Grimm-Time with Werewolves - Grimmige Zeiten für Werwölfe von hikabella (TeenWolf X GRIMM) ================================================================================ Kapitel 4: Es war einmal in einer (fast)Vollmondnacht ----------------------------------------------------- Das Quartier erwies sich als ein älteres aber gemütliches YMCA, nahe Forrest Park gelegen. Vor dem Haus war eine Bushaltestelle, die einen schnell in die Innenstadt bringen konnte, was die versammelte Jugend natürlich riesig freute. In der unmittelbaren Umgebung um das Haus war nämlich offensichtlich ‚Tote Hose‘ angesagt. Die Jungs wurden auf 4er-Zimmer aufgeteilt. Außer Scott und Stiles, die teilten sich (Wunder oh Wunder) eines zu dritt mit Derek. Es war leider und ganz zufällig nur noch ein einziges Einzelzimmer verfügbar gewesen bei der Buchung. Und als ‚Senior‘-Coach hatte Finstock natürlich Vorrang. Derek hatte da großzügig verzichtet (mal ganz angesehen davon, dass hatte er ohnehin nicht für einen Jota Lust darauf hatte, sich mit dem Coach ein Zimmer teilen zu müssen). Und keiner der Drei war sonderlich böse über das Arrangement. So konnten sie ‚die Tasche‘ im Schrank verstecken, ohne dass einer der anderen Schüler etwas davon mitbekam.   Nachdem sie ihr Gepäck abgeladen hatten, ging es nun auf Stadtrundfahrt.   Portland war eine recht grüne Gegend. An einem Flussdelta gelegen, lebte die Stadt zu einem guten Teil vom Schiffsverkehr. Der Frachthafen war für einen Kalifornier, der Wasser maximal mit San Francisco und ansonsten eher mit Strand und surfen in Verbindung brachte, ein beeindruckender Anblick. Noch beeindruckender war allerdings der Anblick von Mt. Hood in der Ferne. Derek kam nicht umhin zuzugeben, dass er den riesigen Wald zu Fuße des Berges… anheimelnd fand. Er musste später unbedingt mit Scott und Stiles hierher zurückkommen und den Wald erkunden. Dabei fielen ihm wieder die Worte von Coach Albright ein, dass er mit ihnen in den Wald zum Joggen wollte. Dieses Glitzern in dessen Augen… Da steckte auf jeden Fall mehr dahinter. Vielleicht sollten sie doch besser den Wald meiden. Aber andererseits, der war hier in Portland allgegenwärtig. Wie sollte Albright wissen, durch welchen Teil sie streifen würden? Und da war noch die andere Sache. Derek zermarterte sich die ganze Zeit das Hirn, aber er kam partout nicht darauf, wo er den Begriff ‚Blutbader‘ schon mal gehört haben mochte. Und die Bezeichnung ‚Grimm‘… Was war wohl damit gemeint? Kam das von ‚Grimm‘ wie grimmig? So wie man sich unter ‚Blutbad‘ vielleicht jemanden vorstellen konnte, der in Blut badete? Aber warum sollte man eine Todesangst vor jemandem haben, bloß weil er ‚grimmig‘ war? In Blut baden kam ihm da persönlich viel gefährlicher vor. Es sei denn… Er dachte darüber nach, was ihn und seine Leute aufhorchen und ängstigen ließ. Die Antwort war ganz einfach: ein Jäger! Jäger waren das eine, was alle Werwölfe von klein auf an lernten zu fürchten und aus dem Weg zu gehen. Sie waren die Totfeinde der Werwölfe. Und nicht nur der Werwölfe. Alles was sich bewegte und nicht zu 100% menschlich war wurde von ihnen gekillt. Am besten mit einem Schwert in der Mitte durch. Keine Fragen stellen, keine Gnade, einfach töten. Gerard zum Beispiel war das absolute Musterbeispiel eines Jägers gewesen (bevor er selber zum Werwolf wurde, nur um sein armeseliges Leben zu retten und sich vom Krebs zu befreien – Feigling!). Zum Glück hatte dagegen sein Sohn Chris sich nie diesem Kreuzzug angeschlossen. Er hatte noch Ehre im Leib und nahm das Motto der Argents ‚Wir jagen