Grimm-Time with Werewolves - Grimmige Zeiten für Werwölfe von hikabella (TeenWolf X GRIMM) ================================================================================ Kapitel 8: Portlands Finest --------------------------- Auf dem Weg zum Revier wollten Hank und Nick kurz bei Harper in der Pathologie vorbei schauen. Vielleicht hatte sie ja weitere Infos für die beiden parat.   Gerade wollten sie aussteigen, da meldete sich Nicks Handy zu Wort. Er schaute auf das Display, es war Rosalee. „Na da bin ich ja mal gespannt, was sie rausgefunden hat.“   Er hob ab. „Hallo Rosalee, was hast du für uns?“   „Hallo Nick“, ihre Stimme klang gestresst. „Ich wusste doch ich kenne diese Mischung.“   „Dein Ton verheißt nichts Gutes. Ich schalte den Lautsprecher an, Hank und ich sind grad im Auto“, er drückte die entsprechende Taste.   „Hi Rosalee“, meldete sich Hank. „Na dann erzähl mal.“   „Ist gut. Also, ich hab meine Bücher gewälzt und bin auf dieses Mittel gestoßen, das man bei euch in der Flasche entdeckt hat. Es heißt ‘Wolfsmond-Tropfen‘ und wird tatsächlich nur bei Wesen eingesetzt. Und wie in der getrockneten Form auch, kann das Wolfsbane darin benutzt werden, um den Geruchssinn eines Blutbaders zu beeinflussen, aber es wirkt auf Grund der weiteren Zutaten genau gegenteilig.“   Nick und Hank sahen sich besorgt an. „Wie meinst du das?“, fragte Nick. „Ist es dann mehr ein Lockstoff?“   „Zum Teil ja“, bestätigte Rosalee. „Aber vor allem sorgt es dafür, dass die unkontrollierbare Wut eines Blutbaders an den Tag kommt. Und die Person, die mit diesem Zeug eingesprüht wird…“   „…hat dann eine Zielscheibe auf dem Körper, die sagt ‚hier bin ich‘„, beendete Hank den Satz. „Fies.“   „Wenn es nur das wäre“, seufzte Rosalee durchs Telefon. „Die Person ist dann die Zielscheibe. Das rote Tuch für den Stier. Und blind wie ein Stier erfolgen dann auch die Angriffe. Jeder Blutbader, der das riecht wird völlig willenlos und ohne Sinn und Verstand die entsprechende Person angreifen und töten, ohne Rücksicht auf Verluste. Er kennt dann weder Freund noch Feind, nur das Ziel, was er ausschalten muss. Und da der Eigengeruch des Opfers quasi ausgeblendet wird, ist der Blutbader auch nicht mehr in der Lage bekannte Personen von Gegnern zu unterscheiden. Er wird auf Teufel kommt raus zuschlagen, bis schließlich der Geruch des Sprays mit Blut überdeckt ist. Und dann ist es für das Opfer bereits zu spät.“   Hank runzelte die Stirn. „Erinnert mich an das Zombie-Zeug…“   „Im gewissen Sinne ja, Hank“, antwortete Rosalee, „Mit dem Unterschied, dass es für die beeinflussten Blutbader nicht tödlich ist.“   „Nur für die Opfer“, sagte Nick leise. Hank legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. ‚Fang nicht wieder damit an, du trägst keine Schuld an dem, was passiert ist‘, sagte sein Blick.   „Ich fasse also zusammen“, meinte Nick, „wir haben eine Flasche voller ‚wenn ich dich rieche bist du tot‘-Spray für Blutbader unter einem Opfer gefunden, dass von Klauenspuren nur so übersäht war. Nett“, kommentierte er und hob eine Braue. „Danke Rosalee, dann wissen wir jetzt wenigstens Bescheid.“ Er wollte schon auflegen, da meldete sich die Fuchsbau noch einmal zu Wort.   „Wartet, ich hab noch mehr rausgefunden.“   „Ich hoffe das sind bessere Nachrichten…“   „Wie man’s nimmt. Ich habe ein Gegenmittel gefunden, dass den Effekt aufhebt und die Blutbader wieder zu Verstand bringt.