Ausrutscher von Shunya ================================================================================ Kapitel 5: Nur ein böser Albtraum? ---------------------------------- Joeys Stimme weckt mich. Er nervt. Ich bin müde und will noch ein paar Minuten schlafen. Nur ein paar Minuten noch. Er rüttelt unaufhörlich an meiner Schulter und dann dringt seine Stimme an mein Ohr. „Cole! Wach auf! Was ist passiert? Hier ist überall Blut! Cole!ˮ Ich kann noch gar nicht richtig den Sinn von dem erfassen was er mir ins Ohr brüllt. Verschlafen öffne ich die Augen und blinzele mehrmals bis ich die Umgebung meines Schlafzimmers wahrnehme. Wann bin ich denn nach Hause gekommen? Mein Schädel brummt und ich habe einen Blackout. Ich war bei Manuel und wir hatten heißen Sex und dann...? Ich sehe in Joeys besorgtes Gesicht und richte mich langsam auf. Auf der Decke ist verschmiertes Blut und als ich auf meine Hände blicke bemerke ich, dass die auch nicht gerade viel besser aussehen. Es ist nicht viel Blut, aber woher kommt es? „Habe ich dich letzte Nacht entjungfert?ˮ, witzele ich und entgeistert schaut Joey mich an. „Wie ist das passiert, Cole? Bist du überfallen worden?ˮ, fragt er besorgt und zupft an der blutigen Decke. „Keine Ahnung...ˮ, murmele ich verwirrt und starre auf die versifften Laken. „Geh unter die Dusche! Du siehst furchtbar aus!ˮ, fordert Joey mich auf und beginnt damit das Laken von der Decke abzuziehen. Ich gehorche und laufe mit einem mulmigen Gefühl ins Badezimmer. Als ich einen Blick in den Spiegel werfe muss ich Joey recht geben. Ich sehe wirklich furchtbar aus und erschrecke mich vor mir selbst. Das Blut von den Händen muss ich in der Nacht während des Schlafens im ganzen Gesicht verteilt haben. Es ist bereits verkrustet und eilig drehe ich den Wasserhahn auf und wasche mir penibel das Gesicht. Anschließend stelle ich mich unter die Dusche, wasche meinen Körper mit heißen Wasser und viel Seife ab, damit auch ja keine Rückstände mehr zu sehen sind. Ich fühle mich beschmutzt und das Blut widert mich an. Als ich meinen Körper eingehend betrachte, atme ich erleichtert auf. Das Blut stammt schon mal nicht von mir. Das ist ein gutes Zeichen. Nur von wem ist es dann? Ich gehe noch mal den vorigen Abend Stück für Stück durch, während ich auf dem nassen Duschboden sitze und die Füße ans Milchglas presse. Ich bin zu Manuel gegangen. Wir sind in seinem Schlafzimmer übereinander hergefallen. Wir hatten Sex und dann...der Teddy! „Er hat mich schon wieder gefilmt, aber was dann passiert ist...?ˮ Ich greife mir an den Kopf. Habe ich hinterher etwas bei ihm getrunken? Mein Schädel brummt als wäre ich verkatert. Es klingelt an der Haustür. Ich höre Schritte auf dem Flur und wie Joey die Tür öffnet. Hastig trockne ich mich ab und höre wie Joey mich ruft. Ich öffne die Badezimmertür und laufe mit einem Handtuch um die Hüften zu ihm. Stocksteif bleibe ich stehen. An der Tür stehen zwei Polizisten. „Sind Sie Cole Miller?ˮ, fragt einer der Beamten und schaut an Joey vorbei zu mir herüber. „Ja, der bin ich.ˮ „Es wurde Anzeige gegen Sie erstattet.ˮ „Was? Von wem? Was ist passiert?