die, die uns jagen‘ sehr ernst. Wer unschuldig war wurde bis zum Beweis des Gegenteils in Ruhe gelassen. Und Dank des Einflusses seiner Tochter hatte er sich schließlich ganz gegen seine Erziehung gewandt und Scott und seinem Rudel zuletzt hilfreich zur Seite gestanden. Nach Allisons Tod war Chris Argent allerdings weggegangen. Raus aus Beacon Hills und wieder zurück nach Frankreich, wo er schon im Sommer einige Monate verbracht hatte. Die Argents stammten ja ursprünglich Frankreich. Vielleicht hatten sie dort einen Stammsitz. Derek hatte keine Ahnung, Chris sprach nicht über seine Familie. Er hoffte nur, dass sich seine Einstellung Scott und ihm gegenüber nicht geändert hatte, wenn sie wieder aufeinander trafen. Aber Jäger blieb Jäger, und wenn Derek darauf tippen sollte, was ein ‚Grimm‘ war, wenn das Wort alleine hier für Angst und Schrecken sorgte, dann musste er für die übernatürlichen Wesen von Portland das Äquivalent zum Jäger für seine Leute sein.   Das konnte natürlich einerseits gut für sie sein, das hieße man würde sie vermutlich in Frieden lassen (wer will sich schon freiwillig mit einem Jäger einlassen? Mal abgesehen von ihm und Scott, nicht wahr…), aber andererseits schien das umgekehrt für manche auch eine Art… Herausforderung darzustellen. Albright wirkte jedenfalls so, als wenn er gerne mal eine Runde im Wald mit ihm Kräfte messen würde. Derek schauderte. Er hatte keine Lust auf Grabenkämpfe. Darum hatte er ja extra Peter gefragt, ob… Moment, natürlich… Peter! Was hatte sein Onkel gesagt? ‚Es gibt keine Werwölfe in Portland‘. Nein, natürlich nicht, weil es andere Wesen hier gab. Und beides vertrug sich offenbar nicht miteinander. Derek schaute auf seine Uhr. Die Rundfahrt sollte gute 2 Stunden dauern und davon war bereits über die Hälfte vorbei. So lange konnte er auch noch warten mit einem Anruf. Weder er noch Scott würden das Thema im Bus erörtern wollen, wo alle mithören konnten. Aber sobald sie wieder auf ihrem Zimmer waren, wäre Peter dran mit Erklärungen.   ***   „Hallo?“, Peters Stimme klang aus dem Lautsprecher von Dereks Handy. „Noch mal von vorne, was ist mit Portland?“ „Oh, hallo Derek, schön dass du anrufst. Ich hatte nicht erwartet so schnell von dir zu hören. Hast du mich vermisst?“ „Unglaublich und wie verrückt“, antwortete Stiles ungeduldig aus dem Hintergrund. „Stiles“, Peter besaß doch echt die Unverfrorenheit erfreut zu klingen. „Wie geht’s dir denn? Spürst du schon den nahenden Vollmond? Wenn du Hilfe bei der Aggressionsbewältigung brauchst ich stehe jederzeit gerne zur Verfügung.“ „Als Punchingball?“ „Als Berater natürlich. Nicht immer gleich so aggressiv, Stiles mein Lieber.“ „Genug jetzt“, mischte sich nun auch Scott ein. „Peter, was weißt du über Portland und seine Bewohner?“ „Scott auch, dann haben wir ja das Rudel wieder zusammen. Aber mal im Ernst, bin ich euer persönliches Wikipedia? Ihr habt doch alle Internet auf euren Handys, schaut doch selber auf der Seite der Touristeninformation nach. Ich bin doch kein Reiseführer. Wenn ihr also nichts Wichtigeres habt, ich hab auch noch was anderes zu tun.“ „Was hast du denn so wichtiges zu tun?“, meinte Stiles abschätzend und zog die Nase kraus. „Muss ich jetzt meinen Tagesplan mit dir abstimmen, Stiles? Ich wusste gar nicht, dass du so ein großes Interesse…“ „Es reicht“, mischte sich Derek wieder ins Gespräch ein. „Peter, ich habe dich Freitag extra gefragt, ob in Portland etwas ist, das ich wissen müsste. Und du sagtest ‚Es gibt dort keine Werwölfe‘.“ „Hab ich gesagt, ja. Mein Gedächtnis ist zwar noch ganz gut, aber bitte. Und?