Grimm-Time with Werewolves - Grimmige Zeiten für Werwölfe von hikabella (TeenWolf X GRIMM) ================================================================================ Kapitel 14: Werwölfe gibt es nicht, Virginia… --------------------------------------------- Scott nahm einen tiefen Zug aus dem Inhalator, hielt die Luft solange wie möglich an und atmete dann langsam wieder aus. Seine Finger zitterten, aber er bekam endlich wieder besser Luft.   Er lag auf einer Pritsche, eine Decke um sich gewickelt, im Hinterzimmer eines Tee- und Gewürzladens in der Altstadt von Portland. Zumindest hatte man ihm das so erklärt.   An die Fahrt hierher erinnerte er sich kaum. Man hatte ihm sein Lederoberteil ausgezogen, bevor sie mit dem Auto losfuhren, das hatte er noch mitbekommen, aber danach verschwammen seine Erinnerungen. Bis er schließlich auf besagter Pritsche mit Blick auf an Deckenbalken aufgehängten Kräuterbündeln wieder zu sich kam.   Rosalee Calvert war die Besitzerin und Betreiberin des gemeinhin nur als ‚Spice-Shop‘ bezeichneten Ladens und eine versierte Apothekerin. Sie hatte ihn mit einer selbstgefertigten Kräuter-Mischung nach der Vergiftung mit Wolfsbane behandelt und damit vermutlich schlimmeres verhindern können. Jetzt musste er sich nur ausruhen und heilen.   Sie saß halb neben ihm am Rand der Pritsche und beobachtete ihn mit besorgtem Gesichtsausdruck. „Geht’s wieder?“   „Einigermaßen“, antwortete Scott mit rauer Stimme.   „Asthmatiker?“   „Früher mal…“   „Früher?“ Sie nahm ihm den Inhalator ab und steckte ihn in die Tasche ihrer Strickjacke.   „Ähh… naja… ich war mal Asthmatiker, aber das ist inzwischen geheilt.“   „War es also mehr Psychosomatisch? Stress-Asthma?“ Sie fühlte seine Stirn, ob er noch Fieber hatte, befand dass es nicht so war und drückte ihn wieder zurück in die Kissen. „Du musst dich noch etwas ausruhen, Scott.“   „Nein, das war schon richtiges Asthma. Ich bin mehr als einmal fast erstickt…“   Rosalee zog die Brauen zusammen. „Ich dachte eigentlich, dass man das nicht wirklich heilen kann.“   „Oh doch, es gibt schon eine Methode, wie man das und so einiges anderes heilen kann, ist aber nicht für jeden geeignet“, warf Derek ein. Er hatte sich bisher in einer Ecke des Raumes auf einem Stuhl gelümmelt und gedöst. Jetzt nahm er die Füße von einem zweiten Stuhl herunter, stand auf und trat an das Fußende der Pritsche. Er wirkte erschöpft aber auch erleichtert, dass Scott wieder wach war. Leicht unbeholfen tätschelte er Scotts Bein und ging dann neben der Pritsche in die Hocke. Seine Hand blieb auf Scotts Bein liegen.   „Und die Methode hat einige Nebenwirkungen“, ergänzte Stiles. Er war eben aus dem Ladenbereich nach hinten gekommen und setzte sich nun am Kopfende einfach auf den Boden. Der junge Beta legte Scott ebenfalls eine Hand auf, in diesem Fall auf die Schulter und nickte ihm aufmunternd zu.   „Nebenwirkungen?“, fragte Rosalee neugierig. Sie stand auf und legte das feuchte Tuch weg, das sie vor einer Weile auf Scotts Stirn gelegt hatte, aber nun nicht mehr nötig war.   „Naja, zum Beispiel Wolfsbane, es…“, begann der ältere, wusste aber nicht wie weit er in seiner Erklärung gehen sollte.   