Getäuscht von Turiana (Nichts ist, wie es scheint) ================================================================================ Epilog: Abschied ---------------- Einen ganzen Tag lang saß Itachi am Bett seines jüngeren Bruders, bis dieser wieder aufwachte. Kakashi blieb bei ihm, um sicher zu gehen, dass Sasuke nicht verletzt wurde. Zur Überraschung der beiden setzte sich das Kind am späten Nachmittag des folgenden Tages plötzlich auf und blickte seinen älteren Bruder an. „Du bist Beniko gewesen, oder?“, erklang kratzig die Stimme des Jungen. Itachi reichte seinem Bruder sofort eine Tasse mittlerweile abgekühlten Tees und nickte, während Sasuke gierig trank. „Du weißt es also.“ Sasuke gab ihm die Tasse zurück und schaute ihn verwirrt an. „Da war eine Stimme in meinem Kopf. Und da waren Bilder. Ich habe gesehen, wie du wieder du wurdest“, antwortete der Junge leise. „Wieso hast du das gemacht? Hasst du mich so sehr?“ Sofort schüttelte Itachi heftig den Kopf und zog Sasuke in seine Arme. „Nein. Ich bin überhaupt nicht dazu in der Lage, dich zu hassen. Ich hatte Angst, dass dir etwas passiert, wenn ich mich zu weit von Konoha entferne. Es war keiner mehr für dich da.“ Das Kind verstand ihn nicht, und auch seitens Kakashi spürte Itachi einen fragenden Blick im Nacken. Aber er würde es nicht erklären. Sasuke war noch zu klein, um von den Machtspielen der Dorfobersten und der eigenen Eltern erfahren zu müssen. Er würde es nicht verstehen. Seine Familie war toll gewesen, und das war sie wirklich, aber jeder hatte seine Marotten. Und Uchiha Fugaku war, wie es im Clan typisch gewesen zu sein schien, nahezu besessen von Macht. Er hatte ein Auge seines Neffen verkauft, nur für ein bisschen Macht. Ein Sharingan, das eine ungeheure Macht besaß. Itachi selbst hatte auf Shisuis Wunsch dessen anderes Auge erhalten, aber er wollte es nicht nutzen. Es war zu mächtig. Und Shisui war sein bester Freund gewesen. Sasuke sollte das alles am besten nie erfahren. „Aber jetzt weiß ich, dass du hier sicher bist“, brummte Itachi in Sasukes Schopf, legte seinen Kopf auf dem des Jüngeren ab. „Und dass es gefährlicher ist, wenn ich bei dir bleibe.“ „Du meinst diese Bedenkzeit, oder?“, wollte Kakashi hinter den Brüdern wissen. Itachi nickte und strich über Sasukes Rücken. Der Junge klammerte sich fest an ihn, schien ihn nicht gehen lassen zu wollen. Dabei hatte er ihn doch so sehr verletzt. „Ich denke, ich sollte nachschauen, ob dieser Mann noch hier ist“, meldete Kakashi sich irgendwann zu Wort. „Vielleicht versteckt er sich und wartet auf eine Gelegenheit, uns anzugreifen.“ Die Tür fiel leise ins Schloss und Itachi seufzte innerlich. Er würde sein Leben geben, um bei Sasuke bleiben zu können. „Du gehst, oder?“, fragte jener leise. Zärtlich strich der Mörder dem Kind durch das dichte Haar. „Ich habe keine andere Wahl. Er würde dich töten.“ Er verschwieg, dass ihr Ahne Sasuke zuvor sicher noch foltern würde. Er wollte ihm keine Angst machen. Solange Itachi bei Madara war, war Sasuke in Sicherheit. Er hatte nun jemanden, der sich um ihn kümmerte und aufrichtig sorgte. „So, wie du es mit unseren Verwandten getan hast.