Grimm-Time with Werewolves - Grimmige Zeiten für Werwölfe von hikabella (TeenWolf X GRIMM) ================================================================================ Kapitel 3: Spaghetti mit roter Soße ----------------------------------- Viele Stunden später erreichten sie endlich die Stadtgrenze von Portland und der Coach nutzte unbarmherzig seine Trillerpfeife, um die Jungs zu wecken. Stiles rutschte fast unter den Vordersitz vor Schreck, bei dem plötzlichen Lärm.   Pünktlich zu 8 Uhr stand die Meute gähnend und augenreibend am Haupteingang der anderen High-School. Der dortige Coach und der Rektor nahmen sie in Empfang und führten sie zur Aula. Zunächst standen eine langweilige Begrüßung durch den Rektor, den Coach und den Sponsor auf dem Plan. Dann sollten ein gemeinsames Aufwärmen beider Teams und ein leichtes Training folgen. Mittags würden alle zusammen in der Schulmensa essen. Man hatte ihnen versichert, dass das Essen dort ausgezeichnet wäre (was ja auch das mindeste war, wenn sie schon einen eigenen zahlungskräftigen Sponsor für eines der zahlreichen Sportteams gewinnen konnten).   Nach ein paar einführenden Worten stellte der Coach die Mannschaft vor. Der ominöse Sponsor hatte bedauerlicher Weise kurzfristig abgesagt, aber er wollte auf jeden Fall das Testspiel am Dienstag ansehen.     Nach dem das offizielle Programm durch war, stellten sich die Schüler beider Mannschaften anschließend in zwei Reihen auf, die Captains ganz vorn einander gegenüber, und liefen dann aneinander vorbei um sich die Hände zu schütteln.   Scott fiel dabei auf, dass einige der Jungs einen etwas sonderbaren Geruch an sich hatten, aber es waren definitiv keine Werwölfe. Aber ganz normal war es auch nicht.   Nachdem man ihnen den Weg zur Gäste-Umkleide gezeigt hatte, holten die BHHS-Jungs ihre Ausrüstung und warfen sich in ihre Trainingsanzüge. Es war kühl in Portland, aber zum Glück noch nicht soo kühl. Ein schwacher Nebelschleier schwebte über dem Grün, als sie aufs Spielfeld kamen, aber wenigstens regnete es nicht (was hier wohl häufiger vorkam, wie der andere Coach meinte).   Scott führte seine Leute in ein lockeres Lauftraining, bevor die andere Mannschaft aus der Kabine kam. Während die BHHS Spieler zwar die gleichen Trikots, Hosen und Stutzen samt Schützer trugen, so waren ihre restlichen Sportsachen wild zusammengesetzt und dem Geschmack des jeweiligen Trägers entsprechend gehalten. Die andere Mannschaft dagegen, dort hatten alle sogar passende Trainingsanzüge mit Namen und Nummern.   Coach Finstock nahm das mit einem Murren zur Kenntnis. Er ließ die Spieler nicht aus den Augen, als er sich etwas zu Derek hinüber lehnte und meinte „wir sollten dringend einen Dresscode einführen… oder einen Sponsor an Land ziehen. Kennen sie nicht was Passendes?“   Derek biss sich leicht auf die Unterlippe. Theoretisch schon, aber er wollte keine Aufmerksamkeit auf das Familienvermögen der Hales lenken. Das brauchte nicht unbedingt jeder zu wissen. Allerdings erwartete der Coach auch nicht wirklich eine Antwort von ihm. Er griff einfach nur nach seiner Pfeife und rief die Spieler zu sich, um Anweisungen für das Training zu geben.   ***   Knapp drei Stunden später war das Training für den Tag beendet und alle durften unter die Dusche. Darauf hatten sich Scott und Stiles am meisten gefreut. Der Geruch von knapp 40 verschwitzten Teenagern war für jede empfindliche Nase schwer zu ertragen. Und für Werwölfe ganz besonders.   