“ „Und? Ich will wissen was du uns nicht gesagt hast“, fauchte Derek. „Hier mag es zwar keine Werwölfe geben, aber dafür rennen hier ‚Wesen‘ und ‚Blutbader‘ und ‚Grimms‘ rum.“ „Ist mir schon mal zu Ohren gekommen. Aber ich kann mich nur wiederholen: und?“ „Und?“, Derek wurde noch lauter, „Und warum hast du mir nichts davon gesagt? Eine Vorwarnung wäre nett gewesen!“ „Derek“, säuselte Peter am anderen Ende, „mach mir nicht zum Vorwurf, dass du dich schlecht ausdrückst. Ich habe nur wahrheitsgemäß deine Frage beantwortet. Keine Werwölfe in Portland. Mehr hast du nicht gefragt. Wer bin ich denn, dass ich dir unerwünschte Ratschläge erteile…“ Scott musste an dieser Stelle den Älteren davon abhalten, auf das Telefon einzuschlagen. Die Technik konnte nun wirklich nichts dafür, dass sein Onkel so ein Arsch war. Derek atmete einmal tief durch und versuchte sich zusammen zu reißen. „Also schön Peter, dann frage ich dich jetzt. Was gibt es in Portland, dass über die nicht vorhandene Anwesenheit von Werwölfen hinaus geht und was wir unbedingt wissen sollten?“ Peter zögerte einen Moment. „Also wenn du so fragst…“ Er schien das zu genießen und wollte den Moment voll auskosten. Derek kochte fast vor Wut. „Ich glaube ich hab im Restaurant-Führer gelesen, dass es in der Altstadt ein wunderbares neues französisches Lokal geben soll, das ‚Raven and Rose‘. Das Essen soll ganz ausgezeichnet sein dort. Ich könnte…“ Was auch immer ‚er könnte‘ erfuhren sie nicht mehr, Derek legte einfach auf. Scott konnte ihm das nicht verübeln.   Derek tigerte im Zimmer auf und ab, während Stiles auf einem der Stühle am kleinen Tisch saß und Scott es sich auf seinem Bett bequem gemacht hatte. Das Telefonat mit Peter war nicht gut gelaufen. Irgendwas wusste er, aber er wollte es Derek nicht sagen. Scott glaubte zwar nicht, dass Peter sie dadurch in Gefahr brachte (andernfalls hätte er sicherlich einen Hinweis fallen lassen), aber es war frustrierend. Besonders für Derek. Stiles eulenhafter Blick folgte dem ältesten ihrer kleinen Truppe hin und her durchs Zimmer, während er Chips aus einer inzwischen doch recht leeren Tüte knabberte. Schließlich blieb Derek stehen und bedachte den jüngeren Beta mit einem finsteren Blick. „Kannst du mal mit dem Essen aufhören? Das Geräusch, was du dabei machst treibt mich noch in den Wahnsinn…“ „Hey“, Stiles hob die leere Hand. „Ganz ruhig, Alter. Ich versuche nur mich hier abzulenken. Der Raum ist nicht so groß wie dein Loft, weißt du? Einen Tag vor Vollmond so dicht gedrängt mit euch beiden in einem Raum und der nervige Geist von Peter in der Luft… irgendwie muss ich ja dafür sorgen, bei Verstand zu bleiben.“ Derek zog eine Braue hoch. Der Blick, den er Stiles daraufhin zuwarf… ‚Bei Verstand bleiben‘? Scott seufzte und schüttelte leicht mit dem Kopf. Seine beiden Betas waren eindeutig gerade dabei sich gegenseitig hochzuschaukeln. Er stand auf und zog seine Schuhe wieder an. „Was machst du da?“, fragte Stiles dann auch prompt. „Meine Schuhe zuknoten.“ Derek schnaubte belustigt auf. „Ach was…“ „Und ihr werdet mich jetzt nach draußen begleiten. Das hält ja keiner mit euch auf so engem Raum aus. Lasst uns etwas im Wald spazieren gehen.“ „Spazieren?“, fragte Stiles ungläubig, sprang aber von seinem Stuhl auf wie ein braver Beta und griff nach seiner Jacke. „Ja, spazieren Stiles. Bewegen an der frischen Luft. Ich hab keine Lust, dass einer von euch beiden dem anderen noch an die Kehle geht und wir dann morgen Blutflecken in den Handtüchern und auf dem Boden erklären müssen. Geschweige denn demoliertes Mobiliar.