Wassermelone von Berrii (Anka & Mattes) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Anka dachte über die ganze Sache nach. Ihr tat das ganze leid, das er wegen ihrer Dummheit nun auch noch verletzt wurde, sie schämte sich dafür. Als sie am Mattes am Montag bei Geschichte traf, wurde ihr Herz ganz schwer. Er hatte ein blaues Auge. Als er sie sah, kümmerte ihn das nicht weiter, er ging ihr aus dem Weg, wie die Wochen davor auch. Viel fragten, wie er denn zu dem Veilchen gekommen sei, doch er winkte nur ab und meinte, es wäre nicht wichtig. Nachmittags wartete sie auf ihn, bis er aus seinem letzten Kurs kam. „Mattes,“, sagte sie etwas unsicher, damit er sie bemerkte, „Es tut mir leid, das mit deinem blauen Auge.“ Er zuckte mit den Schultern: „Ist nicht schlimm. Sonst noch was?“ Sie schaute ihn leer an, sie wusste nicht was sie noch sagen sollte, aber irgendwie wollte sie mit ihm reden, doch sie antwortete auf seine Frage: „Nein..“ „Ok, bis dann.“, und da lief er weiter und war um die nächste Ecke verschwunden. Anka kam sich vor wie bestellt und nicht abgeholt, sie wollte doch nur nett sein und dann ließ er sie einfach stehen, das tat er doch sonst nicht. Mattes war ihr gegenüber kühler, reserviert. Aber konnte sie ihm das übel nehmen nach der ganzen Geschichte? In ihr tobte ein Durcheinander, sie fühlte sich als wenn sie die Pubertät nochmal durchlief, diesmal gefühlsmäßig. Aber nein, sie würde sich bestimmt nicht zum Idioten machen. Sie hatte sich entschuldigt, die Fronten wären geklärt und ausgeglichen. Am besten würde sie sich wieder ihren Büchern zuwenden, sie musste lernen. Jeglicher Reiz war von Anka abgeblättert. Mattes sah sie nun ganz anders und fragte sich, wieso er denn noch etwas von ihr wollte. Dieses Mädchen war hübsch, keine Frage, sie war schlau, aber auch nur wenn es um die Schule und anderes Wissen ging, aber das Leben war an ihr vorüber gegangen, sie hatte keine Ahnung davon. Anka hatte keine Freunde, zumindest fielen ihm keine ein. Sie saß immer alleine da, hatte ständig ein Buch in der Hand, in Gruppen sah man sie nur, wenn sie etwas für die Schule taten oder lernten. Wahrscheinlich macht es ihr wirklich überhaupt nichts aus, ewig Jungfrau zu sein, dachte er grinsend, doch lustig fand er das selber nicht. War das nicht traurig, wenn ein Mensch sich so einigelte? Bestimmt wäre eh nie was aus ihnen geworden, dachte er resignierend, sein Leben war selbst jetzt, wo es etwas ruhiger war, zu schillernd für sie. Er war kaum noch auf Partys, aber oft mit Freunden unterwegs, im Kino, mal Essen oder sie trafen sich bei jemanden für einen Film oder zockten eine Runde. Sein blaues Auge brauchte einige Zeit, am Morgen des Heiligabend war immer noch ein leicht blasser grüner Kringel da, der einen kleinen violetten dünnen Halbmond beinhaltete. Mattes packte in Ruhe seine Tasche, in ein paar Stunden würde er mit einem Bus zu seiner Familie fahren, er hoffte das sein Veilchen kein großes Gesprächsthema wurde. Er struppte sich selbst durchs Haar, um den Gedanken an Anka wieder loszuwerden. Er wollte ihr an diesem Abend wirklich helfen, erst fühlte er sich wie ein Held, aber das Gefühl ließ sofort nach, als sie seine Wunde versorgte. Es kamen keine großherzigen Danksagungen, es blieb doch irgendwie alles förmlich und das enttäuschte ihn irgendwie, aber was hatte er auch erwartet? Er war ja nicht mitgegangen, um mit ihr im Bett zu landen, er hatte sich Sorgen gemacht. Es klingelte. Etwas überrascht ging er zur Tür, wer zum Teufel kam denn jetzt noch vorbei? Mattes öffnete die Tür und da stand niemand anderes als Anka. Verblüfft musterte er sie. Sie trug ihre braunen Stiefel, beige Leggings oder Strumpfhosen, in soweit er da einen Unterschied kannte, einen hellbraunen Faltrock und ihren khakifarbenen Mantel, dazu gut verpackt mit einem roten Schal und passender Mütze, wo ihr Haar in Locken vorlugte. Außerdem hatte sie leichtes Make up aufgelegt, das hatte er noch nie bei ihr gesehen und machte ihn sprachlos, sein Mund stand leicht offen. „Ehm..