An einem anderen Tag von TheFray ================================================================================ Kapitel 5: Überraschungen ------------------------- „Stets findet Überraschung statt. Da, wo man’s nicht erwartet hat.“ Wilhelm Busch „Wie, du schaffst es nicht an Silvester wieder in Tokio zu sein?“ „Es tut mir wirklich leid. Ich kann nichts dafür, wenn mein Manager einfach zwei Auftritte mehr ansetzt, als ich wusste.“ „Dann sag ab. Du kannst nicht immer deren Marionette sein. Es steht seit Monaten fest, dass wir mit der Clique zusammen feiern.“ „Ihr werdet auch ohne mich Spaß haben. Und ich werde spätestens am 2. Januar wieder in Tokio sein.“ „Denkst du wirklich, dass ich mir das alles gefallen lasse, Yamato? Ständig ist deine Karriere wichtiger als ich. Du sagst mir nur noch ab. Denkst du dabei auch nur einmal an mich?!“ „Mimi, leg dir nicht immer alles so zurecht wie es dir passt! Ich finde das doch auch nicht toll, aber ich kann es nicht ändern.“ „Natürlich kannst du das, du willst es nur nicht, weil du so was von karrieregeil geworden bist!“ „Das muss ich mir echt nicht geben, Mimi. Ich leg jetzt auf.“ „Na mach doch. Du kannst mich mal, Matt!“ Ist es nicht komisch, was das Gehirn alles speichert, um es dann in Träumen zu verarbeiten? Genau das passierte Mimi letzte Nacht erneut. Kaum dachte sie an Zeiten, in denen es zwischen Matt und ihr nicht so gut lief, brachte sie ein Traum zurück zu einem der folgenreichsten Augenblicke in ihrer Beziehung. Sowohl positive als auch negative Konsequenzen, hatte das damalige Telefonat. Doch daran wollte die junge Frau ganz sicher nicht denken. Sie war froh, dass sie sich rechtzeitig aus diesem Traum befreien konnte. Auch dies war eine komische Eigenschaft von Träumen: Sie waren so furchtbar real und trotzdem schaffte man es sich aus ihnen zu befreien, indem man nachdachte, entschied dass es nicht die Wirklichkeit sein konnte und versuchte wachzuwerden. Und genau dies tat Mimi. Die junge Frau rieb sich die Augen und erblickte Kari und Yolei, die noch friedlich schliefen. Kari lag neben ihr auf der Couch, die sie für die Nacht ausgeklappt hatten und Yolei schlief auf einer Luftmatratze auf dem Boden, die sie noch aus dem Keller geholt hatten. Die junge Frau schaute auf ihr Handy, das ihr verriet, dass es bereits 12.24 Uhr war. Kein Wunder, dass sie solange schliefen, immerhin hatten sie bis 5 Uhr morgens gequatscht und allen möglichen Beautykram gemacht. Es war ein wirklich toller Abend. Alle drei hatten jetzt sowohl lackierte Fuß- als auch Fingernägel und ihre Haut fühlte sich dank feinster Masken babyweich an. Dagegen stapelten sich auf dem Wohnzimmertisch die leeren Schokoladepackungen. Ungern wollte sie ihre zwei Freundinnen wecken, deshalb beschloss sie so leise wie möglich aufzustehen und ein großes Frühstück vorzubereiten. Auf Zehenspitzen tapste Mimi durch das Wohnzimmer und zog hinter sich leise die Tür zu. Als sie den Kühlschrank in der Küche öffnete, fragte sich die Brünette wie sie denn vergessen konnte, dass sie sich seit fast zwei Wochen nur von Schokolade ernährt hatte. Denn das Einzige was sie vorfand, war ein halber Fisch, der allerdings bei genauerer Betrachtung nicht mehr allzu frisch zu sein schien. Und das war es . Ja, ansonsten war der Kühlschrank komplett leer. Daher