ˮ, brabbelt Joey panisch und sieht von mir zu den Polizisten. Er ist kreidebleich im Gesicht, aber mir ergeht es im Moment auch nicht anders. „Wir verhaften Sie wegen Vergewaltigung und Körperverletzung.ˮ Ohne weitere Umschweife kommt der andere Polizist zu mir. „Ziehen Sie sich bitte etwas an und begleiten Sie uns aufs Revier.ˮ „Nein, das muss ein Missverständnis sein!ˮ, erwidert Joey störrisch. „Cole würde so etwas niemals tun!ˮ „Manuel Johnson sagt da aber etwas ganz anderes. Sie sollen ihn in letzter Zeit mehrfach vergewaltigt haben und als er sich gestern Abend geweigert hat Sie in seine Wohnung zu lassen, haben Sie ihn verprügelt.ˮ Ich schlucke und weiß nicht was ich erwidern soll. Mein Kopf ist auf einmal so leer. Joey und die Beamten starren mich an. Ich spüre wie mein Körper zittert und suche fieberhaft nach Worten. Fahrig gleitet mein Blick zu Joey. „Manuel Johnson...ˮ, murmelt er. „Dein Schulfreund.ˮ „Nein, dass...! Glaub ihnen kein Wort, Joey! Das ist nicht wahr!ˮ, rede ich hektisch auf ihn ein und will zu ihm gehen, doch einer der Männer hält mich zurück. „Ziehen Sie sich an! Alles weitere klären wir auf dem Revier!ˮ „Ich will einen Anwalt!ˮ, fordere ich wütend. „Joey, ruf meinen Bruder an!ˮ Joey steht noch immer wie eine Eissäule an Ort und Stelle und ist den Tränen nahe. „Joey!ˮ „Ja. Ja, ist gut. Mache ich.ˮ Erschrocken zuckt er zusammen und rennt zum Telefon. Mit zitternden Händen ziehe ich mir etwas über und sehe den Beamten entgeistert an, als er mich doch tatsächlich in Handschellen abführen will. „Bitte nicht vor meinem Freund!ˮ, wende ich kläglich ein, doch wenig beeindruckt legt er mich in Ketten und kurz darauf schnappen die Schellen zu. Meine Hände sind auf dem Rücken und der Polizist schiebt mich Richtung Haustür. Ich schlüpfe in meine Schuhe und hastig folgt Joey uns, doch schnell macht der andere Beamte ihm klar, dass er fürs Erste nicht mitkommen kann. Als ich aus der Haustür trete werfe ich Joey einen flüchtigen Blick über die Schulter zu. „Mach dir keine Sorgen, dass ist alles ein Missverständnis!ˮ Wir laufen die Treppe herunter und draußen angekommen, werde ich zum Polizeiauto gebracht. Die neugierigen Blicke der Passanten haften auf mir. Ich fühle mich mehr als unwohl in meiner Haut. Ich setze mich notgedrungen auf die Rückbank und beiße mir auf die Unterlippe. Die Beamten steigen vorne ein und schon nach wenigen Sekunden setzt sich der Wagen in Bewegung Richtung Boston Police Department. Kurz darauf sitze ich in einem trostlosen Raum. Vier graue Wände, ein vergittertes Fenster, vor mir ein Tisch mit zerkratzter Platte und mein Stuhl knarzt sobald ich mich bewege. Die Tür wird geöffnet und zwei Polizisten kommen herein. „Wurde Ihnen gesagt warum Sie hier sind?ˮ, fragt einer der Männer und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. Er ist etwas fülliger als sein Kollege, der an der Tür stehen bleibt und mich mit Argusaugen überwacht. Er hat schütteres schwarzes Haar, eine hohe Stirn und stechend grüne Augen. Eine Mappe landet auf dem Tisch und der Mann zieht einige Fotos heraus, die er vor mir ausbreitet. Zögernd nicke ich auf seine Frage hin, kann jedoch den Blick nicht von Manuels Körper lösen. War das wirklich ich? Ich schlucke hart und sehe den Mann an. „Ich habe das nicht getan!