Nun begann der angenehme Teil des Tages, Mittagessen!     Ihre Gastgeber hatten mehrfach betont, wie gut doch die Schulmensa sei und so reihten sich die Besucher aus Kalifornien erwartungsvoll in die lange Schlange bei der Essensausgabe ein.   Scott war weiter vorne in der Reihe der Wartenden. Als Captain seiner Mannschaft und wegen seiner eindrucksvollen Demonstration als Abwehrspieler machten ihm die anderen respektvoll Platz und versuchten ihn mit ein wenig Smalltalk besser kennenzulernen. Man wusste ja nie, wem man später vielleicht in irgendwelchen College-Mannschaften wiederbegegnen würde. Da konnte es nie Schaden schon beizeiten entsprechende Kontakte zu knüpfen.   Dementsprechend saß er bereits am Tisch, als Stiles endlich an der Reihe war. Murrend stellte der wenig später sein Tablett auf dem Tisch ab und setzte sich gegenüber von Scott hin. Sofort griff er nach dem Brötchen und biss erst mal ein großes Stück ab. Dann nahm Stiles einen tiefen Zug aus der Wasserflasche.   „Durst?“   „Du hast ja keine Ahnung…“ Stiles hielt die Flasche weiter in den Händen und ließ den Blick durch den Saal wandern. Ein paar der portländischen Spieler nickten ihm zu, als sich die Blicke trafen. Ein oder zwei taxierten ihn wiederum, als würden sie überlegen, woher sie ihn vielleicht kannten, und schauten schnell weg, als die Blicke sich trafen. Äußerst verdächtig.   „Sag mal, ich dir irgendwas an den anderen Schülern aufgefallen?“, fragte er schließlich mit leiser Stimme und beugte sich etwas zu Scott über den Tisch.   Scott, der nur lustlos in seinem Essen rumgestochert hatte (es war eigentlich sehr lecker, Spaghetti mit Tomatensoße und etwas das ‚Piccata Milanese‘ hieß) blickte auf und seine Augen leuchten einen Sekundenbruchteil rot auf.   „Du hast es auch bemerkt?“, fragte er und zog die Stirn in Falten. „Ich dachte schon, ich hätte es mir nur eingebildet.“ Vorsichtig warf er einen prüfenden Blick über die Schulter in Richtung Theke, hoffentlich ohne übermäßig verdächtig zu erscheinen. „Oder auch bei der Frau an der Ausgabe. Ich hatte das Gefühl, sie wäre bei meinem Anblick leicht zurückgezuckt.“ Er nahm ebenfalls einen Zug aus seiner Wasserflasche. Die merkwürdige Stimmung in der Mensa hatte ihm eine trockene Kehle verursacht.   „Ich glaube nicht, dass es dein Anblick war“, ertönte leise Dereks Stimme. Die Köpfe von Scott und Stiles schnellten zur Seite. Derek saß alleine am entfernten Ende des Tisches. Sein Kopf war über das Essen gebeugt, aber sein Blick traf den der beiden Jungen. „Die Frau muss irgendwas gespürt haben. Sie verströmte jedes Mal einen Hauch von Panik, wen einer von uns dreien vor ihr stand.“ Er wickelte etwas von den Nudeln auf seine Gabel und biss davon ab. Dann warf er einen kurzen Blick zu beiden Seiten, ob jemand sie beobachtete und sprach dann weiter. „Mir ist dieses Verhalten aber noch bei einigen anderen aufgefallen. Mal mehr, mal weniger deutlich. Und jedes Mal waren es welche von den Schülern, die mir selber auch etwas eigenartig vorkamen.“   Stiles, der inzwischen angefangen hatte ein Schlachtfeld auf seinem Teller zu veranstalten, brummte nur zustimmend.   „Ja, hier sind definitiv einige nicht-menschliche Personen unter den Schüler zu finden. Vielleicht auch welche unter dem Personal. Bist du sicher, dass Peter dir alles über Portland gesagt hat?“, fragte Scott skeptisch.   „Er sagte wortwörtlich ‚um andere Werwölfe brauchst du dir in Portland keine Sorgen zu machen, die gibt es dort nicht‘.“   Scott fing an sein Fleisch zu schneiden. Die Parmesan-Panade war ausgesprochen lecker stellte er fest. ‚Ich wünschte nur unsere Kantine würde Mal sowas gutes anbieten‘, seufzte er innerlich. An Derek gerichtet fuhr er fort, „aber mal im Ernst, Peters Formulierung kann alles oder gar nichts bedeuten. Wir wissen schließlich aus eigener Erfahrung, dass es noch mehr da draußen gibt als nur Werwölfe.“   Stiles nickte, während ihm noch die Nudeln halb aus dem Mund hingen und verspritzte dabei etwas von der Soße. Scott zuckte schnell zurück, brachte sich und sein T-Shirt in Sicherheit vor dem roten Regen.   „Vorsicht“, raunte Derek. „Du bewegst dich zu schnell…“ Ihm war das plötzliche Glitzern in den Augen eines der Spieler des Portländer Teams aufgefallen. „Denk dran, wir sind inkognito hier und wollen es möglichst auch bleiben.“   „Dann sag Stiles, dass er beim Essen besser aufpassen soll“, beschwerte sich Scott.   „Er ist dein Beta, bring ihm einfach bessere Manieren bei…“   „Hey“, maulte Stiles, als er den Mund wieder frei hatte, „ich bin auch im Raum und kann euch hören, wisst ihr?“   Derek seufzte nur.   „Selbstgespräche?“   Derek war so auf der Gespräch mit Scott konzentriert gewesen, er hatte gar nicht mitbekommen, dass sich ihm jemand gegenüber an den Tisch gesetzt und ihn angesprochen hatte. Erst als sich Coach Finstock räusperte und ihn anstarrte hob er überrascht den Kopf. „Hmm?“   Der Portländer Coach legte den Kopf schief und grinste. „Führen Sie öfters Gespräche mit Ihrem Essen?“, fragte er belustigt und deutete auf den Teller. „Sollen wir Sie beide lieber alleine lassen?“   „Oh“, meinte Derek und schluckte schnell den Bissen hinunter, bevor er mit einer Serviette den Mund abwischte. „Nein nein, schon gut, ich hab nur laut Gedacht.“   Der Mann nickte. Er war groß gewachsen, sportlich, braune Haare, die Schläfen von silbernen Strähnen durchsetzt. Und obwohl er nicht mehr ganz so jung war, wirkte er durchtrainiert und bereit es mit jedem aufzunehmen, der es wagte ihn herauszufordern. ‚Ein Kämpfer‘, dachte Derek bei dem Anblick. Wäre der Mann ein Werwolf gewesen, hätte Derek darauf gewettet, dass er ein Alpha war. Auch ohne seine Augenfarbe zu sehen. Er strahlte die Arroganz eines Mannes aus, der genau wusste, dass er über allen anderen stand. Und trotzdem hatte er etwas Animalisches an sich. Diese Duftnote… Derek konnte den Geruch nicht zuordnen, aber der Coach war definitiv nicht menschlich. Er sollte besser vorsichtig sein, mit allem was er sagte.   „Und schmeckt‘ s?“, fragte der Portländer Coach eine Minute später. Wie hieß er noch mal, White? Schneid? Blight? Ein Blick auf das Notizbuch neben ihm auf den Tisch verriet Derek schließlich, dass sein Name Albright war. Naja, da war er zumindest dicht dran gewesen.   „Für eine Schul-Mensa sogar sehr gut“, antwortete Derek wahrheitsgemäß und schnitt ein Stück vom Fleisch ab.   Coach Finstock machte begeisterte Bewegungen mit den Armen und zog Grimassen, während er den Mund voller Essen hatte. „Hmmm hmm hm hmmm!