Entführte Ananas zum Geburtstag von Bagira ================================================================================ Kapitel 16: Das Nordlicht hat euch gerettet ------------------------------------------- Die anderen drei Fahrgäste in der kleinen Gondel redeten nicht sondern betrachteten wie die Mädchen die grandiose Aussicht auf die Berge und das Tal, welche sich ihnen in der Gondel bot. Es war ein atemberaubender Ausblick so über den Wipfeln der verschneiten Bäume hinweg zu gleiten und dabei das kleine Örtchen im Tal zu beobachten. Nach zehn Minuten kam die Gondel ruckelnd zum Stehen, die Wanderer verabschiedeten sich von den Freunden und stiegen aus. Die Mädchen schnappten sich ihre Koffer, Mathleen nahm auch noch Marcos Koffer, da dieser ja die ganze Skiausrüstung schleppen durfte und stiegen auch aus. Hanna rief schnell ihre Cousine an und meinte dass sie jetzt da seien, bevor sie die warme Station verließen und sich zu Fuß auf Richtung Hütte machten. Zu ihrem Pech hatten sie sich für ihre Anreise einen recht windigen Tag ausgesucht, was sie jetzt zu spüren bekommen sollten. Eiskalter Wind schlug ihnen frontal entgegen und erschwerte es die Augen offen zu halten und somit auf war es schwierig zu sagen, wohin man eigentlich gerade ging. So fiel es auch keinem auf, dass sie an einer Kreuzung links gingen, anstatt rechts abzubiegen so wie es auf dem Schild stand. Sie stampften durch immer höher werdenden Schnee und von einem erkennbarem Weg konnte schon lange keine Rede mehr sein. Das kleine Waldweglein hatte sich zwischen den Bäumen verloren und von der Hütte oder sonst irgendetwas anderem als Bäumen fehlte jegliche Spur. „Du Hanna, müsste nicht langsam mal die Hütte kommen und wo ist überhaupt der Weg?“, fragte Sara die schon am ganzen Körper zitterte, waren ihre Sachen doch vom hüfthohen Schnee durchnässt worden. Die Angesprochene schüttelte den Kopf, wobei ihr die schwarz-grüne Haube etwas über ihre Augen rutschte. Sie schob sie zurück an ihren Platz und drehte sich zu Sara um. „Ich hab keine Ahnung.“, ganz leise antwortete sie und hoffte man könnte die ansteigende Panik in ihrer Stimme nicht hören. „Wie meinst du das?“, fragte nun auch Mathleen besorgt nach und wollte die Antwort am liebsten gar nicht hören. „Ich hab keine Ahnung wo der Weg ist, ich hab keine Ahnung wo wir sind und am aller wenigsten hab ich eine Ahnung wo diese scheiß Hütte ist“, man konnte vor allem am Ende die Frustration in der Stimme der Orangehaarigen hören. Sie hatten sich verlaufen. Im Winter. In den verschneiten Bergen. In einem unübersichtlichen Wäldchen. Sie würden draufgehen. Sara fing plötzlich an wie wild in den Taschen ihrer Jacke zu rühren. „Falls du dein Handy suchst um Hilfe zu rufen, vergiss es. Das Teil hat hier oben keinen Empfang.“, meinte Hanna und lehnte sich an einen Baum. Als hätte sie sonst nicht schon längst irgendjemanden angerufen. „Und was machen wir jetzt?“, fragte die Schwarzhaarige und blickte sich in der kleinen Runde um. „Weiter gehen, ich hab nämlich keine Lust hier zu erfrieren“, sagte die Älteste, stieß sich vom Baum ab, wobei etwas Schnee von den Ästen auf sie hinunter rieselte und wollte weiter stapfen, als sie von Mathleens Stimme daran gehindert wurde. „Weiter gehen und wohin?! Wenn wir jetzt weiter gehen verlaufen wir uns nur noch mehr. Wir sollten einfach hier warten. Deine Cousine hat sicher schon bemerkt das wir nicht da sind und wird uns suchen gehen. Unsere Spuren sind zwar von frischem Schnee verdeckt worden, aber desto weiter wir in den Wald 'rein gehen desto schwerer wird es für Andere uns zu finden.