ˮ „Nun, das Opfer sagt da aber etwas ganz anderes.ˮ „Trotzdem!ˮ, erwidere ich brüskiert. „Das hat er sich an den Haaren herbeigezogen! Er ist ein Lügner! Er hat mich von vorne bis hinten verarscht!ˮ „Ihr Sperma wurde im Körper des Opfers gefunden. Wie erklären Sie sich das, Mr. Miller?ˮ „Das...!ˮ Aufgebracht sehe ich ihn an, ehe ich den Blick senke. „Wir hatten Sex.ˮ „Ist das ein Eingeständnis?ˮ, fragt mich der Mann lauernd. „Nein! Ich habe ihn nicht vergewaltigt! Er wollte es!ˮ „So, so. Er wollte es also. Wollte er auch von Ihnen geschlagen werden?ˮ Er schiebt mir ein Foto unter die Nase auf dem Manuels Körper deutliche Blessuren einer Prügelei aufweist. „Das war ich nicht! Drehen Sie mir nicht die Worte im Mund herum! Es war keine Vergewaltigung und ich habe ihn auch nicht verprügelt!ˮ Wieso will dieser Mann das nicht kapieren? „Mr. Johnson hat ausgesagt, dass sie ihn mehrmals zum Sex gezwungen haben.ˮ „Das ist nicht wahr!ˮ Aufgebracht richte ich mich abrupt vom Stuhl auf. Der Beamte an der Tür kommt einige Schritte auf mich zu, doch mein Gegenüber hebt auffordernd die Hand. „Setzen Sie sich, Mr. Miller!ˮ Widerwillig gehorche ich und lasse mich kochend vor Wut auf dem Stuhl nieder. „Verstehen Sie doch! Er hat mich ausgenutzt! Er hat mich erpresst und alles mit seinen Kameras aufgenommen!ˮ „Meinen Sie diese Kamera?ˮ, fragt der Beamte und schiebt mir ein weiteres Foto entgegen. Darauf ist der Teddy zu sehen. Ein triumphierendes Glücksgefühlt überkommt mich. „Da waren noch mehr Kameras!ˮ, werfe ich ein. „Am Tatort wurde lediglich diese Kamera gefunden. Wir haben uns die Aufnahme angeguckt. Es ist deutlich zu sehen, dass sie Sex mit dem Opfer hatten.ˮ „Ja, aber er wollte es!ˮ Störrisch sehe ich den Mann vor mir an und schiebe ihm demonstrativ die Fotos zurück. „Sind Sie sich wirklich sicher, dass er es wollte?ˮ, lauernd blickt der Polizist mich an. Stirnrunzelnd erwidere ich seinen Blick. „Ja. Er hat es genossen.ˮ „Nun, für mich sah das ganz deutlich nach einer Vergewaltigung aus.ˮ „Das war es nicht, verdammt noch mal!ˮ „Mr. Miller! Wenn Sie sich weigern mir vernünftig zu antworten sehe ich keinen anderen Ausweg für Sie! Überlegen Sie also noch einmal genau, ob Mr. Johnson einverstanden war mit ihnen zu schlafen!ˮ, fährt mich der Beamte an. Ich zucke zusammen. Was soll das alles? Manuel wollte es doch. Der Polizist winkt einem Beamten zu und der bringt eine Kamera in den Raum. Ein Film wird abgespielt. Ich sehe mich und Manuel, lausche unseren wolllüstigen Lauten und sehe dann wie mein Blick auf die Kamera fällt. Mit einem Mal schlägt der Cole in dem Film auf Manuel ein. Immer und immer wieder. Schreie sind zu hören. Eine Gänsehaut rinnt über meinen Körper. „Das...ˮ, mehr bringe ich nicht hervor. Das Video wird gestoppt, der Beamte zieht sich damit zurück. „Mr. Johnson hat die Aufnahmen gemacht um eine aussagekräftige Anzeige gegen Sie zu erstatten. Sie haben es herausgefunden und das Opfer verprügelt!ˮ, schlussfolgert der Polizist. „Nein! So ist es nicht! Er hat uns nur beim Sex gefilmt! Er steht darauf!ˮ, versuche ich zu erklären. Die Tür öffnet sich abrupt. „Mr. Millers Anwalt ist da.