“   „Das klingt doch gut“, meinte Hank zögernd, „und jetzt kommt das ‚aber‘ vermute ich?“   „Genau, die Herstellung dauert nämlich etwas. Ich habe zwar schon angefangen, aber ich kann das Kochen nicht beschleunigen. Außerdem brauche ich etwas von dem Original-Spray als Grundlage.“   „Hmmm“, machte Hank, „ob wir da so leicht rankommen…“   „Ihr müsst, ohne funktioniert es nicht.“   „Wieviel brauchst du denn? Einen Tropfen, einen Fingerhut voll, ein Glas?“   „2cl müssen es schon sein, ein Schnapsglas voll also. Und noch was, in dem Buch wird erwähnt, dass vereinzelte Personen mit Atemstillstand auf den Original-Spray reagieren. Ähnlich eines Asthma-Anfalles. Die Bronchien reagieren allergisch auf das Wolfsbane und die betreffenden Personen ersticken, wenn sie nicht rechtzeitig mit einem Gegenmittel behandelt werden können.“   „Was, wie ich vermute, auch schon in deiner Zauberküche brodelt.“   „Nein, tut es leider nicht, Hank. Das tritt wohl so unglaublich selten auf, dass es nie näher untersucht wurde und daher habe ich kein Rezept dafür gefunden. Und ich habe leider auch nicht genug Zeit selber eines zu entwickeln. Aber ich vermute normales Asthmaspray dürfte reichen, um das Schlimmste zu verhindern.“   Hank sah Nick fragend an. „Und wo bekommen wir welches her? Ich hab keines auf Lager, du etwa?“   Der Grimm schüttelte verneinend den Kopf. „Vielleicht haben wir sowas im Revier im Notfall-Kit.“   „Falls ihr dort keinen Spray findet, Spritzen mit Anti-Histamin sollten auch funktionieren.“   „Ok, danke Rosalee. Das hat uns wieder mal sehr geholfen. Was würden wir nur ohne dich machen.“   „Kein Problem Nick“, antworte sie. Man konnte das zufriedene Grinsen in ihrer Stimme hören. „Ich sag euch Bescheid, wenn das Gegenmittel für das Wolfsbane-Spray fertig ist. Und Nick…“   Er ahnte schon, was jetzt kommen würde. „Keine Sorge, ich werde Monroe da raushalten.“   „Danke Nick“, seufzte Rosalee beruhigt. „Also bis später“, verabschiedete sie sich.   „Bis später“, antworteten beide Männer gleichzeitig.   ***   „Oh, welch Glanz in meiner Hütte“, merkte die Pathologin Harper in ihrer üblich sarkastischen Art an, sobald sie durch die Tür in ihren Bereich kamen. „Welchem Umstand verdanke ich denn diesen Besuch?“   „Ihrem strahlenden Naturell, Doc, wie immer“, antwortete Hank mit einem schiefen Grinsen.   Doc Harper zog eine Braue hoch. ‚Wenn‘s nur so wäre‘, schien ihr Blick mit leichtem Bedauern zu sagen. „Es geht um euren kopflosen Reiter nehme ich mal an. Folgt mir.“   Sie führte die beiden Detectives zu ihrem Schreibtisch und nahm eine Mappe vom Stapel. Sie schlug sie auf und blätterte darin herum, während sie die Männer zum entsprechenden Tisch führte. Dann schlug sie das Tuch zurück. „Viel Neues hab ich leider nicht für euch. Todesursache scheint der massive Blutverlust auf Grund der Brustverletzungen zu sein. Der Kopf wurde postmortem abgetrennt.“ Harper blätterte ein paar Seiten weiter im Bericht. „Ah da ist es ja.“ Sie hielt den Männern die entsprechende Seite aufgeschlagen hin und Hank nahm sie entgegen.   Der Detective las für Nick laut vor. „Der Kopf wurde mit nur einem durchgezogenen Schnitt abgetrennt. Es sind keine weiteren Verletzungen am Rumpf oder Hals vorhanden, die auf Probeschnitte hindeuten würden. Als Tatwaffe kommt gemäß der Schnittkante nur eine Waffe von mindestens 40cm Klingenlänge mit glatter Schneide in Frage.