beschloss Mimi sich ihre Sachen vom gestrigen Tag überzuziehen und einen Supermarkt aufzusuchen. Sie wollte sich bei ihren Freundinnen für den gestrigen Abend bedanken. Die Brünette hatte jetzt verstanden, dass sie noch Freunde hatte, auf die sie sich verlassen konnte und dass sie nicht von Matt und Sora auf andere schließen durfte. Niemand wusste zuvor, dass da etwas zwischen den beiden abging. Was sie aber gelernt hatte, war, dass ihre restlichen Freunde geschlossen hinter ihr standen und sie mit ihnen an ihrer Seite nichts zu befürchten hatte. Nur drei Straßen weiter befand sich ein kleiner Tante-Emma-Laden, in dem Mimi Gemüse, frischen Fisch, Miso-Suppe und Reis kaufte. In Gedanken war sie bereits dabei den Reis zu kochen und freute sich auf die freudigen Gesichter ihrer Freundinnen. Doch als sie die Auffahrt zu ihrer Wohnung hochlief, fielen ihr beinahe die Einkaufstüten aus der Hand. Sie war geschockt und hoffte, dass es nicht so war, wie es aussah. Denn vorm Eingang zur Wohnung, stand ein großer Umzugstransporter und die Tür unten war bereits offen. So schnell es ging, lief Mimi die Treppen hinauf und merkte, dass ihre Kondition auch schon mal besser war. Oben angekommen, hörte sie bereits die Stimmen von Kari und Yolei. „Wo warst du denn, Mimi? Die zwei Männer wollen das Schlaf- und Wohnzimmer mitnehmen.“, erklärte ihr Kari aufgebracht, die noch in ihrem gestreiften Pyjama da stand. „Hallo Frau Tachikawa. Ihr Ex-Freund Yamato Ishida hat uns beauftragt und gesagt, wir sollen diese zwei Zimmer abbauen.“, sagte ein Mann mittleren Alters. Vielleicht war er um die 50 und seine Haare auf dem Kopf neigten sich bereits dem Ende zu. Neben ihm stand ein weiterer Mann. Dieser sah um einiges jünger aus als sein Arbeitskollege und war recht schmächtig und unscheinbar. „Das ist auch richtig soweit. Aber es war nie von heute die Rede. Meine neuen Möbel sind noch gar nicht da. Können Sie nicht in ein paar Wochen wiederkommen?“, fragte Mimi sie freundlich. „Nein, nein. Das geht nicht.“, sagte der Schmächtige genervt. „Wieso denn nicht? Sie werden doch sicherlich gut bezahlt.“, meinte Yolei daraufhin, wobei Mimi fand, dass sie wirklich damit Recht hatte. „Als unser Chef zu uns meinte, dass wir zu der Mimi Tachikawa fahren, hat er gesagt, dass alles nach Plan laufen muss. Ansonsten bekommen wir mächtig Ärger.“, erklärte der ältere Mann. „Na super und was jetzt? Matt hat nicht gesagt, dass die Umzugsfirma gleich einen Tag später kommen wird. Ich habe ja noch nicht mal geschaut, was ich von den Zimmern behalten will, geschweige denn habe ich meine Sachen aus den Schränken geholt.“, sagte Mimi niedergeschlagen. Damit hatte die junge Frau nun wirklich nicht gerechnet. Eigentlich hatte sie sich auf ein schönes Frühstück mit ihren Freundinnen gefreut. „Da wollte Sie ihr berühmter Ex-Freund wohl ärgern.“, sagte der Schmächtige frech grinsend. Na toll, noch so einer, der sie nicht leiden konnte, dachte sich Mimi. „Ach halt die Klappe, Akeno. Ich fand die Kleine in Interviews immer total sympathisch.“, schnauzte der Ältere den Jüngeren an. Mimi begann breit zu grinsen. ‚Ich habe doch so etwas wie Fans.‘ dachte sie sich. Doch als sie näher über die Aussage des Umzugshelfers nachdachte, wurde sie stutzig. „Hey, ich hab doch in Interviews nie was gesagt. Das war doch nur Matt.