penguin weiter mit halb geschlossenen Augen beobachtet hatte. „Mhmhmh.” Kam es aus seinem geschlossenen Mund. Das trug nun nicht gerade dazu bei, dass Penguins Blick weniger irritiert wirkte. Dennoch schob er den Stein wieder in die Tasche der Jeans und sah mahnend zu Law. „Ist ja gut, ich habe ihn wieder weggesteckt”, deutete er Laws Geräusche, „aber lass den Mund zu!” Er legte das Kleidungsstück wie geplant beiseite und nahm den Stuhl mit neben das Bett, wo er sich niederließ. Einige Augenblicke saß er da und schwieg, dabei Law wieder nicht ansehend. Was hatte es nun wieder mit dem Stein auf sich? Warum fragte er sich das überhaupt noch? Es war doch offensichtlich. Wieder war Penguin so in Gedanken, dass Law selbst irgendwann doch eine Hand unter der Decke hervorzog und das Thermometer aus dem Mund nahm. „Was ist los?” Er hatte den Älteren nicht aus den Augen gelassen, war seine Gemütszustandsänderung doch unübersehbar. Penguin sah auf und nahm ihm das Thermometer ab: „Nichts.” „Für Nichts verhältst du dich aber von jetzt auf gleich merkwürdig.” Nun war Law derjenige, der, trotz seiner Verfassung, nicht locker ließ. Konzentriert sah der Ältere auf die Skala, um den gemessenen Wert genau abzulesen. „Ich hatte nur eben eine kurze Diskussion mit Shachi. Er ist sauer, weil er nicht zu dir darf”, Penguin versuchte gleichgültig zu klingen. „Du hast 38,9 Grad Fieber. Das ist verdammt hoch.” „Geht noch.” Law hatte seine Hand wieder unter die Bettdecke gezogen. „Ich hole trotzdem lieber einen kalten Lappen”, der Ältere blickte in das blasse Gesicht vor ihm, „bevor es weiter steigt.” „Lass auf keinen Fall zu, dass ausgerechnet er in meine Nähe kommt. Er würde sich sicher sofort anstecken”, kam es matt von dem Chirurgen. Die enorme Sorge, die Penguin in seiner Aussage mitklingen hörte, verdeutlichte ihm einmal mehr, wie wichtig Shachi seinem Käpt’n sein musste. Er bemühte sich, seine eigenen Gefühle zu ersticken. Dass es Law nur darum ging, gerade dem Jüngeren nicht noch mehr, wie er es betrachtete, Leid zuzufügen, ahnte der Andere nicht. „Verstanden.” Damit erhob er sich und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Was war nur auf einmal los mit ihm? War es wirklich nur, weil Shachi geknickt war? Law seufzte und sah kurz auf die Jeans am Fußende des Bettes: An den Stein hatte er bis gerade selbst schon nicht mehr gedacht. Bisher war er nicht mal in der Lage gewesen ihn dem Rotbraunhaarigen zu geben – es hatte sich einfach in seinen Augen keine Gelegenheit ergeben. Aber hätte es das, wenn ihm nicht die Grippe dazwischen gefunkt hätte? Dabei war es ihm immer noch wichtig, wollte er sich doch nach wie vor bei Shachi entschuldigen. Auch wenn er es verbal getan hatte, erschien ihm das nicht genug. „Hng”, wieder kniff Law die Augen zu, da sein Kopf stark pochte, „verfluchter Dreck.” Dieses Mal dauerte es gefühlt viel länger bis die Tür erneut aufging und Penguin zurückkehrte. Seine Haltung war unverändert getrübt. Er stellte eine Wasserschüssel mit einem Tuch darin auf den Nachttisch, wo er auch das gereinigte Thermometer ablegte. „Könntest du bitte aufhören so zu gucken? Shachi soll sich nicht so anstellen und froh sein, dass er gerade nicht deinen beschissenen Job machen muss. Wobei du es ja auch nicht musst.” Überrascht sah der Ältere zu Law hinab, als dieser dies trocken sagte und dabei ernst zurück blickte. „Das ist kein beschissener Job, Käpt’n. Außerdem ist es doch klar, dass er zu dir will.” Penguin versuchte zu lächeln – es wirkte ungewohnt gezwungen. „Ach ja?” Für den Jüngeren war das nicht einleuchtend, es interessierte ihn aber auch gerade nur halbherzig, da sein Kopfschmerz ihm weiter zu schaffen machte. Außerdem hatte Penguin es nun zum wiederholten Male an diesem Morgen getan: Ihn mit seinem Titel angesprochen. Warum nur wollte er das, was doch eigentlich immer normal gewesen war, plötzlich nicht mehr? Nicht hier? Nicht wenn sie alleine waren? Das Klopfen in seinem Schädel wurde schlimmer. Mühevoll versuchte er wieder einmal sich aufzurichten und erneut reagierte Penguin umgehend, wohlgleich er gerade über das „Ach ja?” verwundert war, schien die Ursache für Shachis Reaktion in seinen Augen doch so offensichtlich. „Tee?”, fragte er einsilbig und indirekt nach dem Grund aus dem der Andere sich aufsetzte. „Mhm”, war die knappe Antwort, bevor Law die Tasse zittrig entgegennahm und vorsichtig begann daran zu nippen. Normalerweise hätte er ja einen Kaffee bevorzugt – schwarz. Aber der würde ihm gerade nicht helfen. Doch dieser Tee… Law verzog das Gesicht: „Was hat Ban da zusammengebraut?” „Ich glaube nicht, dass er das war. Dai müsste schon in der Kombüse sein, weil Ban mir auch Sandwiches gebracht hat, die ER so sicher nie hinbekommen würde.” Penguin blickte auf die noch unangetasteten, akkurat belegten Brote auf dem Tablett neben der zweiten Teetasse auf dem Schreibtisch. „Und Dai weiß schon was gerade das Richtige für dich ist, auch wenn es vielleicht nicht schmeckt.” Alleine beim Wort „Sandwiches” nahm Laws Mimik etwas noch Angewiderteres an: „Brot in meiner Kabine – es wird immer schlimmer.” „Das ist ja ohnehin nicht für dich”, schmunzelte Penguin nun, denn jeder an Bord wusste, dass ihr Käpt’n alles aß, solange man ihm kein Brot vorsetzte: Er hasste es. Und ja, Law war klar, dass es sich dabei um Penguins Frühstück handelte, da er ja Bans Worte eben gehört hatte, welches er immer noch nicht gegessen hatte. Plötzlich fühlte er sich schlecht deswegen. Trotz seiner Biestigkeit und seinem Starrsinn, half Penguin ihm nun schon den ganzen Morgen ohne bisher selbst einen Bissen gegessen und wahrscheinlich auch getrunken zu haben. Matt stellte er die halbgeleerte Tasse in Penguins rechte Hand, die ohnehin die ganze Zeit unter ihr gewesen war, um sie zu fangen, falls Law sie nicht mehr halten konnte. „Du solltest essen.” Mit diesen Worten legte er sich wieder hin, rollte sich erneut ein und schloss die Augen. Penguin stellte seine Tasse beiseite und griff nach dem Lappen in der Schüssel mit kühlem aber nicht eiskaltem Wasser, wrang ihn gründlich aus und legte ihn auf Laws Stirn: „Ist es in Ordnung, wenn ich mich dafür an deinen Schreibtisch setze? Ich will es nicht vor deiner Nase essen.” „Ja, mach das ruhig”, murmelte Law leise. Penguin erhob sich, stellte noch einmal sicher, dass der Arzt richtig zugedeckt war und begab sich anschließend zum Tisch, wo er sich niederließ und begann zu essen. Dabei blickte er aus dem Fenster. Laws Kabine war am Bug des Schiffes, so konnte man von hieraus sehen, wohin sie steuerten. Doch vor im erstreckte sich nur endloses Blau – sowohl unten wie auch oben. Dennoch genoss Penguin, der noch nie hier gesessen hatte, die Aussicht. Stille trat ein. Doch irgendwann wurde sie leise vom Bett aus unterbrochen: „Kannst du den Stein Shachi geben?” Abrupt hielt Penguin inne als er gerade erstmals in sein zweites Sandwich beißen wollte. Sein Blick wanderte zur Jeans auf dem Bett. Er ließ das Brot sinken und fragte noch mal nach: „Er ist für Shachi?” Eigentlich hatte er damit gerechnet, es sei ein Geschenk von diesem. Umso überraschender und umso schmerzhafter kam Laws Bitte gerade für ihn. „Ja”, bestätigte er, „ich kam wegen der Grippe nicht dazu ihn ihm zu geben.” Penguin brauchte eine Sekunde um sich wieder zu fassen und sich nicht anmerkenzulassen, wie sehr es ihn traf, dass Law Shachi sogar Geschenke machte. „Gib ihn ihm doch, wenn du wieder gesund bist. Er wird sich sicher mehr freuen, ihn… direkt von dir zu bekommen.” Der Ältere wandte seinen Blick wieder aus dem Fenster: Wie konnte so etwas Banales nur so wehtun? „Bitte tu’ es!”, bat Law ihn leise erneut. Penguin zögerte. Was sollte er machen? Es würde wie ein weiterer Stich in sein eigenes Herz sein Laws Bitte zu erfüllen. Aber sie abzuschlagen war nicht minder schmerzhaft, da er vermutete zu wissen, wie viel es dem Arzt bedeutete. Und wenn er die Wahl hatte sich selbst oder Law zu verletzen, dann war die Entscheidung für ihn mehr als einfach. Geknickt sah er auf das Brot in seiner Hand, versuchte jedoch ruhig zu sprechen: „Wenn du es unbedingt willst, tue ich es.” „Danke”, kam es matt zurück, „Ich will nämlich wenigstens noch wissen, ob er ihm gefällt, bevor es mich… dahinrafft.” Penguin fiel fast der Teller aus der Hand, so sehr erstarrte er bei dem was da dieses Mal so unerwartet aus Laws Mund gekommen war. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er ins Leere. Es dauerte, ehe sein Kopf realisiert hatte, was der Andere da soeben wirklich gesagt hatte, bevor er den Teller unsanft auf den Tisch beförderte, aufsprang, um das Bett herumeilte, da Law von ihm abgewandt lag, und ihn ruckartig an den Schultern fasste und auf den Rücken drehte. Der Lappen rutschte von Laws Stirn, während der Doktor die Augen aufriss und überrumpelt in die von Penguin sah, die sich abermals direkt über ihm befanden. „SAG SOWAS NIE WIEDER, HAST DU GEHÖRT?” Der Blick des Älteren war eine Mischung aus Panik und Wut. „Aber… ich… kann nichts machen. Ich kann meine Teufelskräfte nicht einsetzen, um mich zu heilen. Und du siehst doch wie schnell ich abbaue. Sei kein Idiot! Du kannst dir lieber”, Laws Stimme klang zunehmend unsicherer und leiser, „mit den Anderen überlegen, wo ihr mich über Bord werft.” Nun nahm deutlich die Wut in den braunen Augen Überhand: „Hör auf damit! Rede nicht so einen Mist! Was ist auf einmal in dich gefahren, dass du einfach aufgibst?” „Ich sagte doch, ich”, Law wirkte noch erschöpfter als zuvor, „kann nichts tun.” „Doch verdammt! Das kannst du! Du kannst kämpfen! Und das wirst du verdammt noch mal tun!” Penguin musste aufpassen ihn nicht nochmal anzubrüllen, was ihm schwer fiel. Er konnte nicht verstehen, wie sein Käpt’n auf einmal so hoffnungslos sein konnte. In seinen Augen gab es keinen Grund dazu. Es machte ihn rasend und traurig zugleich. „Aber”, plötzlich wirkte Law verzweifelt - der gleiche verzweifelte Ausdruck, den Penguin schon mehrfach bei ihm gesehen hatte nach dem Sex, „ich kann nicht kämpfen. Ich habe keine Kraft.” „Doch die hast du! Deine Kraft ist deine Mannschaft - wir sind deine Kraft. Und wir geben dir so viel davon wie du brauchst! Und ich ganz besonders! Zieh’ einfach alles was du an Kraft brauchst aus mir - dafür bin ich hier! Ich lasse nicht zu, dass dieser beschissene Virus dich mir wegnimmt!” Während Penguin selbst noch nicht realisiert zu haben schien, was da zum Schluss über seine Lippen gekommen war, klang das Echo seiner Worte bereits mehrfach in Law wieder. Perplex sah er zu ihm hoch. Sein Herz pochte heftiger. Es erinnerte ihn an damals als er ähnliches schon einmal erlebt hatte. Nur allmählich wurde dem Älteren bewusst, dass ihm mit seinem letzten Satz nun doch mehr herausgerutscht war, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. Dementsprechen starr wurde nun auch sein Blick und passte sich dem von Law an. „Verdammt, was habe ich gesagt? Jetzt weiß er es… jetzt weiß er… wie ich für ihn fühle.” Bewegungsunfähig verharrte der Ältere über Law. Und ebenso regungslos lag dieser, weiter an den Schulter nach unten gepresst, da. Doch Laws Gedanken überschlugen sich in eine ganz andere Richtung als die Penguins. Er war plötzlich wieder so präsent vor ihm, wie seit dem Tag seines Ablebens nicht mehr: Corazon - der Mann, dem er sein Leben verdankte. Nicht dass die Situation die gleiche war wie damals, als er sich aufgegeben und Corazon ihn deswegen ähnlich angefahren hatte, oder er gar Penguin mit ihm verwechselte, nein, aber es war so ähnlich - zu ähnlich. Wieder drückten die Gefühle in ihm und kämpften darum aus ihm herauszubrechen. Law zwang sich jedoch weiter sie zu verbergen, auch wenn es ihn einiges an Kraft kostete. Sich vor jemand anderem diesen Gefühlen der Ohnmacht und Trauer hinzugeben war einfach undenkbar für ihn. Seine Augen wichen dem Blick des Anderen aus. „Lass mich bitte schlafen. Ich bin müde.” Diese Aufforderung kam monoton und wiederum sehr leise. Augenblicklich löste Penguin seinen Druck auf Laws Schultern und richtete sich hastig etwas auf: „Ent... schuldige. Ich meinte das nicht so. Das klang… falsch…” Doch! Er hatte es genauso gemeint, wie er es ausgesprochen hatte, das wusste Penguin. Aber er hatte sich selbst vorgenommen, das was in ihm vorging ewig in seinem Herzen zu verschließen. Er wollte Shachi nicht im Weg stehen und noch viel weniger Laws Leben noch schwerer machen, als es wohl ohnehin schon war, indem er ihn mit seinen lächerlichen persönlichen Gefühlen belästigte. Law reagierte jedoch nicht. Stattdessen drehte er sich wieder auf die Seite in seine eingerollte Körperhaltung und schloss stumm die Augen, darauf bedacht an irgendetwas Absurdes zu denken, um seine aufgewühlten Emotionen wieder tiefer in sein Inneres zu drücken. Er spürte, wie Penguins Gewicht von der Matratze verschwand, nachdem er sich gerade darauf gekniet hatte. Im nächsten Moment hörte er das Geräusch von Wasser neben dem Bett, wie es in leichten, unregelmäßigen Strömen von obenherab auf eine Wasseroberfläche traf und allmählich nachließ, bevor er im nächsten Moment wieder das kühlende Tuch auf seiner Stirn spürte. Doch er ließ die Augen weiter geschlossen und sprach nicht. Schritte. Das Klappern von Geschirr. Wieder Schritte. Die aufgehende und in der nächsten Sekunde zufallende Tür. Brachte Penguin nur sein Geschirr weg oder kam er gar nicht mehr wieder? Was war da gerade passiert? Warum war der Andere letztlich über seine eigenen Worte so geschockt gewesen? Law verwirrte es. Er wusste doch nichts von seiner Kindheit und demnach auch nicht woran er ihn eben so immens, wohlgleich unbeabsichtigt erinnert hatte. Wieder schüttelte es ihn am ganzen Körper - allerdings vorerst das letzte Mal bewusst, da ihn in der nächsten Sekunde die Erschöpfung in die Knie und damit in den Schlaf zwang. Kapitel 14: Unterdrücktes Inneres --------------------------------- „Huch!” Penguin erwischte sich, wie er auf dem Holzstuhl neben Laws Bett kurz weggenickt war. Hastig hob er seinen Kopf wieder und sah auf das Bett: Er war nicht mal für zehn Minuten weg gewesen, hatte sein Geschirr in die Kombüse gebracht, nachdem er auf dem Weg dahin sein zweites Sandwich mehr unaufmerksam verschlugen als wirklich gegessen hatte, und kurz frische Luft geschnappt, um wieder runterzukommen, nachdem was er Law so ungewollt ins Gesicht gesagt hatte. Er hatte bereits befürchtet, Law mit seinen Worten erneut weit von sich gestoßen zu haben und das deutlich von ihm aufs Neue zu spüren zu bekommen, doch als er zurückgekehrt war, hatte er seinen Käpt’n tief und fest schlafend vorgefunden. Dieser Anblick hatte sein Herz wiederum aus dem Takt gebracht. Noch nie hatte er ihn in diesem Zustand gesehen. Wie auch, wo der Arzt wenn überhaupt nur alleine hinter verschlossener Tür schlief? Als er, Penguin, am Abend von Shachis Ausraster bei ihm geblieben war und hier geschlafen hatte, war er selbst zuerst eingeschlafen und zuletzt am nächsten Morgen erwacht. Daher hatte er auch da ihm nicht beim Schlafen zusehen können. Doch jetzt tat er es nun schon seit Stunden. Inzwischen war es später Nachmittag. Er war nur einmal noch zwischenzeitlich kurz rausgegangen und hatte ihm eine Wärmflasche und die Decke aus seinem eigenen Bett geholt. Denn auch im Schlaf schien der Schüttelfrost den Jüngeren nicht aus seiner Gewalt lassen zu wollen. Ansonsten war Penguin nicht von seiner Seite gewichen. Er konnte es momentan weniger denn je, denn im Schlaf wirkt sein Gegenüber noch schutzloser und zerbrechlicher als er es sich jemals vorgestellt hätte. Wohlgleich dies nur daran liegen mochte, dass er aufgrund seiner Erkrankung immer noch klein zusammengerollt mittig auf dem Bett lag und die Grippe sichtlich sein Gesicht gezeichnet hatte. Somit hatte Penguin nahezu regungslos und ihn stumm beobachtend auf dem Stuhl gesessen. Nur ab und zu hatte er das feuchte Tuch von Laws Kopf, der sich zu Penguins Beunruhigung immer noch sehr heiß anfühlte, genommen und in der Wasserschale getränkt. Zwei oder drei Mal war es vorgekommen, dass es aufgrund von Laws leichten Bewegungen im Schlaf herabgerutscht war. Doch auch dann hatte Penguin sofort reagiert und es zurück an seinen Bestimmungsort gebracht. Viel mehr Regung hatte der Ältere nicht hervorgebracht, alleine schon, weil er befürchtete, jede von ihnen könnte ein unnötiges Geräusch verursachen, das Law aus seinem Schlaf, der gerade für ihn wichtiger denn je war, gerissen hätte. Doch auch wenn das stundenlange stille Beobachten ihm ansich nicht als Qual erschien, da er wusste, für wen er es tat, wurde auch er allmählich schläfrig. „Ich muss mir noch mal kurz die Beine vertreten.” Mit diesem Gedanken erhob er sich leise, erneuerte noch einmal den Lappen auf Laws Stirn und wandte sich dann zur Tür, als ihm noch etwas einfiel. Sein Blick fiel auf die Jeans, die immer noch unverändert am Fußende lag. Ja, es schmerzte, aber er hatte Law gesagt, er würde es tun. Ohnehin konnte er ihm kaum noch etwas abschlagen. Wieder fragte Penguin sich, wie es ihm hatte passieren können, dass er solche Gefühle für seinen Käpt’n entwickelt hatte. Es war doch nur Sex gewesen. Er seufzte innerlich und nahm das Geschenk aus der Hosentasche. Einen Augenblick betrachtete er nochmal den dunkelblauen Stein: Er hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Law jemandem so etwas schenken würde. Shachi musste ihm wahrlich viel bedeuten. Doch bevor der Ältere noch weiter darüber nachdenken und sich damit selbst tiefer in die emotionale Verzweiflung stürzen konnte, ließ er den kleinen Mond in seine eigene Tasche rutschen. Nochmals blickte er prüfend zu seinem Käpt’n. Auch wenn Shachi für ihn wie ein Bruder war, wusste Penguin eins: Das tat er ausschließlich für Law. So leise wie möglich verließ er den Raum und machte sich auf die Suche nach dem Rotbraunhaarigen. Seit ihrem Aufeinandertreffen auf dem Gang am Morgen hatte er ihn nicht mehr gesehen. Allerdings musste er irgendwo im Schiff sein. An Deck war ausgeschlossen, da Bepo vor etwa vier Stunden den Tauchvorgang eingeleitet hatte und sie sich seitdem unter Wasser befanden. „Oi, Kana!” Er entdeckte den Brillenträger, der gerade vom oberen Deck hinunter kam. „Ah, Bazillenschleuder”, brachte er ihm gelassen entgegen. Penguins Gesichtsausdruck entgleiste: „Bazillenschleuder?!” „Sorry, das ist auf Shous Mist gewachsen, seit alle wissen, dass du den Käpt’n angesteckt hast. Und beim Mittagessen wurde fast einstimmig beschlossen, dass wir dich vorerst so nennen”, Kanaye schob seine Brille zurecht, “wobei ich mich enthalten habe, weil ich es albern fand. Aber du weißt: Was die Crew mehrheitlich beschließt...” „...ist solange gültig, bis der Käpt’n was anderes sagt”, ergänzte Penguin genervt den Kodex, den sie alle einmal einvernehmlich beschlossen hatten und an den sich jeder hielt. Leider wurde er auch immer wieder für solch absurden Schabernack missbraucht. Blieb ihm nur zu hoffen, dass ihr Anführer nach seiner Genesung diesen Beschluss aufheben würde, da Penguin diesen Spitznamen nicht für alle Zeit tragen wollte. „Eigentlich ist Bazillenschleuder auch unzutreffend. Virenschleuder wäre korrekt. Bazillen sind Bakterien”, fachsimpelte Kanaye. Penguins rechte Augenbraue zuckte: „Das macht es nicht besser.” Der Andere hob kurz die Schultern an: „Kann ich auch nicht ändern. Warum bist du überhaupt hier? Brauchst du irgendwas?” „Äh, nein”, fiel Penguin nun sein Vorhaben wieder ein, „ich suche nur Shachi. Du hast ihn nicht zufällig gesehen?” „Beim Essen zuletzt. Da wirkte er wieder etwas neben der Spur. Was ist mit ihm in letzter Zeit los?” Kanayes Interesse am nun mehrtägigen auffälligen Verhalten des Jüngeren schien geweckt. Penguin versuchte zu lächeln: „Keine Ahnung. Mir sagt er auch nicht alles. Aber dann suche ich ihn besser mal weiter.” Natürlich hatte er eine Ahnung – mehr als das. Aber das konnte er schlecht dem Anderen auf die Nase binden. „Falls du gerade vom Käpt’n kommst, wasch’ dir erstmal die Hände, damit du deinem Spitznamen nicht noch gerechter wirst und Shou ihn in eure Kabinentür meißelt”, erwähnte der Brillenträger schmunzelnd. „Ich erwürge ihn, wenn er das macht”, knurrte der Andere, bevor er den Weg zu den Toiletten einschlug, da er Kanaye Recht gab, dass alles andere fahrlässig gewesen wäre. Dort angekommen wusch er jedoch nicht nur seine Hände. Auch den Stein reinigte er gründlich, obwohl es ihm schon wehtat ihn nur anzusehen. Aber wenn Shachi krank werden würde, würde Law ihm das sicher niemals verzeihen. „Vielleicht ist es auch besser, wenn ich erst duschen gehe. An mir hängen sicher unzählige Grippeviren.” Wieder hatte er seinen neuen Spitznamen im Kopf. Zähneknirschend verließ er den Waschraum: „Das bekommst du irgendwann zurück, Shou.” Wer solche Freunde hatte brauchte keine Feinde mehr, überlegte er, bevor ihm wieder bewusst wurde, dass dieser Name wohl gerade sein geringstes Problem war. Er sollte einen Zahn zulegen, um zügig zu duschen, Shachi zu finden und ihm das Geschenk zugeben, damit er schnellstmöglich wieder bei Law sein konnte. Mit diesem Plan im Hinterkopf eilte er daher zu seiner und Shachis Kajüte, öffnete sie und blieb noch in der Tür stehen. „Shachi? Du bist hier? Was ist mit dem Antrieb?” Er hatte nicht erwartet ihn zu dieser Uhrzeit auf dem Bett liegend vorzufinden, sondern eher damit gerechnet, dass er im Maschinenraum war. Der Jüngere lag auf dem Rücken da, drehte eine seiner Figuren immer wieder in der Hand und betrachtete sie von allen Seiten. Er wirkte traurig. „Hi, Peng.” Er sah ihn nicht an, als er ihn trocken begrüßte. „Der funktioniert wieder.” Penguin schloss die Tür hinter sich und lachte kurz: „Na, wenigstens du nennst mich nicht so wie es beschlossen wurde.” „Nur hier drin nicht. Draußen verlangt es der Kodex.” Desinteressiert schob er eine Hand hinter seinen Kopf und begann mit der anderen die Figur immer wieder hochzuwerfen und anschließend sicher wieder aufzufangen. Genervt seufzte der Ältere: „Ich hoffe du hast wenigstens nicht dafür gestimmt.” „Nein, ich finde den Namen doof.” Immernoch beschäftigte er sich lieber mit der kleinen Figur als seinen besten Freund anzusehen. „Er ist mehr als doof”, grummelte der Andere. „Sag dem Käpt’n doch einfach, er soll ihn aufheben. Dürfte für dich wohl gerade das kleinste Problem sein.” Der wütende Unterton in Shachis Stimme entging Penguin nicht. Dennoch blieb er bewusst ruhig: „Der Käpt’n hat gerade andere Sorgen als den blöden Kodex und so einen albernen Spitznamen. Damit werde ich ihm jetzt sicher nicht auf die Nerven gehen.” „So schlecht kann es ihm nicht gehen, wenn du hier bist und dir Gedanken um den Namen machst.” Shachis Worte trafen Penguin hart: Als würde er sich um so etwas so Lächerliches wie den Spitznamen mehr Sorgen machen als um Law. Nun wurde er grimmig: „Er schickt mich her, damit ich dir das hier gebe.” Penguin hatte den Satz noch nicht beendet als er den Stein schon in Shachis Richtung warf. Doch auch dessen Reflexe waren ausgezeichnet trainiert und reagierten schnell genug, um die Hand unter seinem Kopf wieder hervorzuziehen und den Stein zu fangen. Shachi richtete sich verwirrt auf und blickte auf den blauen Mond in seiner Hand: „Was ist das?” „Ein Geschenk.” Penguin wandte sich ab und dem Kleiderschrank zu. „Vom Käpt’n?” Erstmals blickte der Jüngere zu ihm. „Sagte ich doch.” Der Andere wollte es nicht noch mal so deutlich aussprechen – es war ohnehin schon schmerzhaft genug. „Er will außerdem wissen, ob er dir gefällt.” Mit ernster Miene suchte er frische Anziehsachen aus dem Schrank. Weil er Shachi nun angetroffen hatte, bevor er zum Duschen gekommen war, und anschließend ohnehin in die Kapitänskajüte zurückkehren wollte, hatte er seinen Plan geändert und darauf beschränkt, sich nur umzuziehen. Im Overall war es ihm zu unbequem geworden. Wortlos wechselte er seine weiße Uniform gegen ein ärmelloses Shirt und eine Trainingshose. „Er ist wunderschön und ich freue mich darüber. Aber warum schenkt er ihn mir?”, hörte er hinter sich Shachi verwirrt fragen. Penguin lachte schnaufend in Richtung des offenen Schranks: „Die Frage meinst du doch wohl nicht ernst, oder?” „Doch.” Der Jüngere legte den Kopf schräg. Penguin schloss die Schranktüren: „Oh weia, manchmal möchte ich dich für solche Fragen verprügeln.” Der Andere sah ihn entgeistert an: „Ich verstehe es einfach nicht.” „Idiot! Weil du ihm wichtig bist!”, zischte der Stehende, wobei er seine Hand leicht gegen die Schranktür schlug. „Verdammt wichtig.” Die steigende Irritation seines Freundes konnte er regelrecht im Nacken spüren. „Aber… du bist doch bei ihm. Er will dich bei sich haben.” „Will er nicht!”, kam es nun kühl von Penguin. „Ich habe mich ihm aufgezwungen, weil es mir Leid tat, dass ich ihn angesteckt habe.” „Aber–” Shachi wusste darauf wohl nichts zusagen, sodass er seinen Satz abbrach. Ganz anders Penguin, der ihn nun wieder ernst ansah: „Kein ,Aber’! Er hat mich einfach akzeptiert, weil bei mir das Risiko der Ansteckung am geringsten ist. Außerdem hat er mir ausdrücklich gesagt, dass er vor allem will, dass du dich unter keinen Umständen ansteckst. Brauchst du das alles erst schriftlich, bis du kapierst, was du ihm bedeutest?” Der Ältere sah zu Boden, bis zu dem Moment als Shachi seinen wunden Punkt ansprach: „Aber, was ist mit dir?” Penguin sah auf: „Was soll mit mir sein?” „Er mag dich auch”, sprach Shachi aus, was er schon lange für sich geschlussfolgert hatte, alleine aufgrund der Tatsache, dass Penguin immer in Laws Kabine mit ihm schlief. „Blödsinn. Zwischen uns ist nichts. Er interessiert sich kein Stück für mich.” Als wäre das offene Aussprechen dieser Worte nicht schon hart genug, setzte Penguin selbst noch einen obendrauf: „Und ich mich auch nicht für ihn.” Penguin versuchte zu lächeln, um zu vertuschen welch große Lüge seine letzten Worte waren. „Bist du dir da sicher?”, kam es skeptisch nach wenigen Augenblicken von Shachi. „Natürlich. Das zwischen uns ist nur Sex. Oder eher war. Sobald er wieder fit ist, hast du ihn ganz für dich.” Er musste hier weg, das spürte Penguin mit jeder Sekunde deutlicher. Andernfalls würde er es sonst nicht mehr lange aushalten. Seinen besten Freund teilweise so zu belügen, nur zu dessen und Laws Wohl, war grausam. Aber er hoffte auch, je öfter er die Lüge, dass von seiner Seite da nichts war, in sein eigenes Gedächtnis rufen würde, umso eher würde er es selbst glauben und es zur Wahrheit werden lassen können. Er bückte sich und hob seinen Overall, den er beim Ausziehen einfach auf den Boden hatte gleiten lassen, auf. „Ich glaube, du irrst dich.” Shachi schien das nach wie vor anders zu sehen. Penguin wich seinem Blick weiter aus: „Warum sollte ich? Es ist offensichtlich, wie sehr er dich mag.” „Das meine ich nicht. Was in unserem Käpt’n vorgeht kann ich überhaupt nicht einschätzen. Ich rede von dir. Du empfindest für ihn mehr und leugnest es mir zuliebe.” Wer hatte zuletzt behauptet Shachi wäre naiv, überlegte der nun perplexe Schwarzhaarige bei dieser besorgt klingenden Aussage. Gut, irgendwo war er das auch wirklich. Aber eins hatte Penguin außer Acht gelassen. Etwas, was Shachi ihm schon vor drei Tagen gesagt hatte, als der Ältere einmal mehr geknickt in ihre Kabine gekommen war, nachdem er Law alleine in der seinen zurückgelassen hatte und abgestritten hatte dass er nicht lieber bei ihm geblieben wäre. „Ich wiederhole es noch mal”, rief er ihm es wieder in Erinnerung, „ich kenne dich seit vierzehn Jahren! Im Gegensatz zum Käpt’n, den ich nicht mal ein Jahr kenne, kann ich dich einschätzen. Ich weiß wie du dich verhältst, wenn dir jemand egal ist und wenn er es nicht ist.” Dieser Aspekt war Penguin tatsächlich wieder völlig entgangen. Er versuchte sich in Ausflüchten: „Er ist natürlich immer noch mein Käpt’n. Ganz egal ist er mir also sicher nicht.” „Ausrede.” Wieder traf Shachi den Nagel mehr als treffsicher auf den Kopf. Penguin wandte sich zum Gehen. Es ging einfach nicht mehr. Er musste hier weg – So schnell es ging! „Du wirst es sehen.” Damit war er auch schon in Windeseile zur Tür hinaus. Shachi wollte noch etwas sagen, seufzte dann jedoch nur noch zu sich selbst: „Oh Mann, Peng, normalerweise bin ja wesentlich begriffstutziger als du, das weiß ich selbst, aber was solche Dinge angeht... Es ist so offensichtlich was du fühlst. Und ich glaube nicht, dass der Käpt’n mich in diesem Sinne mag. So gerne ich es auch hätte. Es ist nicht das erste Mal, dass ich zusehe, wie du ein Herz stiehlst, das ich gerne hätte, ohne dass du es selbst merkst. Gefühlstrampel wäre ein passenderer Spitzname für dich. Wobei der Käpt’n da auch nicht besser ist.” Kleine Salzperlen landeten auf der glatten blauen Oberfläche des Mondes in Shachis Hand. Dennoch versuchte er zu lächeln: „Aber hübsch ist der Stein auf jeden Fall.” Wütend schlug Penguin im Duschraum mit der Faust gegen die Wand neben den Wäschesäcken, wo er soeben seinen Overall zum Waschen hineingeworfen hatte. Wie hatte er auch denken können, dass es so einfach sein würde, Shachi einen Bären aufzubinden? Sie kannten sich mehr als ihr halbes Leben und hatten seit ihrer Jugend keinen Tag ohne den Anderen verbracht. „Dann muss ich es eben wirklich zur Wahrheit werden lassen, damit er Ruhe gibt und mit Law glücklich sein kann. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich dafür sorgen soll, dass ich nichts mehr für ihn empfinde.” Penguin haderte mich sich selbst: Bis eben war seine Vorstellung doch noch gewesen, immer für seinen Käpt’n da zu sein, auch ohne erwiderte Gefühle. Aber wie sollte das so gehen? „Verflucht!” Energisch trat er gegen einen der Säcke, der dabei nachgab, sodass es keinerlei Effekt hatte, außer das die Schmutzwäsche darin etwas hochflog und wieder zurückfiel. „Oi, Bazillenschleuder, was hängst du hier rum?” Einer seiner Kameraden kam gerade in den Raum. Penguin ignorierte ihn gänzlich und ging mit grimmigen Blick an ihm vorbei, wobei der Andere ihm irritiert nachsah. Er konnte wirklich nicht weiter hier herumlungern und seinen Frust ablassen. Er hatte gerade eine Aufgabe. Daher führte sein Weg ihn nun wieder zur Kapitänskajüte. „Wie lange war ich überhaupt weg?” Kaum dass er sich diese Frage gestellt hatte, kam Reue in ihm auf: Es erschien ihm plötzlich zu lange. Und das möglicherweise zu Recht, denn als Penguin die Tür zu Laws Raum öffnete, bot sich ihm ein Anblick, der ihm gar nicht gefiel und dafür sorgte, dass er panisch die Tür zu stieß, bevor er ans Bett stürmte in dem der Jüngere sich zwar immer noch befand, allerdings nicht mehr so ruhig wie er ihn zurückgelassen hatte. Er lag ausgestreckt auf dem Rücken, war nur noch halb zugedeckt und bewegte sich unruhig. Immer wieder kamen unverständliche Worte über seine Lippen. Nur das wiederholt vorkommende, panische „Nein!” konnte man deutlich heraushören. Und etwas das wie ein Name klang: „Lamy”. Penguin hatte ihn noch nie gehört, aber das spielte für ihn gerade keine Rolle. Laws Gesichtsfarbe war inzwischen nahezu weiß, das Tuch zum Senken der Temperatur lag neben ihm auf dem Bett und seine Stirn war überzogen von Schweißperlen, durch die seine Haare nass an seiner Haut klebten: Er hatte eindeutig einen heftigen Albtraum. „Käpt’n!” Penguin fasste ihn erneut an den Schultern und rüttelte ihn, um ihn aufzuwecken, doch seine Bewegungen wurden nur noch hektischer. „Käpt’n! Wach auf!”, versuchte er es erneut – abermals ohne Erfolg. „LAW!” Erst der deutliche Ruf seines Namens und das Schütteln in Kombination sorgten dafür, dass der Arzt seine Augen aufriss und in seinen Bewegungen erstarrte, abgesehen von seinem Brustkorb, der sich hastig auf- und abbewegte, während im gleichen Rhythmus laute Atemzüge seinen leicht geöffneten Mund verließen. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben und Penguin konnte seinen rasenden Puls sogar an seiner Schulter spüren. „Es ist alles in Ordnung. Das war nur ein Traum”, versuchte er ihn zu beruhigen. Langsam wanderten die fiebrigglänzenden Augen in Penguins Richtung. Der Jüngere sagte kein Wort. Penguin hingegen verfluchte sich selbst, dass er so lange weggewesen war. Andernfalls hätte er sicher eher eingreifen können. Wer wusste, wie lange er hier so gelegen und gelitten hatte, nicht fähig alleine aus diesem Albtraum zu entkommen? „Du solltest was trinken”, versuchte Penguin ruhig zu sagen, obwohl der Anblick auch ihn innerlich aufgewühlt hatte. „Kannst du dich aufsetzen?” „Ja”, keuchte der Arzt mit trockener Kehle und ließ sich von dem Anderen aufhelfen, bevor dieser ihm die noch halbvolle Teetasse vom Morgen reichte. Auch wenn der Tee inzwischen kalt war, war es gerade sicher erstmal besser als nichts. Offensichtlich mehr als das: Law leerte den Rest in einem Zug, wohlgleich er immer noch abscheulich schmecken musste. „Der Virus bringt mich um, Penguin”, kam es verzweifelt über seine Lippen, wobei er zu Boden blickte, nachdem er nun wieder vollständig realisiert hatte, wo er war und in welcher Situation er sich befand. Sein Herz raste immer noch. Penguin stellte die leere Tasse wieder zur Seite und legte das Tuch von der Matratze in die Wasserschale, nachdem er damit Laws Stirn abgetupft hatte: „Nein, das wird er nicht. Ich achte darauf, dass du mehr trinkst. Du hast den ganzen Tag geschlafen, deswegen bist du sicher dehydriert durchs Fieber, wodurch du so heftig geträumt hast.” „Den ganzen Tag?”, fragte Law irritiert und drehte sich um zum Fenster hinter dem es dunkel war, während in der Kabine die Nachttischbeleuchtung eingeschaltet war, wie ihm ebenso auffiel. „Wie spät ist es?” Sein Blick suchte den Wecker, doch Penguin antwortete bereits: „Kurz nach fünf. Aber wir tauchen.” „Wir tauchen?” Law sah ihn nun überrascht an. „Ja. Bepo hat vorhin den Befehl gegeben”, klärte er ihn über die Geschehnisse auf. „Aber, er hasst es. Und was ist mit dem Antrieb?” Da war er wieder: Der Law, den Penguin kannte. „Glaubst du wirklich, Bepo ist es wichtiger, dass er nicht schwitzt, als dass du dich sicher fühlst? Er weiß, dass du gerade dann tauchen willst, wenn du aus irgendeinem Grund nicht zu hundert Prozent kampfbereit bist. Er plant erst nach Einbruch der Nacht wieder aufzutauchen, um die Sauerstofftanks wieder aufzufüllen und den Wind zu nutzen. Und der Antrieb ist repariert.” Aufmerksam lauschte Law Penguins Erörterung, wobei ihm einmal mehr klar wurde, dass sein Navigator aus gutem Grund sein Vize war und er die Fähigkeit seiner gesamten Crew unterstrich. „Warst du… die ganze Zeit hier?”, fragte Law überraschend. „Ja, bis eben. Aber dann war ich zu lange weg, um Shachi den Stein zu geben. Tut mir Leid.” Penguin blickte zur Seite, da es für ihn klang, als würde er dies fragen, weil er wohl einige Zeit in diesem Traum gefangen gewesen war und er ihn nicht eher geweckt hatte. Law jedoch dachte an etwas ganz Anderes: „Ich dachte, du wärst nicht mehr wiedergekommen, als du dein Geschirr weggebracht hast.” „Was?” Ungläubigkeit trat in Penguins Gesicht: „Natürlich bin ich wiedergekommen. Ich habe dir gesagt, ich lasse dich hier nicht alleine. Auch… wenn ich heute Vormittag etwas gesagt habe, was missverständlich formuliert war.” Wieder belog er nicht nur seinen Gegenüber sondern auch sich selbst ganz bewusst. Law wandte den Blick ab und sah ruhig, wenn auch immer noch etwas kurzatmig, auf die Bettdecke. „Ich weiß schon wie du das meintest. Du hast mir jetzt oft genug gesagt, wie wichtig ich dir und den Anderen bin.” Laws Worte erleichterten und trafen Penguin unangenehm zu gleich: Offensichtlich hatte der Jüngere es nicht als Offenbarung seiner persönlichen Gefühle verstanden, sondern nur als Unterstreichung der Tatsache, dass er der ganzen Crew etwas bedeutete. Andererseits zeigte es auch deutlich, wie weit entfernt der Arzt davon war, auch nur auf die Idee zu kommen, dass er mehr für ihn empfand, geschweige denn es selbst je tun würde. Penguin zwang sich trotz der widersprüchlichen Empfindungen, die es in ihm auslöste, zum Lächeln: „Dann ist gut. Du wirktest so geschockt.” „Das war aus einem anderen Grund”, sprach Law leise weiter und hustete wieder, „ich musste in dem Moment an Dinge aus meiner Kindheit denken.” Penguins Lächeln wich aus seinem Gesicht: Hatte sein Käpt’n ihm gerade, wenn auch nur einen winzigen Spalt, die Tür zu seiner Vergangenheit geöffnet? Hatte er wirklich über sich gesprochen? Und er hatte ihn daran erinnert? Wie das? Was war damals passiert? Doch er wagte es nicht danach zu fragen. Das erschien ihm taktlos. Wenn Law wirklich dabei war, sich ihm zum Öffnen, dann sollte er es weiter von sich aus tun. Ihn dazu zu drängen, gerade in seinem jetzigen Zustand, lag dem Älteren fern. Und Laws Kopf schien auch schon wieder ganz woanders zu sein: „Was hat Shachi zu dem Stein gesagt?” Warum musste er, wenn auch unbewusst, immer wieder etwas sagen, was ihn, Penguin, gefühlstechnisch so durcheinander brachte? Erst vertraute er sich ihm ein Stück an, verlor Worte über seine Vergangenheit, gab ihm das gute Gefühl, dass sich in den letzten Wochen zwischen ihnen doch mehr Vertrauen aufgebaut hatte, und im nächsten Moment verpasste er ihm wieder die volle Breitseite, indem er über Shachi sprach. Wer auch immer die Gedankengänge des Jüngeren lenkte, Penguin wünschte, er würde aufhören es dermaßen ungeschickt zu tun. Es war wirklich mehr als unangenehm - es war schmerzhaft. Doch einmal mehr hielt er sich unter Kontrolle: „Er hat sich gefreut und fand ihn schön.” Law lächelte ohne zu Penguin hochzusehen, sagte jedoch nichts. Wahrscheinlich überkamen ihn innerlich gerade immense Glücksgefühle. Allerdings schien er sich da zu irren, da im selben Augenblick erneut etwas Anderes die Aufmerksamkeit des Arztes auf sich zog. War Shachis Reaktion Law doch gar nicht so wichtig? Penguin beobachtete wie er irritiert wirkte und die obere der beiden Decken etwas von der anderen anhob. „Zwei Decken?”, fragte er. „Oh, die zweite ist meine. Du hast im Schlaf so gefroren, dass ich sie geholt habe. Irgendwo muss auch...”, Penguin hob suchend beide Decken etwas an und zog die Wärmflasche hervor, die ans Fußende gewandert war, „da ist sie. Aber die ist inzwischen abgekühlt. Ich werde sie gleich noch mal warm machen. Oder ist dir nicht mehr kalt?” Fragend sah er ihn an, während Laws Blick einmal mehr überrascht und dann plötzlich sanft wirkte. Er blickte weiter auf die Decken auf seinen Beinen: „Nein, gerade geht es. Aber danke.” Auch wenn er nicht mehr als das hervorbringen konnte: Es rührte ihn gerade mehr denn je, wie Penguin sich um ihn sorgte. „In Ordnung. Dann hole ich dir etwas zu trinken. Wir sollten auch nochmal Fieber messen. Und die Medikamente nimmst du vielleicht auch nochmal.” Der Ältere sah auf die fast leere Wasserflasche auf dem Nachtisch auf der anderen Seite des Bettes. „Erstmal”, Law schob die Bettdecken weg und drehte die Beine aus dem Bett, weswegen der Andere ihn wieder ansah, „muss ich pinkeln.” Natürlich musste er das. Er war seit dem Morgen nicht mehr auf der Toilette gewesen. „Warte! Geh’ nicht wieder ohne Schuhe!” Penguin legte die Wärmflasche wieder aufs Bett, eilte zur Tür, nahm das Paar Schuhe, das seiner Meinung nach am schnellsten anzuziehen war, und brachte es zum Bett. Es war nicht so, dass es außerhalb des Raumes wirklich schmutzig war, auch wenn sie alle ständig in Schuhen herumliefen. Denn gerade deshalb hatten im Wechsel jeden Tag vier Crewmitglieder dafür Sorge zu tragen, dass nicht nur die Böden sauber waren. Dennoch wollte Penguin nicht, dass er mögliche Keime von der Toilette anschließend in sein Bett trug. Nachher würden die es noch schaffen, seinen Zustand weiter zu verschlechtern. Penguin half ihm die Schuhe anzuziehen und war im Begriff ihn hochzuheben, doch Law bremste ihn mit der Hand: „Nicht draußen! Einer der Anderen könnte es sehen.” Der Ältere seufzte, gab dieses Mal jedoch nach: „Einverstanden, aber ich komme mit. Nicht dass ich dich wieder vom Boden auflesen muss.” Ohne zu antworten ließ der Arzt sich zumindest von Penguin auf die Beine helfen, welche sich nun noch instabiler anfühlten als am Morgen. Doch er wollte sich unter keinen Umständen vor einem anderen Crewmitglied die Blöße geben und gesehen werden, wie Penguin ihn trug. Zum Glück war es nicht weit bis zu den Toiletten. Aber selbst die gerade mal zwei Meter bis zur Tür erschienen ihm wie ein Fußmarsch. Weil er sich denken konnte, dass sein Käpt’n sich immer noch dagegen sträubte, sah Penguin auch davon ab, ihn aktiv zu stützen während Law im Schneckentempo zur Tür ging. Dennoch blieb er dicht an seiner Seite, seine Arme und Hände jederzeit darauf vorbereitet ihn aufzufangen. Aber Law schaffte es zur Tür, wo er sich hörbar atmend mit einer Hand an die Wand lehnte. „Sieh bitte nach, ob niemand auf dem Gang ist.” Penguin nickte bei dieser Aufforderung nur stumm, öffnete die Tür, wobei sein rechter Arm für alle Fälle dicht hinter Laws Rücken auf Taillenhöhe verharrte, und blickte prüfend nach draußen. „Niemand da”, sagte er, als Law sich schon an ihm vorbei bewegte. Penguin zog die Tür zu und folgte ihm weiter. Auch wenn er sichtlich geschwächt und wackelig war schaffte Law den Weg bis in den Toilettenraum auf eigenen Beinen. „Schließ bitte nicht ab!”, forderte der Ältere ihn jedoch auf, als Law eine der separierten Toiletten betrat. „Mhm.” Überraschend schien der Arzt sich sogar daran zu halten, da Penguin das Schloss nicht klicken hörte, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sondern wenig später das Rascheln als der Andere seine Hosen runterzog. Abwartend und mit verschränkten Armen lehnte der Ältere sich gegen die Wand vor der Kabine und sah zur Decke: Er war mehr als froh, dass der Andere sich nun nicht mehr mit Händen und Füßen gegen seine Hilfe wehrte. Das machte es einfacher. Und auch wenn Laws Schlaf so unschön geendet war, hatte Penguin das Gefühl, dass er sich dadurch ein kleinwenig erholt hatte. Dennoch war ihm klar, dass Laws Zustand noch weit davon entfernt war, um von Genesung zu sprechen. Er hoffte nur, dass es nicht noch schlimmer werden würde. In jedem Fall stand für ihn nach wie vor fest: Er würde nicht von seiner Seite weichen. Seine eigenen Gefühle stellte er dabei jedoch ganz hinten an. Er würde sie einfach weiter und stärker denn je unterdrücken. Letztlich ging es nicht um ihn, sondern nur darum, dass Law so schnell wie möglich wieder völlig gesund wurde. Er hörte die Toilettenspülung. Sekunden später öffnete sich die Tür wieder und Law schlürfte heraus in Richtung Waschbecken. Der Andere beobachtete ihn, während er sich die Hände wusch und anschließend in den Spiegel sah. „Ich sehe aus wie von einem Seekönig gefressen und halb verdaut wieder ausgekotzt”, seufzte er. Penguin lächelte angesichts des Vergleichs, der davon zeugte, dass Law zumindest mental gerade nicht ganz so hoffnungslos war, wie noch am Vormittag: „Stimmt, du sahst wirklich schonmal besser aus. Aber das wird wieder.” Nochmals seufzte der Jüngere, bevor er sich in Richtung Tür drehte - zu hastig. Er verlor dabei das Gleichgewicht. Doch obwohl Penguin ein ganzes Stück entfernt an der Wand lehnte, schoss er wie ein Blitz auf ihn zu, sodass seine Arme noch rechtzeitig da waren, um Law aufzufangen. „Danke”, brachte der Arzt leise hervor, während sich eine seiner Hände beim Sturz wieder in den Stoff von Penguins Oberteil geklammert und die andere dieses Mal Halt an seinem Oberarm gesucht hatte. „Du brauchst mir dafür nicht danken. Ich lasse nicht zu, dass du in meinem Beisein zu Boden gehst.” Law lächelte etwas über diese Worte ohne zu ihm hochzusehen – sie klangen so metapherhaft. Er richtete sich wieder richtig auf und löste sich von seinem Gegenüber. Penguin jedoch wirkte wieder besorgter: „Sicher, dass du zurücklaufen willst?” Law nickte nur. Natürlich. Als würde er irgendetwas anderes wollen. Wieder öffnete Penguin ihm die Tür, prüfte ob niemand in Sichtweite war und begleitete seinen Käpt’n zurück zu dessen Kabine - dabei dicht an seiner Seite bleibend. Kaum dass er zurück an seinem Bett war, ließ Law sich müde auf dieses sinken und auf die linke Seite kippen. Der kurze Toilettengang hatte ihn mehr Energie gekostet als er zunächst erwartet hatte. Penguin ging vor ihm auf die Knie, zog ihm die Schuhe aus und hob vorsichtig seine Beine, die noch von der Bettkante hingen, aufs Bett, bevor er ihn wieder mit beiden Decken zudeckte. „Ist es dir zu warm so?”, erkundigte er sich. Law schüttelte den Kopf, weshalb der Ältere anschließend seinen Handrücken auf Laws immer noch etwas nasse Stirn legte. Der Jüngere schloss unter der Berührung dieses Mal jedoch die Augen und wehrte sich nicht dagegen. „Immer noch sehr heiß. Hier, lass uns nochmal messen.” Law musste seine Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass der Andere ihm wieder das Thermometer von den Mund hielt und öffnete stattdessen auch diesen widerstandslos. Anschließend spürte er, wie er ihm wieder das kühlende Tuch auf den Vorderkopf legte, bevor er hörte, wie Penguin die Tasse vom Nachttisch nahm: „Ich hole dir eben was zu trinken.” „Hol dir auch was”, murmelte er trotz des Thermometers im Mund, „und auch was zu essen. Du siehst selbst erschöpft aus.” Überrascht blickte Penguin, der bereits hatte gehen wollen, nochmal zu ihm zurück: Der Andere lag immer noch mit geschlossenen Lidern da. Ihm war nicht aufgefallen, dass Law ihn zuvor wohl doch zumindest für einen Moment intensiver angesehen haben musste. Und erst jetzt wurde ihm selbst bewusst, dass er wirklich vergessen hatte, seit dem Morgen selbst etwas zu trinken und zu essen, da er nur darauf fixiert gewesen war, sich um den Anderen zu kümmern. Aber sah man ihm das wirklich schon an? Auf jeden Fall berührte es ihn, dass Law trotz seines Zustands sich noch Sorgen um ihn zu machen schien. „Aye, Käpt’n!” Damit verließ er den Raum wieder. „Und hör auf mich so zu nennen!” Doch dies blieb abermals ein unausgesprochener Gedanke seitens Law. Dieses Mal beeilte Penguin sich und war schon nach wenigen Minuten wieder zurück. „Ich habe Onigiri mitgebracht. Es sind auch welche ohne Füllung dabei, die dein Magen vielleicht verträgt. Willst du einbisschen was davon essen?”, fragte er, während er zwei Wasserflaschen vor dem Nachttisch auf dem Holzboden abstellte, da der kleine Tisch durch die Wasserschüssel recht voll war. Zumindest der Tee, den er ebenfalls für Law mitgebracht hatte, fand noch Platz darauf, bevor Penguin ihm mit der nun freien Hand das Thermometer aus dem Mund nahm. Der Andere schüttelte jedoch den Kopf und ließ weiter die Augen geschlossen: „Ich habe keinen Hunger.” Seine Appetitlosigkeit war momentan nicht ungewöhnlich, weshalb Penguin den Teller zum Schreibtisch brachte und dabei den Messwert ablas. „39,7”, seine Stimme klang nun alles andere als gelassen, während er die Reisbällchen abstellte, „es ist weiter gestiegen, Käpt’n!” Es dauerte einen Moment, bis Law reagierte: „Im Schrank ist eine Flasche mit grauem Deckel. Drittes Fach von oben. Das Medikament ist fiebersenkend.” Keine zwei Sekunden später stand der Ältere vor dem Medizinschrank und hielt nach dem beschriebenen Pillenglas Ausschau, ehe er es auch schon zwischen den anderen, die ausnahmslos weiße Verschlüsse hatten, entdeckte und herausnahm: „Hab’s.” „Und hör auf damit!”, kam unerwartet die ernst klingende Aufforderung von Law, der mit dem Rücken zu ihm lag. Starr blickte Penguin in den offenen Schrank, den er gerade wieder hatte schließen wollen: Was meinte er? Dass er sich Sorgen machen sollte? Wollte er ihn jetzt doch wieder los werden? „Womit?”, fragte er wie paralysiert. Penguin fürchtete sich vor der Antwort. Aber selbst, wenn er ihn nun doch wieder fortschicken würde: Er würde nicht gehen. „Hör auf”, begann Law mit schwacher Stimme leise, „mich so zu nennen!” Der Ältere war mal wieder verwirrt: Das war nun nicht das womit er gerechnet hatte. Immer noch haftete sein Blick auf der Innenseite der Rückwand des Schrankes, bevor er sich langsam umdrehte und auf Laws rabenschwarzes, zerzaustes Haar am Hinterkopf sah, da der Rest seines Körpers von den Bettdecken verhüllt war. „Dich so zu nennen?”, wiederholte er. „Ja”, bestätigte der Jüngere leise. „Du meinst, ich soll”, Penguin