Grimm-Time with Werewolves - Grimmige Zeiten für Werwölfe von hikabella (TeenWolf X GRIMM) ================================================================================ Kapitel 10: Gegen die Zeit -------------------------- Nick und Hank saßen an ihren Schreibtischen und gingen die neuesten Laborergebnisse durch. Die Analyse der Sandspuren hatte eine sehr ungewöhnliche Mischung erbracht und nun telefonierten beide mit möglichen Lieferanten.   Nick hatte sein letztes Gespräch gerade beendet und machte sich eine Notiz, da tauchte Wu plötzlich neben ihm auf. Der Grimm zog eine Braue hoch, als er ein paar Meter hinter ihm ein junges Mädchen entdeckte, die sich verschüchtert im Raum umsah. Wu folgte seinem Blick.   „Das ist Laurie Scotts, sie hat heute Nachmittag eine mögliche Entführung beobachtet.“ Der Sergeant winkte das Mädchen heran.   „Und du kommst damit zu uns weil?“   „Weil es um zwei Schüler und den Assistenz-Trainer aus ihrer Partner High-School in Kalifornien geht.“   Sofort sprang Nick auf und ging dem Mädchen entgegen. „Hallo Laurie, ich bin Det. Burkhardt.“ Er streckte ihr die Hand hin und schüchtern ergriff sie seine Finger. „Der Sergeant sagst, du hast eine mögliche Entführung beobachtet?“   Das Mädchen atmete zitternd durch und zog die Schultern hoch. Sie senkte den Blick und flüsterte ein leises „Ich denke schon, ja.“ Nick hielt noch immer ihre Hand fest. Er befürchtete das arme Ding würde gleich zusammenbrechen, also zog er sie ein Stück mit sich und dirigierte sie auf einen Besucherstuhl. Mit einem Nicken entließ er Wu und setzte sich dem Mädchen gegenüber.   Hank beendete in diesem Moment sein Telefonat. „Nick du wirst nicht glauben, was…“ Da fiel sein Blick auf ihre Besucherin und er warf seinem Partner einen fragenden Blick zu.   „Hank, darf ich dir Laurie vorstellen? Sie hat wohl die mögliche Entführung unserer drei Zeugen beobachtet.“ Dann wandte er den Kopf dem blonden Mädchen zu. „Laurie, das ist mein Partner Detective Griffin. Erzähle uns doch bitte, was du gesehen hast, ok?“   Laurie nickte und schnäuzte sich kurz. „Natürlich Detective. Also wir hatten heute an meiner Schule ein Freundschaftsspiel mit einer Mannschaft aus Kalifornien. Wir haben dort eine Partner-Schule, verstehen Sie? Und die Jungs aus Beacon Hills sind echt gut im Lacrosse. Und niedlich. Nicht so wie die Idioten an meiner Schule…“ Sie wurde leicht rot um die Nase und kicherte. Einen Moment später räusperte sich kurz und fuhr dann fort. „Jedenfalls“, sie wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, „das Spiel war gerade vorbei, die Gäste hatten natürlich gewonnen, als mir ein dunkelroter Lieferwagen auffiel. Meine Schule benutzt wenn dann blaue und die andere Mannschaft war mit einem Bus gekommen. Ich sehe also den Wagen und wundere mich schon, was der da macht. Da fällt mir auf, dass Scott und… und der andere Junge mit dem einen Betreuer gemeinsam direkt vom Spielfeld mit ihren Taschen in den Händen in Richtung Parkplatz verschwinden. Hatte mich schon gewundert, warum die so schnell gehen, wir konnten ihren Sieg gar nicht richtig feiern…“ Wieder wurde sie rot. „Sie kamen also an diesem komischen Transporter vorbei, als plötzlich dessen Seitentür aufging und… naja, leider wurde ich in dem Moment von den anderen abgelenkt. Mit Pompons im Gesicht kann man schlecht sehen, aber als ich nur Sekunden später wieder freien Blick hatte, da wurde die Tür vom Auto zugeknallt und der Wagen fuhr mit quietschenden Reifen an. Und von den drei Männern war nichts mehr zu sehen…“   Nick und Hank warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Ganz offenbar hatte sich die Kleine in den dunkelhaarigen Spieler verguckt, wenn sie schon lieber ihn, als ihre eigene Mannschaft anfeuern wollte… Aber immerhin hatten sie auf diese Weise einen Hinweis bekommen.   „Ok, Laurie“, meinte Nick mit sanfter Stimme. „Ist dir sonst noch was aufgefallen? Du sagst es war ein dunkelroter Transporter. Hatte er vielleicht eine Beschriftung an der Seite?“   Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, Sir. Es war ein ganz einfacher Transporter.“   „Das Kennzeichen wirst du aus der Entfernung wahrscheinlich auch nicht gesehen haben, oder?“, fragte Hank.   „Leider nein. Aber es war ein Portländer Kennzeichen, da bin ich mir ziemlich sicher.“   Nick lächelte aufmunternd. „Na das ist doch schon mal was. Was hast du danach gemacht? Nachdem der Wagen weggefahren war?“   „Ich… ich bin zum Coach der anderen Mannschaft gelaufen. Ich wollte ihm sagen, dass seine Spieler verschwunden seien.“   „Und was hat er dazu gesagt?“   Sie zuckte mit den Schultern. „Er meinte das ginge schon in Ordnung, dass die drei früher weg sind. Sie sollten wohl eine Aussage bei der Polizei machen. Ich hätte mich zwar gerne verabschiedet, aber wenn der Coach meinte, es hat seine Richtigkeit, dann… dann war das wohl so…“ Sie machte eine hilflose Geste mit der Hand und blickte traurig drein.   Hank legte den Kopf schief. „Und doch sind Sie jetzt hier. Was hat Ihre Meinung geändert, Laurie?“   Sie wusste nicht so recht, wie sie die Frage beantworten sollte, das konnte Nick ihr ansehen. Sie verzog die Miene und biss sich auf die Unterlippe.   In diesem Moment schepperte es ein paar Meter neben ihr, als einer der Männer im Raum versehentlich seinen Kaffeebecher vom Tisch wischte. Erschreckt zuckte Laurie zurück und für einen kurzen Moment zeigte sich bei ihr eine Aufwallung. Nick versuchte eine Reaktion zu unterdrücken, aber das Mädchen war noch nicht wieder im Normalzustand, als sie ihrerseits Nick ansah. Ihre Reaktion auf den Grimm erfolgte unmittelbar. Sie rutschte auf ihrem Stuhl zurück, riss voller Horror die Augen auf und konnte nur mit vor Schreck vor den Mund gehaltener Hand einen Schrei unterdrücken. ‚GRIMM!‘ stand ihr ganz groß auf das Gesicht geschrieben.   „Wesen?“, fragte Hank und sprang von seinem Stuhl auf und lief um den Tisch herum.   „Fuchsbau“, antwortete Nick knapp. Er beeilte sich das Mädchen zu beruhigen. Er wollte ihre Hand nehmen, aber das Mädchen rutschte soweit zurück, wie sie auf dem Stuhl nur konnte. Beschwichtigend hob er die Hände. „Laurie, ganz ruhig. Ganz ruhig, ok?“, säuselte er leise und sah sich vorsichtig im Raum um, ob einer der Kollegen etwas davon mitbekommen hatte. „Hör zu, ich werde dir nichts tun. Ich bin ein Cop und will nur helfen, verstehst du? Ich bin zwar ein Grimm, aber nicht so einer wie aus den Geschichten. Du kannst mir vertrauen, ich tue dir nichts.“   Hank stellte sich währenddessen neben das Mädchen und beugte sich leicht vor, um sie einerseits vor neugierigen Blicken zu schützen und andererseits, um ihr beruhigend die Schulter zu drücken. „Er hat Recht Laurie, er wird dir nichts tun, auch wenn er ein Grimm ist. Wir haben schon oft mit Wesen zu tun gehabt und keines von ihnen wurde geköpft. Ist eh viel zu altmodisch.“   „Hank, das war jetzt nicht sehr hilfreich…“, stöhnte Nick, aber das Mädchen kicherte bei dieser Aussage nervös auf.   „Also was ich eigentlich sagen wollte, hier beurteilt dich keiner danach, ob du Wesen oder Kehrseite bist. Grimm hin oder her. Wir sind Cops. Und wir helfen, wenn wir gebraucht werden.