“, sagte die Brünette. „Ja das war wohl auch der Grund, weshalb Sie mir so sympathisch waren. Endlich mal eine, die auch die Klappe halten kann.“, erklärte er ihr und lehnte sich gegen die Tür. Mimi musste seufzen. Sie würde wohl nie Fans haben. Das war ihr prinzipiell auch nicht weiter wichtig, dennoch wäre es schön gewesen auch mal von Außenstehenden gemocht zu werden. „Nun gut. Besser als irgendwelche Beleidigungen.“, sagte Mimi niedergeschlagen. „Aber was ist denn nun mit dem Umzug? Ich will heute noch fertig werden und nicht meine Zeit mit so einem Möchtegernstar verschwenden.“, meinte der Akeno genervt, wodurch er von Mimi mit einem bösen Blick gestraft wurde. „Also ich habe eine Idee. Ihr drei Hübschen räumt die zwei Zimmer soweit leer, sodass Akeno und ich danach alles abbauen können. Und solange wie ihr damit beschäftigt seid, kochen Akeno und ich das Frühstück.“, schlug der ältere Mann vor und zeigte dabei auf Mimis Einkaufstaschen, die sie noch immer fest in ihren Händen hielt. Diese fing an zu grinsen. Der ältere Umzugshelfer war wirklich freundlich und seine Idee fand sie klasse. „Okay, Kari und Yolei, wärt ihr so lieb und holt alle meine Klamotten aus den Schränken im Schlafzimmer? Und dann könnt ihr noch alle Sachen, bei denen ihr denkt, dass ich sie noch behalten will, in eine extra Kiste tun. Aber alles was mich an Matt erinnern könnte, schmeißt ihr bitte sofort weg. Und ich kümmere mich ums Wohnzimmer.“, schlug Mimi vor und ihre zwei Freundinnen nickten. Alle begannen mit der Arbeit und aus der Küche konnte Mimi nach einiger Zeit den Geruch von Reis und gekochtem Gemüse wahrnehmen. Dies spornte sie noch mehr an sich zu beeilen. Zuvor hatte die junge Frau einige leere Kisten aus dem Keller geholt, in die sie nun Sachen verstaute von denen sie sich doch nicht so recht trennen wollte. Nach etwas mehr als einer Stunde waren alle fertig und fanden sich in der Küche wieder. Das Essen sah wirklich köstlich aus. Da hatten die zwei Umzugshelfer gute Arbeit geleistet. „Na dann guten Appetit.“, sagte der ältere Herr. „Das sieht wirklich lecker aus!“, gab Yolei freudig zu. „Nach der Arbeit tut ein Frühstück jetzt wirklich gut.“, meinte Kari als sie zu der Reisschale griff. „Ihr musstet doch hauptsächlich nur meine Klamotten verstauen.“, meinte Mimi daraufhin. „Genau das war ja das Problem, Mimi.“, sagte Kari nun grinsend. „Ziehen Sie jetzt zu Ihrem neuen Freund?“, fragte Akeno Mimi direkt. Diese musste aufpassen sich nicht am Reis zu verschlucken. Dieser Akeno war ihr nicht sehr geheuer. Schon allein diese Frage, war doch ziemlich dreist. „Ich habe keinen neuen Freund. Sie sollten nicht alles glauben, was in der Zeitung steht.“, erklärte sie ihm kühl, während sie zu ihrem Glas Wasser griff. „Das habe ich dir doch vorhin schon gesagt. Man, man. Die Jugend von heute. Als ob die Frau sich eine Woche nach ihrer Trennung gleich einen Neuen geschnappt hätte.“, schnauzte der ältere Mann seinen Arbeitskollegen erneut an. Dieser wurde Mimi nun erst Recht sympathisch. Ein tolles Gefühl mal verteidigt zu werden. „Danke. Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte Mimi ihn daraufhin. „Ich bin Marik. Wir können uns gerne duzen, wenn Sie möchten.“, bot er ihr an. „Klar gerne.