verharrte weiter auf der anderen Seite des Bettes, „dich nicht Käpt’n nennen?” „Ja”, war die wiederholte Antwort. „Nenn’ mich bitte bei meinem Namen, wenn wir alleine sind. Sonst tust du es ja auch.” „Sonst?” Penguin konnte die Irritation nicht aus seinem Gesicht verdrängen. „Ich nenne dich immer Käpt’n, außer wenn wir–” „Das stimmt nicht!”, schnitt der Liegende ihm scharf das Wort ab, ehe er wieder husten musste. „Ab und zu ist es dir jetzt auch so schon rausgerutscht.” War das so? Hatte er ihn wirklich bei seinem Namen genannt? Ja, richtig gerade eben erst, als er ihn geweckt hatte. Penguin überlegte weiter: Und auch als er ihn am Morgen gefunden hatte. Wer wusste wann noch? Der Stehende merkte, wie er etwas rot wurde, da ihm auffiel, dass er es scheinbar immer dann tat, wenn er sich besonders große Sorgen um den Anderen machte – völlig unbewusst. Aber er verstand zunächst nicht, warum er aufeinmal darauf bestand, dass er ihn nun immer so nannte. Sollte er ihn nicht viel mehr darum bitten, ihn konsequent bei seinem Titel zu nennen, um nicht Gefahr zu laufen, dass ihm sein Name vor einem der Anderen rausrutschte und Verdacht aufkam? „Tut mir Leid. Ich… habe nicht richtig aufgepasst. Ich werde einfach darauf achten, dich wieder ordnungsgemäß immer mit ,Käpt’n’ anzusprechen”, reagierte er seinen Gedanken entsprechend. „Das sollst du lassen!”, kam es nun nachdrücklich, wenn auch matt von seinem Gegenüber. Penguin war verunsichert: „Ja, aber–” Doch Law schien sich dieser Sache sehr sicher zu sein und unterbrach ihn, wenn auch immer noch sehr leise klingend: „Wo ist das Problem? Es macht dir doch auch keine Schwierigkeiten, wenn du mit mir schläfst. Also tu’ es doch jetzt einfach auch.” Penguin konnte einfach nicht glauben, dass er das wirklich wollte: Er, der doch immer jede Distanz zu ihm und anderen Menschen bewahren wollte. Wieder wühlte es ihn innerlich auf. Ihn mit seinem Namen anzusprechen hatte in diesem Fall für Penguin eine enorme Bedeutung, besonders von ihm selbst darum gebeten zu werden. Er musste sich in Gedanken bremsen, um nicht wieder zu viel hineinzuinterpretieren. Es gab nur einen plausiblen Grund, warum der Chirurg ihn darum so vehement bat: Es störte ihn, in seinem geschwächten Zustand mit seinem Titel angesprochen zu werden. Er konnte es weiterhin nicht ertragen, als Käpt’n gerade so schwach zu sein und auf diesen mentalen Konflikt immer wieder indirekt hingewiesen zu werden. Eigentlich wollte Penguin diese absurde Einstellung nicht unterstützen. Es gab keinen Grund, warum ein Käpt’n nicht krank sein durfte. Aber jetzt wieder die Respekt-Grundsatzdiskussion auszulösen, lag ihm noch viel ferner, da sie nur unnötig die Kräfte des Anderen verbraucht hätte. Wenn es ihm half sich mit der Situation besser abzufinden und dadurch vielleicht schneller zu genesen, dann würde er ihn vorerst eben nicht mehr mit seinem Titel ansprechen. Auch wenn das für ihn selbst hieß, dass er einmal mehr aufpassen musste, seine eigenen Gefühle unter Kontrolle zu behalten. Denn das würde ihm so noch viel schwerer fallen, da ihm das Ansprechen mit seinem Namen einfach selbst viel mehr Nähe vermittelte als in Wirklichkeit zwischen ihnen bestand. Er bemühte sich gefasst zu bleiben, schloss die Schranktür hinter sich, nahm auch die anderen drei Pillengläser sowie das Trinkglas vom zweiten Nachttisch an sich und ging um das Bett herum, wo er stehen blieb und auf seinen Käpt’n hinabsah, der emotionslos durch den Raum blickte. „Ist in Ordnung”, Penguin lächelte, „Law.” Müde rieb Penguin sich mit der Hand seinen Nacken, der etwas schmerzte. Vermutlich weil er schon wieder stundenlang auf dem harten Holzstuhl neben Laws Bett saß, obwohl er, wenn sie auf See waren und er keine Nachtwache hatte, um diese Zeit sonst selbst in den Federn lag. Inzwischen ging es auf Mitternacht zu. Die Polar Tang war vor Kurzem wieder aufgetaucht und wurde vom Wind durch die dunkle Nacht getrieben. Doch auch vom Auftauchen hatte ihr Käpt’n nichts mitbekommen, obwohl es genau wie das Abtauchen deutlich im Schiff zu spüren war. Schon kurz nachdem er nochmal seine Medikamente genommen und dieses Mal mehr getrunken hatte, war er wieder eingeschlafen. Sein Körper verlangte ganz offensichtlich gerade mehr denn je nach Schlaf. Und das war sicher auch gut so. Somit hatte Penguin sich abermals ruhig verhalten und war lediglich nochmal zum Schreibtisch gegangen um die Onigiri zu verspeisen. Doch sein Inneres war wieder alles andere als ruhig. Die Tatsache, dass der Arzt nun darauf bestand, von ihm mit seinem Namen angesprochen zu werden, machte es ihm wirklich nicht leichter, seine Gefühle zu unterdrücken. Deswegen hatte Penguin einfach letztlich ganz darauf verzichtet, ihn irgendwie direkt anzusprechen. Sie waren ohnehin alleine im Raum. Also konnte er nur ihn meinen, wenn er etwas sagte oder fragte. Abgesehen davon hatten sie anschließend eh kaum noch ein Wort gewechselt. Für den Älteren war es offensichtlich gewesen, dass Law sich einmal mehr in seine komplexe Gedankenwelt begeben hatte. Und auch wenn es ihn immer noch interessierte, was darin vorging, war Penguin sich längst nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, dass ausgerechnet er sich vorgenommen hatte, es herauszufinden. Auch wenn er sich noch so sehr bemühte, konnte er seine Empfindungen gegenüber seinem Käpt’n nicht einfach abstellen. Und er wollte nicht riskieren, dass dies letztlich zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Shachi führen würde. Stattdessen wollte er erreichen, dass es ihm selbst nichts ausmachte, wenn dieser dem Chirurgen näher kam. Denn dass der Versuch, es Shachi vorspielen zu wollen, zum Scheitern verdammt war, hatte dieser ihm vorhin deutlich gemacht. „Ich muss wirklich wieder Abstand zu ihm bekommen. Es tut mir so Leid, La… Käpt’n. Aber ich schaffe es nicht für dich emotional dazusein, ohne meine eigenen Emotionen dabei jemals zu zeigen.” Mit diesem Gedanken sah Penguin, der seinen Blick nachdenklich auf den Boden gerichtet hatte, wieder in Laws fahles, schlafendes Gesicht, das nur durch die noch eingeschaltete Nachttischlampen etwas Farbe hatte. Allerdings blickte er im nächsten Moment etwas genauer hin: Etwas Glitzerndes wanderte über die blasse, durch das Licht gelblich wirkende Haut. Er dachte, er hätte es sich nur eingebildet, kaum dass das Glitzern verschwunden war. Doch im nächsten Augenblick war es wieder da und bewegte sich erneut von Laws innerem rechten Augenwinkel über seinen Nasenrücken und die andere Gesichtshälfte ins Kissen. Wie ferngesteuert sprang Penguin auf, beugte sich etwas über ihn und streckte seine Hand aus. Kurz bevor seine Finger Laws Haut berührten, hielt er jedoch inne. Wieder rollte eine Träne über das schmale Gesicht. Weinte er tatsächlich? Es schien nicht so, als würde er wieder intensiv träumen. Zumindest lag er ruhig da. Wahrscheinlich war es nur das Fieber, das seine Augen tränen ließ. Anstatt seine Wangen zu berühren, wie er es reflexartig zunächst vorgehabt hatte, um die Tränen wegzuwischen, bewegte er seine Hand zu seiner Stirn, von der er das kühlende Tuch kurz beiseite nahm: Sie fühlte sich immer noch sehr heiß an. Wirkte denn das Medikament, das die Temperatur senken sollte, nicht? Besorgt sah er den Jüngeren an, dem immer wieder still und vereinzelt Wasserperlen über das Gesicht rollten. Was sollte er tun? Ihn wieder wecken? Und dann? Ihm sagen, dass er geweint hatte? Das wollte Law vermutlich nicht hören. Denn wenn es wirklich Tränen der Trauer und keine Symptome der Grippe waren, dann wollte er sicher nicht, dass sie jemand sah. Wer wusste, wie er reagieren würde? Beschämt? Wütend? Letztlich jedenfalls würde es definitiv nur wieder seine Genesung ausbremsen. Außerdem war Penguin froh, dass er ansonsten gerade so tief und fest schlief. Er richtete sich wieder auf und tauchte den Lappen erneut in das kühle Wasser, welches er erst vor Kurzem gewechselt hatte. Während er das Tuch auswrang und das Wasser letztlich nur noch in vereinzelten Tropfen zurück in die Schale fiel, wanderte sein Augenmerk wieder zu Law. Immernoch funkelten die Tränen, während sie vereinzelt den Weg ins Kissen suchten. Behutsam legte er das Stück Stoff wieder auf Laws Stirn und beobachtete ihn erneut. Was sollte er nur machen? Selbst wenn es nur das Fieber war, das seine Augen tränen ließ, konnte Penguin es kaum mitansehen. Einmal mehr merkte er, wie weit er davon entfernt war in der Lage zu sein, seine Gefühle gegenüber Law abzustellen. Dieser Anblick untermauerte sie nur und verstärkte in ihm noch mehr das Verlangen, welches er schon so lange in sich trug: Ihn einfach in die Arme zu nehmen und festzuhalten. Wieder schoss durch den dünnen Körper ein enormes Frösteln, das so heftig war, dass sogar die Bettdecken es nicht verbergen konnten. „Wenn er wenigstens nicht immer noch so frieren würde”, sagte Penguin in Gedanken zu sich selbst. Nicht mal die wieder warme Wärmeflasche unter den Decken schien hier Abhilfe zu schaffen. Vielleicht sollte er Bepo aus dem Schlaf reißen und ihn bitten ihm seine Decke zu geben? Er benötigte sie eh nie. Aber noch mehr Gewicht auf dem ohnehin schon geschwächten Körper war vielleicht auch nicht die beste Lösung. Wieder zuckte Law heftig aufgrund der ihn durchströmenden Kälte, während immer noch kleine Tränen aus seinen Augen traten. Penguin biss sich auf die Unterlippe, bis er letztlich leise zischte: „Verdammt! Ich halte das nicht mehr aus!” Es war genug. Sein Herz konnte das nicht mehr ertragen. Ruckartig drehte er sich um und ging zur Tür. Doch nicht um sie zu öffnen und den Raum fluchtartig zu verlassen. Seine Hand griff nach dem Türschloss und verriegelte es, bevor er sich mit entschlossener Miene wieder umdrehte, seinen Blick erneut auf Law richtete, der unverändert da lag, und zu ihm zurückging. Dabei zog er sein Shirt über seinen Kopf und warf es auf den Stuhl, bevor er sich auf diesem nochmals niederließ und seine Schuhe und Socken auszog, ehe er sich wieder erhob. „Lieber nehme ich in Kauf, dass du mich dafür später zerstückelst, als dich weiter so zu sehen”, ging es Penguin durch den Kopf, während er nun mit nacktem Oberkörper angespannt neben Laws Bett stand und auf ihn hinabblickte. Wahrscheinlich war das, was er jetzt tat, völlig falsch. Aber er konnte nicht anders. Auch wenn der Andere ihn dafür ewig hassen würde: Er musste das jetzt tun - alleine schon um sein Frieren zu mindern. Entschlossen aber langsam bewegte Penguin sich auf die Matratze und hob vorsichtig die Oberbetten an. Law lag immer noch mit angezogenen Beinen darunter. Und auch Penguin schob seine Beine nun unter sie, wobei er die Hitze der Wärmflasche zu spüren bekam. Er packte den wabbeligen mit Wasser gefüllten Behälter und legte ihn unter den Decken hinter Law. Anschließend deckte er ihn und sich zu und beobachtete das Gesicht des Anderen, welches nun auf seiner Brusthöhe lag, während er sich noch auf dem rechten Unterarm abstützte, bevor er ihn langsam oberhalb von Laws Kopf ablegte und so selbst aufs Kissen sank. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Körper voneinander. Doch es brauchte einen Augenblick, bis Penguin es wagte, noch etwas näher an ihn heran zu rücken, seinen linken Arm unter der Decke über den eingerollten Körper des Arztes zu bewegen und sanft um ihn zu legen. Sein eigenes Herz spürte er dabei bis zu seiner Kehle pochen, was auch daher kam, dass er Angst hatte, den Jüngeren mit seinem Handeln zu wecken. Doch Law schlief weiter. Mit trauriger Miene blickte der Ältere auf ihn hinab. Auch wenn er sein Gesicht so nur halb sehen konnte und er selbst nun einen Schatten auf ihn warf, war das Licht im Raum noch hell genug, um die Tränenspuren zu erkennen. Er wollte sie so gerne beseitigen. Aber was hätte es genützt? Er war nicht in der Lage, ihre Ursache zu bekämpfen - egal ob es das Fieber war oder nicht. Und mit der Berührung hätte er nur noch mehr riskiert, ihm seinen Schlaf zu rauben. Also beließ er es dabei und versuchte sich damit zufrieden zu geben, ihn mit seinem Körper zu wärmen, indem er dicht neben ihm lag. Penguin legte seinen Kopf auf seinen eigenen Oberarm, sodass sein Gesicht Laws Haaren zugewandt war. Der Geruch seiner Haare stieg ihm in die Nase und löste in ihm ein wohliges Gefühl aus. „Ich hoffe, ich schlafe nicht zu fest ein”, schoss es ihm durch den Kopf, als er merkte, wie intensiv wieder die Müdigkeit an ihm nagte. Irgendwo hatte er doch Angst vor Laws Reaktion, wenn er aufwachen und ihn so sehen würde. Mit Sicherheit war es wirklich das Dümmste was er gerade tun konnte, wo er doch eigentlich seine Gefühle zurückschrauben wollte. Aber den Anderen so leiden zu sehen, setzte ihm nur noch mehr zu. Und es schien zu funktionieren: Laws Zittern ließ schlagartig nach. Penguin erstarrte jedoch in der nächsten Sekunde, als der Arzt sich nun in anderer Form bewegte und der Ältere plötzlich Finger auf seiner nackten Brust spürte. Wachte er gerade auf und wollte ihn instinktiv wegdrücken? Für eine Sekunde war Penguin in Versuchung wieder aufzuspringen. Doch dann bemerkte er an seinem ruhigen Atem, dass der Andere immer noch schlief und mehr als die Berührung der schmalen Finger der Hand, die Law zusammen mit der anderen zwischen ihnen hochgeschoben hatte, nicht zustande kam: Da war kein Druck, der ihn wegschieben wollte. Die Finger lagen einfach nur sanft auf seiner Haut auf. Ob sie das heftige Pochen dahinter spürten? Aber auch wenn sein Herz gerade umso heftiger schlug, musste Penguin im nächsten Augenblick lächeln und schloss seine Augen. Seine eigene Hand schob er unbewusst behutsam etwas Laws Rücken hoch. Und obwohl er sich vorgenommen hatte nicht fest einzuschlafen, misslang ihm dies letztlich und sein Atem passte sich dem ruhigen von Law an. So bekam er auch nicht mit, wie die Tränenspuren auf dem Gesicht des Jüngeren allmählich trockneten und verschwanden. Kapitel 15: Ferne Nähe ---------------------- Die Zeiger des Weckers auf dem Nachttisch schritten weiter voran. Stunde für Stunde strich dahin. Penguin schlief tief und fest, ohne seine Umarmung um Law zu lösen. Es war in den frühen Morgenstunden, als ihn leises Gemurmel weckte. Langsam öffnete er die Augen, als wieder etwas an seine Ohren drang: „Nein, das funktioniert nicht.” Sein Oberarm schmerzte: Er musste die ganze Zeit darauf gelegen haben. Wie spät war es überhaupt? Irritiert blickte er kurz durch den sanft beleuchteten Raum in Richtung Fenster: Es war noch dunkel draußen. Und was hatte ihn geweckt? Hatte da nicht jemand gesprochen? „Lass uns gehen. Corazon kommt auch gleich.” Erst jetzt war Penguin wach genug, um zu bemerken, dass er mit Law im Arm eingeschlafen war und dass es dieser war, der da sprach. Hastig hob er seinen eigenen Kopf, zog ihn etwas zurück und sah in das Gesicht des Jüngeren. Er hatte seine Augen geöffnet. „Ah, entschuldige, Kä… Law!”, Penguin wollte panisch aufspringen, da er befürchtete, dass der Andere gerade aufgewacht war und realisierte, dass er sich zu ihm gelegt hatte. Jedoch hielt er inne, als der Blick des Arztes ruhig auf seine Brust gerichtet blieb. „Law?”, sprach er ihn an. Er reagierte - allerdings wirsch: „Wo ist eigentlich mein Hut?” „Dein Hut?” Die Verwirrung in Penguins Blick wuchs. „Law, was redest du da?” „Ich kann nicht ohne meinen Hut gehen”, Laws Augen waren weiter regungslos, „bestimmt hat Baby Five ihn. Wo ist sie wieder?” Ruckartig richtete Penguin sich ein Stück auf. Nicht nur dass er mit dem gemurmelten Namen nichts anfangen konnte. Was Law da von sich gab, ergab für ihn im Ganzen absolut keinen Sinn. Er fasste ihn mit der linken Hand an der Schulter, drehte ihn, sodass er sein Gesicht besser sehen konnte, und beugte sich über ihn. „Law, hörst du mich?” Der trübe Blick des Arztes war zwar auf ihn gerichtet, doch es war als würde er durch ihn hindurch sehen. Auch seine Reaktion ging abermals völlig an seiner Frage vorbei. „Ja, aber ich brauche meinen Hut. Ohne gehe ich nirgends hin”, stammelte er. Penguins Blick wurde allmählich starr, da er begann zu ahnen, was mit ihm los war. Er legte abermals seine Hand auf die Stirn des Jüngeren und schob dabei gleichgültig den ohnehin schon warmen Lappen beiseite. Sie war heiß - viel zu heiß. „Scheiße!” In Sekundenschnelle sprang er aus dem Bett und schlug beide Bettdecken von Law, bevor er ihn im nächsten Augenblick erneut hochhob, wobei der Andere wieder wirres Zeug von sich gab. „Also suchen wir erst Baby Five. Wo bleibt denn Corazon?” Es war offensichtlich: Law halluzinierte. Sein Fieber musste daran Schuld sein. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt zu prüfen wie hoch es war. Viel mehr musste es schnellst möglich gesenkt werden, wusste Penguin. Und dazu fiel ihm nur eine Möglichkeit ein. So zügig er mit dem Kranken im Arm konnte, hastete er zur Tür, nutzte sein gut trainiertes Gleichgewicht indem er kurz sein Bein anhob und Laws Kniekehlen auf seinem Oberschenkel ablegte, um mit der freien Hand die Tür aufzuschließen und zu öffnen, bevor er ihn wieder gänzlich hochhob und sich durch den Türspalt schob. Den Mann in seinen Arm fest an sich pressend rannte er hinüber zu den Duschräumen, drückte mit dem Ellenbogen die Klinke hinunter und mit der Schulter die Tür auf, welche von alleine hinter ihm wieder zufiel. Im nächsten Moment kniete er sich schon mit dem immer noch apathischen und dahin murmelnden Law in seinen Armen auf den Fliesenboden in einer der Duschkabinen, zog abermals den Arm unter seinen Beinen hervor, sodass Law nun auf seinem Schoss und dem Boden lag, und drehte den Kaltwasserhahn auf. Im selben Augenblick prasselte es schon von oben auf sie hinab. Penguin selbst zuckte kurz zusammen, ignorierte die Kälte jedoch ansonsten. Panisch blickte der Ältere wieder in das Gesicht, welches er mit seinem eigenen Oberkörper etwas geschützt hatte, damit Law das Wasser nicht in die Augen bekam, während der Rest ihrer Körper bereits völlig nass war. Law sah immer noch geistesabwesend zurück. Wieder kam Unsinniges über seine Lippen: „Wir sollten draußen auf die Anderen warten.” „Law”, rief er ihm erneut seinen Namen zu und schüttelte ihn dabei in seinem Arm, „hörst du mich?” Der Jüngere reagierte immer noch nicht. Sein Körper zuckte nicht mal aufgrund des kalten Wassers. Weiterhin wirkte er wie in Trance. Penguin tätschelte spürbar mit der Hand Laws Wange: „Law!” Immer noch keine Reaktion. Das Wasser perlte von Penguins nassen Haaren hinab auf Laws emotionsloses Gesicht, das weiter zu ihm hochblickte ohne ihn wirklich anzusehen. Es war, als würde nur noch sein Körper in seinem Arm liegen und sein Geist nach und nach eben jenen verlassen. Unsagbare Angst kroch in dem Älteren auf - Angst Law zu verlieren. Wieder redete er wirr, woraufhin Penguin Laws Gesicht an seine nackte Brust drehte und sich zurücklehnte, sodass das kalte Wasser auch direkt auf seinen heißen Kopf traf. „Law, komm zu dir! Bitte!” Das Rauschen des Wasser übertönte Penguins verzweifelte Worte nahezu gänzlich. Sein Blick wanderte einmal Laws Körper hinab, wie er in völlig durchnässter Kleidung in seinem Arm und auf seinem Schoss lag. „Mein Hut”, hörte er ihn leise an seiner Brust murmeln. Penguin kniff die Augen zu und wiederholte seinen verbittert klingenden Wortlaut: „Law! Komm zu dir!” Die Hilflosigkeit in seiner Stimme hallte im ansonsten verlassenen Raum wieder. Penguin spürte wie ihm die Angst fast die Kehle zuschnürte. Er drückte Law fester an sich, schob die freie linke Hand in dessen nasses Haar. Die Hand des rechten Arms, auf dem Laws Oberkörper lag, klammerte sich an Laws Oberarm in den nassen Stoff seines Pullovers. Er hielt ihn einfach weiter fest und hoffte - hoffte dass er sein Bewusstsein wieder erlangte. Was sollte er auch mehr tun, während weiter das kalte Nass auf sie hinabprasselte? Er fühlte sich so machtlos - so entsetzlich hilflos. Es war Jahre her, dass er das letzte Mal den Tränen so nahe gewesen war wie in diesem Augenblick. Er konnte absolut nichts weiter tun. Und vermutlich war es auch seine Schuld, dass Law sich nun in diesem Zustand befand. Wieso war er auch so dumm gewesen, ihn noch zusätzlich wärmen zu wollen, wo sein Fieber doch ohnehin schon so hoch gewesen war? War er letztlich nur egoistisch gewesen und hatte Law in seinem tiefsten Inneren nur näher sein wollen? Hatte er seine Gefühle nicht besser unter Kontrolle halten können? Still rasten diese Selbstvorwürfe voller Wut sich selbst gegenüber durch Penguins Kopf. Das hinabströmende Wasser war das Einzige, was noch zu hören war. Es kamen nämlich auch keine Worte mehr von dem Jüngeren. Er lag einfach nur regungslos in Penguins Arm. Sein Atem war ruhig. Doch diese Verhaltensveränderung entging Penguin aufgrund seiner momentan massiven Selbstzweifel und Schelte, die er sich schweigend selbst gab. Er verfluchte sich und sein Verhalten. Er hatte Law doch helfen und nicht alles nur noch schlimmer machen wollen. Aber scheinbar machte er immer mehr Fehler je mehr er den Arzt in irgendeiner Hinsicht unterstützen wollte. „Ich tue dir nicht gut. Ich werde dir niemals helfen oder dich glücklich machen können”, wisperte er leise. Vermutlich hätten es jede Sekunde die Tränen, die nun noch vehementer unter seinen fest geschlossenen Augen drückten, geschafft, hervorzukriechen, hätte er nicht plötzlich ein Zucken in seinen Armen gespürt. Der Ältere schlug die Augen auf und sah auf den Kranken in seinen Armen hinab: Wieder schüttelte es Law, wobei dieser nun auch die Beine etwas anzog. „Law?”, sprach er ihn erneut besorgt an und lockerte seinen festen Griff. Er schob seine linke Hand zwischen seine Brust und Laws Gesicht, um dieses etwas von sich wegzudrehen. Nun war es der Arzt, der seine Augen zugekniffen hatte. Wieder beugte Penguin sich über ihn, um sein Gesicht vor dem Wasser abzuschirmen. Scheinbar spürte der Andere dies und öffnete die Augen langsam. „Penguin?”, kam es dieses Mal matt aus seiner Kehle. Ein hörbar erleichtertes Aufatmen verließ hingegen die des Älteren: „Gott sei Dank.” Und in diesem Moment konnte er nicht anders, als sich mehr über ihn zu beugen, dabei seine Augen wieder zu schließen, ihn noch mal fest an sich zu drücken und seine Stirn auf Laws nasses Haar zu legen. Und genauso wenig konnte er gerade seine Gefühle für sich behalten. „Ich hatte solche Angst um dich”, brachte er sehr leise hervor. Ein Augenblick der Stille verging erneut, bevor man leise den Jüngeren hörte: „Was ist passiert?” Penguin löste sich wieder aus der engen Umklammerung und stellte das Wasser ab, bevor er ihm besorgt ins Gesicht sah: „Dein Fieber muss furchtbar angestiegen sein. Du bist eben aufgewacht und hast nur noch wirr geredet.” Ungläubig blickte der Andere zu ihm hoch, bevor ein erneutes Frösteln ihn wiederum zusammenzucken ließ. „Warte”, behutsam lehnte Penguin ihn gegen die Wand, stand auf, verließ die Dusche kurz und kam mit einem Stapel Handtücher zurück, den er auf Laws Schoss legte, bevor er Laws linken Unterarm, der schlapp neben ihm hinab hing, zu seinem anderen auf dessen Bauch ablegte und den Jüngeren wieder hochhob, „ich bring dich wieder in deine Kabine und trockne dich erstmal ab.” Law sagte nichts, sondern ließ es einfach geschehen, den Kopf an Penguins Schulter gelehnt. Er schloss sogar erschöpft die Augen, während Penguin ihn auf dem gleichen Weg zurücktrug, wie er ihn hergebracht hatte, und wehrte sich nicht mal verbal gegen das Getragenwerden. Stattdessen lauschte er wie das Blut in den Adern unter Penguins nackter Haut pulsierte. Die Wärme des anderen Körpers tat gerade so unglaublich gut, dass sein eigener, frierender Körper ihn zwang, ruhig liegen zu bleiben und jeden Funken Wärme in sich aufzunehmen. Wenig später hörte und spürte der Arzt, wie Penguin die noch angelehnte Tür zu seiner Kajüte wieder öffnete, ihn hinein trug und mit der Schulter hinter sich schloss. Behutsam setzte der Ältere ihn vor dem Bett auf dem Boden ab und lehnte ihn gegen den Holzrahmen, wo er die Handtücher von ihm nahm und beiseite legte. Wie sehr Law es missfiel, dass die fremde, aber angenehme Körperwärme nun von ihm wich, behielt dieser jedoch für sich. Müde öffnete er seine Augen einen Spalt. Ihm war klar, dass Penguin ihn hier abgesetzt hatte, da ansonsten sein Bett nass geworden wäre. Genauso wollte er auch sicher vermeiden, dass er ihm vom Stuhl kippte, auf dem er ihn alternativ hätte absetzen können. Eilig richtete Penguin sich noch mal auf und hastete, selbst pitschnass und zudem immer noch halbnackt, zum Kleiderschrank, den er aufriss und aus dem er trockene Sachen für den Anderen heraussuchte, die er aufs Bett warf, bevor er, die Schranktüren aufstehend lassend, sich wieder zu ihm begab und vor ihn kniete. Law saß einfach nur da, den matten Blick ins Leere gerichtet und die Hände schlapp zwischen seinen ausgestreckten Beinen hängen lassend. „Tut mir Leid, dass ich dich in Klamotten in die Dusche geschleppt habe. Aber es ging nicht anders. Ich wollte keine Zeit verlieren.” Er fürchtete, dass der Andere sich in seinen nassen Sachen noch schlechter fühlte als ohnehin schon. Er selbst empfand seine nasse Trainingshose und Boxershorts ja schon als unangenehm. Zügig griff er nach dem Saum von Laws triefendem Pulli und zog ihm diesen aus. Der Jüngere folgte einfach den Bewegungen und ging nicht auf Penguins Worte ein. „Was”, fragte er plötzlich leise, den Blick immer noch ziellos auf den Boden vor sich gerichtet, „habe ich erzählt?” Penguin, der gerade angefangen hatte, flüchtig die ausnahmsweise glatt runterhängenden kurzen Haare, trocken zu rubbeln, sodass sie im nächsten Moment zum Teil schon wieder zerzaust abstanden, ließ das Handtuch und seine Hände für eine Sekunde auf Laws Kopf ruhen und sah ihn an: „Nichts, womit ich etwas anfangen konnte. Du hast nur die ganze Zeit gefragt wo dein Hut ist. Und wolltest mit irgendjemandem wohin.” „Habe ich”, Law stockte kurz, „Namen genannt?” „Nur zwei. Mehr habe ich zumindest nicht gehört”, antwortete der Andere ruhig, während ihm dämmerte, dass Law befürchtete, irgendetwas gesagt zu haben, was er für sich behalten wollte. Law sah weiter auf die Holzdielen: „Was für Namen?” „Baby Five und noch einen anderen, den ich nicht richtig verstanden habe. Irgendwas mit ,Cora’.” Penguin wartete ruhig seine Reaktion ab: War das schon zu viel, was er da preisgegeben hatte? Laws Augen weiteten sich kurz: „Mehr nicht?” „Nein”, Penguin versuchte ihn zur Ruhe zu bringen, indem er selbst vorgab völlig ruhig zu sein, auch wenn er immer noch von dem eben Geschehenen aufgewühlt war, und trocknete Laws Haare weiter ab, „du hast ansonsten nur von deinem Hut geredet und ihn vermisst.” Der Chirurg blickte noch einen Moment geradeaus, bevor kurz spöttisch schnaufte: „Mein Hut also.” Penguin wanderte mit dem Handtuch tiefer über seine Ohren, sein Gesicht und seinen Hals, hinab zu seinem Oberkörper, den er gründlich trocknete. Der Schock saß ihm immer noch tief in den Knochen. Das war bei Weitem schlimmer gewesen als der Moment indem er ihm vor nicht mal vierundzwanzig Stunden hinter der Tür liegend oder am Nachmittag in seinem Albtraum vorgefunden hatte. Er hätte sich nie verzeihen können, wenn Law nicht mehr zu sich gekommen wäre, denn er sah nach wie vor die Schuld für das Ganze bei sich. „Ja, dein Hut. Erst dachte ich, du träumst wieder. Aber dann habe ich gesehen, dass du wach warst. Deine Stirn war noch heißer als gestern Abend. Ich wusste nicht was ich machen soll”, Penguin klang zunehmend bedrückter beim Sprechen, „außer dich schnell unter die kalte Dusche zu setzen.” Law glaubte zu hören, dass der Andere an der Richtigkeit seiner Handlung zweifelte und antwortete gelassen: „Du hast absolut richtig gehandelt.” Mit nun ernsterer Miene legte Penguin das inzwischen sehr nasse Handtuch zur Seite und hielt für einen Moment inne, wobei er zur Seite blickte: „Nein, das habe ich nicht. Es ist meine Schuld, dass das passiert ist.” Law sah ihn an und hob eine Augenbraue: „Fang nicht wieder damit an. Du kannst nichts dafür, dass du mich angesteck–” Doch Penguin unterbrach ihn, wobei er seinem Blick weiter auswich: „Das meine ich nicht. Du hast im Schlaf wieder so sehr gezittert, dass ich… mich einfach zu dir gelegt habe. Ich wollte dich nur wärmen. Aber das war völlig falsch, zumal ich selbst dabei eingeschlafen und nur wach geworden bin, weil du plötzlich geredet hast. Meine Körperwärme hat sicher dafür gesorgt, dass dein Fieber noch weiter gestiegen ist. Und außerdem war es unverschämt. Ich bin wirklich ein Idiot, der dir nur noch mehr Schwierigkeiten macht, anstatt dir zu helfen. Es wäre besser, wenn sich jemand anders um dich kümmert.” Die Tränen, die Law im Schlaf vergossen hatte und deren wahre Ursache Penguin immer noch nicht kannte, verschwieg er, um ihn nicht unnötig in Bedrängnis oder dergleichen zu bringen. Überrascht blickte der Jüngere ihn an, während sein Gegenüber weiterhin beschämt und voller Selbstvorwürfe wegsah, bevor er ruhig antwortete: „Das ist Blödsinn. Wenn ich so gezittert habe, wie du gesagt hast, dann ist mein Fieber schon zu diesem Zeitpunkt gestiegen. Demnach wäre das vermutlich so oder so passiert. Dass du dich zu mir gelegt hast, hat es höchstens beschleunigt, aber dadurch hast du es auch eher mitbekommen. Ich habe sicher nicht laut gesprochen, oder?” „Nein.” Penguin blickte ihn nun verwundert an: Mit diesen Worten hatte er nicht gerechnet. „Dann”, Law wandte sich kurz ab, um zu husten, bevor er wieder zwischen seine Beine auf den Boden sah, „war es sogar mehr als richtig. Hättest du nicht direkt neben mir gelegen, hättest du es wahrscheinlich nicht gehört oder viel zu spät. Und wenn du gar nicht hier gewesen wärst, dann–” Der Ältere wusste wie der Satz geendet wäre, wenn Law ihn ganz ausgesprochen hätte. Doch die Worte schienen ihm nun selbst im Hals festzustecken. Nun war es Penguin, der versuchte zu lächeln, dabei jedoch zu Boden blickte: „Danke, dass du es schönreden willst, aber es ist sicher besser wenn ein Anderer–” Ein Schlag ins Gesicht hielt ihn davon ab weiterzusprechen. Irritiert sah er Law an, der finster zurückblickte und etwas keuchte, da es ihn wohl gerade viel Kraft gekostet hatte, das nasse Handtuch zu nehmen und Penguin unsanft ins Gesicht zu werfen. „Könntest du vielleicht aufhören, mein Urteilsvermögen in solchen Dingen anzuzweifeln? Und ich bin ja wohl der Letzte, der Dinge auf diese Weise schönredet! Abgesehen davon”, schnaufte er, „kannst du dich mir nicht erst aufdrängen und dann einen Rückzieher machen. So läuft das nicht!” Seine grimmige Miene und seine Worte lösten in dem Älteren einmal mehr Herzflattern aus. Law schaffte es immer wieder aufs Neue, ihn mit seinen Reaktionen und Antworten zu überraschen. Penguin blickte unsicher zurück: „Ist das dein Ernst?” Law hob eine Augenbraue: „Was?” „Dass ich bleiben soll?”, fragte der Andere. Law wurde jetzt erst bewusst, dass er genau das damit indirekt ausgedrückt hatte. Und zudem wurde ihm abermals klar, dass er den Älteren besonders im Moment mehr denn je bei sich haben wollte. Seine reine Anwesenheit ließ ihn sich besser fühlen. Wie konnte das sein? Wollte er nicht eigentlich alleine sein? Er wandte den Blick ab. Das konnte er unmöglich preisgeben. „So sehr ich es auch will: Ich komme ohne Hilfe gerade alleine wirklich nicht zurecht. Und”, er stockte, „mir ist es lieber, wenn du mir hilfst als einer der Anderen.” Konnte er bitte damit aufhören? Penguins Herz war kurz davor aus seiner Brust zu springen. Und das zu Unrecht wie er wusste. Law meinte das nicht auf diese Art und Weise. Dennoch brachte es die Emotionen des Älteren nur noch mehr zum Pulsieren. Diese Worte klangen so unfassbar gut in seinen Ohren. Dabei wusste er genau: Es war ihm nur lieber, weil er den, den er am liebsten bei sich gehabt hätte, nicht anstecken wollte. Doch diesen Gedanken wollte er jetzt ignorieren. Überhaupt gab es gerade Wichtigeres als das. Er konnte von Glück sprechen, dass Law ihn nun nicht zu hassen schien und sogar seine Hilfe offenkundig akzeptierte. Daher musste er weiter unter Kontrolle behalten, was in ihm selbst vorging. Es tat nichts zur Sache. Kurz trat Stille ein, bevor Penguin nach dem nächsten Handtuch griff und ihn nun unerwartet gelassen ansah: „Hosen runter!” „Eh?” Dieses Mal brachte er damit wieder den Jüngeren aus der Fassung. Penguin schmunzelte: „Sie sind nass.” Law sah ihn skeptisch an: „Das merke ich wohl. Aber das klang gerade nach was Anderem.” „Ich weiß nicht wovon du redest.” Der Ältere grinste - auch wenn er innerlich in vielerlei Hinsicht immer noch aufgewühlt war. Was eben mit Law passiert war, seine eigenen Gefühle und die Sache mit Shachi ließen ihn nicht los. Aber er wollte das jetzt nicht die Stimmung kontrollieren lassen. Er hatte sich vorgenommen, Law gesund zu pflegen. Und da dieser dies nun weiterhin zuließ, wollte er alles daran setzen, dass es schnellst möglich zum Erfolg führte. Da waren negative Gedanken und Emotionen seinerseits völlig Fehl am Platz. „Und wie du das weißt!”, knurrte der Andere. Penguin grinste weiter: Die Gespräche und Gedanken in diese Richtung zu lenken, war momentan einfach viel besser - für sie beide. Auch wenn Law sich dabei wieder auf diese Art und Weise zeigte, lockerte es die Atmosphäre zwischen ihnen. Er sah ihn gespielt unschuldig an: „Was denkst du von mir? Du bist krank.” „Und trotzdem war das eine Anspielung!”, knurrte Law. „Möglich”, schmunzelte der Andere, „trotzdem sollten wir dich weiter abtrocknen.” Law schnaufte und nahm ihm das Handtuch aus der Hand: „Danke, mache ich selbst, bevor du auf wirklich dumme Ideen kommst.” Penguin blickte ihn skeptisch an: „Ach ja? Will ich sehen.” Eigentlich hatte er selbst gar nicht nur an die Körperregionen gedacht, die wohl Law im Sinn hatte, sondern auch an seine Beine und Füße, die noch in den nassen Kleidungsstücken steckten. Aber dennoch wollte er ihn nun etwas damit provozieren - es war einfach zu unterhaltsam. Der Arzt versuchte sich mit einer Hand hinter sich auf dem Bettrahmen hochzustemmen, allerdings mit wenig Erfolg. Er schaffte es kaum ein paar Zentimeter sein eigenes Körpergewicht in die Höhe zu heben, weshalb Penguin nur kurz schmunzelnd den Kopf schüttelte und ihn abrupt unter den Armen packte. „Dickkopf”, im nächsten Augenblick fand Law sich aufrecht stehend, jedoch umschlungen vom rechten Arm des Anderen wieder, „als würde ich irgendetwas mit dir anstellen in deinem Zustand.” Sanft drang Penguins Stimme dabei an sein Ohr, während er ihn so festhielt, ihre nackten Oberkörper aneinander gedrückt. Der Chirurg spürte Penguins warme Haut, die längst durch die Luft getrocknet war, auf der seinen. Es fühlte sich wieder so gut an – so vertraut und angenehm. Sein Puls beschleunigte sich etwas. Er bemerkte, wie Penguin mit der freien Hand nach dem Bund seiner Hose und auch dem seiner Boxers griff und sie tiefer schob. Eine leichte Röte stieg in Laws sonst gerade so farbloses Gesicht, obwohl es ja nun wirklich nicht das erste Mal war, dass der Ältere das tat. Dennoch wehrte er sich nicht. „Trockne dich selbst ab, wenn du es kannst. Ich schau nicht hin. Ich halte dich nur fest.” Wieder die angenehm dunkle Stimme dicht an seinem Gehör - und der warme Atem, der dabei seine Haut streifte. Law tat wie ihm geheißen, auch wenn es ihm wirklich etwas schwer fiel. Es waren längst nicht mehr nur seine Beine, sondern sein ganzer Körper und damit auch seine Arme, die völlig entkräftet waren. Dennoch gelang es ihm sich unterhalb seiner Gürtellinie rundum abzutrocknen ohne selbst hinzusehen, da er sich weiter von Penguin an dessen Körper drücken ließ und beide so über die Schulter des jeweils Anderen blickten. Was er nicht erwischt hatte, würde schon in Kürze von alleine getrocknet sein. „Fertig?”, fragte der Ältere ruhig. „Ja”, kam es leise zurück, „und jetzt?” Penguin tastete zielsicher nach seiner Hand, nahm ihm das Handtuch ab und schlang es, ebenfalls ohne seinen Blick in die Richtung zu richten, um Laws Hüfte, dabei bemüht ihn mit seinem Körper so gut es ging weiter zu stützen. „Setz’ dich”, Penguin drückte ihn sanft nach hinten, wobei er ihn nun mit beiden Händen wieder seitlich unter den Armen fasste, „dann trockne ich dich zu Ende ab.” Wieder folgte Law stumm der Anweisung und ließ sich aufs Bett sinken, wobei er nochmal sicher ging, dass das Handtuch wirklich alles verdeckte, was er dem Anderen gerade nicht zeigen wollte. Dieser bemerkte dies und ging schmunzelnd vor ihm auf die Knie, bevor er ihm die Hosen und Socken ganz auszog und ihn mit einem dritten Handtuch auch hier trocken rieb: „Dass du dich so zierst, wo gerade ich das alles schon gesehen habe. Du ziehst dich doch auch in der Dusche aus, egal wer da ist.” „Das ist was anderes”, grummelte Law. Eigentlich wusste er selbst nicht so genau, warum es ihm plötzlich so peinlich war, sich vor Penguin die Blöße zu geben – ausgerechnet vor ihm. Vielleicht, weil er fürchtete, es würde ihn selbst erregen, wenn er sich gänzlich nackt vor ihm zeigte? Denn er konnte nicht verleugnen, dass es ihm jedes Mal gefiel und seine eigene Libido anheizte, wenn er das sonst tat und den verlangenden Blick des Anderen auf sich spürte. Alleine schon der Gedanke daran ließ ihn innerlich angenehm schaudern. Aber Sex war eigentlich gerade nicht das wonach Law zumute war. Und auch Penguin war sich mehr als bewusst, dass es dazu jetzt nicht kommen würde und auch nicht kommen sollte. Doch auch seine Gedanken lenkten ihn zu ähnlichen Vermutungen wie es Laws taten. Er war sich ebenfalls nicht sicher, wie sein Körper reagiert hätte, wenn er den Jüngeren nun komplett entblößt gesehen hätte. Er musste sich ja schon zusammenreißen, wo er ihn gerade nur fast völlig entkleidet vor sich hatte. Auch als er ihn so an sich gedrückt und seine heiße Haut auf der seinen gespürt hatte, war in ihm ein Funke Unanständigkeit aufgeflammt, der gerne das Ganze in eine andere Richtung gelenkt hätte. Aber was nicht ging, ging nun mal nicht, weshalb er sich darauf konzentrierte, was eigentlich von Bedeutung war: Law schnell wieder ins Bett zu packen – und zwar angezogen. Ohne ihn noch mehr zu mustern, da der Ältere befürchtete, sonst doch die Kontrolle über seine Erregung zu verlieren, griff er nach dem trockenen Pullover auf dem Bett und hielt ihn Law hin, während seine zweite Hand einen seiner Füße abtrocknete. Er sah dabei nicht mal auf: „Wenn du kannst, zieh’ den schonmal über!” Der Andere blickte auf seinen rechten Arm: „Der Verband ist noch nass.” „Ich weiß”, Penguin war das nicht entfallen, „aber ich will nicht, dass du wieder frierst. Den wechsle ich dir daher gleich, sobald du wieder im Bett liegst.” Schweigend nahm der Jüngere den Pullover entgegen und folgte auch dieser Anweisung. Es war zwar ebenso anstrengend, aber er schaffte es gerade noch, den Pullover über Kopf und Arme zu ziehen, wobei er seine Hände direkt in die Ärmel zurückzog: Ihm wurde schon wieder kalt. Die versteckten Hände in seinen Schoss gelegt, blieb er ruhig sitzen und beobachtet wie Penguin weiterhin vor ihm auf dem Boden kniete und auch sein anderes Bein und den dazugehörigen Fuß gründlich trocknete. Er konnte immer noch nicht glauben, welche Fürsorge der Andere ihm entgegenbrachte. Und es fühlte sich wiedererwarten furchtbar gut an. Ein sanftes Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit, ohne dass er sich dessen selbst bewusst war. Auch Penguin bekam davon nichts mit, nahm stattdessen letztlich die Boxershorts und Trainingshose vom Bett, nachdem er ihm zwei Paar neue Socken bereits angezogen hatte, und zog sie zusammen Laws Beine hoch, bis zu einem Punkt an den Oberschenkeln, wo er innehielt und ihn ansah. „Schaffst du das alleine? Dann hole ich einen neuen Verband für deinen Arm.” Der Jüngere nickte. „Gut”, Penguin erhob sich und ging um das Bett herum, blieb dann jedoch irritiert am Fußende stehen und musste schmunzeln, als er sah, wie Law sich nach hinten fallen ließ, sein Becken etwas anhob und die Hosen unterm Handtuch über dieses zog. „So geht es natürlich auch.” Müde schloss der Arzt die Augen, nachdem er noch mit einem letzten Handgriff das Handtuch gelöst hatte: „Ging einfacher als hinstellen.” Penguin lächelte daraufhin lediglich, setzte seinen Weg fort und kam wenig später mit dem Verbandszeug zurück. „Hey, nicht so einschlafen”, er klopfte Law leicht gegen die Außenseite seines linken Knies, da er immer noch quer auf dem Bett, die Beine von der Bettkante hängend da lag. „Ich schaff’s nicht mich zu drehen”, kam es nur sehr leise von ihm. Penguin seufzte und lächelte zugleich, legte das Verbandszeug weg, zog seine eigene noch triefende Hose aus und trocknete flüchtig seine Beine ab, damit die Matratze nicht feucht wurde, bevor er sich auf sie kniete, wieder einmal beide Arme unter Law schob und ihn richtig herum ins Bett legte. Der Ältere stand dabei wieder auf und nahm anschließend das nasse Handtuch, welches eben noch um Laws Hüfte gewickelt war, und die kalte Wärmflasche vom Bett, bevor er ihn bis zum Bauch zudeckte. Der Arzt blieb einfach mit geschlossenen Augen ruhig liegen, bis er es neben dem Bett erneut rascheln hörte und die Augen öffnete. Er sah, wie Penguin sich gerade die Hose wieder anziehen wollte. Für eine Sekunde hing sein Augenmerk dabei ungewollt am Schritt des Anderen, bevor er hastig die Augen wieder schloss. „Zieh dir erstmal trockene Hosen an, bevor du dich um meinen Arm kümmerst.” Penguin, der seinen Blick nicht wahrgenommen hatte, zog die Hose ganz hoch und sah ihn an. Nüchtern antwortete er: „Dann muss ich erst in meine Kabine. Das will ich aber erst, wenn ich weiß, dass du rundum versorgt bist.” „Nimm dir eine von meinen Hosen.” Ebenso trocken kam dies von Law. Perplex, aufgrund des überraschenden Angebotes, sah der Andere zu ihm hinab: „Was bringt es wenn ich mit nassen Boxers in eine trockene Hose steige?” „Du kannst dir auch eine von meinen Boxershorts nehmen.” Law öffnete ein Auge und sah ihn an. Penguin starrte nur zurück: Meinte er das gerade ernst? „Ich glaube, du redest schon wieder wirr”, kam es letztlich von ihm. „Tue ich nicht!”, entgegnete Law grimmig, „Oder willst du mir sagen, du hast ein Problem damit, eine Unterhose von mir zu tragen? Muss ich DIR jetzt sagen, wo dein bester Freund schon war?” „Nein”, schmunzelte der Andere nach kurzem Zögern. Law drehte den Kopf weg und schloss das Auge wieder: „Na also. Und wenn dein Ego daran zweifelt, ob du rein passt: Die unten im Stapel sind größer. Ich trage sie deswegen so gut wie nie.” Daran, dass ihm Laws Boxershorts zu klein sein könnten, hatte Penguin nicht mal gedacht. Er war einfach nur irritiert gewesen, welches Angebot er ihm da gerade gemacht hatte. Zumindest für ihn war das doch ein Vorschlag, den man nicht jedem machte. Aber Letzteres war vielleicht sogar ein berechtigter Einwand, wobei weniger wegen seines Egos als der Tatsache, dass alleine schon sein Becken etwas breiter war als Laws. Aber der Unterschied war nun auch nicht so gravierend, dass der ohnehin elastische Stoff das nicht verkraften würde. Ausdiskutieren wollte er das Ganze mit dem Kranken sowieso nicht, weshalb er nur lächelnd darauf einging: „Danke.” Doch bevor Penguin sich umzog, griff er nacheinander nochmal nach den Pillengläsern auf dem Nachttisch. „Von denen nehme ich jetzt besser zwei”, mischte Law sich müde ein, als er nochmal aufsah und der Andere wieder die fiebersenkende Arznei in der Hand hielt. „Okay.” Penguin entnahm die Tabletten, ebenso die aus den anderen Flaschen, half Law sich nochmal etwas aufzurichten und reichte sie ihm zusammen mit dem Wasserglas, welches der Arzt gänzlich leerte, bevor er sich wieder auf die Seite legte und sich wiederum das Fieberthermometer unter die Zunge klemmen ließ. Anschließend führte Penguin sein Weg erneut zum immer noch aufstehenden Kleiderschrank. Eine von den ohnehin weiten Trainingshosen war schnell gefunden, sodass er die Türen wieder schloss. Interessanter wurde es, als er nun schon zum dritten Mal in Laws Schublade sah und sich dieses Mal nicht den Socken widmete. Es war doch ein merkwürdiges Gefühl so an seine Unterwäsche zu gehen. Warum hatte es so etwas Persönliches? Letztlich war es auch nur Stoff. Penguin fischte eine schwarze, die ganz unten lag, heraus und schob die Schublade wieder zu, ehe er beide Kleidungsstück aufs Fußende warf und seine nassen Hosen abstreifte, um sich ebenfalls abzutrocknen. Wie unauffällig und leise Law sich dabei etwas drehte und ihn trotz Erschöpfung über die Bettdecken hinweg beobachtete, merkte er nicht. Erst als er die enge aber dennoch gut sitzende Boxershorts übergestreift hatte und nach der anderen Hose griff, wanderte sein Blick über das Bett zu ihm hoch. „Hey”, kam es nun etwas aufgebracht von ihm, „warum beobachtest du mich jetzt beim Umziehen, wo es bei dir eben so ein Drama war?” Law blieb in seiner Mimik nüchtern und sprach wieder trotz Thermometers im Mund: „Wollte nur sehen, wie dir meine Boxers stehen.” Ein skeptischer Blick des Anderen folgte: „Das sind gewöhnliche schwarze Boxershorts. Ich trage dauernd solche, wie DU eigentlich wissen solltest.” Dennoch beobachtete der Jüngere ihn weiter, während Penguin nun die dunkelrote Trainingshose darüber zog und dabei grimmig zu ihm hinüber sah. Kaum dass er fertig war, drehte der Arzt sich desinteressiert wieder um und schloss die Augen erneut: „Stimmt.” Penguin wurde in Gedanken einwenig misstrausich: „Also langsam frage ich mich fast schon, ob es ihm wirklich so schlecht geht.” Doch natürlich wusste er, dass der Jüngere ihm sein Befinden nicht vorspielte. Und er war froh, wenn er kleine Höhepunkte hatte, an dem es ihm etwas besser ging und er die Kraft hatte, sich so zu verhalten wie gerade. Letztlich war es ihm auch nicht wirklich unangenehm, von ihm beim Umziehen beobachtet zu werden. Wobei er die offensichtliche Art und Weise, in der Law es getan hatte, schon etwas frech fand. Aber irgendwo mochte er ja auch genau diesen Charakterzug der Unverfrorenheit in vielen Situationen an ihm – so wie er so vieles an ihm mochte, nein, liebte. Er hatte gerade seine und Laws nasse Kleidung zum Trocknen über die beiden Stühle im Raum verteilt, als es leise klopfte. Ruckartig riss der Arzt seine Augen wieder auf, was Penguin nicht entging. Auch er hatte keine Ahnung, warum jemand um diese Uhrzeit – der Wecker verriet dass es gerade mal kurz vor vier war – so behutsam an die Tür der Kapitänskajüte klopfte. In einem Notfall wäre das Klopfen nicht so zaghaft und rücksichtsvoll gewesen. Penguin deutete dem Arzt mit dem Zeigefinger, dass er dieses Mal leise sein sollte, bevor er zur Tür ging. Kaum dass er sie etwas geöffnet hatte, hörte man Tomos Stimme im Flüsterton auf dem Flur: „Oi, ist alles in Ordnung?” Penguin legte die linke Hand auf die obere Kante der Tür, die er weiterhin nur einen kleinen Spalt geöffnet hielt, sodass man nicht zum Bett sehen konnte, und antwortete ebenfalls flüsternd: „Ja, warum?” „Ich habe eben beim Rundgang die Wasserspur von der Dusche aus bis hier hin entdeckt”, der Andere, der in dieser Nacht Wachdienst hatte, deutete auf die Pfützen im Gang, die zur Kapitänskajüte führten. „Oh, ja. Das war ich eben. Ich war etwas ungeschickt, als ich die Wasserschüssel voll gemacht habe, um das Fieber zu senken.” Penguin war durch die Aufregung und Sorge um ihren Käpt’n völlig entfallen, dass er selbst und Law pitschnass von der Dusche zurückgekehrt waren und dabei nicht nur auf dem Boden in der Kabine überall Wasserspuren hinterlassen hatten. Tomo gähnte kurz, bevor er den Kopf schräg legte: „So tollpatschig kenne ich dich gar nicht. In der Schüssel kann ja jetzt nicht mehr viel drin sein bei der Menge an Wasser auf dem Boden. Und warum nimmst du dafür überhaupt die Dusche und nicht das Waschbecken? Deine Haare sind übrigens auch nass.” Verdammt! Konnte er bitte aufhören Fragen zu stellen und Feststellungen zu machen? Penguin raufte sich gerade innerlich die wirklich noch nassen, etwas tropfenden Haare. Nach außen hin blieb er jedoch gelassen: „Keine Sorge in der Schüssel ist genug Wasser hier angekommen. Und ich bin einfach nur müde, deswegen habe ich auch eben geduscht, um wieder wach