~ Love at third sight ~ von Nea-chan (Mit dem Herz gegen alle Regeln) ================================================================================ Kapitel 31: Conspiracy ---------------------- So herausgeputzt wie sie waren, erklärte sich Yuris Vater von sich aus bereit, sie mit dem Auto zu dem Club im Stadtinneren zu fahren. Es kam für ihn nicht in Frage, dass seine einzige Tochter in einem solchen Aufzug, ohne männliche Begleitung, mit den Öffentlichen durch die halbe Stadt fuhr und Dasselbe galt auch für ihre hübschen Freundinnen. Er war schon etwas älter, sein volles Haar und sein Schnauzbart waren bereits ergraut, aber er war sehr gepflegt, zeigte sich immer in einem ordentlichen Hemd und wirkte mit seiner viereckigen Brille stets wie ein Universitätsprofessor. Trotz seiner respekteinflößenden Erscheinung, war er ein sehr netter, fürsorglicher Mann und Vater. „Und ich soll euch nachher wirklich nicht wieder einsammeln?“, fragte er besorgt, als die drei Mädchen ausstiegen und Yuri nur noch in der Beifahrertür hing, um sich zu verabschieden. „Nein Danke, Papa. Kazuya kommt ja auch gleich und wird uns später dann auch heimbringen.“, lehnte seine Tochter dankend ab. „Keine Sorge, Tanima-san! Wenn einer was von uns will, kann ich es locker mit ihm aufnehmen.“, rief Hinagiku aus dem Hintergrund und ließ dabei demonstrativ ihre Oberarmmuskeln spielen. Natürlich waren ihre Arme genauso schlank wie die der anderen Mädchen, aber sie war klein, wendig und ihr Karate so gut, dass sie es schon in der Mittelschule locker mit Jungs aufnehmen konnte. Yuris Vater lachte herzlich. „Das glaube ich dir gerne! Dann passt mal gut auf euch auf und lasst es nicht allzu spät werden.“ „Bis später.“, verabschiedete Yuri sich noch schnell mit einer dankbaren Umarmung und krabbelte dann wieder rückwärts aus dem Auto heraus. Durch das heruntergekurbelte Fenster winkte er ihnen beim Einfädeln in den Verkehr zu und sie erwiderten es vom Bürgersteig aus. „Echt nett von deinem Pa uns zu fahren.“, bemerkte Hinagiku anerkennend. „Ja, so sind Väter eben.“ „Pft, meiner ist froh, wenn ich ihm nicht auf die Nerven gehe oder mich nicht mit meinem kleinen Bruder streiten kann. Es sei denn, ich kann den Laden für ihn hüten, dann lässt er mich gar nicht mehr gehen.“ „Iwo, alle Väter vergöttern ihre Töchter! Dein Vater hat nur eine seltsame Art das zu zeigen.“ Yuri musste über ihre eigenen Worte lachen, denn sie kannte die Familie der Kurzhaarigen nur zu gut um zu wissen, wie absurd das klang, was sie sagte. Aber auch wenn in Hinagikus Familie oft ein etwas rauerer Ton herrschte, hielt sie trotzdem immer zusammen. Sie wurde mit dem Ellenbogen von der Braunäugigen angestoßen und so auf Momoko aufmerksam gemacht, die etwas betreten ihre Blicke abdriften ließ. „Entschuldige bitte, ich wollte nichts Falsches sagen.“, erklärte sich Yuri sofort bekümmert. „Hast du nicht. Ich musste nur grad daran denken, wie lieb mein Vater immer zu mir war. Ich hoffe, dass ich ihn bald wieder zurück habe und er dann wieder ganz der Alte ist.“ „Bestimmt! Er liebt dich und wird deswegen seine Probleme ganz sicher in den Griff bekommen!“, sagte Hinagiku aufmunternd und mit so einer Überzeugung in ihrer Stimme, dass man es einfach glauben musste. Momoko nickte optimistisch und schenkte ihren Freundinnen ein zuversichtliches Lächeln. „Ganz bestimmt! So, wo ist denn nun der berühmt berüchtigte Laden, in den wir wollen?