Devil's disease von Tongari (Bill Cipher's great Plan) ================================================================================ 1 - Dangerous disease --------------------- Der Mond schien hell am sternenklaren Himmel als ein Schatten sich durch die Straßen von Gravity Falls schlängelte. Keiner konnte ihn sehen und dessen war er sich wohl bewusst. Hinter ihm zogen langsam dunkle, bedrohlich wirkende Wolken auf, die die vielen leuchtenden Sterne verdeckten und den kühlen Nachtwind auffrischen ließ. Selbst der mächtige Mond hatte der Finsternis nichts entgegen zu setzen und allmählich schien es sogar die Stadt selbst zu verschlingen. Ein Haus nach dem anderen versank in der seltsamen Dunkelheit. Zwischen dem stetigen Wehen der Blätter im immer stärker werdenden Wind, war ein leises Lachen zu hören. Seltsam, unheimlich, definitiv nicht menschlich. Der Morgen war in frischem Glanz eingezogen, ein laues Lüftchen glitt durch die Blätter der Laubbäume und es gab keine Spur von den seltsamen Wolken der letzten Nacht. Alles schien ruhig. Bis… „Kinder!! Kommt runter! Das müsst ihr euch ansehen!“ hallte die laute, kratzige Stimme von Stanford Pines durch die Shack als dieser kurz von seinem Sessel aufgestanden war und in seinen Puschen zum Flur schlurfte. Es dauerte keine Minute bis die Zwillinge Dipper und Mabel Pines dem Ruf ihres Großonkels gefolgt und bei ihm vor dem Fernseher standen. „Was gibt’s, Gronkel Stan?“ Dipper setzte sich neben dem Sessel auf den alten Dinosaurier Schädel, während Mabel sich auf die andere Seite auf die Lehne sinken ließ. „Gerade läuft ein Bericht dass in Gravity Falls eine Krankheit ausgebrochen zu sein scheint, dessen Ursprung unklar ist.“ Stan drehte den Fernsehapparat lauter. »…Einwohnern zufolge sind seit dem gestrigen Abend 4 Menschen erkrankt. 3 Männer und eine Frau leiden bisweilen an unsagbaren Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelanfällen. Kein Zufall wie viele bereits vermuten. Um was es sich hier bei für eine Krankheit handelt und wie die Übertragungswege sind, ist noch unklar. Ebenso wie sich die Patienten angesteckt haben. Wir halten Sie weiter auf dem Laufenden. Ihre Shandra Jimenez. « „Wow. Damit hätte ich nicht gerechnet. Was meint ihr, was das ist?“ der Junge mit dem Blau-weißen Cap sah zu seiner Familie als der Bericht zu Ende war und legte die Stirn nachdenklich in Falten. „Keine Ahnung. Aber ich möchte dass ihr vorerst nicht das Haus verlasst. Ich will nicht dass ihr euch auch mit…was auch immer das ist ansteckt, habt ihr verstanden?“ Stan musterte einen nach dem anderen mit scharfem, ernsten Blick und wartete förmlich darauf dass ihm widersprochen würde. Doch es kam nichts dergleichen. Stattdessen nickten die Zwillinge nur synchron, warfen sich jedoch gegenseitig gewisse Blicke zu, die Stan zwar inzwischen schon oft gesehen hatte doch noch immer nicht heraus bekommen hatte was sie bedeuten sollten. Aber er konnte sich schon vorstellen dass die Zwei wieder irgendetwas hinter seinem Rücken ausheckten um der Sache auf den Grund zu gehen. „Mach dir keine Sorgen Gronkel Stan. Wir bleiben in unserem Zimmer, solange nicht mehr bekannt ist was diese Krankheit angeht.“ Mit diesen Worten sprang Dipper von seinem Platz, streckte sich und eilte mit Mabel wieder hoch in ihr Schlafzimmer. Mit einem leisen Seufzer sah Stan den Kindern nach, ehe er sich zurück in seinen Sessel lehnte und die Lautstärke runter drehte. Es war nicht ungewöhnlich dass hin und wieder Leute in der Stadt krank wurden. Doch es machte ihm Sorgen dass es gleich 4 auf einmal traf und das ausgerechnet in der selben Nacht. Er schnaufte und schüttelte den Kopf. „Ach was. Ist sicher nur ne Grippe oder so.