ˮ Eine junge Frau macht meinen Bruder Platz, der forschen Schrittes in den Raum stürmt. „Ich bin Mr. Millers Anwalt! Kein Wort mehr!ˮ, wendet er sich anschließend an mich. Froh darüber, dass mein Bruder endlich da ist, würde ich ihm am liebsten um den Hals fallen. Grummelnd verlassen die Polizisten den Raum und lassen uns allein. „Erzähl mir alles was passiert ist! Von Anfang an!ˮ, fordert James mich ohne Umschweife auf und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. James ist einen Kopf größer als ich, trägt einen seriösen Anzug und seine dunkelbraunen Haare sind von der Luft zerzaust. Er öffnet seinen Aktenkoffer und holt Unterlagen, einen Computer sowie ein Diktiergerät hervor. „James, ich war das nicht!ˮ „Halt die Klappe und fang an!ˮ James sieht engstirnig zu mir und schaltet das Diktiergerät an. „Ich habe Manuel auf einer Party kennen gelernt. Wir waren angetrunken und sind zu ihm nach Hause gegangen. Wir hatten Sex.ˮ James runzelt die Stirn, sagt jedoch nichts. Er macht sich lediglich einige Notizen. „Es war ein Fehler. Er hat mir eine anzügliche SMS geschickt und...ˮ - „Hast du diese SMS noch?ˮ „Kann sein. Mein Handy liegt zuhause.ˮ Mir wird mulmig zumute. Was ist, wenn Joey sich meine Nachrichten durchsieht? Ich atme tief durch und versuche mich zu beruhigen. „Manuel hat mich am nächsten Tag vor der Kanzlei auf dem Heimweg abgefangen. Er hat mir gedroht Fotos, die er von mir beim One-Night-Stand gemacht hat an Joey zu schicken.ˮ „Wer ist Joey?ˮ „Mein Freund.ˮ James sieht mich an. „Er ist mein fester Freund.ˮ Unbehaglich weiche ich seinem Blick aus. „Hat das Opfer diese Fotos noch?ˮ „Ich weiß es nicht.ˮ „Was geschah dann?ˮ „Wir sind in einem Restaurant essen gegangen und hatten in einem Hotel Sex.ˮ „Welches Hotel?ˮ „Zwei Straßen von meiner Firma entfernt. Danach haben wir uns ein weiteres Mal getroffen und hatten Sex. An dem Tag hat er mir auch von den Kameras erzählt.ˮ „Kameras? Also waren es mehrere?ˮ „Das hat er angedeutet, aber die Bullen meinten im Haus war nur eine und zwar die, die sie gefunden haben.ˮ „Hm...ˮ, gibt James von sich und macht sich erneut Notizen. „Als ich ein Date mit Joey hatte, kam er wie aus dem Nichts dazu und hat sich als ehemaliger Schulfreund von mir ausgegeben. Er hat mich weiterhin erpresst und wollte mich immer wieder vor Joey bloßstellen. Wir hatten in der Nacht noch einmal Sex in meinem Haus. Joey war direkt nebenan.ˮ Seufzend lasse ich den Kopf in die Hände fallen. Die Erinnerung daran behagt mir immer noch nicht. „Gestern bin ich dann zu Manuel gegeangen, weil wir beide es beenden wollten. Wir schliefen miteinander und dann...ˮ „...dann hast du ihn verprügelt.ˮ James beendet den Satz für mich. „Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich glaube, ich habe hinterher etwas getrunken. Ich war nicht ich selbst, James!ˮ James sieht mich einen Moment schweigend an. „Ich kann deinen Fall wegen Befangenheit nicht übernehmen. Das ist dir doch klar oder Cole?ˮ Überrumpelt sehe ich meinen Bruder an. „Ich werde dir einen guten Anwalt besorgen.ˮ Er kramt seine Sachen zusammen. „James, ob du mir glaubst oder nicht, aber er hat mich die ganze Zeit erpresst! Ich hatte keine andere Wahl! Ich musste ihm nachgeben!