“, wechselte sie das Thema unauffällig. Yuri drehte sie an den Schultern in die richtige Richtung und zeigte mit einem Finger auf eine unauffällige Hausfassade inmitten der hohen Gebäudeblöcke, vor der sich einige Leute zu einer Schlange aufgereiht hatten, um vor einem Türsteher auf Einlass zu warten. „Oh wow, mit Kontrolleur an der Tür. Das muss ja ein exklusiver Laden sein.“, staunte die Rosahaarige. „Unsinn, einen Türsteher hat doch heutzutage jeder kleine Club, der was auf sich hält. Damit es nicht zu voll drinnen wird und irgendwelche zwielichtigen Gestalten gar nicht erst reinkommen.“, erklärte Yuri beiläufig und hakte sich bei ihr unter. Hinagiku auf der anderen Seite tat es ihr nach und so stöckelten sie, mit Momoko in ihrer Mitte, wortwörtlich auf den Eingang zu. Yuri war die Einzige, die mit ihren fast kniehohen Stiefeln und deren Absatz laufen konnte, als wäre sie mit solchen Schuhen an den Füßen geboren worden. Momoko hatte noch etwas Mühe sich an die halbhohen Pumps zu gewöhnen, aber am schlimmsten bewegte sich ihre burschikose Freundin, die von ihnen dreien den niedrigsten Absatz hatte. Sie hatte lediglich Schnürsandalen mit flachem Pfennigabsatz an. „Wenn du weiter so stolperst, lässt uns der Türsteher am Ende noch abblitzen, weil er denkt, du hast 3/8 im Turm!“, zischte Yuri anklagend, worüber Momoko herzhaft losprusten musste. Ihr schallendes Gelächter zog die Aufmerksamkeit des Einlasspersonals auf sie, der sie mit genauen Blicken musterte. Die Drei wollten gerade an ihm vorbei und sich hinten einreihen, als der muskelbepackte Türsteher mit Glatze das Absperrseil vor dem Eingang aushakte und sie zu sich heranwinkte. „Wenn ihr Grazien in den Club wollt, immer reinspaziert mit euch.“ Perplex folgten drei Augenpaare seiner einladenden Handbewegung. Hinagiku löste als erste ihre Starre und setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf. „Sehr ihr? Wir werden sogar bevorzugt!“, säuselte sie, so als wäre es allein ihr Verdienst, dass sie nicht draußen in der späten Dämmerung warten mussten und stolzierte mit gerecktem Hals voran. Es kam wie es kommen musste und sie knickte um, sodass sie ungalant fast in die Arme des Türstehers stolperte. Yuri und Momoko lachten lauthals und der breitschultrige Mann grinste belustigt. „So-… sorry!!!“, stammelte sie peinlich berührt. „Immer langsam, mein junges Fohlen. Du willst dir doch nicht deine hübschen Beine brechen.“, zog er sie auf und zwinkerte ihr flirtend zu. Hinagiku schoss das Blut ins Gesicht; mit eingezogenem Kopf ging sie ohne ein weiteres Wort an dem Mann vorbei in den Club hinein, dicht gefolgt von ihren nur noch lauter lachenden Freundinnen. Hochmut kam eben doch vor dem Fall. „Warum starrst du denn dauernd auf die Uhr?“ Kazuya schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er öfter als gewöhnlich die Uhrzeit überprüft hatte. Yosukes braungrüne Augen musterten ihn amüsiert. Sie standen beide in einem gut gefüllten Bus und fuhren durch die dunkler werdenden Straßen ihres Bezirks, in dem langsam die Nachtbeleuchtung angeschaltet wurde. „Ich war nur in Gedanken, das hatte eigentlich gar nichts mit der Uhrzeit zu tun.