“ versuchte Stan sich selber wieder zu beruhigen und schaltete durch die Kanäle bis er bei Duck-tective angelangt war. „Mabel, wir müssen herausfinden was das für eine Krankheit ist!“ entschlossen wie eh und je ließ sich Dipper auf sein Bett sinken und fischte das Journal 3 aus seiner Westeninnenseite, wo er es immer aufbewahrte. „Und wie willst du das anstellen? Du bist kein Medizinexperte und Ahnung von sowas hast du auch keine. Zumindest nicht das ich wüsste.“ Mabel verschränkte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf leicht zur Seite, während sie ihren 5 Minuten jüngeren Bruder musterte. „Willst du auf Bakterien…oder Viren Jagd gehen? Du weißt, dass du dazu ein Mikroskop brauchst, oder?“ skeptischen Blickes warf sich Mabel auf ihr eigenes Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Mit den Füßen spielte sie mit Waddles, der es sich auf dem Bettende gemütlich gemacht hatte. „Ein Elektronenmikroskop um genau zu sein. Aber nein.“ Murmelte Dipper während er in dem Buch Seite um Seite mit dem Schwarzlicht in der Hand durchblätterte. Es war wirklich unglaublich was er alles in dem Buch mit der neuen Methode heraus gefunden hatte. So viele Geheimnisse waren direkt vor seiner Nase gewesen und er hatte es nicht einmal bemerkt. Nun war er schon um einige Schritte weiter und das auch nur dank dem Zufall bei der Zombieattacke. „Ich bin mir nicht sicher, aber dieses plötzliche Auftauchen einer mysteriösen Krankheit ausgerechnet in Gravity Falls kommt mir doch etwas suspekt vor. Dir etwa nicht?“ nun sah er auf zu seiner Schwester, zog allerdings eine Augenbraue hoch als er bemerkte wie unbekümmert die Brünette mit ihrem Hausschwein spielte. „Mabel, das ist ernst hier! Was wenn das keine gewöhnliche Krankheit ist? Was wenn das irgendetwas Übernatürliches ist?“ er rutschte an die Bettkante und deutete mit ernstem Blick auf das Buch in seiner Hand. „Ja, und was ist wenn es einfach nur ein schlimmer Schnupfen ist? Ich würde mir da keine großen Gedanken drüber machen, Brüderchen. Du übertreibst es mal wieder. Es ist ja nicht so als wenn ein Dämon oder so die Pest verteilt.“ Mabel fing bei ihren eigenen Worten an zu lachen, da es in ihren Augen einfach nur die Paranoia ihres Bruders war, die sich gerade einmal mehr zeigte. Dipper rieb sich über die Augen. War er eigentlich immer der einzige der manche Dinge für suspekt hielt und vor denen man sich in Acht nehmen sollte? Und das nach allem was sie inzwischen durchlebt hatten. Zumal er in den meisten Fällen mit seiner ‚Paranoia‘ sogar ziemlich richtig lag, wenn man nur auf ihn gehört hätte. Aber vielleicht hatte Mabel dieses Mal ja wirklich recht und es war nichts mehr als ein Schnupfen. Irgendwie hoffte es Dipper, denn wenn er dieses Mal richtig liegen würde mit seinem unguten Gefühl, dann wüsste er nicht was er machen sollte. Gegen große Monster kämpfen war eine Sache aber gegen einen scheinbar unsichtbaren Feind war es etwas völlig anderes. Mit einem lauten Seufzen ließ sich der Junge rückwärts auf sein Bett fallen, wobei er die Arme wie ein Seestern von sich gestreckt hatte, den Blick starr an die Decke gerichtet. 