“ Hanna seuftzte nur. Ja, Mathleen hatte recht, aber hier warten und gar nichts tun? Hanna legte ihren Koffer in den Schnee und setzte sich auf diesen. Mathleen tat es ihr gleich und Sara öffnete ihren, um sich ihre Skihose anzuziehen. Marco hatte jetzt erst zu den Mädchen aufgeschlossen, da ihm immer wieder die Ski oder ein Snowboarb aus der Hand gerutscht war. „Warum sitzt ihr hier 'rum?“ Auf seine verwirrt klingende Frage hin hob Mathleen den Kopf. „Wir haben uns verlaufen. Wir wissen weder wo wir sind, noch wo diese blöde Hütte ist“ Ihre verzweifelte Stimme lies den Phönix herzlich lachen. „Was ist daran bitte so lustig?! Wir werden draufgehen, elendig erfrieren, zu Eisstatuen werden!“, empörte sich Hanna und Marcos Lachen ebbte langsam ab, aber ein Schmunzeln blieb. „Wo ist da das Problem? Wenn du mir die Handschelle abmachst“, wie zur Bestätigung rasselte er mit der Fessel an seiner Hand, „könnte ich hoch fliegen und schauen wo die Hütte ist.“ Hanna riss die Augen auf. Daran hatte sie ja gar nicht mehr gedacht! Schnell wühlte sie in ihren Sachen nach dem Schlüssel. 'Wenn der jetzt zu Hause in meinem Zimmer liegt, haben wir aber ein wirkliches Problem.' Einmal machte es sich bezahlt, dass sie auch die scheinbar unnötigsten Dinge einpackte. Schnell war der Schlüssel gefunden und Marco von seinen Handschellen befreit. Mathleen beobachtete genau, wie er sich in seine Phönixgestalt verwandelte. Es war wunderschön anzusehen, wie die blauen Flammen seinen Körper umspielten und an den Händen zu großen Flügeln wurden. Wie gerne sie sich jetzt doch auf seinen Rücken gesetzt hätte und mit ihm mit geflogen wäre. Doch dafür war es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Bevor der Feuervogel starten und sich mit kräftigen Flügeschlägen in den Himmel erheben konnte wurde er noch einmal von Hanna aufgehalten. „Pass ja auf dass dich niemand sieht.“ Der Vogel nickte und verschwand dann, umhüllt von einem blauen Schein, in den Himmel. „Hoffentlich findet er die Hütte schnell. Langsam fängt es schon an zu dämmern.“, meinte Mathleen und tatsächlich, der Himmel verdunkelte sich. Wenn er sich nicht beeilte würden sie morgen als Eismumien Ötzi Konkurenz machen können. Die Nacht brach herein und immer noch war Marco nicht zurück gekehrt. „Er wird doch nicht einfach abgehauen sein und uns hier zurück gelassen haben, oder?“, sprach Hanna ihren Gedanken laut aus und bekam sofort ein wütendes Schnauben von Mathleen, die eng an sie gekuschelt da saß um Wärme zu sparen, als Antwort. „Das würde er nie tun.“, ihre Stimme zitterte leicht und wurde von dem leisen Klappern ihrer Zähne begleitet. Obwohl die Mädchen alle Klamotten die sie dabei hatten wie Zwiebelschichten übereinander trugen, war so eine Dezembernacht in den Bergen einfach zu kalt um unter dem offenem Sternenhimmel zu campieren. Die Äste der Tannen waren voll von Schnee und eigneten sich somit nicht um mit ihnen ein Feuer zu entfachen, welches die so dringend benötigte Wärme bieten konnte und mit seinem Rauch vielleicht sogar jemand auf sie aufmerksam gemacht hätte. Mathleen war kurz davor einfach einzuschlafen obwohl sie sich bewusst war, dass das ihr sicherer Tod gewesen wäre, als plötzlich Marco vor ihnen landete. „Marco!