“, stimmte er nach dem Tonfall zu urteilen anscheinend zu.   Das Lächeln auf Albrights Gesicht daraufhin wirkte aufgesetzt, erreichte nicht seine Augen, aber seine Stimme war freundlich genug, als er antwortete. „Das freut mich zu hören.“ Er nahm ebenfalls das Besteck zur Hand und schnitt sich etwas vom Fleisch ab. „Ich fragte gerade Ihren Coach, was heute noch bei Ihnen auf dem Plan steht, Derek. Er meinte das wüssten Sie besser als er.“   Derek schnaubte belustigt. Welche Ehre… „Nichts Großartiges eigentlich. War ja ne lange Fahrt. Wenn alle mit dem Essen fertig sind wollten wir erst mal zum Quartier und einchecken. Später steht noch eine Stadtrundfahrt auf dem Programm und bis zum Abend haben die Jungs dann Zeit zur freien Verfügung.“   Albright nickte und spießte etwas Salat auf. „Portland ist in der Tat nicht gleich um die Ecke.“ Er warf einen abschätzenden Blick in die Runde. „Die Jungs werden sicher müde sein. Schade eigentlich.“ Er zuckte mit den Schultern und biss vom dem Salatblatt ab.   „Teenager haben große Energiereserven“, warf Coach Finstock zwischen zwei Bissen ein. „Besonders meine Jungs, oder Derek?“. Er klopfte dem schwarzhaarigen mit vollem Elan auf den Rücken, so dass der fast sein Essen über den Tisch gespuckt hätte. Der Coach wirkte beinahe beleidigt, dass jemand seinen Schülern mangelnde Ausdauer unterstellte. „Was schlagen sie vor?“, fragte er herausfordernd.   Doch Coach Albright winkte ab. „Lassen sie nur. Ihr Assistent hat schon recht, die Jungs müssen erst mal ankommen. Ansonsten hätte ich vorgeschlagen gemeinsam eine Runde in den anliegenden Waldgebieten joggen zu gehen. Etwas frische Luft für Stadtkinder…“   Derek wischte sich mit einer Serviette über den Mund und zog dann eine Braue hoch. „Bei uns gibt es jede Menge Wald. Und wir sind regelmäßig darin unterwegs. Wir sind schließlich nicht aus L.A., wissen Sie?“ Unbewusst schaute er kurz in Richtung seines Alphas, der sich bei dem Kommentar ein Lächeln nicht verkneifen konnte.   Der Coach war Dereks Blick gefolgt und warf nun seinerseits einen prüfenden Blick auf Scott und Stiles. „Ach so?“, mit einem Mal scheinbar nur noch milde interessiert, wandte er den Blick wieder ab und piekte ein Stück Tomate auf die Gabel und verspeiste sie. Etwas leiser und wie es schien ausschließlich an Derek gerichtet fügte der Mann hinzu „das kann ich mir gar nicht vorstellen…“   Der ironische Unterton entging Derek nicht.   ‚Verdammt‘, er verfluchte sich innerlich für seine eigene Dummheit. Das war ihm aus Versehen rausgerutscht. Er hatte Albright nicht noch zusätzlich auf Scott aufmerksam machen wollen…   Der Mann wusste irgendwas. Oder er ahnte was. Normalerweise machten nur Jäger solche Andeutungen. Oder andere Werwölfe, die auf Machtspielchen aus waren.     Auch Scott musste dieser Gedanke gekommen sein, denn seine Haltung war plötzlich steif geworden. Er hörte auf, so zu tun, als würde er essen, legte seine Gabel ab und sagte laut „Ich geh mir mal die Hände waschen, Stiles.