2 - Fear -------- Die Tage zogen sich elendig lang hin, seit dem Stan den Kids ein Ausgehverbot erteilt hatte. Ihnen war zwar klar dass ihr Großonkel sich um sie sorgte aber dennoch brachte das nicht weniger Langeweile mit sich. Eher im Gegenteil. Da Stan auch die Mystery Shack und den Gift Shop geschlossen hatte, kamen keine Kunden mit denen man sich über die Ereignisse der Stadt unterhalten konnte, wie es den Leuten ging die Erkrankt waren und ob es noch weitere Fälle gab. Die Zwillinge fühlten sich als wären sie von der Außenwelt abgeschottet. Keiner kam rein, keiner kam raus. Für zwei 12 Jährige Kinder der Horror. Nicht einmal raus schleichen konnten sie sich, denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund war Stan immer genau dort wo sie sich raus mogeln wollten. So als wüsste er immer ganz genau was sie vor hatten. Oder es waren einfach nur dumme Zufälle. Aber nicht einmal Soos durfte aus dem Haus und von Wendy hatte Dipper auch nichts mehr gehört seit Stan den Laden geschlossen hatte. „Mabel? Kannst du mir mal den Orangensaft rüber schieben?“ murmelte Dipper der mit dem Gesicht voran auf dem Küchentisch hing und eine Hand auf die andere Seite ausstreckte, wo seine Schwester mit dem Saft saß. Ebenso wie sein Bruder hing auch Mabel wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf dem alten Holztisch und spielte eher beiläufig mit dem Ringelschwanz von Waddles, der neben ihr auf dem Fußboden lag. Genauso beiläufig schob die kleine Pines den Orangensaftkarton hinüber bis knapp zur Hälfte des Tisches, ehe er umkippte. Zum Glück war der Karton zu aber es schien ohnehin keinen zu stören. Trübe, langsam und frustriert hob Dipper den Kopf an, starrte auf den umgekippten Saftkarton und ließ ihn wieder auf die Tischplatte fallen. „Was macht ihr denn so lange Gesichter, Kids?“ Stan stand plötzlich mit den Händen in die Seite gestemmt in der Küchentür und musterte beide Kinder mit skeptischen Blick. „Uns ist langweilig, Gronkel Stan. Wann dürfen wir denn endlich wieder raus?“ Dipper sah mit flehendem Ausdruck im Gesicht auf zu ihrem Großonkel. Doch bevor dieser überhaupt zu Worte kommen konnte, zog etwas anderes sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. » Werte Damen und Herren, eine Eilmeldung hat uns soeben erreicht. « Binnen ein paar Sekunden saßen die drei Pines auf dem Sessel von Stan und starrten gebannt auf den Fernseher, während der ältere Mann erneut die Lautstärke hochdrehte. » Es sind innerhalb von den letzten 2 Tagen weitere 16 neue Fälle aufgetreten. Es ist immer noch nicht bekannt um welche Krankheit es sich handelt, doch die örtlichen Ärzte versuchen weiter mit allen Mitteln den Betroffenen zu helfen. Noch immer sind keine Verbesserungen der ersten Erkrankten in Sicht, zwei von ihnen sind bereits ihren Symptomen erlegen und die Ärzte vermuten, dass noch weitere folgen werden. Ein wirksames Heilmittel gibt es zurzeit noch nicht, doch die einbezogenen Ärzte tun weiter ihr Möglichstes. Die ersten Anzeichen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Fieber und Schwindelanfälle. Nach einem Tag kommt eine Lungenentzündung dazu, die zu Atemnot führen kann. Kurz darauf lässt sich ein Befall des Nervensystems erkennen mit Krampfanfällen und Bewusstseinsstörungen. Bis hin zur Lähmung der Atemwege und Organversagen. Die Stadt Gravity Falls ist bis auf weiteres unter Quarantäne gestellt, da eine Epidemie nicht ausgeschlossen wird. Wir bitten die Einwohner der Stadt ihre Häuser und die Stadt selbst nicht zu verlassen. Sollten sie erste Anzeichen von dauerhaft starken Kopfschmerzen und Übelkeit verspüren, bitten wir Sie, sich umgehend zum Krankenhaus zu begeben. Wir danken Ihnen für Ihre Kooperation. « Völlig sprachlos saßen die Drei da und selbst als der Bericht schon längst vorbei war, sagte keiner ein Wort. Man hätte eine Feder auf den Boden fallen lassen können, man hätte sie noch gehört. „Das ist nicht deren Ernst!