“, erklärte er sich eilig. Sein Gegenüber bemerkte die Notlüge nicht. »Er wird mich umbringen…«, ging es dem Blonden wieder und wieder durch den Kopf, wann immer er seinem Freund etwas vormachen musste, damit er keinen Verdacht schöpfte. Das hatte bei seiner Einladung zu diesem Treffen angefangen. „Warum müssen wir eigentlich so weit fahren, nur um etwas trinken zu gehen? Alkohol bekommen wir doch sowieso nirgendwo ausgeschenkt.“, hinterfragte Yosuke neugierig und streckte sich müde. Die Nächte auf der Couch waren alles andere als erholsam. „Ich wollte mit dir einfach mal ein bisschen die Gegend erkunden anstatt immer nur unsere alten Stammplätze zu besuchen. Es haben einige neue Läden eröffnet und wenn ich schon mal wieder in der Stadt bin, kann ich auch mal etwas anderes mit dir unternehmen.“, gab Kazuya vor. „Du bist das ruhige Leben wohl nicht mehr gewohnt, seit du in der Metropole Tokyo wohnst?“, zog ihn der Torwart auf. „Kann schon sein.“, erwiderte er und zuppelte nervös am Kragen seines hellblauen Hemdes herum. Je näher sie mit dem Bus dem Club kamen, in dem seine Freundin mit Hinagiku und der ebenfalls unwissenden Momoko auf ihn und Yosuke wartete, desto heißer wurde ihm. Es war ihm nicht gelungen sich gegen Yuri durchzusetzen und ein erzwungenes Treffen, zwischen seinem besten Freund und ihrer besten Freundin, zu verhindern. Doch wenn dieser Plan nach hinten los ging, wovon Kazuya angesichts Yosukes Temperament im Moment fest ausging, stand ihre Freundschaft ernsthaft auf der Kippe. Wie sollte er dem Dunkelhaarigen danach noch erklären, dass er nichts von den Dingen, die er ihm anvertraut hatte, verraten hatte? Ein Verkupplungsversuch gegen seinen Willen sprach nämlich eine ganz andere Sprache… „Du bist so still, alles ok? Ist Yuri vielleicht sauer, weil du deine wenige Zeit jetzt schon wieder mit mir verbringst?“ Der Blonde winkte beruhigend ab. „Nein, gar nicht! So hat sie Zeit auch mal etwas mit ihren Freunden zu unternehmen.“ Yosuke sagte nichts dazu und sah eine Weile aus dem Fenster. Irgendwann, nachdem Kazuya anscheinend kein neues Gesprächsthema anschnitt und sie Haltestelle um Haltestelle passierten und sich der Bus allmählich leerte, wand Yosuke sich ihm wieder zu. „Sind wir denn bald da?“, fragte er etwas angestrengt von der ganzen, sinnlosen Rumsteherei. „Ja, ist nicht mehr weit.“, versicherte der Größere ihm beschwichtigend „Und so ein Outfit ist wirklich nötig?“, hakte sein Gegenüber nach und zeigte dabei an sich herunter. Sein ehemaliger Mannschaftskapitän hatte ihn regelrecht beschworen sich etwas anzuziehen, in dem er ausgehen würde und sich trotzdem verausgaben konnte. So war seine Wahl auf ein schwarzes Muskelshirt mit Rundhalskragen und eine dunkelblaue Jeans gefallen. Kazuya hatte zu seinem hellen Kurzarmhemd eine fast schwarze Hose kombiniert und sah ebenfalls sehr lässig aus. „In der Bar, die ich im Sinn habe, kann man auch tanzen.“, erklärte er ruhig. Innerlich erhöhte sich seine Pulsfrequenz deutlich. „So etwas hatte ich schon vermutet, als du von auspowern gesprochen hattest. Weißt du, dass mir Hiromi deswegen eine riesen Szene gemacht hat? Es hat ihr schon nicht gepasst, dass ich den Abend überhaupt schon bis auf unbestimmte Zeit nicht zuhause bin, aber als sie mich in diesen Klamotten in Verbindung mit dem Wort Bar und Tanzen gesehen hat, ist sie fast durchgedreht…“, erzählte Yosuke augenrollend und sichtlich genervt. Erstaunt hob Kazuya seine Augenbrauen. „Ich dachte, eure Beziehung ist momentan eher distanziert und platonisch?