“, kam es leise von ihr. Sie hielt ein kleines weißes Päckchen mit goldener Schleife, „Ich fahre gleich zu meinen Eltern und wollte dir das noch vorbei bringen!“ Sie stotterte etwas und reichte ihm das Päckchen. Jetzt erst sah er hinter ihr auch eine größere Tasche, einen kleiner Rollkoffer. Mattes blinzelte ungläubig: „Eh- danke.“ Er nahm es an, immer noch ganz fasziniert von ihrem Aussehen. Seine Blicke waren ihr etwas peinlich. Sie schminkte sich wirklich selten und Locken machte sie sich auch nicht grade häufig in die Haare, aber Weihnachten gefiel ihr das immer sehr. „Ich geh dann mal..“, gab sie unsicher von sich, da Mattes sie einfach nur anstarrte und nichts sagte. Sie wollte sich grade umdrehen und ihren Koffer wieder nehmen, als er sich regte: „Warte. Hast du noch Zeit für einen Tee?“ Sie schaute ihn wieder an: „Ich- eh- eigentlich schon-“ „Komm rein!“, sagte er und bat sie herein, bevor sie etwas anderes sagen konnte. Anka griff nach ihrem kleinen Koffer und stellte ihn in dem Flur ab, während Mattes die Tür schloss. Langsam schälte sie sich aus Mantel, Schal und Mütze, Mattes starrte sie noch immer an, als wenn sie noch weiter machen würde. Jetzt sah er, das es kein Rock war, sondern ein Kleid, das ab der Tallie in Falten bis zu ihren Knien ging, das Kleid selber hatte keine Ärmel, nur Träger und ein Oberteil, das ihren Busen hervorragend betonte, wie er fand. Dazu trug sie noch eine einfache beige Strickjacke. Warum nochmal wollte er nicht mehr an sie denken? „Willst du es nicht öffnen?“, fragte sie, um die Spannung etwas zu lösen. Sie nahm sehr wohl seinen Blick auf ihr wahr und Anka merkte, wie seltsam es sich anfühlte, das zu spüren. Auf der einen Seite gefiel ihr das sehr, auf der anderen fragte sie sich, warum sie nicht gestern hergekommen war, ganz normal und ungeschminkt, am besten mit weitem Pulli, das er ihre Kurven nicht sah. „Ja klar, ich mach uns auch einen Tee.“, er lief an ihr vorbei in die Küche, wo seine Tasche auf dem Tisch stand, die er grade eigentlich fertig packen wollte. Er stellte das Päckchen ab, setzte Wasser auf und räumte die Tasche erst einmal zur Seite, Anka setzte sich. Seine Küche war nicht viel größer als ihre, oder besser gesagt, ebenso winzig. Mattes löste neugierig die Schleife und öffnete das Päckchen, was jetzt wohl kam? Er fragte sich, ob Anka gut in Geschenke aussuchen war. Zum Vorschein kam ein dünner Kugelschreiber, dessen Außenhülle wie dunkelblaues, undurchsichtiges Glas aussah, mit ein paar winzigen silbernen Verzierungen dran. Außerdem gab es noch eine gute Hand voll Caramelbonbons. „Der sieht echt schön aus.“, sagte er und klickte einmal, um die Miene zu sehen. Anka war etwas erleichtert, sie hatte doch keine Ahnung was sie sonst hätte schenken können. Nun klickte der Wasserkocher und lenkte sie von dem Geschenk ab. Mattes holte Tassen raus, goss den Tee auf und stellte die Tassen auf den Tisch, dann setzte er sich zu Anka. „Jetzt steh ich dumm da, ich hab gar nichts für dich.“, gab er locker von sich und grinste. Sofort lief sie etwas rot an: „Das ist egal, ich wollte mich nur nochmal bedanken, du hast das blaue Auge ja wegen mir und das hätte alles nicht sein müssen, zumal du mir eigentlich eh nicht hättest helfen müssen, nachdem ich dich so bloßgestellt hatte.“ „Verblüffend wie schön du so viele Infos in einen Satz zwängst.“, Mattes musterte sie noch immer, „Und mich dazu noch betörst mit deinem Aussehen.“ Wieder ein Grinsen. Nun war sie knallrot und fand zurück zu ihrer alten Schlagfertigkeit: „Ach hör doch auf, denk ja nicht das ich mich für dich so zurecht gemacht habe!“ Sie nahm ihren Tee und trank etwas, doch er war noch zu heiß. „Für deine Familie etwa?