“ schoss es dann jedoch plötzlich aus Dipper heraus, dass es sogar Mabel kurz zusammen zucken ließ. „Die haben die Stadt abgeriegelt?? Wir sitzen hier fest??“ auch wenn er es nicht wollte, Panik klang in seiner Stimme mit, die selbst Stan nicht überhören konnte. „Jetzt beruhig dich, Kid. Das wird sicher nicht lange anhalten. Wenn es eine Epidemie ist, dann wird sich das bald verlaufen, mach dir keine Gedanken.“ Stan war ein guter Lügner. Ein sehr guter sogar. Immerhin war er ein notorischer Lügner, der damit sein Geld verdiente. Zumindest war er gut solange es nicht um persönliche Dinge ging. Er wusste, dass etwas nicht stimmte und ihm war klar dass auch Dipper ebenso ein Gespür dafür hatte. Was das anging waren sie sich wieder einmal sehr ähnlich, mit dem Unterschied dass Stan solche Sachen für sich behielt während der Junge lauthals raus posaunte wenn er irgendetwas Ungewöhnliches entdeckt hatte. Aber nun konnten sie es nicht gebrauchen dass einer von ihnen ausflippte. Schlimm genug, dass bereits die ersten Patienten nach so wenigen Tagen verstorben waren, so wie es schien machte diese ungewöhnliche Krankheit vor nichts halt. Und da immer noch nicht raus war, wie sie sich verbreitete, konnte man nie sicher sein ob man sich nicht doch schon angesteckt hatte. Und dennoch versuchte Stan die Kinder zu beruhigen, zu beschützten, wie er es immer insgeheim tat. „Was sollen wir jetzt machen, Gronkel Stan?“ die ungewohnt leise Stimme von Mabel riss den alten Mann wieder aus seinen Gedanken in die er versunken war und ließ ihn die Aufmerksamkeit auf das kleine Mädchen richten. Er lächelte aufmunternd. „Wir warten ab und bleiben erstmal im Haus.“ Aus einem Instinkt heraus legte er beiden Kinder die Arme um die Schultern und zog sie schützend, familiär zu sich. Ein Lächeln schlich sich auf die Gesichter der Zwillinge als sie sich an ihren Großonkel kuschelten. 3 - Infection ------------- Weitere Tage vergingen und immer mehr Einwohner der Stadt erkrankten und starben unter den Händen der Ärzte weg. Die Mediziner standen vor einem Rätsel. Noch immer wusste keiner was das für eine Krankheit war, woher sie kam oder wie sie zu stoppen war. Selbst die Untersuchungen brachten keine Ergebnisse und die Menschen verfielen immer weiter in Angst und Schrecken. Die Stadt war wie ausgestorben. Wort wörtlich. Keiner wagte sich mehr auf die Straßen, die Geschäfte waren alle geschlossen. Wenn nicht die Krankheit jeden einzelnen traf, dann würde es früher oder später der Hunger sein, der sie hinraffte. Auch in der Mystery Shack hielt die Angst vor einer Infektion Einzug, selbst wenn es jeder versuchte irgendwie auf seine Weise zu überspielen. „Kids?