Missing Piece of the Puzzle von Mimiteh (Fortsetzung zu "Revenge and Justice") ================================================================================ Kapitel 7: Lisanna und Wendy vs. Xanthos ---------------------------------------- Bertilla konnte nur nach Luft schnappen, so schnell ging plötzlich alles. Etwas sirrte durch die Luft, dann erschlaffte Mirajanes Körper und kippte vorwärts, Bertilla konnte sie gerade noch auffangen. Und dann erkannte sie, was geschehen war. Der andere Magier, der, den Podargos übernommen gehabt hatte, war zu sich gekommen und das anscheinend gerade im richtigen Augenblick. Obwohl er noch immer lag, hatte er sein Rapier gezogen und Podargos Takeover-Versuch irgendwie zurückreflektiert. Jetzt wurde die Klinge erneut herumgeschwungen: „Dark Écriture – Suffering!“ Kaum sichtbare, violette Strahlen gingen von dem Rapier aus, dann standen plötzlich einige Schriftzeichen auf Podargos‘ Körper – und im nächsten Moment leuchtete das braune Fell hellviolett auf und das Höllenpferd erstarrte, wand sich mit weit aufgerissenen Augen, in denen doch tatsächlich das Weiße zu sehen war, hin und her. Dann gab Podargos‘ zerschundener Körper nach und sie fiel zurück auf den Boden. Bertilla gab sich nicht der Illusion hin, die Erschöpfung des Höllentiers würde diesmal länger andauern, also beeilte sie sich, Mirajane halbwegs sanft abzulegen und eilte zu Podargos, Lampon noch immer dicht bei sich. Neben dem zweiten Höllenpferd ging sie in die Knie, berührte den Widderist, fuhr an den Halsseiten entlang, als wollte sie das Tier umarmen. An dessen Brust angekommen, legte sie die Hände übereinander. „Magic Subordination – Master and Servant!“ Augenblicklich erschien ein ebensolches, silbriges Band um Podargos Hals, wie es bereits um Lampons lag. Bertilla atmete tief durch. Glück gehabt… Ohne aufzustehen, drehte sie sich um, wollte sich bei dem grünhaarigen Magier bedanken, aber der sah sie nicht einmal an. Er hatte es geschafft, sich aufzusetzen, hatte sein Rapier wieder weggesteckt und obwohl ihm die Haare ins Gesicht fielen, erkannte Bertilla, dass sein Augenmerk einzig und allein auf der reglosen Takeover-Magierin lag. „Du hast sie gerettet. Das Takeover wurde nicht beendet, das heißt, sie muss sich wahrscheinlich nur erholen“, murmelte Bertilla leise und erhob sich nun doch. Obwohl der Grünhaarige sie noch immer nicht ansah, hörte sie sein erleichtertes Aufatmen und musste unwillkürlich schmunzeln. Da war wohl jemand nicht nur aus Gründen der Gildenzugehörigkeit froh. ~*~ Lisanna und Wendy waren derweil ein Stück weiter westlich auch im Wald, allerdings spazierten sie an einem flachen, ausgetrockneten Flussbett entlang. Warum der Fluss in diesem fruchtbaren Landstrich ausgetrocknet war, konnte sich keiner von beiden erklären, aber darum ging es hier ja auch nicht. Sie mussten ein höllisches Pferd finden. Da entdeckte Lisanna plötzlich etwas an der Böschung des Flussbettes. „Warte mal, Wendy“, forderte sie ihre Begleiterin auf und kletterte den kleinen Hang hinab. Tatsächlich, vor ihr im Ufersand waren Hufspuren zu erkennen. Hier war ein Pferd gewesen. Und da es in dieser Gegend nach allem, was Lisanna wusste, keine normalen Wildpferde gab, musste es eines der Gesuchten sein. Leise kraxelte sie zurück zu Wendy. „Die Hufspuren sind frisch. Es muss hier in der Nähe sein“ Wendy nickte heftig. „Ich kann auch etwas wittern, was dieses Höllenpferd sein könnte“, gab die kleine Dragonslayerin zurück. Langsamer und sehr viel vorsichtiger setzten beide ihren Weg fort – bis sie es rascheln hörten. Augenblicklich hielten sie inne – und konnten durch Blättergestrüpp auf einer kleinen Lichtung vor sich ihr Ziel sehen. Im Gegensatz zu dem Höllenpferd, das Mira besiegt hatte, war dieses hier eher fahlgelb, fast grau, hatte aber eine stattliche Größe und giftgrüne Augen. Es sah sich aufmerksam um, schien sie aber noch nicht entdeckt zu haben. Lisanna spannte sich an. „Wendy, flieg‘ du mit Charle hoch und