Shinri von Yumiko_Youku ================================================================================ Kapitel 22: Ratschläge ---------------------- 22. Kapitel – Ratschläge „Shinri.“ Sie öffnete die Augen. Wer hatte da nach ihr gerufen? Das Mädchen blinzelte irritiert. Träumte sie immer noch? Oder sah sie schon Dinge? War sie verrückt geworden. „Hey! Komm zu dir!“, rief das Wesen und stupste ihr gegen die Stirn. Erst jetzt nahm Shinri das Wesen richtig wahr. Es schimmerte hell und hob sich so deutlich von der herrschenden Dunkelheit ab. Es war ein Geist, wurde ihr schnell klar. „Du musst aufwachen.“ „Aber... Ich bin doch wach.“, erwiderte das Mädchen. „Wach auf.“, erklang es wieder. Das war aber nicht von dem Geist gekommen. Verwirrt sah Shinri sich um. „Wach auf.“ Der Ruf wurde immer eindringlicher und lauter. Als Shinri sich wieder zu dem geisterhaften Geschöpf um wandte, war dieser verschwunden. Ehe sie nach diesem Rufen oder Suchen konnte, löste sich plötzlich auch die Dunkelheit auf und sie mit ihr. Mit einem Schrei schreckte Shinri auf. „Ruhig...“, sagte eine sanfte Stimme und sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. „Du scheinst schlecht geträumt zu haben. Außerdem ist es für ein junges Mädchen nicht besonders gesund, wenn sie auf dem kalten Boden liegt und schläft.“ Langsam setzte Shinri sich auf. Vor ihr hockte ein Mann. Es war nicht Hun Dun, auch wenn der Mann ebenfalls weiße Haare hatte. Mit einem gütigen Lächeln sah er dem Mädchen ins Gesicht. „Guten Morgen.“ „Äh... Guten Morgen.“, erwiderte Shinri, sichtlich verwirrt. Der Mann erhob sich mit einem leichten Stöhnen auf den Lippen und bot dem Mädchen seine Hand an. Dankbar ergriff sie diese und lies sich beim Aufstehen helfen. Sie blickte sich um und fuhr sich mit der Hand zerstreut über ihr Gesicht. Es war alles nur ein Traum gewesen... oder? Erst jetzt bemerkte sie den kleinen, weißen Geist neben dem älteren Mann. Dieser bemerkte ihren Blick. „Mein kleiner Freund hier hat dich gefunden und mich zu dir geführt.“, erklärte er. „Hallo, Shinri.“, begrüßte der Geist das Mädchen, welches irritiert zögerte. „Sag bloß du hast mich vergessen?“, fragte der Geist lachend. Shinri kniff die Augen zusammen. „Shiki?“ Der Geist nickte fröhlich. „Du hast mich also doch nicht vergessen?“ „Nah.“, winkte Shinri ab, „Wie könnte ich auch? Hast mich ja wochenlang nicht in Ruhe gelassen.“ Tatsächlich waren die beiden sich vor vielen Jahren in der Geisterwelt begegnet. Shiki war von Natur aus neugierig und zeigte sich an dem Menschenmädchen interessiert, weshalb sie dieser von da an auf Schritt und Tritt folgte, wenn sie sich in der Geisterwelt befand. „Wie es mir scheint, kennt ihr beide euch bereits.“, meinte der alte Mann und beide nickten. In diesem Augenblick begann Shinri zu niesen. „Darf ich dich zu einem Tee einladen?“, fragte der Mann mit einem gütigem Lächeln auf den Lippen. „Wenn es Ihnen keine Umstände macht...“, begann Shinri doch er winkte ab. „Keineswegs. Ich wollte gerade sowieso Tee für meine anderen Freunde kochen. Komm. Folge mir.