“ dröhnte die raue Stimme von Stan wieder durch den Flur, als dieser von seinem eigenen Zimmer aus ins Wohnzimmer schlurfte und dabei versuchte sich sein Hemd in die Unterhose zu stopfen. Sowohl Mabel als auch Dipper und Soos hatten es sich an dem runden Tisch im Wohnzimmer gemütlich gemacht und schienen Poker zu spielen. Zumindest dachte Stan es sei Poker da sie allesamt Karten in der Hand hielten und Brotcracker auf dem Tisch verteilt lagen. Sie nahmen seit einiger Zeit immer diese Cracker für Kartenspiele da zum einem die Kinder zu jung waren um mit echtem Geld zu spielen und zum anderen Mabel diese seltsame Angewohnheit hatte alle Spielchips in den Mund zu strecken. Nachdem sie an einem fast erstickt wäre, waren sie auf die Brotcracker umgestiegen, auch wenn sie dann nur maximal 3 Runden spielen konnte, da Mabel bis dahin alle aufgegessen hatte. Und so wie es nun aussah waren die Drei bereits schon in der letzten Runde. Wobei sich Stan nicht einmal Sicher war ob sie wirklich spielten oder einfach nur wahllos die Karten in die Mitte warfen. „Habt ihr meine Hose gesehen? Ich kann meine Hose nirgends finden.“ Murrte der alte Mann und mit wenigen Schritten war Stan bei seiner Familie angelangt. Mabel und Dipper sahen sofort auf, schüttelten jedoch synchron den Kopf und fingen unweigerlich an zu Grinsen, als sie wieder in ihre Karten blickten und diese vor ihr Gesicht hielten. Innerlich verdrehte Stan die Augen, da ihm bereits jetzt schon klar war, dass die Kids wieder einmal seine Sachen versteckten damit er danach suchen konnte. Ob sie dass nur machten um ihn zu Ärgern oder ob sie damit irgendetwas bezwecken wollten, da war sich der Ladenbesitzer noch immer nicht ganz sicher. Mit einem leisen Schnaufen wandte sich Stan schließlich zu Soos, der allerdings immer noch in seine Karten starrte. Es hatte fast den Eindruck als würde er nicht einmal mitkriegen dass sein Chef direkt vor ihm stand. „Ich sagte, Habt ihr meine Hose gesehen!“ wiederholte sich Stan lauter, etwas energischer und räusperte sich um auch endlich die Aufmerksamkeit seiner rechten Hand zu bekommen. Völlig überrascht ruckte der Blick des beleibteren Jungen erschrocken auf und für einen kurzen, ganz kurzen Augenblick wirkte Soos etwas desorientiert. Ungewohnt. „Oh, Mr. Pines. Seit wann stehen Sie denn da?“ er lachte leicht und lehnte sich in dem Stuhl zurück. „Ihre Hose? Hm. Nein, die hab ich nicht gesehen.“ Fügte er noch mit einem Lächeln hinterher als er seine Handkarten auf den Tisch warf um so zu zeigen dass er kein gutes Blatt und somit die Runde verloren hatte. Für einen Augenblick schienen alle Augenpaare auf Soos gerichtet zu sein, bis Stan erneut das Wort ergriff. „Aha…Na dann…spielt ihr mal weiter.“ Der alte Mann wandte sich mit einem etwas skeptischen Blick, stirnrunzelnd um und schlenderte zurück auf den Flur in der Hoffnung irgendwo doch noch seine Hosen zu finden. Während dessen hatten sich Dipper und Mabel zu Soos gewandt um ihn eingehend zu mustern. Ihnen beiden war aufgefallen dass sich ihr Kumpel schon den ganzen Tag etwas eigenartig verhielt, doch sie hatten es schlicht auf die Nervosität geschoben die sie alle erfasst hatte. Doch das eben war wirklich seltsam gewesen. „Ist eigentlich alles in Ordnung mit dir? Du wirktest gerade echt daneben.“ Fragte Dipper merklich besorgt und warf einen Seitenblick zu seinem Zwilling. Soos jedoch fing nur an zu lachen und hielt sich die Hände auf den Bauch. „Natürlich ist mit mir alles klar, Dude.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen schwang sich der ältere Junge von dem Stuhl hoch, rieb sich kurz über den Nacken und richtete anschließend seine Cappy. „Ich…mach mich dann mal wieder an die Arbeit.