versuch‘ es von oben zu erwischen. Vielleicht kann ich dann direkt angreifen“, flüsterte sie leise und wieder nickte die Blauhaarige. Charle griff ohne ein Wort nach Wendys Kragen. Sekunden später waren beide lautlos durch die Baumkronen verschwunden. Lisanna sah ihnen kurz nach, ehe sie sich wieder auf das Pferd konzentrierte. Wie würde sie am nächsten an es herankommen? Wenn Wasser im Fluss wäre, könne ich es als Fisch versuchen… aber so… ein Vogel? Nein, Wendy greift schon von oben an… eine Katze! Klar, Katzen können schleichen… Im nächsten Augenblick wechselte sie die Form: „Takeover Animal Soul – Cat!“ Leider schien jenes eine Wort, sei es noch so leise gesprochen, von den Höllenpferden immer wahrgenommen zu werden. Denn als Lisanna ‚Takeover‘ flüsterte, fuhr das Pferd zusammen, schnorchelte und blickte dann genau in ihre Richtung. Seine Augen blitzten gefährlich und die graue Mähne stand ihm zu Berge. Als ob sie elektrisiert i- steckt Luxus da drin? Na dann viel Spaß… Lisanna schob den Gedanken beiseite, wusste, dass sie jetzt in die Offensive gehen musste. Also sprintete sie vorwärts, sprang und landete wie ein Puma auf dem Rücken des Höllenpferdes, ehe das überhaupt registriert hatte, dass ihm wirklich Gefahr drohte. Tief gruben sich ihre Katzenkrallen in den Körper des Tieres, das sofort zu bocken begann. Lange konnte Lisanna sich nicht halten, aber sie hinterließ tiefe, blutende Kratzer im Fleisch des Pferdes, als sie beiseite geschleudert wurde. Das Höllenpferd wollte nachsetzen, wurde aber dabei gestört. „Sky Dragon’s Roar!“ Windmassen stürmten auf es ein und schnitten in seinen Körper, als trügen sie Messerklingen mit sich. Voller Schmerz und Wut wieherte das Pferd auf, stieg und wollte dem neuen Gegner entgegen galoppieren, aber… wo war der? Erst als es nach oben schaute, entdeckte es Wendy, von Charle in der Luft gehalten. Es stieß die Luft aus, tänzelte unruhig, überlegte wohl, was es tun sollte, dann schüttelte es den Kopf und streckte den Hals durch, fixierte Wendy. Die spannte sich an, als glühend heißer Schmerz sie erfasste. „Augen zu!“, schrie auf einmal eine tiefe Stimme und mit letzter Kraft kam Wendy dem Befehl nach. Sofort ebbte der Schmerz ab und ein wütendes Wiehern war zu hören. Die Antwort war ebenso trocken wie charakteristisch: „Gi Hi“ „Gajeel!“, rief Wendy erleichtert, als die Stimme des älteren Dragonslayers auch schon erneut ertönte: „Iron Dragon’s Lance: Demon Logs!“ Geräusche wie von einer Schusswaffe waren zu hören, dann Einschläge. Mehrfach wieherte das Höllenpferd schmerzvoll auf, aber es waren nicht so viele Treffer, wie gewohnt. Da begriff Wendy, dass auch der Eisen-Dragonslayer die Augen geschlossen hielt. Dennoch schien Gajeel mit seinem Erfolg zufrieden, denn er gab erneut sein übliches „Gi Hi“ von sich und zog sich dann zurück. Lisanna nutzte die Gelegenheit. Sie war auf allen Vieren gelandet und startete jetzt den nächsten Angriff, krallte sich diesmal in die Mähne des Höllenpferd, ungeachtet der leichten Stromschläge, die sie dadurch erlitt, und schloss die Beine um den Brustkorb des Tieres, als wollte sie einen gemütlichen Ausritt machen – wären da nicht die haltgebenden Katzenkrallen gewesen. Sofort begann das Höllenpferd wieder zu bocken, biss um sich, hätte beinahe Lisannas Fuß erwischt, wenn Wendy ihm nicht in die Quere gekommen wäre: „Sky Dragon’s Crushing Fang!“ Der dazugehörige Treffer zog sich quer über die Nüstern des Tieres und fast etwas verdattert blieb es für einen Augenblick stehen. Lisanna wusste diese Chance zu nutzen, konzentrierte sich darauf, den tierischen Teil der Seele des Höllenpferdes zu finden und sich zu eigen zu machen, um die Kraft zu sammeln, die nicht dazugehörige, menschliche Seele abzustoßen. Endlich fand sie, was sie suchte, aber wenn sie erschrocken feststellen musste, dass der tierische Teil gegenüber dem dämonischen sehr gering war. Hoffentlich reicht das aus… Tief atmete sie aus und begann ihre Energie auszusenden. Das Höllenpferd erzitterte unter ihr, schnaufte verärgert, warf den Kopf herum – und stand dann plötzlich ganz still da. Lisanna atmete schwer, aber sie wusste, was nun zu tun war. Im Augenblick saß sie auf einer tickenden Zeitbombe. Rasch sprang sie ab. „Weg da, Leute!