Die Fuchsbau nickte wissend. „Ich verstehe schon, ihr reagiert darauf allergisch und es löst asthmatische Anfälle aus.“ Sie warf Derek einen mitfühlenden Blick zu.   „Oder schlimmeres“, fügte Stiles leise hinzu.   Die Ladenklingel ertönte und Rosalee drehte den Kopf zur Tür. „Einen Moment, bin gleich da.“   Aber wer auch immer gekommen war wartete nicht, sondern kam einfach zu ihnen ins Hinterzimmer. Es war ein großer, schlanker Mann mit wilden Locken und Vollbart. Er ging schnurstracks auf die Frau zu und nahm sie fest aber liebevoll in den Arm.   Rosalee wiederum fing an leise zu… schnurren? Derek betrachtete den Neuankömmling genauer. Auch er schien eines dieser Wesen zu sein. Ebenso wie Rosalee. Er hatte jedenfalls diese Aura und den urtümlichen, wilden Geruch an sich, wie ihn alle Wesen mehr oder weniger zu haben schienen. Und er musste wohl der Freund von ihr sein. Da blitzte ein Ring an Rosalees Hand auf. Ah, wohl mehr als ein Freund. Bei den vielen Karat wohl doch eher Verlobter.   „Alles ok bei dir Rosi? Ich weiß du hast gesagt, ich soll mich besser erst mal fernhalten, aber konnte nicht mehr warten, und…“   „Ja, mach dir keine Sorgen um mich, Monroe. Nick hat sich um das Problem gekümmert.“ Sie legte ihm liebevoll eine Hand an die Wange und wies dann mit dem Kopf in Richtung Pritsche und damit auf die Werwölfe. „Das sind übrigens die drei Männer, von denen Nick erzählt hat.“   „Die drei mit dem…“. Er hatte sagen wollen ‚mit dem Supergehör‘, aber das in deren Gegenwart auszusprechen wäre dann doch einigermaßen unhöflich gewesen. Beide wussten auch so was er meinte, denn die Fuchsbau nickte bestätigend. Monroe drehte sich um und ließ dabei seine Verlobte los. Sein Gesichtsausdruck wurde ratlos und er runzelte die Stirn. „Irgendwas blockiert meine Nase… Hab ich mich erkältet? Aber vorhin ging‘s doch noch…“   „Der arme Junge ist mit dieser Wolfsbane-Mischung vollgespritzt worden, und deshalb…“   „Doch nicht etwas mit ‚den Tropfen‘?“, entsetzt ging er einen Schritt zurück. „Rosalee, du weißt, was die auslösen können, ich will dir nicht…“   „Schttt“, die Frau legte ihm lächelnd einen Finger auf die Lippen und gab ihm dann einen Kuss. „Alles in Ordnung, mein Lieber. Das Gegenmittel ist längst fertig und der Junge damit von oben bis unten eingesprüht. Darum kannst du auch nichts riechen. Also kein Grund zur Sorge.“   „Ok, wenn das so ist. Nichts zu riechen ist immer noch besser, als in Raserei zu verfallen und jemandem was anzutun.“   „Definitiv“, lachte sie. „Ok Jungs, wird ja wohl noch eine Weile dauern, bis es unserem Patienten wieder besser geht. Wir gehen nach Nebenan in den Laden, schließlich muss ich nebenbei auch noch ein Geschäft führen. Einfach rufen, wenn ihr etwas braucht, ok?“   „Ok“, antwortete Scott. Er sah den schwarzhaarigen am Fußende mit seinen braunen Augen intensiv an und biss sich kurz auf die Unterlippe, bevor er fort fuhr. „Wir könnten das hier aber auch etwas beschleunigen. Derek?“, fragte Scott leise und richtete sich halb auf. Er hielt dem Mann seinen linken Arm hin.   „Vor den Leuten?