“ Auch wenn er immer noch Lächelte, die Kids konnten erkennen dass es nicht so war wie sonst. Und das beunruhigte sie doch ein wenig mehr als sie vielleicht zugeben wollte. Zudem gab es seit die Shack geschlossen wurde, kaum noch Arbeit für Soos und dennoch war er ständig im Gift Shop; manchmal sogar für Stunden - völlig alleine. „Oh..okay Soos.“ Murmelte Dipper unschlüssig und zog die Augenbrauen zusammen. Für einen kurzen Augenblick wollte er weiter nachhaken, wollte wissen ob wirklich alles klar war, doch er schwieg, ließ Soos den Raum verlassen und wandte sich dann nur mit einem leisen Seufzer zu Mabel. Er konnte sofort erkennen dass auch sie den gleichen Gedanken hegte wie er selber. „Glaubst du er…?“ „Ich weiß nicht…du?“ die beiden warfen sich unsichere Blicke zu. Sie mussten nicht einmal ihre Sätze zu Ende bringen um zu wissen was der andere sagen wollte. Doch Dipper schüttelte schnell den Kopf und versuchte sich an einem Lächeln, was allerdings alles andere als wirklich zuversichtlich wirkte. „Er ist bestimmt auch nur nervös wegen der Ansteckungsgefahr, wie wir alle. Aber solange wir hier in der Shack bleiben, sind wir zu 70% Sicher.“ Je weiter der Junge sprach, desto leiser wurden seine Worte bis es kaum mehr als ein leises gemurmel war. Denn wirklich Sicher war er sich ja selber nicht einmal mehr mit dem was er da von sich gab. Und Mabel wusste das auch. Schließlich kannte sie alle seine Angewohnheiten wenn er Unsicher war oder Angst hatte es aber keiner mitbekommen sollte. Doch für ihren Bruder Lächelte sie. „Ja, das glaub ich auch. Los komm. Wenn Gronkel Stan nach seiner Hose sucht, sollten wir sie besser verstecken.“ Nun mit einem ehrlichen Grinsen auf den Lippen fischte die kleine Mabel die schwarze Hose ihres Großonkels unter ihrem Stuhl hervor und hielt sie in etwas Abstand von sich über den Tisch. Auch Dipper musste unweigerlich anfangen zu Grinsen und wenige Augenblicke später befanden sich die beiden Zwillinge auf der Suche nach einem passenden Versteck. Erst seit kurzem hatten die Zwei dieses neue Spiel für sich entdeckt. Da sie immer noch nicht nach draußen konnten hatten sie auf andere Möglichkeiten zurück greifen müssen und ihren Großonkel auf die Palme zu bringen erwies sich sogar als ziemlich amüsant. Und ein guter Zeitvertreib war es auch. Nun ja, solange Stan die Sachen nicht fand. Die Tage vergingen immer langsamer. Zumindest hatten die Zwillinge so das Gefühl. Nicht nur dass die Medien die ganze Sache immer weiter aufputschten und immer mehr Menschen der Krankheit erlagen – selbst die Northwest blieben nicht verschont – auch Soos‘ Verhalten wurde immer seltsamer. Sogar Stan hatte es mitbekommen, dass seine treue rechte Hand sich immer weiter zurück gezogen hatte und von dem sonst so fröhlichen Jungen war nichts mehr zu erkennen. Soos schien sich sogar von den Kids zurück zu ziehen und das war wirklich eines der seltsamsten Sachen. Denn eigentlich waren sie wie Pech und Schwefel. „Soooooos?“ rief Mabel mit ihrer schrillen, durchdringenden Stimme durch das gesamte Haus, sodass Dipper - der genau neben ihr stand - sich die Ohren zuhalten musste um nicht Taub zu werden. „Mabel!“ mahnte er seine Schwester prompt in strengem Ton und rieb sich die Ohren als hätte er Wasser in ihnen. „Wir haben schon überall gesucht…Soos ist weg.“ Bedrückt wandte Mabel ihren Blick auf den Boden und fing leise an zu schniefen. Sie machte sich Sorgen um ihren Freund. Seit einiger Zeit waren die Geschwister nun schon auf der Suche gewesen Soos zu finden, doch er war wie vom Erdboden verschluckt. „Immer noch nichts?