“ Scott nahm seine neue Jacke vom Haken und zog sie über. Eigentlich brauchte er die nicht unbedingt, aber wenn sein Dad ihm schon so ein teures Geschenk machte, dann wollte er sie wenigstens auch getragen haben. „Kommt ihr?“ Derek grinste schief. Er trug wie immer ständig seine schwarze Lederjacke, als wollte er jederzeit bereit sein loszurennen, falls etwas passierte. Wahrscheinlich war das auch unbewusst so. Aber wer konnte es ihm schon verübeln, wenn man bedachte, dass er gefühlt sein halbes Leben auf der Flucht verbracht hatte? Mit einer einladenden Geste Richtung Tür deutete er Scott voraus zu gehen. „Gehe vor, wir folgen.“   Sie hinterließen an der Rezeption ihren Zimmerschlüssel und trugen sich aus der Anwesenheitsliste aus. Kaum dass sie aus der Tür des YMCA getreten waren umspielte sie auch schon eine kühle Brise. Beinahe automatisch wandten die drei Männer ihr Gesicht in den Wind und atmeten tief ein. Kühle frische Waldluft erfüllte ihre Lugen und weckte das Verlangen zwischen den nahegelegenen Kiefern herumzulaufen. Einige Minuten später hatten sie den Waldrand erreicht. Ein kleiner Wanderweg führte an der Stelle hinein und ohne zu zögern betraten die Werwölfe den Pfad. Es war Winter und die Sonne schon lange untergangen, aber der fast volle Mond beleuchtete den Weg. Und mit ihrer besonderen Nachtsicht konnten sie sich auch ohne zusätzliche Beleuchtung gut orientieren. Der Wald roch alt. Nach feuchter Erde und Laub, nach tropfendem Harz und frischem Grün. Allmählich löste sich ihre Anspannung und die Männer schritten weit aus. Ein Geräusch ließ Derek plötzlich inne halten. Er blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich um und blickte in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren. „Was ist?“, fragte Scott leise. Er und Stiles warteten ein paar Schritte weiter und hatten sich ebenfalls umgedreht. Allerdings mehr, um zu sehen, warum Derek stehen geblieben war. Der Ältere kniff leicht die Augen zusammen und war auf Wolfmodus gegangen. Da, ein ganzes Stück zurück des Weges war eine Bewegung zu sehen. Wie ein Mensch, der schnell hinter einen Baum verschwand, weil er sich verstecken wollte. Der leichte Wind, der durch die Zweige wehte, trug den Geruch des Verfolgers an seine Nase. ‚War ja eigentlich klar‘, dachte Derek. Er steckte seine Hände in die Jackentaschen und drehte sich wieder zu Scott. „Ich weiß nicht genau.“ Er seufzte. „Schätze Albrights Neugier hat gesiegt.“ Derek setzte sich wieder in Bewegung und marschierte an Scott und Stiles vorbei, die ihn irritiert ansahen. „Albright?“, fragte Stiles. „Der hiesige Coach?“ Er warf einen Blick zurück und versuchte den Mann im Dunkeln zu erkennen. „Lauft weiter“, meinte Derek daraufhin leise. „Wenn er merkt, dass wir ihn sehen können ist er noch mehr hinter uns her. Es reicht auch so schon, dass er uns auf dem Radar hat. Ich traue dem Typen nicht. Kommt schon“, forderte er die beiden Jungen auf und winkte ihnen ihm zu folgen. Scott mochte es nicht verfolgt und beobachtet zu werden, aber Derek hatte Recht. Sie konnten nur versuchen sich unauffällig zu verhalten und Albright keine weiteren Hinweise auf ihre Fähigkeiten zu geben. „Was ist nur mit Portland los, dass man hier sogar von einem Lacrosse-Coach bis in den Wald verfolgt wird?“, meinte er leise und schloss zu Derek auf. Widerwillig gesellte sich auch Stiles an Dereks andere Seite. Scott konnte fühlen, dass die Anspannung in Stiles wieder anwuchs. „Hey Stiles, was ist? Sorgst du dich um den da?