“, flüsterte Derek und beäugte misstrauisch die beiden, die gerade den Raum verließen.   „Glaubst du ernsthaft, das würde noch einen Unterschied machen? Die wissen doch eh alle schon, dass wir ‚nicht normal‘ sind. Und sie schauen eh grad nicht hin.“   „Wenn du meinst, ist deine Entscheidung.“ Er zuckte mit den Schultern und trat an Scotts Seite.   Rosalee hatte sich im Türrahmen umgedreht, um die Tür zu schließen und erhaschte dabei in diesem Moment einen kurzen Blick auf Derek, der mit festem Griff Scotts Arm in beiden Händen hielt. „Was…“, fing sie verwundert an, da machte es auch schon knacks… und Scott zog scharf die Luft ein vor Schmerz. „Was sollte das?“, rief sie erschreckt und eilte zu Scott. Sie schob Derek beiseite und nahm den frisch gebrochenen Arm in die Hände. Vorsichtig tastete sie darüber.   Monroe drückte Derek die Hand vor die Brust und schob ihn erbost einige Schritte von Scott weg. „Sag mal spinnst du? Was sollte das werden?“   Beruhigend hob Derek die Hände. „Ganz ruhig, ich tue ihm nichts.“   „War das eben etwa nichts?“, fragte der Blutbader aufgebracht und deutete mit einer Hand hinter sich auf den Jungen.   „Na schön, dann eben ‚nichts, was er nichts will‘, besser?“ Nach Monroes Reaktion zu urteilen fand er das keinen Deut besser. Er hob die Rechte zur Faust geballt und sah aus, als wolle er den schwarzhaarigen eine verpassen.   Der Einzige, der völlig entspannt und ungerührt blieb von dem ganzen war Stiles. Er saß noch immer neben Scott und grinste leicht. „Ist doch schon gut“, meinte er. „Keine Aufregung, Leute.“   „Nichts ist gut“, fauchte ihn Rosalee an. „Wieso bricht er einfach dem Jungen den Arm? Und du guckst auch noch seelenruhig dabei zu.“   „Weil er es wollte?“, antwortete Derek, deutete auf Scott, der zustimmend nickte und zog fragend eine Braue hoch.   „Wirklich kein Grund zur Panik, Leute, alles ok“, meinte Scott mit ruhiger Stimme. Er zog Rosalee seinen Arm aus den Händen und bewegte ihn leicht.   „Nicht! Sonst verschiebt sich was. Monroe, wir müssen ihn sofort ins Krankenhaus bringen. Das muss geröntgt werden…“   „Muss es nicht“, antwortete Scott. Seine Stimme war bereits wieder kräftiger. Er richtete sich auf und man konnte zusehen, wie die Farbe in sein Gesicht zurückkehrte. Er schwang die Beine über den Rand der Pritsche und setzte sich ordentlich hin. Sofort setzte sich Stiles neben ihn und drapierte die Decke um ihn, dass der Oberkörper bedeckt war.   „Aber…“ Rosalee riss die Augen auf und starrte Monroe an. „Was… der Arm war eben noch gebrochen. Ich konnte es fühlen…“   „Jetzt ist er es nicht mehr. Gott, wie ich das hasse“, murmelte Scott. Er bewegte die Finger und drehte den Arm ein wenig.   „Aber so geht’s am schnellsten, das weißt du doch.“ Derek verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen.   „Deshalb muss es mir ja nicht gefallen, oder?“   „Hey, ich hab mich auch nicht beschwert, als ihr das im Kerker bei mir machen musstet, oder?“   „Ihr…“, Rosalee deutete entgeistert mit dem Finger von einem zum Anderen. „Ihr… macht das öfters?“   „Klar“, warf Stiles gut gelaunt ein. Er ließ sich nach hinten sinken und stützte sich rücklings auf die Ellenbogen.   „Einmal!