Bedingungslos II von MaryReilly (Fortsetzung (Mystrade)) ================================================================================ Kapitel 1: Der Umzug -------------------- „So, das war die letzte Kiste! Ich schau gleich noch einmal nach, ob ich nicht noch was vergessen habe und gebe dem Vermieter den Schlüssel, dann können wir los“, meinte Greg, während er die Tür des Transporters schloss, den er gemietet hatte. Er strich sich den Schweiß von der Stirn und atmete kurz durch. John hatte ihm geholfen die Kisten aus seiner Wohnung zu schleppen, die er schon seit Tagen immer wieder befüllt hatte. Er zupfte an seinem verschwitzten Sweater und nahm das erleichterte Stöhnen von Sherlock wahr, der gegen die Fahrertür des weißen Transporters gelehnt stand und sein Handy jetzt in seine Manteltasche schob. „Du hättest uns auch helfen können, dann wären wir schneller gewesen!“, kommentierte John das Verhalten seines Freundes. „Ich helfe euch doch, ich fahre den Transporter für meinen zukünftigen Schwager, das muss reichen!“, bestimmte der Detektiv widerwillig. John rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf. „Schon gut, ging ja auch so recht schnell.“ „Ich verstehe ohnehin nicht, warum du so viele Dinge mitnimmst. Mycroft ist komplett eingerichtet.“ Sherlock schloss zu ihnen auf und blickte Greg an. „Mag sein, aber ich bin ein eigenständiger Mensch und ich habe nun mal Dinge die mir gehören und die ich mitnehmen möchte.“ Ein Grinsen stahl sich auf Gregs Gesicht. „Außerdem, gibt es da etwas, mit dem Mycroft nicht dienen kann und was nur ich besitze.“ „Was sollte das sein?“ Sherlock blickte ihn ungläubig an. „Meine Uniform!“ Greg drehte sich um, ließ die beiden zurück und ging nach oben in die Wohnung, die er bereits möbliert angemietet hatte. Er hatte nach seiner Scheidung nicht wirklich viel mitgenommen, außer seiner Kleidung, einigen Erinnerungsstücken und ein paar DVDs und was ihm sonst noch so gehört hatte. Als er oben ankam, sah er noch einmal alle Schränke durch, ging noch einmal ins Bad und Schlafzimmer. Es war alles leer. Gut, dann konnte er endlich los und Greg freute sich bereits die heutige Nacht bei Mycroft zu verbringen. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er zum Sofa blickte und daran dachte, wie sie sich dort das erste Mal geküsst hatten. Er hatte mittlerweile viele schöne Erinnerungen, die er mit Mycroft teilte und er hoffte, dass diesen noch viele weitere Folgen würden. Sein Vermieter, der im gleichen Haus wohnte, klopfte leise an seine Tür. Greg drehte sich zu ihm und klärte noch die letzten offenen Fragen, dann übergab er ihm seine Hausschlüssel und verließ das Mietshaus. „So, los geht’s!“, meinte Greg und lächelte glücklich. Sherlock rollte die Augen und sie stiegen vorne ein. „Warum hat mein Bruder eigentlich keinen seiner Lakaien geschickt, damit er dir hilft?“ „Weil ich das nicht wollte. Zugegeben, es erforderte einiges an Überzeugungsarbeit, aber letztendlich hab ich ihn überredet.“ Der DI schmunzelte. Jetzt wusste er auch, wie John Sherlock oft zu Dingen bekam, wenn dieser mal wieder nicht wollte wie er. Sherlock lenkte den Transporter geschickt durch die Straßen Londons, bis zum Haus seines Bruders. Dort parkte er ihn direkt vor dessen Haustüre und sprang auch schon kurz darauf aus dem Wagen. „Ich hoffe er ist nicht da“, grummelte Sherlock missmutig. „Da muss ich dich enttäuschen, Bruderherz.“ Mycroft blickte zu Sherlock und der stöhnte genervt. „Mir bleibt auch nichts erspart! Warum hast du dann deinem Verlobten nicht beim Umzug geholfen?