“   Sein Beta reagierte auf die Ankündigung mit großen, eulenhaften Augen. Er warf Derek einen schnellen Blick zu und legte dann ebenfalls seine Gabel aufs Tablett. Im Gegensatz zu Scott hatte er fast alles verspeist. Er war ja schließlich noch ‚im Wachstum‘, wie er immer behauptete. Hieß er dachte, wenn er nur ordentlich Eiweiß und Kohlehydrate aufnehmen würde, bekäme auch er bald einen werwolfsmäßigeren muskulösen Oberkörper. Sehr zu seiner Enttäuschung war er bisher immer noch eher schlaksig. Dummerweise lag das Problem viel mehr in seiner mangelnden Trainingsbereitschaft, als in seiner Ernährung, aber das interessiert Stiles natürlich nicht die Bohne.   Scott stand vom Tisch auf und räusperte sich. Stiles beeilte sich ebenfalls aufzuspringen. „Warte, ich komme mit. Muss auch mal wohin…“   „Wir treffen uns am Bus in 5 Minuten“, murmelte Scott unhörbar für normale Ohren und verließ dicht gefolgt von Stiles die Mensa.   Derek wünschte er könnten ihnen sofort folgen, aber das würde die Fassade endgültig zum Einsturz bringen. Und das konnte er nicht riskieren, denn das Glitzern in Albrights Augen verhieß nichts Gutes…   ***   Der nächste Waschraum war ein Stück den Flur runter. Da er laut verkündet hatte, sich die Hände waschen zu wollen, gingen Scott und Stiles tatsächlich dort hinein. Stiles warf einen Blick unter die Kabinentüren, aber es war niemand zu sehen.   Scott lachte leise bei dem Anblick.   „Was?“, fragte Stiles, nach dem er sich wieder aufgerichtet hatte. „Warum lachst du?“   Scott schüttelte den Kopf. Dann legte er den Finger an seine Lippen und forderte Stiles auf still zu sein. Anschließend zeigte er auf sein rechtes Ohr und deutete dann in Richtung der Kabinen.   Stiles stöhnte und schlug sich auf die Stirn. Er hatte mal wieder nicht an seine neuen Fähigkeiten gedacht. Natürlich, er konnte sich das Nachschauen eigentlich sparen. Er brauchte bloß zu lauschen, ob Herzschläge in der näheren Umgebung zu hören waren.   Scott tätschelte ihm aufmunternd die Schulter. „Du gewöhnst dich schon noch dran. Nimm’ s gleich mal als Übung.“   Was Stiles dann auch tat. Er konzentrierte sich auf sein Gehör. Langsam erweiterte er den Radius, so dass er jedes Geräusch im Raum hören konnte.   ‚Plopp… plopp… plopp…‘ Das Geräusch ging Stiles durch und durch, er schauderte. Tropfende Wasserhähne waren sowas von nervig, aber er versuchte das Geräusch auszufiltern. Immerhin das konnte er schon einigermaßen. War auch dringend geboten, ansonsten konnte jemand mit so einem Gehör irgendwann wahnsinnig werden, wenn er Geräusche nicht auszublenden vermochte. Und weil er noch nicht so richtig darin geübt war absichtlich zu lauschen, reichte er mit seinen Sinnen unbeabsichtigt noch weiter auf den Flur hinaus. Er konnte plötzlich zwei Jungs entfernt reden hören. Über sein Team reden hören!   „…hast du das gesehen vorhin? Mann war der schnell…“   „Gute Reflexe“, antwortete eine andere Stimme. „So einen Ball zu fangen… das war schon erstklassig.“   „Ja, schon, aber ich glaub das war mehr als das.“   Stiles zog die Stirn in Falten stupste den Alpha an. Mit einem Kopfnicken deutete er Richtung Flur. Dann zeigte er erst auf sein Ohr und deutete dann auf die gleiche Stelle bei Scott.   „Was ist?“, fragte Scott, aber Stiles schüttelte nur den Kopf und meinte nur leise: „Der Flur. Hör einfach zu…“   Was Scott dann auch tat.   Die Schritte der beiden waren langsam näher gekommen, nach zwei weiteren wurde es ruhig. Sie mussten stehengeblieben zu sein. Das Rascheln von Stoff deutete an, dass die Jungs sich auf der Stelle bewegten. Vermutlich sahen sie sich um, ob sich jemand in der Nähe aufhielt. Scheinbar wollten sie nicht belauscht werden.   ‚Pech‘, dachte Stiles mit einem Grinsen. Sie hatten nicht mit dem feinen Gehör von Werwölfen gerechnet.   „Was meinst du?“, fragte nun also die zweite Stimme noch leiser als vorher.   „Naja“, druckste der andere herum. „Ich hab zwar keine Aufwallung gesehen, aber die müssen Wesen sein. Sowohl der Captain, als auch sein Kumpel. Ich hab da so ‘n Riecher für sowas.“   Scott und Stiles sahen sich überrascht an. ‚Die reden über uns beide‘, kam tonlos über Stiles‘ Lippen.   ‚Was ist Aufwallung? ‘, entgegnete Scott. Die Stimmen an sich konnten sie beide natürlich keiner Person direkt zuordnen, aber es schienen welche vom hiesigen Lacrosse-Team zu sein, mit denen sie vorhin zusammen trainiert hatten.   „Und wie kommst du darauf?“, fragte der andere schließlich mit einem skeptischen Unterton.   „Ehrlich mal, hast du nicht zugesehen?“   „Ich hab selber gespielt, Dave, und zwar in der Abwehr. Da achte ich eher weniger auf den gegnerischen Torraum, sondern mehr auf die Angreifer.“   Dave stöhnte. „Gut, dann achte das nächste Mal drauf. Dieser McCall, was der eingesteckt hat, einfach Wahnsinn. Und sein Kumpel ebenfalls. Der sieht ohne Polster so schmächtig aus, da muss was hinter stecken.“   „Steroide vielleicht?“   „Ne, ich hab vorhin in der Essenschlange mal drauf geachtet, beide riechen nicht nach Drogen, aber eindeutig anders als Kehrseiten.“   „Hmm…“, der Zweite schien noch immer nicht überzeugt zu sein. „Und was glaubst du, was die beiden sein könnten? Blutbader?“   „Also bei den Reflexen würde ich eher auf Jaguareté tippen, aber die sind nur schnell, nicht stark…“   „Dann doch Blutbader?“   „Was hast du nur immer mit deinen Blutbadern, Mike?“, fragte Dave genervt.   „Weiß nicht, ich kenne halt nicht so viele verschiedene Wesen… Es sei denn…“   „Es sei denn was?“   „Ach, schon gut. Komm, ich muss noch an meinen Spind vor der nächsten Stunde.“ Mike lief nach den Geräuschen zu urteilen ein paar Schritte weiter, wurde aber anscheinend gleich wieder von seinem Begleiter aufgehalten. Es wurde wieder still im Flur.   „Es sei denn was?!“, verlangte Dave zu erfahren.   Mike hüstelte. „Also, Stärke, Ausdauer und Schnelligkeit… ich kenne nur eines, was das alles vereint und keine Aufwallung hat…“   „Du meinst doch nicht etwa… Grimm?“, Dave schien schockiert zu sein. „Aber… aber das kann nicht sein! Und dann gleich zwei davon?“   „Vielleicht auch drei“, ergänzte Mike in einem verschwörerischen Unterton. „Ich glaub dieser Assistenztrainer gehört auch zu denen…“   „Spinnst du?“, Dave brüllte fast. Was auch immer ein ‚Grimm‘ sein mochte, es jagte diesem Jungen scheinbar eine Heidenangst ein.   „Pschhht, nicht so laut“, flüsterte Mike nervös. „Ich will die nicht noch auf uns aufmerksam machen…“   „Meinst du das im Ernst? Drei Grimms? Hier an unserer Schule?“   „Naja, ich kann mich ja irren und sie können sich einfach nur besonders gut beherrschen und es sind doch Blutbader…“   „Hoffen wir’s mal. Und jetzt komm, ich will nicht zu spät zu Mathe kommen.“   Es waren wieder Schritte von zwei Personen zu hören, die sich schnell entfernten.   Scott und Stiles sahen sich an.   „Das war… seltsam“, fasste Stiles das Gehörte zusammen. Er öffnete langsam die Tür einen Spalt breit und blickte erst rechts, dann links den Flur runter, ob jemand zu sehen war. „Lass uns zum Bus gehen, wir sollten dringend mit Derek reden.