zu werden. War dann auch naheliegender die Schüssel gleich da aufzufüllen.” Tomo legte verständnisvoll Zeigefinger und Daumen ans Kinn: „Mhm, verstehe. Aber du siehst wirklich geschlaucht aus. Du solltest dich auch mal schlafen legen.” „Ach was, das geht schon. Ich setze mich gleich wieder und schlafe etwas. Der Käpt’n schläft auch gerade. Dann kann ich ein bisschen die Augen zu machen.” Penguin konnte nicht abstreiten, dass er wirklich müde war. Das war ja auch kein Wunder. Er hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden kaum mehr als drei Stunden geschlafen und dafür einiges geleistet. Dazu kamen noch die drei Male, in denen er nun schon wirklich Angst um Law gehabt hatte und die ihm dadurch zusätzlich zugesetzt hatten. Aber noch war seine Kondition nicht ausgeschöpft. Und wegen Müdigkeit von Laws Seite zu weichen kam für ihn nicht in Frage. „Ich würde ja gerne sagen, lass einfach einen von uns ein Auge auf ihn werfen solange, aber ich bin leider selbst k.o. Und wir sind ja alle schon mehr als froh, dass er dich überhaupt akzeptiert.” Tomo tat es sichtlich Leid, dass der Andere die gesamte Krankenpflege alleine übernehmen musste. „Mach dir mal keinen Kopf”, lächelte Penguin, „ich komme schon klar. Und ich habe Ban versprochen, dass ich mich bei einem von euch melde, wenn was sein sollte.” „Alles klar. Dann gehe ich jetzt besser, bevor er aufwacht.” Tomo wollte sich umdrehen, um seine letzten Runden zu drehen, ehe die Anderen nacheinander aufstehen würden und er endlich schlafen gehen konnte. Penguin hielt ihn nochmal kurz auf: „Tomo, kannst du mir vielleicht doch einen Gefallen tun?” Der Angesprochene drehte sich noch mal um: „Klar.” „Kannst du das Wasser aufwischen? Nicht dass jemand ausrutscht und sich verletzt. Wäre gerade jetzt ungünstig”, bat er ihn. Tomo lachte leise: „Sieht dir so ähnlich, dass du an so etwas denkst. Immer nur Sorgen um Andere machen. Aber ja, mache ich.” Penguin blickte ihn skeptisch an: „Ist doch normal. Gerade du würdest das auch.” „Also ich habe da in meinem müden Kopf jetzt nicht mehr dran gedacht, aber ich gebe dir Recht. Wird gleich erledigt.” Damit ging der Lockenkopf davon. Der Andere sah ihm nur wirsch nach und schloss die Tür wieder, ehe er sich umdrehte. „Er hat Recht”, überrascht sah er zu Law, als dieser dies ruhig sagte, nachdem er das Thermometer aus seinem Mund genommen hatte, „du machst dir wirklich viele Gedanken um Andere.” Kurz sah Penguin ihn noch an, bevor er etwas lachend schnaufte: „Sagst ausgerechnet du.” Penguin ging zu ihm hinüber, griff nach dem Messgerät und las es ab. „39,5. Immer noch hoch, aber wer weiß wie hoch es vorhin war”, stellte der Ältere fest und legte das Thermometer wieder weg. Doch Law ging darauf nicht weiter ein und sprach ruhig weiter: „Ich weiß nicht, ob mir all die Lügen gerade eingefallen wären, nur um jemand anderem einen Gefallen zu tun. Es ist ja nicht so, dass du gerade für dich gelogen hast.” Kurz hielt Penguin inne, bevor er seinen obenliegenden rechten Arm vorsichtig nochmal aus dem Ärmel zog und anfing den feuchten Verband abzuwickeln: „Ich weiß nun mal, wie ungern du die Anderen noch mehr beunruhigen willst. Und ich weiß auch nicht, ob es gut gewesen wäre, ihm jetzt auf die Nase zu binden, was eben passiert ist. Es hätte sie wirklich nur nervöser werden lassen.” „Danke.” Mehr kam nicht von Law. Doch dieses einzelne Wort klang so aufrichtig und war so vielbedeutend für den Anderen, dass es einmal mehr genau sein Herz traf. Er lächelte lediglich als Antwort, während er kurz prüfend auf die Wunde sah. Der Arzt folgte dem Blick: „Dank des Schmerzmittels tut das zumindest nicht weh. Und es verheilt wirklich gut. Kanaye hat da erstklassige Arbeit geleistet. ” „Er hat ja auch vom Besten gelernt”, war Penguins Antwort, wobei er die Naht vorsichtig mit einer sauberen Kompresse trocken tupfte, ehe er eine zweite darauf legte und den neuen Verband anlegte. Law wandte seinen Blick wieder ab, schloss resignierend die Augen und schmunzelte: „Als ob. Aber Tomo hat Recht: Du siehst wirklich müde aus und solltest schlafen. Du hast nicht viel die Augen zugemacht heute Nacht, oder?” „Nicht so wild”, reagierte der Ältere. Der Liegende konterte, seine Augenbrauen dabei ernst zur Gesichtsmitte ziehend, jedoch ohne die Augen zu öffnen: „Doch das ist es. Du kannst mir nicht helfen, wenn du kollabierst.” Penguin konnte das nicht abstreiten. Dennoch weigerte er sich: „Um richtig zu schlafen müsste ich in mein Bett gehen und dich hier alleine lassen. Kommt also nicht in Frage.” „Konntest du denn vorhin in meinem Bett nicht richtig schlafen?” Mit dieser Frage hatte Penguin nun wieder nicht gerechnet. Abermals hielt er inne und sah Law irritiert an, der nun wieder ernst zu ihm hochsah: „Doch natürlich. Aber–” „Wo ist dann dein Problem? Du hast es eben ungefragt getan und auch schonmal vorher hier geschlafen. Und ob du dich ansteckst oder nicht ist dir ja ohnehin egal, zumal der Zug längst abgefahren sein dürfte.” Der Chirurg sagte das mit einer unfassbaren Seriosität und Trockenheit. „Für mich ist da kein Problem”, antwortete Penguin immer noch verwundert, während er weiter den Verband um Laws Arm wickelte. Dabei stimmte das nicht: Er hatte ein wahnsinnig großes Problem damit, dieses Angebot anzunehmen. Denn es bedeutete noch mehr Nähe – Nähe die er doch eigentlich vermeiden wollte, da sie nur physisch gewesen wäre, aber sein Verlangen nach mehr emotionaler Nähe bei ihm verstärkt hätte. Der Jüngere schloss die Augen wieder erschöpft: „Dann tu’ es einfach. Mir macht es nichts aus, solange du mir nicht gerade jetzt an die Wäsche gehst.” Warum machte Law es ihm nur so schwer genau diese Nähe zu unterbinden? Wieso zwang er ihn fast schon dazu sie noch größer werden zu lassen, wo er das doch selbst nicht wollte? „Ich gehe dir sicher in deinem Zustand nicht an die Wäsche”, reagierte der Ältere nach kurzem Zögern, aber dennoch ernst. „Also, dann leg dich hin, wenn du hiermit fertig bist, sonst”, Law hustete wieder kurz, „werde ich echt sauer. Ich will nicht, dass du meinetwegen irgendwann umkippst.” Wieder versagte Penguin dabei, seine Gefühle zu unterdrücken, auch wenn er sie nicht nach außen zeigte. Laws Worte berührten ihn da wo sie es ständig taten und brachten seinen Herzschlag angenehm ins Wanken, auch wenn der Andere ihm das natürlich nur aus rein rationalen Gründen anbot. So dachte er zumindest. Wahrscheinlich hätte es ihn noch viel mehr berührt, wenn er Laws Gedanken hätte lesen können, die in Wirklichkeit kaum irrationaler hätten sein können: „Und vor allem will ich nicht, dass du gehst. Ich will, dass du bei mir bleibst.” Kapitel 16: Versteckspiel ------------------------- Der Druck seiner Blase nötigte Law aus seinem Schlaf aufzuwachen. Müde öffnete er langsam die Augen. Und sogleich war ihm wieder seine schlechte körperliche Verfassung sehr präsent: Sein Kopf pochte und jeder einzelne Knochen schien zu schmerzen. Doch schnell wurde er von den Grippesymptomen abgelenkt, als er realisierte was er vor sich sah und überrascht in Penguins schlafendes Gesicht blickte. Er lag rechts von ihm, gut einen halben Meter entfernt auf der Seite und ihm zugewandt. Sein Atem ging ruhig. Law, der es bevorzugte auf dem Rücken zu schlafen, den Kopf jedoch auf die Seite gedreht hatte, ließ seinen Blick kurz am halbnackten Körper seines Gegenübers hinab wandern. Penguin hatte sich nicht zu ihm unter die Decke gelegt, sondern lag einfach so auf dem Bett. Aber vermutlich fror er im Gegensatz zu ihm, dem es trotz zweier Bettdecken furchtbar kalt vorkam, nicht. Wieder sah er in Penguins Gesicht. Der Ältere strahlte, wohlgleich er schlief, erneut eine Ruhe aus, die sich auch auf Law zu übertragen schien. Der Chirurg musste etwas lächeln: Er war froh, dass der Andere letztlich nachgegeben und sich neben ihn gelegt hatte, um selbst etwas Schlaf nachzuholen. Nicht nur weil er wirklich um Penguins Gesundheit besorgt war, sondern auch, weil er einmal mehr spürte, wie sehr er seine Anwesenheit gerade mehr denn je wollte. „Ich weiß immer noch nicht warum, aber es fühlt sich so gut an, wenn er da ist”, ging es dem Arzt durch den Sinn. Und wieder fiel ihm auf, dass er überraschend ruhig geschlafen haben musste. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern, ob er geträumt hatte. Dabei tat er das doch sonst – und das selten angenehm. Hing das vielleicht wirklich mit ihm zusammen? Ließ ihn seine Anwesenheit so ruhig werden, dass er sich nicht nur im wachen Zustand wohler fühlte, sondern auch seinen Albträumen entkam? Doch Law konnte darüber nicht weiter nachdenken, da sein Harndrang ihn nun heftig darauf hinwies, dass er sich gerade mehr um seine physischen Bedürfnisse sorgen sollte. Allerdings war es bereits anstrengend für ihn, mit beiden Unterarmen seinen geschwächten Körper etwas hochzustemmen. „Verdammt, ich habe immer weniger Kraft”, stellte er stumm fest. Sein Blick wanderte wieder kurz zu dem schlafenden Mann neben sich. Als Penguin sich neben ihn gelegt hatte, hatte er diesem noch versprechen müssen, ihn zu wecken, wenn irgendwas sein sollte – egal was. Aber ihn jetzt aus dem wohl verdienten Schlaf zu reißen, nur weil er zur Toilette musste? Law sah über ihn hinweg auf die Uhr: Bereits halb drei. Und da man das Surren des Motors hörte und es vorm Fenster stockdunkel war, tauchten sie momentan, was wiederum hieß, es war Nachmittag. Sein Augenmerk fiel wieder auf Penguin: Er wusste nicht, ob er vor oder nach ihm eingeschlafen war. Aber sicher war es einige Stunden her. Dennoch musste der Andere erschöpft sein, nach allem was er bereits geleistet hatte. Er wollte ihm daher nicht noch mehr abverlangen. „Ich werde es ja wohl noch schaffen, alleine pinkeln zu gehen.” Auch wenn er selbst wusste, das er am Morgen des Vortags nach selbigem auf dem Rückweg zusammengesackt war, wollte Law erneut den Weg alleine auf sich nehmen. Es war jedoch ein enormer Kraftaufwand von Nöten, um sich weiter aufzurichten. Der Bewegungsablauf, bis er endlich erschöpft auf der Bettkante saß, kam ihm ewig vor. Trotzdem wollte der Chirurg sich nicht geschlagen geben – zumal er keine andere Wahl hatte, wenn er Penguin nicht doch wecken, aber genauso wenig ins Bett machen wollte. Nochmals seine knappen Kräfte mobilisierend drückte er sich von der Matratze hoch. Seine Beine fühlten sich weicher denn je an, sodass er sich ruckartig mit einer Hand auf dem Nachttisch abstützte. „So ein Scheiß”, zischte er kaum hörbar. Er hob den Kopf an und blickte zur Tür, das Gefühl habend, jede Sekunde sich abermals auf dem Boden wieder zu finden. Wie sollte er bis zur Toilette kommen, wo er kaum stehen konnte? Ein Hauch Verzweiflung und Hilflosigkeit kam in ihm auf. Dennoch versuchte er die Hand wieder vom Tisch zu lösen, um im Schneckentempo auf die Tür zu zu steuern. Wieder fluchte er dabei leise: „Fuck!” „Law?” Die Stimme hinter ihm, ließ ihn unmerklich zusammenzucken. „Was machst du da?” Penguin war offensichtlich aufgewacht und Law hörte, wie er sich etwas aufrichtete. „Nichts. Ich muss nur wohin”, antwortete er ruhig. Doch das bewegte den Anderen nicht dazu, sich wieder hinzulegen und weiter zu schlafen. Stattdessen stand er eilig auf und ging um das Bett herum. „Du hattest mir doch versprochen, mich zu wecken, wenn was ist”, ermahnte Penguin den Jüngeren, bevor er ihn sachte aber bestimmend zurück schob und wieder aufs Bett zwang. Weit hatte Law es ohnehin nicht geschafft. „Ich bin kein Kleinkind, das man aufs Töpfchen setzen muss”, knurrte der Arzt. „Nein”, Penguin holte seine Schuhe, ging vor ihm auf die Knie und begann sie ihm anzuziehen, „aber du bist krank. Und du verhältst dich schon wieder wie ein Kleinkind – ein trotziges Kleinkind.” Schnaufend und mit grimmiger Miene wandte Law den Blick ab: „Von wegen. Ein Kleinkind würde ja nach Hilfe schreien und dir deinen Schlaf rauben.” Nun sah auch Penguin auf den Wecker, während er sich wieder aufrichtete, um seine Stiefel anzuziehen, und antwortete ruhig: „Den hättest du mir nicht geraubt. Ich habe etliche Stunden geschlafen. Das reicht vollkommen.” Law antwortete nicht, sondern ließ sich einfach stumm von dem Älteren wieder auf die Beine ziehen. „Ich denke, ich trage dich besser wieder.” Doch Penguins Vorschlag wurde samt seiner Hand, die sich bereits um Laws Taille legen wollte, von diesem abgewehrt: „Vergiss es!” Ein Seufzer entwich dem Anderen. Wie hatte er auch denken können, dass Law dem zustimmen würde? Als er sich in der Nacht, auf dem Rückweg von der Dusche nicht gewehrt hatte, war er einfach zu erschöpft und geschwächt gewesen. Aber jetzt hatte sein Starrsinn offensichtlich wieder genügend Energie, um sich so zu zeigen. Und da Penguin immer noch nicht durch unnötige Diskussionen an Laws Kräften zehren wollte und zudem um diese Uhrzeit auch der Großteil der Crew an Bord auf den Beinen war, akzeptierte er Laws Wunsch einmal mehr. Somit schleppte dieser sich erneut auf seinen eigenen, sehr wackeligen Beinen hinüber zum Toilettenraum. Zu seinem Glück ging keiner der Anderen zu diesem Zeitpunkt über diesen Gang und auch die Toiletten schienen verlassen. Alleine der Gedanke, wie seine Männer ihn so sehen würden, bereitete ihm erneut Übelkeit. „Jetzt guck nicht schon wieder in den Spiegel. Du siehst noch genauso beschissen aus wie gestern und das wird sich so schnell auch nicht ändern.” Penguin verdrehte die Augen, als sein Käpt’n genau das tat, kaum dass er sich nach seinem Toilettengang nun wieder vor dem Waschbecken befand. „Von wegen! Ich sehe noch beschissener aus!”, knurrte Law, sein Gesicht gründlich von allen Seiten betrachtend und mit einer Hand über seine Kieferknochen streichend. Penguin musste kurz lachen. Er wusste nur zu gut, was dem Jüngeren gerade besonders ein Dorn im Auge war: Die Bartstoppeln, die seit nun mehr zwei Tagen ungehindert sprießen konnten. Die geringe, aber doch vorhandene Eitelkeit des Arztes, war an Bord nämlich längst kein Geheimnis mehr. „Was ist daran so lustig?”, giftete er zu dem an der Wand lehnenden hinüber. „Nichts. Rein gar nichts.” Aber auch Laws finsterer Gesichtsausdruck konnte Penguins anhaltendes Schmunzeln nicht unterbinden. Er fand es einfach zu amüsant, wie Law trotz seines Gesundheitszustandes immer noch so auf sein Äußeres achtete. Und irgendwie fand er ihn dabei ein weiteres Mal in gewisser Weiße süß. In diesem Augenblick tat er ihm aber auch einmal mehr leid, da seine körperliche Schwäche Law deutlich mental zusetzte. Besonders, als er beobachtete, wie der Jüngere auf das Rasiermesser direkt vor sich auf der Ablage blickte, ehe er den Kopf senkte und auf seine Handflächen blickte – oder viel mehr die rechte von beiden, da sich die linke zunehmend fester an den Rand des Waschbeckens klammerte. Seine sonst so ruhigen Chirurgenhände zitterten sichtlich. „Lass es”, Penguin ging zu ihm hinüber und lehnte sich seitlich mit der Hüfte an das Waschbecken links neben dem, vor dem Law stand, während er die Arme vor der Brust verschränkte, „das endet sonst im Blutbad.” Law ließ seufzend die Hand sinken: Er musste sich eingestehen, dass der Andere Recht hatte. Allerdings ließ des Älteren nächste Aussage seinen Blick wieder völlig entgleisen: „Und so ein hübsches Gesicht muss man ja nun nicht durch Schnittwunden entstellen.” Langsam drehte der Arzt den Kopf und sah Penguin, der einfach wieder aus dem Bauch heraus geredet hatte, irritiert an. „Kannst du aufhören so mit mir zu reden? Sonst denke ich, du willst mich anbaggern. Abgesehen davon, dass das wohl nicht mehr nötig ist.” Wieder zischte Law diese Worte, wobei auch deutlich seine Verwirrung mitklang. Erst jetzt wurde auch dem Anderen bewusst, dass er einmal mehr hätte erst denken und dann reden sollen. Abrupt hob er die Hände vor sich, um ihn zu beschwichtigen: „Eh, so habe ich das nicht gemeint!” Nein, das hatte er tatsächlich nicht. Er hatte damit nicht wieder auf den Sex anspielen wollen. Er hatte einfach nur gesagt, was er wirklich dachte, ohne Hintergedanken. Er fand Law nun mal äußerst ansehnlich – ganz besonders sein schmales Gesicht mit den hellen, stahlblaugrauen Augen und der kleinen Kerbe zwischen den Augenbrauen, die beim grimmigen Zusammenziehen eben jener zustande kam. Allerdings kaufte der Arzt ihm das wieder nicht ab, erschien es ihm doch mehr als offensichtlich, dass der Andere wieder an ihre Techtelmechtel dachte. Doch anstatt ihn weiter zu Unrecht dafür zu verurteilen, wandte Law seinen Blick schnaufend ab und griff nach seiner Zahnbürste, die neben einigen anderen über diesem Waschbecken stand. Krank hin oder her: Etwas Körperhygiene musste sein. Allerdings wollte die Zahnpastatube ihm diese wohl verwehren, als sie aus seiner zittrigen linken Hand sprang, kaum dass er sie gegriffen hatte. Doch anstatt im nächsten Moment zu hören, wie sie zu Boden fiel, sah Law im Augenwinkel, wie sie sicher von einer anderen Hand aufgefangen wurde. Kommentarlos drehte Penguin den Deckel ab und hielt sie ihm hin. Aber anstatt sie zu nehmen blickte Law nur stumm auf seine Zahnbürste, bevor er sie ihm wortlos entgegenhielt. Auch wenn es ihn überraschte, dass er so reagierte, verstand der Ältere und gab umgehend eine kleine Menge der Paste auf die Borsten. „Danke”, murmelte Law noch, bevor er die Bürste schon in seinen Mund steckte. Penguin lächelte nur. Auch wenn es nur eine Kleinigkeit gewesen war, so machte es ihn wieder mehr als glücklich, wenn Law sich freiwillig von ihm helfen ließ. „Eigentlich keine schlechte Idee”, sagte er letztlich, griff nach seiner Zahnbürste, zwei Waschbecken weiter links und begann ebenfalls seine Zähne zu putzen. Schließlich hatte auch er die Zeit, in der er dies für gewöhnlich erstmals am Tag tat, deutlich verschlafen. Somit standen sie nun stillschweigend nebeneinander und gingen dieser banalen Tätigkeit nach. Und beinahe hätten sie diese auch so zu Ende gebracht, wäre nicht plötzlich die Tür aufgegangen. Penguin musste erst gar nicht zu Law sehen, um zu wissen, wie dieser augenblicklich erstarrte. Stattdessen stellte er sich erneut seitlich, aber mit dem Rücken zu ihm ans Becken, sodass von der Tür aus die Sicht auf ihn weitestgehend verdeckt war. Es war Shou, der hereinkam und überrascht war Penguin hier anzutreffen. Schließlich hatte die gesamte Crew, Tomo ausgenommen, ihn seit gut achtzehn Stunden nicht mehr zu Gesicht bekommen. Und das wo man sich in dem kleinen Uboot mit so vielen Leuten ständig über den Weg lief. „Oh, du lebst ja doch noch! Wir wollten schon wetten, ob dich die Grippe oder doch der Käpt’n kalt gema–”, doch der Rothaarige stoppte, als er entdeckte, wer sich hinter Penguin verbarg, „Käpt’n?!” „Raus! Du steckst dich an!”, wies Penguin ihn mit gefährlicher Stimmlage und der Zahnbürste in der Hand, als wäre es ein Dolch, mit dem er dem Anderen drohen könnte, an. Trotz seines sonstigem häufigen Ungehorsams, spurte Shou, salutierte überflüssiger Weise kurz und war nach einem „Aye!” im nächsten Augenblick wieder zur Tür hinaus. „Huch! Seit wann hört der auf jemanden außer dich?”, kam es überrascht von Penguin. Aber Law antwortete darauf nicht, sodass Penguin sich wieder zu ihm umdrehte, wobei nur erneut eins leise von Laws Seite kam: „Danke.” Der Ältere sah ihn an, wie er etwas zermürbt beide Handballen aufs Waschbecken gestützt hatte, während seine rechte Hand noch seine Zahnbürste hielt, und er auf den Abfluss blickte. Wieder setzte der Anblick dem Älteren zu. Und wieder wollte er ihn so gerne in den Arm nehmen. Schließlich wusste er was in Law vorging und wie sehr er sich für seinen Zustand schämte. Doch es war nicht nur Laws innerer Konflikt hinsichtlich seiner momentanen, körperlichen Schwäche. Viel mehr noch setzte ihm gerade wieder zu, dass er in der Sekunde, als Shou hereingekommen war, nicht einmal daran gedacht hatte, dass Penguin ihm versprochen hatte, niemand außer ihm würde ihn so sehen. Wie auch? Für ihn erschien es nach wie vor wie eine belanglose Aussage, des Anderen, obwohl er ihm nun schon mehrfach bewiesen hatte, wie sehr er bemüht war, sein Wort zu halten. Und Law verfluchte und verachtete sich abermals dafür – dafür, dass er es nicht schaffte, mehr in den Älteren zu vertrauen. Dieser fragte letztlich neben ihm: „Bist du fertig?” Stumm nickte der Arzt und ließ sich die Zahnbürste aus der Hand nehmen ohne Penguin auch nur anzusehen. Wieder fröstelte es ihn, weshalb sich sein Griff am Rand des Beckens erneut festigte. Er hörte wie der Andere neben ihm ihre Zahnbürsten unter den Wasserstrahl hielt und wenig später wegstellte, bevor er sich selbst durch seinen widerkehrenden Husten beim Mundausspülen unangenehm verschluckte. Doch er brauchte gar nicht erst versuchen sich mit seinen kraftlosen Händen selbst auf den Brustkorb zu klopfen. Denn augenblicklich lag dort ein ganzer Unterarm, der ihn zusätzlich mit der Hand unter seinem Arm stützte, während ihm eine andere Hand behutsam aber dennoch fest genug auf den Rücken schlug, um wieder normal atmen zu können. „Geht’s?” Penguin klang besorgt. „Ja.” keuchte Law, als sich sein Husten wieder beruhigt hatte. Dennoch blieben Hände und Arm wo sie waren – auch als er sich wieder aus seiner leicht gebückten Haltung aufrichtete. Aber weshalb macht es ihm plötzlich wieder nichts aus? Warum wollte er Penguin und dessen Hilfe nicht wieder von sich stoßen? Wieso? Aus dem Augenwinkel huschte Laws Blick über den entblößten Oberkörper, der sich so dicht neben ihm befand, dass er das pochende Herz darin hören konnte. Oder war es sein eigenes, das unerwartet das Motorengeräusch des Schiffes in seinen Ohren übertönte? „Komm, du musst zurück ins Bett.” Trotz aller Sanftheit in der dunklen Stimme Penguins, drang diese deutlich zu Law durch – und vermischte sich angenehm mit dem Klopfen in seinem Gehör. „Ja.” Für einen Augenblick wäre dieser matten Antwort eine Reaktion gefolgt, die wohl nicht nur Penguin mehr als überrascht hätte. Doch in letzter Sekunde hielt Laws rationalarbeitender Kopf ihn davon ab, einfach seinen Arm um den Hals des Anderen zu legen und ihn damit stumm aufzufordern, seinen erschöpften Körper trotz aller Bedenken zurückzutragen. Er erinnerte sich noch sehr genau an die wohlige Wärme, die er am Morgen erfahren hatte, als Penguin genau das getan hatte. Wie sehr ihm seine warme Haut wohl auch jetzt wieder gut getan hätte, wo ihn doch erneut Kälte übermannte? Müde drehte er sich um und schob sich an Penguin, der seine Arme von ihm löste, vorbei in Richtung Tür, um sich aufs Neue auf seinen eigenen Beinen und frierend zurück ins Bett zu schleppen. „Meinst du, du willst versuchen etwas zu essen?”, fragte Penguin, nachdem er Laws Schuhe weggestellt hatte und ihr Besitzer erneut ausgelaugt im Bett lag. „Nur eine Kleinigkeit?” „Mhm.” Law blickte zur Decke. Sein wieder andauerndes nachdenkliches Verhalten war dem Anderen nicht entgangen. Aber was sollte er groß dagegen unternehmen? Ihm nochmals sagen, er solle aufhören zu grübeln? Sinnlos. „Gut”, er ging zum Bett hinüber, „dann gehe ich gleich zu Dai. Muss eh mal eben schnell duschen und einen Happen essen. Hier, nimm die vorher!” Während er sprach, drehte Penguin wieder die Pillengläser auf, um Law mit den Medikamenten zu versorgen. Doch als er sie ihm hinhielt, starrte dieser nur weiter die Holzbalken über sich an. „Law!” Mit Nachdruck sagte er seinen Namen und riss ihn damit aus seinen Gedanken. Irritiert blickte er ihn nun doch an: „He?” „Deine Tabletten.” Worüber hatte er nur wieder nachgedacht, dass er so abwesend gewesen war? Überhaupt hatte Penguin das noch nie so erlebt, schien sein Käpt’n doch sonst immer bei vollster Aufmerksamkeit zu sein. Hatte er ihm unbewusst gerade eine Seite an sich gezeigt, die er sonst niemals vor anderen ans Tageslicht trug? „Oh”, noch ein untypischer Ausruf des Jüngeren, ehe er sich schon versuchte aufzusetzen und Penguin ihm dabei half. „Alles in Ordnung?” Warum fragte er das überhaupt, wo er doch wusste, dass bei seinem Gegenüber bei Weitem nicht alles in Ordnung sein konnte. „Ja. Ich bin nur müde”, war Laws Antwort, bevor er die Tabletten mit einem großen Schluck Wasser hinunterspülte. Hatte Penguin etwa eine andere Antwort erwartet? Eine ehrlichere? Nein, eigentlich nicht. Er nahm ihm das Wasserglas wieder ab: „Ich gehe eben in die Kombüse und duschen, falls du es nicht mitbekommen hast. Ich beeile mich. Bleib im Bett!” Law ließ sich zurücksinken: „Aye.” Im nächsten Moment war der Ältere schon samt Glas zur Tür hinaus. Der Arzt zog die Bettdecken höher bis zu den Schultern und richtete den matten Blick wieder nach oben, bevor er sich erneut in seinen Gedanken verlor, die einzig und alleine erneut um eins kreisten: Sein abhandengekommenes Vertrauen. Wieder fragte er sich, ob er es je wiedererlangen würde. Penguin hatte ihm, seit er sich um ihn sorgte, noch nicht einmal einen Grund gegeben, ihm nicht zu vertrauen – im Gegenteil – und trotzdem fiel es ihm schwer, gar unmöglich. Seine gesamte Crew hatte sein Vertrauen nach wie vor so sehr verdient. Sein Augenmerk wanderte kurz zum Fenster: Es war dunkel. Immernoch versteckten sie sich unter der Wasseroberfläche, nur damit er sich besser fühlte – und das ohne seine Anweisung. Er drehte den Kopf zurück und biss sich auf die Unterlippe. Sie vertrauten ihm alle. „Wie werden sie nur reagieren, wenn sie von meinen Plänen erfahren, in die ich sie nie eingeweiht habe?” Alleine der Gedanke über die möglichen Reaktionen, falls der Tag kommen würde, an dem seine Crew ihm nicht mehr unwissend folgen würde, ließ ihn frösteln. Würden sie sich alle abwenden, wenn sie sahen, dass er ihr Vertrauen im Grunde nur ausnutzte ohne je einen Funken davon zurückgegeben zu haben? Wie lange konnte er dieses Versteckspiel hinter seiner kühlen Fassade noch aufrecht erhalten, bevor dieses und möglicherweise seine Crew zerbrechen würde? Er zog die Bettdecke weiter hoch – bis über die Nasenspitze. Ein Kommentar von Ban war das Erste, das Penguin zur Begrüßung erhielt, als er die Kombüse betrat: „Oi, unsere Bazillenschleuder. Und wer liegt oben?” „Eh?” Irritiert blickte er zum Tisch, wo neben dem Stirnbandträger noch Shou saß und Karotten schälte. Offensichtlich waren sie heute dafür zuständig ihrem Smutje beim Kochen zur Hand zu gehen. Gemüse für mehr als ein Dutzend Leute wusch, putzte und schälte sich nunmal immer noch nicht von alleine. Ban musterte ihn und deutete mit dem Schälmesser in seiner Hand auf seinen entblößten Oberkörper: „Oder hat der Käpt’n angeordnet, dass wir jetzt alle so rumlaufen?” „Alter, was erzählst du da?”, Penguin hob eine Augenbraue, war es doch nichts ungewöhnliches, dass nicht nur er ab und an mal so an Bord unterwegs war. „Du warst fast den ganzen Tag beim Käpt’n und tanzt dann in dem Aufzug hier an. Nicht mal deine heißgeliebte Mütze schleppst du scheinbar mit dir rum. Ihr putzt euch sogar schon zusammen die Zähne, wie ich gehört habe.” Der Blonde ließ nicht locker. Innerlich schluckte Penguin heftig: Erst Kanaye, jetzt Ban und offensichtlich indirekt wohl auch Shou. Verhielt er sich doch zu auffällig? Ahnten sie bereits mehr als ihm und vor allem Law lieb war? Wenn er nicht aufpasste, brachte er ihn in noch größere Schwierigkeiten als er sich ohnehin schon befand. Auf der anderen Seite wies Ban eigentlich auf nichts hin, was sich nicht banal erklären ließ. Gut, dass er seine Mütze nicht bei sich trug, kam wirklich äußerst selten vor. Und bisher war ihm das auch selbst kaum aufgefallen. Sie lag schon seit dem Vortag auf Laws Schreibtisch. Doch alles andere konnte man wirklich als haltlose Aussage abtun. Genau das versuchte Penguin, als er mit gelassener Miene zur Spüle ging, um dort das Glas abzustellen: „Rede nicht so einen Müll. Ich habe mir schon so ziemlich neben jedem von euch die Zähne geputzt. Auch neben ihm. Und er hat den ganzen Tag geschlafen – und ich auch.” Doch Ban ließ nicht locker: „Deswegen frage ich ja: Wer oben und wer unten?” Penguins Augenbraue zogen sich zur Gesichtsmitte zusammen, bevor er knurrte: „Er im Bett und ich auf dem Stuhl.” „Auf dem Stuhl? Den ganzen Tag? Tut dir dann nicht alles weh?” Er konnte Shous Grinsen, das er dabei Ban zuwarf, regelrecht hören. „Also wenn du nicht in seinem Bett schläfst, bist du ganz schön blöd”, ergänzte Ban, während Penguins Laune ungewohnt finster wurde. „Ich meine, hast du ihn dir mal genauer angesehen oder betüdelst du ihn nur mit geschlossenen Augen? Dass unser Käpt’n trotz seiner Art an jedem Finger zehn Frauen haben könnte ist wirklich kein Wunder. Und wenn ich nicht ausschließlich auf weibliche Kurven stehen würde, dann glaub mal, dass er sich vor mir in Acht nehmen müsste.” „Wohl eher du vor ihm, wenn du deine plumpen Anmachen an ihm ausprobieren würdest”, mischte sich Dai ein, der am Herd seiner Arbeit nachging. „Pff, die sind nicht plump sondern äußerst wirkungsvoll”, widersprach Ban. „Ja, bei den dummen Tussis in den Bars, die außer Geld und sich vögeln lassen nicht viel in der Birne haben.” Penguin sah ihn nun finster an. „Oh jetzt redest du auch noch so über die Ladies, die du sonst selbst gerne beglückst? Und dazu noch dieser Blick?” Ban konnte einfach nicht ruhig sein. Sehr zu Penguins Ärgernis: „Sag mal, hast du dir auf die Fahne geschrieben, mir neuerdings besonders auf den Sack gehen zu wollen oder was ist dein Problem?” Doch Ban blieb selbstsicher: „Nein, eigentlich nicht. Ich finde es nur auffallend, wie ungewohnt reizbar du bist, wenn es um ihn geht. Du, der sonst so ruhig und gelassen ist.” „Ich bin es, weil du Scheiße redest! Über unseren Käpt’n! Mach weiter so und ich zweifle auch nüchtern an deinem Respekt ihm gegenüber.” Dass ausgerechnet der Ketternraucher so spitzfindig sein konnte, setzte Penguin enorm zu. Ban sah wieder auf die Möhre in seiner Hand, während er sie schälte: „An meinem Respekt ihm gegenüber hat sich nichts geändert und wird sich auch nie etwas ändern. Egal ob zwischen euch was läuft oder nicht. Nur es zu verleugnen und ein Versteckspiel daraus zu machen wird euch nicht ewig gelingen und ist unnötig. Aber das brauche ich dir ja nicht sagen, wenn zwischen euch nichts ist.” Im selben Augenblick ging wieder die Tür auf. Und es war ausgerechnet jener, abgesehen von Law, bei dem Penguin gerne vermieden hätte, dass er von dieser Diskussion Wind bekam: Shachi. Er blieb in der Tür stehen, als sein Freund ihn nur flüchtig ansah, bevor er dem Blonden eine letzte Antwort entgegendonnerte: „Richtig, zwischen uns ist nichts und wird auch nie was sein!” „Kapiert”, gab Ban schmunzelnd von sich. Penguin hingehen wandte sich nun sichtlich missgestimmt dem Kühlschrank zu, um sich Reste vom Mittagessen zu nehmen, wobei er Dai ansprach: „Kannst du bitte Suppe für ihn kochen?” Der Koch wusste, dass er gemeint war und nickte: „Klar. Ich hatte ohnehin gehofft, dass du kommst und fragst. Habe schon was vorbereitet. Gib mir eine halbe Stunde, dann schick ich wen der sie euch bringt.” Penguin drehte sich zur Tür: „Alles klar. Danke.” Er wollte gehen. Fliehen. Vor Bans aufdringlichen, aber gar nicht so falschliegenden Anspielungen und Fragen, aber auch vor Shachi. Das war einfach kein guter Moment um jetzt längere Zeit mit ihm in einem Raum zu sein. Nicht nachdem, was er wohl gerade wieder aufgeschnappt hatte und ihn wieder hatte erstarren lassen. Doch Dai hielt ihn unverhofft nochmal auf: „Wie geht es ihm eigentlich?” Penguin blieb stehen und blickte zu Boden. Das leise Geräusch der Schälmesser von Ban und Shou verstummte. Nur der Schiffsantrieb surrte in den Stahlwänden und einige Schritte anderer Crewmitglieder hörte man entfernt auf den Metallböden in den Gängen. Er wusste, dass alle erwartungsvoll ihn ansahen. Er zögerte. „Beschissen”, gab er letztlich leise und ernst von sich, bevor er schnurstracks und ohne irgendjemanden noch eines Blickes zu würdigen an Shachi vorbei aus der Küche eilte. Schweigend sah Shachi ihm nach, bis die schwere Metalltür hinter ihm ins Schloss fiel. „Meinst du wirklich zwischen den beiden läuft was?” Diese Frage konnte nur von Shou stammen. Der angesprochene Ban schälte weiter Gemüse: „Nein.” Shachi wandte den Blick zu ihnen und verfolgte auch Shous nächste Frage: „Warum hast du dann gerade so drauf rumgehackt? Ich habe doch auch nur gesagt, dass ich die beiden beim Zähneputzen gesehen habe.” „Weil man manchmal etwas Druck machen muss, um anderen in den Arsch zu treten.” Ban legte die geschälte Karotte zu den anderen fertigen und griff nach der nächsten. „Also willst du das zwischen den beiden was läuft?” Shou stellte weiter eine naiv klingende Frage nach der anderen. Ban ließ mit einer Antwort etwas auf sich warten: „Ich will nur, dass der Käpt’n seine Ziele erreicht… und glücklich ist.” Der Jüngere legte den Kopf schief: „Hä? Das ist keine Antwort auf meine Frage. Außerdem steht er genau wie wir alle hier nur auf Weiber. Oder hast du ihn schonmal mit einem Mann gesehen?” „Shou”, während Ban nur noch hoffnungslos angesichts der ihm gegenübersitzenden Einfältigkeit den Kopf schüttelte, mischte nun Dai sich wieder ein, „schäl weiter! Sonst können wir er erst heute Nacht essen!” Der Rothaarige grummelte nur kurz, bevor er der Küchenarbeit, die er so sehr hasste, weiter nachging. Shachi, der sich währenddessen nun zur Vorratskammer gegenüber der Eingangstür begab, um wenig später wieder mit einer Wasserflasche herauszukommen und den Raum zu verlassen ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben, ließ er außer Acht. Ganz anders Ban, der ihm kurz mit den Augen folgte. Penguin hatte Mühe sein Gemüt wieder zu besänftigen, während er auf dem Rückweg war. Unter keinen Umständen wollte er, dass auch Law erfuhr, was Ban da soeben zum Besten gegeben hatte. Es würde ihn nur noch mehr beunruhigen, was in seiner Verfassung alles andere als gut war. Also musste Penguin selbst weiter ruhig wirken, auch wenn er es nicht war. „Wenn das hier alles vorbei und er wieder gesund ist, muss ich auf Distanz gehen. Auch wenn es mir schwer fällt. Ich schade ihm damit nur”, schoss es ihm durch den Kopf, als er langsam die Tür zur Kapitänskajüte öffnete und hinter sich schloss. Wieder bot Law ihm ein bizarres Bild. Er hatte sich bis zu den Ohren unter seinen Decken versteckt. Penguin zog seine Schuhe aus und ging zu ihm hinüber: „Ist dir wieder so kalt?” Dieses mal reagierte der Chirurg und sah ihn aus dem Augenwinkel an: „Ja.” „Warte, ich mache dir eben die Wärmflasche wieder warm.” Der Andere wollte sein Essen auf dem Stuhl neben dem Bett abstellen. Aber Law hielt ihn ab und schob die Bettdecken etwas hinab bis zum Kinn, wobei eine Hand wieder leicht seine etwas picksenden Wangen streifte: „Iss erstmal. So schlimm ist es nicht.” Penguin wollte gerade widersprechen, als sein Magen sich lautstark einmischte und er einen bestätigtwirkenden Blick von Law erntete: „Ok. Aber dann nimm das wenigstens so lange.” Er hielt ihm erneut das Thermometer hin, welches der Kranke sich bereitwillig unter die Zunge schieben ließ, bevor der Ältere zum Schreibtisch hinüber ging. „Dai kocht Suppe für dich”, erwähnte er, ehe er begann zu essen. Law gab nur ein undefinierbares Brummen von sich, da er wohl dieses Mal nicht mit Thermometer im Mund reden wollte. Und so verstrichen Minuten des Schweigens, in denen Law seine Augen wieder schloss und Penguin erneut durchs Fenster sah, auch wenn er dort dieses Mal nur Dunkelheit zu sehen bekam. Doch es war kein unangenehmes Schweigen. Beide überlegten nicht, was sie sagen sollten. Was vielleicht auch daran lag, dass nun beide sich wieder in Gedankengängen verstrickten, die so komplex waren, dass sie keine beiläufige Konversation zuließen. Überraschend war es der Arzt, der die Stille irgendwann unterbrach, nachdem er das Messgerät aus seinem Mund genommen und nach einem prüfenden Blick zur Seite gelegt hatte: „Penguin?” Der Angesprochene hielt inne: „Hmm?” „Wie geht es den Anderen? Irgendwelche Symptome?” Laws besorgter Blick ging wieder zur Raumdecke. Auch wenn er es nicht von allen sicher wusste, antwortete Penguin ruhig: „Alles in Ordnung. Keiner ist krank.” Er war sich sicher, dass seine Freunde ihm das andernfalls eben gesagt hätten. „Gut”, sprach Law leise weiter. „Darf ich dich um einen Gefallen bitten?” Verwunderung trat in Penguins Gesicht: „Um jeden, solange es nicht der ist dass ich gehen soll.” Law musste selbst kurz schmunzeln: „Nein. Das habe ich inzwischen wirklich aufgegeben.” Penguin grinste: „Gut. Den tue ich dir nämlich wirklich nicht.” Kurz lächelte der Jüngere noch zur Decke, bevor seine Miene etwas grimmig wurde und er sich mit den Fingern erneut über die kratzige Wange fuhr: „Kannst du mich gleich rasieren? Ich ertrage das so nicht mehr.” Überraschen, gefolgt von einem Lächeln trat in Penguins Gesicht: „Klar. Kein Problem.” Law sah nun ernst zu ihm hinüber: „Aber wehe du rasierst zu viel weg.” Nun musste der Ältere, der sich denken konnte, wie wichtig Law seine adrett gestutzten Kotletten und sein Kinnbart waren, lachen: „Werde ich sicher nicht. Ich bin nicht lebensmüde.” Doch Laws skeptischer Blick blieb. Erst als er bereits knapp zwanzig Minuten später auf der Bettkante sitzend erneut an sein Gesicht fasste und prüfend über die Haut strich, die nun da glatt war, wo er sie glatt haben wollte, wich dieser Blick wieder. „Und? In Ordnung so?”, wollte Penguin wissen, der selbst sehr erleichtert war, dass er Law nicht geschnitten hatte. Schließlich war es das erste Mal gewesen, dass er das nicht nur bei sich selbst gemacht hatte. Und das dann ausgerechnet an jemandem wie seinem Käpt’n zu testen, der ihn vermutlich zerhacktstückelt hätte, wenn auch nur ein Millimeter seines Bartes verloren gegangen wäre, brauchte wohl eine Portion Mut. Aber letztlich musste Penguin eingestehen, dass es ihm in gewisser Weise auch gefallen hatte, so etwas für ihn zu tun. Und wieder verkniff er sich, dass er den Jüngeren irgendwie süß gefunden hatte, als er dort so mit ernster, kritischer Miene und Rasierschaum im Gesicht vor ihm gesessen hatte. Wahrscheinlich würde Law es ihm nie verzeihen, wenn er jemals dieses Adjektiv ihm gegenüber äußern würde. Es war ja auch eigentlich denkbar unpassend für ihn. Trotzdem empfand Penguin bei seinem Anblick immer wieder so. „Ja. So fühle ich mich besser. Danke.” Law war hörbar zufrieden mit dem Ergebnis. „Du willst dich aber sicher selbst waschen, oder?” Während Penguin vom Stuhl aufstand und die Rasierutensilien beiseite stellte, blickte Law auf die Wasserschüssel mit warmem Wasser, welche der Andere ebenfalls nach seiner Dusche mitgebracht hatte. Law selbst hatte zuvor noch geäußert, dass er sich auch dringend waschen müsste, da er andernfalls sich sonst bald nicht nur schlecht fühlen sondern auch so riechen würde. Und auch wenn es nun schon einige Zeit her war, dass Penguin ihm so nahe gewesen war, um das zum akutellen Zeitpunkt deutlich beurteilen zu können, gab er ihm Recht. Doch nun war der Arzt sich unsicher, wie genau er das bewerkstelligen sollte. Die Schüssel und der Waschlappen waren sicher die beste Methode, da ihn seine Beine keine zwei Minuten ohne zusätzlichen Halt unter der Dusche getragen hätten. Aber selbst das erschien ihm momentan kraftaufwändig. Und sich jetzt hier ganz ausziehen? Vor Penguin? Dasselbe Dilemma wie schon am Morgen. „Ansonsten wasch dich da, wo ich es nicht sehen soll selbst und ich mache den Rest. Ich drehe mich dabei um”, schlug Penguin, der sich nach dem Duschen wieder komplett angezogen hatte und nun eigene Sachen trug, ihm vor, da keine Antwort kam. „Ich schaffe das schon”, reagierte der Jüngere irgendwann. Penguin verschränkte die Arme: „Law, es gibt keinen Grund, dass ich es nicht tue. Du musst dich nicht schämen. Weder dafür, dass du gerade so schlapp bist, noch dass ich dich nackt sehe und wasche. Es bleibt erstens unter uns und zweitens –” „Und zweitens hast du mich schon mehrfach nackt gesehen. Ich weiß. Mehr als das”, unterbrach Law ihn mit gesenktem Blick. „Eigentlich wollte ich sagen, dass ich es gerne tue. Aber das kommt auch noch dazu.” Penguins Aussage ließ Law überrascht zu ihm aufblicken. „Du tust es gerne?”, wiederholte er irritiert. „Ja?!”, gab der Stehende ebenso verwirrt wieder, sich wundernd, was nun daran wieder so merkwürdig war. „Erst sagst du mir, ich hätte ein hübsches Gesicht, dann dass du mich gerne wäschst. Sicher dass du keine Hintergedanken hast?” Argwöhnisch hob Law eine Augenbraue. Wieder der überrumpelte Gesichtsaudruck seitens Penguin: Er drückte sich wirklich immer öfter missverständlich aus. Wobei es wohl besser war, wenn Law davon ausging, er würde auf Sex hinauswollen, und nicht ahnte, welcher Natur Penguins Gefühle und damit auch seine Worte wirklich waren. „Eh, nein”, antwortete er hastig, „ich meinte nur, dass es mir nichts ausmacht und ich dir gerne helfe.” „Hmm, ja. Das sagtest du bereits”, erinnerte Law sich und wandte den Blick wieder ab. „Richtig”, bestätigte der Ältere. „Also? Was nun?” Nach noch einigen Augenblicken des Zögerns war der Arzt letztlich auf Penguins Vorschlag eingegangen. Und er hatte es zu seinem eigenen Überraschen nicht als unangenehm empfunden – zumindest nicht, die Tatsache, dass er sich, abgesehen von gewissen Stellen, nicht selbst wusch. Zumal er seine Boxershorts währenddessen anbehalten und erst ausgezogen hatte, als Penguin sich umgedreht hatte. Nur das lauwarme Wasser hatte auf seiner Haut geschmerzt, was Dank der Grippe nicht verwunderlich war. Umso angenehmer war es gewesen, als er letztlich wieder im warmen Bett gelegen hatte. Doch dieser Genuss war schnell wieder vorüber gewesen, als Shou geklopft und die Suppe sowie einen Tee vorbeigebracht hatte. Und wieder hatte Penguin es ihm verwehrt einen seiner neugierigen Blicke auf ihren Käpt’n zu werfen. Allerdings weilte Laws Dankbarkeit darüber dieses Mal äußerlich nur kurz, als er sich wieder aufsetzte und den Inhalt des Tellers sah, mit welchem in der Hand Penguin sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett setzte. „Igitt, die riecht ekelhaft.” Der Arzt war kein großer Freund von flüssiger Nahrung. Penguin sah ihn skeptisch an: „Das ist Gemüsesuppe. Die riecht ganz normal und schmeckt sicher auch so. Hier, ich halte den Teller fest.” „Das geht schon.” Law nahm nicht nur den Löffel entgegen sondern auch den Teller aus Penguins Hand. Und das obwohl seine eigenen wieder zitterten, wie deutlich zu sehen war, als er das Metallbesteck erstmals eintauchte und zu seinem Mund führte. Kaum etwas blieb auf dem Löffel, sondern schwappte zurück auf den Teller. Immerhin beschwerte der Jüngere sich nicht weiter, da er zugeben musste, dass die Suppe doch gar nicht so miserabel schmeckte, wie er erwartet hatte. Aber wen wunderte das auch bei ihrem Smutje? Jedoch ließ er den Löffel schon nach wenigen Schlücken auf den Teller sinken, obwohl er kaum etwas gegessen hatte. Er musste einfach feststellen, dass selbst Essen gerade furchtbar anstrengend war. Abgesehen davon, dass der Löffel jedes Mal fast gänzlich leer seinen Mund erreicht hatte, schmerzten seine Arme dabei nur noch mehr. „Bin satt”, log er und reichte den Teller Penguin, ohne ihn anzusehen. Dieser nahm ihn zwar entgegen, doch konnte er sich denken, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. „Mund auf!” Irritiert blickte Law ihn nun doch an, als er ihm das befahl. „Ich sagte, ich bin satt!”, wiederholte er ernst, als er auf den gefüllten Löffel sah, den Penguin ihm hinhielt, ohne auch nur einen Tropfen zu verschütten. „Von wegen. Mund auf!” Der Andere ließ nicht locker, sodass sein Gegenüber nach einem kurzen ablehnenden Knurren schließlich erneut nachgab. Bereitwillig ließ er sich nach und nach die Suppe von Penguin einflößen, ohne ihn dabei auch nur einmal anzusehen. Es war ihm einfach zu peinlich. Jetzt wurde er auch noch von ihm gefüttert. Wo sollte das noch hinführen? Aber er hatte wirklich Hunger. Und viel schlimmer und demütigender würde es wohl nicht mehr kommen, solange er noch in der Lage war, eigenständig auf Toilette zu gehen. Da Law permanent beim Essen zur Seite sah, merkte er auch nicht, dass er tatsächlich den ganzen Teller leerte. Erst als Penguin ihn mit einem zufriedenen „Geht doch.” beiseite stellte, blickte Law selbst kurz auf diesen. Allerdings wollte er nicht weiter darauf eingehen, dass er dies tatsächlich zugelassen und ihm die Brühe zudem noch geschmeckt hatte. Stattdessen legte er sich wieder hin und kroch unter seine Decken. „Soll ich dir die Wärmflasche jetzt eben warm machen?”, erkundigte der Andere sich. Law schüttelte den Kopf: „Geht gerade. Mir ist durch die Suppe recht –” Aber anstatt seinen Satz zu beenden, riss er nur urplötzlich die Augen weit auf und drehte sich abrupt mit dem Oberkörper in Richtung Bettkante. Penguin, der dies nun nicht erstmalig mitansah, reagierte auch dieses Mal rechtzeitig und hatte in Windeseile den bereitgestellten Eimer von der anderen Seite des Bettes geholt. Immerhin schien es nur eine kleine Menge zu sein, die sein Magen dieses Mal nicht bei sich behalten wollte. Trotzdem sah Penguin ihn geknickt an: „Und ich hatte gehofft, das wäre vorbei.” Law wollte, immer noch über die Bettkante gebeugt, gerade keuchend darauf reagieren, als es abermals klopfte und sein Körper erstarrte. „Jetzt nicht!”, rief Penguin lautstark in Richtung Tür, sodass man ihn auf dem Gang hören konnte. Widererwarten rief jedoch eine Stimme von der anderen Seite zurück: „Ist bei euch alles okay?!” Penguin hätte diese Stimme unter hunderten wiedererkannt: Es war Shachi. „Schick ihn weg!” Law klang panisch, als er dies hervorbrachte. „Mache ich.” Penguin erhob sich. Er dachte zu wissen, warum Law es so wichtig war, dass Shachi ging. Nicht nur weil er ihn nicht so sehen sollte – wahrscheinlich hätte ihn das bei ihm weniger gestört als bei anderen. Er wollte ihn vor allem nicht anstecken. Nicht IHN. Sich Mühe gebend, nicht darüber nachzudenken, öffnete Penguin die Tür einen Spalt und sah Shachi an: „Was tust du wieder hier? Ich hatte dir gesagt du sollst nicht herkommen!” „Es reicht, Peng! Du hast dich genug um ihn gekümmert. Ich kann das auch machen. Du brauchst auch mal eine Pause und solltest dich von Kanaye untersuchen lassen ob du nicht inzwischen doch –” Jedoch hielt der Jüngere inne, als man aus dem Raum hören konnte, wie sich jemand übergab. Shachis Blick wurde blass. Doch bevor er die Hand gegen die Tür drücken konnte, um sie weiter zu öffnen, hatte Penguin sie schon eiligst hinter sich zugezogen, sodass er nun mit Shachi auf dem Flur stand. „Mir geht es bestens!”, seine Stimme wurde lauter, „Aber du machst es mir gerade nicht leichter, mich um ihn zu kümmern, wenn ich dauernd aufpassen muss, dass du dich nicht ansteckst. Du solltest auch um mich einen Bogen machen, weil ich nicht weiß ob und wieviele Viren an mir haften.” „Wen interessiert es, wenn ich mich anstecke? Dem Käpt’n wird es nur noch schlechter gehen, wenn du krank wirst!” Auch Shachis Tonlage wurde angespannter. „Das ist Blödsinn. Law geht es in erster Linie darum, dass DU gesund bleibst.” Kaum dass er dies gesagt hatte, sah Penguin Shachi erschrocken an. Nicht weil er realisierte, wie laut er gesprochen, fast schon geschrien hatte, sondern vor allem auch, weil er sich verplappert hatte. Er hatte vor jemand anderem Laws Namen ausgesprochen, was er eigentlich hatte vermeiden wollen. Auch seinem Freund, der nicht dabei gewesen war, als Penguin dies bereits im betrunkenen Zustand beim letzten Barbesuch passiert war, war das nicht entgangen: „Law, hmm? Ihr steht euch also schon so nahe, dass du ihn mit seinem Namen ansprichst?” „Das… nein!” Penguin suchte vergeblich nach Ausflüchten. Aber Shachi hob seine Stimme nun wieder: „Verarsch mich nicht! Ich bin vielleicht naiv, aber nicht völlig dumm! Ich weiß nicht was dein Verhalten soll! Du musst auf mich keine Rücksicht nehmen! Wenn er dich will, dann ist das okay! Aber hör auf mir und den anderen einen vom Pferd zu erzählen!” „Das tue ich nicht!”, konterte Penguin lautstark, ebenfalls nicht bedenkend, dass durchaus auf der anderen Seite der Türen hörbar war, wie laut sie sich nun stritten – möglicherweise konnte man es sogar verstehen. „Und wie du das tust! Ich war doch vorhin dabei! Die anderen bekommen langsam auch Wind