“ Er machte eine winkende Geste und führte Shinri durch den Geisterwald. Sie kamen bei einer Lichtung an, auf der ein riesiger Tisch mit Teetassen und Gebäck stand. Höflich bot der Mann Shinri einen Platz an und goss ihr in die bereit gestellte Tasse einen Tee ein. „Danke.“ Das Mädchen schnüffelte an dem Tee, ehe sie die Tasse an die Lippen führte und vorsichtig zu trinken begann. „Mh. Köstlich.“, seufzte sie zufrieden, als der Tee warm ihre Kehle hin abgeflossen war. „Vielen Dank.“, sagte der Mann. „Darf ich dir nun meine Freunde vorstellen?“, fragte er und deutete auf die restlichen Gäste an der Tafel. Es waren allesamt Geister und er stellte sie dem Mädchen allesamt mit Namen vor. Höflich neigte sie den Kopf, wenn sie dem betreffendem Geist vorgestellt wurde. Als Stille einkehrte, nahm sie einen weiteren Schluck des köstlichen Tees. Dann besann Shinri sich. „Entschuldigen Sie bitte. Mein Name ist Shinri. Vielen Dank für ihre Hilfe und Gastfreundschaft.“ Der Alte lächelte gütig. „Keine Ursache, Shinri. Mein Name ist Iroh.“ Iroh? Shinri´s Blick lag auf dem Mann, der ihr gegenüber Platz genommen hatte. War es etwa... der Iroh? Der Mann lachte, als er ihren forschenden Blick bemerkte. Sie errötete und senkte den Blick. „Entschuldigen Sie bitte.“„Mach dir keine Gedanken.“, sagte Iroh, „Ich sehe, dass du einige Fragen hast. Also zögere nicht, diese zu stellen.“ Shinri lächelte den Mann an, ehe sie die Frage stellte, die ihr auf der Zunge lag: „Sind sie etwa, der General Iroh?“ Lachend strich sich der Mann über den Bart. „Wie es scheint, bin ich in der materiellen Welt eine Art Berühmtheit.“ Er lachte noch einmal, ehe er antwortete: „Ja der bin ich.“ Das Mädchen war sich nicht sicher, wie sie reagieren sollte. „Ähm.. Es ist mir eine Ehre, Sir.“ „Bitte.“, Iroh winkte ab, „Nenn mich einfach nur Iroh, Shinri. Es gibt keinen Grund für solche Höflichkeiten. Schließlich bin ich nur ein einfacher alter Mann.“ Shinri erwiderte sein Lächeln und nahm einen weiteren Schluck Tee. „Ein einfacher, alter Mann, welcher sehr guten Tee brühen kann.“, fügte sie grinsend hinzu. „Ich danke dir. Es ist mir immer wieder ein besonderes Vergnügen, wenn jemand meinen Tee schätzt.“ Sie beiden lächelten sich vergnüglich an, ehe sie schweigend ihren Tasse leerten. Iroh studierte Shinri´s Gesicht. „Shinri. Verzeih bitte, wenn ich dir zu nah trete, aber ich sehe, dass dir noch etwas anderes auf der Seele liegt. Ich würde dir gerne helfen, wenn ich kann. Was hat dich in die Geisterwelt verschlagen?“ Das Mädchen setzte ihre Teetasse ab und starrte lange auf den Grund des Porzellans, ehe sie langsam zu sprechen begann: „Ich.. habe in der Vergangenheit viele Fehler gemacht. Zu viele. Und keinen davon werde ich wohl je wieder gut machen können. Ich schätze ich bin hierher gekommen... um etwas nachdenken zu können. Den Kopf frei zu kriegen, sozusagen. Ich... Habe viele Menschen verletzt und verraten... Menschen, die mich als ihre Freundin bezeichneten...“ Ihr fehlten die Worte um das zu beschreiben, was sie meinte, fühlte und mit dieser Reise erreichen wollte. Doch der alte Mann verstand sie auch ohne Worte. Er hörte ihr aufmerksam zu und nickte an einigen Stellen. „Ich verstehe.