“   Scott nickte bedächtig. „Irgendwas läuft hier, von dem wir nichts wissen. ‚Aufwallung‘, ‚Blutbader‘, Grimm‘… Portland ist wirklich ein merkwürdiges Pflaster. Wir sollten uns besser soweit es geht von den anderen fernhalten.“   ***   Scott und Stiles warteten bereits auf Derek, als der es endlich geschafft hatte, den beiden Coachs zu entkommen. Die Jungs blickten nicht sehr glücklich drein, stellte er besorgt fest. „Ihr seht aus, als wüsstest ihr inzwischen mehr über das, was hier vorgeht“, sagte er statt einer Begrüßung.   „Teils teils“, antwortete Scott und schüttelte unglücklich den Kopf. „Wir haben eben zufällig ein… merkwürdiges Gespräch zwischen zwei der Portländer Spieler mitangehört.“   „Nicht nur wir haben bemerkt, dass einige Leute hier anders sind, die haben das auch bei uns festgestellt. Allerdings…“, Stiles machte eine wage Geste mit der Hand. Er wusste nicht so recht, wie er fortfahren sollte.   „Allerdings?“, hakte Derek schließlich nach.   „Allerdings halten die uns nicht für Werwölfe, sondern für etwas, das sich ‚Blutbader‘ oder ‚Grimm‘ nennt“, fuhr Scott fort. „Der eine hat es als ‚Wesen‘ zusammengefasst.“   „Und das scheint nichts allzu ungewöhnliches hier zu sein. Außer man ist ein ‚Grimm‘. Das scheint was ganz seltenes und super gefährliches zu sein“, ergänzte Stiles. „Der eine Typ hat sich jedenfalls fast in die Hosen gemacht, als der andere meinte wir könnten welche sein. Und die beiden Jungs denken, dass wir möglicherweise welche sind, da wir keine… Wie hieß das noch mal Scott?“   „‚Aufwallung‘.“   „Genau, weil wir keine ‚Aufwallung‘ haben. Was auch immer das heißen mag.“ Er zuckte mit den Schultern.   Derek rieb sich das Kinn. Das war zwar nicht wirklich erfreulich, aber es hätte schlimmer kommen können. Immerhin schienen es keine Jäger zu sein. „An welcher Stelle haben wir uns denn verdächtig gemacht, haben die dazu was gesagt?“   „Naja“, antwortete Stiles, „zum einen haben die beim Spielen bemerkt, dass wir beide“, er deutete mit der Hand erst auf Scott und dann auf sich selber, „etwas... stabiler sind und bessere Reflexe haben, als die meisten. Außerdem… riechen wir anders.“   „So wie die für uns“, meinte Derek und presste die Lippen zusammen. Sein Blick wanderte in weite Ferne, als er nachdachte. ‚Grimm‘… irgendwie kam ihm der Begriff bekannt vor. Woher bloß…   „Immerhin scheinen die zwar bessere Nasen, aber kein besseres Gehör zu haben“, merkte Scott an. „Sonst hätten die unser Gespräch belauschen können, und davon sagten die beiden nichts.“   „Was aber nichts heißen muss“, stellte Derek fest. „Was meint ihr, sind diese ‚Wesen‘ harmlos?“   Scott und Stiles zuckten beide mit den Schultern. „Keine Ahnung. Auf dem Feld waren sie jedenfalls nicht übermäßig aggressiv, aber das will ja auch nichts heißen“, stellte der Alpha fest. „Was hältst du von dem Coach?“   Derek verzog das Gesicht. „Den halte ich nicht für so harmlos. Die Andeutungen, die er gemacht hat…“ Er kratzte sich am Hinterkopf. Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung. Die ersten Mitschüler kamen auf den Bus zu. „Wir reden später weiter“, meinte er leise. „Die anderen kommen vom Essen zurück.“ Beide Jungs nickten und schlenderten ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)