Die Rache einer Hexe von yezz (oder: Das Loch im Raum-Zeit-Kontinuum) ================================================================================ Kapitel 38: Der Abschied ------------------------ „Noch einen kurzen Spaziergang durch den Garten?“, bot Lavi an und sie nickte. Sie wusste gerade nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Die Nacht hatte plötzlich alles geändert. Wollte sie Kanda verlassen? Aber brauchte sie sich überhaupt den Kopf damit zu zerbrechen? Wenn er wollte, dass sie bei ihm blieb, wäre er bei ihr. „Du wirkst unglücklich.“, stellte der Bookman fest. „Ja... Nein... Ach, ich weiß nicht. Abschiede sind nichts für mich. Ich werde dann immer sentimental.“, log sie. „Du hast doch selbst gesagt, dass wir uns wieder sehen. Also guck jetzt nicht so wie sieben Tage Regenwetter und freu dich auf deine neue Aufgabe: Eine permanente Verbindung zwischen unseren Welten erschaffen. Und dann werde ich dir regelmäßig auf die Nerven gehen.“ „Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?“, lachte sie. „Von beidem ein bisschen.“, gab er grinsend zu. Sie drehten eine Runde im Garten und Anuhea hielt nach einer bestimmten Person Ausschau. Doch auch mit ihrem Seelenblick konnte sie ihn nicht entdecken. Ihre Enttäuschung wuchs ins Unermessliche, dennoch versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen. „Noch eine knappe Stunde bis zum großen Augenblick!“, damit holte ihre Begleitung die zurück in die Gegenwart. „Es wäre wohl besser, du startest mit den Vorbereitungen!“, schlug er vor und trat den Weg zurück ins Gebäude an. Kurz blickte sie sich über die Schulter um. Sie würde das alles hier schon vermissen. Sie blieben vor ihrem Zimmer stehen und Lavi drückte ihr ein dickes Buch in die Hand. „Was ist das?“, fragte sie verblüfft. „Ich habe dir alles zusammengeschrieben, was unsere Bücher zum Thema Parallelwelten hergegeben haben.“, verkündete er. „Falls du noch einmal in eine solche Lage kommst.“, ergänzte er lachend. „Das muss doch Ewigkeiten gedauert haben!“, gab sie gerührt von sich und drückte ihn fest. „Hey, ich bin ein Bookman. Wir können so etwas schneller“, zwinkerte er. Ich hole dich in 45 Minuten hier ab. Und wehe du bist nicht fertig!“, damit ließ er sie, mit dem Buch in der Hand, stehen. Verdattert starrte sie darauf und ging schließlich in ihr Zimmer. Sie hatte bereits alles eingepackt und richtete nun noch das Bett. Schließlich wollte sie ihre Unterkunft anständig verlassen. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl und schlug das Buch auf. Schnell merkte sie, dass das Buch nicht nur voll von Theorien und Fakten über das Thema war, sondern auch viele kleine und große Anekdoten aus ihren Diskussionen enthielten. So lebhaft und klar zu Papier gebracht, dass sie sich die Szenen vor ihrem geistigen Auge erneut abspielten. Tränen der Rührung traten in ihre Augen. „Lavi, du bist echt ein Teufelskerl!“, sagte sie zu sich selbst. Die Tür zu ihrem Zimmer öffnete sich und sie fuhr zusammen. „Ich habe zwei Mal geklopft, aber du hast mich nicht gehört!“, stellte der Autor des Buches fest. Sie fiel ihm um den Hals und drückte ihm ein Kuss auf die Wange. „Ich bin wirklich sprachlos, Lavi. So ein schönes und persönliches Geschenk habe ich noch nie in meinem Leben erhalten. Vielen, vielen Dank! Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll!“, gab sie von sich. „Dafür redest du aber ganz schön viel!