When I see you smile von Harulein (tzk x me+0) ================================================================================ Kapitel 2: When I see you smile, Part 2: Love me slowly ------------------------------------------------------- Die Einsamkeit zerrt an mir, brennt wie glühende Kohlen auf meinem Herzen. Ich drehe mich unruhig von einer Seite auf die andere, seit Stunden schon, ich kann einfach nicht schlafen. Und wie immer kommt meine Vergangenheit in mir hoch, alles, was ich verbockt habe, wo ich mir und anderen furchtbar weh getan habe. Mein Körper sehnt sich voller Schmerz nach Nähe, nach einem anderen Körper nah bei mir, und mein Herz schreit verzweifelt nach Liebe. Es ist niemand da, der mich hält und der mein Herz daran hindert, sich vor Verzweiflung zu zerreißen. Ich bin allein, ganz allein. Bitte, warum sterbe ich nicht einfach? Mein letzter, restlos verzweifelter Wunsch. Meine Rettung, wenn ich das Leben einfach nicht mehr ertrage. Komm, süßer Tod, umarme mich, wenigstens du. Ich bin gut darin geworden, mich in diese Gedanken zu versenken. Es passiert fast automatisch, und es macht dieses leichte, ruhige Gefühl. Doch irgendwas ist seit einer Weile anders. Es fällt mir seltsam schwer, mich auf mein Ende zu freuen. Ich kann mich diesem Gefühl nicht mehr so sehr hingeben wie noch vor ein oder zwei Monaten. Der Tod antwortet nicht mehr, wenn ich nach ihm rufe. Stattdessen muss ich an jemanden denken, der droht, mein ständiges Sehnen nach dem Tod langsam auszulöschen. Der mit seiner Art und allem, wie er ist, dafür sorgt, dass ich mich doch immer wieder ans Leben wage. Dessen breites, süßes Lächeln mich vor Glück wahnsinnig macht, und bei dem meine größte Angst ist, dass ich bei ihm dieselben Fehler mache wie bei allen anderen vor ihm. Und auf einmal höre ich seine Stimme, ganz leise, durch die geschlossene Tür meines Hotelzimmers. „Tsuzuku?“, fragt er, seine Stimme klingt ein wenig rau. „Alles okay bei dir?“ Einen Moment lang weiß ich nicht, ob ich antworten soll. Gefühle, Gedanken, alles blitzt durch meinen Kopf, dann stehe ich langsam auf und öffne die Tür. Meto trägt einen bunten Schlafanzug mit Teddys drauf, hat in der einen Hand Ruana und in der anderen ein Kopfkissen, er sieht aus wie ein kleines Kind, das nicht schlafen kann und deshalb bei seinem älteren Geschwisterkind ankommt. „Ich … hatte so ein … komisches Gefühl …“, sagt er leise. „Du … hast geweint, oder?“ Ich nicke nur, sagen muss ich nichts, meine wahrscheinlich rotgeweinten Augen sprechen für sich. Es erscheint mir unpassend, Meto so vor der Tür stehen zu lassen, und so lasse ich ihn ins Zimmer, obwohl drinnen schon nach einem Tag Aufenthalt ein heilloses Chaos herrscht. Er sieht mich vorsichtig und fragend an, und ich deute auf das Bett, dass er sich dort setzen kann, weil beide Stühle im Raum mit meinen endlosen Mengen an T-Shirts und anderen Sachen bedeckt sind. Einen Moment lang herrscht seltsame Stille zwischen uns, dann setze ich mich neben ihn. Meto lächelt, und dieses unglaublich süße Lächeln verfehlt seine Wirkung auf mich nicht. Ohne weiter nachzudenken, lehne ich mich an ihn, was mir einfach unglaublich gut tut. So gut, dass mir wieder Tränen in die Augen steigen. Meto legt seinen Arm um mich und ich fühle mich auf einmal ganz sicher und geborgen. Wenn er mich hält, kann mir nichts passieren. „Das tut dir gut, oder?