“, sagte er dann schließlich bedächtig, „Also suchst du die Einsamkeit um deine Probleme zu lösen und deine Gedanken zu ordnen.“ Sie nickte, beinahe erleichtert. Iroh schien eine Weile darüber zu grübeln, ehe er sagte: „Ich weiss zwar nicht genau, was zwischen dir und deinen Freunden vorgefallen ist, aber ich bin mir sicher, dass sie dir vergeben werden, schließlich sind es deine Freunde.“ Shinri schüttelte schief grinsend den Kopf. „Es war nicht gerade eine kleine Sandkastenstreiterei. Es ist komplizierter. Ein einfaches Entschuldigung reicht da leider nicht aus.“ „Magst du mir, mehr darüber erzählen?“ Das Mädchen zögerte, fing aber dann an: „Ich habe mich auf die falsche Seite geschlagen, dass weiss ich jetzt. Aber vorher habe ich ihr Vertrauen schamlos ausgenutzt und ihnen eine Freundschaft vorgespielt. Ich habe Informationen über sie an ihren Feind weitergegeben, für den ich gearbeitet habe. Und schlussendlich konnte ich sie nicht einmal beschützen, denn als ich meine Fehler einsah, war es bereits zu spät.“ „Ich schätze ich habe einiges verpasst, was in der materiellen Welt vor sich geht.“, meinte Iroh schließlich, „So wie es klingt, schien dort einiges los zu sein.“ Shinri nickte. „Das kann man wohl sagen.“, erwiderte sie schwach lächelnd. „Wenn du magst, kannst du mir davon einmal erzählen. Aber zurück zu deinem Problem.“ Iroh sah ihr tief in die Augen. „Du sagtest du hast ihnen etwas vorgespielt und ihr Vertrauen missbraucht. Du hast Recht, es ist nicht einfach, Vertrauen, welches verloren ging wieder aufzubauen, aber es ist nicht unmöglich. Vertrauen ist wie eine Blume. Du musst ihr Zeit geben, um wieder zu wachsen. Vielleicht kennst du die Geschichte von Avatar Aang und meinem Neffen, Prinz... Feuerlord Zuko?“ Ein leichtes Nicken. „Er hatte zunächst auch mit Misstrauen zu kämpfen, schließlich gehörte er zum Feind und hatte den Avatar und seine Freunde lange gejagt und bekämpft. Doch schließlich akzeptierten sie ihn und sie wurden Freunde für´s Leben.“ Er machte eine kurze Pause, um ihr Zeit zu lassen, über seine Worte nach zu denken. „Ich sehe, dass du deine Fehler aufrichtig bereust und die Freundschaft für dich nun eine echte ist. Ich bin mir sicher, dass werden deine Freunde auch erkennen.“ Shinri zuckte nur langsam mit den Schultern. Bei Hun Dun hatte sie zwar ein starkes Gesicht gezeigt, aber eigentlich fühlte sie sich schwach. Miserabel. Und vor allem einsam. Und trotz Irohs Worten, konnte sie kaum an Wunder glauben. „Tiefe Wunden heilen nicht so schnell...“, murmelte sie. „Natürlich brauchen sie Zeit.“, sagte Iroh bestätigend und lächelte, „Aber gib ihnen und auch dir eine Chance. Du musst auch dir selbst verzeihen können.“ Shinri´s Augen weiteten sich vor Erstaunen. Sich selbst verzeihen? „Mir selbst verzeihen....?“, murmelte sie halblaut fragend. „Genau.“ Iroh nickte. „Das ist ein wichtiger Schritt, in die richtige Richtung. Du musst lernen deine Fehler zu akzeptieren. Du musst mit ihnen Llben, sie überwinden und so über dich selbst hinaus wachsen. Der Mensch lernt aus seinen Fehlern. Deshalb ist es wichtig, sich diesen immer bewusst zu sein, aber man darf sich nicht von ihnen einschränken und verunsichern lassen. Genauso wenig wie von der eigenen Vergangenheit. Sie ist ein Teil von dir, aber lasse nicht zu, dass die dir im Weg steht.