Grimm-Time with Werewolves - Grimmige Zeiten für Werwölfe von hikabella (TeenWolf X GRIMM) ================================================================================ Kapitel 2: Portland, wir kommen! -------------------------------- Der Sonntag war den ganzen Tag über diesig, der Himmel wolkenverhangen. In höheren Lagen sollte es in der kommenden Nacht sogar schneien.   Derek hatte das zweifelhafte Vergnügen, sich auch weiterhin um alles kümmern zu müssen. Er fragte sich ernsthaft, wie es die Jahre zuvor bloß alles geklappt haben konnte, aber er vermutete, dass der Elternrat einen großen Anteil zum Gelingen beigetragen hatte. Sonst hätten sie nicht so schnell und einfach einen Assistenten für den Coach bewilligt. Sie wollten diese Arbeit vermutlich nicht mehr selber machen müssen…   Der Bus stand schon bereit, die Gepäckfächer geöffnet, damit die Ausrüstung eingeladen werden konnte. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Scott und Stiles sollten demnächst erscheinen. Sie wollten noch vor den anderen da sein, um das ‚spezielle Gepäck‘ unterzubringen, bevor jemand etwas davon mitbekam und Fragen stellen konnte. Die Ketten würden unterwegs vermutlich ein wenig klirren, aber zwischen all der Ausrüstung sollte das hoffentlich nicht weiter auffallen.   Derek konnte nicht sagen warum, aber dieser ganze Ausflug machte ihn nervös. Und das hatte weiß Gott nichts mit dem Vollmond zu tun. Er wollte nichts herbeireden, darum hatte er auch Scott gegenüber nichts von seinen Bedenken geäußert, aber er hatte eine böse Vorahnung. Stiles würde ihn vermutlich wieder als 'Schwarzseher' bezeichnen, aber er bevorzugte eben 'better save than sorry'.   Er warf erneut einen Blick auf seine Uhr und kramte dann sein Handy hervor.   Keine Nachricht.   Derek war ein geduldiger Mensch... Werwolf... was auch immer... aber er würde erst wieder in Ruhe durchatmen können, wenn die beiden da wären.   Das heißt... vielleicht nicht einmal dann.   Da er nichts weiter machen konnte, als zu warten, begann er einfach schon damit, die Ausrüstung einzuladen. Wenn seine Hände beschäftigt wären, würde das seinen Kopf vielleicht etwas ablenken.   ***   Melissa hatte wieder Schicht, darum hatte sein Dad angeboten Scott mit dem Gepäck zur Schule zu fahren. Und da der Sheriff genau wie Melissa Dienst hatte, saßen nicht nur Scott und sein Dad im Auto, sondern auch Stiles auf dem Rücksitz.   Jeder der drei machte sich im Stillen so seine Gedanken über die bevorstehende Fahrt, darum war keiner von ihnen groß zu Smalltalk aufgelegt.   Nach einer gefühlten Ewigkeit des unangenehmen Schweigens bog der FBI-Agent endlich auf den Parkplatz der Schule ein und kam neben dem Bordstein zum Stehen. Erleichtert den wachsamen Augen von Scott’s Dad entgehen zu können, stiegen die Jungs aus, bevor noch der Motor erstarb. Sie beeilten sich, zuerst nach dem ‚schweren‘ Gepäck von Stiles zu greifen, bevor Rafael Gelegenheit hatte sich über den Inhalt oder besser das Gewicht zu wundern.   Und so hatten die Beiden schon ihre Taschen über die Schulter geworfen, bevor Agent McCall selber aus dem Auto aussteigen konnte. Der Mann steckte die Hände in die Hosentaschen und druckste ein wenig herum. Er war noch nie ein Mensch vieler Worte gewesen, aber für seinen Sohn versuchte er offenbar sich zu bessern, sich zu öffnen. Scott wiederum versuchte geduldig mit ihm zu sein. Sie hatten es hier schließlich mit dem einen Menschen zu tun, der es einfacher fand Stiles‘ Dad einem Amtsenthebungsverfahren auszusetzen nur um seinen Sohn wieder zu sehen, statt einfach mal anzurufen oder eine Karte zu schicken.   