“, betonte Derek und hob zur Verdeutlichung den Zeigefinger. „Das war das erste Mal bei dir!“   Monroe kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Einmal reicht doch wohl. Was sind Sie denn für einer? Hieß es nicht, Sie seien der Lehrer der beiden?“   „In mehrfacher Hinsicht“, warf Stiles grinsend ein und bekam dafür eine Kopfnuss von Scott verpasst.   „Eine Verletzung triggert die Heilung und ein gebrochener Knochen ist wenigstens keine so blutige Angelegenheit, wie wenn ich ihn irgendwo meine Krallen rein jage, oder nicht?“   „Absolut“, stimmten Scott und Stiles zu.   „Und auch weniger auffällig, nicht wahr?“   Alle drehten sich zur Tür um. Im Eifer des Gefechts hatte keiner mitbekommen, dass jemand den Laden betreten hatte. Nick Burkhardt, seines Zeichens der Grimm von Portland stand dort, lehnte sich mit vor der Brust gekreuzten Armen an den Türrahmen und betrachtete die Szenerie vor ihm. Hank stand neben ihm und schüttelte nur mit dem Kopf. „Wir haben euch was mitgebracht“, sagte er und trat einen Schritt beiseite.   Kaum dass er aus dem Weg war, stürmten auch schon drei Mädchen in den Raum.   Kira fiel Scott um den Hals. Die Decke rutschte ihm dabei von den Schultern, aber keiner von beiden achtete darauf. Sie waren viel zu beschäftigt damit, sich zu küssen. „Ich hatte solche Angst um dich“, flüsterte sie zwischen den Küssen.   „Hey, du kennst mich doch. Unkraut vergeht nicht“, neckte er das Mädchen und umarmte sie fest.   Stiles wurde von Malia umgeworfen, die ihn ebenfalls mit Küssen bedeckte. Dann knurrte sie leise. „Wenn du noch mal ohne mich wegfährst, ich schwöre dir, ich…“ Aber weiter kam sie nicht, da Stiles ihren Kopf in seine Hände nahm, sie zu sich heran zog und ihren Mund anderweitig beschäftigte.   Nur Lydia hielt sich etwas mehr zurück. Sie stolzierte gemessenen Schrittes auf Derek zu und schob Monroe beiseite. Sie stieß dem Werwolf mit dem Finger in die Brust. „Siehst du? Ich hab doch gleich gesagt, ihr braucht mich.“ Sie sah müde und erschöpft, aber auch sehr zufrieden aus.   Derek lächelte. Ein sehr seltenes echtes Lächeln, das auch seine Augen erreichte. „Du hast mir auch gefehlt, Beauty Queen.“ Er strich ihr eine Strähne ihres erdbeerblondes Haares aus dem Gesicht und steckte sie ihr hinters Ohr. Lydia warf sich ihm an die Brust und er schloss die Arme um sie, die Wange an ihren Kopf gelehnt.     Schließlich ebbte die Wiedersehensfreude etwas ab und die Mädchen brachten sich mit roten Wangen in unverfänglichere Positionen.   Die Erwachsenen hatten sich zwischenzeitlich in den Ladenbereich zurückgezogen und sich leise miteinander unterhalten.   „Detectives?“, fragte Scott schließlich laut genug, dass ihn die anderen hören konnten. Sie unterbrachen ihr Gespräch und kamen wieder zurück ins Nebenzimmer.   „Wie geht’s dir, Scott?“, fragte ein besorgt dreinblickender Nick.   „Wesentlich besser, danke.“   „So siehst du auch aus“, meinte Hank. Er griff hinter sich und brachte zwei Sporttaschen zum Vorschein. „Ich nehme an das sind eure?“   Begeistert sprangen Scott und Stiles auf, um dem Detective die Taschen aus den Händen zu reißen.   „Scheint so“, meinte Nick und grinste verschmitzt. Er sah zu, wie Scott aus seiner Tasche Wechselkleidung hervorholte und sich erst mal ein Hemd überzog.   „Wo haben Sie die denn gefunden?“, fragte Derek interessiert.   Hank zuckte mit den Schultern. „In einer Abstellkammer der Arena. Zusammen mit allerhand anderen Sachen, die sie vermutlich weiteren Opfern abgenommen hatten.“   „Eure Sportsachen haben wir übrigens auch gefunden. Die Sachen sind jetzt auf dem Revier, aber wir dachten uns, ihr würdet euch vielleicht lieber umziehen, bevor wir euch hinfahren.“ Er deutete auf die Lederkluft, die alle drei noch trugen.   Ein enttäuschtes „ohh...“ von Malia sorgte für hochgezogene Brauen.   „Was?“, fragte Stiles, der gerade seine Jeans aus der Tasche genommen hatte.   „Ich find es nur schade, dass ihr euch umziehen sollt. Die Sachen stehen euch.“ Sie knurrte wieder leise und ihre Augen strahlten dabei.   Stiles bekam einen roten Kopf. Er warf den Detectives einen Seitenblick zu. „Ich glaub nicht, dass wir die Sachen behalten dürfen, Malia…“   „Leider nein“, bestätigte Nick und zauberte mehrere große Beweismittelbeutel hervor.   Derek machte große Augen. „Und was soll ich anziehen? Meine Sachen sind alle im Quartier.“   Lydia stupste ihn lächelnd auf die Nase. „Glück für dich, dass wir auf dem Weg hierher zuerst dort vorbei sind und dir was mitgebracht haben.“ Kira nahm den Rucksack, der neben der Pritsche zu Boden gesunken war und warf ihn dem Beta zu. Der öffnete ihn und schaute hinein. „Meine Jacke!“, rief er freudestrahlend.   Alle lachten auf. *** Während die Jungs sich im Hinterzimmer umzogen, hatte Rosalee in der Zwischenzeit eine Kanne Tee für alle aufgebrüht. Nick lehnte dankend ab. Er bevorzugte doch eher einen Becher gefüllt mit guten dampfenden schwarzen Kaffee. Sein Partner nahm dagegen den Becher gerne an und nippte an der heißen Flüssigkeit. Auf der Ladentheke stand ein Karton mit frischen Donuts bereit, den die Detectives auf dem Weg zum Laden besorgt hatten. Das ersetzte zwar kein vollwertiges Frühstück, würde aber den schlimmsten Hunger dämpfen. Immerhin war es schon einige Stunden her, dass die Männer entführt worden waren und dieser Derek und Stiles hatten dem verletzten Jungen nicht von der Seite weichen wollen. Daher hatten alle drei schon seit bald einem Tag nichts mehr gegessen.  „Hmm, Voodoo-Donuts“, schwärmte Monroe und wollte schon in den Karton greifen, bekam dafür aber von seiner Verlobten einen Klaps auf die Hand.   „Finger weg, die sind für die Jungs, nicht für dich. Du hattest heute schließlich schon Frühstück.“   „Aber keines mit dir zusammen“, maulte er.   Nick und Hank sahen sich an und seufzten.     Fünf Minuten später waren die Jungs wieder repräsentabel und traten aus dem Nebenzimmer in den eigentlichen Ladenbereich.   Stiles hatte die Tüten mit den Klamotten in der Hand und hielt sie Hank hin. „Bitte schön. Ich glaub aber nicht, dass Ihnen die Sachen passen werden.“ Malia knuffte ihn auf den Arm. „Autsch“, sagte er vorwurfsvoll und rieb sich über die Stelle.   „Lass den Mann in Frieden“, wies sie ihn zurecht. „Immerhin haben er und seine Kollegen euch gefunden und befreit.