“ „Die Sicherheit der britischen Bevölkerung war leider wichtiger.“ „Wenn du es sagst ...“ Sherlock ging an seinem Bruder vorbei in dessen Haus und verschwand direkt zielstrebig im Esszimmer. Dort ließ er sich auf einem der Stühle nieder und zog sein Handy aus der Tasche. Mycroft blickte ihm resigniert nach und schüttelte den Kopf, doch dann blickte er zu Greg und sein Lächeln wurde sanfter. Greg nahm gerade eine Kiste aus dem Transporter. Er trug einen grauen Sweater, der schon einige Jahre auf dem Buckel hatte und eine zerschlissene Jeans. Er sah gut aus und er schien glücklich zu wirken. „Hey Hun. Alles klar?“, wollte Greg leise wissen und küsste Mycroft. Er hatte ihn heute noch gar nicht gesehen und stellte wieder mal fest, wie sehr er ihn vermisst hatte. „Jetzt ja“, antwortete Mycroft und machte seinem Verlobten Platz. „Wie viele Dinge hast du mitgebracht?“ „Hauptsächlich Anziehsachen und noch ein bisschen Kleinkram.“ „Gut, die Kleidung kannst du ins Schlafzimmer bringen und die anderen Dinge … nun wir werden sicher einen Platz finden. Edward kann euch helfen“, bestimmte Mycroft. „Moment, was meinst du mit wir werden sicher einen Platz finden?“ Greg war stehen geblieben. „Ich dachte an den Dachboden oder den Keller.“ Greg schob seine Augenbrauen nach oben, spitzte dann die Lippen sah Mycroft eindringlich an. „Das heißt, du willst meine Sachen nicht irgendwo im Haus sehen, sondern verbannst sie lieber auf den Dachboden?“ „Nun, wie dir aufgefallen sein müsste, bin ich bereits komplett eingerichtet und ...“ „Nein, schmink dir das gerade mal wieder ab. Ich lasse mich noch darauf ein, dass einiges auf den Dachboden kann, aber meine DVDs, CDs, Papiere und ein paar Bilder und so … die kommen nicht dahin.“ „Aber ...“ „Dann werde ich meine Uniform auch auf den Dachboden verbannen!“, drohte Greg ernst und Mycroft schluckte. Er presste die Lippen zusammen und erwiderte den Blick aus den braunen Augen seines Partners. „Nun gut, du hast gewonnen. Ich werde wohl mit einigen Dingen leben müssen.“ „Wenn du die Uniform wieder an mir sehen willst, ja!“ „Unbedingt! Inspector ...“ Mycroft lächelte jetzt wieder. „Bist du krank?!“, kam es dann fragend von Sherlock, der von der kurzen Diskussion angelockt worden war. „Nein Sherlock, in einer Partnerschaft muss man eben auch mal Kompromisse eingehen. Ich denke, John pflichtet mir da bei“, erwiderte Mycroft. „Das tut er definitiv und wenn du jetzt nicht deinen Hintern bewegst und uns beim Ausladen hilfst, schenke ich deinen Eltern morgen Abend beim Essen Karten für ein Musical, dass du dann mit ihnen besuchen darfst!“, drohte John und Sherlocks Augen verengten sich. „Das wagst du nicht!“, erwiderte Sherlock ernst. „Und ob ich das wage. Bin mir sicher, ich finde noch was in naher Zukunft. Was läuft gerade so?“, hakte John in Gregs Richtung nach. „Ich glaube Evita oder so was …“ „Also schön ...“, knurrte Sherlock sichtlich ärgerlich. „Tja Bruder, wer steht jetzt unter dem Pantoffel?“ Mycroft lächelte süffisant. „Ich helfe, aber unter einer Bedingung!“ Sherlock warf seinem Bruder einen mörderischen Blick zu. „Und die wäre?“, kam es genervt von John. „Mein Bruder hilft auch!“ Und jetzt grinste Sherlock süffisant und verließ das Haus wieder, um sich eine Kiste aus dem Transporter zu schnappen. „Das wäre nur fair“, bestätigte Greg und nickte. „Was?! Ich?!“ Mycroft blickte ungläubig zu seinem Partner. „Ja! Du! Na los, zu fünft sind wir schnell fertig, wenn Edward mithilft.“ „Ich ziehe es vor, mich im Fitnessraum körperlich zu betätigen, aber doch nicht ...