“, er deutete mit dem Daumen hinter sich. Doch der angesprochene schüttelte nur mit dem Kopf. „Ne, der nervt, aber im Vergleich zu manch anderem zu Hause ist das Pipifax…“. Trotzdem scheinbar nervös begann er sich zu kratzen. Erst an den Händen, dann den Oberarmen, dann hinter dem Ohr und schließlich am ganzen Oberkörper. Scott blieb stehen. „Was hast du denn Stiles?“ „Hmm?“, antwortete Stiles verblüfft. „Hab ich was gemacht?“ Ihm war scheinbar gar nicht aufgefallen, dass er sich so viel gekratzt hatte. Derek blieb ebenfalls stehen und hielt Stiles an der Schulter fest. Prüfend sah er ihm ins Gesicht. „Ich kenne dieses Verhalten, Scott. Spürst du irgendwas Ungewöhnliches Stiles?“ Unsicher sah Stiles von ihm zu Scott. „Nein?“ „Wirklich? Mach die Augen zu“, forderte ihn der schwarzhaarige auf. „Atme tief und langsam ein. Dann zähle bis drei und atme langsam wieder aus.“ Der Junge tat wie ihm geheißen. „Gut und wieder langsam ein, bis drei zählen und langsam ausatmen.“ Der Junge wiederholte die Übung ein paar Mal und kam allmählich sichtbar zur Ruhe. Dafür wurde Scott nun nervös. Er zog die Nase kraus. „Derek, riechst du das auch? Was ist das…“ Seine Augen leuchteten rot auf und er begann sich in der unmittelbaren Umgebung umzusehen. „Vorsicht Scott“, raunte Derek. „In dem Dunkel kann man die auch von weitem sehen…“ Doch Scott schüttelte nur den Kopf. Das war jetzt nicht so wichtig. Viel wichtiger war, dass er den Geruch zu erkennen glaubte. „Derek, sag mir bitte, dass ich mich irre“, meinte er und deutete mit der Hand auf einen der Büsche in der Nähe. Der angesprochene seufzte. Er schloss einen Moment die Augen und testete die Luft. Er schüttelte resigniert den Kopf. „Du irrst dich leider nicht. Scheint als hätte dein Dad Recht gehabt uns vor Portlands Wälder zu warnen. Wir hätten doch besser im Hotel bleiben sollen…“ „Wieso? Was hab ich verpasst“, fragte nun auch Stiles. Er beobachtete, wie Scott und Derek einander stumm ansahen und dann gemeinsam den Blick Richtung Albright wandern ließen. „Du glaubst doch nicht…“, begann der Alpha und der Ältere schüttelte sofort verneinend den Kopf. „Nein, ich kann seinen Geruch hier nicht entdecken. So frisch, wie die Spur ist, müsste auch Albright hier zu riechen sein.“ „Spur?“, fragte Stiles wieder. „Hey, klärt ihr mich mal auf?“ „Stiles, hast du dein Telefon dabei?“, fragte Scott statt einer Antwort. „Sicher“, er kramte es aus seiner Hosentasche hervor und hielt es hoch zum Beweis. Scott sah Derek noch immer an. „Du rechts rum, ich links?“, fragte er. Derek nickte zustimmend. Und verschwand leise hinter einem Baum in der angegebenen Richtung. Endlich sah Scott Stiles an. „Geh besser nicht weiter in den Wald. Eigentlich wollte ich das ja vermeiden, aber in Anbetracht dessen, was da hinten passiert ist habe ich keinen Nerv mehr für Spielchen. Wir werden Albright zur Rede stellen, auch wenn er wohl damit nichts zu tun hat. Aber ich will wissen, warum er hinter uns her schleicht. Ruf du inzwischen 9-1-1.“ Er ließ die Maske eines normalen Teenagers fallen und bewegte sich lautlos ins Dunkel, verschmolz mit dem Wald um ihnen. „Halt“, flüsterte Stiles. „Warum soll ich die Cops rufen? Wegen Stalkings?“ „Nein“, flüsterte Scott zurück. „Wegen Mordes…“ Stiles war so perplex, dass er nicht gleich antwortete. „Scott, nein warte, das könnt ihr nicht machen…“ „Das tun wir auch nicht, das hat schon wer anderes erledigt. In dem Busch drei Meter weiter liegt eine Leiche…“ „Wie bitte?“, quietschte Stiles auf. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Und der Abend hätte so schön werden können…   ***   Derek hatte sich inzwischen an Albright vorbei geschlichen und ging nun von hinten auf ihn zu. Er nutzte seine ganze Erfahrung als Wesen des Waldes und der Nacht aus, um sich dem Mann unbemerkt zu nähern. Der Coach bewegte sich ebenfalls in einer Art und Weise die nahe legte, dass er selber auch gewohnt war des Nachts im Wald herumzuschleichen. Aber gegen einen erfahrenen Werwolf war Albright dennoch nur ein Amateur und blutiger Anfänger. Auf der anderen Seite des Weges, dort wo Scott ungefähr sein musste, flatterte es plötzlich und ein Vogel krächzte auf. Derek sah es als Signal und trat auf den Pfad hinaus. „Hallo Coach Albright“, sagte er ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Haben Sie sich verlaufen? Ist ein bisschen spät für Trainingsausflüge, finden Sie nicht?“ Albright war erschreckt zusammengezuckt und erstarrte für einen Moment. Dann drehte er sich langsam zu Derek um. „Mr. Hale“, meinte er und seine Stimme zitterte dabei nur einen Hauch. Ein falsches Lächeln umspielte seinen Mund. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie hier in der Gegend Ihr Quartier haben.“ „Führt ihr Abendspaziergang Sie öfters vom Pfad ab?“ „Ich weiß nicht, was Sie meinen, Derek“, antwortete Albright konsterniert. „Ich gehe einfach gerne abends in den Wald. Ist das ein Verbrechen?“ „Nur, wenn es nicht um den bloßen Spaziergang geht. Neugier ist der Katze Tot, Coach. Was wollen Sie von uns?“ Der Mann schnaubte belustigt auf. „Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas von Ihnen will?“, fragte er und blickte sich unwillkürlich schnell rechts und links über die Schultern. „Ich hatte nur einfach Lust auf einen kleinen Spaziergang.“ „Ganz alleine im dunklen Wald?“ Derek schüttelte nur den Kopf. „Was sagst du dazu, Scott?“ „Erwischt würde ich sagen“, kam nun dessen Stimme einige Meter vor dem Coach aus dem Wald. Langsam trat er hinter einer großen Kiefer hervor und legte den Kopf schief. „Ich kann die Lüge bis hierhin riechen.“ „Ja, ich auch“, stimmte Derek zu und grinste schief. Albright wich einen Schritt zurück und starrte Scott verblüfft an. „Wollen Sie uns vielleicht mal sagen, was das soll?“, fragte der Alpha und machte einige Schritte auf den Coach zu. Der schüttelte endlich seine Lethargie ab, schnaubte einmal kurz und machte dann einen riesen Satz auf Scott zu. Beinahe hätte er den Jungen überrumpelt, aber einen Alpha schlägt man nicht so leicht, wie man möchte. Scott wich seiner ausgestreckten Faust mit Leichtigkeit aus, ergriff das Handgelenk und drehte ihm den Arm auf den Rücken, bevor er ihm einen Schubs gab. Von seinem eigenen Schwung mitgerissen, konnte Albright sich nicht schnell genug drehen, um sich zu fangen, bevor er auf den Boden aufschlug. Er stöhnte laut auf, als sein Gesicht Bekanntschaft mit dem steinigen Wanderweg schloss. Derek war zu dem Mann hinüber gegangen kniete sich locker vor dessen Kopf hin. Er beugte sich etwas hinunter und betrachtete den Coach. „Wir wollen Ihnen mal glauben, dass Sie nichts Böses im Sinn hatten, als Sie uns gefolgt sind. Zumindest wollten Sie uns sicher nichts tun. Aber Stalking ist auch böse, oder Scott?“ „So bringt man es uns jedenfalls in der Schule bei, Derek. Das gehört sich einfach nicht. Und schon gar nicht für einen Mann in Ihrer Position, Coach Albright.