“ Erstaunt lauschte Shinri seinen Worten. Jedes Wort klang so simpel und doch so einleuchtend. Sie hatte das Gefühl die Weisheit des Mannes vor ihr war grenzenlos und er hatte auf alles eine Antwort. Schließlich atmete sie tief durch und nickte kurz. „Ich werde es versuchen... Danke.“ „Keine Ursache. Ich helfe gerne, wenn ich kann.“, erwiderte Iroh und schenkte ihnen beiden noch eine Tasse Tee ein. Shinri saß ihm Schneidersitz im weichen Gras und meditierte. Iroh hatte sie kurz alleine gelassen, um sich auf die Suche nach neuen Teezutaten zu machen, wie er ihr erklärt hatte. Die restliche Teegesellschaft war ebenfalls gegangen. Mit geschlossenen Augen versuchte das Mädchen alle Gedanken frei fließen zu lassen, doch irgendetwas lies ihr keine Ruhe. Dieses irgendwas sprang von ihrer Schulter, auf ihre Knie und wieder zurück. Es war Shiki und dieser kleine Quälgeist plapperte pausenlos. Unter normalen Umständen hätte sie das nicht gestört. Sie war ein guter Zuhörer, doch sie meditierte hier nicht zum Spaß. Schließlich seufzte das Mädchen und gab ihren Versucht auf. Sie öffnete die Augen und sah den kleinen Geist an. Dieser blickte sie schief an. „Was?“, fragte Shinri kurz angebunden. „Warum meditierst du?“ „Warum bist du nicht fünf Minuten still?“ Der Geist blinzelte. „Sorry...“, murmelte Shinri, „Ich bin… nicht sonderlich gut drauf.” „Was ist denn los?“ Shiki hockte sich hin und sah dem Mädchen neugierig ins Gesicht. „Ist es wegen deiner Freunde?“ „Auch...“, gab sie zur Antwort, „Aber nicht nur das.. Ich habe meine Bändigerkräfte verloren.“ Der Geist schlug die kleinen Hände vor dem Mund zusammen. „Oh nein. Wie ist das denn passiert?“ In den Monaten, in denen die beiden sich kennen gelernt hatten, hatte Shiki selbst erfahren, wie sehr dem Menschenmädchen das Bändigen am Herzen gelegen hatte. „Lange Geschichte...“, sagte sie schließlich und kratze sich am Kopf. „Jedenfalls geht es jetzt nicht mehr... Irgendwie hatte ich gehofft... Ich weiss auch nicht genau.“ „Vielleicht hast du sie ja gar nicht für immer verloren!“, meinte der Geist hoffnungsvoll und warf die kleinen Hände in die Luft, „Vielleicht brauchst du einfach mehr Selbstvertrauen und Übung.“ Shinri grinste schief.„Ich glaube wohl kaum.“ „Doch ganz bestimmt!“, rief Shiki, „Also los!“ „Los, was?“ „Steh auf!“, befahl der Geist. „Und warum ge...?“ „Steh auf!“ „Na gut...“ Das Mädchen gehorchte. „Und jetzt?“, fragte sie. „Bändige!“ „Ich habe doch gesagt...“ „Los! Versuch es wenigstens.“ Shinri seufzte. „Also gut.“ Sie holte tief Luft und konzentrierte sich, ehe sie Bändigerübung durchführte. Doch genau, wie sie es gedacht hatte, passierte gar nichts. Rein gar nichts. „Noch mal!“, befahl Shiki erbarmungslos. Das Mädchen gehorchte seufzend und wiederholte sie Übung. Wieder passierte nichts. Das musste verdammt lächerlich aussehen, dachte sie nur verbittert. Der Geist feuerte sie immer weiter an und immer wieder machte sie irgendwelche Bewegungen, welche rein gar nichts bewirkten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)