ˮ James wirft mir einen kurzen Blick zu, ehe er mich sitzen lässt und den Raum verlässt. Ein Beamter kommt zu mir und führt mich in eine Zelle. „Was passiert jetzt?ˮ, frage ich den Mann mit einem bangen Gefühl. „Es werden Ermittlungen ausgeführt. Wir sprechen mit den Leuten aus Ihrer Umgebung und sammeln weitere Beweise. Es wird ein Verfahren gegen Sie erhoben.ˮ Mit diesen Worten lässt er mich in der Zelle zurück. Ich lehne meine Stirn an die kalten Stäbe der Gefängniszelle und schließe meine Augen. Ich atme tief durch, kann die Panik in meinem Inneren jedoch nicht zurückhalten. Wieso tut Manuel mir das alles nur an?! Am nächsten Morgen sitze ich erneut in diesem beengenden Raum und einem mir fremden Anwalt gegenüber, der die Position meines Bruders übernommen hat. Ob James es bereits meinen Eltern gesagt hat? Wie werden sie wohl auf die Anklage reagieren? Ob sie glauben, dass ich zu so etwas fähig wäre? Und was ist mit Joey? Er ist bestimmt total fertig mit den Nerven und ein einziges Wrack. Zumindest geht es mir im Moment so. „Mein Name ist Arthur Curtis. Ihr Bruder James ist ein guter Freund von mir und hat mir Ihren Fall anvertraut.ˮ Der sympathische aussehende betagte Mann mit schütterem weißen Haar fordert mich auf noch einmal alles von Anfang bis Ende bis ins kleinste Detail von meiner Aussage zu wiederholen. Ich versuche meinen Unmut nicht zu zeigen und erzähle ihm alles. „Ich werde mich mit dem Geschädigten in Verbindung setzen und versuchen ein milderes Strafmaß für Sie zu erzielen. Mit etwas Glück lässt sich das Verfahren einstellen, sollte Mr. Johnson seine Anklage zurückziehen. Welche Nachfolgen das für Sie haben wird, kann ich noch nicht sagen.ˮ Ein Hoffnungsschimmer keimt in mir auf. Wenn Manuel seine Anklage zurücknimmt, kann ich wieder nach Hause oder? „Was passiert, wenn die Anklage fallen gelassen wird?ˮ „In Bezug auf die Vergewaltigung gibt es einen Strafbefehl ohne Hauptverhandlung. Soll heißen eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe auf Bewährung, darauf folgt ein Einspruch des Angeklagten gegen den Strafbefehl. Das Verfahren wird eingestellt. Dasselbe gilt für Körperverletzung. Hier gestaltet es sich jedoch schwierieger, da eindeutige Beweise gefunden worden sind, die Sie während der Tat zeigen. Beide Fälle werden einzeln verhandelt und müssen vom Opfer zurückgenommen werden.ˮ „Was geschieht, wenn das nicht passiert?ˮ, frage ich Mr. Curtis. „Es wird eine Hauptverhandlung geben. Sie werden vernommen, es gibt eine Beweisaufnahme und einige Zeugen werden vor Gericht geladen um auszusagen. Die Nebenklage wird sie ins Kreuzverhör nehmen. Eine Jury wird schlussendlich darüber entscheiden wie das Urteil gefällt wird.ˮ „Das Urteil?ˮ „Je nachdem wie schwer das Strafmaß ist können Sie freigesprochen werden, erhalten eine Verwarnung mit Strafvorbehalt, eine Geldstrafe, oder gar eine Freiheitsstrafe mit oder ohne Bewährung.ˮ Betroffen schweige ich und sehe auf den Tisch. „Ich werde tun was ich kann, doch ich kann Ihnen im Moment nicht allzu viel versprechen. Ich werde mich mit dem Anwalt des Geschädigten in Verbindung setzen und mich dann bei Ihnen melden.