“ „Ist sie auch. Das hält Hiromi aber nicht davon ab mir vorschreiben zu wollen, wie ich mich als zukünftiger Familienvater zu verhalten hätte.“ Sein Blick war identisch mit seinem Tonfall; verhärtet und finster. „Naja… sie wird wahrscheinlich Angst haben, dass du dich ganz von ihr abwendest.“ „Natürlich. Sie will unbedingt, dass alles wieder so wird wie früher und ich bemühe mich auch wirklich, nett zu ihr zu sein, aber ich kann keinen Schalter umlegen und von jetzt auf gleich wieder Gefühle für sie entwickeln.“ „Nein, das geht wohl nicht…“ „Ist Yuri denn gar nicht eifersüchtig, dass du in so einem Aufzug ohne sie in eine Tanzbar gehen willst?“ „Eifersüchtig? Nein, gar nicht.“, antwortete er überrumpelt. Warum sollte sie auch? Er hatte sich ja schließlich für sie so angezogen. So in ihr Gespräch vertieft, versäumte Kazuya fast, dass sie inzwischen an der richtigen Station angekommen waren und aussteigen mussten. Hastig sprangen sie noch aus dem Bus, ehe sich die Türen wieder schlossen. Die Haltestelle war in unmittelbarer Nähe der vermeintlichen Bar, vor der sich im Halbdunkel bereits eine nicht ganz unbeachtliche Schlange von Leuten aufgestellt hatte. Erstaunlicher Weise waren die Meisten junge Frauen, von denen sich ein paar neugierig zu ihnen umdrehten und hinter vorgehaltener Hand kicherten und tuschelten. Während der Blonde so tat, als würde er nichts bemerken und wie immer ein charmantes, perfektes Lächeln aufgesetzt hatte, schnaufte Yosuke etwas gelangweilt. Da war sie wieder, diese Art von Frauen, die Männern wie ihnen nur allein wegen Äußerlichkeiten hinterher schmachteten. Zu seinem Glück kam nach ein paar Minuten eine Frau mittleren Alters aus dem Lokal. Sie trug flippige Klamotten, hatte eine ausgefallene Frisur, und trug außerdem eine weiße Schürze um die Hüfte. Sie musste drinnen wohl als Barkeeperin arbeiten. Die Schlange-Stehenden konnten bis in die hinterste Reihe hören, dass sie sich bei dem Türsteher über die niedrige Männerquote im Laden beschwerte. „Lass nicht dauernd nur junge Hühner rein, die kratzen sich da drinnen sonst vor Langeweile bald die Augen aus!“, schimpfte sie und verschwand auch schon wieder nach drinnen, von wo dröhnende Bässe bis nach draußen schallten. Yosuke dämmerte so langsam, dass es sich auf keinen Fall um eine normale Tanzbar handeln konnte, sondern eher um einen richtigen Club mit allem Drum und Dran. Etwas grimmig blickte der Türsteher nun durch die Schlange und winkte mit Fingerzeig und ruckartigen Kopfbewegungen die wenigen Männer daraus zu sich nach vorne, die nicht in Begleitung einer weiblichen Person waren. Darunter natürlich auch Kazuya und Yosuke. Nachdem sie durchgewunken worden waren und drinnen, im dunklen Eingangsbereich, zielstrebig an der Garderobe vorbei gelaufen waren, schlug ihnen zusätzlich zur lauten, poppigen Musik noch verbrauchte, warme Luft entgegen. „Was wäre so ein Laden nur ohne die typisch stickige Luft.“, rief der Dunkelhaarige seinem Freund etwas ironisch angehaucht über die Musik hinweg zu. „Das macht doch den Charme erst aus!