“ die Stimme ihres Großonkels ließ die Zwillinge kurz zusammen zucken. Als er um die Ecke der Küche linste konnte er sehen wie beide Kinder nur deprimiert mit dem Kopf schüttelten. Auch wenn Stan nicht aktiv bei der Suche beteiligt war, Gedanken machte er sich trotzdem. Schließlich - und das würde er niemals laut zugeben - lag Soos ihm schon recht am Herzen. Einen loyaleren und billigeren Angestellten konnte man sich schließlich nicht wünschen. „Vielleicht ist er ja doch noch im Laden…“ murmelte Dipper nun etwas leiser, nachdenklicher, da er sich sicher war dort noch nicht nachgesehen zu haben. Mit einem leisen, hörbar genervten Seufzer rieb sich Stan über die Augen. „Dann lasst uns da nachsehen. Kann ja nicht angehen dass mein Handyman sich vor der Arbeit drückt.“ Murmelte Stan, ehe er sich umwandte und mit den Kindern durch das Haus zum Verkaufsladen ging. Kaum, dass sie in den Gift Shop kamen, konnten sie schon das kratzende Geräusch vernehmen, das ein Besen auf Holzböden hinterließ. Es war Dunkel in dem Laden und doch konnten alle Drei den Jungen Mitarbeiter der Shack erkennen wie er geistesabwesend den Boden kehrte. „Soos? Was machst du hier im Dunkeln?“ Stan ging zum Lichtschalter und eine Sekunde später wünschte er, er hätte das Licht ausgelassen. Die Kinder zogen scharf die Luft ein, als sie den Zustand ihres Freundes erkannten. „Oh mein Gott, Soos!!“ quietschte Mabel und wich instinktiv hinter ihren Bruder zurück. Der Anblick brachte ein paar sehr unschöne Erinnerungen zurück, denn der beleibte Junge sah blass aus. Leichenblass sogar und wirkte so als wurde er erneut von einem Zombie gebissen. Tiefe, dunkle Augenringe zierten sein Gesicht und seine Wangen waren eingefallen, was einen seltsamen Kontrast zum Rest bildete. Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet und er schien zu zittern wie Espenlaub. Ohne weitere Umschweife stellte sich Stan schützend vor die beiden Kinder und drängte sie langsam Rückwärts. Ihm war bereits klar, dass Soos nun ebenso von der Krankheit eingeholt worden war und er durfte nicht zulassen, dass sich Mabel und Dipper auch ansteckten. „Geht zurück ins Wohnzimmer und bleibt da.“ Flüsterte Stan mit ernster Stimme, ohne den Blick von Soos zu nehmen. Dieser schien noch nicht einmal zu bemerken was um ihn herum geschah, so fixiert war der Junge auf den Besen und hielt sich auf ihn abgestützt als könne er sich kaum noch aufrecht halten. „Aber Gronkel Stan? Was ist mit ihm?“ fragte Dipper nervös und besorgt und tauschte einen kurzen Blick mit seiner Schwester aus, ehe er wieder zu seinem Großonkel sah. „Mach dir keine Sorgen. Er hat sich sicher nur überarbeitet.“ Stan wandte sich nun doch zu den Kids um und hockte sich zu ihnen hinunter, dabei jedem eine Hand auf die Schulter gelegt. Ein zuversichtliches Lächeln lag auf seinen Lippen als er die Kinder schweigend in seine Arme schloss und einen Moment fest hielt. Irritiert über so eine plötzliche Geste starrten Dipper und Mabel den älteren Mann an, ehe dieser sie wieder los ließ und sich aufrichtete. „Ich kümmere mich um ihn. Und jetzt tut was ich euch gesagt habe.“ Je weiter er sprach, desto ernster und drängender wurde er. „Aber…“ Dipper wollte wiedersprechen, doch prompt wurde er von Stan unterbrochen. „Los jetzt!