“ Während er mit einem Ohr zuhörte, war Nick an den Leichnam heran getreten und untersuchte parallel zu Hanks Vorlesen die entsprechenden Stellen.   „Die Tatwaffe trat seitlich in den Hals des Opfers ein und beschrieb einen leichten Bogen durch den Körper. Der Schnittwinkel ist leicht zur Austrittstelle von links nach rechts hin abfallend, was nahelegt, dass der Angreifer wenigstens zum Zeitpunkt des Schlages…“   „…größer als das Opfer gewesen sein muss. Der Täter stand also entweder erhöht, oder das Opfer war nicht mehr zu seiner vollen Größe aufgerichtet.“ Nick warf Hank einen fragenden Blick zu. „Wie groß war das Opfer?“   Sein Partner blätterte zur ersten Seite des Berichtes zurück. „Inklusive Kopf war unser Mr. Porterfield laut Führerschein 1,86 m zu Lebzeiten.“   „Gab es Kratzspuren oder ausgerissene Haare auf dem Kopf?“   Der Grimm trat zwei Schritte zurück und warf mit leicht zusammengekniffenen Augen einen langen, prüfenden Blick auf den Leichnam. Im Hintergrund raschelte das Papier des Berichts, als Hank eine Seite nach der anderen durchging.   „Davon steht hier nichts. Doc?“   „Schon gut schon gut, schauen wir doch noch mal nach.“ Sie zog wieder Gummihandschuhe über und setzte ihre Brille auf. Vorsichtig untersuchte sie die Kopfhaut nach Spuren. „Tatsächlich, es muss ihn jemand um den Zeitpunkt des Todes herum am Haarschopf gepackt haben.“ Sie zog die Handschuhe wieder aus und griff nach dem Bericht in Hanks Händen. Harper zückte einen Kugelschreiber und notierte die Entdeckung auf dem Bogen.   Nick hatte eine Idee. „Wo ist seine Kleidung?“, fragte er. „Schon im Labor?“   „Die ist noch hier. Das Labor sollte sie eigentlich längst abgeholt haben, aber naja, ist grad wieder wenig Personal verfügbar wie es scheint. Thanksgiving ist doch schon längst vorbei. Warum machen die jetzt immer noch alle frei…“ Missbilligend schüttelte sie den Kopf und reichte Nick den großen papiernen Beweisbeutel. Der zog sich seine hellblauen Tatorthandschuhe über, bevor er in den Beutel hinein griff.   „Was suchst du denn?“, wollte Hank wissen und sah dem Grimm über die Schulter.   „Seine Hose“, antwortete Nick in einem Ton, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt und als hätte Hank das auch klar sein müssen. Er fand sie schließlich und breitete sie auf einem der sauberen Stahltische im Raum aus.   „Wollt ihr es euch jetzt hier bei uns gemütlich machen?“, fragte Harper und zog eine Braue hoch. „Ein paar Assistenz-Stellen sind noch frei, wenn ihr Abwechslung braucht. Leichen waschen, Blut aufwischen, Organe wiegen…“   „Hier“, sagte Nick unbeeindruckt und deutete auf die Stellen, wo sich die Knie des Trägers befunden haben mussten. Hank beugte sich etwas vor, achtete aber darauf, dass er nicht versehentlich auf die Hose hauchte und die Spuren verunreinigte und hielt sich daher ein Taschentuch vor den Mund. Er warf Nick einen unbeeindruckten Blick zu.   „Sand“, antwortete er und richtete sich wieder auf. „Und? Er wurde im Wald gefunden. Der ist nicht gerade dafür bekannt komplett zu asphaltiert zu sein.“   „Das ist aber kein solcher Sand. Schau dir die Farbe an. Waldboden ist dunkel, das hier…“   „…ist heller Sand“, stellte Hank überrascht fest, dem aufging worauf Nick hinauswollte.   „Ja, und ich wage zu behaupten, dass unser Opfer gekniet hat, als er starb oder zumindest, als er einen Kopf kürzer gemacht wurde.