“, rief Kazuya schmunzelnd zurück. Der Club hatte einen ovalen Schnitt. Rechts und links führten Treppen hinauf zu einer Galerie mit Tischen, an denen man sitzen und das Treiben im unteren Bereich beobachten konnte. Direkt gegenüber vom Eingang war an der hintersten Stelle ein riesiges, erhöhtes Podest mit einer mächtigen Soundanlage und einem beschäftigt zappelnden DJ dahinter. Direkt davor, in der Mitte des Ladens, war die Tanzfläche mit Schachbrettmuster, auf die eine aufwendige Beleuchtungsanlage wild tanzende, neonbunte Lichter warf, die sich dem Rhythmus des jeweiligen Songs anpassten. An den Seiten war je eine halbkreisförmige Bar mit beleuchtetem Tresen, an denen zahlreiche Barhocker standen und sich noch mehr Menschen tummelten. Es war bis auf die Lichter dunkel, voll, warm und laut. Eine Stimmung, die entweder zum Eintauchen verleitete, oder zum Davonlaufen. „Aha, das verstehst du also unter einer kleinen Bar mit ein bisschen Musik.“, brüllte Yosuke erneut, der mit seinem Freund an seiner Seite immer noch am Eingang stand und unschlüssig durch die Gegend schaute. Kazuya wirkte selber ein wenig überfordert, vor allem aber war er angespannt, weil er fieberhaft in der, ineinander verschwimmenden Masse aus Partywütigen, nach drei ganz bestimmten Personen Ausschau hielt. „Dann ist es halt eine größere Bar mit ganz viel Musik.“, entgegnete er abgelenkt und lief die paar Stufen nach unten zur Tanzfläche, wo er nun die Wahl hatte eine Lücke an der Bar anzusteuern, oder sich von der Musik einlullen zu lassen und zu tanzen. „Ich bin für Bar!“, schrie Yosuke schon fast und navigierte sie beide an den Tresen. Einen Sitzplatz zu ergattern war allerdings unmöglich. Die Barfrau, die ihnen schon von draußen bekannt war, beugte sich lächelnd zu ihnen vor um ihre Bestellung aufzunehmen. Was Kazuya bestellt hatte konnte sein Freund nicht hören, aber als sie ihnen jeweils ein großes, kaltes Glas mit Cola rüber schob, war das Rätsel auch schon gelöst. Der Dunkelhaarige stand mit dem Rücken zur Tanzfläche, sein Begleiter genau anders herum. „Was schaust du so? Wenn du überlegst mich auf das Parkett zu schleifen, muss ich dich enttäuschen. Ich tanze nicht mit fremden Frauen und noch weniger mit Männern.“, frotzelte er gespielt ernst und leerte sein Glas mit einem Zug. Es war so warm und drückend, da war das Glas mit rotbrauner Limonade mehr als willkommen. Nur Kazuya nippte etwas verhalten an seinem Glas und starrte weiterhin konzentriert in die Masse. Neugierig drehte Yosuke sich um und folgte seinem Blick. „Siehst du jemanden, den du kennst?“, fragte er laut, direkt in dessen Ohr. Der Blonde schüttelte den Kopf und trank nun ebenfalls aus. „Nein.“, antwortete er wahrheitsgemäß. Eben nicht, das war ja sein Problem. »Wo stecken sie? Sind sie etwa noch nicht hier?« Das konnte nicht sein, denn er und Yosuke waren etwas später dran als geplant. Deswegen hatte er im Bus immer wieder auf seine Armbanduhr gesehen. So wie er Yuri kannte, wäre sie außerdem niemals unpünktlich. Nur, wie sollte er sie hier finden? Das es sich um einen so großen und vor allem gut besuchten Club handeln würde, damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte natürlich die Möglichkeit seine Freundin mit dem Handy zu erreichen, aber ob sie es bei der Geräuschkulisse und dem Wumms des Basses hören würde, war fraglich. Es stand zudem noch das Problem im Raum, dass sie sich nicht darüber geeinigt hatten, wie Yosuke und Momoko in dieser Umgebung zueinander geführt werden sollten, ohne dass jeder von ihnen auf dem Absatz Kehrt machte und die Flucht