“ Da war wieder seine gewitzte Art, so locker und vielleicht auch einen Tick zu wagemütig. „Hör auf mich so anzustarren!“, sie zog ihre Strickjacke mehr um sich. „Lass das, du siehst wunderschön aus Anka.“, meinte Mattes, stützte den Kopf mit den Ellenbogen auf und schaute ihr in die Augen. Das war doch zu viel für Anka, es wurde ihr unangenehm: „Ich muss jetzt los!“ Sie sprang so hastig auf, das sie fast die Tasse umstieß, ging in den Flur und wickelte sich den Schal um. Er seufzte: „Seit wann flüchtest du vor mir?“ „Ich hab dich schon öfter stehen gelassen, damit zu leben hast du schon lange gelernt.“ „Du hast deinen Tee noch nicht mal angefangen.“ „Der Zug kommt gleich.“ „Tut er nicht, du hast noch über eine halbe Stunde und der Bahnhof befindet sich keine 3 Minuten von hier.“ „Ich muss vorher noch was erledigen.“ „Anka, die Geschäfte haben zu und sonst gibt es hier doch keinen in der Nähe, den du kennst.“ „Ich muss gehen!“ Er machte sie nervös, er spürte sowas sofort. So viele Mädchen, sie kamen und gingen, sein Gefühl für Mädchen war zu geschärft, als das Anka ihre Gefühle verbergen konnte, wen sie sie überhaupt selber verstand. Mattes stand auf und ging zu ihr in den Flur. Sie war immer noch ganz rot um die Nase, das gefiel ihm sichtlich, was sie nur noch rasender machte. Er nahm ihren Mantel und half ihr hinein, etwas was sie zweifelsfrei noch unruhiger machte. Sie setzte ihre Mütze auf und griff nach ihrem Koffer: „Fröhliche Weihnachten!“ Mattes musste fast lachen. Für Höflichkeit hatte Anka immer Zeit. Er öffnete ihr die Tür: „Wünsch ich dir auch, Bücherwurm.“ Es herrschte wieder Frieden zwischen ihnen. Als sie im Januar zurück in die Schule mussten, war da so etwas wie Freundschaft zwischen ihnen, zumindest nahm Anka an, das sich Freundschaft so anfühlte. Ihre andere Freundin war eigentlich nicht viel mehr als eine Bekannte, mit der sie hin und wieder zusammen zu besonderen Vorträgen ging, Tessa war genauso wie sie. „Hallo liebenswerte Anka!“ „Oh, guten Morgen Mattes.“, wieder einmal stand sie in der Bibliothek und suchte nach Büchern, als Mattes hinter ihr auftauchte, „Was wirst du im neuen Jahr alles anstellen?“ Er lachte leise: „Erst einmal das hier.“ Er hielt ihr ein kleines Päckchen hin. „Was ist das?“, fragte Anka überrascht. „Na dein Geschenk, nun nimm es schon an!“, er nahm ihr die Bücher ab und drückte ihr dafür das kleine Etwas in die Hand, was dunkelblau verpackt und mit einer grünen Schleife verziert war. Was für besondere Farben dafür, dachte sich Anka und öffnete das Päckchen. Es trudelte ihr eine Tafel weiße Schokolade entgegen und ein schlichtes goldenes Armband mit einem orangen kleinen Anhänger, der wie ein kleiner Stern aussah. Sofort wurde sie rot: „Du kannst mir doch kein echtes Goldarmband schenken!“ Sie flüsterte, das war ihr peinlich. Anka starrte auf das Armband, es war wirklich schön, die Glieder von Kettchen schlangen sich immer wieder um sich selbst und der Stern funkelte einfach zu schön. „Doch, wie du siehst, kann ich das. Lass uns Freunde sein, hm?“, sagte er neckisch. „Ich dachte das sind wir.“, gab sie unsicher von sich. „Wunderbar, wäre das geklärt!“ Während sie noch auf das Armband starrte, drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und machte sich so schnell aus dem Staub, das sie nicht hinter her kam. „Mattes, was fällt dir ein, meine Bücher!“, sie erhielt ein Scht von der Bibliothekarin, worauf sie sein Geschenk in ihre Tasche stopfte, diese schulterte und ihm folgte. Wie konnte er sie einfach so küssen? Doch innerlich seufzte sie. Ihre Bücher warteten auf ihrem Platz bei Physik, Mattes hatte in der Zeit Chemie. Sie packte die Bücher ein und sah so wieder das Armband. Vorsichtig packte sie es vorerst in ein kleines Seitenfach, wo auch ihr Handy war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)