“, sagte Mimi erfreut. Auch wenn es eine komische Situation war und sie sicherlich nicht geplant hatte, mit zwei Umzugshelfern zu frühstücken, so fand sie doch langsam Gefallen daran. „Aber sag mal Mädchen, wenn deine Möbel erst innerhalb der nächsten Wochen kommen, wo willst du dann schlafen?“, fragte Marik sie daraufhin. „Tja, das ist jetzt das große Problem. Ich verstehe nicht, warum Matt gleich einen Tag später die Umzugsfirma bestellt hat. Wir hatten nämlich gestern unser erstes Gespräch seit der Trennung, weißt du?“, erläuterte Mimi seufzend. „Und hat er dir den Geldhahn zugedreht?“, fragte Akeno sie nun fett grinsend. „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht und wann ich Ihnen das Du angeboten hätte“, giftete Mimi ihn an und hoffte, dass er nun erstmal die Klappe halten würde. „Ich entschuldige mich für meinen Kollegen. Leider weiß er immer nicht, wann man ruhig sein sollte. Aber nun sag mal, habt ihr euch denn gestern sehr gestritten?“, sagte Marik. „Nein, eigentlich lief es sogar echt gut. Matt hat mir schließlich die Wohnung überlassen und er wird mich auch finanziell nicht auflaufen lassen.“, erklärte Mimi ihrem neugewonnenen Freund. „Also so wie du uns die Sachlage erläutert hast, war er dir sogar sehr entgegenkommend und hat sich um dich gesorgt.“, mischte Kari sich ein. „Ja und er hat gesagt, dass Mimi ihm immer noch viel bedeutet.“, ergänzte Yolei. „Na das ist doch auch ganz klar, Mädels.“, meinte Marik daraufhin gelassen. Die Mädchen schauten ihn verdutzt an. „Ich erzähl euch mal was: Ich bin 53 Jahre alt und habe bereits drei Ehen hinter mir. Alle sind sie am Ende gescheitert. Trotzdem habe ich mit allen drei Frauen bis heute ein gutes Verhältnis. Es ist normal, dass man immer noch will, dass es dem Anderen gut geht.“, erklärte Marik den Mädchen. „Das ist doch bei dir was ganz anderes. Du wirst doch sicherlich Kinder mit den Frauen haben und das ist es, was euch auf ewig verbindet und weshalb ihr versucht ein gutes Verhältnis zueinander zu haben.“, versuchte Mimi Mariks Argument entgegenzuwirken. „Natürlich habe ich Kinder mit den Frauen. Fünf Stück sogar! Aber es ist nicht nur das. Es sind auch Erinnerungen, die einen mit seinem Ex-Partner verbinden. Die guten Zeiten, in denen man richtig glücklich war und man sich nie jemand anderes an seiner Seite hätte vorstellen können. Wenn man lange zusammen war, kennt man den Anderen bald besser als sich selbst und egal was ist oder was auch immer sein wird, man wünscht ihm nur das Beste für die Zukunft.“, holte Marik aus. Mimi überkam der Verdacht, dass ein kleiner Philosoph an Marik verloren gegangen war. „Das mag ja alles sein, aber bei mir trifft das momentan so gar nicht zu.“, meinte Mimi gelassen. „Du sagst also, dass du permanent nur wütend auf deinen Ex-Freund bist?“, fragte Marik sie und fing dabei an zu grinsen. Mimi musste nachdenken. Und desto mehr sie dies tat, desto mehr wurde ihr bewusst, dass Marik doch Recht haben könnte. War sie denn nicht die letzten Tage von ihren Gefühlen verwirrt gewesen? Ab und zu kam etwas Wut hoch. Das schon. Aber es waren auch viele Gefühle dabei, die sie nicht richtig einordnen konnte. Es waren alte und vertraute Gefühle. Zwar keine Schmetterlinge mehr, aber auch kein Hass. Marik konnte an Mimis Gesichtsausdruck ablesen, dass er Recht hatte. „Na siehst du Mädel. Du hasst den Typen auch nicht. Du bist immer noch traurig, das ist auch okay. Aber ich sage dir eins, wenn du darüber hinweg bist und vielleicht einen neuen Partner hast, werdet ihr gute Freunde werden und eines Tages über die geplatzte Hochzeit lachen.