Der junge Alpha war ohnehin zwiegespalten was das Verhalten seines Vaters anging. Seit der Nogitsune/Oni-Geschichte, wo er selber beinahe gestorben wäre, hatte Rafael McCall versucht wieder Kontakt zu ihm zu bekommen. Ab und zu fuhr er bei ihnen zu Hause vorbei, aß mit seinem Sohn zu Abend, wenn Melissa arbeiten musste und hatte sogar schon bei einem oder zwei seiner Lacrosse-Spiele auf der Tribüne gesessen und die BHHS Cyclones angefeuert.   Einerseits störte es Scott, dass sein Dad sich so einfach nach all den Jahren wieder in sein Leben zu drängen begann. Andererseits… war es nicht genau das, was er sich immer gewünscht hatte?   Was er sich jedoch mit Sicherheit nicht gewünscht hatte war eine duselige Abschiedsszene. Er war schließlich nur 4 Tage weg. Sein Dad hatte sich dagegen jahrelang nicht blicken lassen. Und trotzdem, wenn Scott ihn nun ansah, hatte der Mann einen… väterlich besorgten und traurigen Ausdruck im Gesicht. Als würde er seinen kleinen Jungen für 2 Monate ins Sommercamp schicken. Scott stöhnte innerlich auf.   Stiles sah beide abwechselnd an. Bei einem „Vater-Sohn“-Moment wollte er sich nicht unbedingt einmischen. Er tippte Scott auf die Schulter und deutet auf ‚die Tasche‘. „Scott, ich bring das mal eben zu Derek, ok? Danke fürs mitnehmen, Mr. McCall“, meinte er noch, bevor er die Hand zum Gruß hob und in Richtung Bus davonging.   „Kein Problem“, antwortete der und hob ebenfalls die Hand. Aber Stiles sah es schon nicht mehr.   Jetzt war er mit Scott alleine. In seinen Augen leuchtete stolz auf seinen Sohn, den Captain der erfolgreichen Lacrosse-Mannschaft von Beacon Hills, aber auch Sorge. Konnte der Junge allen Erwartungen gerecht werden? Dann wanderte sein aufmerksamer Blick über die kleine Tasche, die Scott dabei hatte. Rafael deutete auf die Tasche. „Hast du wirklich alles dabei, Scott? Das sieht so wenig aus…“   Scott hüstelte verlegen und rieb sich den Nacken. „Sind ja nur 3 Tage, da brauche ich kein großes Gepäck. Das wichtigste hab ich dabei, keine Sorge. Und die Ausrüstung hatten wir eh Freitag schon in der Schule deponiert, die geht extra.“   Seinem Dad war der Unterton nicht entgangen. ‚Das wichtigste‘. Nervös strich er sich die Krawatte glatt. „Also, ich hab mit deiner Mom geredet“, begann er.   ‚Oha, jetzt kommt‘s‘, dachte Scott.   Rafael fuhr sich nervös mit den Fingern durch die Haare. „Ja, also…“   Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Also hob er kurz die Hand. „Warte einen Moment“. Dann ging er wieder zum Kofferraum, beugte sich vor um etwas herauszuholen und brachte schließlich eine voluminöse Tüte zum Vorschein. „Ja, also, ich war schon mal dienstlich in Portland, falls ich das noch nicht erzählt habe. Eine Mordserie, mehrere zerfetzte Leichen im Wald um Mt. Hood. Grauenhafte Angelegenheit… Haltet euch besser von dort fern, Scott.“   Scott hob die Brauen und legte den Kopf schief. „Ihr habt doch den Täter verhaftet, oder?“   „Ja schon“, bestätigte sein Dad, „aber Portland ist eine seltsame Gegend. Merkwürdige Dinge geschehen dort.“   „In Beacon Hills sind wir einiges gewöhnt was Merkwürdigkeiten angeht, wie du weißt.“   „Ja, ich habe die Akten gesehen…“ Rafael winkte ab und presste Lippen zusammen auf der Suche nach den richtigen Worten. Er machte eine wage Geste mit der Hand. „Sagen wir einfach, wo Beacon Hills merkwürdig ist, ist Portland blutig. Passt also bitte auf euch auf, ok?