davon, dass zwischen euch was läuft!” Das seine Lautstärke genau jenes wahrscheinlich noch verstärken würde, schien dem Rotbraunhaarigen gerade völlig egal. „Steh gefälligst dazu!” „Halt die Klappe und hör auf Mist zu erzählen!” Auch Penguin schrie nun beinahe. Shachis Kopf begann sich vor Wut rot zu färben: „Belügst du eigentlich nur die anderen und mich oder auch ihn und dich selbst?” Von dieser Frage sichtlich getroffen, ließ Penguin mit einer Antwort auf sich warten. Zu lange, sodass Shachi sich nun zähneknirschend abwandte: „Danke. Das reicht mir schon als Antwort.” Er wollte gehen, doch Penguin packte ihn am Arm: „Ich belüge niemanden.” „Doch, das tust du!” Shachi riss sich los, sah ihm nochmal durchdringend in die Augen und zischte: „Wenn du es uns gegenüber nicht zugeben und verheimlichen willst, schön. Aber belüge ihn nicht!” Wie versteinert blickte er seinem besten Freund nach, als er nun zornig davon ging. Sein letzter Satz hallte dabei in seinem Kopf wieder. Ihn nicht belügen? Belog er Law? In gewisser Weise ja. Denn auch vor ihm gab er nicht zu, wie er für ihn empfand. Dabei war es weit mehr als nur Nächstenliebe, die ihn zu seinem derzeitigen, selbstaufopfernden Verhalten brachte, auch wenn er generell hilfsbereit war. Aber er versuchte krampfhaft all seine wahren Emotionen tief in sich zu verbergen, nur um sich nicht zwischen seinen Käpt’n und seinen besten Freund zu stellen. Doch scheinbar misslang ihm das immer mehr. Dabei war da doch wirklich nichts zwischen ihnen und würde auch nie sein. Law hatte kein derartiges Interesse an ihm. Aber wie sollte er Shachi das jemals verständlich machen? Vermutlich gar nicht, bis Law wieder genesen war und er es von alleine verstehen würde. Dabei fiel ihm wieder ein, in welchem Zustand er den Arzt im Zimmer hinter sich alleine gelassen hatte. Schleunigst wandte er sich um und trat wieder ein, nur um augenblicklich aufs Neue in seiner Bewegung abrupt innezuhalten. Law lag nicht mehr über den Eimer gebeugt in seinem Bett. Stattdessen stand er auf seinen wackeligen Beinen direkt vor ihm, die zitternde rechte Hand auf Türschlosshöhe ausgestreckt. Doch was Penguin wirklich innerlich erschrecken ließ, waren die dünnen, aber sichtbaren Tränenbäche, die aus den, vor Schreck über das plötzliche Aufgehen der Tür weitaufgerissenen Augen vor ihm liefen. Kapitel 17: Zurück auf Anfang ----------------------------- Sich jetzt noch jemandem außer Penguin so zu zeigen, wie er hier hing, nicht mal in der Lage Nahrung bei sich zu behalten, das war das aller Letzte was Law wollte. Und so klammerten sich seine Hände fester in den Rand der Matratze, während er mit weitaufgerissenen Augen in den Eimer unter sich starrte. Seit Penguin aufgestanden war, um Shachi abzuwimmeln, hielt er in dieser Pose inne. Sein Herz pochte heftig. Nicht zu letzt, weil er hören konnte, wie die Stimmen auf dem Flur immer lauter wurden. Zwar drang durch die dicke Tür, die Penguin hinter sich zugezogen hatte, und weil wohl auch sein Hörsinn durch die Grippe in Mitleidenschaft gezogen worden war, kaum ein Wort zu ihm durch. Doch eins hatte er herausgehört: Es ging um ihn. Er war der Grund warum die beiden besten Freunde dort zweifelsohne vor der Tür stritten. Warum genau konnte der Arzt jedoch nur vermuten. Es klang, als würde es darum gehen, dass Penguin etwas verheimlichte. Seine Liebschaft mit ihm? Störte es Shachi, dass sein Freund auch mit ihm nicht darüber sprach? Law schluckte heftig. Was hatte er angerichtet? Hatte er durch sein Verhalten und die Anweisung an Penguin, über alles Stillschweigen zu bewahren, den Streit heraufbeschworen? Zerstörte er durch sein egoistisches Verlangen nach Penguins Nähe diese Freundschaft? Hing es vielleicht auch mit dem zusammen, was er Shachi angetan hatte? Deutlich drückte es unter den matten Augen des Chirurgen. Er wollte doch nicht, dass es Streitigkeiten in der Crew gab – am allerwenigsten zwischen engen Freunden wie Penguin und Shachi. Und vor allem wollte er nicht der Streitgrund sein. Aber das war er nun wohl. „Ich muss das beenden”, ging es ihm durch den Kopf, als er sich bereits hochdrückte und mühsam aufrichtete. „Sie sollen nicht meinetwegen streiten.” Und es gab seines Erachtens nach nur eine Möglichkeit, um Schlimmeres zu verhindern: Zu dem Punkt zurückkehren, vor jener Nacht, in der er Penguin erstmals an sich herangelassen hatte. Er hatte sein Spiel zu weit getrieben, sich zu sehr von seinem Verlangen und mentalen Empfinden, dass er nach wie vor nicht ganz nachvollziehen konnte, leiten lassen. Damit musste Schluss sein. Distanz, das war es, was er wieder aufbauen musste. Und zwar jetzt, bevor er die beiden und möglicher Weise auch den Rest seiner Crew durch sein Befinden und die Nähe zu Penguin, die er so sehr genoss, gänzlich entzweite. Die Gedanken daran, wie er Schuld war, dass Menschen, die sich eigentlich mochten – gar in irgendeiner Form liebten – nun so laut anschrieen und vielleicht für immer hassten, sorgten schließlich dafür, dass er dem Druck unter seinen Augen nicht mehr Stand halten konnte. Er wusste doch nur zu gut, wie schmerzhaft es war geliebte Menschen zu verlieren. Er wollte nicht Schuld daran sein, dass Andere auch nur ansatzweise ebenfalls diesen Schmerz erfahren mussten. Tränen krochen hervor. Lautlos. Wackelig schob Law einen Fuß vor den anderen und streckte die Hand aus, kaum dass er der Tür nahe war. Abschließen, sich wieder Einsperren und in sein Schneckenhaus verkriechen, bis er wieder die Kraft hatte, um zumindest nach außen hin den starken Piratenkapitän zu mimen, das war alles was ihm blieb. Er durfte nicht zulassen, dass jemals wieder jemand so sehr in seine Nähe kam, wie Penguin in den vergangen Wochen und besonders letzten Tagen. Andernfalls würde er nur riskieren, diese Person mit in den dunklen Sog zu ziehen, der in ihm hauste. Zum Greifen nahe war das Schloss, dass ihm seine Einsamkeit zurückbringen würde. Doch er zögerte. Es war die Einsamkeit, mit der er sich einst abgefunden hatte, doch die Penguin heimlich und von ihm fast unbemerkt irgendwie zerrüttet hatte. Das fiel Law erst jetzt auf. Nicht, dass sie gänzlich fort war, wenn der Andere bei ihm war. Aber sie fühlte sich etwas geringer an – weniger schmerzhaft. Und wieder erinnerte sich der Arzt an die angenehme Ruhe, die von dem Älteren stets ausging, selbst wenn er einmal etwas lauter wurde, die Selbstsicherheit, bei fast allem was er tat, und das gute Gefühl, das er immer noch nicht zuordnen konnte, wenn der Andere ihn ansah oder gar berührte. Es tat ihm so gut. Aber das musste vorbei sein. Zum Wohle seiner Crew, musste er seinen Egoismus hinten anstellen und sich wieder damit abfinden, diese schönen Momente nicht mehr zu erfahren. Noch mehr Tränen traten aus seinen Augen – weiterhin völlig geräuschlos. Zu sehr in seinen Gedanken gefangen, entging dem Arzt, wie es auf dem Flur ruhiger wurde, sodass er erschrak, als unerwartet die Tür direkt vor ihm aufging und in der nächsten Sekunde Penguin ebenso erschrocken in sein Gesicht blickte. Nun war das passiert, was er doch am aller meisten hatte verhindern wollen: Das je jemand seine Tränen zu sehen bekam. Nicht ohne Grund übte er sich sogar darin, sie zu unterdrücken, wenn er nachts hier alleine war. Und das obwohl Albträume der scheußlichsten Art ihn nur allzu oft heimsuchten und er immer wieder in Gedanken alles vor sich sah: Seine Vergangenheit, das was er alles verloren hatte und die Aussicht auf einen sicherlich vergeblichen Rachefeldzug. Nicht immer war es ihm gelungen, seine Augen gänzlich trocken zu halten. Doch das jemandem zu zeigen: Unvorstellbar. Aber jetzt war es zu spät und er selbst zu starr um, um es zu überspielen. Er wollte etwas sagen, die Situation irgendwie retten. Doch seiner Kehle entkam nicht ein Laut. Erst als Penguin sich regte und die Tür hinter sich mit einer Hand schloss, ohne Law aus den Augen zu lassen, keuchte er leise: „Geh!” Eigentlich hatte er es kraftvoller sagen wollen, so tun wollen, als hätte ihm nur das Fieber die Tränen in die Augen getrieben. Doch er war nicht in der Lage dazu. Er zwang seinen kraftlosen Körper zu einer Bewegung in Penguins Richtung, um ihn zurück zu drängen, doch alles was geschah war, dass seine Beine wieder nachgaben und es erneut Penguins Arme waren, die ihn behutsam aber sicher auffingen als er nach vorne kippte. „Geh!”, wiederholte er nochmals leise, während seine Hände lächerlich wenig Druck auf die Brust ausübten, gegen die er lehnte. „Nein”, kam es ebenso leise zurück, „jetzt bestimmt nicht.” Wieder schluckte Law. Natürlich nicht. Was hatte er anderes erwartet? Dass Penguin seiner schwächlichen Aufforderung noch nachkommen würde, wo er sich in den letzten achtundvierzig Stunden schon ganz anderen, lauteren Befehlen von ihm widersetzt hatte? „Hast du alles gehört?” Penguin selbst kam die Frage fast albern vor, schien ihm Laws Verfassung doch schon Antwort genug. Doch dass sie nicht vergebens war, ehe er wieder voreilige Schlüsse zog, zeigte ihm die Antwort des Jüngeren, als dieser kaum sichtbar und mit gesenktem Blick den Kopf schüttelte. „Nur, dass ich Thema des Streits war. Und dass du was verheimlichst. Ich… kann mir denken, dass es darum ging, dass ich dir befohlen habe über die Sache zwischen uns zu schweigen. Ich”, Laws Worte klangen, als würden sie jede Sekunde wieder in seinem Hals ersticken, „habe viel zu viel von dir verlangt seit das alles angefangen hat. Meinetwegen bist du jetzt in diesem Zwiespalt und versuchst mir gerecht zu werden und setzt deswegen deine Freundschaft mit Shachi aufs Spiel. Aber das sollst du nicht. Ich will nicht, dass du oder irgendjemand sonst in der Mannschaft mit irgendwem der Anderen streitet – nicht meinetwegen. Ich will nicht noch mehr kaputt machen.” Schweigend blickte Penguin auf Law hinab, der immer noch etwas vorgebeugt gegen ihn lehnte und daher gerade kleiner wirkte als sonst. Offensichtlich hatte er wirklich nicht den Kontext des Streits gänzlich erfassen können. Darüber einwenig erleichtert, wollte er Law doch mit seinen Gefühlen für ihn nicht noch mehr zusetzen, wohlgleich ihm Laws Worte und Gedanken ebenso Bauchschmerzen bereiteten, griff er erneut hinter sich und verriegelte blindlinks die Tür. „Das muss enden, Penguin. Alles was seit jener Nacht passiert ist, darf nie passiert sein. Ich will wieder den alten Abstand zwischen uns, damit ich nicht noch mehr kaputt machen kann. Und deswegen… will ich, dass du gehst!” Doch wider dem was er sagte, schwand der Druck von Laws Händen auf Penguins Brust gänzlich und sie schlossen sich in den Stoff seines dunkelroten Oberteils – geradezu als wollten sie ihn daran hindern zu gehen. Allerdings war das nicht nötig, denn anstatt sich von ihm zu lösen drückte der Ältere den Anderen fester an sich und legte auch den zweiten Arm wieder um ihn. „Du machst überhaupt nichts kaputt”, reagierte er leise, bevor er versuchte etwas zu lachen und schnaufte, „und kapier endlich, dass ich nicht gehe!” Dennoch klammerten sich Laws Hände noch fester – von diesem völlig unbeabsichtigt. Und sie lösten sich auch nur kaum merklich, als Penguin ihn zum wiederholten Mal hochhob und zum Bett zurücktrug. Dabei war auffällig, wie Law den Blick gesenkt hielt, obwohl seine Augen geöffnet waren. Penguin konnte sich nur zu gut denken, wie sehr er sich für seine Tränen schämte. Und vermutlich ging der Arzt davon aus, er würde ihn einfach wieder auf dem Bett ablegen, sodass er sich dort unter der Bettdecke verkriechen konnte, aber diesen Gefallen tat er ihm nicht. „Willst du mich noch mehr demütigen?”, war somit Laws leise Frage, als er sich auf Penguins Schoss wiederfand, während der Andere auf der Bettkante Platz genommen und nur Laws Beine auf dem Bett abgelegt hatte, sodass er seinen Oberkörper nun wieder mit beiden Armen fest an sich drücken konnte. „Habe ich dich jemals gedemütigt, Law?” Ruhig und besonnen reagierte der Ältere mit einer Gegenfrage, den Blick dabei über Laws immer noch gesenkten Kopf, den dieser etwas auf Abstand zu Penguins Körper hielt, hinweg gerichtet. Stille. Der Arzt antwortete nicht, auch wenn es in seinem Hirn erneut wild brodelte. Hatte er das? Eigentlich nicht. Warum hatte er das dann gesagt? Penguin kannte die Antwort: „Der Einzige, der dich hier demütigt, bist du selbst. Weil du noch immer nicht richtig einsehen willst, dass du gerade Hilfe brauchst, und dich sicher zudem gerade in Grund und Boden schämst und selbst verachtest, weil ich deine Tränen gesehen habe.” Law presste die Lippen zusammen und blickte seine Beine entlang zum Kopfkissen: Penguin hatte mehr als Recht. Genau diese Empfindungen erdrückten ihn gerade regelrecht: Scham und Verachtung sich selbst gegenüber. „Dabei ist daran nichts Schlimmes. Im Gegenteil. Auch wenn ich nicht möchte, dass du weinst”, dieses Mal besann Penguin sich beim Sprechen, das Missverständliche zu vermeiden und ergänzte, „oder irgendeiner der Anderen, es macht mich gerade etwas froh, weil es mir einmal mehr zeigt, dass mein Käpt’n nicht der kalte Steinklotz ist, der er immer vorgibt zu sein, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, der Gefühle hat.” „Alles was dein Käpt’n ist, ist ein erbärmlicher Mann, der nicht mal seine eigene Crew zusammenhalten kann, geschweige denn seine Emotionen kontrollieren kann.” Die Selbstherabschätzung klang deutlich in Laws Worten mit. „Du brauchst deine Crew nicht zusammenhalten, das tut sie von alleine. Und du machst sie auch nicht kaputt. Es ging nur eben darum, dass Shachi gerne zu dir wollte und nicht eingesehen hat, dass es nicht geht. Zudem war er wütend, weil ich ihm und allen anderen verheimliche, wie es dir wirklich geht.” Dass Letzteres nicht der Wahrheit entsprach, war Penguin mehr als klar. Law dermaßen bewusst anzulügen, tat ihm selbst enorm weh. Doch er wusste warum er es tat. „Und nur weil du ein Mann bist und ein Pirat und obendrei noch Käpt’n, heißt das nicht, dass du keine schwachen Momente haben darfst. Das habe ich dir schonmal gesagt. Und wenn du denkst, dass Tränen an sich für mich fremd sind und ich dich deswegen belächle, dann bist du damit auf dem Holzweg. Ich habe mehr als mein halbes Leben mit Shachi an meiner Seite verbracht. Wenn jemand weiß, wie ein Mann aussieht, der weint, und darüber nicht mit dem Kopf schüttelt, dann ich.” Weiterhin war Penguins Stimme von Ruhe erfüllt – diese innere Ruhe, die Law so sehr mochte. Und ja, der Arzt wusste, dass Shachi dicht am Wasser gebaut war, hatte er doch schon selbst dafür gesorgt, dass er es ihm gezeigt hatte. Wieder wurde Law übel, als er daran dachte, was er mit dem Jüngeren getan hatte. Wäre da nicht der ruhige Pulsschlag gewesen, der von links an sein Ohr drang, hätte er sich wohl wieder übergeben müssen. Überhaupt fühlte es sich gerade wieder so unerwartet gut und beruhigend an, was der Andere tat. Wie er ihn fest in seinen Armen hielt, so wie es seit seiner Kindheit niemand mehr getan hatte. Und Law verspürte zunehmend den Drang, auch seinen wieder etwas schmerzenden und müden Kopf an die Schulter Penguins zu lehnen. Doch er tat es nicht. „Außerdem ist es nicht so, dass ich noch nie in meinem Leben geweint habe.” Laws verweinte Augen weiteten sich erneut: Er hatte nicht damit gerechnet, dass Penguin etwas derartiges sagen würde. Umgehend versuchte er es bedeutungslos zu machen: „Tzz, als ob. Du hast sicher nicht mal als Säugling geweint.” Penguin blieb jedoch ernst: „Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann mich nur an einmal bewusst erinnern. Und das ist nur vier Jahre her.” Law glaubte sich verhört zu haben. Penguin war sechsundzwanzig, zwei Jahre älter als er selbst. Damit war er damals zweiundzwanzig gewesen – also kaum ein Unterschied zu jetzt. In dem Alter sollte er, der starke Mann, der ihn gerade so sanft aber doch fest im Arm hielt und wirkte als könnte ihm der stärkste Sturm nichts anhaben, geweint haben? Law wagte es kaum, doch letztlich kam die Frage, die ihm augenblicklich auf den Lippen gelegen hatte, über eben jene: „Was… ist da passiert?” Er rechnete mit keiner Antwort. Warum hätte Penguin sie ihm geben sollen? So nahe standen sie sich nicht. Und er selbst gab doch nichts von sich Preis. Warum sollte der Andere es tun? Doch einmal mehr musste Law feststellen, dass Penguin nicht wie er war und krampfhaft jeden dunklen Moment seines Lebens für sich zu behalten wollte. „Das war der Tag, an dem der Mann starb, dem ich mein Leben verdanke und der mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin.” Seine Worte hallten in Laws Kopf wieder. In ihm erwachte plötzlich eine ungewohnte Neugierde, die gesättigt werden wollte, indem er den Anderen weiter nach seiner Vergangenheit, über die er so rein gar nichts wusste, ausfragte. Doch das sah ihm zum einen nicht ähnlich und stand ihm zum anderen nicht zu, fand Law. Und wer wusste, ob Penguin dann nicht selbiges getan hätte. Wollte er plötzlich über sein bisheriges Leben reden? Über den Mann, dem er SEIN Leben verdankte und der dafür gesorgt hatte, dass er nicht zum kaltblütigen Monster geworden war? Und über jenen Tag, an dem sein eigener Bruder ihn aus dem Leben gerissen und ihm, Law, ihn für immer genommen hatte? Oder über seine Familie, die ebenso vor seinen Augen gestorben war? Nein, das wollte er nicht. „Du hast einmal vor vier Jahren geweint, weil du etwas trauriges und schreckliches erlebt hast. Ich weine jetzt, nur weil ich krank bin und nicht alleine klar komme und dann noch dafür sorge, dass meine Crew sich streitet.” Wieder klang es, als würde Law sich selbst kleiner machen wollen. „Du weinst nicht deswegen. Nicht direkt.” Wieder trat Überraschen über Penguins Worte in Laws Gesicht, dass immer noch von langsam hinablaufenden Salzperlen geziert wurde und das er daher absichtlich weiterhin nach unten richtete. „Du weinst weil du mit Sicherheit weit Schlimmeres als ich erlebt hast und seitdem versuchst alleine damit fertig zu werden. Und jetzt zu sehen, wie dir irgendwas scheinbar aus der Kontrolle gleitet, setzt dir gerade so sehr zu, dass du es nicht mehr zurückhalten kannst. Ich weiß nicht, was dir wiederfahren ist, und auch nicht, ob du es je mir oder einem anderen anvertrauen wirst, aber ich bin mir mehr als sicher, dass es etwas ist, was mir und jedem hier an Bord genauso die Tränen in die Augen treiben würde, wenn ihm dies zugestoßen wäre und er Tag ein Tag aus daran denken würde – ohne das Vertrauen zu haben, mit irgendjemandem darüber zu sprechen.” Dass besonders sein letzter Satz Law noch mehr Schlucken ließ und den Tränenfluss verstärkte, machte Penguin in erster Linie an dem Zittern aus, das durch Laws Körper schoss. Ansonsten gab er nicht viel von sich. Überhaupt war dem Älteren bereits ein großer Unterschied zu Shachi aufgefallen: Wenn dieser weinte, dann sah man es nicht nur, man hörte es in den meisten Fällen auch sehr deutlich, da es immer von einem Schluchzen untermalt wurde. Doch bei Law war es anders: Seine Tränen rollten nach wie vor stumm, selbst wenn er sprach. Seine Stimme klang lediglich etwas matter als zuvor. Aber hätte er die Tränen eben nicht selbst gesehen, hätte Penguin nicht mal gedacht, dass er weinen würde. Doch inzwischen war er sich auch mehr als sicher, dass auch die Tränen, die Law in der vergangenen Nacht vergossen hatte, nicht vom Fieber hervorgerufen worden waren. Penguin malte sich zudem aus, wie der Jüngere oft nachts hier alleine lag und krampfhaft versuchte diese Tränen entsetzlicher Trauer herunter zu schlucken. Die Vorstellung alleine reichte, dass der Ältere selbst kurz schlucken musste. Ausgerechnet Law sich so vorzustellen, nagte an ihm. Mehr denn je wollte er ihn festhalten, genauso wie er es gerade tat, und ihn nie wieder loslassen. Und wie schon in der Nacht hätte er gerade noch viel lieber eine Hand auf die feuchten Wangen des Anderen gelegt, um sie trocken zu wischen. Doch er musste erneut eine Grenze ziehen, um nicht sich selbst und vor allem Law noch mehr zu schaden, indem er Nähe aufbaute, die Fehl am Platze war. Er hatte nur eine Lücke zu überbrücken, bis Shachi an seiner Stelle sein konnte. Wobei er sich immer noch fragte, wie dieser jemals in der Lage sein sollte, Law Halt zu geben, den dieser ganz offensichtlich mehr denn je brauchte, klammerte sich doch zumindest seine rechte Hand immer noch fest in sein Shirt. Sein Freund wäre eher noch selbst in Tränen ausgebrochen, im Fall das Law sich ihm überhaupt jemals so gezeigt hätte. Fehlte Law nicht dazu ihm gegenüber auch etwas ganz entscheidendes, was dieser nun, durch Penguins Worte daran erinnerte, überraschend ansprach? „Hör endlich auf mit deinem Vertrauen. Ich kann es nicht und werde es nie haben. Weder dir, noch Shachi, noch sonst irgendwem gegenüber.” Da hatte er die Bestätigung: Er vertraute auch dem Jüngeren nicht. Und auch wenn er das alles schon gewusst hatte: Nochmal so direkt gesagt zu bekommen, dass er auch ihm nicht vertraute, schmerzte Penguin. Besonders als Law weitersprach: „Nicht mal wenn ich mit dir schlafe, kann ich das, wie du wohl denkst. Ich kann mich nur darauf einlassen, weil ich weiß, dass ich jederzeit meine Teufelskräfte einsetzen kann. Es tut mir so leid. Aber ich kann einfach nicht vertrauen.” Tatsächlich hatte Penguin bisher gedacht, er würde es zumindest dann tun. Aber scheinbar hatte er sich da geirrt. Wie sehr ihm diese Enttäuschung nun zusetzte, ließ er sich nicht anmerken. Ohnehin erschien ihm wichtiger, dass Law Shachi vertraute. Er zögerte, ehe er aussprach, was ihm nun auf der Zunge lag: „Ich weiß, es steht mir nicht zu, dich darum zu bitten, aber tue mir bitte den Gefallen und schlaf nicht mehr mit Shachi, bis du es schaffst ihm zu vertrauen.” Völlig irritiert von diesen Worten hob Law den Kopf etwas, sah ihn jedoch nicht an. Nun konnte Penguin beim Herabblicken aber sehen, dass immer noch Tränen über sein Gesicht rollten, wenn auch weiterhin sehr zaghaft. „Er ist wie ein Bruder für mich, wie du weißt. Und ich weiß wie sehr er dir vertraut. Versuche es ihm bitte erst zurückzugeben, auch wenn meine Bitte dreist ist. Ich will nicht, dass du ihm damit wehtust.” Laws Blick blieb dennoch wirsch. Doch zu Penguins Verwunderung senkte er ihn rasch wieder und reagierte gleichgültig: „Hatte ich ohnehin nicht mehr vor. Ich habe ihn schon genug verletzt.” Der Gesichtsausdruck des Älteren drückte noch mehr Irritation aus: „Wie meinst du das?” Allerdings schwieg der Chirurg nun und blickte wieder zum Kissen. Scheinbar hatte Shachi nach wie vor kein Wort an Penguin verloren, wie grob er, Law, mit ihm umgegangen war, sodass der Jüngere sogar ein oder zwei Mal Tränen verloren hatte. Aber stand es ihm nun zu darüber zu sprechen, wenn Shachi sich Penguin offenbar nicht anvertrauen wollte? War das was er ihm angetan hatte so schlimm, dass er sich sogar schämte mit seinem besten Freund darüber zu reden? Law kniff die Augen zu. Penguin schloss aus seinem Schweigen abermals seine ganz eigenen Schlüsse: „Tut jetzt gerade auch nichts zur Sache. Du musst dich erstmal weiter erholen. Anschließend helfe ich dir, mit ihm besser zurecht zu kommen – sofern ich das kann.” „Hilf mir nicht noch mehr, als du es jetzt schon tust. Das ist schon zu viel.” Das war eine von diesen Situationen, wo es Penguin schwer fiel, Laws verworrenen Gedankengängen, die gerne von Thema zu Thema sprangen, noch zu folgen. „Blödsinn. Wie könnte ich dir zu viel helfen?” Skeptisch hob Penguin ein Augenbraue. Diese senkte sich jedoch gleich wieder, um sich vor Überraschen erneut mit der anderen zu heben, als Law monoton antwortete: „Ich will nicht, dass du mir noch mehr hilfst. Der letzte Mensch, der mir geholfen hat, ist deswegen gestorben.” Vom wem sprach er da? „Ich will nicht, dass meinetwegen nochmal jemand stirbt.” Nun glaubte Penguin doch ein wenig zu hören, wie der Tränenfluss des Jüngeren gerade wieder zu nahm. Und er konnte nur ahnen wie vehement er gerade die Augen zu kniff, um ihn zu stoppen. „Niemand stirbt deinetwegen, Law”, versuchte er ihn zu beruhigen. „Was auch immer damals passiert ist: Es wird sich nicht wiederholen.” „Doch das wird es! Auch weil ihr mir vertraut!” Law klang nun etwas aufgebracht, hielt jedoch das Gesicht weiter nach unten geneigt. „Corazon, er ist nur tot, weil er sich um mich gekümmert und mir vertraut hat… und ich… den falschen Leuten.” Er war wieder gefallen: Der Name, den Penguin am Morgen, als Law halluziniert hatte, nur halb verstanden hatte. Wer war das? „Lamy hat mir vertraut… und ist deswegen gestorben”, wieder warf Law einen Namen in den Raum, den Penguin nicht zuordnen konnte – offenkundig ein weiterer Name aus Laws dunkler Vergangenheit. „Ich habe dir schon mal gesagt, Vertrauen ist gefährlich. Es macht angreifbar. Und mir zu vertrauen, ist wohl das Gefährlichste, was man tun kann.” „Das ist Unfug”, auch wenn Penguin nur zu gerne gewusst hätte, wer sich hinter den Namen verbarg, hielt er sich zurück – es war nicht gut, Laws Zustand nun weiter zu belasten, indem er noch mehr das aufwühlte, was hinter ihm lag, „es war zwar anfangs für keinen von uns leicht, dir immer einfach zu vertrauen und dir zu folgen, weil du nie wirklich sagst, warum du etwas tust oder nicht tust. Aber inzwischen hast du uns mehrfach gezeigt, dass jeder Zweifel an dir und deinen Entscheidungen nicht gerechtfertigt ist.” „Und trotzdem ist es nicht gut!” Laws Hand klammerte sich, von ihm selbst wohl unbemerkt, noch fester, während er selbst eine etwas gekrümmte Körperhaltung annahm. „Du willst doch nicht wirklich, dass wir dir nicht vertrauen, oder?” Penguin erschien dies völlig absurd. Und scheinbar hatte er damit Recht, da Law als nächstes einen keuchenden Laut von sich gab: „Ich weiß nicht. Ich weiß gerade gar nichts. Mein Kopf ist völlig leer.” Erstmals musste Penguin wieder lächeln: „Das ist eigentlich gut, wenn er das mal ist und du dich nicht selbst mit deinen Gedanken fertig machen kannst.” Spürbar strich er ihm über den Oberarm, an dem er Law festhielt – vorsichtig jedoch, da seine Schusswunde noch nicht ganz verheilt war. „Ich denke”, sprach er nach einem Augenblick weiter, „wir packen dich jetzt wieder ins Bett und du versuchst etwas zu schlafen.” „Mhm”, kam es letztlich nur kleinlaut von dem Anderen, der sich inzwischen tatsächlich wieder recht müde fühlte. Penguin konnte sich nur zu gut denken, dass ihm die ganze Situation und das Weinen nun enorm Energie geraubt hatte. Behutsam erhob er sich mit Law im Arm und drehte sich um, um ihn richtig ins Bett zu legen. Law wich weiterhin seinem Blick aus. Doch nun, wo er wieder vor ihm lag, gelang es ihm nicht mehr, die Tränenspuren vor Penguin zu verbergen, zumal dieser genötigt war, etwas in gebeugter Haltung über ihm zu bleiben, da sich Laws Hand immer noch nicht von seinem Oberteil löste. Vorsichtig legte Penguin seine Hand auf diese, um sie zu lockern. Doch Law klammerte sich noch fester. „Ich will zurücknehmen, was ich vorhin gesagt habe”, sagte er leise in Richtung Nachttisch. „Was?” Penguin hätte raten müssen, welche der Absurditäten, die Law aus Selbstzweifel in den vergangenen Minuten hervorgebracht hatte, er nun meinte. „Dass du gehen sollst. Bleib bitte bei mir.” Kaum dass er diese nur wenig hörbar ausgesprochen hatten, wagten es die noch feuchten Augen endlich wieder zu Penguin hoch zu sehen. Dieser blickte einen Moment zurück, bevor er lächelte: „Darum brauchst du mich nicht bitten. Ich bleibe so oder so.” Nach diesen Worten erst lösten Laws Finger sich langsam und sanken zur anderen Hand hinab auf das Bettlaken neben dem Kopfkissen. Und ebenso langsam aber sicher fielen auch Laws Augen zu. Er schien unerwartet schnell eingeschlafen. Penguins Lächeln verschwand, während er immer noch über ihn gebückt am Bett stand, beide Hände auf der Matratze abgestützt. Nicht weil Law erschöpft war. Darüber war er eigentlich sogar wirklich froh, da er einfach jetzt den Schlaf brauchte, um wieder gesund zu werden. Prüfend legte er kurz seinen Handrücken auf Laws Stirn: Immer noch warm, aber wohl etwas kühler als noch am Morgen. Sein Lächeln hatten viel mehr Laws Worte vertrieben. Eigentlich hätte er sich freuen sollen, dass er wollte, dass er blieb, und es sogar ausgesprochen hatte. Doch angesichts der Tatsache, dass sie bei ihm nur solange ein gutes Glücksgefühl auslösten, bis er daran dachte, was nach Law Genesung sein würde, hatten sie schnell ins Negative umgeschlagen. „Ich würde so gerne am liebsten für immer so bei dir bleiben”, überlegte er, nun selbst etwas traurig wirkend. Er deckte ihn richtig zu und sah auf Laws langsam trocknende Tränenbäche: Wieder hatte er das Bedürfnis darüber zu wischen, gar sich vorzubeugen und sie weg zu küssen. Aber alles worin das langfristig geendete wäre, wären mehr Schmerzen für ihn selbst und noch mehr Verwirrung in Laws wohl ohnehin schon chaotischem, überlastetem Kopf. Somit erhob Penguin sich wieder – ohne einen weiteren Körperkontakt. Und auch in den kommenden Stunden und Tagen sollte sich dieser nur auf das Notwendigste beschränken, gar nach und nach sogar gänzlich ausbleiben. Die Medikamente schienen Wirkung zu zeigen. Laws Fieber sank und auch seine Schmerzen nahmen ab, sodass er sich wieder wesentlich eigenständiger bewegen konnte. Penguin sah also keinen objektiven Anlass mehr, den Jüngeren noch irgendwie anzufassen – dass er selbst dies aus anderen Gründen nur zu gerne weiterhin getan hätte, versuchte er mehr denn je zu verdrängen und Law unter keinen Umständen zu zeigen. Und auch umgekehrt unterdrückte der Arzt jeden Gedanken an die Nähe des Anderen. Er wollte nicht zulassen, dass er selbst sich weiter danach sehnte. Trotz allem was Penguin gesagt hatte, als er ihn hatte weinen sehen. Überhaupt wurde auch das nicht mehr angesprochen, sodass sich zwischen ihnen eine merkwürdige Distanz aufbaute – zu der sie sich beide ungewollt zwangen, nur weil sie befürchteten, dem jeweils Anderen zu schaden, wenn sie es nicht taten. Es gab nur einen Augenblick, knapp eine Woche später, an dem Penguin diese krampfhaft aufgebaute Distanz für einen Augenblick vergaß. Law ging es inzwischen wieder recht gut, auch wenn er noch etwas wackelig auf den Beinen war. Dennoch wusste er selbst, dass er noch nicht völlig genesen war und daher das Bett noch eine Weile hüten sollte. Ansteckend war er nicht mehr, da war er sich nach eigener Aussage sicher. Allerdings wollte er auch hier nichts riskieren. Penguin, der bis heute kein Zeichen einer Ansteckung gezeigt hatte, stimmte dem zu, sodass er, auch wenn er nun nachts wieder in seiner Kajüte schlief, weiterhin seinen Käpt’n mit Nahrung und Tee versorgte. So war er auch an diesem Vormittag in der Kombüse gewesen und gerade zur Kapitänskajüte zurückgekehrt, als er diese verlassen vorfand. Starr blickte er auf das leere Bett. Unwohlsein und Sorge stiegen in ihm auf und verdrängt völlig das Wissen, dass Law längst nicht mehr so kraftlos war, wie noch vor einigen Tagen. Bis dato war er weiterhin stets an seiner Seite gewesen, wenn der Jüngere aufgestanden war. Sicher war sicher. Doch jetzt? Wo war er? Penguin wirbelte hastig herum und blickte den Flur entlang: „Law?!” Er hörte eine Tür aufgehen und drehte sich in Richtung Toilettenraum. Und tatsächlich, es war sein Käpt’n, der dort herausspazierte und sich dabei den wohl noch etwas schmerzenden Nacken rieb. Einmal mehr unüberlegt und impulsiv handelnd spurtete er festen Schrittes auf ihn zu. „Du sollst nicht alleine herumlaufen! Was wenn du doch nochmal zusammenklappst und dich dabei verletzt? Schon vergessen, dass dir gestern noch zweitweise schwindelig war?”, fuhr er den Jüngeren an. Dieser wollte antworten, als Penguin ihn schon ohne Ankündigung zum unzähligsten Male hochhob und zurücktrug. „Du bist wie ein Sack Flöhe!”, schimpfte er dabei. „Penguin, lass mich runter! Ich bin nicht mehr so krank!” Auch Laws Stimme hatte wieder an Kraft gewonnen, ebenso wie seine Hände, die nun wie zu Anfang versuchten sich gegen das Getragenwerden zu wehren – doch immer noch vergeblich. „Aber auch noch nicht völlig gesund!” Mit dem Fuß stieß Penguin die massive Kabinentür hinter sich zu, bevor er Law auf dem Bett absetzte. „Gesund genug um alleine Pinkeln zu gehen! Ich brauche deine scheiß Hilfe nicht!” Kaum, dass er dies wütend von unten zu Penguin hoch gegiftet hatte, wurde sein eigener Gesichtsausdruck entsetzt. Das hatte er nicht sagen wollen. Er empfand doch eigentlich unsagbare Dankbarkeit dem Älteren gegenüber, für alles was er in den letzten Tagen für ihn getan hatte. Wie konnte er dann plötzlich nur wieder so reagieren? Es schockierte ihn selbst. Penguins wütender Blick jedoch, wich einem etwas traurigen. Er wandte den Kopf ab. „Da hast du wohl Recht. Mein Fehler. Ich bin zu sehr noch in dieser Rolle drin.” Wie sehr ihn Laws Worte getroffen hatten, war dennoch unübersehbar. „Ich… das meinte ich nicht so. Entschuldige.” Law sah ebenfalls zur Seite. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dir noch Sorgen machen würdest, wenn ich jetzt alleine aufstehe.” Ein schnaufendes Lachen kam von Penguin: „Pff, nein, natürlich nicht. Dass ich und die Anderen uns immer um dich Sorgen machen würden, habe ich auch nur so gesagt.” Law wusste, dass er da Sarkasmus zu hören bekam. Er wollte jedoch nicht auf gleiche Weise reagieren, wie er es wohl sonst getan hätte und zeigte sich weiter unerwartet reumütig: „Es tut mir wirklich leid. Ich bin… dir wirklich dankbar für alles, was du für mich getan hast.” Er wurde beim Sprechen wieder leiser. Penguin sah aus dem Augenwinkel wieder zu ihm hinab. Eigentlich hatte er eher damit gerechnet, dass der Arzt anders reagieren würde. Doch nun saß er sichtlich schuldbewusst da, den Blick weiter zu Boden gerichtet. Auch wenn Laws Worte ihn eben getroffen hatten: Er konnte ihm bei diesem Anblick nicht länger böse sein. Es kam schließlich auch nicht alle Tage vor, dass der Jüngere sich so zeigte. „Er hat mich wirklich völlig um den Finger gewickelt. Bei dem Blick würde ich ihm nahezu alles sofort verzeihen”, ging es Penguin durch den Kopf, wobei ihm klar war, dass Law sich aufrichtig so verhielt und es keine Masche von ihm war, nur um ihn zu besänftigen – dafür war er nicht der Typ. Aber gerade diese Aufrichtigkeit und sichtbare Reue ließ das Herz des Älteren einmal mehr flattern, sodass er es innerlich gewaltsam beruhigen musste. „Ist schon okay”, er versuchte zu lächeln, „mir tut es auch leid. Ich muss wirklich aufhören dich weiter so zu umsorgen. Es ist einfach nur gerade noch so drin.” „Wen wundert’s? Du hast mich ja vor einer Woche auch noch in einer ganz anderen Verfassung erlebt.” Es war klar, dass Law, der weiterhin nach unten blickte, an jene Augenblicke dachte, in denen seine Beine versagt hatten, er sich hatte übergeben müssen, er zu schwach gewesen war, um selbstständig zu essen oder sich gar zu waschen, und besonders natürlich an die Tränen, die er dem Anderen unfreiwillig offenbart hatte – all diese Momente, die ihn so hilflos und zerbrechlich hatten wirken lassen. Penguin konnte sich denken, dass es gerade ihm immer noch schwer fiel, sich so gezeigt zu haben. Entsprechend bemühte er sich nun, es herunterzuspielen: „Vergiss das. Das liegt jetzt in der Vergangenheit. Und du warst einfach nur krank, das ist alles.” „Hmm”, war alles was Law dazu von sich gab. Penguin versuchte vom Thema abzulenken: „Verdammt, es ist zu heiß hier.” Law sah auf und beobachtete, wie er sich mit dem ärmellosen Top Luft zufächelte. Anschließend blickte er zum Fenster, hinter dem es dunkel war. Er konnte dem nicht widersprechen, wobei er froh war, dass Penguin nicht gesehen hatte, wie er sich vor drei Nächten im Bett hin und her gewälzt hatte, als sein restliches Fieber gefallen war. Dadurch war ihm so heiß gewesen, dass er pausenlos nach der kühlsten Stelle unter und über der Bettdecke gesucht hatte. Bei genauerem Überlegen musste das ein sehr merkwürdiges Bild abgegeben haben. „Stimmt. Ist es wirklich. Wir könnten auch wieder auftauchen.” Law blickte auf seine Handinnenfläche: Sicher war er noch nicht wieder ganz bei Kräften, aber die Wärme wurde zweifellos bereits im ganzen Schiff unangenehm. Besonders Bepo litt wahrscheinlich enorm. „Na ja, noch geht es”, Penguin zog sein Shirt aus und warf es über den Schreibtischstuhl, nicht bedenkend, dass er damit augenblicklich wieder Laws Augenmerk auf sich zog. Dem Arzt wurde nun seit Langem aus einem ganz anderen Grund wieder warm, sodass auch er drauf und dran war, sein T–Shirt auszuziehen. Allerdings klopfte es im selben Augenblick. Penguin ging unbeirrt zu Tür. Laws Blick folgte ihm, stets auf seine Rückenmuskulatur und sein Tattoo auf dem rechten Schulterblatt gerichtet. Wie gewohnt öffnete er die Tür einen Spalt, als auch schon jemand Laws orangene Eisbärtasse und die Tageszeitung hereinreichte. „Hier bitte, Bazillenschleuder.” Es war Shou, wie Law an der Stimme festmachte. Allerdings war es vorallem die Bezeichnung, die ihn stutzig werden ließ. „Hör endlich auf mich so zu nennen!” Penguin rollte genervt mit den Augen. Der Rothaarige war einer der Wenigen an Bord, die diesen Spitznamen konsequent bis heute durchgezogen hatten. „Niemals, Bazillenschleuder.” Shous Grinsen konnte Law trotz verwehrtem Sichtkontakt deutlich hören. Penguin schloss die Tür daraufhin schroff: „Geht der mir damit auf die Nüsse.” „Ist der Name auf seinem Mist gewachsen?”, wollte Law wissen, der ihn bisher noch nicht zu hören bekommen hatte. „Ja, schon kurz nachdem du krank wurdest und sich herausgestellt hat, dass ich dich angesteckt habe.” Penguin stellte grimmig die Teetasse auf dem Nachttisch ab, bevor er die Tageszeitung zu dem Stapel auf dem Schreibtisch legte. Jeden Tag hatte Ban oder einer der Anderen für ihren Käpt’n die Zeitung gekauft, allerdings war dieser erst seit zwei Tagen wieder daran interessiert, sie zu lesen, sodass er noch etwas Nachholbedarf hatte. „Sie wissen das alle?” Auch das war Law entgangen. „Ja, aber natürlich nicht wie. Und das werden sie auch nie erfahren.” Der Ältere konnte sich denken, dass er dies befürchtete. Doch scheinbar war Law schnell mit den Gedanken wieder ganz woanders und schmunzelte nun amüsiert: „Bazillenschleuder also. Fachlich betrachtet völlig falsch, aber irgendwie trotzdem lustig.” Penguin kehrte auf seine Bettseite, auf der Law immer noch saß, jedoch inzwischen seine Schuhe ausgezogen und ein Bein angewinkelt auf die Matratze gezogen hatte, zurück. „Mach dich nicht noch darüber lustig! Heb’ es lieber bei der nächsten Gelegenheit auf.” Wie sehr Penguin der Spitzname nach wie vor missfiel, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Law sah zu ihm hoch, als er nun so vor ihm stand: Halbnackt. In den letzten Tagen war es ihm furchtbar gleichgültig gewesen, wie viel Kleidung der Andere getragen hatte, doch nun spürte er mehr und mehr wieder das körperliche Verlangen, das bei diesem Anblick auch sonst schnell in ihm aufgelodert war. Seine Erregung ließ sich für ihn gerade nur schwer kontrollieren. Und Penguin hatte nur davon gesprochen, dass er nicht wollte, dass er aufgrund seines Vertrauensmangels nochmal mit Shachi schlief. Von ihm selbst hatte er nie etwas gesagt. Er hielt kurz inne, bevor er für Penguin unerwartet dreckig grinste und ihn abrupt mit zwei Fingern am Bund seiner Hose zu sich zog: „Das mache ich nur gegen Bezahlung. Ich nehme aber nur eine Art von Naturalien als Bezahlung an.” Was Law wollte war nicht nur klar verständlich sondern auch vor allem überraschend, hatte Penguin selbst an das Thema Sex, das sie eigentlich erst so eng zusammengebracht hatte, kaum noch gedacht. Es war nicht so, dass Law irgendetwas an seiner sexuellen Attraktivität eingebüßt hatte. Inzwischen sah er kaum noch kränklich aus und hätte durchaus wieder einige lüsterne Blicke an Land auf sich gezogen. Aber dennoch spielte es für den Älteren gerade keine Rolle. Laws gesamtes Wohlbefinden war ihm um ein Vielfaches wichtiger, als ihm nur diese körperliche Befriedigung zu geben. Doch scheinbar war der Arzt zu dem Standpunkt zurückgekehrt, dass es nicht mehr zwischen ihnen gab. Natürlich nicht. Wie auch? Nur von seiner eigenen Seite aus, war da mehr, das wusste Penguin doch. Aber er wollte dort jetzt nicht weitermachen, fasste mit ernster Miene Laws Hand und zog sie von seiner Hose weg: „Vergisse es! So gesund bist du noch nicht. Lieber behalten ich den Spitznamen bis an mein Lebensende, als Schuld daran zu sein, wenn es dir danach wieder schlechter geht.” Mit dieser Reaktion hatte Law nun nicht gerechnet. „So schlapp bin ich wirklich nicht mehr”, konterte er irritiert. „Und wenn schon. Ich gehe da kein Risiko ein.” Penguin ging wieder ums Bett herum und zog sein Shirt wieder an, wohl ahnend dass es ein Fehler gewesen war, es auszuziehen. Dass er für sich in den letzten Tagen beschlossen hatte, nie wieder mit seinem Käpt’n zu schlafen, behielt er weiter für sich. Es erschien ihm einfach falsch, wo er doch zu wissen glaubte, wie Shachi und Law für einander empfanden. Law, der ihm abermals nachsah, wollte etwas sagen, als es erneut klopfte. Wiederum öffnete Penguin. „Kann ich mit ihm reden?” Shachis Stimme klang deutlich vom Flur herein. Penguin sah zurück in den Raum und zu Law hinüber. Dieser wusste, dass Penguin und Shachi ihren Streit wohl mehr oder weniger beigelegt hatten und Letzterer dennoch den Wunsch verspürte unter vier Augen mit ihm zu reden. Vermutlich über das was zwischen ihnen passiert war. Bisher hatte Penguin ihm dies weiter verwehrt, da er Laws Verfassung als zu schlecht betrachtet hatte, was diesem sehr entgegen gekommen war. Und immer noch scheute Law sich innerlich davor, Shachi auch nur anzusehen. Aber letztlich wusste er, er musste es früher oder später tun und zu seinem Fehler stehen. Er nickte. Penguin öffnete die Tür gänzlich und Shachi trat ein. Augenblicklich trafen sich sein Blick und der seines Käptn’s. Eine unangenehme Atmosphäre entstand. Diese wurde für Law auch nicht angenehmer, als Penguin sich abwandte. „Ich lass euch alleine. Soll ich Bepo sagen, dass wir auftauchen sollen, Käpt’n?” Innerlich erstarrte Law als Penguin ihn nun erstmals wieder mit seinem Titel ansprach. Aber es war wohl Zeit, sich wieder daran zu gewöhnen. Er nickte nur. Penguin sah noch mal Shachi an: „Pass auf, dass er im Bett bleibt, Shachi. Er soll sich ganz auskurieren.” Damit war der Älteste zur Tür hinaus. Am liebsten hätte Law ihn zurückgerufen. Aber wozu? Um sich hinter ihm zu verstecken? Das war albern. Und wer wusste, wie Penguin reagieren würde, wenn er erfahren würde, was wirklich zwischen ihnen vorgefallen war? Shachi zog seine Mütze vom Kopf und sah auf die Tür hinter sich: „Ich wollte ihn nicht vertreiben. Ich beeile mich mit dem was ich sagen will und schicke ihn dann zurück.” „Blödsinn. Der saß hier in den letzten Tagen lang genug herum und wird froh sein, wenn er mal eine Weile was anderes machen kann.” Law bewegte das Bein wieder vom Bett. „Ich habe ihn ganz schön in Beschlag genommen, weil ich nicht wollte, dass sonst noch jemand in meine Nähe kommt und sich möglicherweise ansteckt.” Seine Scham, sich anderen in seinem Zustand der letzten Woche zu zeigen, erwähnte der Chirurg bewusst nicht. Shachi sah wieder zu ihm hinüber: „Er hat das gerne gemacht und hätte sich das auch nicht einfach so aus der Hand nehmen lassen.” Verwundert blickte Law zurück: „Das hat er mir auch gesagt. Aber wer macht so einen Drecksjob gerne?” Shachi kam zwei Schritte auf ihn zu: „Niemandem von uns hätte es etwas ausgemacht, diesen Job zu machen, Käpt’n. Und ihm am allerwenigsten.” Law schnaufte: „Seine Hilfsbereitschaft ist wirklich immens.” „Das auch”, antwortete Shachi nach kurzem Zögern. „Auch?” Wieder war der Ältere verwirrt. „Rede darüber mit ihm. Ich wollte mit dir nochmal wegen etwas anderem sprechen”, winkte der Rotbraunhaarige ab, wobei seine Stimme unsicherer klang. Law sah wieder zu Boden: „Das habe ich mir schon gedacht. Es tut mir immer noch leid, was passiert ist, Shachi.” „Das braucht es nicht!” Fast schon empört überbrückte der Jüngere die letzte Distanz zwischen ihnen und stand nun direkt vor Law, seine Mütze mit beiden Händen fest vor sich umklammernd. „Ich habe mich auch falsch verhalten, weil ich nie etwas gesagt habe und dich einfach habe machen lassen.” Law sah nicht auf: „Selbst wenn. Als Käpt’n ist es auch meine Aufgabe, meine Mannschaft vor Schaden zu bewahren. Aber in deinem Fall habe ich genau gegenteiliges getan.” „Vielleicht, aber ich war mit Schuld daran. Und ich bin wirklich kein Stück sauer auf dich oder ähnliches.” Shachi war sichtlich unruhig. Nun blickte Law doch zu ihm auf. Seine kühlen Augen beruhigten Shachi jedoch nicht gerade. „Du hättest allen Grund dazu. Ich weiß, dass ich dich mehr oder weniger gezwungen habe, mit mir zu schlafen und deine Nachgiebigkeit ausgenutzt habe”, antwortete Law. „Du hast mich keine Sekunde dazu gezwungen! Das hatte ich dir doch schon gesagt!” Der Jüngere klang fast verzweifelt. „Shachi, du wolltest es nie. Rede dir nicht selbst das Gegenteil ein”, versuchte der Andere gegen zu lenken. „Doch! Ich wollte es, aber”, schoss es daraufhin aus Shachi heraus, „habe es nie zeigen können, wie es vielleicht Penguin kann. Überhaupt werde ich nie so sein wie er, auch wenn ich es gerne wäre. Aber stoß mich bitte deswegen nicht ganz von dir!” Seine Worte überrumpelten den Arzt völlig. Er hatte es gewollt? Er sehnte sich danach, wie sein bester Freund zu sein? Er wollte nicht abgewiesen werden? Law hatte Schwierigkeiten darauf zu reagieren: „Ich stoße dich nicht weg. In keiner Form. Ich will dir nur nicht wieder wehtun.” „Ich weiß, dass du das nicht willst. Und ich habe gemerkt, dass du es wieder gutmachen wolltest, mit dem Fest… und dem Stein. Der ist übrigens sehr schön. Danke dafür.” Shachi lächelte etwas und wurde ein wenig rot. „Bitte. Ich hätte ihn dir gerne selbst gegeben. Aber ich wusste nicht, wann es mir wieder besser gehen würde.” Dass er anfangs in seiner missmutigen Stimmung sogar damit gerechnet hatte, zu sterben, erwähnte Law nicht. Shachi reagierte für einen Moment nicht. In seinem Kopf tobten die Gedanken. Noch immer war er sich mehr als sicher, dass Penguin nicht weniger für ihren Käpt’n empfand als er selbst. Und ungern wollte er seinen Freund verletzen. Auch wenn er es nicht wusste und Penguin nicht mehr mit ihm darüber geredet hatte, auch nicht als sie sich kürzlich mehr oder minder nach ihrem Streit etwas ausgesprochen hatten, vermutete er immer noch, dass dieser und der Arzt sich in den letzten Tagen auf einer Ebene nahe gekommen waren, auf der er sich selbst nur zu sehr die Nähe zu seinem Anführer wünschte. Doch vermutlich war er Lichtjahre davon entfernt. Auch wenn er eben gesagt hatte, er wolle ihn nicht wegstoßen. Aber was wenn er sich irrte und da doch nichts zwischen ihm und Penguin war? Vielleicht hatte er dann doch eine winzige Chance. Sollte er seinen Käpt’n einfach danach fragen? Nein. Unmöglich. Und wie er ihn so stumm und innerlich grübelnd ansah, kam Shachi nur eins in den Sinn, um eine Antwort zu finden. „Aber jetzt geht es dir wieder besser? Penguin sagte heute früh, dass du wieder recht fit bist.” Seine Frage klang fast schon verdächtig belanglos. Law musste kurz lachen: „Das sagt er euch also, aber mich behandelt er immer noch, als könnte mich jeder leichte Windzug umhauen. Dabei fühle ich mich wirklich wieder gesund.” Nun gut, sicherlich stimmte das nicht ganz. Immer noch spürte Law den ein oder anderen Knochen und fühlte sich etwas schläfrig. Aber man musste aus einer Mücke keinen Elefanten machen. Shachi schien diese Antwort zu genügen. Zumindest antwortete er nicht, ging stattdessen zur Tür und schloss ab. Wieder verwirrt beobachtete der Schwarzhaarige ihn: „Was soll das jetzt, Shachi?” Wollte er etwa das, was Penguin ihm, Law, eben ausgeschlagen hatte? Ungewohnt zielstrebig, aber irgendwie doch unsicher wirkend kehrte er zurück, warf seine Mütze auf Laws Bett und blieb wieder vor ihm stehen. Der Ältere erstarrte, als sein Gegenüber die Finger seiner rechten Hand zu ihm hinunter streckte, sanft auf seine Brust legte und leicht darüber strich. Er blickte von der Hand auf seinem T-Shirt Shachis Arm entlang hinauf