“, sagte Marik freudig. Okay, den ersten Teil konnte die Brünette ja noch nachvollziehen, aber eines Tages darüber lachen? Der Gedanke fiel ihr eindeutig schwerer. „Wow, Sie sind voll weise.“, meinte Yolei nun sichtlich beeindruckt und auch Kari schien hin und weg von Mariks Worten zu sein. „Ach Mädchen, wir können uns auch gerne duzen.“, meinte Marik zu Yolei, die nun noch breiter grinste als vorher. „Und was findest du, sollte Mimi jetzt wegen Sora machen?“, fragte Kari Marik. Mimi verdrehte die Augen. Schon gestern machte Kari ständig Andeutungen, dass sie doch wenigstens einmal versuchen sollte mit Sora zu reden, schließlich waren sie viele Jahre lang beste Freunde, blablabla… „Sora? Die neue Freundin vom Rockstar?“, fragte Marik in die Runde und als Antwort bekam er von allen ein Nicken – auch von Akeno. „Na mit der musst du dich auch aussprechen, Mädel. Sie war doch wirklich deine beste Freundin oder ist das auch nur erfunden?“, fragte Marik Mimi. „Ja, sie war meine beste Freundin bis sie mir meine Hochzeit versaut hat.“, sagte Mimi trocken und wünschte, sie hätte jetzt ein Glas Sekt. „Dann ist ein Gespräch von Nöten. Wenn ihr über Jahre hinweg die besten Freundinnen wart, dann musst du ihr eine zweite Chance hat. Liebe kann immer auseinanderbrechen, aber eine beste Freundin bleibt in der Regel für immer.“, beendete Marik seinen philosophischen Text. Doch Mimi sah ihn nur genervt an. „Welche beste Freundin spannt einem den Freund aus?“ „Hast du ihr denn noch nie wehgetan und hat sie dir dann nicht trotzdem verziehen?“, redete Marik ihr ins Gewissen. ‚Verdammt!‘, dacht sich Mimi. Wie konnte es ein wildfremder Typ schaffen, dass erneut alte Erinnerungen in ihr hochkamen und sie tatsächlich an einen Moment dachte, in dem auch sie Sora einst sehr wehtat. Aber das damals, war doch etwas ganz anderes. Das konnte man mit der heutigen Situation nicht vergleichen. Schnell versuchte die junge Frau diesen Gedanken zu verdrängen und sich den wichtigen Dingen zu widmen. „Also, wo komme ich denn nun unter bis meine neuen Möbel da sind?“, fragte Mimi in die Runde und schaute dabei besonders ihre zwei Freundinnen an. „Ich glaube nicht, dass du mit mir und dem Bruder deines Ex-Freundes zusammenwohnen möchtest.“, sagte Kari entschuldigend, wobei sie total Recht damit hatte. Eine etwas jüngere Ausgabe von Matt ständig sehen zu müssen, darauf konnte Mimi gut verzichten. „Ja und bei mir würde es ganz schön eng werden. Du weißt doch, dass ich nur eine Ein-Zimmer-Wohnung habe. Ich glaube, da würden wir uns schnell auf die Nerven gehen.“, erklärte ihr Yolei, wobei sich Mimi fragte, ob ihre Freundin nun dachte, dass Mimi ihr schnell auf die Nerven gehen würde oder andersherum… „Was ist denn mit Izzy? Den kannst du doch bestimmt fragen.“, schlug Kari ihr vor. „Nichts gegen Izzy, aber wenn wir beide zusammen wohnen würden, könnten wir bald eine Therapiegruppe aufmachen. Izzy und ich permanent auf einem Haufen, das würde nur Depressionen geben.“, entgegnete Mimi ihrer guten Freundin. „Aber bei Joe könntest du doch sicherlich unterkommen.