“   „Worüber wir auch sehr froh und dankbar sind“, sagte Scott und legte den Arm um Kira.   „Apropos, wie haben Sie uns eigentlich gefunden?“, fragte Stiles neugierig.   „War gar nicht so einfach. Die hatten ihre Spuren ziemlich gut verwischt“, antwortete Nick.   „Über die besondere Sandmischung in der Arena kamen wir auf einen entsprechenden Hersteller. Der lieferte in mehreren kleineren Chargen an verschiedene Zwischenhändler und Lager. Von dort wurde der Sand wieder von anderen Firmen abgeholt und transportiert und wieder in Zwischenlagern deponiert“, erklärte Hank. „Bis es schließlich auf der Baustelle der Arena ankam.“   „Weitere Nachforschungen ergaben dann eine Beteiligung von Albright über Strohfirmen an dem Bau und dem Erwerb des Grundstückes“, ergänzte der Grimm. „Zudem… gab es gewisse… Hinweise.“   „Tipps aus der Bevölkerung sozusagen.“   Derek hob eine Braue. „Vertrauliche Quellen bei Wesen-Angelegenheiten?“   „Kein Kommentar“, grinste Nick und verschränkte die Arme vor der Brust.   „Wie auch immer Sie uns gefunden haben, wir verdanken Ihnen unsere Freiheit“, kommentierte Scott und lächelte.   „Und euer Leben“, warf Monroe ein.   Hank schnaubte amüsiert. „Das vielleicht weniger. Die drei haben sich ziemlich gut geschlagen.“   „Das stimmt, Monroe. Die haben einen Taurus Armenta flachgelegt.“ Die Augen des Grimms blitzten auf. „Und bei den Heilkräften… hättet ihr wohl schon eine Weile dort durchgehalten.“   „So lange niemand Wolfsbane einsetzt“, merkte Lydia an. Sie stellte sich zu Derek und lehnte sich seitlich an ihn. Er hob seinen Arm und legte ihn ihr um die Schultern, worauf sie ihrerseits die Arme um seine Körpermitte legte.   „Was mich darauf bringt, es gibt ja immer noch eine ungeklärte Frage“, sagte Monroe und warf Scott einen interessierten Blick zu. „Was für eine Art Wesen seid ihr nun eigentlich?“   „‘Zeig mir deins, dann zeig ich dir meins‘“, antwortete er und legte den Kopf schräg.   Verblüfft sahen Rosalee und Monroe sich an. Nach einigen Sekunden schien der Blick der Frau zu sagen ‚Warum nicht?‘.   „Scott…“, warf Derek leise ein. Er schüttelte leicht mit dem Kopf. „Ich weiß nicht, ob…“ Doch sein Alpha wollte nichts davon hören und schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.   „Sie haben uns geholfen, Derek. Sie haben uns und die anderen Gefangenen befreit und ohne Rosalee... Wenn sie uns hätten schaden wollen, dann hätten sie das längst getan.“   Derek senkte den Kopf ein wenig, aber seine Augen wanderten zu Stiles, der ähnlich skeptisch dreinblickte und betretendes Schweigen füllte den Raum.   „Sie sind ein Grimm, nicht wahr?“, fragte Derek den jüngeren Detective schließlich und beobachtete ihn aufmerksam.   „Ja, aber wie ich gestern schon Lydia gesagt habe, ich bin kein… kein Jäger. Ich bin Polizist mit einem… etwas erweiterten Zuständigkeitsbereich.“   „Stark erweitert“, stimmte Monroe zu.   Scott nickte. „Verstehe. Und Sie können ‚Wesen‘ sehen?“   „Ja, wenn sie eine ‚Aufwallung‘ haben schon.“ Er legte den Kopf schief. „Bei Ihnen dreien habe ich bislang keine sehen können…“   „Das liegt daran, dass wir keine habe, Detective. Ich kann mich nur wiederholen, wir sind keine ‚Wesen‘. Jedenfalls nicht so, wie Sie sie kennen.