“ Noch einmal tauschten die Zwillinge besorgte Blicke aus, ehe sie synchron nickten und sich auf zum Rückzug machten. Als sie im Flur Richtung Wohnzimmer waren, steckte Dipper die Hände tief in seine Westentaschen während sein Blick betrübt zu Boden gerichtet war. Er wusste genau was dass bedeutete, er wusste genau dass Stan gelogen hatte und er wusste genau wieso er das getan hatte. Um sie zu beschützen und ihnen die Angst zu nehmen. Im Augenwinkel sah er zu seiner Schwester. So wie es aussah war zwar auch Mabel besorgt was ihren Freund anging, doch glaubte sie den Worten Stans. Und Dipper wollte, dass das auch so blieb. Es genügte dass er wusste dass ihr Großonkel sie gerade zu schützten versucht hatte und sich nun selber in Gefahr begab. Langsam, unsicher näherte sich Stan seinem treuen Mitarbeiter und streckte vorsichtig eine Hand aus. Soos schien immer noch nicht mit zubekommen dass jemand in seiner Nähe war, stattdessen kehrte er einfach stumm weiter. Stan war sich bewusst wie dumm das eigentlich war, was er da vor hatte. Vor allem wie gefährlich. Natürlich wollte er nicht krank werden. Zumal es bis dahin nicht einmal eine Rettung für die Erkrankten gab und nur der süße Tod die Erlösung brachte. Doch er konnte Soos nicht einfach auf sich alleine gestellt lassen. Dafür kannten sie sich bereits zu lange und irgendwie sah Stan den Jungen auch als Familie an. Viele hielten Soos für etwas unterbelichtet, doch er kannte ihn besser und wusste dass ein wahres Genie hinter dieser etwas seltsamen Fassade steckte. „Jetzt reiß dich mal zusammen, Soos!“ ermahnte Stan den Jüngeren in harschem Ton um ihn so irgendwie aus seinem tranceartigen Zustand zu bekommen. Doch der Junge reagierte nicht. Erst als Stan ihm eine Hand auf die Schulter legte, zuckte er zusammen und sah unter schweren Augenlidern zu seinem Chef auf. Er wollte etwas sagen, doch es kam nichts mehr als angestrengtes Gestöhne heraus. Nun, wo er seinen Fixpunkt – den Besen – verloren hatte, fing Soos an zu taumeln. Nur der Besen hatte ihn dazu gebracht stehen zu bleiben und einfach weiter zu machen. Stan reagierte sofort reflexartig als der Jüngere drohte umzukippen und schnell packte er sich einen Arm des Anderen und legte ihn sich über seine Schulter um ihn zu stützten. Innerlich Fluchte Stan. Er hatte irgendwie gehofft noch vermeiden zu können, Soos direkt anzupacken um eine Infektion zu vermeiden und heile davon kam. Doch jetzt war es ohnehin zu spät. „Es…tut mir leid…Mr. Pines…“ murmelte Soos etwas unverständlich zwischen immer wieder kehrendem Husten. Doch Stan schüttelte nur den Kopf. „Wenn das hier überstanden ist, machst du eine Diät.“ Er wollte ihn necken, wollte ihn bei Sinnen halten bevor Soos wieder Gedanklich abdriftete. Auch wenn er dafür einmal mehr Lügen musste. Aber dass war ja nicht schwer für ihn. „Jetzt komm schon. Hilf mal etwas mit.“ Stan packte hinten den Gürtel des Anderen um ihn noch besser halten zu können und Schritt für Schritt gingen sie nach draußen auf die Veranda, wo er Soos auf das ältere Sofa setzte. Der Junge sah wirklich furchtbar aus…doch was sollte er tun? Es schien wohl nicht allzu viel zu bringen ihn ins Krankenhaus zu bringen, wenn einem so oder so nicht mehr geholfen werden konnte. Und was war mit den Kindern? Stan hoffte inständig, dass sich die Beiden noch nicht angesteckt hatten. „Verdammt…“ er konnte nicht anders als zu fluchen, denn er wusste nicht mehr weiter. Er wusste nicht, wie er seine Familie beschützen sollte, geschweige denn wie er sich selber retten sollte. Irgendetwas musste er doch tun können…irgendwas… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)