“, lachte dieser. „Das habe ich gerne getan und es hat mir sogar riesigen Spaß gemacht!“, gab er zu. „Aber jetzt wird es Zeit für dich.“ Sie nickte und löste die Umarmung. Für einen kurzen Augenblick hatte sie sich wie ein kleines Mädchen gefühlt, die an ihrem großen Bruder hing. Sie verstaute das Buch sorgfältig in ihrem Rucksack und schulterte diesen. „Dann mal los!“, rief sie. Im Labor angekommen warteten bereits ihre Freunde auf sie. Doch das Fehlen einer bestimmten Person versetzte ihr aufs Neue ein Stich ins Herz. Sie hatte so sehr gehofft, sich wenigstens von ihm verabschieden zu können. Trotzdem setzte sie ein Lächeln auf. Die anderen konnten nichts dafür, dass er so ein Sturkopf war. So herzte sie einen nach dem anderen und tauschte Wünsche mit ihnen aus. „Bereit?“, fragte Reever. Sie atmete tief ein. „Moment noch, ich komme mit!“, kam es vom Eingang des Labors. Sie drehten sich alle zur Stimme um. Dort stand der Blauhaarige mit einer kleinen Tasche in der Hand. Schnurstracks ging er auf Anuhea zu und ein kaum merkliches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. „So leid es mir tut, aber ich kann dich nicht so einfach gehen lassen, Kanda.“, mischte sich Komui ein. „Warum nicht?“, wollte dieser wissen. „Wir brauchen dich hier. Du weißt doch, Missionen und so.“, rief er ihm ins Gedächtnis. „Du sagtest, du benötigst noch mindestens 2 Wochen, um Mugen zu reparieren. In der Zwischenzeit würde ich eh nur hier herumsitzen. Also lass mich gehen, dann könnt ihr auch sicher sein, dass sie heil ankommt. Oder hast du vergessen, dass evtl. eine Hexe ihre Schule angegriffen hat?“, schloss er. Ähnlich wie der Rest der Anwesenden, war die Sensenmeisterin völlig perplex. „Außerdem,“, ergänzte er noch, „willst du dich mit ihnen Austauschen. Wenn ich mitkomme, kann ich gewährleisten, dass das auch klappt.“ Der Leiter schüttelte mit dem Kopf. „Du hättest zu mir kommen sollen, bevor du das so einfach über meinen Kopf entscheidest!“, warf er dem Schwertkämpfer vor. „Aber er hat eigentlich Recht, Komui.“, warf Lavi ein. „Unter Umständen ist es wirklich besser, wenn einer von uns sie begleitet. Und ohne Mugen wäre er eh zum Zuschauen verdammt.“ Grinsend blickte er die beiden an. Das Haarband, das Kanda trug, hatte sie verraten. Er war über die gute Kopie erstaunt, aber damit konnten sie ihn nicht täuschen. Da sie sich gestern auf der Feier nicht mehr gesehen hatten, musste das bedeuten, dass er ihr in der Nacht noch einen Besuch abgestattet hatte. Was wiederum erklärte, warum sie heute Morgen so müde aussah. 'Unruhig geschlafen... Jaja.', dachte er bei sich und sein Grinsen wurde breiter, als er sah wie die Röte in das Gesicht von Anuhea schoss. Sie wusste genau, dass er gerade alle Puzzleteile zusammengefügt hatte. „In Ordnung.“, lenkte nun Komui ein. „Dann geh eben mit. Aber du kommst zurück, sobald es möglich ist!“, befahl er ihm, um noch etwas von seiner Autorität zu wahren. „Ja.“, kam die knappe Antwort des Exorzisten. Dann trat er auf sie zu und lächelte entschuldigend. „Tut mir leid, ich musste da noch einen kleinen Kampf mit mir austragen.“, flüsterte er in ihr Ohr. „Bereit?“, fragte er für alle hörbar. Sie lächelte. „Wenn du es bist!?“, sie winkte noch einmal in die Runde. „Macht es gut!“, damit schritt sie, mit ihrem Partner an der Seite, durch das helle Portal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)