“ „Dann lässt du das heute mal ausfallen und hilfst. Na komm, bringt dich nicht um. Außerdem könnte es sich für dich lohnen … vielleicht ziehe ich die Uniform dann für dich an.“ Greg grinste siegessicher, als er das Funkeln in Mycrofts Augen wahrnahm. Er hatte gewonnen! Ha, so schwer war das doch gar nicht! Eine gute Stunde später hatten sie es dann geschafft und saßen anschließend im Esszimmer zusammen. Mycrofts Hausangestellter hatte Tee für sie gekocht. „Also habt ihr jetzt schon einen festen Termin?“, hakte John nach. „Ja, der 19. Juli wird es sein“, antwortete Mycroft und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. „Das ist erst in 10 Monaten! Warum müssen wir dann Morgen schon mit unseren Eltern essen gehen?!“, beschwerte sich Sherlock. Aus der Nummer kam er wohl nicht mehr raus. „Weil man das nun mal tut. Ich kann es ihnen wohl schlecht einen Tag vorher sagen“, erwiderte Mycroft ruhig. „Ich weiß, dass du auf solche Gepflogenheiten keinen Wert legst, aber eine Hochzeit meinerseits erfordert auch viel Planung. Schließlich kann ich nicht einfach durchbrennen.“ „Leider … mittlerweile wäre mir das wirklich lieber“, seufzte Greg. „Vor allem, weil ich es meinen Eltern auch noch sagen muss. Ich hab jetzt schon Bauchweh, wenn ich daran denke.“ „Sie wissen es noch nicht?“, hakte John nach und Greg schüttelte den Kopf. „Sie wissen, dass ich wieder vergeben bin und sie freuen schon drauf „sie“ nächstes Wochenende kennenzulernen ...“ „Steck Mycroft in ein Kleid und sie werden den Unterschied kaum bemerken!“, scherzte Sherlock und lachte, als sein Bruder ihn finster anblickte. John lachte leise und sogar Greg konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Sehr witzig, wie immer.“ Kam es kühl von Mycroft und er griff nach seiner Tasse mit Tee. „Keine Sorge Hun, ich mag dich lieber mit Hemd und Hose … besonders wegen der Hosenträger“, flüsterte Greg ihm zu. Mycroft nickte nur und blickte Sherlock an. „Weißt du, lieber Bruder, ich habe da noch das ein oder andere Foto von dir, in dem du so gar nicht männliche Kleidung trägst. Ich erinnere mich daran, dass du im Schultheater mal die weibliche Hauptrolle spielen musstest und zwar in ...“ „Wag es ja nicht!“, unterbrach Sherlock ihn und stand auf. „Du hast im Schultheater mitgespielt?“, kam es überrascht von John und er blickte seinen Partner interessiert an. „Ja!“, kam es gepresst zwischen seinen Lippen hervor. „Weil mein Bruder mich einfach angemeldet hat und keiner mir glaubte, dass ich es nicht selbst war! Mutter meinte nur, ich dürfe mich nicht vor der Verantwortung drücken! Und diese dämliche Lehrerin, die das organisierte, fand wohl, dass ich perfekt in die Hauptrolle passen würde!!“, zischte Sherlock. „Welches Stück war es?“, hakte Greg nach. „Ja, was war es denn? Ist doch nicht schlimm, du warst ein Kind damals“, meinte John. Mycroft grinste nur diabolisch und öffnete seinen Mund. „Nein!“, herrschte Sherlock ihn wieder an. „Er war ...“ „MYCROFT!“ „Nun schön, sag es deinem Doktor lieber selbst. Wo wir gerade dabei sind, wie lange gedenkt ihr noch zu bleiben?“, hakte Mycroft nach. „Wir gehen! Jetzt!“, knurrte Sherlock, der gar nicht so erfreut darüber war, dass sein Bruder seine Kindheitstraumata ausplauderte. Greg musste lachen und auch John erhob sich lachend. „Also eins muss ich sagen, es wird sicher nie langweilig mit euch“, erklärte der Arzt. „Danke für eure Hilfe“, meinte Greg und stand ebenfalls auf. Er brachte John noch zur Tür. Sherlock saß bereits in dem Transporter und wartete trotzig auf seinen Partner. „War kein Problem. Habe gerne geholfen. Also, dann bis Morgen?“ „Ja, sollen wir euch abholen?