in sein Gesicht, das ihn entschlossen ansah: „Lass mich dir bitte zeigen, dass du mich nie gezwungen hast.” Kapitel 18: Der Preis des Schweigens ------------------------------------ Als einer der Ersten hatte Penguin eines der Außendecks betreten, kaum dass die Polar Tang aufgetaucht war. Doch anders als seine Kameraden war er nicht hier, um in erster Linie die angenehme Seebrise zu genießen, nachdem sie wieder etliche Stunden im auf Dauer recht stickigen Uboot zugebracht hatten. Er stand an der Reling, beide Unterarme auf eben jene gestützt und seine Mütze tief ins Gesicht gezogen, nur um ungestört seinen Gedanken nachzugehen. Es war nun schon eine Weile her seit er Law und Shachi alleine gelassen hatte, doch bereits beim Schließen der Tür war ihm eins klar gewesen: Das war der Zeitpunkt, vor dem er sich in den letzten Tagen so sehr gefürchtet hatte. Der Moment in dem er endgültig akzeptieren musste, dass sein Platz an Laws Seite nur vorübergehend gewesen war und nun einer anderen Person dauerhaft gehörte. Sicherlich sprachen sich die beiden immer noch aus. Penguin hoffte jedoch, dass der Arzt sein Wort halten und nicht doch wieder auf Tuchfühlung mit seinem Freund gehen würde, solange er sein Vertrauensproblem nicht zumindest ihm gegenüber gelöst hatte. Denn seinen kleinen Bruder verletzt zu sehen war wohl das Einzige auf der Welt, das er seinem Käpt’n niemals hätte verzeihen können. Wieder fiel ihm ein, wie Law unter Tränen davon gesprochen hatte, er hätte Shachi bereits wehgetan. Seit er dies gesagt hatte, ging es Penguin immer wieder durch den Kopf, doch vermutete er, dass Law nur dieser Meinung war, weil er nie seine Gefühle dem Jüngeren gegenüber gezeigt geschweige denn ihn während seiner Krankheit hatte sehen wollen. In Penguins Augen waren dies keine Vergehen und er war mehr als überzeugt, dass Shachi sich dadurch nicht verletzt fühlte – das hätte er ihm als sein bester Freund längst anvertraut. Und von nun an würde Law sicher alles erdenkliche tun, um den Jüngeren glücklich zu machen. Penguin sah die beiden bereits nebeneinander stehend – glücklich. Seite an Seite. Er senkte den Kopf und seufzte leise: „Ich hoffe, ich komme schnell damit zurecht” „Womit?” Ruckartig riss er den Kopf hoch, als ihn jemand dies fragte und sich zeitgleich zu seiner Rechten mit dem Rücken und den Ellenbogen an die Reling lehnte. Er schob seine Mütze etwas höher und sah die Person an: „Verdammt, erschreck mich nicht!” „Ach komm”, Ban grinste etwas und zog an seiner Zigarette, ehe er den Rauch in die Luft bließ, „als ob ich dich groß erschrocken hätte. Du hast nicht mal gezuckt.” „Trotzdem schleicht man sich nicht so an”, erwiderte der Andere trocken. „Trainiere endlich dein Observationshaki und du merkst sowas vorher.” Der Blonde konnte das aus eigener Erfahrung sagen, denn in dieser Technik war er Penguin schon lange voraus. „Allerdings, so in Gedanken wie du gerade warst, hätte es dir wohl auch nichts genützt.” Penguin wandte den Blick wieder aufs Meer: „Ich sollte überhaupt mal wieder trainieren.” „Nach der letzten Woche solltest du dir vielleicht erstmal Ruhe gönnen. Ich glaube, du warst deutlich mehr auf den Beinen als jeder andere von uns.” Aus dem Augenwinkel blickte Penguin zu ihm zurück. „Bist du gekommen, um mir Ratschläge zu geben?” Seine Stimme klang ungewollt schroff. Ban schmunzelte kurz und schnaufte: „Deine Laune und dass du hier so rumhängst und grübelst, lässt mich schon wieder vermuten, dass deine gemurmelten Worte gerade eben etwas mit dem Käpt’n zu tun haben.” „Selbst wenn, ginge es dich nichts an.” Bisher war Penguin froh gewesen, dass sein Gegenüber in letzter Zeit nicht mehr dieses heikle Thema angesprochen hatte, aber zu erwarten, dass es gar nicht mehr passieren würde, war dumm, wenn man Ban auch nur halbwegs kannte. „Möglich. Aber wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann hau’s raus.” Einmal mehr sprach wohl der Freund aus dem Anderen. Doch Penguin wies ihn erneut zurück: „Ich brauche deine Ratschläge wirklich nicht.” Was hätte er auch anderes tun sollen? Er konnte mit niemandem über seine Gefühle reden. Und selbst wenn er es gekonnt hätte, was hätte es geändert? Nichts. „Eigentlich bin ich auch zu dir gekommen, weil ich gerade deinen Rat brauche. Aber wenn dir das momentan nicht passt, können wir es auf später verschieben.” Ban drückte sich wieder vom Metall weg. Er suchte seinen Rat? Penguin war überrascht. Es kam nicht jeden Tag vor, dass ausgerechnet der blonde Raucher jemanden um Hilfe bat. Daher und auch weil Ban es nicht verdiente, nochmal von ihm zurückgewiesen zu werden, sah er ihn nun interessierter an. Außerdem wollte er einem Freund immer helfen, wenn er konnte. Und vielleicht würde Bans Anliegen ihn von seinen Gedanken ablenken. „Nein, das passt schon. Worum geht’s?”, erkundigte er sich daher. Ban blickte kurz hinauf zum oberen großen Außendeck auf dem sich einige andere Crewmitglieder tummelten, bevor er beobachtete, wie zwei ihrer Freunde aus dem Hauptteil des Schiffes über das Deck, auf dem sie beide waren, zum Aufenthaltsraum gingen, der nur auf diesem Weg zu erreichen war. „Lass uns das woanders bereden!” Er wandte sich zum Gehen und sah Penguin abwartend an. Dieser richtete sich auf. Es musste etwas Wichtiges, vielleicht sogar heikles sein, wenn Ban nicht wollte, dass andere Ohren es mitbekamen. Penguin nickte und folgte ihm wenig später ins Schiffsinnere. Letztlich fanden beide sich in der Kabine wieder, die Ban sich mit Wakame und zwei anderen teilte. Penguin schloss die Tür hinter sich und zog seine Mütze vom Kopf, die er in die Hosentasche seines nur halbangezogenen Overalls steckte. Es kam eher selten vor, dass er sich bei anderen in der Kajüte wiederfand. Die Räume waren schlichtweg zu klein, als dass man sich darin groß aufhalten wollte. Immerhin war dieser hier deutlich größer als die kleine Kammer, die er mit Shachi bewohnte. Aber hier schliefen auch vier Personen. Und während bei ihm und seinem besten Freund Shachis Sammelsurium aus Figuren und anderen Dingen dazu beitrug, dass es etwas unaufgeräumt wirkte, glichen die Bewohner dieser Kajüte dies durch Wäsche und Zeitschriften, von denen nicht nur eine auf dem Cover von einer wenig bis gar nicht bekleideten Frau geziert wurde, auf dem Fußboden zwischen den beiden Hochbetten aus. An und für sich störte Penguin sich nicht daran, auch wenn er in der letzten Woche die meiste Zeit in der wohl ordentlichsten Kajüte an Bord verbracht und sich doch irgendwie sehr an die Ordnung und Übersichtlichkeit gewöhnt hatte. Verdammt! Wieder führten ihn seine Gedanken zu seinem Käpt’n. Dabei hatte er doch gehofft, Ablenkung zu finden, wenn er seinem Freund folgen würde. Aber so leicht war das wohl nicht. „Hier!” Penguin sah vom Durcheinander auf dem Boden auf, als Ban durch eben jenes zu ihm zurückwatete und ihm einen klein zusammengefalteten Zettel hinhielt, den er soeben aus einem der beiden Nachttische geholt hatte. Fragend nahm er ihn entgegen und begann ihn aufzufalten. Das Papier entpuppte sich größer als ursprünglich vermutet. Als er es letztlich ganz geöffnet hatte, weiteten sich Penguins Augen schlagartig. „So habe ich auch geschaut, als ich es neulich aus der Zeitung gefischt habe. Ich weiß nicht, wie das schon wieder passieren konnte.” Ban klang nun alles andere als erfreut. Und Penguin teilte dieses Gefühl umgehend, angesichts des offiziellen Steckbriefes in seinen Händen, die sich nun etwas fest um das Papier schlossen, sodass es leicht an den Rändern zerknitterte. Darauf war das Foto ihres Käptn’s und augenblicklich war dem Schwarzhaarigen die Summe darunter ins Auge gesprungen: Sein Kopfgeld belief sich nun auf dreihundert Millionen Berry - damit hatte es sich erneut um fünfzig Millionen erhöht. „Warum?” Penguins Augenbrauen zogen sich finster zusammen. „Es wurde erst erhöht, kurz nachdem wir Amazon Lily verlassen und die beiden lächerlichen Piratenbanden wenig später besiegt hatten.” „Das wollte ich dich eigentlich fragen. Vielleicht ist die Marine der Meinung, dass fünfzig Millionen nicht genug waren. Immerhin hat er dem Strohhut geholfen. Aber um ehrlich zu sein werde ich das Gefühl nicht los, dass er irgendetwas hinter unserem Rücken treibt, was viel mehr dafür verantwortlich ist. Und ich hatte gehofft”, Ban verschränkte die Arme vor der Brust, „dass du vielleicht etwas darüber weißt.” Penguin sah kurz auf. Seine Miene war immer noch ernst. „Warum sollte ich mehr wissen als du? Du hast ein ziemlich falsches Bild. Wie ich dir schon neulich gesagt habe: Ich stehe ihm nicht näher als du.” Wieder schmerzte es bei seinen eigenen Worten in Penguins Brust . Doch natürlich ließ er sich das nicht anmerken und blickte wieder auf das Fahndungsblatt, von welchem ihn der Mann, den er liebte, mit einem etwas frechen Lächeln auf den Lippen ansah. Ban antwortete: „Du hast bei mir den Eindruck erweckt, seit du dich in der Bar so aufgeregt hast. Und du hast dich in den vergangenen Tagen wirklich mehr als selbstaufopfernd um ihn gekümmert.” Auch wenn er damit voll ins Schwarze traf und Penguin dieses nur zu gut wusste, blieb dieser gefasst: „Du kennst mich schlecht, wenn du denkst, dass das irgendetwas zu bedeuten hätte. Ich würde wohl sogar dir jedes Körperteil hinterhertragen, wenn man es dir im Kampf abschlagen würde.” Ban wusste wie hilfsbereit Penguin war und dieses „sogar dir” nur eine Stichelei unter eigentlich wirklich guten Freunden war. Dementsprechend begegnete auch er ihm mit etwas Humor: „Kann ich schriftlich haben, dass das auch für meinen Schwanz gilt? Der ist mir nämlich besonders wichtig.” Penguin schnaufte kurz spöttisch, dabei weiter auf Laws Foto blickend: „Als würdest du dir ausgerechnet DEN abhacken lassen. Eher rammst du dir doch die Klinge deines Gegners selbst durchs Herz.” „Auch wieder wahr”, witzelte der Andere, bevor Penguin wieder zum Ernst der Sache zurückkehrte. „Vielleicht hängt die Erhöhung auch mit dem Piraten zusammen, mit dem er sich neulich alleine angelegt hat”, überlegte er und dachte dabei an Laws Schusswunde, die inzwischen weitestgehend verheilt war. Jeder wusste, dass die Spuren, die ihr Käpt’n nach einem Kampf hinterließ, auch die Marine mittlerweile schnell zum Anführer der Heart Pirates führten. Schließlich gab es wohl sonst niemanden auf der Welt, der seine Gegner zerstückelt zurückließ ohne sie getötet zu haben. Ban jedoch hatte dagegen einen Einwand: „Dann müsste das ein ganz schönes Kaliber gewesen sein, damit es der Marine fünfzig Millionen wert ist. Aber bis auf den Schuss hat er nichts abbekommen. Nicht, dass wir uns missverstehen und du mir wieder vorwirfst, mir würde es an Respekt ihm gegenüber mangeln, aber für die Summe müsste er es mit einer ordentlichen Hausnummer aufgenommen haben. Und dann wäre auch er nicht nur mit dieser Kleinigkeit davon gekommen, wenn er alleine war.” Penguin konnte nicht abstreiten, dass da etwas Wahres dran war. Fünfzig Millionen setzte die Marine sicher nicht auf jemanden aus, der nur eine Eintagsfliege erschlagen hatte. Aber Laws übersichtliche Blessuren ließen wirklich nicht darauf schließen, dass sein Gegner allzu viel zu bieten gehabt hatte. Ban wiederholte daher seine Vermutung: „Eine nachträgliche weitere Erhöhung wegen der Sache mit dem Strohhut erscheint mir selbst für die Dumpfbacken der Regierung zu unlogisch. Er tut irgendwas, wovon wir nichts mitbekommen, die Marine aber schon. Und wofür sie ihn jetzt nochmal hochgestuft haben. Anders kann ich es mir nicht erklären.” Penguin schwieg und blickte weiter auf den Steckbrief. Nun erinnerte er sich wieder daran, wie er Law auf dem Flur angetroffen hatte, nachdem er angeschossen worden war, und wie dieser nicht zum ersten Mal den Lagerraum, zu dem nur er Zutritt hatte, verschlossen hatte. Hing es möglicherweise damit zusammen? Auch Ban, der genau wie der Rest der Crew von diesem Raum wusste, dachte wohl in selbige Richtung: „Vielleicht versteckt er sogar irgendetwas vor uns hier auf dem Schiff. Und wir sind alle so blind und bekommen es nicht mit.” Penguin reagierte nun unerwartet abrupt: „Möglich. Aber selbst wenn, wird er mir nicht mehr davon erzählen als dir.” Er begann den Steckbrief wieder zusammenzufalten. „Schade”, der Unterton in Bans Stimme klang irgendwie merkwürdig, „aber eigentlich hatte ich auch nicht wirklich Hoffnung, dass es anders sein könnte. Er ist eben wie er ist. Letztlich wollte ich dich auch nur fragen, ob du der Meinung bist, dass wir ihn ihm geben sollten? Ich meine, ob er schon wieder fit genug ist. Schmecken wird es ihm sicher nicht.” „Hast du ihn deswegen aus der Zeitung genommen?” Penguin sah ihn an. Ban nickte: „Ich dachte mir nach unserem Gespräch an dem einen Morgen an Deck, dass es auch so schon genug gibt was ihm zusetzt, auch ohne Grippe. Da fiel mir ein, welches Gesicht er immer gemacht hat, wenn sonst ein Steckbrief von ihm in der Zeitung war, und dass ihm das in dem Zustand wohl noch weniger bekommen würde. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass wieder ein neuer veröffentlicht werden würde, aber ich dachte mir sicher ist sicher. Also habe ich jeden Morgen die Steckbriefe erst durchgesehen, bevor du oder sonst jemand die Zeitung zu ihm gebracht hat. Als ich den dann vor einigen Tagen entdeckt habe, habe ich ihn direkt einkassiert. Erst wollte ich ihn sogar gleich über Bord werfen, da ich ohnehin draußen war. Aber irgendwann muss er ja davon erfahren. Und er wird mich wohl so schon dafür lynchen.” Aufmerksam lauschte der Schwarzhaarige der Erklärung des Anderen, bevor er wieder auf das gefaltete Papier in seiner Hand sah. „Das wird er vermutlich”, stimmte er zu, „aber ich finde du hast die richtige Entscheidung getroffen. Zwar ging es ihm eh so bescheiden, dass er die Zeitungen bis heute noch nicht alle durch hat, aber wenn ihm der Steckbrief dennoch in die Hand gefallen wäre, wäre das definitiv nicht gut gewesen.” Ban schien etwas erleichtert, dass sein Freund bestätigte, dass er zum Wohle ihres Käptn’s gehandelt hatte. „Du hättest es mir aber sagen können”, kam anschließend jedoch der Vorwurf, wobei Penguin ihm wieder ins Gesicht blickte. „Und dich damit noch mehr belasten? Ich denke, du hattest genug um die Ohren und andere Sorgen.” Ban hielt ihm die Hand hin, um das Flugblatt wieder entgegen zu nehmen. Allerdings händigte Penguin es ihm nicht aus, da er noch über Bans Worte nachdachte, zeigten sie ihm doch wieder einmal, dass er ein wahrer Freund war. „Hmm”, antwortete er jedoch nur, „und was hast du nun vor? Willst du ihn ihm jetzt bringen?” Ban hielt ihm die Hand weiter hin: „Wenn du der Meinung bist, dass das seiner Gesundheit jetzt nicht mehr schaden würde. Aufregen wird er sich so oder so, alleine schon weil ich es ihm vorenthalten habe.” „Wird er vermutlich. Aber im Moment”, Penguin musste kurz überlegen, wie er den Satz fortführte, „will er ungestört sein.” „Dann gebe ich ihm den später”, schlug Ban vor. Penguin jedoch steckte überraschend den Steckbrief in eine seiner hinteren Hosentaschen: „Erledige ich, wenn ich wieder zu ihm gehe. Er will euch alle noch etwas meiden, auch wenn er nicht mehr ansteckend ist, nur um kein Risiko einzugehen.” Nun ließ Ban die Hand sinken, legte jedoch die Stirn unter seinem Stirnband in Falten: „Denk aber nicht mal dran, den Rüffel, der mir gebührt, einzustecken.” Penguin schmunzelte: „Sicher nicht. Den kannst du dir später schön selbst abholen.” „Denk an meinen Schwanz, falls der dran glauben muss!”, grinste Ban. Sein Gegenüber musste lachen: „Solange er deine Arme und Hände dran lässt, kannst du den selbst aufsammeln.” Trotz der eigentlich ernsten Angelegenheit, über die sie eben noch gesprochen hatten, lachten beide – innerlich hoffend, dass auch ihrem Käpt’n nicht jedes Lachen vergehen würde, sobald er den Steckbrief in Händen hielt. Der Tag strich dahin. Penguin, der es noch nicht wieder gewagt hatte zur Kapitänskajüte zurückzukehren, da er nicht wusste, ob Shachi noch dort war, versuchte sich im Maschinenraum durch Arbeit von seinen missmutigen Gedanken abzulenken. Ohnehin hielt er es für nötig, seinen Freunden hier wieder zur Hand zu gehen. Dass es nicht viel zu tun gab und nicht nur Ban ihm inzwischen gesagt hatte, er solle sich lieber etwas Ruhe gönnen, ignorierte er schlichtweg. Erst als er zum wiederholten Mal nicht mitbekam, dass einer seiner Kameraden ihn ansprach, weil er wieder begonnen hatte zu grübeln, wurde Ban, der erneut Zeuge davon geworden war, lauter. „Verdammt, Alter”, fuhr er ihn an, was wirklich im gesamten Raum gut zu hören war, da sie segelten und daher die Maschinen nahezu gänzlich schwiegen, „jetzt hau’ dich aufs Ohr, bevor ich dich ins Bett prügel!” Der Angesprochene legte sein Werkzeug beiseite und seufzte: „Aye.” Inzwischen fand er selbst, dass er den Anderen wenn überhaupt nur im Weg stand, als dass er hier nützlich war. Somit verließ er unter den Blicken seiner Freunde den stickigen Raum, nicht mitbekommend, das ein Hauch Besorgnis in Bans Augen geschrieben stand. Auf dem verlassenen Gang blieb er kurz stehen und blickte auf seine etwas schmutzigen Hände. Auch sein Overall und seine nackten Arme wiesen den ein oder anderen Ölstreifen auf. Doch der Grad der Verschmutzung war nichts im Gegensatz zu dem, mit dem er sonst nach der Arbeit die Duschen aufsuchte. Dennoch erschien es ihm viel, nachdem seine Haut in den letzten Tag gänzlich sauber geblieben war. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte, schmutzig zu werden, alles was ihn gerade daran störte war, dass es ihm erneut bewusst machte, dass sein Platz an Bord nicht der war, den er sich so sehr wünschte. Er mochte zwar seine Aufgabe, schraubte mit Vergnügen an der Technik herum und hielt gerne mit den Anderen das Schiff in Gang. Doch er hätte keine Sekunde gezögert, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, seine Tätigkeit der vergangenen Woche wieder im vollen Umfang aufnehmen zu können. „Ich wünschte, diese Hände könnten sich weiterhin weniger um die Maschinen kümmern als um dich.” Er presste die Lippen bei diesem Gedanken fest zusammen. Natürlich wollte er nicht, dass es Law wieder schlecht ging. Alles was er damit meinte war, dass er sich generell ganz offen um ihn kümmern und sorgen wollte und dass Law sich ihm anvertraute und nach seiner Hand griff, wenn er sie brauchte. Es war so unfassbar schwer, sich damit abzufinden, dass dem nie so sein würde. Die Hände sinken lassend, schlug er langsam den Weg zu seiner Kabine ein, wie er es immer tat bevor er duschen ging. Fälschlicher Weise rechnete er wieder damit, einen verlassenen Raum zu betreten. Doch auch dieses Mal überraschte ihn Shachi, als er auf seinem Bett lag – mit geschlossenen Augen, ohne Oberteil und erschöpft wirkend. Umgehend schoss Penguin nur eins durch den Kopf: Warum? Warum dieser Anblick? Es konnte nur eins bedeuten: Law hatte nicht Wort gehalten. War nicht alles schon schlimm genug? Musste er ihm, Penguin, damit noch mehr zusetzen? Aber wie hatte er ihn auch um so etwas bitten können? Es war eine Sache zwischen dem Arzt und Shachi, die ihn rein gar nichts anging. Leise schloss er die Tür hinter sich. Dennoch schlug sein Freund, der wohl nur etwas eingedöst war, die Augen auf. „Oh, Peng.” Er richtete sich auf. „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken. Dachte du wärst noch bei ihm.” Umgehend wandte der Ältere sich wie schon neulich dem Schrank zu, um Shachis Blick auszuweichen. „Beim Käpt’n?”, fragte der Jüngere. Er nannte ihn nicht bei seinem Namen? Hatte Law ihn noch nicht darum gebeten? Doch sicherlich. Shachi tat es nur vor ihm nicht. Wissend, dass der Kleinere ihn noch ansah, nickte Penguin lediglich. Es dauerte einen Augenblick, bevor Shachi leise sprach, den Blick dabei nun abgewandt: „Nein, ich habe mit ihm über alles geredet, was es zu bereden gab. Und er sollte sich noch ausruhen.” Bei letzterer Aussage konnte Penguin sich ein höhnisches Schnaufen nicht verkneifen, erschien sie ihm doch absurd, nach dem was beide offensichtlich getan hatten. „Was?”, kam es daraufhin irritiert von seinem Freund. „Nichts”, Penguin schloss den Schrank wieder. „Bin duschen.” Ohne einen weiteren Blick zu Shachi oder diesem noch die Möglichkeit zu geben, irgendetwas zu sagen, war er wieder aus dem Raum. Innerlich verurteilte er sich für dieses Verhalten. Es gab keinen Grund, dass er ihn wieder so behandelte, schließlich hatte Shachi sich nichts zu Schulden kommen lassen. Er hätte sich für ihn freuen sollen. Aber er konnte es gerade nicht – noch nicht. Zudem spürte er, wie ein Anflug von Wut gegenüber Law sich in ihm breit machte, weil diesem Sex scheinbar wichtiger war als Vertrauen gegenüber dem Menschen, die er liebte. Wobei ihm das vorallem so nahe ging, weil es Shachi betraf. Noch niedergeschlagener als zuvor ging er in Richtung Duschraum und zog dabei seine Mütze, die er, seit er bei Ban in der Kabine gewesen war, nicht wieder aufgesetzt hatte, aus der Tasche. Dabei fiel ihm ein, dass das nicht das Einzige war, was er in seinen Taschen mit sich trug. Er blieb stehen, zögerte kurz und zog dann den Steckbrief aus der Hose. Sein Blick fiel auf das Stück Papier: Vielleicht war es dumm gewesen, Ban die Sache aus der Hand zu nehmen. Er wollte jeden Kontakt zu ihrem Käpt’n jetzt erst Recht meiden. Aber er konnte nun auch nicht einfach zu Ban gehen und sagen, er hätte es sich anders überlegt. Wie hätte das ausgesehen? Der Raucher hätte sich sicher wieder sein eigenes Bild zusammengereimt. „Ich könnte ihm den jetzt eben geben und mich dann aus der Affäre ziehen, weil ich duschen will”, überlegte er schweigend. Aber wer wusste, wie Law reagieren würde? Vielleicht würde es ihm wieder sichtlich schlechter gehen? Dann konnte er doch nicht einfach gehen. Andererseits –. „Das ist nicht meine Aufgabe. Dann schicke ich eben Shachi zu ihm. Der muss eh lernen damit umzugehen, dass Law nicht so unverwundbar ist, wie er denkt.” Damit war die Sache für ihn beschlossen, sodass er sich wenig später vor Laws Kabine wiederfand. Beinahe wäre er einfach so hereinspaziert, bevor ihm einfiel, dass auch diese Freiheit ihm nun wohl wieder genommen war. Mit ernster Miene klopfte er an und trat ein, als man ihn von der anderen Seite hereinbat. Umgehend und wie ferngesteuert fiel sein Blick aufs Bett. Nicht nur, weil er sich daran gewöhnt hatte dort als erstes prüfend hinzusehen, sondern viel mehr um festzustellen, dass es kaum verwüstet sondern fast ordentlich gemacht war. Sein Käpt’n hatte vermutlich schon damit gerechnet, dass er, Penguin, nochmal wiederkehren würde, weshalb er alle verräterischen Spuren seines Tuns mit Shachi hatte verwischen wollen. Als Zweites fiel ihm auf, dass Law den Tee auf dem Nachttisch wohl nicht mal angerührt hatte, da die Tasse immer noch voll war. Aber das war wohl jetzt ebenfalls nicht mehr seine Baustelle. „Ach, du bist es”, kam es dennoch überrascht vom Schreibtisch, wo Law saß, scheinbar eine der Zeitungen studierte, und sich nun zur Tür umgedreht hatte. Im Gegensatz zu Shachi war er gänzlich bekleidet – sicherlich ebenfalls nur Tarnung. Das Überraschen in Laws Stimme setzte Penguin einmal mehr zu. Scheinbar rechnete der Andere schon gar nicht mehr mit ihm. So schnell konnte es also gehen. Dass Law in Wirklichkeit überrascht war, weil er bei ihm mit keinem Klopfen mehr gerechnet hatte und daher gedacht hatte, dass jemand anderes vor der Tür stand, zog er nicht in Erwägung. „Sind die Duschen kaputt?” Erst bei dieser Frage sah Penguin richtig zu ihm und bemerkte, wie der Jüngere ihn etwas ungläubig musterte. Er sah kurz an sich hinab, bevor er wieder ernst zu ihm zurückblickte: „Nein, ich bin auf dem Weg dahin. Ich wollte dir vorher nur das hier geben.” Festen Schrittes ging er um das Bett herum, wobei ihm nicht entging, wie Laws Blick weiter an seinem Körper haftete. Wirkten seine Muskeln im dreckigen Zustand gerade etwa noch anziehender auf ihn, als sie es sonst schon immer getan hatten? Dem Blick nach ja. Aber es spielte keine Rolle mehr. Zumindest nicht für Penguin. Er versuchte es zu ignorieren und reichte ihm das Papier. Den Blick immer noch auf seine nicht bedeckten Oberarme gerichtet, nahm der Arzt es entgegen, bevor er es schaffte, sich von dem ungewohnten Anblick zu lösen und es aufzufalten. Sein Gesichtsausdruck, der durchaus wieder einen Hauch Lüsternheit angenommen hatte, schlug in einen sehr ernsten um. Ein Moment verging. Penguin überlegte, was gerade in seinem Gegenüber vorging. „Wieso ist er nicht in der Zeitung?” Diese Frage war zu erwarten gewesen. „Ban hat ihn herausgenommen, damit er dir im kranken Zustand nicht noch mehr zusetzt. Und damit hat er meiner Meinung nach genau richtig gehandelt”, verteidigte Penguin seinen Freund. „Hmm.” Die Antwort war knapper als er es erwartet hatte. Und noch viel weniger hatte er mit der folgenden Reaktion Laws gerechnet, als dieser das Papier vollkommen zerknüllte und gleichgültig in den Abfall warf. „Das ist alles?”, sprach er aus, was er dachte. Law sah wieder auf die Zeitung und antwortete desinteressiert: „Was erwartest du sonst?” „Dass du mir zum Beispiel sagst, woher die fünfzig Millionen plötzlich kommen?” Eigentlich hatte Penguin das nicht sagen wollen, da er keine Offenheit des Anderen erwartete. „Frag doch die Marine oder noch besser die Weltregierung. Was weiß ich, was in den Hohlköpfen vorgeht. Und was sind schon dreihundert Millionen”, beiläufig blätterte der Arzt um, bevor er ebenso monoton weitersprach, „wenn man viel wertvolleres hat, wofür die Leute einem an den Kragen wollen?” Die Zeitungsseite noch nicht ganz umgeschlagen, hielt Law plötzlich wie erstarrt inne. Offensichtlich hatte er wieder etwas kundgetan, was er für sich hatte behalten wollen. Dabei sah es ihm nun wirklich nicht ähnlich, dass ihm so etwas einfach herausrutschte. Auch Penguin war überrascht, fasste sich jedoch wieder: „Und das wäre?” Law brauchte einen Augenblick, ehe er seine kühle Fassade zurückerlangte und die Seite gänzlich umschlug: „Unwichtig. Geh lieber duschen, bevor dein ölverschmierter Körper mich wieder auf Dummheiten bringt, die du mir ja noch nicht wieder erlauben willst.” Penguin wusste nur zu gut was er meinte. Und auch wenn es ihm schmeichelte, ja ihn sogar selbst etwas erregte, dass Law seinen optischen Zustand noch anziehender fand als sonst, beherrschte er sich, dem nachzugeben. Er wandte sich zum Gehen, blieb jedoch an der Tür nochmals kurz stehen und sprach aus, was für ihn längst beschlossene Sache war: „Ich werde sie dir nie wieder erlauben. Jedenfalls nicht mit mir.” Damit fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und er ließ einen Mann zurück, der erneut wie versteinert auf das graue Papier vor sich blickte. Was hatte er da gerade gesagt? Meinte er das ernst? Aber warum? Was hatte er, Law, verbrochen, dass Penguin diesen völligen Schlussstrich zog? „Wegen meinem Vertrauen?”, ging es ihm durch den Kopf. Er erinnerte sich, als er Penguin offenbart hatte, dass er auch ihm beim Sex nicht vertrauen konnte. Hatte ihn das so sehr getroffen? Vermutlich. Law schloss die rechte Hand, die er zwischenzeitlich auf das Zeitungspapier gelegt hatte zur Faust und zerknüllte damit nun auch die Seite. Er hatte gehofft, Penguin würde das nicht allzu sehr mitnehmen und so würde er weiter in den Genuss kommen mit ihm zu schlafen, sodass er immer noch etwas von seiner Nähe hatte, die er nicht ganz missen wollte. Aber scheinbar hatte er da falsch gelegen. Sein mangelndes Vertrauen machte wirklich alles kaputt. Nun war ihm auch klar, warum er ihn schon am Vormittag zurückgewiesen hatte. „Aber es geschieht mir so recht.” Verbissen kniff der junge Arzt die Augen zu, wobei er zurecht vermutete, dass er Penguin an diesem Tag nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. Erst am nächsten Morgen kam es wieder dazu und zwar als Law ohne Vorankündigung plötzlich in der Kombüse stand, wo der Großteil der Crew saß und frühstückte. „Käpt’n!” Nicht nur Bepo strahlte vor Freude über beide Ohren als er in der Tür stand und ihn erstmalig seit Ausbruch seiner Krankheit wieder zu Gesicht bekam. Eilig sprang der Eisbär auf, spurtete auf Law zu, schloss ihn in seine Arme und drückte ihn fest an sich: „Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht.” Er war zweifelsohne der Einzige an Bord, der in dieser Form überreagieren durfte, ohne Konsequenz fürchten zu müssen. „Diese Momente in denen sich unser Vize aufführt wie ein zu groß geratenes Haustier, das sein Herrchen vermisst hat, sind und bleiben einmalig”, witzelte einer der Anderen. Law weiter festhaltend, wandte Bepo seinen Kopf herum und funkelte ihn zornig an, dabei auch durchaus seine scharfen Fangzähne zeigend: „Das Haustier frisst dich gleich als zweites Frühstück!” Doch sein leichter Zorn wich umgehend, als er neben sich ein leises Lachen hörte, was auch dem Rest der Crew mehr als gefiel. Law klopfte seinem Vertreter etwas mit der Handfläche auf die Brust: „Danke, Bepo, dass du die Chaoten an meiner Stelle so gut im Griff hattest in den letzten Tagen. Aber wenn du so weiter machst, brichst du mir wohlmöglich das Rückgrat und dann musst du die Aufgabe weiterhin übernehmen.” Der Bär realisiert nun, wie fest er den schmalen menschlichen Körper an sich gedrückt hatte, ließ umgehend von ihm ab und verbeugte sich reumütig: „Entschuldigung.” Wieder schmunzelte Law und tätschelte ihm kurz den herabgebeugten Kopf, bevor er auf seinen freien Platz am Kopf des Tisches zuging. Jeder der Anwesenden beobachtete ihn dabei mit einem freudigem Lächeln auf den Lippen, dem seine Rückkehr in ihre Runde zugrunde lag – jeder bis auf einen. Und das entging auch Law nicht. Im Augenwinkel sah er Penguin, der mit am Tisch saß und nicht mal aufsah. Er blickte einfach nur emotionslos auf seinen Teller, während sogar Shachi neben ihm dieses Mal breit lächelte. Jedoch reagierte der Chirurg nicht darauf, sondern setzte sich und bekam sogleich von Dai einen Kaffee vor die Nase gestellt. Endlich wieder Kaffee. Das erschien Law nach seiner unfreiwilligen Tee-Kur gerade wie der Himmel auf Erden. „Danke”, reagierte er, als Tomo ihm auch schon die Zeitung zuschob. Law nahm sie entgegen und schmunzelte abermals, sich innerlich freuend, dass seine Mannschaft so sehr aus dem Häuschen war. Und es fühlte sich auch für ihn unerwartet gut an. Ihm war es nie so bewusst gewesen, aber ihm hatte es tatsächlich gefehlt mit seinen Leuten zusammen zu sein. Noch vor seiner Erkrankung hätte er felsenfest behauptet, dass es ihm völlig unbedeutend war. Aber in diesem Augenblick stellte er fest, dass das eine glatte Lüge gewesen wäre. Penguin hatte wohl doch ein Stück Recht gehabt, als er ihm gesagt hatte, dass sie längst mehr waren als nur eine Gruppe von Individuen – dass sie so etwas wie eine Familie waren. „Wie fühlst du dich?”, erkundigte Kanaye sich. „Wieder gut genug, um jeden von euch zu zerlegen, wenn er Scheiße baut.” Law sah ihn mit einem weiteren Schmunzeln auf den Lippen an. „Alles klar”, lachte der Andere. Law sah zu Penguin hinüber, doch seine Haltung war unverändert. Nicht mal als Shou über ihn sprach, reagierte er äußerlich: „Wir hatten schon gedacht, dass du die Bazillenschleuder verjagt hast, weil er hier war, du aber bis gerade nicht.” Nun wurde Laws Blick ernst und er sah Shou an: „Hör auf ihn so zu nennen!” Dass Penguins Augen sich nun minimal weiteten, während er auf das Onigiri starrte, dass er sich gerade unauffällig genommen hatte, entging dem Arzt. „Aber es ist doch so passend!”, grummelte Shou. Kanaye widersprach: „Ist es nicht. Das habe ich dir schon mehrfach erklärt. Bazillen und Viren sind unterschiedliche Dinge.” „Das zum Einen”, mischte Law sich ein, „und zum Anderen nennt ihn niemand mehr von euch so oder ähnlich.” Er sah durch die Runde, welche nun etwas ehrfürchtiger zurückblickte. „Aber er hat dich angesteckt”, versuchte Shou ein letztes Mal seinen so geliebten Spitznamen für Penguin zu retten. Doch vergebens, wie Law ihm deutlich machte: „Mag sein. Aber ohne Penguin würde ich wahrscheinlich jetzt noch nicht wieder hier sitzen – vielleicht sogar gar nicht mehr. Also Schluss mit dem albernen Namen und keine Widerworte mehr.” Bei seinen letzten Worten sah er wieder durchdringend Shou an, der sich nun etwas kleiner machte. Zu aller Verwunderung war es jedoch Penguin, der nun den Mund aufmachte und dabei gleichgültig an seinem Tee nippte: „Tu nicht so als hätte ich irgendwas weltbewegendes getan, Käpt’n. Tee an dein Bett stellen hätte hier jeder hinbekommen.” Die Blicke wanderten zu ihm und wieder zurück zu ihrem Anführer. Dieser jedoch blieb gefasst, obwohl ihm sein Titel aus Penguins Mund wieder missfiel, nahm seine Kaffeetasse auf und antwortete trocken: „Ich sagte doch, dass ich keine Widerworte mehr hören will. Lebt damit, dass es jetzt wieder ist, wie ich es sage.” „Aye, Käpt’n!”, schoss es augenblicklich aus dem Jüngsten heraus. Penguin hingegen zischte nur leise in seine Tasse: „Tzz. Aye.” Als hätten auch die Grandline und sein Schiff darauf gewartet, dass Law erst wieder genesen war, bevor sie an fremden Ufer anlegten, verkündete Bepo dem Arzt gegen Mittag, dass sie noch an diesem Tag endlich die nächste Insel erreichen würden, wenn sie so weiter segelten oder auf Motorbetrieb umstellen würden. Die Nachricht verbreitete sich schnell in der Mannschaft und sorgte für große Freude nachdem sie in letzter Zeit durch Laws Verfassung den Großteil der Zeit unter Wasser und damit im Schiff eingesperrt verbracht hatten. Laws eigene Freude hielt sich in Grenzen. Generell machte er keine Jubelsprünge, wenn sie neues Territorium betraten, schließlich wusste man nie, was einen erwartete. Aber heute wurde seine Stimmung besonders vom Vortag gedrückt, an dem er hatte verstehen müssen, dass nun zwischen ihm und Penguin alles wieder so sein würde wie einst, bevor er sich im Suff seinem Verlangen hingegeben hatte. Zwar hatte er selbst mehrfach gesagt, er wolle dahin zurück, doch wusste er ja nur zu gut, dass das eigentlich nicht der Wahrheit entsprach. Aber nun war es wohl die Wahrheit. Denn Penguin zeigte ihm auch an diesem Tag sehr deutlich, wie ernst es ihm war. Die ohnehin schon recht kühle Distanz der letzten Tage war nun endgültig auf ihrem Maximum angelangt. Mehr Abstand ging wohl nicht mehr, solange keiner von ihnen von Bord sprang. Dass damit der Abstand zwischen ihnen nicht nur körperlich sondern auch mental viel weiter war, als früher, bevor alles angefangen hatte, war Law mehr als bewusst. Und es gefiel ihm überhaupt nicht. Selbst wenn er sich einreden wollte, dass es ihm egal sein konnte, misslang ihm dies kläglich. Aber wie sollten sie wieder zur ursprünglichen Normalität zurückkehren nach allem was war? Ging das überhaupt? Bis vorgestern hatte Law noch gedacht, der größte Konflikt bestünde zwischen ihm und Shachi. Aber der war wohl nie so groß gewesen, wie er gedacht hatte. Zumindest erschien er ihm beigelegt, auch wenn er sich tief in seinem Inneren immer noch dafür Schelte erteilte, dass er den Jüngeren ausgenutzt hatte. Aber jetzt hatte er diese stille Auseinandersetzung mit Penguin. Und diese lag ihm merkwürdiger Weise noch viel schwerer im Magen. Ob es sich auch einfach so geradebiegen ließ wie es bei Shachi den Anschein gemacht hatte? Und wenn ja, wie sollte er es angehen? War wirklich sein fehlendes Vertrauen das Problem? Oder stieß er Penguin unbewusst mit etwas anderem von sich? In der Hoffnung, dass die frische Luft an Deck, die nun sogar er nach all den Tag in seiner Kajüte zu schätzen wusste, ihm beim Nachdenken helfen würde, trat er mit seinem Schwert auf der Schulter hinaus. Doch scheinbar war er nicht der Einzige, der im Meerwind Zuflucht suchte. Ausgerechnet Penguin saß im Schneidersitz an der Reling am Bug, die Mütze tief ins Gesicht gezogen und die Arme verschränkt. War er eingeschlafen? Law ging näher an ihn heran. Vom unteren Außendeck schallte das Gespräch zwischen einigen Crewmitgliedern an sein Ohr. Aber er schenkte dem keine Beachtung. Stattdessen ging er nach kurzem Innehalten auf den Älteren zu und hockte sich vor ihn, sodass er in sein Gesicht sehen konnte: Er schlief tatsächlich. Law musste kurz schmunzeln, bevor er gegen den Schirm seiner Mütze schnippte. Abrupt schlug Penguin die Augen auf und sah ihn irritiert an. „Geh ins Bett!” Der Jüngere bemühte sich zu lächeln, trotzallem was in ihm vorging und was nur noch verstärkt wurde, als er in die inzwischen so vertrauten dunklen Augen sah. Penguin rieb sich den Nacken und richtete sich auf: „Geht schon. Bin nur kurz weggenickt.” Law folgte ihm zunächst mit dem Blick, bevor auch er sich wieder aufstellte. „Du musst hundemüde sein, so viel wie du geleistet hast. Du hast kaum geschlafen”, sagte er ruhig. „Quatsch, mir geht’s bestens. Und wir legen bald an”, Penguin sah zum Horizont an dem die angekündigte Insel bereits zu sehen war, „da werde ich gebraucht.” „Das bekommen wir auch ohne dich hin. Mir wäre es wirklich lieber, du würdest dir einfach richtig Schlaf gönnen”, wiederholte der Arzt. „Sagst ausgerechnet du, Käpt’n?” Wieder hatte er es getan: Seinen Titel statt seines Namens benutzt. Zwar bestand die Möglichkeit, dass sie jemand hörte, sodass es so sicher besser war. Aber dennoch klang es für Law aus Penguins Mund wiederholt unangenehm. „Machst du das mit Absicht?”, fragte er letztlich. Penguin sah ihn aus dem Augenwinkel an: „Was?” „Mich wieder so anzusprechen? Ich weiß, wir sind hier nicht unbedingt alleine”, Law sprach deshalb nun auch wesentlich leiser, „aber das gerade kam mir wie schon gestern übertrieben betont von dir vor.” Penguin konnte nicht verleugnen, dass er tatsächlich etwas mehr Betonung in das „Käpt’n” gelegt hatte, als er es für gewöhnlich getan hätte. Vielleicht hatte er damit nun auch verraten, wie er innerlich wirklich fühlte und Law suchte deswegen nun das Gespräch, um ihn zu vertrösten? Aber welche Rolle spielte das noch? Er sah wieder weg: „Tut mir leid. Ich versuche nur wieder alles so werden zu lassen, wie es war. Aber das fällt mir auch nicht allzu leicht. Die letzten Tage sind an mir nicht ganz spurlos vorbeigegangen und es ist merkwürdig, dich wieder so zu sehen. Auch wenn es mich natürlich freut, dass du so schnell wieder gesund bist, wo es anfangs so schlimm war.” „Ganz gesund bin ich noch nicht. Ich sollte eigentlich auf dich hören und noch kürzer treten. Aber das fällt mir schwer”, gab Law nun erstmals zu. „Dass es so schnell ging, habe ich außerdem nur dir zu verdanken.” „Ich sagte doch schon beim Frühstück, dass ich nichts Besonderes getan habe. Stell mich nicht als Helden hin.” Penguin sah ihn weiterhin nicht an. „Doch das hast du. Du”, Law schluckte kurz, „weißt selbst, dass du mehr getan hast, als mir nur Tee zu bringen. Viel mehr.” Auch wenn er fast flüsterte und der Wind bald lauter war als seine Stimme, verstand Penguin jedes Wort. Dennoch reagierte er nicht. „Ich weiß”, fuhr Law letztlich fort, „dass ich mich falsch verhalten habe und nicht ehrlich zu dir war. Ich hätte dir von Anfang an sagen sollen was Sache ist. Aber ich kann es nicht mehr ändern.” „Das erwarte ich auch nicht”, antwortete der Ältere ruhig. „Was erwartest du dann von mir?”, wollte Law wissen. „Nichts. Nur dass du mir die Zeit gibst, wieder zu mir selbst zu finden und mich mit der Sache zu arrangieren. Und vor allem dass du versuchst, wenigstens Shachi zu vertrauen.” Seine letzten Worte irritierten den Arzt. Wieso Shachi wieder? Wieso wollte er, Penguin, nicht in erster Linie selbst sein Vertrauen? Hatte er völlig aufgegeben, dass er dazu je in der Lage sein konnte? Law wollte sich mit der freien rechten Hand auf die Reling stützen und Penguin von der Seite ansehen, um ihn danach zu fragen, als urplötzlich und unerwartet ein heftiger Ruck durch das gesamte Schiff ging, der so immens war, dass Laws Hand den Stahl verfehlte und ins Leere griff. Das Uboot schaukelte enorm und er drohte das Gleichgewicht zu verlieren, gar über Bord zu gehen. Doch in weniger als einer Sekunde packte ihn Penguins Hand und zog ihn an sich, wo er ihn abrupt fest mit beiden Armen an sich drückte, während der Boden unter ihren Füßen stark schwankte, wie er es sonst höchstens bei heftigen Stürmen tat. Doch Penguins Stand war fest. Nicht eine Sekunde drohte er die Balance zu verlieren, sodass er einfach so ausharrte, seinen Käpt’n weiter gut festhaltend. Nur langsam ließ das Schaukeln wieder nach. Nicht aber Penguins Griff. Law starrte über seine Schulter hinweg. Seine Hände hatten perplex den Weg auf die feste Brust des Anderen gefunden, während sein Schwert noch gerade so in seiner eigenen linken Armbeuge klemmte. Und genau wie Penguin hatte er gerade keinen Platz in seinem Kopf, um über die Ursache der ungewöhnlichen Erschütterung an sich nachzudenken. Hatte er solch eine Situation nicht schonmal erlebt? Damals? Im betrunkenen Kopf, bevor sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten? Wieder spürte der Chirurg das Herzklopfen des Anderen unter seinen Fingern und konnte es sogar wieder einmal hören. Allerdings war er sich wieder nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch sein eigenes war. Denn auch sein Herz pochte ebenso spürbar. Und das auch noch, als das Schiff wieder relativ ruhig im Wasser lag. Auch drang jeder leise Atemzug des Anderen an sein Ohr. Zweifelsohne konnte auch er seinen Atem umgekehrt hören, war dieser nun doch deutlich hastiger. Immer noch ließ Penguin ihn nicht los, sodass ihr Körperkontakt intensiver und länger war, als in den letzten fünf oder sechs Tagen zusammen. Doch anders als damals am Hafenbecken, verspürte Law nicht mal ansatzweise das Bedürfnis, sich wegzudrücken. Ganz im Gegenteil schlossen sich seine Hände sogar unbemerkt minimal in Penguins Overall. „Alles in Ordnung?”, hörte er die dunkle Stimme an seinem Ohr flüstern. Law nickte kaum merklich: „Ja.” Eigentlich war das gelogen. Gar nichts war in Ordnung. Bis eben hatte er noch gedacht, das für ihn immer noch unerklärliche Verlangen nach Penguins Nähe eindämmen, gar gänzlich unterdrücken zu können. Doch jetzt erschien es ihm noch stärker als zuvor. So stark, dass er sogar heimlich hoffte, eine weitere Erschütterung würde folgen und ihm Anlass geben, seinen Griff im weißen Stoff noch zu verstärken. Doch bis auf ein wiederholtes leichteres Ruckeln blieb sie aus. Dennoch dauert es noch einige Augenblicke, bis Penguin seine Umarmung lockerte. Law hatte keine Ahnung, wie sehr in seinem Kopf ganz ähnliches vorging und dieser Zwischenfall sein Vorhaben, zu ihrer ursprünglichen zwischenmenschlichen Beziehung zurückzukehren, beinahe in das gänzliche Gegenteil wieder hatte umschlagen lassen. Er wusste nicht, wie sehr Penguins Arme ihn am liebsten nie wieder losgelassen hätten. Langsam zog Law den Kopf zurück und sah in die Augen des gleichgroß gebauten unmittelbar vor sich. Vermutlich ein Fehler, da ihn diese noch mehr dazu verleiteten alle Gedanken an Abstand zu seinem Gegenüber schlagartig vernichten zu wollen. Dabei war dies doch Penguins Wunsch, den er zu akzeptieren hatte. Aber wieso ließ er ihn dann immer noch nicht gänzlich los? Wieso blickten seine Augen starr zurück? Irritation und Unsicherheit las Penguin zu Recht aus den graublauen Iriden vor sich. Allerdings deutete er beides falsch und ging einmal mehr davon aus, Law sei einfach nur überrumpelt von seinem Handeln. Zugegebener Maßen, er hatte über dieses nicht nachgedacht. Dazu hatte im letztlich auch die Zeit gefehlt. Einmal mehr hatte er sich von seinen Gefühlen leiten lassen. Natürlich hätte er so oder so nicht zugelassen, dass Law über Bord ging, nur dass er ihn so fest an sich gepresst hatte und nun immer noch nicht von ihm abließ, obwohl es inzwischen wirklich keine Kunst mehr war an Deck zu stehen, war mehr als ein eindeutiges Zeichen für seine wahren Gefühle. Und er spielte mit dem Gedanken, sie seinem Gegenüber nun doch klar und deutlich zu offenbaren. Seine Augen huschten flüchtig über die schmalen, aber, wie er noch genau wusste, weichen Lippen des Jüngeren. Ein Kuss In diesem Moment: Er wäre Ausdruck genug gewesen, um Law all seine Gefühle für ihn eindeutig offen zu legen und keine Zweifel zu lassen. Denn dass von seiner Seite gerade keine sexuellen Gedanken im Spiel waren, hätte dieses Mal wohl auch er verstanden. Doch anstatt sich auf die des Arztes zu legen, wozu sein Herz ihn gerade nötigen wollte, öffneten sich seine eigenen Lippen letztlich und ließen die nüchterne Rationalität sprechen, wenn auch in einem etwas unsicheren Tonfall: „Du solltest unter Deck gehen, bevor das nochmal passiert.” Law spürte wie die Kraft von Penguins Armen um ihn herum nachließ und er sicher gehen musste, dass er genug Halt auf seinen eigenen Beinen hatte. Innerlich widerwillig lösten seine Finger sich aus dem Anzugstoff. Sein Mund stimmte jedoch zu: „Ich denke auch.” Der Körperkontakt brach endgültig ab. Law schulterte sein Kikoku wieder und wich Penguins Blick aus. Er war sichtlich verwirrt von der soeben geschehenen Situation. Das was sie eigentlich beredet hatten, war dadurch vergessen. Und somit auch die Chance jegliche Missverständnisse aus der Welt zu schaffen. Zielstrebig verschwand der Arzt wieder im Schiff. Penguin sah ihm nach. Ein Teil in ihm bereute, ihn gehen gelassen zu haben. Aber seine Vernunft sagte ihm, dass es richtig gewesen war. Laws Verwirrung wäre andernfalls wohl nur noch größer geworden. Und im unwahrscheinlichen Fall, dass er doch eine winzige Chance hatte, Laws Herz für sich zu gewinnen, wollte er ihn nicht vor die Entscheidung zwischen sich und Shachi stellen. Und obendrein lag es ihm nach wie vor fern, sich in eine offene Rivalität mit seinem besten Freund zu begeben und diesen unglücklich zu machen. Penguin war sich sicher, dass er selbst den Riss in seinem eigenen Herzen, auch wenn er ihm gerade enorm erschien, besser wegstecken konnte als Shachi – zumindest früher oder später. Kapitel 19: Zerbrechliche Bande ------------------------------- Von Bepo erfuhr Law wenig später die Ursache des auffällig starken Bebens, das die Polar Tang aus dem Gleichgewicht gebracht und ihn beinahe über Bord befördert hatte. Rund um die Insel, die sie ansteuerten und die, wie der Navigator erwähnt hatte, nicht grundlos „Whirl Island” hieß, tobten reißende Unterwasserstrudel. Eine Unachtsamkeit und sie rissen jedes Schiff in die Tiefe. Doch war Law sich mehr als sicher, dass Bepo und Jean Bart, der das U-Boot gerade steuerte, diese Hürde meistern und sie sicher in den Hafen lenken würden. Wobei diese Sicherheit am ehesten daher kam, dass er in Gedanken eigentlich immer noch gefangen von der Situation zwischen ihm und Penguin gewesen war. Was sich eben an Deck zwischen ihnen ereignet hatte, ließ ihn nicht mehr los. Immer noch hatte er das Gefühl, das Herz in seiner Brust würde unnatürlich schnell schlagen. Und das kam sicher nicht nur vom Schreck, denn wäre er über Bord gegangen, so wusste er, hätte er noch im Fall die Chance gehabt sich mit seinen Teufelskräften zurück an Deck zu befördern, ehe ihn das Meer verschlungen hätte. Viel mehr verunsicherte ihn Penguins Reaktion und die Tatsache, wie lange er ihn festgehalten und anschließend angesehen hatte. Währenddessen hatte sich abermals das Gefühl in ihm ausgebreitet, das er partout nicht zuordnen konnte. Es hatte sich wieder so gut angefühlt, wie er ihn in seinen Armen gehalten hatte – so geborgen und sicher. Er war sogar kurz davor zu behaupten, dass er sich in Penguins Umarmung am offenen und ansonsten ungeschützten Deck sicherer gefühlt hatte, als jemals alleine hinter der verschlossenen, massiven Tür seiner Kajüte. Dabei war das objektiv betrachtet völliger Blödsinn. Seine Tür konnte ihm nicht schaden. Sie hatte keinen eigenen Kopf. Aber bei anderen Menschen wusste man doch schließlich nie, was in ihnen vorging. Dennoch: Es erschien ihm so. Nur tat es eigentlich nichts mehr zur Sache. Es war sicher nicht Penguins Absicht gewesen, ihm dieses Gefühl zu vermitteln, nachdem er ihm doch deutlich gesagt hatte, dass er wieder eine normale, gewöhnliche Beziehung zwischen ihnen wollte – ohne jegliche Art der Nähe. Allerdings fiel ihm auch wieder ein, wie