“ Fest drückt Itachi Sasuke an sich. Er wollte es dem Kind nicht sagen, aber diese Worte konnte er nicht so stehen lassen. Er wusste, er würde noch in dieser Nacht das Dorf verlassen müssen. Kein Risiko würde er eingehen. Nichts mehr tun, das Sasuke in Gefahr brachte. „Ich wollte sie nicht töten“, gestand Itachi. „Es musste sein. Wenn du groß genug bist, erkläre ich es dir vielleicht.“ Sasuke schniefte. „Ich bin kein Kind mehr.“ „Aber du darfst es noch nicht wissen. Du bist noch nicht dafür bereit“, entgegnete Itachi mahnend und strich seinem Bruder immerzu über Haar und Rücken. Hielt ihn fest in seinem Arm. Sie schwiegen lange. Früher war Sasuke ein lebendiges Kind gewesen, das Ruhe schlecht ertragen konnte. Nun verstand er, dass der Abschied von diesem älteren Jungen, der sein Bruder war, sein Vorbild, herangerückt war. Ein Abschied, der ihn verunsicherte, seit er wusste, dass sein Bruder ihn bisher nicht wirklich verlassen hatte. Nun würde er aber wirklich alleine sein. Selbst Itachi verließ ihn, niemand blieb. „Kakashi wird auf dich aufpassen, Sasuke“, sprach Itachi irgendwann. „Und wenn ich in der Nähe bin, schaue ich nach dir.“ Sasuke schniefte. „Ich hab gedacht, du hasst mich.“ Itachi lächelte nachsichtig und drückte sein Brüderchen so fest an sich, wie er konnte, ohne ihm wehzutun. „Ich werde immer für dich da sein“, versprach er. Ein Nicken war die einzige Antwort. „Und wenn wir uns dann wiedersehen und Zeit haben, dann will ich alles wissen“, lächelte Itachi traurig. „Wie du Kakashi mit Farbe anmalst, wenn er schläft, und wie du ihn im Shurikenwerfen überholst.“ Sasuke kicherte. „Das schaffe ich doch gar nicht“, meinte das Kind. „Kakashi kriegt doch immer alles mit.“ „Nicht, wenn ich dir einen Trick verrate“, grinste das sonst so unterkühlte Wunderkind. „Das mit der Farbe musst du nachts machen, Sasuke, und die Shuriken tauschst du gegen Spielzeugshuriken aus. Damit trifft er nie.“ Ein Glucksen ertönte. Itachi genoss es. Bald würde er Sasukes Stimme nicht mehr hören können und mit der Sorge leben müssen, ob sich ein anderer auch gut um seinen Bruder kümmerte. Er vertraute Kakashi zwar, aber er hatte auch Angst. Wusste nicht, ob eine Strafe auf ihn warten würde. „Ich erinnere mich daran, dass du mich hassen wolltest“, meinte Itachi irgendwann. Sasuke kuschelte sich enger an ihn, schmiegte sich in seine Halsbeuge. Noch vor wenigen Tagen hätte er das nicht einmal bei Beniko so gemacht, weil er schon zu alt war, um Schutz und Trost zu suchen. Aber hier bei Itachi war sein Alter irrelevant. Nie könnte Itachi ihm dafür böse sein. Er freute sich über das Vertrauen des Jüngeren. Damit hatte er nicht mehr gerechnet, seit er seinem Bruder die Morde gezeigt hatte. Itachi könnte sein Sharingan verfluchen, aber er würde es nicht rückgängig machen. Und er würde ihm nicht die Erinnerungen an Madara nehmen, denn das würde bedeuten, Sasuke den Antrieb zu nehmen. Sein kleiner Bruder wusste nun, dass es von der Laune anderer abhing, ob er überlebte oder nicht. Und dass er stark werden musste. Trotzdem nahm Itachi ihm zusätzlich das Versprechen ab, der beste Shinobi Konohas zu werden. „Wenn du mir versprichst, mich zu besuchen“, war Sasukes Antwort darauf. Itachi lächelte und spürte, das seine Augen brannten. Sasuke zeigte es nicht, wollte es nicht zeigen, doch Itachi erkannte die Traurigkeit des Jungen. „Sobald ich in der Nähe bin. Ich muss doch sehen, ob du dein Wort hältst.