“   Langsam ließ Laurie die Hand wieder sinken, ihre Schultern blieben aber hochgezogen und die Muskeln angespannt. Sie sah Hank an. „Sind Sie auch…?“   „Ein Grimm?“, fragte Hank. Sie nickte und sah ihn mit großen Augen an. „Nein, aber ich bin im Bilde. Hör mal, wenn ich dir schnell einen Becher Wasser hole, wirst du dann in der Zwischenzeit schreiend rausrennen oder ruhig hier sitzen bleiben? Die drei Männer, um die es geht, wir müssen sie unbedingt finden. Sie sind Zeugen in einem Mordfall und wir fürchten, wer auch immer dahinter steckt könnte auch ihnen etwas antun wollen.“   Laurie sah von Hank wieder zu Nick. Eulenhafte Augen betrachteten den Grimm von oben bis unten, während der versuchte einigermaßen harmlos auszusehen. Oder zumindest weniger bedrohlich. „Ich… ich werde warten“, meinte sie schließlich und blickte wieder Hank an. „Ist Scott wirklich in Gefahr?“   „Wir befürchten das, ja“, antwortete Nick.   „Dann möchte ich helfen“, sagte Laurie und klang schon wieder gefasster.   Hank drückte ihr sanft die Schulter. „Gutes Mädchen“, lobte er. „Dann hole ich dir jetzt etwas zu trinken. Bin gleich wieder da. Und nicht wegrennen, bitte.“ Laurie sah ihm hinterher, als er zum Wasserspender lief und einen transparenten Becher mit kalter Flüssigkeit füllte.   Nick wartete stumm. Er wollte die Kleine nicht noch mehr aufregen, als nötig. Aber die Zeit drängte. Das Zeitfenster, in denen man entführte Personen lebendig finden konnte war verdammt klein, und ihre Chancen sanken mit jeder weiteren Stunde.     Schließlich hielt das Mädchen den Becher in der Hand und trank mit vorsichtigen Schlucken.   „Ok, Laurie. Du hast also gesagt, der Coach meinte es wäre ok, dass die Jungs vorzeitig weg sind. Was hat dich also dazu gebracht doch zu uns zu kommen, und von einer Entführung auszugehen?“, fragte Hank. Er zog seinen Stuhl um den Tisch herum, um sich neben das Mädchen zu setzen.   Die knetete ihre Hände und rang nach Worten. „Ich kann auch nicht genau sagen, warum. Ich hatte die ganze Zeit ein merkwürdiges Gefühl wegen der Sache. Aber richtig komisch wurde es, als ich nach dem Unterricht wieder aufs Feld zum Cheerleader-Training wollte. Ich bin zu der Stelle hin, wo ich die drei zuletzt gesehen hatte und da…“, sie runzelte die Stirn. „Ich könnte schwören, dass ich Wolfsbane gerochen habe. Aber das wächst dort nirgends. Also schaute ich mich genauer um und fand das hier unter einem nahestehendem Auto.“ Sie griff in ihre Tasche und zog ein zerkratztes Handy hervor. Nick nahm es entgegen und unterzog es einer schnellen Überprüfung. Das Glas war zersprungen, aber mit einem kurzen Druck auf die Sperrtaste erwachte Display zum Leben. Das Hintergrundbild zeigte Scott McCall Arm in Arm mit einem dunkelhaarigen Mädchen. Es war ein Selfie und erklärte, warum Laurie das Gerät lieber zur Polizei gebracht hatte, statt es im Fundbüro der Schule abzugeben. Nick zeigte das Bild seinem Partner.   „Eindeutig. Das muss sich die Technik sofort ansehen, vielleicht können sie…“   In dem Augenblick begann das Gerät zu vibrieren und zeigte das Anrufer Bild einer hübschen, blassen Rothaarigen. ‚Lydia‘ stand unter dem Foto.   Nick und Hank sahen sich kurz an, dann drückte der Grimm auf ‚Annehmen‘ und hielt sich das Gerät ans Ohr.   „Na endlich Scott, wieso geht ihr alle nichts ans Telefon? Das Spiel ist doch längst vorbei. Hör zu, ich hab die Info, die ihr wolltet. Ich muss da echt mal ein Stichwortregister erstellen, das Bestiarium ist verdammt unübersichtlich, und ich…“   „Entschuldigung wenn ich unterbreche Miss, aber hier ist Detective Burkhardt vom Portland Police Department“, meldete er sich zu Wort. „Mit wem spreche ich bitte?“   Am anderen Ende der Leitung war es still geworden. „Polizei?“, kam die fragende Antwort. „Ist Scott was zugestoßen? Oh, hier ist Lydia, Lydia Martin. Ich bin eine Freundin von Scott.“ Es folgte ein weiterer Moment Stille. Dann sagte sie, „hat es was mit der Leiche von gestern zu tun?“   Nick zog eine Braue hoch. „Er hat Ihnen davon erzählt?“   „Derek hat mir das gesagt, also Derek Hale meine ich. Ist der vielleicht bei Ihnen? Ich kann ihn auch nicht erreichen und…“   „Und… Stilinski ebenfalls nicht?“, fragte Nick, der schnell in der Akte nach den Namen gesucht hatte.   „Oh mein Gott, ich wusste, ich hätte sie nicht alleine fahren lassen sollen“, murmelte diese Lydia leise. „Wir hätten gleich nach dem Anruf gestern losfahren sollen… warum wollte Kira auch nicht, dass wir fahren…“   „Äh, Miss?“, versuchte Nick wieder ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. „Miss äh… Martin, in welchem Verhältnis stehen sie zu den drei Männern?“   „Wir sind Freunde“, kam die prompte Antwort.   „Die Frage klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, aber…“, Nick wurde etwas leiser und drehte sich von Laurie weg. „Sagt Ihnen zufällig der Begriff ‚Wesen‘ etwas? Und/oder ‚Grimm‘?“ Wieder musste Nick einige Sekunden auf die Antwort warten.   „Wie kommen Sie darauf?“   „Hat einer der Männer gestern vielleicht einen dieser Begriffe Ihnen gegenüber verwendet?“   „Wer sind sie noch mal und was genau machen Sie mit dem Handy von Scott?“, fragte Lydia schließlich mit einem misstrauischen Unterton.   „Ich bin Detective Burkhardt vom Portland Police Department und zuständig für den Fall mit der Leiche im Wald, bei dem ihre Freunde Zeugen sind.“   „Und das Handy haben Sie weil?“, hakte Lydia nach.   „Weil es ein Beweisstück ist. Noch mal zu den Wesen…“   „Sind Sie ein Jäger?“, fragte plötzliche Lydia den Polizisten.   „Ein Jäger?“, Nick war ehrlich überrascht. Diese Bezeichnung hörte er zum ersten Mal im Zusammenhang mit Wesen.   „Ja, ein Jäger, ein Argent, ein was auch immer, der Jagd auf… auf nicht menschliche Personen macht…“   „Ich bin weder ein Jäger, noch ein Argent, und ich jage keine Wesen, Miss Martin. Ich bin Polizist.“   „Und vermutlich ein Grimm, oder? Hören Sie, wenn Sie meinen Freunden auch nur ein Haar krümmen, schwöre ich Ihnen…“   „Halt halt halt“, unterbrach Nick das Mädchen, bevor sie zu einem Polizisten etwas sagen konnte, was sie vielleicht später bereuen würde. Er stand auf und deutete Hank, dass er in einen der leeren Verhörraume gehen würde, um etwas mehr Privatsphäre zu haben. Hank nickte und blieb bei Laurie sitzen. „Hören Sie Miss. Ich bin zwar ein Grimm, aber ich habe nichts mit dem Verschwinden von Ihren Freunden zu tun.“   „Verschwinden?!“, kreischte es aus dem Hörer. „Kira, schau sofort nach, wann der nächste Flug nach Portland geht, wir müssen so schnell wie möglich da hin… Man kann diese verdammten Wölfe aber auch keinen Tag aus den Augen lassen…“   „Wölfe? Sie meinen Blutbader.“   „Ich meine was ich sage“, schnauzte Lydia.   „Ok“, nahm Nick leicht irritiert zur Kenntnis. Wer war diese Frau wohl? „Und was sagt Ihnen Wolfsbane in dem Zusammenhang?“   „Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, geht’s ihnen gut?