“   „Wofür auch die Spuren auf der Kopfhaut sprechen würden“, stimmte Hank zu. „Jemand hielt ihn am Kopf fest, während ein anderer zack…“, er holte mit der Linken aus und zerschnitt die Luft vor sich, „den Rest erledigte.   Nick griff noch einmal in die Beweismitteltüte und förderte die Schuhe zu Tage. Sie waren einzeln in Plastikbeutel verpackt worden, um den ursprünglich feuchten Sand aufzufangen, wenn er bis zur Untersuchung im Labor eingetrocknet sein würde. Prüfende Blicke auf die Sohlen ergaben das gleiche Bild. „Kein Waldboden, dafür jede Menge heller Sand.“   Hank hatte sich einen der Schuhe gegriffen und unterzog seinerseits die Sohle einer eingehenden Betrachtung. „Wo hab ich so einen Sand schon mal gesehen…“, murmelte er mehr zu sich selbst. „Es ist kein feinkörniger Sand, also können wir sowas wie Sandkisten und Beachvolleyball-Hallen ausschließen.“   Nick sah seinen Partner an, als würde der ihn auf den Arm nehmen wollen. „Etwas mehr ernst, ja? Also mich erinnert dieser Sand an einen Wüstenboden. Es gibt zwar Gebiete außerhalb von Portland, die ausgelaugte Böden haben, aber wenn ich mich recht entsinne, dann sind die nicht so hell. Der hier ist ja fast golden. So golden wie der Sand in der Arena…“, seine Gedanken drifteten ab. Wo war das jetzt hergekommen?   Selbst Hank sah ihn alarmiert an. „Du denkst doch nicht…“   Harper trat näher an den Tisch und versuchte Nick über die Schulter zu schauen. „Habt ihr was entdeckt?“   Die Detektives beeilten sich die Kleidungsstücke wieder in die Beweismittel-Tüte zu packen und diese zu verschließen. „Weißt du was, Harper“, meinte Hank und legte halb den Arm um die untersetze Frau, um sie zu ihrem Schreibtisch zurück zu führen, „wenn die im Labor zu wenig Fahrer haben, dann bringen wir einfach kurz die Sachen bei denen vorbei. Wie klingt das?“ Er warf über seine Schulter einen vielsagenden Blick zu Nick rüber. Labor, Probe, Rosalee?   Der Grimm nickte leicht als Antwort. Das war vermutlich ihre einzige Chance an das Zeug zu kommen.   Die Pathologin taxierte ihn mit einem Seitenblick. „Das klingt danach, als hättet ihr es eilig an die Ergebnisse zu kommen. Was wisst ihr, was mir entgangen ist?“   „Wir wissen, dass es keinen besseren Chefpathologen beim Portland Police Department gibt, als unsere hochverehrte Doc Harper.“ Die Frau rollte mit den Augen.   „Ok, ihr wollt es nicht sagen, schon verstanden.“ Sie nahm Hank die Akte wieder ab, suchte ein Formular darin und unterschrieb es. „Hier, wenn ihr dafür unterschreibt könnt ihr es mitnehmen.“ Sie machte ein Kreuzchen an eine andere Stelle und Hank zeichnete gegen. Dann riss er den Durchschlag vom Formular ab und gab den Harper, während er das Original faltete und einsteckte.   „Ach eins noch“, fragte Nick beim Gehen. „Wurden eigentlich auch Material-Spuren der Waffe am Knochen gefunden?“   „Ja, jetzt wo Sie es sagen“, sie blätterte noch mal die entsprechende Seite auf. „Hier steht, dass es Metallspuren gibt. Vermutlich eine Art Bronzelegierung, hart genug, um mit Ausreichend Wucht den Kopf abzutrennen, aber weich genug, das winzige Partikel in der Wunde verblieben sind.“ Sie sah von der Seite auf. „Warum?“   Nick winkte ab, „nur der Vollständigkeit halber. Danke Harper.“ Beide Männer verließen die Pathologie und ließen einmal mehr eine verwundert dreinblickende Pathologin mit ihren stummen Patienten zurück.   ***   „Ok, was machen wir zuerst?“, fragte Hank, sobald sie aus dem Gebäude raus waren. „Labor, Trailer, Captain?