ergriff. Also suchte er weiter Gesicht für Gesicht ab, über das die Deckenleuchten ihre Scheinwerfer gleiten ließen. Yosuke ließ seinen Kopf im Takt eines rockigen Songs wippen, der gerade angespielt wurde und beobachtete die Leute im Saal dabei, wie sie sich ausgelassen zu den Rhythmen bewegten. Es waren wirklich viele Frauen da, hauptsächlich in seinem Alter bis Mitte zwanzig. Manche von ihnen jaulten vergnügt zur Musik und rissen die Arme hoch, bewegten sich auffällig aufreizend oder grotesk ungelenkig. Letzteres traf aber eher auf die Minderheit der Männer zu, die sich unter die flirtwilligen Damen mischten. Er belächelte das vergnügt, schließlich konnte nicht jeder ein geborener Tänzer sein. Während er, genau wie Kazuya, also weiter das wilde Treiben beobachtete, überkam ihn mehr und mehr die Lust doch zu tanzen. Die Stimmung um ihn herum ergriff allmählich Besitz von ihm. Was war schon dabei sich mitten ins Getümmel zu stürzen? Lange würden sein Kumpel und er bestimmt nicht auf Mittänzerinnen warten müssen und ein bisschen Gezappel auf der Tanzfläche war schließlich noch keine Einladung zum Flirten, oder? Hin und her gerissen, ob er seinen Begleiter darauf ansprechen sollte oder nicht, wanderten seine Augen von Mädchen zu Mädchen, so als wollte er schon mal ausloten, mit wem es wohl am besten funktionieren würde, ohne sich zu blamieren. Es traf ihn wie ein Donnerschlag, als er auf der anderen Seite, inmitten unzähliger anderer Tänzerinnen, plötzlich einen rosa Haarschopf erspähte. Sein Herz setzte einen Schlag aus und er hielt die Luft an. »Das kann nicht sein!«, schoss es ihm durch den Kopf. Und doch musste sie es sein, denn neben ihr tanzten unverwechselbar ihre Freundinnen Yuri und Hinagiku. Ohne es zu merken, klappte sein Mund schockiert auf. »Warum sind sie hier?!«, fragte er sich stirnrunzelnd und starrte keine Sekunde später wütend seinen Freund an, der genau im selben Moment das sah, was er gerade schon erspäht hatte. Kazuyas graue Augen weiteten sich erschrocken. „Yosuke, ich kann dir das erklären!“, begann er entschuldigend, fast flehend. „Spar dir das! Du hast mich verarscht, damit ich hier her komme und auf sie treffe!“, blaffte er schäumend vor Wut zurück. „Es tut mir leid! Yuri dachte, ihr beide solltet euch mal aussprechen…“ „Yuri? Also hast du es ihr erzählt?“, entfuhr es ihm scharf. Der Torwart war so sehr in Rage über diesen Verrat, dass er sich mit beiden Händen durch sein kurzes Haar fuhr und es zerwühlte. „Nein! Ich habe ihr nichts gesagt!“, schwor der Blonde ihm hoch und heilig. Er wollte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter legen, doch Yosuke schlug sie weg. „Weiß du was, ist auch egal! Ihr habt euch ja eine tolle Verschwörung ausgedacht, aber ohne mich! Ich hau ab!“ Tatsächlich wollte er gehen, doch Kazuya hielt ihn mit eisernem Griff zurück. „Warte! Sie hat dich doch noch gar nicht gesehen! Wir können ihr auch ausweichen oder zusammen gehen, wenn du das willst. Du hast Recht, es war eine schlechte Idee! Es tut mir leid!“, beschwor sein Freund ihn erneut eindringlich. Der Dunkelhaarige wollte davon nichts wissen und riss sich los, ließ seinen Blick kurz bevor er ging aber noch mal zu der Stelle schweifen, wo er Momoko gesehen hatte. Wieder stockte ihm der Atem, denn diesmal sah sie auch ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)