“ und schon wurde er in eine Umarmung gezogen. Mathleen schmiegte sich eng an den blonden Piraten, zum einen weil er zurück gekommen war und zum anderen, weil er eine angenehme Wärme abstrahlte. „Und wo geht es jetzt zur Hütte?“, fragte Hanna und versuchte das unkontrollierte Zittern ihres Körpers zu unterdrücken. „Wartet einfach ab.“, gerade als Hanna seine Antwort hinterfragen wollte ertönte ein Motorengeräusch und die Mädchen wurden von einem hellen Scheinwerferlicht geblendet. „Oh Leute, endlich hab ich euch gefunden. Ihr seht ja halb erfroren aus. Kommt steigt auf.“, stieg Hannas Cousine von ihrem Schneemobil und ging auf die halben Eisleichen zu. „Lilli, wie hast du uns gefunden?“, fragte die Orangehaarige überrascht, während sie sich auf das Gefährt setzte und ihrer Cousine dabei zu sah, wie diese die Koffer und das andere Zeug auf einen Anhänger hinter ihrem Schneemobil ablegte. „Naja, ich hab mich gewundert wo ihr so lange bleibt und bin raus gegangen um euch zu suchen. Da ist plötzlich so ein komisches blaues Licht aufgetaucht, so ähnlich wie die Nordlichter. Ich wollte wissen wo das Licht herkam, da hier Nordlichter noch nie aufgetretten waren und es auch irgendwie anders aussah. Es schien so als würde mich der Schein führen und dann hab ich euch gefunden. Ich glaube das 'Nordlicht' hat euch das Leben gerettet.“, lachte die Fünfunzwanzig Jährige gegen Ende ihrer Erzählung. Dankbar schauten alle Mädchen, bis auf Lilli die ihn ja für die Nordlichter hielt, zu Marco. Mathleen vergrub sich noch mehr an seiner Schulter und war gerade dabei alle Luft aus ihm zu pressen. „Danke Marco. Du bist der Beste“, dann lies sie ihn endlich wieder los und setzte sich auch auf das Schneemobil. Zu Fünft war es auf dem Gefährt allerdings so eng, dass Marco und Mathleen sich auf den Anhänger zu den Skiern dazu quetschen mussten. (Sara meinte wenn schon jemand bei Marco sitzen müsse, dann Mathleen.) Das war den Beiden aber auch ganz recht so. So konnten sie sich wenigstens einmal halbwegs ungestört unterhalten. Mathleen drehte sich zu Marco um und legte ihre Lippen zärtlich auf seine. Nur einen Wimpernschlag später, Marco hatte gar nicht so schnell reagieren können, löste sich die Brünette wieder von ihm und verlor sich in seinen meerblauen Augen. Mit einer leichten Röte auf den Wangen wendete das Mädchen ihren Blick ab. „Vielen Dank. Ohne dich wären wir vermutlich erfroren.“ „Ich hätte dich nie erfrieren lassen.“, damit hob er ihr Kinn hoch und bevor auch nur noch ein Wort ihren Mund verlassen konnte war er ihm Begriff ihre Lippen wieder zu vereinen. „Und uns hättest du einfach erfrieren lassen oder was?“, sagte Hanna empört. Die Beiden trennten sich voneinander und sahen zuerst Hanna und dann die Hütte hinter ihr an. Ihnen war gar nicht aufgefallen wie schnell sie doch hier waren. Mathleen entlockte Hannas Störung einen frustrieten Seufzer. Immer, IMMER wenn sie und Marco sich auch nur etwas näher kamen platzte irgendjemand dazwischen und zerstörte den Moment. So würde sie ihren Kuss nie bekommen. Sie erhob sich und zog Marco einfach an seiner Hand mit auf die Beine. „Das war ein langer Tag, ich geh schlafen. Nacht“, damit verschwand sie in der warmen Hütte und in ihrem Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)