“ Lydias Stimme wurde panisch. „Sind sie etwa mit Wolfsbane in Berührung gekommen? Verdammt, warum durfte ich auch nicht mitfahren. Wenn die Drei es alleine damit zu tun bekommen…“ Sie fluchte leise in den Hörer. „Hören Sie mir gut zu, Wolfsbane ist Gift für die Jungs, halten Sie sie unbedingt davon fern. Gibt es in Portland einen Emissary, oder zumindest jemand, der sich mit den… speziellen Bedürfnissen nichtmenschlicher Personen auskennt? Einen Druiden vielleicht?“   Er dachte an Rosalee. Wenn jemand helfen konnte, dann vermutlich sie. „Einen Druiden nicht, aber wir haben jemanden, ja.“   „Na wenigstens etwas… Im Zweifelsfalls immer die Wunden ausbrennen, klar? Feuer hat auch bei der letzten Vergiftung geholfen. Aber übertreiben Sie’s nicht, verstanden?“   „Ähh“, Nick wusste nicht so Recht, wie er mit dieser Information umgehen sollte.   „Verstanden?“, hakte Lydia nach.   „Ja, ok, verstanden. Hören Sie, Miss, worum geht’s eigentlich bei Ihnen? In meinen Büchern stand nichts von Wesen, die auf Wolfsbane reagieren, also was…“   „Ich sagte doch schon, es sind keine Wesen. Die Argents machen da sehr klare Unterschiede im Bestiarium.“ Aus dem Hintergrund war eine zweite Stimme zu hören. „Augenblick mal Detective“, sagte Lydia und schien eine Hand auf das Mikro zu legen, damit er nicht alles hören konnte. Ihre Stimme wurde dumpf im Lautsprecher. „Was meinst du damit, nicht vor morgen Abend? Verdammt, es muss doch möglich sein noch heute Nacht… Wer hat denn so einen dämlichen Flugplan… ja schon gut, dann müssen wir halt mit dem Auto los… Hast du etwa Angst vor deiner Mutter? Verdammt Fuchs, wenn wir nicht schnell handeln, ist es vielleicht zu spät… Wir müssen sofort… Beruhigen? Du hast leicht reden…“ Lydia atmete tief durch am anderen Ende und der Grimm wartete geduldig, bis sich das Mädchen wieder gefangen hatte.   „Miss Martin?“   „Ja, bin wieder dran.“   „Hören Sie, ich habe keine Ahnung, in was Ihre Freunde da geraten sind, aber sie wurden anscheinend von denselben Leuten verschleppt, die auch das gestrige Opfer getötet haben. Sie sagen zwar die drei seien keine Wesen, aber sie sind auch keine normale Menschen, oder?“   Lydia zögerte. „Nein“, antwortete sie leise. „Sind sie nicht.“   Der Grimm nickte, obwohl Lydia es natürlich nicht sehen konnte. „Verstehe. Gäbe es einen Grund, warum andere Wesen ein Problem mit ihnen haben könnten?“   Das Mädchen schnaubte belustigt. „Wesen? Nein. Wir haben mit Wesen wie Sie sie vermutlich kennen nichts am Hut. Wir haben hier unsere eigenen Probleme, wissen Sie? Jäger haben umgekehrt ein Problem mit uns, aber die sind keine Wesen. Und die würden Wolfsbane aggressiver einsetzen.“   „Wie aggressiver?“   Die Leitung blieb einen Moment ruhig. „Detective“, fuhr Lydia schließlich fort, „was ich Ihnen jetzt sage muss streng geheim bleiben, verstehen Sie? Sie scheinen ein durchaus eingeweihter Mensch zu sein, aber es gibt Geheimnisse, die zum Schutz meiner Freunde auch geheim bleiben sollten.“   „Hören Sie Miss Martin“, antwortete Nick und fuhr sich mit der Hand einmal übers Gesicht und durch die Haare. „Ich tue was ich kann die Sache diskret zu behandeln, aber es geht hier um eine polizeiliche Mordermittlung. Ich kann Ihnen also nichts Definitives versprechen.“   Lydia seufzte. „Dann wird das reichen müssen. Versuchen Sie nur, es aus den Berichten rauszuhalten.“   Nick lachte leise. „Das klingt, als hätten Sie schon einschlägige Erfahrungen.