ˮ Ich nicke und bekomme nur am Rande mit wie Mr. Curtis den Raum verlässt. Kurz darauf tritt eine Polizistin zu mir. „Wir werden einige Ermittlungen anstellen und müssen Ihr Haus durchsuchen.ˮ Sie zeigt mir ein Formular, welches ich mir benommen durchlese. Ich sehe zu der Frau auf. „Ein Arzt muss sie außerdem untersuchen um festzustellen, ob das Sperma wirklich von Ihnen ist.ˮ „Es könnte doch gut sein, dass Manuel sich hinterher noch mit jemand anderem getroffen hat oder nicht?ˮ „Nun im Moment sind Sie der Hauptangeklagte in diesem Fall.ˮ Ich greife mit zittriger Hand nach dem Kugelschreiber, den mir die Frau entgegen hält. Ehe ich den Stift aufs Papier setze halte ich jedoch inne. „Was ist, wenn ich mich weigere?ˮ „Dann wird die Polizei einen Gerichtsbeschluss beantragen, der uns erlaubt Ihre Wohnung zu durchsuchen.ˮ Ich beiße mir auf die Unterlippe und atme tief durch. Dann unterschreibe ich. Den Stift lasse ich achtlos aus meiner Hand fallen. Ich fühle mich vor den Kopf gestoßen und komme mir vor wie in einem schlechten Film.Wieso passiert das ausgerechnet mir? Ich hätte es Joey von Anfang an erzählen sollen. Wieso nur habe ich das nicht getan? Wieso war ich so dumm und bin auf Manuels Intrigen hereingefallen? Es ist mir doch bewusst gewesen? Mein Gesicht in den Händen vergrabend seufze ich verzweifelt. Noch bevor die Tür sich schließt, stehe ich hastig vom Stuhl auf und stütze mich auf dem Tisch ab. „Ich möchte einen Anruf machen!ˮ „Cole...ˮ Joeys Stimme klingt kläglich und ich merke, dass er mit der ganzen Situation genauso überfordert ist wie ich. Einige Sekunden lang ringe ich nach Worten. Was soll ich ihm nur sagen? Wie kann ich ihn beruhigen? Vertraut er mir noch? „Hast du es getan?ˮ, fragt er mit rauer, zitternder Stimme. Er räuspert sich am anderen Ende der Leitung. „Das ist nur ein böses Missverständnis. Du kennst mich seit wir Kinder waren. Du weißt, dass ich so etwas nicht tun würde.ˮ „Cole, ich mache mir Sorgen.ˮ „Es wird schon alles gut gehen. Du wirst schon sehen in ein paar Tagen bin ich wieder Zuhause.ˮ Meinen eigenen Worten kann ich jedoch nicht wirklich glauben schenken. Ich zweifle, dass es so schnell gehen wird. „Hast du dich mit ihm getroffen?ˮ Ich halte inne. Meine Hände sind verschwitzt und ich weiß nicht was ich ihm sagen soll. Ich kann nicht verleugnen, dass ich mit ihm Sex hatte. Spätestens, wenn die Videos bei einer Verhandlung gezeigt werden weiß Joey davon. „Cole?ˮ „Ich...ˮ Verzweifelt lehne ich mich an die kalte Wand vor mir, meine Stirn ruht daran und ich schließe meine Augen. „Er hat mich dazu gezwungen, Joey. Ich wollte es nicht. Er hat alles kaputt gemacht...ˮ Mit den Fingern reibe ich mir über die brennenden Augen. Joey schweigt. „Joey?ˮ, frage ich leise. „Also... all die Male bei denen du zu spät nach Hause gekommen bist... Da warst du bei ihm? Und... und ihr hattet Sex?ˮ Ich kann heraushören, dass er den Tränen nahe ist. „Es tut mir so leid, Joey. Es tut mir leid.ˮ Wortlos legt er auf. Nur das stete Piepen klingt in meinen Ohren wider. „Es tut mir leid...ˮ, flüstere ich leise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)