“   „In der Reihenfolge würde ich sagen“, antwortete der Grimm. „Rosalee braucht die Lösung so schnell wie möglich und wir brauchen die Laborergebnisse ebenfalls dringend. Wenn es hier um das geht, was ich denke…“   „Löwenspiele, oder?“   Nick wiegte einen Moment lang nachdenklich den Kopf hin und her. „Ich muss erst was im Waffenschrank vom Trailer überprüfen, aber dieser Sand… und dann ein Lockmittel…“   „Und eine geköpfte Leiche nicht zu vergessen.“   „Das auch. Ich fürchte wir haben es wirklich mit einer neuen Arena zu tun.“   „Meinst du der Captain wusste davon?“   „Wenn ja, dann hätte er uns informieren müssen. Aber ich will das von ihm selber hören.“ Dann gab er Hank einen Klaps auf die Schulter. „Und wir beide werden mal wieder die Dienstvorschriften… etwas lockerer auslegen.“   „Ich freu mich schon darauf“, seufzte Hank resigniert.   ***   Knapp vierzig Minuten später hatten sie die gewünschte Probe von der Lösung ‚abgezwackt‘ und fuhren auf dem Weg zum Trailer beim Spice Shop vorbei. Nick hatte ein kleines Probenglas benutzt und es fest verschlossen. Er hatte keine Lust darauf, dass noch ein unbedarfter Kunde etwas davon abbekam und am Ende nachher vielleicht noch Monroe das Zeug roch, bevor das Gegenmittel fertig war.   Daher war Nick auch nicht überrascht, Rosalee alleine im Shop vorzufinden. „Ich hab dir ein Geschenk mitgebracht.“ Vorsichtig griff er in seine Jackentasche und brachte seinen Fang zum Vorschein. „Ich hoffe wirklich die Menge reicht. Du glaubst nicht, was Hank und ich für ein Katz- und Maus-Spiel mit den Laboranten veranstalten mussten, um da ran zu kommen.“   Sie nahm ihm das Glas aus der Hand und betrachtete abschätzend den Inhalt. „Keine Sorge das sollte reichen. Ich werde das gleich mal in die Lösung geben, damit es weg kommt.“   „Monroe ist bei sich zu Hause hoffe ich?“, fragte der Grimm beiläufig und lauschte diskret, ob sich noch weitere Personen im Laden aufhielten.   „Ja, ist er“, rief Rosalee aus dem Nebenzimmer, das sie immer als Labor benutzte. „Er wollte mich erst nicht alleine lassen, aber als ich ihm detailliert beschrieben habe, mit was wir es hier zu tun haben, gab er nach.“   ‚Natürlich‘, dachte Nick. ‚Einen Tropfen auf Rosalee und er würde zum Berserker…‘ Monroe würde es nie riskieren seine Freundin zu verletzten. „Brauchst du noch irgendwas für dein Rezept von uns? Ansonsten müssen Hank und ich weiter.“   Die Fuchsbau erschien in der Tür zum Nebenraum. „Nein, damit habe ich alles beisammen. Ich lasse es dich wissen, wenn das Mittel fertig ist. Ein paar Stunden wird das aber leider noch dauern.“   „Ok, dann bis später. Und viel Erfolg damit…“, er deutete auf Rosalees Apparaturen, die fröhlich blubbernde Geräusche von sich gaben.   „Danke. Bis später, Nick.“   ***   Der Besuch im Trailer ergab genau das, was die beiden Detectives befürchtet hatten. Die wahrscheinlichste Waffe, mit der das Opfer geköpft wurde, ware ein römisches Gladius. Eine der Lieblingswaffen von Löwen und immer noch gerne für den ‚Gnadenschlag‘ in Verwendung. Oder für die abschließende Bestrafung eines Gladiators, der versagt hatte.   „So ähnlich wie bei den Indianern mit Hängen“, murmelte Hank. „Die Seelen der Toten konnten nicht zu Manitu gelangen, wenn der Leichnam erhängt worden war. Wegen der abgeschnürten Kehle, verstehst du?“   Nick zog bloß eine Braue hoch und sah seinem Partner an, als hätte der eben vorgeschlagen nackt durch den Wald zu rennen.   „Was denn?