“, sagte Yolei nun. „Der schreibt gerade Prüfungen und dann ist er noch unerträglicher als sonst, wenn er seinen normalen Lernstress hat.“, machte Mimi Yoleis Vorschlag zunichte. „Na dann bleibt wohl nur noch mein Bruder.“, meinte Kari daraufhin. Mimi wurde nun leicht rot und sie verstand nicht einmal weshalb. Die beiden verstanden sich sehr gut im Moment, aber für einige Zeit zusammen wohnen? Das wäre doch etwas viel. „Also ich weiß nicht. Ihr kennt doch Tai, der kommt morgens nicht aus dem Bett und ist dann so ein Morgenmuffel…“, versuchte die Brünette sich rauszureden. „Ja und? Du gehst doch momentan selbst nicht zur Uni und ihr seid schließlich kein Ehepaar und müsst euch nicht gegenseitig permanent ertragen.“, meinte Yolei nun zu Mimi. „Aber er hat schon so viel für mich getan. Ich kann schlecht von ihm verlangen, dass ich auch noch bei ihm unterkomme.“, sagte Mimi und schaute dabei auf den Boden. „Ich rufe ihn einfach mal an.“, sagte Kari und griff zu ihrem Handy. Mimi wollte ihr dieses aus der Hand reißen, aber Kari war darauf anscheinend vorbereitet und sprang vom Tisch auf und rannte ins Wohnzimmer. Als Mimi ihr hinterherwollte, hielt Yolei sie fest. „Gibt es da etwa schon einen neuen Mann in deinem Leben?“, fragte Marik Mimi. „Ach quatsch. Tai ist ein guter Freund von uns und Karis Bruder. Er hat mir in den letzten Tagen sehr geholfen wieder auf die Beine zu kommen.“, erklärte Mimi ihrem neugewonnenen Freund. Dieser sagte komischerweise gar nichts und grinste nur. Wahrscheinlich dachte Marik sich einfach seinen Teil selbst. Ein paar Minuten später, kam Kari zurück in die Küche mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Tai freut sich sehr dich für die nächste Zeit bei sich aufnehmen zu dürfen. Und er kommt so in zwei Stunden vorbei, um mit dir in die Baumarkt zu fahren und schon mal neue Farbe zu kaufen.“, erzählte ihr Kari. Das war ja wirklich nett von Tai, aber Mimi hatte Angst, dass es zu viel werden könnte. Immerhin hatte er einst schon mal Gefühle für die Brünette gehabt und ihr diese gestanden. Aber das war lange her und sie hatte ihm ihren Standpunkt damals deutlich gemacht. Sicherlich war das nur ein neuer Beweis seiner Freundschaft. Nachdem alle aufgegessen hatten, machten sich Akeno und Marik nun wirklich an die Arbeit und montierten alle Einzelteile der Schränke, Schubladen usw. ab und verfrachteten sie in ihren Umzugstransporter. Die Mädchen räumten in der Zeit die Küche auf und tranken dort auch noch eine Tasse Tee. Immerhin gab es keine andere Sitzgelegenheit mehr. Als Akeno und Marik fertig waren, gingen sie noch einmal in die Küche, um sich von den Mädchen zu verabschieden. „Tschüss Marik, es war wirklich toll dich kennengelernt zu haben. Ich hoffe, wir sehen uns noch einmal wieder.“, sagte Mimi als sie Marik zum Abschied umarmte. Akeno gab sie lediglich die Hand. „Wenn du noch mal umziehen solltest, sicherlich. Und auch ansonsten, weiß man nie, wem man so alles über den Weg läuft.“, antwortete dieser grinsend. „Ich habe noch eine Frage an dich, Marik.“, sagte Kari. „Glaubst du immer noch an die Liebe, obwohl du dich schon dreimal hast scheiden lassen?