Aine von shinichi_san (Der Weg zum Sein) ================================================================================ Kapitel 3: Glanzlicht --------------------- Lächelnd nahm ich seine Hand an und schüttelte sie leicht. „Mein Name ist Claire.“, sagte ich dann und Aramis biss sich auf die Unterlippe, bevor er weiter lächelte und mit der Hand zu einer kleinen Hütte zeigte, vor der wir uns befanden. Sie war komplett aus Holz und ich fragte mich, ob sie im Winter wohl warm genug wäre, die dort lebenden Menschen zu wärmen. Sie schien alt und marode, aber etwas daran zog mich an und ich wollte dort direkt hinein gehen. „Möchtest du gerne mit hinein kommen? Wie wäre es mit einem Tee?“, fragte er und ich nickte. „Athos, kommst du?“, fragte er nun den Schwarzhaarigen, der hinter mir stand. Ich drehte mich zu ihm und erkannte, dass er den Kopf schüttelte. Er streckte die Hand nach mir aus und nahm mir seinen Hut ab, den ich immer noch festhielt. „Nein, ich muss Dante suchen.“, gab er an, setzte sich die Kopfbedeckung wieder auf und drehte sich auf dem Absatz um. Aramis, zu dem ich mich nun wieder drehte, schüttelte ebenfalls den Kopf. „Immer dasselbe. Immer wieder verliert er ihn und muss ihn dann suchen!“, meinte er und drehte sich zum Haus. „Komm, Claire.“ Ich folgte ihm in das Haus und nahm den mir dargebotenen Platz auf einem Stuhl an, indem ich mich setzte. Es war warm, jedoch nicht so warm, dass man direkt in Schweiß ausbrechen würde. Stühle gab es nur drei, die alle an einem kleinen Tisch standen, auf dem ein Laib Brot auf einem Teller stand. Ein großes Messer steckte darin. Links von dem Tisch war eine Feuerstelle, über der ein großer Kessel hing. Rechts fand man drei Bettlager. Von Luxus keine Spur. Aber irgendwie wirkte es gemütlich, wenn auch ziemlich alt und staubig. „Wer ist Dante?“, fragte ich nun, was Aramis zum Lachen brachte. „Dante ist Athos´ Pferd. Immer wenn er von ihm absteigt und nicht irgendwo anbindet, geht es einfach spazieren und lässt sich von Athos wieder einfangen.“ Seltsam. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Krieger, oder was auch immer Athos darstellte, ein Pferd besaß, dass Fangen spielte. Oder dass ein Pferd so etwas überhaupt tat. „Nun, Claire, ich denke, Athos hat dir schon einiges erzählt, nicht wahr?“, begann er ein neues Thema und ich zog die Augenbrauen zusammen, bevor ich spöttisch schnaubte. „Oh ja! Er ist ein ausgezeichneter Kartenspieler, der den Mut von 10 Ochsen hat. Er liebt Kinder und er spricht fließend Italienisch!“, meinte ich sarkastisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Aramis lächelte nur noch mehr. „Also nicht! Tja, was habe ich auch erwartet, er ist und bleibt ein mürrischer Mensch, der sich nicht sagen lässt, dass er freundlich sein soll.“ Aramis ging zum Kessel und schöpfte mit einer großen Kelle eine Flüssigkeit daraus in eine Tasse, die er zuvor vom Tisch genommen hatte. „Gut, dann erzähl ich dir etwas!“, meinte er dann und kam zum Tisch. Er reichte mir die Tasse, die ich ihm abnahm, und setzte sich mir gegenüber. Ich nahm die Tasse in beide Hände und sah den Braunhaarigen erwartend an. „Athos sprach in Rätseln zu mir. Er sagte ‚Ich kenne deinen Namen, nur wusste ich nicht, wie man dich genannt hatte‘ Was wollte er mir damit sagen?“, fragte ich Aramis, der bis jetzt noch nichts weiter gesagt, sondern einfach nur geschwiegen hatte. Er nickte und lehnte sich etwas auf den Tisch, stützte sich mir den Unterarmen darauf ab. „Das hat er gesagt, weil er nur eine grobe Beschreibung von dir hatte. Aber da ich dich kenne, kann ich mit Gewissheit sagen, dass er das richtige Mädchen gebracht hat.“ Ich sah ihn mit großen Augen an. „Du kennst mich?“ Aramis nickte. „Ja, seit deiner Geburt.“, gab er an und ich runzelte die Stirn. Wie konnte das sein? Er war doch vielleicht gerade einmal 4 Jahre älter als ich, oder? „Ich muss dich aber fragen: An was kannst du dich erinnern? Was ist das Erste, an das du dich erinnern kannst?“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Das Erste an das ich mich erinnerte? „Ein Bett. Ich lag in einem Bett und blickte einer alten Frau entgegen, Madame Grenuí, meine Heimleiterin. Sie sagte mir, ich hätte einen Unfall gehabt.“, gab ich an. „Du kannst dich an nichts davor erinnern?“, fragte Aramis und ich dachte angestrengt nach, doch da war nur Finsternis, laute Stimmen, die eine andere Sprache sprachen, und Finsternis. Ich schüttelte den Kopf und blickte in meine Tasse, in der das heiße Wasser wohl etwas kühler wurde. „Wie hat sie dir deinen Namen gegeben?“ „Gegeben?“, fragte ich leise. Ich blickte auf und zog die Augenbrauen zusammen. „Sie nannte mich Claire. Sie hatte mich nie gefragt, ob ich einen anderen Namen hätte.“ Ich blickte Aramis erstaunt an. „Habe ich einen anderen Namen?“ „Wie alt sagte sie, bist du?“ „Sie sagte ich wäre 15. Also heute 17. Warum fragst du mich das? Bitte erklär mir das alles!“ Aramis nickte und lehnte sich zurück. „Du bist keine 17 Jahre alt, du bist 19. Dein Vater starb auf dem Schlachtfeld, deine Mutter wurde wegen Prostitution erhängt. Du bist bei deiner Schwester und einer Ihrer besten Freundinnen groß geworden und hast ein jahrelanges Kampftraining hinter dir. Du konntest einmal genauso gut fechten, wie ich. Wir haben uns jede Woche einmal duelliert und du gingst meist als Sieger hervor.“ Ich konnte fechten? Davon habe ich aber bis jetzt noch nichts bemerkt! „Du hattest einen Degen. Einen ganz speziellen. Er war von Valentin angefertigt worden. Deine Initialen waren darauf eingeschliffen und er war für Linkshänder, so wie du einer bist.“ Nein, ich bin Rechtshänder! „ Deine Schwester war so stolz auf dich. Und dann kam John. Er entführte dich und später km die Nachricht, du wärest gestorben.“ Aramis endete. Ich sah ihn fragend an. „Du bist dir sicher, dass ich das gesuchte Mädchen bin?“ Er nickte. „Ich bin Rechtshänder und ich kann nicht gut kämpfen, konnte ich noch nie.“ Aramis lächelte leicht. „Ich kenne Madame Grenuí. Und ich weiß. Dass sie ihren ‚Kindern‘ gerne Flausen in den Kopf setzt. Ich bin mir sicher, dass du das gesuchte Mädchen bist.“ „Und wie heiße ich?“, fragte ich nun, immerhin hatte ich darauf noch keine Antwort bekommen. „Aine.“, sagte er und plötzlich schmerzte mein Kopf. „Die Glänzende.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)