“, fragte Hank und zuckte mit den Schultern. „Andere Kulturen, andere Sitten.“   ***   Auf den nächsten Stopp ihrer Untersuchung freuten sich beide kein bisschen.   Captain Sean Renard, seines Zeichens ihr Vorgesetzter und königlicher Bastard (völlig Wertfrei gesprochen, aber er war nun mal ein halbes Zauberbiest von mütterlicher Seite aus; der Vater war der König von Österreich), saß in seinem Büro am Schreibtisch, den Kopf über Akten gebeugt und notierte sich etwas auf einem Block. Sein aristokratisches Profil wurde nur durch die gerunzelte Stirn gestört. Das Jackett seines maßgefertigter Anzugs hing über der Rücklehne seines Stuhles. An den Aufschlägen des strahlend weißen französischen Oberhemdes blitzten goldene Manschettenknöpfe und die seidene hellblaue Krawatte brachte gegen den distinguierten dunkelgrauen Anzug etwas Farbe ins Spiel.   Nick trat an seine Tür und klopfte, bevor er die Klinke runterdrückte. Er streckte den Kopf durch den Spalt. „Können wir kurz stören?“, fragte er mehr der Form halber. Renard wusste, wenn Nick zu ihm kam, dann nicht aus Jux und Tollerei.   Und so hob der bloß kurz den Kopf, sah seine beiden Detectives für ‚Spezialfälle‘ abschätzend an und winkte sie dann herein. Hank schloss hinter ihnen die Tür, bevor sie sich gegenüber ihres Vorgesetzten auf die Besucherstühle setzten.   Renard schraubte seinen Federhalter zu und legte ihn vor sich auf den Tisch. Die Akte, an der er gearbeitet hatte schlug er zu und legte sie zusammen mit seinem Notizblock in eine Schublade seines Schreibtisches. Dann richtete er sich auf und verschränkte die Hände. „Gentlemen, was kann ich für sie tun?“   „Wir haben ein Problem“, stellt Nick schlicht und einfach fest.   Der Captain kommentierte diese Bemerkung mit einer hochgezogenen Braue. „Wir in ‚Sie‘ oder wir in… ‚Wir‘?“, er deutete mit einem Finger erst auf Nick, dann sich selber.   „Wir“, stellte der Grimm nachdrücklich klar. Er legte die zurückhaltende Maske eines Polizisten ab und brachte seine ganze Autorität als Grimm zum Vorschein. Jedes andere Wesen abgesehen von Sean Renard wäre unter dieser Aura zurückgewichen. Selbst Hank rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum, und er war nur ein normaler Mensch. Dem Captain andererseits entlockte das nicht einmal ein müdes Achselzucken.   „Es gibt starke Anzeichen für eine neue Löwen-Arena in Portland und Umgebung.“   „Bitte?“ War er zuvor wie steht‘s die Ruhe selbst geblieben, bei dieser Eröffnung funkelten die Augen des Royals zornig auf. Dennoch blieb seine Stimme ruhig, als er nonchalant antwortete, „davon wüsste ich aber.“   „Möglicherweise“, bestätigte Nick und bedachte ihn mit einem berechnenden, eiskalten Blick.   „Außer man hat Sie extra außen vor gelassen, damit nicht wieder dasselbe wie bei der letzten Arena passiert“, gab Hank zu bedenken. Er fühlte sich, als würde er zwischen zwei geladenen und feuerbereiten Granatwerfern sitzen. Und er hatte verdammt noch mal genug von diesen Dingern hochgehen sehen, um zu wissen wovon er sprach. Nick hatte die Sache mit Juliette nie ganz verwunden und der Captain war zu stolz, um zuzugeben, wenn er sich irrte oder auch einfach nur über etwas nicht Bescheid wusste. Also versuchte er die Situation zu entschärfen, in dem er einen Kompromiss anbot.   „Da ist natürlich was dran…“, meinte Renard dann auch und rückte sich die bereits perfekt sitzende Krawatte zurecht. Er schnaubte kurz bei dem Gedanken an diesen aufmüpfigen Löwen, der die letzte Arena geleitet hatte. Nick wirkte nicht überzeugt und verschränkte die Arme vor der Brust.   „Also, ich bin gespannt, meine Herren. Wie kommen Sie zu der Annahme, dass es eine neue Arena gibt?“, der Captain lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und tippte sich mit den verschränkten Fingern ans Kinn.   Nick lehnte sich im Gegenzug auf seinem Stuhl nach vorne. „Eine kopflose Leiche wurde gestern im Wald gefunden. Sie war übersäht mit Klauenspuren, der Brustkorb praktisch zerfetzt. Die Krallen konnten keinem Tier zugeordnet werden und in den Wunden wurden ‚verunreinigte DNA-Spuren‘„, Nick malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, „gefunden. Und wir wissen doch beide, was das heißt, Captain. Zudem wurde halb unter der Leiche eine Flasche mit einer… besonderen Substanz gefunden, die Wolfsbane enthielt. Zuverlässige Quellen besagen, dass es sich dabei um einen speziellen Lockstoff für Blutbader handelt, der sie praktisch zu willenlosen Tötungsmaschinen werden lässt.“   Nachdenklich nickte Renard. „‘Wolfsmond-Tropfen‘“, bestätigte er. „Äußerst gefährliches Zeug. Ich habe vor Jahren schon einen Bann darüber für meine Sta… ich meine, für Portland ausgesprochen. Wenn es jetzt tatsächlich doch zum Einsatz kommt, dann ist die Lage in der Tat ziemlich ernst. Aber das besagt noch immer nicht, dass wirklich eine neue Arena existiert. Haben Sie schon irgendeine Spur?“   „Leider nur sehr schwache. Da sich die Betreiber vermutlich extra bemühen nicht unsere Aufmerksamkeit zu erregen, wird das nicht einfach. An der Kleidung und den Schuhen des Opfers haben wir zumindest schon mal speziellen Arena-Sand gefunden. Das Labor kann uns hoffentlich bald die genaue Zusammensetzung sagen, damit wir die Lieferanten nach größeren Bestellungen in der Umgebung abklappern können. Zudem befanden sich Spuren einer Bronzelegierung an den Schnittkanten im Genick.“   Unzufrieden runzelte der Captain die Stirn. „Wirklich eher schwache Spuren.“   „Mehr haben wir nicht, bevor das Labor durch ist“, meinte Hank. „Fingerabdrücke werden noch überprüft, aber bislang keine Treffer. Und das Opfer war von außerhalb, daher können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob er ein Wesen war und wenn ja, welches. Laut Akten hatte er keine Angehörigen, die ihn hätten vermisst melden können. Er ist ein ehemaliger Soldat, Special Forces. Die übliche Geschichte. Kam aus dem Krieg zurück, wurde ehrenhaft entlassen, fand sich danach aber nur schwer wieder im Leben als Zivilist ein. Wechselnde Jobs, wechselnde Städte. Er hat keinen Eintrag ins Polizeiregister, keine Vorstrafen, ja nicht mal ein unbezahlter Strafzettel. Allerdings dafür auch keinen festen Job und niemanden, der ihn vermissen würde. Nicht mal einen festen Wohnsitz hatte der Mann zuletzt.“   „Da hat sich jemand ziemliche Mühe gegeben keine Spuren zu hinterlassen. Wenn Sie mich fragen Captain“, sagte Nick, „dann ist das unser bester Hinweis darauf, dass hier etwas illegales läuft.“   „Ist das Ihre Meinung als Detective oder als Grimm?“   „Ein wenig von beidem, würde ich sagen. Und außerdem, er war ein Kämpfer. Viel deutlicher geht’s ja wohl nicht mehr. Überlegen Sie mal, beim Kampf tödlich verwundet, dann geköpft als Zeichen der Schande… und irgendwo im Wald entsorgt.