“   „Lydia sagte Sie seien Wölfe.“   Scott nickte. „Da hat sie Recht.“   Abschätzend betrachtete der Grimm ihn und seine Betas. „Scott ist der Alpha? Der Anführer ihres… Rudels?“   „Ja“, antworteten Stiles, Derek und die Mädchen gleichzeitig.   „Sie sind doch älter, Derek. Wäre das nicht eher Ihr Job?“, fragte Hank.   „So einfach ist das nicht, Detective. Ich war es mal, aber ich…“   „Es… ergab sich, dass er diese Position wieder abgab“, sagte Lydia und malte kleine Kreise auf die Brust des Mannes. „Macht ist eben nicht für jeden das Richtige.“ Sie sah ihn an und lächelte stolz.   „Jupp, und bei der jüngeren ‚Erfolgsgeschichte‘ der Hales ist es wahrscheinlich auch besser, wenn jemand anderes die Zügel in der Hand hält.“ Stiles klopfte ihm jovial auf den Oberarm.   „Wenn dir deine Hand lieb ist nimm sie weg“, knurrte der ältere als Antwort.   „Fängst du schon wieder an? Hast du dich in der Arena nicht genug austoben können?“   „Es ist Vollmond, da hab ich viel überschüssige Energie. Komm nur, wenn du dich traust…“   „Und ich bin noch jung und kann mich bei Vollmond eh kaum beherrschen, wie du weißt. Willst du dich jetzt wirklich mit mir anlegen?“   Scott seufzte und massierte sich die Nasenwurzel. „Hört auf.“   „Geht das öfters so bei Ihnen zu?“, fragte Nick neugierig.   „Sie haben ja keine Ahnung, Detective“, stöhnte Scott. „Also gut, wenn Sie schwören, dass Sie uns nicht gleich eine Silberkugel in den Kopf jagen, zeigen wir Ihnen, was wir sind.“   „Silberkugeln sind nicht mein Stil“, antwortete Nick lapidar und grinste.   „Ich bin nur ein einfacher Polizist und Kehrseite. Ich hab mit dem Ganzen ohnehin eigentlich nichts zu tun“, antwortete Hank und nahm abwehrend die Hände hoch.   „Und wir sitzen selber im Glashaus und werden sicher nicht mit Steinen werfen“, meinte Rosalee. Monroe nickte nur zustimmend.   „Nach dem das geklärt ist, wer fängt an?“   „Ich“, sagte Rosalee. Sie trat einen Schritt vor. „Ok, also das…“, ein kleiner Schauer durchlief ihren Körper und plötzlich erschienen auf allen sichtbaren Hautflächen weißes und rotbraunes Fell, „…ist eine ,Aufwallung‘.“ Unter den Haaren lugten frech kleine Fuchsohren hervor und ihre Augen wurden gelb. „Und das“, sie zeigte mit dem Finger auf sich und grinste, „ist ein ‚Fuchsbau‘“, stellte sie fest. Sie drehte sich einmal vor den erstaunten Augen der Beacon Hills-Leute. Dann schüttelte sie kurz den Kopf und sah wieder normal aus.   „Hübsch“, sagte Kira und lächelte. „Ich bin zwar auch ein Fuchs, aber das kann ich nicht.“   „Du bist kein Fuchs, sondern ein Kitsune, Herzchen“, kommentierte Lydia. Sie sah Rosalee an. „Ich bin sicher, dafür kann sie keine Blitze erzeugen, oder?“   Die Fuchsbau machte große Augen. „Nicht dass ich wüsste…“   „Wozu auch?“, fragte Monroe. Er schien etwas beleidigt zu sein, dass jemand die Fähigkeiten seiner Verlobten in Frage stellte. „Ok, dann bin ich jetzt dran. Ich bin ein Blutbader.“ Die Werwölfe horchten auf. Endlich würden sie das Wesen zu sehen bekommen, mit dem man sie die ganze Zeit verwechselt hatte.   