Penguin ihn nochmal darum gebeten hatte, Shachi zu vertrauen. Wieso das? Was machte es für Penguin wichtiger, dass er ihm vertraute anstatt ihm selbst? „Vielleicht denkt er, ich würde irgendetwas für Shachi empfinden?! Dabei habe ich ihm gegenüber nach wie vor nur Schuldgefühle. Und selbst wenn es anders wäre, wäre das dann ein Grund für ihn, nun so den Abstand zu suchen? Vermutlich. Er ist ja sein bester Freund. Oder aber, er ist doch nur enttäuscht, weil ich ihm nicht vertrauen kann, er aber dachte, ich täte es zumindest beim Sex.” Law war in Gedanken so mit der Suche nach der Antwort beschäftigt, dass ihm sogar entging, wie Bepo ihn ansprach. „KÄPT’N!” Erst als dieser seine Stimme erhob, sah der Angesprochene hastig von der Seekarte auf dem Tisch vor sich auf und seinen Vize an. „Ja?”, fragte er. Der Bär fuchtelte aufgeregt mit den Armen: „Ich habe gefragt, ob wir die Segel einholen und auf die Maschinen umstellen sollen? Dann ist das Schiff besser steuerbar!” Law sah zum großen Fenster des Kommandoraums, der stets unter Wasser lag und durch das man sogar einige Strudel, die sie umgaben, sehen konnte. Jean Bart schien höchst konzentriert, um nicht nochmal das Schiff in die Nähe von einem zu bringen. Er blickte wieder den Navigator an: „Ja, tut das.” „Aye.” Damit spurtete Bepo zur Teleschnecke an der Wand, mit der man auch mit dem Maschinenraum des Schiffes kommunizieren konnte – sofern jemand dort vor Ort war, was aber in der Regel stets der Fall war. Law sah wieder auf die Karte vor sich: Er wusste, er hätte sich gerade auf die Angelegenheit hier konzentrieren sollen. Doch es fiel ihm mehr als schwer, sodass er nach einer Weile des Zögerns letztlich beschloss, Bepo diese Aufgabe alleine zu überlassen, und sich wieder an Deck begab. Dass es gerade für ihn als Nichtschwimmer angesichts der Turbulenzen aktuell wohl nicht der sicherste Ort war, interessierte ihn nur wenig. Er wusste ja nun, welche Gefahr unter der Wasseroberfläche lauerte und war darauf gefasst. Dieses Mal fand er das obere Außendeck verlassen vor. Vermutlich war auch Penguin wieder im Schiff, möglicherweise im Maschinenraum. Law überlegte, wie er reagiert hätte, wenn er noch hier gewesen wäre? Ob er ihn wieder reingeschickt hätte? Aus Sorge? Für einen Moment musste der Arzt schmunzeln, als er sich vorstellte, wie entsetzt und panisch Bepo reagiert hätte, wenn er ihm erzählt hätte, dass er beinahe über Bord gegangen wäre. Doch verging ihm dieses Lächeln schnell wieder. Laws Nacken schmerzte erneut etwas. Und er fühlte sich weiterhin ein kleinwenig schläfrig. Ganz waren die Symptome seiner Grippe eben doch noch nicht abgeklungen. Aber sich jetzt ins Bett zu legen kam nicht in Frage: Die Insel war inzwischen zum Greifen nahe. Eine Stadt sowie der dazugehörige Hafen waren bereits erkennbar. Der Karte nach und auch von hier aus betrachtet handelte es sich um eine recht flache Insel. Nur in der Mitte gab es eine auffällige Erhöhung. Sie als Berg zu bezeichnen war wohl zu viel des Guten, aber es war durchaus ein beachtlicher Hügel, dessen Hänge sehr weitläufig schienen und den Großteil der Insel ausmachten, die laut Karte gar nicht so klein war. Viel interessanter als die geografischen Gegebenheiten war für ihn jedoch die Frage, ob es an Land irgendeinen Kopf gab, auf den eine Summe ausgesetzt war, die es wert machte der Person das Herz zu entreißen. „Ich muss unbedingt nochmal alle Steckbriefe durchgehen. Vor allem die der letzten Woche, damit ich sie im Kopf habe.” Bei diesem Gedanken fiel ihm auch wieder seine eigene Kopfgelderhöhung ein und dass Penguin nach dem Grund dafür gefragt hatte. Entgegen der Antwort die er ihm gegeben hatte, konnte Law sich in Wahrheit sehr gut denken, dass die Ursache die kleineren Fische, Bullet Joe eingeschlossen, waren, die er unbemerkt und alleine in den letzten Wochen bei ihren Landgängen ausgeschaltet hatte. Ihm war bewusst, dass er jedes Mal seine Unterschrift hinterließ, wenn er seine Gegner alleine besiegte, und diese zudem stets noch in der Lage waren zu sprechen, sobald sie wieder zu Bewusstsein kamen, sodass sie der Marine oder wem auch immer sagen konnten, wer sie besiegt und ihr Herz in seiner Gewalt hatte. Aber was blieb ihm anderes übrig? Er wollte nicht wie eine Bestie jeden töten, der ihm unterlegen war – nicht mal andere Piraten. Also würde er wohl auch die Eigentümer der noch ihm fehlenden Herzen letztlich am Leben lassen. Vierundzwanzig brauchte er noch, um die Hundert voll zu machen. Hundert Herzen, nur um einen Titel zu erlangen: Den eines Samurais der Meere - eines Shichibukai. Wenn seine Crew gewusst hätte, dass ausgerechnet er, der die Weltregierung und Marine verabscheute, sich zu einem ihrer Schoßhündchen machen wollte, hätte sie ihn wohl ausgelacht und für verrückt erklärt. Er hatte auch kein Interesse daran, nach der Pfeife anderer zu tanzen. Das ganze sollte eher einem praktischen Zweck dienen: Er wollte Ruhe vor der Marine. Denn er wusste, dass ihn auf der anderen Seite der Redline mehr als genug Auseinandersetzungen und Probleme erwarten würden, ohne dass er von der Regierung gejagt wurde. „Oi, Käpt’n!” Er wandte sich herum, als ein Crewmitglied, das mit einigen anderen vom unteren Deck herauf gekommen war, ihn ansprach. „Was war das vorhin?” „Strudel”, antwortete er knapp. „Wir sind umzingelt davon. Aber Bepo meistert das. Bereitet das Anlegen vor. Wir sind fast da.” „Aye!”, kam es von seinen Leuten, die sofort an ihre Posten eilten. Nur einen unter ihnen hielt er zurück: „Ban?!” Dieser hielt inne und drehte sich nochmal zu ihm herum, dabei wie gewöhnlich, wenn er draußen war, eine Kippe im Mundwinkel haltend: „Hmm?” „Wegen der Sache mit meinem Steckbrief –” Während er pausierte konnte Law sehen, wie der Andere etwas starr wurde. Er nahm die Zigarette aus dem Mund: „Fuck, ich hatte gehofft, da kommt nichts mehr. Ich meinte es nur gut, Käpt’n, ehrlich!” „Ich weiß”, reagierte Law ruhig. „Und ich schätze dein Handeln sehr. Danke.” Ban glaubte sich verhört zu haben: „Wie jetzt? Ich ende nicht als Galionsfigur?” Ein kurzes spöttisches Schnaufen des Chirurgen folgte: „Hatte ich nicht im Sinn, es sei denn du willst das Anlegen mal aus einer anderen Perspektive betrachten.” „Nein danke”, winkte der Raucher ab. Laws Miene wurde ernst: „Ich bin in der Vergangenheit euch allen gegenüber stellenweise falsch aufgetreten. Ansonsten hättest du meine Reaktion wohl nicht so gefürchtet.” Die des Blonden ebenfalls: „Es ist wohl weniger dein Auftreten, als einfach die Tatsache, dass man nicht weiß, was in deinem Kopf vorgeht.” Der Arzt wandte den Blick ab. „Und was heißt in der Vergangenheit? Das klingt, als würdest du planen”, Ban nahm einen Zug vom Tabak zu sich, „dein Verhalten uns gegenüber zu ändern.” Wieder antwortete Law nicht, da er selbst nicht wusste, warum er überhaupt etwas gesagt hatte. „Hilf den Anderen!” Mehr kam nicht mehr von ihm. Und Ban musste einsehen, dass der Eindruck, sein Käpt’n würde sein Auftreten auf den Kopf stellen wollen, wohl ein falscher war. „Aye!” Damit ging auch er davon und gab seinem Anführer wieder die Gelegenheit, sich intensiv mit seinem undurchsichtigen Gedankenkarussell zu befassen, während sein Blick fest auf die Küste gerichtet war und der Schrei der Möwen über ihnen am wolkenlosen Himmel immer lauter wurde je näher sie der Insel kamen. Keine zwanzig Minuten später hatten sie festgemacht. Es war ein reges Treiben am Hafen der Stadt, die recht groß wirkte. Dennoch waren die meisten Leute bereits stehen geblieben, kaum dass das auffällige gelbe U-Boot näher gekommen war. Es war nicht ungewöhnlich, schließlich waren sie Piraten – gefürchtete Kriminelle, die kein normaler Bürger gerne in seiner Nähe hatte. Daher war wie immer der Käpt’n der Heart Pirates auch der Erste und Einzige, der zunächst an Land ging. Seine Crew beobachtete ihn von Deck aus, wissend was er vor hatte, als er auf die Menschen an Land, welche angespannt zurückwichen, zuging. Er steuerte auf einen breiten Mann zu, der als einziger stehen blieb wo er war. Es musste sich um den Hafenmeister handeln. Vor ihm stoppte er, wechselte scheinbar ein paar Worte mit ihm und reichte ihm anschließen einen kleinen Jutebeutel, indem sich Geld befand. „Mich wundert es, dass ihn noch nie einer der Hafen- oder Bürgermeister ausgelacht hat, wenn er als Pirat zu ihnen ging und gesagt hat, dass wir nicht vor haben, die Stadt zu überfallen und auszurauben”, kam es beiläufig von Shou. Tatsächlich war es so wie von ihm gesagt. Bei jedem Landgang ging Law, sofern sie an einer Hafenstadt und nicht in freier Wildbahn anlegten, vorab von Bord, bezahlte ordnungsgemäß die Hafensteuer und erklärte seine Absichten, nur die Vorräte auffüllen und auf die Neuortung des Logports warten zu wollen, ohne dabei Ärger zu verursachen. Das war wohl wirklich nicht das übliche Verhalten eines Piraten. Ihr Käpt’n nannte es „Schadensbegrenzung”. Und auch wenn seine Methoden merkwürdig waren, so hatte die Crew keinerlei Einwände, da sie so ungestört ihre Kehlen in den Bars mit Rum benetzen und sich amüsieren konnten, ohne gleich in Streitigkeiten zu geraten, weil die Menschen sich vor ihnen fürchteten. Vermutlich wäre es auch anders gegangen. Aber Law ging nun mal am liebsten auf Nummer sicher und dem Ärger so gut es ging aus dem Weg. „Einmal ist das passiert”, korrigierte Wakame den Jüngsten, „kurz nachdem wir die Grandline betreten hatten. Du warst noch nicht in der Mannschaft. Da hat ihn tatsächlich jemand dafür ausgelacht und nicht ernst genommen. Das Resultat war, dass Ban den Kerl augenblicklich verprügelt hat, bis der Käpt’n ihn zurückgepfiffen hat. Letztlich konnten wir dann doch problemlos dort festmachen.” „Oh ja, daran erinnere ich mich auch noch”, grinste Shachi breit und sah zu Ban. Dieser jedoch blickte mit ernster Miene über den Hafen. „Was ist?”, wollte der Rotbraunhaarige wissen, hatte er doch damit gerechnet, dass sein Freund in das Gespräch einsteigen würde. „Hier stimmt was nicht”, kam es finster von ihm. „Hmm?” Fragend blickte nun auch der Kleinere, ebenso wie einige seiner Freunde an Land. „Was soll nicht stimmen?” Dai hob eine Augenbraue. „Frauen”, antwortete Ban trocken. „Ich sehe nicht eine einzige.” „Na klar. Sein Sensor empfängt keine weiblichen Schwingungen und schon meint er hier stimmt was nicht”, spottete Kanaye. Dai versuchte es mit einer logischen Erklärung: „Wir sind am Hafen. Da sind immer wenig Frauen. Warte ab bis wir in die Stadt gehen.” „Ich sagte, ich sehe nicht eine einzige”, wiederholte der Blonde nachdrücklich. „Auch wenn in Häfen meist wenig Frauen unterwegs sind, haben wir noch nie an einem angelegt, wo gar keine zu sehen war. Und dieser hier ist recht groß, sodass die Wahrscheinlichkeit eine anzutreffen ebenso relativ hoch sein sollte. Aber ich sehe nur Männer.” „Jetzt wo du es sagst –”, stellte Shachi fest. „Da vorne ist eine!” Shou deutete über ihren Käpt’n, der sich immer noch zu unterhalten schien, hinweg. „Shou”, Bans Stimme klang genervt, als er die Dame mit dem Krückstock an einer der Lagerhallen vorbeihinken sah, während ihr Hund neben ihr lief und sie wohl bei einem Spaziergang begleitete, „die ist wahrscheinlich älter als wir alle zusammen.” „Aber es ist eine Frau”, verteidigte der Rothaarige seine Entdeckung. „Da ist auch eine.” Wakame entdeckte eine fülligere Frau mittleren Alters, die vermutlich eine Händlerin war und gelieferte Ware begutachtete. „Gut halten wir fest: Es gibt hier Frauen, aber scheinbar keine, die sich in unserer Altersklasse befinden”, fasste Kanaye zusammen. „Ich bin mir sicher”, kam es von Wakame, „in der Stadt finden wir welche.” „Dann lasst uns nachsehen gehen.” Shachi deutete mit einem Nicken in die Richtung ihres Käptn’s, der ihnen durch das simple Heben seiner Hand und einen leichten Wink mit den Fingern wie immer verdeutlichte, dass sie von Bord konnten, ehe er sich wie so oft selbst in Bewegung setzte, um sich alleine herumzutreiben. Im Nu waren die meisten von Bord, bis natürlich auf zwei, die auf dem Schiff zu bleiben hatten, um es zu bewachen. Auch Ban wollte gerade mit einem Satz von Deck auf den Steg springen – der Höhenunterschied von fast vier Metern juckte in generell weniger als den Umweg über das niedrigere Außendeck und die Planke zu nehmen – als er Shachi nochmals hinter sich hörte. „Oi, kommst du nicht mit, Peng?” Der Raucher sah über seine Schulter zurück, wo der Erwähnte gerade stillschweigend wieder ins Schiff verschwinden wollte. „Ich lege mich besser hin”, reagierte er monoton. „Fühlst du dich nicht gut?” Auf Shachis Frage wartete Ban jedoch keine Antwort mehr ab. Er ging zu seinem Freund hinüber und packte ihn am Arm, bevor er ihn mit sich zur Reling zog: „Nichts da. Das hättest du die ganze Zeit machen können. Wir suchen jetzt die Schönheiten dieser Insel. Irgendwo müssen sie ja sein.” Penguin wollte etwas erwidern, als sein Blick auf Law fiel, der in einiger Entfernung ging und letztlich zwischen den Menschen verschwand. Vermutlich war es wohl wirklich besser, wenn er mit seinen Freunden ging und nach Ablenkung suchte. „Meinetwegen”, lenkte er daher letztlich ein und sprang fast zeitgleich mit Ban hinüber auf den Pier. Shachi, der anfangs seine Schwierigkeiten gehabt hatte, ebenfalls diesen Weg von Bord zu nehmen, da seine Falltechnik noch nicht sonderlich ausgereift und er zudem schrecklich ängstlich gewesen war, sodass er wie einige andere der Crew den längeren Weg über den Steg am Unterdeck gewählt hatte, folgte ihnen, dabei überlegend, ob er unter vier Augen nochmal das Gespräch mit Penguin suchen sollte. Er war sich nicht sicher, ob zwischen ihm und ihrem Käpt’n etwas vorgefallen war oder dieser immer noch der festen Meinung war, dass Letzterer an ihm, Shachi, auf einer romantischen Ebene interessiert war. Denn dass er damit falsch lag, wusste der Jüngere inzwischen schmerzlicher Weise aus erster Hand. Recht schnell nachdem sie durch die ersten Straßen der Hafenstadt gegangen waren, kristallisierte sich für die Mannschaft deutlich heraus, dass Bans Entdeckung und Vermutung, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging, richtig war. Zwar entdeckten sie hier mehr Frauen als am Hafen, doch die meisten von ihnen waren deutlich älter als die jungen Männer oder noch kleine Mädchen. Alle Einwohner zwischen schätzungsweise sechzehn und dreißig Jahren waren fast ausschließlich Männer. Während seine Freunde weitergingen, bemerkte Penguin im Augenwinkel in einer Seitengasse zwei Personen, die ihn zum Stehenbleiben bewegten. Er wandte den Kopf in ihre Richtung. Und auch wenn sie gut fünfzig Meter entfernt in der langen, dunklen Seitenstraße standen, erkannte er umgehend, an wessen Brust sich dort eine der wenigen jungen Frauen klammerte: Es war sein Käpt’n. „Was zum –?” Penguin konnte nicht glauben, welches Bild sich vor ihm abspielte. Nicht nur, dass dieser sein Wort nicht gehalten und mit Shachi geschlafen hatte, nein, er vergnügte sich scheinbar auch noch wie früher mit Frauen. Und das wo er ihm selbst doch gesagt hatte, er hätte kein Interesse mehr an ihnen. Penguin presste die Lippen aufeinander: Das war einfach zu viel. Er musste sich so furchtbar in Law getäuscht haben. Scheinbar mangelte es ihm nicht nur an Vertrauen, sondern auch an jeder Art von Einfühlungsvermögen. Oder er war einfach nur, wie Kanaye gerne zu Ban sagte, „schwanzgesteuert” und damit wirklich nur auf Sex aus. Jedenfalls schien er keinerlei Problem damit zu haben, sogar Shachi zu hintergehen. Penguin macht es mehr als wütend. Dass er ihn mit seinem abhandengekommenen Interesse am weiblichen Geschlecht offensichtlich belogen hatte, war da noch das geringere Übel. Noch einmal sah er kurz in die Gasse zu dem Paar, das ihn nicht bemerkte, da er aus ihrer Perspektive und Entfernung sicher in den vorbeilaufenden Menschen unterging. Er überlegte dazwischen zu gehen und seinem Käpt’n seine Meinung zu sagen. Doch als Shachi nach ihm rief, wandte er den Blick ab und eilte seinen Freunden, die schon einen guten Vorsprung hatten, nach, wobei er nun innerlich kochte. „Ich sage euch, hier ist was oberfaul! Irgendwo”, Ban donnerte seinen Krug auf den Tisch, „müssen doch all die hübschen Mädchen sein.” Er und der Rest der Crew hatten sich in einem Wirtshaus niedergelassen. Auch die Kellnerinnen die hier arbeiteten, waren auffallend alt, im Vergleich zu dem was sie sonst gewohnt waren. Ein lautes Klirren. „Entschuldigung. Bitte verzeihen Sie mir meine Ungeschicklichkeit!” Die Dame, die sie bedient hatte, war eben nochmal an den Tisch gekommen, um ihre Krüge zu füllen. Allerdings glitt ihr der große Krug zum Einschenken in Tischnähe aus der Hand und ging zu Bruch. Etwas des Inhalts spritzte dabei auch auf Wakames Overallbein. Die Frau ging auf die Knie. Ihre Hände zitterten auffallend, als sie begann die Scherben aufzulesen. „Ich hole sofort etwas, um die Flecken rauszureiben.” Auch ihre Stimme klang unsicher, gar weinerlich. „Ach, das macht überhaupt nichts.” Wakame störte sich nicht an dem Missgeschick. Ein rundlicher Mann eilte herbei: Vermutlich der Wirt. „Liebling, ist alles in Ordnung?” Er hockte sich neben sie. „Ja”, immernoch zitterte auch ihre Stimme. Während seine Freunde noch besorgt auf die Frau blickten, die sich unter Hilfe ihres Mannes wieder aufrichtete, blickte Ban den Wirt an: „Ich hätte da mal eine Frage. Können Sie uns sagen, warum es auf dieser Insel so gut wie keine jungen Frauen gibt?” Dass auch sein Blick angespannt wurde, war nicht zu übersehen. Dennoch antwortete er neutral: „Oh, ähm, es ist so, dass… die Mädchen dieser Insel ab einem gewissen Alter auf eine benachbarte Insel geschickt werden. Dort lernen sie alles was für eine Frau, die einmal eine gute Ehefrau sein will, wichtig ist. Kochen, Kindererziehung und ähnliches. Umgekehrt kommen die jungen Männer zu uns. Wir haben viele Werkstätten und einen großen Handelshafen hier. Genau das richtige für angehende Handwerker. Das war schon immer so.” Ein schiefes Lachen seinerseits folgte und sorgte nur für noch mehr Verwunderung und Skepsis unter den Piraten. Sekunden später jedoch verstummte sein Lachen, als seine Frau in Tränen ausbrach und sich an ihn klammerte. Er schloss seine Arme um sie. Sein Blick wurde verzweifelt, ehe er nochmal seine Gäste ansah: „Bitte entschuldigen Sie mich einen Augenblick.” „Natürlich”, reagierte Wakame. Der Wirt rief zu einem Jungen hinüber, der hinter der Bar beschäftigt und vielleicht gerade mal zehn Jahre alt war: „Akio, kümmer dich um die Scherben!” Der Kleine reagierte: „Ja, Papa!” Der Mann verschwand mit seiner Gattin in einem Hinterzimmer, während sein Sohn wenig später mit einem Eimer und einem Lappen zum Tisch herüberkam um den Fußboden zu säubern. „Entschuldigung. Meiner Mutter geht es im Moment nicht so gut”, sagte er beiläufig. Wakame und Shachi standen auf, hockten sich zu ihm und halfen ihm. „Das ist von unserer Seite wirklich nicht weiter schlimm. Es sind ja nur Scherben”, kam es von Shachi. Der Junge hielt daraufhin inne und betrachtete einen der Tonsplitter auffallend nachdenklich. Shachi und Wakame beobachteten ihn dabei kurz, ehe sie sich verwirrt ansahen. Neugierig lehnte Ban sich über den Tisch, um ihn sehen zu können: „Sag mal, Knirps, dein Vater hat uns gerade erzählt, die Mädchen von dieser Insel würden alle auf eine andere Insel geschickt. Stimmt das?” Der Junge presste auffällig die Lippen zusammen, während die jungen Männer ihn abwartend ansahen. Nicht nur dem Raucher, der wie so oft wieder eine Zigarette in der Hand hielt, kam die Geschichte fragwürdig vor, was nicht zu letzt an den nervösen Reaktionen der Wirtsleute lag. „Ihr seid Piraten, oder?”, fragte Akio wenig später mit leiser Stimme. „Ja”, antwortete Wakame. „Seid ihr stark?” Bei dieser Frage sahen sich die Freunde fragend an. Zumindest alle außer Penguin, der in Gedanken war und der ganzen Situation keine große Beachtung schenkte. Immer noch suchte er nach einer Erklärung, wie er sich so sehr in Law hatte täuschen können, und fragte sich, wie er nun damit umgehen sollte. Für eine Sekunde stellte er sogar in Frage, ob es richtig gewesen war, sich einst ihm angeschlossen zu haben. Aber wegen Laws Untreue jetzt die Crew verlassen? Das war Schwachsinn, schließlich waren sie alle längst mehr als gute Freunde und es schien Penguin unwahrscheinlich, diese Freundschaft und diesen Zusammenhalt auf einem anderen Piratenschiff wiederzufinden. Außerdem war ihr Käpt’n vielleicht unsensibel und untreu in Liebesfragen. Aber konnte er ihn deswegen gänzlich als schlechten Menschen betrachten? Eigentlich nicht. Trotzdem machte ihn das alles nach wie vor zornig, sowie traurig. Bis eben war Law noch ein wunderbarer Mensch gewesen, der zwar teilweise schwierig, aber dennoch sehr liebenswürdig war, wenn man mit ihm umzugehen wusste. Wieso musste er ihn so bitter enttäuschen? Aber vielleicht gelang es ihm, Penguin, so leichter seine Gefühle für ihn wieder abzustellen, wobei diese momentan immer noch vorhanden waren, trotz Wut über sein Verhalten. „Zumindest so stark, dass wir es alle lebend über die erste Hälfte der Grandline geschafft haben”, sagte Wakame letztlich. „Hmm”, der Junge schien zu überlegen, bevor er weiter fragte, „und wieviel Kopfgeld ist auf euch ausgesetzt?” „Bekomme ich jetzt vielleicht erstmal eine Antwort auf meine Frage?” Doch Ban wurde ignoriert. Shachi ging auf den Jungen ein und lächelte etwas verlegen: „Unterschiedlich. Aber nicht sonderlich viel. Die meisten von uns sind knapp eine Million Berry wert.” „Das ist wirklich nicht viel.” Der Kleine wirkte enttäuscht. „Was daran liegt, dass unser Käpt’n das meiste Kopfgeld kassiert, weil er es für die Marine immer so aussehen lässt, als wäre er alleine für alles verantwortlich”, knurrte Shou. Dieser saß mit einigen weiteren Männern direkt neben ihnen am Tisch. Das jüngste Crewmitglied hatte sich umgedreht, auf die runde Sitzbank, die ihren Tisch umgab, gekniet, sodass er über Bans Schulter nun zu ihnen hinüber sah, und so wie auch die Freunde an seinem Tisch das Gespräch mitanhörte. „Das macht er nur, um die Aufmerksamkeit der Marine und anderer Angreifer auf ihn zu lenken. So achten sie weniger auf uns und unterschätzen uns, was unser Vorteil ist”, erwähnte Kanaye neben ihm ernst, was eigentlich alle wussten. „Trotzdem hätte ich gerne, dass mein Kopf mehr wert ist.” Doch alles was Shou dafür als Antwort kassierte war ein Fingerschnippsen gegen seine Stirn von Ban. „Wieviel ist denn auf euren Käpt’n ausgesetzt?” Der Junge wollte wohl nun aus dieser Summe auf die Stärke der gesamten Crew schließen. Wakame antwortete: „Zweihundertfü–” Ban und Penguin, der nun, seit ihr Käpt’n Thema der Unterhaltung war, ebenfalls zugehört hatte, unterbrachen ihn jedoch abrupt gleichzeitig: „Dreihundert Millionen.” Nicht nur das Kind, sondern auch ihre Freunde starrten beide nun an. „WAS?” Ausgerechnet Kanaye begab sich nun in dieselbe knieende Pose wie Shou und sah zu ihnen hinüber. „Seit wann das? Und wieso wisst ihr beide es, wir aber nicht?” Der Raucher sah Penguin an, dieser blickte kurz zurück und dann zu Shachi am Boden, der ihn ebenso unwissend und überrascht ansah. Scheinbar hatte Law auch ihm nichts davon gesagt. Aber wunderte es ihn noch? Nach dem was er vorhin in der Gasse beobachtet hatte? Er spürte, wie bei der Erinnerung daran und dem gleichzeitigen Anblick Shachis wieder Wut in ihm aufloderte. „Seit letzter Woche irgendwann”, antwortete Ban schließlich. „Er weiß es selbst erst seit gestern”, hängte Penguin an und blickte zu Kanaye hinüber. Inzwischen hatte sich nahezu die gesamte Crew um ihren Tisch versammelt, da alle die leichte Unruhe mitbekommen hatten. Und jeder von ihnen machte große Augen. „Ich habe den Steckbrief vor ihm versteckt, bis es ihm wieder besser ging”, erklärte Ban, da er ahnte, dass die Frage danach kommen würde. „Und bist an einem Stück geblieben?” Nicht nur Kanaye wundert das. „Ihr werdet es mir nicht glauben, aber er hat’s mir sogar gedankt. Ich weiß nicht, ob er noch etwas Fieber hat oder”, Ban grinste nun überheblich, „einfach nur weiß, dass er seinen besten Mann nicht zerlegen sollte.” Ein höhnisches Raunen machte die Runde. Bepo interessierte etwas anderes: „Aber wieso wieder eine Erhöhung?” „Tja, das wissen nur er selbst und die Regierung.” Ban nahm einen Schluck Rum zu sich. Penguin verschwieg, dass er Law am Vortag nach dem Grund gefragt hatte, zumal er ihm ohnehin keine zufriedenstellende Antwort gegeben hatte. „Dann seid ihr also doch recht stark?”, mischte der Junge sich erneut ein. „Zumindest bekommt uns nicht jeder klein”, kam es von Wakame. Wie von einer Tarantel gestochen, sprang Akio auf, rannte zum Tresen zurück und kam Sekunden später mit einem gerahmten Foto zurück. Er hielt es den Männern hin. „Das ist meine Schwester.” Die Piraten blickten auf das Foto. „Heilige Scheiße, sieht die süß aus! Bei der wäre ich gerne mal zwischen den Schenk–” Ein fester Schlag in den Nacken von Kanaye hielt Ban davon ab seinen euphorischen Satz zu beenden. „Idiot, hier steht ein Kind am Tisch und du redest zudem noch über seine Schwester!”, zischte er. Auch wenn er einsah, dass der Brillenträger Recht hatte, hielt Ban ihm grimmig den Mittelfinger unter die Nase. „Und was ist mit deiner Schwester?”, lenkte Wakame die Aufmerksamkeit schnell wieder auf das eigentliche Thema. Der etwas irritierte Junge sah nun ihn an, bevor er traurig auf das Bild in seinen Händen blickte: „Sie ist vor zwei Tagen verschwunden.” „Das ist schrecklich”, kam es von Bepo. „Wie alt ist sie?”, wollte Ban wissen. „Baaaaan!”, fuhr Wakame ihn nun an, da er wohl davon ausging, dass der Andere gerade mit dieser Frage nur darauf abzielte, ob sie noch zu jung für gewisse Dinge war. Er bekam dieselbe Antwort wie Kanaye zuvor in Form eines hochgestreckten Fingers. „Neunzehn.” Der Junge blickte weiter auf das Bild in seinen Händen, bis Shachi, der soeben die letzten Scherben aufgelesen und den Boden trocken gewischt hatte, sich aufrichtete und es ihm aus der Hand nahm. „Neunzehn? Also genau in dem Alter, in dem es hier kaum Frauen gibt”, stellte Penguin fest, der im Augenwinkel beobachtete wie Shachi das Foto intensiv betrachtete. Akio sah sich flüchtig um und flüsterte dann: „Es gibt einen Piraten, der schon seit Jahren hier sein Unwesen treibt. Er steckt dahinter. Ständig verschwinden Mädchen wie meine Schwester.” „Das ist es also. Das erklärt auch warum deine Mutter geweint hat. Warum erzählt dein Vater dann dieses Lügenmärchen?” Kanaye legte dem Kopf schräg. Der Junge wirkte nervös: „Weil wir Angst vor diesem Typen haben. Er hat schon Leute, die versucht haben Fremde um Hilfe zu bitten, getötet. Ganze Familien hat er umgebracht. Und auch Händler und andere Reisende, die von Einwohnern davon erfahren haben, wurden von ihm zum Schweigen gebracht. Einige Männer aus unserer und auch anderen Städten und Dörfern der Insel haben versuchte es mit ihm alleine aufzunehmen. Doch er hat sie alle ermordet. Er hat Teufelskräfte.” Ein Murmeln ging durch die Runde. „Und warum unternimmt die Marine nichts?”, wollte Wakame wissen. „Die Marine war ewige Zeiten nicht mehr hier. Ich habe noch nie einen Marinesoldaten gesehen. Und ich bin immerhin dreizehn.” Die Crew schien überrascht über sein Alter, da er jünger wirkte. „Ihr habt sicher die Strudel um die Insel herum bemerkt. Viele unwissende Seefahrer fallen dem zum Opfer. Die Marine hat mit ihren riesigen Kriegsschiffen keine Chance bis zur Insel vorzudringen. Und sie geht wohl davon aus, dass die Strudel uns ausreichend vor allen Bedrohungen beschützen. Dabei legen hier immer wieder Schiffe an, Händler aber auch Piraten, so wie ihr. Gurasu ist wie gesagt schon lange hier. Und dadurch, dass seine Männer überall ihre Ohren haben, ist wohl nie ein Wort über seine Verbrechen von dieser Insel gelangt. Die Menschen hier erzählen aus Angst nur noch Lügen darüber, so wie mein Vater.” Betretenes Schweigen machte sich breit. Wieder sah der Junge sich unruhig um. Doch niemand der anwesenden Gäste schien ihn zu beachten. „Und jetzt willst du uns fragen, ob wir es mit ihm aufnehmen können?”, schlussfolgerte Ban. Der Junge sah ihn verzweifelt an und nickte: „Gurasu hat jetzt auch meine Schwester. Ich weiß dass sie noch lebt. Man sagt, er verwandelt all die Mädchen in Glaspuppen und dekoriert mit ihnen sein Haus.” Entsetzen machte sich in einigen Gesichtern der Crew breit. „Gurasu? Ist das der Name des Piraten, der die Frauen und Mädchen entführt?”, fragte Shou. Akio nickte. „Und mit seinen Teufelskräften kann er Menschen in Glas verwandeln?”, wollte Wakame wissen. „Angeblich kann er das mit allem machen, was er berührt. Wenn er das mit einem Menschen macht und dieser zerbrochen wird, stirbt die Person. Aber das ist nur das, was die Leute erzählen. Man sieht ihn nie.” Der Junge blickte zu Boden. „Ein Phantom entführt also Leute? Klingt ja spannend.” Kanaye hob eine Augenbraue. „Nein, er schickt immer seine Männer, um die Mädchen zu entführen. Die wenigen, die ihm noch nicht zum Opfer gefallen sind, gehen nur noch in Gruppen oder in Begleitung ihrer Männer, Brüder oder was auch immer vor die Tür. Oder sie bleiben ganz zu Hause. Aber sie sollen sogar schon welche im Schlaf überrascht und verschleppt haben.” Der Kleine fing an mit den Tränen zu kämpfen. „Ich wünschte, ich hätte Kazumi zum Einkaufen begleitet. Dann wäre das nicht passiert.” „Meinst du wirklich, du hättest sie beschützen können?” Ban war knallhart, wenn es darum ging, auszusprechen, was er dachte. Wieder ermahnte Wakame ihn: „Alter, mach ihn nicht noch mehr fertig!” „Wo ist der Typ?” Überrascht sah die Runde zu Shachi, der immer noch auf das Foto sah, aber dessen Blick etwas sehr entschlossenes angenommen hatte. Der traurige Junge sah zu ihm hoch: „Er hat eine Villa, oben auf dem Hügel.” „Ah ja, sieht solchen Raten ähnlich, von oben herab auf die Leute zu blicken, die ihm unterlegen sind.” Dass Shachi dabei aus eigener Erfahrung sprach, wusste unter ihnen nur Penguin, der miterlebt hatte, was sein Freund als Kind durchgemacht hatte. „Was hast du vor? Du kannst nicht dahin marschieren und ihn fertig machen. Das wird der Käpt’n nie erlauben. Mal abgesehen davon, dass es wohl ohnehin vermutlich eher umgekehrt sein würde, wenn er wirklich Teufelskräfte hat”, kam es von Kanaye. „Ich kann dieses Mädchen aber nicht einfach ihrem Schicksal überlassen!”, konterte Shachi. „Wuhuhu, ich glaube unser Kleiner hat sich gerade verliebt”, rief Ban laut aus. Der Rotbraunhaarige lief knallrot an. Im selben Moment kam der Wirt zurück: „Akio, belästigst du die Gäste?” „Papa, sie könnten uns helfen! Du willst doch auch, dass Onee-chan zurückkommt und Mama nicht mehr weint!” Der Junge sah seinen Vater verzweifelt an, flüsterte aber immer noch. Panik stieg in das Gesicht des Wirtes, vermutlich weil der Junge über die wahren Vorgänge auf der Insel gesprochen hatte. „Du sollst nicht darüber reden!”, zischte er, bevor er wieder die Gäste anblickte, „Vergessen Sie, was er gesagt hat. Hirngespinste eines kleinen Kindes.” Ban hob skeptisch eine Augenbraue und stützte das Kinn auf seinen Handballen: „Verkaufen Sie uns nicht für blöd.” Dem Wirt war offensichtlich bewusst, dass es längst zu spät war, um die Wahrheit noch vertuschen zu wollen. „Papa –”, der Junge wollte sich wieder einmischen, wurde jedoch von seinem Vater unterbrochen. Dieser klang nun ebenfalls mehr als verzweifelt: „Sei endlich still, Akio. Du weißt nicht mal, ob Kazumi noch lebt und bringst uns alle in Gefahr!” „Verdammt, wie kannst du das immer sagen?!” Akio schien plötzlich wütend. „Wir würden wirklich gerne helfen, Kleiner”, hoffnungsvoll wirbelte der Junge zu Wakame herum, als er dies sagte, „aber das können wir nicht ohne Zustimmung unseres Käptn’s. Und der wird sagen, das es nicht unsere Angelegenheit ist.” Das Kind ließ die Mundwinkel wieder hängen: „Dann sagt es ihm einfach nicht und helft uns so!” „Das können wir nicht”, wiederholte Ban, „wir können nicht hinter seinem Rücken solche Dinge tun. Wir können ihn fragen. Aber wenn er „nein” sagt, müssen wir uns daran halten. Ansonsten ist das Meuterei.” Der Kleine wirkte verbissen, bückte sich, um Lappen und Eimer aufzuheben und sah dann nochmal in die Runde: „Wenn er „nein” sagt, dann ist er ein Monster genau wie Gurasu.” Sein Vater wurde blass um die Nase, während der Junge davon stapfte. Augenblicklich verbeugte er sich tief vor den Piraten: „Bitte verzeihen Sie seine Ungezogenheit! Er weiß nicht was er da sagt. Ich werde ihm gleich die Leviten lesen. Alles was sie hier essen oder trinken geht aufs Haus, alleine schon wegen dem Missgeschick meiner Frau.” „Machen sie sich bitte nicht so einen Kopf unsertwegen. Wir sind zwar Piraten, aber keine Unmenschen”, beruhigte Wakame ihn. Kanaye stimmte dem zu: „Selbst wenn ihr Sohn das gerade unserem Käpt’n ins Gesicht gesagt hätte, hätte der nur geschmunzelt und mehr nicht.” Der Wirt sah auf, glaubte er wohl die Männer würden ihn veralbern. Ban fügte hinzu: „Aber das Angebot mit dem Trinken und Essen nehmen wir trotzdem gerne an.” „Dein Ernst?” Kanaye dachte sich verhört zu haben. „Klar. Tomo hält heute auf dem Schiff Wache. Das heißt keiner verdient beim Poker wirklich viel Geld. Und wenn es schon keine Frauen für uns gibt, dann wenigstens das.” Ban wich dieses Mal aus, als der Brillenträger ihn erneut schlagen wollte. „Es bleibt auch dabei: Sie können so viel essen und trinken wie Sie wollen”, der Wirt versuchte zu lächeln. „Zwar nimmt man uns alle Frauen weg, aber zumindest unser Geld haben wir noch, sodass uns das nicht in den Ruin treiben wird.” „Wir reden mit unserem Käpt’n.” Shachi, der nun nicht mehr so rot war, aber dafür immer noch entschlossen schien, reichte dem Wirt das Bild zurück. Dieser nahm es entgegen und sah den Kleineren überrascht an: „Ich danke Ihnen.” „Aber machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen. Er ist zwar kein kaltblütiger Pirat, aber genausowenig ein Wohltäter”, sagte Ban nüchtern. Der Mann nickte verständnisvoll. „Du denkst doch nicht ernsthaft, dass du den Käpt’n überzeugen kannst, oder Kleiner?” Ban sah Shachi an, der neben ihm lief, während der gesamte Tross am weit fortgeschrittenen Abend auf dem Rückweg zum Hafen war. Doch der Jüngere schien sich seiner Sache immer noch sicher: „Oh doch!” Der Blonde lachte: „Wenn du DAS schaffst, nenne ich dich nie wieder Kleiner.” Mit ernster Miene beobachtete Penguin Shachi und fragte sich, was in ihm vorging. Denn er hatte eine Vermutung, warum dieser so darauf aus war die Tochter des Wirts zu retten. Doch etwas verwunderte ihn sein starkes Interesse an ihr auch, da er doch davon ausgegangen war, er hätte sich mit Law über seine Gefühle ausgesprochen. War da nun doch nichts zwischen ihnen? Und deswegen war er nun wieder auf Frauenfang, ebenso wie ihr Käpt’n? Während er es bei Shachi insgeheim befürwortet hätte, wenn dem so war, wohlgleich es sicher wieder in Tiefschlägen für ihn enden würde, so kam ihm beim Gedanken daran, was der Arzt trieb fast das wieder hoch, was er eben im Gasthaus verspeist hatte. Da war wieder das Bild von Law und der Frau in seinem Kopf. Und die Vorstellung, wie er einfach jeden oder jede nahm, die seinen Ansprüchen genügte, sich nicht dafür interessierend, wie er, Penguin, oder Shachi empfanden. Umso mehr hoffte er, dass Shachi wirklich an jemand anderes sein Herz verlor, zur Not auch an das Mädchen auf dem Foto. Ohnehin war er sich sehr sicher, das es ihn an jemand erinnert hatte. Aber so oder so: Alles war besser als der Gedanke, dass er Law verfallen war. Einmal mehr machte sich ein Gemisch aus Verwirrung, Wut und Enttäuschung in ihm breit. Gemeinsam betraten sie kurze Zeit später das Schiff. Die meisten blieben draußen an Deck, während Ban, Shachi, Penguin und Wakame sich zur Kapitänskajüte begaben. Besonders die ersteren Beiden brannten regelrecht vor Tatendrang, was kaum verwunderlich war. Entsprechend energisch klopften sie an die Zimmertür. „KÄPT’N!”, rief der Blonde lautstark. Penguin lehnte sich neben der Tür an die Wand und verschränkte die Arme. Er hatte kein Interesse daran von Law gesehen zu werden, geschweigedenn mit ihm zu sprechen. Wenn er ehrlich war, war er auch nur hierher mitgekommen, um Shachi im Auge zu behalten. „Ja?” Alleine schon Laws Stimme, die durch die Tür stark gedämpft wurde, ließ Penguin innerlich schaudern. Allerdings nicht nur vor Wut. Mehr noch vor Erregung, gar Freude. Und das trotz seines verzerrten Bildes, welches er nun von seinem Anführer hatte. Ban öffnete die Tür, doch Shachi trat zuerst ein: „Käpt’n, wir müssen etwas tun!” Der Chirurg saß wie so oft an seinem Schreibtisch und wälzte gerade die letzte Zeitung durch. Er sah nur kurz zu Tür, bevor er weiterlas: „Dann tut was. Ihr könnt das Deck schrubben, die Segel putzen. Meinetwegen könnt ihr auch das Schiff neu lackieren. Aber bitte in der gleichen Farbe.” Penguin musste sich trotz aller Verwirrung und Wut ein Lachen verkneifen. Und auch Wakame schmunzelte kurz. Das war eine typisch sarkastische Reaktion für den Chirurgen. „Käpt’n, es ist ernst! Auf dieser Insel gibt es einen Piraten, Gurasu. Er lebt oben auf dem Hügel und entführt Frauen und Mädchen”, erklärte Shachi aufgebracht. „Ah ja und das hat WAS genau mit mir zu tun?” Niemand hatte damit gerechnet, das der Arzt direkt in seine Schuhe springen und als Retter in der Not loseilen würde. „Wenn du willst, gar nichts. Aber gib wenigstens uns das Okay, dass wir den Typen kalt machen. Die Leute hier schaffen es alleine nicht”, meldete Ban sich nun zu Wort. „Vergesst es. Ihr mischt euch nicht in Dinge ein, die uns nichts angehen!” Laws Stimme wurde ernster und er sah seine Männer wieder an, nicht wissend, dass auch Penguin vor der Tür stand. „Aber jemand muss ihnen helfen!” Shachi ließ nicht locker. Doch der Arzt erwies sich einmal mehr als stur: „Es ist die Aufgabe der Marine sich um solche Dinge zu kümmern. Nicht unsere.” „Die tut es aber nicht! Hier war schon ewig keine Marine mehr!”, kam es von dem Rotbraunhaarigen. Law wandte sich wieder seiner Zeitung zu: „Tja, so sind diese Arschgeigen eben. Die sind nur da, wo es für sie etwas zu holen gibt. Es interessiert sie nicht, wer wirklich Hilfe braucht.” „Dich ja scheinbar auch nicht!” Ban wurde laut. Law sah finster auf und durch das Fenster in die Nacht und auf den beleuchteten Hafen: „Raus!” Dass er nun nicht mehr zu Späßen aufgelegt war, war eindeutig zu hören. Wakame startete einen letzten Versuch: „Käpt’n, die Leute brauchen wirklich Hilfe.” „Raus, habe ich gesagt!” Der Arzt sah sie zornig an. „Und denkt nicht mal daran, euch auch nur in die Nähe von diesem Typen zu begeben!” Ban packte mit wütendem Blick in seine Richtung die Klinke: „Ich glaube, der Junge im Wirtshaus hatte Recht: Du bist ein Monster!” Damit knallte er die Tür zu. „Das hättest du nicht sagen sollen”, kam es von Wakame. „So wie er sich aufführt nur weil er keinen Ärger will? Irgendwo da draußen auf dem Hügel werden unzählige Frauen festgehalten, währnd der Herr lieber die Zeitung liest.” Ban war sichtlich wütend, wohl aber auch enttäuscht von seinem Käpt’n, auch wenn er selbst nie viel Hoffnung gehabt hatte, dass er zustimmen würde. „Wir können es nicht ändern”, seufzte Wakame. Der Stirnbandträger trat gegen die Stahlwand auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges. Es dröhnte mehrfach in den Wänden wieder. „Ich geh mich besaufen!” Damit stapfte er Richtung Ausgang davon. „Besser, bevor du noch das Schiff versenkst.” Wakame folgte ihm. Shachi und Penguin blieben zurück. Bans letzte Worte an ihren Käpt’n waren beiden innerlich bitter aufgestoßen. Shachi sagte zu erst wieder etwas: „Wakame hat zwar Recht, aber trotzdem kotzt es mich gerade an, wie der Käpt’n sich verhält.” „Und was hast du jetzt vor?” fragte der Ältere seinen Freund, der ähnlich finster wie Ban drein blickte. „Ich gehe dahin!” Shachi ballte seine Fäuste und blickte auf die Kapitänskajüte. „Mir scheißegal, ob das Meuterei ist.” „Shachi, ich weiß dass dich das Mädchen an Mika erinnert hat. Aber sie ist es nicht. Und du solltest dich nicht seinem Befehl widersetzen, zumal du alleine ohnehin nichts ausrichten können wirst.” Penguin wollte ihn zur Vernunft bringen. „Die Anderen werden trotz anderer Meinung seinem Befehl folgen, das weißt du.” „Mir egal! Du kannst ja mitkommen! Oder geh mit Ban mit und lass mich alleine machen!” Sein Freund ging ebenfalls davon. Penguin seufzte und folgte ihm, nachdem er noch kurz einen Blick auf Laws Tür geworfen hatte: Was ging wohl gerade in dem Arzt vor, vor allem nachdem Ban ihn als Monster betitelt hatte? Auch wenn Laws Verhalten zweifelhaft war, er nicht bereit war, Fremden einfach so zu helfen, so war es doch zu hart, ihn so zu benennen. Wieder hatte Penguin vor Augen, wie er mit Tränen in den Augen vor ihm gestanden und er ihn später im Arm gehalten hatte. Er wusste, dass Law nicht gefühllos war. Ganz im Gegenteil. Nur waren seine eigenen Gefühle einst so sehr verletzt worden, dass er sich auch nur noch wenig um die anderer scherte. Und zumindest bei seiner Crew tat er das sehr wohl, auch wenn es oft anders wirkte, wusste Penguin. „Shachi, lass den Mist!” Der Ältere versuchte abermals seinen Freund zu bremsen, als sie wieder am Pier entlang gingen. „Wenn du nicht mitkommen willst, dann lass es. Niemand zwingt dich!” Shachi eilte weiter voraus in Richtung Stadt, wobei sein Ziel auf dem Hügel dahinter lag. Ihre Freunde waren in ihre Kojen gegangen oder so wie Ban und Wakame zum Saufgelage aufgebrochen. Auch die Straßen leerten sich allmählich. Es war längst dunkel. „Ich will nicht, dass du dich in Gefahr bringst! Der Typ wird nicht ohne sein.” Allmählich verzweifelte Penguin. Er konnte Shachis Drang zu helfen nachvollziehen, aber er wollte nicht, dass seinem Freund etwas zustieß. „Und wenn schon”, knurrte der Jüngere, der trotz Dunkelheit seine Sonnenbrille aufgesetzt hatte, „ich sitze nicht tatenlos herum, während die Mädchen leiden.” „Ich weiß, dass es dir keine Ruhe lässt. Mir geht es auch so. Und Ban und den Anderen auch. Aber der Käpt’n hat gesagt wir sollen es lassen. Willst du wirklich den Ärger mit ihm?” Penguin packte seinen Freund am Arm und hielt ihn auf, als sie schon die Stadt halb durchquert hatten. Durch die schwarzen Gläser seiner Brille verdeckt blickte Shachi entschlossen zurück: „Es interessiert mich gerade nicht, was er gesagt hat. Und wenn ihr alle keine Eier in der Hose habt, um gegen seinen Befehl zu handeln, schön, dann lasst es. Aber ich tue was ich für richtig halte! Wolltest du nicht immer Pirat werden, weil dich einst Piraten beeindruckt haben, die dich und deine Leute gerettet haben? Wolltest du nicht sein wie sie? Und zudem frei in allem was du tust?” Penguins Griff lockerte und seine Augen weiteten sich. Shachi hatte damit Recht. Genau so war es. Und sein Blick verriet dem Kleineren, dass er richtig lag: „Siehst du?! Aber jetzt sieh was du tust! Lässt dich von ihm herumkommandieren, anstatt Leuten in Not zu helfen. Wenn dir das besser gefällt, dann verschwinde und verzieh dich unter seine Bettdecke!” Shachis Entschlossenheit und Worte erschlugen Penguin fast. Dennoch reagierte er nun ebenfalls selbstsicher: „Da gehe ich ganz sicher nicht hin. Nie wieder!” „Ach?” Nun war Shachi überrascht. „Nichts „ach”. Ich denke dir ist klar warum. Wobei ich langsam der Meinung bin, dass du auch einen Bogen um ihn machen solltest.” Penguin ließ den Jüngeren gänzlich los. Shachi legte den Kopf schräg: „Warum? Gut sein Nichtstun gerade ist das Letzte, aber er ist immer noch mein Käpt’n. Und ich wende mich nicht einfach von ihm ab.” Penguin überlegte was er sagen sollte. Er wollte Shachi nicht noch direkter sagen, dass er mehr und mehr dagegen war, dass er eine Liebesbeziehung mit ihrem Käpt’n führte. Vermutlich würde es eigennützig, gar eifersüchtig klingen. „Vergiss es. Lass uns gehen!” Nun war Penguin der, der vorausschritt. Shachi sah ihm kurz verwirrt nach, nicht wissend, woher sein plötzlicher Sinneswandel kam, bevor er ihm, immer noch wild entschlossen zu handeln, folgte. Die Überlegung mit ihm noch mal unter vier Augen über alles zu reden, hatte er verdrängt. Die Mädchen waren ihm momentan einfach wichtiger. Immer noch blickte Law starr aus dem Fenster, wie er es schon tat, seit Ban lautstark die Tür zugeknallt hatte. Er hatte beobachtet, wie gut die Hälfte der Crew wieder an Land gegangen war. Er ahnte, dass Ban nicht als einziger sauer auf ihn war. Aber damit musste er leben. Er wollte einfach nicht, dass seine Leute sich in Gefahr brachten. Nicht für etwas, was sie nichts anging. Die Bezeichnung, die der Blonde ihm an dem Kopf geworfen hatte, hatte ihn tatsächlich getroffen. Doch letztlich lächelte er: „Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon mal als Monster bezeichnet wurde – von jedem bis auf einen.” Kurz hatte er wieder Bilder seiner Kindheit vor Augen – jene düstere Tage die er hatte durchleben müssen. Und er dachte wieder an einen bestimmten Mann: „Was du mir jetzt wohl raten würdest, Cora-san? Aber wenn du noch da wärst, dann wäre ich jetzt sicher kein Pirat und hätte solche Entscheidungen wie gerade eben gar nicht zu treffen.” Verkrampft versuchte Law nochmals zu lächeln, bevor er sich zur Seite neigte und die mittlere Schublade an seinem Schreibtisch aufzog, aus der er einen Stapel Steckbriefe herausholte. Er begann die nach Alphabet geordneten Blätter zu durchforsten und gelangte schnell bei dem an, welches er gesucht hatte. Er zog es hinaus, legte den Stapel wieder in die Schublade, die er schloss, und betrachtete das Foto eines schmalen Mannes mit blondem, kinnlagem Haar, akurat gezogenem Scheitel, Spitzbart und weißem Anzug. Er wirkte nicht wie ein Pirat. „Mir kam es gleich merkwürdig vor, dass hier so wenig junge Frauen unterwegs sind. Gurasu also.” Er wusste, er hatte den Namen schonmal gelesen und war vermutlich heute selbst mit seinen Lakaien in Kontakt gekommen. Aber der Steckbrief war schon recht alt. Seither war kein neuer von ihm erschienen. Also war er wohl immer noch die hier angegeben achtzig Millionen wert, was jedoch nicht hieß, dass er unbedingt wesentlich schwächer als er selbst war. Schließlich wusste Law, wie sein eigenes Kopfgeld begründet war. „Auf jeden Fall käme sein Herz in Frage. Aber wer weiß, wie stark er wirklich ist? Wobei seine Männer Pfeifen sind, wenn sie das vorhin waren, die das Mädchen entführen wollten. Trotzdem keinen Schimmer, ob ich das alleine packe.” Er seufzte. „Besser ich stelle morgen erstmal Nachforschungen an, bevor der Schuss nach hinten losgeht.” Mit diesen Worten, die sich selbst galten, stand er auf, schaltete eine Nachttischlampe ein, ging zur Tür, die er verriegelte und schaltete das Deckenlicht aus. Ein Gähnen entfloh seiner Kehle. „Das einzig Positive an den Grippeausläufern ist, dass ich müde bin und dadurch sogar durchschlafen kann.” Allerdings war sein Schlaf in den letzten Nächten wieder wenig ruhig gewesen. Es hing wohl doch damit zusammen, ob Penguin bei ihm war und als Ruhepol auf ihn wirkte oder nicht. Jetzt musste er sich wieder mit seinen Albträumen anfreunden. Erschöpft zog er sich bis auf die Boxershorts aus, legte seine Kleidung beiseite und setzte sich aufs Bett, wo er nochmal einige Medikamente zu sich nahm, um den letzten Symptomen Herr zu werden, bevor er sich unter die Decke legte und das letzte Licht löschte. Wie fast immer lag er auf dem Rücken da. Doch drehte er den Kopf nach rechts. Im Licht, das von der Stadt hereinfiel, konnte er schemenhaft Umrisse im Zimmer erkennen. Er lag nicht ganz mittig in seinem breiten Bett. Neben ihm hätte noch eine Person Platz gehabt. Law streckte seinen Arm aus und legte die Hand auf die freie Stelle neben sich. Vielleicht hätte er Penguin sagen sollen, dass es ihm gut tat, wenn er neben ihm schlief? Aber dazu war es nun wohl zu spät. Wieder seufzte Law, dieses Mal noch schwermütiger als eben. Was war nur los? Warum sehnte er sich mehr und mehr nach dem, was er selbst von sich gestoßen hatte? Dank des Schmerzmittels, dass er zumindest am Abend immer noch nahm, da einige Körperteile ihn noch quälten, ebenso wie seine