“   Renard blickte nachdenklich drein. „Diesem Szenario fehlt es nicht an einer gewissen Logik. Wird nur schwer das der Staatsanwaltschaft zu erklären. Könnte nicht ihr Freund der Blutbader sozusagen… verdeckt ermitteln?“   Der Grimm schüttelte demonstrativ den Kopf. „Nein, dieses Mal nicht. Er hat schon mal seinen Kopf riskiert, als er bei der letzten Suche geholfen hat. Und diese Leute schrecken nicht davor zurück, diese Tropfen einzusetzen. Da kann ich ihm gleich eine Zielscheibe auf die Brust malen oder ihn blutbeschmiert in ein Piranha-Becken werfen.“   Die Augen des Royal blitzten vergnügt auf bei dem Vergleich. „Wäre bestimmt amüsant zu beobachten… Aber wahrscheinlich haben Sie in dem Fall Recht. Wir sollten nichts riskieren.“   In dem Augenblick klopfte es an der Tür und Sergeant  Wu steckte den Kopf rein. „Tut mir Leid wenn ich störe, aber das solltest du dringend hören, Nick. Eben hat hier der Coach von den drei Typen aus Beacon Hills angerufen und sich lauthals beschwert, wie lange wir seine Jungs eigentlich noch festhalten wollen, so eine kleine Aussage könne ja wohl keine 5 Stunden dauern.“   „Tut sie ja normalerweise auch nicht“, antwortete Nick irritiert.   „Moment noch, jetzt kommt das Beste, die sind bisher noch gar nicht hier gewesen, um ihre Aussagen zu machen. Ich wollte schon ne Streife losschicken und die sie herbringen lassen.“   Der Grimm machte große Augen. Alarmiert blickten er und Hank sich an.   „Wie lange sagten Sie Sergeant? Seit 5 Stunden?“, Renard beugte sich vor und stützte sich halb auf den Tisch.   Nick schaute auf seine Uhr und versuchte zurück zu rechnen. „Dieser Hale hatte gesagt, sie würden direkt nach dem Spiel ins Präsidium kommen. Wenn sie seit 5 Stunden vermisst werden…“   „Dann sind sie bestimmt schon seit über 6 Stunden weg“, vervollständigte der Captain den Gedanken. Er erhob sich und strich seine Krawatte glatt. „Gentlemen, der Fall vom toten Mann im Wald ist gerade um drei vermisste Personen erweitert worden. Hank, Nick, gehen Sie, beeilen sie sich. Wenn ihr Verschwinden mit dem Täter zu tun hat… ich möchte mir das Ergebnis nicht vorstellen müssen.“   „Geht klar. Wu, von wo hat der Mann angerufen…“, Hank ging zuerst zur Tür und schob Wu vor sich her. Er warf im Gehen einen schnellen Blick über die Schulter zu Nick und machte eine kurze Bewegung mit dem Kinn Richtung Captain. Der Grimm antwortete mit einem Nicken und machte die Tür hinter seinem Partner noch einmal zu.   Er schaute nach rechts und links, ob noch jemand zu Renard wollte, dann drehte sich Nick wieder zu seinem Vorgesetzten um. „Noch schnell bevor Wu zurück kommt. Die drei Zeugen, ich vermute sie sind auch Wesen. Sie haben die Leiche ‚am Geruch‘ gefunden und wenn sie jetzt vermisst werden…“   „Blutbader?“   Der Grimm verzog das Gesicht. „Ich denke eher nicht. Und ich habe nicht genug Zeit die Bücher zu durchsuchen. Sie hatten zwar einen hervorragenden Geruchssinn, aber auch ein extrem feines Gehör. Captain, die haben sich in so einer geringen Lautstärke unterhalten, das könnte sonst nur ein Mucielagro verstehen…“   „Und ein gewisser Grimm, wenn ich das richtig interpretiere. Na gut, Nick, dann sehen Sie zu, dass Sie die Zeugen finden, bevor sie auch mit aufgeschnittener Brust und ohne Kopf im Wald enden. Ich werde in der Zwischenzeit mal meine Kontakte auf diese Arena-Sache ansetzen.“ Mit einem Nicken entließ er den Detective und griff in die Schublade seines Schreibtisches, um sein Handy herauszuholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)