“ Scott stellte sich neben Derek und sah auf den Mann runter. „Aber vielleicht sieht ihr Partner, der sich da hinten heute schon ausgetobt hat, das anders“, fuhr Scott fort und deutete mit dem Daumen in Richtung der Stelle, wo Stiles immer noch wartete. Albright kniete auf allen vieren. Der Blick, den er Derek zuwarf war mörderisch. Langsam richtete er sich in eine sitzende Position auf, rieb sich die Hände auf den Oberschenkeln sauber und wischte sich mit dem Handrücken etwas von dem Dreck aus seinem Gesicht, der dort klebte und hinterließ dabei eine dunkle Spur feuchten Sandes auf der Stirn. „Ich habe nicht die geringste Ahnung wovon Sie beide reden. Ok, ich bin Ihnen gefolgt. Nach der Show heute in der Schule war ich eben neugierig, was Sie verbergen“, er deutete mit der Hand erst auf Derek, dann auf Scott, „aber das war auch schon alles.“ „Show?“, fragte Scott ruhig und zog eine Braue hoch. „Welche Show?“ „Ach komm schon“, meinte Albright mit einem genervten Unterton während er mühevoll aufstand. Scott hielt ihm die Hand hin, um ihm zu helfen, aber Albright ignorierte sie. „Kein normaler Schüler kann so viel einstecken, und schon gar nicht, wenn er so offensichtlich nicht Kehrseite ist, wie du.“ Er deutete mit dem ausgestreckten Finger auf Scott und hätte ihm vermutlich am Liebsten in die Brust gepiekt. „Also, was seid ihr?“, wollte er wissen. „Blutbader? Jägerbären?“ „Scott…?“, kam die unsichere Stimme von Stiles an sein Ohr. „Soll ich echt die Cops wegen dem… wegen dem was da im Busch liegt rufen?“ Offenbar hatte die Neugier über seine Warnung gesiegt und der Junge hatte einen Blick ins Gebüsch geworfen. Scott seufzte leise. Anweisungen befolgen war ja noch nie eine von Stiles Stärken gewesen. Derek war unterdessen näher an den Coach herangetreten, um seine Aufmerksamkeit von Scott wegzulenken. Die neue Bedrohung sorgte dann auch dafür, dass der Coach sich zur Seite drehte und stattdessen Derek musterte. Beide Männer duellierten sich mehrere Herzschläge lang mit Blicken. „Weder noch“, antwortete Derek nachdrücklich. „Und ich würden Ihnen empfehlen es dabei zu belassen. Übermorgen sind wir wieder weg und wir wollen bis dahin keinen Ärger haben, in Ordnung? Sonst werden Sie feststellen, dass wir sehr ungemütlich werden können.“ Albright taxierte erst Derek von oben bis unten, dann sah er Scott an. Innerlich tobte er vor Wut darüber erwischt worden zu sein, aber er hatte sich so weit unter Kontrolle, dass er nur verärgert schnaubte. Irgendwas an Dereks Blick musste ihn überzeugt haben, dass der Assistenz-Coach meinte, was er sagte, denn schließlich nickte er. Dann drehte Albright den beiden Werwölfen den Rücken zu und stapfte in Richtung Waldausgang davon. Die beiden zurückgebliebenen sahen ihm nach, soweit sie ihn ohne den speziellen Wolfsblick erkennen konnten. „Scott?“, kam wieder Stiles‘ fragende Stimme. „Wir sind gleich da, Stiles“, versicherte Scott seinem besten Freund. Dann sah er Derek an. „Wollen wir das wirklich durchziehen?“ Derek seufzte. „Das müssen wir wohl. Ihr habt oft genug mit dem Sheriffs Department zu tun gehabt um zu wissen, dass bei Mordermittlungen jede Sekunde zählt. Und Albright weiß jetzt, dass wir hier waren und dass wir etwas im Wald gefunden haben. Die Cops nicht zu rufen würde nur noch mehr Fragen aufwerfen, als das bloße ‚was haben sie noch so spät im Wald gemacht‘. Meinst du nicht?“ Resigniert nickte Scott. „Vermutlich… na gut, was soll‘s, bleiben wir unserem Ruf treu ständig in merkwürdige Fälle verwickelt zu werden. Stiles‘ Dad wird das gar nicht gefallen…“ „Absolut nicht gefallen“, stimmte Derek zu. „Deinem aber auch nicht.“ Scott verzog das Gesicht. „Also mach schon Stiles, ruf bei der Polizei an. Wird noch ein langer Abend, gut dass erst morgen Vollmond ist. Eine Leiche reicht für diese Nacht…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)