“, konnte sie noch schreien, ehe eine Explosion die Lichtung erschütterte, deren Druckwelle sogar noch einen umgekippten Baum am Waldrand zerschmetterte. Lisanna wurde zur Seite geschleudert, landete ebenso schmerzhaft wie weich in einem Dorngestrüpp und verkniff sich einen Aufschrei. Als sich ihre Sicht wieder klärte, galt der erste Blick ihren Kampfgefährten. Zu ihrer Erleichterung hatten sowohl Charle, als auch Lily rechtzeitig reagiert und ihre jeweiligen Partner in die Luft und außer Reichweite der Explosion gezogen. Lisannas Blick glitt weiter zur Lichtung zurück – und tatsächlich lagen dort jetzt zwei Gestalten. Das Pferd und ein blonder Mann mit blitzförmiger Narbe im Gesicht. Die junge Takeover-Magierin stieß die Luft aus. Glück gehabt. Luxus war gerettet. Doch ihr nächster Blick richtete sich auf das Pferd. Noch lag es reglos da, aber Lisanna fürchtete, dass das nicht ewig so bleiben würde. Sie hatte die Seelen getrennt, ja, aber dieses Tier war immernoch genauso bösartig wie vorher. Und entschlossen, sonst hätte es nicht versucht, Wendy zu übernehmen, obwohl es bereits eine fremde, noch dazu sehr starke, Seele in sich trug. „Gajeel, kannst du irgendwie Ketten herstellen?“, wollte sie von dem Dragonslayer wissen. Der Schwarzhaarige sah sie kurz an, musterte den Dornbusch, in dem sie noch immer saß, ehe er auf die Frage reagierte. „Warum nicht?“ Er trat auf das geplättete Höllenpferd zu. Minuten später stand das Tier wieder, war aber so verschnürt, dass es gerade so laufen konnte. Charle hatte das Schleifenband, die sie normalerweise am Schwanz trug, geopfert, um dem Höllenpferd die Augen zu verbinden. Begeistert schien das gelbgraue Tier verständlicherweise nicht von den Umständen, aber es hatte einfach keine Möglichkeit, sich zu wehren. Also folgte es dem unsanften Ruck an der Kette und trottete blind hinter Gajeel her. Mit dem freien Arm stützte der Eisen-Dragonslayer Luxus, dessen Benommenheit sich schon allein darin zeigte, dass er sich die Hilfe gefallen ließ. „Wohin?“, wollte Gajeel von Lisanna wissen. Die zuckte nur mit den Schultern. „Am besten zum Tempel, wenn du weißt, wo es da lang geht. Das ist der beste Treffpunkt, denke ich“, entgegnete sie und setzte sich bereits in Bewegung. Wendy schloss rasch zu ihr auf, fasste nach ihrem Handgelenk. „Was meinst du, wie es den anderen geht?“ „Ich weiß‘ nicht, Wendy. Mira-nee ist zwar alleine, aber ich glaube nicht, dass sie große Probleme haben wird. Und Elf-nii-chan… der hat schonmal gezeigt, dass er mit Evergreen mehr als gut zusammenarbeitet“, beruhigte sie das jüngere Mädchen. Wendy nickte erleichtert und ließ Lisanna wieder los. Der tiefe Kratzer, den Lisanna am Handgelenk gehabt hatte, war verschwunden. „Huch“, brachte Wendy hervor, grinste dann aber. In der Art und Weise durfte ihre Magie sich ruhig selbstständig machen. ~*~ In einem anderen Stück des Waldes, sah es gerade nicht so freundlich aus. Das lag unter anderem daran, dass es mit der Teamarbeit in dieser Gruppe nicht ganz so weit her war, wie Lisanna glaubte. „Ein Mann geht zuerst über diese Brücke!“ „Nein, ich gehe! Ich bin leichter als du. So komme ich wenigstens rüber, auch wenn sie unter dir zusammenbrechen sollte. Und wenn sie schon unter mir zusammenbricht, kann ich fliegen“ Keine Reaktion vom Gesprächspartner, was – natürlich – sofort falsch aufgefasst wurde. „Willst du etwa bestreiten, dass du schwerer bist, als ich? Frechheit!“ „Ever…“ „Nenn‘ mich gefälligst nicht Ever!“ Ein heftiges Schnaufen unterbrach den Streit und ließ beide erstarren. Direkt neben ihnen stand ein muskulöses Pferd, dessen einziger nicht-schwarzer Körperteil die blendendweißen Säbelzähne waren… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)