“ „Nein, Sherlock wird sicher bis zur letzten Minute vor seiner Familie drücken.“ „Okay, dann treffen wir uns da. Alles klar.“ Sie verabschiedeten sich noch kurz und nachdem die beiden gefahren waren, schloss Greg die Haustüre. Er atmete tief durch. Jetzt war es offiziell. Er wohnte bei Mycroft. Er würde sich auch beim Yard noch ummelden müssen. Das alles war schon ein wenig komisch für ihn, wenn er ehrlich war. Er wusste, er liebte Mycroft. Er liebte ihn sehr und genauso bedingungslos, wie dieser ihn liebte. Trotzdem war es etwas anderes, das alles auszuleben, wenn sie alleine waren oder es offen zu zeigen. „Alles in Ordnung?“, hakte Mycroft nach. Greg blinzelte kurz und blickte dann zu seinem Partner. „Ist ungewohnt, nicht wahr? Wenn es dann plötzlich so offiziell ist.“ „Schon, ja.“ „Bereust du den Schritt?“ „Nein, auf keinen Fall. Ich bin froh, dass wir zusammen sind und ich ab jetzt hier wohne. Es ist nur so ungewohnt und ich hab keine Ahnung, wie mein Umfeld reagieren wird, verstehst du?“ „Du hast Angst davor“, stellte Mycroft fest und Greg nickte. „Verständlich, aber trau den Menschen ein wenig mehr zu. Ich meine, ich weiß dass es immer wieder Personen geben wird, welche die Art Beziehung die wir pflegen verurteilen, aber ...“ „Das sagt sich so leicht. Mycroft, ich bin Polizist. Weißt du, das ist ähnlich wie mit Fußballern, das sind alles 'harte Kerle' und keine Homos ...“ Greg verdrehte die Augen und winkte dann ab. „Aber ich liebe dich und ich stehe zu dir, egal was andere sagen werden.“ „Gut und sollte sich unsere Beziehung negativ auswirken, in irgendeiner Hinsicht, lass es mich wissen. Ich werde mich darum kümmern!“, bestimmte er ernst. Greg erwiderte den Blick aus Mycrofts blauen Augen, die er so sehr liebte. „Manchmal machst du mir ein wenig Angst, mit solchen Äußerungen ...“, seufzte Greg, lachte dann aber. Mycroft kommentierte das nicht weiter, sondern legte seine Hände an Gregs Wangen und küsste ihn sanft. „Ich werde mal duschen. Musst du noch arbeiten?“, hakte Greg nach. „Ein wenig ja. Da ich ja Kisten schleppen musste ...“ Mycroft ließ den letzten Teil des Satzes unausgesprochen. „Schade. Ich hätte gerne mit dir geduscht“, meinte Greg und Mycroft seufzte ergeben. „Ich auch. Aber ich habe noch dringende Angelegenheiten zu klären, ich kann wirklich nicht. Allerdings, habe ich mir den Abend freigehalten.“ „Wow, gleich zwei Abende hintereinander!“ Greg lachte leise und küsste seinen Partner. „Falls du es dir doch noch überlegst, weißt du ja wo du mich findest.“ Danach drehte er sich um und ging nach oben. Er musste ja auch noch auspacken, aber erst einmal duschen! Er roch nach Schweiß und das mochte er nicht. Seine Kleider konnte er dann immer noch einräumen. Doch als er das Schlafzimmer betrat, dass er mit Mycroft ab jetzt teilte, stellte er überrascht fest, dass Edward das schon erledigt hatte. Dieser schloss nämlich gerade die Tür zu Mycrofts begehbarem Kleiderschrank. „Mr. Holmes bat mich schon mal Ihre Kleidung einzuräumen. Ich habe alles von Ihnen auf die rechte Seite geräumt. Ich denke, Sie werden sich zurechtfinden. Benötigen Sie sonst noch Hilfe?“ „Nein, Danke! Oh Gott, daran muss ich mich erst gewöhnen. Ich meine, ich kann meine Sachen auch selbst ...“ „Es ist meine Aufgabe, mich um solche Dinge zu kümmern. Dafür werde ich bezahlt und das sogar ziemlich gut, also kein Grund für ein schlechtes Gewissen“, meinte Edward freundlich und verließ dann das Schlafzimmer. „Das sagt sich so leicht … na ja, wird schon werden ...“ tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)