Schusswunde, auch wenn sie geschlossen war und Kanaye ihm bereits die Fäden am Vormittag gezogen hatte, schlief er auch in dieser Nacht verhältnismäßig schnell ein. Doch wieder wurde es ein unruhiger Schlaf, gestört von unschönen Träumen. Und sie wurden im Laufe der Nacht zunehmend unbehaglicher und düsterer. Ein erneut lautes Klopfen riss ihn nach wenigen Stunden aus einem dieser Träume. Sein Herz raste und er merkte das seine Stirn und sein Nacken nass waren. Er erinnerte sich jedoch nur bruchstückhaft an den Traum. Doch diese Teile beunruhigten ihn. Anders als sonst hatte er nicht nur mit den Schatten seiner Vergangenheit gekämpft. Stattdessen hatte auch seine Crew eine Rolle gespielt. Er wusste nicht mehr genau was geschehen war, aber er hatte sie tot gesehen – Jeden Einzelnen, vor ihm verstreut, Blut überströmt, wie auf einem Schlachtfeld. Und ihm gegenüber hatte er gestanden mit seiner abscheulichen Lache: Der Mörder Corazons. Wieso vermischten sich nun Gegenwart und Vergangenheit in seinen Träumen? Wollten sie ihm die Zukunft zeigen? War er dabei seine Männer in den Tod zu führen? Oder war es einfach nur das, wovor er sich am meisten fürchtete? Wieder klopfte es. Erst jetzt realisierte Law, dass es von der Tür kam. Sein Blick huschte kurz über den Wecker: Kurz vor drei. Er rieb sich mit der Hand den Schweiß von der Haut, als im nächsten Moment eine Stimme aufgeregt vom Flur hereindrang: „KÄPT’N!” Wieder hämmerte jemand heftig gegen die Tür. Der Arzt stand eilig auf. Er hatte die Stimme erkannt, weshalb er ohne Zögern aufschloss und öffnete. Seine Ohren hatten ihn nicht betrogen. Es war Shachi der davor stand – außer Atem und in Tränen aufgelöst. „Was ist passiert?”, fragte er hastig, bereits ahnend, dass ihm seine Antwort mehr als nur Sorgen bereiten würde. Und dem war so, als der Kleinere völlig verweint und verzweifelt nur eins keuchte: „Penguin!” Kapitel 20: Kampf des Herzens ----------------------------- „Hatte ich mich nicht klar ausgedrückt, als ich sagte, ihr sollt einen Bogen um ihn machen?” Nach außen hin kochte der Anführer der Heart Pirates, während er sich in Windeseile anzog und Shachi immer noch weinend in der Tür stand. Es hatte gedauert, bis Law aus dem Schluchzen des Jüngeren hatte heraushören können, was geschehen war. Doch nun war er mehr als nervös, gar ängstlich, da er durch Shachis Schilderung eins erkannt hatte: Penguin schwebte in Lebensgefahr! „D… doch”, weinte Shachi weiter, „das hast du. Und es ist a… alles… meine Schuld. P… Peng ist… nur… mitgekommen, w… weil ich gehen… wollte.” Doch die Schuldfrage war für den Arzt gerade völlig irrelevant. Auch seine Wut angesichts der Dummheit der beiden Freunde, die sich alleine zur Villa aufgemacht und in einen Kampf gegen Gurasu begeben hatten, spiegelte sich nur nach außen hin als vorrangige Emotion wieder. Innerlich jedoch kreisten seine Gedanken lediglich um zwei Dinge: War Penguin noch am Leben und wenn ja, wie sollte er ihn retten? Ihr Gegner hatte Teufelskräfte, wie Law soeben erst von Shachi erfahren hatte. Und diesen waren er und Penguin wohl schon nach kürzester Zeit im Kampf unterlegen gewesen. „Er… woll… wollte mich… beschützen”, japste der Kleinere, „als… er… i… ihn erwischt… hat.” Auch diese Worte spielten für Law keine Rolle. Es war egal, wann und wie es passiert war. Fakt war nur eins: Gurasu hatte Penguin in eine Glasstatue verwandelt und drohte nun damit, ihn zu zerbrechen, sofern er, Law, sich nicht persönlich bei ihm blicken ließ. Das war die Forderung mit der er Shachi zu ihm geschickt hatte. Ob er an seinem Kopfgeld interessiert war oder nur verhindern wollte, dass Wissen über seine Machenschaften je die Insel verließen, wusste Law nicht. Aber er ging davon aus, dass der Nutzer der Glasfrucht inzwischen stärker war als die achtzig Millionen Kopfgeld vermuten ließen. Andernfalls hätte er wohl den Konflikt mit jemandem, dessen Kopfgeld ein Vielfaches betrug, vermieden. „Er kann nicht so dumm sein, wenn er es Jahre lang schafft, sein Handeln vor der Marine zu vertuschen”, vermutete Law für sich. Doch alles darüber Nachdenken brachte ihm momentan nichts, zumal ihm die Zeit dazu fehlte. Gurasu hatte ihm ein Ultimatum gesetzt: Er hatte bis zum Morgengrauen an seiner Villa zu sein. Ansonsten würde es Penguins Ende bedeuten. Sein Schwert in der Hand umschlossen, eilte er an Shachi vorbei auf den Gang und zu einer der anderen Kajüten. Davon ausgehend, dass wie gewohnt nicht abgeschlossen war, stieß er die Tür auf. „BEPO!”, rief er lautstark und schaltete das Licht ein. „AYE!” Mit diesem lauten Ausruf schreckte der Eisbär aus seinem Schlaf hoch und stand in der nächsten Sekunde kerzengerade in Boxershorts neben seinem Bett. „Penguin ist in Gefahr! Du musst das Kommando übernehmen! Weck’ alle die an Bord sind und sammelt die ein, die noch an Land sind. Brecht dann umgehend auf und bringt das Schiff an einen Küstenabschnitt, der nicht so leicht einsehbar ist! Ihr wartet dort auf mich. Gib mir einen Teil deiner Vivre-Card, damit ich euch finden kann!”, wies Law seinen Vize an. Dieser reagierte umgehend und händigte dem Arzt das Geforderte aus. „Was ist denn mit Penguin?”, fragte er dabei panisch. Law wirkte verbissen: „Er wurde in Glas verwandelt.” Der Bär war entsetzt: „Von Gurasu?” „Das ist alles... meine Schuld”, kam es wieder von Shachi, der nun bei ihnen stand, „weil i... ich unbedingt hin wollte, u... um die Mädchen zu be... befreien.” Bepo sah von ihm wieder seinen Käpt’n an: „Aber Käpt’n, sollten wir dann nicht mitkommen? Du kannst doch nicht allei–” „Nein!”, schnitt Law ihm das Wort ab. „Je mehr wir sind, desto schwieriger wird es. Shachi sagte mir, das eine einfache Berührung von ihm reicht, um jemanden in Glas zu verwandeln. Und ich kann nicht noch mehr von euch vor dem Zerbrechen bewahren.” Der Arzt wurde beim Reden leiser, da er sich im selben Zuge fragte, ob er es denn wenigstens bei einem konnte. „Aber ich komme mit!”, riss Shachi, dessen Tränen immer noch liefen, aber der zumindest bemüht war nun wieder flüssig zu sprechen, ihn aus den Gedanken. „Schließlich ist das alles meine... Schuld. Und Peng ist mein Bruder!” Law sah ihn an, unsicher, ob er dem zustimmen sollte. Doch vermutlich hatte er ohnehin keine Wahl, da Shachi sich widererwarten schon einmal gegen seinen Befehl widersetzt hatte. Er antwortete dennoch nur indirekt darauf und sah Bepo wieder an: „Egal was ist, sorge dafür, dass ansonsten keiner der Anderen nachkommt!” Der Eisbär nickte, als nicht weit entfernt die Tür zum Außendeck aufging. „So ein Abend ohne Frauen ist einfach scheiße. Da kann der Rum noch so gut fließen!” Bans Stimme schallte herein, ehe er mit Wakame eintrat. „Du wirst es verkraf–”, Letzterer unterbrach sich selbst, als er die ungewöhnliche Gruppe an Bepos Tür sah, „Oi, ist was passiert?” Beide kamen näher und blieben neben Law und Shachi stehen. Der Arzt blickte ernst zurück, bereit etwas zu sagen, um die Wahrheit zu vertuschen, als der Jüngere ihm unter Tränen bereits einen Strich durch die Rechnung machte: „Peng ist zu Glas geworden! Wir waren bei dem Typen!” „WAS?”, kam es voller Entsetzen im Doppelpack. „Shachi und ich gehen los und versuchen ihn daraus zu holen. Ihr sammelt mit Bepo alle ein, die nicht auf dem Schiff sind und legt dann sofort ab”, wiederholte Law daraufhin seine Anweisung, ahnte allerdings schon, dass sie auf Widerstand stoßen würde. „Willst du mich verarschen, Käpt’n?” Ban konnte nicht glauben was er da hörte. „Ich soll hier auf dem Schiff bleiben, während einer meiner besten Freunde in Lebensgefahr schwebt? Ich bin vielleicht deinem scheiß Befehl vorhin gefolgt, als es um die Mädchen ging. Aber wenn es um einen von uns geht, kannst du dir deine Befehle in den Arsch stecken, wenn sie aussagen, dass wir keinen Finger krumm machen sollen!” Einmal mehr schien es dem Blonden egal, mit wem er da gerade sprach und in welchem Ton. Warum hatte auch ausgerechnet er nun hier aufkreuzen müssen, fragte Law sich. Er entgegnete ernst: „Diskutier das jetzt nicht mit mir aus! Eine Berührung von dem Kerl und der Nächste endet als Glasskulptur.” „Das wird nicht passieren! Ich komme mit! Scheiß egal, was du dafür hinterher mit mir anstellst.” An Bans Blick konnte der Arzt sehen, dass es nur Zeitverschwendung gewesen wäre, es ihm weiter ausreden zu wollen – und Zeit hatte er gerade wirklich nicht. „Dem schließe ich mich an, Käpt’n. Ich lasse genauso wenig zu, dass einem Freund etwas geschieht.” Auch Wakame war wohl nicht davon abzubringen. Zumindest schienen die beiden recht nüchtern, obwohl sie trinken gewesen waren. Im besoffenen Kopf wären sie wirklich keine Hilfe gewesen. Law knirschte kurz mit den Zähnen. Welche Wahl hatte er? Höchstens mit seinen Teufelskräften hätte er sie gerade von ihrem Vorhaben abhalten können. Aber er brauchte seine Kräfte für das Kommende. Und immer noch spürte er deutlich die Ausläufer der Grippe, sodass er noch nicht wieder bei vollen Kräften war. Daher zweifelte er auch, ob er überhaupt in der Lage war, diesen Kampf zu gewinnen. Zumal er nun auch noch für drei weitere Leben die Verantwortung übernehmen musste. Er sah wieder Bepo an: „Gut, ich nehme die beiden auch mit. Aber du und der Rest, ihr macht was ich sage! Ich kann wirklich nicht noch mehr von euch beschützen.” „Aye!” Zwar gehorchte zumindest sein Stellvertreter, doch auch in seinen Augen konnte Law erkennen, dass er es nur widerwillig tat. Damit brachen der Chirurg, gefolgt von drei seiner Leute, auf, während Bepo in die Kabine zurückeilte, um sich anzuziehen. Man hörte Ban noch ernst an der Tür nach draußen fragen: „Und wer soll dich beschützen, wenn du alleine gehst, Käpt’n?” Darauf kam keine Antwort. Nur das Zufallen der Pforte schallte durch den Flur. „Was macht ihn eigentlich so sicher, dass du kommen würdest, um einen deiner Männer zu retten? Ich meine, nicht jeder Piratenkäpt’n würde das tun. Und er kennt dich nicht”, wunderte Wakame sich, nachdem sie bereits ein gutes Stück des Weges, der sich als sehr lang erwies und ihm außerhalb der Stadt nur noch vom Mondlicht gezeigt wurde, hinter sich gebracht hatten. „Ich habe es ihm gesagt”, kam es von Shachi, dessen Tränen inzwischen versiegt waren, aber dessen Stimme immer noch zitterte, „als er Peng töten wollte. Er meinte, er sei an unseren Köpfen nicht interessiert. Wenn nur an dem unseres Käpt’ns. Da sagte ich, er solle Penguin leben lassen und ich würde ihn zu ihm bringen. Er war damit einverstanden.” Ban sah ihn wütend an: „Du willst also, dass der Käpt’n seinen Kopf hinhält, um einen von euren dummen Schädeln zu retten?” „Was hättest du an seiner Stelle getan?” Law fragte dies recht trocken, während er beim Laufen weiter starr geradeaus blickte und die Gruppe anführte. Überrascht blickten alle drei ihn an, bis der Blonde entschlossen antwortete: „Ich wäre erst gar nicht so blöd gewesen, zu zweit dahin zu gehen!” „Wundert mich ehrlich gesagt, dass du im Gegensatz zu den beiden auf meine Anweisung gehört hast”, reagierte sein Anführer. „Und was kümmert es dich, wenn Shachi von mir erwartet, dass ich mein Leben für einen von euch aufs Spiel setze? Ich bin doch eh ein Monster.” Ban blieb abrupt stehen. Ebenso Shachi und Wakame. Law hielt erst nach einigen Schritten an, drehte sich jedoch nicht zu den Anderen um. Stille. Nur der nächtliche Wind war leise zu hören wie er an ihnen vorbeizog. „Es… war falsch von mir, das zu sagen. Ich weiß, dass du kein Monster bist.” Ban blickte zu Boden. „Es tut mir leid, Käpt’n.” „Es ist mir egal, ob du denkst, ich sei ein Monster, oder nicht. Für mich zählt nur, dass ihr kapiert, warum ich nicht will, dass ihr euch in solche Gefahren begebt. Auf meinen Kopf mögen dreihundert Millionen ausgesetzt sein. Aber wir wissen alle, dass das nicht heißt, dass ich jeden, der weniger wert ist, einfach so besiegen und eure Ärsche problemlos retten kann.” Laws Hand umschloss sein Schwert fester, während auch er ernst den Hügel hinaufblickte. „Ich war derjenige, der euch auf die Grandline, das gefährlichste aller Meere, geführt hat. Demnach bin ich auch dafür verantwortlich, was mit euch geschieht. Und das aller Letzte was ich will ist, die Verantwortung dafür zu tragen, dass hier jemand von euch sein Leben lässt. Deswegen verbiete ich es, dass ihr euch in solche Angelegenheiten einmischt. Wenn ihr so scharf drauf seid, euer Leben wegzuwerfen, dann tut es, aber nicht unter meinem Kommando! Jedem von euch steht es jederzeit frei zu gehen. Tut es, und ihr könnt machen was ihr wollt, auch wenn ich es dennoch nicht befürworten würde, dass ihr dann einfach so blauäugig handelt. Aber so lange ihr mir folgt, akzeptiert meine Entscheidungen und zwingt mich nicht dazu, damit klarkommen zu müssen, wenn einem von euch unter meiner Führung etwas zustößt.” Die drei Männer hinter ihm waren wie erstarrt aufgrund seiner unerwarteten, aufrichtigen Worten. Law selbst wusste, dass er damit etwas ausgesprochen hatte, was einen tiefen Einblick in sein Inneres gewährt hatte. Warum er in diesem Augenblick so weit gegangen war, war ihm selbst nicht ganz klar. Immer öfter geschah es, dass er seine solide Schale der Gleichgültigkeit ablegte und so offen über das sprach, was in ihm vorging – jetzt sogar nicht nur bei Penguin. Und wie er wieder an ihn dachte, setzten sich auch seine Beine und Füße erneut in Bewegung, um die Villa zu erreichen. Die drei Anderen brauchten noch einen Moment, in dem sie ihm nachsahen und anschließend reumütige Blicke untereinander austauschten. Sie wussten alle, wie sehr ihr Käpt’n bemüht war seine Crew vor Schaden zu bewahren und dafür eben auch das Leid Fremder in Kauf nahm, wobei ihm dieses sicher nicht egal war. War es wirklich nötig gewesen, dass er es ihnen selbst hatte erklären müssen? Hatten sie ihn glauben lassen müssen, dass sie in irgendeiner Form an ihm zweifelten? Noch einen Augenblick sahen sie betreten einander an, wissend, dass ihnen allen dasgleiche durch die Köpfe ging, bevor Ban etwas sagte, so leise, dass ihr Käpt’n es nicht mehr hören konnte: „Jungs, wir müssen alles daran setzen, dass diesem Mann nie etwas zustößt und er seine Ziele erreicht. Das sind wir ihm allesamt schuldig.” Die anderen beiden nickten. „Dann lasst uns erstmal Penguin retten und zusehen, dass dem Käpt’n nichts passiert”, fügte Wakame an, woraufhin sie dem Arzt entschlossen folgten. Fast eine Stunde brauchte die Gruppe, bevor sie den höchsten Punkt der Insel erreichte und vor dem Tor eines Weges zu einer pompösen, mehrstöckigen Villa mit weißem Mauerwerk stand. Der Großteil der Fenster war hell erleuchtet, trotz der Uhrzeit. „Hier wohnt der Arsch also und hält Peng und die Frauen fest?” Ban rauchte gerade seit ihrem Aufbruch die dritte Zigarette. Shachi nickte. Er hatte ihnen unterwegs einwenig von diesem Ort berichtet und so waren die Männer vorgewarnt, dass sie im Inneren des Gebäudes nicht nur auf den gläsernen Penguin sondern auch auf ein ganzes Kabinett von weiblichen Glasstatuen stoßen würden. „Wir müssen auf jeden Fall vorsichtig sein, dass wir auch keinem der Mädchen Schaden zufügen”, überlegte Wakame. Der Jüngste unter ihnen erinnerte sich daran, wie er nur knapp zwei Stunden zuvor mit seinem besten Freund hergekommen war und wie schwierig eben jenes im Kampf gewesen war. Ihre enorme Vorsicht hatte letztlich auch dazu geführt, dass Penguin sich nun ebenfalls in Gurasus Gewalt befand. Shachi wäre beinahe in eine der Glasfiguren gestürzt, als er einem Angriff ihres Gegners ausgewichen war, hatte sich jedoch gerade noch fangen können. Allerdings hatte ihn der Schreck und der unmittelbare Anblick des gläsernen, erstarrten Mädchens so sehr abgelenkt, dass er fast selbst Opfer des Piraten geworden wäre. Noch immer hörte er Penguins Stimme, die seinen Namen gerufen hatte, im Moment in dem er sich in letzter Sekunde zwischen seinen jüngeren Freund und Gurasu gestellt hatte, bevor dieser ihn berührt und Penguin sich in klares Glas verwandelt hatte. Was wenn das noch einmal geschehen würde? Nein, er durfte nicht noch mal so unachtsam sein. Mühselig schluckte der Rotbraunhaarige. Auch Wakame entging das nicht. „Bleib hier, wenn du Angst hast.” Dass er es nur gut meinte, hörte man. Doch Ban sah das anders: „Nichts da. Er hat uns das Schlamassel eingebrockt. Und nur eine Memme würde kneifen. Und die bist du ja nicht, oder?” Innerlich unsicher, aber dennoch entschlossen wirkend, nickte Shachi abermals. „Hört mir zu”, mischte sich nun Law ein, der zuvor nur überlegend durch das offene schwarze Tor auf das Gebäude geblickt hatte, „egal was darin passiert: Hört auf meinen Befehl. Ich bin mir sicher, dass Gurasu uns auch seine Männer auf den Hals hetzen wird, da wir jetzt deutlich in der Überzahl sind. Haltet mir die so gut es geht vom Leib. Aber in erster Linie, achtet darauf, dass Penguin nichts passiert. Und genauso, bleibt immer so gut es geht aus Gurasus Reichweite, damit er euch nicht auch noch erwischt.” Die Stimme des Arztes klang hörbar angespannt. Sein Nodachi klapperte, als er es wieder einmal fester umschloss. „Aye!”, kam es einstimmig von seinen Leuten. Law holte noch einmal Luft, bevor er vorging: „Dann los!” Ein langer, breiter Kiesweg, gesäumt von einigen wenigen Laternen, führte durch den parkartig angelegten Vorgarten, dessen Größe man in der Dunkelheit nur erahnen konnte, bis hin zum Haupteingang mit einer zweiflügeligen, massiven und sicher drei Meter hohen Eingangstür. „Ganz schön protzig”, merkte Ban an, als Law auch schon einen der goldenen Türklopfer in Form eines Löwenkopfes, die das Licht der Lampen seitlich der Tür reflektierten, betätigte. „Wer weiß, wie viel Berry er so angehäuft hat, als er noch auf See war? Und was für krumme Dinger er sonst noch dreht”, reagierte Wakame. Die Tür öffnete sich. Zwei Männer in dunklen Anzügen öffneten sie. Augenblicklich gingen die drei Piraten hinter Law in Angriffsstellung, doch dieser streckte seine Hand aus, um ihnen Einhalt zu gebieten. „Trafalgar Law?”, sprach ihn einer der Männer, die nicht wie Piraten, sondern eher wie Butler wirkten, an. Der Arzt nickte, woraufhin die Anzugträger ihm deuteten einzutreten. „Was denken die, wer er sonst ist? Der Gärtner?” Wakame hob skeptisch eine Augenbraue, bevor er und Shachi ihrem Käpt’n ins Innere folgten. „Ich hätte mich an seiner Stelle mit „Nein, euer schlimmster Albtraum” vorgestellt”, schnaufte Ban, drückte seine Zigarette an einer weißen großen Statue direkt neben der Pforte aus, wo sie gut sichtbar einen hässlichen Aschefleck hinterließ, ehe sie zu Boden fiel, und folgte seinen Freunden. Die Männer schlossen die schweren Türflügel hinter ihnen wieder, während zumindeste Ban und Wakame perplex mit den Blicken durch die beachtliche Eingangshalle, an deren Stirnseite eine große breite Treppe in den ersten Stock führte und wo von der Decke ein gläserner, prunkvoller Kronleuchter von immensem Durchmesser hing, schweiften. Bereits hier standen ringsum an den Wänden, zwischen Wandleuchtern und Gemälden, gläserne, lebensgroße Statuen. Und jede von ihnen war ausnahmslos weiblich. Und sie teilten noch etwas: Den starren, gar ängstlichen Blick. Einigen Frauen konnte man sogar ansehen, wie sie noch versucht hatten auszuweichen und zu fliehen, ehe sie mit den Kräften der Glasfrucht in Berührung gekommen waren. Man konnte ihre Furcht und Verzweiflung trotz ihrer Starre regelrecht spüren. „Das darf nicht wahr sein”, kam es leise von Wakame. „Ich habe es euch doch gesagt.” Shachi, der diesen Anblick nun schon zum zweiten Mal ertragen musste, schluckte. „Und es wird noch schlimmer.” „Wenn Sie mir bitte folgen würden.” Einer der Männer ging an ihnen vorbei, hinüber zu einer weiteren großen Doppeltür zu ihrer Rechten. „Sie? Ich dachte wir haben es mit Piraten zu tun.” Nicht nur Wakame wundert sich über die Ausdrucksweise. Auch Ban rümpfte die Nase: „Na ja, wen wundert das noch bei der Hütte? Wahrscheinlich ist der Typ so ein Mamasöhnchen, das draußen auf See keine zwei Tage überleben kann.” „Dann wäre er nicht mindestens achtzig Millionen Berry wert.” Beiläufig erwähnte Law erstmalig das Kopfgeld, bevor er zur Tür hinüberging. Wakame und Ban sahen ihn überrascht an, bis Shachi dem beipflichtete: „Achtzig Millionen ist zu wenig für den.” „Und wenn er hundert wert ist, ich prügel trotzdem jeden Knochen einzeln aus ihm raus”, schnaufte Ban. Die drei folgten abermals ihrem Käpt’n. Auch der zweite Raum war großzügig, hell beleuchtet und ließ anmuten, dass man sich in einem Schloss befand. Und auch hier dasselbe Bild wie schon in der Halle: Ringsherum Figuren aus Glas. Ausnahmslos Frauen. Doch dieses Mal schienen es noch deutlich mehr zu sein. Doch während sich besonders Wakame und Ban aus den Augenwinkeln noch ein oder zwei Mal umsahen, da sie ihren Augen einfach nicht trauen wollten, waren Shachi und ihr Anführer bereits auf das Zentrum des ansonsten möbellosen Raumes fixiert. Dort stand er: Gurasu. Genau so wie Law ihn noch am Abend auf dem Steckbrief gesehen hatte. Ein Mann von schlanker, großer Statue, so wie er selbst. Er trug einen weißen Anzug, eine dunkle Krawatte, weiße Lackschuhe. Seine Haut wirkte glatter als die eines jeden Babys. Seine hellblonden Haare hatte er in der Mitte akkurat gescheitelt, sodass sie auf beiden Seiten bis zum Kinn reichten, das von einem gezwirbelten Spitzbärtchen geziert wurde. Aufrecht und mit gehobener Nase stand er da. Doch was wesentlich mehr von Bedeutung war, als sein für einen Piraten eher untypisches Äußeres, war die Glasstatue unmittelbar neben ihm. Laws Blick war augenblicklich in Penguins Gesicht gefallen. Seine Pose zeigte, wie er zwischen Gurasu und Shachi gegangen war, um Letzteren zu beschützen. Doch anders als bei den Mädchen sah man in seinem Blick keine Angst. Er hatte wieder diesen entschlossen, furchtlosen Gesichtsausdruck, den Law nur zu gut kannte und den er so sehr an ihm mochte – dieser Ausdruck, der ihn schon mehrfach beeindruckt und ihn dazu gebracht hatte, auf Penguin zu hören, anstatt seinen eigenen sturen Kopf durchsetzen zu wollen. Wieder spürte der Arzt sein eigenes Herz in seiner Brust schlagen. Doch dieses Mal aus Angst, diesen Blick nie wieder in Penguins Gesicht aus Fleisch und Blut zu sehen. „Ah, meine Gäste. Schön, dass Sie hier sind!” Die Augen der Ankömmlige richteten sich auf den Mann vor ihnen, als dieser sie nun ansprach. „Hör auf mit deinem vornehmen Gelaber, bevor ich dir in deine hässliche Visage kotze! Und lass die Mädchen und Penguin frei!” Ban ging einen Schritt auf ihn zu, wurde jedoch so gleich durch Laws ausgestreckten Arm erneut gebremst. „Halt die Klappe!”, zischte sein Käpt’n. „So ein Pöbel! Da läd man Sie oder euch, da das ja wohl eher eurem Niveau entspricht, schon ein und wird gleich so angegangen. Dabei wollte ich euch nur meine wunderbare Sammlung präsentieren. Sind sie nicht hübsch? Diese Grazie. Diese Schönheit. Aber ich möchte wetten”, Gurasu machte eine rundum Handbewegung, um auf die Statuen im Raum zu deuten, bevor er auf Shachi wies, „euer kleiner Freund hat euch schon davon vorgeschwärmt.” Der Jüngste presste zornig die Lippen aufeinander. „Was willst du von mir? Mich nur mit Scheiße vollquatschen?” Laws Blick verfinsterte sich. „Ach herrje, diese Ausdrucksweise. Nicht einmal der Chirurg des Todes hat eine gute Erziehung genossen. Aber gut, man sieht es auch gleich. Diese Tattoos”, der Glasfruchtnutzer deutete mit angewidertem Blick auf Laws Hände und Arme, die bis zu den Ellenbogen frei waren, da er sich eben schon vor der Tür die Ärmel seines Pullovers hochgeschoben hatte, und im Anschluss auf seinen Kopf, der aufgrund des hastigen Aufbruchs nicht durch seinen Hut bedeckt war, „sind wirklich unansehnlich. Und dann diese strubeligen Haare und die ordinäre Kleidung.” „Ich glaube, unser Käpt’n braucht keine Modeberatung von dir.” Ban zündete sich wieder eine Zigarette an und blies den Rauch in die Luft. „Rauchen ist hier untersagt! Zudem sorgt es für ein ungepflegt wirkendes Hautbild.” Der scharfe Blick Gurasus musterte nun den Dreitagebart des Stirnbandträgers, auch wenn der natürlich nichts mit dem Rauchen zu tun hatte. „Weißt du, Scheißer, das geht mir GEPFLEGT am Arsch vorbei!” Wieder nahm Ban einen Zug. Die Nasenflügel seines Gegenüber wellten sich. „Hör auf ihn zu provozieren, Ban, und mach die Kippe aus!”, lenkte Law leise aber ernst ein, ohne seinen Blick von Penguin zu nehmen. Der Angesprochene grummelte kurz, bevor er gehorchte und den Glimmstengel auf dem Boden austratt, wo er auch auf dem weißen, edlen, hochglänzenden Marmorboden einen Fleck hinterließ. „Du und deine Leute, ihr seid wirklich abstoßend. Aber das habe ich vorhin schon gemerkt, als er”, wieder deutete Gurasu zu Shachi, der nach wie vor schwieg, und stieß besonders zu Laws Beunruhigung etwas mit der Hand gegen Penguin, sodass seine Statue zu kippeln begann, „und dieser hässliche Vogel hier aufgekreuzt sind. Er passt ja nun so gar nicht in meine bezaubernde Sammlung. Deswegen wollte ich ihn eigentlich gleich zerstören. Aber der Zwerg war der Meinung, sein Käpt’n würde kommen, um ihn zu retten. Und nachdem ich schon heute Nachmittag von meinen Leuten erfahren hatte, dass du hier festgemacht hast, musste ich mir doch meine Neugierde eingestehen. Zumal die Regierung bereit ist ein so beachtliches Sümmchen für deinen Kopf zu zahlen.” Während die drei hinter und neben ihm angespannter wurden, da nun herausklang, was Gurasus Absichten waren, wurde Law regelrecht übel. Sein Gegner hatte beim Reden einen Arm um die Schultern des gläsernen Penguins gelegt. „Nimm deine Finger von ihm!”, schoss es ihm augenblicklich durch den Kopf. Doch letztlich lehnte Gurasu sich auch noch gegen die Statue, sodass sie bedrohlich zu kippen begann. „Also willst du mir sicher den Vorschlag machen, ihn gehen zu lassen, wenn du dafür mein Kopfgeld kassieren kannst?” Law hatte ihn durchschaut. Der Andere lachte boshaft: „Schlaues Bürschchen. Es gibt einige Räume im Obergeschoss, die dringend renoviert werden müssen. Außerdem denke ich über einen Ausbau des Gebäudes nach, um noch mehr Platz für die Schönheit meiner Skulpturen zu haben. Meine Sammlung wächst von Tag zu Tag. Wobei du mir heute dabei in die Quere gekommen bist, was mich reichlich verärgert hat.” Während seine Leute ihn überrascht ansahen, antwortete Law nicht. Er hatte aber offensichtlich richtig vermutete, dass die drei Männer, die eine junge Frau am Nachmittag in der Stadt hatten entführen wollen und deren Hilferuf er gehört hatte und gefolgt war, zu Gurasu gehörten. Sie waren bereits davon gerannt, als er nur sein Schwert ein Stück gezogen und sie bedrohlich angesprochen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch vermutet, es hätte sich um einfache Halunken gehandelt. Und davon war er weiter ausgegangen, da er das Mädchen, welches ihm überaus dankbar, fast schon aufdringlich gewesen war, nicht näher dazu befragt hatte. Erst durch Shachis und Bans Erzählung am Abend in seiner Kajüte hatte er die Verbindung herstellen können. „Zugegeben, ich war recht skeptisch, als der Wicht”, ein drittes Mal machte er eine abfällige Handbewegung in Shachis Richtung, „meinte, du würdest auf jeden Fall kommen, um ihn hier zu retten, nachdem ich Interesse an dir bekundet hatte. Aber scheinbar hat er die Wahrheit gesagt. Wirklich edel, was du für einen einfachen Mann deiner Crew tust, aber zeitgleich auch ziemlich dumm und naiv. Ein Wunder, dass du es soweit auf der Grandline geschafft hast.” „Er ist kein einfacher Mann meiner Crew”, Law merkte selbst schnell, wie verfänglich diese Aussage klang, sodass er weitersprach, „genauso wenig wie die drei neben mir oder irgendjemand sonst in meiner Mannschaft!” Wieder lachte sein Gegenüber und ließ nun langsam Penguin wieder ganz auf seine Füße kippen: „Du würdest wohl wirklich für einen von diesen Nichtsnutzen den Kopf hinhalten, oder? Aber gut, dann bringen wir es schnell hinter uns.” „Denkst du ernsthaft, unser Käpt’n zieht vor dir den Schwanz ein? Du hast wahrscheinlich nicht mal einen und versuchst das mit dem ganzen Protz auszugleichen.” Ban konnte einfach nicht den Mund halten. Wakame stieß ihm dafür in die Seite, da er sah, wie zornig ihr Feind nun wurde. Der Raucher schnaufte nur verächtlich. „Eins kann ich dir sagen”, er sah wieder zu Law und sprach wütend weiter, „wenn du dich gegen mein großzügiges Angebot entscheidest, wird er als Erster dran glauben müssen.” Dieses Mal galten seine Worte Ban. „Käpt’n?” Shachi sprach den Arzt leise an, da es mehr als nachdenklich wirkte. Dachte er ernsthaft darüber nach, auf das Angebot einzugehen? Oder tüftelte er nur einen Plan aus, wie er sie alle hier unbeschadet rausbringen konnte? Law nahm das Schwert von seiner Schulter und hielt es wesentlich lockerer nun neben sich, in der herabhängenden Hand. Sein Kopf war gesenkt, sein Blick zu Boden gerichtet. Kapituliert er tatsächlich? „Du rührst meine Männer nicht an”, kam es leise von ihm. „Ich krümme ihnen nicht ein Haar.” Gurasu schien nun sichtlich siegessicher. „Weise Entscheidung anzunehmen und aufzugeben.” „Käpt’n!” Ban fuhr ihn aufgebracht an. „Das war gerade keine Frage”, ruckartig hob Law den Blick wieder und sah hasserfüllt zurück, „sondern ein Befehl!” Während besonders in Bans Blick Erleichterung trat, reagierte ihr Gegner mit Überraschen, als er erkannte, dass Law lediglich geblufft hatte. Doch im selben Moment fing er sich wieder und stieß Penguin von sich. Wie in Zeitlupe sahen seine Freunde ihn zu Boden sinken, dem harten Stein, an dem er unwiderruflich zerschellen würde, entgegen fallend. „ROOM!” Laws Stimme hallte durch den Raum und binnen Bruchteilen einer Sekunde blickte er aus dem Augenwinkel zu Ban, dieser sah entschlossen zurück. „SHAMBLES!” Das klirrende Geräusch von zerbrechendem Glas blieb aus. Nur ein dumpfer Aufschlag war zu hören. Irritiert blickte Gurasu zu ihm hinüber, sah wie Law nun da hockte und die Glasskulptur Penguins gerade noch in seinen Armen aufgefangen hatte. Der Feind dreht den Kopf. Sah neben sich, wo eben noch seine Geisel gewesen war. Doch alles was er dort entdeckte, war ein gewisser blonder Raucher, der rücklings auf dem Boden lag und nun selbstsicher zu ihm hochsah. „Scheiße gelaufen, was?” Das süffisante Grinsen Bans stieß Gurasu sichtlich unangenehm auf. Seine so glatte Stirn legte sich in Falten, ehe er sich hastig zu ihm hinabbeugen und ihn berühren wollte. Doch er unterschätzte Bans Reaktionsvermögen, stand dieser doch nach einer gekonnten Rolle in der nächsten Sekunde schon hinter ihm und verpasste ihm mit seiner harten Stiefelsohle einen kräftigen Tritt in den Rücken, sodass Gurasu einige Meter weit flog und keuchend auf dem Bauch vor einigen anderen Glasfiguren landete. „Ban! Bleib weg von ihm!”, hörte der Stirnbandträger seinen Käpt’n rufen. Er sah zu ihm hinüber und beobachtete, wie Law sich mittlerweile wieder mit Penguin aufgerichtet hatte und Wakame und Shachi ihren gläsernen Freund nun von zwei Seiten deckten, während der Arzt weiter in die Mitte des Raumes kam. „Das war mehr als überfällig”, rechtfertigte Ban seinen Angriff. „Trotzdem. Du weißt, wozu er im Stande ist. Eine Berührung und du wirst auch zu Glas.” Beide blickten wieder auf ihren Gegner als dieser nun lachte und sich langsam aufrappelte. „Richtig”, keuchte er, „und ihr habt gerade alle euer Todesurteil unterschrieben.” Er schnippte mit den Fingern, während er sich noch mit einer Hand auf einem Knie abstützte. Seine Lippe blutete, doch ansonsten schien er äußerlich unversehrt. Er wischte sich mit dem Handrücken die Blutspuren weg. Die Tür des Raumes schlug laut zu. Die Anwesenden richteten ihre Blicke zum Eingang: Gurasus Gefolgsleute versperrten ihnen den Ausweg und schienen zudem nun ebenfalls kampfbereit, auch wenn ihre adrette Bekleidung nicht den Anschein machte, dass es sich um starke Kämpfer handelte. „Tötet sie!” Nun war es der Feind, der seine Männer befehligte und einen Kampf anfachte, der lange dauern sollte. An und für sich wäre es wohl trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit der Heart Pirates, die nun gut zwanzig Gegner gegenüberstanden, ein Leichtes gewesen es mit ihnen aufzunehmen. Doch schnell stellte sich heraus, dass ihr wahrer Nachteil nicht die Unterzahl war, sondern ihr Freund, der durch jeden Schlag in tausend Scherben zerbrechen konnte. Permanent waren Shachi und Wakame damit beschäftigt ihn vor den feindlichen Angriffen zu verteidigen, während Ban nicht weniger die Hände voll damit zu tun hatte, seinem Käpt’n den Rücken frei zu halten. Law hingegen hatte den Einzelkampf gegen Gurasu gesucht, da ihm längst bewusst war, dass der einzige Ausweg aus der ganzen Misere der Sieg über ihn war. Er musste einen Weg finden, ihn kampfunfähig zu machen. Doch da der Arzt gleichzeitig bemüht war auf Distanz zu bleiben, um sich nicht selbst doch noch in das Glasfigurenkabinett einzureihen, schränkte dies die Möglichkeiten seiner Fähigkeiten enorm ein. Er hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, schlichtweg jeden Gegner im Raum mit einem Schlag in seine Einzelteile zu zerlegen. Doch ihm erschien das Risiko zu groß, eine der Glasstatuen, möglicherweise sogar Penguins, in Mitleidenschaft zu ziehen. Er hatte keine Ahnung ob vielleicht eine Wechselwirkung zwischen ihren Teufelskräften zustande kommen würde. Vielleicht würden die Figuren trotz seines präzisen Schnitts zerbrechen oder waren anschließend nicht mehr zusammensetzbar. Und solange Gurasu noch bei Kräften war, würden seine Fähigkeiten die Gefangenen ohnehin nicht freigeben. Somit arbeitete Laws Kopf mehr als heftig, während er immer wieder den Angriffen des Anderen, die in erster Linie aus scharfkantigen Glassplittern bestanden, die er aus seinen Handflächen erzeugte und auf ihn schoss, auswich oder größere Geschosse mit der Klinge seines Schwertes parierte. „Mehr als weglaufen kannst du nicht?” Gurasu verzog etwas gelangweilt das Gesicht. „Vielleicht wird es spannender, wenn ich erst deine Leute ausschalte. Oder du gibst dann einfach direkt auf.” Er grinste gehässig und richtete sein Augenmerk auf Wakame, Shachi und den immer noch gläsernen Penguin. Und Law war klar, dass er etwas tun musste, auch auf die Gefahr hin, dass eine der Figuren in der näheren Umgebung Schaden davon trug. „Room!” Wieder baute sich Laws Kuppel auf, wenn auch nur in einem kleinen Radius. Gekonnt holte er mit seinem Kikoku aus und zerschnitt scheinbar die Luft, doch es verfehlte sein Ziel, als Gurasu sich selbst in kleinsten Glasstaub auflöste, der von seinem Schwertschlag lediglich aufgewirbelt wurde, ehe er sich wieder zusammenfügte und erneut der Mann im weißen Anzug vor ihm stand. Der Oprationsraum verschwand wieder. Sein Feind lachte: „Hübscher Versuch, aber dennoch zwecklos.” Laws Blick verfinsterte sich. Er hatte gehofft, ihn so außer Gefecht setzen zu können. Viel mehr Möglichkeiten hatte er nicht, ohne in seine Nähe zu kommen. Zwar war auch den Mädchen nichts passiert, da er sehr genau gezielt hatte, doch zeitgleich wurde ihm bewusst, wie nutzlos ihm seine Teufelskräfte gegenüber eines Logia-Nutzers waren. Dafür spürte er zunehmend wie er seinen körperlichen Grenzen näher kam. Der Kampf zog sich nun schon über einige Zeit und das ständige Katz-und-Maus-Spiel setzte ihm durch seinen Gesundheitszustand bereits zu, ohne dass er seine Kräfte nutzte, die ihn mit jedem Einsatz nur noch näher an den Rand der Erschöpfung brachten. Seine Fähigkeiten waren noch nie für lange Kämpfe gemacht gewesen. Irgendwie musste er das hier beenden – Und zwar schnell! „KÄPT’N!” Aus einiger Entfernung rief Ban, der mit drei Gegner gleichzeitig beschäftigt war, zu ihm hinüber. „HINTER DIR!” Perplex drehte Law sich um und sah in das boshafte Gesicht von einem der feindseligen Männer, der sein Schwert zum Schlag erhoben hatte. Doch konnte er ihn nicht mehr ausführen, da er im nächsten Moment mit weitaufgerissenen Augen und einem Keuchen vor dem Arzt zu Boden sackte und regungslos liegen blieben – mit einem Wurfmesser tief im Rücken. Law blickte hinüber zu Shachi, der in der Nähe der Tür immer noch Penguin verteidigte und seine Hand noch vom Wurf ihm entgegenstreckte, ehe er sie wieder nutzte, um den nächsten Angreifer in seiner Nähe abzuwehren. Der Blick des Chirurgen fiel auf Penguin: Wie sollten sie nur gewinnen? Wie sollte er Gurasu ausschalten? Ihm musste etwas einfallen. Er konnte unmöglich zulassen, dass Penguin vor seinen Augen starb. „Ihr seid wohl ein eingespieltes Team. Schade nur, dass es euch nichts nützen wird.” Law wirbelte herum, als er seinen Gegner hinter sich hörte. „Room!” Er musste es noch einmal versuchen, auch wenn es erneut enorm an seiner Kondition zehrte. Sein Gegenüber verzog gelangweilt das Gesicht: „Ach komm, mehr fällt dir nicht ein?” „Sham– ah!” Ein brennender Schmerz durchschoss Laws linken Oberarm. Den gläsernen Speer, der hinter ihm irgendwo zerschellte, hatte er nicht mal kommen sehen, so schnell hatte der Andere ihn aus seiner Handfläche entstehen lassen und in seine Richtung geworfen. Der Arzt blickte auf die schmerzende Stelle. Sein Pulli war aufgeschlitzt und Blut trat hervor. Er ging nicht davon aus, dass die Wunde so tief war, wie jene, die er kürzlich am anderen Arm davon getragen hatte. Dennoch tat es weh und zeigte ihm einmal mehr, dass er seinen Gegner nicht unterschätzen durfte, zumal dieser sicher mehr Energie hatte als er selbst. Gurasu lachte: „Ich dachte, du bist dreihundert Millionen Berry wert. Da ist der Marine wohl ein Fehler unterlaufen und sie hat eine oder mehrere Nullen zu viel notiert.” Law biss die Zähne zusammen: Nicht vor Schmerz, sondern vor Anspannung. Er musste diesen Kampf endlich beenden, solange er noch etwas Kraft dazu hatte. Nur wie? „PENG!” Shachis Stimme hallte durch den Raum und ließ Law erneut herumwirbeln. Scheinbar war es Gurasus Handlangern gelungen, ihn und Wakame von Penguin zu trennen, sodass sein gläserner Körper vollkommen ungeschützt im Raum stand. Eine Möglichkeit, die einer ihrer Gegner offensichtlich nutzen wollte, um ihn zu zerstören. „Room! Shambles!” Da er unmöglich den Angreifer hinter Penguin mit seinen Teufelskräften zerlegen konnte, ohne die Statue zu beschädigen, tauschte der Käpt’n der Heart Pirates lediglich die Position des feindlichen Piraten mit einer der anderen Figuren im Raum. Er hörte ein Lachen hinter sich: „Du solltest nicht vergessen, wer dein Gegner ist.” Law wollte sich hastig wieder umdrehen und war bereit in Deckung zu gehen, falls Gurasu ihn berühren wollte. Doch dazu kam es nicht, als er sah, wie eine Wolke aus Staub quer durch den Raum zu Penguin flog: Glasstaub, aus dem sich letztlich wieder der blonde Mann im weißen Anzug formte, ehe er abermals einen Arm um die zerbrechliche Figur neben sich legte. Abermals begann er sie zu neigen. Nicht nur Law erstarrte. Auch seine Männer beobachteten, während sie noch die letzten Gegner abwehrten, was da gerade erneut zu geschehen drohte. „Peng!” Wieder war es Shachi, der seinen Namen rief, seinen derzeitigen Gegner mit einem letzten Tritt zu Boden brachte und auf seinen Freund zustürmen wollte. Doch Law stoppte ihn: „BLEIB WO DU BIST, SHACHI!” Der Jüngere hielt inne. Er wusste warum Law ihn aufgehalten hatte. Zu nahe an Gurasu und auch er würde wie Penguin enden. Er ballte die Fäuste. „Käpt’n.” Ban hatte seine Feinde ausgeschaltet und stand nun neben Law. Dieser reagierte leise, wissend was der Raucher mit dem unterschwelligen Ton in seiner Stimme sagen wollte: „Ich kann dich nicht nochmal gegen Penguin austauschen. Nicht so lange er ihn berührt. Und selbst er würde nicht auf den gleichen Trick zweimal hereinfallen.” Ban knirschte mit den Zähnen, wissend dass sein Käpt’n Recht hatte. „Was ist? Wisst ihr nicht weiter?” Gurasu lachte erneut und wich nur minimal zurück, als einer seiner eigenen Männer vor ihm zu Boden sank, nachdem Wakame ihm den finalen Schlag verpasst hatte. Er beachtete ihn nicht einmal und grinste stattdessen weiter boshaft in Laws Richtung, obwohl er nun alleine den vier Piraten gegenüber stand. Längst schien er sich einer Sache bewusst: Er war ihnen überlegen, da sie alle Nahkämpfer waren, sah man von Laws Teufelskräften ab, die sich im Fernkampf allerdings als recht nutzlos erwiesen hatten. „Du scheinst ja wirklich sehr an deinen Männern zu hängen, dass du ihn hier”, wieder kippte Gurasu Penguin gefährlich, „nicht einfach aufgibst.” Law sagte nichts. Was sollte er nun tun? Es gelang ihm nicht seinen Gegner aus Distanz außer Gefecht zu setzen. Doch jeder Angriff aus der Nähe war ein enormes Risiko. „Mein Angebot von eben steht noch. Gib mir deinen Kopf und deine Männer können gehen.” Gurasu zog, nun wieder etwas gelangweilt wirkend, seinen Krawattenknoten mit der freien Hand zurecht, während er in der anderen immer noch Penguin festhielt und ihn somit jede Sekunde erneut zu Boden stoßen konnte. „Wenn ich zustimme, verwandelst du mich auch in Glas?” Laws Frage kam für alle Anwesenden überraschend. Ban war im Begriff etwas zu sagen, wurde jedoch von einer Handbewegung seines Käptn’s gebremst. Gurasu neigte Penguins Statue wieder etwas zurück: „Was sonst? Abschlagen werde ich dir deinen hässlichen Schädel sicher nicht. Das ist mir zu barbarisch.” Ein verächtliches Schnaufen folgte von Wakame. Doch der letzte verbliebene Gegner beachtete ihn nicht und fixiert weiter Law. Dieser blickte ernst zurück, überlegend was er tun sollte. Hatte er eine Wahl? Law senkte den Kopf und warf zum Entsetzen seiner Crew sein Kikoku zur Seite von sich, sodass es laut scheppernd zu Boden ging, ein Stück über diesen schlitterte und außerhalb von Laws Reichweite liegen blieb. Ein breites, siegessicheres Grinsen machte sich in Gurasus Gesicht breit. Nun mischte Ban sich wieder ein: „Käpt’n, lass den Scheiß! Als würde der Typ uns gehen lassen! Und als würden wir das hier zulassen!” Der Angesprochene sah aus dem Augenwinkel zu ihm, bevor er in seine Hosentasche griff und ihm ein abgerissenes Stück Papier reichte: „Ein Teil von Bepos Vivre-Card. Ihr findet die Anderen damit wieder. Verschwindet von hier!” Ban war starr: „Vergiss es!” „Das ist ein Befehl!” Laws Blick war entschlossener denn je, als er sich nun mit dem des Anderen traf. Es dauerte einige Sekunden, bevor Ban ihm das Papier abnahm und einsteckte. Zu Shachis und Wakames Entsetzen nickte er nun: „Aye, Käpt’n!” „WAS? BAN!” Wakame konnte nicht glauben, dass sein Freund einfach so nachgab. Der Raucher kam zu ihm hinüber und zischte leise neben ihm: „Waren Zweifel an seinen Entscheidungen je berechtigt?” Die Augen des Braunhaarigen weiteten sich, bevor er ernst antwortete: „Nein.” Beide blickte zu ihrem Käpt’n, der nun alleine in der Mitte des Raumes stand, den Kopf immer noch gesenkt haltend. „Verwandle Penguin zurück!”, forderte er seinen Gegner auf. Doch dieser lachte nur: „Damit ihr noch einer mehr seid und ich keine Geisel mehr habe? Hältst du mich für dumm? Kein Sorge, wenn du erstmal außer Gefecht gesetzt bist, lass ich auch ihn frei.” Law zögerte, bevor er leise reagierte: „Na schön.” „Weise Entscheidung.” Man konnte hören, wie Gurasu Penguin wieder in die Senkrechte brachte, bevor er sich in Bewegung setzte. Doch augenblicklich hallten noch mehr Schritte durch den Raum, die sich beschleunigten. Ban wirbelte herum, spurtete los und riss im nächsten Moment Shachi zu Boden, bevor dieser weiter zu ihrem Käpt’n hinüberlaufen konnte. „Lass mich los! Ich lasse das nicht zu!”, schrie der Jüngere ihn an. Der Blonde hielt ihn jedoch weiter unten: „Es ist sein Befehl!” Shachi sah panisch Ban und anschließend Wakame an, der ebenfalls untätig verharrte. „Das kann nicht euer Ernst sein! Er bringt ihn um! Wie könnt ihr zulassen, dass er sich für uns opfert?” Gurasus Schritte waren weiter zu hören und die Männer beobachteten wie er ihrem Anführer gefährlich nahe kam. „KÄPT’N!” Wieder zerriss Shachis Schrei die Luft, während er immer noch versuchte vergeblich gegen den Stirnbandträger anzukommen. Der Arzt, der von ihrem Standpunkt aus größtenteils durch ihren Gegner verdeckt wurde, blieb jedoch regungslos stehen, scheinbar sein Schicksal abwartend. Stille. Nur die Schuhsohle ihres Feindes gaben noch letzte Geräusche von sich, bevor auch sie verstummten. Drei Augenpaare richteten sich angespannt auf das Geschehen in der Mitte des Raums, wo Gurasu nun, dicht vor Law stehend, seine Hand hob und sie in Laws Richtung streckte. „NEI–” Doch Shachis erneuter Ruf wurde unterbrochen. „COUNTER SHOCK!” Ein Blitzen, das Geräusch eines elektrischen Einschlags und der Widerhall von Laws Stimme, waren Schuld daran. Gurasu keuchte laut auf, bevor er zu Boden sackte, zur Seite kippte und bewegungslos liegen blieb. Immer noch knisterte es elktrisiert in der Luft. Es roch verbrannt und seine helle Kleidung sowie Haare trugen Schmauchspuren – vermutlich auch seine Haut. Law hingegen stand weiterhin aufrecht. Den Kopf jedoch nun gehoben, ebenso wie beide Arme und Hände, die er zu Fäusten geballt hatte und von denen nur die Daumen ausgestreckt waren. Er atmete hörbar. Diese Technik hatte er noch nie vor den Augen seiner Männer verwendet, sodass sie ihn nun dementsprechend überrascht anblickten. Ban war der Erste, der sich wieder fing, schmunzelte und Shachi ansah, den er nun auch wieder losließ: „Ich würde niemals zulassen, dass er sich für uns opfert. Ich habe nur zugelassen, dass er uns allen den Arsch rettet.” Damit erhob er sich und schritt eilig auf ihren Anführer zu, der auf die Knie sank. Shachi sah ihm verdattert nach. „Alles in Ordnung, Käpt’n?” Ban hockte sich besorgt neben ihn. Der Andere nickte: „Ja. Danke, dass du mitgespielt hast.” „Ich hätte es nicht getan, wenn du mir diesen Blick nicht schon einige Male hättest zukommen lassen.” Die beiden Männer sahen sich an, wissend, dass das gerade nur funktioniert hatte, weil dies längst nicht ihr erster gemeinsamer Kampf gewesen war und Ban nur dadurch in seinen Augen hatte lesen können, dass er einen Plan hatte. Der Schrei einer Frau aus dem Nebenraum ließ den Blickkontakt abreißen. „Kümmert euch um die Mädchen!”, kam es nun etwas lauter von Law, als sich auch um sie herum eine Statue nach der anderen zurückverwandelte und mehr und mehr verwirrte, gar verängstigte Stimmen durch den Raum irrten. Während Wakame bereits in die Eingangshalle eilte und auch Ban aufsprang, um seiner Anweisung zu folgen, blickte Shachi, der sich wieder aufgerichtet hatte, nur auf eine Skulptur. Ebenso Law. Er hatte kein Ahnung gehabt, ob seine List gelingen würde. Doch die einzige Möglichkeit, die er noch gesehen hatte, um Gurasu zu schlagen, war die gewesen, ihn an sich heranzulocken, um diesen Angriff auszuführen. Er hatte diese Attacke noch nicht oft ausprobiert, da sie einfach furchtbar kräftezehrend war. Und er wusste, wäre es ihm nicht gelungen, Gurasu damit auszuschalten, wäre nicht nur er selbst verloren gewesen. Doch nun konnte er beobachten, wie sich auch Penguins kalter, starrer Körper zurückverwandelte. Erleichterung machte sich in Law breit. Irritiert blickte auch Penguin sich zunächst um, bevor schon Shachi von der Seite auf ihn zustürmte und ihn durch eine Umarmung beinahe von den Beinen riss. „PENG!” Die Tränen in Shachis Gesicht konnte Law selbst aus der Entfernung sehen. Der Umklammerte blickte seinen Freund an: „Shachi.” „Ich bin so froh, dass du lebst”, weinte dieser. Penguin wirkte immer noch verwirrt: „Was ist überhaupt passiert?” Er hatte zweifelsohne eine Gedächtnislücke. „Gurasu hat dich in Glas verwandelt.” Shachi deutete in die Mitte des Raumes. „Ach ja, ich erinnere mich an den Kampf.” Penguin schien nur nicht zu wissen, was in der Zwischenzeit geschehen war. Er folgte Shachis Zeigefinger, der auf den bewusstlos daliegenden Mann wies. Doch Penguins Augenmerk wurde umgehend umgelenkt, als er Law erfasste, der direkt vor ihm kniete und sie stumm beobachtete, während ein verängstigter Strom aus Mädchen an ihm vorbeieilte, um letztlich auch an Shachi und Penguin sowie den umherliegenden, regungslosen Lakaien Gurasus vorbei zu hasten und schnellstmöglich durch die Tür zu verschwinden. „Du kannst dich also an alles erinnern?”, fragte Shachi erfreut. „Ja”, es klang als würde der Ältere fast