“ Gemeinsam kuschelten sie sich in Sasukes Bett. Sorgsam deckte Itachi seinen Bruder zu und zog ihn in seine schützenden Arme. Er erzählte ihm Geschichten von ihrer Kindheit- von einer Zeit, an die Sasuke sich nicht mehr erinnern konnte, und von Dingen, die sie einmal unternehmen wollten. Zelten gehen, eine Wasserschlacht mit Kakashi machen. Miteinander kämpfen. Sie träumten sich eine Zukunft, die sie nie haben würden. Sasuke war zufrieden in diesem Moment. Als er am späten Abend einschlief, blieb Itachi noch sehr lange bei ihm. Schlief selbst ein, das letzte Mal, dass er beruhigt schlafen würde. Noch vor der Morgendämmerung weckte Kakashi den Familienmörder. Sasuke blieb alleine in dem viel zu großen Bett zurück, fest in die Decke gekuschelt. Er wurde nicht wach, doch er würde früh genug bemerken, dass sein älterer Bruder gegangen war. Die beiden Älteren hatten sich nicht sehr viel zu sagen. Kakashi versprach, sich um Sasuke zu kümmern, und Itachi, dass er am Leben blieb. Dann schlüpfte er in einen dicken Mantel und seine Schuhe, bevor er die Wohnung und wenig später auch Konoha verließ. Madara erwartete ihn schon. Er stand auf dem Trainingsplatz am Rande des Dorfes mit vor der Brust verschränkten Armen. Ungeduldig blickte er seinem Verwandten entgegen. „Was dauert das so lange?“, wollte er verstimmt wissen. Itachi senkte den Blick. „Ich habe mich noch von Sasuke verabschiedet.“ „Er hasst dich nicht mehr“, erkannte Madara. „Wolltest du nicht, dass er das tut?“ Der ehemalige Anbu zuckte mit den Schultern. Folgte dann seinem neuen Vorgesetzten in den tiefen Wald, fort von Konoha. „Ich will nicht, dass er leidet. So geht es ihm besser“, meinte Itachi sehr leise. Madara ging nicht darauf ein. Es dauerte nicht einmal bis zum nächsten Abend, bis sie an die Grenze des Feuerreiches kamen. Itachi schwieg ebenso wie sein neuer Lehrmeister. Sie hatten sich nichts zu sagen. Als sie im Wasserreich ein Lager für die ohnehin schon fortgeschrittene Nacht aufschlugen, warf Madara Itachi einen langen Blick zu. „Weißt du, er hat mich an Izuna erinnert“, brummt er, während Itachi ein Feuer entzündet. „Er ist ihm ähnlich.“ Itachi erwiderte die Musterung des anderen. „Aber es ist Sasuke. Mein kleiner Bruder. Und du wirst jetzt deine Finger von ihm lassen.“ Madara nickte. „Was will ich schon mit einem kleinen Kind?“ „Genau. Er ist hilflos und noch am Anfang seiner Ausbildung. Wer weiß, ob er sich wirklich anstrengt. Vielleicht taugt er nicht zum Ninja“, wollte Itachi von Sasuke ablenken. Madara lachte. „Itachi, ich habe euch beobachtet. Der Junge hat Talent. Wärst du nicht, hätte ich ihn genommen.“ „Aber ich bin hier“, entgegnet Itachi eisig. „Und dein Bruder bleibt in Konoha, ganz alleine unter Fremden“, trällert Madara boshaft. Ja, dachte Itachi. Und da war Sasuke in Sicherheit. Sasukes Sicherheit war es wert, gegangen zu sein. Aber noch immer konnte Itachi das Schluchzen seines Bruders in den Ohren nachhallen hören. Sasuke stand ohne Familie da. War sein Überleben das wert? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)