“   „Ich tu was ich kann“, versprach Scott und wartete darauf, dass sein Vater zum Punkt kam. Er warf einen kurzen Blick über die Schulter und sah Stiles mit Derek am Gepäck stehen. ‚Noch blutiger als Beacon Hills? ‘, dachte er bei sich. Kaum zu glauben... aber sein Dad kannte ja auch nicht alle blutigen Details ihrer Abenteuer. Also was wusste er schon...   „Was ich eigentlich sagen wollte, ich weiß, dass es dort oben um diese Jahreszeit verdammt kalt sein kann. Und Melissa erwähnte vor einiger Zeit, dass ihr keine Winterkleidung habt, weil es hier ja…“ Er zögerte einen Moment, fand nicht wirklich die richtigen Worte, räusperte sich dann und drückte Scott einfach die Tüte in die Hand. „Hier, ist für dich. Ich wünsche euch eine gute Fahrt, kommt heil zurück, ok?“ Er umarmte seinen Sohn schnell und kräftig, machte den Kofferraumdeckel zu und stieg ins Auto, flüchtete fast. Er winkte Scott noch einmal zu, dann fuhr er los und ließ ihn verwundert alleine zurück.   Sein Dad machte sich ernsthafte Sorgen um ihn… Und er hatte nicht mal ansatzweise eine Ahnung davon, wie gefährlich das Leben seines Sohnes tatsächlich war. Voller Gewissenbisse kaute Scott auf seiner Unterlippe herum. Irgendwann würde er seinen Dad über sein anderes Leben aufklären müssen, aber dieser Tag war nicht heute.     Stiles erschien nur einen Augenblick später wieder neben ihm. Er klopfte ihm auf den Rücken und griff nach seiner Tasche. „Was hat er dir gegeben?“, fragte er neugierig. Scott machte die Tüte auf, warf einen Blick hinein und zeigte dann Stiles den Inhalt. Es war eine Daunenjacke.   „Wow“, sagte Stiles und klopfte Scott auf den Oberarm. „Dein Dad will nicht, dass sein Sohnemann friert. Gibt es eine schönere Methode ‚Ich hab dich lieb‘ zu sagen, als durch eine warme Jacke? Na komm, wir müssen unsere Sachen fertig verstauen, bevor der Coach kommt.“ Mit diesen Worten zog er seinem Freund die Tasche von der Schulter und marschierte zurück zu Derek, der beide mit einem schiefen Grinsen empfing.   „Irgendwelche Last-Minute-Informationen, die du uns geben willst, Derek?“, fragte Scott und deutete mit dem Daumen hinter sich auf die Stelle, wo eben noch das Auto gestanden hatte. „Wenn es nach den Worten meines Dad geht, dann ist Portland scheinbar ein noch gefährlicheres Pflaster als Beacon Hills. Kaum zu glauben nach allem, was hier passiert ist… Und es gibt ganz sicher keine Werwölfe dort?“   Der Ältere schüttelte mit dem Kopf. „In Portland gibt es aktuell kein Rudel, also sollten wir von der Seite aus keine Probleme bekommen. Und Peter hat versprochen ‚ein wachsames Auge‘ auf die Stadt hier zu haben, während wir weg sind.“   Voller Zweifel blickten sich Scott und Stiles an. Ein wachsames Auge… das konnte ja was werden. Hoffentlich suchten sich potentielle neue Gegner nicht gerade diese Woche aus, um sich in Beacon Hills breit zu machen. Da hätte sie zumindest leichtes Spiel. Scott griff nach seiner Tasche, die noch neben Stiles auf dem Boden stand und stopfte die neue Jacke hinein, bevor er sie zu den anderen Sachen in den Bus stellte.   „Malia konnte ich leider nicht einschmuggeln“, seufzte Derek, „aber Lydia hat versprochen sich um sie zu kümmern. Meinte was von Pyjama-Party und das sie sich nun endlich mal um trockene Haare kümmern wollte.“ Derek zuckte mit den Schultern. Details in Mädchenangelegenheiten waren ihm zu unwichtig und ehrlich gesagt auch zu hoch.   „Und Kira?“, fragte Scott.   „Ist wohl laut Lydia ebenfalls eingeplant, aber ob die Arme auch schon von ihrem Glück weiß…“   Stiles kicherte. „Lyds ist eine Naturgewalt. Sie wird einfach dazu geholt, ob sie will, oder nicht. Widerstand ist zwecklos. Arme Kira.