“, fragt er mit seiner leisen, so selten zu hörenden Stimme. „Ja“, antworte ich und mein Körper schmiegt sich ganz von selbst näher an seinen. „Ich kann bei dir bleiben, wenn du willst.“ Seine Hand streichelt meinen Oberarm, ganz lieb und warm und vorsichtig. „Dann bist du nicht allein.“ Ich bin nun mal wirklich nicht gut darin, mich selbst zu beherrschen. Und so kommt mir in meiner wahnsinnigen Sehnsucht wieder diese Frage über die Lippen: „Kann ich in deinen Armen liegen?“ Er lächelt wieder. „Klar.“ Legt sich hin, in mein Bett, und schaut mich einladend an. „Komm her, Tsuzuku, du musst keine Angst haben.“ Wie könnte ich da widerstehen? Auch widerstehen war noch nie meine Stärke. Und so liege ich einen Moment später wirklich in seinen Armen, fühle seine Atmung und seinen Herzschlag, dazu die Berührung seiner Hände auf meinem Körper. Es fühlt sich seltsam unwirklich an. Meto … kann es wirklich wahr sein? Ist es mir nach all den Jahren, nach all dem Schmerz und all meinen Fehlern doch endlich vergönnt, jemanden ganz heil und glücklich einfach zu lieben? Bist du es, der mein Herz endlich wieder ganz macht? Liebst du mich? Schlägt dein Herz gerade wirklich ein wenig schneller oder bilde ich mir das nur ein? Was empfindest du für mich, wo du doch weißt, wie ich bin? Wo du doch dieses Wort und seine Bedeutung kennst, das Brandmal auf meiner Seele, das, was man Borderline nennt? Ich weine. Doch ich spreche in diesem Moment nicht aus, warum. Meto hält mich einfach, streichelt mich sanft und süß und sagt liebe, beruhigende Dinge zu mir. Ich fühle so viel, viel zu viel, und als sich das Chaos dann plötzlich lichtet, ist da dieses unglaublich starke, warme, süße Gefühl in mir, für das ich erst keine Worte habe. Es ist mir irgendwie bekannt, aber nicht vertraut, fühlt sich anders an als das, was ich bisher ‚Liebe‘ genannt habe. Dieses neue Gefühl ist weniger überschwänglich, sehr viel ruhiger und zugleich stärker. Es fühlt sich … stabil an, fest, unzerbrechlich. Ich wusste fast nicht mehr, was das ist, Stabilität. „Ich hab dich lieb, Tsu“, sagt Meto leise. „Fühlst du das?“ Ich nicke, mein Herz klopft aufgeregt gegen meine Rippen. Und ich weiß, dass es mir erst einmal genügt, dieses ‚Ich hab dich lieb‘. Es fühlt sich sicherer an als ein ‚Ich liebe dich‘. Was immer aus Meto und mir werden kann, ich will langsam machen, uns beiden Zeit geben, nichts überstürzen. Aus meinen Fehlern lernen, weil Meto mir viel zu wertvoll ist, um ein Scheitern zu riskieren. Und so ist es kein Kuss auf den Mund, keine hemmungslose Lust und Liebe, die uns verbindet, sondern nur eine süße, unschuldige Umarmung, und ich küsse ihn nur auf die Wange. Ich spüre, dass es ihm ebenso genügt wie mir, und fühle dieses neue Gefühl, für das ich noch keinen rechten Namen weiß. „Wir machen ganz langsam, okay?“, sagt Meto leise, und so, wie er das sagt, weiß ich zum ersten Mal, dass er für mich genauso empfindet, wie ich für ihn. Aber er will langsam machen, vorsichtig sein, mich auf eine Weise lieben, die für mich und für ihn passt und sicher ist. „Ganz langsam“, antworte ich und schließe die Augen, fühle die Sicherheit seiner Arme um mich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)