“ „Natürlich. Weißt du Kleine, im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass manche Menschen nur für einen bestimmten Lebensabschnitt da sind. Das gilt sowohl für Freunde als auch Partner. Jede meiner Ex-Frauen hat mir etwas ganz entscheidendes mit auf den Weg gegeben und sie waren jeweils perfekt für die Situation, in der ich mich befunden habe. Doch jeder Mensch verändert sich und irgendwann war die Zeit vorbei und ich war froh, dass ich so viel durch meine jeweilige Partnerin lernen durfte. Und nun wird hoffentlich bald die nächste Frau in mein Leben treten. Ich weiß nicht, ob es dieses Mal für immer sein wird, aber klar, ich glaube fest an die Liebe.“, erläutere Marik und verließ anschließend die Wohnung. Yolei und Kari gingen sofort zum Fenster, um Marik noch einmal zu sehen, wenn er mit Akeno und dem Transporter davonfuhr. „Er fehlt mir jetzt schon. Marik war richtig weise und man hat ihm so gerne zugehört.“, schwärmte Kari „Ja und er hatte eine so angenehme Aura. Ich hätte mich noch Stunden mit ihm unterhalten können“, sagte Yolei. Ganz so vernarrt, war Mimi nun nicht in Marik, aber auch sie war froh ihn getroffen zu haben. Es war schon viel Wahres an dem, was er erzählt hatte. Die drei Mädchen machten sich nun fertig. Eine nach der anderen ging duschen, sie putzten sich Zähne, machten sich die Haare und schminkten sich. Dann packten Kari und Yolei ihre Sachen zusammen und verabschiedeten sich mit einer herzlichen Umarmung von Mimi und versprachen ihr, sie bald wieder zu besuchen. Kurz danach bekam Mimi auch eine SMS von Tai, der ihr sagte, dass sie runterkommen sollte, da er vor ihrer Eingangstür stand. Daraufhin schnappte sich die junge Frau ihre Autoschlüssel und ging die Treppen hinunter. „Hey wie geht’s?“, begrüßte Mimi Tai freudig und umarmte ihn. „Gut und dir ja anscheinend auch und das obwohl du soeben obdachlos geworden bist?“, fragte er sie grinsend, während sie zu Mimis Auto gingen, das in einer Nebenstraße geparkt war. „Ach, der Mädelsabend war einfach so schön, da lasse ich mir nicht so schnell die Laune verderben. Außerdem wird meine Wohnung später umso schöner sein.“, erklärte Mimi Tai mit einem Lächeln im Gesicht. Fünf Minuten später saßen beide in Mimis Auto und fuhren gute zwanzig Minuten bis sie im Baumarkt ankamen. Nachdem Mimi mehr schlecht als recht eingeparkt hatte, betraten beide den Baumarkt und wahrscheinlich bereute es Tai sogleich mit Mimi hierhergekommen zu sein. Denn sobald die junge Frau die Dekoabteilung betrat, war sie hin und weg und es dauerte eine dreiviertel Stunde bis sie fand, dass sie nun genug in die Einkaufswagen gelegt hatte. Danach führte Tai sie in die Farbabteilung und die beiden sahen sich mehrere Farben an, die zur Auswahl standen. Am Ende schwankte Mimi zwischen einem hellen Grünton und einem knalligen Pink. Tai versuchte ihr Letzteres auszureden. Trotzdem nahm sie den schweren Eimer mit der pinken Farbe und machte den Deckel auf, um die Farbe genauer betrachten zu können, als sie hinter sich eine Stimme hörte. „Mensch Mimi, du hier? Ich dachte du hättest dich für immer in deine Wohnung verkrochen? Oder kaufst du etwa gerade neue Farbe, weil Matt dich rausgeschmissen hat?“, sagte die Stimme hinter ihr sehr unfreundlich und als Mimi sich umdrehte, wusste sie auch sofort, mit wem sie es zu tun hatte. Jun Motomiya – Davis‘ ältere Schwester. Zeit ihres Lebens Matts größter Fan und Mimis größte Verächterin. „Und bist du jetzt endlich glücklich, wo Matt und ich kein Paar mehr sind?