“   „Und arme Malia“, stimmte Scott zu. „Aber dann hab ich wenigstens einigermaßen Ruhe, beim Gedanken daran, wie weit weg wir die nächsten Tage von den anderen sind.“ Unbewusst griff er nach dem silbernen Anhänger, der unter seinem Shirt verborgen war. Es war das erste mal seit… oh seit eigentlich von Anfang an, als er zum Werwolf wurde, dass aus der Stadt rauskam und (zumindest Teilweise) dabei sein Rudel zurück lassen musste.   Er war ein Alpha, verständlicherweise machte ihn das nervös. Es spaltete seine Kraft und machte ihn verwundbarer. Daher war es umso wichtiger, dass auch Derek mitfuhr. Scott dachte mit Schrecken an die Übernachtung in diesem verfluchten Motel letztes Jahr. Nur dank des beherzten Eingreifens des 'Team Human', also Lydia, Allison und Stiles, hatten er und die anderen Werwölfe diesen Ausflug überleben können.   Stiles hatte ja inzwischen die Seiten gewechselt und war nun als Mitglied des 'Team Werwolf' leider genau so anfällig wie Scott für gewisse Dinge. Ohne menschliche Begleitung, ohne Lydia und Kira, die beide gegen Wolfsbane immun waren, brauchte Scott alle Augen und Ohren als Begleiter, die er nur kriegen konnte. Derek hatte zwar offensichtlich versucht, die Mädels einzuschmuggeln auf dieser Tour, aber leider gab es keine stichhaltigen Argumente. Ihnen blieb also nur Daumendrücken, dass ausnahmsweise alles glatt ging.   Danny wäre ja notfalls auch noch verfügbar, als einziger „Normalo“ in seinem Freundeskreis, aber er wollte den Goali nicht mit hineinziehen, wenn es sich vermeiden ließ. Trotzdem, von allen Jungs aus dem Team war er der Einzige, dem Scott so weit vertraute, dass er ihm die ganze Sache ofenbaren würde, wenn’s drauf ankam.   ***   Die Spieler sollten sich gegen 17 Uhr am Haupteingang der Schule einfinden. Geplant war, dass der Bus eine halbe Stunde später bereits losfahren würde. Nach Portland hatten sie eine ziemliche Strecke vor sich, also sollte die Fahrt hauptsächlich nachts stattfinden, damit sie morgens rechtzeitig zur ersten Stunde in der dortigen High-School ankommen würden.     Schließlich waren alle Schüler angekommen, das Gepäck verstaut und der Bus zur Abfahrt bereit. Mit Klemmbrett bewaffnet überprüfte Derek noch einmal die Anwesenheit auf Vollständigkeit und gab die Zimmeraufteilung aus. Dann wurden die Türen geschlossen und es ging los.     Scott und Stiles saßen zusammen in der vorletzten Reihe, schräg hinter ihnen Derek. Der Coach hatte vorne Platz genommen und die restlichen Schüler hatten sich nach Lust und Laune verteilt.   Dem Himmel sei Dank (obwohl Derek auch gerne das Lob entgegennahm, immerhin war es sein Verdienst) mussten sie nicht in einem der alten Schulbusse fahren, sondern hatten tatsächlich einen echten Reisebus zur Verfügung: verstellbare Rückenlehnen, Kopf- und Fußstützen, geradezu traumhaft!   Stiles holte nach einer Stunde Fahrt leicht verschämt sein Kissen aus dem Rucksack. Er stopfte es halb unter den Kopf und halb in den Rücken, bevor er sich zusammen rollte und die Augen zumachte. Ohne sein Kissen konnte Stiles einfach nicht schlafen, und so kurz vor dem Vollmond war es nicht gut, wenn er zusätzlich noch wegen Schlafmangels gereizt wäre.   Es war eine lange Fahrt. Scott und Derek unterhielten sich anfangs noch eine Weile leise, doch als der allgemeine Schnarch-Pegel anstieg zog sich Derek in die Ecke zurück und starrte aus dem Fenster, während Scott ebenfalls versuchte ein wenig zu ruhen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)