“   „Sie haben ja keine Ahnung…“, stöhnte das Mädchen. „Also gut Mr. Grimm. Ein Jäger würde Wolfsbane direkt als Waffe einsetzen. Die Kugeln wären damit gefüllt und würden den Körper langsam von innen heraus vergiften. Sollte einer der Jungs von so einer Kugel getroffen werden, so müssen Sie unbedingt eine dieser Patronen im unbenutzten Zustand behalten, die wird als Gegengift benötigt. Sollten die Jungs das Zeug riechen oder längerfristig einatmen, kann es sie stark schwächen oder auch den Verstand verwirren und sogar töten.“   „Kugeln?“, fragte Nick ungläubig. „Kugeln gefüllt mit Wolfsbane?“ Warum erinnerte ihn das so an das Siegbarste Gift?   „Sie brauchen gar nicht so zu tun, Detective. Wenn ich die Notizen der Argents richtig verstehe ist Ihre… Familie noch viel drastischer drauf. Kopf runter und fertig. Aber nicht alle Monster sind monsterhaft. Manche versuchen einfach nur das Richtige zu tun.“   Ein schiefes Lächeln stahl sich auf Nicks Gesicht. Das hatte er eigentlich gar nicht gemeint, aber das Mädchen hatte trotzdem Recht. Er konnte ihr das nachfühlen. Für Wesen war schließlich er das Monster, das nachts unter ihrem Bett auf sie lauerte.   „Ach noch etwas“, merkte Lydia an. „Wenn Sie mit den Eltern reden sollten, nicht alle sind eingeweiht, verstehen Sie? Sheriff Stilinski und Mrs. McCall wissen Bescheid, mit denen können Sie über den… nichtmenschlichen Faktor reden, aber halten Sie sich besser gegenüber Agent McCall bedeckt. Scott hat ihn soweit ich weiß noch nicht eingeweiht.“   Der Grimm runzelte die Stirn. Hieß das Scott war adoptiert und der Mann wusste nichts über die Abstammung? Das hatte er schon mal erlebt. Damals, als das alles auch für ihn noch ganz neu war.   „Ok, Miss Martin, ich werde das berücksichtigen.“   „Gut, wir machen uns gleich auf den Weg. Seien Sie bereit mir im Zweifelsfall bei den Kollegen der Highway-Patrol den Rücken frei zu halten… Und rufen Sie mich bitte an, wenn Fragen zum übernatürlichen Teil auftauchen sollten. Und vielleicht können wir auch unsere Notizen vergleichen, wenn ich in Portland bin. Wir hören von einander, Mr. Grimm.“   Damit legte sie auf.   Nick starrte das Telefon an und ließ das Gespräch einen Moment lang sacken. Ganz offenbar wusste die junge Frau so einiges, war aber selber kein Grimm oder Jäger. Was sie dann wohl war… zumindest schien sie etwas anderes zu sein als die Vermissten, sonst hätte sie bestimmt von ‚wir‘ gesprochen bei der Wolfsbane-Sache. Das Ganze wurde immer mysteriöser.   Schließlich ging er zurück zu Hank.     Der saß wieder an seinem Schreibtisch und Laurie war nirgends zu sehen. Nick schaute sich um. „Ist sie aufs Klo?“   Hank schüttelte verneinend den Kopf. „Ich hab sie nach Hause geschickt. Dein Gespräch dauerte ja etwas länger und sie konnte nicht mehr sagen, als sie bereits erzählt hatte. Ich hab ihr trotzdem eine Karte von uns gegeben, und gesagt sie solle sich melden, falls ihr oder einem der anderen Schüler noch was einfällt.“   Mit einem Seufzen ließ sich Nick in seinen Stuhl fallen. Einen Augenblick lang saß er still da, dann suchte er in seinen Schreibtischschubladen nach einem Beweismittelbeutel. Bevor er das Telefon eintütete notierte er sich noch die Kontaktdaten für Lydia Martin.   „Interessantes Gespräch, hmm?“   Der Grimm rieb sich die Stirn. „Kann man sagen.“   „Und es wird noch interessanter“, sagte Hank und hielt Nick einen Ausdruck hin. „Ich habe eine Spur zu unserem Sand gefunden. War nicht einfach.“   Nick studierte das Blatt. „Ernsthaft?“, fragte er und deutete auf den Zettel.   „Jupp“, bestätigte Hank.   Das Blatt in der Hand noch immer lesend stand Nick auf und ging zum Büro des Captains. Hank eilte ihm hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)