ersticken, während er weiter Law in die Augen sah, bevor er wieder Shachi anblickte, „was ist mit der Tochter der Wirtsleute?” Shachi löste sich von ihm, da er nun derjenige war, dem entfallen war, warum er und Penguin in erster Linier hergekommen waren. „Ja richtig”, er wischte sich die Tränen weg, „sie muss hier auch irgendwo sein!” „Dann geh sie suchen!” Penguin grinste. Nun blickte auch Shachi noch mal zu ihrem Käpt’n, der immer noch keine Anstalten machte, sich aufzurichten, bevor er nochmal seinen besten Freund ansah und ebenfalls grinste: „Jap!” Damit verschwand er zwischen den herauseilenden jungen Frauen, von denen gerade die letzten den Raum verließen. Penguins Blick wurde wieder ernst. Nochmals sah er zu Law hinüber. „Ist mit dir alles in Ordnung?”, wollte Law wissen, obwohl er derjenige war, der gerade sichtlich erschöpft auf dem Boden hockte. „Ja”, kam es nach einigen Sekunden von Penguin. Von nebenan und draußen hörte man, wie ganze Scharen von Frauen fluchtartig die Villa verließen. Scheinbar konnten sich alle noch erinnern, was ihnen wiederfahren war. Dennoch wandte Penguin sich ab: „Ich gehe schauen, ob jemand Hilfe braucht.” Er wartete keine Antwort mehr ab sondern ließ Law alleine zurück. Dieser blickte ihm nach. Was war das nun wieder für eine merkwürdige Situation zwischen ihnen gewesen? Der Chirurg hatte nicht erwartet, dass er ihm danken würde. Aber wieder war es so angespannt und unerträglich gewesen – so fernab von der Fürsorge, die Penguin ihm in den letzten Tagen entgegen geracht hatte. Eben noch hatte er sich nichts mehr gewünscht, als Penguin wieder lebendig zu sehen. Doch jetzt war jede Freude darüber vergangen und auch der letzte Funke Erleichterung drohte zu erlischen. Enttäuschte Law seine Reaktion? Rechnete er damit, dass er, Law, ohnehin ihm und Shachi noch eine Standpauke halten würde? Oder war sich Penguin nur schlagartig wieder der Distanz bewusst gewesen, die er wieder aufbauen wollte? Ein Röcheln drang an Laws Ohr. Er richtete seinen Blick auf Gurasu, der wieder etwas zu Bewusstsein zu kommen schien. Sich seine nun sehr ausgeprägte Erschöpfung nicht anmerken lassend stand Law auf und begab sich etwas breitbeinig stehend über ihn. Sein stellenweise verbrannter Gegner sah zu ihm hoch und keuchte: „Du… bist… gerissen.” „Möglich. Oder du bist doch einfach nur dumm. Als würde ich jemandem wie dir Glauben schenken und das Schicksal meiner Leute in deine Hände legen.” Laws Blick verfinsterte sich, bevor er zornig und rasch über ihm in die Hocke ging. „Mes!” Nochmal keuchte sein Kontrahent auf. Law blickte auf den Kubus in seiner Hand, in dem nun des Anderen Herz kaum noch wahrnehmbar pochte. Wieder sah er ihn an: „Als hättest du sie gehen lassen und riskiert, dass dir die Marine auf die Schliche kommt.” „Stimmt. Das… hätte… ich nicht… zugelassen.” Der Andere japste nach Luft. „Aber… ich habe noch… nie… einen Piraten gesehen… der… so für seine… Männer kämpft. Hoffentlich… danken… sie es… dir… wenigstens.” Stumm sah Law in das etwas verrußte, allerdings immer noch etwas süffisant grinsende Gesicht unter sich, bevor er seine Hand fest um den Würfel mit dem Herzen schloss, Gurasu laut aufschrie und anschließend wieder ohnmächtig wurde. Kapitel 21: Blinde Worte ------------------------ Grell stach das Licht der aufgehenden Morgensonne am Horizont über dem Meer in Laws Augen, als er aus der Villa trat. Sein Nodachi hatte er wieder auf der rechten Schulter abgelegt, während seine linke Hand ein Bündel, bestehend aus dem abgeschnittenen Teil eines Fenstervorhangs, hielt – wobei nur der darin eingewickelte Inhalt für den Arzt von Bedeutung war. Er war offensichtlich der Letzte im Gebäude gewesen, da es in dessen Innerem längst totenstill war, während davor seine Männer standen, alle umringt von mehreren Damen. Die meisten von diesen hatten sich jedoch schon in alle Himmelsrichtungen zerstreut und waren auf dem Weg in ihre Heimatorte, die rundum die Küste zu Fuße des Hügels lagen. Doch dem Chirurg sollte es nur recht sein, wenn sie sie nicht auch noch nach Hause geleiten mussten. Auch musste bereits die Mehrheit der Frauen aus der Stadt, in der sie zuvor geankert hatten, sich alleine auf den Weg gemacht haben. Nur eine Hand voll klammerte sich noch an Ban, Wakame und Shachi. Wobei Law auffiel, dass Letzterer, nur auf ein Mädchen fixiert war, welches er in seinen Armen hielt. Ein ungewöhnliches Bild, das er bei dem Jüngeren so noch nie gesehen hatte. Sollte er nicht eigentlich nervös werden, sich einen Knoten in die Zunge machen und die Frauen in die Flucht schlagen? So wie sonst auch? Doch schnell lenkte Law etwas ganz anderes ab und er sah Wakame an: „Wo ist Penguin?” „Schon vorgegangen mit einigen Mädels”, antwortete er ihm über zwei Blondinnen hinweg, die sich weinend an seine Brust klammerten. Law blickte wortlos den Weg zum Tor entlang, hinter dem der Hügel hinab in die Stadt führte. Penguin wollte, dass alles wieder so war, wie einst, bevor sie sich näher gekommen waren. Dahin zurück, als sie beide ihre körperlichen Gelüste ausschließlich an unbedeutenden, flüchtigen Bekanntschaften befriedigt hatten. Und er hatte sich damit abzufinden, auch wenn er zumindest im Moment noch nicht wieder daran denken konnte, sich auf irgendjemand anderes einzulassen. Doch letztlich hatte auch er selbst schon eher gesagt, er wolle dorthin zurück. „Dann lasst uns gehen.” Damit trat der Arzt den Rückweg an, gefolgt von den Anderen und einem guten Dutzend immer noch verängstigter und teils weinender Frauen, von denen auch die ein oder andere versuchte, an seinem Arm Schutz zu suchen – vergeblich, denn er schüttelt sie ausnahmslos ab. Die Freude über die Rückkehr der Frauen und Mädchen überschwemmte die Piraten regelrecht. Denn obwohl es noch früh am Morgen war, hatte sich die Nachricht über ihre Befreiung wie ein Lauffeuer unter den Bürgern verbreitet, kaum dass die ersten Frauen die Stadt erreicht hatten. Und so waren auch die Männer umgehend von dankbaren Leuten umzingelt worden, kaum dass sie mit den letzten Mädchen angekommen waren. Immerhin hatten die Piraten es noch bis zum Gasthof geschafft, wo die Männer am Vorabend gewesen waren und die Wirtsleute nun glücklich ihre Tochter in die Arme schlossen – jenes Mädchen, welches sich den ganzen Rückweg an Shachi geklammert hatte. Law hatte keine Ahnung, dass seine Crew durch dieses Familiendrama auf die Sache aufmerksam geworden war. Und es interessiert ihn auch nicht wer hier gerade sonst noch wem weinend in den Armen lag. Er hatte sich auf einer niedrigen Mauer etwas abseits der Menschentrauben niedergelassen und beobachtete das Spektakel. Es fiel ihm schwer, die Freude zu teilen, auch wenn er nicht diese Menschen dafür verantwortlich machen konnte, dass er selbst seine Familie nie mehr so in die Arme schließen konnte und ihm zudem die Situation zwischen ihm und Penguin schwer im Magen lag. Wieder fiel ihm auf, wie Shachi freudestrahlend dastand und sich letztlich das Mädchen wieder bei ihm einhakte, während sie mit ihren Eltern sprach, und ein kleiner Junge, vermutlich ihr Bruder, mit Shachi plauderte. Wieder sah Law sich um, doch Penguin konnte er dennoch nicht entdecken. Wo war er hin? „Hmm, vermutlich schon irgendwo mit ein oder zwei der Frauen beschäftigt.” Er versuchte spöttisch zu lächeln, doch es misslang ihm. Stattdessen wies ihn ein stechender Schmerz auf die Wunde an seinem Arm hin. Er blickte auf diese. Sie blutete nur noch geringfügig, wobei sein Ärmel sie nahezu gänzlich verdeckte. Doch brannte sie höllisch. Zudem fühlte er sich furchtbar müde, sein Nacken und sein Kopf schmerzten. Am liebsten wäre er schnurstracks auf sein Schiff gegangen und hätte sich in seine Kajüte zurückgezogen. Doch das ging nicht. Bepo und die Anderen hatten die Polar Tang aus dem Hafen gebracht und er musste zunächst erstmal Kontakt mit ihnen aufnehmen, um ihre Position zu erfragen. Er zog die Vivre Card, die Ban ihm unterwegs zurückgegeben hatte, aus seiner Tasche und betrachtete sie, während sie in seiner Handfläche lag und begann sich in eine Richtung zu bewegen. Er seufzte und umschloss das Papier wieder, bevor es ihm von der Hand glitt. Selbst wenn er die Richtung kannte, hatte er keine Ahnung, wie weit sie entfernt waren. Und momentan zweifelte er stark daran, dass er noch die Energie hatte, einen langen Fußmarsch auf sich zu nehmen. Die Grippe und der Kampf hatten ihm für heute den Rest gegeben und das obwohl die Sonne gerade erst über die Häuserdächer der Stadt stieg. „Du bist also der Piratenkäpt’n?” Law sah überrascht auf, als eine Kinderstimme ihn ansprach. Es war der kleine Junge, der plötzlich vor ihm stand und ihn mit großen, euphorischen Augen ansah. Law blickte ihn nur desinteressiert an. Er konnte sich bereits denken, dass Shachi über ihn gesprochen hatte, da dieser sich immer noch mit dem stämmigen Mann unterhielt und nun in seine Richtung deutete. „Wenn ich groß bin, werde ich auch ein Pirat, genau wie du!” Die Begeisterung des Kindes drückte unangenehm in Laws pochendem Schädel. Der Mann kam ebenfalls auf ihn zu: „Das ist also der Held, dem meine Familie zu verdanken hat, dass sie wieder vereint ist und der der ganzen Stadt, ach was sage, ich, der ganzen Insel so sehr geholfen hat. Ich danke Ihnen tausendfach.” Laws Miene wechselte von gelangweilt auf finster: „Ich bin kein Held.” Sein Gegenüber lachte verlegen: „Entschuldigen Sie. Aber es hat sich schon überall herumgesprochen, was Sie und ihre Männer getan haben. Und der Kleine da meinte, dass Sie diesen widerlichen Typen zur Strecke gebracht haben.” Er nickte in Shachis Richtung, doch der Rotbraunhaarige schien einzig und alleine auf das Mädchen fixiert, welches erneut in den Armen seiner Mutter lag. „Mag sein.” Law wandte den Blick ab. Er wollte seine Ruhe. Und vor allem wollte er nicht, dass man ihn als Held feierte, denn das war er seines Erachtens nun wirklich nicht. Er wollte es auch nicht sein. Doch der Mann ließ ihn nicht alleine: „Ich hatte es ihren Männern gestern schon gesagt und das gilt auch noch heute: Sie alle können bei uns im Gasthaus so viel essen und trinken wie sie wollen, auf Kosten des Hauses versteht sich. Und ich hoffe, Sie bleiben noch eine Weile. Einige Leute planen bereits ein großes Fest in der Stadt und da dürfen Sie und ihre Leute nicht fehlen.” „Ist das so?” Mit monotoner Stimme fragte Law dies und blickte weiter zur Seite. „Ja! Wir feiern die Rückkehr meiner Schwester und der anderen! Und euch auch!” Wieder drang die jauchzende Stimme des Jungen an sein Ohr. Law hielt den Blick abgewandt: „Aha.” Sein Vater hingegen schien allmählich zu verstehen, dass sein Gegenüber gerade kein Interesse an einer Unterhaltung hatte: „Sie sind sicher erschöpft und wollen auf ihr Schiff. Wenn wir dennoch irgendetwas für Sie tun können, lassen Sie es mich wissen.” Er wollte sich abwenden und seinen Sohn mit sich ziehen, als Law den Kopf hob und ihn überraschend ansprach: „Haben Sie eine Teleschnecke, die ich benutzen kann?” Der Wirt blickte überrascht zurück: „Ja, natürlich. Folgen Sie mir!” Somit erhob der Arzt sich, steckte die Vivre Card wieder ein, nahm Schwert sowie das Gardinenknäuel neben sich auf und ging ihm hinterher zum Wirtshaus, vor dem auch Shachi immer noch stand. Der kleine Junge lief ihm begeistert hinterher. Shachi blickte überrascht Penguin an, als dieser einige Zeit später unerwartet von der Seite auf ihn zukam: „Da bist du ja!” Der Ältere hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und seine Mütze tief ins Gesicht gezogen. „Ich war am Hafen. Die Polar Tang ist weg”, sagte er ernst. Shachi blieb gelassen: „Ich weiß. Der Käpt’n hat die Anderen heute Nacht fortgeschickt, um außerhalb der Stadt zu ankern.” „Ach so?” Penguin hob den Kopf etwas und sah seinen Freund an. „Vermutlich, um sie vor Angriffen zu schützen, wenn er nicht da ist. Aber er ist vorhin reingegangen. Möglich, dass er Bepo anruft, um sie zurück zu ordern”, Shachi wirkte überglücklich, als im selben Moment wieder das Mädchen an seine Seite kam und sich an seinen Arm klammerte. „Darf ich dir Kazumi vorstellen? Kazumi, das ist mein bester Freund Penguin.” Das dunkelhaarige Mädchen lächelte glücklich, auch wenn immer noch einige Freudentränen in ihren Augenwinkeln hingen: „Hallo, freut mich dich kennen zu lernen. Und danke für die Rettung.” Penguin musterte sie kurz: Sie sah aus wie auf dem Foto und damit immer noch Mika, seiner und Shachis Freundin aus Kindestagen, zum Verwechseln ähnlich. Aber ihm fehlte gerade der Sinn für Sentimentalitäten. Daher antwortete er nur kühl: „Damit hatte ich nicht sonderlich viel zu tun.” Im nächsten Augenblick ging er auch schon auf die Tür des Gasthaues zu und hörte noch, wie sie Shachi leise ein „Was hat er denn?” zuflüsterte, bevor er im Gebäude verschwand. „Was ich habe?”, ging es ihm selbst durch den Kopf, „Eine irre Wut.” Auch wenn ihm es niemand gesagt und er keinen Schimmer hatte, was sich in den letzten Stunden abgespielt hatte, so war ihm bewusst, dass sein Käpt’n ihn und die Mädchen gerettet hatte. Und ihm war auch nicht seine schlechte Verfassung entgangen, in der er in der Villa auf dem Boden gehockt hatte. Der Kampf musste ihm viel Kraft geraubt haben. Dennoch verspürte Penguin wieder diese Wut und Enttäuschung ihm gegenüber in sich. Und das schon seit er ihm erstmals in Gurasus Villa wieder ins Gesicht gesehen hatte. Es war nicht so, dass er ihm nicht dankbar war. Dennoch setzte es ihm zu, wie sehr er sich offenbar in ihm getäuscht hatte und wie er auch Shachis Gefühle nicht ernst nahm. Wobei Penguin nicht entgangen war, dass dieser wohl tatsächlich gerade mit der Wirtstochter anbandelte. Dies freute ihn zwar ungemein, verwirrt ihn aber angesichts von Shachis gewöhnlicher Reaktion bei Frauen doch enorm. Allerdings hatte er dafür gerade kaum Platz in seinem Kopf. Schon auf dem Weg zum Hafen hatte es sich angefühlt, als würde dieser unter den ständigen um den Arzt kreisenden Gedanken explodieren. Daher hatte er auch auf dem Rückweg beschlossen, ein für allemal Klartext zu reden. Besonders lag ihm am Herzen, dass Law aufhörte, seine Spielchen mit Shachi zu treiben. Denn Penguin wusste, egal was der Jüngere gerade für das Mädchen empfand, er würde sich bald schon wieder von ihr trennen müssen. Und sein Freund wollte unter allen Umständen vermeiden, dass er sich Trost suchend wieder in die falschen Hände begab – Hände, die ihn irgendwann verletzen würden. Aus diesem Grund führte ihn sein Weg zum Wirt, der im Gastraum einige Männer koordinierte, die Mobiliar nach draußen schafften. Scheinbar sollte die Rückkehr der Frauen groß auf den Straßen gefeiert werden. Er sprach ihn an: „Haben Sie unseren Käpt’n gesehen?” Der Mann lächelte freundlich und deutete auf den Hinterraum, in den er am Vorabend mit seiner Frau verschwunden war: „Ja, er ist dort und telefoniert schon eine Weile.” „Danke.” Damit ging Penguin auf den Raum zu, während der Wirt weiter seiner Tätigkeit nachging. Vor der Tür blieb er stehen. Durch das Holz konnte er deutlich Laws Stimme hören. „Dann bleibt einfach wo ihr seid. Wir kommen zu euch, sobald ich den Weg kenne. Ich denke, das wird erst morgen sein. Die Anderen wollen sich sicher die Feier nicht entgehen lassen und ich will hier noch ein paar Nachforschungen anstellen. Aber erzähle den Anderen nicht, dass hier gefeiert wird. Dann sind einige wie Shou nur sauer, weil sie nicht dabei sind.” Law schwieg kurz und Bepos Stimme war über die Teleschnecke zu hören, allerdings durch die Tür nur schwer zu verstehen, bevor der Arzt erneut etwas sagte. „Ja, mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen. Danke, dass du das Schiff in Sicherheit gebracht hast. Ich melde mich nochmal bei dir, bevor wir aufbrechen oder falls sich etwas ändern sollte.” Penguin hörte wie er auflegte: Seine Gelegenheit seinen Anführer endlich unter vier Augen zu sprechen. Er holte kurz tief Luft und zog seine Mütze vom Kopf, bevor er die Türklinke packte und eintrat. An Anklopfen dachte er aufgrund seiner weiterhin aufschäumenden Gefühle nicht einmal. Es war wohl das Büro des Hauses. Law stand am Schreibtisch, auf der die Teleschnecke stand und nahm gerade sein Schwert sowie ein merkwürdiges Stoffbündel von der Tischplatte, bevor er sich umdrehte. Der Ältere konnte sehen, wie er etwas erstarrte: Er hatte sicherlich nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet er herein gekommen war und gerade die Tür schloss. Doch er fing sich recht schnell wieder und sprach in seinem üblichen, ironischen Ton: „Na, schon alle Frauen versorgt?” Wie er das meinte war mehr als klar. „Ich muss mit dir reden.” Penguins Miene machte deutlich, dass er nicht zu Späßen und lockeren Sprüchen aufgelegt war. Auch der Andere schaltete auf ernst um: „Ich dachte, es wäre alles gesagt.” „Nein, ist es nicht!” Unerwartet erhob Penguin seine Stimme und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will nicht mehr, dass du Shachi vertraust, sondern dass du deine Finger von ihm lässt!” Irritation stieg in Laws Gesicht: „Was?” „Du hast mich verstanden! Rühr ihn nicht mehr an. Nie wieder!” Die Stimme des Älteren bebte und es fiel ihm schwer nicht zu schreien - die Wut sprudelte gerade unkontrolliert aus ihm heraus. Laws Augenbrauen zogen sich zur Gesichtsmitte zusammen: „Kannst du mir sagen was dich so sauer macht, dass du mich gerade so anmachst? Hat Ban dir alle Weiber weggeschnappt? Da draußen sollten doch jetzt wohl genug für euch alle sein.” Penguins Wut steigerte sich bei dieser Aussage in puren Zorn, war seines Erachtens nach doch Law derjenige, der sich als überaus treulos erwiesen hatte: „Bitte? Sagst ausgerechnet DU? Wem geht es denn nur um Sex?” Auch Laws Ärger wuchs an, wobei er immer noch verwirrt über die Worte des Anderen war und versuchte sie zu verstehen, was ihm sein schmerzender und erschöpfter Kopf jedoch nicht leicht machte. Er rieb sich mit den Fingerknöcheln der Hand, in der er das Bündel hielt, die Schläfe und sah kurz zur Seite. Penguin entging dies nicht und für einen Moment wich sein Jähzorn der Sorge um seinen Gegenüber: Scheinbar ging es ihm nach wie vor nicht gut. Somit war das wohl eigentlich der falsche Moment, um ihn so anzufahren. Doch er hatte gerade keine Chance, seine aufbrausende Ader, die er sonst gut unter Kontrolle hatte, zu zügeln. „Ich weiß wirklich nicht, was gerade in dich gefahren ist, dass du so redest. Aber wenn es dir besser geht, dann verspreche ich dir, dass ich um Shachi einen riesen Bogen mache.” Law sah ihn wieder an - er wirkte müde. „Dass du zwischen uns alles wieder beim Alten haben willst, weiß ich ja schon und akzeptiere ich auch.” „Richtig. Du kannst dir einen anderen Dummen suchen, der dich durchfickt und sich dann von dir herumschubsen lässt! Du vögelst doch eh mit jedem, der deinen Ansprüchen halbwegs genügt!” Penguin erschrak selbst bei seinen eigenen Worten, die da so unüberlegt aus ihm herausschossen waren, hatte er zudem doch gar nicht über sich und seine Gefühle sprechen wollen. Dass er nun auch Law getroffen hatte, war für eine Sekunde an seinem Blick zu sehen, bevor er diesen wieder senkte und resignierend die Augen schloss. „Ich weiß zwar nicht, wie du auf so etwas kommst, aber ich weiß, dass ich dich enttäuscht habe. Du hast wohl allen Grund auf mich wütend zu sein. Ändern kann ich es jedoch nicht.” Er ging an Penguin vorbei, blieb aber etwas versetzt neben ihm nochmal stehen. „Es tut mir leid.” Erneut fiel die Tür ins Schloss. Regungslos starrte Penguin geradeaus zum offenen Fenster, wo der Wind in den Vorhängen spielte. So hatte er sich das nicht vorgestellt: Law der reumütig von Dannen zog und sich obendrein bei ihm entschuldigte. Die Reaktion verwirrte ihn. „Ich hätte ihn nicht so anschnauzen dürfen. Das war der völlig falsche Ton.” Wieder einmal verfluchte er sich für sein unüberlegtes, impulsives Handeln. Und er wusste nicht, wie er darauf kam? Wollte er etwa abstreiten, wie gleichgültig ihm war, mit wem er schlief? Penguin wirbelte herum und wollte seinen Käpt’n aufhalten, doch seine Hand stoppte vor der Türklinke. War es dazu jetzt nicht zu spät? Vermutlich hatte Law kein Interesse daran, sich noch mal in Ruhe anzuhören, was ihm wirklich auf dem Herzen lag. Und Penguin zweifelte daran, dass er selbst in der Lage war, ruhig über alles zu reden. Zu aufgewühlt waren die Emotionen in ihm. Er erinnerte sich wieder, wie Law gerade eben auf ihn gewirkt hatte: „Es ging ihm wirklich nicht gut. Sicher ist er vom Kampf erschöpft. Er ist ja auch noch nicht wieder ganz gesund. Und ich Idiot bin noch schuld, dass er sich jetzt wieder so schlecht fühlt. Erst widersetze ich mich seinem Befehl, dann muss er auch noch meinen Arsch retten und alles womit ich es ihm danke ist das gerade.” Mit Wucht schlug Penguin mit der Faust gegen die Wand neben der Tür. Trotz aller Wut erdrückten ihn nun Schuldgefühle und Zweifel an sich selbst. Nach wie vor wollte er nicht, dass es Law schlecht ging und er litt. Doch genau dafür hatte er nun in mehrfacher Hinsicht gesorgt. Und das nur weil er sich blind von seinem Zorn hatte leiten lassen. Wieso fiel es ihm nur so schwer, seine Gefühle ihm gegenüber zu kontrollieren? Kraftlos ließ Law sich im ersten Stock des Gasthauses in einem kleinen Zimmer, um welches er den Wirt gebeten hatte, aufs Bett sinken. Sein Schwert lehnte in der Zimmerecke neben dem Fenster und er betrachtete das immer noch eingewickelte Herz auf dem Tisch daneben. Es schien noch nicht wieder angefangen zu haben deutlich zu pochen. Dabei war er sich sicher, dass er Gurasu nur bewusstlos zurückgelassen hatte. Oder war er doch tot? Nein, ausgeschlossen. Aber der Stromschlag musste so heftig gewesen sein, dass es sicher noch eine Weile dauern würde, bis sein Herzton wieder durch den Stoff hindurchdringen würde. Doch dass er so oder so mit diesem Herzen seinem momentanen Ziel wieder ein Stück näher gekommen war, interessierte ihn gerade nicht. In seinem Kopf kursierte nur die Auseinandersetzung mit Penguin vor wenigen Minuten. Bis dahin war er davon ausgegangen, der Ältere würde sich nur so merkwürdig verhalten, weil er eben auch Schwierigkeiten damit hatte, alles wieder so werden zu lassen, wie es einst war. Doch wie wütend er ihn eben angefahren hatte, machte deutlich, dass weit mehr im Argen lag. Law konnte sich nur nicht erklären, was genau. Wobei er nun eine Vermutung hatte: Penguin dachte aus irgendeinem Grund wohl, er hätte entgegen seines Vorhabens und Versprechens, das er ihm vor einigen Tagen gegeben hatte, engeren Kontakt mit Shachi gehabt, gar mit ihm geschlafen. Gerne hätte der Arzt ihn gefragt, ob er damit richtig lag, doch das was Penguin ihm zum Schluss an den Kopf geworfen hatte, hatte ihm den Rest gegeben. „Er denkt also, mir ging es doch nur um Sex. Dabei dachte ich, es wäre inzwischen klar, dass es nicht so ist. Aber warum sollte er mir auch glauben, wo ich ihm fälschlicher Weise den Eindruck vermittelt habe, ich würde ihm vertrauen?” Law sah auf seine Handflächen. Letztlich hatte ihm der Streit eben noch den letzten Funken Kraft geraubt, sodass er keinen anderen Weg gesehen hatte, als das Weite zu suchen, bevor der Andere ihm seinen Zustand und erneute Schwäche hatte anmerken können. Vermutlich gab es für ihn ohnehin keinen Grund mehr, noch irgendetwas richtig stellen zu wollen. Er hatte Penguins Vertrauen missbraucht und es nicht erwidert. Das war wohl das Fatalste an allem. Somit saß er nun hier und fühlte sich innerlich so leer wie schon lange nicht mehr. Da war nur noch pure Erschöpfung in ihm, die ihn zwang sich endlich hinzulegen und zu schlafen. Sie war auch der Grund, warum er Bepo erzählt hatte, er würde hier noch Nachforschungen anstellen wollen. In Wirklichkeit war ihm inzwischen mehr als bewusst, dass er wirklich gerade keine Energie mehr hatte, um den Fußweg von ungewisser Länge zur Polar Tang auf sich zu nehmen. Und das Zurückkehren des Schiffes hätte nach Bepos Aussage lange gedauert, da der Wind mehr als ungünstig stand und auch die Strömung unter Wasser aufgrund der Strudel enorm war, sodass die Maschinen dagegen kaum angekommen wären. Sie hatten bereits auf dem Weg zur Bucht, in der sie nun weiter nördlich ankerten, damit zu kämpfen gehabt. Law wollte daher nicht, dass sie irgendetwas riskierten, sondern stattdessen blieben wo sie waren. Nur wollte er auch wie immer nicht, dass sich irgendjemand seinetwegen Sorgen machte, weshalb er sein Befinden und den für ihn doch recht harten Kampf verschwiegen hatte. Von der Straße vorm Haus drangen etliche Stimmen durchs offene Fenster. Vermutlich waren alle Bürger mit den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten beschäftigt. Aber auch das spielte keine Rolle für den Chirurgen. Er wollte einfach nur schlafen und seinem erschöpften Körper Ruhe gönnen. Allerdings musste er vorher noch seine Wunde versorgen. Law blickte auf seinen linken Oberarm: der aufgeschlitzte Pulli verdeckte sie nach wie vor. Und sein Blut sah man im dunklen Stoff kaum. Vermutlich hatte sich die Wunde schon geschlossen. Dennoch schmerzte sie. Er zog müde sein Oberteil aus und ließ es auf die Holzdielen fallen, bevor er sich seine Verletzung genauer besah. Sie blutete doch noch ein klein wenig. Er blickte kurz auf den rechten Arm, wo man noch deutlich die Spuren des Streifschusses sah. Er schnaufte spöttisch: „Fast symmetrisch.” Tatsächlich verliefen beide Wunden auf etwa gleicher Höhe. Wobei der Schnitt links länger war, dafür aber weniger tief erschien. Law griff nach der Flasche mit Alkohol auf dem Nachttisch, die er sich ebenso wie Verbandsmaterial vom Wirt hatte geben lassen, um die Wunde zu desinfizieren. Er tränkte eine der Kompressen damit, verschloss die Flasche wieder und stellte sie zurück, ehe er über seinen Oberarm tupfte. Es brannte. Aber sein Körper hatte schon andere Schmerzen ertragen, als das ihm das noch etwas ausmachte, sodass er unbeirrt weitermachte und sich wenig später erneut alleine mehr oder weniger erfolgreich einen Verband anlegte. Unweigerlich musste er daran denke, wie Penguin reagiert hatte, als er vor nicht mal zwei Wochen seine schlecht verbundene Schusswunde gesehen hatte, und wie er sie daraufhin und auch in den folgenden Tagen versorgt und sachgemäß verbunden hatte. Law presste die Lippen aufeinander und blickte auf den schief gewickelten Verband, wobei es nicht ganz so schlimm aussah wie beim letzten Mal. Schließlich hatte er nun mit rechts wickeln können. Wie sehr er sich dennoch urplötzlich wünschte, Penguin wäre jetzt hier, um ihm wieder zu sagen, er solle sich helfen lassen, und um ihm den Verband anschließend ordentlich anzulegen – und um einfach nur bei ihm zu sein. Aber das war Geschichte und er, Law, hatte das endlich hinzunehmen. „Und ich wollte es schließlich auch. Es ist besser so… für ihn.” Wieder war in seinem Kopf präsent, was mit all den Menschen passiert war, die ihm je nahe gestanden hatten: Sie alle waren tot. Er wollte nicht, dass dieses Schicksal sich noch mal vor seinen Augen abspielte und er gar Schuld daran trug, so wie damals bei Corazon – wobei er sich nicht nur für seinen Tod verantwortlich fühlte. Neben der Trauer, die Law nun wieder aufkommen spürte, nagte auch weiterhin die Erschöpfung massiv an ihm. Er erhob sich und schloss das Fenster. Doch immer noch konnte man die fröhlichen Stimmen von draußen hören. Müde ging er in die entgegengesetzte Richtung und verriegelte die Tür, bevor er sich abermals auf die Matratze fallen ließ, mit letzter Kraft noch seine Schuhe auszog und die Beine aufs Bett hob, während sein Oberkörper im gleichen Moment schon zur Seite kippte und er die Augen schloss. „Es ist besser, wenn ich nie wieder jemanden an mich heranlasse”, sagte er sich noch in Gedanken, „aber trotzdem wünschte ich, das mit dir wäre nicht so geendet wie eben.” Anschließend dauerte es nicht lang und der Schlaf übermannte ihn so sehr, dass er den Rest des Tages, wie so oft geplagt von einigen Albträumen, verschlafen sollte. „Peng!”, rief Shachi freudig aus, als er Penguin nach etlichen Stunden wieder zu Gesicht bekam. Es setzte bereits die Dämmerung ein und das Fest war in vollem Gange. Die Menschen der Stadt hatten keine Mühen gescheut, alle Hauptstraßen ausgiebig zu dekorieren. Überall spielte Musik, die Menschen lachten und tanzten und drückten damit ihre Freude über die Befreiung aus der Tyrannei aus. Vor den Kneipen und Gaststuben standen Tische, an denen man sich niederlassen konnte, um Essen und Getränke zu verzehren, was beides für jedermann kostenfrei zur Verfügung stand. Auch Shachi saß an einem solchen Tisch vor dem Wirtshaus, das Kazumis Eltern gehörte. Und ebenso besagtes Mädchen – direkt neben Shachi, eng an ihn gelehnt und Penguin glücklich anlächelnd. Das Bild wirkte erneut befremdlich auf den Älteren. Bans Lachen drang an sein Ohr, sodass Penguin kurz aufsah und den Blonden gemeinsam mit Wakame in einiger Entfernung entdeckte. Beide ließen es sich wohl ebenfalls gut gehen, tranken und waren umzingelt von Schönheiten: Dieser Anblick entsprach schon eher Penguins Gewohnheit. „Setz dich doch!”, forderte Kazumi ihn auf. Penguin sah erst sie und dann wieder seinen Freund an: „Wo ist der Käpt’n?” „Schläft vermutlich. Der Wirt hat uns vorhin gesagt, dass er sich ein Zimmer von ihm hat geben lassen und dass er uns zudem ausrichten sollte, dass wir erst morgen die Stadt verlassen.” Shachi legte den Kopf schräg: „Ich bin davon ausgegangen, dass du die ganze Zeit bei ihm warst.” Penguin wandte den Blick ab, legte seine Mütze auf den Tisch, während er sich setzte, und nahm den Rumkrug entgegen, den ihm eine Kellnerin im Vorbeigehen reichte. „Nein”, sagte er monoton, „ich war den ganzen Tag draußen vor der Stadt und habe trainiert.” Und das entsprach der Wahrheit: Nach seiner Auseinandersetzung mit dem Arzt am Morgen, hatte er sich schnurstracks in einen kleinen Hain außerhalb der Stadt begeben und dort den Rest seines Ärgers an den Bäumen ausgelassen. Wobei diese Wut nun vor allem auch sich selbst galt. Immer noch bereute er, wie unkontrolliert er Law gegenüber getreten war. „Ist irgendwas vorgefallen?” Shachi klang besorgt. Penguin schwieg kurz, ehe er in neutralem Tonfall antwortete: „Nein, nichts.” Dass sein Freund ihn dennoch skeptisch beäugte, wusste er ohne hinzusehen. Zu seinem Glück kam im selben Augenblick ein anderes Mädchen in Kazumis Alter an den runden Tisch, stellte einige gut gefüllte Platten mit Essen darauf ab und ließ sich ebenfalls nieder. „Ah, Sayo! Das ist Penguin, von dem ich dir vorhin erzählt habe. Peng, das ist Sayo, Kazumis beste Freundin.” Shachi schien das dunkelblonde Mädchen offensichtlich schon zu kennen – kein Wunder, hatte er mit Sicherheit den ganzen Tag in Kazumis Nähe verbracht. Sie sah den Schwarzhaarigen an und begrüßte ihn freundlich: „Ach, das ist der tolle große Bruder und beste Freund! Schön, dass ich dich jetzt auch kennenlerne.” Er sah zurück und versuchte gute Laune vorzutäuschen: „Freut mich auch.” „Shachi hat heute Nachmittag die ganze Zeit völlig vernarrt von dir geschwärmt”, schmunzelte sie und sah ihn interessiert an. Shachi wurde verlegen und wich den Blicken aus: „Eh, na ja.” Doch Penguin lächelte nur. Da war zu viel anderes in seinem Kopf, um groß darauf einzugehen. Das Mädchen rückte näher an ihn heran, sichtlich daran interessiert, den gutaussehenden Mann neben sich besser kennenzulernen: „Er hat auch erzählt, dass du nicht so abweisend bist wie euer Käpt’n.” Letzteres war das Stichwort, welches Penguin dazu verleitete sie nun doch interessiert anzusehen: „Du kennst ihn?” „Ja, der Typ mit den Tattoos, den Ohrringen und dem riesigen Schwert. Shachi sagte mir, dass er euer Käpt’n ist”, erklärte Sayo. „Sie sind sich gestern über den Weg gelaufen”, fügte der Jüngere hinzu. Penguin war im Begriff, die Unterhaltung wieder als uninteressant abzutun, wurde jedoch eines Besseren belehrt, als die Blonde fortfuhr: „Na ja, genau genommen hat er mich vor Gurasus Handlangern gerettet. Ohne ihn wäre ich auch als Glasstatue geendet.” „Ohne ihn wäre ich es jetzt noch”, erwähnte Kazumi und klammerte sich dabei fester an Shachis Arm. Dessen sonstige Reaktionen auf solche Annährungen des weiblichen Geschlechts blieben merkwürdiger Weise weiterhin aus. „Ja, er ist wirklich ein Held”, Sayo stützte das Kinn auf eine Hand und nahm sich etwas vom Essen, „und sieht dazu noch gut aus. Allerdings ist er ziemlich unhöflich.” „Wieso das?”, wollte Penguin wissen, obwohl es ihn kaum verwunderte, wenn jemand seinen Käpt’n mit diesem Adjektiv beschrieb. Er musterte sie und wurde vom Gefühl beschlichen, sie schon einmal gesehen zu haben. „Nachdem er mich gerettet hat, hat er mich einfach von sich gestoßen, als ich ihm meinen Dank erweisen wollte. Dabei hätte ich wirklich alles getan, was er verlangt hätte.” Ein schwärmender Blick lag in den Mädchenaugen. „Du solltest dich nicht immer an jeden Mann, der dir optisch gefällt, gleich so ranmachen”, ermahnte Kazumi sie. „Hey! Wer klammert denn gerade an Shachi?” Sayo drehte den Kopf und sah ihre Freundin an, sodass Penguin sie nun von der Seite sah, während Kazumi ihr frech die Zunge entgegenstreckte. Wie ein Geistesblitz flackerte wieder das Bild vor ihm auf, welches er am Vortag in der Seitengasse beobachtet hatte. „Wo war das?”, schoss es nach einigen Sekunden aus ihm heraus. Irritiert blickte die junge Frau ihn wieder an: „In einer Seitenstraße, gar nicht weit von hier.” Penguins Mimik nahm nun etwas sehr Angespanntes an. Er rückte näher an sie heran und fasste sie am Arm: „Und er hat dich weggestoßen?” Sie wich nun etwas zurück, sichtlich verunsichert von der abrupten Annährung des Piraten: „Ähm, ja. Er ist anschließend einfach gegangen und hat mich in der dunklen Straße zurückgelassen. Dabei hatte ich wirklich Angst, die Typen würden zurückkommen, nachdem sie davon gerannt waren.” Nun war Penguin sich ganz sicher: Sie war das Mädchen, welches er mit Law gesehen hatte. Und ihre Erzählung machte ihm gerade klar, dass er sich voreilig ein falsches Bild von der Situation verschafft hatte. Der Arzt hatte sich nie mit ihr vergnügt und es wohl auch nie beabsichtigt. Er hatte ihr lediglich geholfen und sie sich vermutlich aus Furcht an ihn geklammert. Und just in diesem Moment war er, Penguin, vorbeigekommen. Er ließ Sayo los und seine Hand langsam sinken, gefolgt von seinem versteinerten Blick. „Alles in Ordnung, Peng?”, fragte Shachi unsicher. Der Angesprochne reagierte jedoch nicht. In seinem Kopf rotierten gerade erneute die Gedanken. Er hatte Law völlig zu Unrecht beschuldigt. Was wenn er auch nie mit Shachi geschlafen hatte? Vielleicht hatte er sich auch dort selbst auf den Holzweg begeben? Er sah seinen Freund an: „Ich muss dich kurz unter vier Augen sprechen.” Ein fragender Blick des Jüngeren folgte. Dennoch löste er sich von seiner Eroberung und stand auf. „Bin gleich wieder da”, entschuldigte er sich bei Kazumi, bevor er unter den fragenden Blicken der Mädchen Penguin um die nächste Hausecke folgte, wo sie halbwegs ungestört zu sein schienen. „Was ist denn los?”, fragte er. „Ist doch was passiert?” Der Ältere zögerte kurz und blickte angespannt zur Seite, wo feiernde Menschen vorbeiliefen und sie nicht beachteten, bevor er Shachi ansah: „Ich will nur eins von dir wissen: Hast du in der letzten Woche mit La… dem Käpt’n geschlafen?” Dem Kleineren entging nicht, wie ihm beinahe wieder der Vorname ihres Anführers herausgerutscht war, doch ging er dieses Mal nicht darauf ein. Stattdessen blickte er letztlich zu Boden, während er, sichtlich peinlich berührt, wieder leicht aufsah und antwortete: „Nein.” „Wirklich nicht?” Penguin wollte eine erneute Bestätigung. „Nein!”, kam es daraufhin nachdrücklicher von seinem Gegenüber, der nun etwas errötete. „Aber was war neulich, als du so lange bei ihm warst und ich dich anschließend erschöpft auf deinem Bett vorgefunden habe?” Der durchdringende Blick und die direkte Frage des Älteren setzten seinem Freund deutlich zu. Shachis Gesicht glich farblich inzwischen beinahe einer Tomate. Seine Augen huschten panisch zur Seite, prüfend, ob nicht doch jemand der Feierenden stehen blieb und zuhörte. Aber dazu unterhielten sie sich wohl zu leise und die Musik und Menschen um sie herum übertönten ihre Stimmen bei Weitem. Somit antwortete er letztlich im Flüsterton: „Auch da nicht. Ich wollte. Aber er nicht. Er hat mich abgewiesen und mir gesagt, dass er nie mehr mit mir schläft. Das hatte er schon, bevor er krank wurde. Ich hatte nur etwas Hoffnung, nachdem du meintest, er hätte doch Interesse an mir.” Penguins Augen weiteten sich: „Aber du lagst erschö–” Shachi unterbrach ihn zischend und knallrot: „Warum wohl? Ich sagte doch, ich wollte mit ihm schlafen. Ich war mehr als in Stimmung, aber eben alleine. Du warst nicht da. Da bot es sich an.” Nun verstand der Ältere: Der Einzige, mit dem Shachi zu diesem Zeitpunkt Sex gehabt hatte, war er selbst oder, besser gesagt, seine Hand gewesen. „Ach so und ich dachte du –” Wieder funkte der Jüngere dazwischen. „Du hast falsch gedacht! Und langsam werde ich das Gefühl nicht los, dass das nicht das einzige ist, wo du dich vollkommen geirrt hast.” Shachi sah ihn ernst an. „Auch deine Vermutung, dass der Käpt’n irgendein besonderes Interesse an mir hat, war völlig falsch. Er hat es mir selbst gesagt. Ich habe keine Ahnung, ob er an dir oder sonst irgendwem interessiert ist. Aber an mir ganz sicher nicht.” Penguin konnte einfach nicht glauben, wie sehr er sich verrannt hatte. Alles wofür er Law die ganze Zeit verteufelt hatte und was er ihm am Morgen an den Kopf geworfen hatte, war nichts als seine Einbildung und Fehlinterpretation gewesen. Und langsam wurde ihm auch klar, warum er sich so leicht von flüchtigen Eindrücken hatte manipulieren lassen: Eifersucht. Alleine der Gedanke daran, wie jemand anderes als er selbst, seine Arme um den Arzt schloss oder mit ihm intim wurde, machte ihn rasend. Selbst wenn es Shachi war, gefiel die Vorstellung ihm nicht, weil er einfach in seinem tiefsten Inneren nicht akzeptieren wollte, dass ihm jemand näher stand als er selbst. Auch wenn er sich die ganze Zeit hatte einreden wollen, dass er sich damit abfinden würde. Und nun war ihm schlagartig bewusst, was er angerichtet hatte, weil er sich von seiner unterdrückten, aber doch vorhandenen blinden Eifersucht hatte leiten lassen. Er hatte sich Law gegenüber so kalt und abweisend verhalten, hatte tagelang versucht ihn von sich zu stoßen, obwohl er selbst genau das Gegenteil wollte und ihm in den Tagen zuvor dies auch noch durch seine Fürsorge mehr oder weniger vermittelt haben musste. Und zu allem Überfluss die grausamen, völlig unangebrachten Dinge, die er dem Chirurg im Streit entgegengebracht hatte. Er war sich mehr als sicher, dass er ihn damit tief verletzt hatte. Schließlich hatte Law ihm selbst inzwischen mehr oder weniger indirekt gezeigt und gesagt, dass es ihm längst nicht mehr nur um Sex zwischen ihnen ging. Er entspannte sich dabei, ließ sich für den Moment einfach fallen. Und er hatte ihn während seiner Krankheit letztlich sogar nicht mehr gehen lassen wollen – ganz ohne Sex. Auch wenn das nicht hieß, dass er unbedingt ihn, Penguin, bei sich haben wollte. Dennoch war das was er da vorhin so unüberlegt gesagt hatte, vollkommen daneben und unfair gewesen. „Verdammt!” Wieder traf seine Faust auf die Wand neben sich. „Was ist denn los? Irgendwas muss doch vorgefallen sein.” Shachi sah ihn wieder besorgt an. „Ich bin ein Idiot, Shachi. Ein verfluchter Idiot! Ich möchte mich gerade am liebsten selbst erschlagen.” Penguin knirschte mit den Zähnen. Der Andere runzelte die Stirn: „Sag mir doch mal, was passiert ist. Dann kann ich dir zustimmen oder es abstreiten.” „Ich habe ihm so Unrecht getan. Furchtbares Unrecht”, reagierte der Ältere sehr leise. „Dann rede mit ihm und entschuldige dich.” Shachis Vorschlag klang simpel in der Theorie, erschien Penguin in der Praxis jedoch unmöglich. „So einfach geht das nicht”, sagte er. „Vermutlich geht es gar nicht.” „Das weißt du erst, wenn du es versucht hast. Mehr als zerstückeln wird er dich nicht. Zumal uns beiden das wohl ohnehin noch blüht.” Der Rotbraunhaarige seufzte, da auch er noch auf die Standpauke dafür wartete, dass sie sich dem Befehl ihres Käpt’ns wiedersetzt hatten. Damit erinnerte er auch seinen Freund wieder an den Kampf und er wollte nun auch darüber Gewissheit haben: „Der Käpt’n hat Gurasu besiegt, oder?” Shachi nickte: „Ja. Ich habe ihn geholt, nachdem du zu Glas geworden warst.” Auch erfuhr Penguin nun durch Shachis weitere Erzählungen, wie schwierig es gewesen war, ihren Gegner niederzustrecken und welches Risiko ihr Anführer dafür eingegangen war. Das sollte Penguins Selbstvorwürfe nicht gerade schmälern. Letztlich fragte er: „Weißt du in welchem Zimmer er ist?” Shachi schüttelte den Kopf. Der Ältere sah beiläufig auf die Menschen, die vorbeikamen, wohl überlegend, was er nun tun sollte und ob es überhaupt noch einen Sinn hatte, noch einmal mit dem Arzt sprechen zu wollen. Sein Freund sah ihn mitleidig an: „Frag den Wirt. Er weiß es. Und dann rede richtig mit ihm. Ich weiß, das ist nicht deine Stärke. Aber ich vermute, da sind noch mehr Missverständnisse zwischen euch. Und du kannst mir nicht mehr erzählen, dass du nichts für ihn empfindest.” Doch Penguin reagierte nicht mehr darauf, drückte sich mit der Faust, die noch auf der Hauswand gelegen hatte, von dieser weg und ging an Shachi vorbei und davon. Der Jüngere sah ihm kurz nach, seufzte und beschloss letztlich, sich wieder an den Tisch zu den Mädchen zu begeben. Penguin war unsicher, ob er wirklich nochmal das Gespräch suchen sollte, da das Führen solcher Gespärche dieser Art wirklich nicht zu seinen Stärken zählten. Er war einfach viel zu impulsiv, wenn starke Gefühle jeglicher Art auf seiner Seite ins Spiel kamen. Immerhin nur noch dann – als Kind war er generell aufbrausend gewesen. Aber die Situation so zu belassen, war wohl auch keine Lösung, wenn er weiter unter Laws Kommando die Grandline bereisen wollte. Mehr oder weniger abschichtlich führten Penguins Schritte ihn in die Wirtsstube, wo er auf die Gastwirtin traf, sodass er sie nach Laws Zimmer fragen konnte. Erfreulicherweise konnte sie ihm ebenfalls Auskunft geben. Somit stand er wenig später im ersten Stock am Ende des verlassenen Ganges, an dem die Gästezimmer entlang angeordnet waren. Im Vergleich zu draußen war es hier extrem ruhig, wobei man immer noch gedämpft hören konnte, dass draußen Trubel herrschte. Er blickte auf die Tür vor sich und zögerte, da er überlegte, was er nun sagen sollte, wenn Law ihm überhaupt öffnete und ihn zu Wort kommen ließ. Verdient hatte er es seiner Meinung nach nämlich nicht. Doch es war ihm nun mehr als wichtig, ihm zu sagen, dass es alles Missverständnisse waren, die zu seinem Verhalten und auch letztlich zu seinem Ausraster geführt hatten. Und dass der Arzt keine Schuld daran trug, sondern nur er selbst. Er sollte nicht an sich zweifeln. Und Penguin wusste, dass er das sicher tat – zu Unrecht. Aber wollte Law seine Entschuldigung überhaupt noch hören? Nach allem was war und was er sich geleistet hatte? Und was wenn er noch schlief? Er wäre sicher nicht begeistert gewesen, wenn er ausgerechnet von ihm aus dem Schlaf gerissen worden wäre. Wieder erinnerte Penguin sich an Shachis Worte und überlegte weiter, wie Law reagieren würde, wenn er den Schritt wagte, und nicht aus Angst vor seiner Reaktion den Schwanz einzog. Letztlich musste die Sache geklärt werden: Ein für allemal, auch wenn er sich mehr als schwer tat offen und ruhig, über seine eigenen Gefühle zu sprechen. Aber war es nötig, dass er diese Law offenlegte? Vermutlich schon. Nur wie würde er darauf reagieren, wenn er ihm sagte, dass er sich in ihn verliebt hatte? Wie hatte er bei Shachi darauf reagiert? Hatte dieser es ihm so deutlich gesagt? Hatte Shachi überhaupt je so stark für ihren Käpt’n empfunden, wie er es tat? Denn trotz aller Wut und erzwungenen Distanz hatte sich daran für Penguin nichts geändert: Sein Herz hing immer noch massiv an dem Chirurgen. Doch wie würde er selbst damit zurecht kommen, wenn Law ihn genauso zurückwies, wie Shachi, der sich, in Penguins Augen, beachtlich gut damit zu arrangieren schien. Das hätte er nie erwartet. Vermutlich hatte er sich auch hier geirrt und seine Gefühle waren tatsächlich nie so intensiv gewesen, wie die seinen. Und momentan war sein Freund auch bestens davon abgelenkt. „Ich unterschätze Shachi aber wohl auch zu oft. Er ist nicht mehr der kleine Junge von damals. Und ich glaube, wenn es darum geht eine Abfuhr zu kassieren, hat er inzwischen eine dickere Schale als ich”, vermutete Penguin still. Im Gegensatz zu seinem besten Freund hatte er noch nie so für einen anderen Menschen gefühlt und war bitter enttäuscht worden. Deswegen hatte er überhaupt keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Und er war sich mehr als sicher, dass Law seine Gefühle nicht erwiderte. Warum sollte er? Gerade auch wo er sich so schrecklich aufgeführt hatte? Er seufzte. Was nützte seine erneute Grübelei? Er konnte den derzeitigen Zustand nicht so belassen. Und wenn er jemals eine Chance gehabt hatte, Laws Herz für sich zu gewinnen, dann war er nun selbst Schuld, dass er sie zunichte gemacht hatte. Es sollte ihm eine Lektion sein, seine Handlungen in Zukunft mehr zu überdenken. Eigentlich hatte er gedacht, dass er von diesem Verhalten, welches in seiner Jugend viel stärker ausgeprägt gewesen war, gänzlich weg war. Aber dem war offensichtlich nicht so. Innerlich war er immer noch ein sehr temperamentvoller Mensch, obwohl er stets bemüht war, seine überschüssige Energie für sein Kampftraining zu verwenden. Penguin umklammerte mit der linken Hand seine Mütze fester, während er nun langsam die rechte hob, kurz einatmete und dann gut hörbar klopfte. Er wartete. Doch es kam keine Antwort. Nur ein Rascheln war nach einigen Augenblicken zu hören. Dann erst Laws Stimme von der anderen Seite der Tür: „Ja?” Der Außenstehende zögerte kurz, bevor er etwas unsicher antwortete: „Ich bin’s, Penguin.” Es dauerte, aber letztlich erklangen auch Schritte von der anderen Seite der Tür, bis sie verstummten und der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde. Der Griff um die Mütze wurde noch angespannter, ebenso wie seine restliche Körperhaltung. Langsam öffnete sich die dunkle Holztür einen Spalt und sein Käpt’n sah hindurch. Er wirkte als hätte er geschlafen. Seine Augen machten einen schläfrigen Eindruck und seine Haare waren noch zerzauster als gewöhnlich. Und so wie es aussah, war er nicht ganz angezogen. „Ist was passiert?” Law klang überrascht, was wohl nicht verwunderlich war. Der Ältere schüttelte hastig den Kopf, um ihm unbegründete Sorgen zu ersparen: „Nein.” „Was gibt’s dann?”, wollte der Andere wissen. „Ich”, Penguin stockte, „wollte noch mal mit dir reden. Dieses Mal vernünftig. Aber wenn du weiterschlafen willst, ist das auch in Ordnung. Vermutlich willst du von mir eh nichts mehr hören. Ich gehe besser.” Er drehte sich um und wollte wieder von Dannen ziehen, als Laws Stimme etwas genervt von der Seite an sein Ohr drang: „Kannst du mich vielleicht erstmal zu Wort kommen lassen, bevor du wieder deine voreiligen Schlüsse ziehst?” Penguin erstarrte in der Bewegung, als er genau das aussprach, was die ganze Situation heraufbeschwört hatte. Und beinahe hätte er wohl wieder den gleichen Fehler gemacht, irrtümlicherweise zu denken er wüsste, was in dem Anderen vorging. Er sah ihn erneut an und konnte nun beobachten, wie Law, der nur noch Jeans und Socken trug, die Tür weiter öffnete. „Komm rein. Wir müssen nicht auf dem Flur reden.” Der Arzt trat zur Seite, sodass er den Raum betreten konnte. Der Angesprochene tat dies jedoch nur zögerlich, während Law zum Bett ging und sich darauf setzte. Kopfkissen und Bettdecke zeugten davon, dass er darauf geschlafen hatte. Er wirkte erschöpft, blickte aber dennoch zu ihm hoch. Penguin schloss die Tür hinter sich, nun doch hoffend auch nur eine winzige Chance zu haben, dass Law ihm seine Fehltritte erneut verzeihen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)