Die Aufwallung von Monroe machte den Jungs dann auch klar, wieso. Ein Blutbader war nichts anderes, als ein Wolf! Leuchtend rote Augen, eine hervortretende Stirn, spitze Ohren und scharfe Zähne.   „Oh“, seufzte das Rudel kollektiv.   „Also das erklärt einiges“, meinte Derek.   Nick wurde hellhörig. „Inwiefern?“   „Insofern“, antwortete Scott und ließ seine eigenen Augen rot aufleuchten. Dann fuhr er die Krallen aus und shiftete vor den erstaunten Augen des Grimm. Rechts und links von ihm taten Stiles, Derek und Malia es ihm gleich.   „Blaue Augen?“, war das einzige, was der Grimm dazu sagte.   „Lange Geschichte“, meinte Derek. Alle vier shifteten wieder zurück.   „Silber Kugeln?“, fragte Hank und zog die Stirn kraus. „Ernsthaft? Heißt dass, ihr seid Werwölfe?“   „Ich bin Werkojote“, stellte Malia klar. „Aber die Männer schon, ja.“   Einen Moment lang starrten sich alle stumm an. Dann warf Nick einen fragenden Blick in Richtung Lydia. „OK, und was ist mit dir?“   Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe weder eine Aufwallung, noch eine andere Gestalt, Mr. Grimm. Ich habe nur ein ‚zweites Gesicht‘.“   Im ersten Moment sah sie Verwirrung in den Stahlblauen Augen, dann dämmerte in ihm eine Erkenntnis. „Du siehst Dinge, die andere nicht sehen können…“   „So ist es.“   Er deutete auf Lydias Begleiter. „Kannst du die andere Gestalt deiner Freunde auch sehen, wenn sie sonst keiner sieht?“   Lydia schüttelte den Kopf. „Nein, so etwas Einfaches ist das nicht.“   „Einfach?“, fragte Nick ungläubig. Niemand hatte bisher seine Grimm-Sicht als ‚einfach‘ bezeichnet. „Ok, ich höre?“   Lydia räusperte sich und wandte den Blick ab. „Ich kann fühlen wenn jemand stirbt. Ich höre die Stimmen der Geister und werde von ihnen zu Orten geführt, an denen schreckliches passiert ist oder passieren wird.“ Derek zog sie näher an sich heran. Er streichelte ihr sanft über die Haare und gab ihr einen zarten Kuss auf die Stirn.   „Es ist nicht deine Schuld Lyds.“   „Ich weiß“, antwortete sie leise und seufzte. Sie hob wieder den Blick und sah dem Grimm fest in die Augen. „Mit anderen Worten, ich bin eine Banshee.“   Rosalee und Monroe rissen die Augen auf und sahen Nick an. „Eine vom ‚Volk aus den Hügeln‘.“ Der Blutbader schien beeindruckt.   „Werwölfe also“, murmelte Nick leise vor sich hin.   „Richtig“, antwortete Scott.   „Das erklärt das feine Gehör, den Geruchssinn und die Stärke“, stellte er fest.   „Und auch die Alpha-Beta-Sache, wenn die sechs ein Rudel sind“, ergänzte Monroe.   Nach einem Moment des Schweigens zuckte der Grimm schließlich mit den Schultern. „Hätte nicht gedacht, dass es die wirklich gibt. Aber bei all den Wesen hier in der Stadt, da fällt ein Werwolf auch nicht mehr weiter aus dem Rahmen, als der Rest.“ Er ging die zwei Schritte auf Scott zu und hielt ihm die Hand hin. „Na dann, Willkommen in Portland, der Stadt wo das seltsame zu Hause ist.“   Scott grinste und schüttelte ihm die Hand.   „Können wir jetzt aufs Revier und das endlich mit den Aussagen erledigen?“, meldete sich Stiles zu Wort. „Wir müssen schließlich noch einen Bus erwischen heute, oder?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)