“, fragte Mimi Jun genervt. „Na klar, meine größte Konkurrentin ist nun weg.“, meinte Jun. Mimi konnte sie einfach nicht verstehen. Dass Jun als Teenager auf Matt stand, war verständlich, aber als Erwachsene Frau immer noch hinter ihm her zu sein, war für Mimi nicht nachvollziehbar. Es war im Grunde genommen schon richtig unheimlich. Seit Mimi mit Matt zusammen war, hetzte Jun gegen sie und ließ ihr keine ruhige Sekunde, sobald Mimi in der Nähe war. „Dir ist aber schon bewusst, dass er bereits eine neue Freundin hat?“, fragte Mimi ihre Widersacherin. „Na und? Das wird doch jetzt ein leichtes werden die beiden auseinanderzubringen und dann wird Matt endlich merken, dass ich die Richtige für ihn bin.“, sagte Jun aufgeregt und hüpfte vom einen Bein aufs andere. „Schön, dann kannst du dich ja jetzt endlich verpissen und mich in Ruhe lassen.“, giftete Mimi Jun an. „Ich hör wohl nicht richtig. Was bildest du dir ein? Kein Wunder, dass Matt dich abserviert hat.“ „Halt einfach deine Klappe. Du hast doch von gar nichts eine Ahnung.“ „Hey Mädels, beruhigt euch mal.“, versuchte Tai den Streit zu schlichten. Allerdings ohne Erfolg, denn Jun und Mimi ignorierten ihn einfach. „Ich musste richtig lachen als ich gehört habe, dass Matt dich am Traualtar hat stehen lassen. Er wird sich wohl kurz vorher noch mal überlegt haben, wie es wäre sein ganzes Leben mit dir zu verbringen und diese Vorstellung wird ihm nicht gefallen haben.“ „Jetzt sei gefälligst ruhig oder du kannst was erleben!“, brüllte Mimi sie an. „Na komm doch her, wenn du dich traust. Ach weißt du was? Ich glaube mir fällt gerade ein, warum Matt dich verlassen haben wird. Du kannst wohl nicht so gut im Bett gewesen sein.“, sagte Jun lachend und fühlte sich anscheinend ziemlich überlegen. Nun reichte es Mimi endgültig. Am liebsten hätte sie Jung eine Ohrfeige gegeben und die junge Frau war schon am Überlegen, wie sie dies am besten anstellen konnte, doch dann fiel ihr Blick auf den offenen Eimer mit der pinken Farben. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff sie danach und kippte ihn Jun über den Kopf. Als Mimi begriff, was sie da eben getan hatte, war sie zuerst geschockt und fing danach ohne Unterbrechen an zu lachen. Es sah aber auch zu komisch aus. Jun stand nun da wie ein begossener Pudel, nur dass sie jetzt komplett pink war. Man sah ihr im Gesicht an, dass sie kochte vor Wut. „Na warte. Das bekommst du wieder!“, brüllte sie Mimi an und begann auf diese zuzugehen. Doch in diesem Moment kam ein Verkäufer vorbei. „Was ist denn hier los? Wer von Ihnen beiden war das? Sie werden für den Schaden aufkommen müssen!“, sagte der Verkäufer in einem rauen Ton und schaute Mimi und Tai dabei ziemlich böse an. Im nächsten Moment spürte Mimi wie Tai ihre Hand nahm und sie vom Geschehen wegzog. „Komm Mimi, lauf! Wir hauen ab!“, rief er ihr zu und bevor die Brünette so richtig begriff, was eigentlich geschehen war, rannte sie so schnell sie konnte zu ihrem Auto. Dort angekommen, stiegen Mimi und Tai ein und düsten davon. Als sie sich in Sicherheit wiegten, hielt Mimi kurz an und schaute zu Tai rüber. „Du bist einfach nur bescheuert, Prinzessin.“, sagte er grinsend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)